Es stellte sich heraus, dass Ayden nur an der Oberfläche von Kostas Fähigkeiten gekratzt hatte. Wahrscheinlich war es nicht nötig gewesen, dass Kosta mehr offenbarte und so wie Timaris Ayden kannte, hatte sich dieser nicht weiter dafür interessiert. Hatte nicht weiter nachgefragt und Kosta erzählte nie etwas von sich aus über sich selber, wenn man nicht explizit danach fragte. Selbst dann musste man höllisch aufpassen und jedes Detail erfragen, wenn man auch wirklich alles wissen und erfahren wollte.
Ayden und Zorya waren jedenfalls mit ihm zufrieden gewesen, jeder so auf seine Art. Timaris musste schmunzeln, als sie hörte, dass Kosta die Königin hatte unterwerfen sollen im Bett. Das wäre vor zweihundert Jahren noch völlig undenkbar gewesen. Doch irgendwann hatte Kosta herausgefunden, dass man auf verschiedene Weise dienen konnte. Selbst wenn man dazu jemanden den Hintern versohlen musste. Timaris hatte es faszinierend gefunden, diese Entwicklung zu beobachten.
Ayden gestand ein, dass Kosta sich nicht zum Spion eignete. Er offenbarte ihr, dass das Geschehen, von dem sie noch immer nichts genaueres wusste, Kosta an seine Grenzen getrieben hätte. Das war nicht schön zu hören. Zu gerne wollte sie ihren süssen Sklaven trösten, wusste jedoch, dass ihr kaum die Zeit dafür bleiben würde. Ayden wolle Kosta jedoch trotzdem als Diener haben. Auch wenn er an seine Grenzen getrieben worden sei. Das war ja interessant. Ayden musste doch klar sein, dass er Kosta dafür erst wieder aufpäppeln musste, bevor er ihn wieder einsetzen konnte. Nur machte der Haushofmeister auf sie überhaupt nicht den Eindruck als würde er sich rührend und hilfsbereit um einen jungen Sklaven kümmern. Um eines seiner Püppchen vielleicht, doch nicht um einen Mann.
Offen gab Ayden auch zu, dass er Kosta angewiesen hatte, den in Garois geretteten Sklaven zu entsorgen, weil der nur Ballast gewesen sei. So konnte er mit Kosta definitiv nicht weiter machen. Auch wenn Timaris sich deswegen nicht um ihren Sklaven sorgte. Eneas und seine Piraten hatten in vielen Häfen ein gut organisiertes Netz, welches ihnen half, sich um Sklaven zu kümmern. Kosta hatte den Jungen, wie Ayden gesagt hatte, wahrscheinlich bei einem dieser Mittelsmänner abgegeben.
"Er hat sich in einen der Soldaten verliebt", bestätigte Timaris, als Ayden erzählte, wie sehr der Verrat an der 6. Kosta zu schaffen gemacht hatte. "Die Geschichte seines Lebens, dass er meinetwegen die verrät, in die er sich verliebt. Allerdings ist bis jetzt noch kein Verrat dermassen blutig und vernichtend gewesen.» Doch er hatte viele seiner Verehrer für sie verlassen. Für sie und allem voran natürlich für Eneas. «Doch umbringen wird er sich deswegen nicht», wehrte sie Aydens Sorgen ab. «Auch wenn er es gerne tun würde. Nicht ohne meine Erlaubnis und er weiss, dass er die nicht hat. Das würde er nur tun, um mich zu schützen." Oder Eneas natürlich.
"Er hat sich im Kerker gehen lassen?" fragte sie etwas verwundert nach. Timaris war sich klar, dass sie nur ein Bruchteil von dem erfuhr, was sich auf der ganzen Reise abgespielt hatte. Doch sie war sich sicher, dass sie von Ayden bereits das erfahren hatte, was sie wissen musste, um weiter regieren und gegen Sion vorgehen zu können. "Er hält doch viel aus, was gegen ihn selbst gerichtet ist." Dass die Kerkerwärter auch mit Kosta Sex hatten haben wollen verwunderte sie nicht. Beinahe jeder wollte früher oder später Sex mit ihm. Kosta hatte so die Gabe, etwas in den Menschen anzusprechen, so dass sie sich für ihn interessierten.
"Und er ist so schnell bereit, mir diese Opfer zu bringen", stimmte Timaris wehmütig zu. "Auch wenn mir scheint, dass ich noch nicht einmal ein Viertel davon weiss, was er geopfert hat, bin ich jetzt schon geneigt, dir zuzustimmen, dass es einige Zeit dauern wird, bis diese Wunden heilen werden. Weswegen ich auch nicht verstehen, warum du Kosta haben möchtest. Abgesehen davon, dass wir beide keine Zeit haben werden, uns um sein gebrochenes Herz zu kümmern, bist du doch ohnehin nicht der Typ Mensch, der sich um die seelischen Schmerzen eines anderen Mannes kümmert. Das wirst du jedoch tun müssen, sollte Kosta ein guter Diener werden." Das musste Ayden doch klar sein. Ausserdem hatte der Sklave schon öfters mit Timaris geschlafen, war sehr vertraut mit ihr. Etwas, was in Ayden normalerweise den Konkurrenteninstinkt weckte. Selbst wenn es sich um einen Sklaven handelte. Das Gespräch war ohnehin seltsam, dass sie sich um den psychischen Zustand eines Sklaven sorgten, anstatt über den von Ayden oder Timaris zu sprechen.