Go to footer

Rückkehr ins Fort





Rückkehr ins Fort

Beitragvon Malateste » Di 26. Jul 2022, 19:33

Der Rückweg nach Loraka erschien endlos. Die Soldaten waren ermattet und der Transport der Verwundeten verlangsamte ihr Vorwärtskommen zusätzlich. Die meiste Zeit des Marsches sass Malateste auf seinem Schlachtross und starrte verdrossen in die Ferne. Wäre er alleine gewesen hätte er Zorn die Sporen geben können und wäre im Handumdrehen bei Laree gewesen. Jetzt wo der Druck des Auftrags vorüber war und er noch am Leben, hatte er wieder Zeit sich sich um die Hexe zu sorgen und zu grübeln.
Endlich erreichte der Trupp das Meer und Loraka kam in Sicht. Schon von Weitem war zu erkennen, dass sich die Truppenstärke massiv erhöht hatte. Das Fort konnte längst nicht mehr alle Soldaten fassen und Zelt um Zelt reihte sich daneben aneinander. Langsam bewegte sich Malatestes Truppe dem mäandernden Pfad hoch zum Fort. Der Kriegerprinz ritt an der Spitze auf seinem schweren Schlachtross. Er trug die Rüstung die er in der Schlacht getragen hatte, ungereinigt und noch immer voller Dreck und Blut. Frostseel sollte erkennen durch wieviel Blut sie gewatet waren um von den vermeintlich Toten zurückzukehren.
Die Torwache reagierte überrascht als sie Malateste und seine Einheit erkannte.
«Tor auf!» hallte ein Befehl durch die Luft und mit einem Ächzen schwangen die hölzernen Torflügel zur Seite. Entweder war Lorcann beim Ausruf der Wache sofort hergeeilt oder er war gerade zufälligerweise in der Nähe des Tores gewesen. Die Strasse war matschig, die provisorisch ausgelegten Holzbretter auf den Pfaden kaum mehr erkennbar, aber Lorcann schaffte es tadellos und mit blitzblanker Uniform herumzustolzieren.

"Ernald schuldet mir seinen Wetteinsatz. Er hat nicht geglaubt, dass ihr überlebt", Lorcann lächelte gewinnend, seines guten Aussehens bewusst
"Ich war so frei dagegen zu wetten. So ein Kriegerprinz wie ihr, habe ich ihm gesagt, ist ein zähes Tier." Gualterio drehte langsam den Kopf und blickte von seinem Schlachtross auf Alexis herunter. „Ihr hattet schon immer Glück im Spiel.“ Der Kriegerprinz deutete mit einem Finger seiner eisengepanzerten Hand auf Lorcanns neue Rangstreifen.
„Die habt ihr vermutlich auch im Baccara gewonnen, oder Leutnant?“ Malateste lächelte kurz und mit einem Schnalzen der Zügel setzte sich Zorn in Bewegung. Schlamm spritzte unter den Hufen hervor, mit ein bisschen Glück spritzte es auch auf Lorcanns Uniform. Malateste hatte den Leutnant Augenblicke später schon wieder vergessen, er konzentrierte sich nur darauf Larees Signatur zu finden. Erst als er sie spürte und fühlte, das es ihr gut ging, verlangsamte sich sein Herzschlag. Ihr Trupp bewegte sich Richtung Gutshaus und Gualterio ignorierte die Blicke und das Getuschel. Ja, sie waren wieder hier – wider erwarten.
Vor dem Gutshaus liess er den Trupp anhalten und verteilte Befehle an seine Obergefreiten. Dann schnallte er den runden Leinensack ab der die ganze Reise an seinem Sattel gehangen hatte und langsam einen süsslichen Geschmack zu verbreiten begann.
«Isobel, du hast die Befehle, kümmere dich darum das es allen gut geht. Und lass dich nicht vom Proviantmeister oder dem Quartiermeister abspeisen. Wir haben nur das Beste verdient. Ich werde erst einmal Frostseel Bericht erstatten.» Frostseel liess ihn erst Mal warten ehe er vorgelassen wurde. Der Kriegerprinz betrat das Büro der Kommandantin und salutierte.
«Da bin ich wieder.»
Benutzeravatar
Malateste
Kriegerprinz
Kriegerprinz
 
Beiträge: 267
Registriert: Sa 23. Jul 2022, 20:02
Wohnort: Thomas


von Anzeige » Di 26. Jul 2022, 19:33

Anzeige
 


Re: Rückkehr ins Fort

Beitragvon NSC » Di 26. Jul 2022, 19:34

Cal Frostseel - Kommandeurin, Hexe - Fara

Man spürte sofort, wenn ein Kriegerprinz in der Nähe war, weswegen auch Cal gleich wusste, dass Korporal Bonderus zurück in Loraka eingetroffen war. Gut, sie hatte sich schon gefragt, wann die Überlebenden zurückkehren würden. Dass es welche geben musste, war zu erwarten gewesen.
Sie zögerte nicht lange und ließ den Korporal gleich zu sich rufen, damit er Bericht erstatten konnte. Die Kommandeurin saß an ihrem Schreibtisch, einige Pläne ausarbeitend, die sie mit dem Kommandeur der 3. Kompanie besprechen wollte. Für ihren Geschmack drängte sich Prinz Sastre in viel zu viele ihrer Angelegenheiten. Seine Kompanie war frisch aus Dhemlan eingetroffen, trainiert, ausgeruht und begierig auf den Kampf. Cals 2. Kompanie dagegen hatte in Raej quasi als Auffangbecken aller möglichen neuen Rekruten und Überläufern gedient, die sie hier in Raej für ihre Sache hatten gewinnen können. Sie erst hatte aus diesem unhomogenen Haufen eine Armee gemacht. Sie besaß die meiste Erfahrung in Raej. Das würde sie sich von Kommandeur Sastre nicht wegnehmen lassen. Wenn es später hieß, wer Raej erobert hatte, sollte ihr Name ganz oben stehen.
*Führt ihn herein*, befahl sie ihrem Unteroffizier, nachdem sie einige Berichte weggeschlossen hatte. Der Kriegerprinz trat ein. Blutverschmiert und schlammbespritzt. Ihm folgte ein genauso abgerissener Prinz, der laut seiner kaum noch zu erkennenden Uniform, zur 6. Kompanie gehörte. Beide salutierten vor ihr. Gestank breitete sich im Raum aus. Es roch fast nach... Verwesung, doch Cal traute ihren Geruchssinnen nach längerem Aufenthalt in Loraka nicht mehr. Obwohl die Männer sicherlich eine anstrengende Reise hinter sich hatten, ließ die Kommandeurin sie in der strammen Position ausharren.

"Da bin ich wieder", sagte der Kriegerprinz. Cal blickte ihn scharf an.
"Ihr lasst es an der nötigen Ansprache mangeln, Korporal. Das dulde ich nicht", erwiderte sie kalt. Ihre dunkelbraunen Haare waren wie so oft zu einem Zopf nach hinten gebunden, der mit Metallspangen gehalten wurde. Dadurch wurde ihr schmales Gesicht mit den strengen Wangenknochen noch mehr hervorgehoben. Ihr Blick wanderte zu dem Mann mit der verbrannten Gesichtshälfte. "Weist euch aus", forderte sie auf.
"Korporal Lethien, 6. Kompanie. Ma'am. Ich bin hier auf Befehl von Kommandeur Karssail."
Nun zeigte sich offenes Erstaunen in Cals Gesicht. Nur kurz, aber es war da. Unmöglich, wie konnte er noch leben? "Er lebt?", fragte sie leiser nach, mißtrauisch wie als wittere sie eine Falle. Die Kommandeurin der 2. hatte gehofft, dass Rashar nicht überleben würde. Aus ganz eigenen persönlichen Gründen.
"Ja, er ist unversehrt, Kommandeurin. Fort Maloun ist erobert", erklärte der Korporal. Das rief noch mehr Verwundern in Cal hervor. Wie hatten sie das geschafft? Eine Belagerung war nach ihren Zahlen unmöglich gewesen. Sie wandte sich an den Kriegerprinzen.
"Steht bequem und berichtet, Korporal! Wie ist Fort Maloun in eure Hände gefallen?", fragte sie. Korporal Bonderus gehörte zu ihrer Kompanie und auch wenn er ein Zerwürfnis mit Feldwebel Bovert hatte, so glaubte die Kommandeurin doch, dass sie dem Dhemlaner mehr vertrauen konnte als diesem Vagabunden, der neben ihm stand.
Benutzeravatar
NSC
 
Beiträge: 1045
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 12:03


Re: Rückkehr ins Fort

Beitragvon Malateste » Di 26. Jul 2022, 19:35

Die Nonchalance mit welcher Malateste Frostseel Büro betrat missfiel der unterkühlten Kommandantin. Gualterio besann sich seiner Rolle und nahm Haltung an. Auf dem Weg zu Frostseel hatte sich noch Zucker zu ihm gesellt. Er war ranghöher als Malatestes und als Vertreter der Sechsten stand es ihm zu Bericht zu erstatten. Aber vermutlich war der Hauptgrund seiner Anwesenheit das er für Karssail Augen und Ohren vor Ort spielen sollte. Der Kommandeur der zweiten wollte bestimmt aus erster Hand erfahren wie Frostseel auf die Nachricht ihres wunderlichen Sieges reagierte.
Und tatsächlich konnte noch nicht mal die kalte Kommandeurin ihre Überraschung verbergen als sie erfuhr, dass Karssail noch am Leben war und nicht nur das – sondern auch das die Mission erfolgreich gewesen war. Gualterio war sich bis zu dem Moment nicht bewusst gewesen das hier vermutlich alle glaubten sie seien die versprengten Überlebenden einer erfolglosen Mission. Grimmige Genugtuung breitete sich in ihm aus.
Frostseel konnte nun die Überraschung kaum mehr verhehlen und brannte darauf mehr zu erfahren. Gleichzeitig war aber auch ihr Misstrauen zu spüren. Damit hatten Malateste und Karssail gerechnet gehabt. Nun erlaubte sie Malateste bequem zu stehen und forderte ihn auf zu berichten. Der Kriegerprinz trat vor.
„Bevor ich berichte, soll ich ihnen Grüsse von Kommandeur Karssail ausrichten.“ Er reichte Frostseel einen versiegelten Umschlag. Hier ist sein Bericht den er mich zu überbringen bat.“ Er wartete bis die Kommandantin den Bericht an sich genommen hatte.
„Da möglicherweise Zweifel an unserem wohl nicht erwarteten Sieg aufkommen könnten habe ich ihnen noch einige Dinge mitgebracht um jegliche Zweifel aus dem Weg zu räumen.“ Aus seinem Juwelengepäck liess er die Juwelen und den Siegelring des Kommandanten von Fort Maloun erscheinen, legte sie auf Frostseels Schreibtisch und stellte dann den Leinensack daneben der den abgetrennten Kopf des Kommandanten enthielt. „Wenn sie bereit sind werde ich ihnen dann meinen Bericht jetzte gerne mündlich mitteilen.“
Malateste trat einen Schritt zurück und wartete.
Benutzeravatar
Malateste
Kriegerprinz
Kriegerprinz
 
Beiträge: 267
Registriert: Sa 23. Jul 2022, 20:02
Wohnort: Thomas


Re: Rückkehr ins Fort

Beitragvon Yadriël » Di 26. Jul 2022, 19:36

Oh, Rashar würde sich in den Hintern beißen, dass er nicht das erstaunte Gesicht der Kommandeurin sehen konnte. Dieses eine Mal konnte die sonst so kühle Frau nicht ihre Gefühle im Zaum halten. Jedenfalls soweit sie Gefühle besaß. Zucker bezweifelte das ja noch an. Sie wirkte mehr wie eine Apparatur. Ob sie sich freute, dass die Mission erfolgreich gewesen war?
Frostseel schien aus seinem Munde die Nachricht noch nicht recht zu glauben, wandte sich dann an Jason und forderte von ihm einen Bericht. Der großgewachsene Kriegerprinz trat vor, richtete von Rashar Grüße aus und lieferte ihr in einem Umschlag den Bericht des Eyriers. Es erwähnte nicht alles, aber genug, vermutete Zucker. Er hatte die Nachricht an Frostseel nicht gelesen oder erhalten. Der Hayllier begann sich zu fragen warum. Traute Rashar Bonderus mehr? Gewiss, er wirkte auf jeden Fall integer so wie er hier im Raum stand und alles zu dominieren schien.

Auch Bonderus hatte erwartet, dass sie mit Unglauben im Fort begrüßt werden würde, weswegen er nun einige Dinge erscheinen ließ. Juwel und Siegelring des getöteten Kommandeurs von Fort Maloun. Irgendjemand hatte sich die Mühe gemacht den Finger vom Siegelring zu entfernen und ihn zu säubern. Diese Sorgfalt würde gleich darauf vom Leinensack zunichte gemacht, den Bonderus mitten auf Frostseels Schreibtisch ablegte. Der hatte Nerven!
Die Kommandeurin hatte kurz den Siegelring in die Hände genommen, um ihn zu inspizieren. Als sie den Leinensack öffnete, verzog sie keine Miene. "Ich verstehe. Bedauerlich, dass ihr ihn nicht gefangen nehmen konntet", bemerkte sie, wandte sich von dem aufgedunsenen Kopf ab. Reif war das Wort, was Zucker zu dem Gestank einfiel. Es war auch nicht überraschend, dass Frostseel gleich etwas zum Kritisieren fand. Als ob irgendeiner im Fort zugeben würde, dass sie eine beachtliche Leistung hingelegt hatten. Sie hatten viele Selbstmordkommandos überlebt, doch Fort Maloun war die Krönung.
Was wir zum Teil Jason Bonderus zu verdanken haben...
"Berichtet, Korporal. Wie konntet ihr Fort Maloun erobern? Wieviele Verluste gab es auf beiden Seiten?"
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Rückkehr ins Fort

Beitragvon Malateste » Di 26. Jul 2022, 19:38

Frostseel zuckte mit keiner Wimper als sie das verwesende Haupt des Kommandanten von Fort Maloun musterte und nötigte damit Malateste unfreiwillig Respekt ab. Diese Frau war wirklich abgebrüht. Ob sie wohl genau so kalt und teilnahmslos bleiben würde wenn Gualterio sie über brutal über den Schreibtisch beugen und hart rannehmen würde?
"Ich verstehe. Bedauerlich, dass ihr ihn nicht gefangen nehmen konntet." Cals Stimme riss Malateste aus seinen aufkeimenden Tagträumen. Das Miststück äusserte kein Wort der Anerkennung, gar nichts. Aber auch für diesen Fall hatte er noch was im Ärmel.
«Berichtet, Korporal. Wie konntet ihr Fort Maloun erobern?» Malateste kam der Bitte nach und berichtete in kurzen und präzisen Sätzen über die Falle in der Schlucht, den Kampf ums Fort und die Verluste auf beiden Seiten. «Kommandeurin», eröffnete Malateste am Ende sein kleines Schlussbouquet. «Sie haben vorhin gemeint es sei bedauerlich das der Kommandeur nicht gefangen werden konnte. Dies bedeutet aber nicht, dass er nicht redet. Indirekt zwar, aber immerhin. Es ist ihm nämlich nicht gelungen seine Korrespondenz vor dem Sturm des Forts zu vernichten. Der Kriegerprinz legte mit einem kalten Lächeln einen Stapel Briefe auf den Schreibtisch, zwischen Siegelring und Leinensack. Er hatte die Zeit alleine im Büro genutzt und in aller Schnelle die Briefe durchgegangen. Die wertvollsten Informationen verschwanden in seinem Juwelengepäck. Danach hatte er Karssail die Briefe übergeben. Als ihm der Kommandeur vor der Abreise nach Loraka die Briefe zurückgab die er Frostseel aushändigen sollte, war der Stapel noch einmal dünner gewesen. Es war interessant das auch der Eyrier noch einige Informationen hatte verschwinden lassen. Der Stapel auf Frostseels Schreibtisch war also schon zweimal gefiltert worden. Aber weder Malateste noch Karssail waren so dumm gewesen nur nutzlose Informationen übrig zu lassen. Es war noch genug für Frostseel vorhanden um damit auf höherer Stelle auftrumpfen zu können.
Benutzeravatar
Malateste
Kriegerprinz
Kriegerprinz
 
Beiträge: 267
Registriert: Sa 23. Jul 2022, 20:02
Wohnort: Thomas


Re: Rückkehr ins Fort

Beitragvon NSC » Di 26. Jul 2022, 19:39

Cal Frostseel

Sie konnte weiterhin nicht glauben (oder verkraften), dass der 6. Kompanie zusammen mit Bonderus diese Meisterleistung gelungen war. Wie? Wie in aller Dunkelheit hatten sie triumphiert? Die Kommandeurin versuchte ihre Emotionen in Griff zu halten. Obgleich Frauen in der Welt weitaus angesehener waren, hatten sie es in der Armee - eher eine Männerdomäne - schwer sich gegen die anderen Soldaten zu behaupten, die sie entweder beschützen oder töten wollten. Cal Frostseel war nicht geneigt den Glauben aufkommen zu lassen, sie wäre schwach. In den Jahren in der Armee hatte sie genug gesehen und erlebt, um diese Haltung annehmen zu können.
So zuckte sie nicht mit der Wimper, als der Sack mit dem abgetrennten Kopf auf ihrem Schreibtisch landete. Also lag der Gestank nicht nur an den dreckigen Soldaten vor ihr...
Frostseel warf nur einen kurzen Blick in den Sack. Mehr um den Männern zu bestätigten, dass sie den Tod des gegnerischen Kommandeurs zur Kenntnis genommen hatte. Lebend wäre er ihnen ungemein nützlicher gewesen, was sie auch gleich verlauten ließ. Dann war die Dhemlanerin jedoch gespannt wie es gelungen war das Fort zu erobern. Das wollte sie lieber aus dem Mund des Kriegerprinzen hören.

Jener begann kurz und ohne Umschweife über den Vorgang der Schlacht zu berichten. Cal war erstaunt von der Taktik Rashars zu erfahren. Mithilfe einer List hatte er die feindliche Kompanie in die Schlucht gelockt, um die zahlenmäßige Unterlegenheit auszugleichen. Es war ja klar gewesen, dass der Verbrecher zu einer räuberischen Falle greifen würde. Dennoch musste Cal zugeben, dass sie beeindruckt war. Sie hatte den Eyrier unterschätzt. Wieder einmal. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er nur überlebte und siegte, um sie zu beeindrucken.
Ein paar Mal hakte die Kommandeurin leicht ungläubig nach, doch die Details des Kriegerprinzen waren makellos. Auch wenn sie es versuchte zu verhindern, konnte man ihr anhören, dass sie von Rashars Kriegsführung beeindruckt war. Kurz überlegte sie, ob sie sich die Erinnerung von Korporal Bonderus zeigen lassen sollte, als Korporal Bonderus sie mit einem kleinen Stapel Briefe ablenkte.
Prinz Tujek, der feindliche Kommandeur dessen Kopf nun auf ihrem Schreibtisch lag, hatte einige Schriftstücke an seine Vorgesetzten hinterlassen. Cal Frostseel griff die Briefe auf, besah sie sich flüchtig, während die Soldaten vor ihr auf ihr Urteil warteten. Schweigend ging die Kommandeurin die obersten Zeilen durch, um die Echtheit zu prüfen. Dann nahm sie auch den Bericht von Rashar, brach das Siegel und las kurz die Nachricht, die ganz zuoberst lag.
Ich habe dir gesagt, dass ich überleben werde. Du wolltest mir nicht glauben. Nun glaub mir, dass wir zusammen funktionieren würden. Ich bin kein so schlechter Mörder.
Cals Miene veränderte sich nicht, gelassen steckte sie den Bericht in ihre innere Jackentasche.
"Das war ausgezeichnete Arbeit, Korporal. Ihr seid ein fähiger Soldat und habt gut mit Kommandeur Karssail zusammen gearbeitet." Das Schwarztraum schien ihn auch gut genug im Griff zu halten. "Ich bin geneigt eure Einheit um mehr als das doppelte aufzustocken. Die Eroberung von Fort Maloun kommt... plötzlich, ist aber nichtsdestotrotz ein deutliches Zeichen, dass uns die Raejer unterlegen sind. Ihr erhaltet neue Befehle in Kürze, nachdem ich die Berichte gelesen habe."
Wenn sie ihren Abschlussbericht nach Dhemlan schickte, wären die gewiss ebenfalls erfreut. Sie würde hervorkehren, dass dies zum großen Teil ein Erfolg der 2. und nicht der 6. Kompanie gewesen war. Wahrscheinlich würde es Medaillen für Korporal Bonderus' Einheit bedeuten, doch dies war Cal egal. Es wäre außerdem gut für die Moral.
"Ihr könnt wegtreten, Korporal." Sie nickte ihm zu. Der Prinz aus der 6. räusperte sich. "Ihr auch, Korporal Lethien. Ich lasse euch schon wissen, wenn ich eine Nachricht für euren Kommandanten habe", fügte sie schneidend hinzu. Cal salutierte kurz.
Benutzeravatar
NSC
 
Beiträge: 1045
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 12:03


Re: Rückkehr ins Fort

Beitragvon Malateste » Di 26. Jul 2022, 20:18

Die Tür zum „Windjammer“, einer lausigen Hafenkneipe, schwang auf und erbrach Licht, Stimmengewirr und Gelächter auf die schummrige Strasse, welche wenig mehr als festgestampfter Lehm war. In der Nähe schlugen leise und regelmässig die Wellen gegen den Quai und sanft schaukelten die Masten der ankernden Schiffe hin und her. Der Umriss einer Gestalt erschien kurz ihm Türrahmen ehe sie fröhlich pfeifend in die Dunkelheit einer Seitengasse torkelte.
Nardek nestelte seine Hose auf, stüzte sich mit einer Hand an der Wand ab und begann zu pissen. Seine Blase war zum Bersten voll, kein Wunder bei der Menge an Getränken die er sich gerade genehmigt hatte. Matrosen waren sensationelle Zechkumpanen mit einem unerschöpflichen Fundus an skurrilen Geschichten aus der ganzen Welt. Er liebte Hafenkneipen und nach einigen guten Graumarktgeschäften war seine Geldkatze beinahe so voll wie seine Blase. Wobei Nardek es problemlos schaffte sie genauso schnell wieder zu leeren. Ach, er liebte den Dienst in Loraka.

„Lass dir Zeit Nardek.“ Wenn er nicht schon am Pissen gewesen wäre, hätte er sich in dem Moment in die Hose gemacht. Ironischerweise passierte das Gegenteil: Seine Eingeweide verkrampften sich und der Harnstrahl versiegte augenblicklich auch wenn der Harndrang noch da war. Wie hatte er doch gehofft diese Stimme nicht mehr hören zu müssen. Sie bedeutete nur Ärger und hätte ihn beinahe einmal aus seinem bequemen Trott gerissen. „Verdammt, sie haben mich beinahe zu Tode erschreckt Korporal!“ Nardek blickte über die Schulter nach hinten, sah aber nur einen riesigen Schatten. Bonderus gab kein Geräusch von sich starrte nur aus der Dunkelheit auf den Gefreiten wie ein Raubtier auf seine Beute. „Du weisst wieso ich hier bin? Du hast dich doch nicht der Hoffnung hingegeben ich würde nicht wiederkommen? So wie alle anderen hier?“ Der Schatten kam näher, schälte sich aus der Dunkelheit und offenbarte die Gestalt des Kriegerprinzen. Lediglich sein Gesicht war noch immer im Schatten verborgen. „Phönix. Sie scheint mir aus dem Weg zu gehen. Und wenn ich jemandem im Fort nach ihr frage pissen sich alle in die Hosen und müssen ganz plötzlich dringend woanders was erledigen. Da dachte ich mir, ich frage mal meinen guten alten Freund Nardek der seine Ohren überall hat und so ziemlich alles weiss. Nun, ich höre…“
Der Gefreite dachte daran wie oft es in der Geschichte die Überbringer schlechter Nachrichten am Ende böse erwischt hatte. Nardek dachte kurz an Flucht, aber sturzbetrunken und mit heraushängendem Schwanz wäre es ein kurzes und höchst erniedrigendes Unterfangen geworden. Wieso strafte ihn das Schicksal immer dann wenn er glaubte eine Glückssträhen zu haben?
Benutzeravatar
Malateste
Kriegerprinz
Kriegerprinz
 
Beiträge: 267
Registriert: Sa 23. Jul 2022, 20:02
Wohnort: Thomas


Re: Rückkehr ins Fort

Beitragvon NSC » Di 26. Jul 2022, 20:19

Jaromir Nardek, Gefreiter, Krieger - Fara

"Nun, ich höre..." Die Worte des Kriegerprinzen hingen noch wie dunstiger Nebel in der schäbigen Hafenstraße. Nardek hüstelte unbehaglich, hielt seinen Blick wieder stur gegen die schimmlige Holzwand vor sich gerichtet. Er wusste, nur einige Schritte entfernt, stand Jason Bonderus in der Dunkelheit und beobachtete ihn. Der Blick war wie ein fühlbarer heißer Knoten in Nardeks Nacken.
Der Gefreite wusste, er müsste bald was sagen, überlegte noch hastig wie er den Korporal wieder loswerden konnte ohne selbst Schaden zu nehmen. Verzweifelt schüttelte er an seinem Glied in der Hoffnung, er könnte sein Geschäft ebenso schnell zuende bringen. Leider wollten weder Worte noch sonst etwas aus ihm herauskommen.
"Korporal", wieder ein Räuspern, das zu einem leicht unbeholfenen Lachen wurde. Es versiegte ebenso schnell. "Hab immer gewusst, dass ihrs schafft", bemerkte er hölzern. Der Gefreite warf einen raschen Blick über seine Schulter, bereute die Handlung augenblicklich, als er die bulligen Umrisse des anderen Dhemlaners sah.

"Phönix..." Der Soldat stützte sich erneut an der Wand ab, überlegte kurz, ob er sich unwissend stellen sollte, verwarf den Gedanken aber ebenso schnell wieder. "Ja.. ich... was soll ich euch denn dazu sagen?", tastete er sich vor. Als der erste Schrecken über das Auftauchen des Korporals nachließ, erinnerte sein Körper sich wieder an seine vorherige Tätigkeit. Wenn auch verhalten. Es war für kurze Zeit das einzig markante Geräusch in der Straße.
Das Schweigen des Kriegerprinzen ließ Nardek nervös weitersprechen. "Venka, ja? Ähm.. ja...." Das letzte Wort dehnte sich aus. Jaromir hatte natürlich mitbekommen, dass sie die Geliebte Bonderus' gewesen war. Jetzt war sie die Geliebte von jemand anderem. Wusste der Mann nichts davon?
"Da weiß ich auch nich viel... ähem..." Wieder ein Räuspern. Nardek schwenkte seine Männlichkeit, verstaute sie danach zurück in seiner Hose, drehte sich jedoch nicht gleich um. War er gerade noch froh gewesen endlich fertig zu sein, fiel ihm nun ein, dass es überhaupt nicht besser sein würde dem Kriegerprinz dies von Angesicht zu Angesicht mitzuteilen.
"Sie arbeitete für Hauptmann Orekh, aber dann gabs Probleme. Hab von einer Schlägerei gehört. Sie hat jemanden zusammengeschlagen... richtig wild." Dies war schon mehrere Tage her. Nardek drehte sich widerwillig herum, beschäftigte sich mit seiner schlecht sitzenden Uniform. "Dann kam die dritte Kompanie und... mit der hmmm... die Interne." Er dämpfte die Stimme. "Er.. hmm... Asar hat ein Auge auf sie geworden und sie aus dem Arrest geholt." Das konnte Nardek verstehen. Es gab nicht viele Frauen in der Armee, vor allem nicht so hübsche, feurige. "Sie arbeitet jetzt für ihn. Aber das ist alles was ich weiß", fügte er eiligst hinzu und hob abwehrend die Hand.
Benutzeravatar
NSC
 
Beiträge: 1045
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 12:03


TAGS

Zurück zu Foren-Übersicht

Zurück zu Draega Hof

Wer ist online?

0 Mitglieder




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Essen, NES, USA, Reise

Impressum | Datenschutz