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Rückkehr des Gefährten





Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Kaeros » Do 17. Aug 2023, 12:32

Es kam die Begrüßung, die Kaeros erwartet hatte. Wenn Sorra erleichtert gewesen war davon zu erfahren, dass er noch lebte, so zeigte sie es in keinster Weise. Vielleicht war sie nie erleichtert gewesen. Stattdessen beschimpfte sie ihn als elendigen Bengel und sah ihn wütend an. Das hatte er wohl verdient. Bevor Kaeros etwas sagen sollte, kam die Schwarze Witwe viel zu schnell auf ihn zu. Der Kriegerprinz dachte zuerst, dass sie ihn vielleicht eingehend mustern oder zornig anstarren wollte. Womit er nicht gerechnet hatte, war eine schallende Ohrfeige zu erhalten. Bevor Kaeros reagieren konnte, machte es Klatsch und seine Wange brannte von den knöchernen aber überraschend kräftigen Fingern.
"He!", beschwerte sich Kaeros. Er beherrschte sich nicht ihr Handgelenk zu packen und sie zurückzustoßen. Er wollte die Situation nicht noch schlimmer machen. Stattdessen rieb er sich über die schmerzende Wange.
Inzwischen keifte Sorra ihn weiter an, dass er viel zu spät gekommen wäre und irgendetwas darüber, dass er von jemanden ein kostbares Geschenk erhalten hätte. Das Gekeife verstand Kaeros nicht, doch die Bastard-Beschimpfung sehr wohl.
"Ich bin vieles, aber kein Bastard!", entgegnete er lauter. Sein Vater hatte ihn anerkannt und die Familie Verden gehörte ebenfalls Haylls Hundert an. Eine angesehene Familie. Der einzige Grund wieso Kaeros den Tolarim Namen trug war, dass der Name der Mutter nunmal Vorrang hatte. Pah, er wünschte er wäre ein Bastardsohn. Nakarios hatte es gewiss leichter.
Und er hatte einen Vater, der ihn liebte und sich um ihn sorgte...
Hyacinthos entschuldigte sich währenddessen bei Sorra und versicherte, dass sie so schnell wie möglich gekommen wären. Es genügte der alten Schwarzen Witwe nicht und dann bekam Kaeros auch noch eine zweite Ohrfeige verpasst.
"Hey!" Der Kriegerprinz hob seine Hand zur Abwehr.
"Das kann er niemals wieder gut machen", fauchte Sorra. Dann fuhr ihre Hand nach vorn und landete auf Kaeros' Stirn. Der Kriegerprinz wollte noch zurückweichen, als die Kraft der alten Tolarim auf ihn einstürzte. Kaeros war ein meisterhafter Kämpfer, sich gegen den Ansturm einer Schwarzen Witwe zu wehren gehörte dabei nicht unbedingt zu seinen Talenten. Er stöhnte auf und wankte, versuchte noch sich geistig zu schützen. Sorra quittierte es mit weiteren verärgerten Beschimpfungen und verstärkte ihre Bemühungen.
Schließlich gab Kaeros auf und ließ sie ein. Er wollte es schließlich hinter sich bekommen und wusste was sie suchte. Er spürte wie sie die Reste von Tallis Netz fortriss und dabei noch wütender wurde.
Kaeros knirschte mit den Zähnen, widerstand der Versuchung sich loszureißen. Erst als Sorra sich zurückzog, riss er sich los und machte ein paar Schritte in Richtung Sicherheit. Dort wo ein Labortisch mit einigen Apparaturen und Glaskolben mit rote Flüssigkeit standen. Warum Kaeros sich dort sicher fühlte, wusste er nicht. Er stützte sich am Tisch ab, um sich kurz zu sammeln.
"Ich hätte nicht zurückkommen müssen", sagte er. "Sei froh, dass ich es getan habe."
Die Antwort gefiel Sorra noch weniger und sie fauchte ihn wieder an. Kaeros verstand die ominösen Worte nicht wirklich.
"Und? Habe ich versteckte Netze in mir?", fragte er.
Die Schwarze Witwe verneinte es, bemerkte aber, dass sie das verräterische Handwerk von 'der kleinen Torres' jederzeit erkennen würde. Kaeros rieb sich die Wange, straffte sich dann.
"Die.. kleine Torres hat es zumindest geschafft dich jahrelang in die Irre zu führen", konterte er. Bevor er für die aufmüpfigen Worte weitere Ohrfeigen kassierte, brachte sich der junge Kriegerprinz lieber in Sicherheit und zog Hyacinthos mit sich.

"Ich sehe, sie ist immer noch in Hochform", bemerkte Kaeros, während sie zurück nach oben gingen. Hyacinthos schien seine Urgroßmutter noch stärker zu fürchten, denn er war ganz blass geworden und eilte die Stufen der Wendeltreppe relativ rasch nach oben. Hyacinthos wusste offenbar, wo ihn Timaris erwartete und führte ihn dorthin.
Schon als sie auf dem gleichen Stockwerk waren wurde Kaeros unruhig. Er begann das seltsame Ziehen in sich zu spüren und wurde automatisch langsamer.
"Gib mir ein paar Minuten. Ich muss mich noch von Sorras Attacke erholen", schob Kaeros vor und blieb bei einem der hohen Fenster des Ganges stehen von denen man aus auf die königlichen Stallungen sehen konnte. Einige Wachen exerzierten im Stechschritt auf dem Platz davor.
Wenn er doch nur in der Armee sein könnte...
Würde Timaris ihn wieder gehen lassen? Kaeros spürte ihre Signatur. In ihm drin rumorte es und er wurde die Unruhe nicht mehr los. Auch Hyacinthos erinnerte ihn mehrmals daran, dass er die Königin nicht warten lassen sollte.
"Da durch?", fragte Kaeros und deutete auf eine Türe. Die Frage war überflüssig. Kaeros spürte automatisch, dass die Königin dahinter war. Hyacinthos bestätigte es und meinte, dass er draußen warten würde.
"Wie schlimm kann es werden?" Kaeros lächelte schwach. Nur widerwillig löste er sich vom Ausblick des Fensters. Bevor Hyacinthos ihn noch zur Türe schob, zwang sich der Kriegerprinz lieber selbst dort hinzugehen. Er atmete nochmal tief durch, klopfte an, wartete viel zu lange und trat dann endlich ein.
Hinter der Türe war ein großer Salon, eingerichtet mit eleganten sündhaften teuren Möbeln, Teppichen, Vorhängen, Gemälden, Büsten. Die Königin saß in einem hohen, herrschaftlichen Sessel bei einem der Fenster. Ein großer runder Tisch war beladen mit einem üppigen Frühstück.
Kaeros klebte immer noch regelrecht an der Türe. Sein ganzer Körper zog. Ein fernes Klingen in ihm drin, dass kaum noch zu ignorieren war.
Verdammt...
Er wusste, dass sein Blut zu ihr sang, hatte es schon lange gespürt und Dacascos hatte ihm viel dazu erklärt. Aber es war etwas ganz anderes es wieder zu spüren. Es war so lange her, wo er es getan hatte. Der Krönungsball. Der letzte Ball, den er besucht hatte bevor er abgehauen war. Andere hatten ihr geholfen Kastia Ereta blutig abzusetzen. Rhohea hatte ihn immer gedrängt sich früh Timaris anzuschließen, ihr die Treue zu schwören und ihr zu helfen, doch Kaeros hatte nichts davon wissen wollen. Er hatte Kontakt zu ihr vermieden so gut es ging, doch ein Tolarim, der nicht zur Krönung erschien? Undenkbar. Diesem einen Ball hatte er sich nicht entziehen können. Wenigstens war es so voll gewesen und die Königin so umschwärmt von ihrem neuen Hof und ihrem neuen Blutdreieck, dass Kaeros sich auf Distanz hatte halten können.
Und doch.. selbst da hatte er es gespürt. Nicht zum ersten Mal, nur war es über die Jahre intensiver geworden. Bis es irgendwann nicht mehr zu leugnen gewesen war.
So wie jetzt.
Kaeros stand weiterhin mit der Türe im Rücken, bereit wieder abzuhauen.
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von Anzeige » Do 17. Aug 2023, 12:32

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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Timaris » Do 17. Aug 2023, 14:00

Timaris blickte auf den schlafenden Aaron in ihrem Bett. Sie mochte es, wenn er so verletzlich und vollkommen wehrlos vor ihr lag und sie hasste es, dass sie es nicht ausnutzen durfte. Nicht solang nicht geklärt war, warum die Messerwunde sich nur so schwer heilen liess und ob ihr Blut womöglich ein Gift enthielt, welches sich beim Sex übertragen liess. Es war noch zu früh, um all die Antworten zu haben. Sie waren erst gestern aus dem Urlaub zurück gekommen. Dennoch bereitete es ihr bereits viel Ärger. Ayden der vor Neid beinahe verging, weil sie nicht mit ihm geschlafen hatte, nachdem sie aus dem Urlaub zurück gekommen war. Es hatte ihm gar nicht gefallen. Und ihr ebenfalls nicht. Sowohl Ayden, als auch Aaron waren beides überaus attraktive Männer und Timaris war sich nicht gewöhnt, in dieser Hinsicht zu verzichten. Sie musste schon so oft genug verzichten.

Heute Morgen musste jedenfalls Aaron verzichten. Nicht nur darauf sie nackt zu sehen, geschweige denn Sex zu haben. Sie würde auch ohne ihn Frühstücken. Dabei war das so in etwa die einzige Zeit, die er sonst mit ihr alleine hatte. Eine ihrer Leibwachen bei Aaron im Schlafzimmer lassend ging sie ins Bad, um sich frisch zu machen und von Rhiana ankleiden zu lassen. Den Leibwächter liess sie bei Aaron, um ihm einerseits klar zu machen, dass er im Schlafzimmer zu warten hatte, andererseits aber auch deswegen, damit der Leibwächter rasch bei ihr sein konnte, während sie sich mit Kaeros traff. Nicht, dass sie dem jungen Kriegerprinzen zutraute, für Sion zu arbeiten. Doch sie war vor ein paar Tagen viel zu knapp dem Tod entkommen. Sie musste nun noch besser auf sich aufpassen.

Kaeros. Dieser dumme Junge. Einfach seinen Tod vortäuschen um der Verantwortung seines Namens zu entkommen. Timaris konnte zwar teilweise das Bedrüfnis nachvollziehen, jedoch weniger, dass Kaeros sich dabei nur mässig geschickt angestellt hatte. Und noch weniger verstand sie, wie er nun einfach wieder so in sein zurückgelassenes Leben platzen konnte. Dadurch, dass er sich zu erkennen gegeben hatte, würde er nie wieder zurück können. Wäre er verstohlen zu ihr gekommen, hätte sie ihm helfen können. Doch so würde man ihm nicht so leicht glauben, dass er wirklich tot war, sollte es wieder Gerüchte über seinen angeblichen Tod geben.

Nach der Dusche setzte sie sich in ihren herrschaftlichen Sessel an ihrem Frühstückstisch. Sie trug ein elegantes, graues Seidenkleid, welches einen Schimmer von Blau enthielt. Ihre Haare hatte Rhiana ihr kunstvoll hochgesteckt. Ihre grauen Juwelen zierten ihren Hals in Form von Halskette und Ohrringe. Über die Vergangenheit sinnierend schaute sie dabei zu, wie die Sonne aufging und Draega in goldenen Glanz hüllte. Sie war damals so wütend gewesen, als Kaeros gestorben war. Erst wütend, weil er tot war und sie ihn nicht hatte beschützen können. Und vorallem deswegen, weil sie traurig wegen ihm war. Sie hatte ihn nicht zum Gefährten haben oder mit ihm Kinder zeugen wollen. Doch seinen Tod hatte sie ihm auch nicht gewünscht. Danach war sie wütend geworden, weil sie mit Hilfe von Sorra herausgefunden hatte, dass Kaeros gar nicht so Tod war, sondern diesen nur vorgetäuscht hatte.
Ganz offensichtlich war ihm das Leben wie es war zu sehr ein Graus gewesen, als dass er es weiter hätte ertragen können. Stück für Stück hatte Timaris herausgefunden, dass sie den Kriegerprinzen nicht genug damit geschützt hatte, indem sie sich den Treffen verweigert hatte, die ihre Mütter ihnen hatten aufzwingen wollen. Kareos war insbesondere von Rohea und Heraia weiterhin darauf vorbereitet und gedrängt worden ihr perfekter Gefährte zu werden. Seine Jugend musste die Hölle gewesen sein. Zornig ihn nicht besser beschützt zu haben, hatte sie die trauernde Königin gegeben und alle von Kaeros Besitztümer an sich überschreiben lassen. Es hätte ihr ja ohnehin gehört, hätte sie Kaeros nach Heraias und Roheas Wunsch geheiratet. So konnte sie wenigstens sein Eigentum schützen, für den Fall, dass er doch nicht mehr tot sein wollte. Oder für den Fall, dass er etwas brauchte und sich ihr anvertraute. Sie hatte seine Jugend nicht so beschützt, wie sie es gedacht hatte. Dafür beschützte sie nun sein Eigentum und sein Geheimnis.
Ihr Blick fiel auf den goldenen Kontrollring an ihrem Finger. Diesmal trug sie nicht den, den sie brauchte um Aaron zu quälen. Dieser Ring gehörte zu Kaeros Ring des Gehorsams. Wenn er den denn noch trug. Timaris vermutete es. Die wenigsten Männer liessen ihn sich abmachen, wenn es nicht unbedingt notwendig war und kein Kontrollring zur Verfügung stand. Deswegen hatte sie auch alle Kontrollringe, auch die ersten Grades von Rohea eingefordert. Sie war nicht glücklich gewesen, dass Timaris sich so viel einverleibt hatte. Doch gegen das Argument, dass Rohea immer gewollt hatte, dass Kaeros ihr gehörte, kam die Hexe nicht an.

Gedankenverloren nippte sie an ihrem Kakao. Nebenbei nahm sie wahr, dass Ayden auch schon wach war. Wach und frustriert. Er nahm es ihr wohl übel, dass sie ihn nicht mehr in ihr Bett liess. Doch dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Sie musste sich auf Kaeros konzentrieren und was sie mit ihm machen wollte. Ein hochrangiger Adliger dessertierte nicht einfach so aus der Armee und der Adelswelt. Schon gar kein Tolarim. Sie hatten Vorbilder zu sein. Kaeros hatte darin eindeutig versagt und kam nun einfach so wieder in die Stadt spaziert. Sie hatte ihm schon vieles durchgehen lassen, doch das war eindeutig zuviel.

Schliesslich klopfte es und für einen Moment war Timaris irritiert. Natürlich, Kaeros hatte seine Signatur unterdrückt. Hyacinthos war bei ihm. Hatte ihn vor ihren Salon gebracht. Timaris verstand jedoch nicht, warum sie dachte, dass Ayden ebenfalls in dem Gang war, sie seine Signatur jedoch nicht wahrnehmen konnte. Bis Kaeros eintrat. Da verstand sie auf einen Schlag sehr viel.
Da stand der junge Kriegerprinz vor ihr. Mit einem Körper wie von einem Bildhauer gemeiselt, machtvoll mit seinen Juwelen und verschreckt wie ein Rehkitz, das unverhofft vor eine Jägerin gestolpert war. Genau so, wie Timaris es mochte. Wie es sie reizte. Noch viel intensiver als der visuelle Eindruck war jedoch die Tatsache, dass sein Blut zu ihrem sang und das ihrige zu seinem. Kraftvoll. So intensiv, das einem beinahe der Atem weg blieb. Wie zu Ayden und Gualterio. Wenn nicht sogar noch stärker. Deswegen hatte sie angenommen Ayden wäre auf dem Weg zu ihr. Gualterio hatte es nicht sein können. Er war in Raej. Doch es war nicht Ayden gewesen. Sondern Kaeros.
Schlagartig kamen ihr Situationen in den Sinn, wo sie gedacht hatte, Kosta zu spüren. Nur dass es sich etwas wilder anfühlte. Es war nicht Kosta gewesen bei diesen Bällen und ähnlich grossen, verpflichtenden, gesellschaftlichen Anlässen. Es war Kaeros gewesen und so wie er sie anblickte, schien es ihm schon länger bewusst gewesen zu sein. Ob er deswegen seinen Tod vorgetäuscht hatte? Weil er wusste, dass er ihr gehörte? Es aber nicht wollte. Dabei kannte er sie gar nicht. Doch sie verstand nun, warum er das Risiko nicht hatte eingehen wollen. Wäre er erstmal bei ihr gewesen und sei es noch so heimlich, er wäre nicht mehr weggekommen.

"Es muss dich nicht zur Ruhe kommen lassen haben, dass du dich all den Jahren deinem Blut verleugnet hast", vermutete Timaris. Sie wusste, wie sehr Kosta darunter litt, ihr nicht im Ersten Kreis dienen zu können. Man konnte sich gegen den Ruf des Blutes sperren. Doch es würde einen ein Leben lang quälen.
"Doch trotz all der Unruhe und des zwanglosen Rahmens, erwarte ich von dir, dass du das Protokoll einhälst und deine Territoriumskönigin entsprechend begrüsst", forderte sie ruhig und ohne Kaeros sehen zu lassen, wie es ihr selbst ging. Das wusste sie ohnehin selbst noch nicht so genau. Sie war noch viel zu verblüfft von der heftigen Intensität, mit der ihr Blut zueinander sang und was das mit ihr anstellte. Es war einfacher sich darauf zu konzentrieren, wie Kaeros sie grüsste. Ein zackiger, soldatischer Gruss wäre akzeptabel. Doch da er keine Uniform trug, wäre ein Kniefall angemessener. Zumal er sie jahrelang angelogen hatte.
"Danach kannst du mir erzählen, warum du dich entschieden hast, nicht länger tot zu bleiben."
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Kaeros » Do 17. Aug 2023, 14:47

Timaris sah so schön aus wie er sie von den vielen Gemälden in Rhoheas Villa in Erinnerung hatte. Seine Mutter hatte auch immer wieder versucht ihm Gemälde in seinem eigenen Landsitz aufzudrängen, doch Kaeros hatte es zum Glück verhindert und stattdessen sein Anwesen möglichst provokant und sinnlich einzurichten. Im Nachhinein war ihm diese erotisch oppulente Einrichtung nun peinlich, aber er wusste sowieso nicht was mit seinem Landsitz passiert war. Jedenfalls war es ein Ort gewesen, wo er ganz bewusst nicht der zukünftige Gefährte der Königin gewesen war.
Und nun befand er sich nach Jahrzehnten wieder in einem Raum mit ihr. Timaris hatte die dunklen Haare geflochten und kunstvoll hochgesteckt, sie trug offen ihre grauen Juwelen, geschmückt in funkelnden, eleganten Fassungen. Sie trug ihre Krone nicht, aber auch so sah sie würdevoll aus. Trotz ihres für Hayllier noch jungen Alters.
Kaeros bemerkte, dass er starrte, doch er war auch unfähig sich von ihrem Anblick loszureißen. Sie erwiderte seinen Blick ernst und kaum lesbar. War sie wütend? Vermutlich. Eine längere Zeit lastete Stille in der Distanz zwischen ihnen. Der Salon schien noch größer zu wirken und gleichzeitig war es Kaeros immer noch viel zu wenig Abstand. Er konnte immer noch spüren wie sein Blut zu ihrem sang. Nein, kein Gesang. Es fühlte sich mehr wie ein Brüllen an.
"Es muss dich nicht zur Ruhe kommen lassen haben, dass du dich all den Jahren deinem Blut verleugnet hast", ergriff Timaris schließlich das Wort. Spürte sie es auch? Und wie konnte sie dabei so gelassen sein?
Dann forderte Timaris in ruhigem Tonfall, dass Kaeros dem Protokoll folgte und seine Königin begrüßte. Der Kriegerprinz wusste was das hieß. Es bedeutete auch, dass er sich endlich von der Türe lösen musste. Langsam machte Kaeros einen Schritt nach vorne.
Währenddessen bemerkte die Königin, dass er ihr auch erzählen sollte wieso er sich entschieden hätte nicht länger tot zu bleiben. Was hatte ihr Hyacinthos alles erzählt? Genug anscheinend, dass Timaris im Bilde war.
Und war es nicht offensichtlich wieso er wieder zurück war?
"Es ist Krieg", sagte er nur. Sobald er davon erfahren hatte, war er aufgebrochen und hatte das Dorf und sein Leben als einfacher Blutmann und Jäger wieder hinter sich gelassen. So schmerzlich es auch gewesen war. Wobei er lange nach einem Grund gesucht hatte das einfache Leben wieder zu verlassen. Er hatte den Luxus und seinen Status vermisst.

Kaeros tat noch ein paar Schritte nach vorne. Er wusste nicht wo er hinschauen sollte. Sein Blut brüllte nach ihr mit aller Macht. Verflucht, wie hielt Dacascos das aus und wie gingen noch einmal diese Atemübungen? Eine seiner Hände ballte sich zu einer Faust.
Immer noch weit genug von ihrem Sessel und dem Frühstückstisch entfernt ging Kaeros auf die Knie. Formvollendet und perfekt. Er hatte es oft genug geübt. Er senkte angemessen den Kopf, eine Hand auf dem aufgestützten Knie.
"Timaris", sagte er, brachte es irgendwie nicht über sich sie 'seine Königin' zu nennen, obwohl sie das war. In allen Belangen. Wem machte er etwas vor? Aber wie sehr er es hasste, dass Rhohea Recht behalten hatte.
Kaeros wartete ungeduldig bis Timaris ihm mit einem Wink wieder erlaubte sich zu erheben. Kaum geschehen, stand er auch rasch wieder auf.
"Ich wollte dir keine Probleme bereiten. Oder der Familie." Das hatte er höchst wahrscheinlich. "Ich wollte nur einmal über mein Leben bestimmen und ich dachte, das wäre die beste Lösung." Vielleicht nicht die beste Lösung, aber der einzige Ausweg, der ihm damals eingefallen war.
"Wenn es dich tröstet, beinahe wäre wirklich in dem Seesturm gestorben. Es war ziemlich knapp", erzählte er, während er in der Mitte des Raumes stand.
"Ich bin nur zurückgekommen, weil ich in der Zeitung vom Ausbruch des Krieges erfahren habe. Ich will unser Land verteidigen", erklärte der Kriegerprinz.
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Timaris » Do 17. Aug 2023, 16:47

Timaris fragte sich, ob es an seiner Nervosität lag oder an seinem Hochmut, dass Kaeros schon zu erzählen anfing, warum er hier war, bevor er er sie gegrüsst hatte, so wie sie es von ihm gefordert hatte. Die Art wie er sich an der Tür herum drückte und nicht näher kommen wollte, war schon fast unverschämt, wirkte jedoch gleichzeitig so Jugendlich scheu. Es war provozierend und verlockend zugleich. Genau wie sein Kniefall. Er tat es so weit weg von ihr wie möglich, dass es an eine Beleidigung grenzte. Gleichzeitig war es dermassen formvollendet und geschmeidig, dass es geradezu danach schrie, dass man ihn ins Bett zerrte. Zudem musste er sich wegen irgend etwas stark beherrschen. Timaris sah, wie sich eine seiner Hände zur Faust ballte. Oh, wie sie das genoss. Sie wollte mehr davon. Mehr von Kaeros. Sie wollte mit ihm spielen. Er hatte es verdient, dafür, dass er sie angelogen hatte.

Genau wie er es herausgezögert hatte, zu ihr zu kommen und so weit weg wie möglich vor ihr hingekniet war, so zögerte sie den Moment so lang wie möglich heraus, bis sie ihm das Zeichen gab, dass er sich wieder erheben durfte. Gerade so lang, bevor man meinen konnte, dass das Knien nicht mehr als respektvollen Gruss, sondern als demütigende Strafe wahrgenommen wurde. Wie als hätte sie ihm die Möglichkeit geben wollen, sie respektvoller anzusprechen, als nur mit ihrem Vornamen. Etwas, was sich selbst Familienmitglieder nicht immer herausnehmen durften. In Wahrheit genoss sie es einfach nur, den starken, jungen Kriegerprinzen so stattlich vor sich knien zu sehen. Schlussendlich hob sie dennoch ihren Finger ein klein wenig, um ihm zu bedeuten, dass er sich erheben durfte. Er war auch attraktiv anzusehen, wie er da so in der Mitte des Raumes stand.

"Dafür, dass du den Namen so konsequent abgelegt hast, ist es sehr wagemutig von dir, mich derart vertraut anzusprechen", tadelte sie ihn ruhig und konzentrierte sich lieber auf die Spielerei mit Kaeros, als sich dem zu Stellen, was seine Rückkehr bedeuten mochte. Dass sein Blut derart stark zu ihrem sang.
"Was lässt dich glauben, dass du das Recht hättest, so familiär mit mir zu sprechen, wo das so einigen Familienmitgliedern nicht gestattet ist, die weniger verbrochen haben als du." Dass sie ihn nicht siezte und ihn bei seinem Familiennamen ansprach konnte durchaus so interpretiert werden, dass sie ihn nicht für Wert befand, dass er diese Höflichkeit verdiente. Respektive so wie eine Königin eben Menschen ohne Rang und Namen ansprach.
"Zudem, was sollte daran tröstlich sein, dass du beinahe wirklich im Seesturm ertrunken wärst?" bohrte sie streng nach und nicht gewillt Kaeros so leicht davon kommen zu lassen. "Denkst du, ich hätte gewollt, dass du stirbst? Nur damit du nicht mehr existiert und mir von unseren Müttern schmackhaft gemacht wirst? Wäre dem so gewesen, hätte ich schon viel früher dafür sorgen können. Davon abgesehen, habe ich dich weder danach gefragt, noch dir die Erlaubnis gegeben, frei heraus zu sprechen." Kaeros hatte viel zu lang in der Wildnis gelebt und scheinbar vergessen, wie man sich bei einer Territoriumskönigin zu benehmen hatte. Wobei der formvollendete Kniefall etwas anderes gezeigt hatte.

"Wenigstens ist deine Absicht ehrenwert", gestand sie ihm zu, als er endlich erklärte, warum er wieder hier war. "Doch Hayll könntest du auch namenlos verteidigen. Dein Auftreten lässt vermuten, dass du mehr willst. Du willst den Namen Tolarim zurück, den du so achtlos über Bord geworfen hast. Wie stellst du dir das vor? Was denkst du, was die Männer unserer Familie mit dir tun werden, wenn sie erfahren, was du getan hast? Wie sehr du ihre Ehre beschmutzt hast. Denkst du wirklich, du hast es verdient, den Namen wieder zu tragen und dich stolz in den Krieg begeben um heldenhaft Hayll zu verteidigen?"
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Kaeros » Do 17. Aug 2023, 17:51

Er hatte in den Jahren als Blutmann viel vergessen was den Umgang mit anderen Adeligen betraf. Einfach weil er niemanden dergleichen begegnet war und als Romeo andere Verhaltensregeln von ihm gefragt gewesen waren. Diese waren genauso mühsam zu erlernen gewesen, hatten hauptsächlich aus dem schmerzlichen Prozess bestanden zu erkennen, dass er oft ein ziemlich arrogantes Arschloch gewesen war.
In der Adelswelt ging es anders zu als zwischen den einfachen Leuten. Kaeros wusste das, doch er war aus der Übung und der Umgang mit Hyacinthos, Nakarios und Florien hatte ihn ebenfalls locker werden lassen. An den formvollendeten Kniefall hatte Kaeros sich noch erinnern können, das war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, so wie bestimmte Trainingsschritte mehrerer Kampftechniken.
Aber er hatte vergessen Timaris höflich anzusprechen. Als Königin und nicht als vertraute Verwandte. Dumm, er hätte es besser wissen müssen. Sofern man nicht eng verwandt war - und manchmal nichtmal dann - wurde auch innerhalb der Familie auf die respektvollen Anreden geachtet. Weil sie keine Familie waren. Sie waren ein Adelshaus.
Timaris maßregelte ihn weiter, wieso er dächte er hätte das Recht so vertraut mit ihm zu reden.
"Verzeiht", murmelte Kaeros, aber die Königin fuhr bereits streng fort und fragte was daran tröstlich wäre, dass er beinahe ertrunken wäre. Sie hätte nicht gewollt, dass er starb und hätte schon viel früher selbst dafür sorgen können, wenn ihr danach gewesen wäre. Kaeros presste kurz die Lippen zusammen. Auch ihn hatte man schon versucht zu töten und bisher hatte er sich mithilfe seiner Juwelen und Kampfkünste behaupten können. Manchmal war es auch pures Glück gewesen. Irgendein armer Diener, der stattdessen den vergifteten Wein getrunken hatte.
Kaeros war versucht zu widersprechen, doch Timaris erinnerte ihn daran, dass sie ihm nicht die Erlaubnis gegeben hätte frei zu sprechen. Ach, es war immer so kompliziert in der Adelswelt. Trotzdem spürte er das Sehnen und Ziehen in ihm drin ungebrochen und er konnte den Blick von ihr nicht abwenden. Seine Blicke wanderten über ihr blaugraues Seidenkleid und ihre schlanke Statur darunter.
Dabei wollte er sie wirklich nicht begehren. Er hatte viele Freundinnen gehabt, die bewusst nicht Timaris ähnelten. Was nicht bedeutete, dass er sich noch nie einen runtergeholt hatte, während er ein Gemälde der Königin angestarrt hatte...
"Wenigstens ist deine Absicht ehrenwert", riss ihn Timaris aus seinen weniger ehrenswerten Gedanken. Dann bemerkte die Königin, dass er Hayll auch namenlos verteidigen könnte. Doch er würde wohl den Tolarim Namen zurückhaben wollen. Wie er sich das vorstellen würde.
"Denkst du wirklich, du hast es verdient, den Namen wieder zu tragen und dich stolz in den Krieg begeben um heldenhaft Hayll zu verteidigen?", fragte sie ihn weiter.

Kaeros schnaubte kurz. Konnte er jetzt sprechen?
"Ich würde Hayll mit Freuden namenlos verteidigen, wenn es mir möglich wäre", entgegnete er und verschränkte die Arme vor der Brust, blieb stehen wo er war. Zwar stand er in der Mitte des Raumes ziemlich bloßgestellt, doch damit hatte Kaeros kein Problem. Eher damit der Königin noch näher zu kommen.
"Sonst wäre ich schon längst an der Front." Aber mit seinen dunklen Juwelen hätte man ihn sofort wieder erkannt und als einfacher Blutmann wollte er nicht kämpfen. Er wollte sein möglichstes tun.
"Meint ihr, ich will den Tolarim Namen?" Kaeros sprach sie nun höflich an, doch sein Tonfall war eher angriffig und energisch. Er hatte lieber seinen Tod vorgetäuscht und in Armut gelebt als den Namen zu behalten. Das sollte ihr doch genug sagen.
"Aber ich scheine ihn nicht loswerden zu können." Kaeros war nicht hier um sich den Namen neu zu verdienen. Er hatte ihn nie gewollt und seit seiner Zeit als Romeo wusste er auch, dass er zur Not als Blutmann überleben konnte. Ja, er mochte den Luxus und hätte ein Leben mit Ländereien und Dienern vorgezogen, doch ohne wäre er nicht rettungslos verloren.
Wenn Timaris irgendetwas wusste, wo er namenlos aber mit schwarzgrauen Juwelen kämpfen konnte, hatte er sicher nichts dagegen, doch mit der Ehre seines Familiennamen konnte ihn sicher nicht locken.
"Und ich habe ihre Ehre beschmutzt? Die raffgierigen, hochmütigen Tolarim, die am liebsten jeden auf ihrem Schachbrett so hin- und herschieben wie es ihnen selbst am besten nutzt?" Das hatte mit Ehre nichts zu tun. Und die Männer waren nicht viel besser als die Frauen in der Hinsicht.
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Timaris » Do 17. Aug 2023, 19:22

Kaeros begehrte nicht gegen die Massregelungen auf. Nicht im eigentlichen Sinne. Er murmelte gar brav eine Entschuldigung. Auch wenn diese noch einiges zu wünschen übrig liess. Doch er war eindeutig nicht glücklich. Fast schon trotzig presste er kurz die Lippen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. Wie ein kleiner Junge. Wäre da nicht die stattliche Figur, die schlichtweg zum Anbeissen war. Und dann war da sein glühender Blick. Da war sehr viel Leidenschaft hinter der beherrschten Fassade. Es reizte sie das zu entdecken. Wobei sie sich nicht sicher war, ob sie herausfinden wollte, wie sehr sein Blut tatsächlich zu ihrem sang.

Sobald sie ihm erlaubt hatte zu sprechen, stellte Kaeros sofort klar, dass er Hayll mit Freuden namenlos verteidigen würde, wenn es ihm möglich wäre. Timaris verstand nicht recht, was er damit meinte. Doch sie spürte, dass er davon überzeugt war und tatsächlich längst an der Front wäre, wenn er das ohne seinen Namen tun könnte. Wenn auch siezend fragte er sie geradezu frech ob sie den glaubte, dass er den Namen Tolarim wollte. Timaris reagierte nicht auf die Frage, doch sie glaubte durchaus, dass Kaeros den Namen wieder haben wollte. Wenn auch vielleicht nicht bewusst. Selbst nach al der Zeit in einem kleinen Dorf und trotz des vergessens mancher höfischen Regeln gebärdete er sich noch immer wie ein Mann aus dem Hochadel.

"Du meinst also, dass der Name Tolarim deiner nicht Wert ist?" drehte sie ihm die Worte im Mund um. "Dass du zu gut dafür bist? Du der deine Familie im Stich gelassen hat. Der sie angelogen und trauernd zurück gelassen hat." Es war nicht ihre Absicht gewesen, ihm vorzuwerfen, dass sie um ihn getrauert und sich Sorgen um ihn gemacht hatte. Ihr Blut musste ausserodentlich stark zueinander singen, dass ihr so leicht etwas über die Lippen rutschte, was sie Kaeros eigentlich gar nicht hatte wissen lassen wollen. Das einzige was ihr blieb war, sich nichts anmerken zu lassen.

"Davon abgesehen, hast du meine Frage nicht beantwortet", erinnerte sie den jungen Kriegerprinzen, um ihn davon abzulenken, dass man um ihn getrauert hatte. "Wie stellst du dir deinen Einsatz im Krieg vor? Was willst du bewirken? Wo willst du dienen? Unter wem würdest du dienen wollen?" Nicht, dass er es sich würde aussuchen können. Doch Timaris wollte durchaus seine Meinung wissen. Sie wollte seine Selbsteinschätzung hören. Ausserdem hatte er mit seiner anderen Sichtweise vielleicht nützliche Ideen, die umgesetzt werden konnten.
"Was bist du bereit zu tun?" wollte sie fordernd von ihm wissen. "Was bist du bereit zu geben?"
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Kaeros » Do 17. Aug 2023, 19:59

"Du meinst also, dass der Name Tolarim deiner nicht Wert ist?", entgegnete die Königin und erinnerte Kaeros daran wie meisterhaft es Tolarim Frauen verstanden einem die Worte im Mund herumzudrehen. Timaris warf ihm vor, dass er sich für zu gut für den Namen hielt, obwohl er seine Familie im Stich gelassen hätte. Er hätte sie angelogen und traurend zurückgelassen.
Kaeros unterdrückte ein Lachen. "Ich glaube nicht, dass viele um mich getrauert haben. Höchstens um verpasste Chancen." Natürlich hatte er darüber nachgedacht wie seine Familie über seinen Tod denken würden. Wie wohl seine Beerdigung gewesen war. Sicherlich oppulent und sicherlich hatte Rhohea auch viele Tränen gegossen. In Theatralik stand ihr kaum einer nach.
Aber hatten sie wirklich um ihn getrauert oder um den Verlust seiner Kaste und seiner Juwelen? Sicherlich hatte er die Familie geschwächt indem er gegangen war.
"Ich fühl mich nicht zu gut für den Namen, aber ich habe nie um dieses Leben gebeten und man hat mir keine Wahl gelassen." Er hatte keinen Ausweg gesehen.
Die Königin bemerkte, dass er ihre Frage nicht beantwort hätte wie er sich seinen Einsatz im Krieg vorstellen würde und was er bewirken würde. Unter wem er dienen wolle und wo. Kaeros merkte auf. Würde sie ihm denn die Wahl lassen oder war es ein sorgsam gelegter Fallstrick?
"Ich habe mich noch nicht vollständig über die Lage informiert." Er wusste nur, dass die Kämpfe bisher hauptsächlich in Raej waren. Andere Territorien hatte Sion relativ schnell unterjocht indem er die Königin ausgeschaltet hatte.
"Dort wo ich am meisten helfen kann. Ich hatte vor zu Nereos zu reisen und ihn zu fragen. Oder zu Nevander", erklärte Kaeros. Sicherlich waren beide mit der Armee unterwegs und Nevander würde ihm gewiss wieder einen Platz bei den Blutschakalen geben. Es war nichts woraus man austreten konnte. Wobei der alte Prinz ihn vielleicht demütigen wollen würde, dass Kaeros sich aus dem Staub gemacht hatte. Nevander konnte unglaublich stolz und nachtragend sein. Dennoch.. am Ende würde der alte Tolarim sicherlich nichts gegen Kaeros' dunkle Juwelen haben, wenn es dem Rest der Einheit helfen würde.

Timaris sah es anders. Sie lehnte sich im Sessel zurück und musterte ihn nachdenklich.
"Nereos wird dich Kielholen für deinen Verrat und was Nevander mit dir anstellt, will ich mir gar nicht erst vorstellen."
Timaris wollte wissen, was er bereit wäre zu geben und zu tun. Kaeros zuckte mit den Schultern. Was meinte sie? Sie winkte ihn mit einem Fingerzeig näher und deutete knapp auf den anderen Sessel.
"Was immer ich tun kann, um diesen Krieg zu beenden. Es ist nur eine Frage der Zeit bis Sion seinen Blick auf Hayll richtet", antwortete Kaeros. Sie waren neben Askavi gewiss seine größte Bedrohung. Er kam langsam näher, obwohl es ihm unangenehm war. Das Ziehen verstärkte sich noch weiter. Ein innerliches Vibrieren und Rauschen. Kaeros versuchte es zu ignorieren und setzte sich, weiterhin voller Anspannung.
"Also bist du nur zu gewalttätigen Einsätzen bereit? Keine Spionage oder ähnliches?", hakte die Königin nach.
Kaeros zuckte wieder mit den Schultern. "Ich bin ein besserer Kämpfer als Spion." Obwohl er sich ziemlich gut verbergen konnte, doch als Kriegerprinz hatte er nie die Geduld für die Spionage gehabt. Früher oder später ging sein Blut mit ihm durch. Kaeros bezweifelte, dass es Kriegerprinzen gab, die gute Spione abgaben.
"Wieso? Benötigt ihr einen Spion?", fragte er zurück, denn ihre Frage war doch recht genau gewesen.
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Timaris » Do 17. Aug 2023, 21:37

Ihre Augen verengten sich ganz kurz leicht etwas, als Kaeros ein Lachen unterdrückte und darüber spottete, dass wohl kaum jemand um ihn getrauert hätte. Sie fühlte sich verspottet. Dabei wurde ihr jedoch noch deutlicher bewusst, dass Kaeros als Tolarim wohl wirklich kein gutes Leben gehabt hatte, wenn er so sprach. Sie hatte gedacht, Kaeros könnte einigermassen behütet aufwachsen, wenn sie Heraia und Rohea in ihre Schranken wies. Doch ganz offensichtlich war es nicht genug gewesen.

Kaeros war jedenfalls klug genug, nicht weiter zu spotten, sondern sich auf ihre Fragen bezüglich seiner Zukunft zu konzentrieren. Offen gab er zu, dass er sich nicht zu gut für den Namen fühlte. Er hätte nur nie um dieses Leben gebeten und man hätte ihm keine Wahl gelassen. Timaris konnte das nachvollziehen. Sogar warum Kaeros seinen Tod vorgetäuscht hatte. Sie selbst war kurz davor gewesen, ihrer Pflicht den Rücken zu kehren. Doch als Königin hatte sie gespürt, wie das Territorium um Hilfe rief. Sie hatte sich dem nicht verschliessen können.
Der Kriegerprinz hingegen hatte so einen Anker nicht gehabt. Zumindest hatte er ihn nicht gespürt, solange es Hayll gut gegangen war. Doch der Krieg hatte ihn spüren lassen, dass er gebraucht wurde und er war gekommen. Stark, tapfer und vollkommen unbedarft. Timaris lehnte sich in ihrem Sessel zurück und musterte den Kriegerprinzen nachdenklich. Sie kämpfte mit sich, den Kriegerprinzen freizugeben und ihm das Leben zu lassen, wonach er sich so sehnte. Es wäre jedoch töricht, gar verantwortungslos, diese mächtige Waffe gegen Sion nicht zu nutzen. Wo dieser Hayll mit einem gezielten Schlag beinahe gestürzt hätte. Wo Karos seine Dienste freiwillig anbot.

"Nereos wird dich Kielholen für deinen Verrat", musste sie dann aber doch ablehnen. Der stolze Kapitän würde Kaeros ordentlich büssen lassen, für das, was er getan hatte. Dann allerdings würde er Kaeros sicherlich herzlich aufnehmen. Nevander hingegen würde diese Beleidigung bis in den Tod nicht vergessen.
"Und was Nevander mit dir anstellt, will ich mir gar nicht erst vorstellen." Nicht wo Kaeros so lecker und verführerisch vor ihr stand. Sie wollte ihn lieber selbst etwas quälen, als dass sie das jemand anderem überlassen wollte. So verlockend es auch war, konzentrierte sie sich erstmal auf ihre Pflichten. Mit einem kleinen Fingerzeig bedeutete sie dem Kriegerprinzen, dass er sich zu ihr an den Frühstückstisch setzen sollte. Es schien Strafe genug für Kaeros zu sein. Er näherte sich dem gepolsterten Stuhl nur sehr langsam. Wie als würde er unter Muskelkater leiden. Als müsste er sich auf eine heisse Herdplatte setzen. Ganz angespannt, bereit sofort wieder aufzuspringen. So süss. Und so heiss.

"Sion hat seinen Blick schon längst auf Hayll gerichtet", versicherte sie dem Kriegerprinzen. "Nur lässt er das bis jetzt kaum jemanden wissen." Kaeros wollte helfen, egal wo. Was immer er tun könne, um diesen Krieg zu beenden.
"Also bist du nur zu gewalttätigen Einsätzen bereit?" bohrte sie nach. Kaeros hatte vorhin Nereos und Nevander erwähnt. Niemanden sonst. Diese zwei waren klare Kämpfer. "Keine Spionage oder ähnliches?" Wieder zuckte Kaeros nur mit den Schultern. Er wäre ein besserer Kämpfer als Spion. Timaris glaubte ihm das. Erstmal. Sie würde das natürlich auch nachprüfen. Ihr gefiel jedoch, dass er nachfragte, ob sie einen Spion brauchte. Darüber dachte sie genauer nach. Sie brauchte Spione durchaus. Und den Krieg beendete man am Besten, indem man Sion tötete. Doch das wäre für Kaeros nicht zu bewerkstelligen. Sion hatte versucht sie mit drei modifizierten, mörderischen Attentäter töten zu lassen und war gescheitert. Der Kriegerprinz war sicherlich nicht leichter zu töten. Sie würde Kaeros nur töten, indem sie ihn auf so eine Mission schickte. Genau so wie sie ihn verheizen würde, schickte sie ihn zu Nereos oder Nevander an die Front. Es gab Gerüchte, dass nicht nur Königinnen und Schwarze Witwen gefangen wurden. Sondern auch Kriegerprinzen, die auf unheimliche Weise umgewandelt wurden. Das durfte sie mit Kaeros keinesfalls riskieren.

"Ich brauche jemanden, der vielseitig einsetzbar ist", erklärte sie dem jungen Kriegerprinzen schliesslich. "Ein Skalpell, das ich je nach Gutdünken einsetzen kann. Vorallem aber brauche ich jedoch Schutz. Soweit ich weiss, wurdest du auch als Leibwächter ausgebildet bei dem Versuch dich zu meinem perfekten Gefährten zu formen. Es wird ohnehin das Beste sein, wenn du direkt unter mir Dienst. So kann ich dich schnell da einsetzen, wo du gebraucht wirst und es wird so am Leichtesten zu verhindern sein, dass die Tolarim dich für deinen Verrat bestrafen und das Militär dich für dein Dessertieren auspeitscht." Ausserdem wäre er dann weiterhin in ihrer Nähe. Denn das fühlte sich gut an. Gütige Dunkelheit, wie sehr sie das hasste, wenn sie jemand neues traff, dessen Blut zu ihrem sang. Sie wurde dann immer so unvernünftig und wollte lieber spielen und die Person erkunden, anstatt sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Zu ihrem Leidwesen, war die Bindung zu Kaeros besonders stark. Ungnädig wandte sie sich ihrem Frühstück zu und gab dem Kriegerprinzen ein Handzeichen, dass er sich ebenfalls bedienen durfte.
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Kaeros » Do 17. Aug 2023, 22:55

Nachdem er sich gesetzt hatte, fuhr die Königin fort, dass Sion bereits längst ein Auge auf Hayll geworfen hätte. Bisher jedoch nur im Verborgenen. Kaeros nickte. Vermutlich waren gerade jetzt schon mehrere dhemlanische Spione in Hayll unterwegs. Es war eigentlich nicht unüblich, dass Spione anderer Reiche im eigenen Land agierten. Sicherlich hatte Timaris auch ihre eigenen Spione ausgeschickt. Aber nun herrschte Krieg und die Gefahren waren um einiges größer.
Immer wenn Nevander damals von den Kriegen erzählt hatte, hatte es für Kaeros so fern geklungen. Etwas aus alten Geschichten. Natürlich gab es hie und da Aufstände oder zwei verfeindete Adelshäuser, die sich bekämpften, Königinnen, die gewaltsam abgesetzt wurden. Aber ein Krieg zwischen Territorien? Das war lange her.
Und nun sollte es hier sein, direkt vor ihren Grenzen.
Vielleicht fragte Timaris deshalb so genau nach zu was er alles bereit war. Der Kriegerprinz musste nicht lange darüber nachdenken. Er wollte Hayll beschützen, alles in ihm drängte danach. Es war stark genug gewesen, dass er die Abgeschiedenheit des Dorfes und sein einfaches Leben aufgegeben hatte. Aber Kaeros wollte an die Front. Dort wo die Kämpfe am Gefährlichsten waren. Sicherlich konnte er dort das meiste ausrichten. Vielleicht konnte er verhindern, dass Sion sich Raej unter den Nagel riss. Oder zumindest seine Vorstöße verlangsamen.
Timaris schien andere Pläne zu haben und fragte ihn ausgerechnet nach Spionage. Schließlich erklärte sie, dass sie jemanden bräuchte, der vielseitig einsetzbar wäre. Ein Skalpell.
Kaeros widerstand nur knapp der Versuchung sein Gesicht zu verziehen. Er war wirklich außer Übung was seine höfische Maske betraf, um nicht zu erkennen was er dachte. Als Kriegerprinz war es ohnehin ein stetiger Kampf gewesen. Er konnte seine Emotionen nicht so gut im Zaum halten wie andere.
Aber es schmeckte ihm nicht, dass Timaris ihn nur als Werkzeug ansah, das es nun optimal einzusetzen galt. Es wurde rasch klar, dass er sich nicht selbst aussuchen konnte wo und wie er gegen Sion kämpfen wollte. Wenn Kaeros ehrlich mit sich war, so überraschte es ihn nicht.
Er war es leider gewohnt, dass andere Tolarim ihn herumkommandierten.

Dann eröffnete die Königin, dass sie Schutz benötigte. Kaeros horchte auf.
"Soweit ich weiss, wurdest du auch als Leibwächter ausgebildet bei dem Versuch dich zu meinem perfekten Gefährten zu formen", erwähnte Timaris. Der Kriegerprinz nickte. Er hatte gleich mehrere Ausbildungen in dieser Richtung absolviert und Nevander hatte ebenfalls darauf geachtet ihn dahingehend zu trainieren. Beschützen konnte er. Wobei es nicht leicht gewesen war im Training nicht immer nur an sich selbst zu denken.
"Ihr wollt mich als Leibwächter?", fragte Kaeros. Sonderlich begeistert war er nicht. Timaris meinte, es wäre das beste, wenn er direkt unter ihr diente. So könnte sie ihn einsetzen wo Kaeros gebraucht wurde und außerdem verhindern, dass die Tolarim ihn für seinen Verrat bestraften oder das Militär für sein Dessertieren.
An die Strafe für Desseration hatte Kaeros noch nicht gedacht. Sicherlich würde man ihn nicht dafür belangen oder? Er könnte behaupten, dass es ein Unfall gewesen wäre über Bord zu gehen.
Timaris begann weiter zu frühstücken und gab ihm dann mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er eingeladen war. Eigentlich hatte Kaeros schon gefrühstückt, doch er hatte oft Hunger und so nahm er sich eines der kleinen Schokoladencroissants.
"Ich kann also nicht an die Front?", fasste er zusammen.
"Ich denke nicht, dass deine Fähigkeiten und deine Ausbildung da am nützlichsten sind", antwortete die Königin. "Ich weiss, du bist ein herausragender Kämpfer und hast schier unerschöpfliche Macht. Doch gerade wegen deiner Fähigkeiten denke ich, dass es besser wäre, sie gezielt an notwendigen Punkten einzusetzen, anstatt dich an der Front zu verheizen. Ausserdem darf ich nicht Gefahr laufen, dass du lebendig gefangen genommen wirst."
Letzteres überraschte Kaeros. Fürchtete sie um sein Leben? Und wieso?
"Ich kann auf mich aufpassen", wehrte er überlegen ab und goss sich von dem Kakao ein. Sie hatte doch selbst gesagt, dass er ein hervorragender Kämpfer war.
Timaris entgegnete, dass sie Berichte erhalten hätte, wonach Sion nicht nur Königinnen, sondern auch Kriegerprinzen gefangen nahm. Viele wären in den Kämpfen verschwunden und dann verändert wieder aufgetaucht. Kalt und emotionslos. Und unter Sions Kontrolle.
Kaeros rieb sich nachdenklich über das Kinn. Das klang in der Tat bedenklich.
"Ich könnte herausfinden was mit ihnen passiert", bot er an. Er hatte keine Angst vor Kämpfen. Timaris wehrte ab und meinte, dass sie schon einen Kriegerprinzen ausgeschickt hätte. Kaeros fragte sich wer das sein sollte.
"Das heißt, ich soll euch auf Schritt und Tritt begleiten?", fragte er, nachdem er einen Bissen vom Croissant genommen hatte. Man konnte ihm anhören, dass er wenig begeistert war. Kaeros wollte der Nähe zur Königin entfliehen und möglichst bald. Er hielt diese Anspannung und dieses Brüllen in ihm nicht aus. Immer wieder ertappte er sich dabei wie er sie anstarrte. "Habt ihr nicht genügend Leibwächter?"
Warum brauchte sie weiteren Schutz? Und hatte er nicht etwas in den Zeitungen gelesen über ihren Sklaven. Florien und Nakarios hatten auch etwas darüber erwähnt. Er sollte ebenfalls starke Juwelen tragen.
"Und diesen Sklaven..", fügte Kaeros hinzu. Er wollte lieber an die Front und sich dort beweisen. Er war sicherlich nicht gut als Leibwächter.
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Timaris » Fr 18. Aug 2023, 07:54

Kaeros war alles andere als begeistert, dass sie ihn nicht an die Front schicken wollte, sondern eher darüber nachdachte, ihn als Leibwächter einzustellen. Selbst wenn er es geschafft hätte, seine erstaunlich offene Mimik besser zu kontrollieren, wäre es ihr nicht verborgen geblieben. Ihre Bindung liess sie die starke Abneigung hier zu bleiben deutlich spüren. Kaeros wollte sich eindeutig noch immer gegen den Ruf seines Blutes wehren. Doch da war noch etwas anderes, das ihm missfiel. Timaris konnte es jedoch nicht fassen. Dazu kannte sie Kaeros zu wenig.

"Es gibt immer jemanden, der mächtiger als man selbst ist", tadelte sie Kaeros scharf, als er hochmütig wie ein Jugendlicher prahlte, dass er auf sich aufpassen könne. Solche Höhenflüge würden Kaeros auf dem Schlachtfeld ziemlich schnell das Leben kosten. Oder noch mehr.
"Sei es durch die Juwelen, schiere Überzahl oder Raffinesse. Hat Nevander dir das nicht beigebracht? Dieser Hochmut wird dich an der Front sehr schnell dein Leben kosten, Kaeros. Du magst stark sein, doch wenn ich wollte, könnte ich dich hier und jetzt bezwingen." Obwohl sie keine Kämpferin und die helleren Juwelen hatte. Das musste er doch wissen. Er musste den Kontrollring an ihrem Finger doch gesehen haben. Oder war er so davon abgelenkt gewesen, wie sein Blut zu ihrem sang, dass er diese Gefahr übersehen hatte? Oder vertraute er schlichtweg darauf, dass sie den Ring nicht einsetzen würde. Kaeros wirkte so jung. Irgendwie unschuldig. Wie sollte sie da ihr Einverständnis geben, dass er an die Front ging.

"Doch davon abgesehen, ist es für alle Kriegerprinzen an der Front auf eine zusätzliche Art und Weise gefährlich", erklärte sie ihm, warum sie Kaeros nicht an der Front haben wollte. "Ich bekomme immer mehr Berichte, dass Sion nicht nur Königinnen gefangen nimmt, sondern auch Kriegerprinzen. Sie verschwinden in den Kämpfen und tauchen später wieder auf. Verändert. Beherrscht. Kalt und emotionslos wie kein Kriegerprinz es von Natur aus sein kann, geschweige denn sein sollte. Und Sion kontrolliert sie. Das ist sehr gefährlich." Kriegerprinzen sollten nicht kontrollierbar sein, ausser durch ihr Band zu ihrer Königin, der sie dienten. Dieses Band das sie nicht nur kontrollierte, sondern auch stärkte und beschützte. Was Sion mit diesen Männern anstellte war schlimmer als nur Mord.
"Du hast Recht, es ist wichtig herauszufinden, was mit ihnen passiert und ob man das aufheben kann", lächelte Timaris sacht, als Kaeros dies anbot. "Deswegen habe ich längst einen Kriegerprinzen ausgeschickt, der das erkundet." Gualterio. Er sollte gefälligst nicht in Sions Fängen geraten und zusammen mit Laree heil zurück kommen.

Womit Kaeros und sie wieder bei dem Thema waren, dass Kaeros ihr Leibwächter werden könnte. Auch nach einem Bissen Schokoladencroissant war er noch nicht begeisterter von der Aussicht. Schmunzelnd nahm sich Timaris den Teller mit den Honigmelonenstückchen darauf. Wenn Kaeros wüsste, wie herausfordernd es mitunter sein konnte, für ihre Sicherheit zu sorgen. Wobei sie ihm für den Moment recht geben musste. Gerade war es wohl nicht so spannend, sie zu begleiten. Es gab nun viel Kriegsrat und besorgte Bürger, die beruhigt werden mussten. Keine Begleitung zu Bällen, interessante Stadtbesuche oder faszinierenden Urlaub.

"Aufgrund der momentanen Situation wird meine Leibgarde aufgestockt", entgegnete sie auf die Frage, ob sie nicht genügend Leibwächter hätte. Sie wollte Kaeros nicht sagen, dass erst vor ein paar Tagen, einige ihr Leben verloren hatten, um sie zu schützen. Nicht um ihm zu verheimlichen, dass es eine gefährliche Aufgabe war. Sondern um zu verheimlichen, dass es ein Attentat gegeben hatte, das beinahe geglückt wäre. Das vielleicht sogar geglückt war. Erst wollte sie herausfinden, was es mit ihrer Wunde auf sich hatte. Niemand musste deswegen beunruhigt und von seiner eigentlichen Arbeit abgelenkt werden.

"Dieser Sklave? Meinst du etwa den, der nebenan in meinem Bett liegt?" Nun musste sie ehrlich verblüfft lachen. "Ernsthaft Kaeros? Du willst meine Sicherheit und die von ganz Terreille in die Hände eines Sklaven legen, den ich dazu zwinge, mein Bett zu teilen. Der keinerlei Ausbildung in Kampf, geschweige denn Krieg hat? Zudem hat ihm vor mir noch niemand beigebracht, wie er mit seinen Juwelen umgehen kann. So mächtig sie auch sind und selbst wenn er seine Herrin und Gefängniswärterin beschützen wollte, so würde es doch noch Jahre brauchen, bis er auch nur annähernd dazu effektiv in der Lage wäre." Doch darum war es Kaeros wohl kaum gegangen. Er hatte nur verzweifelt Gründe gesucht, weswegen er nicht ihr Leibwächter sein musste.

"Ich werde dich jedoch nicht dazu zwingen mein Leibwächter zu sein, wenn du es nicht willst, Kaeros", stellte sie klar und kostete genüsslich eines der süssen Melonenstückchen. "Meine Leibwächter gehören der absoluten Elite in ihrem Bereich an. Ein Leibwächter der mich nicht mit allem was er hat beschützen will, schadet mir mehr, als dass er mir nützt. Deswegen, wenn du nicht willst, werde ich dich nicht dazu zwingen. Davon abgesehen, muss ich mich ohnehin erst noch vergewissern, dass du würdig und fähig genug bist, so eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Dass ich dir vertrauen kann. Immerhin hast du mich angelogen und dich jahrzehntelang verleugnet. Vielleicht sogar schon jahrhunderte lang. Seit wann weisst du, dass dein Blut zu meinem singt?"
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Kaeros » Fr 18. Aug 2023, 10:09

Timaris belehrte ihn, dass es immer jemanden gäbe, der mächtiger wäre und ob ihm Nevander das nicht beigebracht hatte. Kaeros unterdrückte ein Augenrollen. Oh doch, das hatte er. Wenn Nevander gerne über etwas redete, dann dass man immer durch jemand anderen zu Fall gebracht werden konnte, wenn man nicht vorsichtig und vorausschauend war. Wobei es oft so geklungen hatte, als ob der alte Prinz aus Erfahrung sprach. Eine gewisse Bitterkeit hatte sich dann in seine Stimme geschlichen. Es hielt ihn dennoch nicht davon ab überlegen zu schwadronieren, wenn man mal auf irgendeine seiner Finten reingefallen war und einen Übungskampf verloren hatte.
Nun erzählte ihm Timaris das gleiche und dass Hochmut tödlich sein könnte.
"Ja, ich weiß", erwiderte er, eher um die Belehrungen darüber möglichst rasch zu beenden. Die Königin schien ihm nicht zu glauben und setzte nach.
"Du magst stark sein, doch wenn ich wollte, könnte ich dich hier und jetzt bezwingen", erklärte sie. Kaeros sah sie skeptisch an. Er glaubte nicht daran. Er hatte die Jahre als Romeo sein Training nicht vernachlässigt und oft im Verborgenen trainiert, sowohl in der Juwelenkunst als auch im Kampf. Meist verband er beides ohnehin zusammen. Warum glaubte also Timaris, dass sie ihn würde bezwingen können?
Die Königin hob ihre Tasse und nahm einen langen Schluck Kakao. Kaeros' Blick fiel auf die Ringe an ihren Fingern. Kontrollringe waren auch dabei, doch er hatte dem zunächst keine Beachtung geschenkt, schließlich war bekannt, dass Timaris viele Sklaven besaß.
Bis ihm etwas dämmerte und ihre Worte endlich schmerzhaften Sinn ergaben. Der Blick des Kriegerprinzen verdüsterte sich. Wie hatte Rhohea nur den Kontrollring abgeben können? Ausgerechnet an die Königin. Kaeros hatte erwartet, dass man die Kontrollringe vielleicht in seinen Sarg geben würde. Stattdessen hatte seine Mutter zumindest einen der Ringe der Königin ausgehändigt. Auch das noch.
Timaris schien seine Blicke zwar zu bemerken, fuhr aber ungerührt fort und sprach von den seltsamen Kriegerprinzen an der Front ehe sie dazu überging, dass sie einen Leibwächter benötigte.
Kaeros wäre viel lieber an die Front gegangen, weit weg von ihr. Als Königin musste sie doch genug Leibwächter haben. Er wollte sie nicht ständig begleiten. Normalerweise war die Tätigkeit des Leibwächters auch eher monoton. Er wollte nicht. Nein, er wollte nicht. Kaeros wippte unruhig mit dem Bein. Sein Blut sagte etwas anderes. Bereits jetzt hatte er seinen Sessel automatisch leicht so gerückt, dass er von der Seite die Türe im Blick hatte und das Fenster im Rücken der Königin.
Diese erzählte ihm gerade, dass sie ihre Leibgarde wegen der momentanen Lage aufstocken würde. Das leuchtete Kaeros ein, doch musste er darunter sein? Sie hatte doch diesen Sklaven mit ebenso mächtigen Juwelen.

Timaris lachte auf und fragte, ob er den Sklaven meinte, der nebenan in ihrem Bett liegen würde. Das war Kaeros herzlich egal, doch in den Zeitungen hatte gestanden, dass er sehr dunkle Juwelen besaß und oft als Begleiter an ihrer Seite war. Doch Timaris schob der Idee sofort einen Riegel vor. Sie würde den Sklaven nur dazu zwingen ihr Bett zu teilen. Er hätte keine Kampfausbildung und könnte kaum mit seinen Juwelen umgehen. Es würde Jahre brauchen bis er annähernd in der Lage wäre sie zu beschützen.
Kaeros nickte und aß lieber sein Croissant. In der Zeitung hatte auch gestanden, dass der Sklave ein Shaladorer war. Wie lange brauchten Kurzlebige um etwas zu lernen? Kaeros hatte sich damit nie beschäftigt.
Dann halt nicht der Sklave, aber gab es keine anderen?
Die Königin erklärte, dass sie ihn nicht zwingen würde ihr Leibwächter zu werden. Das wäre ohnehin die absolute Elite und ein Leibwächter, der nicht wollte, würde ihr mehr schaden als nützen.
"Davon abgesehen, muss ich mich ohnehin erst noch vergewissern, dass du würdig und fähig genug bist, so eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Dass ich dir vertrauen kann", fuhr sie fort und aß etwas von den kunstvoll zurecht geschnittenen Melonenstücken. Kaeros nahm sich auch ein paar auf seinen Teller.
"Ich bin fähig", erwiderte er. "Ich habe mehrere Ausbildungen als Leibwächter. Nevander hat sehr viel Wert darauf gelegt und in der Armee hatte ich dazu auch eine Ausbildung." Weswegen er bereits jetzt wusste was in diesem Raum alles als Waffe zweckentfremdet werden konnte und wo die toten Winkel lagen. "Es ist nur.."
Wie sollte er erklären, dass er nicht in ihrer Nähe sein wollte, weil es ihm alles zu viel war was er da spürte?
Timaris warf ihm auch noch vor, dass er sie jahrhundertelang angelogen und sich verleugnet hätte. Seit wann er denn wüsste, dass sein Blut zu ihrem sang. Kaeros spannte sich an. Er riss ein Stück von seinem Croissant an und schob es sich in den Mund, kaute. Er wollte nicht wirklich darüber reden und wusste auch nicht wie er es in Worte fassen sollte.
"Lange genug", sagte er schließlich, "Als ich Jugendlicher war? Vielleicht. Erst war ich mir nicht sicher, aber es ist immer stärker geworden..." Kaeros senkte den Blick. "Ich habs niemanden gesagt. Dacascos hats vielleicht gewusst." Schließlich hatte sich Kaeros bei ihm Rat geholt, obwohl er Timaris nie erwähnt hatte.
"Ugh, ich hasse es, dass Rhohea Recht behalten hat." Noch eine Begegnung, die er nicht haben wollte.
"Ich muss später noch nach Parathea und mit ihr reden." Rhohea und ihre Mutter Pallaias hatten ihr Anwesen - dort wo Kaeros aufgewachsen war - im Bezirk Parathea. "Bisher weiß es nur Hyacinthos. Und sein Sohn", fügte Kaeros hinzu. Florien erwähnte er lieber nicht, schließlich war er Timaris' Lustsklave.
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Timaris » Fr 18. Aug 2023, 10:55

Der junge Kriegerprinz mochte zwar jungendlich leichtsinnig und hochmütig sein, doch dumm war er nicht. Sie hatte ihm einen kleinen Hinweis gegeben, dass sie ihn bezwingen könnte. Kaeros hätte diese Aussage nun als Arroganz ihrerseits werten können. Aber er tat es nicht. Er dachte nach, schätzte sich ein, schätzte sie ein und erblickte schliesslich den Kontrollring an ihrem Finger. Den erster Ranges. Sie hatte schon immer einen zweiten Ranges gehabt für Kaeros Ring des Gehorsams. Dieser hier gab ihr jedoch komplette Kontrolle über Kaeros. Der Blick des Kriegerprinzen verdüsterte sich verständlicherweise. Ansonsten blieb er weiterhin beherrscht und liess seinem Unbehagen keinen freien Lauf. Stattdessen hörte er ihr aufmerksam zu, was sie über den Krieg zu sagen hatte. Diese Selbstbeherrschung beeindruckte Timaris. Nicht nur das, sie gefiel ihr auf überaus prickelnde Weise.

Erst als sie ihn provozierte, dass er möglicherweise gar nicht gut genug für ihre Leibwache war, bekam seine Selbstbeherrschung Risse und er musste klarstellen, dass er durchaus fähig wäre. Schliesslich hätte er mehrere Ausbildungen als Leibwächter bekommen. Nevander hätte sehr viel Wert darauf gelegt und selbst in der Armee hatte er nochmals eine Ausbildung dazu. Timaris wusste das alles bereits. Dennoch unterbrach sie den Kriegerprinzen nicht. Es ging nicht um seine kämpferische Fähigkeiten. Es ging darum, dass er selbst sie beschützen wollte und darum, ob sie ihm vertrauen konnte. Nur weil sie verwandt waren und ihr Blut zueinander sang, hiess das noch lange nicht, dass sie bei ihm in Sicherheit war. Nicht, wenn Kaeros sich so erfolgreich gegen den Ruf wehrte. Wobei das eigentlich auch nicht stimmte. Wenn sie das Band tiefer erforschte spürte sie rasch, dass sie bei Kaeros immer in Sicherheit sein würde. Zumindest, was ihre körperliche Unversehrtheit anvelangte.

Als Kaeros nicht damit herausrückte, was ihn beschäftigte, warf sie ihm hart vor, dass er sie angelogen und sich selbst verleugnet hätte. Wie sollte sie ihm also vertrauen können. Dazu sagte Kaeros nichts. Vielleicht weil er ebenfalls der Meinung war, dass ihm nicht zu vertrauen war. Doch er beantwortete ihre Frage. Er schien schon als Jugendlicher gespürt zu haben, dass da etwas war. Wobei er sich nicht sicher war. Timaris hingegen war sich ziemlich sicher, dass Kaeros sich richtig erinnerte. Normalerweise hörte man sein Blut erst singen, wenn beide Parteien ihren Aufstieg gemacht hatten. Doch in seltenen Fällen, wenn das Band sehr stark war, spürte man es schon als Jugendlicher. Timaris erschauderte innerlich. Sie wollte nicht darüber nachdenken, wie stark dieses Band zwischen ihnen war und was das für sie bedeuten mochte.
"Womit hatte Rhohea Recht behalten", fragte sie den jungen Kriegerprinzen, der überwältigt erstmal nicht mehr aufschauen konnte. Die Vorstellung, dass Rhohea bei irgendwas Recht haben sollte war geradezu absurd und sie Verstand augenblicklich, warum Kaeros es regelrecht hasste, als er ihr offenbarte, dass Rhohea behauptet hatte, dass es ihm vorbestimmt sei, an ihrer Seite zu sein.

"Nun, auch ein blindes Huhn findet irgendwann einmal ein Korn", entschlüpfte es ihr trocken. Ach, das war jetzt nicht nett gewesen. Schon gar nicht einem Familienmitglied gegenüber. Statt Reue darüber zu empfinden piekste sie mit einem zufriedenen Lächeln ein Melonenstückchen mit der feinen Gabel auf und schob es sich zwischen die Lippen.
"Ich denke nicht, dass Rhohea gewusst hat, dass unser Blut zueinander singt", kam sie dem herrlich gequälten Kriegerprinzen etwas entgegen. "Sie hat es sich sicherlich innig gewünscht. Dennoch würde ich ihre Aussage eher dem Wunsträumen zuschreiben, denn dazu, dass sie Recht behalten haben könnte. Der Gedanke ist zu absurd." Nein, wirklich nicht nett.

"Zudem musst du nicht zu ihr und mit ihr sprechen, wenn du mir direkt dienst", machte sie Kaeros auf einen Ausweg aufmerksam. "Dann bist du nur mir Rechtschaffenheit schuldig und niemandem sonst. Noch nicht einmal deiner Mutter, wenn du es nicht willst." Er konnte also weiterhin gelöst von ihr und allen anderen Tolarims sein. Mit Ausnahme von Timaris natürlich.
"Und nur weil unser Blut zueinander singt, heisst das noch lange nicht, dass wir zusammen sein müssen", klärte sie ihn weiter auf. "Es bedeutet nur, dass wir, wenn wir uns darauf einlassen, wahrscheinlich gemeinsam viel erreichen können. Mehr, als wenn wir uns dagegen sperren. Besonders du wirst darunter zu leiden haben, wenn du dich dem Ruf widersetzt. Allerdings hast du es nun schon einige Jahrzehnte geschafft und schaffst es sogar noch jetzt, während du kaum zwei Meter von mir entfernt sitzt. Das zeigt mir, dass du einen starken Geist und eine grosse Willenskraft besitzt. Du wirst also wieder gehen können und weit weg von mir leben. Davon abgesehen geht es hierbei nicht nur um dich. Auch ich kann entscheiden, dass ich deinen Dienst nicht haben will. Ich könnte dich verbannen, wenn ich nicht in meinem Territorium haben will."
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Kaeros » Fr 18. Aug 2023, 13:34

Die Königin fragte nach, womit Rhohea Recht behalten hätte.
"Dass es mir vorbestimmt ist an eurer Seite zu sein..", erwiderte Kaeros mit leichter Bitterkeit. Timaris tat dies gelassen ab, dass Rhohea nur Glück gehabt hätte. Sie hätte nicht wissen können, dass ihr Blut zueinander sang und nur weil sie es sich gewünscht hätte, bedeutete es nicht, dass sie Recht behalten hatte. Der Gedanke wäre zu absurd.
Der Kriegerprinz musste kurz grinsen. Die Auslegung gefiel ihm schon besser. Trotzdem hatte Rhohea so lange taktiert und ihn gedrängt, dass er nun perfekt als Gefährte für die Königin geeignet war. Zum Glück war Timaris mehr an einem Leibwächter interessiert. Sollten ruhig die Sklaven weiterhin ihr Bett hüten. Kaeros konnte darauf verzichten. Am liebsten wollte er sein altes Leben zurück. Ohne Timaris und irgendwelchen Verpflichtungen Mit Parties, Gespielinnen, Komfort und Luxus. Aber schon beim Gedanken daran merkte er, dass es so nicht ganz stimmte. Würde er das noch wie früher genießen können, nachdem er Jahre als Romeo gelebt hatte? Im Grunde war es ihm schon damals schnell langweilig geworden. Außerdem war Krieg und wie passte da sein altes Leben hinein?
Während der Kriegerprinz über diese schwierigen Fragen nachgrübelte, fuhr die Königin fort, dass er nicht zu Rhohea müsse. Wenn er Timaris direkt diente, wäre er nur ihr Rechenschaft schuldig und niemanden sonst. Sie schien das für ein gutes Angebot zu halten, doch bis vor kurzem war Kaeros nur sich selbst Rechenschaft schuldig gewesen. Und würde er nicht einfach eine Tolarim Frau für die nächste austauschen, die ihn herumkommandierte?
Es klang nicht sehr verlockend.
"Ich werde sie irgendwann sehen müssen", wandte Kaeros ein, "Sie wird noch wütender werden, wenn sie es von jemand anderem erfährt." Besser er brachte es hinter sich. Kaeros konnte Rhohea zwar meistens nicht ausstehen, aber er wollte ihr auch nichts Böses und sie war immer noch seine Mutter.
"Und nur weil unser Blut zueinander singt, heisst das noch lange nicht, dass wir zusammen sein müssen", bemerkte Timaris. Jedoch könnten sie gemeinsam viel erreichen, als wenn sie sich dagegen sperrten.
Jaja, Kaeros kannte all diese Worte und Argumente. Wieviel er nicht an Timaris' Seite bewirken könne. Es schien jedoch so, als würde es Timaris nicht darauf anlegen was den Kriegerprinzen etwas erleichterte.
Doch sie klärte ihn auch auf, dass er darunter leiden würde, wenn er sich dem Ruf widersetzen würde. Kaeros schob die Kakaotasse von sich fort.
"Ich habe mehr darunter gelitten, dass man mich ständig in diese Richtung gedrängt und mein gesamtes Leben darauf ausgelegt hat", erwiderte er. Timaris erkannte, dass er sich schon mehrere Jahrzehnte widersetzt hätte und auch jetzt schaffe er es, wo er kaum zwei Meter entfernt von ihr wäre.
Kaeros verbarg, dass er kaum still sitzen konnte vor lauter Anspannung und dem Klingen und Ziehen in ihm drin. Zum Glück hatte ihm Dacascos gezeigt wie man damit umging. Er hatte ihm aber auch gesagt, dass es dafür kein Heilmittel gäbe und dass es für einen Kriegerprinzen ein lebenslanger Kampf wäre um mit seinem Blut im Einklang zu sein.

Trotzdem könnte er sicherlich weit weg von Timaris leben. Es klang für einen Moment fast so, als würde Timaris ihm die Möglichkeit lassen. Dann erklärte sie, dass es nicht nur um ihn ging. Sie könnte auch entscheiden, dass sie seinen Dienst nicht wollen und ihn gar verbannen.
"Verbannen?!" Kaeros wäre beinahe aufgesprungen. Sein Knie stieß unten gegen die Tischplatte und brachte die Kakaotassen bedenklich zum Wackeln.
"Du kannst mich doch nicht aus Hayll verbannen!"
Ja, er hatte seinen Tod vorgetäuscht, aber er hatte immer noch in Hayll gelebt. Etwas anderes kam für ihn nicht in Frage.
"Ich will Hayll schützen und verteidigen", bekräftigte Kaeros und versuchte sich wieder zu beruhigen. Was sollte er woanders?
"Warum sollte ich das nicht können? Ich bin die Territoriumskönigin. Dies gehört sogar zu meinen Rechten", erwiderte Timaris gelassen. Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: "Ich sehe allerdings keinen Grund, weswegen ich das tun sollte, wenn du das meinst. Auch dann nicht, wenn du dich weigerst auf den Ruf deines Blutes zu hören und mir nicht dienen willst."
Kaeros entspannte sich wieder. War es nur eine Drohung gewesen?
"Wenn ich an der Front wäre, würde ich euch damit dienen", versuchte er es noch einmal. Es war ja nicht so, dass er sich wirklich weigerte. Er wollte Hayll dienen. Nur vielleicht so, dass er nicht ständig mit seinem zukünftigen Leben konfrontiert war, dass die Familie für ihn wollte.
Doch leider hielt es Timaris für zu gefährlich.
"Ich wäre dort besser aufgehoben. Ich bin das Leben am Hof nicht mehr gewohnt und all die Machtspiele. Dabei kann ich euch ohnehin nicht helfen." Kaeros sah zur Türe. Er wollte weg. Er wollte sie nicht länger sehen und dieses Brüllen in sich spüren. Kaeros wibbelte mit dem Fuß, während er die Königin anstarrte und wie ihre Lippen feucht glänzten und ihre goldenen Augen im ersten Morgenlicht schimmerten und wie ihre Signatur pulsierte und den ganzen Salon einnahm und ihn verschlang und nicht mehr losließ und-
Kaeros wandte leise keuchend den Blick ab. Verdammt!
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Timaris » Fr 18. Aug 2023, 14:27

Kaeros wollte sich nicht hinter Timaris Schutz verstecken, sondern sich seiner Mutter selbst stellen. Timaris war sich nicht so sicher, ob das an seinem Mut und seiner Ehre lag, oder eingach daran, dass er ihr nicht direkt dienen wollte. Vielleicht wusste Kaeros es selbst nicht so genau. So sehr es ihn schreckte, wie sein Blut nach ihr rief, so sehr schien er sich aber auch nicht davon lösen zu können. auch dann nicht, als Timaris ihm das Angebot dazu machte. Er behauptete zwar, dass er mehr darunter gelitten hätte, dass man ihn ständig in die eine Richtung gedrängt und sein gesamtes Leben darauf ausgelegt hätte, trotzdem bat er nicht darum, sich entgültig von ihr lösen zu dürfen.

Timaris wollte dem Kriegerprinzen durchaus die Gelegenheit geben, sich selbst zu entscheiden. Um ihn jedoch etwas wach zu rütteln, zeigte sie ihm auf, dass es nicht nur an ihm lag, zu entscheiden. Sie könnte sich ebenso wie er gegen das Band wehren. Könnte seinen Dienst und seine Gegenwart ablehnen. Sie könnte ihn sogar verbannen. Das rüttelte den Kriegerprinzen eindeutig wach. Er konnte nur halb unterdrücken, aufzuspringen. Sein Knie stiess an den Tisch und brachte die Tassen zum Wackeln. Soweit hatte er anscheinend nie gedacht. Kaeros war tief mit Hayll verwurzelt. Bereit zu dienen und zu schützen. Wäre da nicht der Widerstand gegen seine Mutter, der sich zu einem Bollwerk gegen alles was mit Timaris zu tun hatte.

"Warum sollte ich das nicht können?" erwiderte sie gelassen, nachdem Kaeros sich wieder mühsam beherrscht hatte. Er sah einfach zu verführerisch dabei aus, weswegen sie ihn nicht gleich sofort daraus entlassen wollte. "Ich bin die Territoriumskönigin. Dies gehört sogar zu meinen Rechten." Kaeros entsetztem Blick nach, schien er zu begreifen, dass sie die Wahrheit sagte.
"Ich sehe allerdings keinen Grund, weswegen ich das dun sollte, wenn du das meinst", erlöste sie ihn dann aber doch noch. "Auch dann nicht, wenn du dich weigerst auf den Ruf deines Blutes zu hören und mir nicht dienen willst." Sie liess ihm die Wahl. Zumindest was das Band zwischen ihnen bedeutete. Was den Krieg und Kaeros Einsatz darin betraf jedoch nicht. Dazu hing zu viel von diesem Krieg ab. Da zählten ihre eigenen Wünsche nicht.

"Ich schätze den Einsatz, den du für Hayll zu leisten bist Kaeros", erwiderte sie ihm aufrichtig. "Doch dieser Krieg ist kein kleines Scharmützel. Ich muss genau planen, wann und wo ich welches Regiment, welche Einheit hinschicke. Ich muss jede Waffe, die ich habe sorgfältig einsetzen, wenn ich will, dass Hayll überlebt und Sion besiegt. Da werde keine Rücksicht auf irgendwelche Gefühle nehmen." Weder auf die seinen, noch auf die ihrigen. Weder auf die von Gualterio, oder die von Ayden oder die von Aaron. Ihre Stimme war eisern, unterstrich ihre unnachgiebige Entschlossenheit.
"Dir mag es nicht gefallen, als Waffe, als Objekt bezeichnet zu werden, Kaeros, doch das kümmert mich nicht. Das geht nicht gegen dich. Ich bin die Territoriumskönigin. Für mich sind alle Menschen in meiner Obhut während dieses Krieges Waffen." Mussten es sein. Sonst könnte sie diesen Kampf gegen Sion nicht führen.
"Ich werde dich in diesem Krieg so einsetzen, wie ich es dir gesagt habe", fuhr sie unumstösslich fort. "Als Skalpell. Als Springer. Da wo ich dich gerade am Besten gebrauchen kann. Die einzige Wahl, die ich dir lasse ist die, ob du zwischen deinen Einsätzen, während du hier in Draega wartest, als mein Leibwächter dienen wills oder nicht. Und ich werde dafür sorgen, dass du dich von den Machtspielen fernhalten kannst." Sie hob ihre Hand, um die seine aufmunternd zu drücken, hielt dann jedoch abrupt in der Bewegung inne. Sie spürte seine aufgewühlte Zerrissenheit. Wie sehr er zu ihr hin wollte und wie sehr er fürchtete, sich darin zu verlieren. Nicht mehr er selbst zu sein. Er musste gar leise keuchen, weil es ihn so viel Anstrengung kostete, seinen Blick abzuwenden. Wenn sie ihn jetzt an der Hand berührte und sei es noch so sacht, würde er sich nicht mehr selbständig entscheiden können. Etwas, das ihm so wichtig war. Das Einzige, was er hatte. Was wirklich von ihm selbst kam in seinem so vorgeplanten Leben.

So sehr es Timaris auch widerstrebte, diesen verführerischen Kriegerprinzen nicht einfach an sich zu binden, so bewunderte sie seine Stärke sehr. Respektierte seinen Kampf. Deswegen beschloss sie, nicht zu betrügen. Stattdessen lehnte sie sich wieder in ihrem Sessel zurück und unterdrückte gar ihre Signatur. Vielleicht kam Kaeros so wieder etwas zu Atem und konnte womöglich dadurch klarer denken. Wenn es für den Krieg nötig war, würde sie sich den Kriegerprinzen ohne Rücksicht nehmen. Doch noch war es nicht nötig und sie konnte sich noch den Wunsch erlauben, dass Kaeros sich freiwillig für sie entschied.
"Weisst du, ich finde es gut, dass du dir die Auszeit genommen hast, um ein selbständig denkender Mann zu werden", wechselte sie plaudernd das Thema. "Die Art und Weise wie du es getan hast, gefiel mir gar nicht. Das verschweige ich nicht. Aber, dass du dir die Gelegenheit geschaffen hast, zu dir selbst zu finden, war eine gute Idee. Mir scheint, das hat dich gestärkt. Ausserdem bist du ungleich attraktiver, dadurch, dass du eigenständig denken kannst." Kurz liess sie ihre höfische Maske weicher werden und zwinkerte Kaeros verschmitzt zu. Ihr war schon klar, dass sein Plan alles andere beinhaltete, nur nicht ihr noch mehr zu gefallen. Aber so war das Leben nunmal. Nicht alles lief nach Plan.
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Kaeros » Fr 18. Aug 2023, 18:35

Timaris erklärte, dass sie seinen Einsatz schätzen würde, den er leisten wollte, aber der Krieg wäre keine Kleinigkeit und sie müsse genau überlegen, wann und wo sie welche Waffe einsetzen wolle. Sie könnte dabei keine Rücksicht auf Gefühle nehmen. Schon wieder bezeichnete sie ihn als Waffe, dabei waren Männer weit mehr als das und er hatte genug davon von anderen für ihre Zwecke benutzt zu werden.
"Dir mag es nicht gefallen, als Waffe, als Objekt bezeichnet zu werden, Kaeros, doch das kümmert mich nicht. Das geht nicht gegen dich", kam die Königin seinem Protest zuvor. Sie würde während des Krieges alle Untertanen als Waffen ansehen, die sie gegen Sion einsetzen konnte.
"Dann setzt mich an der Front ein", drängte Kaeros ein weiteres Mal, doch Timaris wollte ihn als Springer nutzen. So wie sie ihn gerade gebrauchen könnte. Kaeros konnte sich immer noch nichts darunter vorstellen.
"Und wo sollen diese Einsätze sein? Im Palast oder woanders?", fragte er, denn womöglich meinte sie mit Einsätzen doch etwas anderes oder wollte ihn als Spion gewinnen. Aber es war wirklich nicht Kaeros' Stärke und er hatte wenig Lust im Palast auf Jagd zu gehen. Überhaupt im Palast zu bleiben.
Timaris erklärte ihm, dass sie ihn überall dort einsetzen würde, wo es ihr sinnvoll erschien. In Raej, in Askavi, im Schattenreich und auch im Palast. Wenn sie denn davon überzeugt wäre, dass sie ihm vertrauen könnte.
"Ich werde nichts tun was euch schadet", erwiderte Kaeros. Er wollte vielleicht nicht in ihrer Nähe sein, weil es ihn überforderte und er nicht ihr Gefährte sein wollte, doch deswegen würde er nicht so weit gehen ihr schaden zu wollen. Der Kriegerprinz wusste nichtmal, ob es ihm möglich sein würde auch nur je die Hand gegen sie zu erheben. Allein der Gedanke ließ sein Blut rebellieren.
Timaris ließ ihm ohnehin kaum eine Wahl. Nur ob er ihr als Leibwächter dienen wollte, während er in Draega auf seinen Einsatz wartete. Sie würde nur dafür sorgen, dass er sich von den Machtspielen fernhalten könnte. Der Kriegerprinz bezweifelte, dass er sich ganz würde heraushalten können. Spätestens wenn bekannt wurde, dass er von den Toten auferstanden war.
Dem hatte er nichtmal in der Armee entgehen können. Er wollte hier weg, wenn er sie nur ansah, wusste er gar nichts mehr. Nach Jahrzehnten in denen er ihr nie zu nahe gekommen war, ihr plötzlich gegenüber zu sitzen, war zu viel.

Dann streckte die Königin auch noch die Hand nach ihm aus wie als wolle sie ihn berühren. Dann hielt sie inne und zog ihre Hand wieder zurück. Kaeros lehnte sich zurück und merkte wie plötzlich ihre Signatur verschwand. Das half nur bedingt. Er sah sie ja trotzdem sich gegenüber und sein Blut reagierte. Es schien nicht nur an ihrer Signatur zu liegen.
"Weisst du, ich finde es gut, dass du dir die Auszeit genommen hast, um ein selbständig denkender Mann zu werden", wechselte sie das Thema. Der Kriegerprinz schnaubte.
"Es war kein Urlaub", erwiderte er. Sicherlich hatte er keine Selbstfindung geplant, wobei sie recht hatte und genau das passiert war. Timaris gab zu, dass ihr die Art nicht gefiel, doch es wäre eine gute Idee gewesen sich selbst zu finden.
"Mir scheint, das hat dich gestärkt. Ausserdem bist du ungleich attraktiver, dadurch, dass du eigenständig denken kannst." Sie zwinkerte ihm zu. Was sollte das jetzt bedeuten? Sie fand ihn attraktiv? Normalerweise machten ihm Komplimente nichts, doch es wäre ihm wohler, wenn sie nichts von ihm wollte.
"Es war nicht so leicht wie ich es mir vorgestellt hab. Mein Leben als einfacher Blutmann hab ich ziemlich schnell wieder bereut", gab er auch zu. "Viel zu anstrengend und ohne Status und Geld... nicht so einfach." Er hatte zwar weiterhin sein gutes Aussehen gehabt, doch das allein hatte nur für die ersten zwei Dorfbekanntschaften gereicht. Bis sich herumgespruchen hatte was für ein Mistkerl er gewesen war. Dafür hatte er ziemlich gebüßt und er hatte sich nicht einfach in seinem Anwesen verschanzen oder in eine andere Stadt reisen können. Nachdem Debakel hatte er weiterhin ins Dorf gehen und Sachen einkaufen müssen. Kaeros hatte viel bereut.
"Es war mühsam, aber ja, vielleicht auch hilfreich." Jedenfalls hatte er als Romeo mehr gelernt, als Rhohea ihm je beigebracht hatte.
"Wenn ihr denkt, dass ich in besonderen Einsätzen am besten helfen kann, mache ich es", kam Kaeros von selbst wieder auf das Thema zurück. "Muss ich dazu im Palast sein?"
Er wollte lieber verhindern ihr Leibwächter zu werden.
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Timaris » Fr 18. Aug 2023, 19:40

Artig liess der Kriegerprinz sich als Waffe bezeichnen. Hauptsache er konnte das als Argument nehmen, um an die Front versetzt zu werden. Und als das nicht von Erfolg gekrönt war, wollte er zumindest wissen, wo diese Einsätze sein sollten. Wieder zeichnete sich heraus, dass er vorallem Angst hatte, im Palast bleiben zu müssen.
"Das kann überall sein", gab Timaris zu. Das war schliesslich der Sinn der Sache. Dass Kaeros schnell wo hin kam und nicht irgendwo festsass. "Das kann in Raej sein, in Askavi oder gar im Schattenreich. Und ja auch, im Palast. Wenn ich denn davon überzeugt bin, dass ich dir vertrauen kann." Eifrig beteuerte Kaeros, dass er nichts tun würde, was ihr schadete. Vollkommen naiv und überzeugt schien er zu glauben, dass das vollkommen ausreichte, dass sie ihm vertraute. Schmunzelnd wanderte ihre Augenbraue belustigt nach oben. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Anscheinend schon, denn er unternahm keinen weiteren Versuch, um sie von seiner Vertrauenswürdigkeit zu überzeugen.

Timaris gab ihm einen Hinweis, warum sie ihm womöglich nicht vertrauen konnte. Erinnerte ihn daran, dass er sie hatte glauben lassen, dass er tot wäre. Dass er sie jahrelang belogen hatte. Allerdings tat sie es auf nette Weise und gab zu, dass sie es gut fand, dass er versuchte selbständig zu sein. Kaeros schnaubte, dass es kein Urlaub gewesen wäre. Möglich. Doch Kaeros war zurück gekommen. So war es doch nur eine Auszeit gewesen und kein Entkommen für immer.
Erstaunlich offen gab Kaeros zu, dass es gar nicht so einfach gewesen wäre, wie er es sich vorgestellt hätte. Gerade das Leben als einfacher Blutmann wäre viel zu anstrengend gewesen ohne Status und Geld. Das glaubte sie sofort. Auch wenn sie für Eneas oft auf viel Luxus verzichtet hatte, so war es doch nie ihr Geld und ihr Status gewesen. Sie hatte sich selbst in der einfachsten Hütte verwöhnen lassen. Kompromisse eingehen hiess noch lang nicht, sich selbst aufzugeben und eine Haushexe zu sein, kam definitiv nicht in Frage.

"Schön, dass es lehrreich für dich war und ich hoffe, du hast es auch etwas geniessen können", wünschte Timaris ihm nichts schlechtes. "Nun hast du ja wenigstens deinen Status wieder zurück." So ein bisschen necken musste sein. "Nur fürchte ich, dass es nicht leichter wird." Das schien Kaeros auch zu befürchten und er wollte sich am Liebsten gleich in die Schlacht stürzen. Hauptsache er kam weg von hier.
"Ja, musst du", stellte sie unumwunden streng klar. "Ich will jederzeit über dich verfügen können. Du wirst kein schnelles Einsatzkommando sein, wenn du erst noch aus der Stadt hergeholt werden musst. Doch zuerst, beweise mir, dass ich dir vertrauen kann. Dein Wort allein genügt nicht. Du hast mich Jahrzente lang über deinen Tod angelogen. Wie kann ich mir sicher sein, dass du nicht wieder dessertierst, wenn es unangenehm für dich wird? Oder gar unerträglich? Wie kann ich mir sicher sein, dass du weiter im Dienst bleibst und deine Pflicht tust?"
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Kaeros » Fr 18. Aug 2023, 20:28

Sie bemerkte nur, dass es schön wäre, dass es lehrreich für ihn gewesen wäre und sie hoffte, er hätte es auch genießen können. Die Worte kamen überraschend. Kaeros hatte nicht mit so viel Verständnis gerechnet und eher befürchtet, dass sie seinen Ausriss scharf verurteilen und für eine große Dummheit halten würde.
"Manchmal war es schön", öffnete sich Kaeros deswegen noch etwas mehr, "Ich konnte als Jäger das Dorf mit Fleisch versorgen und den Wald patrouillieren. Ich habe ein paar der jungen Männer das Kämpfen beigebracht." Aber das war erst später gekommen, als er sich nach langer Zeit endlich mit dem neuen Leben arrangiert hatte. Da wo ihn das halbe Dorf nicht mehr in die Hölle gewünscht hatte. Hätte Kaeros sich nicht von Anfang an das Haus gekauft, wäre er vielleicht weitergezogen, doch so war er an das Dorf gebunden gewesen und hatte lernen müssen mit den einfachen Blutleuten auszukommen.
Ohne dass sie seinen Status fürchteten oder er sie ungestraft herumkommandieren konnte.
Timaris erinnerte ihn auch wieder an eben jenen Status, befürchtete aber, dass es nicht leichter werden würde. Der Kriegerprinz nickte. Das wusste er auch, aber er machte keine Rückzieher.
"Meinen Status, ja.. und wenn ich bei Rhohea war auch mein Geld", fügte er hinzu. "Falls sie nicht alles verprasst hat." Es war nur ihren guten Beratern zu verdanken gewesen, dass sie nicht ständig bankrott gewesen war. Nun, wenn die Tolarims etwas hatten, dann Geld.
"Rhohea hat kein Kupfer deines Vermögens bekommen", sagte Timaris. Bevor Kaeros fragen konnte wie sie das meinte, erklärte sie ihm mit strenger Stimme, dass er im Palast leben müsse. Sie wolle jederzeit über ihn verfügen können.
Na, diese Worte klangen überhaupt nicht gut. Kaeros rückte unruhig hin und her.
Dann wollte die Königin auch noch, dass er ihr einen Vertrauensbeweis gab. Sein Wort würde ihr nicht genügen, wo er sie jahrzehnte lang angelogen hätte. Wie könnte sie sich sicher sein, dass er nicht wieder abhaute, wenn es ihm unangenehm oder unerträglich wurde.
Darauf wusste Kaeros auch keine schnelle Antwort. Er musste erst einmal verdauen, dass Timaris ihn an den Palast fesselte. Und damit an sie selbst. Etwas was Kaeros auf jeden Fall hatte vermeiden wollen.
"Ich weiß es nicht", sagte er. "Ich weiß nur, dass ich keine Rückzieher mache. Selbst wenn es eine dämliche Idee war." Oder er sich mit etwas komplett übernommen hatte. Ohne diese Fähigkeit hätte er sicherlich letzte Nacht keinen Dreier mit zwei anderen Männern gehabt.
"Ich bin jahrelang ein einfacher Blutmann ohne viel Vermögen geblieben, obwohl ich es nach zwei Monden wieder hinschmeißen wollte."
Wenn ihr die Versicherung nicht reichte, wusste Kaeros auch nicht weiter.
"Ich werd nicht nochmal abhauen." Nicht solange Krieg war.
"Wenn ich im Palast leben soll, werde ich Zimmer benötigen. Und eine Ausrüstung. Und Diener", zählte er auf. Zumindest jemand, der seine Ausrüstung und Waffen gut in Schuß hielt, damit er jederzeit zu einer Mission aufbrechen könnte. Was auch immer dies sein würde. Kaeros hatte noch so seine Bedenken, dass die Königin ihn oft losschicken würde.
Aber wie sollte er es im Palast mit ihr aushalten? So riesig der Komplex auch war, er schien nicht groß genug ihr aus dem Weg gehen zu können. Oder nicht das Brüllen des Blutes zu hören. Kaeros unterdrückte ein Seufzen. Wieso hatte er auch Kriegerprinz werden müssen?
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Re: Rückkehr des Gefährten

Beitragvon Timaris » Fr 18. Aug 2023, 21:18

Sein Status allein war Kaeros nicht genug. Er wollte auch sein Geld wieder haben. Dabei ging er weiterhin davon aus, dass sich während seiner Abwesenheit nichts geändert hatte. Dass sein Umfeld ohne seine Anwesenheit einfach eingefroren war. Dass sein Geld und sein Besitz auf ihn warten würde. Da hätte man meinen können, dass er bescheidener oder zumindest realistischer geworden war in seiner Zeit als Blutmann.
"Rhohea hat kein Kupfer deines Vermögens bekommen", beschied sie ihm knapp. Sie wollte nicht, dass er Draega sofort wieder verliess auf der Suche nach seinem Geld. Wenn er nicht zu ihr gewollt hatte, hätte er sich nicht offenbaren dürfen. Was nicht hiess, dass sie ihn nicht zu sich geholt hätte, wenn es nötig gewesen wäre. Es sprach für den Kriegerprinzen, dass er von selbst gekommen war. Nun musste sein Bewusstsein noch zu seinem Unterbewusstsein aufschliessen.

Dazu schien er jedoch noch etwas Zeit zu brauchen. Streng machte sie klar, dass er sich ihr erst noch beweisen musste, bevor er er Hayll dienen durfte. Kaeros kam erst einmal nichts in den Sinn, wie er das bewerktstelligen sollte. Timaris fragte sich, ob das daran lag, dass Kaeros nie in den Sinn gekommen war, dass er sich ihr gegenüber beweisen musste, wo ihre Mütter ihn für würdig genug achteten, oder ob es daran lag, dass er sich selbst nicht für würdig genug hielt, weswegen er selbst nichts als Beweis gelen liess.
Tapfer versuchte er sich zu behaupten. Ehrlich gab er zu, dass er es nicht wisse, wie er sich beweisen solle. Doch er wäre hartnäckig. Timaris wusste nicht, ob das so ein gutes Argument war. Zumindest nicht ihr gegenüber. Sie hatte so ihre Erfahrungen mit sturen Leuten gemacht und die meisten davon waren sehr anstrengend gewesen.
Kaum hatte er fertig damit geprahlt, wie er jahrelang ohne Vermögen ausgekommen war, nur um ein paar Atemzüge später frech zu fordern, dass er ein Zimmer benötigte. Sowie eine Ausrüstung und Diener.

"Nun, solange du dich noch nicht bewiesen hast, wirst du ausser einer Kammer kaum was benötigen", wies Timaris ihn zurecht. "Und schieb deine Bedenken bezüglich des Rufes deines Blutes beiseite, bis der Krieg vorbei ist. Danach kannst du noch immer vor mir in ein anderes Reich fliehen, wenn du das brauchst. Doch bis dahin ist niemand von uns frei. Ich habe nun einen langen Tag voller Termine vor mir. Bleib derweil hier, bis Hyacinthos dich in deine Unterkunft bringt. Ich will nicht, dass du dich im Palast zeigst, bevor ich offiziell machen konnte, dass du mit meiner Erlaubnis deinen Tod vorgetäuscht hast, um einen Auftrag für mich zu erledigen. Du wirst dich bedeckt halten und niemanden etwas von der Zeit erzählen, in der du tot warst. Ich lasse es dich wissen, wenn du dich im Palast freier bewegen darfst." Damit erhob sie sich, um zu gehen.
*Du darfst mir jetzt folgen*, sandte sie Aaron derweil, der inzwischen längst aufgewacht war, sich geduscht und angezogen hatte.
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