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Der neue Leibwächter





Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Sa 19. Aug 2023, 13:23

Kaeros hatte nur widerstrebend seine Kammer bezogen. Etwas anderes blieb ihm auch nicht übrig. Die Königin hatte deutlich gemacht, dass er im Palast wohnen sollte bis er gebraucht wurde. Es gefiel dem Kriegerprinzen nicht hier festzusetzen und die ersten Tage durfte er nicht einmal das Schlossgelände verlassen. Ein Diener brachte ihm sein Gepäck vom Stadthaus hinauf. Kaeros nutzte die Zeit, um ein paar Briefe an die Familie zu verfassen. Auch an seine Eltern, obwohl er kaum wusste wie er alles in Worte fassen sollte. Er war kein großer Briefeschreiber, also blieb es eher knapp. Er überlegte auch Florien und Nakarios zu schreiben, da der Prinz darum gebeten hatte, aber Kaeros hoffte, dass er bald die Möglichkeit bekam ihnen persönlich alles zu erzählen.
Timaris hatte nicht lange damit gewartet seine Rückkehr öffentlich zu machen, obwohl sie ihm unterschwellig schon vorwarf, dass er sich beim Einreisen in Draega besser verborgen hätte, damit sie mehr Spielraum gehabt hätte. So eröffnete sie bei einem Essen einem Teil des ersten Kreises die Neuigkeit. Offiziell war er jahrelang auf geheimer Mission gewesen. Kaeros fand die Erklärung unsinnig, aber eigentlich war ihm nur recht, dass er den anderen Adeligen nichts erzählen musste.
Nach dem Essen verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer im Palast. Der Kriegerprinz befürchtete, dass es auch bald in den Zeitungen stehen würde, doch er hatte dafür gesorgt die Briefe mit Eilboten zu verschicken.
Timaris Blutdreieck reagierte... gemischt. Der Hauptmann der Wache, auch ein Kriegerprinz, war hauptsächlich desinteressiert. Sandro de Ragie meinte, dass er sich nicht in familiäre Dinge einmischte und er genug mit dem Krieg zu tun hatte. Hauptsächlich wirkte er gestresst. Wann immer Kaeros ihn sah, rannte der Mann oder brüllte seine Untergebenen an, die genauso überfordert wirkten. Irgendwas lief da nicht rund.
Ihr neuer offizielle Gefährte war seit kurzem der shaladorische Sklave, der eigentlich ständig an ihrer Seite. Meistens sah er besorgt und bedrückt aus, doch ansonsten wirkte Aaron ganz umgänglich. Warum man einen Sklaven zum Gefährten ernannte, wusste Kaeros nicht, doch solange er den Posten nicht bekam, war ihm alles recht.
Der Haushofmeister war eine ganz andere Geschichte. Florien hatte noch untertrieben. Das einzige Gespräch, das Kaeros mit Prinz Asar geführt hatte, hätte beinahe dazu geführt, dass er dem Mann beinahe an die Gurgel gegangen wäre. Ein Umstand den der Prinz bewusst provoziert hatte, wie sich danach herausgestellt hatte. Und offensichtlich nicht der erste Kriegerprinz, der die Kontrolle vor dem Haushofmeister verlor. Kaeros erfuhr rasch von dem Skandal, dass Gualterio Malateste und der Prinz sich beinhe bekämpft hatten.
Es wurde auch schnell klar, dass Prinz Asar Aaron abgrundtief hasste und überhaupt nichts von einem Sklaven als Gefährten hielt. Er hielt auch nichts von den Männern im ersten Kreis. Die Frauen dagegen..
Kaeros wusste nach all den Geschichten kaum noch welche Frau im Palast nicht im Bett des Haushofmeisters gelandet war.
Selbst erledigte er seine eigenen Gelüste außerhalb des Palastes, nachdem er mehrmals bei Timaris gedrängt hatte, dass er das Schlossgelände verlassen dürfte. Er würde spätestens nachts zurückkehren. Irgendwann schien sie ihm das auch zu glauben und der Kriegerprinz durfte in die Stadt. Er besuchte das Stadthaus von Hyacinthos wieder, vor allem um Nakarios und Florien von den Neuigkeiten zu erzählen. Es war angenehmer einen Abend mit den beiden zu verbringen, als beim Palast zu essen. Die Atmosphäre dort war angespannt und irgendwie drückend. Es erinnerte ihn an Eretas Zeiten, doch er wollte es nicht damit vergleichen. Schließlich war Krieg.
Bei einem dieser feuchtfröhlichen Abende im Stadthaus führte eins zum anderen und sie landeten zu dritt wieder im Bett. Kaeros genoss den Sex mit den beiden, doch es passierte in den nächsten Wochen nur ein paar ausgesuchte Male. Es war ein kostbarer Genuss. Ansonsten suchte er das Haus des roten Mondes auf und bezahlte es mit dem Lohn, den er von Timaris bekam. Dabei hatte sie ihn noch auf keinerlei Einsätze geschickt und Kaeros begann zu befürchten, dass es nur ein Vorwand gewesen wäre ihn im Palast zu halten. Die Nähe zu ihr war weiterhin anstrengend. Zum Glück war die Königin meist beschäftigt und er sah sie selten. Sie wirkte genauso angespannt wie der Rest des Hofes, wusste es aber besser zu verbergen.
Die erste Zeit im Palast machte Kaeros sich wieder mit dem neuen Umfeld vertraut. Sein Zimmer war schlicht, aber es war aushaltbar. Kaeros konnte auch so die Trainingseinheiten der Männer besuchen. Öfter sah er dort auch Prinz Asar, der mit dem Degen trainierte oder sich sonstwie zur Schau stellte. Aaron wurde auch unterrichtet, doch es war deutlich, dass er keinerlei Erfahrung hatte. Ein Umstand den der Haushofmeister sehr genoss.

Kaeros erhielt bald Briefe der Familie zurück. Die Reaktionen waren gemischt. Meist bestand der Brief ohnehin nur aus Höflichkeitsfloskeln. Nichts echtem. Ferran Verden schrieb ihm überhaupt nicht. Dafür erhielt Kaeros einen allgemeinen Brief aus dem Hause Verden, dass man erfreut wäre, dass er am Leben wäre.
Rhohea schrieb ihm auch und wollte ihn natürlich sehen. Der Brief war voll mit Tränenflecken und bestialischem Parfüm.
Kaeros seufzte. Besser er brachte es hinter sich. Timaris wollte es zunächst nicht erlauben, dass er Draega verließ, doch als der Kriegerprinz vorbrachte, dass Rhohea ansonsten zum Palast reisen würde, ließ Timaris ihn ziemlich schnell abreisen.
Kaeros verbrachte drei Tage in Parathea. Rhohea hatte ihn natürlich dramatisch begrüßt und mehrmals zu Weinen begonnen ehe sie angefangen hatte loszulegen und ihm lauter Vorwürfe zu machen. Die Sache mit der Geheimmission glaubte sie kein Stück, hielt es eher für möglich, dass Timaris ihn aus dem Verkehr gezogen hätte, weil sie die Verbindung nicht wollte. Sie würde lieber einen Sklaven an ihrer Seite wollen.
Mit jeder verstreichenden Stunde wollte Kaeros gerne wieder seinen Tod vortäuschen nur um seiner Mutter zu entfliehen.
Als er sie nach seinen Besitztümern fragte, begann Rhohea erst recht zu keifen und wie Timaris ihr alles abgenommen hätte, weil es ihr sowieso bestimmt gewesen wäre. Während seine Mutter noch keifte, musste Kaeros die Überraschung erst verdauen. Deswegen hatte Timaris gesagt, dass Rhohea keinen Kupfer abbekommen hätte. Er sollte wohl froh darüber sein, fragte sich aber auch, ob das bedeutete, dass er es nicht mehr wiederbekommen würde.
Kaeros musste weitere unsägliche Begegnungen mit der Familie in Parathea über sich ergehen lassen. Er wollte auch seinen Landsitz besuchen, doch er war verschlossen. Von dem was er von außen erkennen konnte wirkte es jedoch gepflegt. Hatte sich Timaris darum gekümmert und wieso?
Seine Großmutter drängte ihn dazu Timaris Leibwächter zu werden sobald sie von den Wünschen der Königin erfuhr. Die Sache mit dem Sklaven wäre doch nichts ernstes. Und selbst wenn doch...
Kaeros bekam ein mulmiges Gefühl. Er würde auf Aaron aufpassen müssen.

Das erwies sich nach seiner Rückkehr als regelrechte Vollzeitbeschäftigung. Zwei Attentate auf Aaron verhinderte er und er sorgte auch dafür, dass der Sklave nichts trank oder kostete was nicht vorher geprüft wurde. Kaeros schlug sich auch mit Sorra herum, damit er ein Schutznetz für Aaron bekam, dass der Sklave an einem Arm- oder Fußband tragen konnte. Es schützte ihn vor Zaubern anderer Schwarzen Witwen.
Kaeros wurde zwar nicht Timaris Leibwächter, aber Aarons. Solange der Sklave lebte, konnte er selbst im Hintergrund bleiben. Es half, dass der Prinz recht freundlich war. Mehr als einmal schien er versucht Kaeros etwas anzuvertrauen, bremste sich dann aber. Es schien mit der Königin zu tun zu haben.
Nachdem Kaeros nun schon einen Monat lang im Palast lebte, begann auch er sich Sorgen um die Königin zu machen. Vielleicht war es nur der Stress, doch sie wurde dünner und trotz sommerlicher Hitze trug sie verhüllende Kleider. Er bekam irgendwann auch mit, warum Prinz Asar so eifersüchtig auf Aaron war. Der Haushofmeister glaubte, dass die Königin ihrem neuen Gefährten treu war. Es war ein offenes Geheimnis, dass Prinz Asar früher auch öfter das Bett der Königin besucht hatte. Etwas was er nun wohl nicht mehr durfte und es Aaron anlastete. Stattdessen war Prinz Asar öfter in Begleitung von Rhiarda Malateste zu sehen. Vielleicht in der Hoffnung, dass man ihn mit ihr stärker anerkannte, denn es gab genug giftige Stimmen über seine dhemlanische Abstammung.
In seiner Zeit mit Aaron erfuhr Kaeros dann auch, dass selbst Aaron nicht mit der Königin schlief und sie seit dem Urlaub sehr abweisend und kalt zu ihm sei. Kaeros bohrte nach was in diesem Urlaub passiert war, doch Aaron wandt sich und schien zu viel Angst zu haben darüber zu reden. Aber irgendetwas war passiert.
Daipha war auch oft bei Timaris und als Kaeros wegen Aarons Schutznetz bei Sorra gewesen war, hatte er das Blut der Königin gespürt. Kaeros schlechte Gefühl verstärkte sich. Er beobachtete die Leibwächter beim Training. Vier neue Leibwächter waren dazu gekommen, die nun eingearbeitet werden musste. Als Kaeros Prinz de Ragie nach den Gründen fragte, erklärte dieser nur lapidar, dass es eine plötzliche Lücke gegeben hätte. Kaeros bohrte nach wann genau diese Lücke entstanden war und erfuhr wieder, dass es nach dem Urlaub gewesen wäre.
Was war da passiert?
Kaeros beobachtete die Königin weiter und überwand sich dazu öfter ihre Nähe zu suchen, obwohl ihn die Reaktion seines Blutes weiter beschäftigte. Viel bekam er die Königin sowieso nicht zu Gesicht. Ständig war sie beschäftigt und sie aß auch nur noch selten zusammen mit den anderen. Wenn Kaeros mal einen Blick auf sie erhaschte, sah Timaris dünn aus und ihre Zofe schminkte sie stärker als sonst. Sie wirkte erschöpft.
War es nur der Stress oder war da mehr? Das war doch verrückt. Sie konnte doch nicht krank sein und niemanden war es aufgefallen? Aber alle in ihrem Umfeld schienen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um es wahrzunehmen.
Er musste mit ihr reden.
Unter dem realen Vorwand, dass er über seine Besitztümer reden wollte, ersuchte Kaeros eine Audienz bei ihr. Mehrmals wurde er vertröstet, doch mittlerweile wusste er durch das Beobachten der Leibwächter ziemlich genau ihre Routine und an einem der Tage wusste er, dass sie Vormittags in einem für sie abgetrennten Bereich des Parks war. In einem Pavillon hatte man ihr einen Schreibtisch aufgestellt und alle weiteren Annehmlichkeiten, so dass sie wohl an frischer Luft arbeiten konnte.
Es war ein leichtes die aufgestellten Leibwächter zu umgehen, wenn man erst einmal ihre Routine kannte.
Ungehindert konnte Kaeros so den Pavillon betreten, vorbei an zwei verdutzten Dienern, die ihn noch aufhalten wollten.
„Hauptmann de Ragie sollte die Abläufe der Leibwächter wirklich stärker verändern. Es ist viel zu leicht das Muster zu erkennen“, bemerkte er, „Und wenn ihr im Park seid fehlt ein wendiger Leibwächter oben auf dem Dach hinter uns“, informierte er sie.
„Außerdem wurde schon wieder versucht Aaron zu töten. Mit vergifteten Sandalen. Raffiniert in seiner Einfachheit.“
Kaeros verneigte sich dann vor der Königin, die hinter dem Schreibtisch saß. Dabei erinnerte er sich, dass er die letzte Nacht bei Florien und Nakarios verbracht hatte. Nach ihrem sinnlichen Treiben hatte er es nicht mehr rechtzeitig zurück geschafft. Doch er hoffte, dass die Königin ihm einige fehlende Nächte mittlerweile durchgehen ließ.
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von Anzeige » Sa 19. Aug 2023, 13:23

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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » Sa 19. Aug 2023, 16:36

Sie sass noch nicht lang an ihrem Schreibtisch im Pavillon, als sie auch schon spürte, dass Kaeros auf sie zukam. Ganz ohne die Erlaubnis einer Audienz. Um diese hatte er zwar angefragt, doch Timaris hatte sie ihm nicht bewilligt. Sie hatte keine Zeit für die jammernden Bedürfnissen des Kriegerprinzchens, das sich nach seinem Geld sehnte, das sie für ihn verwahrt hatte. Zudem wollte Timaris es ihm nicht geben, da sie fürchtete, dass es ihm dann leichter fallen würde, einen Fluchtversuch vom Palast zu starten. Der Kriegerprinz war ganz schön umtriebig in den wenigen Wochen, in denen er hier war. Timaris spürte es, ob sie es wollte oder nicht. Ihr Blut sangs so stark zu ihm, wie zu Ayden. Sie spürte ihn sogar bis in die Stadt hinunter, wenn sie sich auf ihn konzentrierte.

Andererseits passte Kaeros ganz ungefragt auf Aaron auf. Scheinbar nur so nebenbei vereitelte er mehrere Attentatversuche auf ihren Sklaven. Kaeros hatte recht gehabt. Er war gut ausgebildet. Er hatte jedoch verschwiegen, dass er seine Ausbildung auch anwenden konnte. Timaris fragte sich woran sein Einsatz für Aaron lag. Ob er sich beweisen wollte oder ob er nur ganz verzweifelt Aaron auf dem Posten des Gefährten behalten wollte, damit er selbst nicht dahin gedrängt wurde. Zweiteres war wahrscheinlicher und unglaublich unverschämt. Dass er ihr noch immer nicht zutraute, dass sie ihre Gefährten selbst aussuchte. Nachdem sie einen Stallburschen und nun gar einen Sklaven offiziel als ihren Gefährten angenommen hatte, eine grössere Rebellion gegen die Konventionen ging gar nicht, befürchtete er noch immer, Aaron müsste nur sterben und schon würde sie ihn als ihren Gefährten erwählen. Also wirklich. Kaeros Hochmut war provozierend beleidigend.

Nichts destro Trotz hatte er Aaron gerettet und er war höflich zu ihm. Soweit Timaris es mitbekommen hatte, kamen die Beiden sogar einigermassen gut miteinander aus. Deswegen sandte sie ihrem Leibwächter auch gleich beruhigend, dass er nicht hinter Kaeros herhechten und ihn überwältigen musste. Kaeros würde seine Audienz bekommen. Nur ganz schutzlos würde sie ihn nicht empfangen. Geschmeidig liess sie den Kontrollring erscheinen und streifte ihn sich über. Sofort begann die nicht wirklich verheilte Stichwunde in ihrer Brust zu ziehen. Seit ein paar Tagen begann sie zu schmerzen, wenn sie ihre Kunst einsetzte. Ihre Vergiftung schritt weiter vor. Sie hasste es.

Dass Kaeros ihr zur Begrüssung grossspurig erzählte, wie ihre Leibwache versagt hatte und damit prahlte, wie er einen raffinierten Mordanschlag auf Aaron vereitelt hatte. Timaris reagierte erst einmal nicht darauf und schrieb einfach weiter. Wobei sie Kaeros Anmerkungen zu der Leibwache durchaus auf einen Notizzettel notierte.
"Nun, Aaron wird ohnehin bald sterben", erwiderte sie ungerührt, nicht bereit irgend ein Gefühl dazu zu zeigen. Sie war sich Aarons Sterblichkeit nur zu gut bewusst. Der Prinz war kurzlebig. Innert ein paar weniger Jahrzehnten würde er verwelken. Nun bestand allerdings die Gefahr, dass er noch viel früher starb. Wenn die Vergiftung obsiegte, würde Aaron ihren Tod nicht lang überleben. Sie legte den Stift beiseite und beehrte Kaeros mit ihrer vollen Aufmerksamkeit. Diesmal tat sie ihm auch nicht mehr den Gefallen, ihre Signatur zu unterdrücken. Sie hatte seine Verneigung betrachtet und überlegte sich nun, ob sie ihn auf den Knien sehen wollte, wo er sich diese Audienz erschlich.

"Wenigstens wisst Ihr Eure Zeit sinnvoll zu nutzen und gebt nicht den gelangweilten, verwöhnten Adelsbengel, Prinz Tolarim", respektierte sie seine Leistung. Als Zeichen, dass sie seinen Einsatz schätzte duzte sie ihn nicht mehr wie irgend ein Landstreicher sondern gestand ihm die höfliche Anrede eines Adeligen zu.
"Wisst ihr noch von weiteren Sicherheitslücken in meiner Leibwache? Dann teilt sie mir nun mit, bevor ich Euch abführen und für das erschleichen einer Audienz bestrafen lasse." Ein kurzes Glitzern in ihren Augen zeigte, dass sie zu diese Bestrafung nur zu gern selbst ersinnen und ausführen wollte. Einen attraktiven, mächtigen Kriegerprinzen zu bestrafen war ein Vergnügen, dem sie schon lange nicht mehr hatte nachgehen können. Doch auch dieses Mal würde sie sich diese Freude verwehren. Sie hatte keine Zeit dafür. Und auch keine Energie für Kaeros Quengeleien.
"Aber wenn Ihr schon einmal hier seid, dann kann ich Euch ja sagen, dass Ihr mich nicht weiter mit Euren Anfragen bezüglich einer Audienz belästigen sollt, Prinz Tolarim", beschied sie ihm mit beherrschter Ungeduld. "Ich lasse es euch schon wissen, wenn ich einen Auftrag für Euch habe. Bis dahin nagt ihr nicht am Hungertuch. Eure Finanzen können bis nach dem Krieg warten. Wenn Ihr ihn denn überlebt. Ansonsten wäre es ohnehin nur vergebene Liebesmüh, darüber zu verhandeln, wenn dann sowieso wieder alles an mich zurück geht." So hilfreich Kaeros in mit seiner Freizeitaktivität auch war, dafür hatte sie nun wirklich keine Zeit. Zumal er sie längst nicht so unterstützte, wie er es gekonnt hätte.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Sa 19. Aug 2023, 17:55

Timaris war weniger begeistert von seinem plötzlichen Auftauchen, aber was sollte er machen? Kaeros hatte keine Geduld auf eine Audienz zu warten und war es leid dauernd vertröstet zu werden. Vermutlich hatte sie aufgrund des Krieges wirklich keine Zeit, doch er fand, dass sein Anliegen nicht warten konnte. Zudem hatte sie ihn immer noch nicht zu einem Einsatz geschickt und irgendwie musste er sich ja beschäftigen. So hatte er sich eben im Palast umgehört und die gesammelten Aussagen und Indizien hatten sich zu einem schrecklichen Verdacht verdichtet. Es ließ Kaeros keine Ruhe. Irgendwie musste er wissen, ob es der Königin gut ging. Verdammtes Blut. Aber auch wenn sein Blut nicht zu ihrem gesungen hätte, hätte er dies wissen wollen. Vielleicht hätte es ihn aber nicht so sehr gedrängt, dass er sie im Park einfach so überfiel.
Timaris arbeitete zunächst ungerührt weiter, während Kaeros nach seiner Verbeugung ungeduldig vor ihrem Schreibtisch stand und dem Versuch widerstand hin- und herzugehen.
Schließlich bemerkte die Königin, dass Aaron sowieso bald sterben würde.
„Nicht wenn ich es nicht verhindern kann“, entgegnete Kaeros. „Er wird auch besser darin sich selbst zu verteidigen. Sehr zum Verdruss eures Haushofmeisters.“
Dann ging ihm auf, dass Timaris die Worte anders gemeint hatte. Aaron war Shaladorer, er würde nicht lange leben und schneller altern. Würde sich Timaris des Sklaven entledigen, wenn er nicht mehr jung aussah?
„Sorra hat etwas davon gesagt, dass es Verjüngungselixiere geben soll“, bemerkte er. Irgendetwas davon, dass eine ihrer Spinnen etwas in Dhemlan gefunden hätten. Kaeros wollte nichtmal wissen was das bedeutete. Aber wenn Aaron länger leben könnte, wieso nicht? Der Kriegerprinz mochte Aaron und solange er Timaris Gefährte war, hatte er gegenüber Rhohea und Pallaia ein gutes Argument wieso er sich bei Timaris gerade auf Distanz hielt. Leider enthielten ihre Briefe trotzdem kaum ein anderes Thema.
Timaris fuhr fort, dass er seine Zeit wenigstens gut nutzte und kein verwöhnter Adelsbengel wäre. Kaeros zuckte mit den Schultern.
„Naja, der bin ich auch, aber ich war es leid nichts zu tun..“ Ein stummer Vorwurf, dass sie ihn immer noch nicht eingesetzt hatte. Vielleicht wäre es doch besser in ihrer Leibwache zu dienen. Sie könnten die Hilfe wirklich gebrauchen und er hätte ein paar Ideen. Außerdem war da immer noch seine Sorge über den Urlaub, die ihn nicht losließ. Er wollte es nicht wahrhaben, doch es wurde nicht besser, wenn er diesem Gespräch auswich. Doch wie sollte er es ansprechen? Diener gingen außerdem im Pavillon herum, bereit der Königin einzuschenken oder ihr mit einem Fächer Luft zuzufächeln.
Timaris sprach ihn wieder respektvoll an, worüber Kaeros eigentlich ganz froh war. Die höfliche Rede bedeutete Distanz und das war gut zwischen ihnen.
Allerdings wollte er sie auch etwas sehr persönliches fragen und da war die Distanz nicht so hilfreich.

Noch dazu wollte die Königin ihn loswerden, drohte ihm ihn für das Erschleichen der Audienz zu bestrafen und abführen zu lassen.
„Naja.. genau genommen ist das hier noch keine Audienz“, wandte Kaeros ein. Schließlich hatte er sein eigentliches Anliegen noch nicht vorgebracht. „Aber ich hätte ein paar Ideen bezüglich eurer Leibgarde.“
Er sollte dies wohl mit dem Anführer der Leibwächter besprechen. Timaris wollte auch nicht über sein Vermögen reden oder wann sie ein Einsatz für ihn hätte. Seine Finanzen würden bis nach dem Krieg warten können, falls er ihn überlebte.
„Und was ist, wenn ihr ihn nicht überlebt?“, fragte er leise. Einem der Diener entwich ein Keuchen für diese unverfrorene Frage.
Timaris sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und konterte, ob seine Meinung über ihre Leibgarde derart schlecht wäre. Doch er müsse sich keine Sorgen machen, für den Fall wäre vorgesorgt. Wenn er mit der Frage einen empfindlichen Punkt getroffen hatte, so zeigte es die Königin kein Stück. Er würde es irgendwie anders versuchen müssen.
„Können wir kurz allein reden?“, fragte er. Und da ihm nichts besseres einfiel: „Bitte.“
Timaris schien kurz zu überlegen, dann schickte sie die Diener aus dem Pavillon. Kaeros machte noch einen Schritt auf den Schreibtisch zu, obwohl ihn die Nähe zu ihr weiterhin überwältigte.
„Euer Haushofmeister ist eifersüchtig, weil er denkt, dass ihr eurem neuen Gefährten treu seid. Euer Gefährte fürchtet, dass ihr ihm nur noch die kalte Schulter zeigt wegen etwas was in eurem Urlaub vorgefallen ist und euer Hauptmann stellt neue Leibwächter direkt nach eurem Urlaub ein, um eine Lücke zu füllen“, zählte Kaeros auf. Ihm fehlte die Geduld subtiler zu sein. Er wartete kurz, um sicher zu gehen, dass die Diener wirklich weit genug waren. Zusätzlich hatte er einen Hörschutz errichtet. Das war im Palast nicht unüblich, wenn man ungestört sein wollte.
„Wie schlimm war es im Urlaub?“, fragte er dann.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » Sa 19. Aug 2023, 21:22

Wehement beteuerte Kaeros, dass Aaron nicht so bald sterben würde und lobte den Sklaven in seinem Bemühen zu lernen, sich selbst zu verteidigen. Dabei war ihm auch aufgefallen, dass Ayden das gar nicht gefiel. Dabei hatte er sich doch aus Hofangelegenheiten heraus halten wollen. Kurz darauf ging Kaeros auf, dass Timaris nicht nur die Gefahr am Hof gemeint hatte, als vielmehr Aarons Kurzlebigkeit. Hilfsbereit erwähnte er Verjüngungselixiere, die Sorra kennen sollte. Kaeros war wirklich sehr bemüht, Aaron am Leben zu halten. Seine Angst, danach ihr Gefährte werden zu müssen, schien imens zu sein. Als sie sich jedoch stärker auf ihr Band konzentrierte, spürte sie keinerlei Angst bei ihm. Vielmehr Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft. Das kam unerwartet. Insbesondere dafür, dass er so dringend dem Palast hatte enfliehen wollen.

Nichts desto Trotz hatte er kein Problem damit, ihr frech vorzuwerfen, dass sie noch keine Aufträge für ihn hatte. Dabei war er derjenige war, der abgelehnt hatte, als ihr Leibwächter zu arbeiten. Und dann korrigierte er sie auch noch naseweis, dass es genau genommen keine Audienz wäre. Wobei er durchaus einige Ideen bezüglich ihre Leibgarde hätte. Der Kriegerprinz war voller Widersprüche. Er wollte weg von ihr, wollte kein Leibwächter sein und doch war er nun voller Energie bei der Sache und setzte sich ein.
Leider hatte sie keine Zeit, das genauer zu erkunden. So verlockend es auch war. Deswegen wollte sie ihn nun auch wieder loswerden, um sich auf ihre Arbeit konzentrieren zu können. Das mit dem Geld konnten sie noch später klären. Es war wie ein Versprechen für sich selbst, danach mit dem süssen Kriegerprinzen zu spielen zu dürfen. Eine Belohnung für sie, wenn sie den Krieg überstanden hatte. Sie beide. Ganz unverblümt fragte Kaeros, was denn wäre, wenn sie den Krieg nicht überlebte. Timaris hielt inne. Einer der Diener keuchte erschrocken, als wäre sie von Kaeros eben mit dem Tod bedroht werden. Eine unsägliche Unverfrorenheit. Doch Timaris fiel auf, dass Kaeros leise sprach. Wieder war an ihm nicht zu spüren, dass er dies aus Egoismus um sein Geld sagte. Sondern aus ehrlicher Sorge.

Mehr für die Dienstboten zog Timaris fragend eine Augenbraue nach oben. Sie wären erstaunt, wenn sie nicht auf diese Beleidigung reagierte und das gäbe zu reden.
"Ist Eure Meinung über meine Leibgarde derart schlecht?" fragte sie spöttisch. "Doch darum müsst Ihr Euch keine Sorgen machen. Für diesen Fall ist vorgesorgt." Zumindest so etwas einfaches, was ihre Finanzen und ihre Besitztümer traf. Schwieriger war es, die Sicherheit von Aaron und Ayden zu gewährleisten und dafür zu sorgen, dass Hayll sich nicht selbst zerfleischte. Zudem musste es weiterhin Sion besiegen.
Ganz abrupt wechselte Kaeros das Thema und bat darum, allein mit ihr sprechen zu dürfen. Er wirkte unruhig und wollte eindeutig etwas mit ihr besprechen, das nicht mit ihrer Leibwache oder seinem Vermögen zu tun hatte. Ausser er war ein sehr guter Schauspieler. Das einfache Bitte liess sie zögern. Das leise Bedenken, dass sie den Krieg nicht überleben könnte, liess sie eine zarte Ahnung haben, um was es gehen könnte. Mit einer leichten Handbewegung schickte sie die Diener fort.

Eindringlich trat er einen Schritt auf sie zu, ehe er auf einmal von Ayden und seiner Eifersucht begann. Noch bevor er davon sprach, dass Aaron befürchtete, er hätte etwas im Urlaub falsch gemacht hatte, weswegen sie ihm nun nur noch die kalte Schulter zeigte, wusste Timaris, dass Kaeros herausgefunden hatte, dass es ein Attentat auf sie gegeben hatte. Eines mit schlimmen Folgen, weswegen es verheimlicht wurde und nicht in die Propaganda eingebettet, wie stark und unangreifbar Hayll war. Während Kaeros von seinen Erkenntnissen sprach, betrachtete Timaris den jungen Kriegerprinzen nachdenklich. Er trat so grossspurig, ja beinahe unerträglich arrogant auf. Doch dahinter steckte ein unheimlich kluger, aufmerksamer Mann. Er war wirklich faszinierend.

"Ihr wollt tatsächlich wissen, wie sehr Aaron im Bett unter mir zu leiden gehabt hat?" erwiderte sie schmunzelnd seine Frage. "Wie ich ihn gequält und meine Lust daraus gezogen habe?" Dabei ignorierte sie seine versteckte Anfrage, ob es ein Attentat auf sie gegeben hatte, komplett. Wobei Kaeros eigentlich weniger nach dem ob, als nach den Auswirkungen gefragt hatte und ihr Ausweichen war ebenfalls Antwort genug. Doch solange Kaeros nichts genaues wusste, würde sie ihm auch nichts dazu sagen. Schliesslich hatte er ihr noch immer keinen Grund gegeben, weswegen sie ihm etwas derart heikles anvertrauen sollte.
Für einen Moment liess Karos sich ablenken und er blickte sie verblüfft an, ehe er viel zu früh den Kopf schüttelte und fokusiert fortfuhr.
"Nein, deswegen habe ich nicht gefragt. Aaron hat mir nichts darüber gesagt und er hat auch nicht viel über den Urlaub erzählt. Aber irgendetwas scheint passiert zu sein, dass ihr ihn nun nicht mehr in euer Bett holt. Und niemanden sonst auch."
"Ihr kontrolliert meine Sexgewohnheiten?" lachte Timaris scheinbar amüsiert und erhob sich geschmeidig mit verführerischer, sinnlicher Anmut. "Das trifft sich gut." Langsam trat sie um den Schreibtisch herum, strich dabei über die glänzend polierte Platte. "Es ist nicht ungewöhnlich, dass ich schnell mein Interesse verliere und mit ein neues Objekt der Begierde für mein Bett suche. Ich brauche nicht jeden Tag Sex zu haben. Der Reiz liegt durchaus auch in der Jagd." Der Blick mit dem sie Kaeros bedachte machte deutlich, dass er ihre neue Beute war. So sehr wie der Kriegerprinz sich dagegen gesperrt hatte, in ihre Nähe zu kommen, dürfte er nun wohl reissaus nehmen und vergessen, sich um Dinge Gedanken zu machen, die ihn nichts angingen.
Zuletzt geändert von Timaris am So 20. Aug 2023, 07:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Sa 19. Aug 2023, 22:16

Als sie alleine waren, zögerte Kaeros nicht lange und begann das heikle Thema. Er wusste nicht wieviel Zeit ihm blieb bis die Königin endgültig genug von ihm hatte und ihn fortschickte. Aber sein Gefühl, dass etwas nicht stimmte, ließ ihn nicht los. Er hätte es vielleicht nicht ansprechen sollen, weil er sie ziemlich verärgern könnte wenn er falsch lag, doch das hielt Kaeros nicht ab. Irgendwie war seine Sorge stärker.
Die Königin reagierte auf seine Nachfrage, was im Urlaub vorgefallen wäre, längst nicht so wie er erwartet hatte. Sie schmunzelte gelassen und fragte stattdessen zurück, ob er wirklich wissen wolle wie sehr Aaron im Urlaub unter ihr zu leiden gehabt hätte und wie sie daraus ihre Lust gezogen hätte. Das hatte er überhaupt nicht gefragt. Wich sie ihm aus oder war das ein weiteres Spielchen?
Es war Kaeros eigentlich ziemlich egal was Aaron im Bett der Königin machte. Gut, er mochte den Prinzen, doch da war Kaeros egoistisch. Lieber Aaron hielt die Gelüste der Königin aus als er selbst. Natürlich kannte der Kriegerprinz die vielen Gerüchte über Timaris' Vorlieben. Sie würde Männer auch im Bett dominieren und gerne quälen und leiden lassen. Kaeros wollte das nicht an eigener Haut erleben.
Aber seit Florien waren ihm Timaris' Sklaven auch nicht komplett egal. Jedenfalls nicht so sehr wie er es gerade vor Timaris vorgab. Trotzdem schüttelte er den Kopf und versuchte zu erklären wieso er Aaron überhaupt erwähnt hatte.
"Nein, deswegen habe ich nicht gefragt. Aaron hat mir nichts darüber gesagt und er hat auch nicht viel über den Urlaub erzählt. Aber irgendetwas scheint passiert zu sein, dass ihr ihn nun nicht mehr in euer Bett holt. Und niemanden sonst auch."
Die Königin lachte nur. Ah, er hatte sich zu ungeschickt ausgedrückt. Musste er denn seinen Verdacht wirklich aussprechen? Doch Kaeros befürchtete auch, dass Timaris eine direkte Frage sofort leugnen und abblocken würde.
Sie fragte, ob er ihre Sexgewohnheiten kontrollieren würde. Dann erhob sie sich anmutig und kam langsam um den Schreibtisch herum. Kaeros versuchte gelassen zu bleiben, doch sein Blick heftete sich automatisch auf ihren sinnlichen Körper und wie ihre Finger über die Marmorplatte strichen. Seine Gedanken wanderten weiter, wanderten dahin was man auf dieser stabilen Marmorplatte alles hätte anstellen können.
Aber nicht mit der Frau zu der ihn seine Mutter ständig drängte!
Der Gedanke an Rhohea half, dass er sich wieder halbwegs konzentrieren konnte.

Timaris erklärte, dass es vorkam, dass sie ihr Interesse an einem Mann verlor und jemand neuen für ihr Bett suche.
"Ich brauche nicht jeden Tag Sex zu haben. Der Reiz liegt durchaus auch in der Jagd", bemerkte sie mit viel zu sinnlich lockender Stimme. Sie sah ihn durchdringend an und wieder kamen in ihm Gedanken auf. Er folgte dem Wandern ihrer Finger. Gerade deswegen sollte er zurückweichen, doch Kaeros hatte die lästige Angewohnheit keinen Rückzieher zu machen.
Egal wie dumm die Idee war.
"Mag schon sein, aber einen ganzen Monat lang?", fragte Kaeros zurück. Verdammt, vielleicht hatte sie einfach einen geheimen Liebhaber. Aber wieso dann die verschwundenen Leibwächter? Ihre hochgeschlossene Kleidung? Die stärkere Schminke? Die vielen Besuche von Daipha und Sorra?
"Ich meine.. darüber wollte ich gar nicht reden. Nur dass es seltsam ist, dass ihr euch von Intimität fernhaltet. Und dass eure Zofen euch in letzter Zeit stärker schminken..." Womit er zugab, dass er sie sehr oft sehr genau anschaute.
Statt reissaus zu nehmen, machte Kaeros einen Schritt auf sie zu, obwohl ihre Nähe sein Herz beschleunigte und er seine Hände zu Fäusten ballen musste, um sie unter Kontrolle zu halten. Ein Monat war längst nicht genug, um sein Blut im Zaum zu halten.
"Timaris.. ich weiß, dass etwas bei diesem Urlaub passiert ist", sagte er leise, dabei hörbar atmend. Der Kriegerprinz sah sie forschend an.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » So 20. Aug 2023, 08:27

Sie setzte ihm zu. Das war nicht zu übersehen. Kaeros konnte seinen Blick nicht im Zaum halten. Sein Atem ging flacher und sein Herz schien heftiger zu schlagen. Sie spürte, wie ihn ihre Bewegungen, ihr Näherkommen, die Stimme, die Blicke wie ihn das aus der Fassung brachte und der Ruf seines Blutes drängte ihn dazu, sich ihr hinzugeben. Ihr zu dienen. Etwas, dass er keinesfalls wollte. Timaris konnte nachvollziehen, dass er dagegen rebellierte und sein eigenes Leben bestimmen wollte. Er war noch so jung. Da gehörte das dazu.
Deswegen rechnete sie auch damit, dass er nun vor ihr fliehen würde, wo sie ihn bedrängte. doch Kaeros widerstand. Hartnäckig bohrte er nach, ob sie wirklich einen ganzen Monat auf Sex verzichten würde, nur für eine neue Eroberung. Eine Bemerkung, über die Timaris hätte schmunzeln können, wäre die Situation nicht so ernst gewesen. Kaeros wusste zuviel. Noch nicht genug für seinen Geschmack, doch viel zu viel für Timaris. Jetzt musste sie herausfinden, was er mit dem Wissen anfangen wollte. Wie schädlich er ihr werden konnte. Denn er wollte eindeutig etwas von ihr. Sonst wäre er nun geflohen und hätte es auf sich beruhen lassen.
Auch jetzt fokusierte er sich wieder darauf, was er von ihr wissen wollte. Rasch erklärte er, dass er gar nicht über ihre Bettgewohnheiten mit ihr hatte reden wollen. Er fände es nur seltsam, dass sie sich von Intimität fernhielte und dass ihre Zofen sie in letzter Zeit stärker schminkten. Timaris Augen verengten sich gefährlich. Soviel dazu, dass Kaeros kein guter Spion war. Er mochte vielleicht mit den höfischen Ränkespielen nicht klarkommen, doch er war ein verflucht guter Beobachter und er zog die richtigen Schlüsse aus dem was er sah. Der Kriegerprinz war gefährlich.
Zu gefährlich, als dass sie nun noch geniessen konnte, wie er seine Hände zu Fäusten ballte und um Fassung fang, während er es gar wagte einen Schritt auf sie zuzukommen. Noch immer gab er dem Ruf seines Blutes nicht nach. Gab sich ihr weiterhin nicht hin. Timaris konnte deswegen nicht glauben, dass er mit seinen Erkenntnissen gutes im Schilde führte. Da nützte er es auch nicht, dass er sie ungefragt vertraut ansprach und sich das sehr schön anfühlte. Timaris verleugnete nicht, dass ihr Blut auch zu seinem sang. Doch sie war zu erfahren, um sich davon irritieren zu lassen. Oder davon, das Kaeros in seinem Kampf um Selbstbeherrschung hörbar atmete, während er ihr gestand, dass er wisse, dass etwas bei diesem Urlaub passiert sei.

"Ihr nehmt Euch zuviel heraus, Prinz Tolarim", beschied sie dem Kriegerprinzen in einem derart eisigen Tonfall, dass dem Kaeros klar werden sollte, dass alles andere, ausser demütig auf die Knie zu sinken und um Vergebung zu bitten, eine Unverschämtheit sondergleichen war. Selbst, dass er noch wagte zu atmen schien nun nicht mehr erlaubt zu sein. Kühl erwiderte sie seinen forschenden Blick.
"Egal, was Ihr zu wissen glaubt oder nicht, das ist nichts, was Euch etwas angeht", fuhr sie hart fort. "Ihr habt deutlich genug gemacht, dass ihr nicht bereit seid, mir zu dienen. Dass ihr lieber sterbt, als in meiner Gegenwart sein zu müssen. Ihr habt mir keinerlei Grund gegeben, zu glauben, dass ich Euch vertrauen kann. Stattdessen stellt Ihr Euch nun als eine Gefahr heraus. Als jemand, der Gerüchte über mich verbreiten könnte, die der Stabilität des Hofes und Hayll schaden werden. Was also bezweckt Ihr mit Eurem Überfall?" Wollte er sie erpressen oder stellte er sich nur unglaublich unbeholfen dabei an, ihr sein Beileid auszudrücken? Egal was es war, er sollte endlich mit der Spache herausrücken, damit sie ihn in gewahrsam nehmen und ins isolierteste Loch stecken konnte, das sie hatte.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » So 20. Aug 2023, 09:22

Irgendwie lief das nicht so wie er es sich vorgestellt hatte. Genau genommen hatte er sich kaum etwas vorgestellt. Da war nur das Drängen gewesen, dass er wissen musste wie es ihr ging. Was er dann mit dem Wissen anfangen wollte, so weit hatte der junge Kriegerprinz nicht gedacht.
Er verstand auch nicht recht wieso die Königin plötzlich so eisig wurde. Sie klärte ihn auch gleich darüber auf und bemerkte kalt, dass er sich zu viel herausnehmen würde.
Kaeros strich sich durchs Haar. Ja, da hatte sie sicher recht. Er hatte befürchtet, dass es unangenehm werden würde. Wahrscheinlich war es auch alles eine furchtbar schlechte Idee gewesen, aber er konnte nicht anders und dies war vermutlich die einzige Gelegenheit sie deswegen zu befragen. Doch wenn da etwas im Urlaub vorgefallen war, so zeigte es die Königin nicht.
Ihr Blick aus ihren intensiven goldenen Augen war kalt und sie schien kurz davor nach den Waffen zu rufen, um ihn abführen zu lassen. Kaeros musste kurz an Prinz Malateste denken. Der letzte Kriegerprinz, der für mehrere Jahrzehnte im Palastkerker gelandet war. Kaeros wollte wirklich nicht so enden wie er.
Timaris strafte ihn hart ab, dass es ihn nichts angehe, egal was er zu wissen glaube.
"Ihr habt deutlich genug gemacht, dass ihr nicht bereit seid, mir zu dienen. Dass ihr lieber sterbt, als in meiner Gegenwart sein zu müssen. Ihr habt mir keinerlei Grund gegeben, zu glauben, dass ich Euch vertrauen kann", fuhr sie ablehnend über ihn her. Kaeros' Blick wurde irritiert.
"Nein, ich-", wollte er sich erklären. Dann sagte die Königin auch noch, er wäre eine Gefahr und könnte Gerüchte über sie verbreiten, was dem Hof und Hayll schaden würde.
"Gefahr?!", brauste Kaeros dann auf. Damit hatte er nicht gerechnet. "Ich würde Hayll nie schaden. Ich bin immer noch ein Tolarim." Obwohl das nichts bedeutete, denn auch die eigene Familie konnte einem schaden und Kaeros wusste das selbst am besten. Dennoch bedeutete ihm die Familie genug, dass er sich nie gegen sie gestellt hätte. Er war bloß abgehauen, obwohl es brutalere Methoden gegeben hätte das ewige Drängen Timaris' Gefährte zu werden zu beenden.

"Eure.. Nähe ist mir vielleicht zu viel, aber ich würde euch nie schaden wollen. Niemals", bekräftigte er überzeugt. "Ich wüsste nichtmal, ob ich es könnte", rutschte ihm heraus in seinem Versuch sich zu erklären.
"Ich wollte nur wissen wie es euch geht und dann.. ich weiß nicht.." Er zuckte ratlos mit den Schultern. So weit hatte er nicht gedacht. Er hatte sich nur von seinen Instinkten leiten lassen. Warum also hatte er unbedingt wissen müssen wie es ihr ging?
Wenn nicht um dafür sorgen zu wollen, dass ihr nichts zustieß...
"Euch beschützen", schloss Kaeros dann. Er unterdrückte ein Seufzen und ließ seine Schultern hängen. Es lag ihm im Blut. "Ich kann nicht anders. Wenn euch das gefährlich vorkommt, kann ich auch gerne gehen. Aber ich glaube, dass ihr im Urlaub schwer verwundet wurdet und davon immer noch nicht erholt seid. Ich weiß nicht, ob ich etwas dagegen tun kann, aber wenn.. dann müsst ihr es nur sagen."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » Sa 26. Aug 2023, 10:04

Weder entschuldigte Kaeros sich für seine Dreistigkeit, noch sank er auf die Knie, um ihr zu zeigen, dass er sich ihr unterwarf. Entweder war der Kriegerprinz doch nicht so klug, wie sie angenommen hatte, oder er hatte keinerlei Selbsterhaltungstrieb. Sein Blick wurde erst irritiert, ehe Kaeros aufbrauste. Er schien nicht fassen zu können, dass er als Gefahr für sie angesehen werden konnte. Und Timaris konnte es kaum glauben, dass ein Tolarim so ein Landei sein sollte.
"Diesen Namen habt Ihr sehr radikal abgelegt", entgegnete Timaris scharf, als Kaeros sich entrüstete, dass er Hayll niemals schaden würde. Schliesslich sei er noch immer ein Tolarim. Sie glaubte ihm zwar, dass er sich Hayll noch immer verpflichtet fühlte. Schliesslich hatte er das Territorium nicht verlassen, obwohl er frei hatte leben wollen. Doch es gab viele Hayllier, die eine ganz eigene Definitition davon hatten, was gut für Hayll war und was nicht und nicht alle Definitionen schlossen Timaris Herrschaft mit ein.

Alles andera als charmant erklärte Kaeros, dass ihm ihre Nähe zu viel sei. Nur um dann innig zu beteuern, dass er ihr niemals würde schaden wollen. Hilflos wirkend überlegte er, dass er es wohl noch nicht einmal könnte, wenn er es wollte. Unbeholfen zuckte er mit den Schultern und stand vor ihr wie ein begossener Pudel. Er hätte eben nur wissen wollen, wie es ihr ginge und dann wusste er auch nicht mehr weiter. Er wand sich, wehrte sich gegen etwas. Timaris konnte ihm förmlich ansehen, dass er gegen etwas ankämpfte und dann verlor. Beinahe geschlagen erklärte er, dass er sie beschützen wolle. Sagte es und liess dabei die Schultern hängen, als hätte er sich gerade selbst zum Tod verurteil.

"Dreht mir nicht die Worte im Mund um, Prinz Tolarim", wies sie den Prinzen scharf zurecht und liess sich nicht von seiner süssen Hundewelpennummer um den Finger wickeln. "Ihr befindet Euch ohnehin schon auf sehr dünnem Eis und nun bekommt es erste Risse. Ich sagte nicht, dass es mir gefährlich vorkommt, dass Ihr mich beschützen wollt. Ich sagte, dass ich von Euch noch keinen Beweis bekommen habe, dass ich Euch vertrauen kann. Ihr habt mir nichts gegeben, ausser Euer Wort. Kurz nachdem ihr mich Jahrzehntelang angelogen und euren Tod vorgetäuscht habt. Ihr wehrt Euch gegen den Ruf Eures Blutes und wollt nicht in meiner Nähe sein. Das akzeptiere ich. Doch das spricht alles nicht für Euch, um Euch in meine Kriegspläne oder ähnlich heikle Dinge einzuweihen. Ihr befolgt ja, noch nicht einmal die grundlegendste Ettikette, geschweige denn, dass Ihr auf die Knie sinkt und Euch mir unterwerft."

Timaris trat einen Schritt zurück und lehnte sich an die Tischkante ihres Schreibtisches, um den Kriegerprinzen kritisch zu mustern. Süss war er ja, wie er hier vor ihr stand und sie mit diesem Hundewelpenblick bedachte. Doch abgesehen davon, dass sie keine Zeit hatte, mit Kaeros zu spielen und sie nicht wusste, ob sich ihr Gift übertrug, war da noch die Tatsache, dass sie ihn jahrelang vor sich beschützt hatte. Ganz ohne zu wissen, wie stark ihr Blut zueinander sang. Sie hatte es getan, weil er für sie ein unschuldiger Jugendlicher war, den sie leicht hatte beschützen können und sie ihrem Verwandten das gerne hatte schenken wollen. Sie würde das nun nicht so einfach aufgeben, nur weil er süss und verlockend vor ihr stand. Schliesslich wehrte er sich noch immer gegen den Ruf seines Blutes und auch Timaris liess diesen Ruf innerlich nicht unberührt.
"Begnügt Euch damit, wie ein Skalpell geführt zu werden und haltet Euch von mir fern", riet sie Karos etwas sanfter. "Dann habt ihr vielleicht die Möglichkeit, nach dem Krieg wieder von mir weg zu kommen und frei zu sein. Wenn Ihr Euch mir jetzt nähert und euch beweist, dann wird das nicht mehr möglich sein. Dann werdet Ihr für immer mir gehören." Nun, dieser letzte Satz war etwas überspitzt formuliert. Timaris wollte dem Kriegerprinzen so etwas Angst einjagen, damit er sich wieder klar dafür entschied, was er immer gewollt hatte. Nicht bei ihr sein. Und wenn er das getan hatte, würde sie wohl Sorra kommen lassen müssen, damit sie ein Netz über ihn legte, oder sonst etwas mit seinem Geist machte, damit er in keinster Weise seinen Verdacht weitergeben konnte.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Sa 26. Aug 2023, 13:37

Als er sich leidenschaftlich verteidigte, wollte die Königin nicht viel davon hören. Oder sie glaubte ihm nicht. Er hätte den Tolarim Namen radikal abgelegt. Damit hatte sie recht und sie hatte ihm ja auch schon klar gemacht, dass es nicht so einfach werden würde den Namen wieder neu zu tragen. Das merkte Kaeros inzwischen auch. Nur hatte er den Namen nie gewollt. Weder den Namen noch die Verantwortung.
Weswegen es auch jetzt nicht so einfach war. Sonst hätte er vielleicht seine Verdächtigungen für sich behalten, doch der Drang war stärker gewesen nach ihr zu sehen und zu erfahren wie es ihr ging. Die Königin stritt nichts von ab, doch sie ignorierte seine Nachfragen auch gekonnt und gab durch nichts zu Erkennen, ob er mit seinen Vermutungen recht hatte. Nur dass sie seit seinen Fragen weit kälter und aggressiver im Tonfall geworden war. Steckte also doch etwas wahres dahinter? Wie nah war er mit seinen Fragen der Wahrheit gekommen?
Und obwohl Timaris behauptete, er würde eine Gefahr darstellen, wollte der Kriegerprinz sie weiterhin beschützen. Das war doch verrückt.
Sie ging ihn scharf an, dass er ihr die Worte im Mund herumdrehen würde. Er würde sich auf sehr dünnem Eis befinden und sie hätte von ihm noch keinen Beweis bekommen, dass sie ihm vertrauen könne außer sein Wort.
Das war anscheinend nicht viel wert, denn es genügte der Königin offensichtlich nicht. Anderseits konnte es ihr Kaeros nicht verübeln. Er hatte jahrelang seinen Tod vorgetäuscht nur um plötzlich wieder aufzutauchen. Wenn der Krieg nicht begonnen hätte.. wer weiß, ob er je wieder den Namen 'Tolarim' angenommen hätte.
Timaris warf ihm vor, dass er sie jahrzehntelang angelogen hätte und schien es sehr persönlich zu nehmen, dass er abgehauen war. Dabei hatte sie bei ihrer ersten Begegnung noch freundlicher gewirkt. Doch dies war vor einigen Wochen gewesen und seitdem schien die Königin um einiges frostiger und abweisender geworden zu sein. Wie als wollte sie niemanden mehr nah an sich heranlassen.
"Wie soll ich euch das beweisen?", fragte er hilflos. Wenn sie so misstrauisch gegenüber ihm war, würde jede noch so kleine Begebenheit ihr Misstrauen weiter schüren. Wenn sie lang genug suchte, würde sie sicher etwas finden was ihr nicht gefiel.
"Mein Leben als Romeo sollte keine Lüge persönlich gegen euch sein. Ich wollte nur diese Bürde loswerden und das war das einzige was mir eingefallen ist", versuchte sich Kaeros zu erklären.

Aber die Königin warf ihm auch vor, dass er sich gegen den Ruf des Blutes wehren und nichtmal in ihrer Nähe sein wollte.
"Doch das spricht alles nicht für Euch, um Euch in meine Kriegspläne oder ähnlich heikle Dinge einzuweihen", fuhr sie fort.
"Das habe ich nie erwartet", wandte Kaeros ein. Er brauchte nicht in Kriegspläne eingeweiht zu werden. Der Kriegerprinz verstand, dass er dazu keinen Zugriff hatte. Aber wie es ihr persönlich ging und ob sie verwundet war, das interessierte ihn viel zu sehr, um es fallen zu lassen.
Dann kritisierte die Königin, dass er nichtmal die grundlegendste Etikette befolgte. Nichtmal vor ihr auf die Knie sinken und sich ihr unterwerfen. Kaeros sah sie überrascht an.
Unterwerfen? Wollte er das? Der Kriegerprinz hatte nie so genau darüber nachgedacht. Außerdem hatte er bei seinem ersten Besuch vor ihr gekniet. Meinte sie bloß einen Kniefall oder mehr?
"Ich habe mehrmals um eine Audienz gebeten, aber ich wurde immer wieder abgewimmelt und ich hatte das Gefühl nicht länger warten zu können", gab er ungeduldig zu. Er war immer noch aus der Übung, was die Palastetikette betraf. Kaeros hatte es ja durch die offiziellen Kanäle versucht, doch das war nicht erfolgreich gewesen.
Timaris ging einen Schritt zurück, lehnte sich an den Schreibtisch und musterte ihn. Es sah so aus als ob sie darüber nachdachte, was sie nun mit ihm einstellen würde. Kaeros wuste auch nicht wohin das führen würde. Er hätte nie bei ihr aufkreuzen sollen.
Die Königin riet ihm, sich von ihr fernzuhalten und sich damit zufrieden zu geben wie ein Skalpell geführt zu werden. Dabei ließ der erste Einsatz auf sich warten.
Timaris schien es zu reichen, wenn er einfach irgendwo im Palast vor sich hin existierte. Wenn er sich ihr jetzt näherte, dann könnte er nach dem Krieg nicht mehr von ihr wegkommen, behauptete sie. "Dann werdet Ihr für immer mir gehören."
Kaeros schluckte. Der Satz war genug, um sofort seine Sachen im Zimmer zu packen und für immer abzuhauen. Er wollte umkehren und aus dem Pavillon rennen. Unruhig spannte er sich an und musste dem Drang widerstehen über seine Schulter zu gucken. Stattdessen hielt er den Blick auf der Königin.
Es waren nur Worte. Sie spielte mit ihm. Er wusste nicht wieso es so lange für ihn gebraucht hatte das zu erkennen. Er war wirklich aus der Übung. Der Satz musste keine Macht über ihn haben. Wie Kaeros schon herausgefunden hatte, war das Leben nie so auswegslos als dass es nicht doch eine Lösung gab. Selbst wenn die darin bestand abzuhauen.
"Vielleicht", gab er zu, "Wenn ihr euch so sicher seid wie ich mich verhalten werde, reicht euch das nicht als Beweis?" Wenn sie davon überzeugt war, dass er für immer ihr gehören würde, dann musste sie ihm doch nicht misstrauen oder? Oder meinte sie, dass sie dem nachhelfen würde, dass er ihr gehören würde? Würde sie soweit gehen und ihn in den Kerker werfen? Kaeros hatte bisher nicht an diese Möglichkeit gedacht und sie gefiel ihm alles andere.
"Ich werde niemanden etwas über meine Verdächtigungen sagen", beteuerte er, "Sonst wäre ich damit nicht zu euch gekommen. Ich will doch nur wissen, ob es euch gut geht. Und wenn ich euch beschützen kann, werde ich es tun." Es war besser als untätig im Palast herumzusitzen.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » Sa 26. Aug 2023, 18:04

Obwohl er seinen Tod vorgetäuscht hatte, um ihr zu entfliehen, wollte er ihr nun noch beweisen, dass seine Absichten ehrlich waren. Hilflos fragte er sie, wie er ihr seine Treue beweisen sollte. Er sah dabei so süss und ehrlich aus, dass Timaris es verfluchte, dass er nicht zu einer anderen Zeit zu ihr gekommen war. Das war unfair. Zumal sie, je länger sie spürte, wie ihr Blut zueinander sang, fühlte, wie er es ehrlich meinte. Dieses Band zu täuschen war kaum möglich. Allerdings war es nicht ausgeschlossen. Selbst wenn sie von seinem Blut trank und seine Essenz kostete, würde es ihn nicht über jeden Zweifel erheben. Wenn auch über sehr viele. Nur würde es bedeuten, dass sie seine Dienste akzeptierte, wenn sie von seinem Blut trank und dazu war Timaris nicht bereit. Dazu war Kaeros ihr zu fremd, hatte ihr gegenüber zu wenig Vertrauen gezeigt und er hatte diese Ehre nicht verdient. Davon abgesehen, dass Kriegerprinzen immer so anstrengend waren und so viel Aufmerksamkeit brauchten.

Jungenhaft erklärte er, dass sein Leben als Romeo keien Lüge gegen sie persönlich hätte sein sollen. Er hätte nur diese Bürde loswerden wollen und das wäre die einzige Möglichkeit gewesen, die ihm eingefallen sei. Als ob Timaris ihm jetzt deswegen böse wäre. Zumindest nicht mehr. Naiv beteuerte er, dass er nie erwartet hätte, in Kriegspläne eingeweiht zu werden. Er schien nicht zu realisieren, dass es dem jedoch sehr nahe kam, wenn sie ihm davon erzählte, dass es ein Attentat gegeben hatte. Wobei sie ihm das gar nicht mehr zu sagen brauchte. Kaeros hatte bereits genug selbst heraus gefunden. Ihre Hartnäckigkeit, ihm nicht auf seine konkreten Fragen zu Antworten und stattdessen einen Beweis für seine Loyalität zu bekommen, dürfte ihm seine Vermutungen bestätigen. Darüber brauchten sie nicht weiter zu sprechen. Die Frage war mehr, ob sie ihn wieder gehen lassen konnte.

Als sie ihn bezüglich seiner mangelhaften Etikette tadelte, kam es noch immer nicht in den Sinn, auf ein Knie zu sinken und sich bei ihr zu entschuldigen. Stattdessen erklärte er in aller Unschuld und ungeduldig, dass er mehrmals um eine Audienz gebeten hätte und schliesslich nicht mehr länger hätte warten können. Prompt fragte Timaris, ob er das absichtlich machte, um sie zu reizen, oder ob er wirklich derart unbedarft war und nicht begriff, dass es ihr gefallen würde, wenn er noch einmal so einen hübschen Kniefall machte.

Da sie schlussendlich dennoch mit ihm spielen konnte, ohne etwas zu verraten, oder ihn womöglich gar ebenfalls zu vergiften, drängte sie ihn nicht weiter dazu, sondern verlegte sich darauf, ihm Angst einzujagen, damit er wusste, worauf er sich da einlassen wollte. Mit der Androhung, dass er dann für immer ihr gehören würde. Damit erwischte sie ihn eiskalt. Kaeros schluckte und sie konnte spüren, wie sich alles in ihm verspannte und er bereit war, reissaus zu nehmen. Er gab ein wunderschönes Bild dabei ab. Nur um gleich darauf noch einmal ungleich verführerischer zu werden, indem er seine Angst, sein heftiges Unwohlsein und seinen Instinkt zu fliehen unterdrückte. Unterdrückte und beherrschte, um ihr dann fest in die Augen zu sehen.
Freimütig gab er zu, dass das womöglich so sein würde. Und wenn sie sich so sicher sei, wie er sich verhalten würde, ob das denn nicht genug Beweis wäre, dass sie ihm vertrauen könne. Dunkelheit, was für ein Feuer in dem jungen Kriegerprinzen steckte. Allerdings war er auch sehr unerfahren. Doch eher ein Landei, denn ein Verräter. Timaris lachte leise, während Kaeros noch einmal seine guten Absichten beteuerte und dass er sie auch beschützen würde, wenn es nützte. Er wolle doch nur wissen, ob es ihr gut ginge.

"Prinz Tolarim", schmunzelte sie gutmütig. "Nur weil Ihr dann mir gehören würdet, heisst das noch lange nicht, dass Ihr keine eigenständigen Entscheidungen mehr treffen könnt." Sie trat langsam auf ihn zu. Sein eifriger, treuer Blick wurde mit jedem Schritt, mit dem sie sich ihm näherte, unsicherer. Tapfer blieb er stehen. Doch seine Anspannung wuchs beständig. Besonders, als sie dicht vor ihm stehen blieb und sich mit dem Kopf etwas vorbeugte, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Mistkerl. Was nahm er sich da heraus, so verlockend zu sein.
"Ihr werdet weiterhin entgegen meinen Wünschen entscheiden und handeln können", flüsterte sanft ins Ohr. Ihre Ausstrahlung als seine Königin kein Stückchen verbergend. Das hatte er zu ertragen, wenn sie ihm schon verriet, dass er nicht zu einer Marionette werden würde. Es bedeutete allerdings auch, dass sie nicht wusste, wie er sich verhalten würde. Nur, dass er die Verbindung noch viel stärker fühlen würde, je mehr er sich auf sie einliess. Er würde sich immer, gegen sie entscheiden können. Doch es würde ihn künftig noch mehr schmerzen, wenn er sich dafür entschied, ihr den Rücken zu kehren. Abrupt löste sie die Nähe wieder auf und glitt zurück zum Schreibtisch.
"Ihr scheint nicht viel darüber zu wissen, was es bedeutet, dass Euer Blut zu mir singt", wich sie weiterhin seinem Angebot aus, sie zu beschützen und ihr zu helfen. Nicht, dass sie es nicht annehmen wollte. Es ging mehr darum, dass Kaeros wusste, worauf er sich einliess. Als ihr Leibwächter würde er unter umständen sehr viel Nähe zu ihr verkraften müssen.
"Wisst ihr überhaupt, wie stark Euer Blut zu dem meinigen singt?" drängte sie ihn, weiter darüber nachzudenken. "Könnt Ihr einordnen, in welchen Kreis ihr gehört, mit dieser Verbindung, die ihr zu mir habt?" Dabei wollte sie selbst gar nicht so genau darüber nachdenken.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Sa 26. Aug 2023, 21:21

Ihre Reaktion war ein leises Lachen. Kaeros wusste es nicht zu deuten. Dafür dass er in all seinen Jahren so viel über Timaris gehört hatte und hatte lernen müssen, ging ihm auf, dass er sie doch eigentlich nicht kannte. Er wusste was sie bereits im Leben erreicht hatte, er wusste welche Gefährten sie bisher hatte und er konnte dutzende von Geschichten und Gerüchte über sie aufzählen. Aber es waren eben nur Geschichten und Gerüchte.
Kaeros merkte langsam, dass es nicht damit vergleichbar war tatsächlich vor ihr zu stehen. Das Ziehen in ihm drin verstärkte sich noch mehr, als die Königin einen Schritt nach vorne trat.
Timaris erklärte amüsiert, dass nur weil er später ihr gehören würde, er noch immer eigenständige Entscheidungen treffen könne. Kaeros fand, dass dies vorhin nicht so geklungen hätte. Ihr zu gehören klang so einschränkend und endgültig. Er wollte sich das nicht auferlegen. Anderseits war sie die Königin von ganz Hayll. Schätzungsweise gehörte da jeder Hayllier ihr. Auch er.
Dennoch musste er bei dem Satz nur an Flucht denken. Er wollte sein Leben selbst bestimmen. Aber er hatte nicht erwartet, dass nicht nur seine Familie ihn in Richtung Timaris drängen würde, sondern auch sein eigenes Blut und davor konnte er schlecht weglaufen.
Timaris kam viel zu nahe und blieb dicht vor ihm stehen, obwohl Kaeros bei jedem Schritt den Drang niederkämpfen musste wieder auf Abstand zu gehen. Er mochte es nicht wie es sich in ihm drin anfühlte, wenn sie so nahe war. Wie das Singen seines Blutes zu einem Brüllen anschwoll. Außerdem fiel ihm so nahe noch stärker auf wie schön sie war. Es war wie mit den Geschichten. Ein Gemälde hatte ihn kaum auf die Realität vorbereitet.
Angespannt blieb Kaeros also stehen und versuchte sein Kriegerprinzenblut zu beherrschen.
Timaris beugte sich vor bis ihr sinnlicher Mund dicht an seinem Ohr war und ihm zuflüsterte, dass er auch weiterhin gegen ihre Wünsche entscheiden und handeln könnte. Wollte sie ihn beruhigen? Die Worte waren es vielleicht, doch ihre Nähe war etwas komplett anderes. Kaeros wusste nicht ob er sich wirklich gegen sie entscheiden könnte. Er hätte nie hierher kommen sollen...
Aber wie hätte er sonst für Hayll kämpfen können?

Kaeros atmete kurz durch, als sich die Königin plötzlich wieder zurückzog.
"Ich werde euch nicht schaden", beteuerte er nochmal, "Aber ich möchte auch nicht enden wie.. wie eine Hülle ohne irgendetwas eigenes." Sie hatte recht, er wollte selbst bestimmen und es war sicherlich nicht als Gefährte an ihrer Seite. Zum Glück schien sie dies auch nicht zu wollen.
Aber das bedeutete ja nicht, dass er sie nicht würde beschützen können und das war ihm irgendwie doch ein Bedürfnis.
Timaris bemerkte, dass er nicht viel darüber wusste was es bedeutete, dass sein Blut zu ihrem sang.
Kaeros verschränkte die Arme wieder. "Ich weiß genug", wehrte er ab. "Dacascos hat mir einiges beigebracht, schob er dann erklärend hinterher. Natürlich war dies schon eine Weile her, doch seinen Atem- und Konzentrationsübungen war es zu verdanken, dass er ihr noch relativ gelassen gegenüber stand. Obwohl sein Fuß weiterhin wippte und sich seine Hände immer mal wieder zu Fäusten ballte. Aber er hatte sich unter Kontrolle.
Timaris fragte ihn gerade heraus, ob er überhaupt wisse wie stark das Singen sei.
"Könnt Ihr einordnen, in welchen Kreis ihr gehört, mit dieser Verbindung, die ihr zu mir habt?", fragte sie. Kaeros wollte dem am liebsten ausweichen. Er hatte bisher vermieden darüber nachzudenken. Der Kriegerprinz wandte sich leicht ab und ging zum Rand des Pavillons, der von einem kleinen Geländer umrahmt war.
"Ich glaube schon..", gab er leiser zu und stützte sich am Geländer ab, seine Finger trommelten unruhig auf dem Holz. "Aber es wäre in keinem der Kreise..", fügte er dann hinzu. Er konnte das nicht messen, es war mehr ein Bauchgefühl und er hatte keinen Vergleich zu den anderen Männern, aber er kannte Dacascos' Erklärungen und Beschreibungen und er wusste was er selbst fühlte. Diese Wucht. Diese Intensität. Dabei konnte er sie nicht anschauen.
Es war ein großer Hohn der Dunkelheit, dass seine Mutter Recht behalten sollte. Timaris hatte zwar vorhin gesagt, dass es Zufall wäre und das mochte stimmen, doch es änderte trotzdem nichts daran, dass Rhohea Recht hatte. Er war bestens dazu geeignet der Gefährte der Königin zu sein.
Kaeros tat sein möglichstes es zu ignorieren.
Der Kriegerprinz drehte sich wieder um.
"Das bedeutet nicht, dass ich das auch möchte. Ich will mich nicht festlegen." Er war zu jung dafür. Das letzte was er wollte war sich an jemanden für immer zu binden. Er wollte sein Leben leben, Abenteuer haben, Sachen ausprobieren, reisen, verliebt sein, Schlachten schlagen, und dann alles noch einmal.
"Aber ich will euch beschützen und eure Leibgarde scheint Unterstützung zu brauchen", gab er zu. Es gefiel ihm nicht, doch der Drang sie schützen zu wollen war stärker als sein Wunsch abzuhauen. Wenn sie ihm nur seinen Freiraum lassen würde..
"Sion darf nicht erfolgreich gewesen sein."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » So 27. Aug 2023, 10:23

Kaeros behauptete, er würde genug über ihre Verbindung wissen. Kaum ein Atemzug nachdem er gestanden hatte, dass er nicht enden wolle wie eine Hülle ohne irgendetwas eigenes. Dabei hatte sie ihm gerade eben noch zugeflüstert, dass dies niemals passieren würde. Natürlich man konnte einen Mann dahingehend manipulieren, dass er glaubte, es gäbe nichts anderes mehr. Doch solche Männer waren ihre Spielzeuge. Nicht solche, die ihr wahrhaft dienten. Ayden zum Beispiel wehrte sich schon seit Ewigkeiten dagegen, sich auf die Verbindung einzulassen. Weil er genau wie Kaeros Angst hatte, sich zu verlieren.
Viel zu vertraulich sprach Kaeros von ihrem Vater, liess wieder die respektvolle Anrede weg. Es war eine sache, wenn er das bei seiner Mutter tat. Doch bei ihrem Vater stand ihm das nicht zu. Ohne ihr Gesicht zu verziehen, liess sie den Kriegerprinzen über ihre Verbindung ihre Missbilligung ob seines respektlosen Verhaltens spüren. Wenn er sich nicht darauf einliess, würde er es wohl kaum spüren, oder würde es nicht einordnen können. Wenn er sich jedoch bereits ein klein wenig auf sie eingelassen hatte, würde er es spüren. Timaris war neugierig, wie seine Reaktion darauf war. Genau wie sie auch neugierig war, ob er seinen Platz bereits zuordnen konnte.

Nach der Frage dazu, konnte er sich nicht länger beherrschen, halbwegs still zu stehen. Unhruhig wanderte er im Pavillon zum Geländer, stützte sich am Geländer ab, als müsse er sich daran festhalten, um nicht zu ertrinken. Nervös trommelten seine Finger unruhig auf das Holz und offenbarten so, wie unwohl er sich fühlte. Leise gestand er, dass er einschätzen könnte, wo sein Rang wäre. Es wäre in keinem der Kreise.
Timaris sagte nichts dazu. Er hatte recht. Aber genau so, wie er nicht in ihrem Blutdreieck dienen wollte, wollte Timaris ihn nicht in ihrem Blutdreieck haben. Ihr Blutdreieck war voll besetzt und sie wollte keinen der Männer darin verlieren. Nun, bis auf Sandro. Wenn Gualterio von seiner äusserst gefährlichen Mission zurück kam, würde er wieder ihr Hauptmann der Wache werden. Er war schon immer ihr eigentlicher Hauptmann der Wache gewesen. Und auch wenn die Zeit mit Aaron sehr begrenzt war, wollte sie nicht an das Ende denken, sondern es mit ihm geniessen, solange es ging.

"Ich denke nicht, dass Ihr Euch diesen Luxus weiterhin werdet leisten können, Prinz Tolarim. So wie es aussieht, werdet Ihr Euch bald festlegen müssen", warnte sie den jungen Kriegerprinzen vor, der trotz seines Angebotes, sie zu beschützen und ihr zu helfen, sich nicht festlegen wollte.
"Euer Wille, mit nun doch noch als Leibwächter dienen zu wollen, ehrt Euch", gestand sie ihm zu. "Auch wenn dieser Wille erst noch durch Langeweile reifen musste." Sie hatte nicht vergessen, dass er erst abgelehnt hatte. "Doch ich kann Euch nicht in meiner Leibwache gebrauchen, wenn Ihr unentschlossen seid. Wenn ihr damit hadert, dass Euer Blut zu meinem singt. Durch diesen Dienst wird eine Nähe aufgebaut. Wenn Ihr diese nicht zulassen könnt, seid Ihr eher schädlich denn nützlich. Ihr werdet mich als Leibwächter berühren müssen. Dabei werdet Ihr keine Zeit haben, gegen euer Blut anzukämpfen. Ihr werdet mit vertrauen müssen und ich muss Euch vertrauen können. Ich kann nachvollziehen, dass Ihr Euch nicht festlegen wollt. Dass Ihr frei sein und nicht das Produkt der Wünsche Eurer Mutter sein wollt. Etwas eigenes. Doch bedenkt, dass Ihr nicht wirklich frei seid oder etwas eigenes, indem Ihr einfach alles bekämpft, was Eure Mutter für Euch wollte. Ihr werdet erst dann wahrhaft Eurer eigenes Leben bestimmen können, wenn Ihr Eure Entscheidungen trefft, ohne darüber nachzudenken, was Eure Mutter dazu sagen würde. Wenn Ihr Entscheidungen trefft, egal ob sie auch mal den Wünschen Eurer Mutter entsprechen." Nur gegen Rhohea zu rebellieren, war auch kein eigenes Leben führen. Im Gegenteil, so band er sich nur auf andere Weise an sie. Und wieder schwieg Timaris sich darüber aus, ob und wie Sion erfolgreich war. Ignorierte einen weiteren Versuch des Kriegerprinzen herauszufinden, was passiert war.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » So 27. Aug 2023, 17:08

Als er von Dacascos' Unterricht sprach, schien der Königin dies nicht zu gefallen, wobei Kaeros nicht hätte sagen woher der Eindruck kam, denn ihre Miene blieb weiterhin höfisch und glatt. Selten ließ sie erkennen, was dahinter vorging. Der Kriegerprinz wusste nicht, ob er sich auf sein Gefühl verlassen sollte, geschweige denn dass er eine Ahnung hatte wieso die Erwähnung ihres Vaters ihr nicht gefallen könnte.
So überging Kaeros es und konzentrierte sich stattdessen auf die schwierige Frage, wo er sich anhand seines starken Blutes einordnen würde. Er hatte diese Verbindung nicht gewollt und dass er nichts dagegen ausrichten konnte, ließ seine Unruhe und Anspannung nur noch weiter wachsen. Er wollte sich nicht binden und doch war da gleichzeitig der Wunsch genau das zu tun. Als Kriegerprinz wollte er sie beschützen und an ihrer Seite sein. Als Mann... wollte er einfach nur weg, Spaß haben, auf Parties gehen, Liebschaften haben, Abenteuer erleben.
Trotzdem gab Kaeros offen seine Einschätzung zu. Die Königin musste es ja auch spüren. Es hatte da sowieso keinen Sinn zu lügen. Kaeros wünschte sich, er würde daneben liegen. Wieso musste Rhohea Recht behalten? Bisher hatte Kaeros es geschafft ihr nichts davon zu sagen, doch er konnte sich ihr hoch erfreutes triumphierendes Gesicht bereits vorstellen, sobald sie davon erfuhr.
Kaeros bekräftigte, dass er sich nicht festlegen wollte. Gleichzeitig wollte er die Königin beschützen. Besonders wenn sie tatsächlich ein erfolgreiches Attentat hinter sich hatte. Aber wie erfolgreich war es gewesen? Sie wirkte dünner und angespannter, die stärkere Schminke... irgendwas musste da sein.
Timaris warnte ihn, dass er sich bald festlegen müsste. Kaeros lehnte sich an das Geländer des Pavillon und blickte sie an.
"Ja, vermutlich..", gab er leicht frustriert zu. Es passte ihm gar nicht, doch er hatte ja gewusst, dass es nicht leicht werden würde ihr zu begegnen. Und wieder abzuhauen kam nicht in Frage. Er wollte Hayll schützen. Kaeros hatte geglaubt, dass er dazu an die Front ziehen müsste, um direkt dort mit der Armee zu kämpfen. Aber vielleicht war seine Stärke besser eingesetzt, wenn er die Königin beschützen konnte.
Ohne Timaris nutzten alle Siege an der Front nichts.

Timaris bemerkte, dass es ihn ehren würde ihr nun doch als Leibwächter dienen zu wollen.
"Auch wenn dieser Wille erst noch durch Langeweile reifen musste", kritisierte sie.
"Das hat weniger mit Langeweile als mit Sorge zu tun, weil euch etwas passiert ist", gab Kaeros zurück. Und wenn es einmal passiert war, konnte es wieder passieren. Die Königin lebte noch. Sion würde es wieder versuchen.
Trotzdem fragte sich Kaeros im Hinterkopf, ob Timaris ihm bewusst keinerlei Einsätze gegeben hatte, um ihn etwas schmoren zu lassen. Solange bis er die einzige Aufgabe ergriff, die ihm möglich war. War sie so durchtrieben? Die Gerüchte besagten ja.
Dann erklärte die Königin, dass sie ihn nicht als Leibwächter gebrauchen könnte, wenn er so unentschlossen sei. Wenn er keine Nähe zu ihr zulassen könnte, würde er ihr eher schaden. Als Leibwächter müsse er sie berühren und hätte keine Zeit gegen sein Blut anzukämpfen.
Kaeros unterdrückte den Drang seine Mundwinkel zu verziehen. Er musste seine höfische Maske wieder besser unter Kontrolle haben, doch die Jahre als Romeo hatten weiterhin ihren Einfluss auf ihn.
"Ich kann euch beschützen", beharrte Kaeros. Auch jetzt hatte er mehrere Punkte hinter ihr im Blick und er spürte das Schwert in seinem Juwelengepäck sehr nah unter der Oberfläche. Nicht zu sprechen von dem Dolch, der mit einem Riemen über der Hose an seinem Oberschenkel befestigt war.
Die Königin bemerkte, dass sie verstehen könne, dass er frei sein wollte. Doch er wäre nicht wirklich frei, wenn er bloß gegen alles kämpfe was seine Mutter für ihn wollte.
"Ihr werdet erst dann wahrhaft Eurer eigenes Leben bestimmen können, wenn Ihr Eure Entscheidungen trefft, ohne darüber nachzudenken, was Eure Mutter dazu sagen würde", hielt sie ihm vor.
Nun verzog Kaeros doch das Gesicht. "Man hat mir nicht gesagt, dass ihr so weise sei", beschwerte er sich. Der junge Kriegerprinz wollte den Ratschlag nicht wirklich annehmen, aber er wäre es wohl wert mal genauer darüber nachzudenken. Aber eigentlich wollte er wirklich nicht als Gefährte der Königin enden. Das war doch sein eigener Wunsch.
Oder?
"Es ist so leicht zu sagen, dass es mir egal ist was meine Mutter über mich denkt, aber leider ist es nicht so einfach", gab er zu. Ansonsten wäre er nicht abgehauen. Er hätte zu extremeren Maßnahmen greifen können, um Rhohea zum Verstummen zu bringen. Aber so nervig und lästig seine Mutter auch war, sie war doch halt... seine Mutter.
"Ich werde euch berühren können", bekräftigte Kaeros. "Wenn es euch rettet, ist der Rest egal." Ganz sicher. Selbst wenn es sein Blut aufwühlen würde. "Dacascos hat mir beigebracht wie man damit umgeht."
Wieder schien der Königin die Erwähnung ihres Vaters zu missfallen. Der Kriegerprinz verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust.
"Ist mir egal, ob euch das missfällt, aber seine Hilfe war sehr wertvoll und ich habe nie erwähnt, dass es dabei um euch geht." Wobei Dacascos vielleicht so seinen Verdacht gehabt hatte.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » Mo 28. Aug 2023, 13:14

Unwillig aber sehr ehrlich und realistisch gab Kaeros frustriert zu, dass es wohl wirklich so wäre, dass ihm nicht mehr viel Zeit bliebe, sich festzulegen. Dabei lehnte er sich an das Geländer des Pavillons und sah so aus, als würde er sich noch immer am Liebsten darüber schwingen und fliehen. Doch er blieb auch weiterhin. Wie Kaeros gesagt hatte, er war sehr hartnäckig. Und stolz war er auch. So wehrte er auch gleich ab, dass er nicht aus Langeweile ihr Leibwächter werden wollte, sondern weil er in Sorge wäre, da etwas mit ihr passiert sei. Das war vielleicht eine Logik. Sie musste erst angegriffen werden, damit er realisierte, dass er nicht wollte, dass ihr etwas geschah. Ihr wäre es lieber, wenn Männer früher zu der Einsicht kämen, dass etwas sinnvoll und nützlich war. Idealerweise bevor jemand verletzt wurde und man Schaden beheben musste.

Leider gab es verschiedene Hindernisse, weswegen Timaris Kaeros nicht einfach als ihren Leibwächter annehmen konnte. Kaeros schien zu zerrissen zu sein, um sie gut beschützen zu können. Wenn es darauf ankam, durfte er nicht darüber nachdenken, was zum Beispiel eine Berührung bei ihm bewirken konnte. Wieder beharrte Kaeros leidenschaftlich, dass er sie beschützen könne. Fehlte nur noch, dass er gleich zu ihr hingerannt kam, um sie zu berühren, um es ihr zu beweisen. Glücklicherweise sah er davon ab. So wie es in seinen Mundwinkel zuckte, schien ihm allein der Gedanke, sie zu berühren überaus zuwider zu sein. So konnte sie ihn nicht als Leibwächter brauchen.
Freundschaftlich, um ihn von seiner Unsicherheit und seinem hin und her zu befreien, riet sie ihm, nicht einfach nur das Gegenteil davon zu tun, was seine Mutter wollte. Sonst würde er niemals wahrhaft seine eigenen Entscheidungen treffen können. Hatte Kaeros seine Miene noch einigermassen beherrschen können, verzog er nun doch das Gesicht und beschwerte sich schmollend, dass ihm niemand gesagt hätte, dass sie so weise wäre. Diese Beschwerde kam derart unerwartet, dass Timaris herzlich auflachen musste.

"Ihr sagt das so, als wäre das etwas schlechtes", erwiderte sie amüsiert. "Als könnten nur uralte Frauen mit weissen Haaren und Falten im Gesicht weise sein. Ich hoffe doch, Ihr nehmt mich nun nicht als so alt wahr?" Eine Frage, die Kaeros nur auf eine Weise beantworten konnte, weswegen sie gar nicht erst auf seine Antwort wartete.
"Keine Sorge, diese Weisheit erlernt jeder, der es geschafft hat, sich selbst zu finden und Ihr scheint mir nicht all zu dumm zu sein." Er würde es also auch lernen können. Verschmitzt zwinkerte sie ihm zu. "Und wenn Ihr Euch selbst gefunden habt, könnt Ihr auch Frieden mit Eurer Mutter und ihren Wünschen schliessen." Davor wohl kaum und bis es soweit war, würde es nicht leicht für Kaeros werden. Das wurde es für die wenigsten.

Kaeros wollte jedoch lieber nicht weiter über sein Erwachsenwerden philosophieren und brachte die Sprache zurück darauf, dass er sie beschützen können würde. Beziehungsweise erklärte er, dass er sie würde berühren könne. Solange es sie rettete, wäre der Rest egal. Nachdenklich musterte Timaris den jungen Kriegerprinzen und fragte sich, ob es ihm wirklich egal war. Ob er bereit war, so viel von sich zu geben. Oder ob er nur glaubte, mit dem Rest umgehen zu können, so wie Timaris Vater es ihm beigebracht hatte. Wieder liess Timaris Kaeros ihre Missbilligung über seine vertrauliche Anrede spüren und dieses Mal reagierte der Kriegerprinz darauf. Auch wenn er es falsch interpretierte. Trotzdem gefiel es ihr natürlich, dass er bereits so auf sie reagierte, obwohl er noch immer gegen den Ruf seines Blutes ankämpfte.
"Mir missfällt die Art, wie Ihr über meinen Vater sprecht", stellte sie klar. "Ihr habt mit ihm einen ausgezeichneten Lehrer und Vorbild gefunden. Also wäre es nur recht, wenn Ihr ihm etwas mehr Respekt erweist und ihn mit Titel und Familiennamen ansprecht." Schliesslich waren sie hier nicht bei einem familiären Kaffeekränzchen sondern bei einem potenziellen Einstellungsgespräch einer Leibwache für die Territoriumskönigin. So ein Landei.
"Nun denn. Dann zeigt mir, ob ihr meinem Vater ein guter Schüler wart." Timaris löste sich von dem Schreibtisch und ging auf den Ausgang des Pavillon zu. Dabei hob sie ihre Hand, damit Kaeros die seine galant darunter schieben und sinnbildlich stützen konnte. Mal sehen, wie lange er sie berühren konnte. Ob überhaupt.
"Gehen wir spazieren", forderte sie ihn auf. "Dabei könnt Ihr mir etwas über Euch erzählen."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » Mo 28. Aug 2023, 15:32

Die Königin lachte auf, als er sich beschwerte, dass ihn niemand informiert hätte, dass sie weise wäre. Timaris meinte, dass nicht nur uralte Frauen weise sein könnten. Ob er sie als alt wahrnehmen würde. Kaeros schüttelte rasch den Kopf. Er war zwar als Hayllier noch nicht so alt, doch er wusste genug über Frauen, dass man ihnen niemals sagte sie wären alt. Im Grunde war Timaris noch eine recht junge Königin und für Langlebige nicht so viel älter wie er selbst.
Trotzdem konnte Kaeros noch nicht so ganz daran glauben, dass er später Frieden mit den Wünschen seiner Mutter schließen sollte. Was sollte das überhaupt heißen? Dass er irgendwann selbst Timaris' Gefährte werden wollte? Das konnte er sich nicht vorstellen und wieso sollte Timaris dies auch noch forcieren wollen?
Der Kriegerprinz verdrängte die komplizierten Fragen und konzentrierte sich darauf, was er gerade viel stärker spürte und das war der Drang sie zu beschützen. Timaris zweifelte jedoch daran, dass er dies könnte. Sie glaubte nicht daran, dass er sie würde berühren können. Kaeros tat die Bedanken ab. Er wollte zwar nicht in ihren Armen liegen, aber wenn es darauf ankam würde er sie berühren können.
Dacascos hatte ihm genug beigebracht wie man sein Blut kontrollierte.
"Mir missfällt die Art, wie Ihr über meinen Vater sprecht", erklärte die Königin dann. Ihrem Vater würde mehr Respekt gebühren und sollte mit Titel und Familiennamen angesprochen werden. Kaeros unterdrückte ein Seufzen. Er hatte es nicht vermisst wie steif es manchmal am Hof zuging. Nun gut, sie war die Territoriumskönigin. Offizieller ging es wohl kaum noch.
Auch Rhohea legte viel Wert auf diese Titel, allerdings nicht wenn sie sich auf einer Party gehen ließ. Ein weiterer Grund wieso auch Kaeros die ausschweifenden Parties den intriganten Kaffeekränzchen und starren Audienzen bevorzugte. Mal abgesehen von dem Kaffee.
"Verzeiht, ich bin etwas eingerostet seit meiner Zeit als Blutmann." Dort hatte es keine Titel gebraucht. Man war schneller miteinander vertraut gewesen. Zunächst war Kaeros dies ungewohnt vorgekommen und mehr als einmal hatte er sich unhöflich und respektlos behandelt gefühlt, doch das schnelle Du und die Vornamen hatten auch ihre Vorteile. Angenehmer und ungezwungener.
Ohne hätte er wohl kaum so schnell Freundschaft zu Nakarios und Florien schließen können. Falls es eine Freundschaft war. Er hatte zu wenige, um es beurteilen zu können. Kurz dachte er an seine Freunde, die er als Romeo geschlossen hatte.
"Prinz Dacascos Tolarim war ein guter Lehrer", bekräftigte er. "Ich habe großen Respekt vor ihm, aber er hat es mir erlaubt ihn mit Vornamen anzusprechen." Es war nicht so, als ob Kaeros sich gerade viel herausgenommen hatte.

Die Königin wollte dann prüfen, ob Kaeros auch ein guter Schüler gewesen wäre. Sie begann in Richtung der Treppen des Pavillons zu gehen. Dabei hob sie ihre Hand, offenbar erwartend, dass er sie ergriff.
Nein, nicht ergreifen. Das hier war kein Händchen halten vom Dorf. Es war auch nicht die Geste, die signalisierte, dass er seinen Unterarm anbieten sollte. Das hier bedeutete, dass er seine Hand stützend unter die ihre schieben sollte.
"Gehen wir spazieren. Dabei könnt Ihr mir etwas über Euch erzählen", forderte Timaris. Kaeros versuchte nicht zu lange zu zögern und trat an ihre Seite. Er wusste, dass es ein Test war und doch war er sehr versucht ihn nicht zu bestehen.
Es ist nur eine simple Berührung, sagte er sich. Kaeros streckte seinen angewinkelten Arm zur Seite und schob seine Hand unter die ihre. Ihre sanfte Handfläche drückte gegen seinen Handrücken. Der Kriegerprinz brauchte all seine Beherrschung, um nicht laut zu atmen oder gar zusammenzuzucken. Es war mehr als nur ihre Berührung. Da waren so viele Eindrücke, die ihn umfingen. Das Brüllen seines Blutes, ihre stolze Antwort. Selbst vage ein Eindruck ihrer Gefühle wie ein flüchtiger Wangenkuss.
Kaeros hätte beinahe seine Hand wieder zurückgezogen.
Der junge Adelige beherrschte sich und ging mit der Königin die Treppe hinunter, passte sein Tempo dem ihren an. Seine Lehrerinnen der Barcé Benimmschule für adrette Jünglinge wären stolz auf ihn gewesen.
"Was wollt ihr über mich wissen?", fragte er und versuchte sich nicht von der Nähe beeinflussen zu lassen. Von dem Drängen, dass sich ihre Haut noch stärker gegeneinander pressen sollte. Überall.
"Was immer Ihr über Euch erzählen möchtet", kam die vage Antwort mit der Kaeros nicht wirklich etwas anzufangen wusste. Zudem lenkte ihn die Berührung zu stark ab. Kaeros sondierte die Umgebung des kleinen Parks.
"Ihr habt wohl nicht wöchentlich alle Neuigkeiten darüber erhalten was ich so mache.." So wie er es über Timaris erhalten hatte. Nicht dass er immer dabei aufgepasst hätte.
"Ich weiß nicht was ich euch erzählen kann." Vor allem etwas was interessant wäre. Vorzugsweise vermutlich etwas nicht aus seiner Zeit als Romeo, was sie ja als persönliche Lüge ansah. Geschweige denn von seinen letzten Erkundungen in diversen Betten Draegas. Nein, das war definitiv privat.
"Ich habe Rhohea besucht. Das war.. interessant. Sie hat mir auch gesagt, dass ihr all mein Vermögen und Besitz an euch überschrieben hat. Sie hatte einige ausgewählte Worte darüber. Aber sie war für mindestens fünf Minuten sehr erfreut mich zu sehen", erzählte er. "Ferran hat sich nicht gemeldet." Nicht dass er dies erwartet hätte. "Aber jemand der Familie Verden. Sie sind erfreut, dass ich noch lebe."
Kaeros konnte sich schon denken wieso. Eine Verbindung zur Königin zu haben wäre auch im Interesse der Verdens.
"Ihr wart nicht zufällig in meinem Landsitz oder? Die Einrichtung ist.. hmm, aus einer Zeit, wo ich das noch hübsch fand", gab er zu. Vermutlich wäre Timaris nicht persönlich dort gewesen. Kaeros hatte zwar dafür gesorgt, dass sein Schlafzimmer keine verräterischen Liebesbriefe von seinen Affären hatte oder schlüpfrige Bilder, die offen herumflogen, doch gerade das Schlafzimmer war voll mit erotischen Gemälden gewesen. Die meisten waren Hayllierinnen, schwarze lange Haare, hell gebräunte Haut, edles Gesicht, sinnlich, schön.
Es war offensichtlich was für einen Typ er hatte.
"Wollt ihr mir denn etwas über euch erzählen?", versuchte er das Thema zu drehen. Und sich von der Handberühung abzulenken. Seine Hand kribbelte. Sonderlich angenehm war diese höfische Haltung für den Mann sowieso nicht, aber er wusste, dass er seine Hand nicht von sich aus fortziehen durfte.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » Sa 2. Sep 2023, 10:07

Kaeros entschuldigte sich nicht wirklich dafür, dass er den Respekt hatte vermissen lassen. Es klang mehr danach, als forderte er die Verzeihung und dass er eigentlich nichts dafür könne, weil die Zeit als Blutmann ihn hatte einrosten lassen. Ausserdem hätte ihr Vater ihm erlaubt, ihn mit dem Vornamen anzusprechen. Timaris Augen verengten sich kurz. Sie mochte diesen Trotz und diese Fahrlässigkeit nicht. Niemand würde interessieren, warum er sich unverschämt verhielt. Man würde nur mitbekommen, dass er es tat und ihn danach bewerten. Und mit ihm die ganze Familie Tolarim.
"Mein Vater mag Euch erlaubt haben, ihn vertraulich anzusprechen, doch ich erlaube Euch nicht, dass Ihr Euch diese Vertraulichkeit in seiner Abwesenheit heraus nehmt", stellte sie streng klar. Sie glaubte Kaeros, dass er grossen Respekt vor ihrem Vater hatte und ihn schätzte. Timaris konnte es in seiner Stimme hören, in seiner Ausstrahlung spüren. Deswegen strafte sie ihn nicht weiter ab, weil er zu rebellisch war, sein Landlebenverhalten nun hinter sich zu lassen. Nur sollte er von nun an Dacascos auch öffentlich den Respekt erweisen, der ihm zustand.

Der Kriegerprinz sollte sich zudem weiter beweisen, wenn er sie beschützen wollte. Er sollte zeigen, dass er sie berühren konnte. Wobei es Timaris weniger darum ging, dass er sich ihr gegenüber bewies, als vielmehr, dass für sich selbst wusste, ob er sie wirklich anfassen und beschützen konnte. Prompt fühlte sich Kaeros Ausstrahlung nicht mehr so rebellisch und selbstsicher an. Weil sie sich genaustens auf ihn konzentrierte bekam sie mitt, wie er leicht zögerte und doch so bemüht war, es nicht zu tun. Wie er gleichzeitig einfach nur davon rennen wollte.
Fasziniert erlebte sie mit, wie er sich beherrschte und seine Hand in höflicher Geste unter die Ihre schob. Wie seine Signatur vor Anspannung vibrierte, als sich ihre Hände sacht berührten. Eine so harmlose Berührung und doch wirkte Kaeros irgendwie wie eine Jungfrau, die zum ersten Mal intim angefasst wurde. Das hatte etwas unglaublich reizvolles an sich. Kurz kochte eine Wildheit in Timaris hoch. Wenn Kaeros so verlockend war, wollte sie ihn besitzen.
Stattdessen liess sie sich an ihre Nähe gewöhnen und spazierte gemütlich los. Kaeros passte sich artig ihrem Tempo an, hielt seine eigene Wildheit ebenfalls zurück. Artig fragte er, was sie denn über ihn wissen wollte. Timaris schumzelte sacht. Sie wusste wahrscheinlich mehr über Kaeros, als es dem Kriegerprinzen bewusst war. Vielmehr wollte sie etwas von ihm erfahren. Von seinen Empfindungen, seiner Gedankenwelt.
"Was immer Ihr über Euch erzählen möchtet", gab sie ihm die Möglichkeit frei zu wählen. Was Kaeros prompt vermuten liess, dass sie nicht wöchentlich Berichte über ihn bekommen hätte. Timaris war informiert genug gewesen. Zumindest hatte sie das gedacht. Jetzt liess sie die Frage unbeantwortet, damit er etwas von sich aus erzählte. Überraschenderweise erklärte er, dass er nicht wisse, was er ihr erzählen könne. Das klang ganz danach, als wäre er an jemand anderen gebunden, weswegen er Geheimnisse vor ihr haben musste.

Schlussendlich erzählte er davon, was ihn schon die ganze Zeit über immer wieder beschäftigte. Seine Mutter. Die gerade Mal fünf Minuten glücklich gewesen war, ihn zu sehen, ehe sie sich darüber ausgelassen hatte, dass Timaris all sein Vermögen und seinen Besitz konfisziert hatte. Wohingegen sein Vater sich gar nicht bei ihm gemeldet hatte. Die Verden Familie hatte einen Brief geschrieben. Timaris fand das eine seltsame Art und Weise zu zeigen, dass man erfreut darüber war, dass jemand noch lebte. Wahrscheinlich waren die Verdens schlichtweg noch skeptisch, ob Kaeros ihnen wirklich einen Vorteil verschaffte oder nicht.
"Eure Mutter hat Euch mir widerholt angeboten", erklärte Timaris lapidar. "Doch sie konnte nicht für Eure Sicherheit sorgen, bis ich Euch zu mir holte. Ein solches Angebot zu machen und es nicht einzuhalten ist eine Schande. Da ist es nur rechtens, dass ich mir stattdessen Euer Vermögen und Euren Besitz holte. Wenn es nach dem Wunsch unserer Mütter gegangen wäre und wir geheiratet hätten, hätte ohnehin alles mir gehört. Sie soll sich also nicht so aufspielen und stattdessen dankbar sein, dass ich sie nicht dafür bestraft habe, dass sie ihr Angebot nicht mehr hat halten können." Es waren harte Worte. Worte, die aus Kaeros ein rechtloses Objekt machten. Doch es war die Wahrheit. Eine die ihnen nicht gefallen musste, jedoch zu der Welt gehörte, in der sie lebten. Vorallem war sie aber sauer, dass sie nicht verhindert hatte, dass Rhohea ihrem Sohn das Leben derart zur Hölle gemacht hatte, so dass er seinen eigenen Tod vorgetäuscht hatte.

"Wohin hat sich Euer Geschmack denn inzwischen entwickelt?" fragte Timaris nach, ohne zu erkennen zu geben, dass sie nicht nur zufällig, sondern zielgerichtet einige Wochen auf Kaeros Landsitz verbracht hatte. Dass sie all die erotischen Bilder von schönen Hayllierinnen mit langen schwarzen Haaren und edlen Gesichtern gesehen hatte. Dass sie genau wusste, was für ein Aussehen an einer Frau ihn erregte. Dass sie wusste, dass er sie attraktiv fand. Die Frage war nur, ob das von ihm selbst entsprang, oder davon, weil er seit je her Bilder von ihr als das ideale Schönheitsbild vorgesetzt bekommen hatte. Kaeros wechselte auch prompt das Thema und wollte wissen, was sie ihm denn über sich erzählen wollte. Timaris schmunzelte. Süss, wie er ihre Worte wieder aufnahm.
"Nun, ich bin klug, mächtig und habe keinerlei Skrupel beides zu meinem Vorteil einzusetzen", gab sie ganz offen zu. Es war schliesslich kein Geheimnis. "Ich bin eine gute Tänzerin und eine raffinierte Intrigantin. Ich bin besitzergreifend, dominant, sadistisch und lasse mir von niemandem etwas vorschreiben, geschweige denn, mich erpressen." Kaeros würde mit all dem klarkommen müssen, wenn er ihrer Leibwache beitreten wollte. Sie blieb stehen und blickte dem Kriegerprinzen fest in die Augen.
"Und würde es Hayll zum Sieg über Sion verhelfen, wenn ich Euch den Dolch, den Ihr an Eurem Oberschenkel tragt, ins Herz rammen würde, würde ich es ohne zu zögern tun." Für Hayll würde sie alles opfern. Alles ausser die Freiheit und Unabhängigkeit ihres Volkes.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » So 3. Sep 2023, 10:37

Die Königin erklärte, dass Rhohea ihn wiederholt angeboten hätte, doch sie hätte nicht für seine Sicherheit sorgen können. Es wäre eine Schande, dass sie es nicht hätte einhalten können.
Kaeros hätte beinahe seine Hand fortgezogen bei diesen Worten, doch er beherrschte sich.
„Ich bin ein erwachsener Mann. Rhohea kann mich schon länger nicht mehr beschützen“, entgegnete er. „Genauso wie ihr ja sicherlich auch Lady Heraia Tolarim und Prinz Dacascos Tolarim keine Vorwürfe macht, dass sie euch nicht haben beschützen können.“ Der Kriegerprinz fand es etwas umständlich von anderen Familienmitgliedern in vollen Namen und Titeln zu sprechen, doch Timaris hatte es vorhin so gefordert und Kaeros war klug genug nicht mit ihr darüber zu streiten. Sie war die Königin von Hayll. Wenn sie dieses ganze Zeremoniell und die Distanz wollte, konnte er schlecht nein sagen, weil es ihm unbequem war. Nur ein Idiot hätte da begonnen mit der Königin zu argumentieren.
Dennoch konnte Kaeros seine Mutter dann doch nicht unverteidigt lassen. Rhohea hatte viele Fehler, aber es war nicht ihre Schuld gewesen, dass er in dieser einen stürmischen Nacht über Bord gegangen war. Hätte er es nicht getan, wenn Rhohea ihn nicht ständig in ein vorbestimmtes Leben gedrängt hätte? Kaeros wusste es nicht. Jedenfalls war es seine eigene Entscheidung gewesen.
Timaris bemerkte, dass es ihr Recht gewesen Kaeros Vermögen an sich zu nehmen, denn nach Wunsch ihrer Mütter hätte es ohnehin ihr gehört, wenn sie geheiratet hätten. Der Kriegerprinz schluckte. Die Königin konnte sein Vermögen ruhig behalten, wenn es bedeutete, dass sie nicht heirateten. Das wäre ein kleiner Preis für seine Freiheit. Kaeros behielt die Gedanken lieber für sich, denn sein Geld hätte er schon gerne zurück. Die Bezahlung, die er erhielt, war eher bescheiden und reichte längst nicht um seine Bedürfnisse an neuer Kleidung, schönen Waffen und noch schöneren Frauen zu decken. Nicht dass er nur ins Haus des roten Mondes ging, aber auch freie Bekanntschaften wollten Geschenke und Einladungen für teure Essen.
Er behielt auch seine Gedanken für sich was er davon hielt, als Objekt bezeichnet zu werden, das von einer Frau zur nächsten verschachert werden sollte.
„Ich würde mir gerne meine Partnerwahl immer noch selbst aussuchen“, sagte er bloß. Bisher konnte er das auch, doch Kaeros hütete sich etwas im Palast mit wem anzufangen. Er wollte nicht riskieren die Königin irgendwie zu brüskieren. Aber was wäre, wenn er sich plötzlich in eine Hofdame verlieben würde?
„Nun, das habt ihr bisher auch getan“, erwiderte die Königin. Kaeros spürte ihre Hand leicht und warm über seiner. War das eine Zustimmung, dass er so weiter machen konnte? Der Prinz beschloss lieber nicht genauer nachzufragen. Er wollte sich kein Verbot einholen und Nakarios und Florien hatten ihn genug über die große Eifersucht der Königin gewarnt.
So nickte er bloß kaum wahrnehmbar und wechselte rasch das Thema, erzählte ihr über seinen Landsitz und dass ihm die dortige Einrichtung mittlerweile etwas peinlich war.

Timaris fragte ihn wohin sich sein Geschmack entwickelt hätte.
„Ich glaube mittlerweile bevorzuge ich es schlichter, einfacher“, erklärte der Kriegerprinz. „Jedenfalls in manchen Bereichen.“ Er fand die einfachen amspruchslosen Frauen immer noch etwas langweilig. Gut für einen Zeitvertreib, aber nicht mehr. Er hatte mal eine turbulente Beziehung mit Aleka di Torgio gehabt. Sie war ein intrigantes Luder gewesen, das ihn mehr als einmal hintergangen hatte, aber sie hatte ihn auch immer auf Trab gehalten und die Jagd nach ihr war vollkommen berauschend gewesen. Kaeros hatte irgendwann nicht mehr zählen können wie oft sie sich getrennt hatten. Er vertrieb die Gedanken an Aleka. So feurig es auch gewesen war, wollte Kaeros das wirklich nicht mehr aufleben lassen.
„Gezwungenermaßen habe ich als Romeo eher einfach leben müssen. Ich habe den Luxus oft vermisst, aber es hatte auch etwas gutes über weniger zu verfügen. Irgendwie habe ich das wenige dann mehr zu schätzen gewusst. Was nicht bedeutet, dass ich es nicht absolut genieße wieder eine vernünftige Dusche und Bad zu haben.“ Er grinste kurz und fragte sie dann, ob sie ihm etwas von sich erzählen wollte.
Die Königin schmunzelte und zählte dann auf, dass sie klug und mächtig wäre und keine Skrupel hätte beides zu ihrem Vorteil einzusetzen. Dann erwähnte sie offen weitere Eigenschaften, die meisten negativ, doch sie schien keine Probleme damit zu haben.
„Ja, das haben mir auch alle über euch erzählt“, gab Kaeros zu. Er hatte zu genüge gehört wie intrigant und sadistisch sie wäre. Timaris blieb stehen und sah ihn ernst an.
Dann erklärte sie, dass sie ihm ohne zu Zögern den Dolch, den er am Oberschenkel tragen würde, ins Herz rammen würde, wenn es Hayll gegen Sion helfen würde. Kaeros Hand unter der ihren zitterte. Er hielt ihren Blick.
„Es hat Gründe wieso ich den Dolch so offen trage.“ Dann hob er seine freie Hand langsam und ließ einen weitere kleine Klinge unter seinem Hemdsärmel in seine Handfläche gleiten. „Er ist eine gute Ablenkung.“
Kaeros hatte die Handbewegung langsam genug gemacht, dass Timaris ihm hatte folgen können. Er musste sich nicht aufspielen oder sie bedrohen. Außerdem wollte er nicht, dass ihn die Leibwache im Hintergrund überwältigten. Er ließ die Klinge wieder zurückgleiten.
„Wenn ihr wollt, könnte ich euch beibringen wie ihr tatsächlich schneller wäret den Dolch an meinem Oberschenkel zu ergreifen bevor ich bereit wäre“, bot er ihr an. „Ich habe eure Leibwache beim Training beobachtet. Sie sind gut, aber ein paar Trainingseinheiten für euch selbst wären nicht verkehrt.“ Er pausierte kurz. „Wenn es euch dafür gut genug geht.“ Sie hatte immer noch nicht zugegeben, dass es ein Attentat gegeben hatte - oder wie schlimm es gewesen war.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » So 3. Sep 2023, 11:38

"Versprochen ist versprochen", wehrte Timaris knapp ab. Wenn man der Königin versprach, ihr etwas zu überreichen, dann musste man sicherstellen, dass man dieses Versprechen einhalten konnte. Egal ob es sich dabei nun um eine Vase oder einen erwachsenen Mann handelte. Timaris verriet Kaeros nicht, dass sie Rhohea nicht deswegen wütend war, weil sie ihn nicht vor dem Sturm auf See hatte schützen können. Sie war wütend auf die Frau, weil sie ihrem Kind das Leben derart zur Hölle gemacht hatte, dass es keinen anderen Ausweg gesehen hatte, als seinen Tod vorzutäuschen.
Es sprach für Kaeros, dass er seine Mutter dennoch verteidigen wollte. Und auch, dass er nicht dagegen rebellierte, dass sie über ihn wie über ein Objekt sprach. Sie wusste nur noch nicht, warum er es tat. Wohl kaum weil er akzeptiert hatte, dass dies sein Schicksal war. Wahrscheinlich war es eher deswegen, weil er schon früh hatte lernen müssen, dass sich dagegen aufzulehnen nichts brachte. Aber selbst wenn es deswegen war, weil er sich ihr Vertrauen erschleichen wollte, sprach das für ihn. Es zeigte ihr, dass er über seine persönlichen Bedürfnisse stehen und selbstbeherrscht für ein Ziel arbeiten konnte. Das war effizient und es war genau das, was Timaris brauchte. Sie spürte, wie sie diese Zurückhaltung und Selbstbeherrschung schätzte. Selbst wenn es ihm nicht leicht fiel, wie sie ebenfalls genau spüren konnte. Er merkte nur an und das diesmal höflich, dass er seine Partnerwahl sich immer noch gern selbst aussuchen wollte.
"Nun, das habt Ihr bisher auch getan", erwiderte Timaris uninteressiert. Soweit sie wusste, hatte Kaeros viele Liebschaften gehabt und sich nicht darum geschert, dass er eigentlich ihr Gefährte werden sollte.

Genau so wenig wie sie Kaeros verriet, warum sie sauer auf seine Mutter war, so verriet sie ihm auch nicht, dass sie seinen Landsitz besucht und einige Zeit dort verbracht hatte. Geschweige denn, dass sie um Kaeros getrauert hatte und sich schuldig fühlte. Stattdessen fragte sie Kaeros nach seiner Geschmacksänderung. Er schien es nun schlichter und einfacher zu mögen. Zumindest teilweise. Wie es aussah, hatte er als Romeo Bescheidenheit gelernt. Er wollte den Luxus weiterhin haben, wusste ihn nun allerdings auch zu schätzen. Etwas, was Timaris nur gutheissen konnte.
"Es geht nichts über eine vernünftige Dusche und ein ordentliches Bad", gab auch Timaris aus vollem Herzen zu. Verriet damit ein kleines bisschen, das auch sie die Erfahrung gemacht hatte, wie es war, wenn man darauf verzichtete.

Im Gegensatz zu Kaeros erzählte sie ihm dann nicht, was sie getan hatte, sondern wie sie war, als er etwas über sie wissen wollte. Viele der aufgezählten Eigenschaften waren erscheckend. Dennoch schien es Kaeros keine Angst einzujagen. Stattdessen gab er nur zu, dass das das wäre, was ihm alle über sie erzählt hätten. Es klang so, als hielte er sie allesammt trotzdem für Lügner. Oder als würde er wissen, dass da noch mehr war. Was auch immer es war, Timaris verspürte keine Aufregung in seiner Ausstrahlung. Es war faszinierend. Erst als sie ihm unumwunden erkärte, dass sie sein Leben opfern würde, um Hayll zu retten, spürte sie, wie seine Hand erzitterte. Sie konnte jedoch nicht ergründen, woran es lag. Ob er Angst davor hatte oder ob er Respekt davor hatte, was sie bereit zu geben war.
Timaris vermutete zweiteres. Denn Kaeros begann ihr zu erklären, warum er den Dolch so offen tragen würde und machte eine langsame Handbewegung mit seiner freien Arm. Eine kleine Klinge glitt in seine Hand. Timaris lächelte. Sie fühlte sich von Kaeros nicht bedroht. Im Gegenteil. Es war ein Vertrauensbeweis seinerseits war. Er könnte dafür in den Kerker geworfen und eines Attentatsversuches beschuldigt werden, wenn sie es so drehen wollte. Kaeros lieferte sich damit weiter ihrer Gnade aus.

"Ein verlockendes Angebot, das Ihr mir hier macht", gab sie zu und ging wieder weiter, steuerte zurück auf den Pavillon zu. Dabei war sie ihm gegenüber nicht so offen und verriet nicht, dass sie selbst auch so ihre versteckten Waffen bei sich trug und ausgezeichnet mit Dolchen umgehen konnte. Dass sie schon von verschiedenen Meistern trainiert worden war und regelmässig auch mit ihrer Leibwache trainierte. Dennoch war es nicht gelogen. Das Angebot war verlockend. Es reizte sie, mit Kaeros zusammen zu trainieren und ihn näher kennen zu lernen. Er schien vielschichtiger zu sein, als es auf den ersten Blick wirkte. Allerdings war er so hartnäckig, wie er angegeben hatte. So fragte er erneut versteckt nach dem Attentat. Erneut antwortete sie nicht darauf. Noch nicht.

"Doch so verlockend Euer Angebot auch ist, so will ich etwas anderes von Euch", lehnte sie ab. "Was ich tatsächlich von Euch will ist, dass Ihr mir die Zeit gebt, darüber zu entscheiden, was ich nun mit Euch machen soll. Dass Ihr bis dahin, mir Eure Juwelen aushändigt und Euch mit einem ständigen Begleiter zufrieden gebt. Es gibt da noch immer zwei Punkte, die dagegen sprechen, Euch in meine Leibwache aufzunehmen. Diese möchte ich erst abwägen, ehe ich eine weitere Entscheidung treffe."
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Kaeros » So 3. Sep 2023, 17:54

Es war trotz allem riskant gewesen ihr den zweiten Dolch zu zeigen. Die Königin hätte es auch als Angriff auslegen können, obwohl er ihr mit der Spitze der Klinge nichtmal annähernd zunahe gekommen war.
Stattdessen lächelte Timaris kurz gelassen und begann weiterzugehen. Dem Kriegerprinzen blieb nichts anderes übrig als sich ihrem Schritt anzupassen, wollte er den Körperkontakt zu ihrer Hand nicht verlieren. Dabei jucke es Kaeros in den Fingern selbige fortzureißen. Es war viel zu warm wo sie sich berührten und ihre Nähe beschäftigte ihn weiter sehr. Er war immer stärker versucht darauf zu drängen sie beschützen zu dürfen und wenn er sie noch länger berühren würde, wäre es vielleicht alles was er wollte.
Timaris nannte sein Angebot sie zu trainieren verlockend, lehnte jedoch ab. Sie bräuchte Zeit um darüber zu entscheiden was sie mit ihm machen wollte. Die Königin steuerte wieder auf den Pavillon zu. Es wurde deutlich, dass Kaeros nicht mehr viel Gelegenheit haben würde, um zu erfahren wie es ihr wirklich ging und was das Attentat angerichtet hatte. Denn dass es eines gegeben hatte, daran zweifelte er nicht mehr. Unschuldige verteidigten ihre Unschuld meist sehr viel lauter und entrüsteter. Timaris hatte nichts dergleichen getan.
Was war ihr zugestoßen? Wie sehr war Hayll in Gefahr?
"Ich gebe euch gerne Zeit", setzte Kaeros an, als die Königin fortfuhr.
"Dass Ihr bis dahin, mir Eure Juwelen aushändigt und Euch mit einem ständigen Begleiter zufrieden gebt."
Kaeros zog instinktiv seine Hand fort, bereute es im gleichen Moment. Verdammt!
"Meine Juwelen aushändigen?", fragte er überrumpelt und nicht im Mindesten davon begeistert. "Ich hätte euch angreifen und überwältigen können und ich habe es nicht getan. Ich würde es nie tun", bekräftigte er energisch. Kaeros war vor dem Pavillon stehen geblieben, die Königin einen Schritt auf der Treppe über ihm.
"Wie soll ich euch die Abwesenheit von etwas beweisen?", fragte er. Wann würde sie ihm nicht mehr misstrauen? Er hatte viel von Timaris gehört, doch er konnte sich nicht daran erinnern, dass damals viel von ihrem großen Misstrauen die Rede gewesen wäre. War dies aufgekommen seitdem ihr erstes Blutdreieck sie verraten hatte? Seit wann hatte sie so viel Angst?

Kaeros dachte nicht daran seine Juwelen auszuhändigen und er wollte auch keinen Begleiter. Die Königin schien weitere Bedenken zu haben ihn in ihre Leibwache aufzunehmen. Diese wolle sie abwägen. Kaeros hielt nicht viel von dieser ungenauen Aussage. Sie hatte ihn auch damit gelockt, dass sie ihn für Einsätze und Missionen hatte nutzen wollen und nichts dergleichen war im letzten Mond passiert.
"Was für zwei Punkte sprechen gegen mich?", fragte er.
Timaris blickte ihn von oben herab an. Sie müsste abklären, ob sie ihm so vertrauen könnte wie sie es bei ihren Leibwächtern tun müsste.
"Sicherlich benötigt ihr nicht meine Juwelen dafür..." Er wollte sich davon nicht trennen. Sklaven mussten ihre Juwelen abgeben. Sicherlich nicht ein Mann seines Standes. "Wenn ihr mir einen Begleiter an die Seite stellen müsst... für eine gewisse Zeit, dann kann ich wohl damit leben", lenkte er ein, um seinen guten Willen zu zeigen.
Dann stellte sich heraus, dass der andere Grund weit prekärer war. Die Königin musterte ihn ehe sie eröffnete, dass er viel zu verführerisch aussähe, wenn er ihr vor ihr kniete. Es wäre eine Verschwendung ihn ihr Leibwächter sein zu lassen. Kaeros starrte sie überrascht an, der Blick fast enttäuscht.
Sie wollte ihn? Er hatte gehofft, sie hätte kein Interesse. Dass er sich wenigstens dahingehend in Sicherheit wiegen könnte, wo ihre Blutsverbindung schon so stark war.
Vielleicht wollte sie ihn nicht als Gefährten, aber fürs Bett. Kaeros befürchtete, dass es von dort ein viel zu rascher Weg zu dem anderen wäre. Er wollte es unbedingt vermeiden. Egal wie schön und attraktiv sie war. Egal wie sehr in seinem Geiste Bilder davon herumkreisten wie es wäre sie gegen den Schreibtisch im Pavillon zu pressen und ihren eleganten Hals mit wilden Küssen zu bedecken.
Der Kriegerprinz schwieg, wusste nicht gleich wie er reagieren sollte.
"Vielleicht sollte ich dann nicht mehr vor euch knieen", brachte er schließlich heraus. Keinesfalls durfte er den Bildern folgen. Er musste schlau sein und eigentlich wusste er, dass es nicht bei etwas schnellem Sex bleiben würde. Wenn sie ihn wollte, würde er nicht mehr wegkommen. Und früher oder später kamen solche Affären immer raus. Dann würde ihre Familie davon erfahren und dann wäre er erst recht auf Ewigkeiten an sie gekettet. Keine anderen Frauen und Abenteuer mehr, keine Kampfmissionen. Stattdessen Gefährtentum. Später Heirat. Vaterschaft.
Kaeros musste sich zusammenzureißen nicht wieder flüchten zu wollen. Er wollte selbst bestimmen. Weder seine Mutter noch Timaris sollten für ihn entscheiden wie sein Leben enden sollte.
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Re: Der neue Leibwächter

Beitragvon Timaris » So 3. Sep 2023, 19:39

Brav versprach Kaeros ihr zu warten, bis sie sich entschieden hatte. Doch in dem Moment, wo sie seine Juwelen von ihm forderte zuckte er zurück und stützte nicht weiter ihre Hand. Genau in dem Moment, als sie die erste Stufe des Pavillo erstiegen hatte. Also hielt auch Timaris inne und drehte sich sich zu dem Kriegerprinzen um. Eine Welle der Reue und des Entsetzen war von ihm zu spüren. Er schien ihr nicht den Dienst versagt haben zu wollen. Doch er hatte es getan und Timaris liess ihn spüren, dass sie nicht zufrieden mit seiner Reaktion war. Nicht, wo er sich vorher noch so tapfer beherrscht hatte. Noch weniger wollte Kaeros seine Juwelen abgeben und fragte sie hilflos wie er ihr die Abwesenheit von etwas beweisen sollte. Timaris wusste einen Weg. Nur würde dieser Kaeros erst recht nicht gefallen.
"Ja, ihr hättet versuchen können, mich anzugreifen und zu überwältigen", stimmte Timaris zu. Ob er erfolgreich damt gewesen wäre, stellte sie stark in Frage. "Doch ich weiss inzwischen, dass ihr klug genug seid um zu wissen, dass ihr damit nichts sinnvolles für Euch selbst erreicht. Deswegen sehe ich es nicht als Beweis an, dass ihr vertrauenswürdig seid, nur weil ihr mich bis jetzt noch nicht angegriffen habt."

Kaeros wollte jedoch nicht so rasch klein beigeben und fragte, was gegen ihn spräche. Da sie auf der Stufe zum Pavillon stand und Kaeros einen Schritt zurück zu getreten war, sah sie ungewohnterweise auf ihn hinunter. Fast so, als würde er vor ihr knien.
"Ich muss abklären, ob ich Euch so vertrauen kann, wie ich es bei meinen Leibwächtern können muss", erklärte sie ihm offen. Eine Erklärung, die für Kaeros keinen Grund ergab, warum er seine Juwelen abgeben sollte. Er hatte durchaus recht damit, dass sie nicht seine Juwelen brauchte, um sich zu vergewissern, dass sie ihm trauen konnte. Was sie brauchte war einerseits die Geste. Seine Bereitschaft sich ihr hinzugeben und andererseits brauchte sie seine Juwelen, um ihn bändigen und einschränken zu können, bis sie sich entschieden hatte.
"Ausserdem seht Ihr viel zu verführerisch aus, wenn ihr vor mir kniet", eröffnete sie ihm nach kurzem Mustern mehr im Scherz denn ernst gemeint. Auch wenn sie seine Selbstbeherrschung wirklich attraktiv fand. "Es wäre eine Verschwendung Euch mein Leibwächter sein zu lassen."
Zu ihrer Überraschung blickte Kaeros sie nicht nur überrascht, sondern auch irgendwie enttäuscht an. Fast so, als hätte sie nun sein Vertrauen missbraucht. Dabei war das nur eine kleine Neckerei gewesen. Nach der Überraschung und der Enttäuschung kam bei Kaeros Panik auf. Timaris rechnete damit, dass er gleich aus dem Garten stürzen und fliehen würde. Er schaffte es jedoch wieder, sich zu beherrschen und eine Absage zu einer möglichen Einladung in ihr Bett charmant zu verpacken. Dunkelheit, er war wirklich verführerisch. Timaris lachte leise.

"Als ob Ihr schon so oft vor mir gekniet seid", spottete sie sanft. Kaeros hatte gerade mal einen Kniefall vor ihr getan und das auch nur, weil sie ihn dazu aufgefordert hatte.
"Prinz Tolarim, ich habe nun keine weitere Zeit mehr für Euer Zaudern", stellte sie dann aber strenger klar. "Mir ist bewusst, dass ich ausserordentlich viel von Euch verlange. Doch ich denke, dass Euch das noch immer lieber ist, als wenn ich von Euch fordere mir Einlass in Euren Geist zu gewähren." Sie rief eine edle Holzschatulle mit Perlmutintarsien herbei. Ein scharfer Schmerz schoss ihr dabei durch die Brust. Ausgehend von der vernarbten, schwarzen Dolchwunde aus. Ihr schönes Gesicht blieb dabei regungslos. Nur ihre Hände zitterten leicht, das sie rasch zu kaschieren versuchte, indem sie die Schatulle aufklappte und den schwarzen Samtbelag darin freilegte.
"Wenn Ihr mein Leibwächter seid, werde ich Tag für Tag mein Leben in Eure Hände legen und mich Euch vollkommen ausliefern", stellte sie klar, warum es so wichtig war, dass sie ihm vertrauen konnte. "Nun verlange ich von Euch, dass Ihr mir dieses Vertrauen entgegen bringt. Dass Ihr Euer Leben in meine Hände legt und Euch mir ausliefert. Keine Sorge, Ihr seid nicht der einzige Mann, den ich auf diese Weise fordere und reize." Ayden hatte sie viel schlimmeres angetan und Gualterio erst recht. Ganz zu schweigen davon, was sie Aaron angetan hatte. Sie reizte alle in ihrem Blutdreieck bis aufs Blut. Es war erschreckend, dass sie von sich aus, Kaeros mit ihrem Blutdreieck in Verbindung brachte.
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