Re: Spion in Loraka
von NSC » So 5. Nov 2023, 13:42
Feldwebel Bovert
Er hatte den ganzen Tag darauf gewartet, dass der verdammte Korporal wiederkam, so dass er ihm unter die Nase reiben konnte was sein Schicksal sein würde. Von der Hierarchie her unterstand Bonderus ihm und Bovert hatte immer noch einen Gefallen bei Frostseel gut. Es wurde Zeit den einzulösen. Fast war Ernald froh, dass Alexis zurzeit in Zamora war. Nichtmal ihm hätte Bovert gesagt wie ihn diese Schlampe gedemütigt hatte. Sie würde dafür zahlen, nichts anderes zählte mehr als seinen Stolz wieder herzustellen. Er würde es dieser Lustsklavin so sehr besorgen bis ihr Hören und Sehen verging, vielleicht würde sie ihm sogar mehrfach zur Verfügung stehen dann wenn ihm niemand mehr im Weg stand. Wer sollte ihn daran hindern? Sie war nur eine Rekrutin, niemand würde ihr Glauben schenken. Besonders wo sie von diesen Räubern benutzt worden war, da würde man ihr Gerede nur für... Erinnerungen davon halten. Um den Schnitter machte Bovert sich auch keine Sorgen mehr, er hatte ihn schon länger nicht mehr gesehen. Vielleicht war er weitergezogen.
Wie gehofft erwies sich das Gespräch mit Frostseel als erfolgreich, auch wenn er leider seinen Gefallen dafür aufbrauchen mußte. Ein besonderer Genuss war es dann Bonderus über seine neuen Befehle aufzuklären, während die Kommandeurin ihm auch noch Rückendeckung gab. So bestand keinerlei Zweifel daran, dass die Befehle eindeutig und entgültig waren. Im wahrsten Sinne des Wortes. Weder die Sechste noch der Kriegerprinz würden davon je zurückkommen. So viel traute er den Benksaba Soldaten zu. Damit wären gleich zwei Probleme auf einmal gelöst. Bovert müßte nicht weiter das Fort mit diesen verlausten, dreckigen Verbrechern teilen und Bonderus war nicht mehr da um sein Flittchen zu beschützen. Wenn er mit ihr erstmal fertig war, würde er sie töten und im Hafen versenken. Niemand würde sie vermissen dessen war er sich sicher.
Frostseel klärte den Korporal noch darüber auf, dass er erstmal Stillschweigen über alles bewahren aber mit Rashar sprechen sollte. Ob er verstanden hätte. Der Kriegerprinz hatte derweil mit unbewegter Miene die Befehle gelesen, die Bovert ihm mit einem triumphierenden Grinsen überreicht hatte. Er wollte und konnte einfach nicht verbergen wie sehr ihm das gefiel. Da konnte er es sogar verschmerzen, dass Bonderus ein wenig sarkastisch wurde, meinte, es wäre gut, dass er fünfzehn und nicht zwölf Gefreite besaß sonst hätte man es ja glatt für ein Selbstmordkommando halten können.
Frostseel dagegen überging den Sarkasmus rigoros und tat so als hätte der Kriegerprinz echte Einwände hervorgebracht. "Ihr werdet mit all euren Leuten aufbrechen. Jeder einzelne zählt. Und selbstverständlich wird es eine Siegesfeier geben. Bovert wird sich darum kümmern."
Würde er? Der Feldwebel blickte kurz zu der Kommandeurin, aber ihre Stimme und ihre kalten Augen sahen stets so aus als duldete sie keinen Widerspruch. So nickte er bloß, erwiderte Bonderus' Lächeln selbstsicher. "Natürlich. Den Einmarsch will ich um nichts in der Welt verpassen."
"Gut. Das wäre dann alles. Korporal, ihr könnt abtreten", befahl Frostseel, unterbrach damit weiteres unterschwelliges Kräftemessen der beiden Männer. Nachdem der Kriegerprinz nochmal salutiert und gegangen war, wandte die Kommandeurin sich sofort an Ernald, sah ihn wütend an. "Wenn ich noch einmal so etwas erlebe, könnt ihr eure Sachen packen und zurück nach Dhemlan fahren", herrschte sie ihn mit einer Stimme an mit der man Papier hätte schneiden können. Bovert hielt klugerweise den Mund, sie musterten sich bloß gegenseitig. "Abtreten", sagte Frostseel dann, es war mehr ein Knurren.
Der Dhemlaner nickte, salutierte und verließ das Büro. Kaum war er draußen, konnte er nicht anders als wieder im Hochgefühl zu grinsen. Selten lief etwas so reibungslos.
Nun blieb ihm nur noch eines zu tun. Er wollte diese Hure höchstpersönlich von ihrem kommenden Schicksal informieren. Dann würde er in den nächsten Tagen bloß noch aufpassen müssen, dass sie nicht Fahnenflucht zu begehen versuchte. Sollte sie doch, dann hätte er sogar das Recht auf seiner Seite wenn er sie umbrachte. Jedenfalls ließ er sie nicht mehr aus den Augen. Nur die Tatsache, dass einer von der Sechsten bei ihr gewesen war, hatte ihn daran gehindert in die Krankenstation zu kommen. Jetzt spürte er diesen Kerl aber nicht mehr, eilte schnell die Holztreppe hoch. Zu seinem Entsetzen mußte er aber feststellen, dass Venka nicht in ihrem Bett war. War sie ihm etwa schon entwischt? Nein, ihre Signatur war noch in der Nähe. Ohne auf die verletzten Gefreiten zu achten, die rasch bei seiner Anwesenheit salutierten, ging er an ihnen vorbei durch den schmalen Flur. Das Bad. Er hörte sogar das Plätschern von Wasser. Ernalds Lächeln wurde breiter. Gelegenheit machte Diebe.
Als er die Türe öffnen wollte, war diese jedoch abgeschlossen. Bovert rüttelte erfolglos am Knauf. Im Halbdunkeln des schmalen Flures klopfte er an die Türe. "Rekrutin Venka. Ich weiß, dass du da drin bist. Mach die Türe auf, dein Ausbilder will mit dir reden." Natürlich folgte darauf keine Antwort, dafür überraschte ihn jemand ganz anderes.
"Ernald, was machst du hier? Du hast in dem Bereich nichts verloren", riss ihn Maeves Stimme aus seinen Rachegelüsten. Ernald lehnte sich gegen die Türe, lächelte entschuldigend.
"Ich bin gleich wieder weg. Ich wollte nur noch meiner Rekrutin ein paar Hausübungen dalassen. Nur Theorie. Ich weiß, die Praxis kann sie erst wieder in zwei Tagen absolvieren." Und wie sie die absolvieren würde. Auf den Knien oder mit gespreizten Schenkeln. Er kritzelte etwas auf ein Papier, schob es unter der Türe hindurch. "Schon fertig. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, Maeve", sagte er ihr freundlich. "Werden dir die Nächte ohne Alexis nicht bereits lange?" Er ging mit ihr nach vorne.
"Natürlich vermisse ich ihn", bestätigte die Heilerin. "Ich hoffe, er kommt bald aus Zamora zurück."
"Wer weiß, vielleicht kannst du ihm sogar nachfolgen", spekulierte Ernald, neigte noch einmal den Kopf und verließ die Krankenstation wieder, nachdem Maeve ihm ebenfalls einen schönen Abend gewünscht hatte. Schön war er in der Tat. Draußen warteten bereits einige andere Offiziere auf ihn. Der Feldwebel genoss es nun nicht mehr im Schatten des charismatischen Alexis zu stehen, ganz egal wie sehr sie befreundet waren.
"Bereit fürs Bella Sera?", fragte Pathory. Ernald nickte, blickte noch zu den Zelten wo die Sechste quartierte. Einige kamen ebenfalls grad an, wohl auch auf dem Weg in die Stadt. Bloß dieser Tiger lungerte vorm Gutshaus rum. Als er Ernalds Blicke bemerkte, grinste er ihn an, entblößte dabei seine spitzen Zähne.
"He, Bovert, gehts in die Stadt für nen bißchen schnelle Liebe?", zog er ihn auf. Dieses Mal wollte der Feldwebel sich nicht von dem Bastard provozieren lassen. Bald würde auch dieses Tier bloß noch ein Schmierfleck an den Waffen der Feinde sein.
"Darauf kannst du Gift nehmen", gab er großsspurig zurück. "Musst du bei den ganzen Huren nicht das doppelte zahlen?"
Der Mann mit dem verbrannten Gesicht gesellte sich zu Tiger, machte eindeutige Hüftbewegungen vor und zurück. "Tut dein Hintern noch vom letzten Mal weh? Ich wette, du mußt Lorcann ganz schön vermissen. Wer besorgts dirs denn jetzt? Warum kommst du nichtmal zu mir, Süßer?" Bei den Worten des Haylliers, lachte Tiger, auch die anderen Salzmänner fielen ein. Boverts Gesicht wurde rot, er wollte schon zu ihnen hin, aber Pathory und ein anderer Korporal hielten ihn ab. "Die sinds doch nicht wert, die sind eh bald Geschichte", erinnerte er ihn. Der Feldwebel nickte schnaufend, riss sich los um mit den anderen in Richtung Stadt aufzubrechen. Er hatte Zeit, in drei Tagen würde er seine Rache kriegen. Sie würden ja sehen wer zuletzt lachte.