Re: Ungewollte Erkenntnis
von Kayne » Mi 6. Mär 2024, 23:49
So wie sie es ihm aufgetragen hatte, hörte Kayne einfach nur zu und unterbrach sie kein einziges Mal. Zuerst erzählte sie von ihrer Kindheit und wie sie aufgewachsen war. Es machte ihn wütend zu hören, dass man sie bereits mit zwölf Jahren dazu gezwungen hatte, ihre Jungfrauennacht zu durchleben. Wie konnte ihre Mutter sie nur so auf die Straße setzen? Sie diesem Leben aussetzen?
Und ja, Kayne konnte sich durchaus vorstellen, dass Tania unter den Männern schon damals begehrt gewesen war. Er war zwar in Siandra verliebt, aber er hatte ja trotzdem Augen im Kopf, um festzustellen, dass Tania sehr schön war. Die Geschichte bekam immer hässlichere Züge, als sie von ihrer Arbeit als Hure berichtete und Kayne war sich jetzt wirklich nicht mehr sicher, ob er das hatte hören wollen. Und dann sagte sie ihm, dass sie den Mann ermordert hatte, der sie vergewaltigt hatte.
Kayne hätte ihr jetzt liebend gern gesagt, dass er dafür vollstes Verständnis hatte und sie dafür bestimmt keine Reue empfinden müßte, doch er hatte ihr ja versprochen, sie nicht zu unterbrechen. Tanias Ton war weiterhin kalt und distanziert. Man konnte ihr anmerken, dass sie nicht bereute, auch die anderen Männer getötet zu haben. Das Leben schien sehr hart zu ihr gewesen zu sein. Der Rest der Geschichte waren nur die Konsequenzen für ihr Leben zu das man sie gebracht hatte. Also war Tania auch eine Sklavin... weil sie gemordet hatte.
Kayne wußte nicht was er darauf sagen sollte. Ob sie überhaupt irgendeine Reaktion von ihm erwartete.
"Ich... ich hab auch bereits getötet", gestand er dann. Etwas worüber er sonst nie sprach. "Ich hätte wegschauen können, ich hätte mich raushalten können, als fünf Krieger meinten, sie müßten einen Landen Bauernhof brandschatzen und die Frauen schänden. Stattdessen hab ich eingegriffen und die Männer getötet." Er senkte den Kopf. "Ich dachte immer, ich sollte es bereuen.. ich hätte sie ja nur kampfunfähig machen können... aber es hätte nicht gereicht." Kayne sah wieder hinüber zu Tania. "Ich denke, ich kann dir noch weiter in die Augen sehen... ich könnte dich nicht deswegen verurteilen was du getan hast." Wenn sie Männer getötet hatte, die ihr böses gewollt hatten... er hätte eher definitiv ein Problem damit gehabt, hätte sie wehrlose Leute willkürlich getötet.
"Besteht denn diese Verbannung immer noch?", fragte er nach, "Siandra hat mir gesagt, dass ihr... Besitzer", er brachte das Wort kaum heraus, "sie freigelassen hat. Was ist es bei dir gewesen? Bist du immer noch Sklavin? Kann man nicht irgendetwas dagegen unternehmen? Ich fände die Verbannung sehr schlimm... und immer auf der Flucht zu sein..." Außerdem sollte er ja wissen, ob Tania noch verfolgt wurde oder nicht, damit er sich drauf vorbereiten konnte.