Antwort schreiben

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:04

Der Rebell wurde auf die Knie gezwungen und Sion sprach zu ihm. Malteste hatte seinen Lauschangriff abgebrochen um sich wieder seinen Soldaten zuzuwenden. Gerade wollte er den Befehl geben zurück in die Stadt zu marschieren, als ihn Frostseel zu sich winkte. Gualerio musste einen Fluch unterdrücken, er spürte nicht das Verlangen so dicht an Sion heran zu gelangen.
„Obergefreiter Penda, du übernimmst. Führ die Gefreiten zurück ins Wachhaus. Ihr habt Sion gehört, er hat einen freien Tag ausgerufen, aber sorg dafür, dass zumindest eine Handvoll halbwegs nüchtern bleibt falls es in der Stadt Ärger geben sollte. Ich komme später nach. Abtreten.“
Gualterio musterte noch einmal seine Gefreiten und schritt dann über den festgetretenen Lehm zu den vor dem Gutshaus versammelten Offizieren.
In den wenigen Sekunden die der Hayllier nicht hatte hinblicken können, hatte Sion offenbar alles erfahren was er wollte. Der Rebell kniete immer noch schlaff auf der Veranda, inzwischen mit leerem Blick, vor ihm lag ein schwarzes Seidentuch auf dem Holzboden. Sion erklärte den Anwesenden gerade das die anderen Rebellen weitergezogen sind, weil sie von einem Dorfbewohner gewarnt worden seien. Gualterio war klar das die Rebellen entweder Glück oder einen Informanten hier hatten, Sion zog dieselben Schlüsse, denn er wollte diesen Fall genaustens untersucht haben. Gualterio entging die Ironie der Situation nicht – Sion vermutete einen Informanten in den eigenen Reihen den er bestimmt finden wollte, derweil ein hayllischer Spion neben ihm stand der genau dasselbe Ziel verfolgte. Ein Rennen auf Zeit begann.

Sion wandte sich seiner Gefährtin zu um sich ins Gutshaus zu begeben, als Frostseel ihn fragte wie lange er zu bleiben gedenke. Zu Malatestes Erleichterung eröffnete Sion, dass er morgen wieder abreise. Der Usurpator schritt am hayllischen Kriegerprinz vorbei, kurz trafen sich ihre Blick. Gualterio hielt seine Züge eisern im Griff und atmete flach während er gebannt den Blick des Wesens erwiderte das einst ein Kriegerprinz gewesen war. Jetzt, als er ihm so nahe war, wusste Malateste was Tiger gemeint hatte, als er meinte das Sions Signatur nicht mehr viel mit einem Kriegerprinzen zu tun hatte. Der Dhemlanische Eroberer blickte ihn eher gelangweilt und beiläufig an bevor er ihm befahl den Rebellen zu töten und Alienor dann ins Haus führte. Erleichtert atmete der Hayllier ein und sammelte sich eine Sekunde ehe er den Gefangenen betrachtete. Der Rebell stierte ins Leere, aus einem Mundwinkel lief ihm ein Speichelfaden übers Kinn. Er war nur mehr eine leere Hülle und sein Tod würde eine Gnade sein. Beinahe zärtlich strich Malateste ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ähnlich wie Lorcann es getan hatte, und legte dann seine grossen Hände jeweils auf eine Wange des zerbrochenen Mannes. Der Rebell blickte ihm ins Gesicht, doch da war kein Leben oder Verstehen mehr in den Augen. Gualterio ruckte den Kopf des Rebellen mit einer harten Bewegung zur Seite. Ein hässliches Knacken verriet das Brechen des Genicks. Langsam liess er den schlaffen Körper auf die Veranda gleiten, sodas er das Seidentuch vor den Blicken von Frostseel verbarg. Flink berührte er das Tuch und liess es unauffällig verschwinden ehe er sich erhob und vor Frostseel salutierte.
„Kommandeurin Frostseel. Korporal Jason Bonderus.“

Di 22. Aug 2023, 09:04

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:05

Kommandeurin Cal Frostseel - Fara

Noch während Sion sich mit dem herangebrachten Rebellen befasste um ohne Zweifel all dessen Informationen aus seinem Geist zu extrahieren, winkte Cal den neuen Korporal heran, damit sie nachher noch mit ihm sprechen konnte. Nicht, dass sie jeden neu angekommenen Soldaten im Fort persönlich begrüßte, doch zumindest die Offiziere wollte sie in Augenschein nehmen ehe sie ihre Befehle von ihrem Vorgesetzten bekamen, in diesem Fall war das, wie Cal erfahren hatte, Feldwebel Bovert. Außerdem hatten sie bereits einen Kriegerprinzen im Fort, einen weiteren... das könnte Probleme verursachen, doch Frostseel ging davon aus, dass beide Schwarztraum nahmen und bei dieser Kreatur, die jeder bloß Tiger nannte, ließ sie das sogar überwachen.
Ihre Aufmerksamkeit richtete sich zurück auf Sion, als er knapp sagte was er von dem Rebellen erfahren hatte. Cal presste ihre Lippen zu einem festen Strich zusammen, ihre behandschuhten Hände hinterm Rücken verkrampften sich leicht, als Sion das aussprach was sie bereits befürchtet hatte. Jemand hatte die Widerständler gewarnt, weswegen sie nicht so viele hatten ausschalten können wie geplant.
"Ich werde mich dem persönlich annehmen", versprach sie ernst auf seinen Befehl hin, dass er die Angelegenheit untersucht haben wolle. Die Kommandeurin vermutete schon lange einen Verräter oder Spion in den eigenen Reihen, zu viele Missionen waren auf die ein oder andere Weise bereits schief gelaufen als dass dahinter bloß Zufälle und Pech liegen konnten.
Sion erklärte noch, dass er morgen bereits wieder abreisen würde, aber noch in einer Stunde mit ihr und Rashar sprechen wollte. Cals Blick wanderte kurz zum Kommandeur der Sechsten, er war großgewachsen, besaß kurzgeschnittenes schwarzes Haar und goldene Augen. Ein typischer Eyrier, wären da nicht seine fehlenden Flügel gewesen. Ihre Meinung von ihm hatte sich in den letzten Tagen nicht unbedingt gebessert, aber er hatte sich in Zamora zusammengerissen und sich meist um die Sicherheit der Königin gekümmert. Kurz mußte sie an den gemeinsamen Tanz denken. Sie hasste solche höfischen Angelegenheiten, Cal fühlte sich bedeutend wohler auf dem Schlachtfeld, ihr ganzes Leben war ein Schlachtfeld gewesen und Rashar schien es da nicht anders zu ergehen.

Nachdem Sion zusammen mit seiner Gefährtin nach drinnen gegangen war, trat der neue Korporal zu dem Rebell und brach ihm ohne viel Federlesens das Genick so dass der leblose Körper auf der Veranda in sich zusammensackte. Cal verzog nichtmal eine Miene.
"Korporal Bonderus, ich wollte noch kurz persönlich mit euch reden", richtete sie im gewohnt kühlen Tonfall das Wort an ihn.
"Wir sehen uns in einer Stunde", Rashar trat an ihnen vorbei, blickte zu beiden anderen Soldaten. "Kommandeurin. Korporal." Dann schritt er quer über den Platz vor dem Gutshof in Richtung der Zelte der Sechsten. Cal erübrigte ihm keinen weiteren Blick, ging stattdessen um den Toten herum und ins Innere des Hauses. "Folgt mir, Korporal, ich habe nicht viel Zeit."
Cal dachte bereits an die übrigenen gefangengenommenen Rebellen, sie mußten unbedingt herausfinden, ob diese noch mehr wußten und dann ein weiteres Mal diesem Dorf ein Besuch abstatten, obwohl sie bezweifelte, dass der Informant noch dort war. "Ich habe eure Papiere noch nicht gesehen, aber da Hauptmann Orekh sie bewilligt hat, gehe ich davon aus, dass alles in Ordnung ist. Wie lange seid ihr schon Koporal?", fragte sie ihn, nachdem sie ihr Zimmer betreten hatten. Es war zweckmäßig eingerichtet, aber anders hätte Cal es auch nicht gewollt.
Die Kommandeurin öffnete ihr zusammengebundenes Haar, öffnete ihre Uniformsjacke und begann sich langsam auszuziehen. Sie hatte nunmal nicht viel Zeit sich den Straßenstaub der Reise abzuwaschen bevor sie sich wieder mit Sion traf und wenn der Korporal sich beim Anblick einer nackten Frau nicht unter Kontrolle hatte, so gehörte er sowieso nicht hierher.
"Ich nehme an, der Hauptmann hat euch auch über die Situation eures Vorgängers informiert. Ich gehe davon aus, dass Korporal Espwin in ein paar Tagen wieder aus Garois zurück sein wird. Danach werden die Soldaten unter euch aufgeteilt und ihr außerhalb der Stadt eingesetzt, zunächst als bloße Patrouille auf den zwei großen Hauptstraßen, die aus Loraka herausführen", erklärte sie, während sie ihre Hose auszog und über einen Stuhl legte. An einer Wand war eine mit heißem Wasser gefüllte Badewanne, wohin Cal nun ging, nachdem sie sich auch ihr Oberteil und danach die schwarze Unterwäsche abgestreift hatte. "Die Straßen sind nicht so sicher wie ich sie gern hätte und Überfälle auf Händler und andere Reisende schaden der Stadt und damit auch uns." Die Kommandeurin stieg in die Wanne, so dass ihr nackter Körper bald von dem heißen Wasser umfangen wurde. Sie war durchaus hübsch, ihr Körper agil und trainiert, eindeutig eine Kämpferin, und nun wo ihre rostbraunen Haare offen waren, verlor ihr schmales Gesicht mit hoher Stirn etwas von seiner Strenge. Nur die kühlen Augen blieben.
"Also wird es eure Aufgabe sein die Straßen zu sichern, von Loraka bis zu den nächsten Poststationen. Wählt euch zwölf von den euch zugeteilten Soldaten aus, dann bekommt ihr noch drei weitere von mir zugeteilt. Die Befehle treten in Kraft sobald Korporal Espwin wieder hier ist und euren Posten im Wachhaus übernehmen wird", erklärte sie und wusch sich mit einem Schwamm ab. "Wenn ihr eure Sache gut macht, Korporal, werde ich euch auch erste Einsatzbefehle zukommen lassen." Doch zunächst wollte Frostseel sehen wie der Kriegerprinz sich machte, schließlich kannte sie ihn noch nicht und konnte nicht einschätzen wie fähig er war. "Wo habt ihr vorher gedient?", fragte sie interessiert.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:07

Ohne jegliche Gefühlsregung auf ihrem Gesicht betrachtete Kommandeurin Frostseel wie Malateste dem Gefangenen das Genick brach. Als sich Gualterio wieder aufgerichtet hatte, meinte sie kühl noch mit ihm sprechen zu wollen. Derweil verabschiedete sich Kharssail, der Kommandant der sechsten, von ihnen. Kurz musterte er den hayllischen Kriegerprinz der seinen Blick erwiderte. Malateste blickte ihm kurz nach als Rashar über die Holzplanken im festgetretenen Lehm hinüber zu den Zelten der sechsten schritt. Auf seinem Rücken waren unter der Uniformjacke zwei verräterische Ausbuchtungen zu sehen. Anhand des Namens und dieser Ausbuchtungen kombinierte der Hayllier, dass es sich bei dem Kommandeur um einen Eyrier handeln musste der seine Flügel verloren hatte. Vielleicht eine Bestrafung? War er auch ein ehemaliger Minenarbeiter? Aber wie könnte Sion einer solchen Person vertrauen, vorausgesetzt Sion war für den Verlust der Flügel zuständig? Oder war es jemand anders gewesen, und Sion versprach Kharssail ihm zu seiner Rache zu verhelfen?
"Folgt mir, Korporal, ich habe nicht viel Zeit." Frostseels Worte rissen ihn aus seinen Gedanken und der Kriegerprinz folgte der Kommandeurin ins Haus. Während sie die Tür zu ihrem Zimmer aufschloss fragte Cal den Hayllier wie lange er schon Korporal wäre.
„Seit 125 Jahren Kommandeurin.“ Er versuchte seine Stimme etwas zerknirscht klingen zu lassen. Es könnte von Vorteil sein wenn Frostseel glaubte Kommandeur Bonderus sei scharf auf eine Beförderung. Malateste folgte ihr ins Zimmer und blickte sich kurz neugierig um. Der Raum war spartanisch eingerichtet, ohne grossen Luxus oder Prunk. Einzig die mit heissem Wasser gefüllte Wanne auf vier Löwenfüssen aus Bronze war ein Zugeständnis an Annehmlichkeiten die dem gemeinen Soldaten verwehrt blieb. Das alles erhärtete nur das Bild das der Kriegerprinz von der Kommandeurin bekommen hatte: eine zähe Soldatin die sich mit jeder Faser der Armee verschrieben hatte.
Nachdem die Tür hinter ihnen zugefallen war löste Frostseel das Lederband welches ihre rostbraunen Haare zusammenhielt. Mit offenen Haaren verlor ihr Gesicht etwas von der Härte, doch ihr kühler Blick sorgte weiterhin für die nötige Distanz.
Die Kommandeurin begann den vermeintlichen Korporal auszufragen während sie sich gleichzeitig auszog. Malateste war nicht sonderlich überrascht ob ihrer Freizügigkeit. In der Armee gab es keinerlei Scham zwischen den Geschlechtern, es gab keine getrennten Unterkünfte, keine getrennten Waschplätze oder sonstigen Firlefanz. Eine Frau die sich entschloss in der Armee zu dienen war meist zäh wie Leder. Ihre Witze waren genauso dreckig wie die der Männer und bei einer Prügelei schlugen sie oft als erste zu. Das mussten sie auch tun, ansonsten würden sie untergehen. Malateste mochte Soldatinnen mit ihrer ruppigen Art. Sie waren leidenschaftliche Liebhaberinnen und verstandenen es zu kämpfen. Auf dem Schlachtfeld und im Bett. Frostseel machte genau diesen Eindruck. Als sie ihm beim Ausziehen kurz den Rücken zudrehte liess Gualterio seinen Blick anerkennend über ihren Körper schweifen. Er konnte das Muskelspiel unter ihrem agilen Körper erkennen und auch, dass sie ihn in Schuss hielt und an ihm arbeitete. Als sich Cal umdrehte war Malatestes Blick längst wieder auf einen Punkt an der Wand gerichtet während er mit auf dem Rücken verschränkten Händen in Hab-Acht-Stellung dastand.
Frostseel klärte ihn auf das er nur noch bis zu Espwins Rückkehr in Loraka Dienst hatte, danach würde er im Umfeld der Stadt operieren um die Strassen zu sichern. Er würde sich zwölf Soldaten von seinen jetzigen Leuten aussuchen dürfen, drei würden von ihr gestellt. Gualterio lächelte leicht. Er konnte sich vorstellen, dass sie diesen drei Soldaten vertraute und von ihnen haarklein Bericht erhalten würde was er tat und wie er arbeitete. Cal hielt auch nicht hinter dem Berg das es bei der Strassensicherung auch darum ging ihn einzuschätzen. Wenn Malateste sich bewährte würde er andere Einsätze erhalten. Vielleicht Rebellenjagd? Das könnte seinen Zielen durchaus dienlich sein.
Cal hatte sich langsam in die Wanne mit heissem Wasser sinken lassen und wusch sich jetzt mit einem Schwamm. Interessiert fragte sie ihn wo er vorher gedient hatte.
„In der vierten Kommandeurin, zurzeit in Dhemlan stationiert. Die Versetzung zur Zweiten nach Loraka kam mir jedoch durchaus gelegen. Ich mag den Feindkontakt und effektive Einsätze mehr als der Reservedienst in der Heimat.“ Der Korporal lächelte und seine bläulich-weisse Narbe verzog sich dabei. „Was ja unschwer zu erkennen ist. Ich hoffe Korporal Espwin kommt bald zurück, ich brenne darauf einigen Strauchdieben das Handwerk zu legen.“
Gualterio löste seinen Blick von der Wand und betrachtete Cal ernst. „Darf ich offen sein? Ich habe noch die letzten Sätze von der Unterhaltung mit Oberkommandeur Sion mitbekommen. Es scheint hier einen Maulwurf in unseren Reihen zu geben.“ Mit drohendem und wütendem Unterton fuhr Malateste weiter. „Mir ist klar, ich bin hier neu und muss mich erst beweisen, aber ich bin sicher, sie kriegen den verräterischen Bastard Kommandeurin und falls sie mich brauchen wäre ich erfreut dabei helfen zu können.“

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:08

Kommandeurin Frostseel

125 Jahre als Korpral war eine lange Zeit, aber Cal diente auch schon sehr lange in der Armee, ihr Vater hatte damals im ersten Krieg in Sions Armee gedient und als sie vom Umsturz in Dhemlan gehört hatte, war sie eine der ersten gewesen, die sich ihm bereitwillig angeschlossen hatte. "Ihr werdet merken, dass man heutzutage schneller aufsteigt und Gelegenheiten bekommt seine Orden zu verdienen", bemerkte sie. Seit sich Cal offen zu Sion bekannt hatte, war ihre Karriere auch rasch voran gegangen. Damals war sie noch Hauptmann gewesen und sie hatte ihren alten Kommandeur gestürzt, gut zwei Drittel der Leute hinter sich geschart. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen bis sie ihre eigene Kompanie erhalten hatte und Frostseel hatte vor in Raej alles richtig zu machen.
Während sie sich auszog und in die Wanne mit dem heißen Wasser stieg, entging ihr nicht, dass der Kriegerprinz respektvollerweise nicht sie sondern einen imaginären Punkt an der Wand angestarrt hatte. Obwohl sie nicht einen Moment daran zweifelte, dass er sie betrachtet hatte wann immer sie ihm den Rücken zugekehrt hatte. Es kümmerte Cal nicht. Manche Männer, gerade jene, die in Sions Armee dienten, hatten Probleme damit eine Frau als Vorgesetzte zu akzeptieren, doch Jason Bonderus erschien ihr bisher als zurückhaltend genug. Wenn er solche Gedanken hegte, dann behielt er sie wenigstens für sich.
So erklärte sie ihm routiniert wie sie sich die nächsten Einsatzgebiete für ihn vorstellte, verschwieg auch nicht, dass sie es als Bewährungsprobe ansah ehe sie entscheiden würde wo man ihn effektiver verwenden könnte. Der vernarbte Korporal war sehr stark und vermutlich war er auch ein ebenso guter Kämpfer. Solange er Schwarztraum nahm, würde er ein wertvoller Soldat sein, den sie nicht an Partrouillendienst verschwenden wollte. Sofern sie sich auf ihn verlassen konnte.
Die Hände hinterm Rücken verschränkt, antwortete er ihr, dass er zuvor in der vierten Kompanie gedient hatte ehe er hierher versetzt worden war, was ihm eindeutig mehr zuzusagen schien. Ob er seine Versetzung selbst beantragt hatte?
"Es ist erfreulich, einen Offizier zu treffen, der sich nicht auf seinem Posten ausruhen will. Ihr werdet eure Gelegenheit erhalten, Korporal", versicherte sie ihm, während sie sich mit dem Schwamm wusch und ihr nackter Körper sich nur leicht unter der Wasseroberfläche abzeichnete. Cal hoffte auch, dass Korporal Espwin bald wiederkehrte, sie wußte nicht wie lange sie die "Botschaft" in der Hauptstadt noch würden halten können wenn in Raej der Krieg offen ausgetragen wurde.
"Sprecht frei", erlaubte sie die Bitte des Kriegerprinzen, der gleich fortfuhr und erklärte, dass er mitbekommen habe, dass es einen Maulwurf in den eigenen Reihen gäbe. Cals Gesichtsausdruck verhärtete sich leicht. "Ihr solltet das für euch behalten, Korporal. Ich will keine Soldaten in meiner Kompanie sehen, die gegenseitig wüste Anschuldigungen ausstoßen." Die Situation zusammen mit der sechsten war sowieso schon angespannt genug. Zum Glück erhielt diese Kompanie keine neue Rekruten und je öfter Cal sie auf gefährliche Missionen schickte desto weniger kamen zurück. Das Problem würde sich bald von selbst gelöst haben.
Der Kriegerprinz bot gleich seine Hilfe an. Frostseel war klar warum, er war heiß drauf sich zu beweisen und endlich befördert zu werden. Doch noch war sie nicht bereit Bonderus mit solch delikaten Aufgaben zu betrauen. "Haltet fürs erste die Augen offen und berichtet mir, sollte euch etwas Fragwürdiges auffallen. Ich vermute, mit der eintreffenden Verstärkung aus Dhemlan wird auch jemand von der Internen hierher kommen."
Auch wenn Frostseel nichts zu verbergen hatte, so mochte niemand der Soldaten die Internen, sie brachten den gesamten Ablauf durcheinander und hielten sich für gewöhnlich für etwas bessres. Und dann sollte auch noch ein Schnitter eintreffen. Als ob sie nicht schon genug Probleme hätte.
"Ihr könnt abtreten, Korporal", sagte sie dem blonden Hünen knapp. "Sorgt dafür, dass das Wachhaus trotz des freien Tages ausreichend besetzt ist", wies sie ihn an kurz bevor er ging. Neben der Türe lehnte gut sichtbar ihr schwarzer doppelseitiger Klingenstab, geschützt durch einen Schild. Cal würde sich erst ihre eigenen Gedanken über den Rest machen müssen. In Ruhe wusch sie sich routiniert weiter ehe sie eine neue Uniform anzog und sich die Haare zusammenband. Sie besaß kaum etwas anderes außer Uniformen und es war ihr mehr als schwer gefallen in Zamora ein Kleid für das Tanzen zu tragen, es wirkte wie aus einem fernen Leben.

Nach einem kurzen Essen, saß sie dann mit Rashar und einigen Hauptmännern sowie natürlich Sion zusammen, um bis spät in die Nacht hinein über die neuen Ziele in Raej zu sprechen, Strategien zu entwickeln und die nächsten Planungsphasen zu entwerfen. Es war eine langwierige Arbeit, doch Cal kniete sich voller Eifer in die neuen Aufgaben, weil sie sie beflügelten. Endlich würde auch sie ihre Gelegenheit erhalten. Loraka einzunehmen und zu einem Stützpunkt auszubauen war leicht gewesen, die Herausforderungen warteten noch auf sie.
Der Kommandeur der Sechsten schien ihren Enthusiasmus nicht zu teilen. Verständlicherweise, denn die Aufgaben, die er zu bewältigen hatte, würden ungleich schwerer sein. Für Cal waren seine Leute nicht mehr als Kanonenfutter, entbehrliche Verluste. Irgendwann, nach Stunden des Debattierens und wo Rashar noch einmal vergeblich neue Rekruten für sich gefordert hatte, waren sie fertig für heute und Sion zog sich zurück. Frostseel feierte nicht mehr, sie legte sich sofort schlafen, denn sie wollte morgen wach sein, wenn Sion abreiste. Die Anwesenheit des Mannes machte etwas mit ihr was sie sich kaum erklären konnte, für keinen anderen Kriegsherrn wäre sie in den Tod gegangen, nur für ihn. Sie glaubte an seine Visionen, hatte sie zu ihren eigenen gemacht. An das danach, dachte Cal nicht. Frieden war auch so ein fernes Wort geworden.
Sion brach am anderen Morgen vormittags schon auf und seine Elitesoldaten ritten zu beiden Seiten von ihm und seiner Gefährtin. Auch die Kommandeurin begleitete die Delegation bis zum Hafen. Ihr Pferd scheute unruhig in der Nähe der Schwarzdorn deren schwarze Segel leicht hin- und herflackerten. Sobald Sion und sein Gefolge das Deck betreten hatten, glitt das Schiff langsam aus dem Hafen. Doch es dauerte nicht lange, da tauchten schwarze Schlieren um das Schiff herum aus, griffen aus dem Wasser heraus nach ihr wie schwarzer Atem und bald schon wurde die Schwarzdorn mit ihrem unheimlichen Kapitän und seiner Mannschaft von den schwarzen Winden ergriffen und verschwand. Nur noch leichter Geruch von Asche hing in der Luft. Cal starrte noch eine Weile auf die leere Stelle im Wasser ehe sie ihr Pferd wandte und zurück zum Fort ritt. Es gab viel zu tun.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:09

Beim Hinausgehen betrachtete Malateste kurz den doppelseitigen Klingenstab der an der Wand lehnte. Eine aussergewöhnliche Waffe die viel Übung verlangte, doch er hegte keine Zweifel das Frostseel damit umzugehen verstand. Auf dem Weg vom Fort nach Loraka dachte der Kriegerprinz noch einmal über das Gehörte nach. Sion wollte auf Nummer sicher gehen, jetzt wo der Krieg offen ausgerufen worden war, konnte er keine Schwachstellen in dem Brückenkopf Loraka dulden. Der Schnitter, was immer dieser auch tat, war eine der Gegenmassnahmen und die von der Internen eine weitere. Beides klang ungemütlich und er würde noch vorsichtiger sein müssen um nicht aufzufliegen.
Kaum in Loraka angekommen begeneten ihm schon zwei Soldaten die mit glasigem Blick und leicht schwankendem Schritt an ihm vorüberwankten. Einige der Soldaten hatten das mit dem freien Tag augenscheinlich sehr genau genommen und das getan was viele Soldaten unter einem freien Tag verstanden, sich gehörig und in kurzer Zeit die Kante geben. Heute Abend würde es viele Schlägereien, verprügelte Huren und Schlimmeres geben.
Das Wachhaus war glücklicherweise nicht ganz leer und der Obergefreite Brion Penda hatte Malatestes Befehl umgesetzt und einige der Gefreiten nüchtern und einsatzfähig zurückgehalten. Penda schien ihm deswegen nicht Gram zu sein, sein Dienst würde Abends zu Ende sein und Penda konnte dann in die Feier starten wenn es am höchsten zu und herging. Das Nardek nicht anzutreffen war überraschte Gualterio nicht, ebensowenig der Umstand das Gwynn und Isobel zu denen gehörten die sich freiwillig zum Dienst bis zum Abend gemeldet hatten.
Gualterio füllte sich einen Tonbecher mit verdünntem Rotwein und stürzte ihn herunter. Wohlwollend musterte er Gwynn der am grossen Tisch die alte Lederwickelung an Tigerszahn Griff durch eine neue austauschte.
„Sehr gut Cadlew, halte das Schwert in Ordnung und scharf, und es wird sich erkenntlich zeigen. In einigen Tagen geht der Unterricht weiter.“
Gualterio setzte sich auch an den Tisch, tunkte einen Stofflappen in eine Schüssel mit Olivenöl und begann damit seinen Helm einzureiben.
„Heute Abend und heute Nacht wird es hoch zu und hergehen“, wandte sich der Kriegerprinz an alle Anwesenden. „Ich werde euch nicht befehlen nüchtern zu bleiben, jeder hat ein Recht auf den freien Tag, aber seid euch gewahr das jederzeit die Feier aus dem Ruder laufen kann.“
Er ging nicht in die Details, jeder wusste hier was passieren konnte und was er von ihnen verlangte ohne es auszusprechen. Isobel sass an einem Holztisch und führte die Versorgungsliste fürs Wachhaus nach.
„Gefreite Jiriki, ich habe etwas mit dir zu besprechen, ich erwarte dich in einer Viertelstunde oben.“ Malateste erhob sich klemmte den Helm unter den Arm und stapfte die Treppe nach oben. Es war an der Zeit den getarnten Entzug in die Wege zu leiten.
Fünfzehn Minuten später klopfte es an der Tür und Isobel trat ein. Malateste erhob sich von seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch und musterte mit einem vielsagenden Blick Isobel von Kopf bis Fuss. „Der Zeitpunkt ist gänzlich schlecht gewählt, doch leider kann ich das nicht steuern, genausowenig wie ich die Gezeiten steuern kann.“ Er trat näher an Isobel heran. „Ich spürte es schon vor einigen Tagen kommen, auch meine seltsame Stimmung in der einen Nacht hing damit zusammen.“ Er stand nun neben Isobel und Gualterio fuhr mit den Fingern über ihr Haar, zu ihrem Hals, bevor er seine Hand ruckartig zurückzog. „Ich spüre, dass ich in die verfluchte Brunft komme. Genau jetzt, wo ich gerade hier angekommen bin. Es ist wie verhext.“ Ungehalten trommelte er mit den Fingern an die Wand bevor er sich beruhigte und etwas ruhiger weitersprach. „Ich kanns nicht genau beschreiben, aber ich vertraue dir.“ Sein Blick blieb für einige Sekunden an der Wölbung ihrer Brüste unter der Uniformjacke hängen.
„Ich werde dir morgen meine Juwelen aushändigen und mich in eine Zelle hier einschliessen lassen. Ihr dürft für die Dauer von mindestens drei Tagen keine Frau zu mir lassen, und auch sonst möglichst niemanden. Und es darf nicht an die grosse Glocke gehängt werden. Sagt ich sei krank oder unpässlich wenn sich jemand nach mir erkundigt. Du, Brion Penda und Airas Estelo müsst dafür sorgen das der Laden problemlos läuft bis meine Brunft vorbei ist.“
Malateste spürte in seiner linken Rippe über dem Herzen die Kraft des grauen Juwelensplitters. „Und ihr müsst einen Schild um die Zelle legen. Gwyns grünes Juwel und ein weiteres sollten reichen. Ich hoffe dir ist der Ernst der Situation klar? Ein Kriegerprinz in der Brunft frei in einer Stadt wie Loraka wäre mehr als unangenehm.“
Malateste musterte Jiriki mit funkelnden Augen und leckte sich kurz über die Lippen. „Heute werde ich mich noch zurückhalten können, vielleicht werde ich am Abend noch gebraucht, aber morgen wird’s kritisch, ich spüre es. Glaubst du, du kannst mit der Situation umgehen? Und glaubst du das meine restlichen Gefreiten Stillschweigen wahren können?“
Er hoffte das Isobel auf die Farce hereinfiel, zumindest hatte er sich Mühe gegeben eine fiktive Notgeilheit zu unterdrücken.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:09

Isobel

Sion ein zweites Mal von so Nahem zu sehen, hatte sie wieder ganz aufgedreht gemacht und anhand des großspurigen aufgekratzten Verhaltens ihrer Kameraden konnte Isobel sehen, dass es den anderen nicht besser ging. Sie waren zurück zum Wachhaus gekommen, nachdem sie Korporal Bonderus alleine losgeschickt hatte, da er noch etwas mit der Kommandeurin zu besprechen hatte. Jiriki fragte sich was das wohl war, aber wenn es sie alle anging, wurde er sie bestimmt noch informieren. Die Pruulerin fühlte sich gut. Ein Besuch von Sion war immer mit gemischten Gefühlen verbunden, sie hatte die Furcht verspürt nach der Bonderus sie noch kurz vor dem Eintreffen des Kriegsherrn gefragt hatte, aber auch eine erwartungsvolle Aufregung und unbekannte Wünsche von denen sie nichtmal wußte ob es wirklich ihre eigenen waren.
Bei jedem hatte der Besuch von Sion so seine Spuren hinterlassen, die Gefreite spürte die Unruhe und den Tatendrang in allen von ihnen. Nur dass er sich bei den meisten erstmal in ausgiebiger Feierlaune zeigte, die ersten verschwanden bereits in diversen Nebengassen, so dass es am Ende nur noch ein kleines Grüppchen war, dass beim Wachhaus schlußendlich ankam. Darunter auch Brion, Gwyn und Airas. Es verwunderte Isobel ein wenig, dass Brion noch hier blieb, aber vermutlich war es ihm noch zu früh, um feiern zu gehen. Er war sowieso einer, der lieber in der Nachtschicht arbeitete.
Isobel machte sich an einigen Papierkram, während Gwyn wieder damit beschäftigt war sein Schwert Tigerzahn zu pflegen und zu schärfen. Sie wußte nicht, ob es an dem Schwert lag oder an Bonderus' Rede, aber irgendetwas hatte sich bei dem schlacksigen Gefreiten verändert und er wirkte seitdem viel entschlossener, auch wenn er immer noch ein ziemlicher Angsthase war. Die dunkelhäutige Gefreite mußte schmunzeln und widmete sich der Versorgungsliste fürs Wachhaus.
Es dauerte gar nicht so lange, da kam ihr Korporal zurück vom Fort, blickte sich um und genehmigte sich dann erstmal wortlos einen Becher verdünnten Rotwein. Ein Gespräch mit Cal Frostseel hatte auf viele Männer so eine Wirkung. Isobel setzte ihre Arbeit fort, hörte nur mit halbem Ohr zu wie er Gwyn lobte und danach nochmal laut mit allen Anwesenden sprach, sie daran erinnerte, dass sie nicht nüchtern sein mußten, aber das jeder wisse wie so eine Feier aus dem Ruder laufen könne. Jiriki hatte so etwas schon befürchtet. Heute würden sie vermutlich am meisten ihren eigenen Kollegen daran hindern müssen es mit dem Feiern zu übertreiben.
Sie blickte neugierig auf, als der große Kriegerprinz sie ansprach, dass er etwas mit ihr besprechen wollte. Warum denn ausgerechnet mit ihr? Irgendwie überlief sie kurz ein mulmiges Gefühl, aber dann ging sie in einer Viertelstunde doch hoch zu ihm, klopfte höflich an und salutierte nachdem sie eingetreten war.

Der Kriegerprinz stand von seinem Platz auf und begann sie gleich ausgiebig zu mustern. Ein Blick unter dem sie sich ausgezogen vorkam, dabei war er sonst einer der Männer gewesen, die sie nicht dauernd anstarrten weil sie eine Frau war. Abgesehen von der einen Nacht wo sie in seinem Bett geschlafen hatte. Verwirrt sah sie Bonderus an, verstand seine Worte zunächst nicht und was sein Verhalten sollte. Trotzdem wich sie nicht zurück als er näher kam. Der Korporal erwähnte diese besagte seltsame Nacht, er könnte das nicht steuern. Entgeistert sah Isobel zu wie er ihr durchs dunkle Haar strich, dann auch an ihrem Hals entlang.
"Sir? Das will ich nicht mit euch besprechen", wandte sie ein, da zog er schon wieder abrupt die Hand fort und eröffnete ihr, dass seine Brunft kurz bevor stand. Auch das noch! Jirki konnte nun doch nicht anders als zurückzuweichen. Hatte er sie etwa dafür "ausgesucht" ihn dadurch zu führen? Aber... sie wollte das nicht, sie hatte gehört Kriegerprinzen wären so schon sehr brutal und in einer Brunft erst recht.
Bonderus tigerte durch sein Zimmer, trommelte unruhig gegen die Wand mit den Fingern. Dann starrte er ziemlich eindeutig auf ihre Brüste und meinte, er würde ihr vertrauen. "Ihr seid zwar mein Vorgesetzter, Sir, aber...", setzte sie mit etwas Hilflosigkeit in der Stimme an, nicht wissend wie sie ihn umstimmen konnte, als der Kriegerprinz fortfuhr und sagte, er würde ihr morgen seine Juwelen aushändigen und sich in eine Zelle einschließen lassen. Isobel fiel ein Stein vom Herz und wirkte sichtlich erleichtert. Er wollte ihr seine Juwelen geben und das mit ihr besprechen, deswegen war sie also hier. Trotzdem... seine Brunft nahte anscheinend, sie wollte ihre Vorsicht nicht fallen lassen.
Ihr Vorgesetzter verteilte weitere Anweisungen, auch ein Schild sollten sie um die Zelle legen und sie dürften keine Frau zu ihm lassen. Zu guter Letzt fragte er sie, ob sie mit der Situation umgehen könne. Jiriki nickte nach einigem Überlegen. "Wenn ihr euch morgen wirklich einsperren lasst..." Am liebsten hätte sie die Juwelen von ihm schon jetzt gehabt, es gefiel ihr überhaupt nicht wie er sie ansah. "Dann sorge ich für den Rest, Sir", fügte sie hinzu. "Ich weiß nicht, ob alle den Mund halten werden, aber Brion ist gut darin falsche Gerüchte zu verbreiten, so dass niemand am Ende weiß wo die Wahrheit liegt. Ich kann offiziell sagen, ihr seid krank und hättet euch den Magen an schlechtem Fisch verdorben, das passiert hier öfter, aber ich weiß nicht, ob sie dann nicht eine Heilerin zu euch schicken", überlegte sie laut. "Kann ich jetzt wieder gehen, Sir?" Es war ihr anzumerken, dass sie seine Gegenwart gerne schon heute meiden wollte.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:10

„Hm, das sie eine Heilerin schicken wollen ist naheliegend.“ Nachdenklich legte der Kriegerprinz einen Finger ans Kinn. „In dem Falle sagst du Regensang sei schon unterwegs, ich möchte sogar, dass du Regensang Bescheid gibst. Sie kann dann sagen das ich in drei bis vier Tagen wieder auf den Beinen bin.“
Noch einmal mass Gualterio die bronzehäutige Gefreite mit seinem Blick. Sie war auf der Hut und einigermassen eingeschüchtert, er glaubte das sie die Geschichte geschluckt hatte.
„Sei morgen eine Stunde früher bereit. Weise Caldew noch ein wegen dem Schild und erkläre es auch den anderen, aber erst morgen wenn sie ausgenüchtert sind. Ich hoffe Brion macht seine Sache mit dem Gerüchte streuen und dem Vertuschen gut.“ Gualterio verschränkte die Arme hinter dem Kopf und wieder fiel sein forschender Blick auf Jiriki. „Du hast mehr Einfluss auf die Männer als du womöglich glaubst. Du hast Führungsqualität Jiriki. Wenn Espwin in einigen Tagen zurück kommt wird er das Wachhaus wieder übernehmen, ich werde mit einer Einheit das Umland von Loraka sichern und ich möchte dich dabei haben. Ich werde auch zwei Obergefreite brauchen und dich zur Beförderung vorschlagen. Stell dich schon mal darauf ein. Du darfst jetzt abtreten.“

Schon als Frostseel oben gesagt hatte, er dürfe sich 12 Gefreite aussuchen, hatte Malateste seine Liste im Kopf gehabt. Er war erst einige Tage hier, aber er hatte eine immense Erfahrung im Einschätzen von Soldaten.
Wie zu erwarten wurde der Abend eine rauschende Feier. Die Soldaten waren so im Siegesrausch als hätten sie Raej schon eingenommen. Es war beängstigend wie viel Einfluss Sion auf seine Leute hatte. Malateste hatte keinen Dienst, konnte aber auch nicht allein in seinem Zimmer sitzen, also begab er sich in den Trubel der Feier. Er spürte wie er zunehmend gereizt wurde und ihm kamen einige Soldaten in einem Brunnenhof gerade recht die über die Stränge schlugen und einige Wäscherinnen bei dem Brunnen massiv bedrängten. Als sich die sechs Soldaten nach der Abreibung stöhnend auf dem Boden wälzten blickten ihn die Wäscherinnen genauso ängstlich an wie ihre Peiniger zuvor. Mit ärgerlichem Knurren zog Gualterio von dannen. Irgendwann in der Nacht spürte er wie sich seine Gedanken trübten die tagsüber so klar gewesen waren, und er mekte das er auf der Suche nach Streit war, und dieses Mal würde Malateste richtig Blut vergiessen wollen. Noch einmal riss sich der Kriegerprinz zusammen und ging schnellen Schrittes zurück ins Wachhaus. Erst in der Stille des Korporalszimmers konnte er sich wieder etwas beruhigen. Die Nacht war dann dementsprechend kurz und der Hayllier hatte das Gefühl kaum geschlafen zu haben als ihn seine innere Uhr frühmorgens weckte. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und liess die Schwarztraumspritze erscheinen die er noch von Tiger hatte. Wenn er sich die Spritze setzen würde, wären seine Gedanken wieder klar, und er hätte alles wieder im Griff, so wie gestern als er Sion Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden war. Malateste spürte das verlangende Pochen in seiner Armvene. Mit einem Keuchen stand er auf und riss die Schranktüre auf. Schnell versteckte er die Spritze in den Falten eines Ersatzhemdes. So würde er nicht mit seinem Splitter die Spritze aus seinem Juwelengepäck holen können wenn er in der Zelle sass.
Fahrig zog sich der Kriegerprinz an, eine enganliegende Hose aus weichem Hirschleder, Stiefel und ein weisses Leinenhemd. Unten erwartete ihn schon Isobel in der noch ruhigen Wachstube. Aus den Schlafräumen hallte das Schnarchen der Männer die ihren Rausch ausschliefen. Zügig schritt der Kriegerprinz die Treppe ins Kellergeschoss hinunter und deutete der Pruulerin ihm zu folgen. Die drei Zellen lagen aneinandergereiht im hinteren Bereich und waren nur durch massive Gitterstäbe voneinander getrennt.
Mit einem Seufzer liess Malateste seine Juwelen an den Silberketten um seinen Hals erscheinen und streifte sie über den Kopf.
„Pass gut darauf auf Isobel. Ich hasse es ohne sie zu sein.“ Er hielt ihr das graue und das grüne Juwel mit leichtem Zögern hin. Sie funkelten wunderschön im Licht der Öllampe.
Was für eine Ironie, wieder gab er seine Juwelen ab und liess sich in einen Kerker sperren, obwohl er sich geschworen hatte dies nie wieder zu tun. Zumindest tat er es jetzt aus freien Stücken.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:11

Isobel

Isobel fand es ein wenig seltsam, dass der Kriegerprinz ausgerechnet nach Regensang verlangte. Hatte er denn nicht die Geschichten über sie gehört? Aber vermutlich wäre sie verschwiegener als Lady Winters. "Ihr solltet vorsichtig sein bei Regensang", meinte die Gefreite leise, wollte aber auch nicht zu sehr widersprechen und ihn reizen. Er wies sie an, morgen eine Stunde früher aufzustehen und den anderen dann zu erklären was mit ihrem Vorgesetzten los war. Isobel nahm sich vor nur diejenigen genauer einzuweihen denen sie halbwegs traute. Der Korporal war halt noch nicht so lange dabei, dass seine Soldaten bereits die Hand ins Feuer für ihn legen würden. "Am Ende wird die Behauptung, dass ihr die Brunft hattet, nur ein Gerücht von vielen sein", bemerkte sie. Höchst wahrscheinlich würden alle mehr davon ausgehen, dass der Kriegerprinz mit dem Feiern gewaltig übertrieben hatte und seine eigene Truppe ihn deswegen in einer Ausnüchterungszelle hatten einsperren müssen.
Immer noch bedachte Bonderus sie mit einem stechenden Blick aus seinem guten Auge, doch was er dann sagte, kam überraschend für die Pruulerin und zum ersten Mal seitdem sie das Büro betreten hatte, lächelte sie kurz. Wenn Galdos wieder hier war, würde Bonderus die Aufgabe übertragen die Straßen außerhalb von Loraka zu sichern und sie sollte zu seinem Trupp gehören. Eigentlich gefiel ihr die einigermaßen ruhige Arbeit im Wachhaus, aber die Beförderung zur Obergefreiten klang auch sehr gut in ihren Ohren. Das bedeutete ein bißchen mehr Sold und vermutlich auch ein wenig mehr Verantwortung.
"Danke, Sir", schaffte sie es nur zu sagen, salutierte und verließ das Zimmer, um auf der Galerie erleichtert auszuatmen. Die Gefreite fragte sich wie die nächsten vier Tage wohl werden würden und hoffte, es gäbe keine nennenswerten Zwischenfälle. Wie zu erwarten wurde die Arbeit am Abend im Wachhaus noch anstrengend und mehrmals mußten sie rausgehen, um eine Prügelei zu schlichten oder dergleichen. Am Ende fiel Jiriki total erschöpft ins Bett und fragte sich was sie nur dazu getrieben hatte, freiwillig Dienst zu schieben. Aber vielleicht war genauso ein Einsatz das was einen am Ende die gute Meinung der Offiziere einbrachte und damit eine Beförderung. So wild war die Gefreite eigentlich nicht Karriere in der Armee zu machen, sie wollte irgendwann ihre Tochter sehen, aber das Geld.. das Geld wäre natürlich schön und sie könnte mehr nach Hause schicken. Womöglich später so viel, dass ihre Tochter später einmal auf eine Schule gehen könnte. Isobel war nie auf die Schule gegangen. Mit den Gedanken schlief sie ein und wurde von den morgendlichen Sonnenstrahlen geweckt, die ihren Weg in den Raum mit den dicht einander gedrängten schmalen Betten fand.

Schnell machte sie sich zurecht, um unten in der Wachstube ein wenig nervös auf Korporal Bonderus zu warten. Es dauerte nicht lange, da hörte sie das Knarzen der Treppenstufen und sah wie der Kriegerprinz nach unten trat. In keiner Uniform, sondern einer eng anliegenden Wildlederhose und einem weißen Leinenhemd. Sie hielten sich nicht viel mit einer Begrüßung auf, wortlos folgte Jirki ihm nach unten in den Keller, wo die Zellen waren. Gestern abend hatte Isobel zusammen mit Gwyn noch die Zellen gereinigt, altes Stroh rausgeschaufelt, die Aborteimer geleer und einen Eimer Wasser mit Seifenlauge über die Steine gekippt. Jetzt roch es nur noch nach altem feuchten Stein. In einer der Zellen hatte sie die ausgelegene Pritsche neu mit festem Segeltuch bezogen und auch eine Wolldecke und ein kleines Kissen hingelegt.
Etwas unschlüssig stand sie in dem Gang vor der Zelle, sah zu wie Bonderus die Kette mit seinen Juwelen über den Kopf streifte und ihr reichte. Ehrfürchtig nahm Isobel die dunklen Juwelen entgegen. "Ich werde sehr gut auf sie achtgeben, Sir", versprach sie. Ihr Blick wanderte zu den Zellen. "Ist nicht grade sehr komfortabel... braucht ihr noch irgendetwas, Sir?" Isobel fühlte sich ein bißchen sicherer, nun mit den Juwelen in der Hand, doch vorsichtshalber ließ sie selbige in ihrem eigenen Juwelengepäck verschwinden.
Sie wartete bis alles geklärt war und der Kriegerprinz freiwillig in die Zelle trat, so dass sie langsam die Gittertüre hinter ihm schließen konnte. Der Schlüssel klackte mehrmals im Schloß, dann hatte sie tatsächlich ihren vorgesetzten Offizier eingesperrt. Die Situation war mehr als seltsam. "Ich.. schicke dann gleich Cadlew runter mit Frühstück und.. wegen den Schilden." Hoffentlich konnte er sich solange beherrschen. Isobel warf ihm noch einen Blick aus ihren dunklen Augen zu ehe sie wieder die Treppe hochging, vielleicht ein bißchen schneller als notwendig.
Dann ging sie die andere Treppe zur Galerie hoch und zum Raum, wo Gwyn schlief, um ihn zu wecken, doch er war schon wach und dabei sich anzukleiden. Natürlich wurde er sofort rot als Isobel ihn ansah, so wartete sie draußen, begann ihm danach leise die Situation in der Küche zu erklären und warum sie genau gestern den Zellentrakt gereinigt hatten. Der Rotschopf schien ebensowenig runter in den Keller zu wollen wie Jiriki, am Ende mußte sie ihm versprechen ihn zu begleiten. Mit einem Frühstückstablett und frisch gebrühten Kaffee gingen sie nach unten.
Gwyn ließ das Tablett in der Zelle erscheinen, so dass Isobel nicht extra die Türe aufschließen mußte.
"Sir, ich hab noch etwas was.. ähm e-euch vielleicht ablenkt." Er ließ ein abgegriffenes nur noch vom Leim zusammengehaltenes Bündel Papier erscheinen, es war sowas wie ein Buch nur ohne Einband. "Das ist 'Frieden und Krieg' von Leanthes Veredis. Ähm, leider nur der zweite Teil von vieren... mehr hab ich nicht, aber der zweite Teil ist sehr gut", entschuldigte er und reichte das Buch durch die Gitterstäbe. Die Gefreite fragte sich woher Gwyn überhaupt ein Buch hatte, die waren teuer.
"Ist das nicht ein hayllischer Autor?", fragte Jiriki nach, "Sowas solltest du hier besser nicht rumzeigen." Aber hauptsache Bonderus hatte irgendwas was ihn von seinen Trieben ablenkte, sie wollte nur nicht, dass Gwyn Schwierigkeiten bekam wenn ihn zum Beispiel die Kommandeurin mit so etwas erwischte.
Der rothaarige Gefreite blickte zu Boden. "Ohne die anderen Teile versteht man sowieso nicht viel...", murmelte er, "Ich weiß gar nicht mehr woher ich ihn hab. Sir, ich.. lege jetzt das Schild um die Zelle." Er konzentrierte sich und schirmte den Bereich mit einem grünen Schild ab. Jiriki würde nachher Brion einweihen, damit er ein zweites Schild zur Sicherheit errichten konnte und dann mußte sie noch Regensang Bescheid sagen. So viel zu tun.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:12

Mit einem Blick zu den Zellen entschuldigte sich Isobel das es nicht sonderlich konfortabel wäre. Gualterio liess seinen Blick über die Zellen schweifen. Die eine ganz links aussen hatte eine bezogene Pritsche mit einer zusammengefalteten Wolldecke und einem kleinen Kissen darauf. Ihm stieg auch der schwache Geruch nach frischer Seife in die Nase. Jemand hatte sich hier wirklich Mühe gegeben es ihm komfortabler zu machen. Der Kriegerprinz fühlte sich beinahe gerührt und lächelte kurz bevor er in die eingerichtete Zelle schritt.
„Mach dir keine Gedanken Jiriki, die Zelle ist geradezu luxuriös.“ Und das war sie in der Tat, im Gegensatz zu dem fensterlosen, stinkigen Loch in dem er beinahe zwanzig Jahre verbracht hatte, oder den Schlammigen Erdlöchern in denen er bei Frontgrabenkämpfen gehaust hatte. Niemand der das nicht am eigenen Leibe erlebt hatte konnte sich das Vorstellen.
„Lass mir noch ein Frühstück bringen, es könnte eine Weile dauern bis ich mich wieder für Essen oder Trinken interessiere.“ Er bleckte kurz seine Zähne. Er spürte wie sein Körper immer mehr nach dem Schwarztraum verlangte. Es war noch erträglich, aber er fühlte sich unruhig und zittrig. Gross Appetit hatte er zwar nicht, aber vielleicht half es was.

Langsam und irgendwie nervös schloss Isobel die Gittertür und verriegelte sie. Es war ihr nicht zu verdenken, schliesslich sperrte sie gerade ihren Vorgesetzten ein von dem sie glaubte, dass es sich um einen Kriegerprinzen kurz vor der Brunft handelte mit dem sie hier eben alleine im Raum war. Das mochte auch der Grund sein weswegen die Pruulerin sich beeilte aus dem Kellerverlies zu kommen. Nachdem Malateste alleine war prüfte er erst einmal die Gitterstärke. Zusammen mit den beiden Schilden sollten sie halten. Resigniert liess er sich auf die Pritsche fallen, irgendwie landete er früher oder später immer in irgendwelchen Kerker. Die letzte Nacht vor seiner Abreise aus Hayll war da schon beinahe prophetisch gewesen. Statt noch einmal Alles in den Armen von Laree zu vergessen, hatte er die Tropfen zählen können die von der Decke in den Trinknapf gefallen waren. Und das hatte er Ayden zu verdanken gehabt. Beim Gedanken an den Haushofmeister durchfuhr den Kriegerprinzen eine plötzliche Welle des Zorns und er sprang von der Pritsche auf. Zu gerne hätte er Asar jetzt den Kopf an den Gitterstäben zu Brei geschlagen. Irgendwo in seinem Hinterkopf war Gualterio klar das er seinen Zorn nur auf Asar kanalisierte, und diese Wut eigentlich auf das fehlende Schwarztraum zurück zu führen war. Und noch war er nicht mal wirklich auf Entzug. Gualterio zog sich das Hemd aus und hängte sich an die oberste Querstange der Gittertür und begann mit langsamen Klimmzügen. „Eins, zwei, drei…“ Laut zählte er mit und versuchte sich so abzulenken von dem Verlangen nach dem Gift.

„..67, 68, 69, 70…“ Die Tür oben öffnete sich. Gwynn kam die Treppe herunter mit einem gefüllten Frühstückstablett gefolgt von Isobel. Malateste liess die Gitterstange los und sprang lautlos zu Boden. Mit flammendem Blick und einer gebückten, beinahe lauernden Haltung musterte er seine beiden Soldaten. Der Schweiss lief ihm über den Oberkörper dessen Muskeln durch die Klimmzüge aufgepumpt waren.
Gwyn war klug genug das Tablett auf dem Boden in der Zelle erscheinen zu lassen ohne die Tür zu öffnen. Er druckste etwas herum und liess dann ein Buch in seiner Hand erscheinen. Oder etwas das mal ein Buch gewesen war und seither öfters einige Reparaturen erlebt hatte. Cadlew meinte es könne ihn etwas ablenken.
"Das ist 'Frieden und Krieg' von Leanthes Veredis. Ähm, leider nur der zweite Teil von vieren... mehr hab ich nicht, aber der zweite Teil ist sehr gut", erklärte der Rothaarige Jüngling und hielt ihm den zerfledderten Band entgegen. Isobel fragte nach ob dies nicht von einem hayllischen Autor sei, und es besser war sowas nicht zu zeigen. Malateste funkelte Gwyn an und nahm dann das Buch entgegen. Der Rotschopf wurde durch Isobels Einwand sogleich wieder aus der Fassung gebracht und entschuldigte sich bevor er merkbar einen grünen Schirm um die Zelle legte.

Malateste lachte knurrend auf. „Du hast Ideen mir ein Buch zu geben während ich in Brunft gerate. Was soll ich damit, es vögeln?“ Er warf das Buch auf die Pritsche. Was dachte der Schwachkopf eigentlich? Er war hier auf Drogenentzug und nicht in einem Lesesaal. Gwyn bekam grosse Augen und auch Isobel war sprachlos. Gualterio hämmerte die flache Hand an die Wand und betrachtete dann wieder das Buch. Es war bestimmt Cadlews grösster Schatz, und er hatte es ihm gegeben. Sein Zorn verrauchte und machte Neugier platz. Woher hatte Gwyn dises Buch und woher wusste Isobel darüber Bescheid? Einen Band von Veredis Meisterwerk hätte er hier am wenigsten erwartet. Gualterio nahm das Buch nochmal zur Hand und blätterte vorsichtig darin.
„Es tut mir Leid Gwyn, die Brunft ist kein Vergnügen und trübt meinen Verstand. Das ist eine sehr nette Geste von dir. Ich habe Veredis auch gelesen. Wenn das hier vorbei ist werde ich dir etwas zu den anderen drei Bänden erzählen.“ Tatsächlich kannte Gualterio Veredis „Frieden und Krieg“ auswendig. Jeder junge Hayllische Adlige musste es seit seiner Veröffentlichung lesen und studieren.
„Und auch wenn es hayllische Literatur ist..“, erklärte er weiter, „…wäre es eine Dummheit dieses Buch bloss deswegen zu verbieten. Es ist ein Meisterwerk. Wenn wir irgendwann anfangen Bücher auf öffentlichen Plätzen zu verbrennen haben wir unseren eigenen Willen verloren und sind nur noch im Stechschritt marschierende Marionetten. Lesen ist etwas Wunderbares und es ermöglicht uns Dinge von verschiedenen Winkeln zu betrachten.“ Er lächelte die beiden Gefreiten aufmunternd zu. „Wir dürfen nie vergessen wer wir sind und woher wir kommen, nicht wahr?“

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:13

Isobel

In ihrer Abwesenheit hatte Bonderus Klimmzüge gemacht, der Schweiß lief ihm an den Konturen seiner Muskeln entlang, brachte seine gebräunte Haut zum Glänzen. Isobel fiel mal wieder auf, dass der Kriegerprinz abgesehen von seiner schief zusammen gewachsenen Nase, den Narben und dem blinden Auge, also abgesehen vom Gesicht, einen gestählten durchaus ansehnlichen Körper hatte. Trotzdem war die Gefreite heilfroh, dass der Korporal sich für diesen Weg hier entschieden hatte seine Brunft zu überstehen. Sie hoffte, in vier Tagen wäre wirklich alles wieder vorbei und Normalität eingekehrt.
Nachdem Gwyn das zerfledderte Buch durch die Gitterstäbe gereicht hatte, warf Bonderus das Werk nur achtlos auf die Pritsche und fragte lachend, ob er das Buch etwa vögeln solle, denn was sollte er sonst damit in der Brunft. Beide Gefreite starrten ihn überrascht an, solch vulgäre offene Sprache waren sie von ihrem Vorgesetzten noch nicht gewohnt und Isobel fand es unfair, dass er Gwyns Angebot so in den Schmutz zog, traute sich aber nichts zu sagen.
Der Korporal riss sich von selbst wieder zusammen, machte noch einmal den Versuch das Buch zu schätzen und entschuldigte sich bei dem rothaarigen jungen Mann, sagte, es wäre eine sehr nette Geste. Jiriki hatte nie so etwas gelesen, das war nicht sonderlich ihre Stärke, aber sie hatte von dem Schriftsteller gehört, den niemand kannte und der einige gute Werke geschrieben hatte. Die Pruulerin fand es nett, dass Bonderus anbot, Gwyn später von den anderen drei Bändern zu berichten und der Gefreite verlor etwas von seiner Nervosität.
"Danke, Sir. Ich lese auch gern", stimmte er zu und hörte aufmerksam zu wie der Offizier die hayllische Literatur verteidigte und sie ermahnte, dass es nicht so weit kommen dürfte, dass sie solche Meisterwerke verbrannten. Isobel konnte sich gar nicht vorstellen warum sie das tun sollten, sie wußte nur, dass es natürlich nicht gern gesehen wurde wenn man offen mit der hayllischen oder eyrischen Kultur liebäugelte. Gwyn schien noch mehr aus den Worten mitzunehmen, denn er straffte sich leicht und schob seine schmächtigen Schultern zurück. "Ja, Sir. Wir werden die nächsten Tage auch so weitertrainieren."
Nach einem letzten prüfenden Blick ließen sie Korporal Bonderus entgültig allein.

Die nächsten zwei Tage waren angespannt. Nicht nur weil sie fast alle wußten, dass im Keller ein notgeiler Kriegerprinz hockte, sondern auch weil sich so viel im Fort zu tun schien. Die Truppen bereiteten sich auf kommende Missionen vor und im Hafen war eine Schiffsladung Arbeitersklaven angekommen, die gleich weiter von einigen der Zweiten nach Zamora begleitet wurden, wo sie das Fort am Platz eines alten Tempels errichten sollten. Jiriki fand das etwas vermessen, aber der Glaube an die Mutter der Nacht wurde in der Armee stark verdammt, man sollte sich nicht an etwas klammern was es nicht gab, stattdessen sollte man sich an Sion halten.
Selbst sah die Gefreite Korporal Bonderus nicht, Obergefreiter Airas schickte immer welche der Männer runter, meist gingen Gwyn oder Cedric. Sie berichteten davon wie gereizt der Kriegerprinz war, nicht still sitzen konnte und irgendwie auf Streit aus war. Aber die Soldaten öffneten nie die Türe. Wenn sie etwas in die Zelle hinein oder hinaus befördern mußten, taten sie es mit der Kunst, auch versuchten sie den Korporal nicht zu provozieren.
"Ich mach drei Kreuze wenn das vorbei ist", seufzte Jiriki am dritten Tag, als sie wieder Dienst im Wachhaus schob, obwohl sie sich in den letzten Tagen häufiger für die Patrouille einteilen hatte lassen. Des Nachts hatte sie das Gefühl selbst durch die zwei Decken die ewigen Schritte des Kriegerprinzen zu hören, hin und her, vor und zurück.
Am dritten Tag dann kam die Heilerin Regensang zu ihnen, im Schlepptau hatte sie Tiger, den Kriegerprinzen der Sechsten. Isobel fand ihn größtenteils unheimlich, er wirkte wie ein Raubtier, das einem beim kleinen Anlass die Kehle zerfetzen würden. Und seine Zähne bewiesen, dass er dazu durchaus in der Lage schien.
"Wir sind hier für den Patienten", sagte Regensang, die kleine Frau hatte sich vor dem Tresen aufgebaut.
"Er ist im Keller in einer der Zellen", erwiderte Jiriki, sah zweifelnd zu der anderen Soldatin. "Aber es ist vielleicht nicht so klug gerade als Frau da runter zu gehen."
Regensang lachte. "Ach, ich bin so hässlich, da vergeht ihm schon die Lust", gab sie zurück. So hässlich war sie gar nicht, stellte die Pruulerin insgeheim fest, man sah es nur nicht wegen den verfilzten, dreckigen Haaren und dem Schmutz im Gesicht. Tiger hatte inzwischen schon ohne Erlaubnis die Steintreppe nach unten genommen bevor Isobel protestieren konnte. "Misch dich bloß nicht ein", warnte Regensang noch, dann ging sie ihrem Kollegen aus der Sechsten hinterher.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:37

Das Geplänkel zwischen den zwei Frauen interessierte ihn nicht, er war viel zu gespannt wie Bonderus bisher den Entzug überstanden hatte. Das müßte der dritte Tag sein, je nachdem was für eine Wirkung Schwarztraum auf den Kriegerprinzen hatte, sollte er fast über den Berg sein und die Entzugserscheinungen nicht mehr so stark. Tiger ging die schmale Steintreppe runter in den Keller, er machte sich keine großen Sorgen, dass Jason einen Streit anfangen wollte, da dieses Bedürfnis bei anderen Kriegerprinzen mit Schwarztraum im Blut nicht so stark war, wie Magneten, die sich abstießen.
"Na, wie gehts? Drehste schon durch?", fragte Tiger, als er zur Zelle des blonden Mannes trat. "Gestern war nen scheiß Tag, was?" Er grinste link, aber seine Stimme war frei von Spott, er sprach aus Erfahrung. Für ihn war die Möglichkeit von Schwarztraum runterzukommen, vielleicht schon lange verstrichen, aber Jason konnte es noch schaffen und in gewissen Sinne war es dann auch ein Erfolg für Tiger.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:38

Drei Tage und zwei Nächte hockte er nun schon hier unten und die Zeit kam Malateste endlos vor. Im Laufe des ersten Tages wurde das Verlangen nach Schwarztraum immer stärker bis es sein komplettes Denken eingenommen hatte. Das war der Zeitpunkt gewesen an dem sich der Kriegerprinz zum ersten Mal wütend gegen die Gitterstäbe geworfen und daran gerissen hatte. Doch die Stäbe hielten. Irgendwann im Laufe der Nacht stiess er mit einem Schrei einen unkontrollierten Stoss grauer Kunst auf die Gitter aus die sich darunter zwar verbogen, dann aber von den Juwelenschirmen der Gefreiten aufgehalten wurde. Die nächste Entladung der Kunst riss ein zentimetertiefes Loch in die Mauer und liess Mörtel und Gesteinsbrocken durch die Zelle fliegen, doch der Stoss wurde dann erneut von den Schilden aufgefangen. Ruhelos wie ein Raubtier im Käfig schritt Malateste dann den Rest der Nacht hin und her, begleitet von wirren Bildern und fiebrigen Fantasien. Machmal stand ein Tablett mit Essen in der Zelle, doch er hatte nicht mitbekommen wer es wann gebracht hatte, manchmal bemerkte er die Gefreiten die das Essen brachten, er forderte sie auf zu öffnen, drohte ihnen, hatte das Verlangen ihnen den Hals umzudrehen, doch keiner gab seinen Befehlen nach oder liess sich gross in ein Gespräch verwickeln. Sie versuchten ihm keinerlei Angriffsfläche zu bieten. Im Laufe des ersten Tages liess die Unruhe nach und Gualterio schaffte es tatsächlich sich für einige Zeit mit Gwyns Buch abzulenken. Trügerisch fühlte er sich in Sicherheit, glaubte, dass es schon durch war, als die Entzugserscheinungen in der Nacht mit doppelter Heftigkeit zurückkehrten. Die Erinnerungen an den darauffolgenden zweiten Tag waren vage, doch musste es eine Tortur gewesen sein.

Der Morgen des dritten Tages war verstrichen als Malateste hörte wie oben die Türe geöffnet wurde. Vermutlich war es wieder Gwyn der ihm etwas zu trinken oder zu Essen brachte, obwohl der Grossteil des Essens unangetastet geblieben, oder in einem Wutanfall an der Zellenwand geendet war. Doch es war nicht Gwyn, sondern Regensang und Tiger welche die Treppe herunterschritten. Tiger fragte nach seinem Befinden, ob er schon durchgedreht sei und meinte, der gestrige Tag sei vermutlich beschissenen gewesen. Der Spitzohrige Kriegerprinz lächelte, jedoch nicht spöttisch. Gualterio erhob sich von der Pritsche und trat ans Gitter. Seine Haare waren verschwitzt und ungewaschen, auf seiner Stirn prangte eine verkrustete Platzwunde, vermutlich von einem Kopfstoss gegen die Wand, er konnte sich nicht mehr erinnern. Über seine Brust verliefen blutige Kratzer die er sich selbst zugefügt hatte. Aus blutunterlaufenen Augen, das Milchigweisse hatte eine rote Tönung angenommen was irgendwie beängstigend wirkte, betrachtete der Hayllier die zerlumpte Heilerin und den animalischen Kriegerprinzen.
„Gestern war ein ausgesprochen angenehmer Tag, leider kann ich mich kaum mehr daran erinnern.“
Malateste klang matt und erledigt, eben hatte er keine Energie um wütend auf Tiger oder sonst wen zu sein. Er zwang sich zu einem Lächeln. „Ich habe das Zeug einmal genommen, wie muss wohl der Entzug für dich sein?“ Gualterios Blick war vielsagend und trotz seiner misslichen Lage mitfühlend. Jetzt wusste er wovon Tiger gesprochen hatte, und er konnte sich nicht vorstellen das es für den anderen Kriegerprinzen noch möglich war von der Droge wegzukommen. Er sprach heiser und mit knurrendem Unterton weiter. „Irgendjemand müsste für dieses Schwarztraum büssen.“ Nun flüsterte Malateste beinahe. „Es gab in den letzten Tagen Momente da wünschte ich mir Sion lebendig zu pfählen damit er während er verreckt selber auf Entzug kommt, und gleich daneben die Hure Zorya auf einen Stumpfen Pfahl zu schieben damit ihre Eingeweide langsam zur Seite gedrückt werden und sie langsam und jämmerlich krepiert. Vielleicht wäre sie dann mal ordentlich befriedigt.“ Der Korporal spuckte blutigen Rotz auf den Boden.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:39

Tiger blickte an dem anderen Kriegerprinzen vorbei in die Zelle, die der Mann ein wenig neu gestaltet hatte, überall sah man Spuren von Wutausbrüchen, aber solange Bonderus nur die Wände und Gitterstäbe malträtiert hatte, war es einigermaßen glimpflich verlaufen. Der Korporal trat ans Gitter und nun im Schein der Kerze konnte man auch sehen in was für einem Zustand er sich befand, gerochen hatte Tiger ihn schon auf der Kellertreppe, seine Nase war sehr gut. Auch fiel Tiger auf, dass Jason sich selbst verletzt hatte, der letzte Ausweg wenn man sonst niemanden hatte den man attackieren konnte. Vor einigen Tagen hatte der halbe Tigerlaner ihm diese Form des Entzugs verschwiegen, es hätte auch gut die Möglichkeit bestanden, dass der Kriegerprinz sich selbst in den Tod getrieben hätte, manche verfielen in diese Art der Gewalt, doch bei Bonderus wirkte es noch vergleichweise harmlos.
"Hauptsache, du lebst und du hast die letzten zwei Tage überstanden. Bald bist du übern Berg, morgen kann schon alles vorbei sein", machte er dem anderen Soldaten Mut.
Bonderus lächelte, doch es wirkte sehr gezwungen, wenigstens schien er ruhig, vermutlich aber auch nur weil er sich schon entsprechend verausgabt hatte. "Ich habe das Zeug einmal genommen, wie muss wohl der Entzug für dich sein?", wurde Tiger gefragt. Er strich sich durch die weißblonde Mähne, blickte sich im Zellentrakt um und lächelte wehmütig.
"Mich kannst du dazu nicht einsperren. Seit meinem... Aufenthalt in den Salzminen hat meine Abneigung gegen enge geschlossene Räume nur noch zugenommen", erklärte er. Regensang war inzwischen auch die Treppe heruntergekommen, trat zu ihnen.
"Er hat Angst wenn die Decke zu niedrig und die Wände zu nah sind", steuerte die Heilerin mit einem Grinsen ein, was ihr von Tiger ein gefährliches Knurren einbrachte.
"Was ist dagegen einzuwenden, wenn man lieber den weiten Himmel über sich hat und das Gras unter den nackten Füßen..." Er mußte an seine Zeit in der Wildnis denken, doch es schien so ewig lange her. Dennoch reichte ein kleiner Gedanke und direkt war alles wieder da, der Geruch von harzigen Bäumen, die Geräusche von knirschendem Schnee unter den Füßen, Sonne, die milde seine Haut wärmte. Manchmal sehnte er sich so sehr nach diesen Dingen, dass er glaubte, keinen einzigen Tag mehr länger im Fort aushalten zu können. Aber dann blickte er in die bürdevollen Augen von Rashar und schaffte es doch noch einen Tag zu bleiben und noch einen und noch einen...

Bonderus fuhr mit grollendem Unterton fort, dass jemand für Schwarztraum büßen müßte, er würde zu gerne Sion lebendig pfählen, damit jener an seinem eigenen Entzug krepiere und gleich daneben Zorya auf einen stumpfen Pfahl zu schieben bis ihr die Eingeweide rausquillten.
"Gut gesprochen, Rotauge", meinte Tiger mit Blick auf das rötlich verfärbte blinde Auge. "Aber du kannst Sion nicht töten." Er streckte seinen agilen Körper. "Denk lieber dran, dass du in einem Tag hier raus bist und dann mußt du das Zeug hoffentlich nicht mehr nehmen. Ist doch so oder, Regensang?"
"Ich kann ihm wegen dem Schild nicht untersuchen", erklärte die Heilerin.
"Haben wir gleich." Tiger öffnete bloß für einen Moment einen Spalt breit in den Schilden, so dass Regensang den eingesperrten Kriegerprinzen mithilfe der Kunst abtasten und untersuchen konnte. Danach blickte Regensang ernst zum Korporal.
"Es ist noch in deinem Blut. Aber nicht mehr viele Rückstände", fügte sie hinzu, "Ich komme morgen abend wieder, untersuch dich nochmal, aber ich glaube, es sieht gut aus." In ihre ernste Miene schlich sich ein Lächeln. "Das Bedürfnis ist nicht mehr so stark oder?"
Eigentlich hätten sie bald wieder gehen können, denn Tiger mochte wirklich nicht länger als nötig hier unten im Keller sein, als sie Schritte auf der Treppe hörten, das Knarzen von Leder. Der Leutnant sah sofort Regensang scharf an. "Hast du denen nicht eingeschärft, sie sollen uns in Ruhe lassen? Verdammte Zweite, haben immer-"
Weiter kam er nicht, denn da erkannte er Galdos Espwin, der die Treppe hinunter kam. Es war ein Krieger mit dunkelblondem kurzen Haar, schmaler Nase und Lippen sowie braungoldenen Augen. Seine Uniform wirkte verschwitzt, sein Gesicht war gerötet. "Galdos, auch mal wieder im Haus? Du siehst aus als hättest du nen Dauermarsch hinter dir und immer noch nicht angehalten", scherzte Tiger, verbarg seinen Unmut. Im Prinzip hatte er nichts gegen den Korporal, er war einer der wenigen in der Zweiten, der ganz vernünftig war.
Galdos lächelte matt, salutierte kurz. "So ist es leider", antwortete er und wandte sich dann an Bonderus. "Korporal Galdos Espwin, ich glaube, ihr seid meine Vertretung gewesen. Ich weiß, der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig mit eurer... Brunft", setzte er an, drehte den Helm in seiner Armbeuge hin und her. "Aber ich wollte mich wenigstens vorstellen und nach euch sehen ehe ich wieder aufbreche."

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:41

Tiger erklärte ein Entzug wie ihn Malateste durchführte, würde er nicht überstehen, da er seit seiner Zeit in den Salzminen eine Abneigung gegen geschlossene Räume hätte. Regensang trat neben Tiger und gab dazu noch einen Kommentar ab. Gualterio nickte einmal zustimmend. Er konnte sich Tiger auch nicht eingesperrt vorstellen, er würde wie ein wildes Tier im Käfig früher oder später verenden. Zwanzig Jahre in Timaris‘ tiefstem Kerker wäre vermutlich das Ende für den freiheitsliebenden Tiger gewesen.
Es waren gefährliche Worte gewesen die Malateste vorhin gegen Sion und Zorya ausgesprochen hatte, und es war auch ein Test gewesen. Zum Glück hatten Tiger und Regensang so reagiert wie er gehofft hatte, beide hegten keine Sympathien gegen den Usurpator. Tiger stimmte Gualterio gar zu, meinte dann aber das es nicht möglich wäre Sion zu töten. „Dann haben unsere Gegner wohl keine Chance ihn zu besiegen nicht wahr?“, fragte Malateste „Wir sind sozusagen zum Siegen verdammt.“ Hoffentlich gab Tiger noch etwas mehr Preis, er schien einiges zu wissen. Die Frage war wie weit er Malateste vertraute. Und wie weit konnte Gualterio ihm vertrauen?

Der bepelzte Tigerprinz machte Malateste Mut, den Entzug bald überstanden zu haben. Regensang wollte ihn dazu untersuchen und Tiger öffnete für sie problemlos einen Spalt im Schild. „Was für Juwelen trägst du eigentlich?“, fragte der Hayllier Tiger, während ein leichtes Kribbeln ihm verriet das Regensang ihn mit ihrer Kraft untersuchte.
"Es ist noch in deinem Blut. Aber nicht mehr viele Rückstände. Ich komme morgen abend wieder, untersuch dich nochmal, aber ich glaube, es sieht gut aus." In ihre ernste Miene schlich sich ein Lächeln. "Das Bedürfnis ist nicht mehr so stark oder?"
Gualterio hörte der Diagnose erleichtert zu und erwiderte matt das Lächeln der Heilerin. „Ja, ich fühle mich schon besser. Gegenüber gestern einiges besser. Noch einen Tag? Verdammt, es scheint zu funktionieren…“
Der Kriegerprinz brach ab als das Knarzen der Holzstufen das Nahen eines Neuankömmlings verriet. Wenige Augenblicke später erschien ein Krieger in der Uniform eines Korporals auf der Treppe. Seine Kleidung war staubig und verschwitzt, das Gesicht gerötet. Das der Krieger einen langen Weg hinter sich hatte war unschwer zu erkennen. Tiger begrüsste den Korporal mit einem spöttischen Spruch, jedoch mit einem freundlichen Unterton, und verriet Malateste das es sich hier um Korporal Espwin handelte, noch bevor dieser sich ihm vorstellte.

„Es wäre mir auch lieber wenn wir uns unter anderen Umständen kennen gelernt hätten Korporal Galdos.“ Malateste brachte so etwas wie ein Salut zustande. „Jason Bonderus. Sehr nett das sie nach mir sehen wollen, heute können wir uns sogar unterhalten, gestern wäre es etwas problematischer gewesen.“ Korporal Galdos schien von den Soldaten über die Brunftgeschichte eingeweiht worden zu sein, Gualterio war froh das dieses Alibi bisher gut funktioniert hatte. Der Kriegerprinz deutete mit einer Handbewegung auf seine Zelle. „Nicht nur das mich die Brunft zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt erwischt hat, nein, sie war auch relativ trostlos und einsam“, erklärte der Hayllier mit einem resignierten Lächeln bevor er Espwin ernst musterte. „Aber was meint ihr damit, dass ihr bald wieder aufbrechen müsst? Kommandeurin Frostseel hat mir mitgeteilt das ihr nach eurer Rückkehr wieder die Leitung des Wachhauses übernehmt und ich im Umland Lorakas eingesetzt werden soll. Ist etwas vorgefallen was zu einer Änderung des Vorgehens geführt hat?“

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:41

Wir sind sozusagen zum Siegen verdammt, sagte Bonderus, ihre Gegner hätten keine Chance Sion zu besiegen. Tiger blickte den anderen Kriegerprinzen aus seinen katzenhaften Augen an. Was wollte der Korporal damit sagen? Manchmal hatte der halbe Tigerlaner den Eindruck als wolle ihm Jason etwas mitteilen, doch er blieb vorsichtig und ein paar Tage reichten nicht, um sein Vertrauen zu gewinnen. Außerdem war die Situation kompliziert.
"Zum Siegen verdammt? Das klingt so negativ. Jeder will doch gewinnen oder?" Er grinste leicht. "Viel wichtiger ist was man gewinnen will."
Als Tiger das Schild teilweise öffnete, damit Regensang den blonden Kriegerprinzen untersuchen konnte, wollte Bonderus beiläufig wissen was für Juwelen Tiger tragen würde. Jener grinste, fuhr mit den krallenhaften Fingern an den Gitterstäben der nächsten leeren Zelle entlang.
"Das wüßtest du wohl gern, was?", gab er zurück. Das man seine Juwelenkraft nicht spürte, lag zumeist daran, dass er bei Maeve aus der Krankenstation ein Mittel entwendet hatte, um seine Juwelenstärke zu verdecken.
"Wir von der Sechsten hams nich gern wenn man zu viele neugierige Fragen stellt", bemerkte die Heilerin, "Solche wie nach unsrem Namen und mehr."
Ihr Gespräch und jegliche mögliche Antworten wurden von der Ankunft von Galdos unterbrochen, der ein wenig abgekämpft wirkte, aber sich anscheinend gerade unbedingt jetzt hatte vorstellen müssen. Aber wenigstens fiel ihm auch auf, dass der Moment ungünstig war, da sich Bonderus in der Brunft befinden sollte. Der Kriegerprinz in der Zelle riss sich zusammen, begrüßte den anderen Korporal sogar höflich und meinte, es ginge ihm schon besser als gestern.
"Trostlos und einsam? Das kann ich mir vorstellen. Das ist die Armee für jeden, der eine Ehefrau zuhause hat, die er nicht enttäuschen will", entgegnete Galdos und teilte das resignierte matte Lächeln von Jason.
"Ich glaub, Korporal Bonderus hätte jede Ehefrau die letzten Tage genommen", warf Tiger grinsend ein, wurde aber rasch wieder ernst, da er die niedergeschlagene Stimmung von Espwin merkte. Jason dagegen fragte zunächst, was Espwin damit meinte, dass er bald wieder aufbrechen würde, ob etwas vorgefallen wäre, was zur Änderung der Pläne führen würde.

"Nein.. nein, es wird nichts geändert", antwortete Galdos und strich sich etwas Reisestaub aus den Haaren, "Die Kommandeurin hat mich bereits über die Befehlsübergabe in Kenntnis gesetzt. Aber es ist etwas vorgefallen." Nun wurde auch Tiger neugierig, sah den anderen Soldaten an, der von selbst fortfuhr. "Ich hab die zwei Frauen meiner Rekrutentruppe verloren, es war meine Schuld, ich hätte besser aufpassen sollen." Er schüttelte den Kopf, man konnte sehen, dass er mit sich haderte.
"Was ist passiert?", wollte Regensang wissen. "Sind sie tot?"
"Nein, aber ich hatte zwei Verräter unter den Rekruten, ich hab Frostseel gesagt, es wären Rebellen gewesen, aber ich glaub, es waren einfach nur dreckige Räuber, die einen unbemerkten Weg aus Garois gesucht haben. In einer Nacht haben sie Mailin mißbraucht und dabei zerbrochen, die andere, Venka Ives, haben sie verschleppt. Ich wär ja ihnen nach, doch nicht mit einer Reihe unausgebildeter Frischlinge."
Tiger knurrte leicht wütend, doch das war zunächst seine einzige Reaktion darauf. Galdos seufzte tief, schüttelte fassungslos den Kopf. "Wir haben Mailin beim Haus der barmherzigen Schwestern auf dem Weg abgeliefert und sind so schnell hierher gekommen wie es geht. Die Kommandeurin hat mir erlaubt, dass ich eine Truppe Freiwillige auf die Spur der.. Rebellen führen kann."
"Nur wegen einer Rekrutin?", hakte Regensang nach. "Das sieht Frostseel gar nicht ähnlich."
"Es war meine Schuld. Ich hätte sehen müssen was die zwei Männer im Schilde führen, ich hätte sie besser überprüfen sollen." Galdos atmete tief durch. "Aber ich bin nicht von gestern. Natürlich schickt mich die Kommandeurin nicht wegen einer Rekrutin hin, doch sie hat die Hoffnung, dass wir die Spur der zwei deswegen aufnehmen und endlich ihren Unterschlupf finden können. Die Räuber... Rebellen machen schon länger die Gegend unsicher. Eine der Aufgaben der Armee ist es Raej Stabilität zu bringen", erklärte der Korporal, wandte sich danach an Bonderus.
Tiger trat zu ihm, klopfte Galdos auf die Schulter. "Du hast keine Schuld dran." Er wußte, dass Galdos normalerweise ein sehr gewissenhafter Soldat war. "Suchst du noch Freiwillige für den Trupp? Du brauchst nen guten Spurenleser." Galdos nickte, bedankte sich bei ihm, wandte sich danach an den Korporal hinter den Gitterstäben.
"Also sobald ich wieder zurück von diesem Auftrag bin, hoffentlich mit meiner Rekrutin, können wir die Übergabe des Wachhauses in Angriff nehmen. Ich habe gehört, ihr habt euch ausgezeichnet um den Laden gekümmert, Korporal. In einer Stunde breche ich wieder auf."
Regensangs Augen wirkten leerer und matter. "Die ist doch bestimmt schon tot oder zerbrochen wie die andre", murmelte sie, "Ich würd euch ja helfen, aber ich werde gebraucht morgen."
"Abwarten, das würd ich gar nicht sagen. Sie ist eine ehemalige hayllische Sklavin." Espwin lächelte leicht. "Sie ist mit dem Sklavenhalsband noch um den Hals und einen abgebissenen Finger mit Kontrollring in die Kaserne gekommen."
Der halbe Tigerlaner lachte daraufhin leicht. "Nett", entfuhr ihm, "Sag, hast du das Sklavenhalsband von ihr noch? Daran kann ich die Signatur von ihr spüren."
"Es ist aber schon ein paar Tage her...", wand Galdos ein und ließ das Sklavenhalsband erscheinen. Aber auch wenn die Frau, der es angelegt worden war, es vor ein paar Tagen zuletzt getragen hatte, so waren so viele hochgekochte Emotionen darin eingeschlossen, dass man die Signatur doch spürte.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:43

Nach kurzem Zögern rückte Korporal Galdos mit der Sprache hinaus was ihn beschäftigte. Wie Malateste schon erfahren hatte, war Galdos unterwegs gewesen um Rekruten für Sions Armee anzuwerben. Einige der neuen Rekruten waren nach Espwins Vermutung ein Haufen Verbrecher, oder wie er sich schnell korrigierte ‚Rebellen‘ gewesen. Zwei der Rekrutinnen hatten das Pech ihnen im Weg gewesen zu sein, eine der beiden wurde missbraucht und zerbrochen aufgefunden, die andere blieb vermisst. Offensichtlich beschäftigte das Vorgefallene Galdos, was ihm Gualterios Sympathien einbrachte. Schade stand er im Dienste Sions, genau solche Männer wünschte sich jede Armee mehr. Espwin war das pure Gegenteil von Lorcann und Bovert die sich nach Gualterios Einschätzung keinen Deut um ihre Soldaten scherten.
Kaum zurück von der Reise wollte Espwin schon wieder mit einem Trupp Freiwilliger aufbrechen um die verschollene Rekrutin zu suchen. Malateste war überrascht das Galdos tatsächlich die Erlaubnis bekommen hatte um diesen Einsatz für einer Rekrutin, die noch nicht mal die Grundausbildung absolviert hatte, durchzuführen. Aber der Kriegerprinz fragte nicht nach, er hatte seine eigenen Probleme und das Schicksal der Rekrutin interessierte ihn mässig. Regensang hatte scheinbar denselben Gedanken gehegt und fragte nach. Espwin antwortete überraschend offen, was Malateste zeigte das er und die sechste einen gewissen gegenseitigen Respekt zueinander hegten. Frostseel lag nicht unbedingt das Leben der angehenden Soldaten am Herzen meinte Galdos, sie dachte viel praktischer und sah darin eine Gelegenheit auf die heiss ersehnte Spur der Rebellen zu gelangen.
Korporal Galdos wandte sich an den Kriegerprinzen der ihn neugierig zwischen den Gitterstäben hindurch musterte. Espwin erklärte ihm das es auch zu ihren Aufgaben gehörte für Stabilität in Raej zu sorgen. Etwas überrascht beobachtete Malateste wie Tiger dem Korporal tröstend die Hand auf die Schulter klopfte und sich als Freiwilliger meldete. Ihm fiel auch die Vertraute Anrede auf.
Galdos nickte Tiger zu und nahm sein Angebot dankend an bevor er Malateste erklärte, dass sie die Übergabe des Wachhauses erledigen würden, sobald er mit der Rekrutin zurück sei. Er merkte auch an, gehört zu haben, dass sich Malateste ausgezeichnet um das Wachhaus gekümmert hätte in seiner Abwesenheit.
„Danke, aber es war ein Kinderspiel. Die Soldaten kennen ihre Aufgaben, und in den letzten Tagen haben sie es auch ohne mich geschafft“, antwortete der Hayllier. „Viel Glück bei der Suche Korporal, ich hoffe für die Rekrutin das ihr nicht zu spät kommt.“ Regensang hegte da ihre Zweifel und murmelte matt das die Frau vermutlich schon tot oder zerbrochen sei. Sie merkte aber an das sie gerne mitkommen würde, wenn sie morgen nicht noch etwas los hätte.
Gualterio spürte wieder das inzwischen verhasste Verlangen nach Schwarztraum in sich aufkeimen. Lange würden die drei nicht mehr bei ihm sein, dann konnte er sich wieder voll und ganz dem Entzug widmen. Um ein aufkommendes Zittern der Hände zu verstecken hielt er sich an zwei Gitterstangen fest. Galdos stellte derweil Regensangs Vermutung in Frage, die Rekrutin sei zäh, eine ehemalige Hayllische Sklavin die sich mit Sklavenhalsband und dem dazu passenden Kontrollring inklusive dazugehörendem Finger bei der Rekrutierungsstelle gemeldet hatte. Der Hayllier lächelte grimmig und hoffte inzwischen tatsächlich, dass es die unbekannte Wildkatze schaffen würde. Es wäre eine Ironie des Schicksals wenn sie nach einer erfolgreichen Flucht aus der Sklaverei ein noch grausameres Ende durch einen Haufen Banditen finden würde.
Tiger fragte nach dem Sklavenhalsband und meinte, er würd ihre Signatur daran noch spüren können. Galdos zweifelte etwas, es war schon einige Tage her das sie es getragen hatte, liess dann aber das Halsband doch erscheinen.

Malateste zweifelte keinen Augenblick als die Signatur wie eine Welle über ihn hinweg rollte. Für die anderen mochte sie kaum spürbar sein, doch ihm war sie inzwischen so vertraut wie seine eigene. Die Hände des Kriegerprinzen krallten sich in die Gitterstäbe, so dass seine Knöchel weiss hervortraten und er presste die Zähne zusammen um einen Aufschrei der Sorge und der Wut zu unterdrücken. Larees Signatur. Er fragte sich nicht wieso sie hier war, die Tatsache alleine reichte, und auch die Emotionen die von dem Halsband ausgingen, das Leid das sie ertragen hatte. Mühsam unterdrückte er den roten Schleier der vor seinen Augen hochstieg. Nicht jetzt, er durfte nicht jetzt die Kontrolle verlieren! Er musste solange die Beherrschung behalten bis sie ihn hier rausliessen und er oben an das versteckte Schwarztraum herankam. Wenn er die Droge nahm hätte er sich unter Kontrolle und könnte Laree finden. Hoffentlich hatte keine der dreien seine Reaktion bemerkt, aber sie konzentrierten sich auf das Halsband.
„Ich komme auch mit“, warf Malateste ein und versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen. „Ich denke die Brunft ist durch und ich kann es nicht erwarten hier rauszukommen und einigen Verbrechern das Handwerk zu legen. Ich mag es nicht wenn man sich an Frauen vergreift.“

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:45

Sie betrachteten gerade alle das Sklavenhalsband, Tiger konzentrierte sich besonders auf die Signatur, um sie sich zu merken wie ein Raubtier die Fährte aufnahm. Gerade wollte er sich von Jason verabschieden, damit er sich für den Auftrag fertig machen konnte, als von der Zelle die Worte ertönten, er käme auch mit, die Brunft wäre vorbei und er wolle einigen Verbrechern das Handwerk legen.
Galdos dachte kurz darüber nach, lächelte aber. "Freiwillige können wir immer gebrauchen und mit euren Juwelen sollten auch diese paar Räuber ein Klacks sein", bemerkte er, "Macht euch bereit, in spätestens einer Stunde brechen wir auf. Wir treffen uns beim Fort. Danke, Korporal." Wo Galdos erfreut war über die zusätzliche Hilfe, starrte Tiger den anderen Kriegerprinzen nur mit weit aufgerissenen Augen an. Was machte er denn da? Sein Entzug war noch nicht vorbei, warum schmiss er so plötzlich alles hin? Der halbe Tigerlaner stieß rasch Regensang in die Seite, damit sie etwas als Heilerin dazu sagte, doch die Soldatin mußte sich auch erst wieder von dieser unerwarteten Wendung der Geschehnisse fangen.
"Es wäre besser wenn ihr noch einen Tag hier bleibt", empfahl sie, blickte auch zu Galdos, der eigentlich schon wieder nach oben gehen wollte. Nun hielt er wieder inne. "Es gibt noch genug Gelegenheiten Frauenschänder zu jagen und zu töten. Glaubt mir", fügte sie etwas ernster hinzu. "Galdos, er ist nicht in der Lage dich gut zu unterstützen, er weiß nicht was er da sagt."
Der brünette Korporal kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Nun... du bist die Heilerin... aber..." Dann starrte er ziemlich offensichtlich auf Bonderus' Schritt. "Er kommt mir nicht mehr erregt vor, ich sehe keine... naja Erregung. Ich kenne mich mit einer Brunft zwar nicht aus, doch wenn Korporal Bonderus es so einschätzt, dass seine Brunft vorbei ist, finde ich, spricht nichts dagegen." Galdos schritt wieder zur Treppe und Tiger sah ihm zornig nach, denn er wußte warum der Korporal so schnell zugestimmt hatte. Er wollte die dunkle Juwelenstärke von Jason an seiner Seite wissen, er wollte um jeden Preis wieder gutmachen was er als seinen persönlichen Fehler ansah. "Entschuldigt mich jetzt, wir sehen uns später. Packt was für eine Übernachtung ein."
Kaum ging er die Treppe hoch, fluchte Tiger ungeniert. Das Schwarztraum half, dass er nicht sofort ausflippte wie er es sonst vielleicht getan hatte, doch die Wut war trotzdem geweckt. Finster sah er Bonderus an, trat näher an die Gitterstäbe.
"Du Idiot! Was soll das? Du bist noch nicht so weit, du brauchst noch einen Tag. Einen verdammten, beschissenen Tag", presste er hervor, er konnte doch regelrecht sehen wie angespannt der blonde Kriegerprinz war, unbedingt hier rauswollte. "Hälst du nicht mehr aus? Oder willst du so sehr Karriere machen? Ich dachte wirklich, deine kleine Revolution ist dir wichtiger..." Der Leutnant schüttelte abschätzig den Kopf. Auch Regensang war näher herangetreten, redete auf den Kriegerprinzen an.
"Das ist die Sucht, die dich so reden lässt. Du suchst jede Ausrede, die du finden kannst", bemerkte sie.
"Einen Tag, Mann! Später kannst du immer noch deine Karriere fördern. Verstehst du das nicht? Wenn du hier raus bist, mußt du es wieder nehmen und zwar nicht nur einmal, sondern auch morgen und übermorgen.... und wenn wir zurück sind, kannst du nicht noch einmal die Ausrede mit der Brunft benutzen. Das hier ist deine einzige Chance und du willst sie hinschmeißen?", fuhr er Jason an. Der Kerl dachte nicht klar, sie würden ihn einfach nicht hier rauslassen, es war zu seinem eigenen besten und Galdos würde er das auch noch irgendwie verklickern.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:47

Der Korporal überlegte nicht lange und nahm Malatestes Angebot erfreut an, in einer Stunde würden sie sich beim Fort zur Abreise treffen. Weniger erfreut über die Ankündigung des Kriegerprinzen bei dem Einsatz teilzunehmen zeigten sich Tiger und Regensang. Entgeistert blickten sie ihn an, als ob er den Verstand verloren hatte. Tiger war sprachlos und knuffte Regensang in die Seite die sogleich auf ihn einredete und meinte, er solle noch einen Tag warten, sie argumenierte mit eindringlichen Worten das er noch genug Gelegenheit haben würde Frauenschänder zu jagen. Dann sprach sie zu Galdos das Malateste nicht bei Sinnen war und ihm nicht sehr nützlich sein würde. Der Korporal überlegte und blickte in Gualterios Schritt. Er argumentierte keinerlei Erregung feststellen zu können, und wenn Bonderus der Meinung sei die Brunft sei durch, gäbe es nichts dagegen einzuwenden. Galdos hatte seine Meinung gesagt und verschwand nach oben. Kaum war Espwin zur Tür raus liess Tiger seiner Wut freien Lauf und fluchte ungeniert. Finster funkelte er Malateste an und trat näher an das Gitter.
"Du Idiot! Was soll das? Du bist noch nicht so weit, du brauchst noch einen Tag. Einen verdammten, beschissenen Tag", fuhr der spitzohrige Kriegerprinz Gualterio an und man merkte wie sehr er sich beherrschen musste. Der Hayllier löste die Hände vom Gitter, verschränkte sie vor der Brust und erwiderte Tigers Blick nicht minder aufgewühlt. Regensang und Tiger redeten weiter beide auf Malateste ein. Tiger echauffiert und ausser sich, Regensang versuchte es mit Argumenten.
„Es geht mir nicht um meine beschissene Karriere!“, fauchte Malateste die beiden an. Er konnte ihnen nicht sagen das er keine Wahl hatte und wieso. Wenn er hier bliebe und Larees Rettung irgendwelchen Fremden überliess, würde er wahnsinnig werden und durchdrehen, und wenn ihr etwas dabei zustiess, würde er den Rest seines Lebens mit Schuldgefühlen leben weil er nicht Alles unternommen hatte die Frau seines Herzens zu retten. Er hatte bei Veticar versagt was Laree und ihn ein Kind gekostet hatte, ein zweites Mal würde er nicht versagen. Und hatte ihm Timaris nicht auch befohlen auf Laree aufzupassen? Das er deswegen vom Schwarztraum abhängig blieb war ihm klar, aber in dem Moment egal. Tiger hatte Recht, es würde keine zweite Chance auf einen Entzug geben, aber wenn er Laree dadurch retten konnte nahm er Schwartraum in Kauf.
„Ich habe meine Gründe“, presste der grosse Hayllier zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich verspreche es euch irgendwann zu erzählen. Ich kann es nicht jetzt und es ist nicht die Droge.“ Sein Blick huschte gequält zwischen der Heilerin und dem anderen Kriegerprinzen hin und her. „Auch ich habe eine Vergangenheit, ihr müsstet das am Besten verstehen. Ihr habt eure Namen abgelegt und versteckt was ihr wart und wieso ihr hier seid, und niemand stellt euch deswegen Fragen. Ich habe meine Gründe, und sie sind es Wert dafür süchtig zu werden. Wenn ich es nicht tun würde, könnte ich mir nie wieder im Spiegel in die Augen sehen.“ Gualterio legte sein Gesicht in Händen und schritt in der kleinen Zelle auf und ab bevor er innehielt und die beiden trotzig anfunkelte. „Ich schätze was ihr für mich getan habt, obwohl wir uns kaum kennen, und vermutlich werdet ihr deswegen kein Wort mehr mit mir reden, aber ich werde mich nicht aufhalten lassen.“

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:50

Regensang

Aber Bonderus hörte nicht auf sie, fauchte zurück, dass es ihm nicht um seine beschissene Karriere ging, sondern er seine eigenen Gründe hätte, die er ihnen jetzt nicht erklären könne, es wäre aber auf jeden Fall nicht die Droge. Tiger schnaubte als Reaktion nur darauf. Aber auch ihm fiel auf wie eindringlich der andere Kriegerprinz sprach, dass er unbedingt dabei sein müsse, sonst könnte er sich nie wieder im Spiegel in die Augen sehen.
"Ich schätze was ihr für mich getan habt, obwohl wir uns kaum kennen, und vermutlich werdet ihr deswegen kein Wort mehr mit mir reden, aber ich werde mich nicht aufhalten lassen", sagte er als letztes und es war nur Schwarztraum zu verdanken, dass Tiger dabei einigermaßen ruhig blieb. Mit unterdrücktem Zorn blickte er in die Zelle rein.
"Für dich? Das hab ich nicht für dich getan, sondern für mich", zischte er, schloss seine Hände um die Gitterstäbe wie als wolle er jene einreißen. "Und du kannst froh sein, dass ich auf Schwarztraum bin, sonst würde ich dir so dermaßen den Arsch aufreißen bis es zwei von dir gibt!" Tiger schlug einmal leicht gegen die Gitterstäbe, entfernte sich dann kopfschüttelnd. Regensang rief ihm nochmal hinterher, doch sie bekam nur ein unverständliches Knurren und ein 'Nicht jetzt!' als Antwort. Dunkel blickte sie ebenfalls in die Zelle.
"Wenn du im Fort bist, geh vorher noch zu Maeve, damit sie dir mehr Spritzen gibt. Niemand kann einen durchdrehenden Kriegerprinzen gebrauchen. Aber ich komme mit, vielleicht kann ich die Sklavin nochmal zusammenflicken", bemerkte sie und verließ dann ohne ein weiteres Wort den Zellentrakt. So viel Aufregung für nichts. Sie glaubte auch nicht Bonderus' Worten, er war genauso ein Arschloch, das seiner Karriere hinterher hechelte, wie alle anderen. Oben angekommen war Tiger bereits verschwunden, doch Galdos saß am Tisch und schlang fast hastig ein Essen runter, während seine Leute dabei saßen und ihm erzählten was sich die letzten Tage zugetragen hatte. Regensang mochte Galdos, er war einer von den Netten und soweit sie wußte, hatte er eine Frau und ein kleines Kind daheim.
"Ihr könnt euren Spinner jetzt freilassen", rang sie sich ab zu sagen. Der Korporal gab einen entsprechenden Wink zu der dunkelhäutigen Gefreiten, die dann zusammen mit dem Rotschopf die Kellertreppe hinunter ging.

Re: In Sions Armee

Di 22. Aug 2023, 09:50

Isobel

Korporal Galdos Espwin war wieder da und Isobel war froh darum, denn eigentlich gab es kaum jemanden im Wachhaus, der Espwin nicht mochte. Er war zwar nicht so energisch wie Bonderus, eher mehr gemütlich, aber dafür freundlich und verständnisvoll. Jedenfalls in den Maßstäben eines Offiziers und das war selten, im Fort dagegen ging es viel ruppiger und herrischer zu. Dann mußte Jiriki wieder daran denken, dass sie nicht länger mehr im Wachhaus arbeiten würde, sondern außerhalb von Loraka. Hoffentlich war es nicht gefährlicher. Leider brachte Espwin keine guten Nachrichten und wegen der verschleppten Rekrutin schien er recht niedergeschlagen. Vielleicht war es gemein von Isobel, doch sie war froh darum, weil es bedeutete, dass dem Korporal nach all seinen Dienstjahren so etwas immer noch nahe ging. Es dauerte nicht lange, da kamen auch die zwei von der Sechsten nach oben, doch sie wirkten sehr angespannt und eindeutig lag Ärger in der Luft. Dafür konnte sie nun nach Espwins Befehl nach unten gehen. Die Brunft von Bonderus wäre vorbei.
Isobel war mehr als froh darüber. Zusammen mit Gwyn ging sie nach unten, der die Schilde verschwinden ließ. Beide waren sie noch etwas nervös, aber der Kriegerprinz wirkte tatsächlich nicht mehr so erregt, eher unruhig. "Wie geht es euch, Sir?", fragte Isobel, sie hatte ihn nun mehrere Tage nicht gesehen und... nun, er gab kein gutes Bild ab. "Oh, ihr habt euch verletzt", fiel ihr auf mit dem Blick auf die verkrustete Platzwunde an der Schläfe. Warum hatte die Heilerin sich nicht darum gekümmert? "Eure Sachen liegen noch oben im Büro von Korporal Espwin. Sie sind gewaschen, geölt und geschärft", erklärte Isobel und schloß dann die Zellentüre auf. Sie war sehr erleichtert, dass der Kriegerprinz wieder normal war.
Antwort schreiben



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Essen, NES, USA, Reise

Impressum | Datenschutz