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Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:20

Gefreiter Gwyn Caldew - Prinz, Grün - Fara

Nachdem Gwyn sich damit abgemüht hatte seine Ausrüstung zu pflegen und in Ordnung zu bringen, damit der Korporal nichts zu meckern hatte, trainierten sie im Hof mit den hölzernen Übungsschwertern. Gwyn hasste die Übungen, er hatte immer Angst, dass er dabei verletzt wurde. Es war nur mal wieder sein typisches Pech, dass er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Er hatte natürlich ausgerechnet in Loraka sein müssen als Sions Armee hier eingefallen war. Gwyn hatte sich mehrere Tage voller Angst in einem alten Schuppen versteckt und nicht gewagt rauszukommen. Als er es getan hatte, hatten ihn sofort welche von den Soldaten abgefangen und ihn für einen Rebellen gehalten. Der rothaarige Jüngling war so in Panik geraten, dass er sich gleich für die Armee hatte verpflichten lassen, was seiner Meinung ja das Gegenteil eines Rebellen wäre. Außerdem hätte er auch gar nicht in Loraka sein sollen, das war alles ein dummes Missverständnis. Gwyn Cadlew kam aus einer reichen alten Adelsfamilie in Shalador, doch er wollte nie mehr als Architekt werden. Seitdem er im großen Schloßpark die steinerne Anlage gesehen hatte, die Wasser über verzierte Kaskaden und komplizierte Schöpfmechanismen nach unten leitete, es faszinierte ihn, Wasser in solchen Bahnen fließen zu sehen und gerne hätte er auch so etwas vollbracht, genauso wie er stundenlang die Fresken und Torbogenfenster in der Kapelle der Mutter der Nacht bewundern konnte. Sein Vater hatte natürlich herzlich wenig von seinem Vorschlag gehalten, er war der Meinung Gwyn wäre viel zu weichlich und vermutlich hatte er damit Recht. Um aus Gwyn einen richtigen Mann zu machen, waren mehrere Versuche unternommen worden. Zwei Waffenmeister hatten sich dem schlaksigen Jüngling angenommen und ihn mehrmals täglich über den Hof gescheucht bis Gwyn nur noch zitternd unterm Bett gelegen war, um dem zu entgehen. Täglich hatte er überall Schürfwunden, Beulen und andere Verletzungen gehabt. Dann hatte man ihm eine Lustsklavin ins Bett gegeben, aber er war so nervös gewesen, dass er nicht gekonnt hatte. Schließlich sah sein Vater nur noch die einzige Möglichkeit ihn in ein eyrisches Kriegslager ins benachbarte Askavi zu schicken, damit sie ihn ausbildeten.
Gwyn war auch abmarschbereit gewesen, die Wachen hatten ihn bis zu dem Knotenpunkt der Winde begleitet, nur dummerweise hatte der junge Prinz alles so sehr verwechselt als er auf den Winden gereist war, dass er in Raej statt in Askavi herausgekommen war. So war er in der Armee von Sion gelandet. Niemand seiner Familie würde ihn suchen, weil er zwei Jahre im Kriegslager sein sollte, um abzuhärten. Und genausowenig traute der Rotschopf sich seinen Eltern zu schreiben.

An all das dachte er während ihm Isobel schon wieder das Holzschwert aus der Hand schlug. "Du hälst es viel zu locker, halt es fester", meinte sie und Gwyn hob die Waffe wieder auf, umklammerte den Griff. "Nicht zu fest. Das ist doch keine Schaufel."
Der Gefreite hatte noch nie eine Schaufel in der Hand gehalten, aber er sagte nichts. Niemand in der Armee wußte von seiner adeligen Herkunft, er hielt es für besser, denn er befürchtete, dann würden die anderen nur alle auf ihn rumhacken oder ihn bestehlen. Obwohl ihm auch das schon passiert war. Gwyn rieb sich kurz müde eines seiner Augen. Viel lieber arbeitete er mit Isobel an der Stadtkarte, es war das liebste was er in der Armee tat und er hatte eine schöne akkurate Federführung, zudem ein Auge für zusammenhängende Bereiche, Entfernungen und Richtungen. Leider war ihm das nicht vergönnt, denn in dem Moment kam der Kriegerprinz auf den Hof, man hörte es schon an seinem Gang. Cadlew hatte furchtbare Angst vor ihm, weil er immer so laut war und diesen grimmigen Blick draufhatte. So zuckte Gwyn bei den ersten Worten auch gleich zusammen, stellte sich etwas in den Hintergrund. Dummerweise half es nicht viel, denn der Korporal pickte gleich ihn heraus und er mußte nach vorne treten. Warum immer er? Nervös strich er sich durch die roten Haare, wäre am liebsten unsichtbar geworden. Gwyn bekam ein neues Übungsschwert, noch viel länger und schwerer als das davor. Als aber der muskulöse Kriegerprinz vor ihm langsam echten Stahl zog, bekam der Gefreite große Augen. Das.. war doch nicht fair. Wie sollte er denn dagegen ankommen? Doch sicher würde Korporal Bonderus ihn auch mit einem mickrigen Holzschwert erledigen wenn Gwyn dagegen eine richtige Waffe schwang. Dann sollte er auch noch seinen Vorgesetzten angreifen. Cadlew zögerte viel zu lange, machte aber doch noch einen Ausfall bis plötzlich alles viel zu schnell ging, er die Klinge des Gegners nicht mehr sah bis er sie abrupt am eigenen Hals spürte. Der Gefreite wagte sich nicht mehr zu rühren, bemühte sich ein Zittern zu unterdrücken. Erleichtert atmete er aus als der Kriegerprinz seine Waffe wieder fortnahm. Aber statt Bonderus auf ihnen herumhackte wie unfähig sie doch waren, begann er ihnen einiges zu erklären und versprach auch, dass er ihnen Zukunft alles beibringen wollte. Anfangs war Gwyn noch skeptisch, weil er immer noch auf die harsche Standpauke wartete, doch irgendwann hing er regelrecht an den Lippen des Offiziers. Ihm war noch gar nicht so recht bewußt gewesen, dass er auch für seine Kameraden einstehen mußte. Endlich ging es nicht mehr darum, dass er stark war, weil sein Vater das so wollte, sondern weil er es für seine Kameraden sein mußte, damit sie sich auch auf ihn verlassen konnten. Nur dass Bonderus sagte, es könne passieren, dass er an die Front versetzt werde, machte ihm Angst. Wie sollte er das bloß schaffen?
Die Antwort kam augenblicklich danach, als Korporal Bonderus ihm ein Langschwert entgegenhielt. Der Jüngling bekam große, glühende Augen, man konnte ihm ansehen, dass er jedes einzelne Wort glaubte. Mit noch leicht zittrigen Händen nahm er Tigerzahn entgegen, es war leichter als es aussah und es fühlte sich richtig an. Obwohl er kaum glaubte, dass er würdig wäre solch ein Schwert zu besitzen. Warum gab es Bonderus ausgerechnet ihm? "Ich werde jeden Tag damit trainieren, Sir", versicherte er voller Eifer. Der Korporal sollte seine Entscheidung nicht bereuen und ihm das Schwert wieder wegnehmen. Gwyns Hand schloss sich fester um den Griff, hoffte, dass Tigerzahn ihm wirklich etwas von dem Mut seiner Vorgänger gab. Die würden sich in der Hölle wohl Kringeln vor Lachen, wenn sie wüßten, dass ausgerechnet er, Gwyn Cadlew nun das Schwert Tigerzahn führte. Ihm schwindelte vor so viel Verantwortung.
Als der Kriegerprinz sie aber für die nächste Übung herbeirief, holte sich Gwyn als erster ein Übungsschwert und stand dann erwartungsvoll vor dem Korporal, sah auf zu ihm. Die anderen gesellten sich in einer Reihe zu ihm und so übten sie gemeinsam mit Bonderus, versuchten das nachzumachen was er ihnen zeigte.

Mo 21. Aug 2023, 10:20

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:21

Mit einer flüssigen Bewegung schob der Kriegerprinz das Schwert zurück in die Scheide und strich sich dann das blonde Haar aus dem Gesicht. Zufrieden liess er seinen Blick über die Anwesenden Soldaten schweifen die mit ihren Holzübungsschwertern in der Position des ‚hanged Ort‘ verweilten.
„Ich möchte das ihr die Hut vom Tag beidseitig übt, sowie den Übergang zur Nebenhut und den ‚hanged Ort‘. Die Positionen müssen verinnerlicht und ohne Nachzudenken eingenommen werden können.“
Langsam schritt er die Reihe ab und prüfte Haltung und Position. „Etwas weiter nach links mit der Klinge Nardek, dann deckst du die Blösse. Mehr Spannung Caldew, aber sonst gut. Jiriki tadellos. Penda, weiter so…“
Malateste glaubte sie gepackt zu haben, der erste Schritt um sie zusammenzuschweißen war getan. Was konnte schon passieren wenn er aus zwanzig Leuten in Sions Armee Talente hervorholte und sie stärkte? Sie würden nicht kriegsentscheidend sein.
„Wenn wir die Huten durch haben werden wir mit den Häuen und Stichen beginnen. Der Zwerchhau wird aus dem Ochsen geschlagen und der Zornhau aus dem Einhorn heraus. Später werde ich euch beibringen wie ihr spürt ob jemand hart oder schwach am Schwert ist wenn ihr die Klingen kreuzt und wie ihr darauf reagiert. Das bedeutet für euch mehr Übung als bisher, es wird hart und Schweisstreibend, doch ihr könnt es schaffen, ihr könnt Ledernacken werden. Für heute ist die Lektion vorbei. Bringt denen die gefehlt haben das bei, was ich euch heute gezeigt habe. Abtreten.“
Der Hof leerte sich als die Gefreiten in kleinen Gruppen angeregt diskutierend im Wachhaus verschwanden. Gualterio nahm einen grossen Schluck Wasser aus einem Tonkrug. Vom Fort hatte er heute noch nichts gehört das Sion eingetroffen wäre, aber viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Wenn es ihm gelänge einen mehrtägigen Auftrag zu bekommen der ihn von der Stadt wegführte, dann wäre er aus der Ziellinie. Aber wie sollte er das bewerkstelligen? Eine Möglichkeit wäre Schwarztraum nicht zu nehmen und das Risiko einzugehen, dass Sion es im Trubel der im Fort herrschte nicht bemerkte. Die letzte Option war auf Nummer sicher zu gehen und Schwarztraum zu nehmen. Doch wie würde es weitergehen? Was für Auswirkungen würde die Droge auf seinen Geist und seinen Körper haben, und natürlich auf die Mission selbst? Es galt abzuwägen welches Risiko grösser war, Schwarztraum zu nehmen oder nicht. Und wer konnte ihm mehr darüber erzählen? Da wäre Maeve, die Heilerin die mit einem feurigen Anhänger Sions zusammen war, oder Tiger, der abhängige Kriegerprinz aus der Sechsten. Vorerst glaubte er, bei Tiger eher einen Verbündeten zu finden. Eigentlich wollte er einige Tage warten mit seinem Besuch im Schwarzen Kessel, doch die Zeit rann ihm zwischen den Fingern hindurch.

Nachdem die Nachtschicht übernommen hatte, wartete Gualterio bis seine Leute weg waren, oder sich zurückgezogen hatten, ehe er sich auf den Weg zum Schwarzen Kessel machte. Er war zivil unterwegs, in der zweckdienlichen Kleidung eines Söldners mit viel Leder, Dolchen, Falchion und einem breitkrempigen Hut der sein Gesicht im Schatten verbarg. Die Dunkelheit hatte sich schon einige Stunden über das Land gesenkt, als der Kriegerprinz aus der Nebengasse auf den Eingang des „schwarzen Kessels“ zuschritt. Was, wenn Tiger gar nicht da war? Dann würde nur noch Maeve übrig bleiben. Ihm fiel auf, dass er gar nicht wusste wie es im Innern des „schwarzen Kessels“ aussah, gestern war er nur draussen gewesen. Dem Geräuschpegel nach zu schliessen ging es auf alle Fälle schon wieder hoch zu und her. Ohne zu zögern öffnete Malateste die Tür, trat ein und blickte sich um.

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:27

Im "Schwarzen Kessel" war um die Abendstunden immer viel los, nicht nur weil sich hier viele von der sechsten trafen, sondern auch weil es ein Umschlagplatz für Schmuggler, Schwarzmarkthändler, Diebe, Glücksspieler, Piraten und anderen diesen Schlages war. Nicht wenige aus der Sechsten fühlten sich ihnen zugehöriger als zur Armee und fast alle waren aus berechtigten Gründen in den Salzminen gewesen. Selbst er. Und auch ihr Kommandeur Rashar. Bei manchen war Tiger sich nicht sicher, ob er ihnen überhaupt soweit trauen würde wie er sie werfen konnte, aber er kannte sie. Und das zählte fast mehr als Vertrauen. Er konnte auf ihre Durchtriebenheit trauen, auf ihre Korruptheit, ihre Gier, ihre Mordlust und die Kälte in ihren Augen. Er war einer von ihnen.
Und im Grunde war er stolz darauf. Der Kriegerprinz hatte einst die Wahl gehabt zwischen der Sklaverei und der Sträflingsarbeit, er hatte sich für letzteres entschieden, da war er wenigstens frei gewesen. Kein exotischer Lustsklave den man begaffte und mit dem man spielte. Zumindest das hatte er sich erspart. Der Leutnant strich sich durch die weiße Mähne, sie war mal blond gewesen, aber das Salz hatte sie ausgebleicht. Seine spitzen Ohren zuckten leicht, während er dem Stimmengewirr um sich herum lauschte, dem Rollen der Würfel, Regensang, die zusammen mit Flieder auf den Tischen tanzte, Einauges dreckiges Lachen über irgendeinen schmutzigen Witz und er nahm selbst die Stille von Wanderer wahr, dem dunkelhäutigen hageren Mann aus Pruul, der nicht sprach und doch mehr zu sagen wußte als die meisten.
Tiger starrte in den Krug vor sich, wo sich auf dem Weinschaum undeutlich sein Gesicht abzeichnete. Gestern noch hatte er zu dem Gewühl dazu gehört, jetzt fühlte er sich wie betäubt. Das Gefühl würde vergehen, er wußte es, er mußte sich nur dazu zwingen und es ausblenden, so wie oft. Schwarze Träume... Der Kriegerprinz lehnte sich zurück, sah hinüber zu Regensang, die ihm zulächelte ehe sie weiter mit Flieder, dem pockennarbigen Krieger mit der platten Nase im Reigen auf einem der Tische tanzte.
"Lass. Ich hab schlechte Laune", warnte er. Seine Hand hatte sich blitzschnell fest um das Handgelenk von Münze gelegt, der versucht hatte nach seinem Weinkrug zu greifen. Der kleine schmächtige Mann mit einem nervösen Zucken des rechten Mundwinkels zuckte link mit den Schultern.
"Wann hasse dasnet", entgegnete er.
"Hast du ihn verfolgt?", fragte Tiger stattdessen. Der angesprochene Soldat nickte eifrig, hatte sich neben ihn auf die Bank gesetzt.
"Jap. Is sauber. Nix los gwesen, nur Latschen un dann Kämpfen mit senen Jungs", erklärte Münze, leckte sich über die Lippen und nestelte an seinem Kragen. "Is ganz schön heiß hier", bemerkte er und schielte wieder auf den Wein, räusperte sich. Tiger ignorierte es geflissentlich, hatte aber inzwischen den Arm des anderen losgelassen.
"Und gestern?", hakte er nach. Münze grinste link.
"War im Bella, ganz spät, mit den andren Pinkeln. Dann isser zum Wachhaus, schläft im Zimmer von Galdos. Mit der Tussi, der..." Er suchte nach dem richtigen Wort. "Die Hübschke, ein Streifen." Münze tippte sich auf die Schulter. "Bronze." Tiger verstand, eine dunkelhäutige Gefreite, das konnte nur Jiriki sein. Aber eigentlich war es ihm egal mit wem Bonderus schlief. Wortlos schob er seinen Krug zu dem anderen Mann hinüber, der gleich gierig trank.
"Hat er dich gesehen?", fragte Tiger noch nach. Münze schüttelte den Kopf, während ihm Wein übers Kinn lief. Er war nicht umsonst ihr bester Späher und Beschatter. Der Kerl hatte so eine Gestalt, die man schnell vergaß und übersah. "Gut. Jetzt verschwinde und mach deine Arbeit."

Sie würden den Korporal weiter beschatten. Tiger war skeptischer als Regensang, die ihm nach dem Aufwachen gleich von ihrem Gespräch mit dem anderen Kriegerprinzen berichtet hatte. Außerdem hatte Tiger grad ganz andre Probleme. Nachdem Münze sich wieder verzogen hatte, bestellte sich der Kriegerprinz ein blutiges Steak und Bratkartoffeln dazu, da er schon wieder Hunger hatte, es war zum Verrücktwerden. Er war gerade beim Essen, während zwei andere sich zu ihm an den Tisch gesellt hatten, Karten spielten und sich dabei unentwegt betrogen.
Tigers Sinne, dass ein anderer Kriegerprinz näher kam, meldeten sich erst als er Bonderus bereits in der Türe sah. Ungehalten knurrte er leicht, doch das Bedürfnis einen Rivalen aus seinem Revier zu verdrängen war verschwindend gering. Der halbe Tigerlaner war nicht der einzige, der mißtrauisch hinüber zu dem großgewachsenen Mann blickte und einige erhoben sich bereits von ihren Sitzen.
"Verschwindet", sagte er den zwei Männern an seinem Tisch, warf ihnen finsteren Blick zu und wartete bis sie abzogen. Danach stieß er unter dem Tisch gegen den Stuhl ihm gegenüber, so dass jener vorrückte, dabei laut über die Holzdielen kratzte. Eine eindeutige Einladung. Dann wartete Tiger bis Bonderus zu ihm hinüberkam und sich setzte. Natürlich ging es nicht ohne, dass ihm einige der Sechsten zuzischten, er solle sich hier schnell wieder verpissen oder was er hier zu suchen hätte. Auch Tiger bekam einige undankbare wütende Blicke ab, außer Rashar gab es schließlich kaum einen Anführer und er hatte so ein Talent... anzuecken. Aber er selbst blieb gelassen, rieb sich die Schläfen leicht und aß dann weiter.
"Das Bella Sera ist ein paar Straßen weiter", begrüßte er Bonderus zwischen zwei Bissen vom Steak, leckte sich das Blut von den Lippen. "Was willst du hier?"

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:37

Bevor Malateste die Eingangstüre öffnete, musterte er noch mit der Andeutung eines Lächelns das mit Brettern vernagelte Fenster links von ihm. Bisher hatte noch kein Handwerker die Zeit gefunden den Schaden zu reparieren, den Tigers unfreiwilliges Wurfgeschoss gestern hinterlassen hatte.
Kaum war der Kriegerprinz durch die schwere Eichentür ins Innere des Lokals getreten, schwoll ihm auch schon ein Schwall von Gerüchen und Lärm entgegen. Der Innenraum des Schwarzen Kessels war beinahe überhitzt, und zusammen mit der Ansammlung an Gaunern und Halunken die sich darin tummelten hätte der Name der Spelunke nicht treffender sein können.
Optisch hätte der grosse breitschultrige Kriegerprinz mit seinem vernarbten, martialischen Äusseren perfekt in dieses Gaunerloch gepasst, doch es hatte sich offenbar schon herumgesprochen wer er war. Sofort erntete er einen Haufen feindselige Blicke und bemerkte, wie manch einer unter dem Tisch verstohlen einen Dolchgriff streichelte oder die Hand um den Griff eines Knüppels legte. Malateste mochte halb blind aussehen, doch sah er auf beiden Augen perfekt. Er prägte sich den Raum ein, die Anwesende, sortierte im Hinterkopf wer harmlos war, und von wem er sich in Acht nehmen musste. Er wollte keinen Ärger, aber er würde sich auch nicht auf die Opferbank legen.
Es war nicht schwer Tiger in der Spelunke ausfindig zu machen. Mit trübsinniger Miene sass er an einem Tisch mit zwei Karten spielenden Männern und säbelte an einem Stück Fleisch herum. Auf dem Nebentisch tanzte Regensang ausgelassen mit einem anderen Mann, den Gualterio als einen der sechsten erkannte. Auch Einauge war in der Nähe. Langsam bahnte sich der hayllische Kriegerprinz einen Weg zu Tigers Tisch und ignorierte dabei die Verwünschungen und Drohungen die leise geflüstert an seine Ohren drangen. Als ein Kerl mit einem Allerweltsgesicht an ihm vorbeihuschen wollte, schoss Malateste Hand blitzschnell nach vorne und packte den Mann schraubstockartig an der Schulter. Aufmerksam studierte Gualterio das Gesicht des Kerls, irgendwie kam es ihm bekannt vor, doch er wusste nicht woher.
„Kenne ich dich?“, fragte der Kriegerprinz. Der Mann leckte sich nervös über die Oberlippe. „Nein Sir, sie müssen mich mit jemandem verwechseln.“ Noch einige Sekunden starrte Malateste den Mann ausdruckslos an, bevor er ihn losliess. Schnell verschwand Münze zwischen zwei Tischen in den Tiefen des Lokals. Gualterio schritt weiter in Tigers Richtung, dieser hatte ihn längst auch bemerkt. Die beiden Karten spielenden Männer hatten sich inzwischen verzogen und der Leutnant aus der sechsten stiess unter dem Tisch den Stuhl ihm gegenüber nach hinten, eine Einladung an den Hayllier sich zu setzen.
"Das Bella Sera ist ein paar Straßen weiter." Tiger liess eine Begrüssung weg und nahm statt dessen einen Bissen von dem Fleisch das die Bratpfanne nur kurz berührt hatte, so blutig wie es noch war. Dabei entblösste er spitze Raubtierzähne und Blut lief an seinem Kinn herunter. "Was willst du hier?"
Gualterios liess sich mit knirschendem Leder auf den angebotenen Stuhl nieder und legte die Hände gut sichtbar auf den Tisch. Leise trommelte er mit den Fingern der rechten einen Rhythmus auf das Holz der Tischplatte bevor er antwortete.
„Gestern bin ich in einem Haifischbecken geschwommen…“, er machte eine vage Geste in Richtung Lokal, „…heute mische ich mich unter Wölfe. Ich liebe Abwechslung.“ Kurz musterte er Regensang die noch immer auf dem Tisch tanzte, aber ihn aus den Augenwinkeln verstohlen beobachtete, genau wie Einauge. „Aber eigentlich habe ich dich gesucht. Ich muss mit dir reden.“

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:38

Tiger beobachtete wie Jason Bonderus sich langsam einen Weg durch den verrauchten Schankraum bahnte dessen Luft zusätzlich noch tausend anderen Gerüchen stank, die Tigers empfindliche Nase sehr reizte. Trotzdem war er oft hier, die Zeiten wo er in der Wildnis gelebt hatte, weit entfernt von jeglicher Zivilisation waren lange vorbei. Und alles war immer noch besser als der ewige Geruch von feuchtem Salz. Manchmal wachte er mitten in der Nacht auf und glaubte für einen winzigen Moment es wieder zu riechen.
Der Kriegerprinz widmete sich dem blutigen Steak, so wie er es am liebsten mochte, schaufelte danach noch die Bratkartoffeln dazu in seinen Mund, leckte sich wieder über die Lippen. Mit Missfallen beobachtete er wie der Korporal auf seinem Weg Münze plötzlich packte, ihm genau ins Gesicht blickte und stutzte. Der Mann war gut, besser als er sein sollte. Womit ausschied, dass sie Münze den Kriegerprinzen weiter bespitzeln ließen. Aber es gab ja noch andere auf sie zurückgreifen konnten, viele Diebe und Meuchelmörder gehörten zur Sechsten.
Wortlos ließ sich Bonderus auf dem Stuhl nieder, legte die Hände auf den Tisch, begann aber bald mit der rechten fast ungeduldig auf die Holzplatte zu trommeln. Der Kriegerprinz gab zu, dass er gestern im Bella Sera gewesen war mit dem markigen Kommentar, dass er dort in einem Haifischbecken geschwommen wäre, heute wolle er sich unter Wölfe mischen. Tiger grinste, wobei man seine spitzen Reißzähne sah.
"Wolf. Das passt", bemerkte er, nachdem er kurz nochmal den Kriegerprinzen musterte. "Bei Haifischen ist das so ne Sache. Man kann noch so sehr einer von ihnen sein, sobald man blutet, zerfleischen sie dich." Dann zuckte der halbe Tigerlaner mit den Schultern. "Anderseits... bei Wölfen duldet man auch keine Schwäche und außerdem... Hunde hab ich noch nie leiden können." Wenn man ihn schon mit einem Tier verband, dann gewiss mit seinem namensgebenden Freund.

Bonderus spuckte schließlich aus was er wirklich wollte, mit ihm reden. Der Leutnant aß ungerührt weiter, winkte einem Soldaten an der Bar zu, er solle ihm mal schnell ein Bier bringen. Kaum war es da, nahm er einen tiefen Schluck. "Ich schätz mal ungestört oder?", fragte Tiger nach, "Unter drei Augen." Trotzdem aß er erstmal weiter ehe er seinen Bierkrug nahm und sich erhob. "Nimm dir auch was mit wenn du willst." Dann ging er zu der schmalen Holztreppe im hinteren Teil der Taverne. Einige Blicke folgten ihnen und dann ging es natürlich auch nicht ohne entsprechende Rufe, die durchs Stimmengewirr schallten.
"He, nehmt ihr euch nen Zimmer zu zweit?", lachte einer. "Rashar wird eifersüchtig wenn er das hört, Tiger", sagte ein anderer. Der Kriegerprinz knurrte nur unwillig, ging weiter bis sie in einen schmuddligen Flur kamen, wo er in eines der Zimmer trat, die Holzdielen knarrten laut. Nebenan im nächsten Zimmer ging es anscheinend grad hoch her, denn unverkennbar war das hohe Gestöhne einer Frau und tiefe kehlige Keuchen eines Mannes zu hören. Wenigstens klang es so als ob sie bald fertig wären. Tiger störte sich nicht daran, setzte sich stattdessen auf das Bett und lehnte sich zurück gegen die Wand, nahm einen weiteren Schluck aus dem Bierkrug.
"Rede. Besser gelaunt werd ich nichmehr und ungestörter wirds auch nich werden." Abwartend blickte er den anderen Kriegerprinzen an, gespannt was Bonderus zu sagen hatte, hoffentlich irgendetwas was keine Probleme aufwarf, aber wen wollte er eigentlich grad verarschen? Natürlich sah der vernarbte Mann vor ihm so aus als würde er Probleme mit sich bringen. Tiger war nur müde zu kämpfen und sich mit alldem herumzuschlagen, in der Tat wünschte er sich allmählich Rashar zurück. Der war ein Anführer, Tiger nicht, er versuchte den flügellosen Eyrier nur zu vertreten ohne noch mehr Chaos anzurichten.

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:40

Der bepelzte Kriegerprinz nahm die Metapher mit Haien und Wölfen umgehend auf. Sein Vergleich, das Haifische ihre Artgenossen auffraßen wenn sie bluteten, war in Falle der Offiziere im „Bella Sera“ äußerst treffend, Lorcann und Bovert zumindest wären dafür perfekte Beispiele. Tiger erklärte weiter, dass auch bei Wölfen keine Schwäche geduldet würde und er Hunde sowieso nie hatte leiden können. Gualterio lächelte leicht, man nannte ihn den Kriegshund und er war das Bilderbuchbeispiel eines Leitwolfs. Tiger sah sich wohl eher als Katze. „Die Erbfeindschaft zwischen Hund und Katze ist wohl bekannt, doch beruht sie auf Missverständnissen der Körpersprache, die beiden können sich durchaus zusammenraufen wenn nötig.“
Tiger ass gemütlich zu Ende, schaufelte nach dem Fleisch noch die Bratkartoffeln in sich rein, bis der Teller leer war, bestellte noch ein Bier und nahm einen tiefen Schluck. Dann meinte er zu Malateste er wolle vermutlich ungestört unter drei Augen mit ihm sprechen. Der Hayllier lachte leise auf, er mochte Humor. „Wenn es sich einrichten lässt wäre es bestimmt von Vorteil. Hier gibt es mir zuviele Ohren und Augen.“
Der Leutnant der Sechsten erhob sich, ergriff seinen Krug und meinte er solle sich auch etwas nehmen wenn er wolle. Malateste winkte ab, er hatte gestern genug gebechert. Tiger ging die schmale Holztreppe im hinteren Teil des „Schwarzen Kessels“ hoch, Gualterio folgte ihm und gab nichts auf die Kommentare von anderen Gästen, welche sich erklärten, als die beiden Kriegerprinzen im oberen Stockwerk angelangt waren. Unüberhörbar klangen die Geräusche eines kopulierenden Paares durch den Flur. Es schien als ob leichte Damen die Zimmer im oberen Stockwerk für ihr Gewerbe nutzten. Die Holzdielen des schmuddeligen Flures, dessen Holz sich im Laufe der Zeit dunkel verfärbt hatte, knarrte laut unter dem Gewicht der beiden Kriegerprinzen. Tiger öffnete eine der vielen Türen und Malateste folgte ihm in ein verschmutztes Zimmer. Wenn etwas die Bezeichnung „Absteige“ verdiente, dann der Schwarze Kessel. Der spitzohrige Kriegerprinz setzte sich auf das Bett und lehnte sich an die Wand dahinter. Malateste kam nicht umhin sich zu fragen, ob die Wanzen und Flöhe die zu Heerscharen in der Matratze hausen mussten, nicht gerade unter Jubelschreien in das Fell des Leutnants hüpften. Glücklicherweise stand noch ein Holzstuhl im Zimmer den Gualterio zu sich zog, umdrehte und sich dann rittlings auf ihn setzte, die Arme auf der Lehne abgestützt.
"Rede“, begann Tiger. „Besser gelaunt werd ich nich mehr und ungestörter wirds auch nich werden."
Gualterio legte einen grauen Schirm um den Raum, die Wände waren dünn hier, Lauscher mochten überall sein. „Gut. Sion wird morgen zurück erwartet. Woher wusstest du das ich Schwarztraum nicht nehme?“

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:42

Während es sich Tiger mehr oder weniger auf dem Bett bequem gemacht hatte, zog sich Bonderus den einzigen Holzstuhl heran, der auch schon so aussah als hätte er mal bessre Zeiten erlebt. Das Holz knarzte protestierend als der Kriegerprinz sich rittlings darauf setzte. Danach legte der Korporal einen Hörschutz um das Zimmer, was Tiger augenblicklich leicht anspannen ließ. Also wurde es nun ernst, Bonderus wollte tatsächlich etwas von ihm wissen was andere nicht hören sollten. Es fragte sich nur wer die ungebetenen Lauscher von dem Standpunkt des anderen Kriegerprinzen waren.
Wenigstens kam Jason ohne Umschweife zur Sache, dass Sion morgen zurück erwartet werden würde und woher Tiger gewußt hätte, dass er Schwarztraum nicht nehme. Der halbe Tigerlaner fletschte die Zähne leicht, wobei es wohl eher ein wissendes Lächeln darstellen sollte. "Ich habe es gerochen... an deiner Signatur. Ich bin einer der besten Spurenleser und Kundschafter, innerhalb und außerhalb der Armee. Ich kann Rückstände von Signaturen und Spuren ausmachen, die kleinsten Nuancen, selbst wenn der Betreffende den Ort vor ein paar Tagen verlassen hat."
Er kratzte sich an der Seite, schwieg einen kurzen Augenblick. "Nein, im Ernst, würdest du es nehmen, hättest du gestern niemals gegen mich gekämpft", eröffnete Tiger dann. "Jeder, der Ahnung von Schwarztraum hat, weiß, dass ein Kriegerprinz, der es im Blut hat, einen anderen Schwarztraum-Kriegerprinzen nicht angreift. Jedenfalls nicht gleich sofort." Der Leutnant trank seinen Bierkrug aus, stellte ihn dann beiseite. "Glücklicherweise für dich, weiß das hier kaum jemand. Nichtmal die Kriegerprinzen, die es nehmen, wissen alles über das Mittel geschweige denn was es für Langzeitfolgen hat. Wir sind nicht mehr als Versuchskaninchen für die Spinnenkönigin."

Im Hintergrund wurde das Gestöhne immer lauter bis es in mehreren spitzen Schreien der Frau gipfelte und danach Stille folgte. "Ich würd gern wieder von Schwarztraum runterkommen, aber das ist kaum möglich hier. Nicht ohne dass ich oder ne Menge anderer Leute dabei draufgehen. Das kann man sich in der Armee nicht leisten." Er musterte den Korporal kritisch. "Du scheinst bisher drumrum gekommen zu sein es zu nehmen und jetzt fragst du dich, ob Sion dieses... Versäumnis bemerken wird, wenn er hier ist", stellte Tiger seine Beobachtung an. "Er sieht vieles, während jeder andre in seiner Gegenwart blind ist. Bevor er nach Zamora aufgebrochen ist, hat er einen Tag im Fort übernachtet mit der Königin. Es kann sein, dass er es wieder so handhabt ehe er zurück nach Dhemlan reist." Tiger zuckte mit den Schultern, das war etwas was ihn auch beschäftigte und er fragte sich ebenfalls wie Bonderus es geschafft hatte, dem Schwarztraum zu entkommen. Er fragte nur nicht nach dem Warum, denn er konnte den anderen Kriegerprinzen gut verstehen, dass er sich nicht tagtäglich ein Gift injizieren wollte.

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:43

Ob es ein Lächeln oder eine Zähnefletschen war, welches über Tigers Gesicht huschte bevor er zu Reden begann, konnte Malateste nicht genau erkennen. Den Scherz über seine Fährtenleserfähigkeiten hätte ihm Malateste jedenfalls abgekauft, wenn ihn Tiger nicht darüber aufgeklärt hätte. Er war noch nie einem Wesen wie Tiger begegnet und traute ihm durchaus einiges zu.
Der Kriegerprinz fluchte stumm, als er erfuhr, wie sein eigenes Verhalten Tiger verraten hatte das er kein Schwarztraum nahm. Abhängige Kriegerprinzen griffen sich nach Tigers Schilderung kaum oder seltener an. Es klang als ob Schwarztraum das natürliche Verhalten eines Kriegerprinzen veränderte. In Malateste Augen klang es wie eine Kastration. Niemand wusste wirklich was Schwarztraum war, auch nicht die Kriegerprinzen die es nahmen. Sie waren Versuchskaninchen, lebende Experimente und niemand wusste was für Folgen Schwarztraum auf längere Zeit für den Süchtigen hatte.

Im Nebenraum steigerte sich das Stöhnen und das Klopfen des Bettes, das während des Aktes gegen die Wand donnerte, und brach dann in einem erlösenden Schrei der Frau ab. Gualterio und Tiger gaben nichts drum. Der Kriegerprinz aus der Sechsten erklärte er würde gerne vom Schwarztraum wegkommen, doch im Armeealltag war dies ein Ding der Unmöglichkeit. Und wieder fiel der Name „Spinnenkönigin“. War dies Zorya Ercir, die Schwarze Witwe von der Alessandro ihm erzählt hatte? Es würde passen.
Tiger war äusserst scharfsinnig, er kam Malatestes nächster Frage zuvor, als er meinte, dass Gualterio sich bestimmt nun fragte, ob Sion bemerken würde das er die Droge nicht injizierte. Sion würde oft Dinge spüren die anderen verborgen blieben. Das letzte Mal hätte er mit der Königin im Fort übernachtet, vielleicht hielt er es dieses Mal wieder so.
Gualterio musste erst einmal kurz das Gehörte verdauen und analysieren, bevor er Tiger antwortete.
„Danke für deine Auskünfte. Du hast meine Sorge durchschaut, mir ist es solange gelungen diesen Dreck nicht nehmen zu müssen, und genau jetzt, wo ich hier bin, taucht Sion in Loraka auf.“ Malatestes Hand ballte sich zur Faust. „Wie lange dauert es von der ersten Einnahme von Schwarztraum bis die Abhängigkeit eintritt? Und was denkst du, wird Maeve mich bei Lorcann und Sion verpfeifen? Und die Königin in Sions Begleitung, ist sie die Spinnenkönigin?“
Guaterio musterte Tiger, er würde ihm gerne helfen, vor allem da Malateste vielleicht bald in derselben Situation steckte. Doch wie? Die einzige Hilfe wäre vielleicht eine starke Schwarze Witwe, leider hatte er keine zur Hand. Was blieben ihm noch für Möglichkeiten? Eventuell, wenn...
„Ich will dir keine Versprechungen oder falsche Hoffnungen machen, aber vielleicht gibt es eine Möglichkeit wie ich uns helfen kann. Ich habe einige interessante Beziehungen, doch dazu bräuchte ich eine Dosis Schwarztraum, kannst du mir die besorgen?“
Wenn es ihm gelänge Schwarztraum seiner Kontaktperson im „Bella Sera“ zu geben, vielleicht könnte sie es weiterleiten, notfalls bis Hayll. Wer weiss welches Netz Ayden hier betrieb, vielleicht gehörte auch eine starke Schwarze Witwe dazu. Natürlich würde es einige Zeit dauern, doch es war eine Überlegung wert.

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:45

Sein Gegenüber schwieg noch eine kurze Zeit nachdenklich ehe er sich bei ihm gar bedankte für das wenige was Tiger gesagt hatte, dieser winkte nur locker ab. Er hatte nichtmal angefangen irgendwas zu erzählen und er war auch noch weit davon entfernt dem blonden Kriegerprinz über den Weg zu trauen. Aber er erkannte einen Leidesgenossen wenn er einen sah.
"Hast nen scheiß Pech", bemerkte der halbe Tigerlaner, als Bonderus zurückgab, dass es ihm lange gelungen wäre Schwarztraum nicht zu nehmen und jetzt tauchte natürlich ausgerechnet Sion in Loraka auf. Dann stellte er einige weitere Fragen. "Das ist unterschiedlich von Kriegerprinz zu Kriegerprinz, je nachdem was du für eine Rasse oder Mischling bist. Ich hatte auch damals vor, es nur einen Tag zu nehmen. Nur einen. Aber ich hatte auch nicht wirklich eine Wahl, die Heilerinnen geben es dir täglich wenn du erstmal drauf bist. Wenn du es noch nicht solange genommen hast, ist der erste Entzug nicht so schwer, aber je länger du es nimmst, desto stärker werden die Effekte beim Entzug. Und wenn du die Wahl hast zwischen mehreren Bluträuschen am Tag oder dem Schwarztraum... dann nimmt man es wieder freiwillig, weil man niemanden in seiner Nähe weh tun will..." Er dachte kurz an Maeve, vertrieb die Gedanken wieder eilig.
Allerdings klappte das nicht so gut, denn Bonderus fragte ausgerechnet nach der Heilerin und ob sie ihn verraten würde. "Maeve ist sehr... korrekt. Sie wird nichts sagen, dass du es zuvor nicht genommen hast, aber sie würde es dir weiter geben und akribisch Buch darüber führen. Es ist ihre Pflicht. Die nimmt sie leider manchmal zu ernst", fügte er mit einem bittren Gesichtsausdruck hinzu.
Die nächste Frage war weniger heikel und da der Korporal ja erst später nach Loraka gekommen war, dachte Tiger sich zunächst auch nichts dabei. "Nein, Sion hat seine Gefährtin dabei. Alienor. Sie ist eine Königin und Heilerin, die grüne und rote Juwelen trägt. Sehr hübsch, blonde lange Haare, blaue Augen, aber ich glaube, sie ist keine Glacierin, sondern auch irgendwas langlebiges. Wenn sie der Tag ist, dann ist die Spinnenkönigin die Nacht. Zorya Earcir... Haut so dunkel wie Kaffee, schwarze Haare, volle Lippen... du kommst doch aus ihrem Dhemlan oder? Ich habe gehört, sie kontrolliert dort selbst die Träume und Gedanken der Bewohner. Du solltest froh sein, dass sie nicht hier ist, denn sie hätte dich vermutlich gleich wieder zurück nach Dhemlan mitgenommen." Und ihn mit dazu, doch das verschwieg Tiger lieber. Er hatte Vorkehrungen getroffen, dass er morgen vor Sion verborgen sein würde.

Dann eröffnete Bonderus ihm, dass er ihm zwar keine Versprechungen machen könne, aber er könnte ihn beiden womöglich helfen. Er bräuchte dazu nur eine Dosis Schwarztraum. Mißtrauisch sah Tiger den anderen Mann an, er glaubte nicht so wirklich dran, dafür hatte er schon ein bißchen zu viel Erfahrung mit der Droge. "Ja, ich habe eine Ersatzspritze dabei, die kannst du haben", bot er an, "Die heutige muss ich mir noch setzen. Du kannst zuschauen." Der Kriegerprinz rief beide Spritzen herbei, warf eine davon zu Jason. "Es ist gar nicht so schlimm wenn man es nimmt. Man hat sich besser unter Kontrolle, ist ruhiger... dafür nehmen die Instinkte ab und man reagiert nicht mehr so sehr auf Königinnen, die beschützt werden müssen oder aggressiv auf andere Kriegerprinzen." Tiger schlang sich ein Lederband um den muskulösen Oberarm. "Damit man kontrollierbar von der Armee ist. Solange bis sie einen wieder... aufwecken. Daher der Name, Schwarztraum. Es ist tatsächlich so als ob du die ganze Zeit träumst, nur noch ein Schatten deiner selbst. Aber das wird niemand verstehen, der es nicht selbst nimmt."
Tiger zog die die Spritze auf, tippte mit einer Kralle leicht dagegen. "Amüsantes Detail am Rande, Jason, Sion nimmt es auch. Er ist schließlich auch ein Kriegerprinz. Aber davon habe ich nie etwas gespürt in seiner Signatur, da ist einfach nichts mehr was an einen Kriegerprinzen erinnert." Dann setzte er die Spritze an einer Vene an, stach zu und drückte langsam den Kolben nach unten. Jedesmal fühlte er sich so als würde er sich gerade selbst einschläfern. Wie ein krankes Tier, das den Aufwand nicht mehr lohnte, dass man versuchte es noch zu retten. Dann doch lieber den Gnadenschuß.

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:47

Aufmerksam lauschte Malateste den Ausführungen des Kriegerprinzen mit der weissen Mähne. Die Wirkung des Schwarztraum variierte von Kriegerprinz zu Kriegerprinz und ein Entzug schien am Anfang noch machbar, die Abhängigkeit setzte erst bei regelmässiger Einnahme der Droge ein. Bei dem Versuch die Droge abzusetzen, würde ein Kriegerprinz in Blutrausch verfallen, je nach Abhängigkeit mehrmals im Tag. Gualterio schauderte bei der Vorstellung. Im Blutrausch war es ihm beinahe Unmöglich zwischen Freund und Feind zu unterscheiden.
Tiger glaubte das Maeve Stillschweigen halten würde. Wenn Malateste jedoch mit Schwarztraum begänne, würde sie es ihm weiter verabreichen und Buch darüber führen. Sie sei in dieser Hinsicht sehr korrekt, meinte Tiger und Gualterio entging der bittere Klang in dessen Stimme nicht.
Der hayllische Kriegerprinz atmete etwas auf als er erfuhr, dass nicht die Spinnenkönigin, sondern eine gewisse Alienor Sion begleitete. Tiger gab ihm auch die Bestätigung, dass es sich bei der Spinnenkönigin um Zorya Earcir handelte. Als Tiger Zorya beschrieb, lief Malateste unwillkürlich ein Schauer über den Rücken. Neben der Erleichterung das sie nicht hierherkommen würde, mischte sich auch etwas Enttäuschung. Es gehörte nicht zu seinem Auftrag, aber Earcir zu meucheln hätte Sion bestimmt einen schweren Schlag versetzt. Aber das Attentat durchzuführen wäre vermutlich mehr als schwer gewesen. Aber was war mit Alienor? Welche Rolle spielte sie, würde ihr Tod Hayll nützen?
„Ich habe Alienor nie getroffen", meinte Malateste, "ich habe mich nur gefragt welche Funktion sie in Sions Stab übernimmt. Die Gerüchte sind da sehr vage, hast du irgendetwas darüber gehört?“

Tiger warf ihm einen misstrauischen Blick zu als er ihn nach einer Dosis Schwarztraum bat, rief dann aber zwei Spritzen herbei und warf ihm eine zu, seine Ersatzspritze. Malateste hörte Tigers Ausführungen über die Wirkung zu, während er die Spritze in seiner Hand drehte und sie ausgiebig betrachtete. Die Instinkte würden abnehmen, davor fürchtete er sich am Meisten. Der bepelzte Kriegerprinz demonstrierte Malateste auch gleich wie man die Spritze setzte, er hatte seine heutige Dosis noch nicht genommen. Gualterio versuchte die Szene neutral zu beobachten, sich nicht vor Gefühlen wie Ekel, oder Furcht ablenken zu lassen. Als Tiger den Kolben der Spritze herunterdrückte erzählte er Malateste Sion würde Schwarztraum auch nehmen, er wäre ja selbst ein Kriegerprinz, doch davon sei nichts mehr in seiner Signatur zu spüren. Was zur Höllle war Sion überhaupt? Er hatte hier die einmalige Chance einen Blick auf den Erzfeind zu werfen. Doch das hatte seinen Preis.

Erneut betrachtete Malateste die Spritze in seiner Hand. Tiger hatte gemeint niemand könne Schwarztraum verstehen der es nicht selbst genommen hatte. Vielleicht war es Zeit für ein kalkuliertes Risiko. Diese eine Spritze nehmen, als Sicherheit vor Sion und gleichzeitig als Selbstversuch um zu verstehen was Schwarztraum war.
„Ich werde an dem Tag an dem Sion eintrifft Schwarztraum einmalig nehmen. Danach werde ich es wieder absetzen, und ich weiss auch schon wie ich den ersten Entzug überstehen kann. Maeve wird nicht erfahren das ich es genommen habe, und wird es mir deswegen auch nicht verschreiben müssen.“ Er lächelte Tiger verdrossen an. „Das ist der Plan im Idealfall. Natürlich kann es auch schief gehen, dann wird Maeve in Zukunft die doppelte Ladung Schwarztraum anfordern müssen. Kannst du mir noch eine Reservespritze besorgen?“
Der zernarbte Kriegerpinz liess die verhasste Schwarztraumspritze verschwinden und musterte dann den Kriegerprinzen gegenüber. Regensang hatte gemeint Schwarztraum würde Tiger langsam zerstören. Es tat ihm leid, der bepelzte Leutnant war von Natur aus bestimmt freiheitsliebend und lebenslustig. Die nächste Frage rutschte Malateste mehr oder weniger raus.
„Du hattest die Wahl zwischen den Salzminen oder der Armee. Du hast dich für die Armee entschieden, aber ihr macht dies nicht freiwillig, das habe ich gemerkt. Doch ihr bewegt euch frei in der Stadt herum. Was hindert dich daran in Nacht und Nebel eine Passage auf einem Schmugglerschiff zu nehmen, mit Kurs auf eines der freien Länder, weg von Sion und seiner Armee? Was hält dich hier?“

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:49

Während Tiger sich die Spritze mit Schwarztraum setzte, fragte ihn Bonderus nach Alienor und welche Funktion sie in Sions Stab übernahm. Der Leutnant zog mit den Zähnen das Lederband an seinem Oberarm fester. "Keine Ahnung, ich hab sie das erste Mal gesehen als sie vor ein paar Tagen hier angekommen ist. Soweit ich weiß, verlässt sie Dhemlan normalerweise nicht. Ich glaub, es geht auch eher darum welche Funktion Sions Stab in ihr übernimmt", endete er seine Erklärung mit einer eindeutigen Anspielung, dabei amüsiert grinsend. "Oh Dunkelheit, wie viele von diesen Sprüchen hast du dir inzwischen von Lorcann und Bovert anhören müssen?", fügte Tiger hinzu. Allein deswegen hielt er sich vom Bella Sera fern, abgesehen davon, dass seine... Art dort nicht erwünscht gewesen wäre und Lorcann ihn auch mit ein dutzend Dosen Schwarztraum direkt in den Blutrausch getrieben hätte.
Der Kriegerprinz hatte den Kolben der Spritze heruntergedrückt, sah wie die dunkelviolette Flüssigkeit in seiner Vene verschwand, um von dort vermutlich rasch weiter in den Rest seines Körpers geleitet zu werden. Er spürte bereits die einsetzende Lethargie, dieses matte leicht beruhigende Gefühl. Es war tückisch, doch zum Glück hielt es nur bis zu einer Stunde an, nachdem man das Zeug genommen hatte, dann gewöhnte man sich daran. Bonderus drehte noch die Ersatzspritze in den Händen, mit einem Blick wie als überlege er, ob er nun dem Beispiel von Tiger folgen sollte. Schließlich teilte der Korporal ihm mit was er zu tun gedenke, er wolle einmalig Schwarztraum nehmen, es danach absetzen und er wüßte schon wie.
Der halbe Tigerlaner blickte Bonderus recht skeptisch an. Im Gegensatz zu dem Korporal, hatte er etwas mehr Ahnung von Schwarztraum und es war nicht so, dass der erste Entzug ein Klacks wäre, gerade weil man es nicht gewohnt wäre. "Der Idealfall also... wir wissen ja wie oft der eintrifft", sagte er trocken, lehnte sich müde zurück. Tiger wußte, er sollte eigentlich den anderen Kriegerprinz warnen, ihm das ausreden, doch er verspürte gerade nicht die Energie dazu. "Und wie willst du den Entzug überstehen? Du weißt ja nicht mal die Hälfte darüber. Oder was es überhaupt mit dir anstellst..."

Bonderus fragte ihn, ob Tiger noch eine Ersatzspritze organisieren könne. "Heute noch? Glaub nicht." Er überlegte kurz herum. "Nur wenn du Lorcann lange genug im Bella Sera halten kannst...", fügte er hinzu, sah seinen Gegenüber an, der sich vielleicht schon denken konnte warum Tiger gerade ausgerechnet den Feldwebel erwähnte. Außerdem kam nichts ohne Preis und es war Zeit von Jason einen Gefallen zu fordern.
"Ach ja, wußtest du, dass es auch impotent macht?" Tiger beobachtete kurz mit Genugtuung wie Bonderus' Gesichtszüge für einen Moment entgleißten. Dann winkte der halbe Tigerlaner ab, räumte die Utensilien von der Spritze wieder fort. "Nein, nicht wirklich. Aber es stimmt, dass dein... Trieb schwächer ist. Die Armee will schließlich keine wollüstigen Kriegerprinzen herumlaufen sehen, sondern kontrollierte Soldaten." Dafür trat es dann unter Umständen umso stärker zutage, wenn man Schwarztraum nicht nahm, doch das vergaß Tiger irgendwie zu erwähnen, er fühlte sich immer noch leicht benebelt und matt. "Mit der richtigen Frau merkst du aber kaum was davon." Seine Gedanken glitten zu diversen Frauen, die ihm in seinem bisherigen Leben etwas bedeutet hatten.
Da kam von dem vernarbten Kriegerprinz die unerwartete Frage, warum Tiger überhaupt noch in der Armee wäre, warum er nicht längst in eines der freien Länder geflohen wäre. Der Leutnant lachte matt. "Eines der freien Länder? Nenn mir eins. Nenn mir eines was frei ist, wo du frei bist. Und ich hatte nicht die Wahl zwischen den Minen und der Armee. wir waren alle schon lange in den Minen, damals hatte ich die Wahl zwischen dem Salz oder der Sklaverei. Dann hat Sion uns... befreit und wir mußten seine Kriegsmaschinen bauen, seine Schiffe, dieses Fort und viel mehr. Bis wir die Wahl hatten zwischen der Sklaverei und der Armee. Und ich bin lieber Soldat als Sklave." Das war keine wirkliche Antwort darauf warum Tiger noch in der Armee war, er war noch nicht bereit diese zu beantworten. Nur weil Bonderus und er ein gemeinsames Problem hatte, würde er sich gewiss nicht ausfragen lassen.
"Und du? Warum bist du dabei?", fragte Tiger.

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:51

„Oh, Lorcann und Bovert versuchen sich gegenseitig mit solchen Sprüchen zu übertrumpfen, ich glaube sie führen darin einen persönlichen Wettbewerb, aber ich wusste nicht, dass du auch daran teilnimmst.“ Malateste lächelte kurz während er über Tigers Worte nachdachte. Alienor war dessen Meinung nach nur eine Gespielin Sions, das würde das Risiko eines Attentats nicht rechtfertigen.

Die Ankündigung des Haylliers Schwarztraum nur einmal zu nehmen und dann abzusetzen, nahm Tiger mit einem skeptischen Blick zur Kenntnis und fragte, wie er das denn anpacken wolle. Er wisse ja nicht mal die Hälfte darüber oder über die Auswirkungen. Tiger wirkte nach der Spritze müde, er lehnte sich gerade matt an die Wand.
Leider hatte Tiger Recht, Gualterio wusste gar nichts. Verdammte Zwickmühle. Leider nötigte ihn dieser Umstand Tiger seinen Plan darzulegen, wenn der ihn als absolut lächerlich verwarf würde Malateste sich die Sache mit dem Schwarztraum noch einmal überlegen.
„Ich wollte am nächsten Tag, wenn der Entzug einsetzt, meine Juwelen einer bestimmten Person anvertrauen, ankündigen, dass ich spüre wie meine Brunft naht und mich dann für vier, oder fünf Tage im Kerker einschliessen lassen bis die ‚Brunft‘, oder inoffiziell der Entzug, vorbei ist. Sowenig wie jemand über Schwarztraum Bescheid weiss der es nicht nimmt, so wenig weiss ein Nicht-Kriegerprinz über die Brunft Bescheid.“
Der Plan war tollkühn, zugegeben, doch was hatte er für eine Wahl? Er hatte nicht vor drogenabhänig zu werden.

Auf Malatestes Frage ob Tiger noch eine Spritze besorgen konnte, meinte dieser wenn es heute noch sein sollte, dann nur wenn er Lorcann lange genug im „Bella Sera“ aufhalten würde. Gualterio konnte zwischen den Zeilen einen Handel erkennen. Tiger würde ihm eine Dosis besorgen, wenn er ihm die Zeit für ein Schäferstündchen mit Maeve verschaffen würde. Dann meinte der pelzige Kriegerprinz Schwarztraum würde impotent machen. Diese Worte trafen Malateste. Diese Droge kam tatsächlich einer Kastration gleich, langsam würde er lieber sterben als diesen Scheiss zu nehmen. Seine Entscheidung von vorhin geriet ins Wanken.

„Hm, ich glaube ich könnte Lorcann mit einer Partie Baccara recht Lange aufhalten“, meinte Malateste dann, als er sich wieder gefasst hatte. Er hielt den Kopf schräg und musterte Tiger der offenkundig ein Verhältnis mit Maeve hatte. „Wie war das mit Impotenz, hä?“
Der spitzohrige Kriegerprinz relativierte dann seine Aussage bezüglich der Impotenz, und das man bei der richtigen Frau kaum etwas davon spürte. Momentan wäre das für Malateste eigentlich kein Problem. Er war nicht hier um sich zu vergnügen, und die richtige Frau, Laree, war weit weg in Hayll und hoffentlich in Sicherheit. Aber es ging um seine Selbstachtung. Wie konnte er sich zukünfitg noch im Spiegel betrachten wenn seine Instinkte verkümmerten und sein Schwanz nur noch ein nutzloses Anhängsel zwischen den Beinen war?

Auf seine Frage wieso Tiger nicht einfach abhaute und alles zurückliess, antwortete dieser ausschweifend, aber in Malatestes Augen auch ausweichend. All die Gründe die er vorschob, hatten Gualterios Meinung nach nichts mit dem wahren Grund seines Hierbleibens zu tun, doch bohrte der Hayllier nicht nach.
Tiger fragte ihn nach einem der freien Länder, in welchem wäre er wirklich frei? Beinahe hätte Malateste Hayll gesagt. Doch auch dort war ein Mann nur bedingt frei und konnte unter dem fadenscheinigsten Vorwand den Fall zum Sklave vollführen.
„Glacia“, sagte der Hayllier dann. Das Land Glacia war für Malateste immer so was wie ein Traum gewesen, und Alessandros Geschichten hatten diese Fantasie bei ihm noch beflügelt. „Ein Freund hat mir mal erzählt, es gäbe dort eine riesige Festhalle mit langen Tischen wo bis in den Morgen hinein gefeiert wird. Die Königin dort hätte ihren gesamten Barbarenstamm aus der Wildnis einquartiert und so geht es auch zu und her. Oft bekämpfen sich dort zwei Männer wegen einer Frau nur zum Spass, und der Stärkere besteigt dann die Frau gleich an Ort und Stelle. Die Königin herrsche gerecht und Männer seien vollwertig akzeptiert."
Malateste erhob sich vom Stuhl, ging zum Fenster und blickte durch eine Lücke im Fensterladen auf die Strasse vor dem „schwarzen Kessel“ runter.
„Wieso ich dabei bin? Ich bin in der Armee seit ich mich erinnern kann. Ich kenne nichts anderes, die Armee ist meine Familie. Egal wer in Dhemlan an der Macht ist, Sion, oder eine Königin, ich diene einfach.“ Die Hand des Kriegerprinzen umfasste den Griff des gekrümmten Falchions. Das Gefühl eines Schwertgriffes hatte immer eine beruhigende Wirkung auf ihn.
„Das bedeutet nicht das ich immer mit allem Einverstanden bin was geschieht. Aber was soll ein einzelner Mann schon ausrichten? Aber diese Regelung Kriegerprinzen Drogenabhängig zu machen schmeckt mir gar nicht. Leider hat meine kleine Revolution jetzt vermutlich ein Ende gefunden.“

Re: In Sions Armee

Mo 21. Aug 2023, 10:54

Bonderus vermutete, dass die zwei Feldwebel einen persönlichen Wettbewerb führten und Tiger nickte nur abwesend auf diese Worte. "Sie lieben Wetten, es ist einer ihrer liebsten Zeitvertreibe. Nur haben meistens andere darunter zu leiden." Er würde zu gerne mal sehen wie die Feldwebel an einer ihrer dummen Wetten erstickten. So sehr auch niemand Cal Frostseel mochte, so hielt sie doch ihre Leute zusammen und sorgte dafür, dass sie nicht über die Stränge schlugen. In ihrer Abwesenheit waren die anderen Offiziere noch schlimmer aufgetreten als sonst.
Nun legte ihm der Korporal seinen Plan dar und dass er unter dem Vorwand, er habe seine Brunft, sich im Kerker würde einschließen lassen bis der Entzug vorüber wäre. "Du solltest nur aufpassen, dass du nicht wirklich noch in eine Brunft gerätst", bemerkte Tiger lapidar. "Und wem willst du deine Juwelen geben?" Wenn er das nicht rechtzeitig tat, war der Entzug noch gefährlicher, denn ein Kriegerprinz, der auch noch dunkle Juwelen trug und in Blutrausch geriet... damit war nicht zu spaßen. Der Leutnant dachte eine Weile über Jasons Plan nach. "Könnte funktionieren... vielleicht kommst du mit nem blauen Auge davon." Er würde es dem Korporal gönnen. Wenn er Schwarztraum nur solange nahm wie Sion da war, würde der Entzug noch nicht so schwierig werden, obwohl der Kriegerprinz nicht drumrum kam ein paar Tage dem Dienst fernzubleiben. Natürlich bestand immer noch die Gefahr, dass die Kommandeurin mißtrauisch wurde, denn Tiger vermutete, dass zumindest sie ein bißchen mehr Ahnung von Schwarztraum hatte. Fragte sich nur wieviel.
Sie kamen auf den Gefallen zu sprechen, den Bonderus, für ihn erledigen sollte und schließlich stimmte der blonde Mann zu, dass er Lorcann mit einer Partie Baccara lange genug aufhalten könne. Wobei es Jason nicht lassen konnte, nochmal nach der Impotenz zu fragen. Tiger grinste kurz.
"Davon merke ich bei der... richtigen Frau nichts. Man will vielleicht nur nicht so oft wie sonst und man schaut nicht gleich jedem Rock hinterher, den man sieht", erklärte er und schwieg kurz, "Falls das bei dir vorgekommen ist... also gut, ich besorge dir noch eine Spritze, ich bringe sie dir heute nacht beim Wachhaus vorbei." Sobald er bei Maeve gewesen war und sofern sich Bonderus an die Abmachung hielt. Wenn nicht, konnte er was erleben. Es war auch so schon schwer genug sich mit der Heilerin zu treffen oder sie davon zu überzeugen, dass sie Lorcann endlich verlassen sollte. Aber Maeve war weit davon entfernt sich einzugestehen, dass sie einen "Wilden" mochte, der nun wirklich so überhaupt nicht in ihre perfekte geordnete Welt passte.

Die beiden Männer sprachen darüber warum sie in der Armee waren, wobei Tiger sich eher darauf verlegte zu erzählen auf welche Weise er in die dhemlanische Armee geraten war, nicht warum er weiterhin dabei blieb. Aber das ging Bonderus nichts an, er mußte den halbblinden Kriegerprinzen erst weiter einschätzen können. Auf jeden Fall würde er mit Rashar über ihn reden. Natürlich nicht über alles, nicht über ihre kleine Schwarztraum Abmachung, aber den Rest. Als der halbe Tigerlaner den Korporal nach einem freien Land fragte, zögerte jener noch kurz ehe er dann Glacia als Antwort gab und gleich erzählte wieso. Tiger seufzte leise.
"Glacia... ja, ich war dort. Es ist schon lange her, und ich habe nie einen anderen Menschen zu Gesicht bekommen außer...", er verstummte, "Aber es klingt, als wäre Glacia wegen der neuen Königin eine weitere Reise wert." Er kratzte sich an der Brust. "Ich hab gehört, sie nennen sie die Barbarenkönigin." Kurz schweiften seine Gedanken fort und wie es wäre mit der Sechsten fröhlich nach Glacia zu marschieren, sich geradewegs in die riesige Festhalle zu begeben und zu feiern. Wenn es Barbaren waren, würden sie dort auch hinpassen. Es klang wie ein sehr ferner Traum. Genauso fern wie der Traum, den Rashar hegte. Der Königin von Dhemlan zu dienen, sie zu beschützen und zu retten. Aber jeder Mann klammerte sich in diesen Zeiten an eine Aufgabe, ein Ziel, und sei es nur um seine Handlungen zu rechtfertigen. Welchen Traum hatte Sion?
Bonderus war aufgestanden, die Umrisse seiner große Gestalt zeichnete sich vor dem schlecht geputzten Fenster ab, während er erzählte, dass er bei der Armee wäre solange er denken könne, sie wäre seine Familie und es wäre ihm egal wer in Dhemlan an der Macht wäre. "Ah, dann hast du schon unter Balthasar gedient", entgegnete Tiger. "Und jetzt dient er Sion. Es heißt, er war einer der ersten an dem sie mit Schwarztraum experimentiert haben. Er ist nur noch eine gefühlslose Kampfmaschine, der Anführer des Balthasar-Regimentes." Sicher hatte Zorya ihre Finger dabei im Spiel gehabt, vermutlich wußte Balthasar nicht einmal mehr wer er damals gewesen war.
Bedeutete es, Bonderus würde auch dem Nachfolger Sions dienen? Dienen um des Dienens willen? Anderseits war die Armee noch nie so stark gewesen wie zu Sions Zeiten, wenn Leute in der Armee Karriere machen wollten, dann jetzt. "Ein einzelner Mann kann immer was ausrichten, auch im Drogenrausch, glaub mir." Tiger erhob sich ebenfalls. "Aber es hilft Freunde zu haben." Lautlos trat er neben den anderen Kriegerprinzen. "Du solltest jetzt gehen. Wir sehen uns später wieder." Er öffnete das Fenster und kühle Nachtluft brachte den Geruch der See zu ihnen, Tigers Gesicht lag zur Hälfte im Schatten, er sah dem Korporal in die Augen. "Wenn du glaubst, du kannst mich verpfeifen, ist Sion noch deine geringste Sorge. Du willst mich nicht zum Feind haben." Dann schwang er sich mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Fenster, um aufs Dach zu springen und von dort rasch in der Dunkelheit zu verschwinden.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 08:33

Keine Ahnung ob Tiger ehrlich war, doch meinte dieser Malatestes Plan könnte funktionieren, er jedoch aufpassen müsste, nicht tatsächlich in die Brunft zu geraten. Der Leutnant fragte, wem Gualterio denn die Juwelen anvertrauen würde. Der Hayllier lächelte leicht. „Lass das meine Sorgen sein, je weniger davon wissen umso besser.“ Seine Menschenkenntnis sagte ihm, dass Isobel ihn nicht hintergehen würde, doch war sie immer noch eine Frau die er erst seit zwei Tagen kannte. Wie das Schicksal doch spielte, als er von Timaris vor der Abreise seine Juwelen zurückerhielt, hatte sich Gualterio innerlich geschworen sie nie wieder abzugeben, und jetzt war er drauf und dran sie einer Soldatin des Feindes die er kaum kannte in die Hände zu drücken.
Die beiden Kriegerprinzen wurden sich handelseinig. Tiger würde ihm noch eine Dosis Schwarztraum besorgen und Malateste würde im Gegenzug Lorcann im „Bella Sera“ aufhalten. Der Treffpunkt war zu später Stunde beim Wachhaus.
Das Gespräch drehte sich im Anschluss um die Armee und wie sie darin gelandet waren. Als der Leutnant hörte, dass Malateste schon lange in der Armee war, ging er davon aus, dass dieser schon unter Balthasar gedient haben müsste. Inzwischen sagte man über den Namensgeber und Anführer des Balthasarregiments, das dieser durch Schwarztraum zu einer gefühlslosen Kampfmaschine geworden war. Balthasar war einer der ersten Versuchspersonen für Schwarztraum gewesen. Gualterio kniff die Augen zusammen und blickte vom Fenster zu Tiger. Sein Gesicht war im Schatten des Zimmers und des breitkrempigen Hutes nur zu erahnen. Er sprach leise und mit unterdrückter Wut.
„Da siehst du was passiert wenn wir Schwarztraum länger nehmen. Das ist unsere Zukunft. Wir werden wie Balhtasar enden, zu keiner Emotion mehr fähig, alles Tot was uns zu Menschen macht. Irgendwann musst du dich entscheiden und den Entzug machen, oder du wirst genauso enden.“
Der Kriegerprinz aus der sechsten erhob sich und trat neben Malateste ans Fenster, er meinte ein einzelner Mann könne immer etwas bewirken, sogar im Drogenrausch. Gualterio verzog keine Miene, selbstverständlich konnte ein Einzelner das tun, die Geschichte war voller Beispiele wie sich ganze Reiche durch die Taten einzelner Personen beeinflussen liessen. Und er, Malateste, hatte den Willen und die Entschlusskraft dies zu tun wenn es nötig wäre. Tiger brauchte dies jedoch nicht zu wissen.
"Aber es hilft Freunde zu haben. Du solltest jetzt gehen. Wir sehen uns später wieder." Der animalische Kriegerprinz öffnete das Fenster. "Wenn du glaubst, du kannst mich verpfeifen, ist Sion noch deine geringste Sorge. Du willst mich nicht zum Feind haben." Nach diesen letzten markigen Worten schwang sich Tiger mit katzenhafter Eleganz durchs Fenster und verschwand mit lautlosen, geschmeidigen Sprüngen über die Dächer in die Nacht.
Gualterio blickte ihm nach, seine Augen blitzen im Dunkeln auf. Er wusste genug um Tiger ans Messer zu liefern, genauso wie dieser schon genug gegen Malateste in der Hand hatte um ihn auffliegen zu lassen. „Und du solltest dich am Ende für die richtige Seite entscheiden mein Freund, ich möchte dich nicht töten müssen.“ Grimmig und leise sprach der Hayllier, und niemand hörte seine Worte. Balthasar sei eine gefühllose Kampfmaschine? Gualterio kannte noch eine gefühllose Kampfmaschine, und diese brauchte keinen Blutrausch und keinen Schwarztraum um aktiv zu werden. Genau in diesem Moment begannn irgendwo in Loraka ein Hund den Mond anzuheulen. Grimmig lachte der hünenhafte Kriegerprinz auf bevor er das Zimmer auf dem regulären Weg verliess.

Malatestes Aufmachung entsprach nicht der üblichen Garderobe des „Bella Sera“, und dementsprechend musste er auch einigen Spott von Lorcann und Bovert über sich ergehen lassen. Die beiden waren in der Tat wieder im „Bella Sera“ anzutreffen gewesen, sogar auf denselben Plätzen wie am Abend zuvor. Malateste lächelte lediglich, erwiderte den Spott und stieg in das Laufende Baccara-Spiel ein. Es gab eine gute Möglichkeit Lorcann aufzuhalten – er musste ihn einfach gewinnen lassen. Der selbstverliebte Feldwebel genoss es sichtlich das Geld des Korporals vor sich anzuhäufen. Gualterio mimte den guten Verlierer und Lorcann klopfte ihm am Ende kumpelhaft auf die Schulter. „Das nächste Mal werdet ihr vielleicht etwas mehr Glück haben Bonderus, aber falls es euch tröstet – ihr habt gegen den Besten verloren.“

Es war schon spät in der Nacht als Malateste in der Nähe einer Laterne auf der anderen Strassenseite zum Wachhaus an einer Wand lehnte, sodass er gut gesehen wurde. Er brauchte auch nicht lange zu warten, bis sich Tiger lautlos aus einem Schatten löste. Wortlos schritt er an Malateste vorbei, dieser ging einige Meter neben Tiger einher bis sie in den Schatten einer Nebengasse gelangten und der Leutnant ihm eine weitere Spritze überreichte. Die beiden Kriegerprinzen gingen anschliessend ebenso wortlos wie si sich getroffen hatten ihrer eigenen Wege.
Der Hayllier fand einige Zeit später einen unruhigen Schlaf aus dem er frühmorgens erwachte. Unten war noch nicht viel Betrieb, die Tagwache schlief noch und würde erst in einer halben Stunde aufwachen. Gualterio liess eine der Schwarztraumspritzen erscheinen und setzte sich auf den Bettrand. Einige Minuten rang er mit sich. Bitter dachte er daran was man nicht alles für Hayll tat. Seine Hand zitterte nur leicht als er sich die erste Dosis Schwarztraum injizierte. Malateste wartete auf die Wirkung der Droge, doch viel passierte nicht, abgesehen von einer bleiernen Müdigkeit die ihn überkam. Der Hayllier legte sich noch einmal ins Bett, nur für einige Minuten, schwor er sich, und war sogleich wieder eingeschlafen.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 08:34

Isobel

Die Tagwache hatte längst ihren Dienst angetreten, trotzdem war am heutigen Tag nicht alles normal. Zum einen war Gwyn schon seit den frühsten Morgenstunden draußen im Hof und trainierte eifrig, zum anderen würde Sion heute wieder ins Fort zurückkommen, was bedeutete, dass alle ein wenig in Aufruhr waren. Orekh übte schon wieder den Marsch und den Rapport für die Rückkehr des Feldherrn und die Kommandeure. Jeder war gespannt wie die Verhandlungen mit der Provinzkönigin verlaufen waren, denn davon würde die neue Strategie der Armee betreffend Raej abhängen. Würden sie neue Einsatzbefehle erhalten? Bekam sie eine Versetzung? Dabei mochte Jiriki Loraka eigentlich sehr, und all die schmucken Matrosen... unglücklicherweise würde der eine mit denen sie sich die letzten Tage vergnügt hatte, ebenfalls wieder nach Dhemlan segeln.
"Gut.. wir müssen endlich eine Entscheidung fällen", ergriff Isobel das Wort, vertrieb die Gedanken an gut gebaute Matrosen. "Es ist ernst." Sie blickte in die Runde von einigen der anderen Soldaten, die heute Dienst im Wachhaus hatten und nicht gerade auf Patrouille waren.
"Aber ich will es nicht machen", wehrte Nardek ab. "Ich polier auch freiwillig die Schilde."
Die anderen nickten, sahen zu Isobel, die aufseufzte und zur Galerie oben blickte. "Fein... ich machs", gab sie schließlich nach.
Noch etwas war anders heute. Der Korporal schlief immer noch und bisher hatte sich niemand getraut ihn zu wecken. Ob er einen Rausch ausschlief? Oder war er wach und arbeitete bloß im Büro? Die Gefreite ging langsam die Treppe nach oben, fasste sich ein Herz und klopfte an die Türe und lauschte vorsichtig.
"Sir? Alles in Ordnung, Sir? Ich habe die letzten Berichte hier, sie benötigen noch eure Unterschrift", sagte sie durch die Türe und hielt tatsächlich eine Mappe mit Berichten in den Händen.
"Außerdem soll ich euch ausrichten, dass Hautpmann Orekh euch heute Nachmittag spätestens zusammen mit.. uns im Fort sehen will. Für Sions Rückkehr", erinnerte sie ihn, wartete noch einen Moment, ob sie irgendeine Rückantwort vernahm. Als es sich doch so anhörte, als wäre Bonderus wach, trat Jiriki von der Türe zurück. "Ihr seid beschäftigt, ich lasse euch weiterarbeiten, Sir." Es war klüger nicht die Türe zu öffnen und bei den anderen einfach so tun als würde der Korporal nicht gestört werden wollen. Aber wenn er in einer Stunde nicht hier unten erschien, würde sie nochmal an der Türe klopfen gehen.

Doch der Tag verlief ohne weitere Zwischenfälle und Isobel konnte mit den anderen wieder ihren Rundgang durch die Stadt drehen. Erst gegen Nachmittag tat sich etwas, da vom Westtor lautes Hufgetrappel ertönte und vier Reiter, gekleidet in den reinschwarzen Uniformen mit grünschwarzem Umhang der dhemlanischen Elite, in die Stadt ritten und dann gleich auf direktem Wege zum Fort.
Das bedeutete wohl, dass Sion nicht mehr weit fort war. Allerdings fragte Isobel sich, wozu er überhaupt eine Ankündigung brauchte, denn nach einer Weile spürte man regelrecht wie eine schwarze Wolke der Macht von Westen über Loraka rollte und jeden hoffnungsvollen Gedanken erstickte. Der Gefreiten lief ein Schauder über den Rücken. Sie wollte gewiss nicht zu den Feinden Sions gehören, denn schon beim ersten Mal wo sie den Kriegerprinzen gespürt hatte, wußte sie, dass er sie bestimmt zum Sieg bringen würde. Dann könnte sie zurück nach Pruul und ihre kleine Tochter wiedersehen.
Isobel seufzte leise und folgte dann den anderen ins Fort, wo die meisten bereits Aufstellung in Reih und Glied aufgenommen hatten, damit sie Sion gebührend empfangen konnten. Die Gefreite blickte zu Korporal Bonderus, irgendwie war er heute viel schweigsamer als gestern, wo er sie beim Training noch so motiviert und inspiriert hatte. Ob er auch aufgeregt wegen Sion war? Isobel blickte sich um. Von der sechsten waren erstaunlich wenige zu sehen und den, den sie Tiger nannten, schien nicht da zu sein. Dafür natürlich Lorcann und Bovert, die in ihren Paradeuniformen mit den anderen höheren Offizieren ganz vorne standen.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 08:36

„Spring einfach, du kannst fliegen.“ Der kleine Junge mit den goldenen Augen lächelte zu Malateste hoch, während er mit ihm am Rande eines gigantischen Abgrundes stand, in dessen Schlund alle Juwelenfarben spiralförmig nach unten waberten und tobten. Der Kriegerprinz schüttelte den Kopf. „Es ist ein bodenloser Abgrund, wir würden bis in alle Ewigkeiten darin treiben und vergessen werden.“ „Wäre das so schlimm Vater?“ Glockenhell lachte der Junge auf und entzog Gualterio seine Hand. Sein Lachen hatte er von seiner Mutter. Ehe Malateste ihn aufhalten konnte sprang der Junge in den Abgrund. Malateste wollte ihn zurückhalten, doch seine Bewegungen waren langsam und zäh, als ob er in einem Stück Honig feststeckte. Der Junge drehte sich im Fall auf den Rücken und spreizte die Arme ab, es sah aus als ob er schwebte. „Komm Vater, es ist wunderschön.“ Gualterio liess sich auf die Knie fallen und stützte die Hände am Abgrund ab. „Ich kann nicht, soviel ist ungeklärt.“ Das Lächeln des Jungen erstarb und sein Körper verschwand im Nebel der Juwelenfarben.
„Kinder.“ Die Stimme klang amüsiert, doch ihr Klang liess ihn bis ins Mark frösteln. Malateste blickte hoch. Auf der anderen Seite des Abgrunds stand ein riesiger Krieger in einer kunstvollen, furchteinflössenden Rüstung mit einem erschreckenden Hundekopfhelm. Der Kriegshund lachte sein bellendes Lachen. „Du kannst nicht gehen Bruder, der Krieg zieht heran und mit ihm unsere Zeit. Hörst du die Schlachttrommeln?“ Von irgendwoher hallten dumpfe Ttrommeln in einem Rhythmus der das Adrenalin hochpumpte und den Herzschschlag beinflusste. Bumm. „Timaris schickt uns wieder in die Schlacht.“ Bumm. „Wir werden wieder eins Bruder.“ Bumm. „Wir sind nicht für Kinder und Frauen geschaffen, wir nicht.“ Bumm. „Unsere Frau ist der Krieg, und der Tod unser Sohn. Andere geben Leben, wir nehmen es.“ Bumm.
Malateste wollte etwas erwidern, doch sein Mund war wie zugeklebt. Der Kriegshund streckte seine Rechte im Dornenbewehrten Panzerhandschuh aus und Gualterio spürte wie er von unsichtbarer Macht hochgehoben wurde und über den Abgrund auf den Alptraumritter zuschwebte. Bumm. Bumm. Bumm.
Schweissgebadet wachte Malateste auf. Der Klang der Trommeln blieb und wandelte sich zu einem Klopfen auf Holz.
"Sir? Alles in Ordnung, Sir? Ich habe die letzten Berichte hier, sie benötigen noch eure Unterschrift." Der Korporal brauchte einen Augenblick bevor er wusste wo er sich befand und Isobels Stimme erkannte. Er musste noch einmal eingeschlafen sein und wusste nicht wie lange. Die Gefreite sprach weiter zu ihm, Orekh erwartete sie spätestens am Nachmittag im Fort, wegen Sion. Gualterios Blick fiel auf die leere Spritze die auf dem Hocker beim Bett lag. Stimmt, er hatte Schwarztraum genommen. Der Kriegerprinz erhob sich und tastete im Geist seinen Körper ab. Alles war noch wie gehabt, er fühlte sich sogar ausgesprochen ruhig und seine Gedanken klärten sich zunehmend.
"Ihr seid beschäftigt, ich lasse euch weiterarbeiten, Sir", drangen Jirikis Worte durch die Tür.
„Ich bin wach Gefreite, leg die Berichte vor die Tür, ich werde mich darum kümmern sobald ich hier fertig bin. Und besorg mir eine grosse Kanne Kaffee.“ Isobels Schritte verklangen draussen auf der Galerie. Malateste wusste nicht was er erwartet hatte, doch er hatte das Gefühl mehr oder weniger sich selbst zu sein.

Heute würde Sion eintreffen. Er hatte Schwarztraum keinen Augenblick zu spät genommen. Gualterio war froh, dass sein Verstand so klar war, heute würde er ihn brauchen. Mehr denn je hing alles davon ab das er die Rolle des Korporal Bonderus glaubwürdig verkörperte. Gewissenhaft zog sich der Kriegerprinz an, die Uniform mit dem Drachen sass perfekt, die Waffen waren geölt und gereinigt, die Stiefel auf Hochglanz poliert. Auch Orekh sollte zufrieden sein.
Gualterio versuchte den Tag geordnet über die Runden zu bringen, er kümmerte sich um Administratives und Praktisches. Doch erledigte er alles eher automatisch. Seine Gedanken drehten sich immer wieder um Sions Ankunft und er versuchte aufkeimende Nervosität niederzuringen. Es gab heute keine inspirierenden Reden von ihm, der Korporal war eher wortkarg. Die erste Ankündigung des Kommenden erfolgte gegen Nachmittag als vier Reiter mit wehenden grünschwarzen Umhängen vom Westtor her durch Loraka preschten. Der Hayllier erkannte die Uniformen nicht, doch ihre Verarbeitung und die Umhänge liessen unschwer erkennen das es sich hier um Mitglieder einer Eliteeinheit handelte. Sion war also auf dem Weg. Malateste stellte sich auf seine baldige Ankunft ein, was er aber nicht erwartet hatte, war diese Welle der Macht die heranrollte. So etwas hatte der Kriegerprinz noch nie erlebt, die Macht durchdrang alles. Wie konnte ein Mann nur so machtvoll sein? Für einen Augenblick verlor er jede Hoffnung. Wie sollte seine lächerliche Scharade gegen diese Entität bestehen können? Wie sollte Hayll sich dieser Macht in den Weg stellen ohne hinweggefegt zu werden? Wie sollte irgendetwas dieses Ding besiegen können? Malateste spürte den Aufkeimenden Drang zu fliehen, ein völlig unbekanntes Gefühl. Dann begann er laut zu fluchen und verpasste sich selbst ein kräftige Ohrfeige. Verdammt, er war keine feige Memme! Der Schmerz auf der Wange holte ihn zurück. Diese Machtdemonstration Sions mochte einfache Landen erschrecken, es war nur ein Trick mit der Kunst, verflucht! Flösse Furcht in die Herzen der Menschen, das war es und er war darauf hereingefallen. Malateste spuckte aus, es war Zeit ins Fort zu gehen und sich dem Schicksal zu stellen. Mit lauter Stimme rief er seine Leute zusammen und in Zweierkolonne marschierten sie den kurzen Weg hoch zum Fort.

Dort oben waren andere Korporale schon damit beschäftigt ihre Soldateska im Hof Aufstellung nehmen zu lassen. Seltsamerweise stellte die zweite Kompanie den Grossteil der Soldaten, von der Sechsten waren nicht viele zu sehen. Suchend liess der hünenhafte Korporal seinen Blick über den Hof schweifen. Tiger war nicht zu entdecken. Wie hatte der Kerl es geschafft sich zu drücken? Und wieso hatte er Malateste nicht verraten wie er das angepackt hatte? Dann wäre ihm Schwarztraum und der baldige Entzug erspart geblieben. Seltsamerweise verspürte Gualterio keine grosse Wut auf Tiger. Eigentlich hätte er zumindest einen zünftigen Fluch vom Stapel gelassen, doch irgendwie störte es ihn nicht sonderlich. War dies die Wirkung des Schwarztraums?
„Los, reiht euch ein!“ Malateste begann seine Soldaten an ihrem Platz im Pulk der Zweiten zu peitschen. Als sie in einem ordentlichen Block in drei Reihen Spalier standen begann er sie abzuschreiten. „Penda, einen halben Schritt zurück. Nardek, mach den obersten Knopf zu, sieht ja liederlich aus. Los zieht eure Schultern zurück und hoch mit dem Kinn, ihr seid stark und stolz und ihr seid auf dem Weg verdammte Ledernacken zu werden, meine Ledernacken.“
Zufrieden mit dem Ergebnis musterte er seine Soldaten. Er kannte inzwischen jedes Gesicht und jeden Namen, sie würden gut werden, die Besten wenn er mit ihnen fertig war. Glücklicherweise stand seine Einheit nicht in der ersten Reihe des grossen freien Karrees in welches Sion mit seiner Eskorte einreiten würde. Diesen Platz hatten sich schon Lorcann und Bovert gesichert, die darin bestimmt einen weitere Stufe auf ihrem Weg nach Oben sahen. Gualterio hingegen war nicht erpicht sich so zur Schau zu stellen, weswegen er sich neben seinen Leuten aufstellte. Jiriki stand in am rechten Rand aussen und er stellte sich neben ihr auf. "Na Gefreite, rutscht dir auch jedesmal das Herz in die Hose wenn ER auftaucht." Malateste lächelte grimmig, setzte sich den Helm auf und schob das Visier soweit hoch das er darunter hervorblicken konnte, sein Gesicht aber halb im Schatten lag.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 08:37

Nach den letzten Verhandlungen, die er noch in Zamora geführt hatte, brachen sie nach dem Mittagessen vom Schloß auf in Richtung Osten nach Loraka zurück. Nun wo das Bündnis zwischen ihm und Lady Magyarosa offiziell war, gab es sehr viel zu tun. Das Warten hatte endlich ein Ende, er konnte in Raej die Phase Zwei einleiten und seiner Armee die neuen Befehle erteilen. Sion hatte sie schon ausgearbeitet bevor die Provinzkönigin seinen Bedingungen zugestimmt hatte, es gab allenfalls ein paar Details zu ändern. Hauptsächlich ging es aber darum, dass sein Einfluß auf Raej sich weiter ausdehnte, so würden sie nicht gegen zwei, sondern nur gegen eine der beiden Königinnen zu kämpfen haben, im Grunde war Sion egal gewesen welche von beiden, er benötigte nur eine willige Königin von Raej, die sich für seine Pläne nutzen ließ und in Loredana Magyarosa schien er genau das gefunden zu haben.
Sion warf einen Blick hinüber zu Alienor, die stumm und mit abwesenden Blick neben ihm herritt. Sie würde sich schon wieder erholen, das hatte sie auch nach den anderen schrecklichen Dingen, die er ihr angetan hatte, sie war stärker als es den ersten Anschein vermuten ließ. Allmählich kamen in der Ferne die Häusershilouetten Lorakas in Sichtweite, Rauch kräuselte sich von einigen Kaminen in der frischen Luft und auf dem kleinen Hügel in unmittelbarer Nähe ragte das Fort auf. Rotschwarze Fahnen entrollten sich zur Begrüßung flatternd im Wind, genauso wie die Banner, die zwei Träger am Spitze des Zuges hielten. Neben den Kommandeuren der zweiten und sechsten Kompanie wurde Sion von einem Dutzend seiner Elitesoldaten begleitet, ihm treu ergebene kampferprobte Männer. Einige von ihnen hatte er in Zamora stationiert, doch dies war nur der Anfang.Es war bereits Nachmittags als sie bei der Hafenstadt ankamen und der Zug sich zum Fort in Bewegung setzte, die dunklen Pferde schnaubten unruhig, größtenteils auch wegen Sions Anwesenheit. Die Hufen dröhnten auf dem harten Stein und zwischen den weit aufgeschwungenen Toren des Fortes konnte er bereits die Reihen an Soldaten sehen, die Aufstellung genommen hatten.
Alle waren sie schwarz gekleidet, auch Alienor trug dieses Mal ausnahmsweise Schwarz, ein schweres Kleid aus edlem bestickten Brokatüberwürfen, obwohl sie der Farbe normalerweise nicht viel abgewinnen konnte. Langsam ritten sie in das Fort, flankiert von den Elitesoldaten, die er aus Dhemlan mitgebracht hatte. Sions Blick schweifte über die Soldaten, er konnte ihre Anspannung aber auch ihre Erwartung fühlen. Sion selbst trug einfache schwarze Hosen, eine genauso dunkle Tunika mit langen Ärmeln, die am Saum dunkelrot waren und darüber einen schwarzen langen Mantel, der mit länglichen Eisenstiften vorne bis hoch zum Kragen geschlossen wurde.
Während Cal Frostseel und Rashar Karssail, der flügellose Eyrier, absaßen, blieb Sion auf dem Roß sitzen, damit er besser die Reihen der Soldaten überblicken konnte. Er spürte auch einen Kriegerprinz mit grauen Juwelen, der bei Sions Ankunft noch nicht hier gewesen war. Doch er würde nicht der einzige Neuzugang im Fort sein, sehr bald würden weitaus mehr Soldaten aus Dhemlan hier eintreffen. Sions dunkle Aura strich langsam über jeden einzelnen Anwesenden ehe er das Wort erhob.
"Dies ist der Ort an dem es beginnt. Von diesem Moment an erhaltet ihr neue Befehle. Ein Bündnis mit der Königin Magyarosa wurde geschlossen auf dass wir sie bei ihrem Vorhaben unterstützen den Thron von Raej zu erlangen", begann er, hielt kurz inne und dem Funkeln seiner rauchgoldenen Augen war zu entnehmen wer wirklich über Raej herrschen würde. "Die neuen Anweisungen beinhalten, dass ihre Soldaten nicht anzugreifen sind." Sion pausierte kurz, neigte sich etwas tiefer über das Pferd. "Es sei denn natürlich, sie behindern euch bei der Ausübung eurer Befehle." Er lächelte halb und einige der Soldaten lachten. Sion setzte sich wieder gerader auf.
"Jedem von euch wird die Lage in Raej bewußt sein. Königin Benksaba weigert sich ihre Ansprüche auf den Thron zurückzunehmen, so dass wir keine andere Wahl haben als sie zu bekämpfen, um Raej endlich wieder Einigkeit und Stabilität zu bringen. Es ist unsere Pflicht als stärkere Macht einen längeren Bürgerkrieg in Raej zu verhindern."
Während er sprach, schien es jedoch so, dass er mehr sagte als nur die Worte, die man deutlich im ganzen Fort hören konnte. Ein unterschwelliges dunkles Flüstern, was durch die Geister der Soldaten zog, sie empfänglich für seine Aura machte. Es war seine Gabe, seine Fähigkeit die dunklen Seiten in jedem Menschen zu rufen, ihre Gier, ihre Habsucht, ihre Wollust, ihren Zorn und Hass anzusprechen. Es war leicht die geheimen Wünsche eines Menschen zu erkennen und sie damit für sich zu gewinnen. *Folge mir... diene mir... und du wirst dir den Respekt verschaffen, den du verdienst... niemand wird sich mehr wagen dir entgegenzustellen... an meiner Seite wirst du alles erreichen...*

"Benksaba und ihre Anhänger sind mit allen Mitteln zu bekämpfen. Sofern es möglich ist, werden ihre Soldaten gefangen genommen, ihr Schicksal ist die Sklaverei in unseren Schmieden und Minen. Sie werden unseren Feldzug unterstützen, ob sie wollen oder nicht!"
Einige zustimmende Rufe wurden laut. "Eure nächsten Befehle werden euch tiefer ins Landesinnere bringen. Loraka war erst der Anfang, ein weiterer Stützpunkt wird in der Nähe von Zamora errichtet. Die Eroberung von Landepunkten und die Vernichtung jeglichen widerstandes ist weiterhin ein zentrales Ziel bis am Ende wir die alles bestimmende Macht in Raej sein werden. Eine schwarze Flut, die sich über die Länder ergießt und alles erstickt was sich ihr in den Weg stellt." Zum Ende hin war seine Stimme leicht lauter geworden. "Und wenn am Ende die Netze eingezogen werden, werden all diejenigen ihre Belohnungen halten, die mir treu gedient haben. Wem habt ihr die Treue geschworen?!"
"Sion!", erscholl es wie aus einer Kehle. Sion lehnte sich zufrieden zurück. Dann wandte er sich an Frostseel, die gleich salutierte. Sie war eine Dhemlanerin mit rostbraunem streng zusammengebunden Haar, die goldenen Streifen am Saum ihrer schwarzen Uniform wiesen sie als Kommandeurin aus. "Gib den Soldaten eine einmalige Soldzulage und für heute einen freien Tag, damit sie das Bündnis entsprechend feiern können", befahl er ihr und schwang sich dann vom Pferd. Für die Offiziere galt der freie Tag selbstverständlich nicht, es gab viel zu besprechen was die neuen Befehle und Strategien betraf. Sion sah kurz zu Alienor, der man auch von ihrem Pferd half.
Er selbst stand noch auf der Veranda zusammen mit den Kommandeuren und zwei Hauptmännern. "Es wird demnächst ein Schnitter in Loraka eintreffen", informierte er sie. "Er ist in jeglicher Hinsicht zu unterstützen und ihm alles zu geben was er verlangt." Die Erwähnung des Schnitters ließ kurz etwas Unruhe aufkommen, selbst bei diesen altgedienten Kämpfern. Einer der Hauptmänner gab auf seinen Wink hin den Befehl, dass die Soldaten in geordneten Reihen abmarschierten, auch wenn natürlich danach noch viele stehenblieben und zu ihnen blickten. Der Hauptmann von vorhin wandte sich dann an ihn. "Herr, wir haben in eurer Abwesenheit einige Rebellen fassen können."
Sion lächelte knapp. "Bringt den Anführer der Gruppe zu mir, ich werde ihn persönlich.. befragen." Auch wenn er bezweifelte, dass sie den Anführer der Widerstandsorganisation in Raej gleich gefasst hatten. Sie waren ein wirkliches Ärgnis, denn sie standen auf keiner der beiden Seiten, ihr einziges Ziel war zu verhindern, dass Sion Fuß auf Raej fasste. Allmählich wurde es dafür aber zu spät, denn die Armee würde immer weiter nach Norden vorrücken.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 08:43

Sie hatte den Morgen allein und den größten Teil davon im Bett verbracht, doch irgendwann hatte sie sich aufgerafft und war wieder im Badezimmer verschwunden um sich auf die heutigen Reisen vorzubereiten. Als es darum ging sich ein Kleid auszusuchen hatte sie den Gedanken nicht ertragen können etwas fröhlich helles zu tragen also hatte sie sich schlussendlich für ein schwarzes Kleid aus schweren Brokat entschieden. Das einige was es schmückte waren silberne Stickereien, die sowohl den Saum als auch den Ausschnitt umspielten. Das Mieder schloss sie mit Hilfe der Kunst, sie brauchte wirklich keine Gesellschaft.
Irgendwann kam dann auch Sion wieder, er behandelte sie freundlich und zuvorkommend, doch sie strafte ihn weiter mit eiskalten Schweigen. Ging aber mit ihm mit. Während sie allein gewesen war hatte sich die Vermutung immer mehr bestätigt, dass sie von Sion wirklich etwas neues gelernt hatte und zwar zu hassen...

Sie verabschiedeten sich dann noch kurz von der Königin und machten sich dann auf den Weg wieder zurück zum Fort. Alienor schwieg weiter und ritt einfach vor sich, bis sie wieder bei Sions Soldaten waren. Dort angekommen standen schon all die Männer und Frauen zu Appell bereit und Sion hielt eine Rede. Alienor erkannte die Männer und Frauen aus der 6. Einheit, jene die ihr die Treue geschworen hatten. Sie nickte leicht, was sie dann aber auch bei den anderen tat um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Doch sie brachte keinen freundlichen Gesichtsausdruck zu stande und so blickte sie auch hier ziemlich distanziert, oder wohl eher kalt.
Jedenfalls war die Rede schließlich vorbei und Sion gewehrte seinen Soldaten einen freien Tag und zusätzliches Geld und stieg dann von seinem Pferd ab. Alienor half ein Soldat vom Pferd und dankte ihm kurz für die Hilfe. Sie schwieg ja nur Sion an und nicht die ganze Welt. Ihr Gefährte informierte nun die Kommandeure oder welchen Posten sie auch immer inne hatten darüber, dass ein Schnitter zu ihnen kommen würde. Alienor blickte nachdenklich drein als sie die Unruhe unter den Anwesenden bemerkte, scheinbar bemerkte der Soldat (oder was auch immer er für einen Posten hatte) ihre Verwirrung und klärte sie leise darüber auf, dass es sich dabei um Assassine handelte und diese im allgemeinen ein wenig Unruhe herbeiführten. Die Heilerin nickte verstehend auch wenn es ihr beinahe gleichgültig war.

Das Gespräch zwischen Sion und einem Hauptmann richtete sich nun darauf, dass sie wohl einige Rebellen gefasst hätte und das Sion sich mit deren Anführer auseinander setzen wollte. Wenigstens jetzt regte sich ei ihr mal eine andere Reaktion als Kälte, nämlich Mitleid mit erwähnten Anführer. Wenn er Sion sagte was er wusste würde der Kriegerprinz vielleicht so gnädig sein und ihm einen schnellen Tod gewähren und wenn nicht stand den Rebellen kein schönes Schicksal bevor.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 08:54

Jeder im Fort spürte die Ankunft Sions, noch bevor seine Bannerträger über das geöffnete Holztor zwischen den Palisaden einritten. Dann ritt Sion der Eroberer ein, flankiert von einer blonden Frau die in schwarzen, edlen Brokat gewandet war, einer Frau in Uniform mit rostbraunem, straff zurückgebunden Haaren und einem Mann in derselben Uniform. Dies mussten die Königin namens Alienor, und die beiden Kommandeure Frostseel und Kharssail sein. Dieser Speerspitze folgte ein gutes Dutzend Soldaten. Die Kleidung des Trupps war komplett in Schwarz gehalten, selbst die Pferde waren schwarze, grosse Kaltblüter.
Der machtbesessene Kriegerprinz an der Spitze liess langsam seinen Blick über die versammelte Menge schweifen. Sion war relativ unspektakulär in schlichtem Schwarz gekleidet. Er hatte es nicht nötig mit Prunkgewändern aufzufallen, seine Aura reichte aus um jegliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Die beiden Kommandeure schwangen sich aus dem Sattel, Sion und seine Gefährtin blieben noch sitzen, so das jeder Anwesende einen guten Blick auf den Kriegerprinz hatten. Eine knisternde Spannung hing in der Luft bis Sion zu sprechen begann.
"Dies ist der Ort an dem es beginnt. Von diesem Moment an erhaltet ihr neue Befehle...“, begann Sion seine Rede und alle hingen gebannt an seinen Lippen, auch der hayllische Spion konnte sich ihm nicht verschliessen. Wider Willen spürte Malateste wie er von der machtvollen Gestalt dort auf dem Pferd in den Bann gezogen wurde. Ein Bündnis mit Magyarosa war geschlossen worden, doch jeder der Sion beobachtete verstand wer jetzt wirklich das Sagen hatte in Raej, zumindest in dem Teil den Magyarosa beherrschte. Sion machte sogar einen kleinen Witz über Magyarosas Soldaten der einigen Soldaten ein Lächeln entlockte, der grosse Teil der Anwesenden hörte jedoch weiterhin gebannt zu.

Angelockt von der unnatürlichen Ausstrahlung der Macht die von Sion ausging, erwachte der Kriegshund und stellte sich neben Malateste. Der Usurpator erklärte derweil, dass sich Benksaba gegen ihn und Magyarosa gestellt hatte. Für Malateste war dies alles nichts Neues, das war der Stand der Dinge den Timaris’ Geheimdienst schon herausgefunden hatte. Doch neu war, wie man Sions Worten entnehmen konnte, dass sie sich nun offiziell mit Benksaba im Krieg befanden. Gualterio spürte das Verlangen Königin Benksaba den Arsch aufzureissen, sie behinderte die Einigkeit und Stabilität Raejs und stand Dhemlan im Weg. Malateste wollte sich beweisen, er würde schnell bis ganz nach oben aufsteigen, wer weiss, vielleicht bis zu Sions rechter Hand!

Der Kriegshund drehte mit einer fragend hochgezogenen Augenbraue den Kopf und musterte Gualterio mit seinen lodernden Kohleaugen.
„Du vergisst doch wohl nicht wem du die Treue geschworen hast Bruder? Du hast dich Timaris Tolarim verschrieben. Nie werden wir einem Kriegerprinzen folgen.“ Die kratzende, dunkle Stimme des Kriegshundes vertrieb Sions Stimme aus Malatestes Geist und beschwor Timaris Bild herauf.
Sion sprach weiter, doch der Bann auf den Hayllier war gebrochen. Malatestes Nackenhaare stellten sich auf, beinahe wäre er dem dhemlanischen Kriegerprinzen verfallen, wie musste er bloss auf Menschen mit einem schwächeren Willen wirken? Der Usurpator sprach von einer schwarzen Flut die sich über alle Länder ergiessen würde und hinwegfegen, was sich ihr in den Weg stellte. Malateste wurde klar das Sion nicht weniger als die Weltherrschaft anstrebte.
Der Kriegshund lachte leise auf. „Eins muss man ihm lassen, er gibt sich nicht mit wenig zufrieden. Und siehst du wie alle wie sabbernde Idioten an seinen Lippen hängen und ihm alles glauben? Oh, er ist ein grandioser Verführer, aber er ist genauso ein grandioser Lügner. Er würde uns nicht zu schätzen wissen und uns vernichten wenn wir ihm nichts mehr nützen. Soll er ruhig nach Hayll kommen, dort wird seine schwarze Flut brechen.“

"...und wenn am Ende die Netze eingezogen werden, werden all diejenigen ihre Belohnungen halten, die mir treu gedient haben. Wem habt ihr die Treue geschworen?!" Sions Stimme hallte über den Platz.
Der Kriegshund grinste kalt und ohne jeglichen Humor. „Das war das Stichwort für die Schafe zu Blöken. Vergiss nicht Bruder, du bist hier der Wolf im Schafspelz, also solltest du mitblöken um nicht aufzufallen.“
„Sion!“, brüllte der ganze Hof einstimmig und Malateste fiel lautstark in den Ruf ein. Die Hand des Kriegerprinzen legte sich dabei um den vertrauten Griff des Langschwertes das er zu diesem Anlass gegürtet hatte. Ob Sion durch kalten Stahl zu töten war? Leise hallte das Lachen des Kriegshundes in Malatestes Geist nach als er wieder verschwand.

Der dhemlanische Kriegerprinz wirkte zufrieden und stieg nun auch vom Pferd. Alienor tat es ihm gleich und liess sich von einem Soldaten vom Pferd helfen. Malateste fand nun Zeit die Gefährtin Sions zu beobachten. Sie schien nicht arrogant zu sein, dankte dem Soldaten augenscheinlich sogar für die Hilfe. Ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, er wirkte sehr distanziert, beinahe kalt, doch trotzdem war sie schön anzuschauen und machte einen strahlenden, reinen Eindruck, gar nicht wie eine verkommene Königin. Zumindest hatte Malateste das Gefühl das eine Königin an Sions Seite verkommen sein musste um die pervertierten Ziele des Kriegerprinzen zu unterstützen. Alienor wirkte jedoch überhaupt nicht so.
Sion sprach gerade noch hörbar zu Kommandeurin Frostseel das die Soldaten einen freien Tag bekommen sollten um das Bündnis zu feiern. Lorakas Kneipen würden heute vermutlich Hochbetrieb haben.
Danach begab sich Sion mit einer Handvoll hochrangiger Offizieren auf die Veranda des Gutshauses und unterhilet sich mit ihnen. Gualterio wagte es mit Hilfe der Kunst vorsichtig zu lauschen.
"Es wird demnächst ein Schnitter in Loraka eintreffen. Er ist in jeglicher Hinsicht zu unterstützen und ihm alles zu geben was er verlangt“, erklärte Sion gerade seinen Hauptleuten. Ein Schnitter? Vermutlich war dieser ‚Schnitter’ so unangenehm wie der Name vermuten liess, wieder etwas was es herauszufinden galt. Nach und nach leerte sich der Hof, als die Soldaten Einheit für Einheit abzogen. Da Malatestes Trupp erst gegen Ende abmarschieren würde, konnte er unter dem Helmvisier hervor noch weiter beobachten was auf der Veranda passierte. Sion hatte eben befohlen den Anführer der gefangenen Rebellengruppe bringen zu lassen um ihn persönlich befragen zu lassen. Kurze Zeit später wurde dieser von zwei Wachen herbeigeschleift. Es handelte sich um den Mann mit dem ungebrochenen Blick den Lorcann erst selbst hatte verhören wollen.
Der Hof leerte sich weiter, bald würde Malateste seinen Trupp auch ausmarschieren lassen müssen.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 08:55

Es dauerte nicht lange, da hatte man den Rebellen von zwei Soldaten auf die Veranda geschafft, wo sie ihn so hart auf den Rücken schlugen, dass der Mann schwer auf die Knie fiel, sein Oberkörper kurz nach vorne sagte. Trotz seiner offensichtlichen Schwäche fing er sich schnell, sah hoch zu Sion, der langsam zu ihm heran trat.
"Ich gebe dir Gelegenheit mir freiwillig zu antworten." Er rief ein schwarzes Seidentuch herbei. "Entscheide dich bevor es zu Boden fällt. Wenn du dich fügst, werde ich zumindest deine Familie verschonen..." Sion ließ das Tuch fallen, das langsam zu Boden segelte, doch im Grunde war ihm die Antwort des Mannes völlig gleich, er hatte bloß dafür sorgen wollen, dass der Aufständler abgelenkt war und sich auf das Tuch konzentrierte, das sich hypnotisch langsam um sich selbst drehte und zu Boden taumelte. Im gleichen Moment führte Sion einen mentalen Schlag mit der Kunst gegen die Barrieren des Mannes aus, um sie einzureißen und sich alles was dahinter lag anzueignen. Natürlich bestand dabei die Gefahr, dass der Rebell gleich zerbrach und die Erinnerungen verlor, aber Sion glaubte kaum, dass der Gefangene überhaupt viel wußte und er hatte noch wichtigeres zu tun.
Äußerlich sah man kaum etwas von dem geistigen Kampf, außer, dass der Mann auf den Knien die Augen weit aufgerissen hatte, sich nicht mehr rührte. Sion lächelte bloß zufrieden als der Widerstand des Rebellen brach und er beginnen konnte gnadenlos die letzten Erinnerungen zu durchkämmen während der Mann bereits auf seinen Abgrund zustürzte und ein Juwelennetz nach dem anderen zerriss. Kurz bevor er gänzlich zerbrach, zog Sion sich wieder zurück. Das Tuch war inzwischen aufs Verandaholz gesunken.
Leicht verzog er das Gesicht, blickte zu der Kommandeurin, die derweil den Kriegerprinzen mit einer befehlenden Geste herbei gewunken hatte. "Die anderen Rebellen sind weitergezogen, da sie einer der Dorfbewohner vorher gewarnt hat." Was vieles bedeuten konnte, vielleicht ein Späher, der günstig auf den Winden gereist war um noch vorm Eintreffen der Soldaten einige der Aufständler zu warnen. Oder aber der Dorfbewohner war zuvor informiert wurden... "Ich will, dass diese Angelegenheit sehr genau untersucht wird. Wir reden später noch darüber, ebenso über die neuen Einsatzbefehle. In einer Stunde", befahl er knapp, wandte sich bereits von dem Zerbrochenen ab und Alienor zu. Die Reise war lang gewesen, er wollte noch kurz etwas essen bevor er sich mit den Kommandeuren und Hauptmännern beraten würde.
"Wie lange werdet ihr uns noch beehren, Sion?", fragte Frostseel nach, die Hände hinterm Rücken verschränkt, gerade dastehend.
"Nur bis morgen. Alle weiteren Befehle wird eure Verstärkung aus Dhemlan mitbringen." Vermutlich würde er auch jemanden von der Internen mitschicken, um sicher zu stellen, dass ihre Bemühungen nicht in den eigenen Reihen sabotiert wurden.

Kurz bevor Sion zusammen mit Alienor ins Gutshaus trat, kam er an dem vernarbten Korporal vorbei, musterte ihn flüchtig, spürte auch, dass er Schwarztraum nahm, denn er konnte das stets an den inneren Reaktionen von Chandra ablesen. "Tötet ihn", befahl Sion nur. Es war ihm eigentlich egal wer es tat oder wie, der Aufrührer war nutzlos geworden und es gab schon genug Leichen in den Gagenkäfigen. Die Bewohner im Süden Raejs sollten allmählich den Eindruck bekommen, dass die Rebellen weniger wurden und es keinerlei Widerstand mehr gab.
Dann ging er mit Alienor nach drinnen und sie suchten ihr altes Zimmer im oberen Geschoss auf, wo man auch bereits ihr Gepäck abgeliefert hatte. "Es wird dich freuen zu hören, dass du heute weitestgehend deine Ruhe vor mir haben wirst. Auf mich wartet Arbeit." Trotz der Reise klang Sion nicht so als störte es ihn, jetzt noch vermutlich bis spät in die Nacht hinein mit den Offizieren zu debattieren. Er hasste Stillstand, nur wenn er etwas verändern konnte, fühlte er sich gut, es war schlicht sein Naturell.
Langsam öffnete er seinen dunklen Mantel, legte ihn ab und setzte sich. "Irgendwann wirst du auch wieder mit mir reden müssen, Alienor", bemerkte er in ihr Schweigen hinein. "Dir wird gar nichts anderes übrig bleiben." Aber vielleicht würde es ihr ganz gut tun, die wachsende Sehnsucht nach ihm zu verspüren. Es dauerte nicht lange, da erschienen auf dem Tisch zwei Gedecke mit einem guten Abendessen.
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