Re: Spion in Loraka
von Laree » Do 18. Jan 2024, 19:23
Laree schlug die Plane zu dem Zelt beiseite in dem sie ab sofort schlafen sollte. Sie starrte in die Dunkelheit, konnte die vielen, schlafenden Leiber erahnen. Ausdünstungen von einem guten Dutzend Männer drang ihr entgegen. Die Hexe legte die Hand auf den Schwertknauf, ging langsam hinein. Sie versuchte ruhig zu bleiben, die Bilder vom Räuberlager beiseite zu schieben. Gegen zwölf Soldaten gleichzeitig hätte sie keine Chancen, doch gegen einen einzelnen, der ihr dumm kam, schon und hoffentlich würde ihr das die anderen auch vom Hals halten.
Die Gefreite steuerte das leere Feldbett an. Ein paar Köpfe hoben sich, beobachteten sie in der Dunkelheit, doch die meisten schliefen. Laree zog sich die Uniform aus, behielt das schwarze Unterhemd und ihr Höschen an. Einen Dolch legte sie griffbereit unter die Matratze und machte sich bereit im Notfall das Stilett aus ihrem Juwelengepäck herbeizurufen.
Gerne wäre sie noch länger wachgeblieben, doch der Tag war sehr lang gewesen und kaum lag sie richtig auf dem harten Bett, war Laree bereits eingeschlafen. Erst am frühen Morgen erwachte sie blitzartig, als sie hämische Stimmen hörte und einen Körper ganz in ihrer Nähe. Es war ein Reflex, der sie zum Dolch greifen ließ und auf einen anderen Soldaten, bekleidet nur in einer Hose, wies. Laree funkelte ihn wütend an.
"Findest du dein eigenes Bett nich mehr?", fragte sie, richtete sich langsam auf.
"Stell dich nich so an, Püppchen. Ist es wahr, dass du ne Lustsklavin warst?", entgegnete der Kerl, andere grinsten oder lachten.
Die Hexe sprang wütend vom Bett, trat dem Wortführer ohne weitere Vorwarnung hart zwischen die Beine. Sehr hart. "Ich... bin... kein... Püppchen", brachte sie hervor, blickte mit zornigen Augen in die Runde, ob noch mehr ihr Glück versuchen wollten. Laree schnappte sich ihre Sachen, zog sich rasch an. Vielleicht konnte sie sich im Gutshaus rasch waschen.
Draußen vor dem Zelt legte sie ihren Waffengurt um, hinter ihr kam der Soldat stöhnend raus gewankt. "Nichts für ungut, Kleine."
Laree schnaubte nur etwas, machte sich zum Gutshaus auf. Kurz strich sie sich über den etwas flauen Bauch. Sie hätte gestern nicht so viel trinken und essen sollen, vor allem nicht die zwei Fischbrötchen am Schluss. Hoffentlich war das überhaupt Fisch gewesen...
Laree betrat das Gutshaus und ging gleich nach oben zur Krankenstation, wo Maeve und ihre zwei Helferinnen dabei waren alles für den heutigen Tag bereitzustellen. Sie hatte sowieso für eine Nachkontrolle ihres Beines hergemußt. Maeve war jedoch zufrieden mit der Heilung, Laree konnte in Ruhe und ohne neugierige Blicke duschen.
"Wirst du ihn heute verabschieden?", fragte sie die Dhemlanerin leise. Maeve wirkte noch bemühter ein Tablett mit Instrumenten zu ordnen. "Es kann sein, dass ihr euch heute zum letzten Mal seht... wenn du nach Dhemlan zurückmußt..."
Die sonst so perfekte Heilerin stieß mit einer unwirschen Handbewegung gegen das Tablett. "Das liegt wohl an ihm", brachte sie beherrscht hervor.
"Männer sind Hohlköpfe", seufzte die Hexe mitfühlend. "Vielleicht schafft ers ja noch..." Sie drückte Maeves Hand und mußte dann auch nach unten. An ein Frühstück war gar nicht zu denken, weswegen Laree nur etwas trank und dann beim Hauptmann antrat, zackig salutierte so wie sie das gelernt hatte.
"Guten Morgen, Hauptmann", begrüßte sie ihn. Nicht zu fröhlich und salopp, aber auch nicht zu verschlossen. Orekh erhob sich nichtmal aus seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch, winkte sie nur heran.
"Gut, dass du hier bist, Gefreite. Diese Listen hier müssen verglichen werden. Streich hier jeden Namen raus, der bei der anderen fehlt." Er knallte ihr zwei Stapel Akten hin. "Du kannst da hinten arbeiten." Der Hauptmann wies auf einen zweiten Schreibtisch, der beladen mit Kartenmaterial war.
"Ja, Sir. Kann ich sonst noch etwas für euch tun?", fragte Laree, blickte den stämmigen Mann in seiner geschniegelten Uniform an. Er schien tatsächlich kurz zu überlegen.
"Ich weise dich später ein, aber die Listen müssen für die Interne stimmen", schnarrte Orekh. "Und zieh die Linien sauber." Laree nickte folgsam, setzte sich an den Schreibtisch und spürte prompt eine Woge an Heimweh sie überkommen. Sie dachte an die Arbeit bei Ayden, den sie verraten und im Stich gelassen hatte. Ein Seufzen unterdrückend machte sie sich an die Arbeit.
Während sie die Namen gefallener Soldaten aus den Büchern strich, sich sorgenvoll fragte wie sie alle gestorben waren und ob bald auch Malatestes falscher Name dazu gehören würde, war von Orekh ebenfalls nur Papiergeraschel zu hören. Die Monotonie wurde erst unterbrochen, als es an der Türe klopfte und Laree die vertraute Signatur von Gualterio spürte. Bilder von ihrer leidenschaftlichen Nacht durchblitzten ihren Geist.
"Herein, Korporal", forderte der Hauptmann ihn auf. Als der Kriegerprinz eintrat und salutierte, beobachete die Hexe ihn verstohlen aus den Augenwinkeln, legte wieder das Lineal an und zog einen Strich durch einen Namen.
"Rührt euch. Was wollt ihr?", fragte Orekh geschäftig.