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Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:12

Das Geschehen im Dorf machte Isobel offenkundig zu schaffen. "Können wir denn gar nichts tun?", fragte sie. "Wenn wir sie besser behandeln würden, hätten sie vielleicht nicht mehr so viel Angst. Und wenn sie zum Beispiel gerade wegen uns auf die Unterstützung der Rebellen angewiesen sind, warum sollten sie die je ausliefern?"
Gualterio lächelte grimmig.
„Interessante Fragen, Jiriki. Warum sollten wir denn etwas für sie tun? Es sind doch nur wertlose Landen. Sie haben nur jetzt eine gewisse Wichtigkeit. Wenn der Hauptharst der Armee eintrifft und der Feldzug startet, und wir tiefer in das Landesinnere vorstossen, lassen wir lediglich verbrannte Erde zurück und kein Leben. Wir wollen gar nicht das diese Bauern überleben. Denn wenn Raej befriedet ist, kommen Siontreue Siedler aus anderen Teilen des Reiches denen Land versprochen wurde und die es neu besiedeln und bebauen werden. Obergefreite Jiriki, dir wurde doch auch Land nach Ablauf deiner Dienstzeit versprochen. Was glaubst du wo dieses Land liegt und wem es mal gehörte?“ Malateste fragte sich, wer von den Soldaten schon mal darüber nachgedacht hatte wie das System der Eroberung funktionierte und das Sions Grosszügigkeit auf dem Leiden anderer beruhte. Oh, er hatte eben keine Kritik geübt, sondern nur sachlich und unbeschönt das System ausgeführt. Ob er wohl in irgendeinem der Soldaten einen Funken Zweifel gesät hatte an der Sache für die sie kämpften?

Er hätte den Wald umreiten können, es wäre zwar ein Umweg gewesen und Wälder waren zudem als gute Möglichkeit bekannt von schlecht ausgestatteten Widerständlern erfolgreich für einen Hinterhalt genutzt zu werden, aber genau darauf legte Malateste es an. Er brauchte Kontakt zu den Rebellen, er musste wissen wie sie organisiert waren und wie sie agierten. Auch wenn er damit gerechnet hatte, passierte trotzdem alles sehr schnell und überraschend. Sein Instinkt warnte ihn gerade früh genug um noch den Befehl auszugeben Schilde aufzubauen bevor die Falle zuschnappte.
Der Hinterhalt war perfekt gelegt, an einer Stelle wo der Weg eine Biegung nahm, das Unterholz dicht wuchs und die Späher ausser Sicht des Haupttrupps gerieten. Die Planung und Koordination war scheinbar von langer Hand geführt und reibungslos umgesetzt. Messantia blieb noch ein Schrei der plötzlich abbrach als hinter ihnen auch schon ein Dornengespickter Baumstamm herunterknallte und den Rückweg abschnitt. Einige der Pferde scheuten, brachen aus und Machar mit seinen Seebeinen wurde vom Pferd abgeworfen das reiterlos an ihnen vorbeigaloppierte. Lanzen fielen unnütz zu Boden während die restlichen Gefreiten versuchten ihre Pferde unter Kontrolle zu bringen. Die Formation löste sich in Augenblicken komplett auf. Zorn tänzelte in dem ganzen Trubel nur leicht während einige von Malatestes Soldaten ihn überholten, aber bei der Biegung heftig an ihren Zügeln rissen und die Pferde zum Stillstand zwangen. Malateste schloss zu ihnen auf. Gwyns sonst immer leicht gerötetes Gesicht war bleich wie ein Laken als er Messantias Lage erkannte und auch Isobel blickte besorgt auf Rann und Vetinaldi der mit einem Speer am Nacken auf dem Boden kniete. Auf einigen Gesichtern war Angst zu lesen, und auf anderen wie bei Thorus verbissene Entschlossenheit, auf Pellias Gesicht gar die stoische Ruhe eines Veteranen. Gualterio konnte fünf Banditen oder Rebellen erkennen, der welcher hinter Messantia sass, einer bei Vetinaldi, zwei Bogenschützen und einen mit Krummsäbel, doch anhand der Signaturen waren noch mehr im Wald versteckt.
Das der Speerträger eine Frau war, offenbarte sich als sie das Wort ergriff.
"Ist es nich nen bißken früh für Abgaben, Räuberpack?", erklang ihre Stimme hinter dem Tuch mit einem breiten Dialekt, "Aber wir haltn uns auch nich an Termine. Rückt das Zeug raus, un' schmeißt eure klenen Spielzeuge zu Boden. Sons' könnt ihr euch von eurn Kameraden verabschieden. Un fangt gar nich ers an zu glauben, wir hättn nich noch mehr Pfeile auf euch gerichtet."
„Ihr habts gehört, lasst die Lanzen fallen“, befahl Malateste und liess seine Waffe auf den Boden gleiten, einige Augenblicke später hörte er wie die wenigen Lanzen die noch in den Händen ihrer Träger verblieben waren ebenfalls auf den Weg schepperten. Seltsamerweise lächelte der Kriegerprinz und er blickte unentwegt die Wortführerin an. Diese hielt dem Blick etwas flackernd stand. Sofort richteten sich die Pfeile der beiden Schützen und die Hauptaufmerksamkeit auf den Kriegerprinzen der entspannt im Sattel sass.
„Steigt jetzt von euren Pferden, stellt euch einen Meter daneben und verschränkt die Arme hinter dem Kopf.“ Die Gefreiten blickten sich unsicher ob des Kommandos ihres Korporals an. „Das ist ein Befehl.“ Malatestes Stimme wurde nicht lauter, doch konnte man hören, dass er keinen Widerspruch duldete. Nur zögernd kamen die Gefreiten dem Befehl nach, ihnen war vermutlich vage bewusst was ihnen bevorstand wenn dies tatsächlich Rebellen waren. Sie würden mit ihnen dasselbe tun was Lorcann mit seinen Gefangenen tat.
„Du nimms uns ja die ganze Arbeit ab. Aber wasn mit dir Grosser? Willste nich auch von denem grossen Ross steigen?“ Gualterio lächelte noch immer und in seinem Gesicht war nicht die Spur von Angst oder Zweifel zu erkennen. Unsicherheit flackerte in den Augen der Banditen auf, einer der Bogenschützen zitterte leicht.
„Natürlich“, antwortete der Kriegerprinz ohne den Blick von den Augen der Anführerin abzuwenden. *Messantia, sobald mein Stiefel den Boden berührt drückst du den Arm weg* *Diego, sobald mein Stiefel den Boden berührt rollst du dich zur Seite* Die beiden Speerfaden kamen mit grau abgeschirmt und danach liess Malateste seinen Juwelenschild spürbar fallen. Entgeistert blickten ihn die Gefreiten an, der Rebell mit dem Krummsäbel lächelte triumphierend.

Malatestes Juwelen waren nicht voll aufgeladen, aber es war mehr als genug für das hier. Die Schmerzen und die Mattigkeit schienen verflogen und machten dem Rausch des Adrenalins Platz. Kriegerprinz. Diese Bezeichnung gab es seit Menschengedenken und sie kam nicht von ungefähr. Den Kampf mit der Muttermilch aufgenommen, das Blut singend, die Kunst allein auf Krieg geeicht.
Graue Macht sammelte sich in dem rechten Fuss des Kriegerprinzen, bündelte sich, wartete auf die Entladung. Langsam schwang Malateste sich nach links von Zorns Rücken aus dem Sattel. Es war still. Bis Malatestes rechter Fuss den Boden berührte. In dem Moment entlud sich die Graue Macht als ob ein Riese einen gewaltigen Hammer auf den Boden geschmettert hätte. Die Luft verdichtete sich und eine Druckwelle breitete sich kreisförmig von Gualterio aus, begleitet von einem gewaltigen Donner als ob ein Blitz eingeschlagen hätte. Die Erde bebte und wellte sich als ein Erdbeben ausbrach in dessen Epizentrum, gleich dem Auge eines Orkans, der Kriegerprinz mit seinem Streitross stand. Freund wie Feind wie Pferd wurden von den Beinen gerissen oder kämpften mit dem Gleichgewicht. Vetinaldi hatte sich in dem Moment zur Seite geworfen und der Speer stiess in demselben Augenblick ins Leere als der Griff eines Wurfdolches dort erschien wo vorher noch das linke Auge des Banditen gewesen war der hinter Messantia auf dem Pferd sass.
Dein Dolch verfehlt sein Ziel nie. Malateste hörte Timaris‘ Stimme in seinem Geist. Diese Worte hatte sie vor Kurzem im Palastgarten zu ihm gesagt und schienen doch schon unglaublich weit entfernt.
Die Fährtenleserin hatte den Arm mit dem Dolch von ihrer Kehle weggedrückt und konnte sich wie durch ein Wunder auf dem Rücken des Pferdes halten das in Panik davongaloppierte während der Tote Rebell durch die Druckwelle weggeschleudert wurde. Die beiden Bogenschützen hatten reflexartig die Sehnen losgelassen, ein Pfeil schoss ungezielt in die Höhe als der Schütze im Erdbeben das Gleichgewicht verlor, der andere bohrte sich in Gualterios Ringpanzer und blieb im Leder darunter stecken.
„Ho Zorn!“, rief Malateste und schlug dem Pferd auf die Flanke während er das Schwert zu Anderthalbhand aus der Scheide am Sattel zog. Das Schlachtross galoppierte los und begrub einen der Bogenschützen unter seinen stampfenden Hufen dem es nur noch gelang in blinder Panik den Arm hochzureissen. Hinter Zorn kam der Kriegerprinz angerannt mit Mordlust in den Augen. Der Kämpfer mit dem Krummsäbel versuchte zu registrieren was passiert war, stand noch auf den Beinen, sah den Korporal auf sich zustürmen und riss den Säbel hoch. Das Langschwert wurde zu einem Blitz, es schien als liefe Malateste einfach an dem Banditen vorbei ohne ihn zu berühren, um dann zum Bogenschützen zu gelangen, ihn zu umrunden und zur Anführerin zu springen. Als der Kriegerprinz der verblüfften Rebellin, die sich gerade wieder hochrappelte, die Panzerfaust an die Schläfe schmetterte und sie bewusstlos schlug, gingen der Krummsäbelkämpfer und der verbliebene Bogenschütze mit entgeisterten, brechenden Augen zu Boden, sie hatten noch nicht mal realisiert das sie tödlich getroffen worden waren.
Das Ganze hatte nur wenige Sekunden gedauert. Nun erklangen wütende und erschrockene Schreie aus dem Wald als sich die versteckten Rebellen vom Erdbeben und der Druckwelle erholten und zu realisieren versuchten was eben passiert war.
„Ihr Lahmärsche, verschwindet sofort aus der Schusslinie und schert ins Unterholz aus, immer zu zweit.“ Malateste brüllte den Befehl während er im Zickzack zum Waldrand lief. Endlich kam Leben in seine Gefreiten die genauso perplex gewesen waren wie die Angreifer. Pfeile begannen aus dem Unterholz zu schiessen, einer prallte mit einem lauten „Pling“ vom Gualterios Helm ab, ehe der Kriegerprinz einen Juwelenschild aufbaute. Grüne Energie sammelte sich um Gualterios linke Faust und löste sich mit einem leisen Knistern zu einem Juwelenball der ins Unterholz krachte. Die Luft roch verbrannt, Schreie gellten aus dem Wald. Der Hayllier stürmte ins Unterholz, erblickte zwei Vermummte die gerade wieder Pfeile aus den Köchern zogen und landete wie ein Rachegott zwischen ihnen. Das Schwert zuckte vor und zurück. Rundherum erklangen nun Kampfgeräusche, Rufe und Schreie, ehe er Gestalten sah die in heilloser Unordnung durch den Wald flüchteten.
„Halt! Verfolgt sie nicht, ihr habt keine Chance im Wald! Alle zu mir!“ Malateste kehrte zur Strasse zurück die nun einem Schlachtfeld glich. Überall lagen Waffen herum, vier Tote Rebellen und eine stöhnende Rebellenanführerin. Seine Leute kamen aus dem Unterholz, Lochier mit zwei blutigen Krummdolchen, Jakeem hinkend, Isobel offenbar unverletzt und weitere mehr. „Jiriki, zähl durch, Verwundete? Verluste?“ Malateste säuberte seine Klinge an der Tunika des Krummsäbelkämpfers und stiess dann einen lauten Pfiff aus. Einige Sekunden später trabte Zorn den Weg entlang und wirkte äusserst zufrieden. Gualterio steckte das Schwert in die Scheide zurück und ging zur halbbenommenen Anführerin. Er durchsuchte sie geübt nach Waffen und riss ihr dann das Tuch vom Gesicht. „Bald werden wir miteinander reden, über Abgaben, Termine und Rebellenpack.“
Hufgetrappel erklang und Messantia kam zurück, lächelnd und mit einigen der Pferde die sie geistegegenwärtig eingefangen hatte an den Zügeln. Gwyn rannte auf sie zu und Gualterio lächelte kurz.

So 5. Nov 2023, 13:12

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:13

Isobel

Isobel realisierte erst jetzt, dass sie noch die Lanze fest umklammert hielt, als Bonderus den Befehl gab die Waffen fallen zu lassen. Würden sie sich etwa ergeben? Aber was würde mit ihnen in der Hand von Rebellen passieren? Nichts gutes. Die Obergefreite versuchte die Angst zu unterdrücken, sie war mehr als angespannt. Verständlich, eine falsche Bewegung und es würde vielleicht Diego und Messantia das Leben kosten. Anderseits konnte Jiriki sich nicht vorstellen, dass ihr Korporal kampflos aufgeben würde. Nein, womöglich hoffte er bloß auf eine bessere Gelegenheit die Angreifer zu überrumpeln. Mit dumpfen Geräusch fielen die restlichen Lanzen auf den ausgestretenen Waldweg. Die Pruulerin versuchte die Räuber (oder Rebellen) im Auge zu behalten, aber sie wußte gar nicht wohin sie als erstes schauen sollte, im Wald waren noch mehr Signaturen zu spüren. Hoffentlich kamen sie lebend wieder hieraus, hoffentlich...
Dankbar hielt sich die Obergefreite an den Befehl von Bonderus, dass sie absteigen sollten, vertraute darauf, dass er schon wußte was er tat. Die meisten anderen waren skeptischer und zögerlicherer. Gwyns Gesicht war weiß wie ein Laken, er hatte gewiss nicht nur um sich selbst Angst sondern vor allem um Messantia. Vorsichtig hatte Isobel sich neben ihr Pferd gestellt, die Arme hinterm Kopf verschränkt.
Der Anführerin, die Diego mit einem Speer bedrohte, reichte das aber noch nicht, wandte sich an Bonderus und dass er auch absteigen sollte. Der Kriegerprinz schien mehr als ruhig und selbstsicher. Isobel bewunderte ihn dafür, hatte er überhaupt keine Angst? Dann ging alles so furchtbar schnell. Fast behäbig stieg der großgewachsene Mann mit dem vernarbten Gesicht und dem strohigen Haar ab, doch in dem Augenblick wo sein rechter Fuß auf den Boden auftraf, schien alles um sie herum zu explodieren. Eine Druckwelle rauschte durch den Wald, der Boden wölbte sich und schien keinen Naturgesetzen mehr zu gehorchen. Isobel fiel zu Boden, schlug sich das Knie auf und schützte instinktiv ihren Kopf mit den Armen. Zweige prasselten auf sie nieder, Bäume knarrten wie als würden sie gleich auseinander gerissen, man hörte Schreie, Pferdewiehern. Dicht neben ihr stampfte ihr eigenes Pferd panisch mit den Hufen, aber für einige Atemzüge war die Obergefreite wie gelähmt. Sie wollte gar nicht den Kopf heben, sie wollte am liebsten hier zusammengekauert liegen bleiben bis alles vorbei war und sie ihre Tochter wiedersehen konnte.
Was nicht passieren wird, wenn du deinen Arsch hier nicht hochkriegst. Jiriki hob den Kopf wieder, um sie herum war Tumult ausgebrochen. Bonderus schnauzte alle an, dass sie sich in Bewegung setzen sollten, aus der Schußlinie verschwinden. Die Obergefreite rappelte sich auf, wich einem panisch davonreitenden Pferd aus und zog ihr Schwert. Es war alles wahnsinnig schnell passiert, sie sah viele tot daliegende Banditen, der Anderthalbhänder des Korporals voller Blut. Wo war Messantia? Der Kriegerprinz dagegen war schon im Wald verschwunden, man hörte das Aufheulen seiner erbarmungswürdigen Gegner. Jiriki wollte nicht in deren Haut stecken.
"Komm schon." Jakeem war bei ihr, rannte ebenfalls ins Dickicht, wo sie Signaturen von Rebellen vermuteten. Natürlich wollte die Pruulerin ihn nicht alleine lassen, folgte ihm rasch. "Wo sind sie? Sie müssen doch hier irgendwo sein?", entfuhr dem Gefreiten, er blickte sich wild um, wollte anscheinend eindeutig kämpfen. Dann fluchte er plötzlich, ging zu Boden und Isobel sah gleichzeitig, dass der Boden an einer Stelle wie eine Klappe aufgegangen war, Blätter raschelten, in einer flachen Grube hatten die Angreifer sich verborgen und einer mit einem gezackten Dolch nach Arif ausgeholt. Nun sprangen sie aus ihrem Versteck, ein zweiter griff fleichzeitig Isobel an, die trotz Überraschung die ersten Angriffe mit ihrem Schwert abwehren konnte. Ein weiterer Schlag mit einem dornbesetzten Knüppel traf sie zwar, schwächte aber erst einmal nur ihren Schild.
"Arif!", brachte sie keuchend hervor. Der Pruuler rollte sich zur Seite, versuchte auf die Beine zu kommen, obwohl einer der Rebellen auf ihn einschlug. Schlußendlich brachte Jakeem den Mann ebenfalls zu Fall, sie rangen wüst zwischen dem Unterholz. Isobel konnte ihm jedoch nur aus den Augenwinkeln Beachtung schenken, denn sie mußte sich selbst verteidigen. Parade, Finte, Ausfall... und wie hatte noch einmal diese eine Taktik geheißen? Die blödsinnigste Theorie, die Bonderus so oft beim Training über den Hof geblafft hatte, kamen ihr in den Sinn. Isobel erkannte eine Lücke in der Verteidigung des Räubers, hieb ihr Schwert in dessen Seite, Blut spritzte auf. Ihr Schlag war nicht sehr sauber gewesen und der Mann lebte auf jeden Fall noch als sie das Schwert wieder rauszog. Er taumelte nach hinten, spuckte Blut. Isobel setzte ihm nach, bohrte die scharfe Klinge durch seinen Brustkasten ins Herz. Schwer atmend wollte sie Arif zu Hilfe eilen, doch sie sah nur noch wie der andere Rebell im Unterholz des Waldes verschwand.
"Bist du verletzt?", fragte sie besorgt, kam näher, hielt ihr Schwert aber noch verteidigungsbereit und sah sich um, ob niemand zu ihnen kam. Wo waren die anderen? Sie hatte komplett den Überblick verloren. Dennoch hörte sie die laute, markante Stimme von Korporal Bonderus, dass sie die Leute nicht verfolgen sollten, zu ihm kommen sollten. "Kannst du gehen, los, ich helf dir auf." Isobel hielt Arif ihre Hand entgegen, beugte sich über ihn, als er sie zu sich zog und voller Hunger küsste. Rasch schob die Soldatin sich wieder von ihm, machte sich keuchend los.
"Dunkelheit, Jakeem, wir werden angegriffen und du denkst nur an das eine", erwiderte sie. "Das heißt wohl dir gehts gut genug. Los, komm." Ihr schwirrte der Kopf, Jiriki wollte nicht über diesen Übergriff nachdenken. Hatte er die Situation etwa ausnutzen wollen? Sie kam aus dem Unterholz, Arif folgte ihr hinkend. Sie sammelten sich auf dem Waldweg und Bonderus erteilte gleich Befehle. Auch ohne hätte Isobel gleich nachgesehen ob alle da wären. "Die Penda Brüder fehlen", fiel ihr gleich auf.

Arif setzte sich derweil hin, Wulfhere begutachtete sein Bein und brummte, dass es aussähe als hätte Arif ein Hund in die Wade gebissen. Die Wunde war zwar nicht tief, doch von einer hässlichen Klinge erzeugt worden, so dass die Gefahr hoch war, dass es sich entzünden würde. Lodier Machar, der gleich damit protzte, er hätte zwei auf einmal erledigt, zierten ein paar Fleischwunden an den Armen. Alvaro hatte eine blutige Nase, anscheinend hatte Verulia ihn aber doch noch vor schlimmerem verteidigt.
Als Hufgetrappel erklang, kam zur Freude aller Messantia mit einigen der Pferden zurück. Kaum war sie von ihrem Pferd, eilte Gwyn bereits auf sie zu und drückte sie in seine Arme. Gleichzeitig kehrten auch endlich Brion und Cedric aus dem Wald wieder, Isobel hatte sie per Speerfaden erreicht. Sie schlugen sich gegenseitig in die Hände und schienen sehr zufrieden.
"Sir, es sind alle da. Arif ist am Bein verletzt, er bräuchte eine Heilerin", berichtete Jiriki dann den Korporal und informierte ihn auch über die kleineren Verletzungen, doch es war nichts ernstes. Sie trat vorsichtig zu einem der tot daliegenden Rebellen, murmelte ein leises Gebet, entschuldigte sich und wischte dann ihr blutiges Schwert am Umhang des Toten ab. Wer noch lebte war die Anführerin. Machar kam gleich mit Stricken wieder, die er von seinem Pferd geholt hatte. Eine Fleischwunde am Arm hatte er notdürftig selbst verbunden. "Soll ich sie fesseln? Von Knoten knüpfen versteh ich was." Er grinste. Allgemein war die Stimmung nach dem ersten Schrecken gut, sie hatten das Getreide der Bauern und auch noch die Anführerin von vielleicht einer Rebellengruppe. Die Kommandeurin würde zufrieden sein.
Die einzige, die hier nicht zufrieden war, schien die Räuberin, die Bonderus nur finster anblickte. "Ich werd dir gar nix sagen, Sions Arschlecker", spuckte sie aus. Diego trat ihr wütend in die Seite, verständlicherweise hegte er einen besonderen Groll gegen sie wo er doch von ihr beinahe abgestochen wäre.
"Wenn wir mit dir fertig sind, wirst du singen wie eine hayllische Opernsängerin. Nämlich laut und viel", bemerkte er hart.

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:14

Die Gesichtszüge des Kriegerprinzen verhärteten sich bei der Nachricht über das Fehlen der Pendas. Schon wollte Malateste sich an die Fersen der Flüchtenden heften und nicht eher mit der Verfolgung stoppen bis er Klarheit über das Schicksal der beiden Brüder bekam. Glücklicherweise kamen Cedric und Brion als Letzte, bestens gelaunt und unverletzt aus dem Unterholz.
Isobel kam zu Malateste und erstattete Bericht. Keiner war gefallen oder lebensgefährlich verwundet, die Folge davon war eine aufgedrehte Stimmung unter den Gefreiten. Für viele war dies vermutlich der erste ernsthafte Einsatz und Kampf auf Leben und Tod gewesen, und alles war gut ausgegangen. Sie fühlten sich Siegestrunken, keine Spur mehr von der Angst und Unsicherheit die nur wenige Minuten vorhin vorgeherrscht hatte. Glücklicherweise hatten die Erfahrenen auf die Grünschnäbel aufgepasst, Malateste spürte den wachsenden Zusammenhalt unter den Gefreiten.

„Sehr gut Isobel. Sorg dafür, dass ihr in wenigen Minuten aufbrechen könnt. Für heute haben wir genug erreicht, der Trupp wird umgehend ins Fort zurückkehren und die Verletzten behandeln lassen.“ Der Kriegerprinz beugte sich über den toten Bogenschützen und zog das Wurfmesser aus Gehirn und Augenhöhle. „Gwyn, Messantia, untersucht den Wald, prägt euch genau ein wie der Hinterhalt gelegt worden ist und wie sie vorgegangen sind.“
Lodier Machar präsentierte einige Stricke und grinste breit. "Soll ich sie fesseln? Von Knoten knüpfen versteh ich was." Gualterio nickte und deutete zu einem Baum.
„Ja, binde sie an dem Ast dort fest, so das ihre Zehenspitzen knapp den Boden berühren.“
Die Anführerin war wieder bei Bewusstsein und spuckte Malateste hasserfüllt entgegen das sie ihm nichts verraten würde. Sie brach mit einem Keuchen ab als Diego ihr hart in die Seite trat und eine Eindeutige Drohung aussprach. Woher der Groll des abtrünnigen Haylliers kam war unschwer zu erraten, sie hatte ihn überrumpelt und gedemütigt.
„Genug Vetinaldi, hilf den anderen die fehlenden Pferde einzufangen.“ Widerstrebend trollte sich der Hayllier, nicht ohne der Rebellin noch einen hasserfüllten Blick zuzuwerfen. Machar packte sie und begann sie unzimperlich zu fesseln und warf dann einen Strick über den Ast an dem er die Frau hochzog bis ihre Arme durchgestreckt waren und sie mehr am Ast hing als stand.
Der Kriegerprinz sammelte trockenes Holz am Waldrand und schichtete es neben der Banditin zusammen. Mit einem Funken Hexenfeuer entfachte er eine Flamme bis die Äste flackernd brannten. Langsam zog er den Helm und seine Panzerhandschuhe aus und legte alles ordentlich auf den Boden, dann streifte er seine Uniformjacke aus, faltete sie sachte und legte sie ebenfalls neben Handschuhe und Helm. Er schob die Ärmel des Lederwamses bis zu dem Ellbogenlangen Ringpanzerhemd hoch und entblösste seine Muskelbepackten Unterarme. Dann zog Malateste den langen Basilarden und zwei Wurfdolche aus den Scheiden und legte sie mit den Spitzen voran ins Feuer.
Während sich die Klingen erhitzten wandte er sich an die gebundene Rebellin. „’Ich werde dir nichts sagen.’ Diesen Satz habe ich schon so oft gehört in meinem Leben. Gesprochen voller Überzeugung. Aber früher oder manchmal auch später haben sie alle geredet.“
Der grosse Hayllier musterte den Ort des Hinterhalts und die Fortschreitenden Aufräumarbeiten. „Obergefreite Jiriki. Du übernimmst das Kommando bis zu meiner Rückkehr. Ihr brecht jetzt auf während ich das hier alleine zu Ende bringe.“ Der Korporal zog einen der Dolche aus dem Feuer und betrachtete die weissglühende Klinge.
„Ich führe Verhöre immer alleine durch. Befrager und Befragte bauen während des Verhörs eine sehr starke emotionale Bindung auf, es hat beinahe etwas Intimes.“ Malateste wirkte versonnen und ruhig. „Ich ziehe es vor dabei ungestört zu sein.“

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:14

Georgette Kato - Heilerin (tigerauge/aquamarin) - Fara

Als Kato wieder zu sich kam, war eigentlich schon alles gelaufen. Im Grunde hatte sie es schon gewußt als der Kriegerprinz seinen Fuß auf den Boden gesetzt und die Erde zu beben begonnen hatte. Bei dem Zeitpunkt wo sie den Kriegerprinz als Anführer des Soldatenpacks erkannt hatte, war es eigentlich schon zu spät gewesen. Ihre Leute lagen tot neben ihr, Paz, Lambert, Nic... ihr Blick flackerte, sah zu Paz, dessen von Pferdehufen zerschmetterter Körper verdreht auf der Erde lag, sein Kopf seitwärts gestreckt und die stumpfen Augen himmelwärts gerichtet, wo die Äste der Bäume den Horizont umklammert hielten.
Die Soldaten kamen gerade wieder aus dem Unterholz zurück, Kato konnte ihre schweren Schritte hören, ihre dumpfen Stimmen wie sie mit dem Sieg prahlten. Ihr war schwindlig, sie wünschte, sie könnte mit leeren Augen in den Himmel starren. Dann wäre es wenigstens vorbei gewesen. Denn Georgette war nicht dumm, sie wußte was passierte wenn man sie erwischte und gefangen nahm. Paz, Lambert, die anderen... sie hatten Glück gehabt.
Kato versuchte sich mühsam auf die Seite zu drehen, ihre Schläfe pochte schmerzhaft. Da hörte sie wie der Kriegerprinz zu ihr kam, ihr das Tuch vom Gesicht riss. "He, fass mich nicht an!", beschwerte sie sich, rollte sich zusammen, aber er riss grob an ihrer Kleidung und erst als er sie abtastete, begriff Georgette, dass er sie nach Waffen durchsuchte. Er fand einen Dolch an der Wade mit Lederriemen befestigt und noch einen am Gürtel, der Speer lag unerreichbar ein paar Schritte weg, war ihr beim Sturz wegen des Bebens aus der Hand geglitten. Der Mann wollte reden, dieses Arschloch, sie wußte genau was das bedeutete. Er wollte sie foltern um zu erfahren was sie wußte. Finster sah sie ihn aus harten, blauen Augen an, während ihr ihre dunkelbraune Mähne mit einem leichten Stich ins rötliche wild ins Gesicht fiel, sich an den Rändern zu Locken kräuselte. "Ich werd dir gar nix sagen, Sions Arschlecker", spuckte sie aus. Der Vogel, den sie vom Pferd gepflückt hatte, ließ sich das nicht gefallen, trat sie hart in die Seite. Kato rollte sich stöhnend zusammen, bedeckte ihren Kopf schützend mit dem Unterarm. Sie wünschte, sie wäre tot, dann hätte sie schon alles hinter sich.
Jemand sprach etwas von fesseln, der andere wollte sie nochmal treten, aber ausgerechnet der Kriegerprinz hielt ihn davon ab. Dafür kam nun ein Mann mit breiten Schnauzbart zu ihr, grinste feist und begann grob ihre Hand- und Fußgelenke zu fesseln. Als Kato ihre Muskeln anspannte in der unsinnigen Hoffnung, sie könnte später aus den Fesseln schlüpfen, verpasste der Soldat ihr einen harten Schlag, zog die Fesseln enger. An einem Seil, das über ein Ast geworfen worden war, wurde sie in die Höhe gezogen bis sie kaum noch richtig stehen konnte und ihr ganzer Körper angespannt war.
Einige der Soldaten betrachteten sie abschätzig, knufften sich gegenseitig in die Seite. "Sieht aus als hätten wir was gutes gefangen", sagte ein etwas stämmiger Mann.
"Wenn wir sie zu Frostseel bringen, wird sie uns vielleicht belohnen", warf ein Dhemlaner ein.
"Ich glaub nen männlicher Rebell wär ihr lieber gewesen, so viel Frust wie die schiebt", lachte der Mann mit dem Schnauzer wofür er vom Dhemlaner einen strengen Blick kassierte.
"Red nicht so über die Kommandeurin. Und es ist doch egal welches Geschlecht dieses Pack hat, Rebell ist Rebell", erwiderte er.
"Das sagst du, Estelo, aber ich wette, es gibt so einige Leute im Fort, die gern ne waschechte Rebellin zwischen den Laken hätten", scherzte der andere Soldat, rollte das übrig gebliebene Seil auf und verstaute es wieder.
"Wir haben Laken auf den Feldbetten? In welchem Zelt schläfst du?", mischte sich ein großgewachsener, kräftiger Mann mit blonden Haaren ein.
"Leider in deinem, du Holzfäller", gab der Schnauzbärtige zurück, die anderen lachten. Allgemein war die Stimmung ausgelassen, Kato senkte schwer atmend den Kopf, versuchte irgendwie ihr Gewicht mehr zu verteilen.

Als sie beobachtete wie der Kriegerprinz Holz sammelte, glaubte sie schon, er würde sie hier bei lebendigen Leib verbrennen, doch das Feuer war nicht nah genug dazu. Kato spürte bloß die ausgehende Hitze davon, riss stärker an den Fesseln je mehr von seiner Rüstung der Hüne ablegte. Erst als der Kriegerprinz die Spitzen seiner Waffen ins glühende Feuer legte, dämmerte Georgette was ihr blühen würde. Sie knurrte leicht, presste die Zähne zusammen, schnaufte durch die Nase. Der Soldat wandte sich zu ihr, meinte er hätte schon so oft den Satz gehört, dass man nichts sagen würde, aber früher oder später hätten noch alle geredet. Der Kerl kam sich wohl sehr selbstsicher vor. Hasserfüllt blickte Kato ihn an, spuckte auf den Boden vor ihm, sagte aber nichts. Sie konnte noch kämpfen, sie würde es ihm bestimmt nicht leicht machen, sie mußte einfach durchhalten. Für die anderen.
Inzwischen sammelten die anderen Soldaten die Waffen ihrer Gegner ein.
"Sollten wir... ich weiß nicht, den Toten kein Begräbnis liefern?", fragte eine dunkelhäutige Frau. Ein weiterer Dhemlaner schüttelte den Kopf, packte gerade einige der erbeuteten Gegenstände in ein Bündel.
"Nah, das erledigen die Rebellen schon. Schätze, sie kommen nachts wieder her und holen die Leichen", erklärte er. Georgette mußte zugeben, dass er recht hatte.
"Wirklich, Brion? Hey, dann können wir ihnen hier auflauern und vielleicht noch mehr gefangen nehmen", warf ein jüngerer Dhemlaner ein, der ein Tuch an seine blutige Nase hielt.
"Na, so dumm sind die auch wieder nich." Die Männer und Frauen, auch wenn Kato nur drei ausmachte, räumten weiter zusammen bis der Kriegerprinz sich an die Dunkelhäutige wandte, sie sollten alleine aufbrechen, er würde das hier alleine zuende bringen. Dabei zog er einen der Dolche aus dem Feuer, vermutlich um zu kontrollieren ob die Klinge schon schön heiß war um sie zu verbrennen. Georgette versuchte ihre Angst klein zu halten. Sie hätte so gerne Pélage gesandt was sie noch erfahren hatte, aber es war verboten und sie durfte nicht riskieren die anderen zu verraten.
Derweil faselte der Kriegerprinz was davon, dass während des Verhörs Befrager und Befragte eine starke emotionale Bindung aufbauten, es wäre schon fast intim und er würde bevorzugen dabei ungestört zu sein. Kato gab etwas von sich was man gut als eine Mischung aus Lachen und Knurren interpretieren konnte. Wenn der Mistkerl sie vögeln wollte ohne dass andere ihm zusahen warum sagte er es dann nich einfach?
"Ja, Sir. Ihr habts gehört, aufsitzen!", gab die Pruulerin nach kurzem Zögern einen Befehl und langsam schwangen sich alle der Soldaten auf ihre Pferde. Kato konnte noch das letzte Gemurmel der Soldaten mitbekommen, wie sie gewiss wären dass ihr Korporal die Frau - oder Schlampe - ausquetschen würde wie eine Zitrone. Einige wollten sogar dabei sein, andere waren zurückhaltender.
Langsam verschwand ein Pferd nach dem anderen hinter der Biegung, Georgette starrte auf das Unterholz dort wo man die Leichen vom Weg geschafft und hingeworfen hatte. Ihr Blick verhärtete sich, sie biss sich fest auf die Lippen. Schließlich war auch das Hufgetrappel verklungen, man hörte nur noch die Geräusche des Waldes und das Knistern des Feuers.

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:15

Das letzte Pferd mit Pellia auf dem Rücken verschwand um die Biegung. Der Dhemlaner warf ihm und der Gefangenen noch einen letzten Blick über die Schulter zu und bald war das Geräusch der Pferdehufe verklungen. Malateste hatte vorhin seine Gefreiten im Auge behalten. Einige waren froh verschwinden zu können und das Weitere nicht beobachten zu müssen, so wie Isobel, Gwyn und auch die Pendas, anderen stand die Enttäuschung zu verpassen wie die Rebellin gefoltert wurde regelrecht ins Gesicht geschrieben, so beim Hayllier Vetinaldi und Thiron.
Nun wurde es kurzzeitig still. Die Toten Rebellen lagen noch dort wo sie gefallen waren und blickten mit starren Augen anklagend in den Himmel. Doch die Welt störte das nicht, sie drehte sich unbeirrt weiter. Bald darauf war im Wald schon wieder der Ruf eines Eichlhähers zu vernehmen und das Rascheln von irgendeinem Kleintier. Der Kriegerprinz stand stumm da und wartete bis die Signaturen auch für seine feinen Sinne nicht mehr spürbar waren. Zorn stand an Wegrand und graste bei einem Flecken Wiesland am Bord, sein Schweif schlug aus und vertrieb eine lästige Fliege, die Ohren zuckten. Der Kriegerprinz ging zu ihm, tätschelte seine Flanke und nahm den Wasserschlauch aus einer Satteltasche. Auf dem Weg zurück fiel sein Blick auf einen der toten Bogeschützen. Sie hatten gewusst auf was sie sich eingelassen hatten, ihnen musste klar sein, dass sie auf Dauer verlieren würden. Trotzdem würden sie weiter kämpfen bis zum Ende. Das war Mut. Sein Leben für eine höhere Sache zu opfern, für Freiheit und Selbstbestimmung. Gualterio bückte sich und schloss mit einem Streicheln über die Lieder die Augen des Toten.

Wuterfüllt bohrte sich der Blick der Gefangenen in ihn. Dem Hayllier war klar, dass er all das Verkörperte wogegen sie kämpfte. Er nahm den Basilarden aus dem Feuer, die Klinge glühte. Der Kriegerprinz hauchte sie an, eisiger, mit der Kunst gezeugter Atem entwich seinem Mund und die Waffe wurde wieder zu kaltem Stahl.
„Das Feuer wär nicht nötig gewesen, aber es wirkt theatralischer. Ich gab ihnen was sie sehen wollten, etwas was ihre Fantasie anregt. Ich habe ihnen ein Bild in den Kopf gesetzt. Es ist oft überraschend wie einfach sich der Mensch täuschen lässt.“
Die Klinge zuckte vor und zerschnitt den Strick oberhalb der Gefangenen. Die Rebellin fiel auf die weiche Erde am Waldrand.
„Ich wünschte es wäre nicht nötig gewesen deine Leute zu töten. Aber ich kann mir nicht den leisesten Zweifel an der Echtheit meiner Identität erlauben, zu viel steht auf dem Spiel, das Schicksal von mehreren Ländern. Glaub mir, hätte ich ernst gemacht, wäre keiner deiner Krieger entkommen, so ist wenigstens die Hälfte am Leben geblieben.“ Der Kriegerprinz schob den Basilarden zurück in die Scheide und warf der Rebellin den Trinkschlauch zu.
„Trink, du wirst durstig sein.“ Er strich sich mit der Hand durch das halblange, blonde Haar.
„Ihr seid nicht die einzigen die sich gegen Sions verderbte Herrschaft stellen. Ich habe sehr mächtige Auftraggeber im Rücken. Wenn ihr noch eine Weile aushaltet wird Verstärkung kommen. Raej darf nicht fallen.“
Der Blick des einen heilen, goldgefleckten Kohleauges in dem verheerten Gesicht fiel auf die Rebellin mit den wilden Kastanienfarbenen Haaren. „Wie heisst du, Freiheitskämpferin?“

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:15

Georgette

Aus den Augenwinkeln beobachtete Georgette wie der Kriegerprinz bloß zu seinem Pferd ging, es sachte tätschelte. Kein Wort wurde gesprochen, es waren bloß die Geräusche des Waldes zu hören, auch das Knarzen des Seiles wenn sich ihr Körper dagegen anspannte. Sie keuchte verbissen, legte den Kopf in den schweißnassen Nacken, blinzelte und starrte nach oben zu den Ästen und Blättern des Baumes, wo schwach die Sonne zu erkennen war. Wenn sie nur hier sterben würde neben ihren Kameraden, sie wollte nicht zum Fort, sie wollte nicht...
Kato biss sich auf die Lippen, versuchte ihre Handgelenke verstohlen aneinander zu reiben, um die Fesseln etwas zu lockern, aber sie saßen fest und alles was sie tat war sich beständig die Haut aufzuschürfen. Der Kriegerprinz hatte inzwischen einen Wasserschlauch aus einer der Satteltaschen geholt, kam wieder zurück ehe er bei Paz stehen blieb, sich bückte und ihm die Augenlider mit einer sachten Fingerbewegung schloss. Georgette blinzelte, ihre Augen waren feucht und sie bemühte sich Fassung zu bewahren. Sie mußte stark bleiben egal wie sehr ihr der Soldat weh tun würde. Stark bleiben für die anderen. Kato suchte die Stärke in ihrer Wut, die ihr auch aus den blitzenden blauen Augen sprach mit dem sie den Kriegerprinzen durchbohrte als er kurz zu ihr sah, dann zum Feuer trat. Innerlich versuchte sie sich gegen den Schmerz zu wappnen, gegen die ersten Verbrennungen. Georgette hatte schon Körper von anderen Rebellen gesehen, die in die Hände der Soldaten gefallen war. Die Verbrennungen, Verstümmlungen, es war ein furchtbarer Anblick gewesen und sie hatte sich diese Schmerzen nichtmal vorstellen können. Sie hatte nur unsäglichen Hass auf diese Leute verspürt, die ihnen ihre Heimat wegnahmen. Und auf ihre Landsleute, die Raej für ein bißchen Geld und Macht verrieten.
Der Kriegerprinz blickte auf die heiße Klinge, die rot aufglühte. Kato schluckte, atmete tief durch. Es setzte erst Verwunderung ein, als sie beobachtete wie der Hüne mit eisigem Atem auf die Klinge blies und etwas davon zu reden begann, dass das Feuer theatralischer gewirkt hatte. Thea-was? Georgette verstand nicht wovon er sprach, verbarg ihre Verwirrung aber.

Bevor sie sich auch noch den Kopf darüber zerbrechen konnte, machte die Klinge rasch eine Halbdrehung, stach nach vorne und zerschnitt das Seil über ihr. Trotz gefesselter Hand- und Fußgelenke versuchte Kato sich reflexartig zur Seite zu drehen, kam mit einem dumpfen Keuchen auf der Erde unter ihr auf. Ihre Haare fielen ihr wild ins Gesicht, sie hob den Kopf leicht, pustete eine Strähne zurück und blickte hastig zu dem Mann was er weiter vorhatte. Doch er rührte sich überraschenderweise nicht vom Fleck, fiel nicht über sie her wie sie befürchtet hatte. Stattdessen redete er etwas davon, dass er ihre Leute eigentlich gar nicht hatte töten wollen, er könne sich keinen Zweifel an der Echtheit seiner... was? Hölle, was meinte der Bastard?
Georgette versuchte sich aufzusetzen, kaum getan warf der Kriegerprinz ihr den Trinkschlauch zu ihren Füßen hin, forderte sie auf zu trinken. Er behauptete, dass er auch gegen Sion wäre, so viel verstand Kato nun. Allerdings glaubte sie ihm kein Wort. Er wollte sie in Sicherheit wiegen, so tun als wäre er auch ein Rebell, so dass sie sich ihm anvertraute. Bestimmt würde sie nicht darauf reinfallen.
Während der Soldat noch redete, rieb Kato weiter ihre Handgelenke gegeneinander. Der Sturz hatte die Fesseln gelockert, sie half noch mit ihrer aquamarinen Kunst nach. Zwar hätte sie keine Zeit mehr ihre Füße zu befreien, doch es reichte um sofort mit der Kunst einen Ast knarrend bis nach unten zu ihr beugen zu lassen, die Arme darum zu schlingen und ihn zurückfedern zu lassen, so dass sie mit ihm nach oben katapultiert wurde. Georgette griff gleich nach dem nächsten Ast, um sich weiterzuziehen. Sie wußte nicht, ob sie es schaffen würde, aber es kam auf einen Versuch an und hier auf den Baum kam der Soldat nicht so schnell wie sie, denn sie spürte, dass er verletzt war. Es hatte Vorteile Heilerin zu sein. Keuchend presste sie ihre Schenkel gegen einen Ast, rief einen Dolch aus ihrem Juwelengepäck herbei und zerschnitt die Fesseln hastig.

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:16

Mit dieser Aktion hatte Malateste nicht gerechnet. Er bekam noch mit wie ein Ast sich senkte und im nächsten Moment katapultierte sich die Rebellin hoch ins Astwerk des Baumes. Der Kriegerprinz verbiss sich einen Fluch. Er hätte mit dem Durchschneiden des Strickes warten sollen, zumindest solange bis sich seine Worte bei ihr gesetzt hatten. Wenn sie ihm entkam hatte er ein Problem. Er hatte gehofft von ihr einige Informationen über die Rebellen zu bekommen, nichts wichtiges, ein verlassenes Lager, ein Waffenversteck, irgend etwas was er Frostseel geben konnte, aber eigentlich ging es ihm darum einen ersten Kontakt mit den Rebellen zu knüpfen. Wenn er stattdessen mit leeren Händen zurück kehrte…
Er zwang sich zur Ruhe und blickte dem Stamm entlang in die Höhe. Einige Meter und mehrere Äste höher sass die Rebellin und bewegte sich hastig, wahrscheinlich zerschnitt sie die Fesseln. Malateste hatte wenig Lust ihr nachzuklettern, nicht mit der Wunde an der Seite und all den anderen Blessuren. Vorsichtshalber baute er einen grünen Schild auf. Wer weiss auf was für Ideen die Frau sonst noch kam. Der Kriegerprinz beschattete sein Gesicht mit einer Hand und blickte nach oben.
„Ist mir auch Recht wenn dir diese Position zum Reden mehr zuspricht. Aber ich kann dich noch nicht gehen lassen. Du bist gerade sehr wichtig geworden. Wirst du jetzt zuhören?“

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:16

Georgette

Sobald die Fesseln gelöst waren, schob sie sich über den Stamm weiter, steckte den Dolch in die Lederscheide, die an ihrem Oberschenkel mit zwei Riemen befestigt war, und so auch ihre waidgrüne Hose festband. Darüber trug sie ein ledernes ärmelloses Oberteil, das an der Seite genürt war, am Saum in Fetzen gerissen war und ihr so etwa bis zu den Oberschenkeln ging, früher war es mal ein Kleid gewesen. Armschoner aus hartem Leder schützten ihre Ober- und Unterarme. Es war die beste Rüstung, die sie hatte. Georgette kletterte behände weiter, achtete gar nicht auf die Stimme des Kriegerprinzen unter ihr, der sie fragte, ob sie jetzt zuhören würde, er könne sie noch nicht gehen lassen.
Klar, und sie war die Königin von Dhemlan. Sie würde jetzt nicht zuhören, sie würde jetzt abhauen. Kato nahm jede Chance die sie kriegen konnte. Grazil schwang sie sich von Ast zu Ast, nutzte den Schwung aus um weiter nach unten zu kommen und federnd auf dem Waldboden zu landen. Hinter sich hörte sie den Kriegerprinzen ungeniert fluchen, aber da war Georgette bereits losgelaufen ohne auch noch einmal zurückzublicken. Und was wenn er sie absichtlich fliehen ließ, kam ihr ein Gedanke? So dass sie ihn direkt zu ihrem Versteck lotste? Kato wechselte die Richtung, schlug sich tiefer ins Dickicht des Waldes, keuchte heftig, ihre Seite stach. Behände sprang sie über einen umgestürzten Baumstamm. Denk nach, denk nach. Wohin konnte sie? Sie durfte ihn nicht zu ihren Leuten führen, denn hinter sich hörte sie das Krachen von trocknem Holz, schwere Hufe auf dem Waldboden. Er verfolgte sie doch tatsächlich zu Pferde.

Konnte Kato ihm überhaupt entkommen? Gehetzt blickte sie sich um, er würde immer ihre Signatur spüren... so suchte sie Wege, wo er ihr wenigstens nicht mit dem Pferd folgen konnte. Wenn sie dort langrannte wo eine der Fallen war, die konnte er nicht mit seinen dummen Juwelen spüren. Sie mußte ihn nur bis dorthin bringen, wenn er erstmal in einer der Gruben lag - und noch lebte - würde sie die Oberhand haben. Der Gedanke gab ihr mehr Stärke, rascher hetzte sie durch den Wald, wich Zweigen und Dornen aus. Georgette griff nach einem bemoosten Ast, zog sich einen steileren Hang hoch, Steine polterten wieder nach unten. Ihr Herz wummerte schmerzhaft in ihrer Brust. Hatte er aufgegeben? Kaum oben stolperte Georgette weiter, nutzte einen herabhängenden Ast um sich weiterzuschwingen und so einem Suhlplatz für Wildschweine auszuweichen, der ihre Fußspuren noch deutlicher verraten hätte.
Halb schlidderte sie die nächste Böschung wieder hinab, hörte das Plätschern des nächsten Baches. Die Heilerin strich sich ihre kastanienfarbenen Haare wüst zurück, aber ihre Schritte den Hang hinunter waren zu hastig, sie rutschte auf einem der moosbewachsenen Steinen aus, rollte den letzten Rest des steilen Ufers hinab und landete platschend vorne im Wasser.
Sie mußte nur hinter sich zwei kleine Steine klickernd zusammentreffen hören, da wußte Georgette was los war, vielleicht spürte sie auch das Kribbeln in ihrem Nacken. Rasch rollte sie sich noch im flachen Wasser herum, trat wuchtig mit dem Fuß gegen den herannahenden Kriegerprinzen.

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:17

Natürlich antwortete sie ihm nicht, sondern hüpfte mit einem gewagten Sprung hinüber zum nächsten Baum und drang flink tiefer ins Gehölz vor. Nun konnte sich Malateste einen Fluch nicht verkneifen. Er musste bis zum Abend zurück im Fort sein, sonst würde ein Suchtrupp ausgeschickt werden. Was würde er denen erzählen was aus seiner Beute geworden war? Gualterio stiess einen markanten Pfiff aus und sofort hob das Pferd auf der anderen Wegseite den Kopf und trabte über die Strasse. Gualterio packte die Zügel, schwang sich in den Sattel und gab Zorn die Sporen. Sie würde ihm in den Bäumen nicht entkommen, er war einiges schneller auf direktem Weg.
Aber bald entpuppte sich dies als Trugschluss. Das Unterholz wurde immer dichter und gestürzte Bäume versperrten ihnen den Weg. Die Signatur der Flüchtenden zeigte ihm, dass sie inzwischen wieder auf dem Boden angelangt war und wie vom Teufel gehetzt rennen musste.
Mit einem Knurren zog Malateste die Zügel straff, vor ihm türmte sich ein Wall aus Dorndickicht und übereinander getürmten, modrigen Baumstämmen, kein Durchkommen für einen Reiter. Mit klirrenden Sporen sprang der Kriegerprinz vom Pferderücken. Die Signatur entfernte sich. Unwillig, aber entschlossen kletterte er über einige Baumstämme. Dahinter war das Dickicht nicht viel besser. Er zog den Basilarden und bahnte sich mit ihm wie mit einer Machete den Weg. Die Flüchtige hatte auch plötzlich die Richtung gewechselt. Nicht das sie nicht ständig Haken schlug, aber im grossen und ganzen war er sich sicher, das sie eine Weile ein bestimmt Direktion eingehalten hatte und sie dann aber massiv änderte. Was war der Grund? War ihr Lager in der Nähe?
Vor Malateste begann sich ein Hügel langsam in die Höhe zuschrauben, irgendwo dort vorne spürte er die Frau. Auf einer Seite war das monotone Rauschen eines Baches zu hören. Kurz wog der Kriegerprinz seine Möglichkeiten ab und rannte dann in Richtung des Baches. Wenn er einigermassen geradeaus floss und nicht zu tief war, konnte er am Bachlauf entlang schneller vorwärts kommen als durch den Wald. Wasser spritze auf als Malateste dem Bachrand entlang hetzte, er unterdrückte seine Signatur, für jemanden mit helleren Juwelen würde es nun verdammt schwer werden ihn zu spüren. Vor sich erklangen Geräusche und ein Platschen. Die Rebellin war rechterhand den Hang hinunter gerutscht und gerollt und in den Bach geplumpst und drehte ihm nun den Rücken zu. Der Kriegerprinz schob leise den Basilarden in die Scheide und kam vorsichtig näher, versuchte das Rauschen des Wassers nicht zu übertönen, aber ein falscher Schritt liess einige Steine im Bach herumrollen und gegeneinander Klacken.
Die Rebellin drehte sich blitzschnell in der kauernden Position mit gestrecktem Bein. Normalerweise wäre der Schlag nicht schwer zu blocken gewesen, aber hier machten ihm die glitschigen Steine einen Strich durch die Rechnung. Gualterio machte einen Ausweichschritt nach hinten und verlor das Gleichgewicht. Er rutschte aus und landete im Wasser. Nur einen Moment später verdunkelte ein Schatten sein Sichtfeld und die Rebellin landete auf ihm. Malatestes Kopf geriet kurz unter Wasser und als er prustend wieder hochkam fuhr auch schon ein Dolch auf ihn hernieder. Instinktiv lenkte er den Schlag von seinem Gesicht ab und so schrammte der Dolch lediglich über die Seite des Ringpanzerhemdes. Malateste stiess die Rebellin von sich, für ihn hatte sie keinerlei ernst zu nehmendes Gewicht. Schnell erhob er sich und suchte einen einigermassen sicheren Halt, als die Frau schon wieder mit erhobenem Dolch auf ihn zustürmte. Er liess sie kommen, wich dem Stoss auf und schlug ihr mit der Handkante aufs Handgelenk. Der Dolch versank mit einem Klatschen im Wasser. Die Rebellin stiess einen Schrei verzweifelter Wut aus und begann ihn mit wilden Schlägen einzudecken. Gualterio wehrte sie nicht wirklich ab, liess sie auf seinen Oberkörper und das Panzerhemd einschlagen. Ihre Schläge wurden langsamer und weniger kräftig. Irgendwann packte er ihre beiden Handgelenke.
„Weib, es ist genug! Hör jetzt auf! Wenn ich dir etwas hätte tun wollen, dann hätt ich es längst getan.“

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:18

Georgette

Wasser spritzte hoch, Kato gab einen grimmigen Laut von sich als sie sah, dass der Kriegerprinz bei seinem Versuch auszuweichen nach hinten ausrutschte und platschend im Wasser landete. Von dem Schwall wurde sie ebenfalls nass, ließ sich aber nicht irritieren und sprang gleich auf den Soldaten, hielt ihn so unten im Wasser, ihre Schenkel fest an seine Hüften gepresst. Sein Kopf geriet unter Wasser im gleichen Moment wo Georgette ihren Dolch zog und hochriss.
"Bastard!", keuchte sie, griff ihn wild an und wollte ihn einfach nur irgendwie unschädlich machen, damit er sie nicht mehr verfolgte. Aber mit einem toten Sionanhänger konnte sie auch gut leben. Sehr gut sogar. Einer weniger.
Der Kriegerprinz riss im letzten Moment den Arm hoch, die Klinge schrammte nur klirrend darüber und bevor Kato ein weiteres Mal hätte ausholen können, hatte der Mann sie von sich gestoßen. Wieder landete sie im Wasser, mittlerweile war auch ihre Hose komplett nass, klebte an ihren Beinen. Rasch sprang sie wieder auf, stürzte auf den Soldaten zu, der sich ebenfalls erhoben hatte. Hatte der Kerl keine Waffe? Er würde eine brauchen. Selbst wenn er sie beim Kampf tötete, es wäre immer noch besser als von ihm gefoltert zu werden, dachte sie sich. Wenn schon, dann würde sie kämpfend sterben.
Gerade als Georgette bei ihrem Gegner war, nach ihm mit dem Dolch stechen wollte, wich der Kriegerprinz geschickt aus, zu schnell als dass sie ihre Richtung noch hätte ändern können. Kato schrie auf, mehr aus Wut und Verzweiflung als aus Schmerz als er ihr aufs Handgelenk schlug und ihr die Waffe entglitt, platschend ins Wasser fiel. Es war kein Grund aufzugeben, sie mußte einfach hier wegkommen, sie mußte... und dieser Kerl stand ihr im Weg. Wild schlug sie auf ihn, merkte sehr wohl, dass er sich bloß wehrte wenn ihre Schläge auf sein Gesicht zielten und als sie ihr Knie hochreißen wollte, um ihm wirklich richtig weh zu tun, stieß er sie von sich. Georgette knurrte auf, taumelte zurück, fing sich aber rasch wieder und attackierte ihn erneut. Er war stärker als sie, sie hatte das von Anfang an gewußt.
Während sie weiter verzweifelt auf ihn einschlug, wurde sie irgendwann schwächer. Die Stärke ihrer Schläge schien sein Panzerhemd mühelos abzufangen. Kato biss sich auf die Lippen, machte ungehindert weiter bis der Soldat plötzlich ihre Handgelenke packte, sie daran hinderte ihn weiter anzugreifen. Obgleich sie es probierte, ihm ihre Arme zu entreißen zu versuchte. Schnaufend zerrte sie an seinem Druck, blickte ihn wütend an. Der Hüne mit der Narbe im Gesicht und dem blinden Auge herrschte sie an, sie solle aufhören. Wenn er ihr etwas antun wollte, hätte er es schon längst getan. Als Antwort bekam er erstmal nur, dass Kato sich wieder aus seinem Griff zu befreien versuchte, sich mit den Stiefeln im allenfalls knietiefen Wasser dagegen zu stemmen versuchte.
Schwer atmend blieb sie stehen, wurde langsam schwächer. Ihre Schultern zitterten, Wasser tropfte von ihren Haarspitzen, rann über ihren Hals und ihre Arme. Noch einmal versuchte sie eben jene freizubekommen, aber es war schwach und eher um zu prüfen, ob er seine Deckung fallen ließ. Er wollte ihr nichts tun, aber sie durfte auch nicht gehen? Was sollte das? Er versuchte sie bestimmt reinzulegen, was andres konnte Kato sich nicht vorstellen. Sie schwieg verbissen, für eine Weile hörte man nur ihr beider schwerer Atmen, das Dahinfließen des Baches und das Rauschen der Blätter wenn der Wind sie beugte.
Georgette hob wieder den Kopf, keuchte und kam nur langsam wieder zu Atem, ihr Brustkorb hob und senkte sich wild. Statt sich weiter zu bemühen von ihm fortzukommen, ließ sie sich dieses Mal einfach gegen seine Brust sinken, während er immer noch ihre Handgelenke fest gepackt hielt. Bevor der Mann reagieren konnte, küsste sie ihn heftig auf seinen Mund.

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:19

Immer wieder versuchte sich die Rebellin aus seinem Griff zu winden, funkelte ihn wütend an, zerrte an seinen Händen. Langsam wurde ihr Widerstand schwächer, die Rebellin atmete schwer, ihre Brüste hoben und senkten sich unter dem Ledermieder. Beide Kämpfer waren inzwischen ordentlich nass. Würde sie ihm nun endlich zuhören? Die Frau erschlaffte etwas in Malatestes Griff, sank gegen seine Brust und tat dann etwas was er nie erwartet hätte - sie küsste ihn heftig. Gualterio war einen Moment lang völlig perplex, doch erwiderte er ihren Kuss nicht, seine Lippen blieben geschlossen und als er sich von der ersten Überraschung erholt hatte drückte er die Frau mit der wilden Mähne von sich. Sie fürchtete um ihr Leben und womöglich sah sie ihre einzige Rettung darin sich ihm hinzugeben.
Malateste schüttelte leicht den Kopf.
„Ich bin ein Kriegerprinz, geboren zu schützen und zu kämpfen. Es ist das grösste Verbrechen eine Frau gegen ihren Willen zu nehmen. Es verstösst gegen alles was das Blut mir diktiert.“ Er atmete resigniert aus. „Ich habe mich getäuscht, du wirst nicht mit mir reden. Ich werde im Fort improvisieren müssen.“ Er musste Laree in Sicherheit bringen bevor sie ihm auf die Schliche kamen, dann würde er versuchen sich den Weg freizukämpfen oder bei dem Versuch sterben. Er musterte die Rebellin. Eigentlich genau das was sie versucht hatte, kämpfen oder sterben, denn es gab schlimmeres als den Tod.
„Aber ich weiss, dass du mir zuhörst. Ich will eure Anführerin sprechen. Ihr bestimmt wann, wie und wo, ich komme allein, höchstens zu zweit. Zeitpunkt und Ort, ich überlasse es euch, ihr habt nichts zu verlieren. Aber ihr habt wenig Zeit, denn ich werde meine Tarnung nur noch kurz aufrecht erhalten können, und ohne Informationen wahrscheinlich noch kürzer als mir lieb ist. Ihr werdet mich findet. Sucht nach Jason Bonderus, so nennt man mich hier.“ Er blickte die Rebellin eindringlich an.
„Kannst du dir das merken? Gut.“
Malateste liess sie los, drehte sich um und begann am Bach entlang zurück zu gehen.

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:19

Georgette

Aber es passierte nicht das was Kato erwartet hatte, der Mann blieb nur stocksteif stehen wie als hätte sie ihm etwas furchtbares angetan. Dann schob er sie gar von sich und nun war sie vollends verwirrt. Irritiert und ratlos blickte sie ihn, hatte gedacht das wäre was er wollte. Es wäre vielleicht eine Gelegenheit für sie gewesen ihn abzulenken, zu überlisten, wenn er schon stärker war und sie ihm nicht entkommen konnte.
Der Soldat schüttelte den Kopf, meinte er wäre ein Kriegerprinz geboren zu schützen und zu kämpfen, es wäre das größte Verbrechen eine Frau gegen ihren Willen zu nehmen, es würde gegen alles verstoßen was sein Blut ihm diktierte. Diktierte es ihm auch Menschen umzubringen deren Verbrechen es war in Raej geboren zu sein, dachte sie wütend. Doch zum größten Teil war Georgette nur noch verwirrt und ratlos weil sie aus den Absichten des Kriegerprinzen nicht schlau wurde.
Sie war viel zu perplex um sich von ihm loszureißen, fing sich allmählich aber wieder und da sprach der Soldat schon weiter, sie würde ihm wohl nichts sagen und deswegen müßte er im Fort improvisieren. Kato legte den Kopf leicht schief. Hieß das, er hatte nie vorgehabt sie dorthin mitzunehmen? Kato strich sich die feuchten Haare zurück, gegenseitig musterten sie sich, unschlüssig wie es nun weiter gehen sollte.
Der Mann sagte ihr dann, er wüßte zumindest, dass sie ihm zuhörte und er wolle mit ihrer Anführerin reden, sie hätten nichts zu verlieren außer Zeit, denn er würde seine Tarnung nicht mehr lange aufrecht erhalten können. Sagte er... sagte er etwa die Wahrheit? Aber sein Trupp hatte sie angegriffen, ihre Leute getötet... nur eine Schau für die anderen? Kato verstand immer weniger.
Der Soldat, Jason Bonderus wie er sich vorstellte, ließ sie los, kehrte sich ohne ein weiteres Wort um und ging am Bach entlang. Georgette blickte ihm zweifelnd hinterher, stackte durch das Wasser um ihren Dolch herauszufischen. Sie hob wieder den Kopf, betrachtete den breiten Rücken des Mannes. Freund oder Feind? Eine leere Parole und doch so unglaublich wichtig. "Mein Name", setzte sie an, bemerkte wie der Mann leicht stockte, so verstärkte Kato ihre Stimme noch etwas. "Mein Name ist Georgette Kato. Und du hast meine Kameraden getötet." Sie steckte trotzdem den Dolch zurück in die Lederscheide, machte zitternd ein paar Schritte nach vorne. "Was is, großer Mann? Hat dir das dein Blut gesagt, dass du das tun sollst? Uns zu töten nur weil das unser Land ist?! Raej gehört uns!", schrie sie ihm hinterher, sie war immer noch wütend und vor allem traurig. Georgette atmete heftig durch. "Aber du hast mein Leben verschont, auch wenn ich nicht verstehe wieso", fügte sie leiser hinzu. "Wenn du zu den guten Soldaten gehörst, warum habt ihr uns dann angegriffen? Wir werden mit deinem Anführer reden und du solltest froh sein, wenn wir das Bündnis nicht übern Haufen werfen."

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:20

Malateste watete durch den Bach als nach einigen Schritten die Rebellin zu sprechen begann.
„Mein Name ist Georgette Kato. Und du hast meine Kameraden getötet.“ Der Kriegerprinz stockte im Gang, kurz flackerte etwas in seinem Gesicht auf ehe er sich umdrehte. Georgette Kato, wie sich die Rebellin vorgestellt hatte, steckte den Dolch weg und machte dann einige zitternde Schritte auf ihn zu. Sie fragte ihn ob sein Blut ihm befohlen hätte ihre Leute zu töten bloss weil das ihr Land sei. „Raej gehört uns!“, schrie Kato ihm entgegen. Sie fragte wieso er ihr Leben verschont hatte, und wenn er zu den Guten gehört, warum er sie dann angegriffen hätte. Am Ende fügte sie noch einen seltsamen Satz an.
„Wir werden mit deinem Anführer reden und du solltest froh sein, wenn wir das Bündnis nicht übern Haufen werfen."

Der Kriegerprinz stand bewegungslos in der Mitte des Baches, das Wasser floss um seine schweren Lederstiefel.
„Es gibt keine guten und bösen Soldaten, es gibt nur Seiten auf denen man steht. Manchmal sind die Seiten unklar. Die Gefreiten mit denen ich angegriffen habe folgten den Befehlen eines toten Mannes dessen Identität ich angenommen habe. Wenn sie mir in die Quere kommen sollten werde ich sie ohne mit der Wimper zu zucken töten, ob ich sie mag oder nicht.“ Die Stimme des grossen Kriegers war tief und kratzig.
„Du stehst auf der Seite Raejs. Du hättest ohne zu zögern eben auch meine Soldaten getötet wenn du gekonnt hättest. Unter diesen Gefreiten vorhin war eine Frau. Sie hat eine Tochter und sie ging ins Militär um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen. Ihr hättet sie getötet, womöglich auch gefoltert. Und bei deinen Männern die ich getötet habe, waren bestimmt auch jemandes Vater, jemandes Bruder, jemandes Sohn und jemandes Mann dabei. So ist der Krieg, ein erbarmungsloser, niemals satter Moloch der keine Gerechtigkeit kennt.“
Der Kriegerprinz schloss kurz die Augen und atmete tief durch.
„Du fragst was mein Blut mir diktiert? Ich habe mich einer Königin verschrieben um sie mit Leib und Seele zu beschützen. Sion ist eine Gefahr für sie, und ich tue alles was nötig ist um sie vor dieser Gefahr zu befreien. Dinge die falsch erscheinen mögen gehören dazu. Aber manchmal muss man das Leben weniger nehmen um Millionen zu retten. Sag mir, rechtfertigt es einen Menschen zu töten wenn damit Millionen gerettet werden?“
Gualterio lachte bitter und machte ebenfalls einige Schritte auf Georgette zu, und so standen sie sich wieder gegenüber.
„Und was meinst du mit ‚meinem Anführer und dem Bündnis‘? Ich habe keinen Anführer. Ich bin nur ein namenloser Hund des Krieges im Auftrag seiner Königin.“

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:21

Georgette

Nun hatte sich der Soldat - oder Jason wenn das sein richtiger Name war - zu ihr umgedreht, stand mitten im Bach so wie sie und sagte ihr, es gäbe keine guten oder bösen Soldaten, sondern nur Seiten für die man sich entschied. Er hätte bloß die Identität eines toten Mannes angenommen und würden ihm seine Gefreiten in die Quere kommen würde er sie ohne zu Zögern töten. Es spielte keine Rolle ob er sie mochte oder nicht. Außerdem hielt der Kriegerprinz ihr vor, sie würde genau das gleiche tun, hätte auch ohne zu zögern seine Soldaten getötet hätte sie gekonnt. Georgette mußte zugeben, dass er recht hatte, aber sie tat es um um ihr Land zu kämpfen, sie war auf der richtigen Seite, davon war sie überzeugt.
Er erzählte ihr von einer Soldatin in seinen Reihen, die eine kleine Tochter hätte, nur beim Militär war um ihr ein bessres Leben zu ermöglichen. "Also was willst du sagen, hm? Ich habe mir die Seite nicht ausgesucht wo ich stehe, ich tue nur was richtig ist. Und ihr etwa auch? Irgendeiner von uns muss doch falsch liegen und ich glaube, das sind diejenigen, die uns alles wegnehmen! Ich habe kein Mitleid mit euch!", warf sie ihm wütend entgegen. "Den Krieg kann ich nicht töten, ich kann nur die töten, die ihn zu uns gebracht haben und das seid ihr!" Anklagend starrte sie ihn an, nagte an ihrer Unterlippe.

Aber soweit sie mitbekommen hatte, schien der Kriegerprinz irgendwie auf ihrer Seite zu stehen. Er sagte, er würde in Wahrheit einer Königin dienen, Sion wäre eine Gefähr für diese Königin und deswegen würde er alles tun um sie zu beschützen. Selbst Dinge, die falsch waren. Ob es darunter auch gerechtfertigt wäre einen Menschen zu töten damit Millionen gerettet werden konnten. Kato zuckte hilflos mit den Schultern. Sie war hergekommen, um Beute zu machen und eventuell ein paar Sionsoldaten zu töten oder gefangen zu nehmen. Nicht um mitten im Wald eine Diskussion zu führen was falsch und was richtig war.
"Ich weiß nicht... ich würde es tun. Wenn das der Preis ist...", wandte sie ein. "Es gibt immer einen Preis."
Der Mann kam wieder ein wenig auf sie zu, Kato spannte sich an. Sie war bereit wegzulaufen sobald er ihr zu nahe kam. Dann fragte er tatsächlich, wen sie mit Anführer meinte, er hätte keinen. Irritiert blinzelte Georgette. "Du bist nicht bei...", sie biss sich auf die Lippen, wollte nun keine Namen verraten. Wenn er nicht zu ihren Verbündeten gehörte, aber auch nicht zu Sion, zu wem dann? "Wer ist deine Königin? Alienor?", fragte sie sicherheitshalber nach. Das war die Königin der die anderen folgten und dienten, also meinte der Soldat vielleicht die.
"Ich bring dein Wort zu meiner Anführerin. Wenn du nicht gelogen hast, kommt jemand und spricht mit dir. In den nächsten Tagen", versprach sie ihm.

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:22

Anfänglich glaubte Georgette noch immer in Malateste einen Soldaten Sions vor sich zu haben. Die rationale, kalte Definition des Kriegerprinzen brachte die Rebellin in Rage. Sie meinte irgendjemand müsse doch falsch liegen, sie wäre es bestimmt nicht. Den Krieg könne sie nicht töten, nur die welche ihn zu ihnen brachten. Mit Anklagendem Blick baute sie sich vor dem Hayllier auf, wartete auf seine Entgegnung, doch Gualterio antwortete darauf nicht, sondern erklärte wem er diente und wie weit er dafür gehen würde.
Endlich glommen Zweifel in Georgettes Augen auf und der Kriegerprinz lächelte dünn als sie meinte sie würde einen Unschuldigen töten, wenn sie damit Millionen retten könnte. Ja, da stimmte er ihr zu, es gab immer einen Preis den man zu zahlen gewillt war. Richtig hellhörig wurde er erst bei der Sache mit dem Auftraggeber, sofort bohrte er nach.
„Du bist nicht bei…?“ Beinahe wäre Kato ein Name entschlüpft, es hätte der eines Mannes sein sollen, denn sie hatte ganz klar 'Auftraggeber' gesagt, doch sie beherrschte sich noch rechtzeitig und stellte statt dessen eine Gegenfrage. „Wer ist deine Königin? Alienor?“ Überraschung blitzte in Malatestes Augen auf, viele Mosaiksteinchen begannen sich bei dem Namen von Sions Gefährtin zusammenzufügen und ein Bild zu ergeben. Alienor. Hatte nicht Rashar ihn gefragt ob sie nicht eine Königin wäre der er dienen könnte? Aber das konnte doch nicht sein? Jemand der Tag und Nacht um Sion war sollte seine Widersacherin sein? Gualterio strich sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Nein, es ist nicht Alienor.“ Soviel offenbarte er Georgette. Diese versprach ihm sein Wort zu ihrer Anführerin zu tragen, wenn er nicht log würde in den nächsten Tagen jemand kommen um mit ihm zu sprechen. In den nächsten Tagen? Das bedeutete er würde diese Scharade auf Leben und Tod noch weitere Tage spielen müssen und jederzeit konnte die Interne auftauchen. Nun denn, er musste sich dem Schicksal fügen, auch wenn es ihm nicht schmeckte.

Es gab also eine Rebellenanführerin, es gab einen Anführer und es gab Alienor. Der Kampf um Raej wurde immer komplexer, kein schlichter Zweifrontenkonflikt. Mehrere Parteien vertraten ihre Interessen und Malateste hatte gerade das Gefühl das er nur ein ahnungsloser Bauer auf dem Schachbrett der Mächtigen war. Asar, dieser Bastard, er wusste bestimmt mehr und hatte ihn blindlings losgeschickt.
Vermutlich wusste sogar diese Rebellin mehr als er.
„Gut, ich erwarte eure Antwort. Bald.“ Malateste wandte sich zum Gehen. „Ach ja, Georgette, halte dich in den nächsten Tagen bedeckt. Ich würde in Erklärungsnot gelangen wenn du ein zweites Mal geschnappt werden solltest. Vergiss nicht, du giltst ab jetzt als tot.“ Der Kriegerprinz rieb sich die Schläfe, er hatte dunkle Ringe um die Augen. „Du hast nicht zufälligerweise ein paar entbehrliche Informationen mit denen ich im Fort aufkreuzen kann?“ Er lächelte matt. „Wahrscheinlich nicht. Georgette, egal wofür du kämpfst, du darfst nie den Glauben daran verlieren.“ Der Kriegerprinz bückte sich und spritzte sich noch mal etwas von dem kalten Wasser ins Gesicht. „Zur Hölle, eine Nacht schlafen wär schon was.“

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:23

Georgette

Es war nicht Alienor? Wer zur Hölle war der Kerl dann? Kato blickte ihn fragend an, aber der Mann schien mittlerweile genauso verwirrt wie sie. Freund oder Feind? Sie war sich immer noch nicht richtig sicher, glaubte ihm aber allmählich, dass er eher zu den Freunden gehörte beziehungsweise Verbündeten. Wirkliche Freunde waren sie nicht, sie hatten nur gemeinsame Gegner. Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Oder so ähnlich. Georgette verstand nicht genug davon, sie tat nur das was sie für richtig hielt, folgte ihren eigenen Befehlen und half ihren Leuten so gut es ging. Wenn der Mann wirklich ihr Feind wäre, hätte er sie doch getötet oder gefoltert für Informationen. Aber eigentlich wollte er doch Informationen. Welche die er im Fort sagen konnte, damit sie ihn weiter für siontreu hielt. Oder war das eine Lüge um sie reinzulegen? Ach, sie war sich überhaupt nicht sicher, das war nicht ihr Ding. Von Kämpfen verstand sie was, nicht vom Reden. Warum war Pélage nicht an ihrer Stelle? Trotzdem würde sie mit ihren Leuten reden, die würden entscheiden was als nächstes getan werden mußte.
Der Mann mit dem Decknamen Bonderus empfahl ihr, dass sie sich in den nächsten Tagen bedeckt halten sollte, denn man würde sie für tot halten und er sonst in Erklärungsnot geraten... wenn sie das richtig verstand, hieß das, er würde im Fort behaupten sie wäre tot und für sie liegen. Kato seufzte, kratzte sich am Kopf. "Mann, du redest so kompliziert. Fürs tot sein fühl ich mich sehr lebendig", entgegnete sie. Wenn er den Kopf für sie hinhielt, war das sein Problem, dachte Georgette, er hatte ihre Kameraden eiskalt getötet...
Und sie verschont. Verflucht. "Freund oder Feind? Warum gibts darauf eigentlich kein eindeutiges Ja oder Nein mehr? Was ist passiert?", fragte sie leicht hilflos. War das nichtmal anders gewesen?

Der Soldat vor ihr rieb sich die Schläfen, auch ohne sein zerschlagenes Aussehen spürte Kato, dass er erschöpft und angeschlagen war. Auch ein Grund warum sie sich sicher fühlte, denn sie hatte noch die Energie zur Flucht. Wieder fragte er nach entbehrlichen Informationen, schien aber nicht so recht daran zu glauben und spritzte sich dann Wasser ins Gesicht, um wieder munter zu werden, murmelte was davon er würde wenigstens gern mal eine Nacht durchschlafen.
Georgette hätte nicht beschwören können wieso, doch da trat sie zu ihm, legte ihre Hand an seine Brust. "Nicht das was du denkst", sagte sie kurz, konzentrierte sich dann und ließ ihre heilende Kräfte durch seinen muskulösen, kampferprobten Körper fahren. Was vermutlich Wahnsinn war, da es ihm danach viel besser und erholter gehen würde, sie dann aber diejenige wäre, die erschöpft sein würde. Kato hoffte, sie würde es nicht bereuen.
"Es gibt da was... ein paar Räuber, zwei Tagesritte von hier, die uns Probleme machen. Sie nutzen einfach nur das Chaos aus und dass sich die Leute von Königin Magyarosa einen Dreck um die Landen schert, alles Sion überlässt. Sie rauben die Dörfer aus, auch unsere und erpressen die Landen um Schutzgelder. Schutz vor Sion. Angeblich. Sie haben sich in einem alten Steinbruch einquartiert. Du kannst denen im Fort sagen, es wären Rebellen, was macht das schon für nen Unterschied? Ist nich so als würden wir Uniformen tragen." Georgette keuchte auf, zog ihre Hand von seiner Brust und wankte leicht zurück. "Wer hat dich denn so zugerichtet?" Denn sie hatte die kaum verheilten Wunden und vielen Heilnetze gespürt, man hatte ihn ganz schön zusammengeflickt. "Du solltest im Bett damit liegen." Kato wich noch weiter zurück, sie wollte hier weg bevor der Kriegerprinz sich noch weiter erholte.
"Wehe du bescheißt uns. Wir haben auch die Mittel um im Fort an dich ranzukommen", drohte sie ihm, wandte sich um und eilte dann die Böschung hoch, um im dichten Unterholz zu verschwinden. Trotz ihrer inneren Erschöpfung wollte sie so viel Abstand zwischen sich und dem Kerl bringen. Ihr Herz klopfte wild. Hoffentlich hatte sie das richtige getan. Meistens wußte sie was das richtige war. Männer und Frauen in rotschwarzen Uniformen töten. Aber dann hatte Pélage ein Bündnis mit einigen von ihnen geschlossen, es gab auch in Raej Sionanhänger, die die Truppen gar begrüßten und plötzlich war nichts mehr wie es schien. Freund oder Feind? So ein Bockmist...

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:25

Das Wasser erfrischte Malateste und er schüttelte seinen Kopf, ehe er bemerkte wie Kato mit ausgestrecktem Arm auf ihn zutrat.
„Nicht das was du denkst“, sagte sie als die Hand des Kriegerprinzen zum Griff des Basilarden zuckte. Er hielt inne, liess sie gewähren und spürte dann heilende Kunst die durch seinen Körper floss. Malateste atmete tief ein und entspannte seinen geschundenen Körper welcher Georgettes Kraft hungrig in sich aufsog.
Während die Rebellin ihn heilte, erzählte sie von einer Banditenbande welche sich in einem Steinbruch versteckte. Sie raubten die Dörfer aus und pressten ihnen Schutzgelder ab. Kein Wunder hatten die Landen hier gar nichts mehr, womöglich wurden sie von Sions Leuten und den Banditen gleich zweimal abgepresst. Und tatsächlich, Rebellen oder Banditen, im Fort würde sich niemand darum scheren, Hauptsache man konnte ein paar Leichen vorweisen und sie als Rebellen verkaufen.
„Das könnte funktionieren. Ich kann Frostseel zufriedenstellen, ihr habt ein Problem weniger und die Dorfbewohner werden auch kurzzeitig aufatmen können. Eine der wenigen Situationen in denen beinahe alle Parteien profitieren. Die Ironie des Krieges.“
Gualterio stöhnte leise auf als sich Wunden schlossen die wieder aufgebrochen waren und ihn neue Kraft durchflutete. „Freund oder Feind hast du gefragt. Leider ist das nie klar. Ich habe erbitterte Feinde getroffen die beste Freunde hätten sein können wenn sie nicht durch die Tücken der Politik und des Schicksals an gegenseitigen Fronten gestanden wären.“ Malateste hielt kurz inne. „Und wenn man keine Freunde hat, schmerzt der Verlust auch nicht so sehr.“
Vielleicht hatte Georgette seinem Monolog zugehört, vielleicht auch nicht da sie in die Heilung vertieft war. „Wer hat dich denn so zugerichtet?“, fragte sie gegen Ende. Der Kriegerprinz dachte an den erbarmungslosen Kampf in der vergangenen Nacht.
„Der Tod persönlich, Georgette. Es war der grimmige Schnitter.“
Kato zog ihre Hand von seiner Brust und trat zurück. Malateste bedankte sich, die Heilung war mehr als willkommen gewesen. Georgette ging nicht darauf ein.
"Wehe du bescheißt uns“, drohte sie, „Wir haben auch die Mittel um im Fort an dich ranzukommen." Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand im Unterholz.
Malateste schloss die Augen und horchte ihrer schwächer werdenden Signatur nach. Das war also sein erster Kontakt mit einer Rebellin gewesen. Er versprach sich viel davon. Der Kriegerprinz drehte sich um und rannte mit frischen Kräften in die entgegengesetzte Richtung, zurück zu seinem Pferd. Langsam erhöhte er die Temperatur seines Körpers und trocknete Haare und Kleidung. Noch einmal kehrte er anschliessend zum Kampfplatz zurück, die Rebellen waren bisher nicht wiedergekommen, seine Rüstungsteile und die Uniformjacke lagen noch da wo er sie zurückgelassen hatte. Doch bevor er wieder in die Uniform schlüpfte schnitt er einen der Toten Rebellen auf. Der Tod war noch nicht lang genug eingetreten, er konnte noch Blut aus dem Körper pressen. Malateste spritze sich etwas davon in sein Gesicht und in seine blond gefärbten Haare ehe er die Uniform, Helm und Handschuhe anzog und Zorn die Sporen gab.

Es war später Nachmittag als er ins Fort gelangte. Seine Gefreiten sassen bei ihren beiden Zelten und sprangen erwartungsvoll hoch als er angeritten kam. Alle, bis auf die Verletzten die bestimmt in der Krankenstation lagen. Hatte Laree von ihnen schon erfahren was vorgefallen war? Sein Blick glitt hoch zu den Fenstern der Krankenstation ehe er vom Pferd stieg.
Malateste zog Schwert und Scheide aus dem Sattel und warf Tammuz die Zügel entgegen.
„Bring mein Pferd in die Stallungen, kümmere dich darum, dass es gut versorgt wird.“ Der Korporal zog Helm und Handschuhe aus und entblösste seine blutigen Hände und sein blutbespritztes Gesicht und Haare. Er zog sich bis auf Hose und Stiefel aus. „Cadlew, reinige Helm und Plattenhandschuhe und fette das Ringpanzerhemd ein.“
„Sir“, Vetinaldi trat vor. „Was ist mit der Rebellin?“
„Sie hat gesungen“, antwortete der Kriegerprinz, tauchte seinen Kopf in einen Wassertrog und begann sich zu waschen.

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:26

"Du bist eine furchtbar schlechte Falschspielerin", sagte Zucker nicht zum ersten Mal hin, schmiss seine Karten hin. "Versuch wenigstens es so zu machen, dass ich es nicht merke."
Laree seufzte, lehnte sich zurück im Bett, wo die Kissen so hochgepolstert waren, dass sie bequem sitzen konnte. "Es tut mir leid, ich bin müde...", mußte sie zugeben. "Es war nicht mit Absicht." Außerdem mußte sie dauernd an Gualterio denken, dabei versuchte sie das eigentlich zu verhindern. Aber er war dort draußen mit seinen Männern und schon viel zu lange weg, fand sie. Und mit seinen Verletzungen... es machte sie nervös. Deswegen schaffte die Hexe kaum sich zu konzentrieren, zudem fühlte sie sich sehr unruhig und wußte nicht wieso. Wahrscheinlich wegen Bovert, der unten im Fort die anderen Rekruten drillte und nur auf eine Gelegenheit wartete sie alleine anzutreffen. Jedes Mal wenn sie Hufgetrappel draußen hörte, mußte sie den Kopf heben um zum Fenster zu linsen, ob nicht Gualterio zurückgekehrt war. Irgendwann entging auch Zucker das nicht mehr, womöglich war es ihm schon seit einer ganzen Weile aufgefallen. Der Hayllier räumte die Karten zusammen.
"Ich lass dich ne Runde schlafen", sagte er. Laree ergriff rasch seine Hand, blickte ihm in die goldenen Augen.
"Nein... bitte, geh nicht", bat sie. Zucker legte kurz seine andere Hand auf die ihre, schien etwas sagen zu wollen, tat dann aber bloß einen tiefen Atemzug und erhob sich.
"Wer hat was von gehen gesagt? Ich bleib hier und pass auf dich auf", erklärte er. Laree drehte sich leicht zur Seite, barg eine Hand unter ihre Wange.
"Ich kann mir spannenderes vorstellen als auf mich aufzupassen", sagte sie leise nach einer Weile. Zucker stellte sich ans Fenster, stützte die Handballen leicht aufs Fensterbrett, und blickte durch die Scheiben. Der Schatten des Vorhangs tauchte seine verbrannte Gesichtshälfte in gnädige Dunkelheit.
"Scheint aber ne beliebte Aufgabe zu sein", brummte er.
"Die Arbeit ist überbewertet", gab die Hexe leicht sarkastisch zurück, schloss die Augen. Doch obgleich sie müde war, schaffte sie es nicht richtig zu schlafen. Es war furchtbar zu wissen, dass Malateste da draußen war und Dunkelheit wer weiß was machte. So driftete Laree erschöpft von einem unruhigen Schlaf zum nächsten ohne wirkliche Erholung zu finden. Sie blinzelte verschlafen als Hufgetrappel draußen zu vernehmen war, matt hob sie den Kopf und blickte zu Zucker, der unverwandt aus dem Fenster starrte.
"Sind sie da?", fragte sie. Der Soldat aus der Zweiten schob den Vorhang leicht zu, schaffte aber nicht den Kopf zu schütteln, presste bloß die Lippen zusammen. Irgendwie bekam Laree bei dem Anblick ein mulmiges Gefühl und sie erhob sich aus dem Bett, humpelte zum Fenster.
"Venka, nicht... leg dich wieder hin", versuchte er es noch schwach, doch da hatte sie ihn schon beiseite geschoben, um auch etwas zu sehen. Vor dem Gutshaus sah sie Gualterios Männer, sie stiegen von ihren Pferden ab und eine dunkelhäutige Frau, womöglich eine Pruulerin, und ein anderer Soldat halfen einem verletzten Pruuler über die Veranda ins Innere des Hauses. Larees Blick strich immer wieder über die Szenerie.
"Wo ist er?", fragte sie verwirrt. Sie spürte auch nirgendwo seine Anwesenheit, sah sein Schlachtross nicht. "Wo ist er?", wiederholte sie ihre Frage, nagte an ihren Fingerspitzen und wußte nicht wohin mit ihren Händen.
"Venka...", setzte Zucker an.
"Nein, warum ist er nicht mit den anderen zurück? Wo ist er?" Sie wandte sich abrupt vom Fenster ab, humpelte zu einem Stuhl, wo ihre Stiefel standen, inzwischen gesäubert und vom Blut und Erde befreit. Wenn dieses Arschloch sie im Stich ließ...
"Venka... das ist ne dumme Idee", wollte Zucker sie abhalten, griff nach ihrem Arm, als sie die Stiefel anziehen wollte. Zuerst wollte Laree sich wüst loszumachen, in ihren Augen loderte Wut und sie war kurz davor ihn anzufauchen. Zucker erwischte auch noch ihren anderen Arm, seine großen Hände schlossen sich um ihre Oberarme, hielten sie fest. "Wenn er tot wäre, hätten sie seine Leiche mitgebracht. Und sein Pferd", sagte er ernst. Laree blickte ihn aus großen Augen an, schnappte leise wimmernd nach Luft und lehnte sich schluchzend gegen den Hayllier. Behutsam schloss er sie in die Arme. "Ist schon gut... leg dich wieder ins Bett, ich erkundige mich nach ihm."
Zucker bugsierte sie zurück zum Bett, in dem Moment kamen auch einige von Gualterios Trupp oben in der Krankenstation an. Maeve kam bei den Geräuschen aus einem Nebenraum, trug Handschuhe und einen weißen Kittel über ihrem gestärkten ebenso reinweißen Kleid. Vermutlich hatte sie gerade irgendetwas zusammengemixt.
"Was ist passiert?", wollte sie wissen.
"Angriff aus dem Hinterhalt. Rebellen", erklärte die Pruulerin knapp. "Arif, leg dich auf die Trage."
Laree fühlte ihr Herz dumpf in ihrem Brustkorb schlagen und hatte das Gefühl ihre Welt würde gerade zusammenschrumpfen. Was wenn er doch tot war? Er durfte einfach nicht... nicht nachdem sie gestern so knapp überlebt hatten. Was hätte das für einen Sinn wenn er gleich wieder sterben sollte? Sie saß wie betäubt auf dem Bett und realisierte, dass sie sich schon viel zu sehr an Gualterio gebunden hatte. Sonst würde es ihr nicht so weh tun. Was war bloß los mit ihr? Niemals hätte sie sich auf ihn einlassen sollen, dann würde es jetzt nicht so irre schmerzen.

Zucker ging derweil zu den anderen Soldaten hinüber, während Maeve und eine Gehilfin von ihr sich schon daran machten die Hose des Pruulers hinten am Bein aufzuschneiden. "Na, was issen mit euch passiert? Kleine Zusammenkunft mit den Rebellen?", fragte er, grinste link, wobei sich auf einer Seite seine Mundwinkel bizarr verzogen.
Ein Mann mit langem Schnäuzer baute sich vor Zucker auf, blickte ihn kritisch an. "Klar. Wir waren die Mauer an der sich ein paar Rebellen im Wald die Zähne eingeschlagen haben", antwortete er. "Die meisten sind tot. Und das am ersten Tag unseres Dienstes."
"Klingt ja als wäret ihr mächtig gut", sagte der Hayllier mit dem verbrannten Gesicht gedehnt. "Und euren Korporal habt ihr vor lauter Siegestaumel im Wald stehen lassen?"
"Will wer wissen?", knurrte der Schnauzbärtige, der einige Fleischwunden und Kratzer besaß, allgemein so aussah als wäre er tatsächlich in einem Kampf gewesen. Einer der ihn anscheinend recht mutig gemacht hatte. Die Pruulerin beugte sich zu ihm, wisperte ihm zu.
"Du, Lodier, das is einer von der Zweiten...", wandte sie zögerlich ein. Im Hintergrund stöhnte der Pruuler auf, biss die Zähne zusammen und krallte die Hände ins Bett, als Maeve die Wunde mit Alkohol reinigte.
"Wer das wissen will? Hm, lass mal überlegen", fing Zucker an, machte einen Schritt auf Lodier zu. "Vielleicht sein Liebhaber, hm, wie wärs damit? Ich bin das kleine Löffelchen und er ist das große Löffelchen. Also ich vermiss mein großes Löffelchen, wo ist er?"
Der Gefreite hustete nun, blickte Zucker etwas verunsichert an. "Wir haben ne Rebellin gefangen genommen. Er is noch im Wald, nimmt sie wahrscheinlich grad ordentlich in die Mangel." Lodier grinste, entblößte dabei seine gelben Zähne, und fand ein wenig seiner Großspurigkeit zurück. "Bist doch nich eifersüchtig oder?"
Zuckers Hände schossen abrupt vor und er packte den Mann am Kragen, um dann mit Schwung seinen Kopf gegen den des anderen zu donnern. Lodier gab bloß noch ein Stöhnen von sich und klappte zusammen sobald Zucker ihn losließ. "Wie praktisch, dass wir schon direkt auf der Krankenstation sind", bemerkte er. Die Pruulerin blickte ihn entsetzt an, der Gesichtsausdruck von Lady Winters war bestenfalls als... genervt zu beschreiben.
"Ich hab es euch schon so oft gesagt. Keine Prügeleien hier! Wenn ihr euch nicht benehmen könnt, geht!", wies sie ihn hart zurecht. Zucker hob die Schultern, trat über den Gefreiten hinweg und ging zur Türe.
Laree starrte ihm hinterher. Gualterio lebte also noch, er war auch nicht gefangen genommen worden. Stattdessen schien er selbst Gefangene gemacht zu haben. Eine Rebellin, die er gerade folterte und sonstwas machte... sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Nein, das konnte nicht sein, nicht Malateste, so etwas würde er nicht tun. Ach ja, was bringt dich zu dem Gedanken? Das hier war Kriegsgebiet, sie wußte nicht wie er hier war, was er alles schon hatte tun müssen um seine Identität geheim zu halten....
"Ich komme wieder", sagte Zucker noch, verschwand dann relativ schnell. Laree ging zurück zum Fenster, beobachtete wie der Hayllier hinüber zu den Zelten der Sechsten eilte, um mit Rashar zu sprechen. Ihre Gedanken glitten immer wieder zu Malateste und was er jetzt mit dieser Rebellin tat. Laree wußte nicht ob sie stinksauer auf ihn sein sollte oder doch lieber darin verfiel sich Sorgen zu machen. Besonders als noch weitere Stunden verstrichen und er immer noch nicht zurück kam. An Ausruhen war auf jeden Fall nicht mehr zu denken. Bald würde die Dämmerung hereinbrechen. Weiterhin saß die Hexe wie auf glühenden Kohlen, wagte aber auch nicht ihm zu senden. Bis sie endlich seine erlösende Signatur in der Nähe spürte. Kaum nahm sie jene aber wahr, trat Laree rasch vom Fenster zurück. Nein, er sollte bloß nicht mitbekommen wieviele Sorgen sie sich um ihn gemacht hatte. Es war schwach, sie brauchte ihn nicht. Zucker schüttelte den Kopf wie als wäre ihr nicht mehr zu helfen, verließ dann die Krankenstation.

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:27

Brion

"Was machen wir jetzt damit?", flüsterte Cedric ihm aufgeregt zu, als sie sich ins Zelt verzogen hatten, um ihre Rüstungen abzulegen, etwas zu trinken und sich Schweiß und Blut von Gesicht und Armen zu waschen. Jetzt lagen sie auf ihren Feldbetten, betrachteten interessiert ihre Beute, die sie einem der Rebellen abgenommen hatten. Ohne jemand anderem was zu sagen, doch irgendwo mußten sie ja Profit machen.
"Ich bring es heute abend noch zum Hehler, schauen wir wieviels dafür hier aufm Schwarzmarkt gibt", meinte Brion, wog die zwei Päkchen abschätzig in der Hand. "Ist gute Qualität, frag mich wie die Rebellen da drankommen." Er ließ das Zeug wieder in seinem Juwelengepäck verschwinden, da wars am sichersten aufgehoben.
"Keine Ahnung, vielleicht brauchen sies um sich Mut zu machen", spekulierte Cedric, grinste jungenhaft.
"Neee... da muss mehr dahinter stecken. Ne Einnahmequelle?", überlegte Brion mit, streckte sich und inspizierte zwei tiefere Kratzer am Unterarm, doch er hatte sie schon gesäubert.
"An wen? Die Landen ham doch nix. Allerhöchstens hier in der Stadt. Oder in Zamora..." Sein jüngerer Bruder sah ihn an. "Ich weiß nicht... Brion, sollten wir nich doch lieber dem Boss was davon sagen? Könnten wichtige Informationen sein."
Brion schüttelte den Kopf, drehte sich eine Zigarette. "Was ist dir lieber? Ein anerkennendes Schulterklopfen oder zweitausend Goldmark?" Er wußte was ihm lieber war und er hatte überhaupt kein Interesse die Rebellen zu finden. Ächzend erhob er sich wieder als er draußen die Stimme des Korporals hörte. Neugierig wie es gelaufen war, schlug er die Zeltplane zurück und ging nach draußen. Bonderus war gerade abgestiegen, zog sich den Helm über den Kopf und man sah das Blut an seinen Haaren kleben. Brion sah sich um, nirgendwo eine Spur der Rebellin zu sehen, hatte der Korporal sie etwa schon getötet?
Er war nicht der einzige mit der Frage auf den Lippen, denn noch während Bonderus Befehle verteilte, fragte Diego nach der Frau. Der Kriegerprinz erklärte nur, sie hätte gesungen und alle wußten was das zu bedeuten hatte. Die Kleine war nicht mehr am Leben. Während einige gar enttäuschte Gesichter machten, war Brion insgeheim froh drum. Der Tod bedeutete, der Frau war ein weiteres Schicksal hier erspart worden. Er hatte zugenüge gesehen was mit eroberten Frauen in den Kriegslagern passierte. Der Obergefreite verdrängte den Gedanken daran, blickte verstohlen zu Messantia, die dabei war mit einem Lappen ihre Stiefel zu reinigen. Dabei hatte sie sich leicht vornüber gebeugt, die Korkenzieherlocken fielen ihr ins hübsche Gesicht. Brion unterdrückte ein Seufzen.
"Was habt ihr denn erfahren, Sir?", fragte Gwyn, der sich um die Rüstung ihres Vorgesetzten zu kümmern begann. Erstaunlicherweise hatte der Rotschopf weniger Probleme mit der Folter als man angenommen hätte. Vielleicht lag es daran, dass Messantia von einem der Rebellen lebensgefährlich bedroht worden war.
Bevor der Korporal aber noch großartig zum Erklären kam, stieß Isobel, die inzwischen schon von der Krankenstation zurückgekehrt war, in die Seite von Wulfhere. "Da ist der Kerl von der Zweiten, der Lodier ausgenockt hat...", flüsterte sie. Der Glacier knurrte leicht. In der Tat war einer der Soldaten von der Zweiten, der Hayllier mit dem halb verbrannten Gesicht, näher gekommen.
"Kann ich dich mal kurz sprechen?", fragte er Bonderus, war zu ihm getreten. Das Getuschel der Gefreiten nahm sofort zu und verstärkte sich noch als die beiden Männer etwas abseits gingen. Brion, der etwas abseits saß um in Ruhe zu rauchen und nicht mit anzuhören wie die Rebellin alles gestanden hatte, spitzte die Ohren. "Ich glaub, da is wer auf der Krankenstation, der sich nich eher ausruhen wird bis er weiß dass es dir gut geht." Der Mann zuckte mit den Schultern, es schien ihm nicht leicht zu fallen das zu sagen, denn er machte immer mal wieder längere Pausen. "Falls es dich interessiert. Also entweder du gehst jetzt dort rauf oder ich machs wieder."

Re: Spion in Loraka

So 5. Nov 2023, 13:29

Mit einem Stück Kernseife wusch Malateste Gesicht, Hände, Oberkörper und Haare ehe er sich mit einem rauhen, gesteiften Armeehandtuch abzutrocknen begann. Er ging hinüber zu den beiden Zelten. Gwyn fragte ihn was er erfahren hätte, doch bevor Gualterio antworten konnte, dass dies erst Mal Frostseels Sache war, wurde er indirekt von Isobel auf den näherkommenden Zucker aufmerksam gemacht. Offenbar hatte es eine kleine Reiberei mit Machar gegeben, bei Isobels geflüsterter Erklärung knurrte Thorus und spannte sich an.
Der Kerl von der Sechsten liess sich von der ablehnenden Haltung der Gefreiten nicht beeindrucken, sondern ging direkt zu Malateste und fragte ob er ihn kurz sprechen könnte. Der entblösste Kriegerprinz mit den neuen Narben auf dem Oberkörper verzog keine Miene, nahm ein Hemd und seine Uniformjacke von einem gespannten Seil das als Wäscheleine fungierte und deutete auf eine Stelle etwas abseits.
„Was gibt’s?“ Malateste fragte, während er sich das Leinenhemd über den Kopf streifte. Mit einem Seitenblick registrierte er wie die Gefreiten zu ihm und Zucker rüber blickten und heftig tuschelten.
"Ich glaub, da is wer auf der Krankenstation, der sich nich eher ausruhen wird bis er weiß dass es dir gut geht. Falls es dich interessiert. Also entweder du gehst jetzt dort rauf oder ich machs wieder." Es kostete den Soldaten mit dem verbrannten Gesicht offenbar Überwindung diese Worte zu sagen. Der Kriegerprinz hatte vor seinem Aufbruch gesehen wie er als Einziger des Sechsten zurückgeblieben war. Er war also bei Laree gewesen, als Sicherheit gegen Bovert. Und es war nicht zu übersehen, oder überhören, dass er Gefallen an Laree gefunden hatte. Wieder wallte Eifersucht in Malateste hoch, das Schwarztraum wirkte nicht mehr so stark wie am Morgen, doch die Wirkung war auch noch nicht ganz verpufft. Der Kriegerprinz sagte erst nichts, blickte wieder zu dem Fenster der Krankenstation hoch und zog dann die Uniformjacke an.
„Ich bin dir dankbar für das was du getan hast Zucker, aber wenn du ihr Avancen machst wird deine verbrannte Seite zu deiner gutaussehenden Seite werden.“ Der Kriegerprinz drehte sich um und ging zurück zu den Zelten und war wütend über seine Eifersucht. Traute er Laree nicht? Was machte es schon wenn andere Männer sie ansprachen und versuchten zu umgarnen? Das würde immer wieder passieren, Laree war eine äusserst attraktive Frau, und das bedeutete nicht, dass sie sich gleich mit anderen einliess. Gualterio stand seinen Gefühlen einmal mehr hilflos gegenüber.
„Ich werde nach den Verletzten sehen.“ Während er sprach knöpfte er seine Uniformjacke zu. „Und danach Frostseel Bericht erstatten. Für heute seid ihr entlassen, morgen müsst ihr wieder bereit sein. Ihr habt heute einen Vorgeschmack bekommen wie es da draussen abgeht, und ihr habt viel Glück gehabt das ihr alle noch lebt um den Sieg zu feiern. Denkt darüber nach.“ Ja, Glück in Form eines Kriegerprinzen. Mit forschem Schritt überquerte er den Hof und betrat das Gutshaus.

Als Malateste das Krankenzimmer betrat unterhielten sich Lodier und Arif gerade leise und Malatestes Blick fiel als erstes zu Laree. Er konnte nur ihren wilden Haarschopf sehen der unter der Decke hervolugte. Die Hexe schien zu schlafen. Gualterio konnte nicht direkt zu ihr, es würde seltsam wirken wenn er sich nicht erst um seine Gefreiten kümmern würde. Also setzte er sich zu dem Pruuler und dem glatzköpfigen Chailloter der ein rotes Horn auf der Stirn mit einem Eisbeutel betupfte.
„Nette Beule, Lodier. Ich habe gehört du bist mit einem aus der Sechsten zusammengeprallt.“ Malateste grinste und der Chailloter zwirbelte brummend an seinem Schnauz.
„Er hat mich lediglich überrascht, das war alles. Hätte er fair gekämpft wärs anders ausgegangen.“
„Faire Kämpfe gibt es leider selten, sogar bei Ehrenduellen habe ich schon Gegner gehabt die mit den fiesesten Tricks gearbeitet haben.“ Gualterio klopfte Lodier auf die Schulter. „Das wird schon wieder. Und seit wann beschwerst du dich eigentlich über unfaire Tricks?“
Der Glatzkopf grinste jetzt auch. „Nur wenn jemand schneller unfair war als ich.“
Gualterio betrachtete den Pruuler. „Und wie siehts bei dir aus Arif? Sehne erwischt?“
Jakeem schüttelte den Kopf. „Glücklicherweise nicht, lediglich ein tiefer Schnitt.“
„Sehr gut, wann seid ihr wieder einsatzbereit?“
„Schon heute Abend!“, warf Lodier ein. "Wir wollen doch die Siegesfeier im Hahn nicht verpassen…“ Beide grinsten.
„Siegesfeier?“ Malateste runzelte die Stirn. „Übertreibts einfach nicht. So, ich muss noch Frostseel Bericht erstatten. Gute Besserung.“ Gualterio verabschiedete sich und machte Anstalten zu gehen, ehe er anscheinend spontan an Larees Bett stehen blieb. Er zog einen Stuhl zu sich und setzte sich neben das Bett, beim Anblick der Hexe und dem Verspüren ihrer vertrauten Signatur wurden seine harten Züge augenblicklich weicher und er entspannte sich.
„Nun Venka, und wie geht es dir?“ *Hallo Laree, ich weiss das du nicht schläfst.* Er lächelte sanft.
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