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Thorndall





Re: Thorndall

Beitragvon Kian » So 4. Dez 2022, 12:19

Eins musste er dem Jungen lassen. Jonatan war eifrig bei der Sache dabei und stellte sich noch nicht einmal so schlecht an. Zumindest, was das Schreiben anbelangte. Lord Anukson war noch immer unzufrieden mit ihm, doch auch er gab zu, dass Jonatan gelehrig und demütig war. Vielleicht wurde ja tatsächlich noch ein annehmbarer Diener aus dem Jungen. Ach, das war viel zu früh, um das schon mit Bestimmtheit sagen zu können. Kian bemerkte aber, dass es ihm gefallen würde, wenn Jona es schaffen würde. Er war eigentlich ganz nett. Und so lieb und süss. Er war nur dummerweise an den falschen Mann geraten. Nun, Kian würde schon dafür sorgen, dass er von Hagen weg kam.

Nach dem nachmittäglichen Schreibunterricht durfte Jonatan ihn in den grossen Speisesaal begleiten und bei ihm sitzen, während sie zu Abend assen. Dabei erklärte der ältere Krieger dem jüngeren, was es so alles für verschiedene Arten von Besteck und Geschirr gab und wohin sie auf dem Tisch hingehörten. Jonatan wurde jedoch zusehends müder und vorallem liess er sich durch Hagens Abwesenheit ablenken. Missbilligend verzog Kian seinen Mund, als Jonatan gestand, dass er nicht wusste, dass Kian eine Fischgabel in der Hand hielt. Es wäre heute schon so viel passiert.
"Ist alles in Ordnung bei dir?" fragte er dann aber doch etwas besorgt. "Du wirkst eher abgelenkt und so traurig? Was ist los Jonatan?" Wollte er einfühlsam wissen, obwohl er sich schon denken konnte, was das Problem war. Prompt senkte der Jugendliche ertappt seinen Blick und gab zu, dass er an Hagen gedacht hatte.
"Es ist doch erst ein Tag vergangen, wo du lernen kannst, ein richtiger Kammerdiener zu sein", munterte Kian den Jungen auf, da er gleichzeitig doch nicht wollte, dass Jona traurig war. "Dafür lernt man Jahre. Auch wenn du schon recht alt bist, um damit anzufangen, kannst du es dennoch lernen. Das mit dem Schreiben heute, hast du doch schon ganz gut hinbekommen und morgen wirst du gleich noch mehr lernen. Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Kammerdiener zu werden, ist ein Beruf, der viel harte Arbeit bedeutet. Aber für heute ist es wohl wirklich etwas viel und du scheinst müde zu sein. Komm, ich bringe dich in deine Kammer."
Das Essen war ohnehin beinahe vorbei. Jona konnte sicherlich auf den Nachtisch verzichten und Kian sowieso, wenn er den süssen Jüngling dafür ins Bett bringen durfte. Da Hagen wieder mit Wein und Frauen beschäftig war und Kian auch diesmal ihre Signaturen unterdrückte, gelangten sie aus dem Speisesaal, ohne abgefangen zu werden. Der ältere Glacier lächelte zufrieden und brachte Jonatan zu seiner Kammer, schob ihn hinein und folgte ihm ungefragt, wo er mit Hilfe der Kunst die einzelne Kerze auf dem Tisch entzündete.
"Hast du eigentlich den Tee schon genommen, den dir die Heilerin verschrieben hat?" wollte er fürsorglich von ihm wissen. "Oder tut dir noch etwas weh, wegen Lord Anukson?"
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von Anzeige » So 4. Dez 2022, 12:19

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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » So 4. Dez 2022, 12:23

Lord Leffen munterte ihn auf, dass noch niemand beim ersten Tag gleich Kammerdiener geworden wäre. Seine Ausbildung hätte ja gerade erst begonnen, normalerweise würde man Jahre dafür benötigen. Jonatan wusste das und er wollte unbedingt Kammerdiener werden, es war eine einmalige Gelegenheit.
"Ich bin so froh, dass ich lernen darf. Ich verspreche, ich werde mich ganz doll anstrengem." Er hatte nur gedacht, als Hagens Kammerdiener würde er nunja auch mehr bei Hagen sein. Jona war weiterhin verwirrt, was das mit ihm und Hagen zu bedeuten hatt. Ob noch mehr passieren würde oder ob Hagen ihn jetzt in Ruhe lassen würde? Nur traute sich Jonatan nicht seinem Lehrer dies zu sagen. Zwei Männer, die sich berührten... Hagen hatte gesagt, es wäre in Glacia verpönt und Jona wollte seinen Herrn nicht in Schwierigkeiten bringen.
Lord Leffen erkannte dafür etwas anderes, nämlich dass Jona bereits recht müde und überfordert schien. Der Bauernjunge versuchte aufmerksam zu bleiben und zu lernen, wollte er seinen Lehrer ja nicht verärgern. Zum Glück war der ältere Krieger sehr verständnisvoll und wollte Jona sogar zurück in seine Kammer bringen. Beim letzten Abendessen hatte Jona zu viel getrunken und Hagen hatte ihn ins Bett getragen. Hagens Bett.... Oh, lieber nicht daran denken, das war zu aufregend gewesen und der Jüngling wollte nicht rot werden oder gar... Nein, nicht daran denken. Er blickte trotzdem noch einmal sehnsüchtig zu seinem Herrn, aber dieser schien ihn nicht zu bemerken. Er war zu beschäftigt mit einer Hexe zu reden und Wein zu trinken.

So folgte Jona dann seinem Lehrer, der ihn durch die Burg führte und zu der kleinen Kammer in der Nähe zu Hagens Räumen. Jonatan hätte es selbst nicht mehr wieder gefunden, so war er Lord Leffen sehr dankbar. Der ältere Glacier schob ihn in sein Zimmer und zündete eine Kerze an. Lord Leffen fragte ihn nach dem Kräutertee. Jona schüttelte den Kopf.
"Nein, ich bin leider noch nicht dazu gekommen." Jona hatte es nicht vergessen, aber er hatte keine Zeit gehabt zwischen dem Unterricht und dem Essen. "Soll ich ihn jetzt trinken?"
Sein Lehrer wollte aber noch mehr wissen. Ob ihm noch etwas weh täte von Lord Anukson. Jonatan zögerte.
"Nein.... Es geht schon. Er ist streng, aber ich verstehe das... Er hatte bisher bestimmt noch keinen so dummen Schüler wie mich..." Ein paar Schläge taten noch weh, doch Jona war hart im nehmen und vor allem befürchtete er, dass Lord Leffen ihn sonst wieder eincremen wollte.
"Danke, Lord Leffen, fürs Hinbringen. Die Burg ist so groß. Ich hoffe, ich verlaufe mich nicht mehr." Aber nach nur zwei Tagen würde das wohl noch vorkommen. "Und.. Ich werde morgen nicht verschlafen, Lord", beteuerte Jonatan. Auch weil Hagen ihn am morgen nun nicht mehr abhalten würde.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » So 4. Dez 2022, 12:39

"Ja, sollst du", nickte Kian auf die Frage hin, ob Jona jetzt den Tee von der Heilerin trinken sollte. Er wollte schliesslich nicht, dass der Junge wieder krank wurde. Auch wenn der Gedanke schon reizvoll war, den Krieger fürsorglich wieder gesund zu pflegen. Apropos, gesund, wie es wohl dem armen, verprügelten und so schön knackigen Hintern ging. Kian fragte danach. Wenn auch in andern Worten. Die Antwort kam eher zögerlich.
"Du bist nicht dumm, Jonatan", widersprach Kian energisch, fasste den Jüngling sanft mit zwei Fingern an seinem Kinn, ob es an und sah ihm eindringlich in seine klaren, blauen Augen. So wunderschön. "Du bist nur unerfahren, aber nicht dumm. Unerfahrenheit ist nicht schlimm. Es bedeutet nur, dass man dir noch ganz viel beibringen kann." Oh ja,, ganz wundervolle Dinge könnte Kian ihm beibringen. Während dem sprechen hatte er sich leicht vorgebeugt. Sie hatten schon vorher dicht beieinander gestanden und jetzt war des sanfte Mund von Jonatan so nah. Es wäre ein leichtes ihn zu küssen. Es würde sich sicherlich wundervoll anfühlen.
"Es ist nicht recht, dass er dich so schlägt", räusperte sich der Glacier dann aber gerade noch rechtzeitig, bevor es ersthaft gefährlich werden konnte. "Hat er dich heute Nachmittag wieder geschlagen? Na komm, ich helfe dir mit deiner Uniform und brühe danach deinen Tee auf." Geschickt öffnete er die Knöpfe der Uniformsjacke, um sie Jonatan dann über die Schulter zu streichen und sie ihm abzunehmen. Anschliessend hängte er es über eine niedrige Holzstangenkonstruktion, die dicht neben dem Schrank stand. "Hier kannst du deine Uniform hinhängen, die du am nächsten Tag gleich wieder brauchen wirst. So zerknittert sie nicht und kann schön auslüften. Mach nur, zieh dich schon einmal aus und leg dich in dein Bett. Ich kümmere mich um deinen Tee."
Damit wandte Hagen sich dem kleinen Tisch zu, wo die Teekanne mit den Teebeuteln bereit stand, gab Jonatan so die Gelegenheit, sich unbeobachtet auszuziehen. Na ja, halbwegs unbeobachtet. Während Kian eine Wasserflasche herbei rief und einen Teil davon in die Kanne goss, bedankte sich der Junge höflich bei ihm, dass er ihn hier her gebracht hätte. Die Burg wäre so gross und er hoffe, er würde sich nicht mehr verlaufen.
"Das habe ich doch gern gemacht, Jonatan", ehrlich lächelte er den Jugendlichen über seine Schulter offen an. "Mach dir keine Sorgen, dass du dich verirren könntest. Du darfst die Leute hier jederzeit nach dem Weg fragen. Das geht zu Anfang allen Neuankömmlingen so." Lieb zwinkerte er ihm zu, bevor er sich wieder der Kanne widmete. Mit einer Flamme Hexenfeuer auf seiner Handfläche erwärmte er das Wasser, bevor er die Teekräuter aus dem Beutel mit der Aufschrift 'Abend' nahm, sie in das Teeei legte und dieses schliesslich ins Wasser gab.
"Nun, zu spät kommen, solltest du wirklich nicht mehr", bestätigte Kian freundlich und wandte sich wieder zu Jonatan um. "Sonst wird Lord Anukson nur wieder böse und versohlt dir erneut den Hintern." Eine überaus andregende Vorstellung, wie Kian eigentlich fand. Nur wollte er lieber selber dem Jungen den Hintern versohlen, oder noch besser, intensiv streicheln, massieren und ausgiebig bearbeiten.
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » So 4. Dez 2022, 13:59

Sein Lehrer fasste ihn am Kinn, blickte ihn in die wasserblauen Augen. Lord Leffen war ihm wieder so nahe. Es machte Jonatan leicht nervös und wurde ihm zusehends unangenehm, dass der andere Mann ihn so berührte. Vielleicht weil es ihn manchmal daran erinnerte wie Hagen ihn berührte. So intensiv...
Der ältere Krieger sagte, dass es gut wäre wenn Jonatan noch so unerfahren wäre, dann könnte man ihm umso mehr beibringen. Das war gut? Jona kam sich dagegen viel zu unwissend vor.
"Ich werd mich bemühen alles zu lernen, ich bin ganz fleißig", beteuerte der Jüngling wissbegierig. Es kam ihm nur so viel vor was er noch lernen sollte. Er konnte erst wieder aufatmen, als sich Lord Leffen etwas entfernte. Dafür wollte er ihm bei der Uniform helfen. Jonatan ließ es geschehen und war froh, dass sein Lehrer ihm zeigte wie er die Uniform ab besten aufhängen konnte und ihm auch den Tee aufbrühen wollte.
"Ja, er hat mich geschlagen, aber es ist nicht schlimm", wehrte Jona ab, "Ich hatte was falsch gemacht... Und ich halte was aus." Selbst wenn der zierliche Jüngling nicht so aussah, hatte ihn das harte Arbeiten zäh gemacht. Schläge war er gewohnt. "Bitte sagt ihm das nicht, Lord." Jona fürchtete Lord Anukson würde wütend werden wenn er erfuhr, dass sein Schüler über ihn redete.

Dann wollte Lord Leffen, dass Jona sich auszog und ins Bett legte. Jona war etwas überrumpelt, normalerweise half ihm niemand ins Bett. Vielleicht machten die Lehrer das hier so. Da wollte Jonatan ihn bestimmt nicht rauswerfen. Trotzdem war er sehr nervös als es ans eigentliche Ausziehen ging. Früher hätte es Jona überhaupt nichts ausgemacht sich vor anderen Männern auszuziehen. Seit Hagen hatte sich dies ein bißchen geändert. Aber da Lord Leffen ihm den Rücken zukehrte, zog sich Jona bis auf die Unterwäsche aus, schlüpfte danach rasch in das kleine Bett. Er versuchte es sich bequem zu machen. Jona hatte sich noch nicht recht an die neue Unterwäsche gewohnt, die er ab sofort unter der Uniform anziehen musste. Sie war so eng...
Lord Leffen blickte zu ihm, sagte, jeder würde ihm hier gerne helfen. Aber er sollte wirklich nicht mehr zu spät kommen, sonst würde Lord Anukson ihm den Hintern versohlen. Nein, das wollte Jona bestimmt nicht. Er wurde leicht rot, schüttelte hastig den Kopf. Er musste auch daran denken wie sein Herr ihn aufgehalten hatte.
"Danke für den Tee", bedankte er sich artig, als Lord Leffen mit dem Tee kam. Die Decke rutschte etwas von Jona runter, als er sich aufsetzte. Der Junge trug ein enges weißes Unterhemd. Mit großen, blauen Augen sah er hoch zu dem Lord, der ihm den Tee reichte.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » So 4. Dez 2022, 15:26

Widerwillig gab Jonatan zu, dass sein Lehrer ihn erneut geschlagen hatte, fügte aber rasch hinzu, dass es nicht schlimm wäre. Schliesslich hätte er auch etwas falsch gemacht und er würde was aushalten. Prüfend blickte Kian den Jüngling an, nickte dann aber bedächtig.
"Du bist sehr tapfer", nickte er schliesslich. "Ich werde Lord Anukson nicht darauf ansprechen", versprach er er dem Jungen. "Wenn du mir versprichst, dir nicht zuviel aufzuladen. Es gibt eine Grenze, wo Schläge noch eine erzieherische Massnahme bilden. Er soll dir nicht haltlos weh tun. Komm zu mir, bevor es zuviel wird. Brauchst du noch etwas Salbe." Hastig schüttelte Jonatan seinen Kopf, es wäre wirklich nicht schlimm. Kian unterdrückte ein Schmunzeln. So ganz harmlos war dem Jungen das eincremen von heute Morgen wohl doch nicht vorgekommen.

Aus den Augenwinkeln beobachtete Kian verstohlen, wie der hübsche Jüngling sich auszog und hastig unter die Bettdecke huschte, wo er sich hin und her räckelte. Der ältere Krieger musste lächeln. Jona war wirklich ausgesprochen niedlich. Woran er wohl dachte, dass er so rot wurde, als Kian erwähnte, Lord Anukson müsse ihm den Hintern versohlen, wenn er zu spät käme.
"Gern..." Kian stockte. Jonatan hatte sich im Bett wieder etwas aufgerichtet. Dabei rutschte die Decke ein Stück weit von ihm runter und zeigte die glatte, nackte Schulter, den schlanken Oberkörper in dem engen Unterhemd. Dabei blickte er ihn aus grossen, wasserblauen Augen an, als er ihm den Tee reichen wollte. Unvermittelt zitterte Kians Hand ein wenig und er musste sich räuspern.
"Gern geschehen, Jonatan", lächelte er sacht und mit rauer Stimme. War das jetzt etwa ein Angebot des Jugendlichen gewesen? Dieses Bettdecke zurück schlagen und sich in Unterwäsche präsentieren. Wollte er ihn damit einladen, zu ihm unter die Bettdecke zu schlüpfen? Aber warum hatte er dann vorher so etwas dagegen gehabt, von ihm eingecremt zu werden? Was sollte dieses Hin und Her?
"Kann es sein, dass du keine Ahnung hast, was hier tust?" fragte er den verführerischen Jugendlichen schliesslich ganz direkt. Und tatsächlich, Jonatan bekam nur noch grössere Augen und fragte ihn, was er denn damit meine. Das konnte unmöglich gespielt sein. Kian schnaubte und schüttelte den Kopf. "Ach nichts", wehrte er ab. "Gute Nacht Jonatan. Wir sehen uns morgen." Der Junge war wirklich absolut unschuldig. Er hätte niemals an Hagen geraten dürfen. "Das kann ja noch was werden", murmelte er etwas überrumpelt vor sich hin und verliess die Kammer.
Als er später dann erregt in seinem Bett lag, fragte er sich, warum er nicht einfach zu Jona unter die Decke gerutscht war. Was kümmerte es ihn, ob es Hagens neuestem Spielzeug gut ging? Er wollte es Hagen doch ohnehin wegnehmen? Dieser Mistkerl sollte dafür büssen, was er ihm angetan hatte. Jonatan sollte sich Kian zuwenden. Doch irgendwie, war es im Verlaufe des Tages passiert, dass Kian sich nun um Jonatan sorgte. So ein Mist.

Genau zehn Uhr am nächsten Morgen klopfte es an der Tür zu seinem Arbeitszimmer. "Komm nur rein, Jonatan", rief Kian, nachdem er gespürt hatte, wer sich davor befand. Der Jüngling war für seinen Unterricht bei ihm gekommen. Selber stand er am offenen Fenster und betrachtete die jungen Adligen, die sich unten im Hof für eine Jagd vorbereiteten. Er sollte dazu gehören. Er täte dazu gehören. Wenn Hagen nicht gewesen wäre. Prompt betrat der andere Krieger den Hof, mit je einer hübschen Hexe im Arm.
"Sie rüsten zur Jagd", erklärte Kian Jonatan, drehte sich aber nicht zu ihm um, trat aber etwas beiseite, damit der Jugendliche auch hinunter in den Hof sehen konnte. Es war gar nicht so schlecht, wenn Jona sah, wie Hagen zuerst der einen und dann der anderen Hexe mit charmantem Geplauder aufs Pferd half. "Womöglich die letzte Möglichkeit vor einem langen, dunklen Winter. Das werden sie voll und ganz auskosten wollen und kommen wahrscheinlich erst in ein paar Tagen wieder zurück."
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » So 4. Dez 2022, 17:10

Lord Leffen war so nett, bot ihm sogar an ihn vor weiteren Schlägen zu schützen, wenn es zu viel wurde. Oder wie der ältere Glacier gesagt hatte, wenn die Schläge nicht mehr erzieherisch wären. Jona wusste nicht ganz was damit gemeint war, doch er war seinem Lehrer sehr dankbar. Lord Leffen war so fürsorglich. Auch jetzt bereitete er ihm sogar ein Tee zu und reichte ihm diesen ans Bett. Dabei war Jona der Diener und nicht umgekehrt. Bevor Jonatan die Tasse entgegen konnte, hielt sein Lehrer inne, blickte ihn länger am. Arglos sah der zarte Jüngling zurück. Sein Blick wandelte sich in echte Verwirrung, als Lord Leffen ihn fragte, ob Jona eigentlich wisse was er da tun würde. Was machte er denn? Jona sorgte sich gleich, dass er etwas falsch machen würde.
"Wie meint ihr das, Lord?", fragte Jona vorsichtig. Lord Leffen schüttelte bloß den Kopf, schnaubte und antwortete, es wäre nichts. Doch irgendetwas musste gewesen sein, denn Lord Leffen wünschte ihm noch eine gute Nacht und zog sich schnell zurück.
"Danke, Lord. Gute Nacht"', sagte der junge Krieger und blieb mit seinem Tee zurück. Hoffentlich hatte er seinen Lehrer nicht verärgert. Jona war zwar erschöpft, aber schlafen konnte er länger nicht. Er vermisste seinen Herrn. Jona wäre so gerne sein richtiger Kammerdiener.

Am anderen Morgen wachte Jonatan früh auf, dieses Mal rechtzeitig, so dass Lord Anukson nicht verärgert war. Der Krieger unterrichte ihn wieder in Betten machen, dem richtigen Behandeln von Kleidung und Schuhen. Leider konnte Jona immer noch nicht bei Hagen helfen. Am Vormittag sollte er wieder zu Lord Leffen, damit dieser ihn weiter unterrichten konnte. Höflich klopfte Jona an die Türe zu Lord Leffens Arbeitszimmer. Sein Lehrer stand am Fenster, sah hinaus auf den Burghof. Jona gesellte sich zu ihm. "Zur Jagd?", fragte der Jüngling neugierig. Er sah nach unten und entdeckte seinen Herrn, der mit zwei hübschen Frauen im Arm zu den Pferden ging. Hagen mochte hübsche Frauen sehr gerne wie es schien. Gerade half er seinen Begleiterinnen auf die Pferde. Jona wäre zu gerne mit dort unten, sehnsüchtig blickte der Junge nach unten. Plötzlich sagte Lord Leffen, dass dies eine der letzten Jagden vor dem Winter wäre und die Gesellschaft erst in ein paar Tagen wiederkäme. Erschrocken sah Jona mit großen Augen zu seinem Lehrer.
"Sie kommen erst in ein paar Tagen wieder?!", fragte er überrumpelt. "Braucht er seinen Kammerdiener dort nicht? Er hat mir nichts davon gesagt..." Seit sie auf der Burg waren, hatte Hagen wohl allmählich das Interesse an Jona verloren. Dieser konnte sich nicht vorstellen ohne Hagen hier auf der Burg zu sein. Verloren stand er beim Fenster. "Kann ich mich nicht von ihm verabschieden?", fragte er verwirrt über den Gefühlssturm in sich.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » So 4. Dez 2022, 18:04

Der arme Jonatan geriet völlig aus dem Häuschen, als Kian ihm eröffnete, dass die Jagdgesellschaft womöglich mehrere Tage unterwegs sein würde. Erschrocken schaute er mit wunderschönen, blauen Augen zu ihm auf. Kian erwiderte den Blick in aller Unschuld. Was hatte Jona denn gedacht. Natürlich dauerte so ein Ausflug ausgelassener Adligen mehrere Tage. Aufgeregt wollte der Jüngling wissen, ob Hagen dabei nicht seinen Kammerdiener brauchte. Er hätte ihm gar nichts davon gesagt.

"Nun, als sein Kammerdiener ist es deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass du immer weisst, was vor sich geht", erklärte er dem jungen Krieger, dass er sich selber informieren musste. "Das wirst du schon noch lernen. Sie werden von Dienern begleitet. Sieh da hinten." Kian nickte in Richtung einiger Männer und Frauen in bedeutend einfacherer Gewandung am Rande des Hofes stehen. Sie kümmerten sich um die Jagdhunde und Falken. "Aber um eine Jagdgesellschaft begleiten zu können, muss man Erfahrung bei der Jagt haben, muss reiten und mit den Pferden, Hunden und Falken umgehen können. Das ist noch nichts für dich. In ein paar Jahren vielleicht." Jonatan schien das zu verstehen. Trotzdem wollte er am liebsten zu Hagen. Wenn auch nur, um sich zu verabschieden. Ernst legte Kian dem Jüngling die schwere Hand auf die Schultern.

"Jonatan, ich weiss, dass du Lord Thorndall viel zu verdanken hast", schaute er ihm eindringlich in die Augen. "Doch es wäre absolut unziemlich, wenn du zu ihm gingest, um dich von ihm zu verabschieden. Adlige verabschieden sich von ihren Gefährten und Freunden, nicht von ihren Dienstboten. Du solltest ihn nicht derart in Verlegenheit bringen." Er beugte sich vor und lächelte ihn aufmunternd an. "Komm, lass uns wieder nach drinnen gehen und weiter lernen, damit du deinem Herrn recht bald einen guten Kammerdiener sein kannst." Damit legte er ihm einen Arm um die Schultern und drehte ihn vom Fenster weg, um Jonatan zum Tisch zu bringen, wo er mit seinen Schreibübungen fortfahren konnte.

Beim Wegdrehen sah er aus den Augenwinkeln, wie Hagen misstrauisch zu ihnen hochstarrte. Oh ja, er sollte nur sehen, wie Kian ihm sein hübsches Spielzeug wegnahm. Kian lächelte insgeheim zufrieden. Hagen schien wieder von seinem Pferd steigen zu wollen, doch dann rief Halvar, sein jüngerer Bruder nach ihm. Rufe zum Aufbruch wurden laut, es wurde in Hörner geblasen, Hufe klapperten auf dem gepflasterten Boden. Die Jagd war eröffnet.
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » So 4. Dez 2022, 18:59

Lord Leffen sagte ihm, dass Jonatan als guter Kammerdiener eigentlich selbst immer wissen müsse was sein Herr vorhabe. Es gehörte zu seinen Aufgaben. Jona war untröstlich. Er hätte so gerne wieder mehr Zeit mit Hagen verbracht, doch wie bei all der Ausbildung? Sein Lehrer machte ihm klar, dass Jona ohnehin nutzlos bei der Jagdgesellschaft gewesen wäre. Dafür müsste er den Umgang mit den Pferden, Hunden und Falken beherrschen, müsste reiten können.
"Bringt ihr es mir bei, Lord Leffen?", fragte der junge Krieger fast flehentlich. Am besten in den nächsten Minuten bevor Hagen ohne ihn für mehrere Tage losritt. Natürlich war dies nicht möglich. Lord Leffen versetzte ihm dahingehend gleich einen Dämpfer. Es würde Jahre benötigen bis man dies beherrschte. Der Jüngling ließ die Schultern hängen, blickte weiterhin nach unten. Hoffentlich lernte er schnell.
"Ich will ihn nicht enttäuschen", sagte er. Lord Leffen hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und erklärte ihm, dass auch das verabschieden nicht möglich sein würde. Es wäre nicht ziemlich. Adelige verabschiedeten sich nicht von ihren Dienstboten. Jona würde ihn damit vor den anderen nur in Verlegenheit bringen.
"Oh... Ja, nein, ich will natürlich nichts falsches machen", sagte Jona, nun selbst etwas verlegen. Dabei hätte er sich so gerne von Hagen verabschiedet. Sein Lehrer führte ihn weg vom Fenster und zurück zu den Schreibübungen. Jona sollte fleißig weiterlernen, damit er Hagen ein guter Kammerdiener sein konnte. Der Junge versuchte es, lauschte noch sehnsüchtig den Trompetenklängen. Es klang schmerzvoll.
Er konnte sich den Rest des Tages nicht konzentrieren, dachte immer wieder an seinen Herrn und wann er wohl wiederkäme. Auch schon vor der Jagd hatten sie sich kaum noch gesehen. Nun sehnte sich der Jüngling zurück zu der Zeit in Linaka im Hotel oder in der Hütte auf dem Land, wo es Jona nicht so gut gegangen war. Wenigstens hatte es da nur sie beide gegeben...
Jona schreckte auf, als Lord Leffen ihn wieder ermahnte bei der Sache zu bleiben. Der Bauernjunge entschuldigte sich, konzentrierte sich erneut auf die Buchstaben vor sich. Aber schon bald driftete er von neuem an, sah sehr oft zum Fenster und seine Buchstaben wurden arg krakelig. Selbst am folgenden Tag war Jona weiterhin unkonzentriert und die hellblauen Augen sehr schwermütig. Lord Anukson war dies auch aufgefallen, schlug ihn besonders viel. So kam Jona mit vielen blauen Flecken und einer roten Wange zu Lord Leffen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » So 4. Dez 2022, 19:09

Jonatan hätte genau so gut mit der Jagdgesellschaft mitreiten können, denn sobald Hagen aufgebrochen war, war der Jüngling zu nichts mehr nütze. Seine Augen wanderten immer wieder zum Fenster und er kam kaum vorwärts bei seinen Schreibübungen. Selbst nachdem Kian ihn mahnte, sich zu konzentrieren, wurde es nicht besser und seine Buchstaben liessen sich kaum mehr lesen. Er schreckte für einen Moment lang aus seinen traurigen Gedanken hoch, versank aber bald wieder darin.
Dennoch war es Kian lieber, dass Jonatan hier bei ihm nutzlos war und nicht bei Hagen. So hatte er die Beiden getrennt. Jona schien sich zwar fürchterlich einsam zu fühlen, doch das würde er überwinden können. Kian war ja bei ihm. Er würde ihn trösten und ihm ein guter Freund sein, bis er Hagen vergass. Diesmal würde es Hagen sein, der einsam zurück blieb.

Als Jonatan am nächsten Tag zu ihm kam, war ihm deutlich anzusehen, dass sein Körper ihn schmerzte. Er bewegte sich ganz steif. Seine glühend rote Wange sprach eine deutliche Sprache. Jonatan hatte mit seiner sehnsüchtigen Träumerei Lord Anukson wohl in den Wahnsinn getrieben, der dies hart an dem Jüngling ausgelassen hatte. Kian seufzte.
"Komm her, Jonatan. Setz dich", wiess er den jungen Krieger an. Sanft fasste er ihn an seinem Oberarm und führte ihn zu seinem Stuhl. Anschliessend rief er ein Taschentuch herbei, faltete es auf Handtellergrösse und kühlte es mit Hilfe der Kunst. "Hier, halte das gegen deine Wange." Kian legte es gleich selbst an die geschlagene Stelle. Jonatans glatte Haut war ganz heiss. Gerne hätte Kian weiter darüber gestreichelt. Verstohlen liess er seine Finger über die Wange und etwas über den Hals gleiten. Natürlich nur, damit er seine Hand zurück ziehen konnte, nachdem der Jüngling selber nach dem Taschentuch gelangt hatte.
"Was ist nur los mit dir, Jonatan?" fragte er seufzend, nachdem er sich zu ihm auf einen anderen Stuhl gesetzt hatte. "So kann das nicht weiter gehen. Ist deine Lust Kammerdiener zu werden schon wieder vergangen? Mir kannst du es ruhig sagen. Ich werde dir nicht böse. Ich weiss, dass es ein schwieriger und manchmal auch ein undankbarer Beruf ist. Wenn du nicht mehr magst, werde ich eine Wache rufen, die dich zurück zu dem Hof deiner Eltern bringt. Das ist kein Problem. Oder wirst du wieder krank? Ist die Lungenentzündung noch nicht gänzlich auskuriert? Du nimmst doch noch die Tees und das Kräuterbad, die die Heilerin dir gegeben hat?" Streng und besorgt zugleich musterte Kian seinen Schüler, was wohl mit im los wäre. Als ob er nicht genau wusste, dass der Jüngling einfach nur Hagen vermisste.
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » So 4. Dez 2022, 19:10

Sein Lehrer seufzte fast resigniert bei Jonas Anblick, zog ihn dann am Arm zu einem Stuhl, wo sich der junge Krieger setzen sollte. Lord Leffen ließ ein Taschentuch erscheinen und presste es an Jonas heiße Wange, wo ihn der alte Kammerdiener öfter geschlagen hatte. Normalerweise wäre Lord Anukson mit der Jagdgesellschaft aufgebrochen, war er ja Hagens richtiger Kammerdiener. Nur um Jonatans Ausbildung nicht zu unterbrechen, wäre er zurück geblieben. Lord Anukson war da besonders wütend geworden, als heute so gut wie gar nichts geklappt und Jona fast alles falsch gemacht hatte. Es tat ihm ja auch leid, er wusste auch nicht was mit ihm los war. Er versuchte sich konzentrieren, seine Gedanken drifteten trotzdem stets zurück zu seinem Herrn.
Das kühlende Taschentuch tat gut, Lord Leffen streichelte ihn fürsorglich. Etwas was Jona gar nicht mehr so unangenehm war, der Trost war schön. Besorgt fragte sein Lehrer was los wäre, ob er schon jetzt kein Kammerdiener sein wollte. Hastig schüttelte Jonatan seinen Kopf, hielt dabei nun selbst das kalte Tuch an die rote Wange.
"Nein, ich will nicht aufgeben, es ist eine großartige Gelegenheit", beteuerte er. Jonas Augen weiteten sich entsetzt, als Lord Leffen ihn sogar zurück zum Hof seiner Eltern bringen wollte. Er packte den Lord an der Hand, hielt sich fest.
"Nein, bitte nicht, nicht zurück zum Hof. Ich will immer noch Kammerdiener werden, bitte schickt mich nich dorthin zurück, es ist so traurig dort. Das hier ist meine einzige Chance, meine Eltern haben es mir doch endlich erlaubt. Ich will sie doch stolz machen. Es wird ihnen ja auch helfen, sonst haben sie es so schwer", sprudelte es aus ihm heraus. Seine hellblauen Augen füllten sich mit Tränen.
"Und ich bin auch nicht wieder krank.., oder vielleicht doch", sagte er betrübt, "Ich nehme den Tee und das Kräuterbad mach ich auch. Aber es hilft nich dagegen, dass ich mich so schlecht konzentrieren kann. Ich denk nur so oft an... An Lord Thorndall und dass ich ihm nicht helfen kann. Ich will wirklich ein guter Kammerdiener werden, ich werde mich anstrengen. Bitte schickt mich nicht weg, Lord. Ich mache alles", sagte er verzweifelt. Jona nahm sich fest vor sich besser zu konzentrieren, er machte sonst alles zunichte und das würde seinen Herrn bestimmt nicht freuen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » So 4. Dez 2022, 20:21

Da schien er einen besonders empfindlichen Nerv getroffen hatte. Jonatan blickte ihn richtig entsetzt an und beteuerte eindringlich, dass er nicht aufgeben wollte. Dies sei eine grossartige Gelegenheit. Damit packte er Kians Hand, beinahe wie ein Ertrinkender. Der ältere Krieger erschauderte. Das fühlte sich gut an. Verzweifelt gut. Kian riss sich zusammen. So nötig hatte er es nun auch wieder nicht. Zumindest nicht so nötig, dass er sich an einem traurigen, verwirrten Jungen vergriff.
Verzweifelt flehte Jonatan ihn an, dass er ihn nicht zurück auf den Hof seiner Eltern schicken solle. Da wäre es so traurig da. Er wolle noch immer Kammerdiener werden und seine Eltern hätten ihm es nun endlich erlaubt. Kian begriff nicht so ganz, was das bedeuten sollte. Verwirrt erkannte er, dass sich in Jonatans wunderschönen Augen Tränen sammelten. Ach, der Arme. Kian wollte den Jüngling am liebsten in den Arm nehmen und tröstend drücken.
Traurig sprach Jona weiter, dass er nicht krank sei. Oder aber vielleicht auch doch. Kian runzelte fragend die Stirn. Der Krieger erklärte, dass er zwar den Tee und das Kräuterbad nehme, doch es würde nichts dagegen helfen, dass er sich so schlecht konzentrieren könne. Er würde nur so oft an Lord Thorndall und dass er ihm nicht helfen könne. Nun musste Kian doch ein Schmunzeln unterdrücken. Nein, dagegen half kein Tee und keine Salbe. Verzweifelt flehte Jona erneut darum, dass er nicht weggeschickt würde. Er würde alles tun, um ein guter Kammerdiener zu werden.

Oh, was für ein verlockendes Angebot. Kian glaubte Jonatan, dass er wirklich alles tun würde, um hier bleiben zu dürfen. Mit etwas Überredungskunst würde Jonatan sich sicher in sein Bett locken lassen. Selbst wenn er sich tatsächlich noch nie einem Mann hingegeben hatte. Jona war jung, unerfahren und sehr beeinflussbar. Er würde alles tun, um hier bleiben zu können. Dennoch zögerte Kian. Ja, er wollte Hagen eins auswischen. Aber es widerstrebte ihm, dazu den Jugendlichen derart auszunutzen und zu verletzen.
"Ich fürchte, wir haben einiges zu bereden, Jonatan", seufzte Kian und erhob sich, zog Jona an der Hand mit sich hoch. Aus einem Impuls heraus küsste er den Handrücken, legte dann seinen Arm um dessen Schultern, um ihn aus dem Arbeitszimmer zu schieben. "Hier ist jedoch kein geeigneter Ort dafür. Folge mir." Draussen auf dem Gang liess er den Jüngling wieder los, damit dieser ihm folgen konnte.
Kian führte ihn zu seinen eigenen Gemächern. Als Zugeständnis, dass er adlig war, hatte Kian eine eigene gemütliche Stube zusätzlich zu seinem Schlafzimmer und seinem Bad. Sanft aber bestimmt drängte er Jonatan dazu, sich auf das kleine, aber gemütliche Sofa, was mit glatten, braunem Leder bezogen war, zu setzen. Ein leichter Wink mit der Hand brachte das Holz im Kamin zum Brennen. Anschliessend stellte er eine Kanne mit Wasser vor den Kamin, um den Inhalt zu erhitzen, damit nacher der Tee darin ziehen konnte. Erstmal setzte er sich jedoch zu seinem Schüler auf das Sofa, fasste ihn warmherzig an den Händen und blickte ihn mitfühlend an.
"So, und jetzt noch einmal in Ruhe von vorne, Jonatan", forderte er den Jüngling freundlich auf, ihm zu erzählen, was ihn beschäftigte. "Was liegt so schwer auf deiner jungen Seele? Deine Eltern wollen doch, dass du Kammerdiener wirst. Und wegen deiner Probleme, dich auf deine Arbeit zu konzentrieren." Sachte drückte er Jonas Hände und fragte flüsternd: "Kann es sein, dass du manchmal einfach ein wenig zu oft an Hagen denkst?"
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » So 4. Dez 2022, 20:28

Sein Lehrer sagte erst einmal nichts, seufzte nur und verschob das Gespräch auf einen anderen Ort. Hier sollten sie nicht darüber reden. Dann küsste er Jonatans Hände, zog ihn hoch vom Stuhl und legte einen Arm um den Jüngling. Dieser ließ es aufgewühlt mit sich geschehen, er wollte sich ja irgendwie jemandem anvertrauen, fühlte sich immer noch als Außenseiter in der Burg. Dass Lord Leffen sich so um ihn kümmerte und so lieb war, ließ den scheuen Jungen Vertrauen fassen. Schweigend folgte er dem Edelmann durch die Gänge und zu Gemächern, wo Jona bisher noch nicht gewesen war. Sie waren recht groß und sahen ganz gemütlich aus. Ob das Lord Leffens eigene Räume waren? Vermutlich sollte Jona normalerweise nicht hier sein.
Der ältere Glacier schob ihn zu einem kleinen Sofa, wo Jonatan sich setzen sollte. Etwas nervös was nun Lord Leffen mit ihm bereden wollte, blieb Jona sitzen wo er war, die Knie zusammengedrückt und immer noch das Taschentuch gegen die Wange haltend. Der zierliche Krieger sah leicht verloren aus.
Lord Leffen setzte sich nicht gleich zu ihm, entzündete ein Feuer im Kamin und begann auch einen Tee aufzusetzen. Erst danach kam Jonas Lehrer zu ihm, setzte sich und fasste nach Jonas Hände, wollte freundlich wissen, wass Jona so belastete und wieso der Hof seiner Eltern so traurig wäre.
"Ich weiß nicht, ob sie wollten, dass ich Kammerdiener werde... nur ich weiß, dass sie immer wollten, dass ich was aus mir mache. Dass ich Geld verdiene", erklärte er, "Deswegen bin ich vom Hof. Weil nicht genug Essen für alle da war und dann habe ich in Linaka gearbeitet und konnte Geld nach hause schicken. In Linaka hat mich Lord Thorndall gefunden..." Jonatan wurde leicht verlegen, spürte überdeutlich wie Lord Leffen ihn berührte. Der junge Krieger versuchte nicht daran zu denken, wie sein Herr ihn das erste Mal berührt hatte. Da hatte Jona dies kaum verstanden, verstand es auch jetzt kaum noch.

"Er hat mir angeboten mich mitzunehmen und dass ich... sein Kammerdiener werden kann." Das wusste Lord Leffen ja. "Aber.. bevor wir hierher gekommen sind, da waren wir zuerst bei dem Hof. Weil ich zu jung sei... nur achtzehn", fügte Jonatan betrübt hinzu. Nicht alt genug für Hagen leider. "Lord Thorndall wollte, dass meine Eltern entscheiden, ob ich die Ausbildung machen darf... aber.. als wir da waren, da... ich war schon so lang nicht mehr auf dem Hof, ein Jahr nich... weil ich doch so viel gearbeitet hab, damit ich was nach hause schicken konnte. Aber es war so viel zu tun auf dem Hof. So wenig essen, so viel kaputt. Vielleicht hätte ich doch da bleiben und helfen sollen.." Er ließ den Kopf sinken, schniefte leicht. Ein paar Tränen rannen ihm über die roten Wangen, aber nicht viele und er versuchte sie mit dem Handrücken wegzuwischen. Jonatan war ein hartes Leben gewohnt und dass seine Familie sehr arm war. Er ertrug es einfach und versuchte damit umzugehen.
"Ich hoffe, sie sind stolz auf mich... auch wenn ich kein richtiger Kammerdiener bin..." Sonst hätte er sicher mit auf die Jagd gedurft. Jona sah seinen Lehrer verzweifelt an. "Bitte schickt mich nicht zurück. Ich... mag den Hof nicht, er ist so trist und traurig", gestand er. "Und ich mag doch bei meinem Herrn bleiben..."
Lord Leffen fragte leise, ob Jona manchmal zu oft an Hagen denken würde.
"Ist das schlimm, Lord? Wenn ich zu oft an ihn denke? Er ist doch mein Herr", sagte der Jüngling unsicher. Er traute sich nicht zu sagen wie verwirrt er war oder wie sehr er Hagen vermisste. Das sollte doch ihr Geheimnis bleiben. Lord Leffen hakte jedoch weiter nach, wollte mehr wissen. Jonatan errötete ungewollt, es ließ sich nicht verhindern. Nervös nagte er an seiner Lippe, blickte zu Boden.
"Es tut mir leid... dass ich so oft an ihn denke. Ich versuche es nicht zu tun, aber... dann passiert es schon wieder. Ich will wirklich sein Kammerdiener sein, ich streng mich besser an", versprach er, hob den Kopf wieder. Seine Augen glänzten jedesmal ein bißchen, wenn er von Hagen sprach.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 5. Dez 2022, 07:56

Verloren und klein sass Jonatan auf dem Sofa, war dabei sichtlich nervös. Noch immer hielt er das kühlende Taschentuch gegen seine Wange. Bestimmt war es schon längst wieder warm geworden. Der Jugendliche schien es nicht zu bemerken. Leise begann er von seiner Mutter zu erzählen. Dass sie gutes für ihn gewollt hatte. Dass er etwas aus sich machte und Geld verdiente. Deswegen und weil es nicht genug Essen für alle gegeben hätte, sei er vom Hof gegangen. Kian konnte sich gar nicht so recht vorstellen, was das bedeutete. Nicht genug essen für alle. Sicherlich, er wusste, dass das einfache Volk auch einfacher lebte, als sie hier in den Burgen und Schlössern. Und gegen Ende des Winters musste man natürlich auch etwas die Nahrung rationieren, bis der Frühling kam. Doch dass man deswegen von zu Hause weggehen musste, konnte Kian sich wahrlich nicht vorstellen.

In Linaka hatte Jonatan schliesslich Hagen getroffen, der ihm angeboten hätte, dass er sein Kammerdiener werden dürfe. Zuerst sollten sie jedoch noch Jonas Eltern fragen, ob sie mit der Ausbildung einverstanden seien, da der junge Krieger noch minterjährig war. Kians Augenbrauen wanderten verwundert nach oben. Soviel Verantwortungsbewusstsein hätte er Hagen nie und nimmer zugetraut. Natürlich, er war älter geworden und damit sicher auch reifer, sollte man meinen. Allerdings nicht, wenn man sah, wie er sich aufführte, seit er hier war. Von einer hübschen Hexe zur nächsten rennend, seinen Jungen hier völlig vergessend.
Als Adliger und Kammerdiener jedoch zum Hof der Eltern gelangt wären, hatte Jonatan jedoch gesehen, wieviel auf dem Hof kaputt war und repariert werden musste. Es riss ihn hin und her. Einerseits weil er Geld für die Familie verdienen wollte, andererseits, weil man seine Arbeitskraft auf dem Hof brauchte. Doch da gab es zuwenig zu essen. Traurig schniefte der Jüngling und einige heisse Tränen rannen ihm über die Wangen, die er rasch wegzuwischen versuchte.
"Armer Junge", murmelte Kian mitfühlend. Behutsam nahm er ihm das Taschentuch ab und tupfte ihm zärtlich die restlichen Tränen von den Wangen. "So viel Verantwortung. Es muss schmerzlich sein, so hin und her gerissen zu sein." Geschickt faltete er das Taschentuch nun anders herum, kühlte es erneut und gab es Jonatan zurück, damit er es sich wieder auf die Wange legen konnte.

Es war verständlich, dass Jonatan nicht wieder dahin zurück wollte, wo er in grosser Armut leben musste. Trotzdem glaubte Kian nicht, dass dies der einzige Grund war, warum er so Freude daran hatte, Hagens Kammerdiener zu sein. Vorsichtig formulierte er seine Frage so, ob Jona vielleicht etwas zuviel an seinen Herrn denken würde. Naiv wie der Jüngling war, verstand er nicht, was Kian eigentlich meinte. Unsicher fragte er, ob es schlimm sei, wenn er zu oft an ihn dachte.
"Nun, wenn es dich davon abhält, deine Arbeit richtig zu machen, dann ist das schon nicht so gut", machte Kian ihm behutsam klar. "Manche könnten sich auch fragen, warum du so oft an ihn denkst. Schliesslich ist Lord Thorndall, wie du sagst, nur dein Herr und nichts anderes...", bohrte er nach und liess es offen, was Hagen denn sonst noch so sein könnte. Prompt wurde der Jugendliche rot, nagte nervös an seiner Lippe und blickte zu Boden. Innig versprach er, dass er versuchen würde, nicht mehr so viel an Hagen zu denken. Er wolle wirklich sein Kammerdiener sein und er würde sich besser anstrengen. Als er wieder hochschaute, schimmerte in seinen Augen der verräterische, verliebte Glanz.
"Ich bin mir sicher, dass du dein Bestes geben wirst", nickte Kian und drückte Jonatans Schulter. "Weisst du, vielleicht wäre es auch einfacher und besser, wenn du jemandes anderes Kammerdiener werden würdest. Oder vielleicht einfach ein einfacher Diener oder Stallbursche. Irgend ein Beruf, den du hier im Schloss ausführen kannst und bei dem deine Stärken liegen. Du müsstest nicht wieder nach Hause und würdest nicht dauernd abgelenkt, wenn du nicht immer an Hagen erinnert wirst."
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 5. Dez 2022, 09:14

Lord Leffen war sooo verständnisvoll und tröstete ihn ganz lieb. Jonatan war ihm sehr dankbar und taute ein wenig mehr auf, ließ sich die Tränen forttupfen. So vertraute sich der junge Krieger dem anderen Glacier mehr und mehr an. Als es jedoch darum ging wieso Jonatan so oft an Hagen dachte, druckste der schmale Jüngling herum, konnte es nicht so genau benennen. War es schlimm wenn man so oft an seinen Herrn dachte?
Sein Lehrer fand schon. Es wäre nicht gut wenn die Gedanken Jona von der Arbeit abhielten oder zu Fehler führten. Egal wie oft Jona beteuerte, er versuchte nicht mehr an seinen Herrn zu denken.
"Manche könnten sich auch fragen, warum du so oft an ihn denkst. Schliesslich ist Lord Thorndall, wie du sagst, nur dein Herr und nichts anderes...", fuhr Lord Leffen fort. Jonatan wurde nervös und errötete leicht. Es klang so, als sollte niemand sich fragen, wieso Jona solche Gedanken hatte. Dass sie nicht richtig waren. Aber er wusste nicht einmal wieso er so oft an seinen Herrn dachte, wieso diese Gefühle so verwirrend und aufregend waren.
"Aber er ist doch mein Herr. Was soll er sonst sein?", fragte der Bauernjunge arglos. Man sah ihm an, dass er es wirklich nicht wusste. "Ich werd nicht mehr so oft an ihn denken, ich versuchs. Es wird mich nicht mehr von der Arbeit ablenken." Jedenfalls hoffte er es sehr. Er musste sich zusammenreißen. Nicht an Hagens schöne Stimme denken, sein nettes Lächeln, seine Abenteuerlust und dass er grummelte wenn er morgens seinen Kaffee nicht hatte, oder wie toll sich diese Armmuskeln anfühlten... nein, er dachte schon wieder daran! Jona wurde noch röter, sagte erst einmal nichts mehr.

Sein Lehrer überlegte jedoch schon weiter und ob es nicht besser wäre wenn Jonatan jemand anderem dienen würde. Besser noch, er sollte lieber ein einfacher Diener oder Stallbursche sein. Etwas, wo seine Stärken besser liegen würden.
Jonas Schultern sanken, kleinlaut blickte er den Adeligen an. "Denkt ihr dann, dass... ich nicht als Kammerdiener taugen werde?", fragte er entmutigt. Lord Leffen wäre es wohl lieber, wenn Jona gar nichts mehr mit Hagen zu tun hätte, so dass er nicht abgelenkt würde.
Eindeutiges Entsetzen zeigte sich in den schönen Augen. "Aber.. er ist mein Herr, ich habe ihm doch so vieles zu verdanken. Er.. hat mich entdeckt." Er war der erste, der Jonatan so richtig wahrgenommen hatte. Wirklich ihn und nicht nur als Arbeiter oder Diener. Jonatan wollte nirgendwo anders hin.
"Bitte, ich möchte ihm dienen", bekräftigte er eifrig, "Ich denk nicht mehr so an ihn. Ich streng mich an. Ich weiß... ich hab keine Ausbildung und ich- ich kann nicht wirklich was, aber bitte gebt mir eine Chance, Lord Leffen." Das sagte er so eindringlich und mit solcher Eifer, dass er damit hoffentlich genug wett machte was ihm an Ausbildung fehlte.
Auch in den folgenden Tagen würde er immer noch an Hagen denken, ihn weiterhin vermissen. Er riss sich bloß besser zusammen, um sich das nicht anmerken zu lassen. Beim Essen sah man ihm doch die sehnsüchtigen Blicke raus auf den Hof an, aber da der Junge ohnehin nicht viel redete, fiel es nicht vielen anderen auf. Ansonsten lernte er sehr fleißig und versuchte sich darauf zu konzentrieren. Nur nachts in der Kammer war es schwer einzuschlafen und sich nicht einsam zu fühlen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 5. Dez 2022, 19:11

"Das meinte ich nicht", wehrte Kian sanft ab, als Jonatan entmutigt fragte, ob er glaube, dass er nicht als Kammerdiener taugte. "So etwas kann man nicht gleich nach ein paar wenigen Tagen feststellen. Es wirkt nur so, als wärst du nicht wirklich glücklich mit dieser Aufgabe. Zuviel zu lernen. Du lässt dich zu sehr von deinen Gedanken an Lord Thorndall ablenken. Es wäre wohl besser, wenn du möglichst wenig Kontakt zu ihm hast."
Nun packte den Jüngling blankes Entsetzen. Völlig aufgewühlt stammelte er, dass Hagen doch sein Herr wäre, dem er so vieles zu verdanken hätte. Er hätte ihn entdeckt und er wolle ihm dienen. "Hagen hat viele Diener. Er wäre dir bestimmt nicht böse, wenn du nicht mehr nur ihm alleine dientest. Wahrscheinlich bemerkt er es noch nicht einmal", gab Kian zu bedenken. Es klang grausam, doch das war seine Erfahrung mit Hagen. Er nahm sich, was ihm gefiel und vergass es am nächsten Tag wieder.
Jonatan flehte jedoch eindringlich und voller Eifer, dass er eine Chance bekäme, Hagens Kammerdiener zu werden. Er wollte sich anstrengen und nicht mehr so an ihn denken. Ersteres glaubte Kian ihm sofort. Zweiteres hingegen würde wohl kaum möglich sein. Dazu war der Bauernjunge viel zu sehr verliebt in Hagen. Und er schien es noch nicht einmal zu wissen. Gütige Dunkelheit, wie konnte man nur dermassen naiv sein? Das würde noch ein richtiges Drama geben, wenn das heraus käme. Die Gerüchteküche hatte bereits heftig gebrodelt, als Hagen mit diesem Jüngling hier angekommen war. Glücklicherweise nur unter den älteren Anwohnern der Burg. Die jüngeren, besonders die jungen Ladies umschwärmten ihn fröhlich und bekamen nichts von dem Misstrauen der älteren mit.

"Du solltest wirklich anfangen, dir Freunde hier auf der Burg zu suchen, Jonatan", riet er dem Jugendlichen einige Tage später, als er ihn nach dem Mittagessen im Speisesaal aufgesucht hatte. "Soviel Einsamkeit tut nicht gut." Der Krieger hatte sich in den letzten Tagen in seinen Unterricht gestürzt und hatte sich besser konzentriert. Doch Kian beobachtete ihn genau genug, um zu erkennen, dass der Jüngling immer mal wieder sehnsüchtig in den Hof blickte, um zu sehen, ob sein geliebter Herr wieder eingetroffen war.
"Na, komm mal mit", forderte er den Jüngeren auf. "Heute wirst du etwas anderes lernen, als Buchstaben zu schreiben und Betten zu machen." Doch mehr verriet er erst einmal nicht. War er doch gespannt auf Jonas Reaktion. Bei den Stallungen der Burg angelangt, schob er den schlanken Jüngling zu dem o-beinigen Stallmeister und stellte ihn vor. "Du darfst Lord Berens beim Füttern der Tiere helfen und ihm zeigen, wie gut du mit Pferden schon umgehen kannst, damit er weiss, wieviel er dir noch beibringen muss." Kian deutete auf die Rösser in den Boxen. Sie waren gross, waren breit und stämmig gebaut und besassen ein dichtes, struppiges Fell.
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 5. Dez 2022, 20:45

Sein Lehrer kam eines Mittags zu ihm und sagte ihm, dass Jonatan sich Freunde in der Burg suchen sollte. Einsamkeit wäre nicht gut. Woher wusste der ältere Krieger, dass er einsam war?
"Ja, Lord. Ich wollte mich nur auf den Unterricht konzentrieren...", sagte der Junge kleinlaut. Zudem war er ein bißchen schüchtern und brauchte immer ein wenig bis er wagte jemanden anzusprechen. Beim Essen saß er oft mit den anderen Dienern zusammen, lauschte auch manchmal ihren lebhaften Gesprächen, doch die meisten schienen noch ein wenig zu bezweifeln, dass Jonatan ein richtiger Diener war, hatte er ja keine Ausbildung. Sie hatten auch viele Witze darüber gemacht, dass sein Herr ihn auf den Armen aus dem Speisesaal getragen hatte beim ersten Abend. Witze, die Jona hatten rot anlaufen lassen.
Er beeilte sich sein Geschirr wegzustellen nach dem Essen, um seinem Lehrer zu folgen, der ihn damit lockte, dass der Krieger heute etwas anderes lernen würde außer Schreiben und Betten machen. "Das macht mir nichts aus", sagte Jona rasch. Machte es wirklich nicht und er würde gerne das Bett machen für seinen Herrn. Vielleicht würde Hagen ihm auch einmal etwas diktieren und Jonatan könnte einen Brief für ihn verfassen, träumte er.
So in Gedanken versunken merkte Jonatan erst, dass sie zu den Stallungen gingen, als sie schon längst davor standen. Lord Leffen schob ihn nach vorne und stellte ihm den Stallmeister, Lord Beren, vor. "Guten Tag, Lord Beren", begrüßte Jona ihn höflich und verneigte sich. Der Stallmeister war sehr groß, hatte ein breites Kreuz und kräftig beharrte Arme. Beren sollte ihn heute unterrichten, Jona sollte mit den Pferden umgehen. Der junge Krieger strahlte.

"Ich war in Linaka Stallbursche und auf dem Hof habe ich mich auch oft um die Tiere gekümmert", sagte er, froh und erleichtert einmal nicht unwissend zu sein. Vertrauensvoll ging Jona gleich zu einer der Boxen und es stellte sich heraus, dass der scheue Bauernjunge viel besser darin war tierische Freunde zu finden.
"He, nicht meine Mütze essen", kicherte er und hielt seine Filzmütze fest nach dem das Pferd schnappte. Jona rief einen Apfel herbei, gab es dem Rappen zu essen und kicherte als der weiche Pferdemund über seine ausgestreckte Hand glitt. Die nächsten Stunden durfte Jonatan im Stall aushelfen, während Lord Leffen sich wieder um seine eigene Arbeit kümmerte. Als er ihn erneut abholte, fragte der Stallmeister gleich, ob er Jona nicht behalten könnte, er hätte schon länger keinen so guten Arbeiter gehabt.
"Nur Reiten muss er noch lernen, das sollte aber nicht lange dauern", sagte Lord Beren. Jona freute sich derweil heimlich über das Lob. Im Stall arbeiten war wirklich schön. Lord Leffen führte ihn am späten Nachmittag noch zu den Hundezwingern, wo die Jagdhunde gehalten wurden. Als Lord Leffen ihn dort am Abend abholte, hatte Jonatan bereits Freunde mit ein paar Hunden geschlossen. Mit einem Hundewelpen auf dem Arm kam er seinem Lehrer.
"In ein paar Jahren, wenn unsere Ausbildung fertig ist, können wir beide Lord Thorndall auf die Jagd begleiten, ja?", fragte er aufgeregt. Er schmiegte seine Wange an den Kopf des Welpen, lächelte glücklich, hellblondes Haar in die Stirn fallend.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 5. Dez 2022, 20:56

Jonatan schien seinen Rat, sich Freunde zu suchen, augenblicklich umsetzen zu wollen. Wenn auch ganz anders, als der Krieger das gedacht hatte. Nachdem der Jüngling vernommen hatte, dass er sich nun eine Weile um die Pferde kümmern durfte, strahlte er gleich über das ganze Gesicht, erklärte, er hätte schon in Linaka als Stallbursche gearbeitet und zu Hause hätte er sich ebenfalls um die Tiere gekümmert. Ohne seine sonstige Scheu trat er zu einem der riesigen Tiere, streichelte es, sprach vertraut mit ihm und kicherte gelöst. Er zog Kian damit völlig in seinen Bann. So glücklich hatte er Jonatan noch nie erlebt. Er sah so gleich noch einmal viel hübscher aus.
Kian musste sich zwingen, sich von dem Anblick von dem friedlichen Jungen zu lösen. Er hatte eigene Arbeit, um die er sich kümmern musste. Allerdings war nun er derjenige, der abgelenkt und unkonzentriert war. Dauernd wanderten seine Gedanken zu Jonatan und wie glücklich dieser bei den Pferden gestrahlt hatte. Irgendwie musste es doch zu schaffen sein, dass der Jugendliche auch so glücklich strahlte, wenn er sich ihm zuwandte. Langsam schien er schon Vertrauen in ihn zu fassen. Jetzt musste er nur noch Hagen vergessen.

"Ich fürchte, es würde die beruflichen Pläne des jungen Mannes gehörig durcheinander bringen, wenn ich ihn dir überliesse Tals", wehrte Kian schmunzelnd ab. Als er Jonatan einige Stunden später wieder in den Stallungen abgeholt hatte, war der Stallmeister schwer begeistert von dem Jüngling gewesen und hatte ihn gleich in seinen Diensten behalten wollen. "Aber ich werde schauen, dass er zwischendurch hier aushelfen kann", versprach er ihm. Jonatan stand derweil ganz gelöst bei ihm und hatte ausnahmsweise einmal nicht dauernd die Angst, etwas falsch zu machen.
Selbiges galt für die Arbeit mit den Hunden. Genau wie Jonatan sich nicht vor den kräftigen Pferden gefürchtet hatte und davor, dass sie ihn unter ihren Hufen zermalmen könnten, genau so wenig fürchtete er sich davor, dass die Hunde ihn zerreissen könnten. Als er ihn da am Abend abholen kam, hielt er einen der Welpen auf dem Arm und trat aufgeregt zu ihm. Jonatan hatte Mut gefasst was seine Ausbildung betraf und freute sich, Hagen in ein paar Jahren auf die Jagd begleiten zu dürfen. Kian vermutete allerdings, dass Jona seinen Herrn schon viel früher mit auf die Jagd begleiten durfte, wenn er so gut mit Tieren umgehen konnte. Da musste noch nicht die ganze Ausbildung abgeschlossen sein.
"Wer bist du und was hast du mit dem Jungen mit den grossen, traurigen Augen gemacht?" fragte Kian lachend und zerzauste dem Jüngling sein helles, blondes Haar, was ihm ohnehin schon in die Stirn gefallen war. Gütige Dunkelheit, Jona sah einfach zum Anbeissen aus. Der Welpe kläffte dabei aufgeregt. Nicht so ganz wissend, ob er seinen neuen Freund nun vor dem fremden Mann schützen sollte oder nicht. "Es freut mich für dich, dass du so gut mit den Tieren hier umgehen kannst", meinte Kian ehrlich. "Ich werde sehen, dass du nun mindestens einmal die Woche hier mit ihnen lernen kannst. Aber nun bringe deinen neuen Freund zurück zu seiner Familie. Es ist schon Abendessenszeit. Für die Falken ist es nun auch zu spät. Ich bringe dich morgen zu der Falknerei, wenn es wieder hell ist und die Vögel wach sind."
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 5. Dez 2022, 21:07

Sein Lehrer lachte, strich ihm durchs Haare und fragte was Jona mit dem Jungen mit den traurigen Augen gemacht hätte. Damit meinte er ihn oder?
"Ich weiß auch nicht, ich mag Tiere und Tiere mögen mich", erwiderte der Jüngling gelöst und lachte leicht, als der Welpe versuchte ihn abzuschlecken. Heute fast den ganzen Tag mit den Pferden und Hunden zu arbeiten, hatte ihn ordentlich abgelenkt. Er hatte gar nicht sooo oft an Hagen gedacht. Das war gut oder? Es fiel ihm leichter sich mit Tieren anzufreunden. Die schauten einen nicht komisch an oder verurteilten einen, weil man nicht so gut gebildet war. Sie waren einfach froh, dass sich jemand um sie kümmerte und mit ihnen spielte.
Lord Leffen versprach, dass er versuchen würde, dass Jonatan jede Woche einmal bei den Tieren aushelfen konnte, sei es nun im Stall oder bei den Hunden. Jonatans Augen glänzten. "Wirklich? Das wäre sehr toll, danke, Lord", freute sich der junge Krieger. Schweren Herzens brachte er den Welpen zurück zu seiner Mutter und seinen vielen Geschwisterchen, verabschiedete sich vom Hundemeister. Lord Leffen wollte mit ihm zum Speisesaal für das Abendessen. Auf dem Weg erzählte er ihm, dass er ihn morgen zur Falknerei bringen würde, damit Jona auch mit den Falken Bekanntschaft machen konnte.
Davor war der Bauernjunge ein wenig nervös. Falknerei war etwas für die Adeligen und somit wusste er so gut wie nichts darüber, hatte bisher auch noch keinen Kontakt mit Falken gehabt, außer dass er sie über den Feldern hatte kreisen sehen. Hoffentlich stellte er sich dort auch gut an. Schon früh am morgen des anderen Tages begleitete ihn Lord Leffen zur Falknerei. Sie lag etwas außerhalb der eigentlichen Burg auf einem Hügel. Es gehörte zur Burganlage, war im Grunde aber ein ausgedehnter Park. In großen Volieren befanden sich die Vögel. Jonatan war noch etwas zurückhaltend vor den Raubvögeln, ebenso vor der schönen rothaarigen Falknerin, die bereits mit Lord Leffen schäkerte. Im Hintergrund saß ein Falke auf einer hölzernen Stange.
"Wenn hast du denn dort mitgebracht? Der ist aber süß", sagte sie und zwinkerte Jona an. Der Jüngling wurde gleich rot. "Die Falknerei soll er lernen? Gerne. Du brauchst keine Angst haben, Junge." Sie trug ein ledernes Armband, holte dann aus einem Beutel eine tote Maus und pfiff nach dem Falken. Der schöne Vogel kam gleich zu ihrem Arm geflogen und schnappte hungrig nach der Maus.
Jonas Augen wurden groß. Und das sollte er auch machen?

Ja, sollte er. Wenig später erklärte ihm die Falknerin, Lana war ihr Name, wie er die Armmanschette und die ledernen Handschuhe anlegte. Sie holte einen jungen Falken aus der Voliere, den Jona füttern durfte. Dabei tote Mäuse zu halten, machte ihm nicht viel aus. Eher hatte er Respekt vor dem spitzen Schnabel und den Krallen. Lord Leffen überließ ihn für den gesamten Tag der Falknerei und Jona durfte von seinem Arm aus den kleinen Falken losfliegen lassen, musste ihn zurückrufen und ihn füttern. Es machte ihm wirklich viel Spaß und nach und nach verlor er seine Scheu, nicht aber den Respekt vor den Tieren. Es musste toll sein so fliegen zu können.
Er war seinem Lehrer sehr dankbar, dass er mit den Tieren üben und sich um sie kümmern konnte. Selbst in seiner kurzen Freizeit fand man Jonatan oft bei der Falknerei oben auf dem Hügel, im Stall oder bei den Hunden. Das machte Spaß und es lenkte auch ab, aber abends in seiner Kammer half es nicht mehr sehr viel zu verschleiern wie sehr er mittlerweile seinen Herrn vermisste. Jona kuschelte sich in die Decke, nahm das Kissen seitwärts um sich daran zu kuscheln und sich vorzustellen es wäre Hagens breite Brust.
Erst einen weiteren Tag später, Jonatan saß gerade mit Lord Anukson zusammen, um Silbergefäße zu polieren, kam Lord Leffen und wollte ihn sprechen. Jetzt? Normalerweise kam Jona von selbst nach dem Unterricht mit Lord Anukson zu Lord Leffen.
"Ist etwas passiert?", fragte Jonatan beunruhigt.
Der alte Kammerdiener blickte ihn unwirsch an. "Was habe ich dir gesagt über Reden bei der Arbeit?", ermahnte er ihn und hieb ihm auf die Finger. Rasch polierte Jonatan den silbernen Kelch weiter, lauschte aber aufmerksam wie sich seine beiden Lehrer unterhielten. Jonatan traute seinen Ohren kaum. Lord Thorndall kam zurück?? Heute?
An Arbeit war jetzt kaum zu denken. Der Jüngling begann erfreut zu strahlen. Man sah ihm an, dass er am liebsten sofort in den Hof gerannt wäre. Am besten gleich ins Hagens Arme. Natürlich traute er sich nicht, blieb unruhig bei seinem Lehrer sitzen. Lord Anukson wollte die Gemächer von Hagen nochmals überprüfen ehe er seinen Herrn unten erwarten würde. Die ersten Reiter der Jagdgesellschaft wären bereits da. Der Jüngling konnte nicht länger still sein.
"Lord Thorndall ist zurück?", fragte er aufgeregt. "Darf... darf ich ihn auch begrüßen?"
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 5. Dez 2022, 21:19

Der süsse Jüngling hatte recht. Die Tiere mochten ihn. Selbst die gefährlichen Falken mit ihren scharfen Klauen und spitzen Schnäbel wirkten auf der Hand des Bauernjungen wie zahme Singvögel. Es war faszinierend ihn in seinem Umgang mit Tieren zu beobachten. Er wirkte so ruhig und gelassen, so glücklich. Ganz im Gegensatz zu dann, wenn er es mit Menschen zu tun hatte. Dann war er scheu, ja schon richtig eingeschüchtert und irgendwie auch traurig. Ausser vielleicht, wenn er bei Kian war. Bei ihm begann er allmählich seine Schüchternheit zu verlieren und Vertrauen zu ihm zu fassen. Das war schön und Kian genoss es natürlich sehr. Von ihm aus, konnte Hagen noch ganz lange weg bleiben.

Leider kamen die Jäger viel zu rasch wieder zurück. Diener waren voraus geritten, um deren Ankunft anzukündigen. Zu gerne hätte Kian Jona nun in sein Zimmer gesperrt, bis dieser sich noch nicht einmal mehr an Hagen erinnerte. Leider war dies nicht möglich. Jona würde ihm das ewig vorwerfen. Also beschloss Kian den Angriff nach vorne. So, dass Jonatan ihm dankbar sein würde und den Freund in ihm sah. Also suchte er den Jungen und seinen anderen Lehrer auf, wollte ihn sprechen.
Allerdings hatte er nicht mit Jonatans unverblümter Neugier gerechnet oder damit, dass er sich noch absoult gar nicht an höfische Regeln hielt. So fragte der naive Jugendliche doch frech, also eigentlich beunruhigt heraus, ob etwas passiert sei. Sehr zu dem Unmut seines Lehrers, der ihn auch gleich dafür massregelte. Also musste Kian seine Taktik ändern und mit dem alten Kammerdiener sprechen. Offiziel informierte er ihn leise, dass die Jagdgesellschaft heute zurück kommen würde und die Zimmer entsprechend vorbereitet werden mussten. Auch galt es ein grösseres Abendessen zu organisieren.

"Schweig still, dummer Junge", herrschte er Jonatan streng an, als dieser erneut aufgeregt dazwischen plapperte. Der ältere Kammerdiener war bei den aufdringlichen Fragen seines aufgezwungenen Schüler putterrot im Gesicht geworden, was Kian dazu bewogen hatte einzugreifen, bevor dem alten Mann noch eine Ader platzte. "Lord Anukson hat dir doch eben gesagt, dass du beim Arbeiten zu schweigen hast. Am Besten würdest du es gleich immer tun, wenn du nicht angesprochen wirst." Hart packte er Jona an seinem Oberarm und zerrte ihn grob von seiner Polierarbeit weg. "Es wird wohl Zeit, dir etwas deutlicher klar zu machen, wo dein Platz ist", herrschte er ihn ungehalten an. Lord Anukson nickte zufrieden, schien wohl zu hoffen, dass Jonatan bald gänzlich des Schlosses verwiesen wurde. "Komm mit. Du stehst hier ohnehin nur im Weg rum, während die ausgebildeten Diener sich wirklich um Lord Thorndalls Gemächer kümmern."
Damit zerrte er den unglücklichen Jüngling ungehalten mit sich hinaus in den Gang, geradewegs zu seinem eigenen Arbeitszimmer. Jegliches Betteln und Flehen ignorierend hiess er Jona nur zu schweigen. Er sollte still sein und nicht mehr so gefährliche Sachen plappern, wenn andere zuhören konnten. In seinem Arbeitszimmer angelangt, legte er gleich einen Schild darum, damit niemand sie störte oder hörte, was darin gesprochen wurde. Fest packte er Jonatan an beiden Oberarmen und blickte ihn eindringlich an.

"Was habe ich dir darüber gesagt, wie Adlige und Dienstboten zueinander stehen?" wollte er streng wissen. "Adlige verabschieden sich nicht von ihren Dienern und sie werden auch nicht von ihnen begrüsst. Das ist absolut unziemlich. Du bringst Lord Thorndall nur in Verlegenheit, wenn du wie schwanzwedelnder Welpe hinter ihm her hechelst. Schlimmer noch, als ihn nur in Verlegenheit bringen. Jonatan, was denkst du, was die anderen Diener ob deines Verhaltens denken werden? Du schürst so nur Gerüchte. Gefährliche Gerüchte. Also halt dich zurück, hast du das verstanden, Jonatan? Du darfst Lord Thorndalls Kammerdiener sein, ja, aber das bedingt auch, dass du für die Adligen unsichtbar sein musst. Wenn du dich ihnen aufdrängst, zuviel Aufmerksamkeit forderst, werden sie deiner rasch überdrüssig und wollen dich los werden."
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 5. Dez 2022, 21:20

Er konnte nicht anders, er musste einfach nach Hagen fragen. Die Sehnsucht und Aufregung war zu groß. Leider erzürnte er damit nicht nur den alten Kammerdiener, sondern auch Lord Leffen, der ihn ungewöhnlich streng anherrschte und beschimpfte, dass Jonatan den Mund halten sollte. Wenn er nicht angesprochen wurde, sollte er besser gar nichts sagen.
Eingeschüchtert und ängstlich sank Jona auf dem Stuhl zusammen, wusste nicht, ob er sich jetzt entschuldigen sollte oder lieber nichts sagte. Er hatte seine Lehrer nicht wütend machen wollen, vor allem nicht Lord Leffen, der sonst so nett zu ihm war und den Jonatan eigentlich ganz gerne hatte. Er hatte ihn nicht enttäuschen wollen.
Der ältere Krieger packte ihn feste am Arm, zerrte ihn zu sich. Jona wimmerte leicht, folgte aber eingeschüchtert, wagte nicht Wiederworte zu geben. Lord Leffen war nicht fertig damit ihn herunterzuputzen und zu maßregeln. Jona wüsste nicht wo sein Platz sei und er konnte sich jetzt auch nicht um Lord Thorndalls Gemächer kümmern. Dazu war er nicht ausgebildet.
Der Mann zerrte ihn aus dem Raum, hielt ihn hart gepackt.
"Bitte, Lord Leffen... es tut mir so leid", musste Jona nun doch etwas sagen. Leider war es bloß das falsche. Sofort schnauzte ihn sein Lehrer an, er sollte still sein. Der Jüngling wurde in Lord Leffens Arbeitszimmer gezogen, wo er sofort an beiden Armen gepackt wurde. Der Adelige war noch nicht fertig mit der Belehrung, erinnerte Jona daran, was er ihm schon öfter gesagt hatte. Der richtige Umgang zwischen Adeligen und Dienstboten. Dienstboten verabschiedeten sich nicht von ihren Herren und genausowenig begrüßten sie diese. Es wäre unziemlich. Hart warf Lord Leffen dem Jungen vor, dass er Hagen in Verlegenheit bringen würde. Er würde ihm hinterher hecheln und damit Gerüchte schüren. Schlimme Gerüchte. Das hatte Hagen auch einmal gesagt. Dass das mit ihnen nicht sein durfte und dass die Menschen es verpönten, was zwei Männer zusammen machten. Niemand durfte davon wissen. Aber selbst ohne das... durfte er seinen Herrn denn nicht sehen und ihm dienen? Das wäre doch... normal.

"Ich wollte das nicht. Ich will ihn nicht in Verlegenheit bringen", beteuerte Jonatan aufgelöst. Er war kurz davor in Tränen auszubrechen, hielt es tapfer zurück. Er hatte nicht erwartet, dass Lord Leffen so heftig mit ihm schimpfen würde. Es tat weh und er fühlte sich elend und schämte sich für sein Verhalten.
"J-ja, ich hab verstanden, Lord", sagte er ängstlich. Er sollte unsichtbar sein und vor allem sollte er sich keinem Adeligen aufdrängen. Die würden ihn dann bloß loswerden wollen. Ob er sich Hagen bereits zu sehr aufgedrängt hatte? Dieser hatte ihn nie mehr zu sich gerufen seit der ersten Nacht in der Burg. Aber Jona sehnte sich so sehr nach ihm... was sollte er bloß machen?
"Es tut mir so leid. Ich will nicht, dass er mich los wird. Ich weiß nur nicht wie ich ihm ein guter Kammerdiener sein kann."
Für Lord Leffen beteutete es, dass Jonatan unsichtbar war und so wenig wie möglich von seinem Herrn bemerkt wurde. Dies schärfte ihm sein Lehrer nochmals ein, hielt ihm eine ordentliche Standpauke.
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