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Der Kampf gegen das schwarze Gift





Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 11:54

Laree erklärte, dass sie ihr von dem Netz erzählt hatte, weil sie nicht lange hier sein würde und sich ja jemand um Ayden kümmern musste. Skeptisch blickte Timaris die freche Hexe an, eine Augenbraue leicht nach oben gezogen. Das meinte sie doch nicht ernst. Ausgerechnet Laree wollte, diejenige die es als Nase in Dinge stecken, die Timaris nichts angingen nannte, wenn sie sich um etwas kümmerte, wollte ausgerechnet, dass sie auf Ayden achtete. Dabei stritten sie sich immer, wenn Timaris sich um Ayden kümmerte und erstmal ging es dem Prinzen danach auch meistens elend, bevor es ihm wieder besser ging.
Doch Laree schien es ernst zu sein. Hatte sie doch vorher auch einwenden müssen, dass Ayden sein Leben und seinen Ruf aufs Spiel gesetzt hatte, um sie zu retten, als Timaris leicht über das Ego des Prinzen gespottet hatte. Laree schien noch immer sehr besorgt um den dominanten Haushofmeister zu sein. Obwohl sie weggelaufen war. Timaris bekam Zweifel, dass Laree tatsächlich nicht lange hier sein würde. Sie sollte jedoch besser gleich gehen. Sonst käme sie hier nicht mehr so leicht weg.

Erst einmal liess Timaris sich jedoch stur von ihr aufhelfen und in ihren Salon führen. Egal was Laree und Daipha einwandten oder wie missbilligend Rhiana schaute. Doch Timaris ignorierte es. Sie wollte Ayden stehend und nicht in ihrem Krankenzimmer gegenübertreten. Nicht, um vor ihm zu verbergen, wie schlecht es ihr eigentlich ging. Das war ihre Art ihm zu zeigen, dass sie sein Opfer zu schätzen wusste. Obwohl er absolut ohne ihre Erlaubnis und sehr wahghalsig gehandelt hatte. Eben so, wie es sich für ihren Haushofmeister gehörte. So wollte sie ihm zeigen, dass sie nicht aufgegeben und sich ins Bett gelegt hatte. Dass sie jeden Tag genau wie er gekämpft und immer daran geglaubt hatte, dass er erfolgreich zurück kehren würde. Ein Zweifeln hatte sie sich nicht gestattet.

Sie waren gerade erst in den Salon getreten, als die gegenüberliegende Tür hastig aufgedrückt und ein ziemlich aufgebrachter Aaron hereinstolperte. Der schlaftrunk hatte offensichtlich aufgehört zu wirken. Timaris war dazu übergegangen, Daipha immer mal wieder dazu aufzufordern, ihrem Gefährten Abends einen Schlaftrunk unterzujubeln. Denn Aaron war vor lauter Sorge um sie, vor lauter kümmern, bei ihr sein und lernen, gar nicht mehr dazu gekommen, sich zu erholen und zu schlafen. So hatte die Königin ihn kurzerhand dazu gezwungen. Sie brauchte ihren Gefährten ausgerut und stark und kein bleiches Wrack mit Augenringen, so dunkel, dass er damit Kinder erschrecken konnte.
Natürlich gab es danach deswegen immer wieder Streit. Aaron machte ihr Vorwürfe, dass sie ihn nicht um sich kümmern liess und sie machte ihm Vorwürfe, dass er nicht gut genug auf sich achtete und sich gar nicht um sie kümmern könne, wenn er nicht ausgeruht war. Woraufhin er ihr vorwar, dass sie sich genau so wenig um sich kümmerte und nicht ausruhte. Diesmal kamen sie nur um die Streiterei herum, weil Laree answesend war und sich sehr freute, ihn zu sehen. Der blonde Prinz kam ins stocken, grüsste sie mit einem abwesenden Lächeln, bevor er rasch an Timaris Seite eilte, um sie ebenfalls zu stützen.
Erleichtert lehnte sie sich an ihn. Aaron konnte sie besser stützen, als Laree. Er war grösser, stärker und fühlte sich bei weitem besser an. Ausserdem gefiel es Timaris, dass Aaron nur so knapp auf Laree reagiert hatte. Nicht, um die beiden zu verletzen. Nicht diesmal. Sondern weil er ihr somit bewies, dass sie für ihn an erster Stelle kam. Dass er sie nicht mehr ärgern wollte, indem er sich Laree freundschaftlich näherte.
"Ayden ist wieder zurück", erklärte sie ihm, warum sie mitten in der Nacht nicht in ihrem Bett lag, sondern im Salon stand. Dass er anständig zu Ayden sein sollte, sagte sie ihm nicht. Aaron war inzwischen vernünftig genug geworden, um das selber zu wissen.

Prompt öffnete sich die Tür wieder und Ayden wurde von Ayana herein gerollt. Er sah blass und abgespannt aus. Trotzdem war er noch immer ein sehr schöner mann und seine grünen Augen funkelten kraftvoll und arrogant wie immer. Oh, gütige Dunkelheit, wie hatte sie diesen Mistkerl vermisst. Wie konnte er es wagen, sich einfach zu Zorya abzusetzen. Die Gefahr in die er sie alle gebracht hatte. Am aller meisten ärgerte sie jedoch, dass er Zorya die Gelegenheit gegeben hatte, mit ihm zu spielen und ihn zu quälen. Wenn, dann stand das hier zu. Gerade allerdings jauchzte ihr Innerstes, dass er noch am Leben war und sie sehnte sich heftig danach, ihn zu spüren.
Timaris reagierte nicht auf seine provokative Frage, warum sie nicht im Bett sei. Während Aaron und ihre Verwandten respektvoll vor dem Haushofmeister den Kopf neigten, musterte sie ihn nur ausgiebig, wollte erkennen, ob ihm noch etwas anderes fehlte, abgesehend davon, dass er gelähmt war.
"Du musst schon immer eins draufsetzen, damit du auch ja das letzte Wort hast, was?" provozierte sie zurück und unterdrückte dabei tapfer ein Grinsen. Besonders, als Ayden sie fragend anblickte und entgegnete, dass er doch gerade erst angefangen hätte. "Da geht es mir einmal etwas nicht ganz so gut", erklärte sie ihm scheinbar pikiert. "Da musst du dich gleich in einen Rollstuhl setzen, um zu zeigen, dass es dir viel schlimmer geht und du viel ärmer dran bist, als alle anderen." Ayden musste immer alles dramatisieren. Doch die Worte waren nicht als Vorwurf gedacht, sondern ein Ausdruck ihrer Freude, dass er wieder bei ihr war.

Ayden verstand sie auch ganz richtig und musterte sie nun seinerseits auch ganz kritisch. Er war verwundert ob ihrer Ausdrucksweise, dass es ihr nicht ganz so gut ginge und erklärte, dass er gedacht hätte, sie würde im Sterben liegen. Wenn er gewusst hätte, dass es nicht so drängend sei, hätte er sich nicht so beeilt und nebenbei sein Leben riskiert.
"Nein, das wäre wirklich nicht nötig gewesen", antwortete Timaris nonchalant, Larees Gestöhne schlichtweg ignorierend. Doch ihre Augen funkelten voller Humor. "Schon gar nicht, dass du dein Leben riskierst." Dass er sich von Zorya hatte vergiften lassen, wäre überhaupt rein gar nicht nötig gewesen. "Ah, aber über Geschenke freue ich mich natürlich immer." Wie Ayden ganz genau wusste. Vorsichtig löste sie sich von Aaron und Laree und trat langsam auf ihren Haushofmeister zu. Unter schmerzen, zittrig und es kostete sie alle verblibene Kraft, nicht zusammen zu brechen. Dennoch wollte sie alleine zu Ayden gehen. Das war ein Moment, der nur ihnen Beiden gehörte.

Während sie zittrig auf ihn zu schritt, rief Ayden eine Kühlbox herbei, aus der er, genau so zittrig wie sie, das Gegengift holte. Er musste ebenfalls grosse Schmerzen haben. Laree hatte gesagt, er wäre gelähmt. Dennoch bewegte er seine Arme, Hände und Finger und sass aufrecht in seinem Rollstuhl. Etwas, das nicht möglich sein sollte.
"Haushofmeister", erwiderte sie huldvoll und nahm mit einem sachten Nicken als Erwiderung auf seine leichte Verneigung das Gegengift entgegen. Sie hielt ihre Hände offen, damit Ayden das zarte Fläschchen in die Schale legen konnten. Sie berührten sich dabei ganz leicht und dazwischen war Larees Kunst zu spüren. Wieder ignorierte Timaris die freche Hexe. Ihre Aufmerksamkeit galt alleine Ayden, der ihr Haushofmeister war, selbst wenn er für den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen würde. Das sollte er gefälligst wissen. Auch wenn sie ihm jetzt nicht ihr Blut anbieten konnte.

"Laree." Ohne die Hexe anzusehen streckte sie ihr ihre Hand mit dem Gegengift entgegen. "Kümmere dich darum." Sie sollte es Daipha geben, die es ihr dann verabreichen konnte. Doch Laree stand näher, brauchte somit weniger lang, es ihr abzunehmen. Timaris wollte ihre Hände frei haben, um Ayden sachte über die Wangen zu streicheln. Wollte spüren, dass er auch wirklich da war. Und wollte mit ihm schimpfen wegen des riesigen Blödsinn, den er gemacht hatte. Doch dann war die Kraft aufgebraucht, die sie für heute noch aufgespart hatte. Timaris streckte ihre Sinne nach Aaron aus, wollte ihm senden. Sein Name war jedoch mehr ein Gedanke, denn ein Speerfaden. Es reichte trotzdem. Ihre Beine versagten ihr den Dienst und Dunkelheit umschloss sie. Aaron fing sie behutsam auf, liess sie mehr mit der Kunst schweben, als dass er sie auf seinen Armen trug.
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von Anzeige » Do 7. Mär 2024, 11:54

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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 11:55

Ayden verkrampfte sich auf der Liege, er biss auf den Knebel, den Ayana ihm in den Mund gedrückt hatte, während sein Körper wieder und wieder zuckte und aufbäumte. Kurz bevor er das Gefühl hatte, er würde auseinander gerissen, ebbte es abrupt wieder ab. Keuchend blieb der Prinz liegen, während sein Körper noch etwas unkontrolliert zuckte. Sorra trat um die Liege herum und begutachtete ihn genau.
Ayden versuchte den Arm zu strecken und seine Beinmuskeln anzuspannen. Es schien nichts zu passieren außer ein kurzes Heben des Armes und Zucken des Beines. Wirkte diese Behandlung überhaupt oder hatte die alte Schwarze Witwe nur ihre Freude daran?
Der Prinz war nicht sonderlich erpicht, dies nochmal zu erleben, aber er musste wohl oder übel. Er hatte gehofft, eine zweite Behandlung würde ihm helfen, wieder zu gehen, doch dies war nicht der Fall.
"Genug, bringt mich zu Timaris", forderte er ungeduldig. Es würde sich nicht vermeiden lassen ihr im Rollstuhl zu begegnen. Es half nichts, er musste seinen Stolz hinunter schlucken. "Ayana, hilf mir in den Stuhl." Ayden konnte nach der Lehne greifen und sich mit der Hilfe seiner Schwester von der Liege in den Rollstuhl sinken lassen. Selbst das kostete höchste Anstrengung und danach war er so erschöpft, dass er sich schweigend zu Timaris' Gemächern schieben ließ.
Es war zwar nachts, dennoch begegneten sie natürlich Wachen. Sie sahen ihn erstaunt an und Ayden zweifelte nicht daran, dass die Nachricht seines Zustandes sich wie ein Lauffeuer im Palast verbreiten würde. Die Königin lag im Sterben und der Haushofmeister saß im Rollstuhl. Gewiss keine Position der Stärke, so wie es sich Ayden gewünscht hätte. Er konnte nur hoffen, dass das Gegenmittel wirkte - und zwar schnell.
Vor den Türen strich Ayana ihm nocheinmal das Haar zurück und tupfte ihm das Gesicht ab.
"Genug jetzt", wehrte Ayden ungehalten ab. Die Wachen öffneten die Türen und er wurde in den Salon geschoben. Dass er dort bereits auf Timaris traf, überraschte den den Prinzen. Da stand sie, bleich und immer noch schön, in einen hauchdünnen Morgenmantel gehüllt. Er konnte die schwarzen, feinen Äderchen auf den Handrücken sehen. Sie hatte sich verändert und trotzdem war ihr schönes, ebenes Gesicht wie eine vertraute Erinnerung. Aber Ayden hatte erwartet, sie würde im Bett liegen, schwer angeschlagen und um ihr Leben ringend. Gewiss nicht, dass sie gar stand und so gedachte ihn zu empfangen. Sture Frau!
So war seine erste Frage auch gleich wieso sie nicht im Bett lag. Er wollte sich nicht mit salbungsvollen Worten aufhalten. Zudem waren sie nicht allein. Sorra war mitgekommen, Laree war da sowie Daipha und Rhiana und Timaris' dummer Sklave war ebenfalls anwesend. Ayden hätte auf letzteren verzichten können.

Es war Timaris hoch anzurechnen, dass sie ihn nicht fragte wie er in den Rollstuhl gekommen war. Sie neckte ihn bloß, dass nun wo es ihr nicht ganz so gut ginge, müsste er im Rollstuhl ankommen, um sie zu übertrumpfen. Nicht ganz so gut? Das war eine Übertreibung des Jahrhunderts. Er hatte das nicht alles auf sich genommen und beinahe mit dem Leben bezahlt, wäre es nur darum gegangen sie zu imponieren. Aber Ayden hatte gewusst, dass die Scelter Sklaven nur eine kurzfristige Lösung gewesen waren und als er von Zoryas Besuch in Raej gehört hatte, hatte er die Gelegenheit einfach ergreifen müssen. Die richtige, wie sich nun herausstellte. Falls das, was er mitgebracht hatte, tatsächlich das Gegengift war. Ayden verschob die nagenden Zweifel.
Laree meckerte ein bißchen, dass Timaris und er sich lieber gegenseitig aufzogen, als gleich zum wesentlichen zu kommen, doch das musste nach den langen Wochen sein. Außerdem wollte der Prinz zeigen, dass es ihm gut ging und er immer noch der alte war. Obwohl es nicht wirklich stimmte... er hatte eine alte Freundin getötet. Vielleicht seine letzte. Ayden schob es kalt beiseite, konzentrierte sich darauf die Kühlbox herbeizurufen. Schon das ganze Gespräch über hatte er es versucht, dann endlich gelang es zum rechten Moment. Zittrig öffnete der Haushofmeister die Box, um das Fläschchen mit der schwarzen Flüssigkeit herauszuholen. Seine Finger wollten ihm kaum gehorchen, sein Arm zitterte. Mit aller Macht zwang Ayden sich das kühle Glas zu ergreifen und es hinauszuziehen.
Er war nicht zu schwach. Er würde Timaris das Gegengift überreichen, so wie er es sich vorgestellt hatte. Er streckte seinen Arm aus und die Königin kam ihm entgegen.
Als Ayden ihr das Mittel überreichte, sprach er zum ersten Mal überhaupt aus, dass sie seine Königin war. Der Prinz hatte sich nie binden und festlegen wollen. Zuvor war er stets von Hof zu Hof gereicht, aber Hayll war permanent. Das wusste er schon länger und natürlich kam dazu, dass Timaris damit seine Königin war. Aber er hatte es nicht zugeben wollen. Ayden hatte es nie gepasst sich unterzuordnen, schon gar nicht bei einer Frau. Doch wenn es eine Königin war, dann Timaris und gewiss nicht Zorya. Das hatte er gespürt, als er zugelassen hatte, dass sie ihr Blut austauschten. Es hatte sich falsch angefühlt und vielleicht hatte es auch Zorya gemerkt.
Ayden legte das Fläschchen in Timaris' geöffnete Handflächen. Ihre Finger berührten sich leicht. Etwas anderes bekam der Prinz nicht mit. Er war sehr froh, dass er das Gegengift trotz seinen geschwächten, zitternden Armen hatte überreichen können.
Timaris reichte dann Laree das Mittel weiter und diese gab es Daipha. Die Heilerin würde es Timaris hoffentlich zügig überreichen, selbst wenn Timaris noch Kraft zum Kämpfen hatte. Die Königin streckte ihre Hand aus. Ihre Fingerspitzen berührten beinahe Aydens Wange. Dann sanken ihre Augen, sie wankte und abrupt stürzte sie nach vorne. Hilflos hob Ayden seine Arme ein wenig. Er wollte aufspringen und sie stützen, doch es ging nicht. Aaron war derjenige, der geistesgegenwärtig nach vorne eilte und sie auffing. Ayden hasste ihn dafür, aber immerhin war Timaris nichts passiert. Nur schien ihr Zustand weit kritischer als sie es eben noch vorgegeben hatte.
"Rasch, sie braucht das Gegengift", drängte Ayden. "Wieso war sie nicht längst in einem Krankenzimmer? Über mein Kommen wurde doch unterrichtet", maßregelte er die Anwesenden. Es war viel zu riskant gewesen, dass Timaris ihn im Salon empfangen hatte. Sie hätte vorbereitet auf einem Krankenbett liegen sollen, um unverzüglich mit der Heilung beginnen zu können.
Aaron ließ Timaris schweben und gemeinsam mit Daipha und Sorra wurde sie in ein angrenzendes Zimmer gebracht. Ayden blickte ihnen hinterher. "Informier mich sobald es etwas neues gibt", wies er Laree an. Die Hexe wollte zuerst etwas sagen, doch dann nickte sie nur und folgte den anderen.
Ayden stellte sich auf eine ungewisse Wartezeit im Salon ein. Das Gegengift musste wirken. Eine andere Option gab es nicht. Leider wusste der Prinz nicht einmal wie schnell das Mittel wirken würde. Augenblicklich? Stunden? Tage? Ayana fragte ihn leise, ob er sich nicht ausruhen und etwas essen wollte. Der Prinz verneinte und schob für den Augenblick Hunger und Erschöpfung beiseite.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 12:15

Ihr Körper versagte ihr den Dienst. Vor ihren Augen wurde es dunkel, da ihr die Lider zufielen. Doch ohnmächtig wurde sie nicht. Sie war noch da in ihrem Körper. Spürte, wie er von Aaron in den Raum nebenan getragen wurde, wo eine kleine, private Krankenstation für Timaris eingerichtet worden war, damit sie dort ungestört ihr Blut hatten waschen können. Sie hörte, wie Ayden sich darüber aufregte, dass sie nicht schon längst dort lag. Schliesslich wäre doch über sein Kommen informiert worden. Das stimmte zwar, dennoch war Timaris der Meinung, dass ihre Begegnung hatte stattfinden müssen.
Aaron legte sich behutsam auf den gepolsterten Tisch. Schmerz zuckte durch ihren Körper. Es war bedeutend angenehmer gewesen, zu schweben. So ganz ohne Berührung von irgendwas. Ausserdem war der Tisch kalt. Es wurde augenblicklich noch kälter, da Daipha ihr den Morgenmantel öffnete. Er schien zu stören. Dann wurde ihr eine lange Nadel in die Brust gerammt. Feuriger Schmerz breitete sich explosionsartig in ihr aus. Trotzdem versagte sie sich, qualvoll zu stöhnen oder gar zu schreien. Noch war sie da. Noch konnte sie gegen ihre Vergiftung kämpfen. Ihr Atem ging jedoch besorgniserregend flach und schnell und ihr Kiefer verkrampfte sich heftig.
Besorgt liess Daipha ihre Kunst wirken, damit ihre Muskeln wieder locker liessen. Damit sie wieder besser atmen konnte. Sanft streichelte sie ihr über den Kopf und riet ihr flüsternd, locker zu lassen, sich zu entspannen. Tröstend erklärte sie ihr, dass Sorra, ihr das Gegenmittel direkt ins Herz gespritzt hatte, weil es von da aus am schnellsten verteilt werden konnte. Ja, Timaris spürte es. Sie spürte die lange, scheinbar dicke Kanüle, die sich in ihren Körper gebohrt hatte. Spürte, wie sich von innen heraus ein stetiger Druck auf ihr Herz ausbreitete, bis es sich anfühlte, als wäre es zu klein, um alles aufzunehmen. Als würde es gleich zerreissen. Es schien ein einzelner, glühender Muskel zu sein. Timaris konnte förmlich spüren, wie das Gift von dem Gegengift verdrängt und aufgefressen wurde.
Und dann war es auf einmal vorbei. Ihr Herz war frei von Gift. Konnte wieder frei und normal schlagen. Timaris' Körper sackte erschöpft zusammen und zum ersten Mal seit langem hatte sie nicht mehr so entsetzlich kalt. Sie fühlte sich ganz leicht an. So ganz plötzlich schien alles wieder gut zu sein. Sie konnte endlich wieder entspannen. Doch vor lauter Überraschung, endlich wieder frei zu sein, hörte ihr Herz auf zu schlagen. Wie als könne es sich nicht mehr erinnern, was es zu tun hatte, nachdem es nicht mehr gegen das Gift kämpfen musste.

In dem Moment konnte sie wieder sehen. Allerdings nicht von ihrem Körper aus, wie sie augenblicklich bemerkte. Denn sie sah, wie Gualterio mit einem entsetzten Schrei aus einem qualvollen Albtraum aufwachte. Wie er mit einem Satz aus dem Bett sprang und in die Dunkelheit starrte. Lauerte ob er wirklich tot sei oder nicht.
Gleichzeitig sah sie, wie Aydens helle Haut kreidebleich wurde. Wie er seine Finger zu harten Fäusten ballte und seine sinnlichen Lippen zu einem dünnen Strich zusammen pressten. Er strahlte wilde Wut aus Fassungslosigkeit und Hilflosigkeit aus.
Sie sah Kaeros, der auf dem Dach über ihr stand und über das Territorium schaute, für das Timaris bereit war, bis zum Äussersten zu gehen. Zum Schutz vor all dem unerwarteten Schmerz hatte er sich in die Gewandung des schwarzgrauen Phantoms gehüllt. Vor dem Hintergrund der gewaltigen Sturmwolken sah man ihn kaum. Wild zerrte der Wind an seinem Mantel. Doch Kaeros schien es nicht zu spüren. Er spürte nur den unendlichen Schmerz, weil er ihr Herz nicht mehr schlagen spürte. Geschlagen sank er auf die Knie.
Und sie sah Aaron, der erstarrt neben ihr an der Liege stand. Noch immer hielt er sachte ihre Hand, die er nicht losgelassen hatte, seit er sie hier hingelegt hatte. Seine schönen Augen wirkten ganz leer und sie konnte seinen Kristallkelch klirren hören.
Welten schienen in dem Augenblick still zu stehen. Doch sie war noch da. Sie würde ihr Blutdreieck nicht so einfach verlassen. Nicht nachdem sie es endlich beisammen hatte. Sie kämpfte weiter. Es brauchte zwar noch ein paar Sekunden, doch dann setzte ihr Herz endlich wieder ein. Erinnerte sich daran, was seine Aufgabe war und machte sich in ruhigem, aber beständigen Rhythmus daran, zu tun für was es da war. Gleichzeitig spürte Timaris sowohl ihren Gefährten, als auch ihren Haushofmeister und ihren Hauptmann der Wache und Kaeros unisono aufzuatmen. Na, was hatten die denn gedacht, was sie hier tun würde? Timaris wusste das schon. Dennoch wurde ihre Ausstrahlung wütend. So schnell gab sie nicht auf. Erst recht nicht, wo die Möglichkeit bestand, sich bald an Sion rächen zu können. Wind frischte um das Schloss herum auf.

"Wir werden das Gegengift nun kontrolliert durch ihren Körper fliessen lassen", informierte Sorra Daipha. "Schön systematisch, damit wir nichts übersehen und ein Giftherd sich in ihr verstecken und dort schwären kann. Als erstes werden wir die Blutbahnen reinigen, die hoch zu ihrem Kopf führen. Nicht, dass das Gift ihr Gehirn doch noch erreicht. Danach kümmern wir uns um ihre Lunge und um die restlichen, inneren Organe."
Timaris fand, das klang vernünftig. Sie spürte auch, wie sich eine angenehme Wärme von ihrem Herzen aus nach oben ausbreitete. Spürte die intensive, dunkle Kunst, die Sorra anwandte. Spürte, wie etwas, was sie schon fast als zugehörig zu ihrem Körper gefühlt hatte, aufgelöst, verbrannt und zurück gedrängt wurde. Es brannte, schien sie zu zerreissen, qualvoll und doch reinigend.

Helfen konnte sie jedoch nicht. Jetzt galt es zu warten. Timaris hatte die Geduld dazu. Jetzt hatte sie schon so lange gewartet, auf die paar Stunden kam es auch nicht mehr an. Dicht blieb sie bei Aaron stehen, umarmte ihn tröstend. Sah mit ihm zu, wie Laree ihr ihren Hals wusch und auf dem Lappen eine ekelhafte, schmierige, schwarze Substanz zurück blieb.
Gleichzeitig setzte sie sich zu Ayden auf den Schoss, streichelte ihm die Wange, so wie sie es vorhin vor gehabt hatte, schimpfte sorgenvoll mit ihm, ohne ihm wirklich zu senden.
Bei Gualterio sah sie ihm zu, wie er sich, fast schon in ritualhaften Bewegungen, duschte und anschliessend seine Uniform, seine Waffen und Rüstungsteile anlegte, als würde er gleich in den Krieg ziehen. Von einem übernächtigten Kammerdiener liess er sich ein karges, doch sättigendes Frühstück bringen. Einzig mit dem Willen zur Vernunft schien er es essen zu können. Danach schritt er zügig durch die Gänge, bis er vor ihren Gemächern stand. Die Wachen salutierten zackig. Der Hauptmann der Wache schickte sie, weiter vorne im Gang Wache zu stehen. Er selber würde den Eingang zu ihren Gemächern bewachen. Ein Ehrendienst an ihr.
Kaeros nahm sie erneut die Maske des Phantoms ab und streckte ihm ihre Hand entgegen. Gemeinsam trat sie mit ihm an den Rand des Daches, damit sie auf Draega, auf Hayll schauen konnten. Das Territorium, das ihnen im Blut, am Herzen lag und sie beide auf ihre Weise beschützen wollten.

Die Zeit verging und schien gleichzeitig stehen zu bleiben. Es wurde hell draussen. Wenigstens ein bisschen. Der heftige Wind entwickelte sich allmählich zu einem ausgewachsenen Hexensturm, der nicht viel Sonnenlicht durchliess. Es war, als würde das Land selbst auf den heftigen Kampf reagieren, der in ihrem Körper ausgefochten wurde. Timaris wollte gerne helfen, doch sie war keine Heilerin, konnte das Gift nicht so genau durch ihren Körper steuern, wie Sorra und Daipha es konnten. Wobei vorallem Sorra dies übernahm, das sie Erfahrung darin hatte, Körper auf ausgefallene Weise zu behandeln. Daipha kümmerte sich mehr um die Begleiterscheinungen.
Im Verlauf des Tages nutzte ihre Urgrossmutter auch immer mal wieder die Juwelenkraft von Aaron, um die eigene zu schonen oder aufzuladen. Die gewaltige Macht, die dabei genutzt wurde, schien dabei das ganze Schloss zum Vibrieren zu bringen. Gnadenlos zog Sorra von Aaron ab, was sie brauchte. Der Prinz gab es ihr gerne und freiwillig. Trotzdem sank er nicht selten schreiend auf die Knie, wenn Sorra ihn schröpfte.

Timaris hielt ihn dann tröstend im Arm, sagte ihm, dass er ruhig atmen sollte. Dabei konnte sie gar nicht senden. Es waren nur ihre Gedanken. Atme. Einatmen. Ausatmen. Einfach alles fliessen lassen.
Auch für Ayden hatte sie solche Ratschläge. Iss. Schlaf. Es würde Zeit brauchen, bis Sorra fertig war. Wenn Timaris wieder erwachte, brauchte sie einen gestärkten Haushofmeister.
Das galt selbstverständlich auch für ihren aufgebrachten Hauptmann der Wache. Beruhige dich. Sammle dich.

Es wurde wieder dunkel. Es versuchte wieder hell zu werden. Tage schienen zu vergehen ohne, dass die Zeit voran schritt. Der Hexensturm, der heftige Einsatz der beiden dunklesn, schwarzgrauen Juwelen, das alles schien alle den Atem anhalten zu lassen. Timaris kümmerte sich nicht darum. Sie wartete mit ihrem Blutdreieck darauf, dass das Gegengift seine Pflicht tat.
"Es ist alles aufgebraucht", meinte Sorra schliesslich irgendwann, als es wieder stockfinster draussen war. Der alten Schwarzen Witwe war Erschöpfung anzuhören. "Wir werden sehen, ob es reicht. Ihr Körper muss sich jetzt erst einmal erholen. Kleine Hexe", rief sie Laree zu sich, die mit Rhiana unermüdlich dafür gesorgt hatte, dass stets frische Handtücher, Lappen und Wasser zur Verfügung gestanden hatte. Oder dafür, dass alle Anwesenden immer hatten essen und trinken können, wenn ihnen danach war. "Wasch die Königin. Dann legen wir sie ins Bett. Und du ruh dich endlich aus", scholt sie Timaris direkt. "Du hast deinen Geist genügend herumwandern lassen. Gib ihm die Ruhe, die er braucht." Timaris blinzelte verblüfft. Zumindest zuckten ihre Augenlider etwas. Ein sachtes Lächeln huschte über ihre Lippen. Dann war sie eingeschlafen.

Als sie wieder aufwachte, lag sie wieder in ihrem eigenen Bett. Es war frisch bezogen worden und Timaris war in ein wärmendes Nachtgewand gehüllt worden. Ein viel zu wärmendes Nachtgewand. Ihr war heiss. Die langen Haare hatte man ihr zu einem Zopf geflochten. Sanftes, goldenes Morgenlicht strahlte durch die hohen Fenster herein. An einem der Fenster stand ihr Hauptmann der Wache, blickte sorgenvoll hinaus. Weiter hinten lag Aaron auf dem Sofa, wo er tief und fest schlief. Ihre Heilung hatte ihn viel gekostet. Ayden sass neben ihr am Bett, schien sie allein durch die Kraft seines Willens und Anstarrens heilen und zum Aufwachen bringen zu wollen.
"Guten Morgen", wünschte sie ihm mit einem erfreuten Lächeln, ihn wieder zu sehen. Dabei merkte sie, dass das Lächeln, das Sprechen, ja gar das Atmen, nicht mehr weh tat. Es war ganz komisch. Als ob etwas fehlen würde. So federleicht, als würde sie fliegen. Es fühlte sich wunderbar an und ihr Lächeln wurde noch strahlender.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 12:18

Es wurde eine lange, erschöpfende Wartezeit, die Ayden im Salon von Timaris' Gemächern verbrachte. Lange Zeit tat sich nichts bis der Prinz plötzlich spürte wie Timaris' Leben sich erschöpfte. Es fühlte sich so an, als hätte ihr Herz aufgehört zu schlagen. Der Haushofmeister wurde blass, krallte seine Finger um die Lehnen des Rollstuhls und presste die Lippen zusammen. Er hatte das Gegenmittel rechtzeitig überbracht. Es musste erfolgreich sein. Einen anderen Ausgang würde er nicht zulassen. Ayden wollte aufspringen und in das Krankenzimmer rennen, aber es ging nicht.
"Was ist mit ihr?!", fragte er Ayana aufgebracht. "Los, finde es heraus! Wir brauchen mehr Heilerinnen!" Er wollte etwas unternehmen. Er spürte Timaris' Leben am seidenen Faden hängen und so durfte es nicht enden. Nicht, wo er alles auf sich genommen hatte, um sie zu retten. Für was? Dass sie jetzt doch noch starb?
Ayana wollte schon besorgt loseilen, als Ayden plötzlich das Gefühl hatte, Timaris' Herz würde wieder schlagen. Langsam und schwach, aber langsam erstarkend. Der Prinz atmete tief durch. Es war eine schlechte Idee gewesen hier draußen zu warten, wo er nicht mitbekam was vor sich ging und Laree schien es nicht für nötig zu halten ihn zu informieren so wie er es ihr aufgetragen hatte.
"Bleib hier.. es ist wieder besser", rief er seine Schwester zurück.
"Möchtest du nicht doch etwas essen?", fragte sie besorgt. "Und dich ausruhen.."
Ayden funkelte sie kalt an. "Ich bin nicht schwach und bettlägrig! Ich werde es schon schaffen hier zu warten und-"
Abrupt fühlte er Timaris' Signatur um sich herum, konnte beinahe spüren wie sie ihm über die Wange streichelte und ihn schalt, er würde sich zu überanstrengen. Es musste so sein, denn sie war ja unmöglich hier. Der Prinz schüttelte sachte den Kopf. Dennoch harrte er schweigend aus, lehnte Ayanas Fürsorge ab. Erst als der Prinz mehrmals Aarons Geschrei hörte, überwand sich der Haushofmeister und ließ sich von Ayana füttern. Es sah ihnen niemand zu und bei seiner Schwester konnte er es erlauben. Dennoch machte es ihn wütend. Mehrmals versuchte er den Arm zu heben, griff selbst nach dem Löffel. Erfolglos glitt er ihm wieder aus der Hand. Ayden fluchte.
"Morgen wird es dir schon besser gelingen", beruhigte Ayana ihn. Ayden hätte sie am liebsten geschlagen.

Am anderen Morgen saß er immer noch im Salon und endlich zeigte sich Laree einmal, informierte ihn über den Verlauf der Heilung. Timaris wäre stabil, aber Sorra und die Heilerinnen wären noch damit beschäftigt das Gegengift im Körper auszubreiten, so dass es überall das Gift aus dem Körper vertreiben konnte. Es würde in schwarzem Schleim durch die Hautporen abgesondert werden und es käme immer noch etwas nach. Es würde vermutlich noch mindstens bis in den nächsten Morgen dauern.
Ayden seufzte. "Geh wieder hinein. Ich werde mich ausruhen", entschied er und winkte Ayana. Sie schob ihn in seine eigenen Gemächer. Jetzt am frühen Morgen waren mehr Leute unterwegs. Weit mehr als sonst. Ayden sah in besorgte Gesichter der Dienerschaft überall. Sie blickten ihn ebenfalls besorgt an, wussten aber natürlich besser ihn anzusprechen. Dass draußen inzwischen ein heftiger Sturm tobte, aufgeladen durch Juwelenkraft, machte es nicht besser. Ayden hatte einmal aus einem der hohen Fenster geblickt und die riesigen Sturmwolken selbst über Draega gesehen. Alle schienen zu wissen, dass etwas im Gange war.
Ayden war froh, als er endlich in seinen eigenen Räumlichkeiten waren, die er seit über einem Monat nicht mehr betreten hatte. Trotzdem sah es etwas eingelebt aus. Dafür hatte wohl Ayana gesorgt.
"Hat Dulcie sich gemeldet?", fragte Ayden. Seine Schwester zögerte.
"Sie hat sich nicht gemeldet..", erklärte sie. Ayden schnaubte leicht. So viel zu tun. Er würde Briefe an all seine Püppchen schicken müssen, ebenso an seine Geschäfte, die nicht von seinen Püppchen verwaltet wurden. Außerdem war es dringend nötig einen Kommentar über seine Reise und seinen Zustand zu verlesen. Aber erst...
"Bring mich ins Bad", wies er Ayana an. Ayden wollte ein Bad nehmen. Das würde noch gut ohne Hilfe schaffen. Draußen riss der Wind an den Fensterläden und Blumenkästen krachten zu Boden. Es war so dunkel draußen, dass man fast vergessen könnte, es wäre mittags, als Ayden wieder aus dem Bad kam.
"Ruf die obersten Haushälterinnen und Butler her", ordete er an. "Ich kann nicht zulassen, dass die Diener wilde Gerüchte verbreiten. Und nach diesem Treffen setze eines mit den Hofsprechern an." Sie sollten einen Kommentar über seine Reise an den Hof verteilen. Ayden wollte die Kontrolle über die Geschichte haben bevor sie ein Eigenleben entwickelte.
"Du hast Laree gesagt, du wolltest schlafen", erinnerte ihn Ayana leise. Ayden sah sie zornig an.
"Tu was ich dir sage!", fuhr er sie an. Sie gehorchte und wenig später saß Ayden hinter seinem Schreibtisch, um die obersten Diener zu empfangen und ihnen einzuschärfen, dass sie dafür sorgen sollten, dass die Diener keine haltlosen, wilden Spekulationen verbreiteten. Einer der Butler wagte nach der Gesundheit der Königin zu fragen.
"Sie ist auf dem Wege der Besserung", sagte der Prinz, "Seht in den Hexensturm draußen und ihr wisst wieviel Stärke weiterhin in unserer Königin ruht. Etwas anderes möchte ich nicht im Palast hören."
Danach versuchte er den Kommentar über seine Reise zu verfassen, doch es war zwecklos. Seine Hand zitterte so stark, er konnte den Füller nicht halten. Frustriert rief Ayden die Hofsprecher trotzdem hinein und diktierte ihnen, dass er auf der Reise von einer Giftspinne gebissen worden wäre. Ayden wusste selbst wie unglaubwürdig das klang, aber oft war eine einfache Lüge die beste. Nichts kompliziertes. Über Timaris sagte er ihnen das gleiche, das er auch den Dienern gesagt hatte.
Danach wollte er gleich den ersten Kreis zusammenrufen, aber sein Körper zitterte immer stärker und schließlich ließ er sich von Ayana überreden, dass sie ihm aus dem Rollstuhl aufs Bett half. Ayden fiel erschöpft in einen Schlaf.

Es dauerte bis zum nächsten Morgen bis es hieß, dass man Timaris vom Krankenzimmer in ihr Bett verlegt hätte. Ayden hatte ebenfalls den größten Teil verschlafen. Nun brachte ihn Ayana zu Timaris' Schlafzimmer. Bereits auf dem Weg dorthin begegnete er Prinz Malateste. Er war ebenfalls auf dem Weg zur Königin. Ayden nickte ihm knapp zu, doch er wollte keine Worte mit dem Kriegerprinz wechseln. Es reichte schon, dass er gerade zu dem Hayllier aufblicken musste. Es war so erniedrigend.
Im Schlafzimmer befand sich auch Aaron, der auf dem Sofa schlief. Laree war nicht hier, vermutlich ruhte sie sich auch irgendwo aus. Ayden sah gleich zu Timaris. Sie sah so viel besser aus. Man sah keine der schwarzen Adern mehr, ihre Haut war wieder von einem gesundenen, goldenen Ton. Sie schlief friedlich. Ayana schob ihm ans Bett, wo der Prinz schweigend wartete. Für den Moment war er zufrieden zu warten. Es dauerte noch eine Weile bis Timaris tatsächlich irgendwann die Augen aufschlug. Ihr Blick war klar und wach. Sie strahlte ihn an. Vielleicht auch Gualterio, der ebenfalls näher zum Bett gekommen war, aber Ayden ignorierte ihn. Der Kriegerprinz war nicht derjenige, der sich nach Dhemlan aufgemacht hatte.
"Guten Morgen", erwiderte Ayden lächelnd. "Wie fühlst du dich?", fragte er. Timaris erwiderte, dass ihr heiß wäre und sie frische Luft bräuchte. Dann wollte sie tatsächlich aufstehen. "Das ist doch viel zu früh. Bleib liegen", riet er ihr, wobei er sich genausowenig solche Empfehlungen sagen ließ. "Mach zwei Fenster auf", wies er den Kriegerprinzen an, der dies auch gleich tat, nachdem er Timaris ebenfalls gefragt hatte wie es ihr ging. Im Gegensatz zu Ayden wollte er Timaris dann aber aufhelfen, damit sie ans Fenster treten konnte.
"Du siehst gut aus", sagte Ayden, "Das Gift scheint vertrieben. Sorra und Daipha können uns sicher mehr dazu sagen. Wenn wir den Hof informieren, sollten wir zweifelsfreie Informationen haben. Ich schlage ein Treffen mit dem ersten Kreis vor ehe eine Ansprache ans Volk kommt."
Gualterio fragte ihn, ob er die Arbeit nicht für einen Moment vergessen könnte. Sie sollten den Moment genießen und feiern. Ayden sah ihn scharf an.
"Gerüchte sind gefährlich. Sion hat zu lange Fehlinformationen gestreut."
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 12:23

Ayden lächelte zurück, wünschte ihr ebenfalls einen guten Morgen. Er sah nicht mehr ganz so blass und abgespannt aus. Dennoch täte seinem Aussehen eine Woche am Strand liegen und nichts tun bestimmt sehr gut. Gualterio schob sich in ihr Gesichtsfeld. Timaris lächelte zu ihm hoch. Er sah bedeutend besser aus, als bei seinem schrecklichen Entzug von Schwarztraum.
"Heiss", stellte sie überrascht fest. "Mir ist heiss." Endlich. Nachdem sie beinahe monatelang gefroren hatte. Es tat so gut. "Ich brauche frische Luft." Mit ihrem warmen Nachtgewand und der dicken Bettdecke war ihr definitiv zu heiss. "Ich will aufstehen. Endlich fühlt es nicht mehr so an, als wollen meine Muskeln sich gegen jede Bewegung sträuben."

Ausgerechnet derjenige aus ihrem Blutdreieck, der sich selbst in den letzten Wochen am wenigsten geschohnt hatte, riet ihr, besser noch etwas liegen zu bleiben. Es sei doch noch viel zu früh um aufzustehen. Timaris grinste ihn breit an. Bestimmt hatte er recht damit. Doch sie fühlte sich seit langem einmal wieder richtig lebendig. Kraftvoll. Leicht. Sie wollte aufstehen und fliegen. Fröhlich aufgedreht musste sie leise kichern, als sie in Aydens Blick sah, dass er erkannte, dass sie nicht auf ihn hören würde. Es tat gut, ihn wieder in ihrer Nähe zu haben. Es tat gut, wieder lachen zu können, ohne dass es weh tat.
Da Gualterio genau so froh war, dass es Timaris wieder gut ging, liess er sich ohne Widerstreben an die Fenster schicken, um zwei davon zu öffnen. Gut gelaunt, winkte Timaris ihn zu sich. Er sollte ihr helfen aufzustehen. Ayden konnte es wegen seiner eigenen Vergiftung nicht tun. Da sie ihn nicht in Verlegenheit bringen wollte, forderte sie von ihm keine Unterstützung . Es war ohnehin besser, wenn die beiden Männer nicht zu dicht miteinander arbeiten mussten. Auch wenn sie diese Einstellung unbedingt ändern mussten, nun da sie ihr Blutdreieck zusammen hatte.

Langsam und vorsichtig richtete sie sich mit Gualterios Hilfe auf. Langsam und angestrengt schob sie ein Bein nach dem anderen über die Bettkante. Der Kriegerprinz hob sie sanft an den Hüften an und schon stand sie. Sie schien sich nicht nur federleicht zu fühlen, sie schien es auch zu sein. Noch etwas schwach auf den Beinen, ging sie langsam jedoch zielstrebig auf das Fenster zu. Scheinbar zufällig und doch sehr bewusst strich sie mit ihrer Hand genau so langsam über Aydens Arm, als sie an ihm vorbei kam. Stützte sich auf seiner Schulter ab, drückte sie vertraut.

"Ich fühle mich auch gut", antwortete sie ihm glücklich. Ganz dienstbeflissen überlegte Ayden, dass sie sich bei Sorra und Daipha erkundigen mussten, wie weit die Heilung fortgeschritten war. Für danach schlug er ein Treffen mit dem ersten Kreis vor, ehe sie mit einer Ansprache ans Volk gingen. Gualterio fand das verfrüht, wollte lieber den Moment geniessen und feiern. Eben ganz der Soldat, der eine Schlacht gewonnen hatte. Ayden hielt dagegen, dass Gerüchte gefährlich wären. Sion hätte zu lange Fehlinformationen gestreut. Timaris lachte leise, über diese vertrauten Streitereien.

"Ich würde am liebsten einen Spaziergang durch den Park machen", erklärte sie grinsend. Sie stand nun am Fenster und atmete tief die frische Morgenluft ein. "Gleich jetzt und so wie ich bin. Durch den Park und dann runter in die Stadt, um mich in einer Kneipe ordentlich zu betrinken." Timaris lachte. Das würde sie nicht tun. Auch wenn es die beiden Wünsche der zwei Mitglieder ihres Blutdreiecks vereinte. Feiern und ihr Volk informieren. Schmunzelnd drehte sie sich vor dem Fenster um und blickte zu Aaron, der noch immer tief und fest auf dem Sofa schlief. Er rührte sich kein bisschen, obwohl sie nicht leise sprachen.
"Was ist mit ihm?" wollte sie ruhig wissen. Timaris hatte mitbekommen, wie viel Aaron gegeben hatte, damit sie geheilt wurde. Doch, dass er so dermassen tief schlief, kam ihr doch etwas seltsam vor.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 12:24

Er konnte Timaris sowieso nicht davon abhalten, als sie sich von Gualterio aus dem Bett helfen ließ. Ayden beobachtete das ganze skeptisch, doch in Wahrheit wäre er schlicht gerne selbst derjenige gewesen, der sie gestützt hätte. Timaris kam aber an ihm vorbei, stützte sich an seiner Schulter vorbei, während sie auf dem Weg zum Fenster war. Ayden versuchte den Rollstuhl etwas umzudrehen, damit er ihr nachschauen konnte. Ayana hatte er hinausgeschickt. Das Blutdreieck hatte Vorrecht Timaris nach ihrem Aufwachen als erstes zu sehen. Wobei Ayden es viel lieber gewesen wäre, wenn es weder Gualterio noch Aaron gegeben hätte. Gualterio konnte er respektieren. Er war ein hayllischer Adeliger, wenn ihm auch noch etwas der Gestank des Verrats anhaftete. Egal ob es stimmte oder nicht. Anderseits würde man nun das gleiche auch von Ayden behaupten. Ganz anders sah es mit Aaron aus. Er war kein Hayllier, doch dies lastete Ayden ihm nicht an, war er dies doch auch nicht. Viel schwerer wog, dass Aaron ein Sklave war. Allein seine dunklen Juwelen retteten den Prinzen. Aber ein Sklave im Blutdreieck... nein, das würde nun sicher aufhören, wenn es Timaris erst einmal besser ging und sie Sion geschlagen hatten.
Die Königin sagte zufrieden, dass es ihr gut ging. Ayden beobachtete sie lächelnd wie sie am Fenster stand und tief einatmete. Das hatte sie sich gewiss verdient. Der Haushofmeister selbst dachte nicht daran innezuhalten. Er wollte sich so schnell wie möglich wieder in die Arbeit stürzen, so dass überhaupt keine Zweifel an seiner Loyalität kamen. Und Dhemlan.. das wollte er abhaken. Weswegen diese Lähmung in zweierlei Hinsicht sehr lästig war. Aber hier, vor dem Rest des Blutdreiecks, wollte Ayden sich keinerlei Blöße geben. Wie um den Umstand, dass er im Rollstuhl saß, wett zu machen, zeigte er sich besonders energisch und tatkräftig.

"Du kannst doch jetzt nicht durch den Park", erwiderte der Prinz erschrocken, als Timaris gleich Pläne machte sofort in den Schlosspark zu gehen und von dort direkt nach Draega, um sich in einer Kneipe zu betrinken. Sie lachte zwar, aber Ayden traute ihr das durchaus zu. "Du solltest dich weiter erholen. In ein paar Tagen können wir die Ansprache organisieren. Das wird die Moral unserer Streitkräfte beträchtlich heben." Dagegen konnte nun selbst der Hauptmann nichts einwenden. Wenn sie dann noch den Tod von Zorya verkündeten, konnten sie den Aufwind nutzen, um Sion zu zermalmen.
Timaris entdeckte aber erst einmal Aaron und fragte, wieso er noch schlafen würde. Ayden wollte mit der Hand abwinken, ließ es aber rasch bleiben, als sie schon beim Anheben arg zitterte. "Ach, er...", setzte er an, "Er hat sehr viel geschrien die Nächte über. Ich denke, Sorra hat ihn für seine Juwelenkraft genutzt. Sie müssen fast leer sein. Er hat seinen Gefährtendienst getan." Und wenn die Juwelen ausgebrannt waren, das war Ayden egal. Timaris war wichtiger als dieser Sklave. "Ich denke, er brauch den Schlaf", beruhigte Ayden sie. Und Aaron war sowieso nicht in einer Unterhaltung über die Zukunft Haylls zu gebrauchen. In ein paar Jahrzehnten war der Sklave ohnehin verwelkt.
"Möchtest du vielleicht etwas essen oder trinken?", erkundigte sich Ayden, "Wir können dir etwas bringen lassen. Und deine Heilerinnen sollen uns gleich informieren wie erfolgreich das Gegengift war. Wenn es nicht alles geheilt hat, dann wird dein Sklave den Rest des Mittels herbringen. Die Schiffsreise wird hoffentlich nicht allzu lange dauern."
Bis dahin würde Kosta wohl auf sein Juwelengepäck zugreifen können.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 12:27

Ayden tat ihr den Gefallen und zeigte sich entsetzt über ihren Wunsch, etwas durch den Park zu spazieren und anschliessend sich anschliessend in einer Draeger Kneipe zu betrinken. Timaris lachte fröhlich und freute sich, dass Ayden lieber wollte, dass sie sich weiter erholte und ihr ein paar Tage Ruhe gönnen wollte. Seine Sorge, liess sie sich geborgen fühlen. Doch so viel Zeit wollte sie sich selber nicht gönnen. Heute noch. Vielleicht auch noch morgen. Gerade fühlte sie sich so gut. Alles in ihn ihr drängte danach, direkt nach Dhemlan zu gehen und Sion höchst persönlich ein Schwert in die Brust zu rammen.

Sie schätzte, dass es Gualterio und Ayden ganz ähnlich ging. Nur Aaron schlief dermassen tief und bekam nichts mit von ihrem Gespräch, dass er mehr an einen Toten erinnerte, denn an jemand lebendes. In stiller Sorge fragte Timaris nach. Nicht gerade glücklich über das Thema, erklärte Ayden ihr, dass Aaron sehr viel geschrien hätte. Er vermutete, dass Sorra ihn für die Juwelenkraft genutzt hatte. Sie müssen fast leer sein. Aaron hatte schlicht seinen Gefährtendienst getan.
"Ja, ich habe ihn gehört", gab Timaris zu. Sie hatte sogar gesehen, wie er schmerzerfüllt zusammen gesackt war, während ihre Urgrossmutter ihm rücksichtslos seine innere Energie entzogen hatte. "Sorra hat sich noch nie sonderlich um die Schmerzen ihrer Patienten gekümmert. Immer nur das Ziel ist wichtig." Timaris blickte noch einmal zu Aaron und präzisierte ihre ursprüngliche Frage. "Ist er ausgebrannt?" Das war es, was sie befürchtete. Weder Ayden noch Gualterio konnten ihr jedoch eine Antwort darauf geben. Ihr Haushofmeister versuchte sie zu beruhigen, indem er überlegte, dass Aaron jetzt einfach einmal ausschlafen musste. Damit hatte er sicherlich Recht. Schon zuvor hatte Aaron viel zu wenig geschlafen.

"Ja, wir zwei werden jetzt in meinem Salon zusammen frühstücken, Ayden", bestimmte sie auf Aydens Frage hin, nachdem sie sich einen Moment der Sorge um Aaron gestattet hatte. Dabei überging sie schlichtweg, dass Ayden kaum seinen Arm heben konnte. Vorhin hatte bei einem Versuch seine Hand stark gezittert. Sie würde ihm helfen beim Frühstücken. Er war ihr Haushofmeister und hatte nun endlich selber erkannt, dass sie seine Königin war. Es war ihr Vorrecht, sich um ihn zu kümmern. Ausserdem brauchten sie einen Moment für sich alleine. Nach allem, was der Prinz so angestellt hatte.

"Und du, Gualterio, solltest dich jetzt auch ausruhen gehen", wiess sie den starken Kriegerprinzen an. "Du hast lange genug an meiner Tür Wache gehalten. Stärke dich, ruh dich aus und zeige dich bei deinen Leuten. Wir werden uns am Nachmittag wieder sehen." Dann konnten sie ihren Zustand und ihre weitere Vorgehensweise miteinander besprechen. Vielleicht war Aaron dann auch wieder wach. Ayden hatte inzwischen noch eine andere Überraschung für sie.

"Kosta lebt noch?" fragte sie überrascht und sehr erleichtert. Sie hatte angenommen, weil ihn niemand erwähnt hatte, auch Laree nicht, und Ayden schon so schwer verletzt worden war, dass seine Leiche irgendwo in Dhemlan in einem namenlosen Grab lag, wenn überhaupt. "Das ist schön." Ihr fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen. Eneas und Kosta lebten beide noch. Etwas überwältigt wollte sie sich nun doch setzen. Gualterio half ihr in den Sessel und bot an, ihre Zofen zu holen. Timaris nickte zustimmend. Ja, sie wollte etwas anderes anziehen, als dieses langweilige Nachthemd. Und dann wollte sie etwas essen. Diesmal hoffentlich ganz ohne Schmerzen. Doch sie war guter Dinge. Noch nicht einmal das Lachen hatte sie geschmerzt, geschweige denn das Atmen.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 12:30

Timaris wollte wissen, ob Aaron ausgebrannt wäre, doch Ayden wusste es nicht. Er hatte wichtigeres zu tun gehabt, als sich um das Schoßhündchen der Königin zu informieren. Wenn es Timaris wieder besser ginge und sie Sion geschlagen hatten, würden sie auch nicht mehr Aarons dunkle Juwelen benötigen. Falls er nicht ohnehin ausgebrannt war. Ayden hatte nicht viel Mitleid mit dem Sklaven, der nun schon weit länger als die vereinbarte Probezeit ein Makel im Blutdreieck darstellte.
Der Haushofmeister versuchte die Königin von ihrem Gefährten abzulenken und schlug vor, dass sie ihr ein Frühstück organisieren könnten, was Timaris leider gleich auf die Idee brachte, dass sie ja zusammen essen könnten. "Ich leiste dir gerne Gesellschaft", zog sich Ayden charmant aus der Affäre selbst etwas essen zu müssen. Er wollte sich nicht vor Timaris so erniedrigen und sie musste nicht unbedingt wissen, dass er momentan kaum einen Löffel anheben konnte. Wenigstens schickte Timaris den Hauptmann fort, er solle sich ausruhen und sie würden am Nachmittag miteinander sprechen. Ayden nickte zustimmend. Er nahm an, dass die Königin wissen wollte was im dunklen Dhemlan passiert war und dies sollten so wenige Personen wissen wie möglich. Ayden nahm nicht an, dass Prinz Malateste etwas erzählen würde, aber man konnte das Risiko nicht eingehen. Besonders wo Laree auch in der Geschichte vorkam. Der Kriegerprinz verlor schnell jegliche Vernunft, wenn es um die Hexe ging. Ayden spekulierte, dass Malateste zuerst Laree suchen würde bevor er sich ausruhte. Sollten sie nur.

Ayden hatte sich um wichtigeres zu kümmern, als irgendwelche Beziehungsspielchen. Es ging darum, dass sie rasch dem ersten Kreis und später auch dem ganzen Land verkünden konnten, dass Timaris geheilt war. Das ging aber nur, wenn sie verlässliche Informationen von den Heilerinnen hatte. Timaris durfte keinen Rückfall erleiden. Die Hälfte des Gegengiftes, die Kosta bei sich trug, diente da als Absicherung. Timaris wirkte offen überrascht und erleichtert, als sie hörte, dass ihr Sklave noch lebte. Ayden hatte es ganz vergessen zuvor zu erwähnen.
"Er wurde verletzt, aber es war, soweit ich weiß, nicht lebensgefährlich", berichtete der Prinz. "Aber es war zu kritisch, um ihn auf den Juwelenwinden mitzunehmen. Sie transportieren ihn per Schiff, das könnte noch etwas dauern. Am besten wäre natürlich, wenn das restliche Gegenmittel nicht mehr benötigt wird."
Die Königin wirkte überwältigt von der Neuigkeit. Sie hing mehr an dem Sklaven, als Kosta ihm gesagt hatte. Nun, er war schon etwas spezielles... Ayden vertrieb den Gedanken an den unterwürfigen Krieger. Dieser dumme Narr hätte mit seiner Hörigkeit an den Kerkermeister fast alles verdorben. Timaris musste sich setzen und Malateste ging, um ihre Zofen zu holen.
"Ich kann im Salon warten, wenn du dich umziehen willst", bot Ayden an, als Rhiana und die restlichen Zofen hineinkamen. Der Prinz sah seine Schwester im Salon stehen und hob vorsichtig seine Hand. Sie verstand und kam hinein, um ihn aus dem Schlafzimmer zu bringen ehe sie ihn im Salon zu einem großen Tisch in einer Fensterecke rollte. Der Tisch wurde bereits aufgedeckt. Ayana öffnete ein Fenster.
"Willst du auch etwas essen? Soll ich hier bleiben?", fragte sie. Ayden schüttelte den Kopf.
"Nein, ich esse später", wehrte er ab. "Erkundige dich bei Daipha über den Heilungsprozess. Wurde das Gift restlos entfernt?" Er pausierte kurz. "Und frag was mit Aaron ist." Sie nickte und zog sich rasch zurück.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 12:33

Erstaunlicherweise wirkte Ayden gar nicht so abweisend, was ihren anderen Sklaven betraf und erzählte freimütig davon, dass Kosta verletzt worden wäre, doch nicht lebensgefährlich, soweit er wisse. Nur sei es zu kritisch gewesen, um ihn auf den Juwelenwinden mitzunehmen. Timaris nickte verstehend. Das machte Sinn. Das und dass Eneas Kosta nun sicher keinen Augenblick mehr aus den Augen lassen würde, nun wo er endlich wieder in seiner Nähe hatte und sich dessen bewusst war, dass er ihn liebte. Lange genug hatte es ja gedauert. Timaris fürchtete jedoch, dass es nochmals so lange dauern würde, bis sie zusammen kamen. Aber die zwei waren ja noch sehr jung. Sie hatten Zeit dafür.

"Das ist eine gute Idee", nahm sie Aydens Vorschlag lächelnd an, dass er im Salon wartete, während sie sich umzog. Beziehungsweise umziehen liess. Sie wollte ihre frisch gewonnene Kraft nicht darauf verschwenden. Ihrem Haushofmeister schien es ganz ähnlich zu gehen. Denn er liess sich von seiner Schwester nach draussen rollen. Ihr war aufgefallen, dass er sich allgemein kaum bewegte, noch nicht einmal den Kopf drehte, wenn es nicht unbedingt sein musste. Das war schlimm. Ayden hasste es bestimmt. Timaris täte es. Sie würde ihn nacher fragen, ob dies für immer so blieb.
Jetzt freute sie sich allerdings auf ein ausgiebiges Frühstück. Sie hatte richtigen Hunger. Etwas, was sie schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Entsprechend aufgekratzt bestellte sie bei Rhiana verschiedenste Leckereien, auf die sie plötzlich Lust bekam. Ihr Zofe mahnte sie streng, dass sie sich nur den Bauch verstimmen würde, wenn sie so viel ass, nachdem sie lange nur wenig gegessen hatte. Timaris sicherte zu, dass sie nicht alles auf einmal hinunter schlingen würde. Rhiana war noch immer nicht ganz überzeugt, doch Timaris wollte die Bauchschmerzen gerne in Kauf nehmen, wenn sie sich dafür durch viele Leckereien hindurch probieren konnte.
Während ihre Zofen sie wuschen und für das Frühstück zurecht machten, fragte sie Rhiana auf mentalem Weg, über Aaron, Ayden und sich selber aus. Jetzt, wo sie wieder schmerzfrei senden konnte. Das hatte sie unbedingt wieder ausprobieren müssen. Ausserdem mussten ihre anderen Zofen nicht alles mit anhören. Leider wusste Rhiana nichts über Aydens Zustand, da sie mit Sorra nicht darüber gesprochen hatte und die Schwarze Witwe sich nun erholte, konnten sie sie nicht fragen. Zu Aaron hatte sie schlechte Nachricht. Bei ihm war es möglich, dass er ausgebrannt war, da Sorra viel Kraft über lange Zeit gebraucht hatte. Es würde sich zeigen, wenn der Sklave wieder aufwachte. Wenigstens gab es zu ihr selber gute Nachrichten. Das Gift war grösstenteils aus ihrem Körper heraus, vielleicht sogar gänzlich. Leider hätte das Gegengift nicht gereicht, um es noch ein zweites Mal durch ihren ganzen Körper fliessen zu lassen, um auch ganz sicher zu gehen. So oder so sei Sorra sich jedoch ziemlich sicher, dass es nicht mehr Lebensgefährlich war.

"Sie dir das an!" beschwerte sie sich bei Ayden, nachdem sie in ihrem Salon alleine gelassen worden waren. Sie zupfte demonstrativ an den Seiten ihres grün und graues Kleides aus feinster Wolle. "Ich bin viel zu dünn. Das sieht furchtbar aus." Dabei sah sie so gut aus, wie schon lange nicht mehr. Keine schwarzen Adern zierten bleiche, wächserne Haut. Ihre Haut war zwar noch hell, hatten jedoch wieder einen leichten Bronzeton. Ihr langes, schwarzes Haar schimmerte seiden und war von den Zofen mit einer kunstvollen Flechtfrisur in den Nacken gelegt worden.
"Nun, zum Glück gibt es jetzt Frühstück", lächelte sie erfreut und setzte sich zu Ayden an den Tisch. Gleich direkt neben ihm. Auch wenn die Dienstboten das Gedeck anders angeordnet hatten. Und auch nur für sie. Ayden schien noch immer daran zu glauben, dass er um das Frühstücken mit ihr herum käme. "Oooh, Schokoladenmilch", freute sie sich über den Inhalt des einen Kännchens und goss davon in ihre Tasse, um einen behutsamen Schluck davon zu geniessen. Erfüllt seufzte sie danach mit geschlossenen Augen, lehnte sich auf dem gepolsterten Stuhl zurück und nahm glücklich noch einen weiteren Schluck.
"Endlich", strahlte sie Ayden seelig an. "Die letzte Zeit gab es nur heissen Tee oder Yarbarrah. Es hängt mir allmählich zum Hals heraus. Und das Schlucken tut auch nicht mehr weh. Oder das Licht." Länger wollte sie aber nicht mehr warten mit dem Frühstück. Grosszügig bediente sie sich an dem Rührei, dem kross gebratenen Speck und den Würstchen. Heiss, fettig und salzig. Darauf hatte sie jetzt Lust.
"Oh, das ist lecker", schwärmte sie genüsslich. "Schmeckt überhaupt nicht mehr nach Pappe. Hier, probier mal." Sie schnitt ihm etwas von dem Würstchen ab, spieste es auf die Gabel und hielt es Ayden auffordernd vor den Mund. Nein, so leicht käme er nicht darum herum, mit ihr zu frühstücken. Es gab noch vieles zum Probieren auf dem Tisch und sie hielt ihm gerne auch öfters die selbe Speise zum Probieren unter die Nase. Schliesslich hatte sie ja zugesagt, dass sie nicht zu schnell ass, damit ihr nicht schlecht wurde. Ayden sollte seine Rolle, sie darin zu unterstützen, akzeptieren.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 12:34

Nach einer Weile kam Timaris ebenfalls in den Salon, wo sie sich gleich beschwerte, dass sie viel zu dünn geworden wäre, sie sähe furchtbar aus. Ayden schmunzelte.
"Du weißt genau, dass du nicht furchtbar aussiehst", gab er zurück und musterte sie. Timaris trug ein leichtes grüngraues Wollkleid und sah hinreißend aus, egal dass sie etwas dünner geworden war. Bei ihrem Anblick musste er daran denken wie lange es schon her war, seitdem sie zum letzten Mal miteinander Sex gehabt hatten. Sie hatte ihr Vergiftung lange geheim gehalten, auch vor ihm. Es musste Monate her sein...
Ayden vertrieb die Gedanken wieder. Es gab wahrlich wichtigeres. Trotzdem wirkte Timaris so, als wollte sie am liebsten gleich das Leben in vollen Zügen genießen. Er musste diese unselige Lähmung endlich abschütteln können. Er hasste diesen Rollstuhl und dabei saß er erst ein paar Tage darin. Timaris setzte sich direkt zu ihm, schwärmte über das Frühstück und begann sofort verschiedene Köstlichkeiten zu probieren, freute sich, dass sie wieder andere Sachen zu sich nehmen konnte außer Yarbarrah.
"Iss du ruhig. Du hast es dir verdient", sagte Ayden lächelnd. Nur schien die Königin sehr bestrebt ihn nebenbei auch noch zu füttern. Immer wieder hielt sie ihm ihre Gabel hin und forderte ihn auf zu probieren. Der Prinz tat ihr den Gefallen, aber es war mehr aus Höflichkeit hinaus. Egal wie sie es nannte, er wollte nicht gefüttert werden wie ein hilfloser Kranke.
"Ich habe genug gegessen", wehrte er ab, "Genieß dein Frühstück." Wehe, sie hielt ihm auch noch ihre Schokoladenmilch an die Lippen. Der Prinz wollte sich nicht weiter erniedrigen. Er war froh, dass er sich halbwegs aufrecht im Rollstuhl halten konnte und es kostete ihn alle Kraft.

Er schwieg eine Weile ehe er wieder das Wort ergriff. "Die Dea al Mon und die Glacier sind uns in Dhemlan zu Hilfe gekommen. Sie haben die Feste erobert, gerade als Kosta und ich im Begriff waren zu fliehen", erklärte er, "Die Glacier unter Königin Thorne sind weiterhin dort. Mittlerweile müssen ihre Streitkräfte schon Dhemlans Grenzen überschritten haben. Wir sind jedoch so schnell wie möglich über die Winde aufgebrochen, deswegen kann ich dir nicht mehr über ihre Operationen sagen. Wir haben einen von Larees.. Freunden mitgenommen." Ayden überlegte. Ihm fiel der Name nicht ein. Normalerweise wäre ihm das nicht passiert, aber es war keine normale Situation gewesen. "Ihn und den Kriegerprinzen Amaya. Er gehörte zu der 6. Kompanie der dhemlanischen Armee. Jene Kompanie zu der Prinz Malateste Kontakt aufgenommen hatte." Timaris wusste ja worum es ging. "Der Kriegerprinz ließ sich nicht davon abbringen mit uns mitzureisen. Er wollte unbedingt Lady Tyrelli und ihr Kind sehen." Was wohl auch seines war. "Hyacinthos Tolarim hat sich des Kriegerprinzen angenommen. Sie werden irgendwo im Palast sein." Ayden verspürte ein unangenehmes Kribbeln in den Beinen, versuchte es zu ignorieren.
"Ich fürchte, Amaya ist nicht gut auf mich zu sprechen." Er schwieg. "Ich nehme an, der Salon ist mit Juwelenkraft abgeschirmt?", vergewisserte er sich bevor er fortfuhr.
"Um Zorya von meiner Loyalität zu überzeugen, war es notwendig, die 6. Kompanie als Bauernopfer zu nehmen. Sie wurde in Raej nahezu ausgelöscht. Verständlicherweise wirft mir Amaya dies vor."
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 12:35

Eine Weile noch liess Ayden sich von ihr mit dem Frühstück füttern, das er sich eigentlich ebenfalls verdient hat. Doch lange bevor er ihrer Meinung nach satt sein konnte, wehrte er ab, dass er genügend gegessen hätte und sie ihr Frühstück geniessen solle. Gespielt beleidigt schob sie ihre Unterlippe zu einem süssen Schmollmund vor. Er sollte sich mal nicht so anstellen. Immerhin wurde ihm gerade eine unglaubliche Ehre zuteil. Die Königin von Hayll sorgte sich höchst persönlich um ihn. Timaris wusste allerdings auch, dass Ayden für seine Verhältnisse lang durchgehalten hatte. Also liess sie es gut sein und zwang ihn nicht weiter, zu essen. Sie konnten das ein andermal weiter üben.

Ayden wollte ihr stattdessen lieber erzählen, was in Dhemlan passiert war. Dass die Dea al Mon und Glacier dort aufgetaucht waren, überraschte sie nicht. Das war gehörte zu dem Plan, den sie damals in Nharkava vereinbart hatten. Ayden würde sicherlich böse mit ihr sein, wenn er davon erfuhr und wusste, dass sie ihm nichts gesagt hatte. Im Nachhinein war es zum Glück ganz gut gewesen, dass er nichts davon gewusst hatte. Etwas weniger, was Zorya ihm hätte aus den Gedanken reissen können. Allgemein hatte die Dunkelheit es gut mit ihnen gemeint, dass die Glacier und die Dea al Mon im rechten Moment gekommen waren.
"Sie werden Dhemlan und alle anderen Territorien in Kaeleer von Sions Schergen befreien", offenbarte sie ihrem Haushofmeister nun, nachdem er zugegeben hatte, nicht zu wissen, was ihre Verbündeten vorhatten. Die Nachricht von Laree und ihrem Freund, der mitgekommen war, überging sie einfach. Timaris wollte mit Ayden nicht über die Piraten sprechen, die Kosta auf dem Seeweg nach Draega brachten. "Und sie werden das Tor unter ihre Kontrolle bringen, damit Sion seine Truppen nicht mehr so frei bewegen kann", erklärte sie stattdessen weiter. "Das gibt uns eine hervorragende Gelegenheit, ihn hier in Terreille anzugreifen. So muss er an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen."

Es gab erst jedoch noch mehr zu erzählen. Ihre Strategie konnten sie am Nachmittag zusammen mit Gualterio und Aaron besprechen. Ayden erklärte, dass sie auch noch den Kriegerprinzen Amaya mitgebracht hatten. Das musste der halbe Tigerlaner sein, von dem Kosta ihr erzählt hatte. Der Vater der kleinen Lhal. Schön, dass der Kriegerprinz es zu seiner Tochter geschafft hatte. Sie würde es sicherlich freuen. Und Kosta auch.
"Ist Prinz Amaya noch von Schwarztraum abhängig?" wollte sie nur kurz wissen, bevor sie Ayden weiter erzählen liess. Sie mussten ein geeignetes Zimmer für den Tigerlaner finden, bevor der Entzug begann. Sonst würde es hässlich werden. Kennenlernen wollte sie den Kriegerprinzen auf jeden Fall. Irgendwie würde sie sich etwas Zeit für ihn freischaufeln können.

"Ja, natürlich ist der Salon mit Juwelenkraft abgeschirmt", versicherte sie Ayden. "Rhiana kümmert sich darum." Selber hatte sie es noch nicht gewagt, ihre Juwelen wieder auszuprobieren. Aydens Frage liess sie vermuten, dass er selber auch Mühe hatte mit seinen Juwelen. Das hatte bestimmt etwas mit der Vergiftung zu tun. Sie hatte Ayden auf mehr als nur eine Weise gelähmt. Das war schrecklich.
"Hmm, ja verständlich", nickte sie zu dem Grund, weswegen Amaya wütend auf Ayden war. Eine ganze Kompanie zu verraten, das waren nicht wenige Menschenleben, die Ayden und indirekt auch Timaris auf dem Gewissen hatten. Nachdenklich nippte sie an ihrer Milch. "Ich möchte ihn ohnehin treffen. Dann werden wir sehen, ob er vor hat, sich an dir zu rächen, oder ob ihm seine Tochter genügt. Weisst du von anderen Überlebenden? Prinz Rashar Karssail?" wollte sie wissen und fragte Ayden nicht, wie es ihm dabei ging, so einen Verrat begangen zu haben. Er würde sich darüber nur ausschweigen. Sie konnte genau spüren, dass er jetzt nicht bereit war, über Gefühle zu sprechen. Das würden sie später tun. Wenn er mehr erzählt hatte. "Hast du von einem Prinzen mit dem Spitznamen Zucker gehört?" Es würde sie für Kosta freuen, wenn sein Schwarm überlebt hatte. Wie es ihrem Sklaven wohl ging, nach diesem Verrat? Timaris konnte sich gut vorstellen, dass es ihn innerlich zerfrass. Kosta bereitete nur ungern jemandem Unbehagen, ganz zu schweigen davon, dass er jemanden verriet und tötete.
"Zorya war zufrieden, mit dem Geschenk, dass du ihr gabst?"
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 12:35

Timaris war zuversichtlich, dass Glacia und Dea al Mon auch die anderen Reiche in Kaeleer von Sions Einfluss befreien würde. Sie würden sich darum kümmern das Tor zwischen den Welten zu erobern, damit es Sion nicht mehr benutzen konnte. Ayden nickte. Das wäre ein gutes, strategisches Ziel. Es war besser, wenn Sion nach und nach von all seinen Unterstützern abgeschnitten wurde. Das ließ weiterhin das lichte Dhemlan übrig, ihr momentan größter Feind. Sie hatten eine große, schlagkräftige Armee. Leicht würde es nicht werden, doch nun wo Timaris gesundete und Zorya tot war, war die beste Gelegenheit zuzuschlagen.
Fürs erste schoben sie die Pläne für die Zukunft beiseite und Ayden begann Timaris zu erzählen wie sich ihre Rückkehr gestaltet hatte und wen er mitgebracht hatte. Nicht aus freien Stücken wohlgemerkt. Er hätte es bevorzugt, wenn sie den Kriegerprinzen zurückgelassen hätte.
"Schwarztraum? Nein, er hatte keinerlei Anzeichen davon gezeigt. Er war ein Gefangener, genau wie der Rest der paar Soldaten, die Zorya mitgenommen hat", antwortete Ayden, "Sie hat die Soldaten genutzt, um ihre Juwelenkraft anzuzapfen. Ich glaube nicht, dass sie zugelassen hätte, dass der Kriegerprinz süchtig bleibt und sie hat schließlich Schwarztraum entwickelt und-" Ayden stockte abrupt. Juwelenkraft abzapfen.. das hatte sie getan, um an Minan zu experimentieren. Minan, der noch lebte. So gerade so. Wieder etwas, wo Timaris ihn angelogen hatte. Ayden hatte das hintenan gestellt, da Timaris schließlich im Sterben gelegen hatte. Nur jetzt war das nicht mehr der Fall.
"Ich denke, du solltest, Amaya selbst fragen, ob er noch süchtig ist", schloss er den Satz, während er sich überlegte wie er die Informationen über Minan handhaben sollte.

Dafür sagte er Timaris, wieso der Kriegerprinz ihm etwas antun wollte. Die Königin wollte gerne herausfinden, ob sich Amaya an ihm rächen wollte. "Laree war in Raej und hat zusammen mit ihrem Bruder einige der Überlebenden gefunden. Unter anderem auch den Kommandeur und ein paar andere", berichtete Ayden, "Sie wird dir mehr dazu sagen können, da ich noch nicht viel Zeit hatte mit ihr darüber zu reden."
Die Königin fragte dann seltsamerweise nach einem Prinzen, der Zucker heißen sollte. Ayden runzelte kurz die Stirn. "Ich weiß nicht, ob mir das etwas sagt. Einer der Soldaten? Möglich. Ich habe mich nicht genau damit beschäftigt, welche der Soldaten Gefangener wurde." Und nach dem Kampf hatte er wahrlich anderes im Kopf gehabt, als sich diesen Soldaten vorzustellen, die ihn liebend gerne töten wollten. "Ich war nicht oft im Kerker. Das war eher Kostas Bereich."
Und Ayden war nicht sicher wieviel er darüber sagen sollte, wo Timaris gerade erst das Gift bekämpft hatte. Sie sollte ihren Kopf lieber frei haben für die Dinge, die noch kommen mochten.
"Zorya war zufrieden", bestätigte Ayden, "Ich habe Prinz Karssail gesagt, wir würden der Königin eine Falle stellen, doch zuvor habe ich Zorya informiert, damit sie wiederum die abtrünnigen Soldaten überfallen konnte. Aber die Kompanie war nur ein Symbol. Damit sie daran glauben konnte, dass ich sie gewählt habe." Ayden ballte zitternd die Hand zur Faust. "Ich habe ihr mehr als das gegeben", gestand er dann, "Wir sind von Raej mit dem Schiff nach Amdarh. Sie war bereit mich zu Sion zu bringen. Der einzige Weg sie davon abzubringen, war ihr Blut zu trinken.." Etwas, was er bei Timaris nie getan hatte. Er wusste nicht was Timaris davon halten würde.
"Es war nötig, dass sie mir wirklich vertraut. Danach sind wir gleich durch das Tor nach Dalmadans Feste." Ayden pausierte länger. "Ich habe einige Dinge getan, die du für fragwürdig halten würdest", gab er zu, "Aber alles nur, um dir das Gegengift zu beschaffen." Gut, mit Kosta zu schlafen, war nicht nur für das Gegengift gewesen...
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 12:38

"Ja, das werde ich", stimmte sie Aydens Vorschlag zu, Amaya selbst zu fragen, ob er noch süchtig sei. Sie traute sich zu, zu erkennen, ob er log oder nicht. Zudem konnte Sorra das sicherlich durch sein Blut herausfinden. Es war zu gefährlich, einen Kriegerprinzen auf Entzug frei durch das Schloss spazieren zu lassen. "Zorya wollte ihn nicht süchtig lassen? Aber sie hat die ganzen Kriegerprinzen doch erst abhängig gemacht. Und für was hat sie ihnen ihre Juwelenkraft angezapft?" Fremde Juwelenkraft konnte man in der Regel nur nutzen, wenn sie freiwillig gegeben wurde. Man konnte sie auch nicht in einem Gefäss speichern und für später nutzen. Jemandes Juwelenkraft zu nehmen, ergab nur Sinn, wenn man sie unmittelbar einzusetzen gedachte. Wofür hatte Zorya also die Juwelenkraft gebraucht? Aydens Erklärungen schienen keinen Sinn zu geben.

Erst einmal hörte sie ihm weiter zu, was er sonst noch zu berichten hatte. So ziemlich als erstes erklärte er ihr, dass es zu Problemen mit Amaya und ihm geben könnte, da er seine Einheit verraten hatte. Da sie ursprünglich geplant hatten, die 6. auf ihre Seite zu ziehen, wollte Timaris wissen, ob es Überlebende gegeben hatte. Erleichtert nickte sie dazu, dass der Kommandeur dazu gehört hatte. Das war gut. Um Kostas Willen fragte sie auch nach Zucker. Doch das sagte Ayden nicht viel.
"Kosta war in Zoryas Kerker?" hakte sie möglichst gleichgültig nach. Sie wollte Ayden nicht eifersüchtig machen, indem sie sich um einen anderen Mann sorgte. "Du aber nicht?" Nein, Zorya war zufrieden mit dem Geschenk gewesen, was Ayden ihr gemacht hatte. Es war ein grausames Geschenk. Indirekt war es auch ein Geschenk an Timaris gewesen. Eines, was sehr weh tat. Doch sie gestattete sich nicht genauer darüber nachzudenken. Es war Krieg. Entweder sie oder Sion. Und da Sion nicht direkt mit ihr kämpfen wollte, wurde es eben auf dem Rücken der Menschen ausgetragen. Das gehörte dazu, wenn man eine regierender Königin war. Man schickte sie in den Tod, in der Hoffnung, den Rest zu retten.

Ayden hatte ihr schon früher von seiner Beziehung zu Zorya erzählt. Nur oberflächlich, doch genug, damit sie wusste, dass Zorya Ayden für sich in ihr Blutdreieck wünschte. Dabei völlig ignorierend, dass ihr Blut nicht so zueinander sang, wie es sollte. Entsprechend war sie auch nicht überrascht, als Ayden ihr davon erzählte, dass er die Spinnenkönigin versucht hatte zu überzeugen, dass er sie gewählt hatte. Wütend ballte er seine Hand zur Faust. Es musste ihn viel gekostet haben. Timaris blickte von der Faust hoch zu Aydens grünen Augen. Sie las darin Schmerz und Unsicherheit.
Da gestand er ihr, dass er, um zu verhindern, dass er Sion ausgeliefert wurde, ihr Blut getrunken hatte. Timaris erstarrte. Das war ein unglaublich starkes Band. Damit widmete seiner Königin sein ganzes Leben bis zum Tod und darüber hinaus. Doch Zorya war nicht seine Königin. Es musste sich fürchterlich für ihn angefühlt haben. Eine grausame Fessel, die ihm das Gefühl gab, dass Zorya seine Königin sei, an sie gekettet und doch wissend, dass es eine Lüge war.
Bevor sie etwas dazu sagen konnte, fuhr Ayden gleich fort. Erklärte ihr nochmals, dass es nötig gewesen wäre, damit Zorya ihm vertraute. Sie wären danach auch gleich durch das Tor zu Dalmadans Feste gereist. Danach schwieg er. Doch er wirkte so, als würde er noch etwas sagen wollen. Deswegen schwieg Timaris und liess ihm die Zeit, die er brauchte. Erneut machte er ihr ein Geständis. Dass er einige Dinge getan hätte, die sie für fragwürdig halten würde. Jedoch nur, um ihr das Gegengift zu beschaffen.

"Das weiss ich doch, Ayden", lächelte sie traurig, weil er so viel für sie hatte durchmachen müssen. Sanft legte sie ihre Hand auf seine Faust, drückte sie voller Mitgefühl. "Ich habe nie an dir gezweifelt. Deswegen hast du Draega offiziell auch nie verlassen", gestand sie ihm nun seinerseits, dass sie seine Schwester trotz des Tabus missbraucht hatte, um ihren Hof und seinen Ruf zu schützen. Etwas, was Ayden inzwischen bestimmt schon längst wusste. "Erzähl mir, was du noch tun musstest, um mich zu retten", forderte sie ihn sanft aber bestimmt auf. Er sollte ihr von den Dingen, die er getan und sie für fragwürdig halten würde, erzählen. Von den Dingen, die ihn belasteten und die er ihretwegen getan hatte.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 12:39

"Diverse Experimente, ohne Frage. Ich war nur einmal im Kerker und habe nicht viel davon mitbekommen", tat Ayden Timaris' Nachfrage, wofür Zorya denn die viele Juwelenkraft benötigt hätte. Der Prinz war noch nicht bereit über Minan zu reden. Er befürchtete, dass sie dann streiten würden und er wollte jetzt nicht streiten, wo sie Timaris gerade von der Schwelle des Todes zurückgeholt hatten. Zudem hatte Ayden sich selbst kaum Zeit gegeben über Minan nachzudenken. Er hatte den Prinzen nur kurz gesehen. Er hatte so dünn ausgesehen, war kaum ansprechbar gewesen. Und Ayden war selbst in keiner Verfassung gewesen, um sich selbst zu zeigen. Sie hatten sein Bett nur einmal hinüber zu dem Minans geschoben und angesichts der vielen Dea al Mon um ihn herum, hatte Ayden nichts gesagt.
Aus all diesen Gründen sagte er nichts genaueres darüber, wofür die Gefangenen ihre Juwelenkraft abgezogen bekommen hatten und Timaris fragte dann bereits nach Kosta und wieso dieser in Zoryas Kerker gewesen wäre.
"Er war kein Gefangener", stellte der Prinz richtig, "Zorya hatte Gefallen an ihm gefunden und wollte ihn in einer Position sehen, wo er etwas Macht ausüben konnte. Also hat sie ihn zu einem Kerkerwächter gemacht. Das kam uns ganz gelegen, da ich selbst nicht unbeobachtet in die unteren Stockwerke konnte und es Anzeichen gab, dass sich das Gegengift dort befindet." Ayden sah wie Timaris weiter frühstückte, ließ seinen Blick kurz aus dem Fenster schweifen. Der Hexensturm hatte sich wieder gelegt.
"Ich selbst habe die Aufgaben eines Haushofmeister übernommen und sie sonstwie abgelenkt", erklärte er. Timaris konnte sich gewiss denken, was das beinhaltete. Aber der Sex war weniger schlimm gewesen, als Zoryas Blut zu trinken. Ayden hatte nicht damit warten wollen, Timaris dies zu sagen. Dem blonden Prinzen hatte befürchtet, dass die 6. Kompanie alleine nicht reichen würde, um seine Loyalität vorzugaukeln. Er hatte Zorya das geben müssen was sie sich schon immer von ihm ersehnt hatte.
Timaris drückte ihm die Hand, lächelte traurig und versicherte ihm, dass sie nie den Glauben an ihn verloren hätte und deswegen Ayana in diese Illusion gehüllt hatte.

"Ich wollte ihr Blut nicht trinken", gab er zu, "Nicht nur, weil sie nie die richtige Königin für mich war, sondern auch weil ich wusste, dass es in ihrem Tod enden konnte." Zorya war weit länger seine Freundin als Feindin von Hayll gewesen. Aber Ayden hatte dies verdrängt, um zu tun was nötig war. "Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich mit ihr reden können, um sie von diesem Weg abzubringen. Ich weiß, dass ich es geschafft hätte." Doch Timaris hatte keine Zeit gehabt und der Prinz hatte sich entscheiden müssen. Seine Hand zitterte. "Der Plan war ihr solange etwas vorzuspielen bis wir das Gegengift hatten und dann heimlich zu fliehen ehe sie etwas davon mitbekommt." Ayden schwieg kurz. "Du weißt wie sehr ich es hasse, wenn es nicht nach Plan verläuft." Ihr Blut zu trinken hatte es alles sehr gefährlich gemacht. "Es war schwer meine Absichten und Gedanken vor ihr zu verborgen und Kosta...", er schüttelte leicht den Kopf, "Er hatte seine eigenen Schwierigkeiten im Kerker. Kurz bevor wir abreisen wollten, angeblich um die dhemlanischen Provinzhöfe zu besuchen, sind die Gefangenen ausgebrochen und Laree und diese Bande von Piraten in den Kerker eingedrungen. Noch davor hat Zorya gespürt, dass etwas nicht stimmte. Sie hat mich nicht abreisen lassen. Die Glacier kamen dazu, es brach ein Kampf zwischen ihnen und Zoryas Stundenglassabbat aus", berichtete Ayden. "Ich hatte einen scharfen, schwarzen Splitter.. ein Geschenk." Er erwähnte Tanias Namen nicht, aber Timaris dürfte wissen von wem er das Geschenk hatte. "Ich habe sie damit getötet. Aber sie konnte mich mit ihrem Schlangenzahn verletzen." Es ärgerte ihn auch jetzt noch. Wenn er besser aufgepasst hätte.. aber er hatte es riskieren müssen. Seitdem er ihr Blut getrunken hatte, hatte er sich nur noch von ihr lösen wollen.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 12:42

Es mussten grauenhafte Experimente sein, die Zorya da in ihrem Kerker durchgeführt hatte, wenn sie dafür die Juwelenkraft von anderen Menschen abzweigen musste, da schwarzgrau alleine nicht ausreichte. Wahscheinlich waren es ähnliche Grausamkeiten, die auch Sorra gerne mal in ihrem Labor veranstaltete, wenn sie wieder eines Opfers habhaft geworden war. Besorgt hörte Timaris, dass Kosta im Kerker gewesen sei und fürchtete um seine seelische Verfassung.
Es stellte sich jedoch heraus, dass Kosta kein Gefangener gewesen war, sondern ein Wärter. Timaris musste schmunzeln. Kosta war bestimmt nich die Art von Kerkerwärter gewesen, wie Zorya es sich vorgestellt hatte. Anstatt Macht auszuüben und die Gefangenen zu schikanieren, hatte er sich wohl eher aufopferungsvoll um sie gekümmert. Hatte geschaut, dass sie sauberes Wasser und genügend zu essen bekamen und ähnlich hilfbereite und freundliche Dinge getan. Leider liess das Timaris Sorge um Kosta nicht wirklich schrumpfen. Wusste sie doch, wie sehr sich ihr sanftmütiger Sklave quälte, wenn er anderen nicht wirklich helfen honnte.

Auch um Ayden machte sie sich Sorgen. Ihr Haushofmeister berichtete ihr zwar ruhig und sachlich, doch Timaris wusste, dass das noch lange bedeutete, dass er sich auch ruhig und sachlich fühlte. In seinem Fall, war es ganz offensichtlich, dass es ihm nicht gutgehen konnte, da er das Blut einer Königin getrunken hatte, die nicht die seine war. Es musste sich grauenhaft angefühlt haben. Man konnte das Blut von jemand anderem trinken, um sich zu stärken. Doch das Blut einer Königin war ungleich stärker. Es erschuff ein Band das bis über den Tod hinaus ging, wenn man das Blut seiner Königin trank. Wenn es jedoch nicht die richtige Königin war... Timaris mochte sich gar nicht vorstellen, was daraus entstehen konnte. Besonders da Ayden und Zorya doch eigentlich lange befreundet gewesen waren. Ihr Blut zu trinken hatte bestimmt eine kraftvolle Verbingung hergestellt. Nur nicht so, wie es sein sollte.

Noch einmal beteuerte Ayden ihr, dass er Zoryas Blut nicht hätte trinken wollen. Weil sie nicht seine Königin war und weil er wusste, dass es mit ihrem Tod häte enden können. Er war sich sicher, dass er sie mit reden hätte überzeugen können, wenn er genügend Zeit gehabt hätte. Doch das hatten sie nicht gehabt. Deswegen war es sein Plan gewesen, ihr so lange etwas vorzuspielen, bis sie das Gegengift hätten und dann zu fliehen, bevor die Königin etwas davon mitbekäme.
Timaris schmunzelte. Ja, sie wusste, wie sehr Ayden es hasste, wenn etwas nicht nach Plan verlief. Doch anscheinend war es das. Oder vielleicht auch nicht und Ayden erzählte ihr nicht alles. Er gab zu, dass es schwer gewesen sei, seine Absichten und Gedanken vor Zorya zu verbergen und Kosta hätte seine eigenen Schwierigkeiten im Kerker gehabt. Sofort fragte Timaris sich natürlich, was das gewesen sein mochte. Doch sie unterbrach Ayden nicht mehr wegen Kosta. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihr Haushofmeister dies ebenfalls hassen täte.
Zum Schluss schien alles gleichzeitig passiert zu sein. Ayden hätte mit Kosta abreisen wollen, die Gefangenen seien ausgebrochen und Laree mit der Bande von Piraten seien eingebrochen. Leider hatte Zorya schon davor gespürt, dass etwas nicht stimmte und Ayden nicht abreisen lassen. Schliesslich sei es zum Kampf zwischen den Glaciern und Zoryas Stundenglasssabatt gekommen.

"Du musstest Zorya töten?" fragte Timaris etwas unwillig. Ayden hatte sich schon so in zu grosse Gefahr gebracht. Selbst wenn er Tanias Juwelensplitter besass. Mit der vielen Unterstützung, die er bekommen hatte, hätte er sich nicht mehr in derartige Gefahr bringen sollen. "Warum hat das nicht Savah übernommen?" Schliesslich trug die Königin von Glacia ebenfalls schwarzgrau. Timaris lehnte sich in ihrem gepolsterten Stuhl zurück. Zu essen aufgehört hatte sie schon vor einer Weile. Da, als Ayden ihr gebeichtet hatte, dass er Zoryas Blut hatte trinken müssen.
"Wie lebst du jetzt damit?" wollte sie etwas ruhiger wissen. "Mit ihrem Blut? Mit ihrem Tod? Mit ihrem Gift? Wird die Lähmung so allumfassend bleiben?"
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 12:44

Die Königin hatte aufgehört zu essen, hörte schweigend zu und ließ Ayden erzählen. Sie hatte bisher nicht viel dazu gesagt, was Ayden ihr alles berichtete. Nicht einmal darüber, dass er Zoryas Blut hatte trinken müssen. Manchmal konnte er es immer noch in sich spüren. Wenn er an Zorya dachte, fühlte er eine Leere in sich selbst. Er konnte den Riss nahezu spüren. Ayden schob die Gedanken beiseite. Er konnte das wirklich nicht gebrauchen. Es war nicht seine Schuld, dass Zorya tot war. Sie hatte es nahezu herausgefordert. Sie hatte ihn dazu getrieben.
Als Ayden davon erzählte, fragte Timaris, warum denn Savah nicht die Königin getötet hätte und wieso Ayden dies hatte übernehmen müssen. "Ich habe Zorya in ein Gespräch verwickelt und damit unterbrochen, dass sie die Umstehenden angreift. Savahs Schwert war zerbrochen. Ich wusste, dass ich nah genug an Zorya herankommen konnte, um sie zu töten", erklärte er kühl, "Unglücklicherweise hat sie meinen Lügen nicht geglaubt und mit ihrem Schlangenzahn zugestochen." Ayden hörte weiterhin ihre Stimme in seinem Ohr, ein geflüstertes Hauchen.
Du warst schon immer zu sehr von dir selbst überzeugt gewesen. Er würde es nie vergessen können. Er hatte wirklich geglaubt, er würde sie noch ein letztes Mal umgarnen können. Und Zorya hatte es gewusst. Sie hatte gewusst, dass er sie anlog und ihn trotzdem so nahe an sich herangelassen. Hatte sie gehofft, ihn mit in den Tod reißen zu können? Vereint in der Hölle?
Als Ayden länger im Schweigen versunken war, fragte Timaris ihn, wie es ihm nun ginge und ob die Lähmung so bleiben würde.
"Sorra scheint es nicht zu wissen", überging der Prinz die ersten Fragen nach seiner Befindlichkeit, "Sie hat eine etwas rabiate Methode meine Muskeln wieder zum Arbeiten zu bringen. Bisher hat es nur minimal geholfen." Aber vor dem Eingreifen der Schwarzen Witwe hatte Ayden nicht einmal aufrecht sitzen können. Das gab Hoffnung, dass sich auch der Rest bessern würde.
"Ich werde wieder gehen können", sagte Ayden. Eine andere Alternative gab es nicht, würde er nicht akzeptieren. "Ich kann dir nicht sagen wie lange es dauern wird", musste der Haushofmeister einräumen. Bevor Timaris wegen den anderen Fragen nachbohren konnte, sprach er lieber selbst darüber.
"Es gab wichtigeres als über mein Innenleben nachzudenken", wies er diese Gefühlsduselei von sich. So viel Arbeit war liegen geblieben und nun wo Timaris auf dem Weg der Besserung war, gab es sehr viel zu tun. Wenn sie Sion besiegen wollten, durften sie sich nicht ausruhen. Sion war ein Dämon. Er würde nicht schlafen. Er würde nicht ruhen. Dann durften sie es auch nicht tun, wenn sie ihm zuvorkommen wollten.

"Die Dea al Mon haben ihren Geist ausgebrannt", sagte er dann doch, "Das war unnötig." Vielleicht hätte Zorya in der Dunkelheit ihren Frieden finden können, aber in Dalmadans Feste hatte Ayden sich gehütet etwas darüber zu sagen. Er hatte gesehen was Zoryas Experimente mit Minan angerichtet hatten und die Dea al Mon hätten vermutlich nicht verstanden, dass die Frau, die dafür verantwortlich war, auch einmal anders gewesen war.
"Sion hat sie angelogen und ihr vorgegaukelt, sie könnte an seiner Seite herrschen. Sie wollte nie etwas anderes sein als eine Königin und mit einem Mann an ihrer Seite." Ayden hatte sie es einst auch angeboten. "Aber sie war gänzlich untalentiert als Königin... und es fiel ihr schwer andere für sich zu erwärmen. Sie war... speziell." Er blickte aus dem Fenster, presste die Lippen zusammen. Weiter wollte er darüber nicht reden. Zorya war tot. Dieses Kapitel war abgeschlossen.
"Vergiss dein Frühstück nicht", erinnerte er Timaris nach einer Weile. Die kommenden Tage würden nicht weniger anstrengend werden.
"Deine Sklave wird hoffentlich in einigen Tagen hier sein und den anderen Teil des Gegenmittels besitzen." Ayden wusste nicht was für eine Strecke das Schiff bewältigen musste, aber diese Piraten sollten hoffentlich wissen, dass sie nicht trödeln durften. Das Gift durfte nicht noch einmal wieder auftauchen. "Er war ein ganz ordentlicher Diener und Spion", sinnierte der blonde Prinz über seinen Begleiter. "Obwohl er so seinen eigenen Kopf hat.." In manchen Dingen zumindest. Ayden gefiel das an seinen Püppchen. Laree war auch immer so stur. Genauso wie Kosta unbedingt in Raej diesen einen Sklaven hatte retten müssen und in Dhemlan hatte er nur weitermachen wollen, nachdem Ayden ihn unterworfen hatte. Leider war ihm die Kontrolle über Kosta entglitten, als dieser so lange im Kerker gewesen war. Er hatte einfach zu wenig Zeit mit dem Jungen gehabt.
"Richtig erzogen, könnte er ein sehr guter Spion werden." Timaris hatte diesen Sklaven erst vor kurzem wieder an ihren Hof geholt. Ayden war sich nicht sicher was sie mit ihm vorhatte. "Ich würde ihn gerne unter meine Dienste stellen. Ich weiß nicht wo du ihn bisher hast herumschweifen lassen, aber so einer wie er benötigt eine straffe Führung." Außerdem schien sich Kosta gerne dominanten Männern hinzugeben und sich für sie völlig aufzuopfern. Gleichzeitig wusste der Sklave unglaublich viel geheimes Wissen. Wissen, das innerhalb des Schlosses bleiben musste.
Zuletzt geändert von Ayden am Do 7. Mär 2024, 12:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 12:45

Ayden erklärte, dass er Zorya hätte töten müssen, damit, dass er sie ein Gespräch verwickelt hätte, um sie davon abzuhalten, die Umstehenden anzugreifen. Ausserdem sei Savah’s Schwert zerbrochen. Nun, dass sollte eigentlich keinen Grund darstellen, dass die Königin die Schwarze Witwe nicht töten konnte. Ayden sei mit dem Gespräch jedoch nah genug an sie herangekommen, um sie töten zu können. Was der Prinz Zorya wohl erzählt hatte, dass sie ihn so nah an sich herangelassen hatte? Lügen nannte er es. Oder war es nicht doch eher die Hoffnung gewesen, seine ehemalige Freundin retten zu können? Ihr Haushofmeister wollte jedoch nicht über sein Befinden sprechen. Wie so oft. Was Timaris nur zeigte, dass ihn der Tod der Spinnenkönigin belastete. Gerade weil er so zielstrebig erklärte, wie es seinem Körper ging und die Fragen nach seiner Seele ausliess.

"Es eilt nicht", meinte sie auf Aydens Versicherung, dass er wieder würde gehen können. Er wisse nur nicht, wie lange es dauern würde. Solange Aydens Verstand funktionierte, war alles gut und je besser er seinen Körper wieder kontrollieren konnte, desto besser war es für den Haushofmeister. Doch er würde es auch bleiben, selbst wenn er für immer an den Rollstuhl gefesselt war. Auch wenn das Ayden wohl unausstehlich machen würde. Unwillkürlich glitt ihr Blick an ihm herunter zu seiner Lendengegend. Ob er wirklich gänzlich gelähmt war? Vielleicht konnte sie sich ihm nachher auf den Schoss setzen und es ausprobieren.

Ayden riss sie aus ihren neckischen Gedanken, indem er ihr doch etwas von seinem Gefühlsleben erzählte. Wenn auch sehr zurückhaltend und so, als würde es ihn nicht wirklich bekümmern. Timaris überraschte es dennoch, dass er von sich aus damit anfing. So verriet er, natürlich indirekt, dass er es traurig fand, dass die Dea al Mon ihren Geist ausgebrannt hatten. Timaris sah das anders. Sie fand dies sicher und endgültig. Doch Ayden hatte wohl gehofft, Zorya könne im Tod Frieden finden. Mit sich selber zurechtkommen, abseits von den Lügen Sions. Er vermisste sie offensichtlich.
"Es ist nicht leicht, Freunde zu finden", sagte Timaris leise, als Ayden gequält aus dem Fenster blickte. "Noch schwieriger ist es, sie wieder zu verlieren." Dennoch sagte man, dass es das wert sei. Timaris war sich da nicht immer so sicher. Aber selbst sie stritt nicht ab, dass er schön war, Freunde zu haben. Ayden hingegen erinnerte sie dagegen nur daran, dass sie ihr Frühstück nicht vergessen sollte. Timaris lachte leise, drang aber nicht weiter in ihren Haushofmeister. Nicht jetzt, wo sie ohnehin das Gefühl hatte, ihm sehr nahe zu sein. Ausserdem war sie stolz auf ihn, dass er dieses wenige von sich aus zugegeben hatte. Er war gewachsen.
"Bestimmt nicht", beteuerte sie schmunzelnd, dass sie ihr Frühstück nicht vergessen würde. "Nicht jetzt, wo nicht jede Bewegung weh tut und das Schluckend beinahe ein Ding der Unmöglichkeit ist." Wahrscheinlich hatte sie ohnehin schon viel zu viel gegessen und würde nachher Bauchschmerzen haben. Doch die Lust war einfach grösser, als die Vernunft. Sie spürte nur, wie sie allmählich wieder müde wurde. So viel hatte sie ihrem Körper schon eine Weile nicht mehr zugemutet.

Über das Gift, respektive das Gegengift, dessen zweite Hälfte bald eintreffen sollte, kamen sie auf Kosta zu sprechen. Ayden liess sich sogar dazu herab, ihn zu loben, dass er ein ganz ordentlicher Diener und Spion sei. Staunend schaute Timaris den Prinzen an. Hatte dieser doch so dagegen protestiert, Kosta von ihr aufgebrummt zu bekommen. Im Gegensatz zu Ayden hatte sie gewusst, was sie an Kosta hatte. Anscheinend schien es nun auch Ayden zu wissen. Auch wenn er einschränken musste, dass Kosta seinen eigenen Kopf hätte. Timaris grinste. Na, das klang schon viel eher nach Ayden.
"Ja", lachte sie amüsiert. "Da tut er immer so demütig und unterwürfig, doch bei gewissen Dingen, da ist er absolut unbeugsam." Zum Beispiel in seinem Willen, anderen helfen zu wollen. Oder in seiner Treue zu denen, die er liebte. "Ich nehme an, er hat dich damit regelmässig auf die Palme gebracht. Stets sehr höflich natürlich."

Ayden überlegte, dass Kosta, richtig erzogen, ein sehr guter Spion werden würde. Das hingegen glaubte Timaris weniger. Dafür war der Krieger zu sanft. Sie fürchtete, dass er an seiner Loyalität und seinem Wunsch, anderen zu helfen, zerbrechen würde, wenn man ihn regelmässig in Extremsituationen schickte. Bevor sie ihre Bedenken diesbezüglich äussern konnte, sagte Ayden dann doch etwas, was sie ihr Frühstück vergessen liess. Mit grossen Augen blickte sie zu Ayden, blinzelte ungläubig. Doch ihr Haushofmeister fuhr ungerührt fort. Egal wie lange sie staunte und blinzelte.
"Oh, ich bin mir sicher, er würde sich vollkommen nach deiner straffen Führung verzehren", bemerkte sie anrüchig. "Ernsthaft?" fragte sie überaus neugierig nach. "Du willst wirklich einen Mann in deine Dienste stellen? Ausgerechnet du? Freiwillig? Und dann auch noch meinen Sklaven? Wirklich? Wie kommt es dazu? Was hast du vor?" Skeptisch musterte Timaris ihren Haushofmeister. Kosta musste ihn ja ganz schön beeindruckt haben. Doch auch wenn sie wusste, was Kosta für eine Fähigkeit besass, Menschen für sich zu gewinnen, so konnte sie kaum glauben, dass dies ausgerechnet bei Ayden funktioniert haben sollte.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 12:47

Timaris sagte nicht viel zu Aydens Erzählung über Zorya, doch sie schien zu verstehen wie es ihm ging auch ohne dass er mehr darüber sagen musste. Es wäre nicht leicht Freunde zu finden. Ja, besonders für sie beide. Und damit meinte Ayden richtige Freunde und nicht solche Blutsauger, die sich gerne an die Macht und den Reichtum hefteten, den sie hofften für sich selbst abzubekommen. Und wenn man so wenige Freunde hatte, ja, dann wurden die Verluste der wenigen noch schmerzhafter. Er hatte Asmodeus verloren und er hatte Zorya verloren. Beide durch seine eigene Hand. Es gab für ihn nicht mehr viele Freunde, die er noch verlieren konnte. Timaris hatte er wenigstens noch retten können.
Damit die Königin bei bester Gesundheit blieb, erinnerte er sie an ihr Frühstück. Timaris schmunzelte und gab zu wie sehr es sie freute, dass nicht mehr jede Bewegung schmerzte und sie wieder ohne Mühe essen konnte. Ayden beneidete sie tatsächlich darum. Die Aussicht sich jedes Mahl füttern zu lassen, machte ihn rasend. Das durfte nicht anhalten. Privat konnte seine Schwester ihm ja helfen, doch als Haushofmeister hatte er viele Arbeitsgespräche über Einladungen zum Essen geführt. Er würde jegliche Autorität verlieren, wenn er nichtmal selbst einen Bissen zum Mund führen konnte.
Aber damit würde er sich später befassen. Hauptsache, es war nicht umsonst gewesen, das Gegengift zu beschaffen. Damit das schwarze Gift auch wirklich restlos aus Timaris' Körper verbannt war, wäre es Ayden lieber, wenn sie auch den Rest des Mittels hatten. Kosta musste es immer noch in seinem Juwelengepäck haben. Ayden ließ sich dazu hinreißen, dass er sich lobend über den Sklaven äußerte. In Raej hatte er den Krieger oft verdammt und nicht selten gerne verprügelt, doch in Dhemlan hatte er sich als wertvoller und äußerst hilfreicher Verbündeter erwiesen. Selbst wenn er eine gewisse Bockigkeit besaß bei gewissen Dingen.

Die Königin lachte daraufhin und kannte ebenfalls, dass ihr Sklave in manchen Bereichen sehr genau wusste was er tun wollte. Devotheit hin oder her.
"Mitten in den Raejer Sklavenaufständen hat er es nicht lassen können, einen dahergelaufenen Sklaven unter seine Fittiche zu nehmen, während ich mich durch die Kanalisation kämpfen musste, weil die Unterwelt Raejs anscheinend bestens mit Kosta vertraut ist", bemerkte Ayden leicht pikiert.
Als er zugab, dass er Kosta trotzdem gerne zu seinem Diener machen würde, sah ihn Timaris mit großen, ungläubigen Augen an, blinzelte staunend ehe sie ihre Sprache wiederfand und anzüglich bemerkte, dass der Sklave sich gewiss nach Aydens straffer Führung verzehren würde.
"So habe ich das nicht gemeint", wehrte der Prinz ab. Nun, eigentlich hatte er es genauso gemeint, aber das wollte er Timaris nicht gleich sagen, involvierte es schließlich eines ihrer Tabus, was ihre Sklaven betraf. "Und ja, seine atemlosen Blicke waren nicht zu übersehen." Das hatte er schon auf der Reise nach Raej bemerkt. Aber erst als er kurz davor gestanden hatte bei Sion zu enden, hatte er diese Blicke für sich ausgenutzt..
Timaris konnte kaum glauben, dass er freiwillig einen männlichen Diener haben wollte. "Ich bitte dich, ich habe viele männliche Diener in meinen Kreisen." Als Haushofmeister hatte er dutzende an Gehilfen und natürlich waren davon nicht alles Frauen. Aber Timaris hatte recht, dass selten davon einer ihm so nah und direkt diente. Ayden vertraute lieber seinen loyalen Püppchen. Trotzdem hörten die bohrenden Fragen der Königin nicht auf. Sie konnte leider verflixt neugierig sein und hatte einen Riecher für prekäre Geschichten.
"Nun, wenn du möchtest, kaufe ich ihn dir gerne ab", streute Ayden ein, "Er wäre ein guter Diener. Ich halte immer Ausschau nach klugen Persönlichkeiten, die gehorsam sind, aber auch für sich selbst denken können." Kosta musste man in der Hinsicht vielleicht noch etwas erziehen, damit er wusste, wann es Zeit war zu handeln und wann er unterwürfig zu sein hatte, aber er zeigte die richtigen Anlagen. Er war wandlungsfähig. Das bevorzugte Ayden. Aber für gewöhnlich bevorzugte er dies in Frauen.
"Er war mein einziger Verbündeter in Dhemlan. Zwangsläufig habe ich da seine Qualitäten kennengelernt", erklärte der Prinz wie er überhaupt darauf käme, dass er Kosta als Diener haben wollte.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 12:48

Neugierig lauschte sie Aydens Bericht aus Raej. Wie Kosta während des Sklavenaufstandes einen Sklaven beschützt hatte, während Ayden sich durch die Kanalisation hatte kämpfen müssen, weil die Unterwelt Raejs anscheinend bestens mit Kosta vertraut sei. Ayden klang dabei pikiert und Timaris Mundwinkel zuckten. Grinsend hätte sie ihm erzählen können, dass Kosta nicht nur mit der raejer Unterwelt vertraut war. Allerdings wollte sie Ayden doch lieber nicht zu viel von Kostas Piratenleben erzählen. Das war nichts, was ihr Haushofmeister wissen musste. Viel lieber hörte sie von ihm diese Abenteuergeschichte, die regelrecht harmlos klang, im Vergleich dazu was sie auf dieser Reise sonst noch so alles erlebt hatten.

Ihre Augen funkelten amüsiert, als Ayden meinte, dass Kostas atemlose Blicke nicht zu übersehen gewesen wären. Das hätte sie gerne gesehen. Kosta, der unter Aydens Strenge erschauderte und Ayden der das Begehren sicherlich schmeichelhaft gefunden hatte, und es auch genossen hätte, wäre Kosta eine Frau gewesen. So jedoch, Timaris hätte es wirklich gerne gesehen, wie die beiden aufeinander reagiert hatten.

Ihr Haushofmeister winkte ab, dass er viele männliche Diener in seinen Kreisen hätte. Timaris liess dieses Argument jedoch nicht gelten. Ayden hatte sicherlich männliche Handlanger, doch Spione, engere Vertraute, Diener, auf die er sich verlassen konnte, das waren alles Frauen. Seine sogenannten Püppchen. Deswegen war sie so verwundert über sein Begehren.
Besonders als er so nebenbei anbot, ihr Kosta abzukaufen. Timaris machte eine nebensächliche, wedelnde Handbewegung. Sie brauchte nun wirklich kein Geld von Ayden. Also selbst wenn sie tatsächlich ihre Regel brechen und ihre Sklaven verkaufen täte, würde sie kein Geld von Ayden fordern. Höchstens etwas Anderes. Das war ein nettes Gedankenspiel. Viel interessanter war jedoch, dass Ayden tatsächlich an einem ihrer Sklaven interessiert schien, wo er sie doch sonst meistens übellaunig ignorierte. Wo er sie sonst nicht ausstehen konnte, allein auf der Grundlage, dass sie Männer waren, die schon einmal mit ihr geschlafen hatten. So bohrte sie neugierig weiter, was dahinterstecken mochte.

Ayden liess sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und meinte nur, dass Kosta ein guter Diener wäre. Schliesslich hielte er immer Ausschau nach klugen Persönlichkeiten, die gehorsam seien, aber auch für sich selber denken konnten. Das klang irgendwie noch immer nach einem Püppchen von Ayden. Grundsätzlich stimmte Timaris mit ihrem Haushofmeister jedoch überein, dass dies die besten Diener waren.
"So, welche seiner Qualitäten, hast du da denn kennengelernt?" wollte sie neugierig wissen und dachte, trotz Kostas atemloser Blicke, dabei noch immer nicht an Sex. Viel eher wollte sie wissen, was Ayden alles von Kosta wusste. Ob er wusste, dass er nicht nur ein ausgezeichneter Kammerdiener, sondern auch ein feinfühliger Chirurg war. Dass er reiten, segeln, kämpfen, kochen und Geige spielen konnte. Kosta hatte sehr viele Qualitäten.
"Als Spion kann ich ihn mir jedoch nicht wirklich vorstellen", wehrte sie ab. "Nicht längerfristig. Denn egal wie viele nützliche Eigenschaften er dafür besässe, Skrupellosigkeit gehört definitiv nicht dazu. Er würde daran zerbrechen, wenn er nicht weiterhin armen, hilflosen Menschen unter die Arme greifen könnte. Du hast es selbst gesagt. Mitten während des Sklavenaufstandes musste er einem Sklaven helfen. Das wird er nicht ablegen können. Du tätest weder ihm noch dir einen Gefallen, wenn du dies von ihm verlangtest. Was ist mit dem Sklaven überhaupt geschehen, den er retten wollte. Hast du ihn getötet?" Kosta hätte dies sicherlich tief getroffen.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 12:49

Natürlich fragte Timaris weiter nach und welche Qualitäten Kostas Ayden denn kennengelernt hätte. Der Prinz dachte sehr gerne an diese Qualitäten zurück, wusste aber noch nicht wie er dies erzählen sollte. Timaris hatte gerade eine zehrende Vergiftung hinter sich, es wäre besser, wenn sie sich weiter ausruhte und entspannte. Wenn Kosta hier war, konnte der Sklave selbst immer noch Timaris erzählen was er erlebt hatte. Ayden hatte es ihm erlaubt, was die Nacht in dem Schiff betraf.
"Er ist ein sehr fähiger Kammerdiener, gut im Organisieren, und er scheint eine Gabe dafür zu haben, Menschen für sich zu gewinnen." Ohh, Kosta hatte sehr viel Charme, dessen war sich der Prinz mittlerweile bewusst. Anfangs hatte ihn dieser Charme zwar kalt gelassen, aber spätestens in der Festung und als er Kosta begonnen hatte zu unterwerfen, hatte er nicht mehr so schnell genug von dem schönen Krieger bekommen. Dass der Junge diesen Charme ohne jegliches Kalkül ausstrahlte, machte es umso reizvoller.
"Er hat auch Zorya für sich begeistern können. Sie.. mochte es, sich im Bett unterwerfen zu können. Kosta hat sich relativ schnell darauf einstellen können." Da schon hatte Ayden bemerkt, dass der Krieger recht flexibel war und auf der Reise hatte er mehr als einmal bewiesen, dass es ihm nicht fremd war abseits der Adelshäuser und feinen Gesellschaft zu agieren.
Timaris bemerkte, dass der Sklave sich nicht als Spion eignen würde. Er wäre dafür nicht skrupellos genug und könnte zerbrechen, wenn es ihm verboten war, hilfsbedürftigen Menschen zu helfen. Ayden dachte kurz darüber nach, nickte dann.
"Ja, damit hast du wohl recht", gab er zu. Nein, Kosta war alles andere als belastbar, wenn es darum ging das Leid anderer zu ignorieren und trotzdem weiterzumachen. Ayden hatte ihm erst das Hirn ausschalten müssen, damit Kosta weitermachen konnte. Allerdings hatte das nur zu weiteren, anderen Problemen geführt. "Das Geschehen in Dalmadans Feste hat ihn an seine Grenzen getrieben. Er hat es nicht lassen können, den gefangenen Soldaten helfen zu wollen." Und Minan. Was immer Kosta dort unten im Kerker hatte tun müssen, es hatte ihn fast zerbrochen. "Er könnte trotzdem einen hervorragenden Diener abgeben."

Timaris fragte nach dem geretteten Sklaven und ob Ayden diesen getötet hätte. Der Prinz musste kurz darüber nachdenken. Was war mit dem Sklaven überhaupt passiert? Für Ayden war der Kerl nicht wichtig genug gewesen. "Ich habe Kosta gesagt, er soll ihn entsorgen. Er war nur unnötiger Ballast. Was er mit dem Jungen gemacht hat, weiß ich nicht. Das musst du ihn fragen." Ayden bewegte seine Finger leicht hin und her. Es ging nur mühsam.
"Kosta muss unter Beobachtung gestellt werden, wenn er hier ankommt", sagte er dann, "Wenn ich es ihm nicht verboten hätte und ihn an seine Loyalität erinnert hätte, hätte er sich wohl liebend gerne umgebracht." Ayden zweifelte nicht daran, dass Kosta bis zur Übergabe des Gegengiftes durchhalten würde, aber danach konnte es kritisch werden.
"Dass wir die 6. Kompanie ausgeliefert haben, hat er nicht verkraftet. Anscheinend hatte er dort Freunde darunter." Und Ayden hatte dies gnadenlos ausgenutzt, um Kosta dazu zu bringen, ein Treffen mit Rashar zu arrangieren. Es hatte vortrefflich geklappt. Für den Haushofmeister waren die Soldaten ein geringes Opfer gewesen und am Ende hatte sich Kosta stets loyal dem Ziel unterwerfen, um jeden Preis an das Gegengift heranzukommen. Es war nicht Aydens Schuld, wenn der Sklave bis dahin nicht geahnt hatte, wie hoch der Preis werden würde.
"Zudem haben die Kerkerwärter ihren Spaß mit ihm gehabt, während er dort unten war, um nach dem Gegengift zu suchen. Wir wären beinahe enttarnt worden, weil er sich so hat gehen lassen." Aydens Miene verzog sich kurz. Es missfiel ihm auch jetzt noch, dass er Kosta nicht genug an sich hatte binden können, dass dieser nicht das Spielzeug des Kerkermeisters wurde. Es war einfach zu wenig Zeit gewesen, um Kosta zu einem Püppchen zu formen.
"Er hat viele Opfer gebracht. Es wird gewiss einige Zeit dauern bis diese Wunden heilen."
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