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In Sions Armee





Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » So 20. Aug 2023, 19:48

Regensang

Bonderus zögerte nicht lange, sondern versicherte ihr, dass er nichts erzählen würde, denn es wäre ja nur eine simple Kneipenschlägerei gewesen. Der Korporal lächelte ein wenig schief, wodurch seine Narbe im Gesicht noch stärker hervorzutreten schien. Regensang war etwas überrascht als er ihr anvertraute, er wolle auch nicht im Balthasar Regiment enden, doch es wäre sein Schicksal, denn wenn Sion zurückkam, würde er Schwarztraum so oder so nehmen müssen. Was er denn tun solle, etwa überlaufen? Die Heilerin war klug genug erstmal nichts darauf zu sagen. War der Korporal wirklich so frustriert? Angesichts der drohendenden Spritzen verständlich, aber gleich überlaufen? Sie fragte sich, ob er das ernst meinte oder extra aus Dhemlan hergeschickt worden war, um andere Überläufer ausfindig zu machen. Er hatte ja auch gleich einen Kampf mit Tiger im Fort angezettelt...
Sie mußten vorsichtig sein, sie würde den anderen von dem Gespräch berichten und dann mit ihnen beraten. Am besten wäre es, sie behielten Bonderus genau im Auge. Wenn er hier war, allein um sie zu überführen, würden sie schon dafür sorgen, dass er von der Bildfläche verschwand. Sie mußten unbedingt an seine Akte in Orekhs Büro kommen.
Der Kriegerprinz blickte sie immer noch an, wie als warte er auf irgendein Zeichen des Erkennens. Was sollte sie ihm sagen? Ja, ich würd Sion liebend gern ins Auge spucken? Regensang war nicht bescheuert. "Ihr habt wenigstens noch nen Schicksal", entgegnete sie aber dann, "Wir haben unsres schon längst verspielt." Ein Mann oder eine Frau, die in die Salzminen kam, hatte normalerweise kein Schicksal mehr, der war abgeschrieben und von allen vergessen. Und man wollte sich nicht mit Schicksalslosen anlegen. "Kommt irgendwann in den Schwarzen Kessel, wenns was ruhiger ist", sagte Regensang noch leise, eine Einladung in diese Kneipe bekam man nicht von ungefähr. "Es sei denn, du hast so viel Mumm wie deine vier Welpen da zusammen", bemerkte sie mit einem Lachen, erhob sich ebenfalls und bat Einauge und Flieder, ein pockennarbiger bulliger Mann mit Glatze, Tiger nach drinnen zu bringen. Regensang verschwand ebenfalls nach drinnen, hoffentlich kam Rashar bald wieder, ohne ihren Anführer waren sie doch halb aufgeschmissen.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » So 20. Aug 2023, 19:59

Nardek

Er hatte die ganze Szenerie mit großen Augen beobachtet. Was sprach denn der Korporal solange mit dieser lumpigen Heilerin? Er hatte die übelsten Dinge von ihr gehört. Dass sie Verletzte eiskalt auf der Liege hatte verrecken lassen und dass sie andere von denen sie glaubte, sie wären todkrank, einfach getötet hatte. Das war eine Verbrecherin genau wie alle anderen dort. Vielleicht wollte Bonderus den Leuten von der Sechsten wegen der Schlägerei ja ins Gewissen reden, er hatte auch gegen Tiger gekämpft.
Unschlüssig stand der Trupp auf der gegenüberliegenden Straßenseite, flüsterten ebenfalls leise was da vor sich ging bis Gwyn zusammenzuckte, als man sah wie der Kriegerprinz dem Mann unter Tiger noch eine runterhieb. Dann erhob er sich und die Gefreiten bekamen wohl schon einen Vorgeschmack auf ihre Standpauke, er wolle ihnen sagen was sie alles falsch gemacht hätten, er würde sie jetzt jeden Tag eigenhändig unterrichten. Nardek traute sich nichts zu sagen als der breit gebaute Kriegerprinz zu ihnen rüberkam. Es war unfair, hätten sie etwa ein paar aus der Sechsten aufmischen sollen? Sie wollten doch nur keinen Ärger haben.
"Sir, wir wollten ja eingreifen, aber es sah ja wirklich so aus, als hätten unsere Kollegen alles im Griff", bemerkte Brion hastig, "Bei einer richtigen Schlägerei würden wir natürlich hart durchgreifen."
Gwyn gähnte hinter vorgehaltener Hand, der Jüngling war praktisch ständig müde, aber sie waren heute auch die ganze Zeit durch die Stadt gelaufen und bald würde die Nachtwache ihre Schicht übernehmen. Manchmal hatten sie auch Nachtwache, doch Nardek mochte es nicht sonderlich. In Loraka gab es noch nicht viele Straßenlaternen, so dass es in den meisten Gassen stockduster war und man selber mit einem Licht in der Hand hantieren mußte. Neidisch sah er zu zwei Soldaten hinüber, die fröhlich plaudernd Richtung Hafen unterwegs waren. Als sie den Trupp sahen, grüßten sie mit einem Salut und einem feixenden Lächeln, weil sie schon frei hatten. Vermutlich erwarteten sie schon ein paar der Hafenhuren. Nardeks eigene Gedanken drifteten zu Maria, einer Schankmaid in der Hafenkneipe "Rostiger Anker". Rasch konzentrierte er sich wieder auf seinen Vorgesetzten.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon Malateste » Mo 21. Aug 2023, 09:47

Gerade als Malateste der Heilerin zum Abschied zunicken und gehen wollte, sagte sie doch noch etwas. "Ihr habt wenigstens noch nen Schicksal. Wir haben unsres schon längst verspielt." Es klang resigniert und er konnte nachvollziehen weswegen. Aber es passte irgendwie nicht zu dem Eindruck den er von der sechsten bekommen hatte. Gualterio strich sich die blonden, schulterlangen Haare zurück. „Das kauf ich dir nicht ab. Wenn ihr keine Hoffnung mehr hättet, wärt ihr längst tot. Ich erkenne Lebenswille und Zähigkeit.“
"Kommt irgendwann in den Schwarzen Kessel, wenns was ruhiger ist", entgegnete die Heilerin. "Es sei denn, du hast so viel Mumm wie deine vier Welpen da zusammen." Sie lachte fröhlich auf. Der Kriegerprinz blickte in die angedeutete Richtung zu seinen Soldaten die sich eng zusammengerottet hatten und mit sichtbarem Unwohlsein die Situation beäugten. Gualterio musste unwillkürlich grinsen.
„Die Kneipe in die ich mich nicht getraut hätte wurde bisher noch nicht gebaut. Aber heute ist mein erster Abend, und ich habe noch einiges zu tun. Bei Gelegenheit komme ich auf die Einladung zurück.“ Er vermutete, dass die Sechste ihn die nächsten Tage genaustens beobachten und er eines der Hauptgesprächsthemen sein würde. Aber diese Einladung war ein grosser Schritt, die Neugierde der Sechsten war geweckt. Er wollte ihnen einige Tag geben um sich ein Bild von ihm zu machen. Regensang wies ihre Kumpanen an Tiger nach drinnen zu bringen und folgte ihnen, Malateste wandte sich seinen Soldaten zu.

"Sir, wir wollten ja eingreifen, aber es sah ja wirklich so aus, als hätten unsere Kollegen alles im Griff", eröffnete der Obergefreite Pendak bevor Malateste überhaupt etwas gesagt hatte. "Bei einer richtigen Schlägerei würden wir natürlich hart durchgreifen."
Gwyn gähnte hinter vorgehaltener Hand, was ihm einen vernichtenden Blick des neuen Korporals einhandelte.
„Obergefreiter Pendak,so wie du geradewegs auf die Tür zumarschiert bist, wärst du bei einer richtigen Schlägerei unter Umständen längst tot, während deine Kumpanen hier aus sicherer Distanz zugeschaut hätte wie deine Eingeweide über die Strasse verteilt werden. Du brauchst nur die fliegende Flasche durch einen Juwelenstoss eines wütenden Kriegerprinzen zu ersetzen.“ Malateste führte den Trupp wieder Richtung Wachhaus. „Beim nächsten Mal werden zwei von euch links und rechts von der Tür Position beziehen und sie sichern und ausspähen. Wenn sie das Zeichen geben das der Bereich hinter der Tür sauber ist, wird der Rest das Gebäude stürmen und sofort Deckung beziehen, während die beiden Draussengebliebenen nach hinten sichern.“ Eine mechanische Uhr an dem Fachwerkhaus einer Handwerkergilde zeigte Gualterio das baldige Ende seiner Schicht an.
„Des Weiteren möchte ich, dass jeder Lande ab sofort während dem Einsatz einen Ringpanzer trägt. Eigentlich solltet ihr alle einen Ringpanzer tragen, es sei den ihr habt vor, die ganze Zeit einen Juwelenschild aufrecht zu halten. Auch der Träger der dunkelsten Juwelen kann durch einen Moment der Unachtsamkeit ausgeschaltet werden. Das bringt mich gleich zum nächsten Punkt…“
So ging das in einer Tour weiter bis der Korporal mit seinem frustrierten kleinen Trupp das Wachhaus erreichte. Mit einem Lächeln liess er seine Soldaten zum Abendappell antreten.
„Im grossen und ganzen wart ihr gar nicht so schlecht. Hier mein letzter Befehl für heute: ihr werdet das was ich euch eben gepredigt habe verinnerlichen.“ Eine kurze Pause. „Bei einem Bier in einer Kneipe. Ich erwarte euch morgen pünktlich zum Appell, und wenn jemand den Anschein macht das er verkatert ist, werde ich ihm den eigenhändig ausprügeln. Abtreten und fangt keine Schlägerei an.“
Gualterio salutierte und verschwand im Wachhaus.

Im oberen Stockwerk gab es ein kleines Büro für den Korporal, eigentlich eher eine Besenkammer, doch war es ein Privater Raum, und so etwas war in der Armee die keine Privatsphäre kannte ein Privileg. Gualterio liess sich in den Holzstuhl fallen der unter seinem Gewicht ächzte und legte die schweren Stiefel auf den Tisch. Er kippte den Stuhl nach hinten und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Während er so an die Decke starrte liess er noch einmal die Geschehnisse Revue passieren. Er hatte schon verdammt viel herausgefunden und erlebt für den ersten Tag. Bisher lief es nicht so schlecht, aber einiges bereitete ihm Sorgen, allem voran die Geschichte mit dem Schwarztraum und das Maeve wusste, dass er es nicht nahm. Hoffentlich würde sie es nicht Lorcann verraten, das Einzige was sie davon abhalten könnte, war seine Andeutung das er durchschaut hatte was zwischen ihr und Tiger vermutlich lief.
Malateste schirmte den Raum mit einem grauen Schild ab und liess die Dokumente von Ogul erscheinen, unter anderem auch das kleine Couvert in welchem die Daten über seine Kontaktperson in Loraka enthalten waren. Er hatte bisher auf dem engen Schiff noch keine Gelegenheit gehabt und holte dies jetzt nach.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » Mo 21. Aug 2023, 09:49

Bella Sera

Der Umschlag war schmucklos, obwohl das Papier sich seltsam glatt anfühlte und schwerer schien als gewöhnlich. Nur ein paar Worte standen auf dem Zettel im Inneren:
Bella Sera - Gerechtigkeit
Die kryptischen Worte blieben nicht lange so dort stehen, die verschnörkelte Schrift glänzte noch einmal golden auf ehe sie an den Rändern Feuer fing und das gesamte Papier damit abbrannte.

Nun in den Abendstunden war das gehobenere Etablissement geöffnet, Licht schimmerte aus den mit grünen Vorhängen halb verdeckten Fenstern. Über dem Eingang schwankte eine Laterne leicht hin und her. Öffnete man die schwere Eichentüre gelangte man in einen kleinen Flur mit Garderobe und dichtem Teppich, der jegliche Schritte verschluckte. Durch eine zweite von roten Vorhängen umrahmte Türe hörte man bereits gedämpft Musik und die Stimme einer Sängerin, sowie ein Gewirr an Gesprächen. Drinnen kam man in einen größeren Raum, der hinten links eine kleinere Bühne hatte wo eine Frau mit dunklen roten Haaren stand, die ihr makellos über die blassen Schultern fielen. Ihr grünes Kleid glitzerte leicht im Licht eines Scheinwerfers, während der Rest um sie herum in Dunkelheit versank. Auch einige der Tische, die dort in der Nähe standen. Die Sängerin hatte die Augen mit einem weißen Band verbunden, so dass man nur ihre vollen roten Lippen erkannte. Ihre Stimme war leise und doch kraftvoll. Im Hintergrund war das Klavier aufgebaut an dem gespielt wurde, auch wenn man noch mehr Instrumente hörte, die man nicht gleich sah.
"'Cause the night has a thousand eyes... and a thousand eyes can't help but see... if you aren't true to me....", waren die letzten Zeilen, die man gerade von der Sängerin hörte.
Auf der anderen Seite des Raumes, näher beim Eingang, war eine große im Halbkreis gezogene Bar, die an der Wand einen großen Spiegel mit Goldrahmen hatte wo schon die Farbe abblätterte. Trotzdem war die Einrichtung des Bella Sera edel, einige Gemälde hingen an den Wänden, zeigten meist irgendwelche halb bekleideten verführerischen Frauen oder eine Gruppe Soldaten, die porträtiert worden waren. An der Bar bedienten zwei Männer in dunklen Hosen und weißem Hemd mit Weste und Fliege. Man sah einige Gäste in Uniform, viele waren jedoch auch in Zivil, so dass man nicht sagen konnte, ob sie zum Fort gehörten oder einfach Reisende oder Einwohner Lorakas waren. Überwiegend waren Männer dort, aber auch ein paar Frauen als Begleiterinnen oder Bedienung des Bella Sera.
"One of these days you're gonna be sorry..."
Eine mit schmalen Läufer ausgelegte Holztreppe führte in ein oberes Stockwerk. Neben den normalen Tischen, befand sich in der Mitte noch ein großer länglicher Tisch, wo auch Lorcann und Bovert saßen und Baccara spielten, ein Kartenspiel aus Raej. Bovert trommelte ungeduldig auf den hölzernen Kartenschlitten, der gerade bei ihm war. Ihm gegenüber saß eine in rot gekleidete Dame, betrachtete ihre Karten und legte sie vor sich hin.
"Carte", bat sie. Weitere Begriff in Raej folgten von den anderen Mitspielern. Lorcann ließ sich gerade von einer Bedienung einen Scotch bringen, strich dabei der Frau kurz über ihren Hintern. Dann bemerkte er den Korporal, machte auch Bovert neben sich mit einer Berührung am Arm darauf aufmerksam, der gleich den Kriegerprinzen herwinkte.
"Bonderus, habt ihr eure Leute bändigen können?", fragte er amüsiert und schnippte nach der Kellnerin. "Los, bring uns noch was zu trinken", forderte Bovert von der Landin. "Oh, ihr solltet die anderen Offiziere kennenlernen." Der Feldwebel deutete in die Runde, stellte noch zwei andere Korporäle und einen Leutnant vor.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon Malateste » Mo 21. Aug 2023, 09:50

„Bella Sera – Gerechtigkeit“. Beinahe verloren standen die wenigen Worte in der Mitte des Zettels der sich seltsam glatt und schwer in seiner Hand anfühlte. Malateste blieb mehr als genügend Zeit die Worte zu lesen, bevor er schnell das Papier auf den Schreibtisch fallen liess als es von selbst in Flammen aufging. Einige Sekunden betrachtete er in Gedanken versunken das kleine Häuflein Asche, bevor er kräftig hinein pustete und die Asche so spurlos im Raum verteilte. Der Kriegerprinz erhob sich, lehnte sich an den Fensterrahmen und blickte in die nächtliche Strasse hinunter. Das „Bella Sera“ würde heute Abend einen neuen Gast begrüssen.

Am Nachmittag waren die Fensterläden des „Bella Sera“ verschlossen gewesen und das Gebäude hatte den Eindruck erweckt zu schlafen, jetzt jedoch, in den Nachtstunden, war es zum Leben erwacht. Licht schimmerte durch die grünen Vorhänge und eine Laterne über dem Eingang erhellte die schwere Eichentür. Der Kriegerprinz überprüfte noch einmal den Sitz seines schwarzen Gehrocks. Die Korporalsuniform wäre für dieses Etablissement wohl nicht angemessen gewesen, weswegen er sich für eine zivile Garderobe aus seinem Juwelengepäck entschieden hatte. Malateste trug auf Hochglanz gewienerte Schaftstiefel bis unter die Knie, schwarze Hosen aus Loden, deren Schnitt sich an Uniformreithosen anlehnten, über den Knien auseinandergingen und zur Taille hin wieder eng wurden, darüber ein weisses Hemd mit weiten Ärmel die sich am Handgelenk wieder eng schlossen. Komplettiert wurde seine Kleidung durch einen zur Hose passenden, schwarzen Loden-Gehrock welcher mit Silberknöpfen an Front und Manschette verziert war. Die blonden Haare trug Malateste streng nach hinten gekämmt und er hatte sie mit einem schwarzen Seidenband zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sein markantes Gesicht wurde dadurch betont, aber auch die Narbe und das blinde Auge. Als er sich im Büro noch einmal in einem kleinen Reisespiegel betrachtet hatte, musste er zugeben, doch ein verdammt verwegen aussehender Mistkerl zu sein. Sein grinsendes Spiegelbild verriet ihm, dass seine Eitelkeit offensichtlich irgendwann in den letzten Tagen wieder zurückgekehrt war.

Entschlossenen Schrittes betrat er das „Bella Sera“, ein kurzer Flur führte ihn an der Garderobe vorbei und mit jedem Schritt wurden die Geräusche des Betriebes lauter. Stimmengewirr drang an sein Ohr und darüber schwang die tragende Stimme einer Sängerin. Der grosse Kriegerprinz zog die schweren roten Vorhänge zur Seite und betrat das eigentliche Lokal. Ohne Eile blieb Malateste stehen um zu sehen und gesehen zu werden. Träge liesse er seinen Blick durch das Interieur des „Bella Sera“ schweifen, und unwillkürlich wurde seine Aufmerksamkeit erst einmal auf die Sängerin gelenkt. Sie war eine faszinierende Frau mit wundervollen, dunkelroten Haaren und blasser Haut. Sie stand im Lichte eines Schweinwerfers der ihr grünes Kleid funkeln liess und den Rest der Bühne in schummriges Halbdunkel tauchte. Die Augen der Sängerin waren seltsamerweise mit einem weissen Tuch verbunden, was ihre mysteriöse Ausstrahlung noch vertiefte. "'Cause the night has a thousand eyes... and a thousand eyes can't help but see... if you aren't true to me....", sang sie gerade, begleitet von den Klängen eines Klaviers im Hintergrung und weiterer Instrumente, die sich aber der Sicht des Kriegerprinzen entzogen. „Bella Sera – Gerechtigkeit“, das waren die Worte die auf dem Zettel gestanden hatten. Was symbolisierte Gerechtigkeit, wenn nicht Justitia mit ihren verbundenen Augen? Sollte etwa die Sängerin…?
Malateste musste mehr über sie erfahren, jedoch sollte er erst einmal den Blick von ihr abwenden bevor er als Starren interpretiert werden konnte.

Lorcann und Bovert sassen an einem Spieltisch. Die Gäste hier waren vornehmlich Männer, und alle davon waren Haifische, augenscheinlich tummelte sich im „Bella Sera“ wer in Loraka das Sagen hatte. Nun, er war auch ein Haifisch, und seine Zähne waren verdammt scharf und tödlich. Malateste schlenderte zum Spieltisch hinüber.
Lorcann nahm gerade ein Getränk vom Tablett einer Bedienung, und Gualterio registrierte wie er dabei über deren Hintern streichelte. Das war einer der Gründe weswegen Malateste die Armee liebte – da hatten zum Grossteil Männer noch das Sagen. Als Mann aus Hayll mit dem pervertierten Protokoll und dem absoluten, unumkehrbaren Matriarchat war dies eine willkommene Abwechslung.
Lorcann bemerkte den Kriegerprinzen und machte sogleich seinen Busenfreund Bovert auf ihn aufmerksam. Bovert war in ein Kartenspiel vertieft welches offenbar nicht gerade zu seinen Gunsten verlief, da er nervös mit den Fingern auf den Tisch trommelte und auf eine bestimmte Karte zu hoffen schien.
"So remember when you tell those little white lies, that the night has a thousand eyes“, erklangen die letzten Zeilen des Liedes bevor eine kurze Pause der Musik einsetzte. Alexis rief derweil Malateste zu sich.
"Bonderus, habt ihr eure Leute bändigen können?", fragte er amüsiert.
„Lorcann.“ Malateste begrüsste den Fledwebel mit einem Lächeln und Kopfnicken. Sie waren hier ausser Dienst, und auf Salutieren und andere Förmlichkeiten wurde verzichtet. „Es war als würde ich mich in ein gesetztes Nest machen“, antwortete er Lorcann. „Die Männer haben eine anständige Ausbildung genossen und wissen was sich gehört.“ Er kannte Männer wie Bovert und Lorcann, nur zu gerne sprangen sie auf Schmeicheleien an.
"Los, bring uns noch was zu trinken", forderte Bovert mit einem Fingerschnippen von der Landin. "Oh, ihr solltet die anderen Offiziere kennenlernen." Der Feldwebel deutete in die Runde, stellte noch zwei andere Korporäle und einen Leutnant vor. Der Kriegerprinz nickte den Angesprochenen jeweils zur Begrüssung zu und wechselte kurze Floskeln und Scherze. Die Landin mit dem Serviertablett blickte nun ihn unterwürfig an.
„Einen Martini, geschüttelt, nicht gerührt“, bestellte Malateste. Als sich die Bedienung zum Gehen wenden wollte hielt er sie mit einem schmerzhaften Griff am Handgelenk zurück. "Ach ja, diese Runde geht auf mich." Mit einem dreckigen Grinsen liess er die Landin los die schnell davonstolperte. Dann wandte er sich wieder Lorcann zu. Mit sanften Pianoklängen begann ein neues Lied und die Sängerin setzte mit kräftiger dunkler Stimme ein.
„Nobody does it better, makes me feel sad for the rest,
Nobody does it half as good as you, Baby, you're the best“

„Ich habe von meinen Leuten erfahren, dass sich die Offiziere im Bella Sera treffen, und da euch heute ein Schlag gegen die Rebellen gelungen ist, dachte ich, dass dies ein Grund zum Feiern ist. Das wollte ich nicht verpassen.“ Er lächelte den Feldwebel wöflisch an.
Inzwischen begleiteten Streicher die Sängerin und das Piano, weitere Textzeilen drangen an Gualterios Ohr.
„I wasn't lookin' but somehow you found me
It tried to hide from your love light
But like heaven above me
The spy who loved me
Is keepin' all my secrets safe tonight…“

Beinahe wäre dem Kriegerprinz das Lächeln eingefroren als er den Text des Liedes hörte und er musste sich konzentrieren nicht zur Sängerin zu blicken. Das war bestimmt nur ein Zufall!
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Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » Mo 21. Aug 2023, 09:51

Feldwebel Bovert

Der großgewachsene Korporal kam auch gleich zu ihnen herüber und erklärte, dass er mit seinen Leuten keine Schwierigkeiten gehabt hätte. Bovert nickte, nicht sehr überrascht, und trank seinen Scotch aus. "Man muss nur wissen wie man sie anpacken muss", bemerkte er und Alexis neben ihm grinste kurz wissend. Anschließend stellte der Feldwebel die anderen Offiziere am Baccara-Tisch vor, welche Bonderus begrüßten was jener locker erwiderte ehe er sich bei der Landin etwas bestellte, sie nochmal zurück zog und ihr klarmachte, dass er die nächste Runde zahlen würde.
Bovert klopfte kurz Bonderus auf den Unterarm. "Na das hört man gern. Setzt euch doch", lud er den Mann ein, der hoffentlich wußte, dass dies mehr als nur eine nette Geste war sondern ein Zeichen, dass man den Mann aus Dhemlan bisher guthieß. Er sollte nur aufpassen, dass er auch weiterhin in ihrer Gunst blieb und sich nicht unbeliebt machte. "Kennt ihr Baccara? Spielt ihr eine Partie mit?"
"Hoffst du, dass dann mal jemand anderes verliert?", zog Lorcann ihn scherzhaft auf und ließ sich noch eine Karte geben ehe er alle drei hinlegte. "La grande." Bovert fluchte daraufhin, sammelte die Karten mit einem Holzschieber ein, während diverse Geldeinsätze die Runde machten.
Der Kriegerprinz erklärte derweil, dass er erst von seinen Männern erfahren hatte, dass das Bella Sera der Treffpunkt der Offiziere wäre und nach dem Fang der Rebellen wäre es doch ein Grund zum Feiern. Ernald nickte zustimmend, während Lorcann nur kurz die Mundwinkel zusammenkniff.
"Ein Grund zum Feiern wärs erst wenn wir die großen Köpfe von ihnen fassten könnten, aber die im Lager sind nur kleine Fische. Ich hoffe, sie wissen wenigstens was brauchbares", warf Alexis ein und zählte einige Münzen ab.
"Du bist doch nur sauer weil du auf die Kommandeurin warten mußt", entgegnete Bovert ein. In dem Moment kam die Bedienung mit dem Tablett mit den Getränken vorbei, die sie neben die Herren abstellte. "Was hat eigentlich Maeve zu deinem Erfolg gesagt?", fragte er. Alexis grinste, nahm seine zwei ausgeteilten Karten auf.
"Carte", sagte er zwischendurch, "Sie hat nicht viel gesagt, weil ich sie nicht viel hab Reden lassen", fügte er hinzu und die anderen lachten. "Ach, sie hat aber nicht aufgehört später über irgendein Mittel zu reden was von der Krankenstation verschwunden ist. Als ob ich Zeit hätte das gesamte Fort danach zu durchsuchen. Ich glaub, sie hats eh nur verlegt. Frauen." Er schüttelte den Kopf.
Im Hintergrund ging das Lied weiter, aber kaum jemand hörte richtig zu. Bovert war schon zu oft hier gewesen. Neugierig blickte er Bonderus an.

"Was ist mit euch? Wartet in Dhemlan eine Perle auf euch? Oder gleich mehrere?", erkundigte er sich im verschwörerischen Tonfall, legte seine Karten übereinander verdeckt auf den Tisch, als nebenher das Kartenspiel weiterging. Bovert hob sein neues gefülltes Whiskeyglas. "Auf Sion", sagte er in einem Tonfall als würden sie jederzeit auf ihn prosten, es war so gang und gäbe. Die anderen fielen darin ein, tranken gleichfalls.
"He always runs while others walk... he acts while other men just talk... he looks at this world and wants it all...", stimmte in dem Moment die Sängerin mit den verbundenen Augen ein neues Lied an. "So he strikes like Thunderball... He knows the meaning of success, his needs are more... so he gives less."
Alexis hatte inzwischen einer weiteren Bedienung neben ihm, eine Hand auf den Hintern gelegt und ließ auch ohne zu Zögern seine Hand unter ihren Rock wandern, was sie zu einem leisen Aufkeuchen brachte.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon Malateste » Mo 21. Aug 2023, 09:53

Bovert lud Malateste gönnerhaft ein sich zu ihnen zu setzen. Er tat dies mit Tonfall und Gestik die nicht daran zweifeln liessen, dass dies eine Ehre war. Der Kriegerprinz war klug genug dieses Angebot nicht abzuschlagen, er wusste nicht wie lange die beiden Karrieregeilen Feldwebel noch eine gute Meinung von ihm hatten, so war es leichter an Informationen zu kommen. Bovert lud ihn sogleich zu einer Partie Baccara ein. Lorcann zog Ernald deswegen auf, liess sich eine neue Karte geben und deckte insgesamt neun auf. „La Grande.“ Ernald fluchte und die Karten wurden mit dem Schieber eingesammelt.
„Ich spiele tatsächlich ab und an Baccara, aber lasst mich erst ein Getränk geniessen und die Launen der Fortuna beobachten", entgegnete Malateste amüsiert.
Bovert relativierte derweil den Erfolg bei den Rebellen. Sie hätten nur kleine Fische erwischt, die grossen Köpfe entzogen sich bisher offenbar erfolgreich ihren Versuchen sie zu erwischen. Lorcann presste dabei den Mund zusammen, vermutlich hoffte er vor Sion Rückkehr einen grösseren Erfolg vorweisen zu könnnen, doch war ihm dies bisher verwehrt geblieben. Gualterio zweifelte auch daran, dass die beiden von den neuen Gefangenen etwas Brauchbares erfahren würde. Die Rebellen wussten vermutlich längst von der Gefangennahme ihrer Mitstreiter und hatten bestimmt ihr Versteck gewechselt.
Die Bedienung war inzwischen zum Spieltisch zurück gekehrt und servierte die gewünschten Getränke.
"Was hat eigentlich Maeve zu deinem Erfolg gesagt?" Boverts Frage heiterte seinen Freund weider auf und entlockte Lorcann ein vielsagendes Grinsen während er die ersten zwei Karten eines neuen Spiels aus dem Kartenschlitten zog.
"Sie hat nicht viel gesagt, weil ich sie nicht viel hab Reden lassen", fügte der Feldwebel noch hinzu. Für den Spruch erntete Lorcann von den Offizieren dreckiges Lachen und Malateste fiel mit ein, das verlangte seine Rolle. Er stellte sich vor wie Ayden genauso dreckig über Laree sprach und schob dessen Gesicht über das von Lorcann. Irgendwann würde er dieses Lachen zum Verstummen bringen. Richtig hellhörig wurde der Kriegerprinz erst bei Lorcanns nächsten, beiläufigen Worten.
"Ach, sie hat aber nicht aufgehört später über irgendein Mittel zu reden was von der Krankenstation verschwunden ist. Als ob ich Zeit hätte das gesamte Fort danach zu durchsuchen. Ich glaub, sie hats eh nur verlegt. Frauen." Entweder spielte Lorcann seine Selbstüberheblichkeit nur, oder er nahm tatsächlich nicht ernst was Frauen ihm erzählten. Maeve hatte auf Gualterio überhaupt nicht den Eindruck von jemandem hinterlassen der Zeug verlegte. Alexis prahlte gerne, er sollte besser aufpassen was er herausposaunte, und vor allem in wessen Gegenwart. Der veranrbte Kriegerprinz rührte mit der Olive am Zahnstocher in seinem Martini und lächelte leicht. Leider konnte er hier nicht nachfragen um was für ein Mittel es sich bei dem Entwendeten handelte, aber er konnte sich vorstellen, dass eine gewisse Heilerin Mittel brauchte, und da sie diese offiziell nicht bekam, sie anderweitig dafür sorgen musste.
Bovert betrachtete Gualterio neugierig. "Was ist mit euch? Wartet in Dhemlan eine Perle auf euch? Oder gleich mehrere?", erkundigte er sich in verschwörerischem Tonfall, während er nebenher weiter Baccara spielte. Malateste ass die Olive bevor er antwortete. Kurz dachte er an Laree. Ob sie wohl auf ihn warten würde?
„Nicht mehr, Bovert. Es gab da mal eine ‚Perle’ die mir wichtig war, doch sie zog Ansehen und Reichtum dem Leben als ‚Soldatenbraut’ vor. Jetzt halte ich es wie die Seemänner: in jedem Hafen eine Braut. Ich meine, auf Dauer die Gleiche wird doch langeweilig, nicht wahr?“
Er lächelte Bovert an und liess seinen Blick dann zu Lorcann schweifen, der gerade unverholen eine Hand zwischen die Beine der Bedienung geschoben hatte und diese zum Aufkeuchen brachte.
Bovert hob sein Whyskeyglas zum Toast. „Auf Sion.“ Alle am Tisch fielen mit ein, auch Malateste hob sein Glas. „Auf Sion“. Es waren nur leere Worte und sie kamen ihm problemlos über die Lippen. Er spülte sie mit einem Schluck Martini hinunter und lauschte dem Gesang der Sängerin, während der Rest diese, wenn überhaupt, nur als Hintergrundberieselung beachtete.
"So he strikes like Thunderball... He knows the meaning of success, his needs are more... so he gives less."
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Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » Mo 21. Aug 2023, 09:54

Feldwebel Bovert

Das Spiel ging weiter und Bovert fragte sich langsam ernsthaft warum er sich überhaupt noch die Mühe machte zu spielen, wo die verflixten Kartenspiele ihm fast stets verwehrten neun Augen zu erreichen, denn dies war das Ziel des Spieles. Wichtiger war aber, dass er sich mit seinen Kameraden amüsieren konnte, wenn er nicht gerade bei seiner Liebhaberin in Loraka war. Außerdem konnten sie so dem neuen Kriegerprinzen auf den Zahn fühlen, der mit dem Zahnstocher in seinem Martini rührte und die Olive vom Holz pflückte ehe er meinte, er hätte mal eine Perle gehabt, die ihm teuer gewesen wäre, nun würde er es aber wie die Seemänner halten und in jedem Hafen eine Braut haben, schließlich würde eine auf Dauer zu langweilig.
Bovert grinste und pflichtete ihm mit einem Nicken bei. "Die werden nicht nur langweilig, sondern auch nervtötend", warf er ein, bestellte sich noch einen weiteren Scotch, er konnte viel vertragen. "Rein raus, das ist meine Devise."
Sein Kumpane neben ihm gab der Bedienung noch einen Klaps auf den Hintern, wies sie dann an sich vorzubeugen und seine Finger kurz abzulecken mit denen er sie bis gerade eben noch gestreichelt hatte. Sie tat wie geheißen und entfernte sich schnell wieder. "Trotzdem sollte man sich eine warmhalten. Gerade wegen dem... offiziellen Nachwuchs", sagte Alexis. "Sobald ich befördert werde, werde ich Maeve fragen. Ich hab ihr schon mehrmals gesagt, sie soll die dummen Verhütungstränke beiseite lassen, aber sie will einfach nicht, weil sie dann sicher ihre Arbeit als Heilerin erstmal verliert."
Ernald kratzte sich an den gewellten braunen Haaren. "Wenn ich du wär, würd ich noch warten. Kinder machen nur Ärger. Es hat ewig gedauert, meinen Sohn nach Zamora an den Hof zu bringen und was ist der Dank? Nur Geflenne weil er zurück nach Dhemlan will." Der Feldwebel schüttelte den Kopf darüber. "Aber wenn du so scharf auf Nachwuchs bist, tausch doch ihre Tränke aus", schlug Bovert vor und lachte, spielte seine Karten aus, die wieder Mal nur an eine 6 heranreichten. "Bonderus, seid froh, dass ihr diese Probleme nicht habt. Obwohl... ich hab das Gerücht gehört, dass die Spinnenkönigin gern mal Kriegerprinzen aus ihrem Regiment zu sich ins Gemach einlädt. Hattet ihr diese Ehre auch?"
So gingen die Gespräche noch eine Weile weiter, im Hintergrund begleitet von der Sängerin.
"You'll never know how I watched you from the shadows as a child... you'll never know how it feels to be the one who's left behind... you'll never know the days, the nights, the tears, the tears I've cried... but now my time has come and time... time is not on your side..."

Irgendwann wurde es später und auch für sie Zeit aufzubrechen, da morgen ein neuer Dienst begann und sie trotz des Alkohols munter sein mußte. Ernald streckte sich, sah zu Alexis. "Wenigstens weiß ich wer meinen ganzen Sold eingesackt hat", stellte er fest und Lorcann klopfte mit einem Lächeln gegen seine Uniformstasche an der Ausgehjacke. Zusammen mit den anderen Offizieren, die auch noch so lange geblieben waren, auch Bonderus, verließen sie das Bella Sera und machten sich auf den Rückweg zum Fort. Auf der Höhe des Wachhauses verabschiedeten sie sich dagegen vom Korporal, der dort nächtigen würde.
"Euch auch noch eine gute Nacht. Vermutlich kommt Sion morgen oder übermorgen wieder", informierte ihn noch Bovert und ging dann mit den anderen weiter.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » Mo 21. Aug 2023, 09:56

Gefreite Isobel Jiriki - Fara

Sie hatte schon lange Feierabend gehabt und sich mit einem Matrosen mit dem sie sich ab und zu traf, prächtig amüsiert. Nun war Jiriki müde zurück zum Wachhaus gegangen, es hatte dort auch Unterkünfte für die diensthabenden Soldaten, zwei Räume mit Hochbetten, aber in der Zeit wo Galdos nicht da war, hatte die Gefreite sich darauf verlegt im freien Bett des Korporals zu schlafen. Es war in einem einzelnen Raum, so wurde sie nicht von den Männern gestört und hatte ihre Ruhe was die dunkelhäutige Pruulerin ziemlich praktisch fand. Müde wie sie war, entledigte sie sich ihrer Kleidung, warf sie über den Stuhl und schlüpfte danach in das Bett, um mit einem zufriedenen Aufseufzen einzuschlafen. Dass seit heute das Bett dem stellvertretenden Korporal zustand, hatte sie komplett vergessen.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon Malateste » Mo 21. Aug 2023, 09:57

Zumindest diese beiden Dhemlaner konnten es locker mit der berüchtigten Hayllischen Dekadenz aufnehmen. Lorcann bekundete keinerlei Mühe damit, sich von der Bedienung die feucht glänzenden Finger ablecken zu lassen, während er gleichzeitig davon sprach nach seiner Beförderung mit Maeve aus politischen Gründen ein Kind zu zeugen. Bovert schlug in dieselbe Bresche und beschwerte sich über seinen Sohn den er, ebenfalls politisch bedingt, an den Hof nach Zamora geschickt hatte und dort nur rumjammerte. Sie sprachen über Kinder wie Waren. Malateste selbst hatte keinen Erben, vielleicht gab es einige Bastarde, aber er wusste von keinem. Laree war schwanger von ihm gewesen. Er stellte sich seinen Sohn vor, seine Stärke, ihr Temperament. Seltsamerweise war er sich sicher, dass es ein Sohn geworden wäre. Vor seinen Augen stieg das Bild eines Jungen mit dichten schwarzen Locken und den goldenen Augen seiner Mutter auf. Gualterio hätte Larees Kind als seinen Erben anerkannt, wenn sie es gewollt hätte. Er versuchte die trübsinnigen Gedanken wegzuwischen, das Kind war tot, es würde niemals das Licht der Welt erblicken, es wurde während einer Vergewaltigung in einem Bordell getötet. Basta. Der Eyrische Hund hatte Glück das Malateste dies nicht vorher gewusst hatte. Er hätte Veticar leiden lassen, lange, sehr lange, bis dieser um den Tod gebettelt hätte, doch diese Erlösung hätte der Kriegerprinz ihm lange nicht gewährt.

Gualterio konzentrierte sich auf das Gespräch und verdrängte die schmerzhaften Gedanken an das ungeborene Kind in sein tiefstes Inneres. Bovert schlug Lorcann gerade vor Maeves Verhütungstränke zu vertauschen. Die Offiziere lachten, doch Malateste war sich nicht sicher ob Bovert und Lorcann tatsächlich einen Scherz gemacht hatten. Dieses Wissen konnte ihm bei Maeve eventuell noch weiterhelfen.
"Bonderus, seid froh, dass ihr diese Probleme nicht habt. Obwohl... ich hab das Gerücht gehört, dass die Spinnenkönigin gern mal Kriegerprinzen aus ihrem Regiment zu sich ins Gemach einlädt. Hattet ihr diese Ehre auch?" Ernald feixte ihn wieder über den Tisch hinweg an. Malateste holte eine Zigarette aus einem silbernen Etui und klopfte den Tabak auf dem Deckel ein. „Ich würde euch ja gerne intimen Details aus dem Liebesleben der Spinnenkönigin offenbaren, aber bis jetzt hatte ich noch nicht die Ehre von ihr erwählt worden zu sein.“ Er zündete die Zigarette mit Hexenfeuer an. „Entweder weil ich der hässlichste Kriegerprinz in Dhemlan war, oder der Beste, und sie mich für eine besondere Gelegenheit aufsparen will.“ Malateste blies einen Schwall Rauch aus und lächelte in die Runde ohne sich seine Unwissenheit wer die Spinnenkönigin überhaupt war anmerken zu lassen

Einige Zeit später verliess eine angeheiterte Gruppe Offizierde das „Bella Sera“. Unter ihnen Malateste, welcher den Rest des Abends in gespielter Fröhlichkeit verbracht hatte obwohl düstere Gedanken in seinem Inneren tobten. Beim Wachhaus verabschiedete sich der Rest von ihm. Bovert hatte ihm am Ende nebenher noch eine Hiobsbotschaft mitgeteilt – Sion sollte morgen oder übermorgen wieder eintreffen. Viel zu früh, Malateste hatte auf mehr Zeit bis zu Sions Rückkehr gehofft!
Der Kriegerprinz lehnte sich kurz an die Wand des Wachhauses und atmete tief die Nachtluft ein. Er genoss die Ruhe und endlich kurz für sich allein sein zu können. Er passierte die Nachtwache und schritt die Stufen ins obere Stockwerk hinauf. Seine Hand lag schon auf der Klinke um die Tür zum Zimmer des Korporals zu öffnen, als er aus dem Zimmer die Präsenz einer Person spürte. Sofort legte er einen grauen Schild um sich der seine Signatur so weit unterdrückte, dass nur jemand mit sehr dunklen Juwelen seine Anwesenheit spüren würde. In seiner rechten Hand erschien der lange, beidseitig geschliffene Basilard. Er gab der Tür einen Stoss und sie schwang mit leisen Quietschen ins Zimmerinnere auf. Der Kriegerprinz hatte derweil neben der Tür Position eingenommen und im Türrahmen einen Schatten mit seiner Kontur erstehen lassen. Doch kein Armbrustwolzen und kein Juwelenstoss kam durch die Tür in sein nebulöses Abbild geschossen. Vorsichtig spähte er mit allen Sinnen ins Innere. Nach einigen wenigen Augenblicken hörte er tiefe, regelmässige Atemzüge einer schlafenden Person. Was zur Hölle...? Lautlos schlich der Kriegerprinz ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Mit einem einzigen Liedschlag entfachte er mit Hilfe von Hexenfeuer den Docht der Kerze auf dem improvisierten Schreibtisch. Im Lichtschein erkannte er, dass Kleider achtlos über den Stuhl gehängt worden waren und er bemerkte jemanden im Bett des Korporals. Leise schlich Malateste zum Bett, erst sah er nur einen Wuschel Haare den er vorsichtig mit der Spitze des Dolches zur Seite schob. Darunter kam Isobels Gesicht zum Vorschein, sie schlief tief und fest den Schlaf des Gerechten. Hatte sie auf ihn gewartet, oder wieso lag sie in seinem Bett? Mit der linken Hand hob der Kriegerprinz die Decke etwas an und beobachtete wie sich die nackten Brüste der Gefreiten im Schlaf leicht hoben und senkten. Isobel hatte eine schöne, trainierte Figur. Sie zuckte leicht im Schlaf, murmelte etwas und Gualterio deckte sie wieder zu.
Er nahm die Kleider von der Stuhllehne und legte sie auf den Tisch als etwas zu Boden fiel. Malateste bückte sich und hob ein knappes schwarzes Höschen auf. Er hielt sich das Höschen vor Augen und konnte die Spuren von Isobels Lust im Schritt der Unterwäsche erkennen und riechen, zumindest sie hatte heute Abend offensichtlich ihren Spass gehabt. Er legte das Höschen auf ihre restlichen Kleider, und begann sich selbst auszuziehen bis auf die schwarze Lodenreithose und die Stiefel. Danach setzte sich Malateste auf den Stuhl hinter den Tisch, vor sich die Kleider der Gefreiten.
Einige Zeit beobachtete er die schlafende Isobel. Er verspüre Sehnsucht nach Laree und wünschte sich, sie würde dort drüben in seinem Bett liegen und hätte auf ihn gewartet. Er vermisste sie.
Malateste öffnete die Seidenschlaufe die seine Haare zusammenhielt und liess seine gestutzte blonde Mähne dann mit einem Kopfschütteln über die Schultern fallen.
„Gefreite Jiriki.“ Isobel murmelte etwas im Schlaf. „Gefreite Jiriki.“ Nun sprach er Isobel etwas lauter an und wartete bis sie wach wurde. „Ist es die übliche Vorgehensweise neue Korporäle in ihrer ersten Nacht im Bett zu überraschen? Eine Sitte an die ich mich gewöhnen könnte.“ Er lächelte und liess Isobels Höschen an seinem ausgestreckten Zeigefinger baumeln. „Und nette Unterwäsche die die Armee in Loraka austeilt, ich hoffe dieses Modell jedoch nur an Frauen.“ Der Kriegerprinz blieb ernst, nur seine Augen funkelten amüsiert, zumindest das eine. "Und steh gefälligst stramm wenn dein Vorgesetzter mit dir spricht."
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Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » Mo 21. Aug 2023, 09:58

Isobel

Isobel schlief ruhig und friedlich durch, in der Armee lernte man schnell, dass man jede Stunde Schlaf gebrauchen konnte und man besser schnell einschlief anstatt sich mit grüblerischen Gedanken rumzuplagen, die ohnehin nichts brachten. Doch heute nacht währte ihr Schlaf nicht lange, denn irgendwann hörte sie noch halb im Traum wie jemand nach ihr rief. Es dauerte eine Weile bis sie wirklich wach wurde, sich eher noch ein wenig im gemütlichen Bett hin und her drehte wobei die Decke ein wenig nach unten rutschte, ihre glatte bronzefarbene Haut offenbarte, ihren entblößten Oberkörper.
Irgendwann kam dann aber auch bei ihr an, dass eine Männerstimme ihren Namen rief. Isobel blinzelte, aber sobald sie wach war, rief sie aus Reflex ihr Kurzschwert herbei, um vermeintliche Angreifer abzuwehren. Aber es war niemand in dem Raum außer dem neuen Korporal aus Dhemlan bei dessen halbnackten Anblick Jiriki auch wieder siedend heiß einfiel, dass sie gerade vermutlich sein Bett blockierte. Die Gefreite ließ das Schwert wieder sinken. Verflucht! Warum hatte sie daran nicht gedacht? Im Halbdunkeln der Kerze konnte sie erkennen, dass der Kriegerprinz nur noch in Reithosen und Stiefeln auf dem Stuhl saß. Ganz offensichtlich hatte er ihre Wäsche durchsucht, denn er hielt ihr ihr schwarzes Höschen entgegen.
Die Soldatin zog die Decke enger an sich, während sie noch auf dem Bett saß. Irgendwie wirkte der Korporal nicht so, als wäre er sehr traurig darum, dass er sie nackt in seinem Bett gefunden hatte. Aber man sollte sich besser nicht mit seinem Vorgesetzten einlassen, das gab nur Probleme. Und dieses kalte Auge und die tiefe Narbe, die krumm wieder geheilte Nase, die vermutlich in irgendwelchen Faustkämpfen mehr als einmal gebrochen worden war.... auch wenn die Dunkelheit gnädigerweise vieles im Schatten verschwinden ließ.
Bonderus fragte die Gefreite frech, ob es Sitte wäre den neuen Korporal im Bett zu überraschen. "Ihr könnt froh sein, dass ich den kurzen Strohhalm gezogen habe und nicht einer der Jungs", bemerkte sie. Obwohls ja genug in der Armee gab, die nichts gegen einen anderen Mann im Bett einzuwenden hatten. Nur Bonderus kam ihr nicht wie dieser Typ Mann vor.
Isobel war noch verschlafen und überrascht, aber schließlich besann sie sich doch darauf wie man mit einem Vorgesetzten sprach, selbst wenn man peinlicherweise nackt in dessen Bett saß. "Sir, es tut mir leid. Korporal Espwin ist nicht da und... ich hatte ganz vergessen, dass ihr jetzt hier schlafen würdet. Ich hab das Zimmer in Korporal Espwins Abwesenheit genutzt", erklärte sie. Den Kommentar mit der netten Unterwäsche überging sie mal geflissentlich. Erst als er ihr befahl, sie solle stramm stehen, wenn sie mit ihm sprach, blickte sie ihn fragend an. Nicht, dass sie nicht Schikane als Frau in der Armee gewöhnt war, aber es überraschte Jiriki doch. Ihr Blick huschte über seine nackte breite Brust, die sich im schwachen Kerzenschein abzeichnete.
"Wollen wir uns das Bett heute ausnahmsweise teilen oder kann ich mich anziehen und gehen?", schlug sie ihm vor. Doch nackt aufstehen und sich vor ihm präsentieren, würde sie bestimmt nicht.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon Malateste » Mo 21. Aug 2023, 09:59

Angenehm überrascht beobachtete Malateste wie Isobel im Halbschlaf gleich ein Kurzschwert herbeirief und sich zu verteidigen suchte. Nach einigen Augenblicken registrierte die Gefreite wo sie war, bemerkte seine Anwesenheit und liess das Schwert wieder sinken. Sie sass inzwischen im Bett und die Decke war heruntergerutscht. Als Jiriki seinen Blick bemerkte, zog sie schnell die Decke hoch über ihre Brüste und bedeckte ihre Blösse.
"Ihr könnt froh sein, dass ich den kurzen Strohhalm gezogen habe und nicht einer der Jungs", war ihre Antwort auf die Frage ob dies Sitte wär hier. Sie hatte Schneid, das war ihm schon am Nachmittag aufgefallen. Diese Rebellische Art gefiel ihm, es erinnerte ihn an …ja, an Laree. „Die Jungs können froh sein nicht den kurzen Strohhalm gezogen zu haben, hätte ein Mann diese Nummer abgezogen wäre er beim Flug durchs Fenster aufgewacht, und das letzte was er geküsst hätte wäre der Bordstein gewesen.“ Das Lächeln des Kriegerprinzen entblösste verblüffend weisse Zähne im Halbdunkel.
"Sir, es tut mir leid. Korporal Espwin ist nicht da und... ich hatte ganz vergessen, dass ihr jetzt hier schlafen würdet. Ich hab das Zimmer in Korporal Espwins Abwesenheit genutzt.“ Offenbar besann sich die Gefreite Jiriki doch noch auf die Situation und darauf, dass er ihr Vorgesetzter war. Gualterio winkte lässig mit einer Hand ab. „Nun, ist ja kein Vergehen, eigentlich finde ich die Situation amüsant. Du hattest Glück das ich nicht den Raum weggesprengt habe, das wäre weniger amüsant für dich geworden.“
Malateste verspürte einen kurzen Augenblick der Enttäuschung als Isobel keine Anstalten machte aus dem Bett zu steigen und nackt stramm zu stehen. Auf der anderen Seite verhärtete dies nur seine gute Meinung von ihr, die Gefreite war niemand der blind Befehle befolgte. Sie hatte wirklich Potential. Nicht erwartet hatte er Isobels Antwort. "Wollen wir uns das Bett heute ausnahmsweise teilen oder kann ich mich anziehen und gehen?"
Lange Momente musterte er sie im flackernden Licht der Kerze. Wieso nicht? Ihr warmer Körper würde ihn kurzzeitig ablenken. Sie konnten beide still sein, und im Dunkel konnte er sich vorstellen das Laree in seinen Armen läge. Isobel würde sich morgen nichts anmerken lassen, da war er sich sicher. Malateste leckte sich kurz über die Oberlippe, sein Mund war trocken. Sie war am Ende sowieso nur eine Soldatin Sions. Er könnte sie auch missbrauchen, bei wem würde sie sich beschweren wollen? Lorcann und Bovert? Er könnte sie gar töten, eine Feindin weniger. Isobel erwiderte stumm seinen Blick.
Sie hatte einst in Pruul gelebt, sie hatte als Färberin gearbeitet. Es gab einen Grund weshalb sie hier war. Und sie hätte genauso gut in einer von Haylls Kompanien dienen können, genauso gut wie er auf Sions Seite hätte kämpfen können. Sie war nicht sein Feind, sie war eine Frau und sie war seine Soldatin, kein Freiwild.

Malateste warf ihr das Höschen und ein Hemd zu. „Zieh dich an und dann trinkst du mit mir.“ Auf dem Tisch erschienen die Schnapsflasche vom Nachmittag und zwei Gläser. „Sag mir, Isobel, bist du Mutter? Ich hatte nie ein Kind.“ Er füllte die beiden Gläser auf. „Ich habe auch nie darüber nachgedacht, erst nachdem es zu spät war.“ Ohne auf die Gefreite zu warten kippte er sein Glas weg und füllte es gleich wieder nach. „Ich glaube das war mein Karma. Ich habe mein ganzes Leben nur getötet, also war das was ich zeugte zum Sterben verdammt, als Ausgleich für all die Sünden die ich vollbracht habe.“
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Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » Mo 21. Aug 2023, 10:00

Isobel

Isobel mußte wider Willen grinsen, als der Korporal erklärte, dass wenn er einen Mann in seinem Bett gefunden hätte, dieser erst beim Flug durchs Fenster aufgewacht wäre und als einzige höchstens den Bordstein geküsst hätte. Herben Humor hatte der Kriegerprinz ja, aber die Gefreite war trotzdem etwas unsicher was er nun mit ihr machen würde. Das hatte sie bestimmt nicht im Sinn gehabt als sie sich müde ins Bett geworfen hatte. So ein Schlamassel passierte auch immer nur ihr. Dann versuchte sie das Beste aus der Situation zu machen, die Bonderus ja auch amüsant fand. Sah man mal von seinem kampferprobten vernarbten Gesicht ab, offenbarte er einen gestählten Körper und die Dunkelheit würde alles andere verdecken. Abwartend blieb Isobel in seinem Bett sitzen, sah zu ihm als er sie seinerseits musterte und anscheinend abschätzte, ob die Gefreite es wert war.
Ein gespannter Moment passierte überhaupt nichts und Schweigen erfüllte den kleinen Raum. Zuerst wirkte es fast so als würde Bonderus sich doch erhoben und zu ihr kommen, so wie er sich nachdenklich über die Lippen leckte, aber dann verging der Augenblick und der Korporal warf ihr nur das Höschen und ihr Hemd zu was Jiriki rasch auffing. Unter der Decke streifte sie sich das Höschen über, zog danach das Unterhemd an und erhob sich. Inzwischen hatte Bonderus die Schnapsflasche herausgeholt und ihnen was zu Trinken eingegossen. Etwas verunsichert was das werden wollte, aber angenehm überrascht, zog Isobel sich noch ihre schwarze Hose an und setzte sich dann auf den schmalen Stuhl rechts von ihm.

Der Korporal fragte sie aus heiterem Himmel, ob sie eine Mutter wäre, was sie erstmal dazu brachte ihn mit großen Augen anzustarren. Wie kam er denn auf einmal darauf? Doch er redete auch gleich weiter, vielleicht erwartete er ja keine Antwort darauf. "Ja... ich schick meinen meisten Sold nach Hause, Sir", erklärte sie und strich sich die schwarzen Haare nach hinten. Der Korporal erzählte ihr, er hätte kein Kind und auch nie darüber nachgedacht, erst als es zu spät wäre. Isobel sah ihn fragend schräg von der Seite an. Was meinte er denn damit? Die Soldatin trank den Schnaps aus, hörte nur schweigend zu, da es so wirkte als bräuchte der Kriegerprinz einfach mal jemanden zum zuhören.
Bonderus fuhr fort, dass es an seinem Karma liege, weswegen das eine Kind was er gezeugt hätte, zum Sterben verdammt wäre. Als Ausgleich für all seine Sünden.
"Ich glaube nicht, dass man seine Sünden auf die Kinder abschieben kann", traute sie sich zu widersprechen, "Manchmal soll es eben nicht sein, aber das liegt bestimmt nicht an euch. Was ist denn passiert?", fragte sie leiser nach. Vielleicht wollte er darüber reden. Anscheinend war ein Kind von ihm gestorben. Anderseits... warum sagte er dann, er hätte nie eines gehabt? "Die Frau, die euer Kind getragen hat... sie hats verloren oder?", stellte sie fest. "Das tut mir sehr leid, Korporal." Isobel goss ihnen beiden noch was Schnaps ein. "Aber was heißt, es ists zu spät? Ihr... ähm ihr seht noch nicht so alt aus, ihr könnt bestimmt noch Kinder bekommen." Jiriki hielt lieber den Mund, sie wußte nichts über den Mann, vielleicht war er ja nicht besonders fruchtbar oder es gab irgendwelche andere Gründe. Es war schon überraschend genug, dass ausgerechnet ein Mann darüber sprach. Womöglich gab er sich die Schuld, weil das Kind nicht stark genug war um zu überleben. Irgendso eine Männlichkeitsgeschichte.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon Malateste » Mo 21. Aug 2023, 10:01

Schnell hatte sich Isobel unter der Decke angezogen und kam dann zum Korporal hinüber. Sie schnappte sich ihre Hose vom Schreibtisch und zog sie auch noch an, bevor sie sich auf den Stuhl zu Malatestes Rechten setzte.
Erst hörte sie nur schweigend zu, die Gefreite schien eine gute Zuhörerin zu sein, vielleicht merkte sie auch intuitiv in welcher Stimmung er war. Zögernd erklärte sie dann sie sei Mutter und schicke ihren Sold nach Hause. Gualterio kippte noch ein Glas. Verdammt, jetzt wusste er noch das Isobel Mutter war. Sie wurde immer menschlicher, je mehr er über sie wusste, eigentlich wollte er genau das verhindern. Was wenn er mal in die Situation kam wo er sie töten musste?

Sie brachte den Mut auf seiner Theorie der ausgleichenden Gerechtigkeit zu wiedersprechen und fragte dann nach was passiert sei. Er funkelte die Gefreite kurz zornig an, aber der Zorn war nicht auf sie gerichtet. Was tat er hier eigentlich? Er sprach mit einer Wildfremden, feindlichen Soldatin über Dinge, über die er bisher noch mit niemandem gesprochen hatte, die er verdrängt und in sich hineingefressen hatte. Isobel schien zu bemerken das sie von ihm gerade keine Antwort bekommen würde und stellte dann fragend fest, dass die für sie unbekannte Laree das Kind verloren hatte, und das es ihr Leid täte. Sie nahm die Flasche und schenkte ihnen nach. Gualterio starrte in sein Glas und nickte.
„Sie hat es bei einer Vergewaltigung verloren. Ich habe ihn getötet, aber das bringt das Kind nicht zurück.“
Jiriki fragte nach wieso er glaubte, dass es zu spät sei und meinte, er sähe noch nicht so alt aus und das er bestimmt noch Kinder zeugen könnte. Malateste starrte sie kurz entgeistert an und lachte dann kurz auf. Isobel hatte ihn für den Augenblick aus der Melancholie gerissen. „Oh, glaub mir, ich kann es noch mit jedem Jungspund aufnehmen und eine Kompanie von Kindern zeugen, du wärst vorhin beinahe in den Genuss davon gekommen. Nein, der Grund liegt woanders.“
Er verfiel wieder in trübsinnige Stimmung. „Dort wo ich herkomme…“, beinahe hätte er Hayll gesagt, „…in Dhemlan, gibt es nicht viele Frauen die sich als Mutter eignen. Es mag lächerlich klingen, aber mein Kind soll ehrenhaft aufwachsen und nicht Zeuge einer verkommenen Welt werden, und dazu braucht es eine Mutter die ihm diese Werte vermittelt.“ Malateste nahm noch einen Schluck. „Und leider gehört ihr Herz sowieso einem Anderen.“ Er lehnte sich im Stuhl zurück. „Aber genug von mir. Was hat dich hierher verschlagen? Freiwillig hast du deine Familie bestimmt nicht verlassen, oder?“
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Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » Mo 21. Aug 2023, 10:02

Isobel

Der Korporal wirkte fast ein wenig mürrisch und ungehalten, als Jiriki so ihre Vermutungen anstellte. Aber er hatte doch mit diesem Thema angefangen, vermutlich wollte er es also doch irgendwie loswerden und sich aussprechen. Sie begriff, dass er das verständlicherweise nicht mit solchen Männern wie Feldwebel Lorcann oder Bovert tat und noch nichtmal mit den anderen Soldaten, die ihm unterstellt waren. Wahrscheinlich hätten sie es schon als Schwäche angesehen.
Isobel strich mit den Fingern um das Glas, weil die Situation trotz allem seltsam blieb, sie kannte den Kriegerprinzen ja auch gar nicht, obwohl sie ihn gerade recht schnell kennenlernte, denn er erzählte ihr, dass jene Frau das Kind bei einer Vergewaltigung verloren hätte. Bonderus hätte zwar den anderen Mann getötet, doch es änderte nichts an der Tatsache, dass sie eine Fehlgeburt gehabt hatte.
Die Gefreite seufzte leise, wußte nicht was sie dazu sagen sollte außer ihm zu zeigen, dass sie durchaus daran Anteil nahm. Als sie ihm sagte, dass er gewiss noch Kinder zeugen könne, blickte er sie verwundert an, lachte dann kurz auf und polterte, dass er es noch mit jedem Jüngling aufnehmen könne und sie beinahe in den Genuss davon gekommen wäre ein Kind von ihm in sich zu tragen. Nun war es an Isobel ihn etwas perplex anzusehen. Nichts gegen seinen Kinderwunsch aber sie wollte bestimmt nicht von ihm schwanger werden. Ein bißchen unwohl rutschte sie auf dem Holzstuhl hin und her. Was auch immer ihr Vorgesetzter ihr noch alles erzählen würde, sie würde sich hüten es je weiterzusagen, sie war sowieso sehr verschwiegen.

Bonderus begann ihr nun auch darzulegen, warum es seiner Ansicht nach zu spät wäre, denn er wollte ganz offensichtlich das Kind nur von dieser einen Frau. Er mußte sie sehr lieben, vermutete sie. Gleich darauf erfuhr Isobel, dass die besagte Frau anscheinend mit jemand anderem zusammen wäre. Oder hatte sie ihn betrogen? Ihr fehlten einige Einzelheiten, um die Geschichte zu verstehen, aber Jiriki wollte auch nicht nachfragen. Stattdessen erkundigte sich Bonderus nach ihrem Leben. Sie zuckte mit den Schultern.
"Es gibt nicht so viel zu erzählen, Sir. Nachdem Sion Pruul unterworfen hat, kamen die Soldaten in die Stadt und verpflichteten die jungen Männer für den Dienst in seiner Armee. Es gehörte mit zum Tribut den Königin Sargosa an ihn zu leisten hat", fing sie an, "Meine Familie ist kinderreich, ich habe viele Schwestern aber nur einen Bruder. Er ist leider... naja, er ist nicht ganz richtig im Kopf. Körperlich ist er in Ordnung, doch er ist nicht so helle wie die meisten." Sie lächelte schwermütig. "Meine Eltern wollten nicht, dass er in die Armee geht, weil er dort bestimmt nicht zurecht gekommen wäre. Deswegen bin ich an seine Stelle getreten. Außerdem ist der Sold ganz gut und wenn ich noch anderthalb Jahre abgeleistet hab, kann ich wieder zurück. Es heißt, die besten entlohnt er mit kleinen Landstücken von den eroberten Ländern. Solange ich weg bin, passt eine meiner Schwestern auf meine Tochter auf. Sie ist drei Jahre alt. Der Vater ist leider auch nicht vorhanden, ich hatte vielleicht ein bißchen zu viel Spaß in der Zeit." Sie grinste link, jetzt war sie immer noch jung, 23 Jahre alt, aber nun ein bißchen klüger und sie nahm Verhütungstränke, selbst wenn sie teuer waren.
Isobel trank ihren Schnaps. Warum hatte sie das bloß alles erzählt? Das wollte der Korporal bestimmt nicht hören. "Wisst ihr, Sir, in Pruul sagt man, wenn eine Frau eine Fehlgeburt hatte, dass das Kind nicht gestorben ist. Es war nur nicht die rechte Zeit, dass es auf die Welt gekommen ist, aber es ist immer noch im Geiste in der Dunkelheit im Schatten der Mutter und wartet... bis das Schicksal reif dazu ist und seine Seele eine neue Chance erhält. Vielleicht ist das bei euch auch so. Vielleicht wartet es darauf, dass ihr um ihr Herz kämpft und es nochmal mit ihr versucht.. Kämpfen kann man jedenfalls immer, hab ich gemerkt." Sie schwieg, starrte dann auf ihr Schnapsglas und wünschte sich, sie hätte lieber gar nichts gesagt. Aber der Kriegerprinz wirkte so schwermütig, dass sie ihn hatte aufmuntern wollen. "Verflucht, ich glaub, ich hab heute schon zu viel getrunken, Sir."
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Re: In Sions Armee

Beitragvon Malateste » Mo 21. Aug 2023, 10:15

Tatsächlich interessierte ihn Isobels Geschichte. Das Dhemlan alleine nicht genug Männer und Frauen im dienstfähigen Alter verpflichten konnte um Sions immer grösser werdende Reich unter Kontrolle zu halten war ihm klar gewesen. Doch nicht sein Vorgehen dabei. Jedes besetzte Land musste scheinbar pro Familie einen Soldaten für eine bestimmte Zeit stellen, dieser wurde in einem anderen Land stationiert und erhielt Sold und am Ende der Dienstzeit sogar ein Stück Land in einem der eroberten Reichen. Malateste erkannte die Raffinesse des Systems, es erschien gerecht. Natürlich funktionierte es nur, solange immer mehr Gebiete eingenommen wurden um die Landschenkungen garantieren zu können. Die Ländereien konnten selbstverständlich auch ein karges Stück Wüste sein. Und vermutlich würde Sion dafür sorgen, dass auch nicht zu viele seiner fremden Leute den Dienst überlebten. Doch dies lag in der Zukunft, wichtig für den Moment erschien ihm, dass die Leute Sion gar nicht als Tyrannen wahrnahmen, es sogar in Ordnung fanden in seiner Armee zu dienen. Die Moral war gut, und das widerum war schlecht für Hayll.

Die Geschichte der Gefreiten war schlicht, aber sie offenbarte Isobels Charakter. Sie war freiwillig in die Armee eingetreten um ihren Bruder zu schützen. Die Gefreite war moralisch integer, ihre Kameraden würden sich auf sie verlassen können. Von dem Standpunkt aus war sie die perfekte Soldatin. Nachdenklich beobachtete Gualterio die bronzehäutige Pruulerin die mit ihrer Geschichte am Ende war und einen Schluck Schnaps trank.
Dann erzählte sie ihm eine Legende aus Pruul. Dort glaubte man, dass die Seelen von Ungeborenen Kindern nicht verschwanden, sondern auf den richtigen Moment warteten, dass ihre Zeit auf Erden einfach noch nicht da gewesen war, sie aber eine zweit Chance erhalten würde. Vielleicht wäre das auch bei ihm der Fall, und er nur um Larees Herz kämpfen musste. Kämpfen könne man auf jeden Fall immer.
"Verflucht, ich glaub, ich hab heute schon zu viel getrunken, Sir“, meinte Jiriki am Ende.
Der Kriegerprinz beobachtete die kleine Flamme die am Kerzendocht ihren Tanz aufführte. Der Glauben der Pruuler war hoffnungsvoller als seiner, mit der Insel der „Kindelin tot“.
„Eine sehr schöne Vorstellung“, sprach er unvermittelt und leise. „Voller Hoffnung. Ich würde gerne daran glauben. Und vielleicht sollte ich wirklich um sie kämpfen.“
Er konnte Isobel nicht eklären wie absurd dies in seinem Fall war. Vielleicht würde das in ihrem kleinen Dorf funktionieren, aber nicht am Hof von Hayll unter der Herrschaft von Timaris Tolarim und bei einer Frau die Ayden schon längst an sich gebunden hatte. Dies war doch eine verlorene Schlacht, oder? Aber sie schien es aufrichtig zu meinen, und er wollte sie in dem Glauben lassen das immer alles gut wird.
„Morgen wird ein harter Tag. Es wird Zeit Schlaf zu suchen.“ Der Kriegerprinz erhob sich und streckte räkelnd seinen Oberkörper durch. „Es war ein gutes Gespräch. Aber dir ist klar, dass es nie stattgefungen hat? Gute Nacht Gefreite Jiriki.“
Malateste ging zum Bett und setzte sich auf die Kante. Fluchend kämpfte er mit den Schaftstiefeln bis es ihm gleungen war beide auszuziehen. Das letzte Mal war Laree ihm dabei behilflich gewesen und für eine Nacht waren sie glücklich und unbeschwert gewesen. Der vom Alkohol getrübte Blick fiel auf die Gefreite die schon bei der Tür war.
„Isobel, wenn du magst kannst du diese Nacht noch hier schlafen.“ Malateste machte eine beschwichtigende Handbewegung. „Nicht das du denkst ich würde etwas von dir wollen.“ Pause. „Verdammt, ich meine du bist schon attraktiv, aber mir steht jetzt nicht der Sinn danach. Ich dachte einfach es würde meine inneren Dämonen beruhigen nicht allein zu sein.“ Der Kriegerprinz strich sich fahrig durchs Haar. „Am besten hörst du nicht was ich sage, ich habe auch zuviel getrunken.“
Abrupt schwang er sich ins Bett unter die kratzige Wolldecke und drehte sich zur Wand. Das Bett war noch warm von Isobels Körper und er starrte mit offenen Augen ins Halbdunkel.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » Mo 21. Aug 2023, 10:16

Isobel

Der Kriegerprinz schräg links von ihr starrte in die Kerzenflamme, sagte erstmal nichts auf ihre aufmunternden Worte und an was die Menschen in Pruul glaubten ehe er meinte, es wäre eine sehr schöne Vorstellung, voller Hoffnung, er selbst würde gerne daran glauben und vielleicht solle er doch um sie kämpfen. Isobel nickte leicht. "Ich hab gesehen wie schlimm das für Eltern ist und dass viele sich die schuld geben. Ich glaube, man braucht sehr viel Hoffnung und Stärke, um mit dem Verlust umzugehen." Und manche fanden den Gedanken eben tröstend, dass die Seele des Kindes immer noch da war und auf eine bessere Gelegenheit wartete das Licht der Welt zu erblicken.
Dann entschied Bonderus, dass das Gespräch nun beendet wäre, wogegen Jiriki nicht wirklich viel einzuwenden hatte. Er hatte Recht, für morgen brauchte sie den Schlaf noch dringend. So stand auch die Gefreite auf, trank ihr Schnapsglas noch aus und genoss das Gefühl der Wärme, die der Alkohol in ihrem Inneren verbreitete. Sie ging bereits zur Türe, sah noch einmal zurück. "Was für ein Gespräch, Sir?" Wenn man was in der Armee lernte, dann zum richtigen Zeitpunkt den Mund zu halten. Der Korporal saß inzwischen auf der Bettkante, kämpfte mit seinen engen Reiterstiefeln bis er wieder zu ihr hinüber schaute. Etwas an dem Blick kam ihr seltsam vor, vielleicht auch nur weil er sie mit dem gesunden wässrigen Auge anstarrte.
Schließlich schlug er doch noch vor, dass sie hier schlafen könne, um gleich hinterher zu schieben, dass er aber nichts von ihr wollte. Isobel betrachtete ihn skeptisch, sagte noch nichts, weil ihr Vorgesetzter weitersprach, dass sie ja schon attraktiv wäre. Ihm wäre nur gerade nicht nach Einsamkeit. Das konnte sie zumindest verstehen, außerdem wirkte er sehr niedergeschlagen und ratlos so wie er sich durch die blonden Haare strich.

Dann wartete er nichtmal auf ihre Reaktion, sondern legte sich gleich ins Bett, zog die Decke über sich und wandte ihr den Rücken zu. Jiriki zögerte noch einen Moment bis sie ihre Hose wieder auszog, nur den Rest anbeließ und sich dann zu ihm ins Bett legte, um sich an seinen Rücken zu kuscheln. Sie konnte spüren wie er tief atmete, sein Körper war trotz der inneren Kälte, die anscheinend von ihm Besitz ergriffen hatte, warm und beruhigend.
"Wenn ihr mitten in der Nacht doch noch eure Meinung ändert, wird das einzige was scharf unter euch liegen wird, dhemlanischer Stahl sein. Gute Nacht, Sir", informierte sie ihn noch und schloss dann die Augen. Hoffentlich hielt er sein Wort, dass er einfach nur nicht alleine sein wollte. Im Halbschlaf hatte sie einen ihrer Arme um seine Seite gelegt, der Alkohol tat sein übrigens dazu und bald schon schlief die Gefreite in dem schmalen Bett dicht an ihren Vorgesetzten geschmiegt.
Erst früh am anderen Morgen wachte sie auf, realisierte rasch wer noch mit ihr im Bett war und löste sich vorsichtig von dem Korporal an dessen Brust sie angekuschelt gelegen hatte. Bemüht den Mann nicht aufzuwecken, trat sie zum kleinen Fenster, wo auf einem Schemel eine Waschschüssel stand. Isobel wusch sich leise, wechselte ihre Unterwäsche, zog sich dann die Uniform an und band danach ihre Haare zusammen.
Danach verließ sie lautlos den Raum, um über die Galerie nach unten in den großen Eingangsraum des Wachhauses zu blicken. Einige von der Morgenschicht waren auch schon da, während die Nachtschicht wohl so ihre Probleme mit einem Betrunkenen hatte, der in einer der Ausnüchterungszelle saß und schrecklich schief irgendwelche Lieder schmetterte. "Sie hat mihich verlaaaassen, oh oh, sie ist weg!", rief er und man hörte es selbst bis nach hier oben. Die Pruulerin schüttelte den Kopf, ging die Holztreppe langsam herunter zu den anderen, um auf die kleine Küche zuzusteuern und einen Kaffee zu brühen.
"War der Bäcker schon hier?", fragte sie, während sie in der Küche versuchte etwas Ordnung zu schaffen. Nardek lehnte gähnend am Türrahmen, schüttelte den Kopf. Cedric gesellte sich zu ihnen, seine Uniform noch etwas schlampig angelegt.
"Habt ihr schon gehört? Im Fort dreht Orekh mal wieder durch weil Sion bald zurückkommt. Er will, dass alles auf Hochglanz ist. Versuch mal Schlamm auf Hochglanz zu polieren", bemerkte er und die anderen lachten. Jiriki kam zu ihm und knöpfte ihm seine Jacke richtig zu.
"Dann müssen sie nur die Sechste rausschmeißen, dann ist es ordentlich", warf Obergefreiter Estello ein. Die anderen lachten wieder, man hörte die Holztreppe mehrfach knarren als die Nachtschicht nach oben zu den Betten ging.
Irgendwann kam auch der Bäcker mit den belegten Brötchen vorbei, danach der Gemüsehändler um ihre Vorräte aufzustocken. Schließlich saßen die Soldaten alle an einem großen Tisch, tranken heißen Kaffee und frühstückten in Ruhe. Isobel fand, es würde Zeit auch den Korporal zu wecken, so stieß sie den jungen Gwyn an. "He, geh mal Korporal Bonderus wecken und frag ihn wie er seinen Kaffee will."
Der Gefreite schreckte aus seinem Halbschlaf auf, ging zögerlich nach oben, um mehr die Tür zu streicheln als wirklich anzuklopfen ehe er sich doch noch getraute den Kriegerprinzen zu wecken und ihn mit seiner brechenden Stimme zu fragen, ob er Kaffee und Frühstück haben wolle.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon Malateste » Mo 21. Aug 2023, 10:17

Einen Augenblick herrschte Stille, doch dann hörte Malateste das leise Rascheln von Stoff und einen Augenblick später spürte er wie die Decke angehoben wurde und sich Isobel zu ihm ins Bett legte.
"Wenn ihr mitten in der Nacht doch noch eure Meinung ändert, wird das einzige was scharf unter euch liegen wird, dhemlanischer Stahl sein. Gute Nacht, Sir.“ Malateste lächelte kurz in der Dunkelheit, entgegnete aber nichts zu Isobels Ansage. Anfangs war er noch angespannt und wirre Bilder stiegen vor seinen Augen auf, doch die Wärme der Frau, ihr Arm den sie sacht um ihn gelegt hatte und ihre Nähe beruhigten sein Blut, und mit Isobels Hilfe gelang es Gualterio sich zu entspannen und einzuschlafen.
Er wachte erst wieder auf als die Gefreite sich vorsichtig aus seinen Armen löste und leise aufstand. Malateste stellte sich weiterhin schlafend, er wollte Jiriki nicht in eine unangenehme Situation bringen. Er hörte wie sie sich wusch und anzog und dann aus dem Zimmer schlich. Erst als sich die Türe hinter der Gefreiten geschlossen hatte stand Malateste auf. Was war gestern bloss mit ihm los gewesen sich vor Jiriki so zu offenbaren? Erst als er über das verlorene Kind gesprochen hatte war ihm aufgefallen, wie sehr dies an ihm gezehrt hatte. Er hatte es, wie so vieles, einfach verdrängt.
Der Kriegerprinz atmete tief ein und machte einige Lockerungsübungen und etwas Schattenboxen bevor er mit der Kunst das Wasser in der Waschschüssel auf Eiseskälte herunter kühlte und dann seinen Kopf darin versenkte. Das kalte Wasser half ihm den Geist zu klären und richtig wach zu werden. Nach der Toilette streifte sich der Kriegerprinz ein paar enge Lederhosen, hohe Stulpenstiefel und die dhemlanische Uniform über das Ringpanzerhemd als es leise an der Tür klopfte. Gualterio blickte kurz zur Tür und prüfte die Signatur, der schlaksige Cadlew stand draussen. Malateste wartete bis Cadlew kräftiger klopfte und mit überschlagender Stimme fragte ob er Kaffee und Frühstück haben wollte. Der Kriegerprinz starrte die Tür an. Der Junge war wirklich nicht zum Soldaten geschaffen.
„Natürlich will ich Kaffee!“ grollte der Kriegerprinz in einer Lautstärke das Cadlew auf der anderen Seite der Tür erschrocken einen Schritt zurücksprang. „Schwarz, stark und lass weder Milch noch Zucker auch nur in seine Nähe! Dazu ein rohes Ei und einen Teller von dem was ihr auch esst.“ Hinter der Tür stolperte der junge Soldat hastig von dannen um das Gewünschte zu holen. Der Korporal prüfte jeden Waffe einzeln bevor er sie in die diversen Scheiden und Futterale schob und sie umschnallte. Er war gerade damit fertig als es erneut an der Tür klopfte und er Gwyn, der draussen stand unf im Gesicht Puterrot war, das Frühstückstablett aus den Händen riss.

Unten sassen seine Leute gemütlich zusammen, frühstückten und scherzten dabei, die Stimmung war gelöst. Nach einiger Zeit öffnete sich oben die Tür und Bonderus trat in voller Montur in den Gang. Er stützte eine Hand auf dem Geländer der Galerie ab und nahm einen Schluck von dem Kaffee während er seine Gefreiten unten am Tisch musterte.
„Obergefreier Penda, du machst gleich Anwesenheitskontrolle. Obergefreiter Estelo stellt die erste Patrouille zusammen. Jiriki, ich möchte nachher den Rapport der Nachtwache. Nardek, schau zu das der Besoffenen unten nüchtern wird oder das Maul hält. Cadlew, du besorgst Olivenöl und Putzlumpen, denn ich werde heute Nachmittag eure Waffen und Rüstung kontrollieren, finde ich auch nur einen Rostfleck setzt was. Ihr habt also noch genug Zeit eure Ausrüstung auf Vordermann zu bringen. Ich will nicht, dass man meine Leute mit denen der sechsten verwechselt.“
Der Kriegerprinz schlürfte noch mal an seinem Kaffe drehte sich um, verschwand wieder im Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon NSC » Mo 21. Aug 2023, 10:18

Isobel

Die Gefreite frühstückte weiter mit den anderen, inzwischen war auch Brion, der Bruder von Cedric in die Wachstube gekommen. Isobel wollte gar nicht wissen wo der sich wieder rumgetrieben und die Nacht verbracht hatte, er kramte auch gleich eine Zigarette aus seiner Tasche, steckte sie sich an und nahm einen gierigen Zug. Währenddessen fragte Gwyn oben nach was der Korporal wollte, die anderen Soldaten glucksten unterdrückt als man die laute Stimme des Kriegerprinzen noch bis durch die Türe hörte. Der junge Cadlew machte stolpernd auf seinen langen dünnen Beinen kehrt, kam wieder die Treppe herunter und begann alles Gewünschte zu besorgen, wobei er fast den Kaffee verschüttet hätte. Isobel hielt die gußeiserne Kanne noch rechtzeitig fest, sie mochte den Geruch von Kaffee, die Pflanze wuchs auch in ihrer Heimat. Gwyn ging wieder mit dem Tablett nach oben, das ihm gleich aus der Hand gerissen wurde. Dann war erstmal Ruhe, sie aßen unten gemütlich weiter, besprachen allgemeines was den heutigen Tag betraf. Nardek hoffte, dass es ruhig blieb und er im Wachhaus bleiben konnte, während Estelo schon fleißig an den nächsten Dienstplänen arbeitete, beziehungsweise sie für den Korporal vorbereitete.
Der Frieden des Morgens währte nicht lange bis oben wieder die Türe des Korporals aufging und er schlachtbereit auf die Galerie trat, man hörte die Stiefel mit dem harten Leder knarzen und das Holz leicht erzittern, Staub rieselte ein wenig herab. Bonderus hatte sich am Geländer abgestützt und sah zu ihnen hinunter, schlürfte noch Kaffee ehe er dazu überging plötzlich Anweisungen zu verteilen.

Einiges verwirrte die Soldaten nur mehr, aber natürlich traute sich erstmal niemand was zu sagen, während der Kriegerprinz so lospolterte und barsch Befehle austeilte. Er nahm noch einen kräftigen Schluck Kaffee, drehte sich um, verschwand zurück in seinem Büro und Unterkunft bis die Türe lautstark zugeknallt wurde. Brion zog an seiner Zigarette, pustete den Rauch aus.
"Mann, hat der heut mal wieder ne Laune", bemerkte er.
"Wieder ist gut", gab Isobel zurück, "Den haben wir doch erst seit gestern vor unsrer Nase." Auch wenn die Penda Gebrüder so taten, als wäre das schon immer so gewesen.
"Ja, aber alle Vorgesetzten sin gleich", verteidigte Cedric prompt seinen etwas älteren Bruder. Isobel nickte nur, sie wollte darüber bestimmt nicht diskutieren, denn es gab solche und solche Offiziere... und sie hatte gestern genug erfahren was sie anders über den Korporal denken ließ. Fragte sich nur wie sie den Rapport der Nachtwache bekommen sollte, wenn die schon schliefen und den normalerweise immer erst in der nächsten Schicht schrieben. Doch zur Wachablöse wurden einige letzte Anweisungen verteilt und es gab auch auf der Schiefertafel neben der Karte oft hingekrakelte Bemerkungen.
So konnte sich die Gefreite die Vorfälle selbst zusammenreimen und schonmal anfangen den Rapport zu schreiben. Die anderen Soldaten waren inzwischen auch eingetroffen, wobei Airas Estelo gleich mit dem ersten Trupp wieder auf Patrouille ging. Dem Rest blieb leider nichts anderes übrig als sich um die Ausrüstung zu kümmern. Nardek nahm den Kampf mit der Rüstungskammer auf sich, wo noch alte Schulterstücke, rostige Kettenhemden und dergleichen von der ehemaligen Raej-Wache Staub und Spinnweben ansetzten.
"Wenn ich das geahnt hätte", maulte Nardek und zupfte sich Spinnweben von der Kleidung. Jiriki lachte.
"Du wolltest doch im Wachhaus bleiben, bist selber schuld", gab sie zurück. Zwischendurch brachte sie den Rapport nach oben zum Korporal, sprach ihn aber nicht mehr auf das gestrige Gespräch an. Im Grunde war sie froh, dass er sich so ruppig verhielt, darauf konnte sie sich wenigstens einstellen. Die Gefreite blieb ebenfalls zusammen mit Nardek und Gwyn im Wachhaus, später kamen noch die Gefreiten Arif Jakeem und Balbas Teja dazu. Arif kam genau wie sie aus Pruul, weswegen sie sich ganz gut mit ihm verstand. Balbas war ein glatzköpfiger etwas kräftiger gebauter Mann aus Dhemlan, er war älter als die meisten, trotzdem immer noch Gefreiter, weil er keinen Funken mehr tat als von ihm verlangt und irgendwie trotz allem stets geschafft hatte zu überleben. Murrend machte er sich daran seine Rüstung zu säubern, während seine Glatze vor Schweiß glänzte.
So verging der Tag mehr oder weniger ereignislos, sah man einmal von den üblichen Streitschlichtereien ab und drei Dieben, die sie gefangen nahmen. Zwischendurch trainierten sie hinten raus im Hof.
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Re: In Sions Armee

Beitragvon Malateste » Mo 21. Aug 2023, 10:19

Der Kriegerprinz beugte sich gerade über die Karte Lorakas als Isobel eintrat und ihm den Rapport der Nachtwache überreichte. „Danke Gefreite Jiriki.“ Er blickte sie kurz an, nahm den Rapport entgegen und studierte dann wieder die Karte. Isobel blieb noch kurz stehen, ging dann aber als er keine weiteren Anweisungen gab. Sie hatte, genauso wenig wir er, das Gespräch von gestern nicht erwähnt.
Aufmerksam las er den Rapport durch. Nichts spektakuläres, aber auch nicht ruhig. Die Nachtwache hatte in Loraka einiges zu tun. In einer Hafenstadt brodelte es immer, auch wenn sie durch eine Armee besetzt war. Viele betrunkene Matrosen auf Landgang, Taschendiebe, Falschspiel, Schlägereien, Raub und ab und an Totschlag, waren nicht unüblich.
Nachdem er sich den administrativen Arbeiten gewidmet hatte, begab er sich ins Wachhaus. Die Soldaten die gerade nichts zu tun hatten putzten und scheuerten ihre Waffen und Rüstungen. Prüfend schritt er die Reihe ab und schaute zu. Alle waren klug genug in seiner Anwesenheit nicht zu Murren, doch Gualterio konnte sich vorstellen das es anderes klang wenn er den Raum verlassen hatte. Das Wachhaus hatte sogar eine kleine Waffenkammer. Er entdeckte dort, hinter einem verbeulten Schild in der Ecke, ein langes Schwert. Ihm war das Alter anzusehen, aber es war immer noch guter Stahl, es war leicht und es war gut ausbalanciert. Malateste setzte sich mit einem Wetztstein hin und schärfte das Schwert bis er prüfend mit der Fingerspitze über die Schneide strich und zufrieden brummte. Danach liess er das Schwert in seinem Juwelengepäck verschwinden.
Später schritt er die Stadt ab und inspizierte die Patrouillen. Malateste hatte dabei das Gefühl beobachtete zu werden. Er liess sich nichts anmerken, hob mal prüfend einen Apfel an einem Marktstand hoch und blickte sich verstohlen um, oder musterte am Hafen die Neuankömmlinge, liess seinen Blick aber weiterschweifen. Er glaubte in der Menge ein Gesicht zu erkennen, welches er heute schon auf dem Marktplatz gesehen hatte, doch der Kriegerprinz war sich nicht sicher. Falls er beschattet wurde, war der Beobachter verdammt geschickt. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch sein Instinkt trog ihn selten. Er war auf der Hut, und seine Hand lag ständig unbewusst auf dem Griff des gekrümmten Falchions an seiner rechten Seite.
Einige Zeit später kehrte der Korporal zum Wachhaus zurück, er hörte das unverkennbare Klacken von hölzernen Übungsschwertern aus dem Hof und ging Nachsehen. Einige der Gefreiten trainierten, unter ihnen Caldew, Nardek und auch Jiriki. Mit vor der Brust gekreuzten Armen beobachtete er seine Soldaten. Ihnen waren die Grundtechniken des modernen Schwertkampfs vermittelt worden, sie waren teilweise nicht schlecht, Jiriki zum Beispiel bewegte sich elegant und schnell, Nardek hatte ein gutes Reaktionsvermögen und sogar Gwyn hatte Talent, leider hatte er auch Angst und mangelndes Selbstvertrauen, was ihm dabei in die Quere kam.
„Aufgemerkt!“ Die Gefreiten hörten auf zu kämpfen und blickten ihn an, je nach Charakter neugierig, ängstlich, gleichgültig oder auch abweisend.
„Ihr seid besser als ich erwartet habe.“ Der Kriegerprinz lächelte kalt und ging in die Mitte des Hofes. „Aber nicht gut genug um im Ernstfall zu überleben. Gefreiter Caldew, tritt vor.“ Der dünne Junge mit dem roten Haarschopf zuckte zusammen und blickte sich hilfesuchend um. „Brauchst du eine Spezialeinladung?“ donnerte Malateste und dGwyn trat vor. Man sah ihm an, dass er sich am Liebsten ganz weit weg gewünscht hätte. Gualterio streckte die Hand aus, rief mit der Kunst ein Holzschwert zu anderthalb Hand in seine Hand und reichte es Gwyn. Dann zog er leise sirrend sein geschliffenes Langschwert aus der Scheide. Der Kriegerprinz stellte sich in einer falschen Verteidigungsposition auf, das Schwert leicht zur Seite versetzt, seinen Körper entblössend. „Greif mich an Gefreiter Caldew. Los!“ Der Rotschopf zögerte kurz, machte dann aber mit seinem Holzschwert einen Ausfall und hieb auf das Schwert des Korporals ein. Malateste machte beinahe gemächlich einen Schritt zur Seite, liess Gwyn ins Leere laufen und dieser hatte plötzlich die Klinge des Korporals einen Millimeter vor seinem Hals, ohne das die Umstehenden gesehen hätten was passiert war. Caldew schielte mit grossen Augen auf den tödlichen Stahl an seinem Hals bevor Gualterio die Klinge wieder wegzog.
„Der Gefreite Caldew hat einen Fehler gemacht den viele Schwertkämpfer am Anfang, und teilweise auch bis zum Ende machen. Er hat auf das Schwert gezielt und nicht auf den Gegner. Beim Schwertkampf gilt es lange Schlagabtausche zu vermeiden, das Ziel ist es möglichst mit einem Hieb oder Stich euren Gegner zu töten oder schwer zu verletzen. Ich werde euch alle Huten, Schläge und Stiche beibringen, und auch wie ihr vorausseht was euer Gegner tut.“

Malateste nahm Cadlew das Holzschwert ab und musterte alle Anwesenden einzeln. „Und mit euren Fähigkeiten wird euer Selbstvertrauen steigen. Ich weiss, ihr fürchtet euch alle heimlich vor der Sechsten. Zu Recht. Wisst ihr wieso? Diese Leute haben nichts mehr zu verlieren und keine Angst vor dem Tod. Im Gegensatz zu euch.“ Malateste schritt die Reihe seiner Soldaten an, seine Stimme war eindringlich. „Jederzeit kann die Zweite an einen Frontabschnitt versetzt werden, und das ist keine ruhige Kugel wie Loraka. Darauf möchte ich euch vorbereiten, euch das Rüstzeug mitgeben, damit ihr eure Familien wieder sehen und das versprochene Stück Land bebauen könnt. Jeder von euch hat Freunde und Familie zuhause. Doch hier ist die Zweite eure Familie. Ihr werdet aufeinander aufpassen, ihr seid die Lebensversicherung eurer Kameraden und sie die eure. Ich werde aus euch Ledernacken machen. Irgendwann werden andere Soldaten flüstern wenn ihr vorbeizieht ‚das sind die von der zweiten, man sagt es seien die mutigsten und härtesten Ledernacken!’, und wenn ihr einmal alt im Schaukelstuhl sitzt und euren Enkeln beim Spielen zuschaut, werdet ihr zurückblicken und euren Dienst als eine der besten Zeiten eures Lebens sehen.“
Gualterio liess in seiner linken Hand das Schwert zu anderthalb Hnad erscheinen welches er in der Rüstkammer gefunden, geputzt und geschärft hatte, und hielt es Gwyn hin. „Das ist Tigerszahn, ein altes Schwert. Die Legende besagt, dass der Mut seiner Träger nach ihrem Tod in Tigerszahn übergeht und seinen Träger unterstüzt. Natürlich ist es eine Legende, doch die Vorbesitzer haben einige erstaunliche Leistungen damit vollbracht. Gefreiter Cadlew, Tigerszahn ist jetzt dein Schwert. Gib es nie mehr aus der Hand. Du wirst damit jeden Tag üben bis es zu einem Teil deines Körpers wird.“
Ungläubig blickte Gwyn auf das Schwert das der Korporal ihm entgegen hielt und dann zweifelnd auf Malateste, als ob er ihn nur auf den Arm nahm. Doch dann nahm er das Schwert entgegen und blickte strahlend zu seinen Kameraden bevor die tiefe Stimme des Kriegerprinzen die Aufmerksamkeit aller wieder aus sich zog.
„Ich werde euch eine alte, beinahe vergessene Schule mit dem langen Schwert lehren, das könnte euch einen Vorteil verschaffen. Holt ein Übungslangschwert und stellt euch in einer Reihe auf, wir beginnen mit der ‚Hut vom Tag’.“
Gualterio wusste nicht ob es ihm gelungen war zu seinen Soldaten vorzudringen, er wollte tatsächlich alles aus ihnen herausholen und ihren Stolz und ihr Selbstvertrauen wecken. Leider merkte er, dass er seine Leute zu mögen begann.
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