Re: Rückkehr des Gefährten
von Hyacinthos » Mi 16. Aug 2023, 15:18
"Würdest du das auch eine zornige Königin im Krieg fragen?" konterte Hyacinthos streng das übliche Gebettel seines Ziehsohnes. Er war zu angespannt, um Nakarios zu erklären, wie heikel die Situation für Kaeros gerade war und dass es ihm nicht helfen würde, um empfindliche Strafen herum zu kommen, wenn er wegen eines Stelldicheins zu spät kam. Glücklicherweise kam Nakarios keine schlagfertige Antwort in den Sinn. So kam Hyacinthos nicht in die Verlegenheit, in das Schlafzimmer treten zu müssen, um Kaeros eigenhändig aus dem Bett zu zerren.
"Ich warte unten auf dich, Kaeros. Beeil dich", mahnte er den Kriegerprinzen, ehe er sich abwandte und etwas langsamer und leiser nach unten ging, als er nach oben gekommen war. Ein dunkles Stöhnen folgte ihm durch den Gang. Die drei schienen wirklich kurz davor zu sein, wenn sie mit dem Gedanken an eine zornige Königin noch weiter machen konnten. Gedanklich gab Hyacinthos ihnen Zeit bis er unten im Salon war und kontrolliert hatte, ob die Dienstboten auf waren, um Kaeros ein dringend benötigtes Frühstück zu bereiten. Den Lauten nach, schienen sie es gerade rechtzeitig zu schaffen.
"Kaeros", brüllte Hyacinthos dennoch noch einmal streng, als er nicht hörte, wie sich gleich jemand vom Bett erhob, um ins Bad zu gehen. Dabei war das sonst so gar nicht seine Art. Er war doch eigentlich der Salonlöwe. Derjenige, der lange schlief, sich gerne vergnügte und viel Zeit im Bad brauchte. Zumindest dann, wenn er sich nicht um Nakarios kümmen musste. Erleichtert atmete er auf, als er das Rauschen einer Dusche hörte. Er hatte sich auf einen schwierigeren Kampf eingestellt. Erschöpft liess er sich auf einen der gepolsterten Stühle am runden Tisch im Salon sinken und gönnte sich eine Tasse starken, heissen Tee, der gerade aufgetragen wurde.
Eine Viertelstunde später kam Kaeros tatsächlich die Stufen hinunter gehastet und in den Salon geeilt. Hyacinthos blinzelte verblüfft. Dass es so einfach und schnell gehen konnte jemanden vom heissen Sex unter die Dusche und dann zum Frühstück zu bekommen kam ihm einem Wunder gleich vor. Noch dazu war Kaeros anständig angezogen. Einzig die Haare waren noch leicht feucht. Er sah im Vergleich zu gestern wie verwandelt aus. Er sah nicht mehr aus wie ein Jäger direkt aus dem Wald, sondern wie ein junger, starker Adeliger, der das Recht hatte, am königlichen Hof zu sein. Florien hatte die Haare gut geschnitten, dafür gesorgt, dass sie gesund glänzten. Dennoch erhob sich Hyacinthos misstrauisch und trat näher zu dem Kriegerprinzen heran, schnüffelte leicht und musterte ihn besorgt.
"Bist du betrunken?" wollte er sorgenvoll wissen. Er konnte Kaeros unmöglich betrunken zu Timaris lassen. Der Kriegerprinz reagierte jedoch derart verblüfft, dass Hyacinthos ihm glaubte, dass er nicht betrunken sei.
"Dann setzt dich und iss dein Frühstück", forderte er seinen totgeglaubten Verwandten auf. "Du wirst die Kraft brauchen." Das Küchenmädchen und der Butler hatten den Tisch mittlerweile üppig gedeckt. Dummerweise auch mit Kaffee, doch bevor Hyacinthos dazu kam, Kaeros den zu verbieten bestellte dieser sich einen Kakao. Hyacinthos verbarg rasch ein Schmunzeln.
"Ich wusste auch nicht, dass ich nachts zurück komme", gab Hyacinthos etwas besänftigt zu und setzte sich zu Kaeros um mit ihm zu Frühstücken. Dabei war es gar nicht mehr nachts. Nur sehr früher morgen.
"Ich wusste nicht, wie sehr ich dich noch zurecht machen und vorbereiten muss für die Audienz", erklärte er dem Kriegerprinzen. "Timaris hat dich zu einer inoffiziellen Audienz bestellt. Also noch bevor ihr Arbeitstag beginnt. Gleich nach ihrem Aufstehen schätze ich. So früh wie du oben sein sollst." Warmherzig lächelte er den jüngeren Mann aufmunternd an. "Es scheint ihr sehr wichtig zu sein, dich zu treffen." Bestimmt freute Timaris sich auch, dass Kaeros noch lebte. Eigentlich.
"Sie will allerdings, dass du deine Signatur unterdrückst und dich verhüllst", musste er dann doch auch noch die Bedingungen des Treffens erklären. "Es soll niemand mitbekommen, wie du in den Palast kommst. Ich denke, sie war nicht sehr begeistert davon zu hören, dass du die Draeger unbekümmert hast wissen lassen, dass du hier bist. Aber vielleicht interpretiere ich da auch nur zuviel hinein." Es war schwierig zu sagen. Wenn Timaris nicht wollte, dass man ihre Gefühle und Gedanken mitbekam, dann wusste sie sie sehr gut zu verbergen.
Sie hatten gerade fertig gefrühstückt, als auch Nakarios und Florien zu ihnen stiessen. Entspannt und sich keiner Schuld bewusst. Nun, mussten sie auch nicht. Kaeros war gut gekleidet, sah ordentlich aus und war nicht betrunken. Sie hatten sogar noch viel Zeit übrig hoch zum Palast zu kommen.
"Guten Morgen, Nakarios." Sachte drückte er seinen Schützling kurz. "Guten morgen Florien. Nein, ich bin nicht böse. Ich seh ja, dass ihr euch gut um Kaeros gekümmert habt. Ich war nur überrascht und unter Zeitdruck. Das ist alles." Er hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass Kaeros jemand war, der sich auf Florien einliess und umgekehrt. Als er jedoch sah, wie Kaeros sich betreten durch die Haare strich und darum bat, dass er nichts zu Timaris sagte, wusste Hyacinthos zumindest, warum Florien sich auf Kaeros eingelassen hatte. Florien war schon so lang mit Nakarios zusammen. Da war es unweigerlich, dass Hyacinthos auch etwas von Floriens Vorlieben mitbekam.
"Wenn sie nicht fragt, werde ich nichts sagen, nein", schüttelte Hyacinthos seinen Kopf. "Aber ich werde sie nicht belügen, Kaeros. Und das solltest du auch nicht tun."
"Nein, wirklich nicht", liess nun auch Florien verlauten, der sich geschmeidig auf einen der Stühle geflätzt hatte und sich von Nakarios seinen Kaffee reichen liess. "Nicht lügen, höflich und beherrscht sein und keinen Kaffee trinken." Grinsend hob er seine Tasse kurz hoch, ehe er genüsslich an dem bitteren Getränk nippte.
"Oh und halte dich von Prinz Asar fern", kam es dem glacianischen Prinzen in den Sinn.
"Stimmt, das ist eine gute Idee", nickte Hyacinthos. "Allerdings werden wir dich erstmal heimlich zu Timaris schmuggeln."
"Trotzdem", beharrte Florien. "Solltes du ihm aus dem Weg gehen. Und wenn das nicht geht, höflich bleiben und dich beherrschen. Der Kerl ist..."
"Florien", warf Hyacinthos mahnend ein.
"...gefährlich", beendete der Prinz seinen Satz, als hätte er nie etwas anderes sagen wollen. "Er ist gefährlich und er hasst dich. Das liegt nicht an dir. Er hasst jeden hübschen Mann in Timaris Nähe. Und du bist nicht nur hübsch, sondern gutaussehend. Oh, er wird dich so sehr hassen." Florien kicherte hämisch, während Hyacinthos nur hoffte, dass Kaeros nicht den Preis dafür zahlen musste, dass er männlich und gutaussehend und in Timaris Nähe war.