Re: Spaziergang zu zweit
von Kayne » Di 5. Mär 2024, 23:18
Sie schien beinahe entsetzt allein von dem Gedanken, er könne sie verlassen. In Kayne verursachte es ein glückliches Gefühl, was sich momentan mit seiner Verwirrung biss und ihn noch weiter verunsicherte. Trotzdem schloss er sie in seine Arme, als sie sich schutz suchend an ihn kuschelte und nicht wollte, dass er ging. Es war schön sie einfach nur zu halten.
Weitaus weniger schön war es, dann plötzlich von ihr zu hören, es hätte ihr Spaß gemacht, Cliuenar weh getan zu haben und es wäre gar befriedigend gewesen. Er hatte das Gefühl, eine vollkommen Fremde in den Armen zu halten, jemanden, den er nicht einmal annähernd kannte. Kann ich jemals darauf hoffen, sie wirklich kennen zu lernen? Und wollte er das? Vor ein paar Stunden hatte er das so leichtfertig dahin gesagt, er wolle sie besser kennenlernen und nun offenbarte sie immer mehr und mehr. So langsam begriff er auch, warum sie gezögert hatte, gerade weil sie ihn als anständigen und ehrenhaften Mann ansah. Zu anständig? Zu ehrenhaft?
Nein, sie war sie. Er kannte sie jetzt in ihrer Gegenwart und dass sie über seine Komplimente errötete, dass sie vor Schüchternheit nicht gewagt hatte bei ihren ersten Begegnungen viel zu sprechen, dass man Spaß mit ihr haben konnte, dass er es mochte bei ihr zu sein. Er kannte all diese Dinge. Jetzt mußte er nur irgendwie mit dem Rest klarkommen, auch wenn er keine Ahnung hatte wie.
"Siandra.. ich würde nicht wollen, dass du Cliuenar noch einmal weh tust, nur weil du dich an ihm rächen willst für etwas, was er nicht getan hat..." Kayne war über sich selbst überrascht, dass er es mit halbwegs fester Stimme vorbrachte. "Ich.. wurde nicht so erzogen, ich kann nicht stumm irgendwo daneben stehen, wenn jemand grundlos angegriffen und verletzt wird... bitte... mach so etwas nie wieder", bat er sie ganz leise und hielt sie nur noch fester. "Bitte lass dich nicht von Rachegefühlen auffressen..." Vielleicht hatte sie nur ihre Machtlosigkeit betäuben wollen, die Hilflosigkeit, die damals von ihr Besitz ergriffen hatte... er konnte sich ja nur ausreimen, was da passiert war, auf jeden Fall nichts schönes.
"Es tut mir leid, dass dir Männer so weh getan haben... aber es gibt zum Glück auch einige nette Männer auf dieser Welt." Er lächelte aufmunternd. "Mich zum Beispiel..."
Vor seinem inneren Auge sah er eine blutbesudelte Siandra, die befriedigt von dem gequälten Sklaven hinunterstieg... irgendwie mußte er diese grässlichen Bilder wieder loswerden...