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Der neue Leibwächter





Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Di 5. Sep 2023, 11:13

Seine Argument, dass er sie hätte überwältigen können, ließ die Königin nicht gelten. Sie wüsste inzwischen, dass er klug genug wäre, um sie nicht anzugreifen, da er damit nichts sinnvolles für sich erreichen würde. Deswegen würde sie es nicht als Beweis ansehen. Er wäre nicht vertrauenswürdig nur weil er sie bisher noch nicht angegriffen hätte.
Kaeros unterdrückte ein Grollen. Damit hatte sie vielleicht recht, aber wie konnte sie nur dermaßen misstrauisch auf ihn sein? Er war auch ein Tolarim und sein Blut sang zu dem ihren. Viel zu sehr auch noch. Anscheinend zählte dies aber nicht so sehr wie die Tatsache, dass er seinen eigenen Tod vorgetäuscht hatte. Auch einen Mond später traute ihm Timaris nicht. Kaeros hatte gewusst, dass seine Rückkehr nicht leicht werden würde, doch es war schwerer als gedacht. Dabei hatte er nur gegen Sion kämpfen und sein Land beschützen wollen.
Wieso ließ sie ihn nicht?
Die Königin erklärte, dass sie sicher gehen musste, ob sie ihm vertrauen konnte bevor sie ihn zu einem Leibwächter machte. Dann war da noch die kurze Erwähnung, dass sie ihn zu verführerisch für einen Leibwächter fand. Es brachte Kaeros ziemlich aus dem Konzept und obwohl sie daraufhin lachte, war er sich immer noch nicht sicher, ob sie dies als Spaß gemeint hatte. Dafür war die Erwähnung zu speziell in welcher Lage sie ihn verführerisch fand. Nicht unbedingt etwas, was Kaeros fördern wollte.
Timaris bemerkte, dass er noch nicht oft vor ihr gekniet hätte. Er glaubte ein kurzes Missfallen zu spüren - oder vielleicht hörte er es auch in ihrem Tonfall. Ja, es war bekannt wie dominant die Königin war, das lag ihr wohl im Blut. Ein Teil von ihm wollte sich ihr auch hingeben und ihr dienen, doch der Rest von ihm sperrte sich dagegen. Er wollte selbst entscheiden und nicht zu ihr gedrängt werden. Egal, ob von den Tolarim Frauen oder von seinem eigenen Blut.

Die Königin begann ihn zusätzlich zu drängen. Sie hätte keine Zeit mehr für ihn und sie wüsste, dass sie viel von ihm verlangte.
"Doch ich denke, dass Euch das noch immer lieber ist, als wenn ich von Euch fordere mir Einlass in Euren Geist zu gewähren", schloss sie. Kaeros sog harsch die Luft ein und sah sie dunkel an.
Es war eine Sache, wenn eine Schwarze Witwe einen auf Netze durchsuchte, es war eine ganz andere seinen Geist gänzlich zu öffnen und jemanden dort einzulassen, der all seine Erinnerungen und Gefühle durchschauen wollte. Keinesfalls wollte Kaeros das erleben.
"Ich habe gelesen, dass dies ein gängiges Ritual an Sions Hof ist." Natürlich konnten es auch falsche Geschichten sein, die die Zeitungen abdruckten, aber es würde zu Sion passen täglich die Gedanken seiner Hofmitglieder zu durchwühlen. Der Kriegerprinz unterdrückte ein Schaudern.
"Ich hoffe nicht, dass sich diese Praktiken in Hayll durchsetzen."
Timaris rief eine Holzschatulle herbei. Kurz bekam Kaeros das Gefühl, als würde sie wanken und er bemerkte wie ihre Hände zitterten bevor sie die Schatulle aufklappte. Was war das gewesen? Konnte sie die Kunst nicht anwenden? Bevor Kaeros länger darüber nachdenken konnte, wurde er von der Schatulle abgelenkt.
Leer, mit Samteinschlagungen für ein Juwelenset. Kaeros schluckte. Die edle Schatulle konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er seine Juwelen aushändigen sollte wie ein Sklave oder ein gemeiner Verräter. Sicherlich hatte Prinz Malateste damals seine Juwelen abgeben müssen, als er des Verrats bezichtigt worden war. Kaeros hatte die Königin aber nicht verraten und es widerstrebte ihm sich ihr so auszuliefern.
Zwar hatte er als Romeo seine Juwelen verborgen und nur heimlich benutzt, dennoch waren sie immer bei ihm gewesen.
Die Königin erklärte, dass sie ihr Leben täglich in seine Hände geben würde, wenn er ihr Leibwächter wäre. Sie würde sich ihm damit vollkommen ausliefern. Kaeros bezweifelte die Worte stark. Königinnen hatten ihren eigenen Kopf und da ließen sich wenige etwas von Männern vorschreiben, egal ob sie Leibwächter waren und nur ihr Bestes im Sinn hatten.
"Nun verlange ich von Euch, dass Ihr mir dieses Vertrauen entgegen bringt. Dass Ihr Euer Leben in meine Hände legt und Euch mir ausliefert. Keine Sorge, Ihr seid nicht der einzige Mann, den ich auf diese Weise fordere und reize", fuhr sie fort.
"Das ist ein schwacher Trost", entgegnete Kaeros. Ihn interessierte nicht was sie mit anderen Männern tat. "Und dies wird euch nicht mein Vertrauen zeigen. Es ist bloß eine hübsche Erpressung." Denn sie hatte ihn ja bereits vor die Wahl gestellt. Dass sie in seinen Geist eindrang oder er seine Juwelen aushändigte. Und wer weiß was ihm blühen würde, wenn er sich bei beidem verweigerte. Hausarrest? Gar der Kerker? Einen Aufpasser bekam er ja bereits an die Seite gestellt.
Wie sollte das ihr Vertrauen fördern? Um zu verraten, was er wusste, brauchte er keine Juwelen. Sie nahm sie ihm nur weg, damit er den Mund hielt. Eine gegenseitige Erpressung und Versicherung sich nicht gegenseitig zu schaden. Kaeros hatte fast vergessen wie brutal es am Hofe zuging. Sein Mund fühlte sich trocken an.
"Für wie lange?", fragte er.
Timaris musterte ihn nachdenklich und erklärte nach einer Weile, dass es so lange dauern würde bis sie hätte überprüfen können was sie überprüfen wollte. Kaeros runzelte kurz die Stirn. Sehr kryptisch. Dann fügte die Königin hinzu, dass er die Juwelen in ein paar Tagen wieder zurückbekommen würde, wenn alles gut lief.
Der Kriegerprinz sah sie überrascht an, atmete dann erleichtert durch und lachte leicht. "Ein paar Tage nur? Oh, ich dachte, für Jahre. Nun, wenns euch hilft." Als Langlebiger waren seine Gedanken natürlich zu größeren Abständen gegangen.
Er wusste zwar nicht wie, aber ein paar Tage würde er ohne Juwelen schon auskommen. Kaeros glaubte auch nicht, dass die Königin viel mit seinen Juwelen anstellen würde. Er war immer noch ein Tolarim. Er wusste nicht, ob er seine Juwelen wirklich in ein paar Tagen wiedersehen würde, hoffte es aber.
Kaeros zog die Goldkette unter seinem Hemd hervor und händigte den Anhänger mit dem größten schwarzgrauen Juwel aus, es folgten mehrere Ringe, eine weitere Kette, ein Teil einer Gürtelschnalle.
"Alles? Ich weiß ja nicht, ob das alles in eure kleine Schatulle reinpasst." Er legte es recht unzeremonienhaft in die Box. Normalerweise machten das irgendwelche Diener. Er wusste nicht wie man das hübsch anordnete.
"Ich empfinde meine Juwelen sowieso oft als Bürde. Aber wiederhaben will ich sie trotzdem." Er stopfte noch zwei Ohrstecker mit Saphir in eine Ecke. Das ganze war immer noch etwas erniedrigend, wie als würde er sich vor ihr ausziehen, aber Kaeros beschloss einfach nicht zu genau darüber nachzudenken. Er wollte das Vertrauen der Königin. Er wusste nichtmal wieso, nur dass er es irgendwie brauchte.
Kurz überlegte er, ob er einen kleinen Splitter für sich behalten sollte, doch Timaris würde sicherlich Sorra damit beauftragen ihn zu kontrollieren und dann konnten sie das ganze Spiel wieder von vorn anfangen.
"Ah, Moment, ich muss noch ein paar Sachen vorher aus meinem Juwelengepäck holen." Kaeros nahm ein Juwel wieder zurück, um kurz mehrere Koffer und Kisten um sich herum erscheinen zu lassen. Kleidungsstücke fielen zu Boden, Unterwäsche, Schmuck- und Uhrschatullen, diverse Waffen, eine Schale mit Schokoladencroissants, die er für später hatte aufheben wollen, eine ungelesene Zeitung von vorgestern und ein ebenfalls ungelesenes Buch, das ihm Nakarios ausgeliehen hatte. Er las zwar nicht sehr viel, aber mit irgendetwas würde er sich ja beschäftigen müssen. Reichte das für die nächsten Tage?
"Ich brauch das alles", beteuerte er, während sich um ihn herum immer mehr Dinge auftürmten. Er überlegte kurz, dann rief er drei Flaschen mit richtig starkem Alkohol herbei. Konnte er sich ohne Juwelen betrinken? So richtig? Ein verlockender Gedanke. Auf Einsätze würde ihn die Königin die nächsten Tage sicherlich nicht schicken ohne seine Juwelen. Vielleicht sollte er einmal als Romeo durch die Gassen von Draega streifen. Er rief auch noch seine dunkelgrüne Jagdkluft herbei.
Der Kriegerprinz dachte kurz nach.
"Ich glaube das war alles." Wenn er etwas vergessen hatte, würde er es einfach neu kaufen.
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von Anzeige » Di 5. Sep 2023, 11:13

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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » Di 5. Sep 2023, 14:17

Es wollte ihm gar nicht gefallen, ihr seine Juwelen abgeben zu müssen. Zornig, auch wenn er es zu beherrschen versuchte, wand er sich und versuchte sie zu provozieren, indem er sie mit Sion verglich. Timaris sah es gelassen. Sion war nicht deswegen gefährlich, weil er abgrundtief böse war. Weil er ein Dämon der Hölle war. Sion war gefährlich, weil er pragmatisch war und tat, was getan werden musste, um an sein Ziel zu gelangen. Als Herrscherin über ein Territorium, konnte sie dies nachvollziehen. So liess sie sich von Kaeros nicht provozieren. Noch nicht einmal, als er ihr Erpressung vorwarf. Er hatte Recht damit. Doch er würde von nun an damit leben müssen. Er hatte seine Freiheit als Romeo gehabt. Diese hatte er für den Schutz Haylls aufgegeben und der Preis dafür war hoch. Allerdings wäre der Preis für sie beide noch viel höher, wenn er sich nicht erpressen liesse.
Das schien Kaeros zu verstehen, denn trotz seines Windens fragte er schliesslich, für wie lange er seine Juwelen abgeben müsse. Timaris musterte den jungen Kriegerprinzen nachdenklich. Auch wenn er spürte, wie stark sein Blut zu ihrem sang, schien er noch immer nicht zu begreifen, was das für ihn bedeutete, wenn er sich darauf einliess. Wie sehr es ihn an sie binden würde. Dass seine Juwelen in gewisser Weise immer ihr gehörten. Selbst wenn er nach wie vor ein eigenständig denkender und handelnder Mann war. Es würde ihm nicht leicht fallen, sich von ihr zu lösen. Schon jetzt tat es das nicht.
"Es wird so lange dauern, bis ich habe überprüfen können, was ich wissen will", antwortete sie schliesslich leise. "Ein paar Tage, wenn alles gut läuft." Dafür bekam sie ein überraschtes Lachen von Kaeros. Er hatte mit Jahren gerechnet und war durchaus bereit, einige Tage ohne seine Juwelen auszukommen. Bereitwillig begann er sie abzugeben. Scheinbar voller vertrauen, dass sie ihn nicht belogen hatte.
"Wenn ich Jahre Zeit hätte, Euch besser kennen zu lernen, müsste ich Euch nicht Eure Juwelen abnehmen", lächelte Timaris sanft. Vertrauen musste man sich erarbeiten. Es brauchte Zeit. Zeit, die sie jetzt nicht hatten. Kaeros fügte sich, in der Hoffnung, dass es Timaris half. Wobei diese Worte wohl eher als Spitze gedacht waren. Timaris hingegen blickte weiter und hoffte, dass es ihnen beiden helfen würde.

"Alles", bestätigte sie ihm fest und verdrehte nur innerlich ihre Augen über sein pralerisches Getue, dass seine Juwelen womöglich nicht alle Platz in dieser Schatulle hätten. Sie wusste, dass er mächtig war. Da musste er nicht noch mit der Menge seiner Juwelen prahlen. Viel interessanter empfand sie seien Aussage, dass er seine Juwelen oft als Bürde sähe.
"Das liegt daran, dass Ihr noch nicht herausgefunden habt, was Ihr mit Euch anfangen wollt", erklärte Timaris ihm wohlwollend. Natürlich wollte er seine Juwelen wieder zurück, auch wenn sie eine Bürde waren. Schliesslich waren sie ein Teil von ihm. Dennoch war er bereit, sich von ihnen für eine Weile zu trennen, um einem grösseren Ziel zu dienen. Um ihr Vertrauen zu gewinnen. Das sprach sehr für die Ehrenhaftigkeit des Kriegerprinzen.

Der ehrfürchtige Moment war abrupt vorbei, als Kaeros in den Sinn kam, dass er erst noch eineige Sachen aus seinem Juwelengepäck holen musste. Kurz darauf schien ein ganzer Haushalt auf dem Rasen zu erscheinen. Kaeros hatte wohl gar nichts in seinem Zimmer gelassen. Erneut verdrehte Timaris innerlich ihre Augen. Der Kriegerprinz war noch so sehr ein Kind. Wenigstens hatte er einen verführerischen Stil, was seine Unterwäsche betraf und einen guten Geschmack für Süssigkeiten. Timaris sandte ihrem Obersten Butler, dass er einige Diener zusammentrommeln und diesen Haufen hier in Kaeros Zimmer bringen sollte. Zudem sollte er nun grössere, edlere Gemächer bekommen. Schlafzimmer und Wohnzimmer getrennt. Zudem einen persönlichen Diener. Er hatte lange genug unter bescheidenen Bedingungen gelebt.

"Zweifellos", erwiderte sie trocken, dass er all diese Sachen brauchte. "Es wird gleich jemand kommen und Eure Sachen in Euer Zimmer bringen." Sie klappte die Schatulle zu, nachdem Kaeros seinen letzten Juwelensplitter abgegeben hatte und liess sie in ihrem Juwelengepäck verschwinden. Wieder brannte es höllisch auf ihrer Brust. Diesmal war sie jedoch gewappneter und nur ein leichtes Blinzeln verriet ihren Schmerz.
"Ich weiss es zu schätzen, dass Ihr Euch mir derart ausliefert, Prinz Tolarim", gestand sie dem Kriegerprinzen ein Lob zu. Sie schätzte und genoss es. Auch wenn Kaeros es auf so chaotische Weise tat und die Ärmel seines Hemdes inzwischen hochgekrempelt waren. Wie sie gesagt hatte, zum Teil war es eine Verschwendung Kaeros zu ihrem Leibwächter zu machen. Andererseits konnte sie ihn so wohl am Besten vor ihr beschützen. Doch noch ein kleines bisschen Körperkontakt musste sein. Sanft legte sie ihre flachen Hände auf seine muskulöse Brust, was sich viel zu gut anfühlte und stützte sich darauf ab, damit sie sich vorlehnen und ihre Lippen an sein Ohr schieben konnte.
"Ihr seid ein sehr aufmerksamer Beobachter, Prinz Tolarim", raunte sie ihm ins Ohr. "Doch nicht ruhig und aufmerksam genug. Euch ist eine Kleinigkeit entgangen, weswegen ihr den falschen Schluss gezogen habt. Denkt noch einmal gut nach. Wenn Ihr den Fehler in Eurer Beobachtung erkennt, dann sind all Eure anderen Fragen beantwortet." Dann würde er wissen, dass es nicht so war, dass sie sich noch nicht vom Attentat erholt hatte, sondern dass es ihr seit dem Attentat immer schlimmer ging. Dass sie vergiftet worden war, weswegen ihre Gesundheit stetig schlechter wurde. Als wär nichts gewesen löste sie sich lächelnd von dem Kriegerprinzen und nahm sich ein Schokoladencroissant, ehe sie sich umwandte und wieder zurück an ihren Arbeitsplatz ging.
"Ich lasse es Euch rufen, wenn ich wieder Zeit für Euch habe, Prinz Tolarim", entliess sie Kaeros aus dem Gespräch. Die Diener waren bereits im Anmarsch und sie sollte schon längst weiterarbeiten.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Di 5. Sep 2023, 17:23

Die Königin erklärte, dass sie nicht Jahre Zeit hätte ihn besser kennenzulernen und sie ihm deshalb die Juwelen abnahm. Kaeros verstand nicht recht wie das helfen sollte. Vor allem nicht, wenn sie die Juwelen nur für ein paar Tage behielt. Er war ein Langlebiger. Wenn er irgendeine Intrige am Laufen gehabt hätte, hätte er auch ein paar Tage warten können. Da er die Königin aber nicht auf dumme Gedanken bringen wollte, behielt er dies für sich. Kaeros hatte nicht vor ihr zu schaden. Sonst wäre er nicht so naiv zu ihr gekommen und hätte preisgegeben, was er sich durch seine Beobachtungen und Gespräche schon alles über das Attentat zusammengereimt hatte. Er hätte das Wissen für sich behalten.
Kaeros wollte aber keine Spiele spielen. Er wollte ihr helfen. Wenn sie es denn irgendwie zuließe. Er war sich nichtmal sicher, ob er wirklich in ihre Leibgarde wollte, doch vielleicht konnte er dort wirklich etwas bewegen und sie vor weiteren Attentaten schützen. Nicht auszudenken, wenn das letzte erfolgreich gewesen wäre.
Während er all seine benötigten Sachen aus seinem Juwelengepäck rief, wartete die Königin auf der Treppe zum Pavillon. Erst als sie erwähnte, dass Diener kommen und die Sachen in sein Zimmer bringen würde, ging ihm auf, dass er gerade lauter Kram direkt vor ihrem Pavillon abgeladen hatte. Kaeros wollte etwas davon aufheben, als Timaris die Schatulle verschwinden ließ. Der Kriegerprinz blinzelte. Damit waren sie also fort.
"Ich weiss es zu schätzen, dass Ihr Euch mir derart ausliefert, Prinz Tolarim", erklärte die Königin huldvoll. Kaeros zuckte mit den Schultern. Er sah das nicht so bedeutungsschwanger.
"Ach, ich vertrau euch, dass ich sie bald wiederbekomme", entgegnete er. Es war ja nicht so, als wäre sie eine Fremde. Und sie war nicht die einzige starke Tolarim. Kaeros fühlte sich also nicht vollkommen schutzlos. Der Kriegerprinz wollte seine Ärmel vom Hemd wieder herunterkrempeln und seine Kleidung geraderücken, als ihm Timaris zuvor kam und plötzlich ihre Hände auf seine Brust legte. Dort wo er sein Hemd geöffnet hatte.
Kaeros konnte gerade so ein Keuchen unterdrücken. Die Königin beugte sich vor, ihr Mund nah an seinem Ohr.
Kaeros entglitt all das Training Dacascos und das Blut rauschte nur so hindurch. Seine Schultern bebten leicht und er musste sich zurückhalten nicht seine Arme um sie zu schließen.
Beinahe hätte er ihre Worte gar nicht mitbekommen. Timaris raunte ihm zu, dass er nicht aufmerksam genug gewesen wäre. Er hätte die falschen Schlüsse gezogen und er solle noch einmal darüber nachdenken. Was meinte sie damit? Das Attentat? Wollte sie etwa, dass er noch mehr darüber nachdachte?
Die Königin stahl sich eines seiner Crossaints bevor Kaeros protestieren konnte und schritt dann die Treppe hoch. Rasch begann sich Kaeros das Hemd zuzuknöpfen. Timaris drehte sich nicht mehr um, sagte ihm nur, dass sie ihn wieder rufen lassen würde, wenn sie Zeit für ihn hätte.
Wann würde das sein?
"Sehr wohl, Königin Tolarim", erwiderte Kaeros und verbeugte sich, während er noch an seinen Knöpfen arbeitete.

Kurze Zeit später trafen mehrere Diener ein und begannen seine Habseligkeiten aufzusammeln. Kaeros folgte ihnen. Beim Nebeneingang erwartete ihn ein etwas untersetzter Butler mit hängenden Wangen und zur Seite gegelten schütteren schwarzen Haaren. Seine goldenen Augen bedachten Kaeros mit einem skeptischen Blick, den Kaeros nicht gleich zu deuten wusste. Der Butler verneigte sich.
"Prinz Tolarim, ihre Majestät hat mich an eure Seite gestellt. Lord Bernadello Estevez", begann er. Er hatte den leichten rollenden Akzent aus Othial.
Kaeros hob die Augenbrauen. Das ging ja schnell. "Mein neuer Aufpasser, nehm ich an?" Timaris hatte ja einen Begleiter erwähnt. Von den Worten schien der Butler etwas verwirrt.
"Wenn ihr wünscht begleite ich euch, Prinz Tolarim." Er machte eine einladende Armbewegung. "Zu euren neuen Räumlichkeiten."
Kaeros folgte ihm, angenehm überrascht. Er hatte nicht mit neuen Zimmern gerechnet.
Bald stellte sich heraus, dass er im Hauptgebäude des Palastes neue Räume erhalten hatte. Ein Schlaf- und Wohnzimmer. Das Bad war nur wenige Türen den Gang hinunter. Zudem befand sich dieser Gang recht in der Nähe der privaten Gemächer der Königin. Kaeros fragte sich, ob dies etwas zu bedeuten hatte. Er besah sich die neue, bessere Aussicht, während die Diener unter Estevez Aufsicht seine Sachen einräumten. Seine Juwelen abzugeben hatte ziemliche Vorteile.
Wenig später stellte sich der Nachteil heraus. Der Butler war mitnichten sein Aufpasser. Ein gewisser Guarcia Salides stellte sich vor. Er war einer der vielen persönlichen Leibwächter der Königin. Kaeros hatte ihn schon ein paar Mal beim Training gesehen. Guarcia erklärte, dass er ihn überall hin begleiten würde. Er oder einer seiner zwei Kollegen.
Kaeros seufzte frustriert. Darauf hatte er wenig Lust.
"Solange ihr mich nicht bis ins Bad verfolgt", sagte er. "Oder ins Schlafzimmer."
"Wenn ihr mit einer anderen Person in einem Schlafzimmer seid, dann kommen wir auch dorthin", schränkte der Wächter ein. Kaeros knurrte.
"Das ist nicht euer Ernst?"
"Anweisungen der Königin", erklärte Guarcia.
Großartig. Das schloss jegliche heiße Erlebnisse für die nächsten Tage aus. Wenn es wirklich nur ein paar Tage sein würden. Timaris hatte ihm auch gesagt, sie würde ihn auf Missionen schicken und das war ebenfalls nicht passiert. Kaeros bekam ein ungutes Gefühl. Worauf hatte er sich da eingelassen?
"Wenn sie so sehr Angst darüber hat, dass ich was sage, warum mir nicht gleich für die nächsten Tage einen Knebel verpassen und-", begann Kaeros unzufrieden.
"Ich kann der Königin eure Vorschläge unterbreiten..", bot der Wächter an.
"Nein!", unterbrach ihn Kaeros rasch, "Nein, bloß nicht."

Nach dem Mittagessen beschloss Kaeros in die Stadt zu fahren, um aus dem Palast rauszukommen. Vielleicht konnte er während der Kutschfahrt über die erschlichene und seltsame Audienz nachdenken. Er hatte heute morgen nicht erwartet, dass er heute seine Juwelen verlieren würde. Es machte ihn unruhig, doch schutzlos fühlte er sich deshalb nicht.
Vielleicht sollte er es.
Auf dem Weg zum Haupteingang, lief ihm ausgerechnet Prinz Asar über dem Weg. Er unterhielt sich gerade mit zwei Adeligen, verabschiedete sich aber von ihnen, als er Kaeros sah und kam ihm entgegen. Großartig.
"Prinz Asar." Kaeros verbeugte sich leicht, so wie es vor einem Haushofmeister des Reiches üblich war. Nicht mehr.
Der Prinz lächelte fein wie als wüsste er ein Geheimnis. Wahrscheinlich sogar dutzende. "Prinz Tolarim. Ich muss mich noch an euren Anblick gewöhnen. Man trifft nicht alle Tage einen Widergänger. Wo sagtet ihr wart ihr nochmal all die Jahre?"
"Auf Geheimmission", erwiderte Kaeros das, was Timaris ihm als Deckmantel aufgetragen hatte.
"Ah. Natürlich. Eure wichtige Mission, die Jahre benötigt hat um nun endlich Früchte zu tragen", bemerkte der Haushofmeister und sein Tonfall machte deutlich, dass er nichts davon glaubte. Kaeros überlegte wie er den Mann wieder abwimmeln konnte. Er wollte sich nicht auch noch mit Prinz Asar anlegen, denn im Gegensatz zu Kaeros saß die Hofmaske des Haushofmeisters perfekt.
"Ich würd euch ja gerne mehr sagen, aber ich bin unterwegs in die Stadt." Kaeros machte einen Schritt zur Seite. Prinz Asar warf einen flüchtigen Blick auf Garcia im Hintergrund.
"Mit Schutz wie ich sehe. Man sollte meinen ein Mann mit eurer Juwelenstärke hätte so etwas nicht nötig." Er lächelte halb. "Timaris muss sehr um euren Schutz besorgt sein. Ein Ergebnis eurer unplanmäßigen Audienz?"
Hölle, wie hatte der Mann das so schnell erfahren? Kaeros versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
"Ich bin ein Tolarim am Hofe. Wie sähe das aus, wenn ich alleine herumreise?", versuchte er die Fragen abzuwimmeln. "Verzeiht, aber ich habe es eilig, Prinz Asar. Habe die Ehre."
Er verbeugte sich nochmal und ließ den Haushofmeister stehen, ging rasch weiter. Er konnte förmlich spüren wie die Blicke des Prinzen in seinem Rücken brannten. Hoffentlich war das kein Fehler gewesen. Bisher war es eine gute Taktik gewesen die Gespräche mit Prinz Asar so kurz wie möglich zu halten, aber es wurde langsam klar, dass ihm das nicht ewig gelingen würde.
Beim Palasttor stellte sich das nächste Problem.
"Wo wollt ihr hin?", fragte Garcia, als Kaeros eine Kutsche rief.
"Ich muss mich euch nicht auch noch erklären", wehrte Kaeros ab. Der Leibwächter klärte ihn dann auf, dass er dies sehr wohl musste und dass die Königin ihn zwar nicht unter Hausarrest stellte, aber auch etwas dagegen hatte, dass er in der Stadt tat was er wollte. Garcia händigte ihm eine Liste mit genehmigten Orten aus, die Kaeros besuchen durfte. Der Kriegerprinz wischte kurz prüfend über das Papier. Die Tinte war trocken. Dieser Plan musste schon länger in der Schublade der Königin liegen...
Verdammt, war er auf sie reingefallen?
Es war nichts daran zu ändern und wenigstens war Hyacinthos' Stadthaus auf der Liste. Kaeros besuchte seine Freunde, wobei er im Stadthaus etwas herumlümmeln musste bis sie von ihrer Arbeit kamen. Während sie sich austauschten - im Beisein von Garcia - erzählten die beiden, dass sie morgen nach Argyla reisen würde. Die Hafenstadt lag im Westen von Draega und auf den Parkanlagen eines Moreno Adeligen sollte ein Lazarett errichtet werden. Außerdem brauchte dieser Moreno Hilfe darin 'nicht mehr traurig zu sein', wie Nakarios es erklärte.
Kaeros bedauerte es, dass Florien und Nakarios für eine Weile nicht mehr in Draega sein würden. In den letzten Wochen hatte er doch so etwas wie Freundschaft mit ihnen geschlossen. Sie konnten ihm nur den Ratschlag geben geduldig zu sein.

Die nächsten zwei Tage erwies sich das als leichter gesagt als getan. Auf der Liste war wenigstens ein Lokal und sie hatten zum Glück eine Bar. Kaeros besuchte selbige bis spät in die Nacht, versuchte sich nicht daran zu stören, dass ihn sein Aufpasser ständig im Auge behielt und zusah wie er sich betrank. Das Betrinken funktionierte ganz blendend. Er brauchte zwar immer noch einiges bis es Wirkung zeigte, doch dann war es recht durchschlagend. Ungehemmt flirtete er mit zwei Ladies an der Bar, doch als er so betrunken war, dass er fast vom Barhocker fiel, schaffte ihn der Leibwächter, Nestoras, zurück in den Palast. Er musste schon sehr betrunken sein, denn in den frühen Morgenstunden glaubte er sogar, dass er die Königin beim Hafen spürte. Ugh, sie sollte aus seinen Gedanken verschwinden?
Was Kaeros vergessen hatte, war der unheimliche Kater am Morgen danach. Sein Schädel brummte wie die Hölle, ihm war schlecht und elend. Auch war da einmal irgendein Radau und Streit auf den Gängen. Viel bekam Kaeros nicht mit vom Tag. Der Kriegerprinz wälzte sich unruhig in seinem Bett und zog sich das Kissen über den Kopf.
Der Kater war kein Grund das Betrinken nicht am nächsten Tag zu wiederholen, aber dieses Mal zügelte sich Kaeros besser. Trunken wankte er danach ins Bett, das Estevez ihm hergerichtet hatte. Der Kriegerprinz hatte sich beim Ausziehen der Kleidung helfen lassen, dann wollte er nur noch seinen Rausch ausschlafen. Sein Kopf berührte das Kissen, er schloss die Augen.
Herzerweichende Geigenmusik ertönte. Kaeros schreckte hoch. Was...
Er hielt sich den Kopf. Hörte er immer noch die Barmusik? Er legte sich wieder hin.
Wieder Geigenmusik. Wer spielte denn um die Uhrzeit Geige? Kaeros wollte schlafen, doch die schwermütigen Klänge ließen ihn nicht. Er musste dabei an Timaris denken, daran wie schwer doch alles war und wie es ihr wohl ging und ihre geheimnisvolle Verletzung und...
Dunkelheit, diese Musik machte ihn noch ganz verrückt. Es ließ ihn fühlen, als hätte er Herzschmerz und er hatte definitiv keinen. Wie Florien und Nakarios festgestellt hatten, war er bisher nichtmal verliebt gewesen. Kaeros wollte mit der leidgeprüften Musik nicht daran erinnert werden.
Mühsam kämpfte er sich aus dem Bett und trabte in Richtung Wohnzimmer. Doch da war die Musik wieder weg. Sehr gut. Dann hatte sich das Problem von selbst erledigt. Kaeros legte sich zurück schlafen.
Kaum lag er, war da wieder diese Geige. Es dauerte viel zu lange und mehrere Versuche das Bett zu verlassen bis Kaeros in seinem halb angetrunkenen Zustand begriff, dass die Musik durch die Wand am Kopfteil seines Bettes kam. Der Kriegerprinz versuchte eine bequeme Schlafposition zu finden, doch die einzige Haltung wo er die Musik nicht im Bett hörte, war mit dem Kopf über die Bettkante zu hängen.
Unwillig strampelte Kaeros die Decke fort. So gings aber nicht!
Nur in Unterhose bekleidet, wankte er in der Dunkelheit zur Türe und tappte auf den Gang. Garcia, der auf einem Sessel neben seiner Türe saß, schreckte auf. Kaeros ignorierte ihn und ging zu der Türe seines Zimmernachbarns. Hier draußen war nichts von der Musik zu hören, aber Kaeros hatte jetzt genug davon. Er bollerte mit der Faust gegen die Türe.
"He, aufhören! Es ist viel zu spät für diese depressive Musik!", rief er. "Rechtschaffene Adelige wollen hier schlafen."
Hinter ihm hüstelte Garcia bei dem Wort 'rechtschaffen'. Er und sein Kollege hatten in den letzten Tagen genug davon mitbekommen, was Kaeros so angestellt hatte.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » Di 5. Sep 2023, 19:02

Er hatte nicht zugesehen, wie die 'E' abgelegt hatte. Egal wie heftig er von Eneas verlangt hatte, aus dem Hafen zu verschwinden, so waren seine Sinne doch immer ein Stück weit bei dem Krieger gewesen. Er hatte nicht sehen müssen, wie das Schiff ablegte. Kosta hatte auch so spüren können, wie Eneas sich ihm physisch immer weiter entfernt hatte. Bis er irgendwann so weit weg gewesen war, dass selbst Kosta ihn nicht mehr hatte spüren können.
Das war der Moment gewesen, indem Kosta zusammen gebrochen war. Zuvor hatte ihn seine Wut aufrecht erhalten. Das wütende Zusammensein mit Nathaniel, der ebenfalls wütend war. Die Verletzung die er gespürt hatte. Oder dass er bei seiner Königin hatte sein können, um ihr zu helfen und einen Auftrag von ihr zu erflehen. Aber dann hatte Nathaniel seine neue Aufgabe in den Stallungen erhalten und Timaris musste sich mit ihrem Blutdreieck beraten. Kostas Auftrag hatte zwar noch bestand, konnte aber noch nicht gleich ausgeführt werden. Anderes hatte Vorrang und er war allein mit seinem Schmerz.
Es war so schwer, ihn auszuhalten. Es zerfrass ihn so sehr. Er konnte nicht wirklich fassen, dass er mit Eneas gebrochen hatte. Nicht nur gebrochen, damit er mit Leto endlich glücklich werden konnte. Sondern weil er wütend auf Eneas geworden war. Weil er sich von ihm verraten und missbraucht gefühlt hatte. Weil er es nicht mehr hatte ertragen können, dass Eneas irgendwelche Gefühle in sein Handeln interpretierte, das naheliegendste jedoch nicht erkennen konnte. Dass er ihn einfach nicht so sein lassen konnte, wie er war und ihn vor eine unlösbare Aufgabe stellte.

Es zerstörte ihn vollkommen. Es tat so weh, dass er noch nicht einmal weinen konnte. Alles was ihm blieb, war vor sich hin zu starren und zu warten, bis er gebraucht wurde. Doch er wurde nicht gebraucht. Noch nicht zumindest. Aber bis dahin war seine blosse Existenz eine grausame, unerträgliche Qual. Doch er musste sie ertragen, denn sonst würde er nicht für Timaris nach Raej gehen können. Was er jedoch unbedingt wollte. Er wollte Timaris nicht noch einmal im Stich lassen. Nie wieder. Er würde es ertragen und endlich seiner Königin und Herrin dienen, wie sie es verdiente.

Mit grösster Willensanstrengung rief er seine Geige herbei, um darauf zu spielen. Um sich zu beschäftigen. Das hatte ihm schon immer geholfen, wenn er sich einsam gefühlt hatte. Und er hatte sich noch nie einsamer gefühlt als jetzt. Fahrig errichtete er einen Höhrschutz ein Stück weit um sich herum, um niemanden zu belästigen. Danach begann er zu spielen. Teilweise Stücke, die es gab, teilweise einfach nur Tonfolgen. Einfach was gerade passte um seinen tiefen, tiefen Schmerz auszudrücken. Um ihn in die Musik fliessen zu lassen und zu ertragen.

Oder eher um sich darin zu verlieren. Kosta wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war. Doch irgendwann hämmerte jemand laut an die Tür und schimpfte zornig, dass es zu spät für depressive Musik sei und dass rechtschaffene Adelige hier schlafen wollten. Erschrocken zuckte Kosta zusammen und liess seinen Hörschutz fallen.
"Es tut mir Leid", rief er instinktiv reuig, noch bevor er begriffen hatte, überhaupt los war. Es war dunkel um ihn herum. Er wusste nicht, wann es Nacht geworden war. Und was für ein Adeliger befand sich eigentlich im Gang von Timaris Sklaven? Davon abgesehen, wie hatte er ihn hören können, unter dem Hörschutz? Mit dunkleren Juwelen hätte er noch immer den Hörschutz unterwandern müssen. Wenn er das absichtlich getan hatte, warum beschwerte er sich dann über die Musik?
Ihm schossen verschiedene wirre Gedanken durch den Kopf. Er fühlte sich vollkommen desorientiert. Dennoch ging es natürlich nicht an, dass er Gäste von Timaris von ihm belästigt wurden. Rasch legte er seine Geige beiseite und ignorierte überraschenden, brennenden Schmerz den Fingerkuppen seiner linken Hand. Hastig eilte er zur Tür und öffnete sie weit genug, dass man seine schlanke Gestalt in der massgeschneiderten, schwarzen Uniform gut sehen konnte.

"Es tut mir furchbar Leid", entschuldigte er sich leichenblass. "Ich wollte niemanden belä..." Kosta stockte, als er realisierte, wen er da vor sich hatte. Seine Augen weiteten sich überrascht. Kaeros Tolarim. Er lebte noch. Und er war hier. Bei Timaris. Seine Augen begannen zu schimmern.
"Prinz Tolarim", hauchte er überwältigt. "Wie schön, dass Ihr nicht tot seid." Er erinnerte sich daran, wie traurig Timaris gewesen war, als sie die Nachricht von Kaeros Tod erhalten hatte. Wie sehr sie gelitten hatte. Und jetzt war er wieder da und nicht tot. Mit dieser Erkenntnis überwältigten ihn seine Gefühle. Ohne, dass er es verhindern konnten, kullerten dicke Tränen über seine Wangen.
"Es ist wunderbar, dass Ihr hier seid." Mit einem Aufschluchzen fiel er dem Kriegerprinzen um den Hals und drückte ihn ganz fest. Seinen Hals mit heissen Tränen netzend wollte er ihn gut festhalten, damit er Timaris nicht mehr alleine liess. Ausserdem musste er jetzt einfach etwas weinen, wo er das die letzten Tage nicht hatte tun können. Jetzt floss es einfach aus ihm heraus, während von seinen Fingerspitzen sachte heisses Blut auf den nackten Rücken des Kriegerprinzen tropfte.
"Sie hat Euch so vermisst", schluchzte er überwältigt. "Sie war so traurig, als sie von Eurem Tod erfuhr. Aber jetzt seid Ihr wieder da. Sie wird so glücklich sein."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Di 5. Sep 2023, 20:08

Von drinnen hörte er eine hastige Entschuldigung gerufen. Dann dauerte es nur kurz und die Türe öffnete sich einen Spalt breit. Im Dämmerlicht der Laternen im Gang konnte Kaeros einen schlanken Krieger sehen, der in schwarzer Dieneruniform im Türrahmen stand. Soweit der Kriegerprinz es erkennen konnte, war es ein anderer Hayllier, vielleicht auch Dhemlaner, die Haut war recht hell. Der Krieger hatte dunkelbraunes Haar, ein schönes Gesicht und traurige, goldene Augen.
Viel mehr wunderte Kaeros, dass ein Diener in seiner Uniform nachts solch melancholische Musik spielte. Der Mann entschuldigte sich reuig und meinte, er hätte niemanden belästigen wollen. Dann sah er plötzlich erstaunt zu Kaeros und keuchte seinen Namen.
"Wie schön, dass Ihr nicht tot seid", hauchte der Krieger und hatte ihn offenbar erkannt. Kaeros fragte sich, ob er den Diener kennen sollte, doch er war noch zu angetrunken und müde dafür, um sich zu erinnern. Erst recht nicht an einen Diener, dem er im Palast vielleicht mal über den Weg gelaufen war.
"Ja, ich war auf einer Mission... äh.." Der Kriegerprinz brach mit seiner Deckgeschichte ab, als der Mann plötzlich heftig zu Weinen begann. Dicke Tränen rannen ihm über die hellen Wangen.
Wieder rief der Krieger aus, dass es wunderbar wäre, dass Kaeros hier wäre und bevor dieser reagieren konnte, fiel ihm der Mann aufschluchzend entgegen. Kaeros realisierte erst jetzt, dass er nur eine Unterhose trug und nun klebte dieser schluchzende, aufgewühlte Krieger an ihm. Der Fremde hatte seine Arme um Kaeros' Hals geschlungen und presste sich weinend an ihn.
"Äh", wiederholte Kaeros überfordert. Er hatte keine Ahnung was diese heftige Reaktion in dem Mann hervorgerufen hatte. Verflixt, wer war der Kerl? Ein ehemaliger Diener seines Landsitzes? Ein Diener des Palastes, der sich damals vielleicht in ihn verliebt hatte? Das war Kaeros nicht unbekannt. Ihn hatten schon ein paar Männer angehimmelt, doch er hatte diese Avancen stets abgelehnt. Und die Male in der Eliteakademie oder der Benimmschule zählten nicht.
Irgendetwas feuchtes rann über Kaeros' Rücken, doch da ihm der Mann vorne auch die Brust mit Tränen volltropfte, beachtete es der Kriegerprinz zunächst nicht.
"Na na, es ist alles gut", sagte er unbeholfen und klopfte dem schluchzenden Mann auf dem Rücken. Vorsichtig versuchte er ihn dabei von sich zu schieben. Er hatte seine Ruhe gewollt und kein weiteres Herzschmerz Drama. Vielleicht weinte der Mann auch nicht wegen ihm, sondern dem Grund weswegen er solch herzzerreißende Musik gespielt hatte.
"Sie hat Euch so vermisst. Sie war so traurig, als sie von Eurem Tod erfuhr. Aber jetzt seid Ihr wieder da. Sie wird so glücklich sein", schluchzte der Krieger und ließ sich leider nicht so leicht fortschieben. Kaeros hielt bei den Worten inne. Wovon redete der Mann?
"Wer hat mich vermisst?", fragte er.
"Königin Tolarim natürlich", erklärte der Mann schniefend und etwas verblüfft. Kaeros war so überrascht, dass er ganz vergaß sich von dem fremden Krieger zu befreien. Timaris sollte ihn vermisst haben und traurig über seinen Tod gewesen sein?
"Natürlich...", wiederholte Kaeros skeptisch. Endlich besann er sich und drückte den Krieger von sich.

Dieser wich gleich zurück. Dann wischte er sich die Tränen ab und entschuldigte sich für seinen Ausbruch ehe er sich galant verneigte. Kaeros wollte ein Tuch herbeirufen, um sich die Brust abzuwischen, doch nichts erschien in seinen Händen. Der Kriegerprinz seufzte leicht.
Auf die Entschuldigung ging er nicht ein. Er fand schon, dass sie angemessen war. Immerhin war ihm der Kerl einfach heulend um den Hals gefallen. Damit hatte Kaeros nicht gerechnet, als er den Ruhestörer zur Ordnung hatte rufen wollen. Er rieb sich den leicht schmerzenden Kopf.
Der Krieger nahm dies als Anlass sich für weitere Dinge zu entschuldigen. Er hätte ihn nicht mit seinem Geigenspiel stören wollen. Er hätte gedacht, er hätte einen Hörschutz errichtet.
"Ja.. habt ihr auch. Nur nicht allzu gut. Unsere Zimmer grenzen aneinander und mein Kopfkissen war innerhalb eures Hörschutzes." Da Kaeros nicht wusste mit wem er es zu tun hatte, sprach er den Mann lieber höflich an. "Hat mich etwas gebraucht das rauszufinden. Ihr spielt nicht schlecht, Lord, aber ich hab zu viel getrunken und ich wollte nur noch schlafen.. also.."
Er sah sich um. Garcia war in einiger Entfernung, hielt ihn aber im Blick und auch sonst könnte jederzeit jemand vorbeikommen und sehen wie er in Unterwäsche vor der Türe eines anderen Mannes stand. Dieser auch noch mit verheulten Augen. Die Gerüchteküche würde nicht abreißen.
Normalerweise wäre Kaeros zurück in sein Zimmer, doch die Worte über die Königin machten ihn sehr neugierig.
"Habt ihr vielleicht ein Tuch zum Abwischen?" Er schob sich an dem Krieger vorbei in dessen Wohnzimmer, das dem seinen nicht unnähnlich war, soweit Kaeros es erkennen konnte. Nur dass alles spiegelverkehrt angeordnet war. Es wirkte aufgeräumt, abgesehen von einem Brief, der auf dem Boden lag. Und war das eine halbe Münze daneben?
Überraschenderweise folgte ihm seine Leibwache nicht hinein. Dabei hatten die bisher wie Kletten an ihm geklebt. Entweder wurde Garcia in der Nacht nachlässig oder der seltsame Krieger war über alles Misstrauen erhaben.
"Woher kennt ihr die Königin so gut? Lord...", begann Kaeros und hoffte der Krieger würde ihm abnehmen gestehen zu müssen, dass er keine Ahnung hatte wen er vor sich hatte.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » Mi 6. Sep 2023, 08:05

"Königin Tolarim natürlich", antwortete Kosta verblüfft zwischen zwei Schniefern, wer ihn denn vermisst hätte. Vielleicht hatte Prinz Tolarim auf eine andere Sie oder mehrere Sies gehofft, die um ihn getrauert hatten. Das war schon möglich. Kosta konnte es jedoch nur von Timaris sagen. Fest drückte er den Kriegerprinzen noch einmal, um ihm zu bestätigen, dass er wirklich gut war, dass er wieder unter den Lebenden weilte.
Selbstverständlich liess er sich brav zurück schieben, als Prinz Tolarim genug davon hatte. In dem Moment ging ihm auch auf, was er gerade getan hatte. Er hatte sich einem Hochadeligen weinend an den Hals geworfen. Ganz ohne ihn respektvoll zu grüssen. Nur weil Kosta Kaeros Tolarim kannte, seit er ein Jugendlicher war, hiess das noch lange nicht, dass er das Recht dazu hatte. Hastig wischte er seine Tränen ab und verneigte sich tief vor dem Kriegerprinzen. Tiefer als ihre Blutskasten es verlangten. Kosta richtete sich an ihren gesellschaftlichen Status. Den eines Sklaven und eines hochrangigen Adligen. Er fiel nur deshalb nicht vor ihm auf die Knie, weil Timaris das für sich beanspruchte und niemandem sonst zugestand.

"Prinz Tolarim, ich entschuldige mich für meinen Ausbruch", erklärte er mit sanfter Stimme. "Das war unangemessen. Meine Freude hat mich schlichtweg überwältigt." Das und alle anderen Gefühle, die in ihm tobten. Nur wollte Prinz Tolarim bestimmt nichts davon wissen. Immerhin war er ihm wütend, weil er ihn mit seinem Geigenspiel gestört hatte.
"Ich wollte Euch selbstverständlich auch nicht mit meinem Geigenspiel stören", entschuldigte er sich weiter reuig und mit demütig gesenktem Kopf. "Ich dachte, ich hätte einen Hörschutz errichtet."
Prinz Tolarim erklärte ihm, dass er das schon getan hätte, nur nicht allzu gut. Ihre Zimmer wären angrenzend und sein Kopfkissen wäre innerhalb des Hörschutzes gewesen. Kosta blinzelte verblüfft und blickte erstaunt auf. Nicht deswegen, weil er einen schlechten Hörschutz gemacht hatte. Das glaubte er dem Kriegerprinzen sofort. So durcheinander wie er war, war das gut möglich. Viel verblüffender war, dass Prinz Tolarim gleich neben ihm sein Quatier hatte.

"Ihr... ihr wohnt... hier?" stockte er überrascht und blickte den Gang hinunter. Warum schlief Prinz Tolarim in dem Gang, in dem Timaris Sklaven untergebracht waren. Spielte sie ein Spiel mit ihm? Kosta erblickte Garcia. Einer der langjährigen Leibwächter von Timaris und sicherlich nicht einer der normalen Wachen, die diesen Gang bewachten. Höflich nickte Kosta dem Leibwächter zu, der wegen Prinz Tolarim hier zu sein schien.
Der Kriegerprinz schob sich derweil an ihm vorbei in sein Wohnzimmer. Vielleicht erkannte er selbst, dass es ungewöhnlich war, dass er in diesem Gang sein Zimmer hatte und wollte nicht gesehen werden. Kosta liess ihn eintreten und nach einem letzten Blick auf Garcia, der knapp nickte, schloss er die Zimmertür. Gleichzeitig machte er allerdings auch das Licht an. Nicht sehr hell. Aber genug, dass es nicht mehr so merkwürdig war, wie wenn sie zwei im Dunkeln hier wären.

"Ja, selbstverständlich, Prinz Tolarim", beteuerte Kosta auf die Frage nach dem Tuch zum Abwischen. Rasch rief er eines herbei und überreichte es dem Adeligen mit einer kleinen Verbeugung. Nicht realisierend, dass er dabei leichte Blutspuren auf dem Tuch hinterliess. Ohne hinzusehen machte er dabei einen grossen Bogen um den Brief und sein Amuelett, die Beide noch auf dem Boden lagen.
"Darf ich Euch etwas zu trinken anbieten?" fragte er höflich. "Wasser? Oder doch lieber einen Tee? Möchtet Ihr Euch setzen?" Prinz Tolarim hatte gesagt her hätte zuviel getrunken. Jetzt fragte sich Kosta, wie das bei einem Kriegerprinzen mit derart dunklen Juwelen überhaupt möglich war.
"Erenos, Prinz Tolarim. Kosta Erenos", stellte er sich bei der versteckten Frage nach seiner Identität vor und verneigte sich erneut vor dem Kriegerprinzen. "Ich bin schon über zwei Jahrhunderte Sklave von Königin Tolarim. Dabei ist es unvermeidbar sie etwas näher kennen zu lernen." Kosta lächelte herzlich, um zu zeigen, dass es etwas wunderbares war, Timaris näher zu kennen.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Mi 6. Sep 2023, 13:40

Der Mann schien überrascht, dass Kaeros seine Zimmer auch auf diesem Gang hatte.
"Ja, wir sind Zimmernachbarn. Aber erst seit ein paar Tagen und die meiste Zeit war ich davon... unterwegs", umschrieb er höflich, dass er ständig in der Stadt gewesen war, um sich zu betrinken. Es war vielleicht nicht die beste Art die Wartezeit zu verbringen, doch der Kriegerprinz wollte zumindest die wenigen Vorteile seiner juwelenlosen Zeit ausnutzen.
"Die Königin hat mir bessere Zimmer zugeteilt."
Allerdings wunderte es ihn, dass ein Diener hier lebte und so wie die Räumlichkeiten aussahen, die Kaeros nach Betreten sah, war es in etwa den seinen ebenbürtig. Ein höherrangiger Diener? Egal, es sollte ihn nicht stören solange der Krieger ihn mit seinen depressiven Geigenklängen in Zukunft in Ruhe ließ. Der Mann entzündete die Laternen in seinem Wohnzimmer und rief dann ein Tuch herbei, das er ihm mit einer Verbeugung reichte.
Kaeros ignorierte das Getue und wollte sich schon die Brust abwischen, als er die Blutspuren auf dem Tuch sah. Dann fiel ihm auch auf, dass die Finger des Mannes blutig waren.
"Eure Finger, Lord", warnte Kaeros und winkte fürs Erste ab, ob er etwas trinken wollte. Eigentlich hatte er nur die Lärmquelle beseitigen wollen und bald wieder zurück ins Bett. Jedoch nicht bevor er nicht die seltsamen Worte über Timaris erklärt bekommen hatte.
"Habt ihr euch etwa die Finger blutig gespielt?", fragte der Kriegerprinz, "Es muss euch ja schwer erwischt haben, dass ihr so drauf loslegt."
Kaeros reichte dem Mann das blutige Tuch, damit dieser sich damit lieber die Finger säubern konnte. Vielleicht benötigte er auch etwas was er gegen die wunden Fingerspitzen pressen konnte. Jedenfalls wollte sich Kaeros damit nicht die nackte Brust abwischen.
Der Mann schien seine Wunden kaum bemerkt zu haben. Er stellte sich als Kosta Erenos vor und machte einen weiteren tiefen Verbeuger. Der Name sagte Kaeros nichts, doch er wusste, dass es niemand von Haylls Hundert war.
Da erklärte Lord Erenos, dass er ein langjähriger Sklave der Königin wäre. Es wäre dabei unvermeidbar gewesen sie näher kennenzulernen. Das konnte Kaeros sich schon denken. War das auch einer ihrer Lustsklaven? Hübsch genug war er dafür ja.

Der Krieger lächelte ihn herzlich an. Dabei waren seine Augen immer noch gerötet. Kaeros wollte eigentlich nicht herausfinden was den Sklaven so aufgewühlt hatte. Es war eindeutig zu spät dafür.
"Hast du dich deswegen gewundert warum mein Zimmer hier ist?", fragte Kaeros und ging über den Mann zu dutzen sobald er seinen Stand erfahren hatte. Das war reine Gewohnheitssache.
Er schlief also Tür an Tür mit einem von Timaris' Sklaven. Früher hätte ihn das massiv in seinem Stolz verletzt, doch jetzt nahm er es einfach so hin. Vielleicht lag es auch am Restalkohol.
Außerdem hatte er durch Florien erfahren, dass Timaris' Sklaven gar nicht so übel waren. Floriens Status spielte dabei auch keine Rolle. Wobei er und sein Gefährte erwähnt hatten, dass Timaris ihn nicht beanspruchte und ihn im Grunde sein Leben leben ließ.
Nur sicherlich erstreckte sich das nicht auf all ihre Sklaven und dieser wohnte auch noch in der Nähe der Königin.
"Dann kennst du vielleicht Florien?", fragte Kaeros. Er wusste nicht wieviele Sklaven die Königin momentan besaß und ob die sich alle untereinander kannten, aber neugierig war er trotzdem. "Ich habe ihn in Hyacinthos' und Nereos' Stadthaus kennengelernt."
Dass es sich dabei um Tolarim handelte, erklärte Kaeros nicht. Er ging davon aus, dass ein Sklave von Timaris bestens mit dem Tolarim Stammbaum vertraut war. Schließlich hatte ihn dieser Kosta auch erkannt.
"Sind wir uns schonmal über den Weg gelaufen?", fragte er und wischte sich beiläufig mit der Hand über die nass glänzende Brust. Kaeros wollte seinen Bademantel herbeirufen und streckte die Hand in die Luft aus, um ihn zu ergreifen, doch wieder passierte nichts. Kaeros seufzte. Ach ja, er hatte keine Juwelen mehr. Daran musste er sich noch gewöhnen.
"Ich scheine meinen Bademantel verlegt zu haben."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » Mi 6. Sep 2023, 15:36

Kosta verstand nicht so recht, was Prinz Tolarim damit meinte, dass Timaris ihm bessere Zimmer zugeteilt hätte. Vielleicht hatte er vorher eine einfachere Kammer gehabt, weil er sie eigentlich gar nicht gebraucht hatte, da er so oft unterwegs gewesen sei, wie er sagte. Verwirrt blickte er auf seine Finger, als er darauf angesprochen wurde. Erschrocken erkannte er, dass er sich die Fingerkuppen an den Saiten geschnitten hatte. In dem Moment tat es prompt auf weh.
"Oh, ich bitte um entschuldigung, das habe ich nicht gemerkt", erklärte er sich und nahm dem Kriegerprinzen rasch das blutige Tuch aus der Hand. Im Gegenzug liess er ein neues Tuch direkt auf der Sofalehne in der nähe des Adligen erscheinen. Sachte presste er das blutige Tuch gegen seine Fingerspitzen. Er würde sie sogleich behandeln, sobald Prinz Tolarim wieder gegangen war. Denn etwas zu trinken schien er nicht haben zu wollen. Und ihm erzählen, warum Kosta so rücksichtslos Geige gespielt hatte, wollte der Krieger nicht erzählen. So senkte er nur traurig den Blick, auf die Andeutung, dass es ihn schlimm erwischt hätte. Solange Prinz Tolarim nicht konkret fragte, musste er nicht antworten. Und eigentlich noch nicht einmal dann.

"Ja, genau", nickte er sacht, als Prinz Tolarim erkannte, weswegen er über seine Unterkunft überrascht war. Froh, nicht mehr über sein Geigenspiel sprechen zu müssen. Sobald Prinz Tolarim gegangen war, konnte er sich dann auch um die blutigen Saiten kümmern, denn das Blut tat ihnen gar nicht gut und es tat Kosta weh, dass er sich nicht gleich darum kümmern konnte.
"Aber das war dumm von mir", erklärte er mit einem verlegenen Lächeln. "Es ist offensichtlich, dass Königin Tolarim Euch schlichtweg in Sicherheit wissen will und das so komfortabel wie möglich." Dieser Gang und die Region um Timaris Gemächer herum war einer der am besten gesicherten Bereiche des Palastes. Es war sicherlich nicht als Beleidigung für Prinz Tolarim gedacht, sondern als Zeichen, dass er und seine Sicherheit ihr am Herzen lagen.

"Ja, ich kenne Florien", nickte Kosta etwas verblüfft. "Er und ich sind beinahe zur gleichen Zeit zu Königin Tolarim gekommen. Er wurde ihr von ihrer Mutter etwa ein Jahr, nachdem sie mich gekauft hatte, geschenkt. Das war keine leichte Zeit für mich." Etwas, was Prinz Tolarim bestimmt nicht wissen wollte. Allmählich fragte sich Kosta, was der Kriegerprinz eigentlich bei ihm machte, wo er nichts zu trinken haben wollte und ihm scheinbar nicht mehr böse war, dass er ihn beim Schlafen gestört hatte.
"Oh, Florien ist in Draega?" rutschte ihm erfreut die Frage heraus. Kosta würde ihn und Nakarios gerne besuchen gehen, solange er nicht gebraucht wurde.

"Über den Weg gelaufen ist zuviel gesagt", klärte er Prinz Tolarim auf. "Ich habe Euch bei einigen Bällen gesehen. Das erste Mal bei dieser aussergewöhnlichen Winsol-Familienfeier in Mineva." Eneas war sehr aufgebracht gewesen, dass Timaris einen vermeintlichen Verlobten hatte. Er hatte so viel zu verkraften gehabt damals. Allem voran, was Nevander ihm angetan hatte. Dennoch hatte er es geschafft, den Tolarims dieses wundervolle Geschenk zu machen.

"Euren Bademantel?" Gütige Dunkelheit, Prinz Tolarim musste wirklich betrunken sein. Kosta wollte gar nicht wissen, was dazu alles nötig gewesen war.
"Ich fürchte, meiner wird Euch um die Schultern herum zu eng sein", entschuldigte Kosta sich reuig, ehe ihm etwas in den Sinn kam. "Ah, aber vielleicht passt euch einer meiner Schlafanzüge." Einer von diesen übergrossen, die Timaris so gerne an ihm sah. Rasch liess er zwei auf der Sofalehne zur Auswahl erscheinen. Einen aus feinster zartblauer Baumwolle und einen aus rauchgrauer Seide.
"Wenn Ihr damit vorlieb nehmen möchtet, bis Euer Bademantel gefunden wurde", offerierte Kosta dienstbeflissen. "Oder ich habe auch Tagesdecken und ich kann ein Feuer im Kamin machen, wenn Euch kalt ist." Kosta war noch immer nicht klar, was der angetrunkene Adelige bei ihm wollte.
"Möchtet Ihr Euch setzen und vielleicht doch etwas trinken", bot er erneut an. "Oder vielleicht etwas essen. Etwas salziges so nach dem vielen Alkohol?" Vielleicht war Prinz Tolarim schlichtweg zu betrunken, um genau zu wissen, was er wollte. Von Timaris wusste Kosta, dass sie nur selten die Zeit hatte, sich zu betrinken und dass es dafür viel brauchte. Entsprechend ungeübt war sie darin, betrunken zu sein. Womöglich ging es Prinz Tolarim ebenso.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Mi 6. Sep 2023, 16:47

Noch einmal entschuldigte sich der Sklave, dieses Mal für die Blutspuren am Tuch. Kaeros überging es und auch als dieser Kosta noch beschönigen wollte, dass die Königin den Kriegerprinzen bei den Sklaven untergebracht hatte, winkte dieser ab.
"Ich bin nicht gekränkt. Bessere Zimmer sind bessere Zimmer", erwiderte er. Es war zwar seltsam, dass Timaris ihn hier einquartiert hatte und er wusste nicht wie er es deuten sollte, doch deswegen würde er sich nicht beschweren. Kaeros wollte viel lieber seine Juwelen zurückhaben.
Der Krieger begann seine neugierigen Fragen zu beantworten und dass er auch Florien kennen würde. Sie wären fast zur gleichen Zeit zur Königin gekommen. Florien war ihr von Heraia geschenkt worden.
"Ah, in Mineva, richtig?", versuchte Kaeros die richtigen Schlüsse zu ziehen. Florien hatte zwar nie erzählt wie er zu Timaris gekommen war, doch durch seine - und hauptsächlich Nakarios' - Erzählungen wusste der Kriegerprinz, dass es zu der Zeit gewesen war, als Timaris in Mineva gelebt hatte. Noch vor ihrer Zeit als Territoriumskönigin.
Dann fragte der Sklave mit Freude im Tonfall, ob Florien in Draega wäre. Kaeros schüttelte den Kopf.
"Er war es. Sein Gefährte und er sind vor kurzem nach Argyla gereist, um dort ein Lazarett aufzubauen und einem Adeligen zu helfen. Sie wussten nicht wann sie zurückkommen", antwortete er. Kaeros wusste nicht, ob er Nakarios erwähnen sollte, oder überhaupt dass Florien einen Gefährten besaß, doch die Königin schien ja darüber informiert zu sein und es gutzuheißen.
Kosta erklärte ihm dann auch, dass er ihn bei einigen Bällen gesehen hätte. Dabei erwähnte er, dass er ihn auf der außergewöhnlichen Winsolfeier in Mineva das erste Mal gesehen hätte. Kaeros kratzte sich nachdenklich am Kinn.
"Ach, das." Damals war er kaum ein Jugendlicher gewesen. Er erinnerte sich an das riesige Bankett und seltsame Zusammensitzen. Vor allem erinnerte sich Kaeros an seine erste Begegnung mit Talli und wieviel sie miteinander angestellt hatten. Er konnte ein kurzes Grinsen nicht verbergen, als er den Gedanken darüber nachhing.
"Timaris' damaliger Gefährte hatte es organisiert, oder? Jeder hat ein Geschenk bekommen... wer war das noch?" Rhohea hatte ihn natürlich dazu getrieben alles über Timaris' Gefährten zu lesen, um aus deren Fehlern zu lernen. Oder so ähnlich.
"Irgendein Ivores Stallbursche." Er kam gerade nicht auf den Namen, doch er wusste natürlich über die Ivores, die schon lange den Tolarim in Mineva und anderwo dienten.
Eines musste man Timaris lassen. Sie scherte sich wenig darüber was ihre Familie über ihre Gefährtenwahl dachte und hatte keinerlei Probleme sich Männer aus niederen Ständen zu erwählen. Aaron war da nur das letzte Beispiel. Es stimmte Kaeros optimistisch, dass Timaris nicht vorhatte sich in Zukunft nach ihrer Familie zu richten. Die Königin schien keine Adeligen als Gefährten zu wollen.

Als Kaeros' Versuch scheiterte sich wenigstens einen Bademantel anzuziehen, war der Sklave gleich bemüht ihm Ersatz zu beschaffen. Vielleicht würde ihm eine seiner Schlafanzüge passen. Kaeros bezweifelte es stark, wo er die schlanke Statur des Kriegers so sah. Außerdem wollte er nun wirklich nicht dessen Schlafanzug tragen.
Was machte er hier eigentlich? Kaeros rieb sich den Nasenrücken. Stimmt, er hatte nach Timaris fragen wollen, aber wie kam er auf das Thema zurück? Inzwischen bot ihm Kosta noch weitere Dinge an. Eine Tagesdecke vielleicht oder er könnte Feuer im Kamin machen. Ob er sich nicht setzen oder etwas trinken wollte. Oder etwas essen.
Kaeros wollte schon alles ablehnen, aber bei der Erwähnung von etwas salzigem bekam er doch Hunger. "Habt ihr Brezeln oder Knabbergebäck?", fragte er und sah nichts unmögliches daran, dass er sich gerade bei dem Sklaven einquartierte. Immerhin hatte ihn der Mann auch nicht schlafen lassen.
Kaeros wischte sich mit dem neuen Tuch die Brust ab. Er sollte wohl etwas überziehen.
"Eigentlich hatte ich nicht vor lange zu bleiben..."
Der Sklave hatte eine Schale mit Salzbrezeln herbeigerufen und stellte sie auf ein Tischchen zwischen zwei der Sesseln. Kaeros wollte sich gerade dorthin begeben, als Kosta erschrocken keuchte und sich noch einmal entschuldigte. Dieses Mal dafür, dass er ihm wohl blutige Spuren am Rücken verpasst hatte. Ob er ihm den Rücken waschen dürfte.
Kaeros nickte. "Nur zu." Er setzte sich auf den gepolsterten Fußhocker vor einem der Sessel, damit der Sklave seine Arbeit erledigen konnte. Von hier konnte der Kriegerprinz ebenso aus der Schale mit Brezeln naschen.
"Kennst du dann auch Aaron?", fragte Kaeros.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » Mi 6. Sep 2023, 19:14

"Ja, genau, in Mineva", nickte Kosta mit einem zustimmenden Lächeln, wobei er nicht annahm, dass Kaeros sich an Florien und ihn aus Mineva erinnerte. Viel wahrscheinlicher war, dass Nakarios ihm so einiges erzählt hatte, den er vermutlich ebenfalls im Statthaus getroffen hatte. Kaeros hatte daraus wohl geschickt so seine Schlüsse gezogen.
"Oh, wie schade", seufzte er enttäuscht, dass er Florien und Nakarios verpasst hatte. "Die Aufgabe wird ihnen sicherlich gut tun. Das Elend des Krieges direkt mitzubekommen ist nichts für sie. Besser sie können war aufbauen und sinnvolles erschaffen." Es schien, als hätte Kaeros Nakarios wirklich ebenfalls getroffen. Nicht verwunderlich. Wo Florien war, war Nakarios ebenfalls nicht weit. So traurig es auch war, dass er die Zwei verpasst hatte, so war er doch froh, dass sie jetzt nicht in Draega weilten. Gerade Nakarios hatte ein viel zu sanftes Herz für den Krieg. Wobei sowas niemand erleben sollte.

"Genau", stimmte Kosta zu, als Prinz Tolarim sich vage daran erinnerte, dass irgendein Ivores Stallbursche Timaris' damaliger Gefährte gewesen war und das Winsolfest organisiert hatte. Eneas' Namen nannte er ihm nicht. Auch wenn er noch so gern hervorheben würde, was Eneas für eine gewaltige Arbeit geleistet hatte. Doch für einen Dienstboten und erst recht für einen Piraten war es besser, unbekannt und im Hintergrund zu bleiben. Kosta hoffte also, wenn er nun nichts weiter dazu sagte, dass Prinz Tolarim annahm, dass Kosta sich auch nicht mehr an den Namen des Ivores Stallburschen erinnerte.

Für einen Moment wirkte es besonders deutlich, dass Prinz Tolarim nicht so recht wusste, was er hier machte. Kosta hatte das Gefühl, dass der Kriegerprinz aus irgend einem Grund hier sein wollte, aber den Grund nicht ansprechen konnte. Oder, dass er vergessen hatte, was der Grund war. Wärme, etwas Kleidung, Gesellschaft oder etwas zu trinken reizte ihn nicht. Erst bei dem Angebot etwas zu essen, reagierte er und wünschte sich Brezeln oder anderes Knabbergebäck. Kosta, der regelmässig mit Piraten unterwegs gewesen war, die sich genau so regelmässig betrunken hatten, hatte einen schier unerschöpflichen Vorrat an salzigem Knabberzeug in seinem Juwelengepäck. Auch Brezeln. Lächelnd rief er sie herbei, um die Schale auf das Tischchen zwischen den Sesseln hinzustellen.
"Bleibt so lange ihr wünst, Prinz Tolarim", lächelte Kosta einladend. Davon abgesehen, dass es ihm nicht zustand, einen Adeligen rauszuwerfen, solange er nichts tat, was dem Eigentum der Königin schadete, freute sich Kosta über diesen Besuch. Über diese Ablenkung. Und er war neugierig, warum der Kriegerprinz nun doch noch am Leben war. Natürlich war ihm klar, dass er Prinz Tolarim nicht ausfragen durfte, warum er gar nicht tot war. Doch vielleicht erzählte er ja etwas von sich aus.

"Oje", entfuhr es ihm dann aber entsetzt, als Prinz Tolarim der Schüssel mit Salzbretzeln folgte und Kosta das ersta mal seinen breiten, attraktiven Rücken zu Gesicht bekam. "Es tut mir furchtbar leid. Aber ich habe Euch Euren Rücken vollgeblutet. Darf ich ihn Euch waschen?" Getrocknetes Blut konnte mit der Zeit ganz schön Jucken. Der angetrunkene Kriegerprinz nickte gelassen und erlaubte es Kosta, seinen Fehler wieder gut zu machen. Rasch rief der Krieger ein weiteres Tuch und eine Schüssel mit Wasser herbei. Sachte erwärmte er das Wasser, während er sich anmutid hinter den Adeligen kniete.
"Prinz Talash durfte ich vor ein paar Tagen kennen lernen", antwortete er freundlich. Während er sich daran machte, behutsam Prinz Tolarim den Rücken zu waschen. "Da ich nicht so oft hier im Draega bin und eine längere Zeit weg war, war er mir zuvor noch nicht bekannt. Ihr selbst seid ihm schon begegnet?" Er liess die Schlafanzüge näher schweben.
"Sie sind sehr weit geschnitten", erklärte er leise. Immerhin hatte der Kriegerprinz sich vorhin was anziehen wollen. "Königin Tolarim mag es, das an mir zu sehen. Womöglich passt Euch einer der Schlafanzüge trotzdem." Für Kosta war das nicht nötig. Prinz Tolarim war ein verführerischer Anblick.
"Und Ihr seid nun nur wieder für kurze Zeit hier, oder bleibt Ihr nun länger?" versuchte er ein Gespräch zu beginnen. Wobei er natürlich viel neugieriger war, wie es kam, dass Prinz Tolarim nicht tot war. Nun rief er ein weiches Frotiertuch herbei, um Prinz Tolarims feuchten Rücken sanft zu trocknen.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Mi 6. Sep 2023, 22:26

Der Sklave schien Florien und Nakarios auch besser zu kennen, denn er machte die Einschätzung, dass ihnen die Aufgabe in Argyla gut tun würde und das Elend des Krieges nichts für sie wäre. Kaeros stimmte dem insgeheim zu, wobei es so klang, als wäre der Krieger vor ihm aus zäherem Holz geschnitzt. Dabei wirkte der sanfte, emotionale Mann erstmal nicht so, als hätte er etwas im Krieg verloren.
Kaeros fragte nicht danach, genauso wie er auch nicht nachgehakt hatte, warum Kosta so schwermütig gespielt hatte. Das interessierte ihn auch eigentlich nicht. Nicht so sehr wie die Worte des Sklaven, dass Timaris ihn vermisst hätte. Kaeros konnte das immer noch nicht glauben. Vielleicht hatte es der Krieger auch nur aus Höflichkeit gesagt. Anderseits hatte der Mann währenddessen schluchzend um seinen Hals gehangen und nicht so gewirkt, als wären ihm höfliche Worte gerade wichtig. Es hatte echt geklungen.
Nur wusste Kaeros nichts über den Sklaven und inwiefern er ihm trauen konnte. Vielleicht ergab sich etwas in dem Gespräch. So hatte der Kriegerprinz auch nichts dagegen, dass Kosta ihm den Rücken reinigen wollte. Das gab ihm noch ein wenig Zeit, um auf Timaris zu kommen. Außerdem schmeckten die Salzbrezeln nicht schlecht. Kaeros hatte zwar gemerkt, dass er ohne seine Juwelen nicht so einen großen Hunger hatte wie sonst oft, aber das bedeutete nicht, dass er Knabbereien verschmähte.
Kosta erklärte in der Zwischenzeit, dass er Aaron vor ein paar Tagen kennen gelernt hatte, wobei er ihn höflich Prinz Talash nannte. Kaeros fand es seltsam, dass beide Sklaven einen Nachnamen hatten, doch vielleicht waren sie nicht in Sklaverei geboren, obwohl Aaron so etwas angedeutet hatte. Kosta fuhr fort, dass er nicht oft in Draega wäre und längere Zeit fort gewesen wäre.
"Begegnet? Ohne mich wäre er schon zwei- oder dreimal tot", erwiderte Kaeros, während er den Rücken gewaschen bekam. "So einigen Adelige ist es ein Dorn im Auge, dass Aaron den Gefährtenposten inne hat." Dabei sollte er diesen nur probeweise für ein paar Wochen behalten. Kaeros wusste nicht was genau dahinter steckte, würde Timaris aber gewiss nicht danach fragen und Aaron hatte auch nicht gewusst was danach aus ihm werden würde. Oder er wollte nicht darüber reden. Der Sklave war sehr zurückhaltend.
"Ich bin auch erst seit einem Mond hier, aber ja, ich habe ihn in den Wochen ein wenig kennengelernt", erzählte Kaeros. "Ich glaube, er hat sich rettungslos übernommen." Er grinste. "Aber er hat ja auch nicht wirklich eine Wahl."

Kosta versuchte ihm noch einmal seine Schlafanzüge anzudrehen und dass sie sehr weit geschnitten wären. Die Königin würde ihren Anblick mögen. Kaeros lachte leicht.
"Danke, verzichte", lehnte er ab. Er wollte nichts anziehen was die Königin ausgesucht hatte, weil sie es heiß fand. Sie schien ihre Männer eher unterwürfig und hilflos zu bevorzugen. Dazu passte es auch sie in übergroße Kleidung zu stecken und sie zu verniedlichen. Nichts was Kaeros wirklich anzog.
"Ich hatte nicht vor bei euch zu übernachten." Er schob sich noch ein paar Brezeln in den Mund. Zum Glück war der Sklave viel zu taktvoll, um seinen ungebetenen adeligen Gast wieder rauszuwerfen.
"Ich bin für länger hier", beantwortete Kaeros die Frage. Florien und Nakarios hatten ihm die wahre Geschichte entlockt, doch das war bevor die Königin ihm eingeschärft hatte sich an die neue Deckgeschichte zu halten. Der Kriegerprinz wusste nicht inwieweit dieser Kosta eingeweiht war. Wie eng war seine Verbindung zu Timaris, wenn er nicht oft in Draega war?
"Ob ich im Palast bleibe, hängt von der Königin ab oder ob sie mich woanders hinschickt. Eigentlich wollte ich an die Front in Raej, um im Krieg zu helfen." Er zuckte mit den Schultern. "Aber sie hatte andere Pläne. Leider werde ich in die nicht eingeweiht." Kaeros versuchte sich nicht den Frust anmerken zu lassen.
Er konnte nichts anderes tun, als abzuwarten wie sie sich entschied. Das hatte er also davon, dass er sie fragte wie es ihr ging.
"Weswegen ich nicht ganz glauben kann, dass sie mich tatsächlich vermisst und getrauert haben soll", griff er endlich die Worte vom Gang auf. Der Sklave hatte ihn inzwischen abgetrocknet. Kaeros streckte sich.
"Danke, das reicht."
Kaeros sollte sich wohl auf einen der Sessel setzen, doch der Fußhocker kam ihm gerade bequem genug vor und er saß ganz gut.
"Ich weiß, dass sie sich mein Vermögen unter den Nagel gerissen hat und sie war sicher bei meiner Beerdigung, aber echte Trauer? Das wäre mir neu."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » Do 7. Sep 2023, 17:52

"Da bin ich aber froh, dass Ihr so gut auf Prinz Talash achtgebt", stiess Koste erleichtert aus, als Prinz Tolarim offen davon erzählte, dass er einige Mordanschläge auf Timaris Sklaven verhindert hatte.
"Vielen herzlichen Dank dafür." Was auch immer der Dank eines Sklaven für den Kriegerprinzen wert war. Kosta war froh darum. Er kannte Aaron zwar kaum, doch das war kein Grund, ihm einen frühzeitigen Tod zu wünschen. Vorallem war er Prinz Tolarim jedoch wegen Timaris dankbar. Es war unübersehbar, dass sie Aaron mochte. Dass er ihr etwas gab, was ihr sonst niemand geben konnte. Etwas, was sie verdiente zu haben und ihr nicht von eitlen, egoistischen Adeligen genommen werden sollte.
"Soweit ich das mitbekommen habe, liess Königin Tolarim ihren Gefährten immer die Wahl", rutschte es Kosta murmelnd heraus. Er konnte nicht anders, als Timaris verteidigen zu wollen. Sie zwang doch niemanden, ihr Gefährte zu sein. Denn insgeheim wünschte auch sie sich ehrliche und erfüllende Liebe.
"Doch ich denke mir, dass die Stellung als ihr Gefährte grundsätzlich eine grosse Herausforderung ist", stimmte er zu. "Besonders seit sie Territoriumskönigin ist. Dazu braucht es viel Hingabe, Geduld, Kraft und... ja, sehr viel Hingabe." Die Anfeindungen für Eneas waren schon enorm gewesen. Damals war Timaris noch keine regierende Königin gewesen. Kosta wollte nicht wissen, was Aaron nun alles erleiden musste.

Da Prinz Tolarim die Schlafanzüge nun doch nicht wollte, liess Kosta sie kommentarlos verschwinden. Wenn der Kriegerprinz damit zufrieden war, nur in Pants hier vor ihm zu sitzen, dann hatte Kosta nichts dagegen. Er war ein schöner Anblick. Zu der Aussage, dass Prinz Tolarim nicht vorhätte, bei ihm zu übernachten, sagte er nichts. Er glaubte dem Kriegerprinzen zwar, doch er schien grad etwas unbeständig zu sein.
"Ha! Ja, ich verstehe, was ihr meint", seufzte Kosta dann aber tief empfunden und mitfühlend, als der Kriegerprinz sich Mühe gab, sich nicht darüber zu beschweren, dass er nicht endlich auf eine Mission geschickt wurde. "Es ist furchtbar, untätig herumsitzen zu müssen, während andere ihr Leben lassen, um Sion zu bekämpfen." Er wünschte sich auch, dass er schon längst wieder losgeschickt worden wäre. Zu Zucker und weg von all Schmerz hier in Draega.

"Warum denn nicht?" hielt Kosta dagegen, dass es schwer zu glauben sei, dass Timaris um ihren Cousin getrauert hätte. "Ihr gehört ihrer Familie an und die ist ihr sehr wichtig." Kosta lächelte sanft und setzte sich um, so dass er nicht mehr im Rücken des Kriegerprinzen kniete, sondern ihm schräg gegenüber auf dem Boden sass. Gelassen rief er sein Erste Hilfe Set herbei und begann seine eigenen Fingerkuppen zu verarzten. In dem Moment, wo Prinz Tolarim die Überleitung von dem Warten auf einen Einsatz hin zu seinem angeblichen Tod gemacht hatte, war ihm klar gewesen, weswegen Prinz Tolarim hier blieb. Er wollte über Timaris sprechen und darüber, wie sie zu ihm stand. Das war irgendwie süss.
"Soweit ich weiss, seid ihr Königin Tolarim kaum je begegnet", gab Kosta sanft zu bedenken und absolut bereit, dem Kriegerprinzen etwas nettes über Timaris zu sagen. "Sie zeigt Ihre Gefühle selten und selbst wenn, muss man schon sehr geübt darin sein, um zu erkennen, ob das Gefühl echt ist, oder ob sie in Wahrheit ein nur noch schmerzenderes Gefühl verstecken will." Prinz Tolarim konnte also gar nicht beurteilen, ob Timaris um ihn getrauert hatte oder nicht. Kosta hatte jedoch so eine Ahnung, dass ihm die Vorstellung gefiel, dass Timaris ob seines vermeintlichen Todes traurig gewesen war. Ein kleines Zeichen, dass er selbst wichtig für die Frau war, zu deren Gefährte man ihn hatte heranziehen wollen.

"Es war eine sehr intensive Zeit", begann er von sich aus zu erzählen. "Euer vermeintlicher Tod war so unerwartet. Ein Schock. Ein so junges, starkes Leben, so früh vorbei. Was Ihr noch alles hättet erleben und tun können. Königin Tolarim nahm sich nach Eurer Beerdigung eine Auszeit und verbrachte einige Zeit auf Eurem Landsitz. Dahin nahm sie mich mit." Kosta verschwieg, dass es kein Befehl einer Herrin an ihren Sklaven gewesen war, sondern dass er gern bei ihr geblieben war, um sie zu trösten.
"Es war aufwühlend", fuhr er sanft fort. "Sie war traurig und dann war sie wütend. Ich habe ein paar mal befürchtet, dass sie den ganzen Landsitz abfackelt und in Grund und Boden stampft. Schlussendlich blieb sie jedoch einfach nur traurig und wütend." Jetzt wo Kosta nochmals darüber nachdachte und den Kriegerprinzen überaus lebendig vor sich sitzen sah, erschien ihm die Vergangenheit in einem ganz anderen Bild. Timaris war traurig und melancholisch gewesen. Nur um von einem Tag auf den anderen sehr abrupt wütend zu werden. Überaus wütend. Eigentlich ganz ohne Grund. Es sei denn, es hatte eben doch einen Grund gegeben. Der, dass Prinz Tolarim gar nicht tot gewesen war und sie das herausgefunden hatte. Dass Prinz Tolarim seinen Tod vorgetäuscht hatte, um seinem Leben zu entkommen, anstatt Timaris um Hilfe zu bitte. Beim Feuer der Hölle, kein Wunder, war Timaris damals so wütend geworden. Doch sie hatte nichts verraten. Hatte das Gefühl verraten worden zu sein, den Schmerz der Einsamkeit ganz allein ertragen. Seine dumme, sture Königin. Immer machte sie alles allein. Es tat Kosta im Herzen weh und er konnte nur hoffen, dass seine Anwesenheit damals, sie trotzdem etwas getröstet hatte. Wenn es denn wirklich so gewesen war, wie er sich das nun vorstellte.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Do 7. Sep 2023, 19:33

Kaeros wollte wirklich nichts weiter dazu hören, was es brauchte, um Gefährte der Territoriumskönigin zu werden. Das konnte er im Schlaf runterbeten und die Worte des Sklaven hatte er oft genug gehört, in dieser oder anderen Formen.
Interessanter war eher, dass dieser Kosta wohl auch das Gefühl hatte, er würde untätig herumsitzen und dass er Sion bekämpfen wollte. Das hätte der Kriegerprinz von einem Sklaven nicht erwartet.
"Du wartest doch nicht etwa auch darauf, dass Timaris dich losschickt?", fragte er.
"Doch tue ich", seufzte Kosta. "Vielleicht wohnen wir deswegen nebeneinander. Hier werden die abgestellt, die nur noch auf den Startschuss warten. Wenigstens haben wir es hier schön gemütlich und mit allen Vorzügen ausgestattet."
Kaeros sah ihn überrascht an. Er musste ein besonderer Sklave sein, dass die Königin ihn für Missionen im Krieg einsetzte. Oder es nur versprach und dann doch nicht tat, denn der Krieger schien auch festzusetzen.
"Ich hätte nichts gegen weitere Vorzüge", bemerkte Kaeros und dachte dabei an seine Juwelen, doch deren Verlust würde er nicht vor Kosta offenbaren. Das war viel zu gefährlich, wo er den mysteriösen Sklaven nicht kannte. "In ein paar Tagen will sie noch einmal mit ihr reden."
Er versuchte den Mann lieber über Timaris' Worte auszufragen und ob sie ihn wirklich vermisst hatte, was er immer noch stark bezweifelte. Für Kosta war das nicht so verwunderlich. Schließlich würde er den Tolarims angehören und Familie wäre der Königin sehr wichtig. Der Sklave lächelte und setzte sich Kaeros gegenüber auf dem Boden, um seine wunden Fingerspitzen zu behandeln. Kaeros war es egal, wo der Sklave saß. Ungerührt aß er weiter von den Brezeln.
"Ich hab die Begegnungen vermieden so gut es ging", bestätigte Kaeros, "Obwohl mich Rhohea andauernd ihr aufdrängen wollte." Als er Jugendlicher gewesen war, hatte ihn die ältere Königin noch weniger interessiert und Kaeros war schnell sehr gut darin geworden abzuhauen oder sich zu verstecken. Besonders sobald er sein Saphir Juwel bekommen hatte.
"Rhohea ist Familie auch sehr wichtig. Heißt aber nicht, dass es etwas gutes ist", bemerkte Kaeros. Es gab einige Tolarims denen Familie und besonders die Würde und Reichtum der Familie sehr wichtig waren. Nevander war während der Ausbildung ständig über die Intaktheit und Reinheit der Familie am schwadronieren gewesen und auch Sorra hatte so ihre Experimente gemacht, um die Stärke der Familie zu steigern.

Kosta fuhr fort, dass die Königin ihre Gefühle nur selten zeigen würde. Um diese zu erkennen, müsste man sehr geübt sein.
Oder extrem eingestimmt auf ihr Blut sein, dachte Kaeros nachdenklich, doch er behielt es für sich. Eigentlich hatte er die Gefühle der Königin auch nicht entschlüsseln wollen. Er hatte bloß wissen wollen wie es ihr ging. Und nun wollte er halt wissen was sie über ihn dachte...
Anscheinend war Kosta an Timaris' Seite gewesen, während sie getrauert hätte. Sein Tod wäre so unerwartet gekommen und nach der Beerdigung hätte die Königin eine längere Auszeit genommen.
Soweit Kaeros aus den Zeitungen wusste hatte man noch mehrere Monde nach ihm gesucht, aber nach einem halben Jahr dann die Beerdigung abgehalten. Es hatte einige Artikel in den Zeitungen gegeben und Kaeros war sehr versucht gewesen wieder zurückzukommen. Es war auch für ihn keine leichte Zeit gewesen. Voller Reue und Zweifel. Schließlich hatte er es doch durchgezogen, da er zu dem Zeitpunkt schon Gefallen an seinem neuen, ungebundenen Leben gefunden hatte.
"...und sie verbrachte einige Zeit auf Eurem Landsitz. Dahin nahm sie mich mit."
Kaeros stöhnte entsetzt. "Sie war auf meinem Landsitz? Ugh, die Einrichtung dort... ich hab das alles eingerichtet, als ich grad mal, ich weiß nicht, 200 war." Hie und da hatte er später noch was geändert, aber eigentlich nur noch mehr pompöse und erotische Sachen hinzugefügt. Vielleicht hatte er es schlimmer in Erinnerung als es eigentlich war.
"Das war mehr ein Ort, um irgendwelche Feste zu halten oder Liebhaberinnen mitzunehmen", erklärte Kaeros. Sicher nicht für eine traurende Königin.
"Sie war wirklich traurig?", fragte Kaeros skeptisch nach. Er hatte geglaubt, sie wäre froh, dass sie nicht weiter mit ihrem zukünftigen Gefährten belästigt wurde.
Kosta bemerkte, dass die Königin irgendwann sehr wütend geworden wäre und beinahe den Landsitz abgefackelt hätte.
"Wäre vielleicht besser gewesen. Aber ich hoffe, ich bekomme mein Anwesen nochmal zu Gesicht. Sie wollte nicht mehr über mein Vermögen reden", erwiderte der Kriegerprinz. "Ich dachte, Florien und Nakarios könnten mir später bei einer neuen Einrichtung helfen. Sie scheinen davon weit mehr zu verstehen als ich."
Kaeros hielt inne. "Sie hat dort wirklich gewohnt? Dann.. ugh, sie hat die ganzen Bilder gesehen oder?" Er hatte mehrere Gemälde gekauft und auch beauftragt von heißen Hayllierinnen in noch heißeren Positionen. Er hatte dafür sorgen wollen, dass der Landsitz ein Wohnort rein für einen abenteuerlichen Junggesellen war und seine Mutter oder Großmutter sich dort nicht wohlfühlten.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » Do 7. Sep 2023, 20:50

"Doch tue ich", seufzte Kosta. Natürlich wartete er und es war zermürbend, dass er nicht gleich losstürmen durfte. "Vielleicht wohnen wir deswegen nebeneinander. Hier werden die abgestellt, die nur noch auf den Startschuss warten. Wenigstens haben wir es hier schön gemütlich und mit allen Vorzügen ausgestattet." Es war nicht weiter verwunderlich, dass Prinz Tolarim überrascht war, dass er ebenfalls in den Krieg ziehen wollte. Kaum jemand glaubte ihm seine Geschichten. Gerade eben in Raej war es wieder besonders deutlich gewesen. Kosta ignorierte die Überraschung und zog stattdessen fragend die Augenbrauen hoch, als der Kriegerprinz sich weitere Vorzüge wünschte. Er fragte sich, woran Prinz Tolarim dabei dachte.
"In ein paar Tagen schon?" beneidete Kosta den Kriegerprinzen. "Ich fürchte, da werde ich noch einiges länger warten müssen." Nun wo Prinz Malateste wieder zurück war und Timaris sich auch um ihre Vergiftung kümmern musste, würde sein Einsatz wohl kaum erste Priorität haben.

Offen gab Prinz Tolarim zu, dass er Timaris tatsächlich kaum je getroffen hatte und leider hatte er wohl keine guten Beispiele, was Familienbande bedeuten konnte und was Timaris bereit war, für ihre Familie zu tun. Positives zu tun. Kosta konnte nicht widerstehen seine Königin zu verteidigen. Oder dem Kriegerprinzen etwas Trost zu bringen, indem er ihm versicherte, dass sein Verlust durchaus bedauert worden war. Das schien das zu sein, was Prinz Tolarim eigentlich hören wollte. Was er jedoch weniger hatte hören wollen war, dass Timaris auf seinem Landsitz gewesen sei.
"Ach, so schlimm ist die Einrichtung gar nicht", schmunzelte Kosta. "Auch wenn Euer Frauengeschmack ziemlich deutlich gemacht wurde. Ihr seid Euch schön treu geblieben. Ich habe schon ganz andere sündig, sinnliche Einrichtungen gesehen und ich glaube, für Königin Tolarim war es nicht abschreckend. Viel eher schien sie die Gelegenheit zu schätzen, Euch näher kennen zu lernen, ganz ohne Verstellung und höfische Masken. Nun ja, davon abgesehen, dass ihr tot ward." Oder eben auch nicht. Behutsam tupfte er seine Fingerspitzen mit einem Desinfektionsmittel ab, ehe er sie mit einer dicken Schicht Heilsalbe einrieb.

"Ja, Prinz Tolarim, sie war ehrlich traurig", nickte Kosta ernst und wehmütig bei der Erinnerung daran. "Weil Euer Leben so schnell vorbei war . Weil sie Euch nie wirklich hatte kennenlernen können. Der Druck der von der Familie auch auf sie ausgeübt worden ist, hat verhindert, dass ihr euch hätten unbefangen treffen und kennenlernen können. Das bedauerte sie. Und egal, was andere Tolarimmitglieder in der Wichtigkeit der Familie sehen, Königin Tolarim ist anders. Sie ist... einzigartig. Sie ist eine Königin. Sie ist beschützt. Das liegt ihr tief im Blut verwurzelt." Und es war ihr eine Herzensangelegenheit. Doch Kosta hatte schon so viel zu viel Intimes gesagt.

"Nun, vielleicht hat sie all Euer Vermögen verbraucht, um harten Fusel zu kaufen, mit dem sie sich betrinken konnte", schlug Kosta scherzhaft vor, warum Timaris Prinz Tolarim sein Geld nicht hatte zurück geben wollte. "Doch Euer Landsitz steht noch, ist noch immer in ihrem Besitz und obwohl sie sehr wütend war, war sie sehr zielstrebig darin, all Euren Besitz in Verwahrung zu nehmen." Kosta hatte damals gedacht, dass sie sich hatte beschäftigen wollen. Doch jetzt fragte er, ob es einen ganz anderen Grund gehabt hatte.
"Oh, das ist nun wirklich wagemutig", lachte Kosta, als Prinz Tolarim sich überlegte, den Landsitz von Nakarios unf Florien einrichten zu lassen. Es war das erste Mal, dass er Nakarios erwähnte.
"Ich hoffe, Ihr mögt pinken Plüsch, wenn ihr Nakarios beauftragt", warte er grinsend. "Ansonsten dürft ihr ihm nicht zu freie Hand lassen." Wobei Nakarios mittlwerweile ganz gut seinen eigenen Geschmack zurück stecken und sich auf den seiner Kunden einfühlen konnte.
"Ja, Königin Tolarim hat da gewohnt und die ganzen Bilder gesehen", konnte Kosta nicht verheimlichen. "Sie meinte, dass Ihr, wenn auch sehr einseitig, etwas von Kunst zu verstehen scheintet. Die Bilder wären von guten Malern gemalt worden. Sie war nur etwas überrascht, dass ihr keine Gemälde von Prinz Hyacinthos Tolarim habt. Ausserdem würden noch einige sinnliche Statuen fehlen, um das ganze abzurunden. Ganz zu schweigen von den entsprechenden Möbelstücken und den Spielzeugen. Und kein Geheimzimmer für die wirklich sündigen Sachen." Kosta lächelte sich erinnern. "Sie meinte es böte viel Potential." Wahrscheinlich für einen Sündenpalast oder ähnliches.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Fr 8. Sep 2023, 09:34

Der Krieger schmunzelte und meinte, dass die Einrichtung nicht so schlimm wäre, wobei sein Frauengeschmack ziemlich deutlich geworden wäre. Kaeros ächzte peinlich betreten. Auch das noch. Die Königin musste die Bilder ja gesehen haben und wusste ganz genau auf welchen Frauentyp er so stand. Sie kam dem sehr nahe und bei ihrer Audienz war es ihr voll bewusst gewesen. Wieso hatte sie nicht gesagt, dass sie auf seinem Landsitz gewesen war? Aber es sollte Kaeros nicht wundern. Welcher Adelige spielte schon mit offenen Karten?
Kosta fuhr fort, dass es Königin Tolarim nicht abgeschreckt hätte und sie die Gelegenheit wahrgenommen hätte ihn näher kennenzulernen. Während der Krieger seine Fingerspitzen mit Salbe einrieb, dachte Kaeros über die Worte nach. Ob sie es bereut hatte ihn nie kennengelernt zu haben? Er wusste durch Rhohea, dass er nicht der einzige gewesen war, der diese Treffen zwischen ihnen abgelehnt hatte.
Nun fragte sich auch Kaeros, ob er etwas verpasst hatte die Königin nie richtig kennengelernt zu haben. Wobei er auf die Verbindung ihres Blutes hätte verzichten können. Es machte alles so viel komplizierter. Oder einfacher, je nachdem wie man es sah.
Kosta beteuerte ernst, dass die Königin wirklich traurig über seinen Tod gewesen wäre und dass sie tatsächlich bedauert hätte ihn nie kennengelernt zu haben. Sie hätte diesen Druck der Familie ebenfalls verspürt, der verhindert hätte, dass sie sich unbefangen trafen. Dann bemerkte Kosta inbrünstig, dass Königin Tolarim Familie wirklich wichtig wäre und sie wäre anders als die anderen. Einzigartig.
Kaeros wusste noch nicht, ob der Sklave recht hatte oder einfach seine Herrin stark verehrte.
"Sie hat ja nun Gelegenheit mich kennenzulernen", sagte er und konnte gerade noch zurückhalten, dass er es hoffte. Wie ging es ihr wirklich? Sie hatte ihm gesagt, er hätte etwas übersehen. Dass sie immer noch unter dem Attentat litt? Kaeros wusste, dass sowohl ihre persönliche Heilerin als auch Sorra bei ihr gewesen waren. Das konnte das Verarzten einer Wunde bedeuten, doch auch über Wochen nach dem Urlaub? Und bei Sorra... da konnte es auch Gift sein. Irgendeines, das seltsamerweise die Fähigkeiten der Schwarzen Witwe überstieg. Kaeros bekam ein ganz schlechtes Gefühl und der Restalkohol verflüchtigte sich weiter. Vielleicht lag das auch an den Brezeln.

Kosta schlug vor, dass die Königin sein Vermögen vielleicht verbraucht hätte, um sich harten Fusel zu besorgen. Der Kriegerprinz lachte leicht.
"Dann würde sie meine Tradition fortsetzen." Nicht, dass er ein großer Trinker wäre. Mit seinen dunklen Juwelen schaffte er das sowieso nicht und so hatte er es meist aufgegeben, genoss aber gerne den ein oder anderen leckeren Wein oder Cocktail.
Die letzten Tage Trinken waren eine Ausnahme.
Kosta erklärte, dass sein Landsitz aber noch stehen würde und die Königin hätte auch sein Vermögen und Besitz verwaltet.
"Wieviel auch immer das ist. Ich hatte einen Berater dafür. Hmm.. Lord Skopas. Ich habe aber nicht immer getan was er mir geraten hat und sehr viele unterschiedliche Investitionen getätigt. Gerade das was beliebt war oder worüber ich auf irgendwelchen Parties gehört hatte." Eigene Sklaven hatte er zum Glück nicht mehr. Schon lange vor seinem getäuschten Ableben hatte er den Rest verkauft, weil es ihm zu aufwendig geworden war.
"Naja, ich bezweifle, dass ihr meine Gießerei für hübsche Gartentore oder meine Hutfabrik von Nutzen gewesen wäre.." Kaeros zuckte mit den Schultern. Und er hatte sicher auch noch etwas vergessen. Es hatte ihn auch nie wirklich interessiert sich großartig mit seinen Finanzen zu beschäftigen. Dafür waren andere zuständig.
Genauso wie er jemanden beauftragen wollte seinen Landsitz neu einzurichten. Natürlich dachte er dabei an Nakarios und Florien. Kosta lachte und meinte, das wäre wagemutig.
"Ich hoffe, Ihr mögt pinken Plüsch, wenn ihr Nakarios beauftragt. Ansonsten dürft ihr ihm nicht zu freie Hand lassen", warnte ihn der Krieger amüsiert. Kaeros grinste zurück.
"Ich habe keine Angst vor pinken Plüsch, aber Florien sollte schon dafür sorgen, dass es in einem passenden Rahmen bleiben", entgegnete er und offenbarte damit, dass er die beiden gut genug kannte, um deren Dynamik zu verstehen. "Falls ich das Haus je wiederbekomme."
Je nachdem wie die nächsten Begegnungen mit Timaris verlaufen würden.
Kosta bestätigte, dass die Königin wirklich in seinem Landsitz gewohnt hatte und damit auch alle Bilder gesehen hätte. Er würde etwas von Kunst verstehen. Kaeros lachte.
"Das hat sie gesagt? Ich habe einfach das gekauft, dass ich heiß fand", gab er zu. Es hatte nicht viel anderer Sinn dahinter gestanden. "Oh, Hyacinthos wollte ich damit nicht belästigen. Ich habe in meinen Gemächern bei Rhohea zwei Bilder von ihm." Die hatte Kaeros mal geschenkt bekommen.
Anscheinend hatte Timaris auch weitere Vorschläge für seine Einrichtung gehabt. Sinnliche Statuen und Möbelstücke. Sündige Spielzimmer und es hätte kein Geheimzimmer gegeben.
Kaeros hob abwehrend seine Faust, die noch ein paar Brezeln umschlossen. "He, sie hat doch wohl nicht was umgeräumt? Außerdem find ichs im Nachhinein sündig genug. Meine Gäste haben sich jedenfalls nie beschwert." Er grinste und aß dann die Brezeln.
"Ich weiß nicht, ob sie und ich die gleichen Vorlieben haben." Zwar hatte Kaeros vieles ausprobiert und war Experimenten nicht abgeneigt, ansonsten wäre er nicht in Nakarios' und Floriens Bett gelandet, doch er war nicht der Typ, der sich festlegte und er konnte nicht sagen, dass er sich oft in eine Lack und Leder Kluft werfen wollte, um ausgedehnte Spielchen abzuhalten. Dazu war er zu impulsiv.
"Momentan ist mir das ohnehin nicht möglich." Kaeros bremste sich. Darüber wollte er nicht zu viel sagen.
"Eigentlich wollte ich schon längst in Raej sein, um dort Sions Armee das Fürchten zu lehren, aber die Königin sieht das anders.. ich glaube nicht, dass sie mich gehen lässt und mittlerweile..", wechselte er das Thema. Der Kriegerprinz zuckte mit den Schultern.
"Ich wollte in ihre Leibgarde, aber sie hat Zweifel daran."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » Sa 9. Sep 2023, 12:11

Verstohlen musterte Kosta Prinz Tolarim, als dieser meinte, dass Timaris nun die Gelegenheit hatte, ihn kennen zu lernen. Dabei schien der Kriegerprinz völlig ausser acht zu lassen, dass die Königin sich im Krieg befand und keine Zeit fürs Freundschaften schliessen hatte. Ganz davon abgesehen, dass sie schlimm vergiftet war. Das konnte Prinz Tolarim nicht wissen. Dennoch musste ihm klar sein, dass Timaris nun keine Zeit hatte, mit ihm Dinge zu unternehmen. Aber vielleicht wünschte es sich der Kriegerprinz nur einfach, dass Timaris ihn kennenlernte. Nun, wo er nicht mehr vor ihr floh und sich scheinbar über den Druck der Familie hinweg gesetzt hatte.
Unwillkürlich fragte Kosta sich, ob Prinz Tolarims Blut zu dem von Timaris sang. Ganz abgesehen davon, was Heraia Tolarim und Rhohea Tolarim sich ausmalten und wünschten. Die zwei waren nun einmal Königin und Kriegerprinz und Kriegerprinzen zog es zu den Königinnen. Sie brauchten sie für ihr eigenes Seelenheil. Das hiess nicht, dass Timaris und Prinz Tolarim nun zueinander gehörten. Doch die Möglichkeit bestand.

"Es ist kein Fusel, hat aber auch so seine Härte", erklärte Kosta, nachdem er eine unangeschriebene Flasche mit dunkelgoldener Flüssigkeit herbeigerufen hatte. Er liess noch zwei Gläser erscheinen und schenkte ihnen beiden je etwas köstlichen Rum ein. Kaeros hatte zwar nichts um etwas zu trinken gebeten, doch wo er schon lachte, dass Timaris seine Tradition fortführte harten Fusel zu kaufen, da gehörte etwas harter Alkohol dazu. Schon nur, damit die Brezeln besser schmeckten.

"Früher vielleicht nicht", stimmte Kosta zu, dass eine Giesserei für hübsche Gartentore Timaris nicht das grosse Geld gebracht hätten. "Doch nun mit dem Krieg wird die Giesserei bestimmt hohe Gewinne abwerfen und ich denke auch die Hutfabrik wird gut genutzt werden." Sie würde nun vielleicht nun nicht mehr nur Hüte produzieren, sondern allgemein Kleidung oder Stiefel für die Soldaten. Kosta wunderte sich etwas über den Kriegerprinzen. Einerseits schien er klug und aufmerksam zu sein. Er bekam mit, was in Mode war und reagierte darauf. Doch dann schien er wieder so unbedarft und oder denkfaul zu sein und wusste nicht was er mit dem anfangen sollte, was er hatte. Wie als wäre nur das Beobachten und Zuhören wirklich spannend für ihn und nicht das, was man aus den Informationen heraus machen konnte.
Prinz Tolarim schien auch genügend Zeit mit Florien und Nakarios verbracht zu haben, um deren Dynamik zu verstehen. Es war schade, dass Kosta die beiden verpasst hatte. Er hätte sie gerne getroffen. Jetzt sogar noch mehr, um etwas von ihnen über Prinz Tolarim zu erfahren. Wie ihr Treffen mit ihm wohl verlaufen war. Es war grad schwer vorzustellen.

Der Kriegerprinz wollte jedoch nicht weiter über Nakarios und Florien sprechen, sondern über das, weswegen er überhaupt erst in Kostas Gemächer eingedrungen war. Über Timaris und wie sie über ihn dachte. Kosta erzählte ihm bereitwillig davon, soweit es ging. Dabei nippte er ab und an am Rum und gönnte sich zwischendruch als Kontrast eine Brezel. Wirklich Hunger hatte er nicht. Auch wenn er sich nicht erinnern konnte, wann er das letzte Mal ordentlich gegessen hatte. Nun, wo er seine Finger versorgt hatte, rief er seine Geige herbei, um sie von seinem Blut zu reinigen. Den leichten Hauch von Salzwasser und Schiesspulver nahm er dabei gar nicht war. Er konzentrierte sich auf das Gespräch mit dem Kriegerprinzen und lächelte sacht, als dieser seinen Landsitz als sündig genug bezeichnete. Er hatte ja keine Ahnung.
"Ich habe jedoch nicht mitbekommen, dass Königin Tolarim an Eurem Landsitz irgendwelche Veränderungen vorgenommen hat", beruhigte er den Kriegerprinzen. Allerdings wusste er nicht, wieviel seine Aussage wert war. Immerhin konnte sie etwas getan haben, nachdem er wieder gegangen war. Kosta war nicht immer bei ihr.

"Die gleichen Vorlieben zu haben wäre vielleicht gar nicht so gut", gab Kosta sanft zu bedenken. "Sie ergänzende Vorlieben zu haben ist sicherlich vorteilhafter und harmonischer." Dafür, dass der Kriegerprinz Jahrhunderte lang einen grossen Bogen um Timaris gemacht hatten, sprachen sie gerade erstaunlich sehr so, als wären die Beiden nun entgültig verlobt. Als würde Prinz Tolarim in ein paar Tagen tatsächlich als ihr Gefährte an ihrer Seite sein. Dann war es wohl wirklich besser, wenn er nicht auch die Vorliebe hatte, beim Sex der dominante Part zu sein.

Als schien Prinz Tolarim ebenfalls zu merken, dass das Gespräch stark in die Richtung ging, wie es für ihn wäre Timaris Gefährte zu sein, wehrte er rasch ab, dass es ihm momentan ohnehin nicht möglich wäre. Abrupt wechselte er das Thema und dass er in den Krieg ziehen wollte. Nur, um dann doch wieder bei Timaris zu landen.
"Es ist sehr gefährlich für Kriegerprinzen an der Front", versuchte er Kriegerprinzen zu trösten. "Egal wie mächtig sie sind." Das schien auch Prinz Tolarim schon gehört zu haben, denn er fürchtete, dass Timaris ihn nicht lassen würde. Zudem wäre mittlerweile etwas, was er dann aber doch nicht aussprach, sondern nur mit den Schultern zuckte. Dafür gestand er Kosta, dass er in die Leibgarde der Königin gewollt hätte. Nur hätte sie ihre Zweifel daran.
"Tatsächlich?" entfuhr es Kosta überrascht. "Ihr habt doch mehrere ausgezeichnete Ausbildungen erhalten und gehörtet stets zu den Besten." Prinz Tolarim wäre sicherlich eine wertvolle Bereicherung für Timaris Leibwache.
"Ah, nein, wobei, ich verstehe", erkannte er, nachdem er kurz reflektiert hatte. "Königin Tolarim nimmt sich normalerweise jahrelang Zeit, die Personen kennenzulernen, die ihr in der Leibwache dienen. Bei ihrem Hauptmann der Wache waren es sogar Jahrhunderte. Ihre Geschichte mit Prinz Malateste began schon lange, bevor sie ihren eigenen Hof hatte. Sie haben eine so starke Verbindung, dass er bereits ihr insgeheimer Hauptmann der Wache war, noch bevor sie ihr Blutdreieck offiziell ernannte. Euch hingegen hat sie kaum je getroffen." Natürlich hatte sie da noch etwas Zweifel.
"Und wie es scheint, habt ihr auch so Eure Zweifel daran", wagte Kosta anzusprechen, dass Prinz Tolarim sich selbst lange von der Königin fern gehalten hat. "Vielleicht spürt sie diese. Vielleicht will sie Euch die Möglichkeit geben, Euch zurück zu ziehen, bevor Ihr an sie gebunden seid und nicht mehr los kommt."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Sa 9. Sep 2023, 16:59

Kosta klärte ihn darüber auf, dass eine Gießerei im Krieg sicher hohe Gewinne abwerfen würde und auch die Hutfabrik würde bestimmt gut genutzt werden. Für Kaeros' Finzanzen waren dies gute Nachrichten, doch er hätte lieber darauf verzichtet. Er hatte nicht einmal daran gedacht sich an dem Krieg zu bereichern.
Kurz fragte sich der Kriegerprinz wer noch vom Krieg profitieren würde und ob davon einige hier im Palast waren. Es waren unschöne Gedanken und viel zu spät in der Nacht dafür. Lieber fragte Kaeros den Krieger vor ihm über seine Herrin aus und was sie von dem Landsitz gehalten hatte. Kosta gab ihm bereitwillig Auskunft und wollte zum Glück nicht wissen wieso Kaeros all diese Fragen stellte. Er hätte darauf keine Antwort gewusst, nur dass er seinem Bauchgefühl folgte. Die wenigen Begegnungen mit Timaris hatten ihm klar gemacht, dass er trotz all seiner erzwungenen Vorbereitung auf sie wenig echtes über sie wusste.
Dabei sollte es ihm egal sein. Er hatte Jahrzehnte genug über sie gehört. So viel, dass ihn allein schon die Erwähnung ihres Namens hatte reißaus nehmen lassen. Wieso konnte er dann trotzdem nicht davon lassen?
Kosta bemerkte, dass es nicht gut wäre die gleichen Vorlieben zu haben und ergänzende Vorlieben wären sicherlich harmonischer. Der junge Kriegerprinz zuckte mit den Schultern. Das mochte gut sein, doch so genau wollte er darüber lieber nicht nachdenken, ob sie sich ergänzten oder nicht. Er hatte daran kein Interesse. Nur weil sein Blut ihn drängte sie zu beschützen, musste er nicht mit ihr zusammenleben wollen.
Lieber wäre Kaeros gewesen, wenn mehr Distanz zwischen ihnen gewesen wäre. Gleich mehrere Territorien. Es wäre sicherlich leichter gewesen an der Front zu kämpfen.
Doch Kosta warnte ihn, dass es gefährlich für Kriegerprinzen wäre.
"Ja, das hat die Königin mir auch gesagt", gab Kaeros zu, obwohl er die Warnung gerne ignorieren würde. "Sion soll sie angeblich auch gefangen nehmen und irgendwie verändern." Aber ihn hätten sie sicher nicht geschnappt. Er hätte sie vorher alle umgebracht.
Doch der Wunsch an die Front zu reisen war in den letzten Wochen schwächer geworden je mehr seine Sorge um Timaris gestiegen war. Aber das konnte er dem Krieger nicht sagen.

Kosta war inzwischen dazu übergegangen seine Geige zu säubern. Sie roch irgendwie nach Meer und Schießpulver. Kaeros musste dabei an die See denken und seine letzte Schiffsfahrt. Er hatte es gemocht in der Marine zu sein, doch es hatte ihn auch oft unruhig gemacht auf einem Schiff festzusetzen. Besonders bei Windflaute.
Nicht dass er nun viel ruhiger im Palast war. Warten passte ihm nicht.
Der Krieger wunderte sich zunächst, dass die Königin ihn nicht sofort als Leibwächter angenommen hätte, wo er so viele Ausbildungen erhalten hätte und zu den Besten gehörte. Kaeros fragte sich kurz, woher Kosta das alles wusste und ob er ihm bloß schmeicheln wollte.
"Ah, nein, wobei, ich verstehe. Königin Tolarim nimmt sich normalerweise jahrelang Zeit, die Personen kennenzulernen, die ihr in der Leibwache dienen", wandte dann Kosta selbst ein.
"Ich hoffe, es ist weniger als Jahre." Die Königin hatte ihm Tage versprochen. Aber würde sie es auch einhalten oder war es bloß eine Täuschung gewesen auf die er reingefallen war?
Kosta begann über Prinz Malateste zu sprechen zu dem die Königin eine starke Bindung hätte. Dagegen hätte sie Kaeros kaum getroffen.
"Ich wollte sie nicht treffen", wehrte der Kriegerprinz ab. "Ich war damals nah genug, um zu wissen was wir füreinander sind. Sein können." Er schüttelte matt den Kopf. "Ich habe nicht darum gebeten, dass mir das aufgebürdet wird.."
Der Sklave glaubte, dass Kaeros auch Zweifel hätte und vielleicht würde ihm die Königin die Möglichkeit geben sich zurückzuziehen bevor er nicht mehr von ihr wegkäme. Kaeros lachte leicht.
"Ja, ähnliches hat sie mir auch schon mehrmals angedroht und prophezeiht." Sie musste sehr von der Stärke dieser Bindung oder von ihrer eigenen Wirkung überzeugt sein. Dummerweise hatte Timaris gar nicht so unrecht. Es war schwer sich ihr zu entziehen, wenn man sie erst einmal getroffen hatte.
"Und sie hat mir die Möglichkeit genommen. Ich sitze hier fest." Ohne seine Juwelen würde er sicher nicht gehen. "Einen meiner Aufpasser hast du ja bereits gesehen." Kaeros wies zur Türe. "Ich nehme an, dass Garcia nur nicht mit in deine Zimmer geplatzt ist - wie überall sonst - weil du ein enger Vertrauter der Königin bist. Über jeden Zweifel erhaben."
Garcia hatte genau gesehen wie Kaeros die Räume betreten hatte und er musste auch die Umarmung des Sklaven mitbekommen haben. Kaeros war immer noch im Zimmer und es war längst nicht mehr nur ein flüchtiges Gespräch. Da Garcia noch nicht längst das Zimmer gestürmt hatte, musste es bedeuten, dass die Königin ihrem Sklaven vertraute.
Großartig, er war viel zu scharfsinnig für diese Uhrzeit. Er hatte doch nicht genauer darüber nachdenken wollen. Denn das Betrinken half auch, dass er sich nicht nachts vorm Anschlafen stundenlang hin- und herwälzte und mit Fragen über Timaris plagte.
Kaeros griff nach dem Rum, den Kosta bereitgestellt hatte und nahm einen großzügigen Schluck.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » Sa 9. Sep 2023, 17:53

"Er verabreicht Ihnen Schwarztraum", erklärte Kosta unumwunden, was Sion mit Kriegerprinzen anstellte. "Es ist eine besondere Art von Droge. Sie macht die Kriegerprinzen zu lebenden Toten. Durch das Schwarztraum werden sie kontrollierbar. Ihr Territorialverhalten wird gedämpft und sie brauchen keine Königin, um ihre Ruhe zu finden. Kurz gesagt, es ist eine Kastration. Es ist ein scheussliches Zeug und macht schnell hochgradig abhängig." Kosta schüttelte sich. Prinz Malateste, Prinz Amaya, sie hatten es noch halbwegs geschafft, gegen die Droge anzukämpfen. Doch selbst da hatte Kosta gespürt, wie es die Männer verstümmelt hatte. Mit traurigem Blick schaute er zu dem lebensfreudigem Tolarim. Es wäre so grausam, wenn er auch so etwas erleben müsste.

Kosta erzählte davon, wie Timaris sonst Männer in ihre Leibwache aufnahm. Dass sie sich die Zeit nahm, sie kennen zu lernen. Manchmal über Jahre hinweg. Oder in Prinz Malatestes Fall sogar Jahrhunderte. Im Gegenzug erzählte Prinz Tolarim davon, dass er die Königin gar nicht hätte treffen wollen. Er wäre ihr nah genug gekommen, um zu wissen, was sie füreinander sein könnten. Kosta stockte. Was für eine seltsame Formulierung. Nachdenklich blickte Kosta zu dem Kriegerprinzen, der leicht lachte, dass Timaris ihm das auch schon mehrmals angedroht und prophezeiht hätte.
"Euer Blut singt zu dem ihrigen", stellte Kosta fest. Doch da war noch mehr. Die Formulierung des Adeligen, dass er wisse, was sie füreinander sein könnten. Das klang nach mehr, als nur einfach dem Ruf des Blutes. War damit etwa das gemeint, was die Tolarimfamilie den Beiden ohnehin schon lange aufzwingen wollte? Dass Prinz Tolarim Timaris Gefährte sein könnte. Es klang nach einem grausamen Scherz der Dunkelheit. Behutsam legte Kosta seine gereinigte Geige in den Geigenkasten, verschloss ihn und liess ihn verschwinden.

"Ein wilder Kriegerprinz mit Eurer Ausbildung liesse sich wohl kaum von einem Leibwächter davon abhalten von hier fortzugehen, wenn er sich nicht eigentlich davon abhalten lassen wollte?" fragte Kosta mit einem sanften Schmunzeln. Kosta nickte noch dazu, dass ihm Garcia aufgefallen war und öffnete bereits den Mund, um etwas dazu zu sagen, als Prinz Tolarim in ihm ein enger Vertrauter der Königin vermutete. Über jeden Zweifel erhaben. Kosta zuckte zusammen und schloss den Mund. Bis vor vier Tagen hätte das noch gestimmt. Obwohl, nein, schon kurze Zeit nachdem er Eneas kennen gelernt hatte, als er mit ihm für einige Tage aus Mineva geflohen war, als er sich immer wieder für Eneas Timaris Befehlen wiedersetzt hatte, hatte er gewusst, dass seine Treue für seine Königin und Herrin nicht über jeden Zweifel erhaben war. Etwas, was Timaris allerdings auch wusste. Dennoch, bis vor vier Tagen, hatte Kosta nicht gewusst, dass er sie allein sterben lassen würde, nur um von Eneas angekettet sein zu dürfen.

"Auch mein Blut singt zu dem von Königin Tolarim", gab er wehmütig zu. Für den Moment blickte er an Prinz Tolarim vorbei ins nichts. Seine Augen spiegelten den tiefen Schmerz und die Zerrissenheit in ihm wieder.
"Stark genug, dass, wäre ihr ein freier Adeliger, als einer der Ersten in ihrem Ersten Kreis dienen könnte", führte er abwesend aus, gab sich dann aber Mühe, sich zusammen zu reissen. Ein Schluck von dem köstlichen Rum half.
"Es ist nicht immer leicht, wenn das Blut derart stark singt", stimmte er zu. "Darf ich fragen, wo Ihr hingehörtet, wenn ihr dem Ruf folgtet, Prinz Tolarim?"
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Sa 9. Sep 2023, 18:52

Es war überraschend, dass Kosta weit mehr über die Gefahren wusste, die Kriegerprinzen drohten. Als Timaris mit Kaeros darüber geredet hatte, hatte sie nur Andeutungen gemacht, dass Sion Kriegerprinzen veränderte und nichts genaues darüber gesagt. Hatte sie es vor ihm geheim gehalten? Und wieso war ein Sklave so dermaßen gut informiert? Die Königin hatte Kaeros gesagt, dass sie einen anderen Kriegerprinzen losgeschickt hätte, um mehr darüber herauszufinden. Vermutlich hatte sie nicht die ganze Wahrheit gesagt. Und die Involvierung einer ihrer Sklaven war definitiv nicht dabei gewesen.
Kosta erzählte, dass es eine Droge namens Schwarztraum wäre mit der man Kriegerprinzen kontrollierbar machen würde. Sie bräuchten dann keine Königin. Einzig diese Worte weckte Kaeros Faszination kurz, doch der Rest der Beschreibung klang viel zu gräßlich.
"Woher weiß ausgerechnet ein Sklave so viel darüber?", hakte Kaeros nach.
Der Krieger sah ihn verwundert an und schmunzelte dann. "Nicht ein Sklave. Königin Timaris Tolarims Sklave. Ihr habt doch Florien bereits kennen gelernt. Ist es da so verwunderlich, dass auch ich meine Freiheiten habe?"
Kaeros klopfte sich ein paar Brezelkrümel von der nackten Brust. "Schätze, da hast du recht." Was ihn daran erinnerte, dass Florien sehr bissig und provozierend gewesen war, als Kaeros ihn als Lustsklave angeredet hatte.
"Ich meine.. ihr habt recht", verbesserte sich der Kriegerprinz. "Es sei denn, ihr wollt mich dutzen", bot er an. "Ich weiß, es ist für den Hof nicht schicklich, aber ich habe es mir angewöhnt in.. in den letzten Jahren." Er wollte nicht zu viel über sein Fortbleiben sagen.
Wobei er langsam den Verdacht erhielt, dass die Königin dem Krieger stark vertraute und ihn wohl auch in viele Dinge einweihte. Sicher wusste Kosta mehr als er sagte.

Er begriff dann auch, dass Kaeros' Blut zu dem der Königin sang. Der Kriegerprinz seufzte tief und nickte.
"Ich habe es schon gewusst, als ich ihr mal als Jugendlicher begegnet bin... also sie gesehen habe, aus der Ferne. Und dann das letzte Mal auf ihrem Krönungsball..." Wenig später hatte er seinen Tod vorgetäuscht.
Kosta vermutete, dass Kaeros sich sicher nicht von einem Leibwächter davon abhalten lassen würde zu gehen und glaubte, dass dies bedeuten würde, dass Kaeros in Wahrheit hierbleiben wollte.
"Es gibt noch andere Methoden einen an seiner Seite zu behalten", entgegnete Kaeros nur zerknirscht. Aber er war selbst schuld. Er hatte darin eingewilligt. Wobei er nicht wissen wollte was die Königin mit ihm gemacht hätte, hätte er sich geweigert. Wirklich Sorra auf ihn hetzen, um seinen Geist aufzubrechen?
Der Kriegerprinz zögerte den Verlust seiner Juwelen zu erzählen, obwohl er nun seine Schlüsse zog, dass der Sklave das tiefe Vertrauen der Königin hatte. Ansonsten säßen sie nun nicht zu zweit, sondern zu dritt hier. Kaeros trank noch etwas von dem Rum und genoss die schwere Süße.
"Auch mein Blut singt zu dem von Königin Tolarim", gestand der Krieger. Die goldenen Augen dabei schmerzvoll und zerrissen. Kaeros fragte sich, warum Kosta damit so zu kämpfen hatte. Der Sklave erklärte es kurz darauf. Sein Status verbot ihm ihr besser dienen zu können. Er konnte nicht im ersten Kreis als freier Adeliger sein.
Es wäre nicht leicht, wenn das Blut derart stark singen würde.
Kaeros nickte. Das konnte er nachfühlen. Dann fragte ihn Kosta ausgerechnet die Frage, die ihm bereits Timaris gestellt hatte. Daraufhin nahm der Kriegerprinz noch einen tiefen Schluck.
"Sagen wir so.. Rhohea und die anderen Tolarim Frauen würden wahrscheinlich vor Genugtuung zergehen, wenn sie wüssten wie sehr sie richtig lagen...", knurrte er.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » Sa 9. Sep 2023, 20:46

Anstatt sich vor dem Schwarztraum zu fürchten, fragte Prinz Tolarim ihn in typischer, hochmütiger Adelsmanier, woher ausgerechnet ein Sklave soviel über das Schwarztraum wissen würde. Verwundert blickte Kosta ihn an. Kaeros war sonst nicht so arrogant und herablassend gewesen. Zudem hatte er doch beim Florien erkennen müssen, dass Timaris' Sklaven nicht nur Zierde für einen Salon waren. Vielleicht war es doch die Angst vor dieser grässlichen Droge.
"Nicht ein Sklave. Königin Timaris Tolarims Sklave", korrigierte er schmunzelnd. "Ihr habt doch Florien bereits kennen gelernt. Ist es da so verwunderlich, dass auch ich meine Freiheiten habe?" Und den Mut einem adligen Kriegerprinzen gegenüber etwas frech zu werden. Prinz Tolarim schien sich jedoch nicht daran zu stören und klopfte sich Brezelkrümel von der herrlich muskulösen, nackten Brust. Die Unbekümmertheit, wie der Prinz halb nackt vor ihm sass, hatte etwas rührendes. Kosta wollte dieses Vertrauen nicht missbrauchen, indem er sich ihm näherte. Er konnte jedoch nicht sagen, dass es ihm bei dem Anblick kalt liess.
Unvermittelt zeigte sich, dass Prinz Tolarim Florien wirklich eindrücklich kennen gelernt haben musste, denn er verbesserte sich plötzlich und siezte ihn auf einmal, ehe er ihm das Du anbot. Obwohl er wusste, dass es für den Hof nicht schicklich wäre. Doch er hätte es sich angewöhnt in den letzten Jahren. In den Jahren, wo er nicht tot gewesen war. Und angewöhnt bedeutete, dass er Zeit dafür gehabt hatte. Dass er nicht all die Jahre im Koma gelegen hatte. Allerdings bedeutete das nette Angebot auch etwas anderes.
"Oh nein", stöhnte Kosta entsetzt und blickte den Kriegerprinzen gequält an. "Florien war wieder unhöflich, nicht wahr?" Kosta seufzte. "Natürlich war Florien unhöflich." Und zwar ganz gewaltig, wenn der Kriegerprinz ihn nun artig siezt und ihm gleichberechtigt das Du anbot. "Es tut mir Leid. Er ist kein schlechter Mensch. Nur etwas rau." Und Prinz Tolarim war um so anständigerer Mensch, wenn er auf Florien hörte.
"Es wäre mir eine Ehre", lächelte Kosta und neigte höflich den Kopf. "Ich werde die Protokolle des Hofes zu schützen wissen und dich nur wenn wir unter uns sind, so vertraulich ansprechen, Kaeros. Ich fühle mich auch nicht gekränkt, wenn du mich so oder so dutzt und beim Vornamen ansprichst. Allein dein Angebot sagt genug über deinen Respekt mir gegenüber. Ich danke dir dafür." Herzlich lächelte er den Kriegerprinzen an.

Sie kamen darauf zu sprechen, dass ihrer beider Blut zu dem der Königin sang. Es war für Sie beide nicht einfach. Kaeros wusste es anscheinend schon seit seiner Jugend und ging ihr seit damals aus dem Weg. So gut es ging. Den Krönungsball hatte er nicht verpassen dürfen. Aber danach war er wieder verschwunden. Sehr entgültig. In Kosta drängte sich immer mehr und mehr der Verdacht auf, dass Kaeros seinen Tod womöglich vorgetäuscht hatte und dass Timaris davon gewusst hatte. Nur warum war er jetzt wieder zurück? Hatte er schlussendlich doch nicht gegen den Ruf seines Blutes ankämpfen können? War er zurück gekommen um Timaris zu beschützen?

Die Königin, die einen anderen Weg gefunden hatte, um den Kriegerprinzen hier zu behalten, obwohl er nicht so recht wollte. Kosta fragte nicht weiter nach. Kaeros schien es so schon unangenehm genug zu sein. Ausserdem glaubte Kosta noch immer, dass Timaris Kaeros wohl nur hatte zwingen können, weil er insgeheim auch hier bleiben wollte. Sonst würde der Kriegerprinz sich doch nicht im Palast bewegen dürfen. Das war mit ein Grund, weswegen auch Kosta Kaeros genug vertraute, um ihm davon zu erzählen, dass auch sein Blut zu dem der Königin sang und dass das nicht immer leicht war. Kosta hatte so eine Ahnung, dass das etwas war, was auch Kaeros schwer beschäftigte. All ihre Gespräche führten immer wieder zu Timaris. Deswegen war der Kriegerprinz überhaupt zu ihm ins Wohnzimmer gekommen.
Höflich wagte Kosta zu fragen, wie stark Kaeros Blut zu seiner Königin sang. Er hatte so einen Verdacht. Wie als wolle Kaeros den Verdacht bestätigen, nahm der Kriegerprinz nochmals einen tiefen Schluck des Rums. Ungefragt schenkte Kosta ihnen beiden wortlos nach. Kaeros knurrte derweil, dass seine Mutter und die anderen Tolarim Frauen richtig gelegen hätten. Er drückte es etwas anders aus, doch der Sinn blieb gleich. Kaeros könnte Timaris als Gefährte dienen.
"Wie unfair", kommentierte Kosta, dass die Tolarim Frauen ihre Genugtuung bekommen würden. Nun nahm sich auch Kosta einen grösseren Schluck Rum.
"Sie wird es hassen", erkannte er mit Timaris mitfühlend. "Sie ist bereit, so viel von sich für Hayll zu geben. Doch ihren Gefährten hat sie sich noch nie vorschreiben lassen." Seine Stimme wurde traurig. "Noch ein Druck mehr, der verhindert, dass ihr euch einfach und unbeschwert kennenlernen könnt, um herauszufinden, wie ihr zueinander steht. Dabei könntet ihr euch sicherlich viel geben, wenn ihr dem Ruf des Blutes nachgeben könntet. Wenn ich sehe, wieviel es Timaris und Prinz Malateste gegeben hat. Es ist wirklich ungerecht."
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