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Spion in Loraka





Re: Spion in Loraka

Beitragvon Laree » Do 18. Jan 2024, 19:23

Laree schlug die Plane zu dem Zelt beiseite in dem sie ab sofort schlafen sollte. Sie starrte in die Dunkelheit, konnte die vielen, schlafenden Leiber erahnen. Ausdünstungen von einem guten Dutzend Männer drang ihr entgegen. Die Hexe legte die Hand auf den Schwertknauf, ging langsam hinein. Sie versuchte ruhig zu bleiben, die Bilder vom Räuberlager beiseite zu schieben. Gegen zwölf Soldaten gleichzeitig hätte sie keine Chancen, doch gegen einen einzelnen, der ihr dumm kam, schon und hoffentlich würde ihr das die anderen auch vom Hals halten.
Die Gefreite steuerte das leere Feldbett an. Ein paar Köpfe hoben sich, beobachteten sie in der Dunkelheit, doch die meisten schliefen. Laree zog sich die Uniform aus, behielt das schwarze Unterhemd und ihr Höschen an. Einen Dolch legte sie griffbereit unter die Matratze und machte sich bereit im Notfall das Stilett aus ihrem Juwelengepäck herbeizurufen.

Gerne wäre sie noch länger wachgeblieben, doch der Tag war sehr lang gewesen und kaum lag sie richtig auf dem harten Bett, war Laree bereits eingeschlafen. Erst am frühen Morgen erwachte sie blitzartig, als sie hämische Stimmen hörte und einen Körper ganz in ihrer Nähe. Es war ein Reflex, der sie zum Dolch greifen ließ und auf einen anderen Soldaten, bekleidet nur in einer Hose, wies. Laree funkelte ihn wütend an.
"Findest du dein eigenes Bett nich mehr?", fragte sie, richtete sich langsam auf.
"Stell dich nich so an, Püppchen. Ist es wahr, dass du ne Lustsklavin warst?", entgegnete der Kerl, andere grinsten oder lachten.
Die Hexe sprang wütend vom Bett, trat dem Wortführer ohne weitere Vorwarnung hart zwischen die Beine. Sehr hart. "Ich... bin... kein... Püppchen", brachte sie hervor, blickte mit zornigen Augen in die Runde, ob noch mehr ihr Glück versuchen wollten. Laree schnappte sich ihre Sachen, zog sich rasch an. Vielleicht konnte sie sich im Gutshaus rasch waschen.
Draußen vor dem Zelt legte sie ihren Waffengurt um, hinter ihr kam der Soldat stöhnend raus gewankt. "Nichts für ungut, Kleine."
Laree schnaubte nur etwas, machte sich zum Gutshaus auf. Kurz strich sie sich über den etwas flauen Bauch. Sie hätte gestern nicht so viel trinken und essen sollen, vor allem nicht die zwei Fischbrötchen am Schluss. Hoffentlich war das überhaupt Fisch gewesen...

Laree betrat das Gutshaus und ging gleich nach oben zur Krankenstation, wo Maeve und ihre zwei Helferinnen dabei waren alles für den heutigen Tag bereitzustellen. Sie hatte sowieso für eine Nachkontrolle ihres Beines hergemußt. Maeve war jedoch zufrieden mit der Heilung, Laree konnte in Ruhe und ohne neugierige Blicke duschen.
"Wirst du ihn heute verabschieden?", fragte sie die Dhemlanerin leise. Maeve wirkte noch bemühter ein Tablett mit Instrumenten zu ordnen. "Es kann sein, dass ihr euch heute zum letzten Mal seht... wenn du nach Dhemlan zurückmußt..."
Die sonst so perfekte Heilerin stieß mit einer unwirschen Handbewegung gegen das Tablett. "Das liegt wohl an ihm", brachte sie beherrscht hervor.
"Männer sind Hohlköpfe", seufzte die Hexe mitfühlend. "Vielleicht schafft ers ja noch..." Sie drückte Maeves Hand und mußte dann auch nach unten. An ein Frühstück war gar nicht zu denken, weswegen Laree nur etwas trank und dann beim Hauptmann antrat, zackig salutierte so wie sie das gelernt hatte.
"Guten Morgen, Hauptmann", begrüßte sie ihn. Nicht zu fröhlich und salopp, aber auch nicht zu verschlossen. Orekh erhob sich nichtmal aus seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch, winkte sie nur heran.
"Gut, dass du hier bist, Gefreite. Diese Listen hier müssen verglichen werden. Streich hier jeden Namen raus, der bei der anderen fehlt." Er knallte ihr zwei Stapel Akten hin. "Du kannst da hinten arbeiten." Der Hauptmann wies auf einen zweiten Schreibtisch, der beladen mit Kartenmaterial war.
"Ja, Sir. Kann ich sonst noch etwas für euch tun?", fragte Laree, blickte den stämmigen Mann in seiner geschniegelten Uniform an. Er schien tatsächlich kurz zu überlegen.
"Ich weise dich später ein, aber die Listen müssen für die Interne stimmen", schnarrte Orekh. "Und zieh die Linien sauber." Laree nickte folgsam, setzte sich an den Schreibtisch und spürte prompt eine Woge an Heimweh sie überkommen. Sie dachte an die Arbeit bei Ayden, den sie verraten und im Stich gelassen hatte. Ein Seufzen unterdrückend machte sie sich an die Arbeit.
Während sie die Namen gefallener Soldaten aus den Büchern strich, sich sorgenvoll fragte wie sie alle gestorben waren und ob bald auch Malatestes falscher Name dazu gehören würde, war von Orekh ebenfalls nur Papiergeraschel zu hören. Die Monotonie wurde erst unterbrochen, als es an der Türe klopfte und Laree die vertraute Signatur von Gualterio spürte. Bilder von ihrer leidenschaftlichen Nacht durchblitzten ihren Geist.
"Herein, Korporal", forderte der Hauptmann ihn auf. Als der Kriegerprinz eintrat und salutierte, beobachete die Hexe ihn verstohlen aus den Augenwinkeln, legte wieder das Lineal an und zog einen Strich durch einen Namen.
"Rührt euch. Was wollt ihr?", fragte Orekh geschäftig.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:23

Nachdem Orekhs „Herein“ dumpf durch den Gang gehallt war öffnete eine der beiden Wachen die Tür und liess den Kriegerprinzen eintreten. Malateste konnte einen kuzen Seitenblick zur Laree nicht verkneifen. Die Hexe arbeitete an einem Schreibtisch und für den Bruchteil eines Augenblicks begegneten sich ihre Blicke. Gualterio verdrängte die Bilder und Erinnerungen an sie energisch aus seinem Kopf, salutierte und schlug die Haken zusammen ehe ihm Orekh gestattete bequem zu stehen und ihn nach seinem Begehr fragte.
Der Kriegerprinz kramte eine Liste aus der Uniform hervor die er neulich verfasst hatte. Er hatte dem improvisierten Zeughaus des Gutshofes zu Beginn einen Besuch abgestattet und sich einen Überblick über die Bestände verschafft. Der Kriepgerprinz räusperte sich kurz ehe er zu sprechen begann und Orekh dabei die Liste aushändigte. Darauf aufgeführt waren zusätzlicher Proviant, einige Steckschilde hinter denen man sich verschanzen konnte während man die Armrüste neu spannte - sogenannte Pavesen, ein paar neue schwere Kriegsarmbrüste sowie einige Langbogen plus eine grosse doppelschneidige Axt und einen grausam aussehenden Morgenstern mit drei dornenbewehrten Kugeln. Die letzten beiden Punkte waren nicht offizielle dhemlanische Ausrüstungsgegenstände und er vermutete, dass es sich um Beutegut handelte. Die Axt wollte er für Wulfhere den glacianischen Barbaren haben. Malateste hatte bemerkt wie sich dieser nicht richtig mit dem dhemlanischen Schwert anfreunden konnte. Den Morgenstern wollte er für sich selber haben. Diese Waffe erforderte zwar einiges an Geschick und wer sich damit nicht auskannte lief Gefahr sich oder seinen Verbündeten die dornenbewehrten Kugeln selbst um den Kopf zu schlagen, aber in erfahrenen Händen war der Morgenstern eine furchteinflössende und mörderische Waffe.
„Geschätzter Hauptmann Orekh, da uns Pferde für den Auftrag verwehrt wurde, wollte ich um einige zusätzliche Gegenstände und weiteren Proviant bitten. Es erhöht die Chancen dem Feind verheerende Verluste zuzufügen ungemein und dürfte den unerbittlichen Ruf der dhemlanischen Armee weiter stärken. Da unsere Chancen nicht sonderlich gut stehen hoffe ich, dass sie mein Anliegen gewähren." Er machte eine kurze Pause. "Wünschen wir uns nicht alle einen fulminanten Abgang?“
Malateste trat von Schreibtisch zurück, nahm Haltung an und wartete auf die Antwort des Hauptmanns. Bovert hatte es irgendwie geschafft Orekh zu überreden diese Mission zu genehmigen. Malateste hatte mitbekommen das Orekh das nicht mit sonderlicher Begeisterung getan hatte und hoffte nun, dass der Hauptmann sich mit der Gewährung seiner Bitte vielleicht ein ruhiges Gewissen erkaufen würde.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Laree » Do 18. Jan 2024, 19:24

Während Laree weiterarbeitete, lauschte sie sehr genau und verfolgte das Geschehen dezent aus den Augenwinkeln. Bei Ayden hatte sie das schließlich sehr oft gemacht. Sie konnte ja schon erahnen, was Gualterio beim Hauptmann wollte und richtig, wenige Momente später, zückte er eine Liste und überreichte sie Orekh. Der Dhemlaner begann sie aufmerksam zu studieren, sagte aber zunächst nichts dazu und Laree konnte seine Mienenregungen auch nicht genauer studieren. Dafür hörte sie wie der Kriegerprinz sich erklärte. Er wollte zusätzliche Gegenstände und mehr Proviant, was ihre Chancen zumindest erhöhen dürfte mehr Schaden beim Gegner anzurichten. Von Überleben oder einem Erfolg der Mission sprach er gar nicht. Glaubte er selbst nicht daran? Orekh und er wußten vermutlich besser wie die Chancen standen.
Die Gefreite hoffte inständig, dass Rashars Plan den er hatte, funktionieren würde und alle wieder unversehrt zurückkamen. Aber sie war kein kleines Mädchen mehr. Es würden Menschen sterben. Es fragte sich bloß wieviele. Und ob Gualterio dabei sein würde... nein, das durfte auf keinen Fall passieren. Er mußte zurückkommen. Er hatte es versprochen. Laree verspürte den unerklärlichen Drang sich an den Kriegerprinzen zu klammern und ihn anzuflehen doch hier zu bleiben. Stattdessen zog sie eine weitere Linie durch einen Namen. Alles Tote.

"Wünschen wir uns nicht alle einen fulminanten Abgang?"
Orekh brummte darauf etwas, räusperte sich und legte die Liste vor sich ab. "Ich möchte ungern neue Märtyrer erschaffen", erwiderte er, tunkte einen Füllfederhalter in ein kleines Tintenfass neben sich und unterschrieb die Liste zackig. "Bitte ist gewährt. Macht etwas draus, Korporal." Er salutierte und gab Malateste das Zeichen zum Wegtreten. Bevor Gualterio ging, ergriff der Hauptmann noch einmal das Wort. "Bonderus. Viel Erfolg."
Nein, auch der Hauptmann glaubte nicht so recht an den Erfolg der Mission, doch die Schuld lag jetzt nicht mehr bei ihm. Er hatte ja das nötigste getan. Venka ballte ihre Hände unterm Schreibtisch zu Fäusten. Wie konnten die das zulassen? Wieso hatte Kommandeurin Frostseel dies erlaubt?
Sie bekam keine Antworten mehr. Gualterio ging und Stille kehrte wieder ein. Die Hexe holte dem Hauptmann zwischendurch Getränke oder brachte diverse Berichte woanders hin. Wann immer sie allein war, versuchte sie sich einen Überblick zu verschaffen, irgendetwas nützliches herauszubekommen. Sie sah sich alles genaustens an. Später könnte eine Schwarze Witwe diese Erinnerungen aus ihr extrahieren. Keine schöne Prozedur.
Ihr erster Tag als Gehilfin verlief ansonsten ereignislos, auch wenn Laree es weiter verfluchte, dass sie diese Fischbrötchen gegessen hatte. Trotzdem ging sie dann draußen essen. Die Sechste und Malatestes Einheit fehlte, sie waren wohl draußen auf dem Feld trainieren. Laree machte sich bereit für den Feierabend. Gualterio hatte sie ja gebeten mit ihm mitzukommen, um dieser Schwarzen Witwe einen weiteren Besuch abzustatten. Was für Geheimnisse barg diese Perle?
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:25

Die Feder kratzte leise über das Papier der Liste als Orekh sie unterschrieb und genehmigte. In der Art und Weise der Unterschrift und wie er sie tätigte spiegelte sich sehr gut die Persönlichkeit des Hauptmanns wieder. Mit der Anmerkung die Bitte sei gewährt reichte er das Blatt an den Kriegerprinzen zurück, salutierte und Malateste war entlassen. Der gross gewachsene Korporal erwiderte den Salut und wandte sich zum Gehen. Er nickte bloss kurz und lächelte kalt als der Hauptmann ihm viel Erfolg wünschte. Bevor er die Tür hinter sich schloss erhaschte er noch einen Blick auf Laree. Ihr Gesicht verriet mit keiner Regung was sie über das Gehörte dachte.

Zurück bei den Zelten überreichte Gualterio Arios Estelo die Liste. „Nimm dir zwei Gefreite und hol das Zeug ab bevor Orekh es sich anders überlegt.“ Estelo nickte und machte sich vom Staub. Der Korporal überprüfte derweil die Arbeit der anderen Gefreiten. Es war überaus praktisch mit den beiden Penda-Brüder zwei Schmiede in der Einheit zu haben. Unter ihrer Aufsicht wurden die Rüstungsteile über dem Feuer geschwärzt und Leder an den Stellen befestigt wo Stahl auf Stahl liegt um verräterisches Klappern zu verhindern. Malateste überprüfte seinen Schaller den Brion für ihn bearbeitet hatte. Der Helm war nun mattschwarz. Zusammen mit der schwarzen Uniform und der restlichen Rüstung würde eine beängstigende Ästhetik des Krieges entstehen. Malateste dachte an seine 16te damals. Sie hatten eine eigene Uniform getragen, entworfen in einer kalten Eleganz, ein Erkennungszeichen die jeden als Mitglied dieser geachteten und auch gefürchteten Kompanie ausgewiesen hatte. Kurze Wehmut überkam ihn bei dem Gedanken an die Zeit damals. Er blickte sich um. Das hier war nicht die 16te. Seine Gefreiten hatten verschiedene Gründe weswegen sie hier waren. Die einen zwangsrekrutiert, andere Träumer, eine Mutter die es für das Wohl ihrer Tochter tat und ein paar echte Soldaten. Aber wenige hätten das Zeug für die Elite der 16te gehabt -oder die benötigte Skrupellosigkeit.
Ein entzücktes und grimmiges Lachen zugleich, ein empört-verängstigter Aufschrei und ein gefährliches Zischen rissen Malateste aus seinen Gedanken. Er wandte sich der Ursache des Aufruhrs zu und sah wie Wulfhere die mörderische Doppelaxt haarscharf an Machars Gesicht vorbeischwang. Der blondhaarige Glacier lachte voller Freude als hielte er ein Spielzeug in der Hand und keine doppelklingige Mordaxt. Im Gegensatz zum Schwert sah diese Waffe aus als ob sie in seinen Händen angewachsen war. Der Barbar hielt inne und kam auf Malateste zu. Seine blauen Augen funkelten wie das Eis eines Gletschers.
„Danke Korporal. Jetzt fühl ich mich wieder komplett. Ich werde damit reiche Ernte halten.“ Malateste nickte lediglich und der Glacier zeigte die Axt herum. Estelo trat zu ihm.
„Korporal, das wolltet ihr.“ Malateste nahm den in Leinen eingeschlagene Gegenstand entgegen, fühlte das Gewicht, spürte die Dornen darunter. Ein kaltes Raubtierhaftes Lächeln huschte über sein Gesicht und der Gegenstand verschwand in seinem Juwelengepäck.
„Aufbruch in 30 Minuten. Wir werden uns der Sechsten zum kleinen Wettbewerb anschliessen.“

Malateste schüttelte Karssails Hand.
"Gratuliere. Aber es war knapp. Jakeem hat einige von euch ganz schön ins Schwitzen gebracht. Aber am Ende hattet ihr doch mehr Punkte. Die erste Beute gehört euch.“ Und darüber war Malateste nicht unglücklich. Er war nicht sonderlich erpicht darauf gewesen seine Gefreiten zum Plündern loszuschicken und dabei die Mörder und Banditen der Sechsten im Rücken zu haben.
Wenn die Sonne ab und zu durch die Wolken brach konnte man sehen, dass der Tag schon weit fortgeschritten war. Bald würde er sich mit Laree treffen um noch einmal zu der schwarzen Witwe zu gehen. Laree musste möglichst viel wissen damit sie die Mission alleine abschliessen konnte falls er es nicht schaffen würde. Er übergab Brion Penda das Kommando. Die beiden Einheiten machten sich langsam auf den Weg vom Fernkampfübungsplatz zurück ins Lager. Gualterio indes hielt unter einem Vorwand Tiger auf und wartete, bis sich die Soldaten entfernt hatten und sie allein waren.
„Tiger, wir müssen uns unterhalten.“ Malateste hatte seine Uniformjacke aufgeknöpft und ausgezogen. Jetzt krempelte er die Ärmel seines Hemdes hoch. „Über Maeve.“ Malateste hatte es Laree versprochen. Wusste Laree wie es enden konnte wenn ein Kriegerprinz sich in die Angelegenheiten eines anderen Kriegerprinzen einmischte?
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Amaya » Do 18. Jan 2024, 19:26

Tiger schärfte seine langen, klauenähnlichen Fingernägel an einem Dolch, ließ dabei seinen Blick aus goldgrünen Tigeraugen über die Sechste Kompanie schweifen. Wanderer, ein hagerer dunkelhäutiger Mann, hatte den Fernkampfwettbewerb gewonnen. Ihm würde die erste Beute zustehen. Tiger selbst machte sich nicht viel aus dem Fernkampf. Er bevorzugte es seinen Gegner direkt in der Nähe zu haben. Aber auch er wußte um die Vorteile lauernd im Hinterhalt auszuharren ehe man vorsprang und tödlichen Schaden anrichtete. Sogesehen beobachtete er seine Gegner wohl eine sehr lange Zeit aus der Ferne, lauernd, wartend.
Sein Blick huschte zum anderen Kriegerprinz auf dem Feld, der gerade Rashar gratulierte, dass seine Kompanie gewonnen hatte.
"Deine Leute haben sich gemausert", erwiderte der Eyrier, "Aus denen wird mal was."
Nicht aus allen, dachte Tiger düster. Manche würden bloß den Staub auf der Erde mit Blut tränken. So war das nunmal. Nicht alle überlebten und oft nichtmal die besten. Glück spielte eine viel zu große Rolle. Schicksal nannten es die Schwarzen Witwen, doch von denen hatte Tiger genug.
Der Tag neigte sich seinem Ende entgegen. Morgen um diese Zeit waren sie bereits längst unterwegs.

Als sie zurück zum Lager aufbrachen, holte Jason ihn ein und hielt ihn zurück, die anderen zu begleiten. Tiger ließ sich zurückfallen, wurde langsamer. Es geschah auf eine natürlich elegante Weise. Schließlich blieb er unwillig ganz stehen, als der andere Kriegerprinz sich die Jacke bedächtig auszog und sie alleine zurückgeblieben waren.
"Müssen wir?", fragte er zurück, spannte sich an und beobachtete Jasons Bewegungen, ließ ihn nicht aus den Augen. Seine Mundwinkel zuckten. Als dann Jason Maeves Namen in den Mund nahm, grollte Tiger auf, warf den Kopf herum und strich sich die hellen Haare zurück. "So? Was hast du mit ihr zu schaffen?", fragte er angriffslustig. Noch wußte er nicht so recht worauf Bonderus hinaus wollte, aber das Hochkrempeln der Ärmel war eindeutig. Zumindest für Tiger.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:26

Die Stimme des exotisch anmutenden Kriegerrpinzen hatte schon einen gefährlichen Unterton angenommen, als er Malateste fragte was er denn mit Maeve zu schaffen hätte. Gualterio streckte sich, drehte langsam den Kopf von links nach rechts und ein Knochen knackte vernehmlich während er sich anspannte. Er antwortete mit beiläufigem Unterton, doch seine ungleichen Augen blickten lauernd.
„Ich? Ich habe nichts mit ihr zu schaffen. Aber ich möchte wissen, ob du die Eier hast sie noch einmal zu sprechen bevor wir morgen aufbrechen.“ Er lächelte und die Narbe über der Wange spannte sich.
„Glaub mir, ich bin nicht scharf darauf dieses Gespräch zu führen, aber ich habs versprochen. Und wenns sein muss prügle ich dich zu Maeve.“
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Amaya » Do 18. Jan 2024, 19:27

Auch sein Gegenüber spannte sich an, seine Knochen knackten als er den Kopf leicht drehte. Lauernd sah er zu Tiger hinüber und entgegnete, dass er nichts mit Maeve zu schaffen hätte, aber er wollte wissen, ob Tiger die Eier hätte kurz vor seinem Aufbruch noch einmal mit ihr zu sprechen. "Was geht dich das an?", schnappte Tiger wütend, fühlte sich durch die Frage in die Ecke gedrängt, denn er hatte sehr wohl ein schlechtes Gewissen. "Ich hab meine Gründe!" Er bleckte aggressiv die Zähne, die Reißzähne an den Seiten blitzten auf.
Bonderus lächelte zurück, erklärte, dass er versprochen hätte Tiger drauf anzusprechen. "Maeve hat dich drum gebeten?", fragte Tiger skeptisch. "Wieso kam sie damit zu Jason? Es ist meine Sache wie ich mein Leben führe!" Angespannt begann er den anderen Kriegerprinzen zu umkreisen, beobachtete ihn und gab sich in der Deckung keine Blöße. "Du scheinst dich gern einzumischen, bekomm ich das Gefühl. Glaub mir, hier kannst du nichts ausrichten."
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:28

„Maeve würde niemanden um Hilfe beten“, entgegnete Malateste und beobachtete wie Tiger die Zähne bleckte, eine durchaus beeindruckende Geste in Anbetracht der Hauer die in dem Gebiss des animalischen Kriegerprinzen sassen.
„Du hast Recht, es geht mich einen Scheiss an wie du dein Leben führst. Aber seit du Maeve geschwängert hast geht es nicht mehr bloss um dich, sondern auch um sie. Du hast nun Verantwortung.“ Gualterio seufzte innerlich. Tigers Gefühlspanzer zu durchbrechen erschien ihm genauso aussichtslos wie bei Laree.
„Sie kann nur noch mit Mühe heilen und wird ihre Schwangerschaft nicht mehr lange verbergen können. Und falls Lorcann bis zur Geburt noch keinen Verdacht geschöpft hat, dürfte es spätestens soweit sein wenn er das Kind zum ersten Mal sieht. Machen wir uns nichts vor, weder Maeve noch euer Kind würden das überleben. Diese Demütigung würde Lorcann niemals schlucken.“ Langsam und lauernd umkreisten sich die beiden Kriegerprinzen. Beide hatten schon gegeneinander und auch miteinander gekämpft und wussten, dass der Ausgang eines Kampfes offen war. Gualterio war auch bewusst, dass ein Kampf jetzt nicht sonderlich schlau war, beide sollten sie für den Einsatz im Vollbesitz ihrer Kräfte sein.
„Gut, ich mische mich nicht weiter ein. Wenn unter dieser schwarztraumvernebelten Hülle noch ein Funken eines wahren Kriegerprinzen steckt, eines Beschützers und eines Bewahrers, dann wirst du zumindest den Mut aufbringen heute noch einmal mit Maeve zu sprechen und ihr zu sagen was Sache ist.“ Malateste nahm seine Jacke wieder zur Hand, Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit.
„Vielleicht habe ich gehofft etwas in dir zu sehen was nicht mehr da ist. Das wars, ich habe getan was ich versprochen habe und gesagt was ich sagen wollte. Tu was du willst.“ Gualterio schlüpfte wieder in die schwarze Uniformjacke.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Amaya » Do 18. Jan 2024, 19:29

Bonderus wehrte ab, dass Maeve niemanden um Hilfe gebeten hätte. Wie kam der andere Kriegerprinz sonst auf die glorreiche Idee sich mit ihm deswegen zu unterhalten? Klar, sie hatten sich in der letzten Zeit etwas besser kennengelernt, doch Tiger war nicht soweit, dass er sich mit Jason über seine Beziehungsprobleme unterhielt. Wenn der Korporal Maeve es nicht versprochen hatte, dann.... oh, Phönix. Mußte die sich auch noch einmischen?
"Aber seit du Maeve geschwängert hast geht es nicht mehr bloss um dich, sondern auch um sie. Du hast nun Verantwortung", hielt der Kriegerprinz ihm vor, fuhr fort, dass die Dhemlanerin ihre Schwangerschaft nicht mehr länger verbergen könnte.
Tiger ballte die Hände zu Fäusten. Er wollte das nicht hören. Er wollte dem Problem lieber aus dem Weg gehen. "Verantwortung? Soweit ich weiß, sind wir nicht zusammen. Ich habe sie immer wieder gebeten, die Beziehung zu Lorcann zu beenden. Ich war nur gut fürs Bett. Wenn sie jetzt deswegen schwanger ist, ist es ihr Pech." Er wußte, dass seine Worte nicht fair waren, versuchte Abstand aufzubauen.
Jason hatte noch mehr Argumente. Lorcann würde spätestens bei der Geburt des Kindes kapieren, dass er betrogen worden war. Weder Maeve noch das Baby würden das dann überleben. Tiger machte einen vorsichtigen Schritt zur Seite, war immer noch bereit das in einem Kampf auszutragen. "Ich töte ihn vorher", knurrte der halbe Tigerlaner.

Sie sahen sich einen Moment an, die Körper angespannt ehe er der Augenblick verging und Bonderus sagte, dass er sich nicht weiter einmischen würde. "Wenn unter dieser schwarztraumvernebelten Hülle noch ein Funken eines wahren Kriegerprinzen steckt, eines Beschützers und eines Bewahrers, dann wirst du zumindest den Mut aufbringen heute noch einmal mit Maeve zu sprechen und ihr zu sagen was Sache ist."
Tiger atmete tief durch, blieb stehen, während Jason seine Uniformsjacke überstreifte. Er schwieg, dann kam er dem anderen Kriegerprinz hinterher.
"Sie wird es sowieso verlieren", sagte er leise, "Warum sollte ich dann mein Herz daran hängen? Ich bin ein halber Tigerlaner. Dass ich existiere, ist allein schon ein Wunder für sich. Aber meine Kinder haben nicht so viel Glück. Die, die ich bisher gezeugt habe, waren allesamt Totgeburten. Nicht lebensfähig." Er pausierte kurz. "Ich rede mit ihr. Sie soll sich auch darauf vorbereiten können."
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:30

Tiger spannte sich an, ballte die Hände zu Fäusten. Malatestes Worte waren also nicht spurlos an ihm abgeprallt. Mit fadenscheinigen Argumenten versuchte er sich zu rechtfertigen, dabei wussten beide Kriegerprinzen um das Wesen der Frauen. Der Hayllier fand es nicht nötig etwas darauf zu erwidern. Für ihn war das Gespräch beendet und er wandte sich zum Gehen. Doch Tiger schloss lautlos zu ihm auf.
"Sie wird es sowieso verlieren", sagte er leise, "Warum sollte ich dann mein Herz daran hängen? Ich bin ein halber Tigerlaner. Dass ich existiere, ist allein schon ein Wunder für sich. Aber meine Kinder haben nicht so viel Glück. Die, die ich bisher gezeugt habe, waren allesamt Totgeburten. Nicht lebensfähig." Er pausierte kurz. "Ich rede mit ihr. Sie soll sich auch darauf vorbereiten können."
Noch nie war Gualterio einem Tigerlaner begegnet, geschweige den einem halben. Er hatte bloss davon gehört. Das waren also Tigers Wurzeln. Der Kriegerprinz war in der Tat ein exotisches und rares Exemplar. Was würde Timaris wohl geben um ihn in ihrer Menagerie aufnehmen zu können? Sie hätte bestimmt Spass an ihm, vielleicht sogar länger als üblich. Gualterio wischte den Gedanken an seine Königin beiseite. Tiger hatte ihm gerade ein bitteres Geheimnis offenbart. Seine Nachkommen waren nicht lebensfähig. Er dachte an das Kind welches Laree in ihrem Leib getragen hatte. Er war sich sicher, es hätte gelebt, aber die Dunkelheit wollte dieses Kind nicht auf Erden haben und sie hat einen Weg gefunden dies zu verhindern. Malateste fröstelte und er schlug den Kragen der Uniformjacke hoch.
„Vielleicht will die Dunkelheit nicht, dass sich Geschöpfe wie wir vermehren.“ Die Stiefel knirschten auf dem Weg. „Trotzdem gut wenn du mit ihr sprichst.“

Die Wege der Kriegerprinzen trennten sich ihm Lager. Gualterio inspizierte seine Truppe und die Arbeit. Er war zufrieden, die Aufgaben waren gewissenhaft erledigt worden. Gemeinsam gingen sie Essen fassen und anschliessend liess er die Gefreiten abtreten nachdem er für den heutigen Abend ein Alkoholverbot und Sperrstunde zur elften Stunde ausgesprochen hatte. Morgen galt es ernst, und jeder musste bei vollen Kräften sein. Er hingegen hatte noch ein Treffen mit einer schwarzen Witwe. Aber nicht im verzerrten Reich. Seit er wusste was dort lauerte beneidete er keine Schwarze Witwe um ihre Gaben. Am vereinbarten Treffpunkt vor dem Fort wartete er auf Laree. Er hoffte sie würde es schaffen zu kommen.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Laree » Do 18. Jan 2024, 19:30

Laree kontrollierte noch einmal ihre Uniform, zog den schwarzen Ledergürtel fest, befestigte das Kurzschwert mit der Lederscheide daran, auf der anderen Seite war ein Armeemesser. Die Schnallen der dunklen Stiefel schloss sie bedächtig, strich sich dabei eine Haarsträhne zurück. Laree hob den Kopf, sah über das Lager. Rauchfahnen zogen von den Feuern, wo das Abendessen gekocht wurde. Stetiges Stimmengewirr und Geräusche von Waffentraining lagen in der kühlen Luft. Das Geräusch war Laree über die Tage so vertraut geworden, dass sie es kaum noch registrierte.
Die Hexe strich sich die Uniformsjacke glatt, befühlte das rote eingearbeitete Leder an den Seiten. Wie lange würde die Hydra noch ihr Zeichen sein? Es war bloß eine neue Brandmarkung. Laree hoffte, dass sie bald genügend über den Aufbau der Armee und die Rebellen herausgefunden hatten, um wieder hier wegzukönnen. Selbst wenn ein Teil von ihr sich fragte, wohin sie sollte. Zurück nach Hayll in ihr altes Leben? Sie fühlte den Schmerz der neuen Tätowierung. Konnte sie das überhaupt noch? So falsch kam ihr das Leben als Soldatin nicht vor.
Laree vertrieb die unsinnigen Gedanken wieder, verließ das Feldzelt und sah sich nach Gualterio um. Einige Soldaten zogen an ihr vorbei in Richtung Stadt, lachend und plaudernd. Keiner von denen, die morgen zu einem Einsatz mit ungewisser Wiederkehr mußten. Die Hexe ging über die grob behauenen Planken, die Wege durch das Fort bahnten. Angezogen von der Signatur des Kriegerprinzen verließ sie ebenfalls das Fort. Ihr Gesicht hellte sich auf, als sie Gualterio sah. Mußten sie unbedingt zur Schwarzen Witwe? Es klang sehr gefährlich. Viel lieber hätte Laree mit Malateste noch einen letzten Abend voller Lust und Vereinigung gehabt. Sie hatte solch einen Hunger nach ihm. Bereits gestern hatte sie kaum genug bekommen.

"Wie war das Training?", fragte sie ihn, eine Hand auf ihrem Gürtel ruhend. "Mein Tag war erfreulich langweilig." Wenn er loszog zu seiner Mission, sollte er sich nicht auch noch Sorgen um sie machen. Irgendwie würde sie schon mit Bovert fertig. Laree mußte sich nur etwas einfallen lassen. Möglichst ohne dabei mit dem Mistkerl schlafen zu müssen.
Sie gingen los und auch wenn sie nicht mehr verheimlichen mußten, dass sie etwas miteinander laufen hatten, so war Laree kein Mädchen, das freudig auf ihren Geliebten zueilte und ihm einen Begrüßungskuss gab. Nicht mehr... so ging die Gefreite neben dem großgewachsenen Kriegerprinz her, beobachtete die Umgebung. Dämmerung rollte wie ein dunkler Schatten durch die Hafenstadt. Die Uniform Sions war allgegenwärtig. Auch deswegen hatte Laree sich nicht umgezogen. Für sie als Frau bot die Uniform einen Schutz. Als eine Hure glaubte in dem Kriegerprinzen einen Kunden gefunden zu haben und hüftschwingend näher kam, legte sich Larees Hand auf den Schwertgriff.
"Verzieh dich", fuhr sie die grell geschminkte Frau an. Wenigstens heute würde sie verhindern, dass Malateste woanders schlief. Selbst wenn ihr Weg sie immer tiefer ins Hurenviertel lenkte. "Sag mal... wo genau führst du mich hin?", fragte Laree.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:32

"Wie war das Training?" Eine Hand lässig auf ihrem Gürtel aufgestüzt hatte ihn die Hexe erwartet. Malateste winkte ab.
„Es könnte schlimmer sein, aber sie sind weit davon entfernt als Eliteeinheit bezeichnet zu werden. Doch diesen Mangel wird die Skrupelloisgkeit der Sechsten wettmachen.“ Seite an Seite ohne irgendwelche Zärtlichkeitsbezeugungen gingen die beiden die Militärstrasse zur Stadt entlang. Malatestes Mundwinkel zuckte kaum merklich als er zufrieden vernahm das ihr Tag erfreulich langweilig verlaufen war. Er hoffte das es auch die nächsten Tage so sein würde, zumindest dürfte es der Hexe in Orekhs Büro wesentlich schwerer fallen sich in Schwierigkeiten zu bringen. Es tat gut sie einigermassen in Sicherheit zu wissen, obwohl er sich noch immer um sie sorgte.

Es war noch zu früh am Abend für den Hochbetrieb im Hurenviertel und der Grossteil der Etablissements hatte geschlossen. Die Soldaten würden erst später kommen nachdem sie sich in den diversen Hafenkneipen hatten vollaufen lassen. Trotz allem waren schon einige Damen des horizontalen Gewerbes aktiv, in der Hoffnung, sich vor dem Ansturm einige Freier abgreifen zu können.
„Hallo Süsser“, säuselte eine der Huren aus dem Halbschatten und streckte die Hand nach Malateste aus. Ihr Gesicht war unter einer dicken Schicht von greller Schminke verborgen um Spuren diverser Krankheiten und Schlägen von Freiern oder Zuhältern zu verbergen.
„Verzieh dich!“, herrschte Laree die Prostituierte an und legte drohend die Hand auf dem Schwertgriff. Eingeschüchtert verzog sich die Nutte wieder ins Halbdunkel. Malatestes Auge blitzte amüsiert auf.
„Eifersüchtig?“, fragte er.
Sie bogen in die von Unrat übersäte Seitengasse ein die zum Hintereingang des Etablissements führte.
"Sag mal... wo genau führst du mich hin?", fragte Laree.
„Dorthin wo man sich gut verstecken kann wenn man nicht entdeckt werden möchte. Zwischen Huren, Zuhältern und Strauchdieben im Schutze des Milieus.“ Seine behandschuhte Faust klopfte an die massive mit Stahlbändern verstärkte Türe. Nach einiger Zeit wurde ein Schiebefenster auf Augenhöhe beiseite geschoben und Aturo spähte misstrauisch nach draussen. Miesmutig verzog sich sein Gesicht als er Malateste erkannte. „Ich hatte gehofft dich nicht wieder zu sehen“, knurrte der Türsteher. Einige Augenblicke später knirschte jedoch ein Schlüssel im Schloss, ein Balken wurde zur Seite geschoben und die Tür öffnete sich. Aturo streckte den Kopf heraus und prüfte die Gasse. Vermutlich um zu sehen ob sie verfolgt worden waren oder in der Hoffnung irgendwo doch noch Zucker zu entdecken. Laree und Malateste huschten zur Tür hinein und Aturo schloss hinter ihnen ab.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Laree » Do 18. Jan 2024, 19:33

Malateste betrachtete sie amüsiert, fragte, ob sie eifersüchtig wäre. Laree schürzte abschätzig die Lippen. "Auf die? Warum sollte ich?", schob sie den Gedanken weit von sich, "Ich bin sowieso die beste Hure in dieser Stadt." Sie sagte das ohne Prahlerei. Wenn der Kriegerprinz dauernd beteuerte, dass er etwas für sie empfand und sie wollte, dann konnte sie sich doch sicher sein, dass er nicht plötzlich bei einer anderen lag oder? Ach, es konnte ihr eigentlich egal sein. Sie waren nicht zusammen. Nicht wirklich. Sie hatte keine Ahnung. Bloß, dass sie aggressiv und wütend auf die dumme Nutte gewesen war. Es war schließlich der vorerst letzte Tag mit Gualterio. Das war alles. An die Zukunft denken brachte nichts, wenn sie beide nicht einmal sicher sein konnten was am nächsten Morgen sein würde. Laree schob die aufwühlenden Gedanken beiseite. Wahrscheinlich machte sie eher die Umgebung aggressiv. All diese Frauen, die ihren Körper verkauften, um die Soldaten zu befriedigen... es war irgendwie ein gutes Gefühl jetzt auf der anderen Seite zu sein. War sie schlecht und böse weil ihr manche Dinge am Soldatensein gefielen? Sie würde deswegen nicht vergessen, dass Sion der Feind war.
Malateste führte sie immer tiefer ins Hurenviertel, erklärte ihr auch warum. Das leuchtete Laree ein. Wenn eine Schwarze Witwe sich direkt vor der Nase der dhemlanischen Armee versteckte, dann hier. Der Kriegerprinz ging zu einer mit Stahlbändern verstärkten Tür, ein Hintereingang. Kurz blitzte in ihr die Erinnerung an den Hintereingang des Purpurdrachen auf, der ein wenig ähnlich war. Die Hexe blickte sich um, hielt ihre Hand am Schwertgriff. Die Gasse war finster, stank bestialisch nach menschlichen Ausdünstungen. Ihr Blick glitt über die dicht gedrängten Häuser, die so wirkten als wären sie in aller Eile zusammengezimmert worden.

Inzwischen hatte jemand hinter der Türe das Schiebefenster geöffnet. Ein Augenpaar musterte sie düster. Das mußte Aturo sein, den Malateste erwähnt hatte. Sie wurden rasch eingelassen und standen bald in einem schmalen Flur dessen Bodendielen mit einem durchgetretenen, roten Teppich bedeckt waren. "Wer ist das?", fragte er skeptisch, als er Laree sah.
"Venka. Ich gehör zu ihm. Ich hab meine eigenen Interessen euch nicht zu verpfeifen", erklärte sie. Aturo blickte misstrauisch zwischen ihnen hin und her, führte sie schließlich nach oben. Vom Schankraum hörte man Musik und von den Zimmern erregtes Gestöhne. Laree versuchte nicht genau hinzuhören, auch wenn sie alles an den Purpurdrachen erinnerte.
"Es geht ihr nicht gut. Sie redet lauter wirres Zeug. Aber sie wollte dich auch sehen", wandte der Türsteher sich an Malateste, brachte sie in das Zimmer der dunkelhäutigen Kaileena. Die Schwarze Witwe lag im Bett, eine leichtbekleidete Frau saß bei ihr und tupfte ihr die Stirn mit einem Tuch ab. Kaileena schlug die Augen leicht auf, sah zu Gualterio. "Ich wußte, ihr würdet zurückkommen..."
"Du darfst dich nicht anstrengen. Deine Juwelen..", warnte sie die andere Frau.
"Es ist gut... er hat mich gerettet...", wandte die Pruulerin ein, blickte zu Laree. "Deine Freundin?"
Die Hexe zuckte mit den Schultern. "Ab und zu. Ich bin Venka. Er hat mir erzählt was passiert ist."
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:34

Sie folgten dem Türsteher die Treppe hoch tiefer ins Gebäude. Ab und zu drangen gedämpft eindeutige Laute durch die Türen. Malateste registrierte dies kaum, es war lediglich ein weiteres Umgebungsmerkmal das er unbewusst verarbeitete während er ständig auf der Hut war. Aturo hielt vor der Tür zu Kaleenas Zimmer an und erklärte das es ihr nicht gut ginge, sie wirres Zeug sprach aber nach Malateste verlangt hatte. Gualterio hoffte von der Schwarzen Witwe noch verwertbare Informationen zu bekommen. Wenn sie dem Wahnsinn verfallen war wäre er das enorme Risiko gestern vergebens eingegangen. Ihn fröstelte als die Erinnerung an das verzerrte Reich erneut hochstieg. Energisch schob er den Gedanken daran zur Seite und trat mit Laree in das Zimmer ein. Eine der Huren kümmerte sich um Kaileena und tupfte ihr die schweissnasse Stirn ab. Es war nicht zu übersehen das die Schwarze Witwe bei der Flucht aus dem verzerrten Reich weit weniger Glück gehabt hatte als der Kriegerprinz. Sie spürte seine Anwesenheit und öffnete müde die Augen.
"Du darfst dich nicht anstrengen. Deine Juwelen..", meinte ihre Freundin besorgt.
"Es ist gut... er hat mich gerettet...", entgegnete die dunkelhäutige Pruulerin und blickte zu Laree. "Deine Freundin?"
Laree kam ihm mit der Antwort zuvor.
"Ab und zu. Ich bin Venka. Er hat mir erzählt was passiert ist."
Malateste schöpfte Hoffnung, Kaileena war noch bei Sinnen und erkannte ihn wieder. Nun musste sie sich nur noch erinnern was sie gesehen hatte bevor sie in Zoryas Fänge geriet. Vielleicht konnte sie ihm sogar etwas über Zorya berichten was der Geheimdienst noch nicht erfahren hatte. Doch im Schlimmsten Fall konnte sie sich an gar nichts mehr erinnern. Malateste strich sich mit einer Hand die Haare nach hinten. Sein kantiges, versehrtes Gesicht war angespannt und die Goldflecken in seinen schwarzen Augen loderten wie Glut. Er bat die Pflegerin sie allein zu lassen und wartete bis sie gegangen war. Der Kriegerprinz ging neben Kaileenas Bett in die Hocke, so dass er auf Augenhöhe mit der Schwarzen Witwe war.
„Gut dich am Leben zu sehen. Du wirst schon wieder.“ Er war sich da jedoch nicht so sicher. „Ich muss wissen an was du dich noch erinnerst, es ist für mich von äusserster Wichtigkeit.“ Er lächelte schief. „Aber bleib diesmal hier, keine Ausflüge mehr ins verzerrte Reich. Versprochen?“
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Laree » Do 18. Jan 2024, 19:35

Malateste hatte die andere Hure gebeten sie alleine zu lassen, was sie dann nach einem Nicken von Aturo auch tat. Der Türsteher selbst blieb bei der Türe stehen, ging nicht. Nachdem was Gualterio ihr letzte Nacht erzählt hatte, verwunderte Laree das nicht sonderlich. Der Mann hatte die Arme vor der breiten Brust verschränkt, beobachtete Malateste argwöhnisch. Währenddessen sprach jener auf die Schwarze Witwe ein. Laree bezweifelte, dass Kaileena sich wieder ganz erholen würde. Sie hatte eine Begegnung mit Zorya gehabt. Der Hexe schauderte es vor der Frau, sie hatte sie zwar nur einmal gesehen als Ayden sie getroffen hatte, doch das hatte ihr gereicht.
"Ich muss wissen an was du dich noch erinnerst, es ist für mich von äusserster Wichtigkeit. Aber bleib diesmal hier, keine Ausflüge mehr ins verzerrte Reich. Versprochen?", bat der Kriegerprinz lächelnd. Kaileena sah ihn erschöpft an, trotz dunkler Hautfarbe wirkte ihr Gesicht wächsern und abgekämpft.
"Es ist schwer...", hauchte sie als Antwort, "Ich kann sie rufen hören... ich habe das Gefühl... ein Teil von mir ist immer noch bei ihr..." Kaileena seufzte schwer, presste die Augen zusammen. Laree beobachtete die andere Frau mit verschlossener Miene. War das auch ein Opfer des Krieges? War Gualterio zu weit gegangen im Suchen nach hilfreichen Informationen?

"Hast du... die Perle noch?", wisperte die Pruulerin matt. "Es ist alles dort drin..." Sie schien geistig wegzudriften, doch als Gualterio die Perle herbeirief und ihr hinhielt, war Kaileena wieder da. "Es ist... ungefährlich, es ist nur eine... Aufzeichnung... ein Netz..." Die Schwarze Witwe berührte die Perle mit ihren lackierten Fingernägeln. "Die Spinnenkönigin... es war ihre... ihr Besitz... vor langer, sehr langer Zeit. Es ist undeutlich... aber da ist ein.. Tiger... ein Tiger im Körper eines Mannes..."
Laree versuchte den wirren, undeutlichen Worten zu folgen. War Tiger gemeint? Aber wieso sollte Zorya ihn kennen? Das ergab für sie keinen Sinn. "Die Kette ist... weitergewandert", fuhr Kaileena fort, "Er hat sie ihr nie gegeben... Feodorian... verpasste Gelegenheiten, so lange her... der Tiger gab sie einem anderen Mann, einem Freund." Die dunkelhäutige Schönheit schwieg wieder, atmete flach, ihre Augenlider flatterten. "Ich kann nicht... der Ruf wird immer stärker..."
"Sein Geist... er schmeckt wie Blut, wie Wind... ohhh..."
Laree trat näher an das Bett, ergriff vorsichtig die Hand von Kaileena.
"Was ist mit ihr?", fragte Aturo alarmiert.
"Ich glaube, sie gleitet ins verzerrte Reich ab", sagte die Hayllierin leise, beobachtete das Gesicht von Kaileena. Sie schien angestrengt zu kämpfen, murmelte vor sich hin. Laree warf Malateste einen Seitenblick zu. Wehe, er versuchte ihr wieder zu folgen oder was immer er gemacht hatte. Beim letzten Mal hatte er den Überraschungseffekt auf seiner Seite gehabt. "Ich weiß nicht was wir tun können. Kaileena? Bleib hier, bleib bei uns."
Da packte die Schwarze Witwe sie fester, ihre Fingernägel krallten sich schmerzhaft in Larees Handrücken. "Lass nich zu, dass sie es dir wegnehmen.... der rothaarige Junge... ihm wird es weggenommen... er wird es verlieren..." Dann wurden ihre Augen bleich und sie riss jene weit auf wie als sähe sie in der Ferne etwas.
"Bleib hier", versuchte Laree es weiter.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:36

Gualterio beugte sich noch eine Spur tiefer hinab um Kaileena besser verstehen zu können. Ihre Stimme war schwach und zitterte. Der Kriegerprinz fröstelte bei ihren Worten. Etwas von der Schwarzen Witwe war im verzerrten Reich bei der Spinnenkönigin geblieben. Was immer es auch war, ein Teil ihrer Erinnerung, ihrer Macht oder ihrer Seele, Malateste verspürte plötzlich die Gewissheit das sie es nicht schaffen würde. Auf ihr Bitten hin rief er die Perle herbei die weiss auf dem schwarzen Leder seiner Handschuhe schimmerte. Kaileena berührte sie mit ihren Fingerspitzen. Aufmerksam hörte der Kriegerprinz ihr zu und ein kurzer Blick zu Laree versicherte ihm das auch sie die Worte verstand, auch wenn ihrem Gesicht nicht abzulesen war was sie dachte. Noch waren Kaileenas Worte rätselhaft und Malatestes Augen verengten sich als sie einen Tiger im Körper eines Mannes erwähnte. Die Perle schien einen weiten Weg zurückgelegt zu haben, von Zorya ausgehend war sie durch viele Hände gegangen und hatte ihr ursprüngliches Ziel nicht erreicht. Ihre Worte wurden rätselhafter und Kaileena begann davonzudriften. Laree trat nun auch ans Bett und ergriff die Hand der schwarzen Witwe, Aturo der alles von der Tür aus beobachtete stürzte alarmiert herbei.
"Ich glaube, sie gleitet ins verzerrte Reich ab“, antwortete Laree auf die besorgte Frage des Türstehers. Die schwarze Witwe murmelte unverständlich, kalter Schweiss stand auf ihrer Stirn.
"Ich weiß nicht was wir tun können. Kaileena? Bleib hier, bleib bei uns." Laree war genauso ratlos wie er. Beide waren sie weder Heiler noch schwarze Witwen. Malateste hatte auch nicht das geringste Verlangen zu wiederholen was er gestern getan hatte, geschweige denn wenn er wüsste WIE er es getan hatte. Zudem hatte er seine Informationen erhalten. Noch einmal bäumte Kaileena sich auf und ihr Blick klärte sich während ihre Hand sich um die von Laree krallte.
"Lass nich zu, dass sie es dir wegnehmen.... der rothaarige Junge... ihm wird es weggenommen... er wird es verlieren..." Drohend hallten die Worte in Malatestes Geist noch nach als die Schwarze Witwe die Augen aufriss und bleich an einen Punkt blickten der sich nicht in dieser Welt befand. Der Kriegerprinz hatte eine ungute Ahnung wohin Kaileena sah.
„Bleib hier“, redete Laree eindringlich auf Kaileena ein. Der Kriegerprinz erhob sich abrupt und rief nach der Hure die im Gang wartete. Besorgt eilte sie herein, tupfte Kaileenas Stirn ab und zusammen mit Aturo redete sie auf die Schwarze Witwe ein und versuchte sie wieder zur Besinnung zu rufen.
„Venka.“ Malatestes Stimme war emotionslos. Er setzte sich den Hut auf und seine Augen verschwanden im Schatten der breiten Krempe. „Wir sind hier fertig, wir müssen weiter.“ Sie konnten Kaileena nicht mehr helfen. Zorya hatte sich ihre Beute wiedergeholt. "Dafür, und für all ihre anderen Verbrechen wird die Spinnenkönigin büssen." Diesmal war es leicht den Hass in dem drohend gezischten Fluch herauszuhören. An Hayll würden sich Sion und Zorya die Zähne ausbeissen, das schwor sich Malateste.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Laree » Do 18. Jan 2024, 19:36

Während Laree energischer versuchte Kaileena zurückzuholen, rief Malateste nach dem Mädchen draußen, die auch sofort ins Zimmer kam und zu der Pruulerin eilte, um ihr über die Stirn zu streichen. Auch Aturo sprach mit Kaileena. "Kailee, komm zurück. Du kannst uns hier doch nicht im Stich lassen. He, hörst du mich? Ich bins, Aturo. Los, komm zurück", redete er weiter und wurde immer lauter wie als könnte er dadurch die Entfernung überbrücken. Aber die Schwarze Witwe regte sich nicht einmal mehr. Sie schien wie tot. Außer dass ihr Herz noch schlug und ihr Körper noch atmete. Es fragte sich nur wie lange. Laree beobachtete die Frau in dem Bett und wie sich alle um sie sorgten. Die Gefreite war froh keine Schwarze Witwe zu sein. Für einen kurzen Moment dachte sie an ihre Freundin Talli und wie es der ging.
"Venka."
Laree wandte den Kopf. Gualterio stand schon in der Nähe der Türe, hatte sich seinen Hut tief in die Stirn gezogen, sein halbes Gesicht war in Dunkelheit gelegt und seine Stimme klang ebenso düster. Sie wären hier fertig und müßten weiter. In Laree legte sich Widerwille. Er hatte seine Informationen bekommen und jetzt wollte er Kaileena einfach Zorya überlassen?
"Nein", entgegnete sie mit fester Stimme, trat zurück zum Bett. "Wir können sie nicht alleine lassen."
"K-kommt sie zurück?", fragte die Hure auf der anderen Bettseite. "Was ist denn passiert? Gestern abend ging es ihr noch so gut..."
"Nein, sie kommt nicht zurück. Nicht aus eigener Kraft. Jemand hält sie im Verzerrten Reich fest. Sie wird es solange tun bis Kaileenas Körper aufgibt, was vielleicht in ein paar Tagen sein wird. Je nachdem wie gut ihr euch um sie kümmert", erwiderte Laree, ihr Gesicht war ernst und ihre goldenen Augen spiegelten einen kurzen Zwiespalt wider. Dann holte sie aus und hieb mit ihrer Faust heftig auf die Brust von Kaileena. "Komm zurück! Na los!"
Die anderen sahen sie entsetzt an. "Was machst du da? Hör auf", fuhr Arturo sie an. Laree hob wütend den Kopf, schwarze Haarspitzen umrahmten ihr Gesicht. Ihr gefiel das ja auch nicht.
"Heftiger Schmerz kann sie vielleicht zurückholen. Für kurze Zeit." Ganz so sicher war sie sich da nicht, sie war nicht gerade Expertin darin, sie hatte das nur einmal gemacht. Die Hexe warf Malateste einen Blick zu. "Aber lange genug..."
"Lange genug für was?", fragte die Hure nervös, streichelte Kaileena über den Arm und drückte ihre Hand. Laree atmete tief durch, schlug die Schwarze Witwe nochmal. Ihr Körper bäumte sich auf.
"Sie wird dem Ruf nicht ewig widerstehen und Zorya kann warten... und dann wird sie sich alle Informationen holen. Auch über euch und dass ihr einer Schwarzen Witwe Unterschlupf gewährt habt", erklärte Laree. Arturo schien zu begreifen, sein Gesicht verhärtete sich, man konnte sehen wie mühsam er sich beherrschte.
"Du bist daran schuld", warf er Gualterio vor, "Wenn sie nicht wegen dir... das wäre alles nie passiert!" Aturo erhob sich, hatte seine Hände zu Fäusten geballt. "Wer seid ihr?"
Laree zog ihren Dolch. "Die Guten", sagte sie. Dann rammte sie die Klinge in Kaileenas Oberschenkel. Die Schwarze Witwe schrie auf, ihr Blick war klar und doch so voller Entsetzen. Und Angst.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:38

Der Kriegerprinz wandte sich zum Gehen, aber ein mit fester Stimme vorgetragenes „Nein“ von Laree hielt ihn zurück. Er drehte sich wieder um und ein Anflug von Zorn huschte über sein Antlitz. Laree erwiderte seinen Blick.
„Wir können sie nicht alleine lassen.“
„Was willst du tun?“, knurrte Gualterio „ihr nachfolgen? Glaub mir, das ist eine schlechte Idee, ich weiss das.“ Bevor Laree eine bestimmt giftige Antwort zum Besten geben konnte, mischte sich die Hure ein und fragte was denn mit Kaileena los sei. Laree erklärte ihr die Sachlage und sie machte den beiden sogar noch Hoffnung das die Schwarze Witwe noch zu retten sei. Sie begann mit der Faust auf Kaileenas Brust zu schlagen als ob sie sie reanimieren wollte.
„Komm zurück! Na los!“ Was war mit der Hexe los, wieso diesen Aufwand, sie musste doch auch sehen das alles verloren war? Aturo fuhr Laree an was sie da mache, und Gualterio spannte sich an, bereit sich auf den Türsteher zu stürzen. Laree erklärte das heftiger Schmerz Kaileena vielleicht zurückholen konnte.
„Lange genug für was?“, fragte die besorgte Hure, erkannte die bittere Wahrheit nicht. Die Hexe blieb die Antwort schuldig und meinte stattdessen, dass sich Zorya alles holen würde was sie brauchte. Erst nach Larees Erklärung dämmerte es Aturo und der Hure, dass Kaileena Zorya alles verraten würde was sie wusste, und das die Konsequenten auch vor dem Hurenhaus und seinen Bewohnern nicht haltmachen würde. Gualterios Alarmglocken schrillten, wie konnte er nur so blind gewesen sein? Jetzt war ihm auch klar, weswegen Laree verzweifelt versuchte die Schwarze Witwe noch einmal zurückzuholen. War es zu spät wenn er die Schwarze Witwe jetzt tötete, oder war Zorya längst im Besitz der Information? Die Zeit im verzerrten Reich konnte anders verlaufen als hier.
"Du bist daran schuld! Wenn sie nicht wegen dir... das wäre alles nie passiert!" Aturo erhob sich mit geballten Fäusten. „Wer seid ihr?“ Weil der Raum für einen Kampf mit dem Langschwert zu klein war erschienen zwei Parierdolche in Malatestes Fäusten. Erst würde er den Türsteher ausschalten, danach würde er leider auch die Hure töten müssen, sie hatte zuviel gesehen und gehört. Danach würde er Kaileena erlösen. Gerade als Gualterio losschlagen wollte richtete sich Kaileena mit einem markerschütternden Schrei auf. Ihre Augen waren vor Entsetzen und blanker Angst geweitet, doch ihr Blick bewies, dass sie wieder hier und bei Bewusstsein war. Blut quoll aus der Wunde um den Dolch den Laree in ihren Oberschenkel gerammt hatte.
„Bei allen Höllenhunden!“, entfuhr es Gualterio, „sie ist wieder da!“ Laree hatte tatsächlich geschafft was er für unmöglich gehalten hatte. Er zögerte kurz. Sie seien die Guten, hatte Laree gemeint. Und doch war er drauf und dran zwei Unschuldige zu töten. Die Entscheidung jetzt mocht eine Fehler sein, aber sie waren die Guten, oder? Er liess die Dolche wieder verschwinden und beschloss zumindest Aturo und der Hure eine Chance zu geben. Malateste nahm ein Glas mit Wasser das neben dem Bett stand. Ayden hatte ihm unter Anderem Gift mitgegeben, schnell und tödlich. Er träufelte eine genug grosse Dosis aus dem Flakon ins Wasserglas. Das Gift war geruch- und farblos. Alle schwiegen und schauten zu, lediglich die Hure schluchzte leise als sie endlich auch verstand.
"Es gibt Schlimmeres als der Tod", meinte der Kriegerprinz leise, "viel Schlimmeres." Er blickte Kaileena an bis sie seinen Blick entgegnete und er erkannte das sie verstand. "Wir können dein Leben nicht mehr retten, Kaileena, aber deine Seele. Es tut mir leid." Er hielt ihr das Glas entgegen.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Laree » Do 18. Jan 2024, 19:39

Konnte er ihr vielleicht mal helfen anstatt sie bloß zornig anzusehen? Es war Laree egal was Malateste davon hielt. Er war hier der wahre Soldat. Er mußte doch sehen, dass sie Kaileenas Wissen nicht dem Feind überlassen konnten. Nicht wenn Kaileena sie verraten konnte. Mindestens, dass sie in Loraka war und einem Kriegerprinzen von Zoryas Kette erzählt hatte. Mit brachialer Gewalt versuchte Laree die dunkelhäutige Schwarze Witwe zurück aus dem Verzerrten Reich zu reißen. Einen anderen Weg wußte sie nicht. Sie war selbst nur eine einfache Hexe. Das wenige was sie vom Grauen Reich wußte, hatte sie von ihrer Oma und ihrer Jugendfreundin Talli.
Als erstes begriff Aturo, was Laree vorhatte und wurde entsprechend wütend. Er sollte sie jetzt nicht aufhalten. Wenn Laree kurz innehielt, um darüber nachzudenken was sie hier eigentlich tat, würde sie es nicht beenden können. Innerlich zitterte sie bereits und ihr wurde übel angesichts einsetzender Ohnmacht. Es war Krieg. Es war wirklich Krieg. Selbst hier in diesem verranzten Zimmer, wo die ausgebleichten Seidentücher auch nicht darüber hinwegtäuschen konnten wo sie sich hier befanden. Von draußen war das Stöhnen der Männer und Frauen zu hören, die hier ihrem Vergnügen nachgingen. Ein kurzes Vergessen für den Preis einiger Münzen. Als der Türsteher Gualterio anging und ihm wütend die Schuld an allem gab, rief der Kriegerprinz sofort zwei Dolche herbei. Laree war zu beschäftigt mit Kaileena, um darauf achten zu können. Sie wollte hier niemanden umbringen, doch sie wollte auch nicht, dass man sie entdeckte oder Sion gewann. Selbst wenn ihr Leben in der Armee besser war als sonstwo.
In dem Moment schrie Kaileena auf, war halb vom Bett aufgefahren und starrte sie mit schreckensgeweiteten Augen an. Laree hielt den Dolch noch zitternd umgriffen. Was jetzt? Sie konnte nicht... "Kaileena, du bist zurück. Bleib hier, geh nicht wieder zurück", sprach sie eindringlich auf die Schwarze Witwe ein. Gualterio trat an die Bettseite und gab etwas aus einem Flakon in einem Wasserglas. Die Gefreite wußte was sich darin befand, erkannte den Flakon wieder.
"Es gibt Schlimmeres als der Tod. Viel Schlimmeres", sagte er ernst, sah Kaileena an und entschuldigte sich bei ihr. Die Pruulerin schien mit sich zu ringen. Für einen Moment erkannte Laree die pure Angst in ihr wie sie dort wütete wie ein Monster und der Anblick ließ sie selbst gefrieren, denn die Schwarze Witwe schien ein völlig anderer Mensch. Dann aber wich der Augenblick und die Frau nickte ernst, nahm das Glas und trank hastig.
"Es geht schnell...", sagte Laree leise. Kaileena sank zurück.
"Ich will in die Hölle... dort.. wird es... wenigstens... besser sein als hier..." Sie lächelte schwach, dann bäumte sich ihr Körper auf, sie schien es wieder ausspucken zu wollen. Rasch hielt Laree ihr die Hand auf den Mund, während Malateste die Schwarze Witwe mühelos unten hielt. Die Hexe wandte das Gesicht hab, versiegelte die Lippen weiterhin mit ihrer Hand. Sie konnte den heißen Atem spüren, noch eine ganze Weile. Dann nichts mehr.
"Ich muss-" Laree zog hastig ihre Hand weg, rannte aus dem Raum und in etwas, was wie ein Abort aussah, wo sie sich würgend übergab. Sie keuchte heftig, wischte sich den Mund ab und brauchte mehrere Anläufe um eine Feldflasche herbeizurufen. In dem Abort stank es so bestalisch, dass sie sich fast ein zweites Mal übergeben hätte, weswegen Laree den Ort rasch verließ. Erschöpft lehnte sie sich an die Wand, nahm ein paar Schlucke Wasser und schloss die Augen. Die Geräusche um sie herum verklangen zu einem dumpfen Pochen in ihrem Kopf.
Trotzdem war Laree sofort wieder da, als Gualterio aus dem Zimmer kam, ihren Dolch bei sich. Hatte er die anderen beiden umgebracht? Sie wollte es nicht wissen.
"War es das wert gewesen?", fragte sie.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Do 18. Jan 2024, 19:40

Die Zeit verrann quälend langsam während die Kaileena auf das Glas starrte welches Malateste ihr hinhielt. Man konnte erkennen wie die Schwarze Witwe mit sich rang. Wer wollte schon sterben? Sie hatte die Gewissheit vor Augen das nun alles vorbei war, ein ganzes Leben. Es blieb keine Zeit sich zu verabschieden, Adieu zu sagen, all die Dinge zu tun die man noch tun wollte bevor man starb. Die Todesangst auf Kaileenas Gesicht liess ihre noch immer schönen Züge verzerren. Freiwillig aus dem Leben zu scheiden war wesentlich schwerer als unfreiwillig daraus befördert zu werden. Dann glätteten sich ihre Züge, die Schwarze Witwe hatte die Kraft gefunden zu tun was getan werden musste. Bevor die Entscheidung ins Wanken geraten konnte nahm sie das Glas aus der Hand des Kriegerprinzen und trank es hastig aus. Laree versuchte Kaileena mit dem Versprechen zu trösten das es schnell ging. Die Schwarze Witwe lächelte matt und meinte sie wolle in die Hölle, dort wäre es besser als hier. Dann begann das Gift zu wirken und ihr geschwächter Körper bäumte sich auf. Malateste hielt sie unten während Laree ihr den Mund zudrückte damit sie das Gift nicht ausspucken konnte. Die Hure begann leise zu weinen und Aturo hatte sich abgewandt und stützte sich mit geballter Faust an der Wand ab. Das Zucken von Kaileenas Körper wurde schwächer ehe sie komplett erschlaffte und still liegen blieb.
„Ich muss…“ Laree rannte aus dem Raum. Gualterio hielt seine Handfläche gegen Kaileenas Lippen und spürte keinen Atem mehr. Dann überprüfte er am Handgelenk ob noch Puls vorhanden war und liess erst ab als er sich des Todes sicher war. Ihre Züge hatten sich geglättet und mit den Fingerspitzen schloss er ihre Augen. Sie sah beinahe aus als ob sie schliefe.
„Requiescat in pace“, flüsterte der Kriegerprinz Kaileena zu und erhob sich. Er zog Larees Dolch aus dem Oberschenkel des Leichnams und wischte ihn an der Decke sauber.
„Sie ist nicht umsonst gestorben…“, begann er. „Verschwinde, verschwinde einfach und lass dich nie wieder blicken“, stiess Aturo mit mühsamer Beherrschung zwischen den Zähnen hervor. Der Dolch lag gut in Malatestes Hand. Eigentlich dürfte er keine Spuren hinterlassen… Er drehte sich um und verliess den Raum. Früher war er der Meinung gewesen Gnade sei Schwäche. Aber früher war früher, und war ihr Schicksal nicht sowieso vorherbestimmt?
Er brauchte Laree nicht lange zu suchen. Eine Tür öffnete sich und sie trat auf den Gang, etwas bleich um die Nase aber gefasst.
„War es das wert gewesen?“, fragte sie. Mit einer geschickten Bewegung liess Malateste den Dolch in seiner Hand kreisen, fasste ihn an der Spitze und hielt ihn Laree den Griff voran entgegen. Die Hexe nahm den Dolch und steckte ihn ein, dann antwortet ihr Malateste mit einem Speerfaden.
*Das kommt auf uns an und was wir daraus machen. Hätte sie sterben müssen wenn ich sie nicht aufgesucht hätte? Vielleicht nicht. Vielleich hätte sie noch eine Weile gelebt ehe sie Zorya erwischt hätte. Vielleicht eine Woche, einen Monat, vielleicht hätte Zorya sie gar nicht erwischt. Wer weiss. Aber sicher ist, dass täglich Schwarze Witwen ihr Los teilen, und zwar solange wie Sion und Zorya an der Macht sind. Und wenn wir die Informationen die sie uns gegeben hat richtig interpretieren sind sie vielleicht ein weiterer Puzzlestein der zum Sturz der beiden beiträgt.* Sie schritten den Gang entlang, ignorierten das Stöhnen welches gedämpft hinter den Türen hervorklang.
*Welcher Tod ist es schon wert? Ich kann morgen sterben. War es dann dies alles Wert?* Er öffnete die Tür und sie betraten die stinkende Nebengasse. Malateste drehte sich um und musterte Laree. *Ich meine Ja.* Er unterdrückte den Drang die Hexe an sich zu ziehen und zu küssen.
„Aber nun überlege, wie interpretierst du was Kaileena uns gesagt hat?“ Bewusst hatte er ihr seine Gedankengänge vorenthalten. Wenn er Laree seine Ideen jetzt schon eröffnete, könnte dies ihre eigenen Interpretationen beeinflussen.
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