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Thorndall





Thorndall

Beitragvon Hagen » So 20. Nov 2022, 20:37

Jonatan war reinste Versuchung für ihn und dennoch wollte Hagen ihr nicht erliegen, um den Jungen zu schützen. Dabei war das sonst so gar nicht seine Art, auf etwas zu verzichten, was er begehrte. Doch Jona war noch viel zu jung und wie sich herausgestellt hatte auch noch sozusagen vollkommen unerfahren. Allerdings hatte er ihm versprochen, dass er sein Kammerdiener werden dürfte. Und nun wo auch Jonas Eltern ihr Einverständnis dazu gegeben hatten, konnte Hagen ihn definitiv nicht mehr abschieben. Nicht, dass er es gewollt hätte. Er wünschte sich nur, dass Jona nicht so verflixt jung war.
So hatte er den Jugendlichen von seinem Zuhause mitgenommen. Wobei er sich vorgenommen hatte, dafür zu sorgen, dass dem Dorf geholfen wurde, sobald er wieder zuhause war. Die Umstände hier waren ja furchtbar. Und ihm tat auch der Vater leid, der nun alleine mit seinen Kindern auf dem Hof zurück blieb. Er brauchte doch Jonas Hilfe. Hoffentlich half ihm das Geld, was Hagen dagelassen hatte. Denn er konnte Jona auch nicht einfach auf dem windschiefen Hof zurück lassen. Das wäre ein grausamer Verrat gewesen und Hagen war nicht grausam.

Also hatten sie in der nächsten grösseren Ortschaft ein Pferd für Jona gekauft und waren Richtung Dollet geritten. Inzwischen war es schon zu sehr Winter geworden, als dass sein Pferd sie Beide hätte tragen können. Dennoch hatte Hagen nicht über die Winde reisen wollen. Er wollte Glacia sehen, riechen, spüren, fühlen. Er war so lange weg von Zuhause gewesen. Und doch nicht lange genug. Denn nach einer Woche der Reise wurde er dann doch nervös, als sie sich dem Tal näherten, in dem er aufgewachsen war. Unversehens unterdrückte er seine Signatur, um seiner Familie nicht zu früh seine Anwesenheit zu verraten. Sonst zogen sie die Zugbrücke noch rechtzeitig hoch. Das wollte Hagen nicht. Weder für sich, noch für Jona, der dringen Ruhe und Erholung von der langen, anstrengenden Reise und vor seiner heftigen Lungenentzündung brauchte. Wenigstens gab es auf Thorndall eine gute Heilerin, die sich ausgiebig um ihn kümmern konnte.
Es war ein verhältnismässig milder Nachmittag, als sie aus dem Tannwald ritten. Die Sonne war durch die Wolken hindurchgebrochen und tauchte die verschneiten Felder vor ihnen in wunderschönes Glitzerlicht. Warm schien sie auf ihre Wangen. Vor ihnen tat sich ein weites Tal mit sanften Hügeln auf, durch welches sich ein halb zugefrorener Fluss schlängelte. Es waren mehrere verträumte Dörfer zu sehen, aus deren Kaminen Rauch aufstieg. Ganz klein sah man Pferde, Kühe, Schweine und die dünnen Striche waren wohl Menschen.
Auf dem grössten Hügel in dem Tal war eine trotzige Burg mit hohen, spitzen Türmen zu sehen und am Fusse des Hügels war ein grösseres Dorf zu sehen. Sein Zuhause. Hagen hatte nicht gewusst, wie sehr er es vermisst hatte. Dennoch ritt er nur mit sehr mulmigem Gefühl weiter. Also eigentlich freute er sich ja. Nur hoffte er inständig, dass seine Mutter nicht wieder einmal alles vermiesen würde. Entsprechend schweigsam war Hagen und erzählte Jona auch kein bisschen etwas über seine Kindheit oder seine Familie.

Zwei Stunden später ritten sie weiter unten im Tal durch ein Wäldchen. Es war nahe des Dorfes am Fusse des Hügels auf dem Burg Thorndall aufragte. Bald würden sie wieder auf freies Feld geraten. Der Weg führte anschliessend um den Hügel herum nach oben. Es gab nur noch eine Abzweigung in das Dorf. Hagen überlegte noch, ob sie noch einen Abstecher dahin machen sollte, als er bemerkte, wie sie jemand beobachtete. Vorsichtig streckte er seine Sinne danach aus und legte einen Schild um Jona und sich. Kaum hatte er es getan, als auch schon ein Armbrustbolzen vor seinem Pferd in den Schnee einschlug. Erschrocken bäumte das mächtige Tier sich auf und scheute. Hagen war jedoch glücklicherweise ein gut geübter Reiter, so dass er sein Pferd rasch wieder in den Griff bekam.
"Wer wagt es, sich Thorndall verborgen zu nähern", erscholl da eine junge Stimme. Ein junger Mann von etwa sechzehn Jahren hatte sich ihnen in den Weg gestellt und ziehlte nun mit einer Armbrust auf sie.
"Jemand, der sich nicht von der Unhöflichkeit der Thorndalls beeindrucken lässt", rief Hagen provozierend Selbstbewusst zurück. Natürlich hatte er den jungen Mann anhand seiner Signatur sofort wieder erkannt. Halvar. Sein jüngerer Bruder, den er das letzte Mal gesehen hatte, als er drei Jahre alt gewesen war. "Stell dich gefälligst erst selber vor." Kurz wandte er die Kunst an, rüttelte an den Ästen der Bäume über dem Jugendlichen und liess den Schnee auf ihn herunter prasseln. Es war viel Schnee, weswegen der junge Prinz stolperte, seine Armbrust unter der Ladung Schnee verlor und daraufhin heftig fluchte. Lachend schwang sich Hagen vom Pferd und wollte Halvar herzlich begrüssen. Dabei vergass er jedoch, dass er noch immer seine Signatur unterdrückt hatte und der Prinz sich wohl kaum an ihn erinnern konnte. Er war ja noch ein Kleinkind. Entsprechend konnte er gerade noch ausweichen, als sein Bruder ihn wütend mit einem Breitschwert angriff. Gewandt wirbelte er herum.
"Wirklich?" fragte er etwas verblüfft, dass der Junge ihn derart zornig und vorallem gefährlich angriff. "Das kann ich auch." Damit rief er sein eigenes Breitschwert herbei. Stahl blitzte auf und wie Hagen grösser war als Halvar, so war auch sein Schwert grösser und beeindruckender als das seines Bruders. Nicht dass dieses klein gewesen wäre. Es liess Halvar jedenfalls schlucken und er schien seinen Zorn ob der Schneedusche zu vergessen. Dennoch hielt er tapfer stand, kontrollierte nur noch einmal seine Fussstellung um besser gegen Hagen ankommen zu können. Dabei wollte der ältere Prinz nicht gegen ihn Kämpfen.
"Hagen", brüllte es unversehens aus den Büschen und ein blonder Bär von einem Mann stürmte aus dem Dickicht auf ihn zu, um ihn herzlich zu umarmen. Oder ihn umzurennen. Es war nicht so genau zu erkennen. Sicherheitshalber hatte Hagen jedenfalls sein Schwert rasch wieder verschwinden lassen, damit er ungehemmt mit dem Krieger durch den Schneepurzeln konnte. Schliesslich wusste er, dass Marten, mit dem seit klein auf aufgewachsen war, ihm nie etwas tun würde. Er hatte ihn ja erkannt. Voller Wiedersehensfreude balgten sie sich in dem Schnee, lachten und beleidigten sich gleichzeitig freundschaftlich.
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » So 20. Nov 2022, 20:42

Nachdem sie aufgebrochen waren, ritten sie eine Weile durch die schneebdeckte Landschaft, kamen an vereinzelten kleinen Dörfern oder Bauernhöfen vorbei. Als sie zu einer größeren Ortschaft kamen, bestand Lord Hagen darauf auch für Jonatan ein Pferd zu kaufen. Der junge Krieger war dem gegenüber eher zögerlich, doch als sein Herr schließlich erklärte, dass sein eigenes Pferd sie schlichtweg nicht beide mehr tragen konnte und Jona nicht länger zu Fuß gehen sollte, bekam der Jüngling schließlich sein Pferd. Leihweise wie Jonatan vermutete, doch natürlich bedankte er sich für diese Aufmerksamkeit. Es hatte nur einen Nachteil. Er konnte nicht länger so dicht bei dem Adeligen sitzen und dessen Umarmung genießen oder gar vor ihm auf dem Pferd ein wenig dösen.
Dafür trottete er noch etwas unbeholfen mit dem Pferd hinter Lord Hagen her. Solange bis dieser ihn aufforderte neben ihm her zu reiten. Auch dann redeten sie eher wenig.
Zwischendurch machten sie Rast in diversen Gasthäusern. Ereignislose Aufenthalten. Sein Herr schien mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt zu sein und Jonatan war noch immer etwas überwältigt von dem Besuch bei seiner Familie. Er dachte oft an sie und fühlte sich doch etwas hin- und hergerissen, weil er den Hof nun wieder ein zweites Mal verlassen hatte. Nachts zitterte er manchmal noch und dann legte sich Lord Thorndall wieder zu ihm und nahm ihn in den Arm. Der Körperkontakt war seltsam und prickelnd zugleich. Verwirrt und doch hoffnungsvoll für die Zukunft durchlebte Jonatan so einen Tag nach dem anderen, fühlte sich immer noch so, als lebte er gerade das Leben eines anderen. So vieles hatte sich geändert. Der junge Glacier freute sich auf die Ausbildung, aber er konnte immer noch nicht recht glauben, dass er so viel Glück haben sollte.

Nach einer Woche kamen sie durch einen Nadelwald. Der Schnee hing schwer auf den Zweigen, es war unglaublich still und man hörte nicht viel außer dem Knirschen des Schnees unter den Pferdehufen. Jonatan war es ein wenig beklommen zumute in dem dunklen Wald und war froh, dass sein Herr an seiner Seite war. Treu folgte er ihm aus dem Wald bis sich vor ihnen ein Tal erstreckte. Die Sonne strich sanft über die weißen Hänge, brach sich gleißend an einem eisigen Fluss. Hie und da sah man Behausungen.
Ob das schon der Familie seines Lords gehörte? In der Ferne sah Jonatan eine Burg der sie sich langsam näherten. Es war schon später Nachmittag als sie bei dem Dorf ankamen, das vor der Burg lag.
Jonatan beobachtete noch die Umgebung und hatte das Eintreffen des Bolzens erst so richtig begriffen, als Lord Thorndall sein Pferd wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Jonas eigenes Pferd tänzelte nervös. Der junge Krieger versuchte es zu beruhigen, obwohl er selbst ängstlich war. Was war da in den Schnee eingeschlagen?
Ein Mann trat auf den Weg vor ihnen, eine gespannte Armbrust im Anschlag und fragte barsch, wer sich da versteckte. Verbergen? Sie verbargen sich doch nicht. Jona hatte von dem Schild nichts mitbekommen und war der Adelige nicht auch ein Thorndall?
Sein Herr begann mit dem Mann zu reden, beziehungsweise ihn vielmehr zu reizen. Schnee kippte von den oberen Ästen eines Baumes genau auf den Schützen, der fluchend stolperte. Der Adelige lachte, stieg vom Pferd und ging auf den Mann zu. Jonatan beobachtete dies alles scheu. Sollte er jetzt auch absteigen? Erschrocken keuchte er auf, als sein Herr plötzlich von dem Mann mit einem Schwert angegriffen wurde. Was hatte der Mann gegen den Lord? War Hagen in Gefahr? Ihm durfte nichts passieren. Ängstlich sah Jona sich um. Die beiden Männer hatten begonnen zu kämpfen, als es im Dickicht raschelte.
"Herr!", rief Jona ängstlich, da kam bereits ein breitschultriger Hüne aus dem Unterholz und stürmte auf den Lord zu. Jonatan kniff furchtsam die Augen zu, hielt sich regelrecht an den Zügeln seines kleinen Pferdes fest. Da hörte er plötzlich Lachen. Er blinzelte, erblickte seinen Herrn wie er mit dem anderen blonden Mann im Schnee landete, lachend und wüste Worte austauschend von denen Jona ganz rote Ohren bekam. Nicht wissend wie er sich verhalten sollte, blieb er immer noch auf seinem Pferd sitzen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Hagen » Mo 21. Nov 2022, 06:04

Nachdem sie sich ausgetobt hatten, rappelten sie die beiden Krieger auf, klopften sich auf die Schultern und kamen aus dem Grinsen gar nicht mehr gar nicht mehr heraus. "Endlich bist du wieder zurück, du sturer Sack", freute sich Marten. "Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. Ich weiss nicht, ob mein letzter Brief dich in Terreille noch erreicht hat, aber du bist diesen Sommer Onkel geworden."
"Das ist ja toll", freute sich Hagen für seinen Freund. "Und wie ist es so als frischgebackener Vater? Hast du schon graue Haare bekommen? Etwas pummelig bist du auf deine alten Tage jedenfalls geworden." Dabei war Marten gleich alt, wie er selbst. "Wie geht es Wieka?"
"Onkel?" schaltete sich der junge Prinz misstrauisch ein. "Warum sprichst du so vertraulich von meiner Schwester. Dazu hast du nicht das Recht. Du bist..."
"Dein Bruder, Halvar", grinste Hagen und ging neugierig auf den jüngeren Mann zu. "Du bist ja ganz schön gross geworden." Hagen legte dem Prinzen beide Hände auf die Schultern und betrachtete ihn. Halvar war wirklich nicht klein. Dennoch überragte Hagen ihn noch um ein gutes Stück. "Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein kleiner Hosenscheisser."
"Marten?" Halvar war verlegen rot angelaufen und blickte unsicher und hilfesuchend zu seinem Freund. Der wischte sich in aller Unschuld den Schnee von der Kleidung.
"Jap", erbarmte er sich dann doch noch. "Das ist Hagen, dein älter Bruder."
"Den du mit Armbrust und Schwert angegriffen hast. Nicht sehr nett", schimpfte Hagen gespielt und nahm Halvar kurz in den Schwitzkasten, bevor er mit ihm und Marten den Weg entlang ging, den Arm locker um Halvar gelegt.
"Selber Schuld, wenn du nie ein Bild von dir in den Briefen mitschickst", wehrte Halvar sich selbstbewusst, aber mit sichtlicher Freude im Gesicht. Auch Hagen freute sich. "Und warum unterdrückst du deine Signatur?"
"Ich habe keine Einladung erhalten", antwortete Hagen seufzend und blickte durch die Bäume hoch zur Burg. "Nicht, dass sie die Tore schliessen und die Zugbrücke hochziehen lässt, bevor ich drin bin."
"Das wird sie schon nicht tun", beruhigte ihn Marten. "Das ist doch schon ewig her. Inzwischen hast du deinen Juwelenaufstieg gemacht und hast viele gute Zeugnisse von einflussreichen Höfen. Sie ist sicher nicht mehr sauer auf dich. Immerhin ist sie gerade Grossmutter einer gesunden, starken Königin geworden. Deine Mutter ist hin und weg."
"Pass bloss auf, dass sie dir die Kleine nicht wegnimmt in ihrer... Freude." Ansehen war für seine herrschsüchtige Mutter alles. Na ja, nicht immer. Aber viel zu oft, wenn es um ihn gegangen war. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu der Burg, wobei der arme Jona in der ganzen Aufregung irgendwie vergessen ging. Beziehungsweise rechnete Hagen damit, dass Jona mit ihnen mitkam und die Pferde nach oben führte.
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 21. Nov 2022, 07:28

Skeptisch und weiterhin etwas furchtsam beobachtete Jona wie die zwei Männer raubeinig miteinander umgehen, dann aber endlich aus dem Schnee kamen. Jonatan blieb sitzen wo er war, kam aber nicht umhin die Unterhaltung mit anzuhören. Anscheinend war dieser Hüne der Bruder von seinem Herrn. Eine gewisse Ähnlichkeit war schon da, stellte Jona fest, nun wo er Gelegenheit hatte den Mann genauer anzusehen. Die Unterhaltung ging weiter darüber, dass Lord Hagen jetzt Onkel war. Ob sein Herr auch eigene Kinder hatte? Jonatan wusste immer noch so wenig über den Adeligen, doch er traute sich auch nicht nachzufragen.
Weitere Namen fielen, zu schnell, als dass Jonatan sie alle mitbekommen hätte. Es stellte sich allerdings heraus, dass der Armbrustschütze mit dem sein Herr noch eben gekämpft hatte, sein eigener Bruder war. Wieso kannten die beiden sich denn nicht? War Lord Hagen auch so lange von seinem Zuhause fortgewesen?
Die drei Brüder witzelten weiter. Jona lächelte sachte als er sah wie fröhlich sein Herr über diese Begegnung war. Er hatte hier wohl ein schönes Wiedersehen und nun war auch der jüngere Bruder nicht mehr aus auf einen Kampf. Jona war froh darum, er wollte nicht, dass irgendjemand verletzt wurde. Sein Herr am allerwenigsten.
Der Adelige bemerkte seufzend, dass er befürchtete man würde ihn nicht in die Burg lassen. Der andere Mann wiegelte sofort ab, dass dies nicht passieren würde, wo der Lord nun seinen Juwelenaufstieg gemacht hätte und gute Zeugnisse vorbringen könnte. Jonatan verstand immer weniger und dann gingen die drei Männer auch plötzlich den Weg weiter ohne sich auch nur einmal umzudrehen.
Der blonde Jüngling war davon nicht weiter überrascht. Er war es gewohnt, dass er nicht beachtet wurde.
Unschlüssig wartete er kurz. Lord Thorndall wollte sicher nicht, dass sein Pferd hier stehen blieb.

So stieg Jonatan von seinem Pferd, da es ihm unziemlich vorkam zu Pferde in die Burg einzureiten, wenn sein Herr es zu Fuß tat. Falls die Zugbrücke nun unten war und sie nicht doch fortgejagt wurden. Das konnte sich Jona kaum vorstellen. Wieso sollte die Familie seines Herrn diesen nicht mögen?
Langsam folgte der junge Glacier, die Zügel in der Hand. Es ging weiter den Hügel hinauf. Vor ihm scherzten die drei Brüder selig miteinander. Eine Weile später gelangten sie zu den schneebdeckten Burgtoren. Zwei Wachen verneigten sich vor Lord Hagen, während sie Jonatan keinerlei Beachtung schenkten und er ungehindert passieren konnte. Ehrfürchtig starrte Jona zu den hohen Mauern. Es war so riesig. Er war noch nie in einer Burg gewesen und immens beeindruckt. Wie konnten Menschen so etwas gewaltiges bauen? Lord Thorndalls Familie musste ungeheuer reich sein, wenn diese hier wohnten.
Ob die Königin hier auch über die Länder herrschte, wo Jonas Familie lebte? Sein Herr hatte ihm zwar knapp erklärt wo sie waren, doch Jona war sich nicht sehr sicher in Erdkunde und wer nun über wen herrschte. Mit großen hellblauen Augen starrte er beeindruckt zu den Türmen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Hagen » Mo 21. Nov 2022, 17:54

Die Zugbrücke war unten und die Tore offen. Die Wachen verneigten sich gar vor ihm, erkannten ihn wieder. Oder sie erkannten seine Familienähnlichkeit mit Halvar. Er durfte also wirklich wieder nach Hause. Seine Mutter hatte ihm damals zwar geschrieben, als er volljährig geworden war, doch damals war Hagen noch nicht bereit dazu gewesen. Noch zu wütend und zu verletzt über das Verstossen hatte er erst noch die Welt erkunden wollen, als sich schon wieder in den frustrierenden Dienst seiner Mutter zu stellen.
Mit klopfendem Herz hörte er auf, seine Signatur zu unterdrücken. Dunkel, stark und wild wogte sie über den Hof, welcher er nun betrat.Doch ihr schwang auch eine zärtliche Note mit, für die Leute, die er liebte. Seine Freunde, seine Familie und für ganz besondere Leute wie Jona, war auch noch ein sanftes Streicheln über die Wange dabei. Die Burg schien auf seine Signatur zu reagieren, schien ihn willkommen zu heissen. Stein erinnerte lang und Hagen selbst erinnerte sich an jeden Stein, an jede Fuge in diesem Schloss. Wie sehr er es geliebt hatte, jeden Gang zu erkunden und jede Mauer zu erklimmen. Er bekam einen Kloss im Hals. Dunkelheit, wie hatte er sein Zuhause vermisst. Es wurde ihm erst jetzt klar, als er endlich wieder hier war.

"Na dann mal rein in die Höhle des Löwen", klopfte ihm Marten auf die Schulter, als Hagen wohl zu lange stehen geblieben und gestarrt hatte. Längst waren Stalljungen gekommen und hatten Jona die Pferde abgenommen. Hagen atmete tief durch und nickte. Nach einem knappen Lächeln zu seinem neuen Kammerdiener, setzte er sich mit seinem Bruder und seinem Schwager in Bewegung, um das Hauptgebäude zu betreten. Sie betraten eine steinerne Halle, in denen viele Männer, Kämpfer waren, die sich um ihre Waffen und ihre Ausrüstung kümmerten oder miteinander trainierten. Als sie Hagen sahen, hielten sie in ihrem Tun und ihrem Schwatzen inne, starrten ihn an.
Hagen liess sich nicht davon irritieren, sondern erklomm die steinerne Treppe nach oben, wo er in eine genau so eine grosse Halle kam. Diese war jedoch mit dunklem, warmem Holz ausgekleidet. Schwere kunstvoll gewobene Wandteppiche hingen von den Wänden, die verschiedene Szenerien darstellten. Edle Vorhänge umrahmten die hohen Fenster und es gab mehrere Kamine in der Halle. In einem, am Ende der langen Holztafel lag auf einem weichen Bärenfell eine kleine Königin und schaute mit grossen Augen fasziniert zu, wie ihr Opa ein buntes Holzspielzeug auf und ab tanzen liess. Der Mann war edler gekleidet, als die Männer in der Halle unten. Mehr so wie Halvar und Marten. Das auffälligste war jedoch seine Grösse. Seine Grösse und dass er ein absolutes Ebenbild von Hagen war. Nur etwa fünfundzwanzig Jahre älter.

"Vater", flüsterte Hagen, um das Kind nicht zu erschrecken und auch weil er seiner eigenen Stimme nicht traute. Er wurde dennoch gehört. Der Mann richtete sich auf und kam auf ihn zu. "Hagen!" Rasch eilte Marten zu seiner Tochter und auch Halvar zog sich etwas zurück, damit Vater und Sohn ihre Wiedersehensfreude feiern konnten. Sie umarmten sich kräftig und lange. "Ich dachte schon, du wolltest uns warten lassen, bis wir auf dem Sterbebett liegen", schimpfte Hagens Vater irgendwann rau. Seine Augen glänzten vor Rührung.
"Niemals", wehrte Hagen ab. "Es ist nur... es gab noch so viel zu entdecken."
"Ist schon gut. Na komm, lass dich ansehen. Beim Feuer der Hölle, gross bist du geworden", sein Vater schien sich gar nicht an ihm sattsehen zu können und schob ihn Richtung Kamin. "Du hast sicher viel zu erzählen."
"Und wie", nickte Hagen, löste sich dann aber von seinem Vater, um freundschaftlich einen Arm um Jona zu legen und ihn so mit zum Kamin zu ziehen. "Bevor ich das jedoch tun kann, muss ich zu Mutter."
Nun nickte sein Vater. "Sie und Wieka sind im Arbeitszimmer und überlegen sich, was sie von den ungehobelten Befehlen der neuen halten sollen."
"Danke", lächelte Hagen, als hätte er gerade in einen sauren Apfel gebissen. Doch er wahr ehrlich froh, dass er wusste, wo er hin musste, um seine Mutter zu finden. "Ich möchte dir vorher noch jemand vorstellen. Vater, das ist Jonatan Hijalte. Jona, das ist mein Vater, Haldir Thorndall. Jonatan soll mein Kammerdiener werden und hier eine entsprechende Ausbildung erhalten. Aber erst einmal sollte er sich ans Feuer setzen und sich aufwärmen. Kannst du noch eine rufen lassen Vater? Er ist mir bei einer schweren Lungenentzündung beinahe weggestorben und ich glaube nicht, dass er sich schon gänzlich davon erholt hat."
"Natürlich", nickte sein Vater, musterte Jona aber überaus skeptisch. "Aber dein Kammerdiener, Hagen? Das ist keine gute Idee. Damit kippst du nur Öl ins Feuer."
"Er braucht Arbeit und eine gute Anstellung. Das ist alles", entgegnete Hagen trotzig und wütend darüber, dass er offensichtlich noch immer nicht so akzeptiert wurde, wie er war. Sein Vater seufzte, legte seine schwere Hand auf Jonas Schulter, nachdem Hagen sich von ihm gelöst hatte und steuerte Jona so zu dem Kamin. "Na komm, Junge. Dann wollen wir mal sehen, dass du dich nicht wieder erkältest und du Hagen, solltest deine Mutter nicht länger warten lassen. Nur erzählt ihr nicht gleich zu Anfang von deinem neuen... Kammerdiener. Das kommt nicht gut."

Verschlossen nickte Hagen und wandte sich ab, um zum Arbeitszimmer seiner Mutter zu gehen. Er hatte die gemütliche Halle schon beinahe verlassen, als ihm ein Krieger durch die Türe entgegen kam. Er war etwa in seinem Alter, schlank aber gut trainiert. Er atmete heftig, wie als hätte er sich beeilt, hier her zu gelangen. Seine hellbraunen Haare waren leicht zerzaust, die Wangen etwas gerötet und die sinnlichen Lippen vom Atmen geöffnet. Hagen erkannte mit einem Blick, dass er ein sehr schöner Mann war, auch wenn er jetzt etwas durch den Wind wirkte. Aber irgendwie machte dieses zerzaust sein, ein besonders verführerischen Eindruck. Irgendwie kam ihm der Mann auch sehr bekannt vor, doch es wollte ihm nicht in den Sinn kommen.
"Hagen", strahlte ihn der Schöne mit seinen smaragdgrünen Augen innig an.
"Hallo", erwiderte Hagen mit einem herzlichen Lächeln, gerührt von der Freude, die ihm entgegen schlug. Dummerweise wollte ihm der Name des Kriegers parout nicht einfallen. Das war ganz schön peinlich. "Ich muss rasch zu meiner Mutter und ihr meine Aufwartung machen. Nacher können wir uns in Ruhe begrüssen", wand er sich charmant aus der Situation heraus. Bis dahin würde er sich schon wieder erinnern, wer der Krieger war. Jetzt zwinkerte er ihm noch einmal zu und hastete die Gänge entlang, um sich seiner Mutter zu stellen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 21. Nov 2022, 18:00

Jonatan hatte gerade noch die prächtige Burg bewundert, als sein Herr sich kurz zu ihm umdrehte und ihm zulächelte. Prompt war die Burg wieder vergessen. Jona blickte scheu zurück, aber bevor er selbst schaffte zurückzulächeln, hatte sich der Adelige bereits umgedreht und ging weiter mit seinen Brüdern. Der Jüngling wollte sich gerade um die Pferde kümmern, als ihm zwei Stalljungen schon die Zügel abnahmen. Jona war viel zu überrumpelt um Einspruch dagegen zu erheben. Sollte er mit ihnen mit? Sie brachten die Pferde zu Stallungen in der Nähe der Burgmauer. Unschlüsslig blickte Jonatan ihnen hinterher, dann zurück zu seinem Herrn, der sich schon zum Hauptgebäude aufgemacht hatte. Es sah alles so riesig hier aus. Keinesfalls wollte der junge Krieger seinen Beschützer verlieren und so beeilte er sich ihm hinterher zu eilen. Schüchtern folgte er im einigen Abstand, huschte mit gesenktem Kopf an den Wachen vorbei und folgte weiter Lord Hagen. Sie waren jetzt drinnen in der Burg. Es sah alles so edel und prächtig aus. Jonatan hatte noch nie so viel Reichtum erblickt und war entsprechend beeindruckt und eingeschüchtert zugleich.
Sie gelangten in eine gewaltige Halle, die mit dunklem Holz vertäfelt war. Überall hingen schwere Teppiche an den Wänden. Teppiche mit wundersamen Bildern. Jona stolperte hastig dem Lord hinterher. Sie gingen an einem langen, großen Holztisch entlang bis zum anderen Ende, wo ein älterer Mann auf einem Bärenfall saß und ein hübsches Holzspielzeug vor den Augen eines kleinen Mädchens tanzen ließ. Jonatan schaute verstohlen neugierig zu, denn solch ein Spielzeug hatte er auch noch nie gesehen. Alles hier kam ihm so fremd vor. Am liebsten hätte er sich hinter seinem Herrn schutzsuchend versteckt.
Der begrüßte leise den Mann. Das war also sein Vater. Der Glacier erhob sich, kam auf Hagen zu und umarmte ihn kräftig. Jonatan blickte noch respektvoll zu Boden, als plötzlich ein Arm um ihn gelegt wurde und sein Herr ihn mitten ins Geschehen zog. Verdutzt ließ Jona das mit sich geschehen. Was wurde jetzt von ihm erwartet? Der Adelige sprach weiterhin mit seinem Vater und erklärte, dass er auch seine Mutter sehen wollte.

"Ich möchte dir vorher noch jemand vorstellen. Vater, das ist Jonatan Hijalte. Jona, das ist mein Vater, Haldir Thorndall", sagte der blonde Krieger danach. Jonatan verneigte sich hastig, erschrocken darüber, dass er überhaupt erwähnt wurde, geschweige denn vorgestellt. Er wusste nicht was er sagen sollte, am besten vielleicht gar nichts.
Der Vater seines Herrn wollte eine Heilerin rufen, teilte im gleichen Atemzug jedoch mit, dass er Jona als Kammerdiener für keine gute Idee hielt. Oh nein. Würde der Mann ihn wegschicken? Lord Hagen hielt dagegen, dass Jonatan eben Arbeit bräuchte. Der Vater seufzte, griff dann nach Jonatan. Der schlanke Jüngling zuckte zusammen unter der schweren Hand, ließ sich aber anstandslos zum Kamin führen. Hilfesuchend blickte er zu seinem Herrn, der nun einfach gehen wollte. Jonatan selbst sollte sich vor den Kamin auf ein Fell setzen. Dabei hätte er Hagen viel lieber begleitet.
Bevor sein Herr ging, stieß er noch mit einem anderen Mann zusammen, der ihn ebenfalls freundlich begrüßte. Jona wusste gar nicht wieso Lord Hagen sich so viele Sorgen gemacht hatte, dass man ihn hier nicht wollen würde. Alle schienen sich sehr zu freuen. Selbst sehr nervös ließ sich der blonde Krieger auf dem Fell nieder und wärmte die zarten Hände am Feuer, bemüht niemanden durch seine Anwesenheit zu stören. Er hoffte, sein Herr würde schnell wiederkommen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 21. Nov 2022, 18:31

Fassungslos und zutiefst verletzt starrte er Hagen nach. Er hatte ihn nicht erkannt. Kian war mit einem nichtssagenden 'Hallo' und 'wir sprechen uns später' abgespiesen worden. Natürlich hatte er Hagens umwerfendes Lächeln bekommen, doch Kian hatte in seinen schönen Augen gesehen, dass Hagen nicht wusste, mit wem er sprach. Wie konnte er es nur wagen? Zornig ballten sich seine Hände zu Fäusten. Nach allem was Hagen ihm angetan hatte, verdiente Kianweit mehr, als ein einfaches 'Hallo' und ein hübsches Lächeln. Nach all der Zeit, in der es Kian endlich allmählich geschafft hatte, ihm zu verzeihen. Das würde Hagen noch bitter büssen. Er würde ...

"Kian, gut dass du da bist", riss Haldir ihn aus seinen rachesüchtigen Gedanken. "Wie du gesehen hast, ist Hagen wieder da." Mit einem sanften Lächeln wandte er sich um, die Hände wieder entspannt. Er wollte dem alten Mann nicht zeigen, was für Gefühle er für seinen Sohn hegte. Haldir war immer gut zu ihm gewesen und hatte ihn aufgenommen, nachdem seine Mutter ihn verstossen hatte.
"Ja, kaum zu glauben", nickte Kian und ging zu dem Kamin, wo Marten mit seiner Tochter spielte und Halvar nur mässig begeistert dabei zuschaute. Der Jugendliche hatte mit seinem Lehrer heute eigentlich auf die Jagd gehen wollen. Dann war da aber noch wer bei dem Kamin und wärmte seine zarten, schlanken Finger da auf. Ein junger Mann mit blondem Haar, verwuschelt als sei er gerade aus dem Bett gekommen. Seine Lippen waren sanft geschwungen und luden sinnlich zu verführerischen Küssen ein. Am eindrucksvollsten waren jedoch seine Augen. Von strahlendem Blau und glasklar. Genau wie Hagens Geburtsjuwel. Kian konnte seinen Blick gar nicht davon abwenden.

"Das ist Jonatan Hijalte", stellte Haldir ihn vor. "Hagen hat ihn mitgebracht. Er soll sein neuer Kammerdiener werden."
Und aus welchem Bett hat er dich gestohlen, wollte Kian fragen. Kammerdiener. Nie im Leben. Hagen wollte dieses Schmuckstück besitzen. Doch Kian würde es ihm wegnehmen. Er würde es schänden, bis Hagen es nicht mehr wollte. Oder besser noch, er brachte es zum Strahlen, während Hagen einsam und alleine zurück gelassen wurde. Genau wie Kian damals. Oder beides zusammen.

"Freut mich dich kennen zu lernen, Jonatan Hijalte", grüsste er den Jüngling mit einem freundlichen Lächeln. Sprach ihn jedoch nicht mit der offiziellen Anrede an. "Ich bin Kian Leffen. Kammerdiener zu sein ist ein sehr ehrenhafter Beruf." Haldir seufzte.
"Er soll erst noch dazu ausgebildet werden", erklärte der stattliche Krieger. "Kannst du dich um einen Lehrer für ihn und damit für einen echten Kammerdiener für Hagen kümmern, Kian?"
"Aber natürlich", nickte der Krieger allglatt, liess Jonatan aber nach wie vor nicht aus den Augen und wusste schon ganz genau, wen er als Lehrer für das Kleinod besorgen würde. "Ich werde auch dafür sorgen, dass Hagens Gemächer zurecht gemacht werden und ein Zimmer für den frisch gebackenen Kammerdiener organisieren. Am besten, ich zeige dir gleich alles Jonatan." Mit einem einladenden Lächeln streckte er ihm die Hand entgegen, um dem Jüngling aufzuhelfen.

"Vielen Dank", seufzte Haldir erleichter. "Wenn Hagen sich nicht gleich wieder mit seiner Mutter überwirft, wird es heute Abend ein Festessen geben, für das es noch vieles zu organisieren gilt. Aber bitte warte noch. Hagen..." Die Türe ging auf und Ani die Heilerin der Familie Thorndall trat ein. "Ani, schön dass du so schnell kommen konntest. Sei so gut und untersuche diesen jungen Mann hier. Sein Name ist Jonatan Hjalte und Hagen befürchtet, dass er sich noch nicht ganz von seiner schweren Lungenentzündung erholt hat."
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 21. Nov 2022, 18:37

Der Bauernjunge saß noch vor dem Kamin und versuchte die ungewohnte Umgebung zu verkraften, als ihn wieder der Vater seines Herrn ansprach. Hastig rappelte Jonatan sich auf, um nicht respektlos zu wirken. Ihm war sehr deutlich bewusst, dass die Adeligen hier etwas besseres als er waren und er sich entsprechend gehorsam und fügsam zeigen musste, um sie nicht zu verärgern.
Erneut wurde Jonatan vorgestellt. Dieses Mal dem Krieger, den Lord Hagen kurz zuvor noch begrüßt hatte bevor er zu seiner Mutter gegangen war. Jona verneigte sich vor dem Fremden, der Kian Leffen hieß. Was sollte er bloß sagen? Sollte er überhaupt etwas sagen.
"Lord Leffen", brachte er leise hervor.
Der Vater seufzte und meinte, dass Jonatan noch kein richtiger Kammerdiener wäre. Lord Leffen sollte stattdessen einen echten Kammerdiener für Hagen auftreiben, der dann auch Jona unterrichten würde. Hieß das, er würde tatsächlich eine Ausbildung bekommen? Leicht hoffnungsvoll blickte der schlanke Jüngling auf. Das hellblonde Haar fiel ihm ins Gesicht und darunter glänzten die hellblauen großen Augen.
Lord Leffen versprach, dass er nach Hagens Gemächern sehen würden und auch Jonatan sollte ein eigenes Zimmer bekommen.
"Danke, Lord Leffen", erwiderte Jona ehrfürchtig von so viel Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft. Vorsichtig nahm er die Hand entgegen und ließ sich aufhelfen. Bevor der junge Krieger sein neues Zimmer gezeigt bekam, ergriff der großgewachsene Glacier, Lord Hagens Vater, erneut das Wort. Es würde heute abend ein Festessen seines Sohnes zu ehren geben. Das würde seinen Herrn gewiss freuen, dachte Jonatan.

Eine Frau trat in die Halle. Ani hieß sie und war eine Heilerin, die ihn nochmals untersuchen sollte, ob er noch Folgen von der Lungenentzündung davon getragen hatte.
"Lady Ani." Jonatan verneigte sich wieder. Er verstand nicht viel von höfischen Verhaltensregeln und hoffte einfach, dass er niemanden beleidigte durch seine Unwissenheit. Der schlichte Bauernjunge kam sich sehr fehl am Platze vor bei so vielen edlen Gestalten um ihn herum, die ihm auch noch alle so viel Aufmerksamkeit schenkten. Er verstand nicht wieso. Es musste damit zusammenhängen, dass Lord Hagen ihn vorgestellt hatte.
Die Heilerin kam zu ihm, forderte ihn auf sein Hemd vorne zu öffnen, damit sie ihn untersuchen könnte. Jonatan zog seine Jacke aus und öffnete vorne die Bändel seines Hemdes, zog darunter das Unterhemd nach oben. Seitdem er so krank geworden war, verlangte sein Herr, dass Jonatan ganz viele Kleidungsschichten trug. Die meiste Kleidung passte ihm nicht recht, war jedoch edel, da sie von Hagen ausgeliehen war, oder sie gehörte Jonatan und war entsprechend abgenutzt und voller Flicken. So trug der junge Krieger eine seltsame Kombination. Leicht peinlich berührt über seine Erscheinung wurde er rot. Die Heilerin tastete seine Brust und seinen Hals ab, sagte ihm, er sollte tief ein- und ausatmen und dreimal musste er auch husten, wobei es bei dem dreimal nicht blieb und Jonatan erstmal weiterhusten musste, weil ihm der Hals immer noch rau war.
"Man merkt, dass er eine Lungenenzündung hatte. Es ist noch nicht vollständig verheilt, aber die Heilerin vor mir hat gute Arbeit geleistet", stellte Ani fest. "Er wird für eine Woche noch jeden Morgen und Abend einen Tee trinken müssen, den ich ihm gebe. Und zweimal in der Woche ein Kräuterbad nehmen", verordnete sie und wollte die entsprechenden Mittel später vorbei bringen. "Du kannst dich wieder anziehen."
"Danke, Lady Ani." Jona schob sein Unterhemd wieder nach unten und begann zitternd sein Hemd zu schließen. Er war immer noch nervös. Vor allem Lord Leffen starrte ihn die ganze Zeit an. Hoffentlich war er nicht ungeduldig geworden, weil er so lange auf Jonatan hatte warten müssen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 21. Nov 2022, 19:27

Jonatans Handfläche war ganz rau und schwielig. Er war wohl irgend so ein Handwerker- oder Bauernlümmel. Sein Handrücken, über den Kian verstohlen mit dem Daumen fuhr, fühlte sich ganz weich und anschmiegsam an. Mit der richtigen Behandlung könnte man auch den Rest der Hand wieder schön zart machen, damit sie ganz fein... die Laken glattstreichen konnten.
Leider musste er dann die Hand ziemlich bald wieder loslassen, da der Junge noch von der Heilerin untersucht werden sollte, weil er sich gerade eben noch von einer schweren Lungenentzündung erholt hatte. Oder eben noch nicht ganz erholt, wie die Ani dann feststellte. Jonatan müsste noch bestimmte Tees trinken und zwei Mal in der Woche ein Kräuterbad nehmen. Das würde Hagen sicher gefallen. Nun, Kian gedachte dies zu seinem Vorteil zu nutzen. Denn ihm gefiel es auch, Jonatan anzusehen. Er war nicht besonders gross, aber auch nicht untersetzt klein. Er war schlank und dennoch waren kräftige Muskeln unter seiner hellen, feinen Haut zu sehen. Kian sog den Anblick in sich auf.
Nur Jonatans Kleidung war sehr merkwürdig. Wie als hätte er sie von Wäscheleinen verschiedener Haushalte zusammen gestohlen. Wenn der Junge nicht die rauen Arbeiterhände gehabt hätte, wäre Kian bei seinem Verdacht geblieben, dass es sich bei Jonatan um ein Strassenkind handelte. Vielleicht sogar... Was Jonatan wohl schon alles für Hagen hatte machen müssen, damit ihn dieser mit sich genommen hatte? Ob er sich auch so hatte ausziehen müssen? Erinnerte er sich daran und wurde deswegen so rot? Es stand ihm unbestritten und entweder spielte er die Masche des unschuldigen, ahnunglosen Bauernjungen unheimlich gut, oder aber er war wirklich so unerfahren. Kian hatte nun ja genügend Zeit, das ausführlich herauszufinden.

"Jonatan wird neben Hagens Gemächern schlafen, Ani", erklärte er der Heilerin, die noch den Tee und Kräuter bringen wollte. "Du kannst die Mittel gleich dorthin bringen."
"Danke für deine Hilfe", schaltete sich auch Haldris ein, nachdem Jonatan sich wieder hatte anziehen dürfen. Ob er kalt hatte? Der Süsse zitterte ganz niedlich."Marten, kümmerst du dich wieder um die Kleine? Halvar und ich sollten wohl mal schauen, wie es Hagen so geht. Na komm, Junge", wandte er sich an seinen Sohn und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Der Jugendliche taumelte unter der überraschenden Wucht beinahe nach vorne. "Sehen wir mal nach deinem Bruder und ob er und eine Mutter sich noch vertragen oder sich schon schon wieder in den Haaren liegen." Die Thorndalls verliessen die Halle und auch Ani zog sich wieder zurück.

"Dann lass uns auch gehen", lud Kian Jonatan ein legte ihm seine Hand auf die Schulter, um ihn zu der entsprechenden Türe zu schieben. "Als erstes zeige dir Hagens Gemächer, damit du weisst, wo du dich in der Regel aufzuhalten hast und wo du schläfst. Danach zeige ich dir die Küche, die Wäscherei und die Stallungen und mache dich mit den Leuten bekannt, an die du dich wenden kannst, wenn du etwas für deinen Herrn organisieren musst. Es ist eine unglaubliche Ehre, der persönliche Diener eines Thorndalls sein zu dürfen. Es setzt voraus, dass deine Dienste absolut perfekt und einwandfrei sein müssen. Das selbe gilt für deine Kleidung. Aber wir werden uns später um eine angemessene Uniform für dich kümmern. Du bist Hagen für diese Chance sicher sehr dankbar. Wieviel Erfahrung hast du im Dienstbotenbereich? Wo warst du Page?" Wobei Kian nicht annahm, dass der Jugendliche überhaupt wusste, was das Wort bedeutete. "Wie ist Hagen an dich gelangt? Hast du Zeugnisse dabei? Woher kommst du eigentlich? Und wie alt bist du?"
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 21. Nov 2022, 19:31

Lord Leffen sagte, dass Jona gleich neben den Gemächern seines Herrn schlafen würde. Der junge Krieger konnte es immer noch nicht so recht fassen, dass er eine Kammer bekam. Die letzten Wochen hatte er stets mit Lord Hagen im gleichen Zimmer genächtigt. Oft sogar im gleichen Bett. Das war immer sehr aufregend gewesen. Der großgewachsene Glacier hatte so eine forsche und zugleich fürsorgliche Art an sich, die Jonatan unweigerlich anzog. Wie lange würden sie jetzt hier leben? Für immer? Würde die prachtvolle Burg sein neues Zuhause werden? Der Bauernjunge konnte es kaum glauben.
Der Vater seines Herrn verließ zusammmen mit dem Bruder, Halvar hieß er wohl, die große Halle, um nach Hagen zu sehen und ob er sich mit seiner Mutter gut verstand. Kurz musste Jonatan an seine eigene Mutti denken und er hoffte, sie würde stolz auf ihn sein, wenn er Kammerdiener würde. Sie hatte oft von den Adeligen gesprochen, als Jonatan noch kleiner gewesen war. Für Jona hatten sich diese Geschichten wie von einem mystischen Volk angehört und nun sollte er mitten unter ihnen leben.
Alle waren so freundlich. Lord Leffen legte ihm die Hand auf die Schulter, schob ihn zum Ausgang, um ihm die Gemächer, aber auch andere Orte in der Burg zu zeigen. Vor allem die Küche, Wäscherei und Stallungen, damit Jonatan auch wusste wo er gewisse Dienste für seinen Herrn erledigen konnte.
"Danke, Lord Leffen, das ist sehr freundlich von euch", sagte Jona leise und folgte dem Mann. Ob er auch mit der Familie seines Herrn verwandt war? Dann aber erwähnte der Krieger die Thorndalls. Die würden diese Burg besitzen. Also musste sein Herr auch ein Thorndall sein. Bisher hatte Jonatan nichtmal seinen Familiennamen gewusst. Er wusste so wenig. Leicht beschämt senkte er den Kopf.
"Es ist eine große Ehre", stimmte er zu. Und er war ihr gewiss nicht würdig. Lord Leffen schärfte ihm ein, dass seine Dienste tadelfrei sein müssten. Perfekt. Ebenso wie Jonas Kleidung.
Der zarte Krieger sah an sich herab.

"Ich habe leider nichts anderes", gab er kleinlaut zu. "Eine Uniform?" Er schaute zu Lord Leffen auf, die wasserblauen Augen leuchtend. Das klang toll. Jonatan würde dann richtig dazu gehören. Zumindest vom Aussehen her. Denn der ältere Glacier neben ihm erinnerte ihn deutlich daran, dass Jonatan im Grunde nicht das geringste konnte. Er war nie in einer Schule gewesen, er hatte keine Ausbildung. Schon in Linaka hatte ihm niemand geglaubt, dass er Kammerdiener werden würde. Sein Botenfreund hatte ihm gesagt, dass niemand sofort als Kammerdiener anfing. Davor war man einfacher Bediensteter und nur die besten wurden persönliche Diener der Adeligen.
"Ich bin ihm sehr dankbar", versicherte Jonatan.
Lord Leffen begann ihm viele Fragen zu stellen. Welche Erfahrungen er hätte, wo er Page gewesen wäre, wie er zu Lord Hagen gekommen wäre, Zeugnisse, woher er wäre und wie alt. Jonatan verstand nur die letzten zwei Fragen so richtig.
"18 Jahre, Lord Leffen", antwortete er. "Ich.. ich komme von einem Bauernhof. In Winhill", fiel ihm noch ein. Er biss sich kurz auf die sanften Lippen, weil die nächsten Antworten schon schwieriger waren.
"Ich habe Lord.. Thorndall in Linaka kennengelernt. Vor ein paar Wochen. Er hat mich mitgenommen", erklärte er. "Aber ich habe noch keine Erfahrung.. oder.. diese Zeugnisse", sprach er das Wort aus ohne recht zu wissen was der Krieger damit meinte. "Er wollte mir eine Ausbildung als Kammerdiener verschaffen. Ich werde mich anstrengen, Lord Leffen. Ich bin ein harter Arbeiter", versicherte Jonatan, während sie weitergingen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 21. Nov 2022, 19:49

Gütige Dunkelheit, er wusste nur zu genau, warum Hagen, diesen Jungen bei sich haben wollte. Wie Jonatan ihn so anstrahlte, als er von der Uniform hörte. Da bekam auch Kian weiche Knie. Er würde höchst persönlich dafür sorgen, dass der Jüngling eine perfekt massgeschneiderte Uniform bekam, die seinen hübschen Körper vorteilhaft unterstrich und dann würde Jonatan ihm dankbar sein. So sehr, dass es ein leichtes für Kian wäre, ihn Hagen wegzunehmen.
"Die Uniform darf dann jedoch keine Flicken und Flecken aufweisen", erklärte er streng, damit er sich von diesen Saphiren nicht einlullen liess. "Jede weitere Uniform wirst du selber bezahlen müssen. Und natürlich weitere Kleidung. In diesen Lumpen kannst du dich hier nicht sehen lassen. Ausserdem ist es anmassend, dass du Hagens Sachen trägst. Das ist doch sein Hemd?" riet er, da die Vermutung nahe lag, dass der edle, nicht geflickte Stoff, eigentlich nicht Jonatan gehörte. "Du solltest es ausziehen." Am allerliebsten augenblicklich.

"Von einem Bauernhof in Winhill?" Kian schnaubte. Also ein hübscher Bauernjunge, den Hagen wie ein herrenloses Tier anschleppte, weil er es behalten wollte. Dabei hatte Hagen hier doch auch Leute, um die er sich kümmern sollte. Doch er hatte sich noch nicht einmal an ihn erinnert, dieser arrogante Mistkerl.
"Vor ein paar Wochen in Linaka mitgenommen", wiederholte er, blieb stehen und betrachtete Jonatan noch einmal ganz genau. Sie standen gerade am Absatz einer kleinen Dienstbotentreppe. Es war hier etwas dunkler und viel ruhiger, als sonst wo im Schloss. Wie als wären sie zwei gerade alleine in dem Gebäude. "Doch nicht etwa von der Strasse?" Soweit würde doch noch nicht einmal Hagen gehen, dass er sich einen Strichjungen anlachte und es dann auch noch wagte, den Stricher mit nach Hause zu nehmen.

Jonatan schien wirklich kein Strichjunge zu sein, verstand noch nicht einmal Kian' Andeutung. Stattdessen beteuerte er, dass er ein harter Arbeiter sei, auch wenn er noch keine Erfahrung im Dienen hatte und somit auch keine Zeugnisse.
"Ja, das habe ich gemerkt. Deine Hände sind ganz rau", fand Kian missbilligend und nahm eine von Jonatans Händen in die seine, strich sanft mit seinen Fingerspitzen über die raue Handfläche. "Doch mit der richtigen Behandlung, sollten wir das hinbekommen, damit sie sanft werden. So wie meine." Sachte führte er Jonatans Finger über seine eigene Handfläche.
"Keine Zeugnisse, noch nicht einmal Erfahrung", schüttelte er dabei seinen Kopf. "Ich will nur für dich hoffen, dass du wirklich so ein harter Arbeiter bist, wie du sagst. Kammerdiener zu sein ist einer der härtesten Berufe, die es gibt und nur die besten, vornehmsten Bediensteten können davon Träumen in diesen Berufsstand erhoben zu werden. Erst recht bei einer so mächtigen und einflussreichen Familie wie den Thorndalls." Streng schaute er den Jüngling an, bevor seine Miene sanfter wurde. Irgendwie wollte es nicht so recht klappen, sich vorzustellen, wie er diese süsse Unschuld vor sich dafür bestrafte, dass sie hatte Hagens Interesse wecken können. Wieviel Interesse hatte Hagen wohl schon gezeigt. Sanft streichelte er Jonatan eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Hat Hagen dir wenigstens erklärt, was es bedeutet, ein Kammerdiener zu sein?" wollte er samten wissen, während er seine Fingerspitzen sachte über die Wangen des Jünglings gleiten liess. Auf einmal stand er ziemlich dicht bei dem jungen Krieger. "Was so alles auf dich zu kommt und von dir erwartet wird?" Kian konnte nicht wiederstehen, mit seinen Fingerspitzen auch sachte über Jonatans sinnliche, geschwungene Lippen zu streichen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 21. Nov 2022, 19:51

"Ich werde ganz sorgsam mit ihr umgehen", versprach der Jüngling hoch und heilig. Er hätte keinerlei Geld um sich eine neue Uniform zu leisten, also durfte die erste nie zu Schaden kommen. Woher er jedoch andere Kleidung bekommen und bezahlen sollte, wusste er nicht. Lord Leffen nannte sie Lumpen, was Jona trug, und in den Augen des Edelmannes musste es gewiss so wirken. Jonatan kam sich ganz schäbig vor. Da sprach ihn der ältere Mann ausgerechnet auf das Hemd seines Herrn an. Der Bauernjunge errötete sofort, senkte den Blick.
"Ja..", wisperte er. "Er hat es mir gegeben, damit ich mich nicht wieder erkälte. Er hat darauf bestanden, dass ich es anziehe." Jonatan hatte es nicht gestohlen und hoffte Lord Leffen würde nicht so über ihn denken. Aber jener wollte, dass Jonatan das Hemd auszog. Jetzt gleich? Und was würde Lord Hagen dazu sagen?
"Ich möchte meinen Herrn nicht verärgern..", wagte er einzuwenden. "Ich werde ihn fragen wegen der Kleidung." Hoffentlich wusste der Adelige eine Lösung.
Lord Leffen war inzwischen stehen geblieben, musterte Jonatan. Vielleicht überlegte er was er als Kammerdiener nun besser anziehen sollte. Der andere Glacier fragte, ob Lord Hagen ihn etwa von der Straße mitgenommen hätte. Hastig schüttelte Jona den Kopf.
"N-nein, ich habe in einer Bar gearbeitet. Und in einem Stall. Dort habe ich ihn zum ersten Mal gesehen", erzählte er. Leider war der ältere Krieger überhaupt nicht zufrieden mit ihm, bemerkte Jonas raue Hände und griff nach ihnen. Der Jüngling erstarrte über diese ungewohnte Berührung, sein Herzschlag beschleunigte sich. Lord Leffen versprach, dass sie Jonas Hände wieder ganz sanft machen würden. Der Bauernjunge verstand das immer weniger. Raue Arbeiterhände waren überall sonst gewünscht gewesen. Sie zeigten, dass man mit anpacken konnte und zäh war und nun war es schlecht, dass er so aussah? Lord Leffen hatte wirklich sanfte Hände über die Jonatans Finger nun glitten.

"Ich will nur für dich hoffen, dass du wirklich so ein harter Arbeiter bist, wie du sagst. Kammerdiener zu sein ist einer der härtesten Berufe, die es gibt", sagte der Mann und blickte ihn dabei streng an. Jona wich unwillkürlich einen Schritt zurück und zog die Schultern zusammen.
"Ich bin nicht vornehm, ich weiß", stimmte Jonatan zu. "Aber ich kann hart arbeiten. Ich werde mich anstrengen und Lord Thorndall voll und ganz zu Diensten sein. Ich werde ihn nicht enttäuschen." Nicht, wo der Adelige sich so sehr um ihn gekümmert hatte. Außerdem wollte Jona seinem Herrn ganz viel Gutes tun.
Etwas milder gestimmt kam Lord Leffen wieder näher, strich Jonatan über die Wange und fragte, ob Hagen ihm gesagt hätte, was Jona denn alles so als Kammerdiener machen müsste und was von ihm erwartet würde. Dabei fuhren die Finger des Lords über Jonas Mund. Nervös blieb der Bauernjunge stehen. Was machte der denn da? Jonas Lippen ware nicht rau.
"Nein.. er wusste es selbst nicht so genau was ein Kammerdiener können muss", antwortete der junge Krieger und wich dem Gestreichel damit aus. "Lord Thorndall hat gesagt, das würde ich dann lernen, wenn ich von einem anderen Kammerdiener ausgebildet werde. Werde ich wirklich einen Lehrer bekommen?"
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 21. Nov 2022, 20:10

Leider wollte Jonatan das Hemd nicht gleich ausziehen. Sein Herr hätte es befohlen, damit er sich nicht gleich wieder erkältete. Schade. Kian hätte den schlanken Oberkörper gerne noch einmal betrachtet. Doch die Treue des Jünglings zu Hagen respektierte er natürlich und auch den Mut, den der Kleine brauchte, sich ihm zu widersetzen. Ansonsten schien er nähmlich ziemlich schüchtern zu sein. Zudem hatte er schon recht. Es brachte nichts, wenn er gleich wieder krank wurde. Das würde auch Kians Pläne durchkreuzen.
"Du brauchst deinen Herrn nicht wegen der Kleidung zu belästigen", schüttelte er seinen Kopf, als wäre das etwas unerhörtes. "Ich werde mich darum kümmern, dass du etwas anständiges zum Anziehen bekommst." Jonatan schien wirklich treu hinter seinem Herrn zu stehen. Um ihn Hagen wegzunehmen würde es wohl nichts bringen, ihn gegen Hagen aufzuhetzen. Kian würde mit freundlicher Verführung wohl viel weiter kommen.

Also versuchte sich Kian vorsichtig bei dem Jüngling vorzutasten, wie er auf so Berührungen reagierte, wollte erkunden, was Hagen so alles mit ihm schon gemacht hatte. Entweder schien es Jonatan gewöhnt zu sein und liess es einfach über sich ergehen, oder er war dermassen erschreckt darüber, dass er schlichtweg erstarrte und nicht zurück zu weichen wagte. Er antwortete nur demütig, dass r nicht wisse, was ein Kammerdiener so alles können müsse, da Hagen es selbst nicht so genau wusste, und wich so leicht Kians Finger aus. Dieser liess seine Hand wieder sinken und betrachtete den Jüngling nachdenklich. Es war nicht leicht, schlau aus ihm zu werden. Ob er nun abgebrüht oder wirklich diese reine Unschuld war. Entsprechend konnte Kian sich auch nicht ganz so recht entscheiden, was er genau mit Jonatan anstellen wollte. Nur eines war sicher. Hagen sollte keine Freude an ihm finden.

"Ja, du wirst einen Lehrer bekommen", nickte Kian und beugte sich vor. "Damit du deinem Herrn voll und ganz zu Diensten sein kannst und ihn nicht enttäuschst", raunte er ihm anrüchig ins Ohr. Danach richtete er sich jedoch gleich wieder auf, als wäre nichts gewesen und führte Jonatan die Dienstbotentreppe hoch.
"Das sind die Gänge und Treppen, die du und deinesgleichen benutzen werdet", erklärte er ihm nun wieder ganz normal. "Damit ihr die Herrschaft nicht mit eurer Anwesenheit belästigt. Die herrschaftlichen Treppen dürfen nur unter Einladung oder Befehl der Herrschaft betreten werden, wenn ein Notfall herrscht oder wenn es etwas zu transportieren gilt, was aufgrund seiner Grösse nicht durch die Dienstbotengänge zu tragen ist. Aber selbst dann solltet ihr euch hüten, der Herrschaft nicht im Wege zu stehen. Also am besten Nachts, wo euch sowieso niemand sieht. Passt aber auf, dass ihr dabei nicht gehört werdet." Selbst wenn Jonatan Hagens Schützling war, sollte er nicht vergessen, wo sein Platz war.
"Ein Kammerdiener delegiert die Arbeiten, die für seinen Herrn gemacht werden müssen in der Regel weiter und macht nur noch den letzten Schliff", fuhr Kian erklärend fort. Alles könnte man unmöglich alleine machen. "Dennoch muss er befähigt sein, alle Arbeiten selbst auszuführen und das noch besser, als das restliche Personal. Ansonsten führt der Kammerdiener vorwiegend die Schreibarbeiten aus. Ich nehme doch schwer an, dass du wenigstens Schreiben und lesen kannst. Pferde und Hunde versorgen wirst du als Bauernjunge wohl können. Wie sieht es mit deiner Kampf- und Reitkunst aus?"
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 21. Nov 2022, 20:13

Der Glacier versprach ihm einen Lehrer, beugte sich dicht zu Jonatan und raunte ihm zu, dass der Lehrer ihm beibringen würde wie er seinem Herrn ganz und gar zu Diensten sein könnte. Jona erschauderte. Der Tonfall des Mannes klang seltsam und es ließ den jungen Krieger an die Momente denken, wo Lord Thorndall ihm so nahe gewesen war, wo er seine Lippen heiß auf Jonatans Hals gepresst hatte. Er spürte das Prickeln in seinem Körper und unterdrückte die Gedanken hastig.
Lord Leffen hatte sich auch schon abgewandt und ging die Treppe hoch. Dabei erklärte er, dass Jonatan nur die Dienstbotentreppen und -gänge nutzen dürfte. Er sollte schließlich die Adeligen nicht belästigen. Das leuchtete dem Bauernjungen ein. In Linaka hatte er in der "Schneetanne" auch immer nur durch den Hinterausgang die Schenke betreten und verlassen dürfen. Genauso wie er die Milch stets bei den Hinterausgängen geliefert hatte.
"Ja, Lord Leffen", sagte Jona gehorsam.
Der Edelmann sprach davon, dass ein Kammerdiener delegieren würde. Jona verstand das nicht so richtig. Wieso war Kammerdiener am schwierigsten und härtesten von allen Bedienstetendiensten, wenn man selbst nicht arbeiten würde? Er musste etwas falsch verstanden haben. Verwirrt versuchte der Bauernjunge den Erklärungen zu folgen.
Lesen und Schreiben? "Nein, Lord Leffen..", gab Jonatan eingeschüchtert zu. Er erwartete halb, dass ihn der Mann bald aus der Burg jagen würde, weil er so unfähig war. "Ich kann die Zahlen von 1 bis 100." Aber das half wohl nicht viel. "Ja, die Tiere kann ich versorgen und etwas reiten... ich wusste nicht, dass ich auch kämpfen muss. Davon hat Lord Thorndall nichts gesagt." Genau genommen hatte er nicht viel über Jonas Aufgaben gesagt außer dass er sein Schneehäschen war. Es war sogar so vage gewesen, dass der Jüngling lange Zeit geglaubt hatte, das Berühren unter den Laken und in der Dusche hätte auch zu seinen Diensten gezählt bis ihn der Adelige aufgeklärt hatte. Seitdem sein Herr wusste, dass Jona noch so jung war, hatte er ihn sowieso nicht mehr berührt. Jonatan wusste nicht was er darüber fühlen sollte. Er fühlte sich zu Lord Thorndall hingezogen, wusste aber nicht wieso. Hatte es damit zu tun, dass er Männer mehr als Frauen mochte? So wie sein Herr ihm das erklärt hatte.
"Es tut mir leid, dass ich so wenig weiß... ich muss kein Kammerdiener sein. Wenn ich bloß Lord Thorndall dienen kann", wandte Jonatan scheu ein. Er fürchtete, so ein Lehrer würde Jahre brauchen, um ihn auszubilden. Er wollte niemandes Zeit verschwenden.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 21. Nov 2022, 20:17

"Weder leisen noch schreiben?" stöhnte Kian und wandte sich noch im gehen zu dem hübschen Jüngling um, blieb abrupt auf dem Teppenabsatz stehen, so dass Jonatan prompt in ihn prallte. Instinktiv hielt Kian ihn sanft aber sicher an den Oberarmen fest. "Und kannst du auch mit den Zahlen umgehen? Kannst du rechnen? Das Ein mal Eins? Ach, ich sehe schon, dir muss noch vieles beigebracht werden. Wenigstens kannst du mit Tieren umgehen. Gut möglich, dass Hagen sich hier Hunde und Falken für die Jagd halten will. Deine Reitkunst werden wir ausbauen, damit du mit auf die Jagd kannst und zur Not auch über Hürden springen. Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass du auch noch nie bei einer Jagd dabei warst." Kian seufzte erneut.
"Natürlich musst du kämpfen können", schnaubte er. "Jeder Glacier kann kämpfen. Zum einen, um deinen Herrn zu beschützen, oder in deinem Fall dich selbst, damit Hagen das nicht auch noch übernehmen muss, solltet ihr einmal überfallen werden. Ausserdem wünscht die neue Territoriumskönigin, dass jeder Mann der achtzehn geworden ist, eine militärische Ausbildung geniesst." Was Kian für ausgemachten Schwachsinn hielt. Ein stehendes Heer war schön und gut, doch Glacia, die Dörfer in Glacia, brauchten ihre jungen Männer auf den Feldern. Wer bestellte diese, wenn alle Krieg spielen waren. Ausserdem war es nicht gut Bauern und andere Untergebenen mit Waffen auszurüsten. Das war nur gefährlich und überaus teuer.

"Natürlich musst du sein Kammerdiener werden", schalt er Jonatan, schnaubte empört, dass Jonatan daran dachte, diese Ehre abzulehnen. Auch wenn er es wohl nur vorschlug, damit er niemandem zur Last fiel. "Hagen wünscht, dass du sein Kammerdiener wirst. Also wirst du sein Kammerdiener. Ausserdem gibt es keinen anderen Beruf, wo du nur ihm alleine dienen kannst. Du könntest höchstens ein Stalljunge oder ein einfacher Diener sein. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass du dann ihm dienen kannst, ist sehr klein. Du wirst also entsprechend fleissig lernen, um Hagens Erwartungen mehr als nur zu erfüllen. Du wirst sie übertreffen."
Streng blickte er Jonatan in die Augen, bevor er forsch weiter ging. Sie verliessen die Dienstbotentreppe, bogen in einen Gang ein, folgten ihm, bis an dessen Ende. Dort stand eine der schweren Eichentüren offen. Eifrige Dienstmädchen gingen in das Zimmer ein und aus, schüttelten das Bett auf, putzten die Fenster, wischten Staub und irgend ein armer Diener musste den Kamin untersuchen. Kian hatte der Haushälterin vorhin schon Bescheid gegeben, dass Hagens Gemächer zurecht gemacht werden mussten.
Gemeinsam mit Jonatan betrat er diese nun. Sie gelangten erst in einen kleinen Vorraum, wo man Mäntel, schmutzige Schuhe, Waffen und dergleichen aufbewahren konnte. Eine kleine Türe führte da zur Seite Weg. Kian öffnete sie. Dahinter befand sich eine Kammer mit einem Bett, einem kleinen Schreibtisch, einem Schrank und einem Stuhl. Es gab sogar ein Fenster, von dem man den Hof der Burg und dahinter das weite Land sehen konnte. Sie befanden sich im Bergfried schon ziemlich weit oben. Neben dem Schrank standen auf dem Boden noch einige zusammengenagelte Bretter, die während den Winterstürmen benutzt werden konnten, um die Fenster abzudichten. Kian liess Jonatan eintreten und schloss die Türe hinter ihm.
"Hier wirst du schlafen", raunte er ihm nun wieder dicht hinter ihm stehend zu und fand es besonders Prickelnd, dass gleich ein Dienstmädchen hereinhuschen könnte. "So bist du immer schön nah bein deinerm Herrn, dass er zu jeder Tages und Nachtzeit auf deine Dienste zurück greifen kann, sollte ihm dabei sein." Sanft legte er Jonatan die Hände auf die Schultern, so dass er nicht fliehen konnte. "Frauenbesuch ist hier nicht erlaubt. Unter keinen Umständen. Und wage es nicht, deinen Herrn zu stören, indem du hier betrunken randalierst. Hier wirst du schlafen, arbeiten und lernen. Gütige Dunkelheit, du hast so viel noch zu lernen. Ich werde dir einen erfahrenen Kammerdiener zur Seite stellen, der dir alles über das Dienen beibringt. Bei mir wirst du alles andere lernen. Wie man auf seine Erscheinung achtet, wie man geht, steht, spricht, wenn es sein muss, sogar wie man atmet. Ich werde dir lesen, schreiben und rechnen beibringen, den Schwertkampf und die Reitkunst. Und wenn du fleissig genug lernst, bringe ich dir irgendwann bei, wie man ein Instrument spielt." Wobei du mein süsses Musikinstrument sein wirst.
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 21. Nov 2022, 20:20

Lord Leffen war überhaupt nicht begeistert davon wie wenig Jona konnte. Der Mann blieb plötzlich auf der Treppe stehen, so dass der Jüngling unversehens gegen ihn stieß. Hastig wollte er zurückweichen, als der Glacier ihn festhielt. Jonatan sah ihn aus klaren Augen an. Verwirrt und vollkommen ahnungslos. Er erwartete halb, dass der ältere Krieger ihn wegen seiner Unwissenheit schlagen würde.
"I-ich kann rechnen, Lord", sagte er schnell, froh wenigstens etwas zu können. Damit war es dann schnell wieder vorbei, als der Mann nach Ein mal Eins fragte. Was? Jonatans Blick spiegelte neuerliche Verwirrung wieder. Lord Leffen redete aber bereits weiter und erklärte, dass Hagen sich vielleicht Hunde und Falken für die Jagd halten würde.
Falken? Etwa Raubvögel? Der zarte Jüngling erblasste. Er konnte nicht mit Falken umgehen und nun schien der Lord vor ihm dies auch noch zu glauben.
"Ich habe meinen Vater einmal auf die Jagd begleitet", antwortete er auf die nächste Frage. Das war schon länger her und zu der Zeit gewesen, als die Königin von Winhill für ein Jahr den einfachen Bewohnern erlaubt hatte auch im Wald zu jagen, da es so viele Hirsche gegeben hatte. Also waren sie Rehe jagen gewesen, jedoch nur für eine Saison und danach war es gleich wieder verboten worden und nur die Försterin hatte weiterhin jagen dürfen. Und die Adeligen natürlich.
Zu einer Jagd zu gehen, war also eine große Ehre und Jona hätte zu gerne seinen Herrn begleitet.
Lord Leffen erwartete vorher aber noch viel mehr Können von dem jungen Bauerssohn. Er sollte kämpfen können, das könnte schließlich jeder Glacier.
"Ausserdem wünscht die neue Territoriumskönigin, dass jeder Mann der achtzehn geworden ist, eine militärische Ausbildung geniesst", fügte der Edelmann hinzu. Militärische Ausbildung? Wieso das denn? Aber er war 18, hieß das, er musste das auch machen? Jona würde schon gerne kämpfen können, er wollte nicht hilflos sein, obwohl das bei seinem hellen Juwel und seinem Status schnell passieren konnte.

Da immer deutlicher wurde wie wenig er konnte, wollte Jonatan schon schweren Herzens auf die Stelle als Kammerdiener verzichten, um sich so wie jeder andere hochzuarbeiten, doch Lord Leffen wollte davon nichs hören. Jonatan müsste allerdings fleißig lernen, damit sein Herr auch zufrieden mit ihm war.
"Ja, ganz bestimmt", versprach Jona ergeben und folgte dem älteren Glacier. Sie gelangten zu einem Flur, wo geschäftiges Treiben herrschte. Ob das die Zimmer seines Herrn waren? Es war alles so groß und nobel. Lord Leffen öffnete eine kleine Türe, die zu einer kleinen Kammer führte. Es war wesentlich schlichter eingerichtet und doch immer noch weit besser, als die winzige Kammer, die Jona in Linaka zur Untermiete bewohnt hatte. Diese Kammer hier hatte sogar ein Fenster.
Neugierig war Jonatan eingetreten, als er plötzlich Lord Leffens Stimmte hinter sich hörte, der die Türe hinter ihnen geschlossen hatte. Er legte Jona die Hände auf die Schultern, der Jüngling keuchte überrascht.
"So bist du immer schön nah bein deinerm Herrn, dass er zu jeder Tages und Nachtzeit auf deine Dienste zurück greifen kann, sollte ihm dabei sein", raunte der Mann. Jonatan musste wieder daran denken wo er die letzten Nächte verbracht hatte. Ob sein Herr ihn wirklich rufen würde? Deswegen? Obwohl er zu jung war...
Lord Leffen ermahnte ihn, dass er hier keine Mädchen empfangen dürfte und randalieren dürfte er ebenfalls nicht. "Ja, M'Lord", sagte Jonatan wieder gehorsam. Er würde bestimmt keinen Ärger machen.
"Ich werde dir einen erfahrenen Kammerdiener zur Seite stellen, der dir alles über das Dienen beibringt. Bei mir wirst du alles andere lernen."
"Das würdet ihr tun? Danke! Ich verspreche, ich strenge mich an!", erwiderte Jonatan aufgeregt. Der Lord wollte ihm sogar ein Musikinstrument beibringen, wenn Jona gut war. Der junge Krieger drehte sich um. "Und... was sollte ich jetzt tun?" Er hatte so gar keine Ahnung, war unsicher und dementsprechend sehr dankbar für Lord Leffens Anweisungen.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 21. Nov 2022, 20:40

Kian musste unwillkürlich schlucken, als Jonatan sich zu ihm umdrehte und ihn mit grossen, unglaublich blauen Augen von unten ergeben anschaute. Der Adlige bekam ganz weiche Knie und er musste sich beherrschen, den Jüngling nicht zu packen und heftig an sich zu ziehen. Gib dich mir hin und vergiss Hagen, dachte er wild. Es brauchte viel Selbstbeherrschung, dass er stattdessen zurück trat und die Kammertüre öffnete. Für einen Moment hatte es ganz so gewirkt, als wolle Kian ihn stürmisch in seine Arme ziehen und leidenschaftlich küssen. Diese glasklaren, blauen Augen brachten einem einfach um den Verstand.

"Nun, das will ich hoffen, dass du dich anstrengst", räusperte sich Kian und wartete, bis ein Schwarm Dienstmädchen an ihm vorbei in den Gang huschte. "Ansonsten wird dir auch deine Nähe zu Hagen nicht helfen. Komm mit." Er führte Jonatan durch den kleinen Vorraum in Hagens Stube. "Ich wünschte, du könntest alles aufschreiben. Das wäre sicherer, als so, wo du dir alles merken musst. Also pass gut auf. Das hier ist dein Reich. Hagens Stube, sein Bett und sein Bad. Dafür bist du verantwortlich, dass alles sauber und in einwandfreiem Zustand ist. Natürlich auch überall dort, wo dein Herr hingeht. Zum Beispiel, wenn du weisst, dass er in einem anderen Raum essen will. Dann hast du dafür zu sorgen, dass dort alles zu der Zufriedenheit deines Herrn ist. Die meiste Arbeit delegierst du natürlich. Das wäre alleine gar nicht zu schaffen. Doch der das Organisieren des Personal und dessen Arbeit liegt in deiner Verantwortung. Du stehst dafür gerade, wenn dein Herr nicht zufrieden ist. Ausserdem gibt es ein paar ganz spezielle Arbeiten, die nur du und niemand sonst erledigen kann.“

Kian führte Jonatan durch Hagens Wohnzimmer, gewährte ihm einen kurzen Blick in Hagens Schlafzimmer, bevor er ihm das Bad zeigte. „Die meisten Adeligen hier haben nichts dagegen, wenn ihr persönlicher Diener ihr Bad mitbenutzt“, folgten weitere Erklärungen. „Das ist jedoch nur gestattet, wenn dein Herr nicht mitbekommt, dass du es benutzt. Du darfst ihm niemals im Weg sein. Ansonsten benutzt du besser das Dienstbotenbad. Ausser für die heilenden Kräuterbäder, die Ani dir aufgetragen hat. Die wirst du hier nehmen müssen, da es im Dienstbotenbad keine Wanne hat, die für so etwas geeignet wäre. Am besten nimmst du gleich heute noch das erste, heisse Kräuterbad, wo ihr doch heute noch unterwegs gewesen seid.“ Kian ging zu einem niedrigen Schrank und öffnete die Türe. Darin sah man einen Leinensack.
„Hier kannst du die Wäsche deines Herrn reintun“, erklärte der Krieger. „Unten in der Wäscherei wirst du erfahren, wie du sie sortieren sollst. Aber pass auf, nicht jedes Kleidungsstück darf gewaschen werden, weil es sonst kaputt geht. Manche Sachen musst du auch einfach ausbürsten oder auslüften. Du darfst deinen eigenen kleinen Wäschesack auch hier reintun. Wir gehen nachher gleich in die Näherei und geben einen für dich in Auftrag. Du musst immer anständig angezogen sein und darfst nicht riechen. Schliesslich repräsentierst du deinen Herrn, doch sieh zu, dass du den Wäscherinnen nicht zuviel Arbeit machst und du nicht masslos wirst. Alles klar soweit? Gut. Dann gehen wir nun in die Wäscherei und anschliessend in die Schneiderei.“
Sie verliessen das Bad, um durch das Wohnzimmer in den Gang zu gehen. Doch in Hagens Stube wartete ein junges Mädchen, eine Heilerin, etwa in Jonatans Alter, welche den Jüngling nun auch neugierig musterte. In den Händen hielt sie verschiedene, feine Leinensäckchen vollgestopft mit duftenden Kräutern.
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 21. Nov 2022, 20:41

Wieder starrte ihn Lord Leffen länger an. Jonatan wusste nicht wieso, befürchtete weiterhin, dass der Mann unzufrieden mit ihm war und ihn vielleicht schlagen würde. Stattdessen öffnete der Edelmann die Türe wieder und wies ihn an, ihm zu folgen, ermahnte Jonatan dazu, gut aufzupassen. Sie gelangten in Hagens Zimmer, wo Lord Leffen gleich aufzählte auf was Jona als Kammerdiener alles zu achten hätte. Es war sehr viel und recht kompliziert für den unerfahrenen Jüngling. Er hatte nicht gewusst, dass er auch überall dorthin, wo sein Herr gehen würde, für Ordnung sorgen musste. Woher sollte er wissen, wo Lord Thorndall alles hinwollte? Gerade jetzt war sein Herr ganz woanders in der riesigen Burg und Jona wusste nichtmal wieso. Sollte er jetzt bei ihm sein und schauen, ob er etwas brauchte? Nur hätte Jona dann gar nicht gewusst wie er das Gewünschte bringen oder machen sollte. Er war ein ganz unfähiger Diener.
"Du stehst dafür gerade, wenn dein Herr nicht zufrieden ist. Ausserdem gibt es ein paar ganz spezielle Arbeiten, die nur du und niemand sonst erledigen kann", schärfte ihm Lord Leffen ein.
Ohje, hoffentlich bekam er das alles hin. "Was denn für spezielle Arbeiten, Lord Leffen?" Darüber sollte Jona sicher Bescheid wissen. Er huschte hinter dem älteren Krieger her, der bereits beim luxuriös eingerichtetem Bad war und Dinge dazu erklärte. Vor ein paar Wochen hatte der Bauernjunge nicht einmal gewusst wie man die Duschkräne bediente. Hier sah es sogar noch edler aus als in dem Hotel. Bestimmt dürfte Jonatan nicht in dieses Bad. Er würde sicher etwas kaputt machen.
Aber Lord Leffen wollte, dass Jonatan heute hier sein erstes Kräuterbad nahm.

"Ja, M'Lord." Der zarte Krieger trat zu dem Schrank, schaute hinein, dort wo die Wäsche hinein gehörte. Woher sollte er wissen welche Kleidungsstücke nicht gewaschen wurde? "Zeigt mir das dann Lord Thorndalls richtiger Kammerdiener?" Der, der hoffentlich dafür sorgen würde, dass Jonatan nicht so viel Unheil anrichtete.
"Du musst immer anständig angezogen sein und darfst nicht riechen. Schliesslich repräsentierst du deinen Herrn, doch sieh zu, dass du den Wäscherinnen nicht zuviel Arbeit machst und du nicht masslos wirst. Alles klar soweit?"
Jonatan nickte, aber gar nichts war klar. Er fühlte sich restlos überfordert. Ziemlich eingeschüchtern ging er schweigend hinter Lord Leffen her. Im Wohnzimmer stand eine junge Frau, die vorhin noch nicht da gewesen war.
Jona verneigte sich, während Lord Leffen das Gespräch übernahm. Es stellte sich heraus, dass sie geschickt worden war, um die Tees und Kräuterbadmischungen zu bringen. Scheu trat Jonatan näher.
"Danke sehr. Darf ich dir etwas abnehmen?" Unsicher streckte er seine Hand aus, ließ sie erst einmal wieder sinken. "Ich bin Jonatan Hjalte. Lord Hagens äh Thorndalls ähm.. Kammerdiener." Es klang sehr ungewohnt. "In Ausbildung", fügte er deshalb hinzu.
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Re: Thorndall

Beitragvon Kian » Mo 21. Nov 2022, 20:44

"Das ist von Herr zu Herr verschieden", erklärte Kian dem süssen, ahnungslosen Jüngling , dem er gerne Schauermärchen aufgetischt hätte. Merkwürdigerweise brachte er das einfach nicht fertig und hätte ihn gleichzeitig sehr gerne tröstend in den Arm genommen. Diese grossen, blauen Augen, die vor Überforderung nur so leuchteten, das war ja nicht zum Aushalten. "Das sind besondere Wünsche deines Herrn, die ihm so wichtig sind, dass es besser ist, du erledigst sie selber, um auch ja sicher zu sein, dass sie gut ausgeführt werden. Manchmal sind das auch Dinge oder Wünsche, die besser geheim bleiben sollen. Die musst du auch selber machen, damit noch mehr Leute davon erfahren."
In Hagens Fall war dies wohl, sich von ihm verführen und zwischendurch vernaschen lassen. Es wirkte jedoch so, als hätte er es bei Jonatan noch nicht versucht, denn er hatte vorhin nicht auf Kian Andeutungen reagiert. Als wäre der Jüngling noch unberührt. Dabei konnte er das kaum sein, mit seinen achtzehn Jahren. Ein hübscher Junge wie er, hatte da sicher schon eine Menge Erfahrungen gesammelt. Ein Wunder, dass er dabei so bescheiden und liebenswert hatte bleiben können. Erneut musste sich Kian von dem süssen Ablick losreissen, damit er ihm weiter erklären konnte, was er alles zu tun hatte.

"Lass dieses M'Lord", musste er schliesslich noch tadeln. "Das ist erstens eine Ansprache, die aus deinem Munde nur Hagen zusteht und zweitens ist sie zusammengenuschelt. Unsauber. Nichts was man aus dem Mund eines Kammerdieners der Thorndalls hören sollte." Sie Beide bekämen Ärger, wenn Jonatan ihn so in der Öffentlichkeit ansprach.
"Hagens anderer Kammerdiener, du wirst ihn nacher noch kennenlernen, wird dir alles über Stoffe beibringen, was du wissen musst. Er ist ein sehr guter Lehrer und hat schon viele Kammerdiener ausgebildet." Er zögerte, lächelte Jonatan dann aufmunternd zu. "Er kann manchmal etwas streng sein und auf seine alten Tage wird er zusehends griesgrämiger. Wenn er dir also einmal zusehr zusetzt, dann komm zu mir. Ich werde dir helfen." Ja, Kian würde helfen. Nicht Hagen.

Im Wohnzimmer wartete wartete ein Mädchen, die Hände voller Kräutersäckchen. "Ja?" fragte Kian , da es offensichtlich war, dass sie zu ihnen beiden wollte. Die Heilerin knickste vor ihnen und meldete, dass sie geschickt worden wäre, die Kräuter und Tees für den jungen Mann zu bringen, der eine Lungenentzündung gehabt hatte. Jonatan bedankte sich gleich süss und scheu dafür, trat zögerlich näher, streckte seine Hand aus, liess sie dann aber wieder sinken. Er war schon sehr niedlich.
"Ich bin Gundra Larons", antwortete die Heilerin interessiert lächelnd und kam neugierig näher. "Heilerin in Ausbildung", schäkerte sie. "Hmmm, ich denke schon, dass du mir etwas abnehmen könntest." Ihr Tonfall bekam etwas schnurrendes und Kian sah sich bemüssigt, einzuschreiten.
"Dann hast du nun sicher noch eine Menge zu lernen, Gundra", befand er streng und trat zwischen die zwei Turteltäubchen. "Danke,dass du die Sachen gebracht hast. Du darfst wieder gehen. Und Finger weg von Jonatan." Das Mädchen zog eine Schnute. "Husch! Oder muss ich deiner Lehrerin senden?"
"Nein, Lord Leffen." Hastig knickste sie erneut, schielte noch kurz zu Jonatan, bevor sie hastig das Weite suchte. Kian seufzte. Das würde noch was werden, wenn erst bekannt wurde, wie hübsch der neue Kammerdiener von Hagen war. Und auch Hagen sah umwerfend aus. Es würde in diesem Trakt aus unzähligen angeblichen Gründen nur so vor Frauen wimmeln.

"Hier nimm das", drückte er dem Jüngling seine Kräuter in die Hände. "Das hier heisst 'morgens' und das hier 'abends'", erklärte er die Zettel die an den Säckchen angebracht waren. "Und das hier ist das Kräuterbad mit dem Teeei. Ich zeige dir nacher, wie das funktioniert. Danach zeige ich dir, wie du dich um deine Hände kümmern musst. Jetzt bringe die Tees in dein Zimmer. Ich will jetzt mit dir in die Wäscherei gehen, dir da alles zeigen und sehen, dass wir Kleidung für dich organisieren können."
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Re: Thorndall

Beitragvon Jonatan » Mo 21. Nov 2022, 20:52

Gerne wollte Jonatan diese besonderen Wünsche seines Herrn erfüllen und es wäre schön, wenn wirklich nur er dies tun konnte. Aber irgendwie glaubte der Bauernjunge nicht so recht daran. Was sollte er können was nicht andere Diener hier tausendmal besser konnten? Oder meinte der Mann gar die Male, wo Lord Thorndall ihn so berührt hatte? Aber das hatte nicht zu seiner Arbeit gehört, sein Herr hatte das erklärt und nun wollte er ihn sowieso nicht mehr anfassen. Irgendwie fand Jonatan das schade. Es war hier alles so neu und einschüchternd und er hätte sich so gerne jede Nacht in die schützenden Arme des großen, mächtigen Adeligen geflüchtet. Auch wenn viele Leute sagten, dass Männer und Männer das nicht gemeinsam tun durften, dass es verderblich sei. Jonatan wollte nicht verderblich sein.
Lord Leffen wusste zum Glück nichts davon, vielleicht war das eines dieser Geheimnisse. Der ältere Krieger maßregelte ihn wieder, erklärte ihm, dass er nur Hagen mit 'M'Lord' ansprechen dürfte und das sowieso eine unsaubere Ansprache wäre. Jonatan wurde rot vor Scham, dass er schon wieder etwas falsch gemacht hatte.
"Ja, Lord Leffen", wisperte er leise aus Angst auch in seiner Antwort wäre etwas falsches versteckt. Gleich darauf bot Lord Leffen jedoch an, dass Jonatan zu ihm kommen sollte, wenn ihm der ältere Kammerdiener zu sehr zusetzen würde. Jona lächelte dankbar. Natürlich wollte er den Edelmann nicht stören. Der Jüngling war griesgrämige Arbeitgeber gewöhnt und dachte gar nicht daran sich deswegen je zu beschweren. Es war solches Glück, das er jetzt in den Diensten von Hagen Thorndall war. Das würde auch der Ausbilder nicht trüben können. Außerdem mussten Ausbilder ja auch streng sein. Damit alles richtig gemacht wurde.

Jonatan vergaß den Ausbilder erst einmal, als die junge Heilerin im Wohnzimmer auf sie wartete. Unbeholfen versuchte der Bauernjunge mit ihr zu reden. Das Mädchen erklärte, sie hieß Gundra Larons. Sie wäre auch noch in Ausbildung und Jonatan könnte ihr gerne etwas abnehmen. Der junge Krieger wollte ihr gleich die Päkchen abnehmen, als Lord Leffen dazwischen trat, ihr die Tees und Kräuter selbst abnahm und sie dann eiligst herausschickte. Jona verstand nicht, ob Gundra etwas falsch gemacht hatte, wagte aber auch nicht etwas dazu zu sagen. Er lächelte nur der Heilerin scheu zu, als sie noch einmal zu ihm sah bevor sie ging.
Lord Leffen gab ihm die Kräuterpäkchen und erklärte ihm was die Zettel zu sagen hatten. Jonatan versuchte es sich zu merken. "Ja, Lord Leffen", sagte er wieder artig, eilte schnell los und brachte die Päkchen in das Zimmer, was man ihm zugeteilt hatte. 'Sein Zimmer' hatte es der andere Krieger genannt. Das war noch ungewohnt für Jonatan. Er war irgendwie dankbar für all die Anweisungen des Lords, denn sonst hätte sich Jonatan rettungslos verloren gefühlt. Hoffentlich kam sein Herr bald wieder.
Zurück aus der Kammer, folgte Jona schnell Lord Leffen zu der Wäscherei.
"Danke, dass ihr mir das alles zeigt", bedankte sich Jonatan noch einmal.
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