Re: Der letzte Einsatz des Phantoms
von Timaris » Mi 6. Mär 2024, 15:35
"Unter anderem", schmunzelte Timaris ob Kaeros überraschter Frage, ob sie nun im Besitz von dutzenden Scelter Sklaven sei. "Allerdings gingen Ayden und Kosta beim Sklaveneinkauf subtiler vor, damit niemand dahinter kam, das sie es besonders auf Scelter abgesehen haben." Was hiess, sie hatte nun dutzende von Sklaven, die sie so eigentlich nicht wollte. Im Gegenzug dafür, dass sie die Scelter so auslaugte, bekamen die anderen dafür ein gutes Quartier, gesundes Essen und die Möglichkeit, sich in den Bereichen ausbilden zu lassen, in denen sie wollten. Es würde ihnen dienlich sein, wenn Timaris sie später frei liess. Schliesslich waren es nicht ihre persönlichen Sklaven. Da konnte sie das schon machen. Während Kaeros wohl am liebsten losgerannt wäre, um ihr noch mehr Scelter zu bringen. Solange es ihr nur half.
Dafür, dass er sich für Jahre tot gestellt hatte, um ihr zu entkommen, hing er nun erstaunlich fest an ihrem Leben. Es war so wie Timaris es befürchtet und ihn auch davor gewarnt hatte. Wenn er sich darauf einliess ihr zu dienen, würde er nicht mehr von ihr wegkommen. Er konnte zwar gegen sie rebellieren, doch wegkommen, das würde er nicht mehr.
"Wenn herauskommt, dass Ayden einmal eine Beziehung mit Zorya hatte, dann wird er gleich den nächsten Kampf führen müssen", sprach Timaris aus, was Kaeros andeutete. "Nur damit das definitiv klar ist. Aydens Treue mir gegenüber ist absolut über jeden Zweifel erhaben. Sollte dieses Geheimnis gelüftet werde, erwarte ich von dir, Kaeros, dass du ihm zur Seite stehst. Egal wie du persönlich zu ihm stehst. Ayden ist mein Haushofmeister. Es wird keinen mehr geben, der diesen Posten im Blutdreieck so erfüllen kann, wie er." Damit meinte sie nicht nur seine Fähigkeiten einen Hof zu organisieren und sie darin zu unterstützen, das Territorium zu regieren. Das wovon sie sprach ging viel tiefer. Es bezog sich auf die Art, wie Aydens Blut zu ihrem sang. Die Kraft und Heftigkeit, die dahinter lag. Stärker konnte es nicht singen. So stark spürte sie die Verbindung nur noch bei Gualterio. Und...
"Nun, es wäre jedenfalls uns allen gedient, wenn diese Beziehung von Zorya und Ayden niemals herauskommt", seufzte sie nun wieder etwas sanfter. "Du wirst dieses Geheimnis also für dich behalten." Es war jedoch wichtig, dass Kaeros es wusste. Dass er wusste, dass Timaris nicht an Aydens Treue zweifelte, damit er im Notfall nicht überrascht zögerte, sondern unterstützend handeln konnte.
"Das letzte, was ich genau weiss ist, dass Ayden eine verräterische, dhemlanische Kompanie an Zorya ausgeliefert hat, um sich ihre Gunst zu erkaufen", gab sie zu, dass sie eigentlich gar nichts wusste. "So zusagen als Gastgeschenk. Dass Ayden diesbezüglich noch nicht in den dhemlanischen Zeitungen erwähnt wird, werte ich als gutes Zeichen." Etwas anderes blieb ihr nicht üblich.
"Was ich von der Beziehung zwischen Ayden und Zorya weiss ist, dass Zorya nicht nur seine Geliebte sein wollte, sie wollte auch seine Königin sein", erklärte sie Kaeros, warum sie die Hoffnung nicht aufgegeben hatte. "Doch diesbezüglich ist Ayden so schlüpfrig wie ein Aal. Das ist eine Verbindung, die er ihr nicht geben konnte." Sie lachte leise. "Oder auch nur wollte." Er tat sich schon bei ihr schwer, obwohl es keinerlei Zweifel gab, dass es seine Bestimmung war, ihr Haushofmeister zu sein.
"Wenn Zorya also nun versuchen will, Ayden als ihren Haushofmeister oder Gefährten zu bekommen, ist es besser, wenn sie das still und heimlich tut", führte Timaris ihre Gedanken weiter aus. "Sie kann ihn nicht für sich gewinnen, wenn sie ihn Sion ausliefern muss, damit er alle seine Geheimnisse aus ihm rausquetschen kann. Erst wenn sie seiner wirklich sicher ist, kann sie mit ihm prahlen. Ansonsten ginge das nur durch seinen Tod. Denn dann gibt es nichts mehr, was sie von ihm bekommen könnte. Den einzigen Nutzen, und der wäre sehr gross, wäre es, dies in den Zeitungen bekannt zu machen. Da es jedoch noch keine solche Meldung gab, gehe ich davon aus, dass zumindest Ayden noch lebt." Es sei denn, er war in den Tagen der Eroberung des schattigen Dhemlans gestorben. So oder so, sie würde es bald erfahren. Davon war sie überzeugt. Zumindest, was Ayden anbelangte. Kosta war eine ganz andere Geschichte. Er war weder für Zorya noch für Ayden wichtig. Er hatte bei dieser Sache keinerlei Schutz.
"Ja, die Eroberung von Dalmadans Feste ist ein Meilenstein in diesem Krieg", lenkte sie sich rasch von ihrem Schmerz ab. "Genau wie die Schliessung des Tors. Und Lady Sitara wird wissen, wonach sie zu suchen hat. Sie weiss über meinen Zustand bescheid." Selbst wenn Ayden und Kosta gescheitert sein sollten, so gab es noch immer die Hoffnung, dass die Königin von Dea al Mon ihr helfen konnte.
"Wir werden es bestimmt in wenigen Tagen wissen, ob das Gegengift gefunden werden konnte", munterte sie Kaeros auf. Es gab also keinen Grund zu Verzagen und in Panik zu verfallen. Das sah auch der Kriegerprinz allmählich ein und er began gleich Pläne zu schmieden, dass Hyacinthos und er die Knotenpunkte überwachen könnten, an denen es am Wahrscheinlichsten war, wo Ayden und Kosta zu ihnen kommen würde. Timaris kicherte leise. Es fühlte sich gut an, dass der Kriegerprinz seinen Mut wieder gefunden hatte.
"Dein Tatendrang in allen Ehren, doch darum kümmert Sorra sich bereits." Sanft tätschelte sie seinen Unterarm. "Doch ich möchte tatsächlich, dass Hyacinthos und du euch bereithaltet, um Ayden und Kosta in Empfang zu nehmen, wenn sie ankommen. Es muss absolut geheim bleiben, dass Ayden nicht die ganze Zeit über in Draega war. Kümmert euch darum und darum, dass sie so schnell wie möglich in den Palast kommen." Sie zögerte kurz und blickte auf den Kleiderhaufen auf dem Sessel vor ihrem Kamin.
"Aber nicht als Phantom", mahnte sie Kaeros. "Sondern du als mein Leibwächter und Hyacinthos als mein Gesandter. Das Phantom hat in Hayll selbst nichts zu suchen."