Als er Kosta das Du anbot und sich zwar nicht entschuldigte, aber wieder zur höflichen Ansprache zurückwechselte, stöhnte der Krieger prompt entsetzt auf und erriet, dass Florien wieder unhöflich gewesen wäre ehe er seufzte und feststellte, dass Florien natürlich unhöflich gewesen wäre. Kosta kannte den Prinzen wohl auch besser und wusste wie angriffig er bei einer ersten Begegnung sein konnte. Kaeros hatte das auch kennengelernt, doch er nahm es Florien nicht übel. Er selbst war wohl auch etwas unhöflich gewesen.
Und danach hatten sie sich relativ schnell angefreundet...
So war es nicht nötig, dass Kosta sich für Floriens Benehmen entschuldigte.
Kaeros winkte ab. "Nicht nötig. Ich mag Florien. Wir haben uns in den letzten Wochen besser kennengelernt." Der Kriegerprinz wusste nicht, ob man da schon von Freundschaft reden konnte, dafür waren es nur ein paar Begegnungen gewesen, doch genug um das Pärchen besser kennenzulernen. Definitiv genug, um heißen Sex zu haben. Kaeros glaubte nicht, dass er jetzt unbedingt losziehen würde auf der Suche nach erotischen Abenteuern mit Männern, doch das Erkunden und Ausprobieren machte Spaß genug und bei den beiden fühlte er sich willkommen.
Allerdings achtete der Kriegerprinz darauf sich nicht aufzudrängen. Er wollte mit den beiden auch nicht zusammenkommen. Doch er sah was sie einander hatten und wie innig sie sich liebten und sehnte sich nach so etwas echtem.
Auf die Gedanken nahm Kaeros noch einen Schluck Rum.
Kosta nahm inzwischen sein Du an und versprach, dass er ihn nur im privaten so vertraulich ansprechen würde, um die höfischen Protokolle zu wahren. Er wäre auch nicht durch das Dutzen gekränkt. Trotzdem bedankte sich der Krieger für das Angebot.
Kaeros erwiderte das Lächeln. "Abgemacht... Kosta."
Ihre Begegnung war etwas seltsam zustande gekommen und der Kriegerprinz wusste, dass er sich aufgedrängt hatte. Doch Kosta wusste noch mehr über Timaris, als er je vermutet hatte und da ihn die Königin auch in Gedanken nicht losließ, konnte Kaeros viele Fragen loswerden und mehr über sie erfahren.
Irgendwie kam es auch dazu, dass er endlich zugab, dass sein Blut zu ihrem sang und andeutete wie stark es war. Trotzdem konnte Kaeros es nicht aussprechen. Er hatte sich immer gegen sein vorbestimmtes Leben gewehrt und nun von seinem eigenen Blut so hintergangen zu werden...
Er wollte dem nicht nachgeben. Wie konnte er?
Kosta trank einen großen Schluck Rum. Kaeros fühlte die Schwere des Alkohols allmählich wieder.
"Sehr unfair", stimmte der durchtrainierte Kriegerprinz zu. "Gegen Rhoheas und Pallaias' Versuche habe ich mich Wehren können, aber wie soll ich mich dagegen wehren?" Es war als würde ihm nun auch noch die Mutter der Nacht persönlich dieses Leben aufzwingen wollen. Und mit der konnte man nicht so gut streiten wie mit Rhohea.
Kosta dachte gleich an seine Herrin und wie sie sich dabei fühlen würde. Er schien ein sehr anderes Verhältnis zu ihr zu haben wie Florien, vielleicht weil Kostas Blut zu ihrem sang. Florien hatte nichts dergleichen erwähnt.
"Doch ihren Gefährten hat sie sich noch nie vorschreiben lassen", bemerkte Kosta.
"Ja, das weiß ich und an ihrer Stelle würde ich es weiter so halten." Kaeros erinnerte sich zwar nicht an alle Namen ihrer Gefährten, wusste aber, dass viele davon eher aus... ungewöhnlicheren Verhältnissen gekommen waren. Kaeros dagegen... er war die perfekte Wahl, das was die Familie wollte und gerade deswegen baute Kaeros darauf, dass Timaris sich von ihm fernhalten würde.
"Außerdem scheint sie Aaron sehr zu schätzen. Für einen Shaladorer..." Einen Kurzlebigen. Es war eine Beziehung mit Ablaufdatum, aber vielleicht war es das immer gewesen. Kaeros wünschte ihnen trotzdem viele schöne Jahre.
Kosta beklagte eher, dass es zu viel Druck wäre als dass die Königin und Kaeros sich unbeschwert kennenlernen könnten.
"Dabei könntet ihr euch sicherlich viel geben, wenn ihr dem Ruf des Blutes nachgeben könntet. Wenn ich sehe, wieviel es Timaris und Prinz Malateste gegeben hat. Es ist wirklich ungerecht."
"Prinz Malateste ist vielleicht nicht das beste Beispiel", wandte Kaeros ein, "Er ist für Verrat im Kerker gelandet." Selbst wollte Kaeros nicht so enden. Damals war der versuchte Sturz der Königin ein großer Schock gewesen. "Ich weiß nicht ob das besser war als das Ende, das Joaquin Torrent erfahren hat." Timaris' damaliger Gefährte und ebenfalls an dem Umsturzversuch beteiligt. Joaquin war adelig gewesen und sehr ehrgeizig gewesen. Es hatte viele Tote im Palast gegeben. Mehr wusste Kaeros aber auch nicht, nur das was damals in den Zeitungen gestanden hatte.
Es war ein weiterer Moment gewesen, wo es ihn gereizt hatte sein Leben als Romeo aufzugeben. Beinahe hätte er es auch getan, doch dann hatte er davon gelesen wie hart Timaris nach dem Verrat durchgegriffen hatte und Kaeros war geblieben. Er hatte nicht bei ihr enden wollen.
Wollte er immer noch nicht.
"Allerdings.. wenn ihr Blutband so stark war.. oder ist, und er trotzdem Verrat an ihr begehen konnte.." Kaeros dachte kurz darüber nach. "Es zeigt, dass man sich dem Blut doch sehr widersetzen kann. Es mag verrückt sein, aber das gibt mir Hoffnung. Solange ich nicht wie Malateste ende." Der Kriegshund, wie sein Spitzname gewesen war. Damals noch gefürchtet und bewundert von vielen Kämpfern. Auch für Kaeros war er ein Vorbild gewesen, obwohl er dem Mann nie begegnet war.
"Das letzte was ich im Palast gehört habe, ist, dass Timaris ihn freigelassen hat und dass er sich mit Prinz Asar angelegt hat. Sie hätten sich beinahe bekämpft." Kaeros kannte aber auch die Gerüchte, dass Prinz Malateste weiterhin bei der Königin in Ungnade war. Dass er seine Juwelen nicht zurückhatte und wie ein geprügelter Hund durch die Gänge schlich, darauf wartend, dass die Königin ihm endgültig vergab. Ehe er wieder spurlos verschwunden war. Gerüchten zufolge zurück im Kerker.
Nein, Kaeros wollte wirklich nicht so enden, weswegen er auch niemanden verraten hatte, dass Timaris ebenfalls seine Juwelen besaß.