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Der Kampf gegen das schwarze Gift





Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 11:03

Inzwischen war es zu einer reinen Willensache geworden, dass sie noch am Leben war. Ihr Blut regelmässig zu waschen, beziehungsweise durch das Blut von starken, jungen Sceltern zu ersetzen, hatte den Fortschritt der Vergiftung stark bremsen können, trotzdem kostete es sie viel Kraft, schwächte ihren Körper, so dass sie der Vergiftung immer weniger entgegen zu setzen hatte. Dass sie eigentlich schon längst hätte tot sein sollen, merkte sie vorallem daran, dass Sion immer ungeduldiger zu werden schien, dass sie endlich starb. Seine Reaktionen, die Reaktionen seiner Arme, wurden immer frecher, aufmüpfiger und risikobereiter. Doch noch jedes Mal holte sie sich ein blaues Auge, wenn sie Haylls oder Askavis Grenzen zu übertreten wagten.

Für Timaris war es Ehrensache, dass sie bis zum letzten Atemzug kämpfte. Abgesehen davon, dass sie nicht sterben wollte, fand sie, dass sie das ihrem Volk schuldig war. Ihrer Familie, ihren Freunden und nicht zuletzt Ayden gegenüber. Ihr Haushofmeister würde ganz schön sauer auf sie werden, sollte sie tot sein, wenn er zurück kam. Timaris wollte sich nicht schon wieder mit ihm streiten. Auch wenn sie sich noch nicht sicher war, wie sie darauf reagieren sollte, dass er einfach auf diese waghalsige Mission gegangen war. Sie verstand natürlich seine Motive. Doch genau so gut verstand sie auch, wie ungemein gefährlich dies alles war. Für Hayll durch das, was Ayden alles über dieses Territorium wusste, und natürlich für Ayden selbst. Glücklicherweise hatte Timaris kaum Zeit darüber nachzudenken, wie es Ayden und Kosta wohl gehen mochte und wie sie mit den beiden 'Ausreissern' verfahren würde, wenn sie wieder da wären. Hauptsache, sie kamen bald wieder zurück. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Egal, wie willensstark Timaris auch war.

Es konnte allerdings auch noch andere Gründe haben, weswegen Sion ungehalten wirkte. Denn so raffiniert seine Propaganda auch war, hatte es Timaris bis jetzt noch jedes Mal geschafft, ihm zuvor zu kommen und dafür zu sorgen, dass die Hayllier sich nicht entmutigen liessen, sondern gemeinsam gegen den höllischen Dämon stand. Selbst die Adligen hielten für eine Weile mit ihren Machtkämpfen inne und konzentrierten sich nach aussen. Sie waren schliesslich Hayllier und auch wenn sie untereinander schlimme Intriegen spannen, sie waren zu stolz, als dass sie sich dafür einem fremden Kriegerprinzen unterworfen hätten.

Sobald Timaris sich sicher gewesen war, dass Eneas alles hatte, was er für seine Rettungsaktion brauchte, hatte sie Ayana zu sich kommen lassen. Ayden war selber schuld, wenn er einfach abhaute. Da musste eben seine Zwillingsschwester herhalten. Timaris rief sie ja auch nicht zu sich, um sie zu quälen, sondern damit sie ihren Bruder würdig vertrat. Oder genauer gesagt, ihren Bruder darstellte. Die Heilerin sollte sich als Ayden verkleiden, um sich so an Timaris Seite sehen zu lassen. Sorra würde sie mit einem Netz belegen, welches ihre Signatur unterdrückte und die von Ayden darüber legte. Ausserdem beinhaltete es eine Illusion um ihr Äusseres damit Ayana, so ähnlich sie Ayden auch sein mochte, auch wirklich als Mann erschien.
Es hatte einiges an Überzeugungsarbeit gebraucht, bis die Heilerin mit diesem frechen Plan einverstanden gewesen war. Doch nachdem Timaris ihr hatte klar machen können, dass sie ihren Bruder so sogar das Leben rettete, war Ayana eingeknickt. Timaris hatte ihr klar gemacht, dass die hayllischen Adligen so schon Mühe mit ihm hatten, weil er kein Hayllier war. Wenn er sich dann während des Krieges an Zoryas Seite sehen liess, würde das reichen, um ihn des Hochverrates zu beschuldigen. Selbst wenn sie ihn retten konnten, indem sie allen sagten, er hätte das Gegengift besorgt, Zweifel würden bleiben. Sein Ruf wäre ruiniert. Das überzeugte die Heilerin und sie stellte sich tapfer dieser Herausforderung. Timaris wäre froh gewesen, wenn sie ihr auch noch Laree zur Seite hätte stellen können, die mit Aydens Arbeit sehr vertraut war und ihn eigentlich diesbezüglich hätte ersetzen können. Doch Laree hatte sich entschieden, Draega fern zu bleiben und Timaris wollte ihr das nicht absprechen. Egal, was zwischen ihnen vorgefallen war. Laree hatte ihr Kind verloren. Sie brauchte Zeit das zu verarbeiten. Solange sie in Sicherheit war, durfte die Hexe sich dabei so viel Zeit lassen, wie sie brauchte.

Timaris war jedenfalls vorbereitet, als in den dhemlanischen Zeitungen plötzlich etwas davon stand, dass Ayden übergelaufen wäre, zu seiner wahren Königin. Timaris konnte mit ihrem 'Ayden' auftreten und eine flammende Rede dazu halten, wie feige, korrupt und hinterhältig Sion sei. Dass er schon zu Lügen greifen musste, um sich in diesem Krieg einen Vorteil zu verschaffen. Doch Hayll würde sich davon nicht hinters Licht führen, geschweige denn einschüchtern lassen.
Das war auch der Moment, wo sie ihre Vergiftung öffentlich machte. Timaris wusste, dass sie es früher oder später nicht mehr würde verheimlichen können. Da war es ihr lieber, es geschah zu ihren und nicht zu Sions Bedingungen. Dabei konnte sie ihn als schwächlich und heimtückisch diskreditieren, wenn er zu solchen Mitteln griff und sich nicht in einen ehrlichen Kampf wagte und sich selbst als Märtyrerin hinstellen, die sich für die Freiheit ihres Volkes Opferte. Es gab ihr die Möglichkeit, ihr Volk an seinem Stolz und Ehrgeiz zu packen. Es zusammen zu schweissen. So sehr, bis sie sich sicher war, dass es sich SIon niemals beugen würde. Egal was mit ihr passierte. Würde Sion vernichtet sein, dann mochten die internen Machtspiele sofort wieder beginnen. Doch nicht davor.
Zudem schenkte Timaris ihrem Volk ein starkes Blutdreieck, dunkle Juwelen, starke Männer, die jeweils die Besten in ihrem Gebiet waren und scheinbar reibungslos miteinander abeiteten. Selbst wenn zwei von ihnen keine Hayllier waren und einer sogar ein Sklave. So zeigte es nur, dass alle Hayll und seiner Königin dienen wollten und nicht einem dämonischen Kriegerprinzen. Den versuchte Timaris mit aller Kraft von Dhemlan in Kaeleer abzulenken. So verspottete sie ihn regelmässig, öffentlich dafür, dass er sie zu erpressen versucht hatte. Zudem liess sie, beziehungsweise Gualterio Malateste, einen Teil der Armee nach Raej ausrücken, um sich Dhemlan da ebenfalls entgegen zu stellen. Einerseits damit Sion nicht noch mehr Land gewann und andererseits, um diesen Prinz Rashar Karssail zu finden und zu unterstützen. Denn Gualterio hatte in seiner Zeit in Raej einiges über den Kommandeur der 6. Kompanie und dessen Pläne heraus gefunden, was ihnen nur nützen konnte, wenn es gelang.

So gut vorbereitet sie auch war, so viel Unterstützung sie auch bekam, sogar ihr Vater war aus Mineva gekommen, um ihr viel Arbeit abzunehmen, Timaris überarbeitete sich regelmässig. Es passierte nun viel leichter. Ihr Körper war am vergehen. Egal wie sehr Sorra, Daipha und Rhiana auf sie acht gaben. Timaris fror nun ständig. Das schwarze Geflecht hatte sich mittlerweile beinahe über ihren ganzen Körper ausgebreitet. Ihre Haut war ganz durchscheinend geworden. Sie musste viel schlafen, um sich zu erholen und sie konnte kaum mehr aufstehen, wenn sie wach war. Ayden und Kosta blieb nicht mehr viel Zeit.
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von Anzeige » Do 7. Mär 2024, 11:03

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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 11:09

Er versuchte zum wiederholten Male seine Finger zu krümmen, doch nichts passierte. Ayden starrte frustriert auf seine Hand, die Laree ihm über seinen Bauch gelegt hatte. Er knurrte unzufrieden, blickte an die Decke der Kutsche.
"Du kannst es nicht erzwingen", sagte Laree, die auf der gegenüberliegenden Bank saß. Ayden sagte nichts darauf. Selbst Reden war anstrengend. Er konnte es sehr wohl erzwingen. Es musste einfach. Der Haushofmeister von Hayll konnte nicht gelähmt sein. Das war undenkbar. Der Prinz schloss die Augen, während die Kutsche durch die Juwelenwinde driftete. Sie waren sehr schnell von Dalmadans Feste abgereist und sofort nach Askavi, um das dortige Tor zu benutzen. Nicht ohne Probleme. Die Eyrier ließen nicht mehr jeden durch ihr Tor und Laree hatte ihre Überredungskünste nutzen müssen, sowie Aydens Siegel, um weiterreisen zu können. Es war das einzige Mal, dass dieser Tigerlaner Kriegerprinz mit ihnen in der Kutsche gesessen hatte. Er war schlicht zu auffällig. Amaya starrte ihn dabei unentwegt mit finsteren Blicken an, wirkte so, als würde er jeden Moment aufspringen, um ihm die Kehle zu zerfetzen. Jeden anderen Tag hätte Ayden dies mit einem süffisanten Lächeln gekontert, doch jetzt fühlte er sich hilfos so wie er auf der Kutschbank lag und sich kaum regen konnte.
Sobald sie in Terreille waren, verließ Amaya die Kutsche zum Glück wieder, um sich zu dem Hayllier auf dem Kutschbock zu gesellen, der sie fuhr. Ayden wusste nicht viel über den Mann, nur dass Laree ihn kannte und er mit der Gruppe an Seefahrern gekommen war, die Kosta hatten retten wollen. So viel hatte der Prinz mitbekommen. Angeführt von Larees Bruder. Wäre Ayden nicht so erschöpft gewesen nach dem Kampf gegen Zorya, hätte er das sicherlich interessant gefunden und ausgenutzt, doch so war er zu müde, um auch noch darüber nachzudenken. Seine Gedanken pendelten zwischen den beiden Königinnen hin und her. Jene, die er getötet hatte und jene, die er retten wollte. Falls er nicht zu spät kam. Falls er endlich das Gegengift aus seinem Juwelengepäck herbeirufen konnte.
"Es hat keinen Sinn", ärgerte er sich. "Wenn ich nicht auf mein Juwelengepäck zugreifen kann, war alles umsonst."
"Es wird dir schon gelingen", erwiderte Laree, "Falls du dich ausruhen würdest anstatt dich anzustrengen. Was solls? Dann kannst du halt nicht in ihr Zimmer stolzieren, sondern wirst hineingetragen. Hauptsache, du hast das Gegengift."
Ayden blickte sie ungehalten an, aber selbst das Bewegen des Kopfes war anstrengend. "Komm her", sagte er nach einer Weile. Laree setzte sich zu ihm auf die Bank. "Wenn wir beim Palast ankommen, musst du dafür sorgen, dass wir ungesehen hineinkommen. Es darf keine Gerüchte geben in welchem Zustand ich bin. Es ist schlimm genug, dass jeder über ihre Vergiftung weiß." Jedenfalls befürchtete Ayden dies. Er hatte in Dhemlan die dortige Zeitung gelesen und ihre reißerische Enthüllung, dass Timaris im Sterben lag. Selbst wenn Hayll dies an Lügen abtat, es würde genügend Zweifler und Emporkömmlinge geben, die dies für ihre Zwecke ausnutzen wollten. Ayden machte sich Sorgen. Timaris würde genügend mit dem Gift zu kämpfen haben, als sich auch noch um Intrigen am Hof zu kümmern. Er sollte bei ihr sein, um sich dem anzunehmen.
Der Haushofmeister schloss die Augen.

Als er sie öffnete, spürte er die Kutsche schwanken und Laree saß wieder auf der gegenüberliegenden Bank, eine dhemlanische Zeitung lesend. Hatte er geschlafen? Ayden wollte nachdenklich die Hand heben, als ihm wieder einfiel, dass er sich nicht bewegen konnte. Er versuchte zu seiner Hand zu blicken, die Fingerknöchel zuckten, das war alles. Der Prinz sah hinüber zu Laree. Er war einmal sehr wütend auf sie gewesen, dass sie abgehauen war. Ausgerechnet diesem dummen Malateste nach. Wieso hatte der Kerl sich nicht besser um Verhütungstränke gesorgt? Es wäre seine Aufgabe gewesen. Und Ayden war wütend, dass Laree ihn allein gelassen hatte. Dass sie sich ihm nicht anvertraut hatte. Es war einfacher gewesen, als er der Verursacher ihrer Probleme gewesen war. Einfacher diese wieder zu lösen.
Aber sie war zurückgekommen, um ihn zu retten. Sein Blick hing an ihren sinnlichen Lippen und den dunklen Strähnen ihres Haars, die ihre Wangen kitzelten. Laree befeuchtete ihren Finger, blätterte die Seite um. Ihre goldenen Augen huschten konzentriert über das bedruckte Papier.
Als sie ihn bemerkte, blickte sie ihn fragend an ehe ihr Blick weiterwanderte und dann ein Grinsen daraus wurde.
"Jedenfalls wissen wir, dass du nicht überall gelähmt bist", stellte sie fest. Ayden spürte selbst wie er hart geworden war durch ihren Anblick. Egal wie verletzt und wütend er über sie war, sein Körper vermisste sie eindeutig. Es war einfach mit ihr gewesen, unkompliziert. In letzter Zeit war sein Leben alles andere als unkompliziert.
"Kümmer dich darum", forderte er dominant. Laree ließ die Zeitung sinken.
"Wie kannst du jetzt an Sex denken? Und ich bin nicht mehr dein Püppchen", fügte sie entschlossen hinzu. Ayden sah sie drohend an.
"Wieso bist du dann zurückgekehrt?", fragte er ungehalten.
"Kosta ist mein Freund", erklärte die Hexe, "Und ich musste ja auf meinen Bruder aufpassen."
"Beides hätte nicht erfordert alleine in die Bibliothek zu kommen", entgegnete der blonde Prinz. Kosta und Eneas waren nie dort oben gewesen. Laree hätte sich nicht in Gefahr bringen müssen. Aber sie hatte es getan. Die Hexe sah ihn stur an, die Unterlippe vorgeschoben.
"Das war mein Dienst an Hayll. Und jetzt bin ich quitt mit dir, mit Timaris, mit Hayll, mit allem", erklärte sie. Ayden schmunzelte.
"Du wirst nie fertig mit uns sein. Willst du nicht wieder über Hayll regieren? Du bist sehr talentiert darin, Zimmermädchen." Er schwieg kurz. "Eine Schande, dass die Dunkelheit dich nicht zu einer Königin gemacht hat."
"Die Schmerzmittel lassen dich wirres Zeug reden", schnaubte Laree und schüttelte den Kopf.
"Nun, jedenfalls bist du vergeudet mit Malateste Soldatin und Familie zu spielen oder dich sonstwo mit diesen Piraten rumzutreiben", gab der Prinz zurück. Der Hauptmann hatte sich in seinem offiziellen Bericht sehr bedeckt über Larees Rolle in den Geschehnissen gehalten, doch Ayden hatte genug aus ihm herausbekommen. Schlussendlich hatte es der Kriegerprinz doch nicht lassen zu können, zu sagen wie gut sich Laree in Raej gemacht hätte.
Larees Augen verengten sich.
"Ich habe eine Familie und die ist sicher nicht mit Gualterio", sagte sie.
"Gut, dann sind wir einer Meinung", bemerkte Ayden. Er atmete tief durch. Seine Gesichtsmuskeln taten durch das viele Reden weh.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Hyacinthos » Do 7. Mär 2024, 11:22

"Steh da nicht so in der Tür herum, Hyacinthos", befahl die alte Schwarze Witwe leise aber mit einer eindringlichen, befehlsgewohnten Stimme. "Komm herein und hilf mir." Der sanfte Prinz zuckte zusammen, gehorchte dann aber widerstrebend. Sichtlich unwohl und angespannt betrat er das Arbeitszimmer seiner Urgrossmutter. Sie hatte ihn nicht mehr gequält, seitdem sie hier war, um Timaris zu unterstützen. Das Rätsel um die grausame Vergiftung hielt sie auf Trab. Zudem webte sie viele Netze, um wichtige Geheimnisse zu schützen und Ausschau nach dem Haushofmeister zu halten. Endlich war die mächtige Schwarze Witwe und Heilerin einmal so richtig gefordert. Sie war in ihrem Element und hatte keine Musse, ihren Urenkel zu quälen.
Dennoch waren die Erinnerungen an das, was sie ihm angetan hatte, sehr stark und quälend, auch wenn sie ihn in letzter Zeit in Ruhe gelassen hatte. Hyacinthos hatte Angst vor ihr und ertrug es kaum, mit ihr im selben Raum zu sein. Es war, als würde ihm die Luft abgeschnürt und alles in ihm schrie danach, wieder aus dem Raum zu rennen. Nur die Liebe zu seiner Kusine und Königin hielt ihn davon ab, weil er wusste, dass sie zusammen arbeiten mussten, um ihr Leben zu retten. Hayll selber war ihm eigentlich egal. Na ja, nicht ganz. Vorallem aber wollte er Timaris beschützen.

"Hier nimm das und tu es in den Koffer da auf dem Tisch", befahl ihm seine Urgrossmutter und war ihm unerträglich nah, als sie ihm einige Utensilien in die Hand drückte. "Wir müssen gut vorbereitet sein, wenn wir den Haushofmeister abholen gehen." Überrascht und auch hoffnungsvoll blickte der Prinz sie an. "Genau", nickte sie zufrieden. "Es ist bald soweit. Wir dürfen nun nur keine Fehler machen. Nun mach schon und pack alles ein. Sei vorsichtig. Polstere es gut." Hyacinthos nickte überwältigt und räumte alles behutsam in den Koffer, was Sorra ihm in die Hände drückte. Seine Gedanken rotierten dabei. Prinz Asar hatte es tatsächlich geschafft und kam rechtzeitig wieder zurück? Das war wunderbar. Hyacinthos wollte es erst glauben, wenn er es sah. Dennoch brannte die Hoffnung gerade besonders hell. Jetzt mussten sie nur schauen, dass ihre Täuschung, die sie dem Hof vorgespielt hatten, nicht aufflog, wenn der Haushofmeister so plötzlich in den Palast spaziert kam.

"Organisiere uns eine Kutsche", forderte seine Grossmutter weiter. "Der Haushofmeister möchte eine Reise machen und unsere Verbündeten an der Grenze zu Askavi treffen." Damit meinte sie wohl Ayana, die sich, seit dessen Verschwinden, tapfer als ihren Bruder ausgab. "Oder erfinde einen anderen Grund. Nur sieh zu, dass wir möglichst bald abreisen können. Und sorg dafür, dass wir die grösste Kutsche bekommen, die du organisieren kannst. Wir werden Platz brauchen."
Diesem Befehl kam Hyacinthos nur zu gerne nach. Ihm war schon dieser Raum zu klein, da hatte er nicht vor, in einer kleinen Kutsche mit seiner Urgrossmutter zu reisen. Er organisierte eine Kutsche, die eigentlich mehr für Vergnügungsfahrten gedacht war. So eine richtig grosse mit zwei Abteilen, wo die Bänke des hinteren Abteils auch zu Betten umfunktioniert werden konnten.

Trotzdem wurde der sogenannte Ausflug des Haushofmeisters zur reinsten Qual. Hyacinthos ertrug die Nähe zu seienr Urgrossmutter kaum und dass Ayana noch immer eine enorme Angst vor ihnen hatten, machte die Situation nicht besser. Zwar hatte die sanfte Heilerin etwas vertrauen zu Kaeros und ihm gefasst, da sie in den letzten Tagen sehr dicht miteinander gearbeitet und sie rund um die Uhr beschützt hatten. Doch sobald sich die Situation wieder etwas änderte, war sie sofort wieder eingeschüchtert, egal wie zuvorkommend, rücksichtsvoll und hilfsbereit Kaeros und Hyacinthos zu ihr waren. Das zerrte an den Nerven des bis vor kurzem verschollen geglaubten Kriegerprinzen.

So flohen sie alle regelrecht aus der Kutsche, als sie endlich den Innenhof eines guten Gasthauses nahe der Grenze zu Askavi erreicht hatten, welcher ganz in der Nähe des gut bewachten Landepunktes war, von dem Sorra sich sicher war, dass sie hier auf den Haushofmeister stossen würden. Durch den Krieg befanden sich in dem Gasthaus keine Gäste, die sie hätten vertreiben müssen. Hyacinthos mietete gleich das ganze aus, was der Wirtin vor Glück die Tränen in die Augen trieb. So konnte sie auch leicht Kaeros etwas grobes Verhalten akzeptieren, der mit seinen Handverlesenen Wachen erst einmal das ganze Haus und die Umgebung äusserst genau erkundeten.
Seine Grossmutter hatte glücklicherweise ihre eigene Bedienstete dabei, so dass Hyacinthos sich als sogenannter Kammerdiener des angeblichen Haushofmeisters um Ayana bringen konnte. Die Heilerin war dann auch zufrieden, einfach in ihrem Zimmer alleine in Ruhe gelassen zu werden, so dass Hyacinthos zum Landepunkt gehen konnte. Hauptsache er brächte ihr ihren Bruder zurück, bat die Heilerin innig. Der Prinz lächelte verständnisvoll, meldete sich bei Kaeros ab und ging mit einigen der Wachen zum Landepunkt. Dort informierte er die da stationierten Wachen, dass er im Auftrag des Hauptmannes der Wache, Gualterio Malateste, jede Kutsche und jeden Ankömmling zuerst inspizieren sollte, bevor es die restlichen Wachen taten. Schliesslich ginge es darum, dass jemand wichtige Informationen brächte, der umgehend zu der Königin gebracht werden sollte, jedoch gut und gerne als Spion gehalten werden könne. Da Hyacinthos betreffende Person kenne, müsse er eben diesen Dienst übernehmen.
Die Wachen wirkten etwas verwundert darüber und waren wohl auch etwas pikiert darüber, dass man ihnen ihren Dienst nicht zutraute. Doch Hyacinthos schaffte es, sie zu beruhigen und konnte ihnen erklären, dass es darum ging, dass diese Person möglichst weiter unerkannt bliebe, um weitere wichtige Informationen von Sion zu stehlen. Ausserdem ginge es direkter und schneller, wenn er sich um die Angelegenheit kümmerte, als wenn die Soldaten ihren Dienstweg einhalten müssten.
Das überzeugte und sie liessen ihn bei sich in der Wachstube warten. Zumal die Wachen einen direkten Befehl ihres obersten Kommandierenden ohnehin nicht verweigern konnten. Hyacinthos bot ihnen im Gegenzug gute Gesellschaft und erzählte ihnen die Neuheiten vom Hof und vom Krieg mit Sion. Etwas anderes blieb ihm auch gar nicht wirklich übrig, denn für die nächsten Stunden wollte niemand an diesem Landepunkt ankommen.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 11:23

Die folgende Fahrt über die Winde konnte nicht schnell genug gehen. Ayden befürchtete, dass Timaris nicht mehr viel Zeit hatte. Und sie sollte besser nicht bereits tot sein. Es durfte nicht alles umsonst gewesen sein, was Ayden für das Gegengift auf sich genommen hatte. Er bemühte sich auf sein Juwelengepäck zuzugreifen und endlich gelang es ihm und er hatte etwas herbeirufen können. Nur nicht die gewünschte Kühlbox. Laree hob kritisch das rote Seidenhöschen an auf dem hinten das Wort 'Püppchen' gestickt war.
"Ich habe dir doch gesagt, ich bin nicht-", setzte sie an.
"Das musst du nicht wiederholen", schnappte Ayden scharf. "Und ich versuche das Gegenmittel herbeizurufen."
Die Hexe schmunzelte. "Deine Gedanken sind aber woanders. Für wen ist denn das Höschen gedacht?" Aydens smaragdgrüne Augen umwölkten sich finster und Laree wusste es dann besser, als ihn weiter zu reizen. Er hatte gewiss nicht an Kosta gedacht. Der Sklave hatte seinen Zweck erfüllt, das war alles. "Wenigstens kannst du wieder darauf zugreifen. Wenn wir bei Timaris sind, wird es dir schon gelingen", versuchte die Hexe ihn aufzumuntern, aber dem empfindlichen Prinzen gefiel es nichtmal aufgemuntert zu werden wie ein krankes Kind. Die ganze Situation war ihm zuwider. Natürlich war er schon einmal verletzt worden, doch nie in dieser Form, die ihn so wehrlos machte.
Ayden hoffte es auch. Er konnte, durfte nicht versagen. "Ich brauche Informationen, wie die politische Lage ist. Verlässlichere als dieses Propagandablättchen was du da liest", bemerkte er. Es passte ihm überhaupt nicht ahnungslos in den Palast zu kommen, wo er sonst immer Herr der Lage war. Er musste wissen was in Draega vor sich ging. Seit er nach Raej aufgebrochen war, um Sklaven zu kaufen, war zu viel Zeit vergangen. Laree griff nach der Zeitung.
"Willst du vorher irgendwo anhalten, um dich mit Lesematerial einzudenken? Das kannst du doch nicht-" Sie stockte, als plötzlich ein Rütteln durch die Kutsche ging. Dann begann sie heftig zu schlingern. Aydens Instinkt war sich irgendwo festzuhalten, doch seine Arme versagten ihm den Dienst und stattdessen wäre er beinahe von der Bank gerutscht.
"Was ist da los?", verlangte er zu wissen.
"Wir verlassen die Juwelenwinde. Ungeplant", sagte Laree alamiert. Sie hielt kurz inne. "Olintes sagt, wir werden nach unten gezogen. Wir müssen kaum Askavi verlassen haben."
Ayden knurrte ungehalten. Was hatte das zu bedeuten? Hatten dhemlanische Truppen sie doch noch abgefangen?

Mit einem sehr schmerzhaften Ruck landete die Kutsche.
"Setz mich aufrecht hin. Los, schnell", drängte Ayden, versuchte es selbst. Er hasste es, so hilflos zu sein. Das war nicht er. Seine Hände zitterten unkontrolliert. Laree stolperte zu ihm, griff nach seinen Beinen und schob sie über die Kante der Sitzbank. Es klopfte bereits an der Kutschtüre.
Ayden war nur mäßig erleichtert, als er einen hayllischen Akzent hörte. Es war genauso gefährlich, wenn ihn die falschen Hayllier so sahen. Waren sie also in die Hände übereifriger Grenzwachen geraten? Laree hatte es gerade geschafft ihn hinzusetzen und mit ihrer Juwelenkunst aufrecht zu halten, als die Türe geöffnet wurde und ein Prinz herein sah. Ayden kannte ihn. Hyacinthos Tolarim. Timaris' Cousin zweiten Grades. Ayden wusste, dass sie ihn sehr gern hatte. Es konnte kein Zufall sein, dass der Adelige hier war.
Laree zeigte ihre Freude weit offener.
"Hya! Mit dir hätte ich am allerwenigsten gerechnet, aber wie schön dich zu sehen!" Sie war aufgesprungen und umarmte ihn kräftig, während der Prinz noch auf den Kutschstufen stand. "Was machst du hier? Woher wusstest du, dass wir kommen? Bist du hier, um uns abzuholen? Wir haben es ganz, ganz eilig", plapperte sie aufgeregt. "Wir müssen so schnell wie möglich zum Palast."
Draußen hörte man leichte alarmbereite Rufe der Wächter. Laree grinste. "Oh, sie haben Tiger getroffen", bemerkte sie. Die Hexe überlegte kurz. "Sie sollten besser nicht versuchen ihn einzuschränken. Und Hya, niemand darf in die Kutsche. Das ist sehr wichtig." Auch jetzt verdeckte sie mit ihrem Körper eine allzu genaue Sicht auf Ayden. Es war dem Haushofmeister nicht entgangen.
Es war schwer seine Juwelenkräfte zu nutzen, doch Instinkte und eine tiefe Verbindung seit ihrer Geburt ließen ihn nun augenblicklich etwas spüren, was er schon verloren geglaubt hatte. Ayana war hier! Es musste so sein. Er konnte sie so nah bei sich fühlen.
"Bringt mich zu meiner Schwester", sagte Ayden. Wer hatte sie aus dem Palast geholt und so nahe an die Grenze? Unverantwortlich. Und viel mehr, wer hatte geahnt, dass sie über diesem Wege ankommen würden? Dazu würde man schon...
Natürlich, eine Schwarze Witwe. Und wenn Hyacinthos Tolarim hier war, konnte sich Ayden denken, dass Timaris ihn geschickt hatte. Und sie würde keine fremde Schwarze Witwe mit solch einer delikaten Sache beauftragen. Nein, da gab es nur eine, die in Frage kam.
"Und richtet meine Grüße an Sorra Tolarim aus", fügte er hinzu. Selbst wenn Ayden für den Moment wahrlich genug von Schwarzen Witwen hatte, so waren all dies sehr gute Vorzeichen. Es bedeutete, Timaris war noch am Leben und an der Macht.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Hyacinthos » Do 7. Mär 2024, 11:27

Eine ganze Weile lang passiert wirklich einfach nichts. Es war zermürbend zu warten, nun wo sie so dicht vor ihrem Ziel waren. Prinz Asar musste das Gegengift bei sich haben. Er musste einfach. Und er sollte schnell kommen. Nicht, dass Timaris doch noch zu früh starb. Das durfte nicht sein. Trotzdem versuchte Hyacinthos sich nichts anmerken zu lassen und ganz locker mit den Wachen Karten zu spielen und mit ihnen zu schwatzen, bis der Haushofmeister endlich kam.
Jedoch erst als die Dämmerung hereinbrach, kam Bewegung in die Wächter. Eine Kutsche näherte sich von Askavi aus auf den Winden. Askavi gehörte zu ihren Verbündeten, doch das wusste auch Sion. Deswegen wurde jeder kontrolliert, der nach Hayll einreisen wollte. Auch diejenigen, die über die Winde anreisten. Mit Hilfe der Kunst hatte man auf den verschiedenen Winden Netze angebracht, so dass die Reisenden gezwungen waren, hier zu landen.

Die Wachen und Hyacinthos hatten sich kaum um den Landepunkt aufgestellt, als die Kutsche auch schon ziemlich unsanft von den Winden geholpert kam. Zu Hyacinthos unendlicher Erleichterung sass Olintes Torres auf dem Kutschbock. Von Timaris wusste er, dass Eneas und seine Freunde Kosta und Ayden hinterher gereist waren. Wen Olintes hier war, mussten sie sie gefunden haben. Hoffentlich. Wenn nicht alle anderen tot waren.
"Schön dich zu sehen", nickte er dem starken Krieger erfreut zu und nannte dessen Namen ganz bewusst nicht. Dafür verneigte er sich respektvoll vor der anderen Person auf dem Kutschbock. "Ihr seid offensichtlich Lhals Vater", grüsste er den eindrucksvollen Kriegerprinzen höflich, der den Eindruck machte, sich gleich auf sie stürzen zu wollen. "Schön, dass der Kleine Euch gefunden hat." Noch einmal nickte er ihm zu, bevor er höflich an die Kutschtür klopfte.
Hyacinthos wollte sich nicht noch mehr Zeit damit lassen, nachzuschauen, wer sich in der Kutsche befand. Die Wachen waren schon nervös genug wegen dem tigerlanischen Kriegerprinzen auf einer offensichtlich dhemlanischen Kutsche. Vorsichtig öffnete er die Tür, sicherheitshalber mit einem Schutzschild geschützt und trotzdem so, dass nur er hinein schauen konnte.

"Laree, schönste aller Blüten", grüsste er die aufgeregt plappernde Hexe charmant, wie es seiner Art entsprach mit Frauen umzugehen. Wobei er sich bei der Ivores tatsächlich herzlich freute, sie wohlbehalten wieder zu sehen. "Das weiss ich doch alles. Was denkst du, warum ich hier bin? Und dir nicht höflich die Tür weit öffne, so wie es sich eigentlich gehört." Hyacinthos lachte leise, erleichtert Prinz Asar tiefer in der Kutsche zu spüren. Ehrerbietig nickte er ihm zu, hütete sich jedoch davor, seinen Namen zu nennen.

"Lady Tolarim wird sich freuen, Eure Grüsse selbst entgegen zu nehmen", erklärte er respektvoll, dass er ihn gleich direkt zu ihr bringen wollte. "Sie ist mit dem Haushofmeister von Hayll hier her gereist, um wichtige Verbündete aus Askavi zu treffen und um ihre Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen." Prinz Asars Schwester erwähnte er lieber nicht. Er fand es sehr heikel, dass dieser so direkt nach ihr gefragt hatte.
"Ich wurde geschickt um besagte Verbündete zu ihnen zu bringen", fuhr er fort. "Keine Sorge, das Gasthaus ist nicht weit und es ist komplett gesichert." Damit zog er sich aus der Kutsche zurück, schloss die Tür und bedeutete den Wachen, dass alles in Ordnung sei. Auch beherzigte er Larees Rat ihnen mitzuteilen, dass sie Abstand von dem Kriegerprinzen halten sollten.

Nach einem kurzen, abschliessenden Gespräch mit dem Hauptmann der Wache hier, führte er die Kutsche in das Dorf, welches hinter dem Landepunkt lag, direkt zur Gaststätte. Die Wache des Landepunktes blieb, wo sie waren, dafür wurden sie gleich darauf von Kaeros Wachen begleitet und in den Innenhof des Gasthauses geführt. Hohe Mauern umzäunten diesen und er wurde zudem von Schilden geschützt. So konnten es sowohl Sorra als auch Ayana wagen in den Innenhof zu treten und die Neuankömmlinge zu begrüssen. Hyacinthos wollte von Olintes auch gleich wissen, wo der Rest seiner Mannschaft war. Dieser beruhigte ihn, dass sie mit dem Schiff nach kämen. Auch Kosta. Der Prinz fand dies eine etwas seltsame Formulierung, war aber einfach nur froh, dass alle noch am Leben waren.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 11:28

Ayden brauchte all seine Kraft, um knapp zurückzunicken, als Prinz Tolarim ihm zunickte. Jener erklärte, dass die Schwarze Witwe bereits auf sie wartete. Sie wäre mit dem Haushofmeister hierher gereist, um eyrische Verbündete zu treffen. Mit dem Haushofmeister? Aydens Miene blieb ausdrucklos. Wenn er Ayana in der Nähe spürte... hatte Timaris sie dazu gebracht, sich als ihn auszugeben? Ayden fand das sehr heikel. Das konnte man seiner fragilen Schwester doch nicht zumuten. Das Risiko war viel zu groß gewesen. Anderseits hatte er Timaris vielleicht keine andere Wahl gelesen und sie hatte keinen Weg gefunden, sein plötzliches Verschwinden zu erklären. Er hatte schließlich nur einige Tage in Raej bleiben sollen. Dennoch.. es wurmte ihn, dass sie seine Schwester benutzt hatte. Sie war alles andere als dazu geeignet, seine Rolle zu übernehmen. Ayden befürchtete, dass jemand die Illusion durchschaut hatte. Er musste unbedingt herausfinden, was alles in seiner Abwesenheit passiert war.
Hyacinthos berichtete, dass man sie sofort zu einem Gasthaus bringen sollte. Es wäre komplett gesichert. Ayden würde es für besser befinden sofort nach Draega zu reisen. Wieso hielt man sie hier überhaupt auf? Vielleicht hatten sie einen Plan wie man ihn ungesehen in den Palast bringen konnte und ein Wechsel der Kutschen wäre sicherlich angebracht. Auf ihrer Kutsche hatte man nur schwerlich die dhemlanischen Embleme überdecken können.
Nach dem kurzen Gespräch trat der Tolarim Prinz auch von der Kutsche zurück und sie setzte sich wieder in Bewegung, nun wohl in Richtung der Gaststätte. Ayden fühlte wie angespannt sein Körper war, nur gehalten von Larees Kunst. Wenigstens konnte er seinen Kopf gegen die Banklehne lehnen.
"Das ist gut oder?", sagte Laree erfreut, "Hyacinthos wird uns helfen."
Ayden nickte angestrengt. "Sie hätten sie nicht einsetzen sollen... Ayana ist zu fragil." Natürlich wollte er sie gerne wiedersehen. Der Prinz hatte nicht versucht an sie zu denken. Er wusste, dass seine Sorge um seine Schwester eine Schwäche von ihm war und sie nun in den Händen des Hofs zu wissen, wer weiß welche Gespräch führend, missfiel ihm außerordentlich. Nein, er sollte an Timaris denken. Das hatte Vorang.

Die Kutsche hielt nach einer Weile wieder und erneut wurde die Kutschtüre geöffnet. Ein Kriegerprinz blickte hinein. Ayden kannte ihn. Kaeros Tolarim. Der Kriegerprinz, den man sein Gedächtnis gestohlen hatte ehe Timaris ihn wiedergefunden hatte. Der Gefährte den ihre Familie für sie vorgesehen hatte.
"Er ist hier", sagte Kaeros zu einer Person hinter sich. Kaum geschehen, schob sich eine Gestalt an ihm vorbei und kam in die Kutsche. Laree starrte den anderen Ayden mit weit aufgerissenen Augen an, aber Ayden spürte sofort, dass es sich um seine Zwillingsschwester handelte. Nur sie konnte seine Signatur so gut nachahmen.
"Ayden", sagte sie und klang doch so sonor und samtig wie der Haushofmeister. Dieser weinte nun überglücklich, presste sich an ihn. Ayden küsste sie auf den Mund, wollte sie an sich pressen.
"Oh, ihr könnt euch doch nicht küssen. Das Bild vergess ich nie mehr", stöhnte Laree.
"Oh, Ayden.. ich wusste, du wirst zurückkommen, aber ich hatte solche Angst... ich war so allein", schluchzte Ayana. Die Illusion zerfiel unter ihren Berührungen und endlich konnte Ayden sein Gesicht in ihr goldenes, lockiges Haar pressen. Bald merkte sie aber wie stocksteif er da saß. "Was... was ist mit dir?"
"Zoryas Gift hat mich gelähmt. Keine Sorge, es ist nur vorübergehend", beruhigte er sie. Es sollte besser nur vorübergehend sein. "Du warst der Haushofmeister?"
Ayana nickte, lächelte ihn an und tupfte sich die Tränen ab. "Kaeros und Hyacinthos haben mir geholfen."
"Nun, jetzt bin ich ja wieder hier und du brauchst ihre Hilfe nicht mehr", sagte Ayden. Seine Schwester nickte zögerlich. "Wo sind wir?", fragte er.
Laree blickte nach draußen. "Der Innenhof."
Ayden machte sich Sorgen wie man ihn hier herausbringen würde. "Sag ihnen, wir benötigen eine neue Kutsche und ich werde sofort weiterreisen. Kein Aufenthalt", stellte er klar. Laree verließ die Kutsche, um herauszufinden was geplant war.
"Lady Tolarim", hörte er sie sagen und Ayden konnte an ihrem ablehnenden Tonfall bereits erkennen, dass es Sorra sein musste. Laree würde wohl ewig frech bleiben. "Wir benötigen eine neue Kutsche mit frischen Pferden für die Weiterreise", sagte die Hexe.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Hyacinthos » Do 7. Mär 2024, 11:29

Kaeros liess es sich natürlich nicht nehmen, selber in die Kutsche zu schauen und sich zu vergewissern, dass darin alles in Ordnung war. Hyacinthos war deswegen nicht beleidigt. Schliesslich war Kaeros der ausgebildete Kämpfer von ihnen beiden. Ausserdem legte man sich besser nicht mit einem Kriegerprinz an. Egal wieviele Jahrhunderte dieser jünger war als einem selbst. Kaum aber hatte Kaeros sich vergewissert, dass keine Gefahr aus der Kutsche drohte und erklärt, dass die gesuchte Person darin sei, gab es für Ayana kein Halten mehr. Mit einem ganz unmännlichen Schluchzen stürzte sie in die Kutsche, um ihren Bruder zu begrüssen. Hyacinthos konnte sie gut verstehen. Er machte sich auch jedes Mal riesige Sorgen, wenn sein eigener Bruder in See und somit meistens in ein waghalsiges Abenteuer stürzte.

Von der Begrüssund und dem Gespräch in der Kutsche bekam Hyacinthos nichts mit. Es interessierte ihn auch nicht. Lieber begrüsste er Olintes noch einmal herzlich und verpflichtete ihn später auf ein gemeinsames Bier, wo er ihm alles erzählen musste. Sobald es Timaris wieder gut ging natürlich. Auch war er gespannt darauf, den Tigerlaner kennen zu lernen, auf dessen Tochter er die letzten Wochen hatte aufpassen dürfen. Ein niedliches, lebhaftes Mädchen.

Seine Urgrossmutter hatte sich inzwischen von dem Stuhl erhoben, der im Innenhof für sie aufgestellt worden war und war in gemessenem Schritt zu der Kutsche getreten. Just als Laree aus der Kutsche stieg. So wie es sie gehörte und doch ziemlich respektlos verneigte sich die Hexe vor der Schwarzen Witwe, grüsste sie knapp und informierte sie fast in einem Befehlston, dass sie eine neue Kutsche mit frischen Pferden für die Weiterreise benötigten. Hyacinthos lief es bei dem Tonfall eiskallt über den Rücken hinunter und ihm wurde übel. So konnte man doch nicht mit seiner Urgrossmutter sprechen. Zumindest nicht, wenn man wohlbehalten sein wollte. Niemals würde Sorra sich von einer Hexe so herum schubsen lassen. Hyacinthos war sich bewusst, dass er einschreiten sollte. Dass er seine Urgrossmutter beschwichtigen und Laree beschützen sollte. Doch er konnte keinen Schritt tun. Seine Angst lähmte ihn regelrecht. Schweiss trat auf seine Stirn in dem vergeblichen Versuch sich vorwärts zu bewegen.

Und dann war es auch schon zu spät. Sorra schnalzte abfällig über Larees Verhalten und tippte ihr mit ihrem knöchernen Zeigefinger ihrer rechten Hand auf die Stirn. Hyacinthos spürte den Einsatz ihrer dunklen Juwelen. Laree keuchte gequält und stand dann stocksteif da, den Blick scheinbar blind in die Leere gerichtet. Es kam Hyacinthos wie eine schreckliche Ewigkeit vor. Dabei dauerte es nur einige Herzschläge lang. Dann zog Sorra ihren Zeigefinger von der Stirn der Hexe weg und Laree krachte mit einem Seufzen auf dem Boden zusammen. Endlich kam auch in den Prinzen Bewegung und er hastete zu Laree, um ihr zu helfen, was auch immer seine Urgrossmutter ihr angetan hatte.

"Sie ist frei von Netzen", erklärte diese Kaeros knapp. "Sie darf in den Palast mitkommen." Der Kriegerprinz nickte unergründlich, während Hyacinthos Laree in den Arm nahm, um ihr aufzuhelfen. Leise und erschreckt erkundigte er sich nach ihrem Wohlbefinden. Sorra war inzwischen an die Kutsche heran getreten und schaute hinein zu dem Haushofmeister, der noch immer nicht ausgestiegen war.
"Nur damit das klar ist", stellte die Schwarze Witwe mit kratziger und befehlsgewohnter Stimme fest. "Jeder der von hier wegreisen will, lässt sich zuerst von mir auf Netze untersuchen, die die Spinnenkönigin möglicherweise in ihm plaziert hat." Auch wenn sie dabei Prinz Asar fest in die Augen sah, sprach sie offensichtlich mit allen Neuankömmlingen. "Es liegt also ganz an Euch, Prinz, wie lange ihr hier festsitzt."
"Eine grosse Kutsche und frische Pferde stehen bereit", beeilte Hyacinthos sich zu versichern, damit hier keinen Streit eskalierte.
"Die Wache ist ebenfalls aufbruchsbereit", informierte Kaeros knapp.
"Habt Ihr überhaupt bekommen, weswegen Ihr diese Ausfahrt gemacht habt, Prinz Asar?" wollte Sorra wissen und liess sich nicht von dem Haushofmeister drängen. Stattdessen stieg sie ganz ungefragt in die Kutsche. "Und selbst wenn, nützt es ja nichts, wenn Ihr es nicht herbeirufen könnt. Eigentlich sehr interresant. Mal schauen, ob wir etwas gegen dieses Dilemma unternehmen können." Ungeniert griff sie nach der Hand des Haushofmeisters.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Laree » Do 7. Mär 2024, 11:30

Laree hatte nach der langen Reise endlich die Kutsche verlassen, während Ayden seine Schwester begrüßte und es nicht lassen konnte sofort wieder über sie bestimmen zu wollen. Die beiden schienen das nicht einmal richtig zu bemerken. Die Hexe war jedenfalls froh, dass sie kurz ihre Beine strecken und vertreten konnte. Außerdem musste sie das Bild aus dem Kopf bekommen wie Ayden sich selbst küsste. Ganz schnell am besten. Er wusste sowieso schon viel zu genau, dass sie nicht ganz ehrlich damit gewesen war, dass sie nicht wegen ihm zurückgekommen war.
Es war jedenfalls schön, Hyacinthos wiederzusehen. Es war lange her seitdem sie einmal mehr als ein paar Worte gewechselt hatten. Was Laree weniger verstand, war wieso er in Begleitung seiner Urgroßmutter hier war. Laree hatte gehört, dass Hya von ihr in jungen Jahren gequält worden war. Wieos setzte er sich ihrer Gegenwart wieder aus? Vermutlich geschah es nicht freiwillig und Timaris hatte es so angeordnet. Sähe ihr mal wieder ähnlich, dass ihr so etwas egal war, hauptsache, sie hatte willige Personen, die sie kontrollieren konnte, genau dort wo sie sie haben wollte.
Dennoch... Laree wollte auch nicht, dass Timaris starb. Wer würde dann regieren und sie gegen Sion anführen? Es würde nur Chaos geben, wenn jetzt ihre Königin starb. Hayll würde es umso schwerer gegen Sion haben. Das verstand selbst Laree. Nur konnte sie nicht verbergen wie wenig sie für die alte Schwarze Witwe übrig hatte. Sie verneigte sich und begrüßte die Frau mit so viel Respekt wie gerade noch nötig war.
Außerdem hatten sie alle keine Zeit für irgendwelche Spielchen Sorras. Sie mussten so schnell wie möglich nach Draega. Laree verstand nicht recht wieso man sie hier abfing. Sie hätte Ayden schon unbemerkt in den Palast bekommen, aber das traute ihr wohl niemand zu. Sorra gab direkt auf sie zu und tippte ihr plötzlich mit dem langen Zeigefinger gegen die Stirn. Bevor die kesse Hexe noch fragen konnte was das sollte, fühlte sie einen scharfen Stich in ihr Innerstes und wie die Schwarze Witwe brachial in ihren Geist drang, um sie rücksichtslos zu durchwühlen. Laree erstarrte stocksteif, bebte innerlich und tat ihr bestes, um sich zu schützen. Sie spürte die gewaltige Macht der Schwarzen Witwe und dass sie sie nun hätte auslöschen können, wenn es ihr danach gelüstete.
Dann war es vorbei. Laree sackte keuchend zusammen, fand sich kniend vor der alten Frau wieder. Ihr ganzer Körper bebte und sie hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen.
Hyacinthos kam zu ihr, half ihr vorsichtig wieder auf. "Es geht schon", wehrte Laree die Fragen ab. Störrisch blickte sie Sorra hinterher, die zur Kutsche trat. "Sie hätte mich auch vorwarnen können..." Die Hexe klopfte ihre Kleidung ab. Die Schwarze Witwe sagte laut, dass sie alle Eintreffenden auf Netze untersuchen wollte, die die Spinnenkönigin hätte einpflanzen können.
"Niemand dringt in meinen Geist", knurrte Tiger und bleckte die Zähne aggressiv. "Deswegen hälst du uns auf? Ich muss in den Palast." Und er klang nicht so, als wollte er sich dabei von irgendjemanden aufhalten lassen.
"Tiger, du willst doch Ebonie und Lhal nicht schaden oder?", versuchte Laree ihn zu beruhigen. Der Kriegerprinz zuckte mit den Ohren, verzog das Gesicht. Es schien ihm eindeutig nicht zu passen, aber er sagte nichts mehr dagegen.

"Tut was nötig ist, aber dann müssen wir schnell weiter. Ich bin sicher, ihr werdet verstehen, Lady Tolarim", hörte Laree den Haushofmeister aus der Kutsche. "Zorya ist nicht mehr, aber ich will sichergehen, dass sie nicht noch ihre Rache bekommt."
Laree würde es nicht überraschen, wenn Zorya es geschafft hatte, Ayden mit Netzen zu belegen. Dabei dachte sie nicht einmal an die letzte Zeit, sondern an all seine Besuche bei ihr und den Unfruchtbarkeitszauber.
"Natürlich habe ich alles bekommen", stellte Ayden da, der Tonfall fast empört wie als wäre es ein leichtes gewesen, und wieso sie ihn überhaupt in Frage stellte. Laree schmunzelte. Typisch Ayden. Dann war die Schwarze Witwe in die Kutsche gestiegen.
Olintes und Laree warteten unschlüssig, während Tiger unruhig im Kreis ging. Erst als Laree gepresste Laute aus der Kutsche hörte, eilte sie rasch dorthin.
"Was macht ihr mit ihm?", fragte sie entsetzt und kletterte in die Kutsche. Sorra hatte sich über den blonden Prinzen gebeugt, der gepresst atmete und wohl Schreie unterdrückte, während er heftig bebend und aufbäumend auf der Bank lag. Ayana umklammerte besorgt seine Hand. "Hört auf, ihr tut ihm weh!", forderte die Hexe.
Sorra schien sie zu ignorieren ehe sie unwirsch eine Anweisung erteilte, dem Haushofmeister davon abzuhalten sich auf die Zunge zu beißen. Laree rief einen ledernen Knebel herbei und drückte ihn Ayden geistesgegenwärtig in den Mund. Er verkrampfte sich immer heftiger bis er abrupt zusammensackte, schwer atmend.
"Was sollte das?!", fragte Laree entgeistert. "Er hat Timaris geholfen. Er war nie auf Zoryas Seite. Wenn ihr wollt, dass eure Urenkelin lebt, solltet ihr-"
"Laree, hör auf", befahl Ayden gepresst, der inzwischen den Knebel ausgespuckt hatte. Er keuchte. Und hob dann zitternd seine Hand. Es dauerte bloß eine Weile ehe sein Arm wieder zurück auf seine Brust sackte, aber es war weit mehr, als er noch vor ein paar Minuten zustande gebracht hatte. "Zorya hat mich vergiftet ehe ich sie töten konnte. Wir hatten das Gegengift-"
"Ich hatte das Gegengift", warf Laree ein.
"Wir hatten das Gegengift, aber es war knapp", schloss Ayden. "Niemand darf davon erfahren, Lady Tolarim." Er blickte sie ernst an. "Und wann wird der Effekt aufhören?"
"Das sehen wir ja dann", war die schlichte Antwort. Sorra antwortete ihm, dass das Gift tatsächlich neutralisiert sei und die Lähmung der Schaden sei, den das Gift hatte anrichten können. Man konnte Ayden ansehen, dass ihm die Antwort nicht gefiel, nur kurz, dann hatte er seine Miene wieder unter Griff. "Nun gut. Danke für eure Hilfe."
Sorra wollte dann dazu übergehen seinen Geist zu durchsuchen, streckte die Hand nach ihm aus.
"Wartet", sagte Ayden bevor der Zeigefinger der Schwarzen Witwe seine Stirn erreicht hatte. "Es befindet sich ein Netz von Zorya in mir. Es ist alt und ich würde bevorzugen es nicht entfernt zu bekommen. Es stellt keine Bedrohung für den Hof dar."
Laree sah ihn verblüfft an. "Was?!", entfuhr ihr, "Wann-"
"Laree, warte draußen", fuhr der Prinz sie an. "Das geht dich nichts an."
Sie schnappte nach Luft, sagte aber nichts mehr und verließ die Kutsche. Was für ein Netz hatte er gemeint? Wieso hatte er zugelassen, dass Zorya so etwas mit ihm machte? Es brachte nichts, sie musste draußen warten bis Sorra nach einiger Zeit wieder herauskam. Sie verlor keinen Ton darüber, ob sie dieses Netz - oder weitere - entfernt hatte oder nicht, aber als Ayana aus der Kutsche kam, hatte sie neue Tränen in den Augen. Laree kam vorsichtig zur Kutsche.
"Ayden?", fragte sie leise hinein.
"Lass mich allein. Bereite die andere Kutsche vor", sagte er nur trocken, hatte aber das Gesicht abgewandt und starrte gegen die Polsterung. Was war da passiert? Laree nickte betroffen und zog sich wieder zurück. In der Zwischenzeit hatte die Schwarze Witwe Olintes durchsucht und nichts vorgefunden. Der Pirat schüttelte sich und murmelte etwas davon, dass er was starkes zum Trinken brauchte. Jetzt fehlte nur noch Tiger. Nur dieser wollte nicht so einfach. Laree ging zu ihm und strich ihm vorsichtig über die Seite, um ihn zu beruhigen. Man hatte ihr mal gesagt, dass sie einen beruhigenden Effekt auf Kriegerprinzen hatte - oder auf so gewisse Kriegerprinzen, dachte sie an Gualterio.
Tiger sperrte sich eine lange Zeit gegen die Schwarze Witwe und als sie dann doch in seinem Geist war, brüllte er auf und warf sich zurück. "Tiger, nicht!" Laree hatte gerade noch gesehen wie er die Hand nach der Tolarim ausholte. Sie griff eiligst danach, nur um selbst davon zurückgeschleudert zu werden und ein weiteres Mal heute auf dem Boden zu landen. Wenigstens schien er Sorra nicht getroffen zu haben, obwohl sie es wahrlich verdient hatte. Der Kriegerprinz hielt sich die Schläfen und brüllte.
"Hört auf, ihr tut ihm weh!", rief Laree.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Hyacinthos » Do 7. Mär 2024, 11:35

Es war definitiv nicht die Art seiner Urgrossmutter Warnungen auszusprechen. Viel eher schon Drohungen. Aber bestimmt keine Warnung wie, dass das jetzt weh tun könnte. Das hätte er Laree gleich sagen können. Doch die Hexe war viel zu schnell, viel zu frech geworden, als dass er sie hätte warnen können. Glücklicherweise war alles in Ordnung mit ihr und sie trug keine gefährlichen Netze in sich. Entsprechend war sie auch augenblicklich uninteressant für Sorra geworden, die sich dem Haushofmeister widmete, nachdem sie alle darüber informiert hatte, was sie mit ihnen vor hatte.

Olintes und der tigerlanische Kriegerprinz waren inzwischen vom Kutschbock gestiegen. Prompt knurrte der Tiger, dass er niemanden in seinen Geist einlassen würde. Glücklicherweise sprang Laree ein und versuchte ihn zu beruhigen, während Sorra sich mit Ayden beschäftigte. Allerdings waren dann plötzlich unterdrückte Schreie von dem Prinzen zu hören. Anscheinend hatte die Schwarze Witwe doch ein Netz gefunden. Laree huschte augenblicklich zu ihm in die Kutsche und wirkte sehr besorgt um den Haushofmeister, den sie sehr gern zu haben schien.

"Ich bin Hyacinthos Tolarim", stellte sich der Prinz nach einer Weile dem Kriegerprinzen respektvoll vor. Während sie hier draussen warteten, bis die Netze aus Prinz Asar entfernt worden waren, konnten sie ohnehin nichts tun. "Ich hatte die Ehre, Lady Tyrelli mit Eurer Tochter unterstützen zu dürfen. So Sachen wie Brei vorbereiten und so weiter. Ich habe auf sie aufgepasst, wenn Lady Tyrelli bei meiner Königin war. Lhal ist wirklich ein aufgewecktes Mädchen. Ihr müsst sehr stolz auf sie sein." Dabei wusste Hyacinthos ja von Ebonie, dass Lhal ihren Vater noch nie gesehen hatte. Aber das war egal. Er wollte nur etwas Konversation mit dem Kriegerprinzen betreiben, damit dieser nicht zu sehr Angst vor Sorra hatte. Damit er ein Ziel hatte, wofür er sich untersuchen lassen wollte.

Irgendwann kam Laree aus der Kutsche gehuscht und wirkte recht beleidigt. Sorra war noch immer bei dem Haushofmeister und es brauchte noch eine Weile, bis sie wieder heraus kam. Ohne viel federlesens oder etwas zu sagen, widmete sie sich daraufhin Olintes. Bei ihm ging es glücklicherweise ohne Schreie und grosse Qual. Dennoch murmelte der Krieger daraufhin, dass er etwas starkes zu trinken brauchte. Noch bevor jemand einmal blinzeln konnte, hatte Hyacinthos seinen Flachmann herbeigerufen und Olintes vor die Brust gehalten. Er konnte selber einen grosszügigen Schluck davon gebrauchen. Besonders, als er dann mitbekam, wie der Kriegerprinz unter seiner Urgrossmutter zu leiden hatte. Das erinnerte ihn so sehr an sich selbst.

"Niedliche Hexe", lachte Sorra, nachdem Laree sich an Tigers Arm gehängt hatte, davon jedoch nur zurück geschleudert wurde. "Ich brauche doch nicht deinen Schutz. Meinst du wirklich ich nähere mich einem tigerlanischen Kriegerprinzen, ohne mich mit einem starken Schild zu schützen. Er kann so viel auf mich einschlagen, wie er will. Das Katerchen wird mich nicht erreichen. Wir haben keine Zeit dafür langsam und zartfühlend vorzugehen." Nicht, dass seine Urgrossmutter dazu je die Motivation gehabt hätte, dachte sich Hyacinthos bitter und eilte zu Laree, um ihr erneut aufzuhelfen.
"Nimm dir lieber den Kutscher und tu, was dein Herr dir aufgetragen hat", befahl sie Laree nun wieder kalt und nicht mehr amüsiert, bevor sie sich wieder dem Kriegerprinzen widmete, der sich die Schläfen hielt und vor Schmerzen brüllte. Hyacinthos wurde bei den Schmerzen, die er hörte, ganz bleich und und musste sich zittrig eher an Laree selbst festhalten, als dass er sie stützen konnte. Ihm war wieder furchtbar übel. Hoffentlich war das bald vorbei. Der Kriegerprinz sollte doch nur seine Tochter endlich in die Arme schliessen können.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Ayden » Do 7. Mär 2024, 11:37

"Ayden?" Er hörte Larees Stimme, halb mit Besorgnis. Ayden hatte sein Gesicht von der Kutschtüre abgewandt. Er hatte auch seine Schwester rausgeschickt, nachdem was Sorra getan hatte. Sie hatte keine Rücksicht darauf genommen, dass er das Netz Zoryas in sich drin behalten wollte. Doch die Schwarze Witwe hatte gemeint, dass das Netz bereits halb zerstört wäre und so unkontrolliert noch gefährlich werden könnte. Also hatte sie es entfernt und all die Erinnerungen, die der Haushofmeister bisher noch hatte verdrängen können, kamen alle zurück und alle mit einem Male. Er sah Kayne als kleinen Jungen, er sah sich selbst wie er auf dem Operationstisch neben ihm lag und die Heilerin begann sie beide zu betäuben. Kayne war so klein gewesen, so blass und kränklich. Und dann die Zeit danach... gemeinsames Schlittschuhlaufen, sein Lachen, ihn hochheben und herumwirbeln, ihn knuddeln...
Ayden versuchte es mit aller Macht wieder zurück zu drängen. Sein Körper zitterte. Er fühlte es überall kribbeln seitdem Sorra ihn so unter Spannung gesetzt hatte. Es schien zu helfen, aber gut fühlte es sich nicht an. Nichts fühlte sich gerade gut an. Ayden versuchte sich wieder zu sammeln, hatte Laree hinausgeschickt.

Als sie wieder zurückkam, gemeinsam mit dem Kutscher, war Ayden wieder gefasst, sein Gesicht eine helle, kühle Maske. Es gefiel ihm gar nicht, dass der Kutscher ihn ebenfalls so sah, doch Laree brauchte seine Hilfe, da ihre Juwelen fast erschöpft waren von den letzten Tagen. Gemeinsam brachten sie Ayden in eine aufrechte Position ehe sie ansetzten ihn nach draußen zu tragen.
"Es ist niemand draußen?", vergewisserte sich der blonde Prinz.
"Sorra, Tiger und Hyacinthos und deine Schwester", erklärte Laree, "Es wird sonst niemand sehen", versicherte sie. Ayden nickte, dann ließ er sich nach draußen tragen. Es war entwürdigend. Vergeblich spannte er seine Muskeln an. Zwar konnte er etwas seine Arme heben, doch mehr war immer noch nicht möglich. Die beiden trugen ihn rasch in eine zweite Kutsche, diese eine offizielle Kutsche des Palasts. Laree besaß den Feinsinn ihn auf der Rückseite der Kutsche entlang zu tragen, so dass Ayden nur halb mitbekam wie Sorra den Kriegerprinzen untersuchte. Er brüllte laut und zog alle Aufmerksamkeit auf sich.
Als das Brüllen verklungen war, befand sich Ayden in der neuen, geräumigen Kutsche. Er konnte halbwegs aufrecht sitzen, aber bald tat ihm jeder Muskel weh von der konstanten Anspannung und Stärke, die es bedurfte. Erst als Ayana sich neben ihn setzte, konnte er sich leicht an sie lehnen und halbwegs entspannen.
Wenig später kamen Prinz Tolarim und seine Urgroßmutter in die Kutsche. Glücklicherweise schienen der Tigerlaner und der Kutscher zu wissen, dass hier kein Platz für ihresgleichen war. Kaeros und seine Wächter flankierten die Kutsche per Pferde und es dauerte nicht lange bis sie erneut aufgebrochen waren. Ayana hatte einen Korb mit Mahlzeiten aus dem Gasthaus und auch wenn Ayden hungrig war, lehnte er ab. Er wollte sich nicht füttern lassen, während ihm alle zusahen.
Ein weiteres Mal begaben sie sich auf die Juwelenwinde, um die Reise bis zum Palast zu verkürzen. Ayden erkundigte sich nach Timaris' Zustand.
Sorra sagte zunächst nur knapp, dass sie am Leben wäre.
"Nun, andernfalls wäret ihr wohl nicht hier gewesen, um mich abzuholen", spekulierte der Prinz. "Wie ist ihr Zustand?"
Dieses Mal sagte die Schwarze Witwe, dass Timaris' Wille noch am Leben sei. Was ihren Körper betraf, würden sie sehen, wenn ihr das Gegengift gegeben worden wäre. Das klang sehr kritisch. Hoffentlich kamen sie rechtzeitig.
"Ich habe das Gegengift aufgeteilt", erklärte Ayden, "Es war notwendig, um zu gewährleisten, dass wenigstens die Hälfte bei ihr eintrifft. Die andere Hälfte führt ihr Sklave. Er wird später eintreffen." Der Haushofmeister hoffte, dass seine Hälfte genug war, doch er wusste nicht, in welcher Weise das Gegengift wirken würde.
Sorra wollte das Gegengift am besten gleich sehen und schien interessiert, es mehreren Untersuchungen zu unterziehen. Der Prinz zögerte. "Ich werde es Timaris übergeben", sagte er. Er war nicht beinahe für das Mittel gestorben und er hatte nicht eine alte Freundin getötet - seine letzte Freundin - um nun die Gelegenheit weggenommen zu bekommen, Timaris zu retten. "Eure Untersuchungen werden nichts daran ändern, dass dies ihre einzige Chance ist."
Das schien der Tolarim nicht zu gefallen, aber Ayden würde da nicht nachgeben. Er wollte niemand anderem das Mittel anvertrauen.

Es dauerte dennoch einige Zeit bis sich die Kutsche wieder senkte und sie im großen Palasthof landeten. Nicht direkt vorne beim imposanten Haupteingang, sondern an der Seite, dort wo auch die Stallungen waren. Sie hielten nahe an einem der Nebeneingänge. Es war bereits dunkel draußen und die Luft abgekühlt.
Die Schwarze Witwe wies Hyacinthos an, dass er einen der Diener einen Rollstuhl holen lassen sollte. Ayden merkte auf.
"Wenn ihr ein schwarzgraues Schild um mich legt, wird niemand bemerken, dass ich den Palast betrete", sagte er, doch Sorra hatte andere Pläne. Sie würden sagen, dass eine Giftschlange ihn auf der Reise gebissen hätte und er deswegen im Rollstuhl wäre. Dann müssten sie ihn nicht verbergen. Etwas, was Ayden nicht gefiel.
"Eine Giftschlange?" Das war absurd. Er hätte sich doch gegen so etwas zu schützen gewusst. "Ich glaube, es ist nicht gut, wenn mich die Leute zu diesen Zeiten schwach in einem Rollstuhl sehen", sagte er. Wenn er morgen wieder gehen könnte, wäre es nicht nötig diese Geschichte zu erzählen.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Hyacinthos » Do 7. Mär 2024, 11:38

Nicht nur der Kriegerprinz atmete erleichtert auf, als Sorra damit aufhörte, seinen Geist zu untersuchen. Auch Hyacinthos schien es so, als könne er erst jetzt wieder atmen. Vorsichtig näherte er sich dem Tigerlaner und bot ihm ebenfalls seinen Flachmann an. Wobei Hyacinthos durchaus bewusst war, dass es gefährlich war, sich einem aufgebrachten, fremden Kriegerprinzen zu nähern. Anderseits wollte er dem Mann gerne helfen. Zudem brauchte er selber eine Beschäftigung. Wollte etwas tun, nachdem Laree zusammen mit Olintes zu Prinz Asar gegangen war, um ihm zu helfen. Irgend etwas schien mit dem Haushofmeister zu sein. Doch Hyacintos fragte lieber nicht genauer nach, was es denn war und schautte auch möglichst nicht zu dem Prinzen. Das erschien ihm als sicherer.

Leider musste er dann wohl oder übel wieder zu ihm in die Kutsche steigen. Auch wenn es nun die grosse, offizielle Kutsche vom Hof war, schien sie ihm viel zu eng und zu klein, um sich mit dem Haushofmeister und seiner Urgrossmutter darin aufzuhalten. Sehnsüchtig wünschte er sich zu Olintes und Tiger auf den Kutschbock. Leider war dieser schon voll. Zudem gehörte es sich nicht für ihn, da zu sitzen, wenn er sichtbar als Tolarim unterwegs war. Also musste er es in dem kalten Klima der Kutsche aushalten.
Die Rückfahrt verlief, genau wie die Hinfahrt, ziemlich schweigsam. Nur einmal fragte Prinz Asar Sorra nach Timaris Zustand. Die Schwarze Witwe liess sich jede Information einzeln aus der Nase ziehen. Ihre Antworten klangen jedoch eher danach, dass sie Timaris für eher tot als lebendig hielt. Hyacinthos presste fest seine Lippen aufeinander. Seine Urgrossmutter sollte nicht so von Timaris sprechen. Die Königin war stark. Sie würde es überstehen. Sie war nicht schon fast tot. Sehr krank, ja, aber nicht tot.
Dass Prinz Asar und Sorra sich gegenseitig auch nicht sonderlich leiden konnten, wobei die mächtige Schwarze Witwe ohnehin kaum wen wirklich leiden konnte, machte die Situation in der Kutsche beinahe unerträglich. Als der Haushofmeister der Heilerin das Gegengift nicht überlassen wollte, damit sie es untersuchen konnte, wurde es erst recht eisig in dem Gefährt. Erstaunlicherweise zwang Sorra den Prinzen jedoch nicht dazu, es heraus zu rücken. Zumindest nahm Hyacinthos an, dass seine Urgrossmutter das durchaus gekonnt hätte.
Bei Kostas Erwähnung, zumindest nahm Hyacinthos an, dass der Sklave, der den zweiten Teil des Gegengiftes bei sich trug, Kosta war, horchte er auf. Gerne hätte er nach ihm gefragt. Warum er nicht mit Prinz Asar reiste, wie zu Beginn. Wie es ihm ging und wann er dann nachkommen würde. Allerdings war sein Selbsterhaltungstrieb dann doch grösser und so schwieg er lieber. Er konnte Olintes und Laree später noch in Ruhe ausfragen.

Es war schon tiefste Nacht, als sie endlich wieder im Schloss in Draega ankamen. Fast schon fluchtartig, aber gerade noch höflich, verliess Hyacinthos die Kutsche, sobald sie angehalten hatte, bot den Frauen höflich Hilfe beim Aussteigen an. Prinz Asar und seine Schwester blieben sitzen. Es wirkte ganz so, als könne sich der Haushofmeister kaum und wenn, dann nur unter grossen Schmerzen bewegen. Doch noch immer fragte Hyacinthos lieber nicht nach. Stattdessen gehorchte er schön artig und rief einen Diener, der ihnen ein Rollstuhl bringen sollte. Ausserdem sandte er seiner Tante, dass er wieder zurück wäre. Es klang wie ein familiärer Speerfaden, doch Daipha würde wissen, dass sie mit dem Gegenmittel zurück wären, so dass sie sich und Timaris darauf vorbereiten konnte.

"Nein, es ist tatsächlich nicht gut, wenn die Leute Euch in dieser Zeit schwach in einem Rollstuhl sehen", stritt Sorra derweil wieder mit Prinz Asar. "Doch das hättet Ihr Euch überlegen müssen, bevor Ihr Euch habt stechen lassen. Denn die Leute müssen Euch sehen, damit sie wissen, das Ihr hier seid und nicht doch etwa in Dhemlan, wo man Dhemlaner im Allgemeinen erwartet." Ah, das war ein gemeiner Seitenhieb gewesen.
"Ich habe Eure Muskeln vorhin auf das heftigste stimmuliert, trotzdem könnt Ihr kaum sitzen", fügte Sorra dann doch noch eine Erklärung hinzu. "Ihr werdet also noch eine Weile so auf Hilfe angewiesen sein und ich werde ganz bestimmt nicht meine Juwelenkraft dafür verschwenden, Euch die ganze Zeit zu verstecken. Ganz zu schweigen davon, wieviel Energie es braucht, etwas bewegliches vor den Augen anderer zu verbergen. Meine Kraft wird anderweitig gebraucht. Ausserdem können andere dunkle Juwelenträger spüren, wenn ich Euch verberge. Es bräuchte auch dafür eine Erklärung. Also bleiben wir dem Schlangenbiss. Oh, oder von mir aus ein Spinnenbiss. Das entspricht ja sogar sozusagen der Wahrheit."
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Laree » Do 7. Mär 2024, 11:39

Die Schwarze Witwe pflichtete bei, dass es nicht gut wäre, wenn man den Haushofmeister im Rollstuhl sah, doch dann warf sie ihm vor, er hätte sich das vorher überlegen müssen. Bevor er gestochen worden wäre. Der Prinz blickte sie frostig an und Laree versuchte beiseite zu schauen. Seit Ayden der Schwarzen Witwe das Gegengift nicht ausgehändigt hatte, war die Atmosphäre in der großen Kutsche deutlich abgekühlt und sehr angespannt geworden. Dabei hatten sie die Rettung für Timaris dabei. Die Stimmung hätte fröhlicher sein sollen, doch das schien nicht möglich. Sorra Tolarim schien überhaupt nichts zu freuen und Ayden beschäftigte eindeutig etwas anderes als Timaris. Nämlich er selbst. Sogesehen sollte Laree sich nicht darüber wundern.
"Hättet ihr es vorgezogen, wenn ich nicht Haylls zweitgrößten Feind getötet hätte?", entgegnete der Prinz mit den platinblonden Haaren kühl. "Ich musste nah an sie herankommen.." Er schien noch mehr sagen zu wollen, schwieg dann aber und funkelte die Schwarze Witwe empört an, als sie ihm klarmachte, dass die Hayllier ihn sehen müsste, so dass sie wussten, dass er nicht in Dhemlan war.
"Ich denke, zum gegebenen Zeitpunkt werden wir enthüllen können, dass ich sehr wohl in Dhemlan war. Um Zorya zu töten", sagte Ayden. "Das sollte jegliche Zweifel entfernen, die meiner Loyalität gegenüber Hayll galten. Ich möchte nicht mehr hören wie angezweifelt wird, wo ich stehe. Hayll kann keine inneren Streitereien gebrauchen. Alle müssen voll hinter der Königin und ihrem Blutdreieck stehen."
Laree hielt es für besser den Mund zu halten, wenn Ayden sich in Fahrt geredet hatte. Er wollte auch nicht mit dem Rollstuhl öffentlich gesehen werden. Natürlich, der Herr hatte seinen Stolz. Aber Sorra verpasste dem Haushofmeister sofort einen neuen Dämpfer. Seine Lähmung würde morgen nicht bereits wieder vorbei sein. Sie hätte seine Muskeln heftig stimuliert und er könnte kaum sitzen. Die Blicke des Prinzen verdüsterten sich. Ayana strich ihm beruhigend über den Arm, schien seine Wut zu spüren. Aber egal wie gereizt Ayden war, der sonst so temperamentvolle Prinz konnte nichts dagegen unternehmen.
"Was wollt ihr damit sagen? Wie lange wird das anhalten?", fragte er ungeduldig. Die Tolarim erklärte, dass es schwer zu sagen wäre, aber es sicher noch länger andauern würde, wenn er sich nicht von ihr behandeln lassen würde. "Je schneller es vorbei ist, desto besser", presste Ayden beherrscht hervor.
Es war eindeutig, dass Sorra den Haushofmeister nicht mit einem Schild verbergen wollte und am Ende setzte sie sich durch. Ayden sollte, für alle sichtbar, mit dem Rollstuhl in den Palast gebracht werden. Als Erklärung diente ein Spinnenbiss, den er sich auf der Reise an die Grenze zugezogen haben sollte. Für Laree klang das einleuchtend und nach einem guten Weg, vor allem wenn Ayden länger an den Rollstuhl gefesselt sein würde, aber sie konnte ihm ansehen als was für eine große Erniedrigung er es empfand.
Pah, er sollte froh sein, dass er überhaupt noch lebte. Er hatte ja unbedingt den Helden spielen wollen. Helden wurden nunmal verletzt...

Ein Diener kam mit einem Rollstuhl. Laree ließ sich von Hyacinthos aus der Kutsche helfen. Der Tolarim hatte sehr unwohl die ganze Fahrt über gewirkt. Die Hexe konnte es ihm nicht verdenken. Sie war auch froh die Kutsche verlassen zu können. Sie blieb an der Kutschtüre stehen, wartete bis Ayana hinaus war ehe Olintes und sie erneut Ayden hinaushalfen. Wenigstens konnten sie es so anstellen, dass zumindest kaum niemand mitbekam wie der Prinz in den Rollstuhl gesetzt wurde. Ayana begann den Rollstuhl zu schieben und so betrat die Gruppe den Palast.
Laree fühlte sich beklommen sobald sie über die Schwelle trat. Sie hatte sich geschworen, nicht wieder zurückzukommen und nun war sie doch hier. All die Probleme würden von vorne beginnen... Wenn Timaris wieder gesund war, würde sie sie wieder quälen. Gualterio würde ihr mit all seinen Liebesschwüren und Erwartungen zusetzen und Ayden sie wieder unterdrücken und beherrschen.
Nein.. nein, nie wieder. Sie würde wieder gehen, nahm Laree sich vor. Sie würde nicht mehr zulassen, dass diese Personen sie als ihren persönlichen Fußabtreter für ihre unterdrückten Gefühle benutzten. Die kleine Hexe straffte sich und ging weiter.
Da sprach sie ausgerechnet Sorra Tolarim an. Sie sollte zu Timaris vorgehen, um sie mit Daipha vorzubereiten. Die Schwarze Witwe selbst wollte den Haushofmeister noch einmal behandeln. Laree vermutete, dass Sorra auch nichts dagegen hatte, Ayden noch einmal spüren zu lassen, wer hier gerade das Sagen hatte. Der Prinz nickte verbissen. Natürlich, er wollte so schnell wie möglich wieder gehen können.
"Geh nur vor", sagte er ihr.
"Wo ist Ebonie?", sagte plötzlich Tiger das erste Mal wieder etwas seitdem die Schwarze Witwe seinen Geist durchsucht hatte.
Hyacinthos bot ihm an, ihn zu Ebonie zu bringen.
"Kann ich mich da anschließen?", fragte Olintes, "Und ich brauche dringend ein Bad. Bisher hat Tiger das mit seinem eigenen Odor verdeckt." Er grinste. Der Kriegerprinz schnaubte, wirkte aber nicht wütend. Vielleicht hatten sich die beiden auf der langen Reise etwas kennengelernt.

So teilte sich die Gruppe auf und Laree machte sich alleine auf dem Weg zu Timaris' Räumlichkeiten. Der Weg war alt und vertraut. Das erste Mal, als sie ihn beschritten hatte, war sie so aufgeregt gewesen, so voller Erwartungen und Freude, hatte es kaum abwarten können eine Zofe der Königin zu werden. Mehr als nur ihr Dienstmädchen zu sein.
Laree vertrieb die Gedanken. Sie wollte nicht bitter werden. Die Hexe trat zum Eingang, wo die Leibwächter Wache hielten. Sie grinste sie an, kannte sie die Männer natürlich. Ein paar fröhliche Worte, ein Zwinkern und sie konnte weitergehen. Die Gemächer der Königin waren weitläufig. Und überaus gut geheizt. Selbst für diese Jahreszeit. Laree begann zu schwitzen. Sie war nichtmal bis zum Schlafzimmer gekommen, als sie Daipha und den Zofen begegnete.
"Lady Sorra Tolarim schickt mich", erklärte Laree. Sie hatte keinerlei Gelegenheit gehabt sich umzuziehen, seitdem sie Dalmadans Feste verlassen hatte, das konnte sie später noch machen. Immer noch hing der Staub der Kämpfe in ihren kurzen Haaren. Wenigstens schien es hier egal zu sein. "Ich muss sie sehen. Es ist wichtig", drängte sie. Rhiana ließ sie dann auch gleich durch ins Schlafzimmer.
Die Luft war ganz stickig und furchtbar heiß. Es roch nach Krankheit. Entsetzt starrte die Hexe auf das riesige Bett. In der Mitte, nur eine schmächtige, dünne Gestalt, lag die Königin. Oder eine Frau, die einst die Königin gewesen war. Die Haut war wächsern, bleich und nur dünn über die Knochen gespannt. Darunter zeichneten sich deutlich die schwarzen Adern ab. Ein riesiges Geflecht. Es hatte jetzt auch ihr Gesicht erreicht, dünne Fäden, die sie langsam umschlossen, ihre Lippen nahezu bleich machten.
Die Vorhänge der großen Fenster waren zugezogen, nur am Nachtisch brannten Lampen.
"Sind wir.. zu spät?", fragte Laree die Heilerin. Die Hexe kam vorsichtig zum Bett. "Lady Tolarim?", fragte sie leise. "Königin Tolarim... Ayden ist zurück. Er ist wieder hier. Er hat das Gegengift." Laree ließ sich von Daipha nicht weiter aufhalten. Die Hexe setzte sich ungeniert auf das königliche Bett und griff nach einem Lappen, der neben einer Waschschüssel war. Timaris sah furchtbar aus. Daran mussten sie unbedingt etwas ändern. Laree tränkte den Lappen, wrang ihn aus ehe sie damit über die Stirn der Königin tupfte. Sorgsam begann sie ihr das Gesicht zu waschen, als Timaris dabei die Augen öffnete.
Die Hexe hielt inne.
"Ayden ist zurück, Lady Tolarim", wiederholte sie, "Er ist verletzt, aber er wird euch gleich aufsuchen. Er hat das Gegengift."
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 11:40

Es wurde immer schwieriger darauf zu warten, bis ihr Herr Haushofmeister sich dazu bequemte, zu ihr zurück zu kommen. Timaris wusste natürlich, dass Ayden nichts dafür konnte, dass er so lange brauchte, um das Gegenmittel zu beschaffen. Es war ohnehin eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Womöglich war das Gegenmittel noch nicht einmal bei Zorya im schattigen Dhemlan sondern bei Sion in Terreille, damit er es ihr schnell überbringen lassen konnte, sollte sie sich seinem Angebot doch noch unterwerfen. Doch das würde Timaris niemals tun. Eher starb sie.

Und dass es ihr damit ernst war, bezeugte ihr Zustand. Ihr war immer kalt. Grausam kalt. Dabei war ihr durchaus bewusst, dass es unangenehm warm in ihren Zimmern sein musste. Timaris sah es an der Kleidung ihrer Zofen und Heilerinnen. Sah es daran, dass sie trotz ihrer leichten Sommerkleidchen schwitzten. Dazu, dass ihr immer so schmerzhaft kalt war, hatte sie brennende Gliederschmerzen, als hätte sie heftiges Fieber. Jede Bewegung tat ihr inzwischen weh. Selbst das Atmen brannte. Lange würde sie das nicht mehr durchhalten können.
So war es eine grosse Erleichterung gewesen, von Sorra zu hören, dass Zorya tot war. Jetzt musste nur noch Ayden zurück kommen. Timaris weigerte sich, an etwas anderes zu glauben, als dass Ayden zurück kommen würde. Er würde zurück kommen und ihr das Gegengift bringen. Alle anderen Gedanken gestattete sie sich nicht. Auch nicht die an Kosta.
Leider half das Blut waschen immer weniger. Einen Tag lang ging es ihr danach gut, wo sie sich gleich wieder mit Regierungsarbeit verausgabte. Doch danach arbeitete sich das Gift mit voller Wucht weiter vorwärts und leider konnte sie nicht so oft neues Blut in sich aufnehmen, wie sie es gerne wollte, wie es nötig gewesen wäre. Das waschen ihres Blutes kostete ihren Körper zu viel Kraft. Er musste sich danach wieder erholen. Am angenehmsten war es dann zu schlafen. Dann waren für einen Moment die Schmerzen weg. Allerdings hatte Timaris auch immer mehr davor Angst, einzuschlafen. Sie spürte, wie ihr Geist dabei immer weiter wegdriftete. Timaris wusste, dass sie bald einfach nicht mehr aufwachen würde.

Diesmal tat sie es jedoch wieder, als sie ein kaltes Tuch auf ihrer Stirn spürte. Unwohl erschauderte die Königin. Es war zur früh. Timaris wusste sofort, dass sie eigentlich hätte weiter schlafen dürfen, denn so müde war sie noch nie gewesen, wenn man sie morgens weckte. Vielleicht hatte sie ja einen Albtraum gehabt und etwas getan, was nicht gut für ihren Körper war. Sie wollte Rhiana sagen, dass alles in Ordnung war und sie sie weiter schlafen lassen konnten. Müde und erschöpft öffnete sie ihre Augen. So ein bisschen. Merkwürdig, Rhiana wirkte so klein, als wäre sie recht weit weg. Und ihr Gesicht war runder. Ausserdem nannte sie sie Lady Tolarim. In einem Tonfall fremd und doch so tröstend vertraut. Fahrig tastete sie nach der Signatur der Hexe.
"Lela?" fragte sie erschöpft. "Wa..." Gequält holte sie Luft. "Was tust du hier? Du solltest nicht hier in Draega sein. Geh nach Hause. Zu... zu Ioakim." Fahrig tastete sie nach Lelas Hand, um sie zu drücken und so zu ermahnen, schnell wieder nach Mineva zu fahren. Draega war nichts für die Ivores. "Er braucht dich, nachdem ich ihm seine Kinder weg... weggenommen hab. Das ist so grausam..."
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Laree » Do 7. Mär 2024, 11:41

Laree hielt inne, als sie merkte wie Timaris erwachte. Sehr erschöpft öffnete sie die Augen, schien sie aber kaum richtig wahrzunehmen. Vielleicht hatte sie Fieber. Laree wiederholte, dass Ayden auf dem Weg hierher war, als Timaris sie plötzlich 'Lela' nannte. Hatte sie richtig gehört? Die Atemzüge der Königin gingen nur noch schwach, leise sagte sie, dass Lela nicht in Draega sein sollte und nach Hause zu Ioakim gehen sollte.
Laree blickte sie irritiert an. Wovon redete die Frau? Es ergab alles keinen Sinn. Timaris tastete nach ihrer Hand, zittrige dünne Finger.
"Er braucht dich, nachdem ich ihm seine Kinder weg... weggenommen hab. Das ist so grausam...", flüsterte sie gequält. Laree ging langsam auf, wovon Timaris sprach. Davon dass sie Pandora und Arion heimlich aus Mineva hatten fortschmuggeln müssen, damit Pandora in Sicherheit war.
"Ihr solltet euch bei Lela lieber dafür entschuldigen, was ihr all ihren anderen Kindern angetan habt", sagte Laree ungerührt und tupfte ihr den Schweiß von der Stirn. "Die große Welt habt ihr ihrer jüngsten Tochter versprochen und sie dann doch nur als euer Spielding genutzt, wenn euch langweilig war", sagte Laree leise und bitter. Daipha musste das nicht unbedingt hören. "Lela hat euch ihre Kinder anvertraut und ihr habt sie nicht geschützt. Ihr habt es kaputt gemacht wie ihr fast alles kaputt macht, wo ihr eure Nase reinsteckt." Es war bestimmt nicht gut, einer sterbenden Frau solche Dinge an den Kopf zu werfen, doch es würde nie eine andere Gelegenheit dafür geben, wusste Laree. Wenn Ayden mit dem Gegengift kam, würde Timaris hoffentlich wieder gesund werden und dann gewiss nichts mehr davon hören wollen, was sie alles grausames getan hatte.

"Mein Bruder war nicht mehr da und ich war gerade recht als Ersatz", wisperte die Hexe, "Für euer Bett, für alles. Manchmal wart ihr nett zu mir, wenn ihr nett zu ihm sein wolltet, doch meistens wart ihr grausam. Weil ihr grausam zu ihm sein wolltet. Dafür, dass ihr ihn verlassen habt. Wie verdreht muss man sein, so zu denken?" Trotz ihrer Worte säuberte sie das Gesicht der Königin auf sanfte Weise. "Alle anderen denken immer, ihr seid diese geheimnisvolle Königin... aber ich konnte in euch lesen wie in einem offenen Buch. Alles was ihr ihm nicht mehr antun konntet, habt ihr mir angetan. Mit der Schwester kann man es ja machen. Ihr seid eine gute Königin... aber ihr wart ein besserer Mensch, als ihr mit ihm zusammen wart und danach wart ihr nie mehr so... gut. Es war.. als wäre all eure Güte und Rücksicht euren Mitmenschen gegenüber mit ihm verschwunden. Das ist traurig."
Laree straffte sich und atmete tief durch. Sie sollte nicht so reden, doch verdammt, es hatte gut getan, es endlich einmal loszuwerden, was sie all die Jahre wütend gedacht hatte. Vielleicht besser, als wenn sie der hilflosen Frau ein Kissen aufs Gesicht gedrückt hätte.
"Lela ist nicht hier", erklärte sie dann freundlich. "Aber sie hat euch immer noch gern, Lady Tolarim." Laree strich Timaris' langes Haar ordentlich. "So wie eine Mutter immer ihre Kinder gern hat. Egal was sie tun. Sie wird bestimmt verstehen, warum Pandora und Arion gehen mussten. Es geht ihnen übrigens gut. Pandora ist richtig aufgeblüht auf der Insel."
Laree ordnete einige der wirren Locken des dunklen Haars der Königin. "Der Haushofmeister wird gleich hier sein. Soll ich euch etwas herrichten, bevor ihr ihn empfangt, Lady Tolarim?", fragte sie.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 11:42

Müde fielen ihr wieder die Augen zu. Sie hatten sie zu früh geweckt. Und Lela war böse mit ihr. Es war alles so seltsam. Mit geschlossenen Augen hörte sie der leisen Stimme zu, wie sie mit ihr schimpfte. Es war alles so dumpf und sie verstand nicht alles. Doch den Kern der Sache verstand sie. Lela war wütend mit ihr, dass sie nicht genug auf ihre Kinder aufgepasst hatte. Dabei hatte sie es versucht. Doch diese Ivores waren so verflixt stur. Die wollten nicht, dass man auf sie aufpasste.
"Es wird niemandem gelingen, in die Sternenfeste einzudringen und Kalliope und Andiël da heraus zu holen", versuchte sie Lela zu erklären. Es war zu gefährlich und der Versuch würde nur Sions Aufmerksamkeit auf die Priesterin lenken. So schien sie sich tapfer und unauffällig unter die Dienstboten gereiht zu haben. Da musste sie ausharren, bis Sion besiegt war. Kalliope war stark und schlau. Sie würde das schaffen. Erschöpft versuchte sie das Lela zu erklären und sie zu trösten. Doch es war so anstrengend zu sprechen. Sie war so müde. Zudem schien es gar nicht um Kalliope zu gehen, sondern um Laree. Wie grausam Timaris zu ihr gewesen wäre. Wie ausgenutzt sie sie hatte.

"Laree", keuchte Timaris erschöpft, atmete schwer. "Ich habe dir gesagt, dass du sie nicht wirst schützen können, wenn du sie in Watte packst und vor der Welt versteckst. Nicht, Laree." Diese eigensinnige Hexe war schon immer ein Streitpunkt zwischen Lela und ihr gewesen. "Sie... sie macht mich so wütend Lela", klagte Timaris ihrer vermeintlichen Ziehmutter. "Egal was man ihr gibt, es ist nie genug. Sie will immer das haben, was sie nicht haben kann. Das woran sie sich die Finger verbrennt. Dabei tut sie immer so unschuldig und brav, während sie sich einfach nimmt, was sie will. Sie bestiehlt mich wo sie nur kann, aber ich bin immer daran schuld. Nicht sie. Sie ist das arme, rehäugige Opfer." Oh ja, Laree machte sie selbst jetzt noch wütend.
"Erst hat sie mir nur ein seidenes Taschentuch gestohlen oder einen mit Spitze bezogenen Sonnenschirm", wehrte sich Timaris. "Das war nicht so schlimm. Auch, dass sie die Kette mit dem diamantenen Anhänger einfach behalten hat, hat mich nicht geärgert, auch wenn es frech war. Aber sie hat einfach nicht damit aufgehört. Sie stahl mir meinen Kusin, Spielzeuge und schliesslich stahl sie mir meinen Gefährten. Der halbe Hof hat sich ihretwegen gegenseitig bekämpft und gar getötet. Das Attentat vor zwanzig Jahren. Alles nur, weil sie unbedingt ihren Willen durchsetzen musste, sich mit meinem Gefährten anzufreunden. Aber sie ist ja die Unschuld in Person." Schwer Atmend hob und senkte sich ihr Brustkorb. Timaris verzog gequält das Gesicht. Diese Aufregung schmerzte viel zu sehr. Sie sollte schlafen. Ausserdem hatte sie Lela das ohnehin nie sagen wollen.
"Sie... sie ist in Sicherheit", beteuerte sie innig. "Bei den Kindern. Da ist sie in Sicherheit. Vor mir, vor dem Hof. Da wird es ihr gut gehen." Schwach drückte sie Lelas Hand. "Sie hatte ein Kind. Ich wollte es ihr sagen, doch eine gemeine Intrigantin kam mir zuvor. Ich habe sie aus Hayll verbannt aber der Schaden war schon angerichtet. Das Kind... So hätte es nicht sein sollen. Aber Laree ist jetzt in Sicherheit. Da wird sie heilen können." Wenn man das je verwinden konnte, ein Kind zu verlieren. Timaris stellte sich das ganz furchtbar vor.
"Geh du auch. Draega ist nichts für dich", versuchte sie die sture Ivores zu überzeugen. Sie war nur so müde. Es schien mitten in der Nacht zu sein. Warum weckte Lela sie jetzt? Um es geheim zu halten, wahrscheinlich. Das war schlau. Nur war Timaris zu krank, um sie wirklich wahrnehmen zu können. Es fühlte sich alles so komisch an. Alles war so weit weg. Selbst die Stimmen waren ganz weit weg.

Timaris merkte erst, dass sie wieder eingeschlafen war, nachdem sie einen scharfen Stich an ihrem Arm spürte und eine Hitze, die sich von da aus durch ihren Körper ausbreitete. Plötzlich hellwach und sich kaum noch an ihren merkwürdigen Traum erinnernd schlug sie die Augen auf. Diesmal funkelten sie wieder klar und voller Willensstärke. Daipha erklärte ihr, dass sie ihr einen Stärkungstrank gespritzt hätte, da sie jetzt wach sein müsste. Der Haushofmeister wäre wieder zurück. Ayden? Endlich! Dem würde sie die Leviten lesen, dass er so lange gebraucht hatte und...
"Laree!" rief sie überrascht aus, als sie die Hexe an ihrem Bett sitzen sah. Die Gedanken an Ayden waren erst einmal wie weggeblasen. Vorsichtig versuchte sie sich etwas aufzurichten. "Was machst du denn hier? Du solltest doch im Paradies sitzen und dich verwöhnen lassen. Du warst doch in Sicherheit. Du solltest nicht hier sein. Wir müssen reden. Ich weiss, Dulcie hat dir schon alles gesagt, aber das war grausam. Sie hätte damit nicht so zu dir kommen sollen. Laree es ist so traurig, was mit deinem Kind passiert ist. Das hätte niemals geschehen dürfen." Timaris wollte das unbedingt mit der Hexe besprechen. Damals hatte sie zu lange gewartet. Hatte warten wollen, bis Laree wieder gesund war. Doch dieses Miststück von Püppchen war ihr zuvor gekommen. Noch einmal würde sie sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, mit Laree darüber zu sprechen.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Laree » Do 7. Mär 2024, 11:44

Für eine Weile glaubte Timaris weiterhin, sie würde mit Larees Mutter sprechen. Die Königin beschwerte sich über Laree und dass diese sie so wütend machte. Laree hätte nie genug und wollte immer das haben, was sie nicht haben konnte. Die Hexe, auf dem Bett sitzend, schnaubte verärgert. He, sie war extra hierher gekommen und selbst in den letzten Atemzügen mäkelte die halbtote Königin an ihr rum. Typisch Timaris.
"Du kannst einem aber auch nie das letzte Wort haben lassen", motzte sie, während sich Timaris mit schwacher Stimme beklagte, dass Laree sie bestehlen würde. Sie würde bloß die Opferrolle spielen. Vielleicht sollte sie doch nach einem Kissen greifen und der Adeligen das Maul stopfen, dachte die Hexe.
"Ja, genau. Ich spiel nur das Opfer. Ich bin selbst immer wieder in eure Peitsche gerannt. Wie dumm von mir", bemerkte die kesse Hayllierin. Dann begann Timaris tatsächlich aufzuzählen, was Laree ihr alles gestohlen hätte. Die Hexe sah sie verblüfft an ehe sie sich wieder aufregte. Das durfte doch nicht wahr sein. "Zählt ihr jetzt ernsthaft Dinge auf, die ich als kleines Mädchen genommen habe?" Sie sah sich um. "Führt ihr irgendwo Buch?" Die Königin ertrank doch regelrecht im Luxus und da erinnerte sie sich an ein gestohlenes Taschentuch oder einen Sonnensturm?
Nun, der Diamantanhänger war da schon gravierender, aber Laree fand, wenn sie schon nicht ordentlich entlohnt wurde für ihre aufopfernde Arbeit, stand ihr so etwas auch zu. Timaris war rasch von Wertgegenständen übergegangen zu Menschen. Dass Laree ihr die Spielzeuge gestohlen hätte und am Ende ihren Gefährten.
"Das Attentat vor zwanzig Jahren. Alles nur, weil sie unbedingt ihren Willen durchsetzen musste, sich mit meinem Gefährten anzufreunden", warf sie ihr vor.
"Was?! Nur weil ich ein paar Worte mit ihm gewechselt habe! Das war nicht ich schuld. Ich habe nichts von ihm gewollt. Wenn er sein Ding nicht in seiner Hose lassen kann, ist das nicht mein-", brauste die Hayllierin auf. Daipha räusperte sich in der Nähe und sah sie kritisch an. Laree verstummte wieder, versuchte sich zu zügeln. Timaris konnte ihr unmöglich vorwerfen, dass sie an dem Putschversuch Schuld gewesen war.
Die Königin verzog ihr Gesicht, atmete schwerer. Laree kämpfte darum, sich zu beruhigen. Das brachte ja doch nichts. Timaris war schon wieder dabei sie für ihre Mutter zu halten und sagte ihr, dass Laree in Sicherheit wäre. Sie blickte auf ihre Hand nach der die Königin tastete. Ugh...
"Vorsichtig, hinterher stiehlt euch die Diebin eure Ringe", bemerkte Laree schwach, drückte dann aber doch vorsichtig die Hand.

Da begann Timaris über das Kind zu reden, das Laree verloren hätte. Timaris hätte es ihr vor Dulcie sagen wollen, bevor die Intrigantin hätte Schaden anrichten können. "Und von euch hätte ich es besser aufgenommen oder was?", fragte Laree seufzend. Mussten sie darüber reden? "Vergesst das Kind. Ich wusste ja nichtmal, dass es da war. Ayden wird gleich hier sein. Er möchte den Held spielen und euch retten", sagte Laree mit schwachem Lächeln. "Soll ich euch etwas herrichten? Lady Tolarim?"
Aber der Königin waren wieder die Augen zugefallen, nachdem sie "Lela" nochmal darum gebeten hatte, Draega zu verlassen. Daipha trat ans Bett und hatte eine Spritze vorbereitet. Die Heilerin mahnte sie, dass Laree nicht hier sein dürfte, wenn sie die Königin nur aufregte.
"Sie hat damit angefangen", verteidigte sich die Hexe.
Sie wartete bis Daipha der Königin die Spritze gegeben hatte und nur wenig später schlug Timaris erneut die Augen auf. Die Heilerin erklärte ihr erneut die Situation. Dieses Mal erkannte Timaris prompt Laree, hielt sie nicht mehr für Lela. Die schönen, goldenen Augen der Königin wirkten auch viel klarer.
Die Hexe griff nach einem Kissen und legte es hinter Timaris' Rücken, als diese versuchte sich etwas aufzusetzen. Laree half ihr dabei.
"Irgendjemand musste ja den Haushofmeister retten, damit er euch retten kann", erklärte Laree bei den verwunderten Fragen, wieso sie hier sei. "Das Paradies kann warten."
Und dann fing Timaris schon wieder mit dem Baby an. Wie traurig es wäre und dass es nie hätte geschehen dürfen. "Viele Dinge hätten nie geschehen dürfen und sind doch passiert", sagte Laree bitter. "Ich bin nicht traurig über das Kind. Ich glaube, Gualterio hat es viel stärker getroffen als mich." Sie hatte in Raej gesehen wie sehr es ihn beschäftigte. "Ich habe ja nichtmal gewusst, dass es da war. Und ich kann immer noch Kinder bekommen, wenn ich irgendwann so verrückt bin welche zu wollen. Dass ich es verloren habe, war mehr ein Weckruf wie schlecht ich in Draega behandelt worden bin. Deswegen bin ich gegangen." Laree griff nochmal nach dem Lappen, wusch ihn aus.
"Damit er kapiert, dass ich nicht selbstverständlich bin." Ayden hatte begonnen als genau das anzusehen: eine Selbstverständlichkeit. Nun, jetzt hatte Laree ihm das Leben gerettet und sie hoffte, dass er wieder sehen würde, dass sie alles andere als selbstverständlich war.
"Er wird gleich hier sein und euch retten wollen. Besser ihr sagt nichts über den Rollstuhl", empfahl die Hexe. Sie wollte nicht länger über das Kind reden. Besonders nicht jetzt und hier. War das etwa Timaris' größte Sorge nach dem Aufwachen gewesen?
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 11:46

"Und du hast deine Grossmutter damals für etwas verrückt gehalten, als sie dir gesagt hat, dass du der Haushofmeister von Hayll werden würdest", lachte Timaris, so gut es eben ging, nachdem Laree lapidar erklärt hatte, dass sie deswegen hier sei, weil ja irgend jemand den Haushofmeister hätte retten müssen, damit dieser sie retten konnte. Ja, genau so war es bestimmt abgelaufen. Laree war mit wehenden Fahnen in Dalmadans Feste gestürmt, hatte Zorya platt gemacht und Ayden gerettet. Doch Timaris fragte nicht nach. Sie wollte sich dem noch nicht stellen müssen, was mit Eneas, Kosta und den restlichen Piraten geschehen war.

Lieber sprach sie mit Laree darüber, was sie das letzte Mal aufgeschoben und Dulcie die Gelegenheit gegeben hatte, viel Schaden anzurichten. Darüber wollte jedoch Laree nicht sprechen. Bitter behauptete sie, dass sie nicht traurig über das Kind gewesen sei. Dabei wrang sie den Waschlappen aus. Hatte sie sie etwa gewaschen? Wie lange hatte Laree schon hier gesessen, bevor Daipha sie geweckt hatte. Nachdenklich musterte Timaris sie. So recht wollte sie ihr das nicht glauben, dass es sie nicht kümmerte, das Kind verloren zu haben. Nur weil sie ja ohnehin nicht gewusst hatte, dass sie es gehabt hatte. Andererseits hatte Timaris selbst nie Kinder gehabt und wollte auch nie welche haben. Sie konnte also nicht wissen, wie es war, ein Kind zu verlieren, von dem man gar nicht wusste, dass es vorhanden gewesen war.

"Glaubst du wirklich, dass er das verstehen wird?" schmunzelte Timaris, als die freche Hexe klar stellte, dass sie gegangen war, weil Ayden sie als zu selbstverständlich ansah. "Er hat dich sich angeeignet und aus dir eines seiner Püppchen gemacht. Du weisst, wie selbstbezogen er ist. So leicht wirst du seine Ansichten nicht ändern können." Hoffte Laree das erreichen zu können? Was wollte sie von dem Haushofmeister? Doch nicht wirklich, dass er sie auf andere Weise respektierte, als wie er es jetzt tat.
"Er wird dich immer als selbstverständlich ansehen, Laree", mahnte sie die Hexe ohne mitfühlende Umschweife. Lare hatte vorhin deutlich klar gemacht, dass sie nicht über Gefühle sprechen wollte. "Was allerdings nicht heisst, dass er dich nicht lieben würde", fügte sie trotzdem tröstend hinzu und erinnerte sich daran, wie ausser sich Ayden gewesen war, als er von Larees Flucht gehört hatte.

"Rollstuhl?" fragte sie verblüfft nach. "Ayden sitzt im Rollstuhl? Was soll der Blödsinn?" schnaubte sie verärgert. "Ich kann keinen Haushofmeister im Rollstuhl gebrauchen." Reichte es nicht, dass sie mehr tot als lebendig war? Musste nun auch Ayden ausser Gefecht sein, nun wo er endlich wieder zurück war? Timaris wollte gar nicht wissen, was vorgefallen war. Ob Ayden für immer im Rollstuhl bleiben würde oder was er sonst noch für Verletzungen davon getragen haben mochte. Es waren nur Sorgen, für die sie jetzt keine Kraft hatte. Ungeduldig winkte sie Daipha zu sich, damit sie ihr aufhalf. Sie wollte sich duschen, oder wenigstens etwas frisches, warmes Wasser über ihren Körper rieseln lassen. Auch wenn es sie ihre letzte Kraft kosten würde. Ayden wollte sie aufrecht stehend entgegen treten.
"Ayden kann noch etwas warten", winkte sie trotzdem erstmal ab, sich von ihrem Haushofmeister drängen zu lassen. "Schliesslich hat er lange genug gebraucht, wieder hier her zurück zu kommen. Trotz deiner Hilfe, Laree." Mit einem Funkeln in den Augen zwinkerte sie ihr zu. Zu dieser kleinen Geste hatte sie noch etwas Kraft. "Jetzt rede ich mit dir."
Allerdings musste sie sich danach erst einmal darauf konzentrieren aufzustehen. Das war alles andere als leicht, da ihr jede Bewegung in den Muskeln schmerzte. Sie konnte sich kaum aufrecht halten, selbst indem sie sich schwer auf Daipha stützte. Die Dusche würde sehr kurz werden. Mehr ein übergiessen eines Eimers voll Wasser. Länger durfte es nicht dauern.
"Wenn du wieder gehen willst, Laree." Nach Nuranessa oder sonst wohin. "Dann muss es jetzt sein." In dieser Nacht würde es ihr noch gelingen. Danach würde Ayden sie wieder für sich vereinnahmen. Es sei denn, er wäre so schwer verletzt, dass er nicht mehr in der Lage wäre, sie zu kontrollieren.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Laree » Do 7. Mär 2024, 11:47

Sie war immer noch kein Haushofmeister und würde auch nie einer sein. Diese Rolle kam nunmal Männern zu. Laree wollte es sowieso lieber vermeiden im Mittelpunkt zu stehen. Ayden dagegen genoss es. Er war wie für die Rolle des Haushofmeisters geschaffen. Nur manchmal übertrieb er es mit der Selbstbezogenheit. Gut, eigentlich immer.
Die Königin konnte wieder lachen, wenn auch schwach. Sie fragte, ob Ayden verstehen würde, dass Laree nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden wollte. Ayden hätte sie zu einem seiner Püppchen gemacht und seine Ansichten würden sich nicht so schnell ändern.
"Er und ich sind quitt", beharrte die Hexe, "Ich habe ihm das Leben gerettet. Ich bin nicht mehr sein Püppchen und ich trage seinen Namen nicht mehr."
Vermutlich hatte die Königin recht, dass Ayden sie stets als selbstverständlich ansehen würde und dass sie in seinen Augen auch weiterhin das Püppchen war, das er nach Belieben benutzen konnte. Aber dafür war sie nicht wieder zurückgekommen. Egal wie anziehend der Prinz war. Oh, und er war immer noch anziehend. Timaris sagte fast tröstend, dass Ayden sie trotzdem lieben würde.
Die Hexe schnaubte leicht. "Er kann seine Liebe fast nur in Wut zeigen... ich kenne seine Liebe genug."
Laree wollte nicht länger darüber reden. Außerdem hatten sie nicht wirklich viel Zeit dafür. Timaris lag im Sterben und trotzdem schien die Königin lieber die Probleme ihres ehemaligen Dienstmädchens analysieren zu wollen. Die Hexe erinnerte sie daran, dass Ayden gleich hier sein würde.
"Er ist noch unglücklicher als ihr über den Rollstuhl", sagte Laree, "Es passt ihm überhaupt nicht. Zorya... als er sie getötet hat, hat sie ihn noch mit ihrem Schlangenzahn erwischt. Vor Jahren hatte mir Ayden aber das Gegengift zu Zoryas Gift gegeben und ich hatte es noch im Juwelengepäck. Ich konnte ihn zurückholen, aber es war knapp. Das Gift hat ihn gelähmt. Sorra Tolarim behandelt ihn dagegen, aber sie weiß auch nicht wie lange es anhalten wird."

Timaris wollte aufstehen und winkte Daipha herbei. Laree rutschte vom Bett und kam herum, um der Heilerin zu helfen. Die Königin hatte trotz ihrer schweren Vergiftung keine Eile, Ayden sofort zu empfangen. Selbst jetzt schien sie die Männer warten lassen zu wollen. Vielleicht lag das aber auch an der Stärkungsspritze. Fragte sich nur wie lange das noch anhalten würde.
"Wenn ihr weiter mit mir reden wollt, begleite ich euch ins Bad", bot Laree an und half Timaris zu stützen. Gemeinsam mit Daipha brachte sie die Königin in kleinen, vorsichtigen Schritten zum Badezimmer. Timaris war immer noch dabei Ratschläge zu verteilen. Wenn Laree gehen wollte, so sollte sie es jetzt tun.
"Jetzt helf ich euch erstmal", sagte Laree engstirnig, "Und gegen Ayden weiß ich mich schon zu wehren." Der Prinz würde sie kaum wieder unterdrücken, wo er sich kaum rühren konnte. "Außerdem würde ich gerne warten bis Eneas hier ist. Auf seinem Schiff kann ich zurück", sagte sie. Ganz bestimmt wollte Laree nicht lange hierbleiben. Es war schön in Nuranessa. Sehr entspannend, sehr sorglos. Niemand, der etwas von ihr erwartete oder verlangte. Keine Veranstaltungen, die sie organisieren musste, keine Adeligen zum Austricksen, kein angespanntes Katz-und-Maus Spiel. Nur Ruhe. Ganz viel Ruhe.
Und solange sie hier war könnte sie vielleicht ein Auge darauf werfen wieviel Chaos Ayana als Haushofmeister angestellt hatte..
Sie hatten Timaris inzwischen unter die Dusche gebracht. Laree ließ ihr Nachthemd verschwinden. Die Königin war sehr dünn geworden, überall sah man die schwarzen Adern dicht unter der bleichen Haut. Sie hatte all ihrer goldenen Hautfarbe verloren.
"Haltet euch fest", bot die Hexe an und schaltete die Brause an. Sie hielt sich den Duschkopf über die Hand, wartete bis er eine angenehme Temperatur hatte und bis der Wasserstrahl sehr sanft war. Erst danach ließ sie das Wasser über die Königin gleiten, die bereits darunter wankte. Laree wurde selbst nass. Rasch nahm sie den Duschkopf wieder fort und griff nach der flüssigen Seife. Kalli hatte ihr damals den ein oder anderen Trick beigebracht. Mithilfe der Kunst ließ sie das Shampoo zu feinem Nebel zerstäuben, der sich auf Haar und Haut der Königin festhaftete. Dann musste Laree nur noch einmal das Wasser über sie laufen lassen und sie waren fertig. Die Hexe trocknete Timaris mithilfe eines Wärmezaubers ab, so dass sie die Haut nicht durch ein Handtuch weiter belasten musste.
Rhiana hatte inzwischen einen Morgenmantel aus Seide geholt in den sie die Königin hüllten. Er war bodenlang und hauchdünn, schwarz und verziert mit einigen pinken und weißen Blumen weiter unten. Es würde genug verhüllen, machte aber deutlich, dass Timaris auch weiterhin begehrenswert erscheinen wollte.
Während die Königin auf einem Sessel ausruhte, kämmte Laree ihr vorsichtig die Haare und ordnete sie in sanften Wellen, ging dabei so vorsichtig wie möglich vor. "Möchtet ihr etwas geschminkt werden?", fragte Laree. "Nur ganz natürlich. Es wird nicht auffallen."
Timaris wollte dennoch nicht. Rhiana reichte ihr inzwischen etwas zu trinken.
"Ayden wird viel zu beschäftigt sein, seinen großen Auftritt zu haben", bemerkte die Hexe leicht sarkastisch. Sie schwieg und blickte hinüber zu Rhiana. Erst als Timaris diese hinausschickte und sie alleine waren, ergriff Laree wieder das Wort.
"Sorra Tolarim hat uns nach Netzen durchsucht. Ayden hat ihr gesagt, dass er ein altes Netz von Zorya behalten wollte, aber.. ich glaube, es ist nicht nach ihm gegangen. Ich war nicht dabei. Ayana hat danach geweint." Und die Zwillingsschwester war sensibel was Aydens eigene Gefühle betraf. Wenn man ihn nicht entschlüsseln konnte, half es manchmal sich Ayanas Zustand anzuschauen.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Timaris » Do 7. Mär 2024, 11:50

Ja, das konnte sie sich denken, dass Ayden unglücklicher über den Rollstuhl war, als sie. Timaris störte den Rollstuhl nicht wirklich. Es war viel erschreckender, dass Ayden einen brauchte. Ohne, dass sie nachzufragen brauchte, erklärte Laree ihr, was geschehen war. Ayden hatte Zorya getötet. Sehr gut. Leider hatte die Schwarze Witwe ihn dabei noch mit ihrem Schlangenzahn erwischt. Glücklicherweise hatte Laree jedoch ein Gegengift dabei gehabt, da Ayden sich schon vor Jahren für so einen Fall vorbereitet zu haben schien. So hätten sie Ayden zurück holen können. Doch es wäre knapp gewesen und eine Lähmung war zurück geblieben, von der selbst Sorra nicht wusste, wie lange sie anhielte.
Timaris Herz schlug schneller und härter in ihrer Brust, schmerzte dabei heftig. Wütend wollte sie Ayden anschreien, warum er sich hatte stechen lassen. Er hätte sterben können. Larees Schilderungen nach, klang es sogar danach, als wäre er kurz tot gewesen. Er lebte nur noch, weil Laree ihm nachgeeilt war. Wenn sie es nicht rechtzeitig geschafft hätte, wäre er jetzt tot. Dieser dumme, arrogante Mann.

Rasch verbot sich Timaris diese Gedanken, da sie sie nur aufregten. Lieber konzentrierte sie sich darauf in langsamen, kleinen Schritten ins Bad zu gelangen. Laree war ihr dabei eine grosse Stütze, obwohl sie sehr wütend mit ihr war. Gleichzeitig war sie auch unglaublich sturköpfig. Sie wollte nicht gehen und sich vor Ayden und ihr in Sicherheit bringen. Erst wollte sie ihr helfen und gegen den Haushofmeister wisse sie sich schon zu wehren. Timaris bezweifelte dies. Doch Laree wollte warten, bis Eneas wieder hier sei. Auf seinem Schiff könne sie zurück.
Timaris blinzelte stumm. Eine Welle der Erleichterung und Freude liess ihren Körper erschaudern. Eneas hatte überlebt und wenn er mit dem Schiff zurück kam, mussten es auch genügend von der Mannschaft überlebt haben. Vielleicht sogar alle, wo Laree nun nichts dazu sagte. Ausser sie wollte ihr die traurigen Nachrichten erst sagen, nachdem sie das Gegengift bekommen hatte und es ihr wieder besser ging. Wieder fragte Timaris nicht nach.

Das Duschen wurde zu einer qualvollen Angelegenheit. Das gehen in das Bad war schon anstrengend genug gewesen. Das Wasser auf der Haut zu spüren, liess sie beinahe schreien. Es brannte heiss, rieb wie Sandpapier über ihre wunde Haut und gleichzeitig war es viel zu kalt. Timaris hielt nur mit eisernem Willen durch. Egal wie sehr Laree und Daipha sich beeilten und sanft waren. Es trieb sie an den Rand eines Zusammenbruchs. Immer wieder sagte sie sich, dass es nur noch diese Nacht wäre. Das spürte sie. Der Höhepunkt war nah. Entweder half das Gift, oder sie starb. Dann war es vorbei.
Schwer atmend, es hörte sich selbst in Timaris Ohre furchtbar röchelnd und metallisch an, erholte sie sich schliesslich im Schlafzimmer in einem Sessel. Rhiana hatte ihr in einen leichten, seidenen Morgenmantel verholfen, der ihre Krankheit grösstenteils vor Ayden verdecken würde, nachdem Laree sie mit Hilfe eines Wärmezaubers abgetrocknet hatte. Das hatte sich gut angefühlt und sie hätte beinahe nach mehr verlangt. Für einen Moment lang war ihr endlich wieder einmal angenehm warm gewesen. Jetzt kämmte sie ihr vorsichtig ihr Haar und ging dabei überraschend zärtlich mit ihr um.
"Nein, keine Schminke", wehrte Timaris wieder müde ab. Es tat viel zu sehr weh, sich danach wieder abschminken zu lassen. Ayden würde ihren fahlen Anblick ertragen müssen. Inzwischen dürfte er sich endlich im Klaren sein, dass sie seine Königin war, nachdem was er alles für sie auf sich genommen hatte. Da musste sie ihm keine Maske mehr vorhalten. Ausserdem schonte sie ihn ja dadurch, dass sie ihm ihren Körper nicht zeigte und er die schwarzen Adern nicht sehen musste, die ihn überall wie ein giftiges Spinnennetz überzogen und durchzogen.

"Seinen grossen Auftritt?" Timaris schmunzelte. Typisch Ayden. "Na, dann ist es höchste Zeit, dass ich ihn auf den Boden der Tatsachen zurück hole." Sonst wäre der liebe Prinz doch nur enttäuscht. Da erzählte Laree ihr unvermittelt von dem Netz, was Ayden hatte behalten wollen, Sorra ihm jedoch weggenommen zu haben schien. Danach hätte Ayana geweint. "Ich denke, es ist an der Zeit, dass er sich dem stellt", überlegte Timaris. "Zumindest, wenn es sich um das Netz handelt, von dem ich es vermute. Ich habe eine Ahnung, worum es gehen könnte. Warum erzählst du mir davon?" Machte Laree sich etwa schon wieder Sorgen um Ayden? Fordernd streckte sie ihre Hand nach der Hexe aus. Sie sollte ihr hoch helfen. Timaris wollte Ayden im Stehen begrüssen. Wenn der sich schon in den Rollstuhl hatte bringen lassen. Das würde ihn bestimmt ärgern. Es war leichter Ayden necken zu wollen, anstatt sich Sorgen über seinen Zustand zu machen.
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Re: Der Kampf gegen das schwarze Gift

Beitragvon Laree » Do 7. Mär 2024, 11:54

"Der Boden der Tatsachen ist, dass er sein Leben und seine Reputation aufs Spiel gesetzt hat, um euch zu retten", wandte die Hexe ein. Da würde es etwas dauern bis Ayden fertig damit war sich in seiner heldenhaften (und nahtlos dummen) Aktion zu sonnen. Laree fand, er hatte es also etwas verdient bewundert zu werden. Selbst, wenn er es ohne eine Frau hinter ihm nicht überlebt hätte, dachte die Hayllierin zufrieden. Es war die richtige Entscheidung gewesen ihren Bruder nach Dhemlan zu begleiten.
Nicht alle waren ohne Verletzungen davon gekommen. Laree dachte kurz an Kosta. Hoffentlich konnte er sich auf dem Schiff gut erholen. Und hoffentlich bedrängte ihn Eneas nicht unentwegt. Laree wusste wie leidenschaftlich ihr Bruder in allem sein konnte.
Die Hexe hatte noch keine Gelegenheit gehabt der Königin überhaupt etwas von Dhemlan zu erzählen. Es gab etwas wichtigeres. Laree berichtete von Aydens Reaktion wegen dem Netz in ihm. Die Hexe hatte nicht gewusst, dass er überhaupt ein Netz Zoryas in sich gehabt hatte - oder dass er es freiwillig in sich gelassen hatte. Was das wohl gewesen war und wieso hatte Ayden so seltsam darauf reagiert? Die Königin schien etwas darüber zu wissen, denn sie sagte kryptisch, dass der Prinz sich dem stellen müsste. Wie kam sie dazu, dass sie von dem Netz wusste? Laree konnte kaum glauben, dass Ayden ihr das anvertraut hatte. Nein.. eigentlich hatte sie es vermutet. Es war auch der Grund, warum sie es Timaris gesagt hatte. Wenn die Königin darum wusste, konnte sie auch helfen.
"Ich werde nicht lange hier sein und irgendjemand muss sich ja um ihn kümmern", sagte Laree. Timaris streckte die Hand nach ihr aus und die Hexe half ihr vorsichtig auf. Die Königin wollte in den Salon.
"Ihr könnt kaum stehen und das Stärkungsmittel wird nachlassen", wandte Laree ein. Genauso wie eitel und stolz Ayden war und nicht im Rollstuhl gesehen werden wollte, so stolz war auch Timaris, wollte unbedingt stehen und den Eindruck erwecken, als könnte sie nicht jeden Moment tot umfallen. Laree fand das Gehabe sehr dumm.
Sie hatten es gerade in den Salon geschafft, als man von draußen einen leichten Aufruhr hörte und dann die Türen aufgestoßen wurden. Aaron stolperte förmlich hinein, leicht aufgebracht. Larees Blick hellte sich auf.
"Aaron!" Sie hatten sich ewig nicht mehr gesehen und es war ihr völlig egal wie empfindlich Timaris darauf reagierte, dass Laree ihren neuen Gefährten ebenfalls kannte und sich mit ihm angefreundet hatte.
Der Prinz wirkte mehr als verdutzt sie hier zu sehen ehe er sich mit Sorge an Timaris wandte und sie ebenfalls stützen wollte. Laree hoffte, Ayden würde es verwinden können, dass Aaron ebenfalls anwesend war. Die beiden hatten sich nie vertragen und Laree vermutete, dass sich dies in ihrer Abwesenheit nicht gebessert hatte.

Es dauerte danach gar nicht mehr lange und die Türen zum Salon wurden erneut geöffnet. Ayana schob den Rollstuhl in dem Ayden saß. Er hatte ein neues Hemd an, doch das war auch alles. Sein Gesicht war eine helle, kühle Maske, die nichts von der Erschöpfung der letzten Tage zeigte. Laree bemerkte wie seine Hände zitterten. Sie wusste nicht, ob Sorras Behandlungen wirklich hilfreich waren. Die erste hatte einfach nur schmerzhaft ausgesehen. Die Hexe wollte nicht erleben wie der schöne Prinz Opfer der nächsten Schwarzen Witwe wurde. Eben jene ging neben ihm her.
Ayden sah direkt zu Timaris, Aaron neben ihr eiskalt ignorierend. Der Haushofmeister wirkte leicht irritiert sie so zu sehen. "Wieso bist du nicht im Bett?", waren seine ersten Worte. Offensichtlich hatte er sich das Wiedersehen anders vorgestellt. Seine grünen Augen fixierten sie. Laree hatte keine Ahnung was dahinter vor sich ging, ob er sich freute, ob er erleichtert war. Vor all den anderen schien er sich keinerlei Blöße geben zu wollen. Verfluchter, stolzer Mann.
Timaris musterte ihn ebenfalls länger ehe sie erwiderte:
"Du musst schon immer eins draufsetzen, damit du auch ja das letzte Wort hast. Was?"
Ayden sah sie fragend an. "Ich habe doch gerade erst angefangen", entgegnete er.
Die Königin erklärte gleich: "Da geht es mir einmal etwas nicht ganz so gut, da musst du dich gleich in einen Rollstuhl setzen, um zu zeigen, dass es dir viel schlimmer geht und du viel ärmer dran bist, als alle anderen."
Laree musste bei den Worten sich zurückhalten nicht zu lachen. Wenigstens konnte Ayden auch lächeln. Er hob kritisch eine seiner Augenbraue.
"Nicht ganz so gut? Ich war unter den Eindruck, dass du im Sterben liegst. Wenn ich gewusst hätte, dass es nicht so dringend ist, hätte ich mich nicht so beeilt", bemerkte er, "Und nebenbei mein Leben riskiert."
Laree konnte sich diesen Schlagabtausch nicht lange anhören. "Ihr könnt doch jetzt nicht ernsthaft Wortgefechte führen", stöhnte sie.
"Ich habe dir etwas aus Dhemlan mitgebracht", kam Ayden dann auch zum eigentlichen und rief eine Kühlbox herbei. Sie ruhte auf seinem Schoß und Ayden griff zitternd hinein, um ein Fläschchen mit schwarzer Flüssigkeit hervorzuholen. Er schien es Timaris übergeben zu wollen. Laree beobachtete das nervös. Das Glasfläschchen würde hinfallen bevor er das schaffte und egal wieviel Ayden ihr angetan hatte, sie wollte nicht, dass er sich bei seinem großen Moment blamierte.
Die Hexe setzte minimalste Juwelenkunst ein, nur ein Hauch, um das Gegengift in Aydens Hand zu stabilisieren, so dass er es überreichen konnte. Hoffentlich waren die anderen zu abgelenkt vom Geschehen, um es wahrzunehmen. Schließlich schienen auch die ganzen Räume hier mithilfe der Kunst aufgeheizt und abgeschirmt zu werden. Ein klein bißchen Kunst im Gemenge würde da hoffentlich nicht auffallen.
"Meine Königin..", sagte er, als das Gegengift schließlich in ihren Händen ruhte. Ayden neigte leicht seinen Kopf, doch Laree beobachtete nur argwöhnisch die filigranen Finger der Königin. Die Hexe hatte vorhin unter der Dusche gesehen wie schwach Timaris eigentlich beinander war. Also versuchte Laree das Fläschchen in den Händen der Königin ebenfalls leicht zu stabilisieren.
Die beiden würden es in ihrem Stolz noch zustande bringen, das Gegengift auf den letzten Metern zu zerbrechen. Aber hauptsache sie hatten ihr großes Wiedersehen gehabt. Adelige!
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