Re: Spielen mit Cliuenar
von NSC » Do 16. Mär 2023, 16:52
Cliuenar
Er wusste, dass er mit seinem Blick wohl jetzt ziemlich viel Wirbel in den beiden erzeugt haben musste, aber, und das schwor er auf alles, was er noch hatte, das war keineswegs seine Absicht gewesen. Er war müde, er hatte Hunger und nun, sein Durst war vorläufig gestillt, aber sein Hals schmerzte immer noch. Er konnte jetzt nichts an seinem Blick ändern, er konnte nicht einmal bewusst sagen, wieso er zustande gekommen war und er wollte ihn lieber auch nicht sehen. Ein Mann mit Rehaugen ... das hatte er nicht sein wollen, aber es war geschehen und er konnte es nicht ändern, weder jetzt noch zu einem anderen Zeitpunkt. Er fühlte nur die Schmach, dass sie ihn so gesehen hatten, die Schmach, dass ihm bewusst wurde, was er wirklich getan hatte und die Scham, dass es ihm immer noch nicht Leid tat. Fünf unschuldíge, beinahe unschuldige Hexen waren unter ihm gestorben. Safframenta hatte sein Blut zerstört gehabt, aber das war jetzt auch ihm schon fast egal. Er bereute den Augenblick, als sie gestorben war und seine geliebte Lüge mit in die Dunkelheit genommen hatte. Er bereute es, zu diesem Zeitpunkt nicht ganz in der Wirklichkeit gewesen zu sein, um sich dieses Bild immer einzubrennen, sondern, dass er die Erinnerung nur als einen beschlagenen Spiegel sehen konnte.
Ja, er war der Vergewaltiger, er war der Mörder, stellte er mit einer seltsamen Zufriedenheit fest. Er hatte es getan. Es ärgerte ihn nicht mehr, eher freute ihn das Wissen, dass er nicht zurückschreckte, wenn es darum ging, jemanden zu bestrafen. Er sah der Hexe mit dem schwarzen Juwel kurz entgegen, senkte aber hastig seinen Blick. Was hatte er da gerade gesehen? War das ... Schuld gewesen? Oder etwas anderes? Was hatte sie zu verbergen, dass ihre Augen so etwas offenbarten?
Er hatte etwas gesehen, was nicht für ihn bestimmt sein sollte. Das gab ihm einen kleinen Vorteil, der ihm vielleicht nicht viel nutzen würde, aber wenn er ihn richtig anwandte ...
Cliuenar schüttelte den Kopf, warf sich dem Schmerz förmlich entgegen. Was dachte er da? Er war eindeutig nicht mehr aufmerksam genug. Es war Einbildung gewesen, denn so etwas würde kein Sklave zu Gesicht bekommen. Es würde kein Mann zu Gesicht bekommen. Denn das würde bedeuten, dass eine Frau gerade, wenn auch unfreiwillig, einen wahren Blick in ihr Innerstes gewährt hatte.
Die andere sah ihn an, als wäre es seine Schuld, dass die Sonne nicht in der Hölle schien, sondern sie hier mit Hitze quälte. Dann sagte sie leise etwas zu ihm und er stutzte. Was war denn das? Wer machte es hier wem schwer? Die beiden Hexen hatten immerhin einander, um sich gegenseitig zu unterstützen. Und er? Cliuenar warf den Pfählen einen vernichtenden Blick zu. Nun, standhaft waren sie, aber mehr auch nicht.
Er wollte etwas erwidern, aber als er den Mund öffnete und sich einen Ton hervorzwingen wollte, wehte leichter Wind, der Sand mit sich brachte. Sein Hals war sowieso schon gereizt gewesen und es war gar keine gute Idee gewesen, sprechen zu wollen. Denn, ohne dass er sich wehren könnte, richtete sich sein Körper gegen ihn. Sein Brustkorb spannte sich an, er spürte das verfluchte Zittern, bevor er es unterdrücken konnte. Krampfhaft husten hing Cliuenar an seinen Pfählen, bis ihm Blut den Mundwinkel herunterlief.