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Der neue Leibwächter





Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Sa 9. Sep 2023, 22:13

Als er Kosta das Du anbot und sich zwar nicht entschuldigte, aber wieder zur höflichen Ansprache zurückwechselte, stöhnte der Krieger prompt entsetzt auf und erriet, dass Florien wieder unhöflich gewesen wäre ehe er seufzte und feststellte, dass Florien natürlich unhöflich gewesen wäre. Kosta kannte den Prinzen wohl auch besser und wusste wie angriffig er bei einer ersten Begegnung sein konnte. Kaeros hatte das auch kennengelernt, doch er nahm es Florien nicht übel. Er selbst war wohl auch etwas unhöflich gewesen.
Und danach hatten sie sich relativ schnell angefreundet...
So war es nicht nötig, dass Kosta sich für Floriens Benehmen entschuldigte.
Kaeros winkte ab. "Nicht nötig. Ich mag Florien. Wir haben uns in den letzten Wochen besser kennengelernt." Der Kriegerprinz wusste nicht, ob man da schon von Freundschaft reden konnte, dafür waren es nur ein paar Begegnungen gewesen, doch genug um das Pärchen besser kennenzulernen. Definitiv genug, um heißen Sex zu haben. Kaeros glaubte nicht, dass er jetzt unbedingt losziehen würde auf der Suche nach erotischen Abenteuern mit Männern, doch das Erkunden und Ausprobieren machte Spaß genug und bei den beiden fühlte er sich willkommen.
Allerdings achtete der Kriegerprinz darauf sich nicht aufzudrängen. Er wollte mit den beiden auch nicht zusammenkommen. Doch er sah was sie einander hatten und wie innig sie sich liebten und sehnte sich nach so etwas echtem.
Auf die Gedanken nahm Kaeros noch einen Schluck Rum.
Kosta nahm inzwischen sein Du an und versprach, dass er ihn nur im privaten so vertraulich ansprechen würde, um die höfischen Protokolle zu wahren. Er wäre auch nicht durch das Dutzen gekränkt. Trotzdem bedankte sich der Krieger für das Angebot.
Kaeros erwiderte das Lächeln. "Abgemacht... Kosta."

Ihre Begegnung war etwas seltsam zustande gekommen und der Kriegerprinz wusste, dass er sich aufgedrängt hatte. Doch Kosta wusste noch mehr über Timaris, als er je vermutet hatte und da ihn die Königin auch in Gedanken nicht losließ, konnte Kaeros viele Fragen loswerden und mehr über sie erfahren.
Irgendwie kam es auch dazu, dass er endlich zugab, dass sein Blut zu ihrem sang und andeutete wie stark es war. Trotzdem konnte Kaeros es nicht aussprechen. Er hatte sich immer gegen sein vorbestimmtes Leben gewehrt und nun von seinem eigenen Blut so hintergangen zu werden...
Er wollte dem nicht nachgeben. Wie konnte er?
Kosta trank einen großen Schluck Rum. Kaeros fühlte die Schwere des Alkohols allmählich wieder.
"Sehr unfair", stimmte der durchtrainierte Kriegerprinz zu. "Gegen Rhoheas und Pallaias' Versuche habe ich mich Wehren können, aber wie soll ich mich dagegen wehren?" Es war als würde ihm nun auch noch die Mutter der Nacht persönlich dieses Leben aufzwingen wollen. Und mit der konnte man nicht so gut streiten wie mit Rhohea.
Kosta dachte gleich an seine Herrin und wie sie sich dabei fühlen würde. Er schien ein sehr anderes Verhältnis zu ihr zu haben wie Florien, vielleicht weil Kostas Blut zu ihrem sang. Florien hatte nichts dergleichen erwähnt.
"Doch ihren Gefährten hat sie sich noch nie vorschreiben lassen", bemerkte Kosta.
"Ja, das weiß ich und an ihrer Stelle würde ich es weiter so halten." Kaeros erinnerte sich zwar nicht an alle Namen ihrer Gefährten, wusste aber, dass viele davon eher aus... ungewöhnlicheren Verhältnissen gekommen waren. Kaeros dagegen... er war die perfekte Wahl, das was die Familie wollte und gerade deswegen baute Kaeros darauf, dass Timaris sich von ihm fernhalten würde.
"Außerdem scheint sie Aaron sehr zu schätzen. Für einen Shaladorer..." Einen Kurzlebigen. Es war eine Beziehung mit Ablaufdatum, aber vielleicht war es das immer gewesen. Kaeros wünschte ihnen trotzdem viele schöne Jahre.
Kosta beklagte eher, dass es zu viel Druck wäre als dass die Königin und Kaeros sich unbeschwert kennenlernen könnten.
"Dabei könntet ihr euch sicherlich viel geben, wenn ihr dem Ruf des Blutes nachgeben könntet. Wenn ich sehe, wieviel es Timaris und Prinz Malateste gegeben hat. Es ist wirklich ungerecht."
"Prinz Malateste ist vielleicht nicht das beste Beispiel", wandte Kaeros ein, "Er ist für Verrat im Kerker gelandet." Selbst wollte Kaeros nicht so enden. Damals war der versuchte Sturz der Königin ein großer Schock gewesen. "Ich weiß nicht ob das besser war als das Ende, das Joaquin Torrent erfahren hat." Timaris' damaliger Gefährte und ebenfalls an dem Umsturzversuch beteiligt. Joaquin war adelig gewesen und sehr ehrgeizig gewesen. Es hatte viele Tote im Palast gegeben. Mehr wusste Kaeros aber auch nicht, nur das was damals in den Zeitungen gestanden hatte.
Es war ein weiterer Moment gewesen, wo es ihn gereizt hatte sein Leben als Romeo aufzugeben. Beinahe hätte er es auch getan, doch dann hatte er davon gelesen wie hart Timaris nach dem Verrat durchgegriffen hatte und Kaeros war geblieben. Er hatte nicht bei ihr enden wollen.
Wollte er immer noch nicht.
"Allerdings.. wenn ihr Blutband so stark war.. oder ist, und er trotzdem Verrat an ihr begehen konnte.." Kaeros dachte kurz darüber nach. "Es zeigt, dass man sich dem Blut doch sehr widersetzen kann. Es mag verrückt sein, aber das gibt mir Hoffnung. Solange ich nicht wie Malateste ende." Der Kriegshund, wie sein Spitzname gewesen war. Damals noch gefürchtet und bewundert von vielen Kämpfern. Auch für Kaeros war er ein Vorbild gewesen, obwohl er dem Mann nie begegnet war.
"Das letzte was ich im Palast gehört habe, ist, dass Timaris ihn freigelassen hat und dass er sich mit Prinz Asar angelegt hat. Sie hätten sich beinahe bekämpft." Kaeros kannte aber auch die Gerüchte, dass Prinz Malateste weiterhin bei der Königin in Ungnade war. Dass er seine Juwelen nicht zurückhatte und wie ein geprügelter Hund durch die Gänge schlich, darauf wartend, dass die Königin ihm endgültig vergab. Ehe er wieder spurlos verschwunden war. Gerüchten zufolge zurück im Kerker.
Nein, Kaeros wollte wirklich nicht so enden, weswegen er auch niemanden verraten hatte, dass Timaris ebenfalls seine Juwelen besaß.
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von Anzeige » Sa 9. Sep 2023, 22:13

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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » So 10. Sep 2023, 09:17

"Man kann sich dem Ruf des Blutes verweigern", gab Kosta sanft zu. "Es wird immer schmerzhaft sein und niemals nachlassen. Doch es geht. Es hilft, wenn man stattdessen ein anderes Zielt hat. Ein anderes Begehren, das stärker brennt als der Ruf des Blutes." So wie Kosta das hatte. Oder gehabt hatte. Nein, er hatte es noch immer. Auch wenn er fürchterlich wütend und verletzt wegen Eneas war. Er liebte ihn noch immer. Nur von nun an war es Zeit, das zu vergessen und sich Timaris nicht weiter zu verweigern.
Kaeros schien in seinem Leben jedoch sonst nichts zu haben, für das er sich dermassen begeistern konnte. Ausser vielleicht seinem Kampf von Timaris los zu kommen. Es war ungerecht. Für Kaeros, der so nie das Gefühl der Selbstbestimmung erfahren konnte, das er so begehrte. Für Timaris die sich als einzige Freiheit erlaubte, ihren Gefährten selbst auszusuchen, was ihr mit der Bindung zu Kaeros ebenfalls verwehrt zu bleiben schien. Und es war auch unfair Aaron gegenüber, der Timaris jetztiger Gefährte war und sie sehr lieben zu schien.
"Aaron scheint ein sehr anständiger Mann zu sein", reflektierte Kosta seine kurze Begegnung mit dem Prinzen. "Er scheint ihr etwas geben zu können, was sonst niemand ihr geben kann." Aber er war ein Kurzlebiger. Sie würde nicht viel Zeit mit ihm haben. Wie sich an Florien gezeigt hatte, konnte Sorra zwar so allerhand anstellen mit einem Körper, der wenigstens ein bisschen langlebiges Blut in sich hatte, doch das musste Aaron erst einmal haben. Kosta wusste es nicht. Vielleicht hatte er es, weswegen Timaris sich überhaupt darauf eingelassen hatte, einen Sklaven zu ihrem Gefährten zu machen. Aber selbst wenn, müsste er die höllisch qualvolle Prozedur überleben. Aaron müsste also mindestens so stur und verbissen wie Florien sein. Vielleicht war er es.

Was auch immer aus dieser Beziehung wurde, für Kaeros änderte es nichts daran, dass sein Blut noch immer zu dem von Timaris sang und so wie der Kriegerprinz immer wieder auf die eine oder andere Art darauf zu sprechen kam, wie er insgeheim mehr von Timaris wissen wollte, liess Kosta vermuten, dass es ihm gut täte, wenn er dem Ruf seines Blutes folgte. Als Beispiel nannte er das innige, starke Band zwischen Timaris und Prinz Malateste. Ein Beispiel, das Kaeros nicht so gut fand, wo der Kriegerprinz doch wegen Verrates im Kerker gelandet war. Ein wohl noch grausigeres Ende, als das von Joaquin Torrent, dem damaligen Gefährten, der ein Komplott gegen Timaris angezettelt hatte. Das einzig interessante an diesem Beispiel war laut Kaeros, dass Prinz Malateste sich stark genug gegen den Ruf seines Blutes hatte wehren können, um trotzdem ein Verrat an Timaris hatte begehen können. Das gab ihm die Hoffnung, dass er nicht so wie Prinz Malateste enden würde.

"Als Hauptmann der Wache an ihrer Seite im Blutdreieck?" fragte Kosta schmunzelnd nach. Er war sich durchaus bewusst, dass Kaeros eigentlich gemeint hatte, des Verrates beschuldigt irgendwo in einem Kerker vergammelnd.
"Keine Sorge, diese Stelle ist schon an Prinz Malateste vergeben", stellte Kosta sich noch weiter etwas dumm. Dabei wollte er Kaeros klar machen, dass das der Ort war, wo der Kriegerprinz enden würde. Er hatte nicht geendet im Kerker.
"Ich wette mit dir, das Prinz de Ragie noch innert einer Woche seinen Rücktritt einreicht und Prinz Malateste wieder als Hauptmann der Wache eingesetzt wird. Der einzig Wahre, den Timaris je hatte." Vielleicht würde es länger als eine Woche dauern. Aber kaum länger als einen Monat. Vorausgesetzt, Prinz Malateste überlebte den Entzug vom Schwarztraum.

"Und bist du dir sicher, dass er Timaris wirklich verraten hat?", wollte er Kaeros zum Weiterdenken anregen. "Wenn er etwas so schreckliches wirklich getan hat, warum sollte Timaris ihn dann am Leben lassen? Warum hätte sie ihn nicht wie den Gefährten und den Haushofmeister getötet? Es heisst, der Kriegerprinz hätte einen Dolch nach ihr geworfen, der so knapp an ihr vorbeiflog, dass er ihr eine Haarsträhne abgetrennt hat. Ein direkter, tätlicher Angriff auf die eigene Königin. Da hätte ihn noch nicht einmal seine mächtige Familie vor einer Verurteilung mehr retten können. Wieso also sperrt sie ihn nur in den Kerker ein? Weil es die grösstmögliche Demütigung für einen stolzen Kämpfer ist? Vielleicht. Aber warum sperrt sie ihn in den Kerke des Palastes ein? Hier, wo sie ihn Tag für Tag spüren kann und somit auch jedes Mal an den Verrat und den Mordanschlag erinnert wird." Kosta schüttelte seinen Kopf. Er glaubte nicht daran, dass Prinz Malateste einen Verrat begangen hatte. Er hatte ganz bestimmt etwas getan, wofür die Königin ihn büssen liess, doch keinen Verrat.
"Ausserdem habe ich Prinz Malateste im Einsatz gesehen", fügte Kosta bewundernd an. "Ich habe gesehen, wie er auf dem Schlachtfeld kämpft. Er ist so kraftvoll und präzise. Mit ihm kann es wohl kaum jemand aufnehmen. Niemals hätte er Timaris mit einem Dolchwurf verfehlt." Er hatte sie nicht treffen wollen. Was auch immer an jenem Tag geschehen war, Kosta war sich ziemlich sicher, dass es kein Verrat von Prinz Malateste an Timaris gegeben hatte. Er konnte sich jedoch nur auf Vermutungen und Beobachtungen stützen. Timaris hatte mit ihm nicht darüber sprechen wollen. Das einzige was er hatte tun dürfen, nachdem er besorgt an ihre Seite geeilt war, war für harten, brutalen Sex herhalten. Bis ihre Verletzung nicht mehr so sehr geschmerzt hatte.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » So 10. Sep 2023, 10:20

Kaeros schaute den Krieger erstaunt an, als Kosta schmunzelnd fragte, ob Kaeros sich als Hauptmann der Wache sehen würde. Anscheinend glaubte der Sklave, dass Prinz Malateste wieder dort enden würde. Wobei sich Kaeros wunderte, woher Kosta seine Informationen hatte. Von der Königin selbst? Denn bisher hatte Kaeros keinerlei Anzeichen in diese Richtung mitbekommen. Oder hatte der Streit mit Prinz Asar etwas damit zu tun? Sein Widerstand dagegen?
Kosta war überzeugt davon, dass Prinz de Ragie bald seinen Rücktritt einreichen würde und Timaris Prinz Malateste wieder als Hauptmann einsetzen würde.
"Tatsächlich? Die letzten Gerüchte, die ich hörte, waren, dass der Kriegerprinz wieder verschwunden ist. Vermutlich zurück im Kerker." Kaeros dachte kurz darüber nach. Er sollte am besten wissen, dass Gerüchte selten wahr waren. "Ich muss zugeben, ich bin immer noch ziemlich eingerostet, was das höfische Leben betrifft. Ich glaube, die meisten haben immer noch nicht mitbekommen, dass ich wieder unter den Lebenden weile." Er hätte vielleicht weniger in der Stadt rumstreifen sollen, als neue Kontakte am Hof knüpfen sollen. Aber Kaeros war noch damit beschäftigt gewesen sich einzuleben. In Friedenszeiten hätte man ihm die Zeit vielleicht auch gelassen. Normalerweise bewegte sich an einem langlebigen Hof nicht so schnell etwas, doch momentan schienen sich die Dinge schnell zu wenden.
"Prinz de Ragie kommt mir sehr überfordert und gestresst vor", gab er zu, "Ich glaube auch nicht, dass er dem Krieg gewachsen ist."
Doch war die Königin über Malatestes Verrat hinweg?
Kosta bot eine ganz andere Perspektive darauf an. Ob Kaeros sich sicher wäre, dass der Kriegerprinz wirklich Timaris verraten hätte. Warum hätte sie ihn da am Leben gelassen, wo sie die anderen beiden ihres Blutdreieckes getötet hatte.
"Ich habe nicht viel von dem Umsturzversuch mitbekommen. Nur das was in den Zeitungen stand und die kamen meist Wochen später an.. da wo ich war", erwiderte der Kriegerprinz. Er glaubte nicht, dass in einem kleinen hayllischen Volksblättchen alle brisanten Details des Verrates gestanden hatten. Dazu hätte Kaeros direkt am Hof sein müssen. Hätte er dann etwas verhindern können? Aber es brachte nichts darüber nachzudenken. Er hatte damals nicht an ihren Hof gewollt und erst recht nicht zu ihr. Sie schien seinen Schutz auch nicht benötigt zu haben.
Kosta stellte nun die Theorie auf, dass Prinz Malateste nicht am Verrat beteiligt gewesen war. Er hätte angeblich einen Dolch nach der Königin geworfen, doch er wäre so knapp an ihr vorbeigeflogen, dass es ihr eine Haarsträhne abgetrennt hätte.
"Ein direkter, tätlicher Angriff auf die eigene Königin. Da hätte ihn noch nicht einmal seine mächtige Familie vor einer Verurteilung mehr retten können. Wieso also sperrt sie ihn nur in den Kerker ein?", bemerkte der Krieger.
"Ihr glaubt nicht daran, dass er beteiligt war", stellte Kaeros fest. Entweder hatte jemand Malateste etwas angehängt oder er war unglücklich in die Sache verwickelt gewesen.
"Wieso ihn dann sowieso einsperren?" Denn es war nunmal Fakt, dass der Kriegerprinz lange im Kerker festgesessen war. Obwohl Kosta bemerkte, dass es etwas anderes wäre im Palastkerker eingesperrt zu sein. Timaris hätte ihn so jeden Tag spüren können.

"Ich habe gesehen, wie er auf dem Schlachtfeld kämpft. Er ist so kraftvoll und präzise. Mit ihm kann es wohl kaum jemand aufnehmen. Niemals hätte er Timaris mit einem Dolchwurf verfehlt", fuhr Kosta zu und klang dabei voller Bewunderung.
"Wo habt ihr ihn kämpfen sehen?" Nicht gar beim Training, sondern auf dem Schlachtfeld. Kaeros stockte.
"Er war die letzten Wochen nicht wieder im Kerker oder?" Der Kriegerprinz stellte den Rum beiseite. Dafür sollte er bei wacherem Verstand sein und langsam wurde das schwieriger.
"Ihr beide... ihr habt irgendetwas für die Königin erledigt", erriet Kaeros. Vermutlich dort wo ein Mann wie Gualterio Malatestes Schlag benötigt wurde. Er sollte ein exzellenter Kämpfer und Anführer sein. Hatte die Königin nicht gesagt, dass sie einen Kriegerprinzen an die Front geschickt hatte, um herauszufinden was Sion mit den Kriegerprinzen anstellte? Konnte es Malateste sein?
Natürlich, wer sonst. Ein in Ungnade gefallener Streiter, der sicher darauf gebrannt hatte sich seiner Königin wieder zu beweisen, wenn er sie wirklich nicht verraten hatte.
Kaeros seufzte und schüttelte den Kopf. "So offensichtlich..." Wieso war ihm das nicht früher aufgefallen?
"Dann ist er wieder zurück?" Deswegen glaubte Kosta auch, dass de Ragie bald seinen Rücktritt einreichen würde. Dann war die Mission also erfolgreich gewesen. "Ich hoffe, es hat der Königin und Hayll geholfen. Wenn Malateste wirklich loyal ist, dann ist er sicher eine gute Wahl als Hauptmann. Besonders in diesen Zeiten."
Kaeros stellte die Brezeln beiseite.
"Fragt sich nur, wann ich meine eigene Chance bekomme. Timaris möchte sich in den nächsten Tagen entscheiden. Und ich... ich weiß noch nicht was ich will", gestand er das offensichtliche. "Du hast davon geredet sich dem Ruf des Blutes zu verweigern. Es klang, als hättest du Erfahrung darin."
Wobei der Krieger immer noch für seine Herrin zu arbeiten schien und sich regelmäßig in große Gefahr brachte. Was für eine Art Sklave war er? Der Mann schien sehr vielseitig.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kosta » So 10. Sep 2023, 11:27

"Die letzten Gerüchte, die ich hörte, waren, dass du bei einem Sturm auf hoher See von Bord gespült und als tot erklärt wurdest", entgegnete Kosta mit einem frechen Grinsen, das den Piraten hinter dem Sklaven erahnen liess. Der Kriegerprinz war deswegen jedoch nicht gekränkt, sondern reflektierte sich selbst. Er begann immer mehr zu verstehen, dass er mehr interfragen musste, bevor er etwas glauben konnte oder gar darüber urteilte.
"Darüber kann ich nichts sagen", schüttelte Kosta den Kopf. "Ich bin Prinz de Ragie nie begegnet. Ich weiss nicht, wie gut er für den Posten geeignet ist. Aber egal wie gut, niemand passt als Haushofmeister so gut zu Timaris, wie Prinz Malateste. Sie verbindet eine sehr lange Geschichte." Länger, als Kosta überhaupt lebte.

Um Kaeros Horizont etwas zu erweitern, erzählte er ihm, was er über das Attentat wusste. Stellte die Handlungen der Königin infrage. Nicht um sie zu kritisieren, sondern um dem Kriegerprinzen zu zeigen, dass Timaris womöglich ganz andere Gründe gehabt hatte, so zu handeln, wie sie es getan hatte. Was wirklich passiert war, wusste er selbst nicht, doch Kaeros erkannte ganz recht, dass Kosta nicht glaubte, dass Prinz Malateste Timaris verraten hatte. Das hatte er schon damals nach dem Attentat nicht getan und nachdem er den Kriegerprinzen in Raej erlebt hatte, tat er es erst recht nicht mehr.
Klug wie Kaeros war, fiel ihm schnell auf, dass Prinz Malateste die letzten Wochen nicht wieder im Kerker gewesen war, wie angenommen, sondern dass er und Kosta etwas für die Königin erledigt hatte. Wohlwissend, dass Kosta nichts über den Inhalt sagen durfte, fragte Kaeros nicht nach.
"In Raej", war die einzige Frage, die Kosta beantworten konnte. Er hatte Prinz Malateste in Raej auf dem Schlachtfeld gesehen. Zwar auf der komplett falschen Seite, doch das war eine ganz andere Geschichte. Lächelnd beobachtete Kosta, wie der Kriegerprinz allmählich zu begreifen begann, dass vieles vielleicht anders war, als es erschien. Man musste nur noch einmal in Ruhe darüber nachdenken und dabei aufmerksam sein. Mit einem sachten Lächeln bestätigte Kosta Kaeros, dass Prinz Malateste wieder zurück war.

In dem Moment veränderte sich etwas in dem Kriegerprinzen. Kosta wusste nicht, ob Kaeros es selbst bewusst war. Doch, dass er die Brezeln beiseite stellte, war wie ein Zeichen, dass er nun zuende geschlemmt hatte und bereit war, sich seiner Verantwortung zu stellen. Kurz darauf gestand er zwar, dass er noch nicht wisse, was er wolle, doch Kosta glaubte, dass Kaeros es durchaus wusste, aber noch nicht bereit war, es sich einzugestehen. Er glaubte, dass Kaeros Timaris beschützen wollte, dass er für Hayll kämpfen wollte und dass er sich eigentlich dem Ruf seines Blutes hingeben wollte. Nur hatte er so lang dagegen gekämpft, dass es zu seiner zweiten Natur geworden war. Das konnte er nun nicht so leicht ablegen. Wer wäre er dann sonst? Das konnte Kosta verstehen, weswegen er Kaeros nicht seine Vermutungen aufdrängte, sondern erst einmal eine Karaffe mit kühlem Wasser und frische Gläser herbei rief. Dadurch, dass Kaeros nun bereit für seine Mission war, die Brezeln beiseite gestellt hatte, war auch die Zeit des Alkohols vorbei.

"Ja, habe ich", gab Kosta wehmütig zu, dass er Erfahrung hätte, sich dem Ruf des Blutes zu verweigern. "Wobei ich nicht weiss, ob es das wirklich trifft. Ich würde mich dem Ruf meines Blutes nur zu gern hingeben. Auch wenn ich ihr als Sklave niemals im ersten Kreis dienen dürfte. Allein für sie da zu sein, wenn sie mich braucht, wenn sie mich zu sich ruft, wäre mir Glück und Frieden genug. Doch ich habe noch eine weitere Sehnsucht in mir. In meinem Herzen und dieser Ruf ist... war ungleich stärker. Trotz allem. Deswegen bin ich nicht bei ihr geblieben, als sie mir die Entscheidung überliess. Ich verbringe ab und an etwas Zeit bei ihr, helfe wo ich kann, wenn ich gebraucht werde. Doch für immer konnte es nicht sein." Bis jetzt. Bis er es endlich geschafft hatte, mit Eneas zu brechen. Allein, damit er mit Leto glücklich werden konnte. Und dann war nochmals alles anders gekommen und jetzt war da diese fürchterliche, schmerzende, allesverzehrende Wut. Es tat so weh, dass Kosta es noch immer nicht geschafft hatte, den Brief und seine Amuletthälfte aufzuheben.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » So 10. Sep 2023, 12:36

Der Krieger rief einen Krug mit Wasser und Gläsern herbei, während Kaeros ihn noch fragte, ob er sich dem Ruf des Blutes mal verweigert hätte. Dabei wurde Kosta wieder schwermütig. Er erklärte, dass er sich dem Ruf des Blutes nur zu gerne hingeben würde. Selbst als Sklave wäre es ihm Glück und Frieden genug, wenn die Königin ihn brauchte und ihn zu sich rief.
Deswegen wartete Kosta wohl auch hier. Bis die Königin ihn wieder benötigte.
Dann gestand er jedoch, dass er noch eine weitere, stärkere Sehnsucht in sich trüge.
"Deswegen bin ich nicht bei ihr geblieben, als sie mir die Entscheidung überliess. Ich verbringe ab und an etwas Zeit bei ihr, helfe wo ich kann, wenn ich gebraucht werde. Doch für immer konnte es nicht sein." Er klang bei den Worten voller Schmerz und Bitterkeit. Kaeros warf einen Blick auf die Geige und deutete auf das Instrument.
"Deswegen dein Geigenspiel?", vermutete er.
"Nein, ich spielte Geige, weil diese Sehnsucht zerbrochen wurde und der Schmerz deswegen ist unerträglich", erklärte Kosta kryptisch. Es klang nach einer zerbrochenen Liebe. Für einen Sklaven musste dies nicht leicht sein, wobei Kaeros von Florien wusste, dass sie diesem große Freiheiten ließ und er seinem Gefährten so treu sein konnte wie er wollte. Vielleicht war dies für Kosta anders. Für Aaron galten sicherlich auch andere Regeln.
"Hmm, ich hoffe, du findest dein Glück." Ohne Details konnte der Kriegerprinz schlecht etwas dazu sagen und Kosta schien es zu sehr zu schmerzen, um darüber reden zu können. Was immer den Krieger beschäftigte, es schien ihn sehr schlimm erwischt zu haben. Wenn er dafür das Singen des Blutes ignorieren konnte.
Kaeros fragte sich was das für ihn selbst bedeutete. Er spürte, dass das erste Treffen mit Timaris alles verändert hatte, aber er wusste noch nicht recht wie. Kosta hatte recht. Sie konnten sich nicht mehr ungezwungen kennenlernen. Hätte er es je gewollt? Aber wollte auch nicht so zerrissen enden wie Kosta und sich die Finger blutig spielen.
"Ich muss nochmal mit Timaris reden", entschloss er. Kaeros trank einen Schluck Wasser und wollte sich erheben, doch die plötzliche Bewegung ließ ihn gleich schwanken. Kosta war sofort an seiner Seite, um ihn zu stützen. Der Krieger empfahl ihn zuerst seinen Rausch auszuschlafen.
"Ja, vielleicht besser. Normalerweise verkrafte ich Alkohol besser. Viel besser." Kaeros grinste kurz.
"Danke für das Gespräch, Kosta. Ich habe mich lange genug bei dir eingeladen."
Doch der Sklave bot ihm natürlich höflich an, dass er so lange bleiben konnte wie er wollte und dass er nicht störe. Der Kriegerprinz winkte ab. Er konnte etwas Schlaf gebrauchen, obwohl ihm das Gespräch nun noch mehr zum Nachdenken gegeben hatte.

So verabschiedete er sich von Kosta und wünschte ihm eine gute Nacht, um dann in sein eigenes Zimmer zurückzugehen. Nicht ohne vorher dem Krieger anzubieten, dass er auch zuhören würde, wenn er mal über seine zerbrochene Sehnsucht reden wollte.
Das wäre immer noch besser als Kaeros aus dem Schlaf zu reißen. Der Sklave lehnte höflich ab. Vermutlich würde er nur besser beim Hörschutz achtgeben. Da Kaeros auch nicht so wild darauf war mitten in der Nacht das Rätsel dieses geheimnisvollen Kriegers zu ergründen, ging er schlafen. Garcia sah ihm zu wie er in Unterwäsche gelassen zurück zu seinem Zimmer ging.
Trotzdem war es gut, dass ihn niemand dabei gesehen hatte außer die Leibgarde. Kaeros warf sich aufs Bett, sein Kopf landete weich auf dem Kissen und obwohl die Gedanken noch länger in seinem Geist herumkreisten, war er bald eingeschlafen.
Erst am Vormittag wandt er sich unruhig im Bett, wälzte sich hin und her. Ein seltsames Gefühl bemächtigte sich seiner. Er glaubte seine Juwelen spüren zu können. Kaeros setzte sich verschlafen auf. Was... war das? Als ob jemand versuchte seine Juwelen zu aktivieren. Nicht weit von ihm entfernt. Es setzte ihn in Alarmbereitschaft und er wollte seinen Dolch herbeirufen, doch es ging nicht.
Seine Juwelen waren bei Timaris. Kaeros bekam das Gefühl, dass sie seine Juwelen berührte. Es machte ihn ganz unruhig. Was sollte das? Er spürte irgendwie... Neugier, einen forschenden Blick.
Der Kriegerprinz schüttelte den Kopf. Er musste sich das einbilden. Kaeros ließ sich von Estevez helfen. Der Butler bemerkte seine Unruhe und schlug einen morgendlichen Lauf durch den Park vor. Es konnte ja nicht schaden. Der Kriegerprinz zog sich nach seiner Morgenwäsche entsprechend an und war froh, dass sich das Gefühl von Timaris langsam verflüchtigte, als er den Palast verließ und tiefer in den Park hineinrannte.
Ob es ihr gefallen würde, wenn sie wüsste wie oft er an sie dachte?
Der Rest des Tages verlief relativ ereignislos, doch anhand von Kostas Erklärungen konnte Kaeros tatsächlich feststellen, dass Prinz Malateste zurück war. Nur war er anscheinend bei Sorra und nicht viele wussten davon. Kaeros verfluchte aufs Neue, dass er seine Juwelen nicht hatte, sonst hätte er sicherlich mehr herausfinden können. Zwar hatte Sorra auch schwarzgrau, aber sie war sicher nicht so geübt darin wie er sich zu verbergen. Das war quasi zu Kaeros' zweiter Natur geworden, um Rhoheas ewigen Plänen zu entgehen.
Auch heute erreichte ihn ein weiterer Brief von ihr, wo sie eindeutig mehr davon wissen wollte wie es ihm am Hof erging und wie er jetzt zu Timaris stand. Überraschender war das Eintreffen von Ferrans Brief. Sein Erzeuger sandte nur wenige Zeilen. Er wäre froh, dass Kaeros noch am Leben wäre und hätte nie daran gezweifelt, weswegen er damals der Beerdigung ferngeblieben wäre. Kaeros solle nur seinem Herzen folgen. Aha.
Interessanter als die nichtssagenden Worte war fast der Umschlag, denn er besaß dutzende Poststempel und steckte auch noch in einem zweiten Umschlag. Von wo zur Hölle hatte Ferran das abgeschickt? Chaillot? Würde ihm ähnlich sehen sich im Nachtleben von Beldon Mor herumzutreiben.
Kurz bevor Kaeros am Abend überlegte, ob er wieder in die Stadt fahren sollte, meldete sich Estevez und überreichte ihm eine Nachricht von Timaris. Sie wollte ihn zu einer Audienz sehen.
Der Kriegerprinz vergaß alles andere und rannte regelrecht durch die Gänge bis zu dem Audienzraum, wo er sich melden sollte. Hatte sie wirklich seine Juwelen untersucht? Und zu welchem Schluss war sie gekommen?
Großartig, war er wirklich gerannt? Kaeros rückte seine Kleidung zurecht, knappe Samthosen und kurzes Hemd. Mittlerweile hatte er herausgefunden, dass das nicht die Mode am Hof war. Zwar trugen es einige Männer, aber bei weitem nicht alle und dass Nakarios und Florien es nur an ihm hatten sehen wollen. Da es Kaeros aber gut stand, hatte er nichts dagegen.
Ungeduldig wartete er bis die zwei Wachen vor den Türen beiseite traten. Kaeros schob sich zwischen ihnen hindurch noch ehe die Flügeltüren ganz geöffnet waren.
"Königin Tolarim." Achso, der Kniefall. Vielleicht half es seinen Chancen. Kaeros stoppe und kniete sich elegant auf den schmalen Teppich, der zu einem ovalen Tisch mit mehreren edlen Stühlen führte. Karten des Landes hingen an den Wänden und unter Vitrinen das ein oder andere sicher wichtige Artefakt irgendeiner längst vergessenen Königin.
Der Kriegerprinz neigte den Kopf und versuchte es zu unterdrücken ungeduldig mit der Stiefelspitze zu wippen.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » So 10. Sep 2023, 14:19

Mit der Rückkehr von Gualterio aus Raej überschlugen sich die Ereignisse. Es gab so viele Informationen zu verwerten. Darum kümmerte sich vorwiegend Ayden. Er nahm sie auf, sortierte sie und fasste sie für Timaris zusammen. Doch natürlich bekam Timaris auch so ihren direkten Berichte von Gualterio und Kosta und diese waren überaus aufwühlend. Besonders der von Kosta, der daraufhin auch noch in Streit mit Eneas geriet. Ein Ding der Unmöglichkeit, wie sie bisher immer gedacht hatte. Sie hatte wirklich keine Zeit, sich darum zu kümmern. Trotzdem nutzte sie die kurze Gelegenheit und ging bei Eneas Frühstücken. Es half ihr, den Kopf frei zu bekommen. Und eine weitere Sorge loszuwerden. So zerstört Eneas auch war, er würde Pandora und Aerion in Sicherheit bringen. Und sich und die Mannschaft ebenfalls. Sie hatten es sich verdient. Und selbst wenn nicht. Geliebte Menschen würden in Sicherheit sein. Das war ein Trost, den sie dringend brauchte.

Nach dem Treffen mit Eneas ging es weiter mit Planen, vorbereiten und Gualterio zu helfen, seinen Entzug vom Schwarztraum durchzustehen. Es war aufreibend. Ihre Wunde, die eigentlich verheilt war, schmerzte immer öfters. Allmählich trieb das Gift immer weiter aus. Inzwischen musste sie schon hochgeschlossene Blusen tragen, damit man die schwarzen Adern nicht sah. Sie konnte nun vor ihrem Blutdreieck die Wahrheit nicht mehr länger verbergen. Sie wollte es auch nicht. Wobei sie Sandro nicht mit einberechnete, obwohl er noch offiziell der Hauptmann der Wache war. Stattdessen erzählte sie Gualterio, Ayden und Aaron von dem Attentat und der Vergiftung. Es war ein anstrengendes Treffen gewesen. Anstatt, dass sie ihr geholfen hätten, den Schmerz zu tragen und weiter vorwärts zu tragen, hatten die Männer nur gejault und ihre eigenen Wunden geleckt. Es war enttäuschend gewesen. Sie hatte sich mehr erhofft. Wenigstens hatten sie sich Tags darauf wieder eingekriegt und effizient weitergearbeitet. Dennoch, die Kraft, die ihr das Gespräch geraubt hatte, die Zeit, die es gekostet hatte, um sich von dieser unnützen Empörung zu erholen, die hatte ihr niemand zurück geben können.

So kam sie erst am fünften Tag, nachdem sie Kaeros seine Juwelen abgenommen hatte, dazu, sich mit ihnen auseinander zu setzten. Dazu verliess sie ihre privaten Gemächer nicht, sondern machte es sich möglichst gemütlich. Es fiel ihr immer schwerer, ihre Juwelen einzusetzen. Es war nur schleichend gekommen. Doch inzwischen spürte sie es deutlich. Trotzdem wollte sie Kaeros Treue lieber so untersuchen, als dass sie ihn zwang, seinen Geist für sie zu öffnen.
Gemütlich auf einer Chaise Longue liegend rief sie das edle Kästchen mit den Juwelen herbei und öffnete es. Augenblicklich konnte Timaris spüren, wie ihr Blut zu Kaeros Juwelen und somit zu Kaeros sang. Wild, stark, verführerisch. Sanft streckte sie ihre Sinne danach aus, unterstützt von ihrer Juwelenkraft. So konnte sei ihr Band genauer untersuchen, ohne dass sie Kaeros schmollende Signatur vor sich hatte. Sie konnte sich so auf sein Wesen und seine Intensionen konzentrieren, ohne dass seine störenden Fragen dazwischen kamen. Dabei ging es ihr nicht darum, ihn auszuspionieren. Sie wollte nur erfahren, ob er für sie und Hayll zu Gefahr werden konnte und wenn ja, warum.

Zwei Stunden später war sie von dem jungen Kriegerprinzen überzeugt und sich sicher, dass sie ihn genauso zuverlässig Einsetzen konnte, wie Hyacinthos oder Gualterio. Das waren gute Nachrichten, die sie jedoch erst einmal nicht nutzen konnte. Alles was sie noch schaffte war, Ayden eine entsprechende Nachricht zukommen zu lassen, ehe sie für ein paar Stunden in tiefen Schlaf versankt. Dieses lange nutzen ihrer Juwelen hatte sie vollkommen ausgelaugt und als sie nach dem Mittagsschlaf nachschaute konnte sie sehen, wie die schwarzen Adern sichtbar länger geworden waren. Nicht viel, aber doch ein Unterschied zum Morgen. So etwas war bisher noch nie geschehen und ihr gefiel nicht, was das bedeutete.

Es war jedoch kein Grund nicht weiter zu machen. Im Gegenteil. Sie ging in ihr Arbeitszimmer und arbeitete weiter an verschiedenen Plänen, gab Befehle aus und erledigte diversen Papierkram. Unter anderem schrieb sie auch eine Liste an Anweisungen für Kaeros. Diese legte sie zusammen mit den Regeln für ihre Leibwächter zu der Schatulle in der sie seine Juwelen aufbewahrte. Ordentlich beieinander lag es in der rechten Ecke auf ihrem Schreibtisch. Anschliessend schickte sie einen Diener mit einer Aufforderung zu einer Audienz zu Kaeros.
Timaris konnte regelrecht spüren, in welchem Moment Kaeros den kurzen Brief gelesen hatte. Helle Aufregung loderte auf und näherte sich ihr rasant. Fast so, als hätte man seinem Hund gerufen, dass es nun ein spezielles Leckerli gäbe. Timaris könnte sich ein kleines Grinsen. Lang blieb ihr nicht Zeit dafür. Da war Kaeros schon bei ihrem Arbeitszimmer angelangt. Er hielt es kaum aus, bis die Wachen die Türen weit genug für ihn geöffnet hatten. Da schob er sich auch schon hinein und stürmte auf sie zu. Immerhin dachte er noch daran, sie höflich zu grüssen.
Trotzdem hatte Timaris dem eigentlich keine Beachtung schenken und weiter an ihrer Korrespondenz arbeiten wollen. Kaeros sollte seine Juwelen und seine Befehle nehmen und wieder gehen. Doch dann kam dem Kriegerpinzen den Einfall, dass er ihr doch einen Kniefall schenken wollte. Es war ganz offensichtlich, dass er sie gewogen stimmen wollte und es kaum mehr aushielt, seine Juwelen wieder zu bekommen. Dabei liess sich Timaris nicht so leicht einwickeln. Dummerweise sah der junge Kriegerprinz wirklich viel zu verführerisch aus, wenn er so vor ihr kniete. Mit dieser Statur, der engen Samthose und dem kurzen Hemd. Es war eine wahrlich neckische Mode.

"Erhebt Euch, Prinz Tolarim", forderte sie Kaeros auf, nachdem sie ihn zu ihrem Vergnügen und ihrem Ärger länger als üblich hatte knien lassen.
"Hier sind Eure Juwelen, Eure Befehle und das Regelwerk der Leibwächter", deutete sie auf die vorbereiteten Unterlagen und die Schatulle hin. "Ab morgen seid ihr Mitglied meiner Leibwache und untersteht deren Anführer. Gehorcht ihm und lest die Regel. Er hat die Befugnis Euch zu tadeln oder gar zu strafen, sollte es nötig sein. Sobald ihr in meiner Leibwache seid, seid ihr kein Adeliger mit Privilegien mehr. Noch nicht einmal Eure Blut- oder Juwelenkaste verschaffen Euch einen anderen Rang, als die der anderen Leibwächter. Nehmt Euch nicht zuviel heraus. Zudem will ich, dass Eure Ausflüge in Stadt aufhören, genau wie die Saufgelage. Konzentriert Euch, bereitet Euch vor und trainiert. Eure Mission ausserhalb der Leibwache ist bereits in Planung. Ich will, dass ihr augenblicklich Einsatzbereit seid, wenn ich euch rufe." Damit wandte sie sich wieder ihrem Schriftstück zu und Kaeros war entlassen.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » So 10. Sep 2023, 16:13

Die Königin ließ ihn recht lange so knieen. Kaeros wusste nicht, ob es stimmte, dass sie den Anblick verführerisch fand oder ob sie ihn einfach noch etwas länger zappeln lassen wollte.
Endlich durfte er aufstehen und der Kriegerprinz kam näher zu dem ovalen Tisch. Dahinter befand sich ein weiterer Schreibtisch der Königin. Sie schien hart zu haben in diesen letzten Tagen. Wieder trug sie etwas hochgeschlossenes, obwohl die Temperaturen andere Kleidung zugelassen hätten. Kaeros kam die Königin noch blasser vor. Seine Sorge stieg wieder. Ging es ihr schlechter? Es musste ein Gift oder eine Krankheit sein. Er hasste solche Dinge. Einen sichtbaren Feind konnte man wenigstens bekämpfen.
Die Königin kam gleich zur Sache und wies auf eine Schatulle auf ihrem Schreibtisch. Darin befänden sich seine Juwelen. Daneben Befehle und Regeln der Leibwächter. Kaeros stockte. Plötzling ging es dann doch überraschend schnell und einen Atemzug später erklärte ihn Timaris zu ihrem Leibwächter. Sie informierte ihn darüber, dass er damit dem Anführer unterstehen würde. Kaeros hatte den Mann schon gesehen und sie würden sich sicher einig werden. Es bedeutete auch, dass Garcia nicht mehr länger sein Aufpasser war, sondern sein Kollege. Dunkelheit, daran würde er sich gewöhnen müssen.
Timaris klärte ihn auch auf, dass er als Leibwächter keine Privilegien eines Adeligen mehr hätte. Das war Kaeros bewusst und übliche Vorgangsweise. Er begrüßte es sogar teilweise. Es bedeutete ja auch nicht, dass er nach einer Schicht keinen Kontakt mehr zu seiner Familie haben könnte oder dergleichen. Der Kriegerprinz nickte zu den Worten.
Timaris warnte ihn extra, dass er sich nicht zu viel herausnehmen sollte. Außerdem müssten die Saufgelage und Ausflüge in die Stadt enden.
„Saufgelage? Garcia übertreibt. Es war nur leichtes Betrinken“, protestierte er. Er hatte die Zeit ohne Juwelen doch nutzen müssen.
Die Königin erklärte die Verbote aber damit, dass er sich bereit halten sollte. Eine Mission außerhalb der Leibgarde wäre in Planung für ihn und dafür müsse er jederzeit einsatzfähig sein.
„Ich verstehe, Lady Tolarim.“ Kaeros versuchte auch nicht sie umzustimmen. Wenn sie wirklich eine Mission für ihn hätte, würde er sich bereithalten und die nächste Zeit im Palast bleiben. Aufregung erfüllte ihn. Nicht nur, dass er der Leibwache beitreten konnte, die Königin hatte auch noch einen Einsatz für ihn. „Kann ich mich bereits irgendwie auf die Mission vorbereiten?“, erkundigte er sich und ging zum Schreibtisch, um seine Juwelen und das Regelwerk an sich zu nehmen. Er würde es sicher irgendwann mal lesen. Garcia oder die anderen konnten ihm sicherlich die Kurzzusammenfassung geben.
Viel wichtiger war es ihm seine Juwelen wieder in den Händen halten zu können.
„Haben sie euch helfen können?“, fragte Kaeros, als er eine der Ketten mit schwarzgrauen Anhänger um den Hals legte und das Juwelenstück unter sein Hemd verstaute. Er trug es nicht gern offen.
Kaeros sah kurz zu den Regeln und dem offiziellen Wappen der Leibwache. Eine Uniform sah er nicht, aber zum einen trug die Leibgarde diese nicht immer offen und vielleicht würde er sie später erhalten. Damit war er nun also Leibwächter. Er wusste nicht recht was er darüber fühlen sollte, doch er brannte darauf die Königin schützen zu können. Verdammtes Blut.
Kaeros musste zugeben, dass er etwas mehr zeremoniellen Pomp erwartet hätte. Eine offizielle Ernennung in die Leibwache und damit auch irgendwie zurück an den Hof. Er wusste wie solche Zeremonien oft abliefen. Salbungsvolle Worte, das Überreichen oder Anheften des Umhanges, das Ablegen von ehrenvollen Gelübden. Ein Leibwächter der Königin zu sein war eine große Ehre. Wenn man schon erwartete, dass diese Männer ihr Leben hingaben, wurde der Eintritt in diese Aufopferung meist mit mehr Aufwand betrieben.
Kaeros fragte sich wieso die Königin darauf verzichtete. Weil sie keine Zeit hatte, weil keiner von ihnen sich sicher war, ob er seinen endgültigen Platz in der Leibwache hatte oder weil es ihr nicht gut genug ging?
Der Kriegerprinz berührte die Juwelen. Die Königin hatte auf seine Frage zunächst nur geschwiegen ehe sie ihn ernst ansah und mit einem knappen Ja antwortete.
Die Königin schien sich wieder ihrer Arbeit zuwenden zu wollen. Es gab Kaeros mehr als genug Möglichkeiten sich höflich zurückzuziehen und trotzdem blieb er bei ihr stehen und kam nicht weg.
„Ist es weiter fortgeschritten?“, hörte er sich stattdessen fragen. „Gibt es nichts was man tun kann? Sorra.. oder..“
Er hörte auf zu reden.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » So 10. Sep 2023, 17:42

Damit Kaeros sich leicht Betrinken konnte, brauchte es ein Saufgelage. Doch dafür hatte sie keine Zeit. Kaeros sollte jetzt nicht lästig werden und wegen Spitzfindigkeiten protestieren. Er hatte bekommen, was er wollte. Nun sollte er sich gefälligst dankbar und vorallem der Aufgabe würdig erweisen. Das schaffte er dann auch, als es um seine bevorstehende Mission ging. Da gab es erfrischenderweise kein Gebettel oder Gequengel, nur sein ruhiges knappes Verständnis und die sinnvolle Frage, ob er sich bereits irgendwie auf die Mission vorbereiten könne.
"Trainiert, haltet Euch fit und gesund", forderte Timaris zufrieden. "Alles andere wird Euch zur Verfügung gestellt werden, wenn Ihr es dann braucht." Doch bis dahin gab es noch vieles zu tun. Kaeros hatte jedoch nicht den Anstand nun zu gehen und draussen seine Juwelen anzuziehen. Er öffnete die Schatulle sofort und begann sich seine Juwelen umzuhängen, respektive verschwinden zu lassen. Neugierig wollte er wissen, ob sie ihr hätten helfen können. Merkwürdige Frage. Wenn nicht, hätte Timaris sie ihm nicht einfach so wieder zurück gegeben. Langsam blickte sie von ihrem Schriftstück auf und schaute Kaeros in die Augen. Es war, als wolle er eigentlich etwas anderes Fragen.
"Ja", antwortete sie ihm nur knapp. Kaeros Zeit war vorbei, inder er offen mit ihr hatte sprechen können. Das war bei dem Spaziergang im Park gewesen. Jetzt hatte sie zu tun. Dennoch zog sich der Kriegerprinz nicht zurück, blieb weiterhin bei ihrem Schreibtisch stehen, ehe er schliesslich ganz unverblümt fragte, ob es weiter fortgeschritten sei. Ob es nichts gäbe, was man tun könne. Sorra oder wohl jemand anderes. Kaeros sprach nicht weiter. Das brauchte er nicht. Er hatte sie eben wissen lassen, dass er herausgefunden hatte, was ihm entgangen war und dass er gerne helfen wollte, wenn es in seiner Macht stand.

Ein so brisantes Thema sprach er ganz ohne weiteren Schutzschild aus. Es sandte es noch nicht einmal. Timaris' Blick verdunkelte sich und sie lehnte sich langsam in ihrem Schreibtischsessel zurück. Wäre es nicht höchst verdächtig gewesen, hätte sie Kaeros nun ordentlich georfeigt. Dummer, dummer Junge. Und wie schaffte er es nur, diese Gefühle in ihr auszulösen. Diesen Stolz, dass er so klug gewesen war, herauszufinden, was passiert war und diese Enttäuschung, dass er nicht vorsichtiger war.
"Kümmert euch nicht um Sachen, die Euch nichts angehen, Prinz Tolarim", wiess sie ihn eisig zurecht. "Wie ich Euch eben mitteilte, haben Eure Privilegien als Adeliger aufgehört, nun, da Ihr mein Leibwächter geworden seid." Das war zwar nicht genau das, was sie gesagt hatte, doch die Worte passten zu einer grausamen, launischen Königin.
"Ihr hab also kein Recht mehr danach zu fragen, wie irgendwelche Kriegsvorbereitungen fortschreiten und wer sich daran beteiligt", warf sie ihm streng vor. "Ihr habt nun zu dienen und zu gehorchen. Ich warnte Euch davor, dass Ihr bestraft werden würdet, würdet Ihr Euch nicht an die Regeln halten. Ich hatte allerdings nicht gerechnet, dass das so schnell geschehen würde. Typisch Kriegerprinzen. Die können sich einfach nicht beherrschen." Dabei hatte Kaeros bisher im grossen und ganzen eine ausgezeichnete Selbstbeherrschung an den Tag gelegt, seit er hier war.
"Ich erwarte von Euch, dass Ihr Eure Strafe ohne Widerspruch nun von mir empfangt, Prinz Tolarim", forderte sie hart. "Doch ich erlaube Euch, einen Hör-, Sicht- und Schutzschild um uns beide zu errichten, damit niemand von Eurer Schande etwas mitbekommt." Kaeros, der sie während ihrer Schimpftirade erst verblüfft und dann zusehends immer wütender angesehen hatte, schien kurz vor dem Explodieren zu sein. Trotzdem schaffte er es noch zu verstehen und erschuff den gewünschten Schild. Timaris harte Miene schwand augenblicklich.

"Du bist so unvorsichtig in deiner ungestümen Art, Kaeros", warf sie ihm seufzend vor. "Aber ich mag deine Intelligenz und schätze deine Fürsorge." Deswegen gab es nun keine Bestrafung, sondern eine Belohnung. Oder wobei, vielleicht war der Anblick doch eher eine Strafe. Timaris knöpfte geschickt die drei obersten Knöpfe ihrer Bluse auf und zog den Stoff leicht beiseite, um ihm einen kurzen Blick auf die schwarzen, verästelten Adern zu geben.
"Ja, es schreitet weiter vor", gab sie offen zu. "Doch darum wird sich gekümmert. Sorra und auch andere. Du wirst deine eigene Aufgabe bekommen, die du zu erledigen hast."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » So 10. Sep 2023, 18:47

Die Reaktion der Königin kam augenblicklich. Eigentlich hätte sich Kaeros denken können, dass er mit der Frage in Schwierigkeiten geraten würde, nachdem er bei der letzten Audienz deswegen auch in Probleme geraten war. Aber er hatte nicht nachgedacht. Er hatte einfach ausgesprochen was ihn schon die ganze Zeit über beschäftigte und nicht losließ. Wie ging es ihr. So eine simple Frage.
Und er wusste nichtmal wieso ihm dies plötzlich so wichtig war. Weil er sie einmal gesehen hatte?
Er hätte nie zurückkehren sollen. Doch bei dem Verrat hatte er gezögert und war geblieben. Beim Ausbruch des Krieges nicht. Da hatte Kaeros nicht wegschauen können, selbst wenn jetzt die Nähe zu Timaris der Preis war.
Die Königin lehnte sich langsam in ihrem Sessel zurück und strafte ihn mit finsteren Blicken. Dann peitschten ihm ihre eisigen Worte um die Ohren, dass er keine Privilegien mehr als Adeliger hätte und er kein Recht mehr hätte solche Dinge zu fragen. Wobei sie seine Fragen so auslegte, als hätte er sich um die Kriegsvorbereitungen erkundet. Das hatte er nicht, doch das wusste sie genau. Hörte ihnen jemand zu? Der Gedanke kam ihm erst jetzt. Großartig. Seit wann war er so unvorsichtig?
Wobei man annehmen sollte, dass Sorra gerade dieses Büro mit allerlei Netzvorrichtungen und Abschirmungen ausgestattet hatte. Aber als Königin des Reiches konnte man wohl nicht vorsichtig genug sein.
Timaris fuhr ihn weiterhin schneidend an.
"Typisch Kriegerprinzen. Die können sich einfach nicht beherrschen", schimpfte sie.
"Ja..", fiel Kaeros nur leise betreten dazu ein. Er wusste wie riskant seine Nachfrage gewesen war. War er schon so besessen von ihr? Es konnte nicht sein. Jeder Mann hätte sich Sorgen um die Königin Haylls gemacht.
Dann forderte Timaris, dass er seine Strafe empfing. Dazu sollte er einen Schild um sie herum erschaffen, damit niemand etwas von seiner Schande mitbekommen würde. Kaeros sah sie verwundert an.
"Strafe? Ich-", begann er und wollte sich automatisch verteidigen. Nein, Timaris wollte ungestört sein. Sie würde ihn doch nicht wirklich bestrafen, weil er gefragt hatte wie es ihr ging. Schon wieder.

Der Kriegerprinz besann sich und erschuf den schwarzgrauen Schild. Er war gut in abschirmenden Schilden. Schon seit er Jugendlicher war und sich vor Rhohea oder seinen unzähligen Lehrern versteckt hatte.
Timaris musste den Einsatz seiner Kunst spüren. Noch bevor er sagte, dass der Schild da war, wurde ihre Miene wieder weicher und sie seufzte. Er wäre so unvorsichtig in seiner ungestümen Art.
"Das habe ich mir gerade auch gedacht", gab Kaeros zu. Dafür lobte die Königin nun ganz ungewohnt seine Intelligenz und Fürsorge. Es waren nicht unbedingt die Merkmale, die die meisten an ihm erkannten und schätzten. Die Worte verwunderten ihn ein wenig. Ihre Wut und Verärgerung vorhin hatte täuschend echt gewirkt, doch nun war davon nichts mehr zu sehen. Sie war eine verdammt gute Schauspielerin.
Timaris begann ihre hochgeschlossene Bluse oben zu öffnen und zog den Stoff auseinander. Kaeros war zunächst irritiert über die plötzliche Enthüllung gewesen, doch das verschwand sofort, als er die schwarzen Adern sah, die sich über ihre wächserne Haut zogen. Der Kriegerprinz erstarrte. Er wollte nach etwas greifen, es packen und zertrümmern und in seine Einzelteile zerlegen, um mit dem plötzlichen Frust und Hilflosigkeit umzugehen, die ihn wie eine Sturzflut überwältigten.
Die Königin gab nun zu, dass es voran schreiten würde. Resolut erklärte sie, dass sich darum gekümmert würde.
Was sollte das heißen? Das war nicht gut genug! Seine Hände ballten sich zu Fäusten, beherrscht atmete er.
"Was ist mit dem Attentäter passiert? Wer war er?", fragte er.
Timaris erklärte, dass es drei Schnitter gewesen wären. Spezielle modifizierte Attentäter Sions. Keiner von ihnen hätte den Angriff überlebt. Kaeros nickte grimmig. Zumindest das.
"Ich hoffe, keine weiteren tauchen hier auf, aber wenn.. würde ich euch nur zu gerne ihre Köpfe liefern."
Aber das Attentat war längst geschehen und er war nicht hier gewesen. Hätte es verhindert werden können? Es brachte nichts darüber nachzudenken.
"Sorra oder andere schlaue Köpfe finden ein Gegenmittel besser schnell." Diese Sorge hielt er nicht aus.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » So 10. Sep 2023, 19:57

Obwohl Kaeros sich bisher fürchterlich schwer getan hatte, sich ihr zu unterwerfen und zu knien oder änliches, gab er nun ganz unerwartet und ohne Proteste zu, dass er sich eben auch gedacht hätte, dass er unvorsichtig in seiner ungestümen Art sei. Timaris blinzelte einmal. Das war nun wirklich ungewöhnlich. Sonst widersprachen und bockten starke und mächtige Männer immer, wenn sie sie scholt oder ihnen etwas befahl, was ihnen nicht gefiel. Kaeros Lockerheit, diesbezüglich war erstaunlich und wundervoll erfrischend.

Da er selbst herausgefunden hatte, dass sie vergiftet worden war, verheimlichte sie es nicht ihm gegenüber nicht weiter. Früher oder später würde sie es ohnehin gänzlich öffentlich machen müssen. Doch das wollte sie zu ihren Bedingungen machen. Ohne Worte öffnete sie kurz ihre Bluse und gewährte ihm einen Blick auf ihre Vergiftung. Da überrollte sie auch schon eine Welle von Wut, Frustration und Hilflosigkeit. Es war nicht weiter verwunderlich. Sie wusste, dass sein Blut zu ihrem sang. Sie hatte seine Gefühle schon bei ihrer ersten Begegnung wahrgenommen. Es überraschte sie auch nicht, in welche Intensität sie seien Gefühle wahrnahm. Sein Blut sang stark genug zu dem ihrigen, dass er im Blutdreieck dienen könnte. Als sie Gualterio und Ayden von der Vergiftung erzählt hatte, hatte sie ihre Gefühle ebenso stark gespürt.
Erstaunlich war jedoch, wie Kaeros mit seinen enormen Gefühlen umging. Er ballte seine Hände zu Fäusten, atmete beherrscht und fragte dann ruhig, was mit dem Attentäter sei. Bewunderung schlich sich in ihren Blick. Ihr Vater schien ein sehr guter Lehrer zu sein und Kaeros ein sehr guter Schüler. So jung und sein Kriegerprinzenblut schon so gut im Griff. Timaris glaubte nicht, dass es daran lag, dass sie einen beruhigenden Einfluss hatte. Nicht dann, wenn es um ihre Gesundheit ging. Sie merkte, wie sie allmählich Respekt für Kaeros entwickelte. Sie gab ihm die Zeit, sich noch etwas zu sammeln und knöpfte in Ruhe ihre Bluse wieder zu.

"Es waren drei Schnitter", antwortete sie Kaeros schliesslich. "Das sind speziell modifizierte Attentäter von Sion. Doch keine Sorge, keiner von ihnen hat überlebt." Timaris lächelt seiden. Den letzten hatte sie selbst in Flammen aufgehen lassen. Kaeros teilte ihre Zufriedenheit und kämpfte damit, dass er sie keine weiteren Attentäter mehr hier haben wollte, aber gleichzeitig wollte er es doch, damit er ihr deren Köpfe liefern konnte. Timaris erhob sich und trat um ihren Schreibtisch zu Kaeros herum. Dort schob sie sich anmutig, aber behutsam auf die Tischplatte, um da gemütlich zu sitzen. Mit einer Geste lud sie Kaeros dazu ein, sich neben sie zu setzen und legte ihre Hand locker auf seine geballte Faust.
"Erstmal wird es keine weiteren Attentate geben", beruhigte sie den Kriegerprinzen. "Zumindest keine von Sion authorisierten. Der Dämon versucht mich nun mit dem Gegenmittel zu erpressen. Ich soll mich ihm unterwerfen und ihm Hayll ausliefern. Dann darf ich es in seinem Namen weiterregieren." Sie lachte leise ob der Absurdität dieser Forderung.
"Fürs Erste haben wir jedenfalls Ruhe und ja, Sorra und andere schlaue Köpfe sind an dem Gegenmittel dran. Keine Sorge. Das wird schon. Ich bin viel zu stur und stolz, um wegen sowas zu sterben", lächelnd zwinkerte sie Kaeros zu. Es tat gut, mal entspannter darüber zu sprechen und nicht voller Wut und Verzweiflung.
"Von dir erwarte ich, dass du deine Aufgabe erfüllst, Kaeros", forderte sie von dem Kriegerprinzen sanft. "Und allmählich denke ich, dass du sie richtig gut erfüllen wirst. Aber vorher will ich, dass du zu Gualterio Malateste gehst und dir von ihm von den Schnittern und vom Schwarztraum erzählen lässt. Er hat da so seine Erfahrungen gesammelt. Ich werde ihm den Auftrag geben, dir alles darüber offen und ehrlich zu erzählen. Ich denke mir, dass du das Wissen darüber bald benötigen wirst, um dich selbst schützen zu können."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » So 10. Sep 2023, 20:56

Die Königin hatte die Bluse geschlossen und kam um den Schreibtisch herum ehe sie sich langsam auf die Tischplatte schob. Dann machte sie eine einladende Geste, dass er sich neben sie setzen sollte. Wie konnte sie so ruhig bleiben? Kaeros wollte immer noch etwas zerreißen und bemühte sich nach Kräften sich unter Kontrolle zu behalten.
Schließlich setzte er sich vorsichtig neben sie. Timaris legte eine Hand über seine Faust. Die Geste hatte fast etwas vertrauensvolles.
Timaris erklärte, dass es fürs erste keine weiteren Attentate von Sion geben würde. Er würde sie mit dem Gegenmittel erpressen, damit Timaris sich ihm auslieferte. Dabei nannte sie ihn Dämon, wobei Kaeros sich zunächst nichts dabei dachte. Schließlich hatte Timaris allen Grund Sion zu hassen und ihn so abwertend zu nennen wie sie wollte. Die Königin fuhr fort, sie dürfe Hayll in seinem Namen weiterregieren. Timaris lachte leicht.
"Wie das aussehen wird, kann man ja bei Pruul beobachten", sagte Kaeros bitter. Davon hatte er genüge in der Zeitung gelesen. Die arme Königin Sargosa sollte von Sion vor Augen des gesamten Pruuler Hofes vergewaltigt und geschwängert worden sein. Ja, sie "durfte" noch weiterregieren, doch das konnte man nicht wirklich als Regentschaft bezeichnen. Knechtschaft traf es eher.
Timaris beruhigte ihn weiter, dass Sorra und andere an einem Gegenmittel forschen würde. "Ich bin viel zu stur und stolz, um wegen sowas zu sterben." Die Königin zwinkerte lächelnd und Kaeros bekam das Gefühl, dass sie sich nur so gelassen gab, um ihn zu beruhigen und seine Sorge zu zerstreuen. Doch die ließ sich nicht mehr so leicht bändigen, seitdem er sie mit ihrer ersten Begegnung erhalten hatte. Sie war einfach da und machte ihn halb verrückt.
"Ich hoffe, sie findet es schnell."
Denn die Vergiftung schien schneller fortzuschreiten. Nach der Erpressung und dem Gegenmittel fragte Kaeros erst gar nicht. Er stimmte mit Timaris überein, dass dies keine Option war. Hayll würde niemals das Knie beugen.

Timaris forderte, dass Kaeros seine Aufgabe erfüllte und sie glaubte, dass er sie sehr gut erfüllen würde. Kaeros fühlte eine seltsame Motivation in sich bei den Worten. Er wollte sie nicht enttäuschen. Großartig...
Aber es war keine Zeit frustriert zu sein wegen seinem Blut. Das hier war Ernst.
"Das werde ich", stimmte er zu, dass er mit Prinz Malateste reden würde, um mehr Details von Schnittern und Schwarztraum zu erfahren. Kaeros sollte darin also eingeweiht werden und die Königin deutete auch an, dass er dieses Wissen bald benötigen würde. Der Kriegerprinz bekam den starken Verdacht, dass sich sein anfänglicher Wunsch bald erfüllen sollte und er wirklich an die Front geschickt werden würde.
Vielleicht würde er die Gelegenheit bekommen selbst so einem Schnitter gegenüber zu treten.
"Weiß er.. Bescheid?", fragte Kaeros.
Timaris bestätigte, dass ihr Blutdreieck eingeweiht wären. Sie hätte es ihnen vor kurzem gesagt. Und nun redete sie auch mit Kaeros offen darüber, vertraute darauf, dass er nichts sagen würde.
Kaeros legte seine andere Hand kurz auf Timaris' Hand über seiner Faust.
"Wir werden ihn besiegen. Diesen.. Dämon." Er grinste kurz. Die Königin lächelte kryptisch.
Kaeros fragte sie noch einmal, ob er etwas für sie persönlich tun sollte, doch Timaris verwies ihn wieder auf seinen baldigen Auftrag und entließ ihn dann. Der Kriegerprinz verneigte sich und verließ dann gefasst den Raum. Er wurde prompt wieder aufgewühlt, sobald er sie verlassen hatte. Es war zwar abends, doch sein Weg führte ihn schnurstracks zum Trainingshof der Wachen. Er musste sich abreagieren, irgendetwas kaputt schlagen.
Eine Trainingspuppe kam gerade recht.
Erst als Kaeros sie in seine Einzelteile zerlegt hatte, fühlte er sich einigermaßen besser. Er hätte gerne sofort mit Malateste geredet, doch der Kriegerprinz schien bei Sorra. Dann gleich am nächsten Morgen. Kaeros zwang sich zeitig zu Bett zu gehen, obwohl seine Gedanken rasten. Er bekam nicht viel Schlaf. Es war eine Sache die Vergiftung zu vermuten, eine ganz andere sie mit eigenen Augen zu sehen. Was passierte, wenn sich das Gift weiter ausbreitete? Er war kurz davor zu Sorra zu marschieren, um sie zu schütteln endlich ein Gegengift herzustellen, doch das war keine gute Idee.
Nach einer durchwachten Nacht war Kaeros am nächsten Tag früher auf als sonst.
So früh, dass er mitbekam wie die Zeitungsjungen die verschiedensten Zeitungen im Frühstückssalon auslegten, damit die Adeligen etwas zu lesen hatten. Draega allein besaß dutzende Zeitungen.
Dieses Mal stand auf den Titelblättern alles das gleiche.
Sion ist ein Dämon aus der Hölle!
"Hölle", entfuhr Kaeros und begann zu lesen.
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