Saphire, Diamanten und andere Kostbarkeiten
von Hagen » So 23. Okt 2022, 19:55
Zufrieden verliess Hagen das dritte Stockwerk des guten Hotels, in welchem er ein Zimmer gebucht hatte. Eigentlich wohnte er ja im ersten Stockwerk. Doch vorhin hatte er gerade gründlich ausgekundschaftet, da dort dieser blöde Lackaffe wohnte, der ihm unten an der Reception blöde gekommen war und sich unbedingt hatte vordrängen müssen, weil er ja ach so wichtig war und Hagen in seiner Reisekleidung gerade nicht so vornehm ausgesehen hatte. Oder der andere war schlichtweg ein Ignorant.
Nun, der andere Krieger war jedenfalls selber schuld. Denn nun würde Hagen dessen Gefährtin ihr wundervolles Collier, welches sie getragen hatte, entwenden. Er hatte gehört, wie sie essen gehen wollten. Da würde die Lady das Collier sicher nicht tragen. Das wäre viel zu pompös. Und da es in den Zimmern kleine, abschliessbare Kästen für Wertsachen gab, war sich Hagen sicher, dass das Collier während des Abends dort ruhen würde. Zumindest so lange, bis Hagen es abholen kommen würde.
Bis dahin war noch Zeit. Jetzt schlüpfte Hagen erst einmal wieder in seinen edlen, mit Fell gefütterten Wintermantel und ging zum Mietstall zurück, wo er sein Pferd hatte stehen lassen. Er war sich nicht sicher gewesen, ob das Hotel ebenfalls einen Stall hatte. Es hatte einen, weswegen er nun sein Pferd holen ging. Natürlich hätte er auch wen schicken können, der das für ihn erledigte. Doch Hagen wollte sich dabei die Stadt ein wenig ansehen.
Ein Fehler, wie sich herausstellte. Sie war an diesem grauen Tag nicht sonderlich schön. Im Viertel der Reichen gab es zwar winige schöne Häuser, doch durch den grauen Himmel, wirkte einfach alles grau. In den Vergangenen Tagen musste es auch einmal geschneit haben, denn auf manchen Dächern waren noch weisse Reste zu sehen und in den Strassen befand sich ein widerlicher, graubrauner Matsch. Hagen war froh, wenn er sein Pferd wieder hatte.
Beim Mietstall erkannte ihn der mürrische Stallmeister gleich wieder und schickte nach einem Stalljungen, sein Pferd zu holen. Hagen fiel sofort auf, dass es diesmal ein anderer Stalljunge war, während er dem Stallmeister den Rest bezahlte. Denn dieser Junge besass einen zerzausten, dunkelblonden Haarschopf, sanfte Lippen und wunderschöne, blaue Augen, die er nicht so schnell wieder vergessen würde. Dessen war Hagen sich sicher. Morgen Nachmittag, wenn er Abends nicht so viel vor hatte, würde er sich diese funkelnden Edelsteine noch einmal genauer ansehen kommen.
"Danke Kleiner", lächelte er dem Jungen freundlich zu, nachdem dieser ihm das Pferd gebracht hatte und konnte nicht widerstehen, ihm das feine Haar noch etwas weiter zu zerzausen. Danach schwang er sich kraftvoll auf sein Pferd und schnippte dem jungen Krieger als Belohnung eine Silberstück zu. Als Belohnung, und damit er sich an ihn erinnerte. "Hier für dich." Er zwinkerte ihm zu und wagte sich dann wieder auf die Strassen von Linaka.
Der Einbruch am Abend verlief reibungslos. Ohne grosse Probleme konnte er den Wertsachenschrank öffnen. Zu seiner Enttäuschung befand sich das Collier nicht darin. Nur einen Beutel voll Gold. Enttäuscht liess er ihn liegen, schloss wieder ab und verliess das fremde Zimmer. So schnell wollte er aber nicht aufgeben, weswegen er sich eben für ein Abendessen in einem Restaurant zurecht machte. Dafür brauchte er mindestens eine Stunde. Der Abend war schon fast vorbei, als er in eleganter Kleidung sein Zimmer verliess und an dem Empfang fragte, wohin den das Paar aus Zimmer 301 Abendessen gegangen wären. Sie hätten sich in dem Restaurant verabredet, nur wisse er den Namen nicht mehr.
Es war ein ausgezeichnetes Restaurant. Mit viel Dreistigkeit und Charme lud Hagen sich zu dem Paar an den Tisch ein, plauderte mit ihnen, zeigte sich angemessen bestürzt, als der Dame, nach einem Gang ins Bad auffiel, dass sie ihr Collier nicht mehr trug, und half fleissig mitsuchen, da es ja heruntergefallen sein könnte. Schlussendlich liess er den anderen Krieger das ganze Abendessen bezahlen und verdrückte sich unauffällig in der grossen Aufregung.
Lachend ging er durch die Gassen und verliess das reichere Viertel, um in das der Bürgerklasse zu gehen. Hier konnte er seinen Triumph gebührend feiern. Weit weg von hochnäsiger Gesellschaft und der Wache. Noch einmal liess seine Finger über das Geschmeide in seiner Manteltasche gleiten, bevor er es in seinem Juwelengepäck verschwinden liess. Ein paar Ecken weiter fand er ein Gasthaus, welches trotz der späten Stunde noch offen hatte und aus dem fröhliches Gelächter zu hören war. Gut gelaunt betrat er die Schneetanne und ging zielstrebig auf einen freien Platz nahe des Feuers zu. Schwungvoll liess er sich selbstbewusst auf der Bank nieder. Draussen war es Nachts bitterkalt in Linaka und er wollte sich aufwärmen. Hier ging das gut, so dass er bald seinen Mantel ausziehen konnte und nur noch etwas zum Trinken brauchte, um sich wohlzufühlen. Fragend blickte er sich nach der Bedienung um.