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Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 17:26

Lia schien das alles völlig falsch zu verstehen und die Nachricht, dass sie nicht in ihrem Traum war sehr zu schockieren, denn sie blickte ihn fassungslos an, kuschelte sich auch nicht mehr an ihn. Der Tänzer spürte ihre aufkommende Panik. Viellleicht entsetzte sie, dass sie ihm das mit ihren Juwelen anvertraut hatte, obwohl sie noch nicht so weit gewesen war.
"Beruhige dich, Lia... ich dachte, du hättest es auch gespürt", wand er ein, "Und ich werde das was du gesagt hast bestimmt für mich behalten, wenn du es so willst. Niemand der anderen hat etwas hiervon mitbekommen."
Aber die Heilerin schien nicht mehr für seine Worte empfänglich zu sein, zischte, es hätte wohl nicht gereicht, dass Darken ihren Körper vergewaltigt hatte, nun hätte er auch noch ihren Geist vergewaltigt. Minan blickte sie getroffen an.
"Das ist nicht wahr. Ich hab dich nicht mit Absicht hierher gerufen. Es hat dir doch auch gefallen... das habe ich gespürt... Lia, lass uns in Ruhe darüber reden wenn wir beide wach sind...", bat er sie mit ruhiger liebevoller Stimme.

Die Dea al Mon wollte aber nicht mehr zuhören, sie blickte sich nur noch panisch in dem Raum um, forderte laut, dass er sie gehen lassen solle, nur vorher wollte sie noch Darken und Minan besuchen, hauptsache sie wolle weg von ihm. Der Tänzer blickte sie traurig an, schüttelte den Kopf.
"Es tut mir leid wenn du so fühlst, ich wollte nur bei dir sein", versuchte er sich zu erklären. Ja, womöglich hatte er sie teilweise verführt, so war eben seine Art, doch sie war auch nicht ganz unschuldig daran gewesen. Da verwandelte Lia sich plötzlich wieder zurück in die weiße Katze, kauerte sich zusammen und zog sich unter den Berg Kissen zurück, fauchte und knurrte drohend.
"Du kannst gehen wann immer du willst. Du musst dich nur auf deinen eigenen Geist, deinen Körper konzentrieren und den Wunsch wieder aufzuwachen", erklärte er. "Aber ich kann dich nicht zu Darken oder dem anderen Minan lassen", widersprach er. "Sie träumen keine schönen Träume... ich will nicht, dass du dich darin verlierst." Zum einen würde gerade Darken wahrscheinlich überhaupt nicht wollen, dass das ausgerechnet Lia sah und zum anderen wollte der Tänzer sie nicht allein noch tiefer in die Schichten seines zersplitterten Geistes lassen. Bei Eoshan war es anders gewesen, sie war eine ausgebildete Schwarze Witwe, hatte Einfluß nehmen können und selbst dann war es manchmal schwierig für sie gewesen. Liasanya dagegen... so aufgewühlt wie sie war und mit ausgebrannten Juwelen...
Minan seufzte. Es wat weh, dass sie nicht mehr bei ihm sein wollte. Also streckte er trotz allem vorsichtig die Hand nach ihr aus. "Beruhige dich... ich wollte dich nicht verletzen. Es hat dir doch auch Spaß gemacht und ich würde dir so gerne helfen", sprach er leise auf sie ein.

Sa 4. Feb 2023, 17:26

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 17:36

Ja natürlich hatte es ihr auch gefallen. Aber es musste ihre Entscheidung sein, wenn sie sich jemanden hingab und auslieferte. Das hier war alles andere als frei gewesen, denn sie hatte unter völlig falschen Annahmen mitgemacht. Und was war mit Merion. Sie wollte Minan und Merion doch nicht trennen, indem sie mit dem Tänzer schlief.

Der Prinz versuchte sie mit seiner hypnotischen, liebevollen Stimme zu besänftigen. Doch auch wenn sie normalerweise bei dem Klang seiner Stimme dahinschmolz, es auch dieses Mal tat, so machte es sie jetzt aber auch unglaublich wütend. Er versuchte es schon wieder. Schon wieder wollte er sie einlullen, damit sie das tat, was er von ihr wollte.

Sie war gerade einfach viel zu aufgewühlt und zu verwirrt, als dass sie einen klaren Gedanken fassen könnte. Sie realisierte auch den Schmerz nicht, den sie ihm mit ihren Worten zufügte. Später würde sie es wohl bereuen, aber jetzt hatte sie einfach nur Angst.
So klappte das mit dem sich auf ihren Körper und aufs Aufwachen konzentrieren auch überhaupt nicht. Ihre Gedanken rasten wild umher. Von Darken, zu Minan, zu ihren Juwelen und dann näherte sich auch schon Minans Hand, von dem sie gerade als allerletztes berührt werden wollte. Doch sie konnte sich auch nicht weiter in die Kissen zurück ziehen. So schnellte sie vor und grub ihre scharfen Zähne in seinen Daumenballen und ihre Krallen schlug sie in die weiche Haut seines Unterarmes.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 18:04

Es war wohl ein Fehler gewesen sie mit sanften Worten und seiner ausgestreckten Hand unter den Kissen hervorzulocken. Zwar erreichte der Tänzer das, aber nicht wie erhofft, dass Lia sich etwas ruhiger an ihn schmiegte und er ihr alles noch einmal erklären und sie besänftigten konnte. Im Gegenteil, sie schoss auf ihn zu wie ein wildgewordenes Fellknäuel mit Zähnen, die sie auch sofort in seine Hand vergrub, während ihre Krallen über seinen Unterarm kratzten und nicht loslassen wollten. Minan hatte immer noch an Darken gedacht zu dem Lia ja als nächstes wollte und dass er es ihr ja gezeigt hätte, wäre sie nicht so aufgewühlt, würde sie nicht alleine dort hinwollen ohne zu wissen was dort auf sie zukommen mochte. Er sog scharf die Luft ein, es war zwar nur ein Traum, aber in der Wirklichkeit schüttelte er nun wohl auch seinen Arm, was den Verletzungen gar nicht gut tat.
Minan versuchte die Katze loszubekommen. "Hör auf, Lia! Ich will dir doch nur helfen!", ermahnte er sie, überlegte schon, ob er sie ganz aus dem Traum verbannen sollte, damit sie aufgewacht hoffentlich ruhiger darüber reden konnte, als er seinen Arm so kräftig schüttelte, dass sie sich losriss und durch die Luft flog. Seine eigenen Gedanken über Darken, sie aus dem Traum verbannen und noch mehr waren so verworren, dass sich wie von selbst eine Öffnung zu Darkens Teil des Geistes bildete und die weißhaarige Katze dort hindurch fiel. "Lia!"

Darken trug nur eine enge Lederhose, ansonsten nichts. Seine Hände umgriffen fest einen Rundschild aus Stahl mit dem Motiv einer Spinne darauf und einem Breitsäbel in der anderen. Verbissen kreiste er seinen Gegner ein, einen Jungen im fast gleichen Alter, er war mit Speer und Turmschild bewaffnet. Sie befanden sich drinnen in einem großen Ballsaal, über ihnen leuchtete ein Kerzenlüster, im Hintergrund plätscherte lustvolle Musik und um sie herum standen oder saßen in edel bepolsterten Sesseln Männer und Frauen, alle teure Abendgaderobe und eine Maske vor den Augen tragend.
Der Prinz tauschte mit seinem Gegenüber einen raschen Schlagabtausch aus, beide hatten sie auf dem Rücken blutige Striemen, doch das kam nicht von ihren Waffen. Zwei Männer mit Peitschen standen an den Rändern, trieben sie ab und zu an wenn sie von selbst nachließen. Aber Darken versuchte alles andere auszublenden, sah nur die grauen Augen von Kaden, seinem Freund oder zumindest Leidensgenosse.
Wieder trafen sie aufeinander, pressten die Schilde gegeneinander, Stahl klirrte gegen Stahl ehe Darken sein Schild hochriss und Kaden damit eine heftige Breitseite verpasste, so dass es sein Gesicht herumriss und er Blut spuckte. Die Menge um sie herum applaudierte. Der Prinz setzte sofort nach, verpasste dem Zurücktaumelnden mit seinem Säbel einen tiefen Schnitt auf der Brust.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 18:20

Sie wollte sich nicht von ihm helfen lassen. Sie wollte fort von ihm. Noch rasch zu Darken und zu Minan, um sich zu verabschieden und dann wollte sie weg. Wenigstens gefiell ihm nun auch nicht, wie sie sich in seinen Arm verbiss. Geschah ihm Recht. Er sollte nur aufhören seinen Arm so heftig zu schütteln. Sie war zwar selbst als Katze noch eine starke Frau, aber lange würde sie sich nicht mehr halten können.

Da flog sie auch schon mit einem lauten Miauen durch die Luft. Auf einmal veränderte sich die Umgebung und Lia konnte einen Ballsaal erkennen. Und Darken war da. Am Kämpfen. Da landete sie auch schon im Gesicht eines Mann der gerade mit einer Peitsche den Jungen schlagen wollte, der gegen Darken kämpfte. Sie sahen beide so jung aus. Erneut biss und krallte sie heftig, wobei sie glaubte die Augen des Mannes erwischt zu haben.

Aber da wurde sie schon erneut durch die Luft geworfen, direkt auf Darken zu. Breitbeinig, grollend fauchend und mit gesträubtem Fell landete sie vor ihm. Einen Moment lang sahen sie sich an, aber da schlidderte sie auf dem glatten, vom Blut rutschigen Marmor zwischen seine Beine hindurch und kam erst hinter ihm wieder zum stehen, um den anderen Peitschenmann anzuknurren. Die Masken tragenden Zuschauer beachtete sie erst einmal nicht.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 18:22

Kaden versuchte sich gerade zu fangen und mit einem Gegenangriff zu antworten, Darkens Wucht dabei umzulenken, als aus heiterem Himmel eine weiße Katze im Gesicht von einer der Peitschenschwinger landete, ihn heftig kratzte und der Mann wild mit den Armen ruderte, brüllte und das Tier von sich zu reißen versuchte. Trotz dieser Ablenkung behielt der Prinz seinen Gegner weiterhin im Auge. Unter den Gästen brach leichte Unruhe aus und dann konnte auch Darken die Katze nicht mehr ignorieren, denn sie rutschte mit den Krallen scharrend über den glatten Marmor zwischen seinen Beinen durch bis zu dem Mann mit der anderen Peitsche, um nun auch ihn anzufauchen. Es wirkte fast so als würde ihnen diese seltsame Katze helfen wollen, was an sich schon so seltsam war.
Wer oder was auch immer ihm diese Ablenkung beschert hatte, Darken beschloss es genau jetzt auszunutzen. Er warf Kaden einen Blick zu, nickte in Richtung einer Gruppe Maskierter, die erschrocken zurückgewichen waren. So rannten die beiden Jungen mit ihren Waffen auf sie zu, Darken teilte Hiebe mit seinem Schild aus, verschaffte ihnen Freiraum und riss seinen Freund mit sich, um aus der Halle zu kommen.
Eine Machtkugel traf ihn heftig in den Rücken, doch er steckte den Schmerz einfach weg, humpelte mit Kaden weiter.

Mit purer Gewaltanstrengung und grober Anwendung der Kunst riss er mit seinem roten Juwelsplitter, den er noch hatte, ein Schild nieder, dass ihnen den Weg versperrte.
"Komm... wir habens gleich geschafft", sprach er Kaden Mut zu, zog ihn weiter, obwohl er selbst auch genug Schmerzen hatte. Der Junge schüttelte keuchend den Kopf.
"Ich kann nicht mehr... ich dachte, du tötest mich...", sagte er heiser, hielt sich die blutige Seite. Darken knurrte wütend.
"Damit du mich im Stich lässt? Oh nein. Komm jetzt", trieb er ihn an. Sie schafften es bis zu einem Nebengang, wo sie verschnauften und Darken sich an der Wand abstützte. Gleichzeitig sah er plötzlich die weiße Katze um die Ecke gehetzt kommen. "He... unsere Retterin." Das bedeutete aber wohl auch, dass die anderen nicht weit waren und... Talian würde sie bald aufgespürt haben. "Kaden, los reiß dich zusammen." Er stieß den anderen Jungen an.
"Ich wünschte, du hättest mich getötet..." Der andere schleppte sich ein paar Schritte weiter und Darken hatte plötzlich ein seltsames Gefühl wie als hätte er dies alles schon einmal erlebt. Nur... dass sie eigentlich nie die Chance gehabt hatten zu fliehen und Kaden wirklich gestorben war.
"Irgendetwas stimmt hier nicht..", bemerkte er.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 18:30

Das Rutschen über den Marmor hatte ihr gar nicht gefallen. Aber nun, wo sie wieder Halt hatte, griff sie den Peitschenmann ohne zu zögern an, als dieser ausholte um nach ihr zu schlagen. Blitzschnell raste sie auf ihn zu, krallte sich an ihm hoch und zerfetzte ihm zielsicher seine Halsschlagader. Nun war es vorbei, mit Darken quälen.
Dennoch sprang sie hastig von dem Mann weg, da sie nicht von seinem Blut vollgespritzt werden wollte. Trotzdem hatte sie nun rote Stiefelchen an. Auf einmal war ganz viel los. Darken kämpfte sie mit dem Jungen, den er gerade noch bekämpft hatte einen Weg in die Gänge frei und Lia verlor ihn vorerst aus dem Blick.
Aber nach einigem Füsse ausweichen, beissen, kratzen und Fauchen, war auch sie wieder frei und hetzte einen Gang entlang, wo sie Darken riechen konnte. Er roch nach Schweiss, Blut und Schmerzen, verbranntes Fleisch.
Schliesslich fand sie die beiden, wie sie sich heftig keuchend an einer Wand abstützten. Kaden, wie sie gerade erfuhr, beachtete sie nicht. Er war ja nur eine Traumgestalt. Zumindest nahm sie das an. Lia bezweifelte, dass Minan jemanden über die Grenze des Territoriums in seinen Traum hätte holen können. Das war unvorstellbar für sie.
So hoppelte sie auf Darken zu und betrachtete besorgt seinen Rücken. Maunzend strich sie ihm um die Beine. Er hatte wirklich sehr schreckliche Träume und sie verstand, weshalb er einen Schlaftrunk von ihr gewollt hatte. Zu gerne hätte sie ihn nun geheilt, aber das konnte sie ja nicht mehr.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 18:31

Die Katze sah so aus, als hätte sie auch ihren Teil vom Kampf gehabt. Kritisch betrachtete Darken die blutigen Pfotenabdrücke. Das war gar nicht gut, es würde die Maskierten gleich hierher führen. Vermutlich hielten die Dummen es für einen Teil des Festes und wie aufregend doch alles war. Aber es war nicht aufregend und auch kein Fest, es war sein verdammtes entsetzliches Leben. Nein... aber was stimmte dann daran nicht?
Das weiße Tier strich ihm um die Beine herum. "Ich hab jetzt keine Zeit zum Schmusen. Außerdem verrätst du uns", sagte er leise und hob die Katze hoch. Das Schild hatte er längst fallen gelassen, nur den Säbel wollte er nicht hergeben. So konnte er Kaden nur einen Tritt geben, damit jener sich aufrappelte. "Weiter. Dahinten muss irgendwo ein Ausgang sein." Wenn sie es erstmal raus aus der Villa schafften, runter vom Grundstück... mit der Katze im Arm hastete er weiter, seine Schmerzen ignorierend. Kaden stolperte hinter ihm her. Immer mal wieder probierte Darken Türen im Gang aus, aber entweder waren sie verschlossen oder führten nur in irgendwelche Salons oder Schlafzimmer. Es ging eine Treppe nach unten, ein weiterer Gang bis ihnen zwei Wächter entgegen traten.
"Genug jetzt! Ihr kommt mit uns mit!" Darken ließ die Katze fallen, trat mit dem Säbel angriffslustig auf die Wächter zu nur um im letzten Moment einen steilen Haken in den Nebengang zu schlagen und loszurennen, letzte Kräfte mobilisierend und in der Hoffnung Kaden käme nach.

Eine verschlossene Tür stellte dann vorerst das Ende ihrer Flucht da. Wütend warf sich Darken mehrmals dagegen, hörte das Brechen des Holzes und das Knacken seiner Schulter. Die Wächter hatten sie eingeholt, einer wollte ihn packen, aber der junge Prinz versuchte es abzuwehren. Die Freiheit war doch schon in greifbarer Nähe, er mußte nur noch über die Schwelle... er konnte die offene Ebene schon sehen.
"Oh... du ungezogener Bengel. Du weißt doch, dass ich es nicht mag, wenn du vor meinen Gästen so unhöflich bist." Talian stand am anderen Ende des Ganges, gekleidet in einem verführerischen schwarzen Kleid mit langen spitzenbesetzten Trompetenärmeln. Ihre Flügel waren leicht drohend ausgestreckt. Ohne zu Zögern schleuderte sie eine grüne Machtkugel nach ihm, die den Jungen aufkeuchend gegen die nächste Wand schleuderte. Er spuckte Blut, hob mühsam den Kopf und sah die weiße Katze. Was sollte die hier überhaupt? Ein weiterer Machtstoß warf seinen Körper herum, ließ ihn erzittern.
Nur ein Traum... hier war nie eine weiße Katze gewesen... aber er mußte trotzdem kämpfen, er wollte nicht aufgeben, er konnte Talian besiegen. Seine Hand umgriff fester den Säbel, er sprang auf, rannte auf die Eyrierin zu. Sie schwächte seinen Lauf ab in dem sie ihm abermals grüne Macht entgegenschleuderte, er taumelte, wankte. Talian ließ ein Messer erscheinen, warf es in seine Richtung, doch Darken konnte gerade noch so den Säbel hochreißen, die Waffe abwehren.
Dann rief sie drei dutzend Messer herbei, alle fast anklagend auf ihn zeigend. Sie rasten auf ihn zu wie ein tödlicher Regen. Die scharfen Klingen trieben tief in seine Haut, durchstachen ihn überall, tiefdunkles Blut pulste aus mehreren Wunden, rann ihm über die Lippen.
Mit höchster Anstrengung hob er sein Bein, machte noch einen letzten Schritt nach vorne ehe er in sich zusammenbrach und... starb.

Darken keuchte auf. Die Szenerie war in weißen Fetzen zerstoben, er schmeckte noch fast das Blut in seinem Mund, aber es war nicht mehr da. Er trug abgerissene Kleidung, hockte im Dunkeln und hörte draußen das Schaben und Kratzen wie von vielen Beinen, die um seinen Unterschlupf strichen, es abtasteten.
Vor ihm saß die weiße Katze. "Ich hab mal wieder vergessen, dass ich träume... das ist nicht sehr angenehm", bemerkte er bitter. Aber eigentlich wechselte nur er in einen neuen Traum, nicht irgendwelche Tiere oder Menschen, denn Kaden war auch nicht da.
"Das ist kein Ort für kleine weiße Katzen. Du solltest gehen", sagte er und begann bereits in der Dunkelheit umher zu tasten wo er war. Nur sein Körper zitterte noch leicht, er litt Phantomschmerzen von den vielen Messerstichen.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 18:43

Das letzte was sie wollte war mit Darken zu schmusen. Davon hatte sie ein für alle Mal die Nase voll. Sie war nur besorgt wegen seiner Verletzungen gewesen. So sträubte sie sich erst auch etwas, als Darken sie hochhob und schlug ihre Krallen in seinen Arm. Doch dann begann die Welt auf einmal heftig zu ruckeln, als Darken losrannte und ihr wurde übel.
Aber dann versperrte ihnen zwei Wächter den Weg und sie wurde fallen gelassen. Ein verdutztes brrt, entrang sich ihrer Kehle, als sie auf dem Boden landete. Der Prinz schlug auch schon einen Haken und Lia hastete ihm hinterher, bis ihnen eine geschlossene Türe den Weg versperrte. Davon lies er sich aber nicht abhalten, sondern warf sich mehrmals trotz seiner Wunden gegen die Türe, die tatsächlich zu splittern begann.
Doch dann begann der Albtraum erst richtig, denn eine grauenhafte Eyrierin tauchte auf und bewarf darken mit Energiekugeln und Messern. Voller Entsetzen stellte sich Lia ihr entgegen, grollte sich mit gebuckeltem Rücken und gebauschtem Fell entgegen. Nur konnte sie leider gar nichts ausrichten und so musste sie zusehen, wie Darken starb. Kläglich maunzend setzte sie sich auf seinen Rücken, tappste darauf herum und fuhr erneut ihre Krallen in seine Haut, um ihn dazu zu bewegen, nicht zu sterben. Es dauerte eine unglaublich schmerzahfte Weile, bis sie sich daran erinnerte, dass dies ja nur ein Traum war und Darken nichts passiert war.

Auf einmal waren sie irgenwo im Dunklen und man hörte von irgenwoher ein Schaben und Kratzen. Mit aufgestellten Ohren sah sie sich um, aber dann zählte erst einmal, dass Darken lebte. Laut schnurrend schmiegte sie sich an ihn und leckte ihm, mit ihrer rauen Zunge über den Hals. Danach setzte sie sich geziert vor ihn hin, schlang ihren Schwanz um ihre Pfoten und sah ihn mit grossen Augen an. Und wie bitteschön sollte sie gehen? Er war hier die Schwarze Witwe und ein Splitter von ihm, hatte sie in seine Träume geholt, um... nein, nicht daran denken. Nicht jetzt. Später. Vielleicht. Irgendwann.

Als der Prinz um sich tastete, wurde ihr schlagartig bewusst, wie sehr sie die Instinkte einer Katze übernommen hatte, denn ihr Spiel- und Jagdtrieb meldete sich heftig. Sie spannte sich an und das Ende ihres Schwanzes zuckte nervös. Dann schnellte sie vor und stürzte sich auf Darkens Hand, packte sie, biss hinein und liess sich zur Seite Fallen, so, dass sie hingebungsvoll mit seiner Hand spielen konnte und das ganze noch immer zufrieden schnurrend.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 18:45

"Himmel, geh runter von mir", wehrte er sich gegen die Katze, als sie sich an ihn schmiegte, über seinen Hals leckte. Die Katze hüpfte tatsächlich von ihm, saß danach direkt vor Darken und blickte ihn mit grünen arglosen Augen an wie als hätte sie sich nie daneben benommen. Was machte sie überhaupt in seinem Traum? Er hatte nie eine Katze als Haustier oder dergleichen gehabt und er war auch keine kleine Maus. Der Prinz beschloss das Tier zu ignorieren, er hatte wichtigere Probleme. Zum Beispiel zu ergründen wo er war und was dieses Schaben und Kratzen war, was er dumpf hörte. Es roch erdig und etwas nach Stein, war er in irgendeiner Höhle? Darken tastete sich vorwärts, als plötzlich die Katze vorschoss, ohne Vorwarnung in seine Hand biss und sich dann darum herumrollte, fast genüßlich mit den Krallen danach schlug und zufrieden schnurrte. Der Prinz verzog seine Miene kurz.
"Ich hab jetzt keine Zeit zum Spielen", zischte er. "Ich muss einen Ausweg finden..." Er brummelte vor sich hin, zog seine Hand zurück und schabte dann bei etwas von der Erde, um irgendwie wohin zu kommen, vorzugsweise an die Oberfläche. "Ich wette der Tänzer hat jetzt wieder seinen tollen Pixietraum und ich darf erneut die hundert beliebtesten Todesarten durchleben. Danke auch!", wetterte er gegen niemanden bestimmten, er wollte nur einfach seine Wut loswerden. Wenigstens hatte Minan die reelle Chance seine Albträume zu bekämpfen.

Weiter riss er Erdklumpen aus der Wand vor ihm bis er plötzlich Licht sah. Aber es lag nicht nur an seiner Graberei, die ganze Erde bebte leicht. Darken steckte vorsichtig den Kopf aus dem Loch und riss die Augen entsetzt auf. Alles schien riesengroß, die Grashalme um ihn herum ragten wie kleine Bäume in die Höhe und gerade stakte ein Käfer an ihm vorbei wie eine riesige behäbige Kutsche. Es war jedoch nicht das was ihn entsetzte. In der Ferne war ein umgefallener morscher Ast und darüber krabbelten nun gerade eine Menge Menge Ameisen, vertilgten alles was in ihrem Weg war.
Rasch zog Darken wieder den Kopf ein. Er würde eine Weile hierbleiben müssen bis die Horde Ameisen weitergezogen waren, überlegte er. Kritisch betrachtete er die Katze. "Hmm... das Größenverhältnis ist normal. Du mußt mit mir geschrumpft sein...", dachte er laut nach. Der Prinz streckte die Hand nach dem Tier aus und kraulte sie geistesabwesend hinter den Ohren. Seltsam... er hatte auch immer noch das Gefühl, dass sie nicht zum Traum gehöre. Er tätschelte der Katze den Kopf, während sie zusammengekauert in dem Loch warteten, die Erde bebte und wackelte weiterhin.
"Eoshan?", fragte er nach als ihm eine plötzliche Idee kam. Aber... sie hatten doch abgemacht, dass sie sich ausruhte. "Wollten wir uns nicht erst um die anderen Netze kümmern wenn es uns beiden besser geht, hm?", hakte er nach.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 18:49

Sie fand, dass er durchaus Zeit hätte, mit ihr zum Spielen. Schliesslich sassen sie hier im Dunklen und es gab nichts zu tun. Hier waren sie sicher vor diesem geflügelten Mosturm, das sich Eyrierin schimpfte. Trotzdem liess sie seine Hand los, als er sich zurück zog. Auch liess sie ihn weiter graben, ohne weiter an seinen Finger zu nagen. Auch wenn es sehr reizte. So beschloss sie ihm zu helfen zu graben. Das konnte sie eh viel besser als her. Allerdings kamen sie sich dabei ab und an in die quere und sie kratzte ihm über dir Finger. Diesmal ungewollt.
Darken wetterte derweil, dass der Tänzer jetzt bestimmt wieder so einen tollen Pxitraum hätte, während er auf verschiedenste Arten sterben musste. Lia wusste zwar nicht, was er damit meinte, aber sie knurrte zustimmend. Er hatte wirklich seinen Spass gehabt und eigentlich hatte sie Darken nur kurz Lebwohl sagen wollen. Doch Der Tänzer liess sie nun einfach hängen.

Schliesslich hatten sie ein Loch nach draussen geschaffen, durch das Darken seinen Kopf stecken konnte. Neugierig zwängte sie ihr eigenes Köpfchen an seinem Hals vorbei, um ebenfalls nach draussen zu gucken. Da war alles riesig gross. Verblüfft beobachtete sie den riesigen Käfer, der sich an ihnen vorbei schob. Aber trotz seiner Grösse juckte es sie, ihm hinterher zu jagen. Doch dann erblickte sie die gefrässigen Ameisen, die auf sie zudonnerten. Maunzen zog sie sich erst einmal wieder in die dunkle Höhle zurück. Genau wie Darken, der nun überlegte, dass sie mit ihm geschrumpft sei. Oder die Welt war einfach nur gewachsen.
Dabei kraulte er sie hinter ihren Ohren. Sie konnte gar nicht anders, als wieder genüsslich zu schnurren anzufangen. Es fühlte sich einfach zu gut an. Das machte sie wütend auf sich selber. Sie sollte sich nicht immer so von dem Prinzen einwickeln lassen. Aber als er ihren Kopf tätschelte und sie Eoshan nannte, schnappte sie erneut nach seinem Daumenballen und biss kräftig hinein. Nicht so dass es blutete und ihm weh tat, aber so um ihm zu verdeutlichen, dass sie nicht Eoshan war. Das hoffte sie zumindest, sonst würde sie einen anderen Weg finden müssen, ihm zu zeigen, wer sie war. Das mit den Netzen verstand sie nicht ganz. Aber was hiess, bis es ihnen besser ginge? Ging es Eoshan etwa schlecht?

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 18:55

Als Antwort bekam Darken nur einen heftigen Biss in seinen Daumenballen. "He, was soll das? Was hab ich dir getan?", fragte er verärgert. Eindeutig war das nicht Eoshan, außerdem hätte sie doch eine Form angenommen in der sie mit ihm hätte kommunizieren können. Der Prinz konzentrierte sich stärker, aber er hatte immer noch keine Kontrolle über seine Träume so dass er nicht genau erspüren konnte was es mit der seltsamen Katze auf sich hatte. "Frech bist du auf jeden Fall... und verspielt", stellte er grübelnd fest. Nein, der Tänzer konnte es doch unmöglich sein, das würde Darken ganz gewiss merken, sich kannte er mehr als gut. War es ein Fehler des verdammten Netzes? Hatte Eoshans Versuch doch Einfluss auf ihn gehabt?
Weiter kam er erstmal nicht darüber nachzudenken, denn die Erde bebte heftiger und kurz vor ihnen stach plötzlich ein haariges Spinnenbein durch den Boden. Darken rutschte mit der Katze rasch nach hinten, brachte sich in Sicherheit. Es war ja klar gewesen, dass es nicht lange friedlich bleiben würde, so waren seine Träume nie und Verstecken half selten, außerdem war es auch nicht seine Art.
"Sieht so aus als müssten wir uns etwas sicheres suchen." Denn kleine Erdbrocken fielen weiter ins Loch, während sich die große Spinne mit ihren riesigen langen Beinen versuchte sich freizuarbeiten. Darken kletterte aus dem entstandenen Spalt, nur um sich prompt einer Ameise in seiner Größe gegenüberstehen. Sie schnappte mit seinen Kieferzangen, die scharf wie Rasiermesser schienen, sofort nach ihm. Sich geschmeidig zur Seite werfend, wich der Prinz der Attacke aus, hetzte weiter. Es war besser eine erhöhte Position zu finden wo die vielen Ameisen nicht hinkamen. Haken schlagend rannte er weiter, entkam anderen Ameisen nur um beinahe von einem vorbeihüpfenden Grashüpfer aufgespießt zu werden.

Fluchend stolperte Darken über eine kleine Blattlaus, die die Größe eines kleinen runden Hundes hatte. Alle flohen scheinbar vor den ausschwärmenden Ameisen. Er sah Arbeiterinnen strategisch an den Flanken vorwärts strebend und Käfer oder anderes Getier anzugreifen, gemeinsam mit ihren Kollegginnen fachgerecht in verschiedene Segmente zu unterteilen und zurück zum Schwarm zu transportieren. Im Rennen griff er nach einem abgebrochenen Zweiglein, um sich zu verteidigen, doch schon die nächste Ameise zerbiss den Stock in ihren Kiefern wie als wäre es aus Stroh.
"Da rauf!", rief er als er eine in die Höhe strebende Wurzel erkannte. In dem Moment legte sich ein Schatten über ihn, jemand packte ihn am Kragen seines Hemdes und hob ihn in die Lüfte. Der Prinz schaffte es noch so gerade so die Katze, die zu ihm sprang, aufzunehmen und schützend an sich zu drücken.
"Uff, bist du schwer. Und was hats mit der Insektenwelt auf sich?", fragte eine melodische Stimme, die eindeutig nach dem Tänzer klang. Er war in einer feingliedrigen großen androgynen Gestalt mit der zarten hellgrünen Haut junger Sprößlinge und großen bunten Schmetterlingsflügeln.
"Nur um zu unterstreichen wie klein und unbedeutend ich bin", knurrte Darken, "Bring uns hier weg." Und dann wollte er gefälligst einige Erklärungen. Der Tänzer flog sie höher bis sie bei einem der unteren Äste angekommen waren und sich im Schatten einiger Blätter auf einem Zweig niederließen.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 19:03

Na was wohl? Was hat du mir getan? Schoss es ihr bitter durch den Kopf, als Darken verärgert danach fragte, nachdem sie ihn in den Daumeballen gebissen hatte. Doch dann blickte sie ihn wieder unschuldig und mit grossen Augen an, als er meinte, sie sei frech und verspielt. Könnten Katzen grinsen, könnte man wohl ihren momentanen Gesichtsausdruck als solchen bezeichnen. Wenigstens nannte er sie nicht mehr Eoshan, allerdings auch nicht Lia. So schmiegte sie sich schnurrend an seine Beine und schnappte nochmals nach ihm und zwar genau da, wo er sie gebissen hatte, als er sie vergewaltigt hatte. Vielleicht half ja das.

Dann hatten sie aber keine Zeit mehr für Vorstellungen, denn die Erde bebte heftiger und ein langes, haariges Spinnenbein, stach auf einmal in die Erde. Sie war ganz Darkens Meinung, dass sie sich ein anderes sicheres Plätzchen suchen sollten. Als die Spinne sich freikämpfte, tat sich ein Spalt auf, aus dem sie beide entwischten. Anschliessend begann eine hektische Jagd durch Baumgrosse Grässer an Läusen vorbei, die nun grösser waren als sie und auf einmal mussten sie einer riesigen Ameise ausweichen. Da half das trockene Zweiglein, welches sich Darken schnappte auch nicht, um sich zu verteidigen.
So wollten sie auf eine Wurzel fliehen, Da wurde Darken von einem grünen... Dingens gepackt und in die Luft gehoben. Gerade noch rechtzeitig fischte der Krieger sie auf, als sie auf ihn zuhechtete und drückte sie schützend an sich. Das fühlte sich ja so gut an. Ihr Herz raste wie verrückt, was ganz bestimmt nicht an der Jagd lag.

Als das grüne Ding, das sie gerade nicht sehen konnte, sprach, erkannte sie an der melodischen Stimme den Tänzer, was sofort wieder ein tiefes grollen ihrer Kehle entlockte. Sobald sie auf einem Zweig eines Baumes gelandet waren, entwand sie sich Darkens Arme und ging auf Abstand, musterte die beiden misstrauisch. Der Tänzer sollte sie nur weiter bringen, sie nicht verfolgen.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 19:04

Die Katze sprang von seinen Armen, nachdem sie gelandet waren und auch Darken machte sich von dem Tänzer los. "So, darf man fragen was du hier machst? Hat das zufällig mit-", setzte Darken an, als sein anderer Splitter schon einen Schritt auf die weiße Katze zumachte.
"Lia, es tut mir leid, es war ein Versehen, dass du hier gelandet bist. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle, weißt du, die letzten Tage waren sehr anstrengend und die Grenzen zwischen den Träumen-", fing jener an zu erklären. Darken kniff die Augen kritisch zusammen, betrachtete das Tier in völlig neuem Licht.
"DAS ist Lia?", unterbrach er Minan. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Allerdings kam das freche Verhalten der Katze gut hin. "Kann mich mal jemand gefälligst aufklären?!", verlangte er wütend zu wissen. Der Tänzer legte die bunten Flügel zusammen, wandte sich in seiner filigranen Gestalt zu Darken um. Seine übergroßen dunklen Augen wirkten traurig.
"Ach, es ist alles meine Schuld. Ich... habe so intensiv von ihr geträumt, dass sie plötzlich wirklich mit ihrem Geist in meinem Traum auftauchte, ich muss ihr einen Zugang ermöglicht haben. Aus Versehen..." Der Tänzer wich einen vorsichtigen Schritt zurück, weil Darkens Gesicht nun offen seine Wut widerspiegelte.
"Du hast was?", knurrte er. Noch immer konnte er nicht so recht glauben, dass die Katze tatsächlich Lia sein sollte, aber es mußte stimmen, denn wenn er sich stark konzentrierte konnte er ihre Signatur auch endlich einordnen. "Bist du von Sinnen?! Und was macht sie hier? Du kannst froh sein, dass ich einen meiner harmloseren Träume hatte!" Er hatte nie gewollt, dass Lia überhaupt was davon mitbekam und zum Glück hatte er nichts davon geträumt wie er vergewaltigt worden war.

"Es war ein Versehen. Das müßt ihr beide mir glauben. Ich hab mich nur nach dir gesehnt, Lia und ich dachte, du willst es auch. Es war doch schön..." Der Tänzer hob beschwichtigend seine Hände. Jedoch hatte er wohl absolut nicht damit gerechnet, dass Darken sich plötzlich auf ihn stürzte und ihn niederschlug.
"Du hast mit ihr geschlafen?! Kannst du vielleicht auch ein einziges Mal mit deinem Hirn denken und nicht mit deinem Schwanz?!" Der Prinz hatte ihn mit zu Fall gebracht, hieb ihn zornig und außer sich ins Gesicht.
"Es war doch nur ein Traum." Minan versuchte sich zu wehren, so rangelten die beiden Splitter bald miteinander, drohten fast von dem Ast zu fallen.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 19:16

Natürlich war sie es. Sie setzte diesen leicht arroganten Katzenausdruck auf. Das hatte sie ihm doch schon die ganze Zeit versucht zu sagen. Aber Darken war wie immer so sehr mit sich selber beschäftigt, dass er nicht zuhörte. Na ja, um fair zu bleiben, bei diesen Albträumen konnte man ja auch schlecht richtig nachdenken und zuhören.

Der Tänzer kam auch gleich auf sie zu und deckte sie mit Auflüchten und leeren Worten zu. Sie glaubte ihm nicht. Wollte ihm nicht glauben, weil ihr das alles viel zu viel wurde. So sträubte sie erneut ihr Fell und zog sich tief knurrend weiter zurück. Dabei wich sie auf dem Ast immer weiter zurück, bis es einfach nicht mehr ging und die Zweige zu dünn für ihr Gewicht wurden. Allgemein bog sich der Ast schon schwer.

Allerdings wäre das Zurückweichen gar nicht notwendig gewesen, denn nun wo Darken mitbekommen hatte, dass der Tänzer mit ihr geschlafen hatte, wurde er so richtig wütend und fing eine Schlägerei mit seinem anderen ich an. Dabei sollte er sich mal nicht so anstellen, fand Lia. Er war ja keine Spur besser. Er hatte sie genau so missbraucht.

Was ihr aber mehr Sorgen machte, war, dass durch die Keilerei der Zweig heftig zu wanken und zu schaukeln begonnen hatte. Mehr und mehr verlor sie den Halt und sie miaute laut, damit diese beiden Idioten mir ihrem Gerangel aufhörten. Doch sie hörten nicht und dann war es zu spät. Sie versuchte sich noch mit einem gewagtem Sprung nach vorne in Sicherheit zu bringen. Zwar erreichte sie mit ihren Vorderpfoten noch den Ast, doch sie rutschte ab und fiel mit einem Schrei, der nur zu menschlich klang. Während sie auf diese riesige Grashalme zustürzte, die ihr gerade wie Messerklingen erschienen. Voller Schrecken kamen ihr die Bilder hoch, als sie damals im Regen vom Baum gefallen und beinahe gestorben war.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 19:17

Darken und der Tänzer waren noch so beschäftigt sich zu prügeln, wobei es mehr Darken war, der zuschlug und Minan, der sich bemühte zu verteidigen, dass sie zunächst gar nicht das Miauen der Katze hörten bis es zu spät war und der Zweig so stark wackelte, dass Lia abrutschte und herunter fiel. Darken stürzte zum Rand des Astes.
"Schnell, tu doch was!", herrschte er den Tänzer an, der sich mit zerknickten Flügeln aufrappelte.
"Das ist dein Traum, noch dazu hat er ein Netz, ich hab hier nicht so viel Einfluß", entgegnete Minan, aber dann schien ihm doch eine Idee zu kommen, denn er schloss die Augen konzentrierte sich stark. Kurz bevor die Katze von den Grashalmen aufgespießt wurde oder am Waldboden zerschmetterte, erschien ein dunkles Loch mitten in der Luft in dem Lia verschwand.

"Ich bin nicht da, ich bin nicht da, ich bin nicht da..." Minan hatte sich zusammengekauert, sagte sich die gleichen Worte immer wieder vor wie ein Mantra, als ob es helfen würde und er wirklich nicht da wäre. Ein bißchen tat es das auch, denn bisher hatte Talian ihn nicht wiedergefunden. Er war in einem Kleiderschrank versteckt, zwischen Abendgarderobe und Reizwäsche seiner Mutter. Plötzlich hörte er es in der Dunkelheit rascheln und war das nicht ein klägliches Maunzen gewesen? Der Junge legte seine Flügel fest an, krabbelte im Schrank etwas vorwärts. Sein Gesicht und seine Brust waren mit blutigen Schnitten übersät, er war nackt außer einem Tuch, das er sich um die Hüften gewickelt hatte. Auch hatte er Kratzer an Hand- und Fußgelenken wie als hätte man ihn dort mit Dornen gefesselt. "Hallo?", fragte er nervös und ängstlich. Vorsichtig hob er einen Hut und einen Mantel beiseite als er eine weiße Katze entdeckte. "Awwww... wo kommst du denn her?", flüsterte Minan. Von einer Katze hatte er überhaupt nichts gewußt. Behutsam streckte er die Hände aus und streichelte über ihr weiches Fell.
Plötzlich hörte er draußen das Knarren der Holzbohlen, sah bei der Ritze zwischen Schrank und Boden den Schatten einer Person. Rasch kauerte Minan sich tiefer in die Ecke, kniff ganz fest die Augen zu und hoffte, er bliebe unentdeckt. Sein ganzer schmächtiger Körper zitterte wie Espenlaub und er legte die dunklen Flügel wie ein Schutz um sich. Er war nicht da, er war nicht da...

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 19:22

Anstatt von den Grasmessern aufgespiest zu werden, spürte sie auf einmal Stoff um sich, an den sie sich insinktiv krallte. Es war ein lautes Ratschen zu hören, als der Stoff riss. Dennoch landete sie relativ weich und sicher auf dem Boden. Allerdings prasselten danach einige Kleidungsstücke auf sie nieder. Doch das war zu überleben.
Nachdem sie wieder einigermassen bei sich war, hörte sie Minan leise vor sich hinflüstern, dass er nicht da sei, welches auf einmal verstummte. Nach einem ängstlichen Hallo? wurde sie auch schon aus den Kleidern ausgegraben und wurde sanft streichelnd von ihm begrüsst.
Erneut machte ihr Körper ihr einen Strich durch ihre Selbstbeherrschung. Viel zu sehr sehnte sie sich nach den Berührungen von Minan und so schmiegte sie sich wie von selbst in seine Hand und fing an zu schnurren.
Da war draussen, wohl ausserhalb des Kleiderschrankes ein Knarren zu hören und Minan zog sich tiefer in den Schatten zurück. Sein Körper zitterte vor Angst und seine wunderschönen Flügel, die sie zum ersten Mal sah. Sie waren wirklich unglaublich schön und passten perfekt zu ihm. Sie konnte seine Furcht regelrecht riechen. So eilte sie auch gleich zu ihm, schmiegte sich tröstend an ihn und leckte ihm über seine Wange. Sie würde ihn beschützen. Irgendwie. Gerade war es vergessen, dass sie sich nur von ihm hatte verabschieden wollen.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 19:27

Während er kaum wagte zu atmen und sein Herz wie wild klopfte, kam plötzlich die Katze zu ihm. Jedenfalls spürte er ihre tapsigen Pfoten auf seinem Schoß, wie sie sich reckte und dann über seine Wange leckte. Es war irgendwie tröstend, obwohl Minan noch zitterte, streichelte er die Katze weiter, hielt nur die Augen geschlossen, konzentrierte sich fest darauf, dass Talian ihn nicht spürte. Trotzdem kam sie näher zum Kleiderschrank, riss die Türen prüfend auf. Sein Herz machte einen entsetzten Satz, er zog die Schultern und Flügel noch enger an, presste die Lippen fest aufeinander, dass kein verräterisches Geräusch ihn entlarvte. Einen langen bangen Moment starrte Talian in das dunkle Innere des Schrankes ehe sie ihn wieder schloss und den Raum verließ. Selbst danach wagte der Junge immer noch nicht zu atmen, es dauerte lange bis er sich zumindest ein wenig entspannen konnte.
Zögerlich streichelte er die weiße Katze. "Du bist nicht von hier...", fiel ihm leise wispernd auf. Irgendwie kam ihm die weiße Katze auch bekannt vor, sie war niedlich und er hatte keine Angst vor ihr, selbst nicht als sie ihm die Wange geleckt hatte. "Es ist gar nicht gut hier zu sein. Wie bringen wir dich nur wieder hier raus? Du darfst gar nicht hier sein." Das spürte er, die Katze gehörte nicht hierher.

Der Prinz wollte ihr trotzdem helfen, nur traute er sich auch nicht aus seinem Versteck. Er seufzte leise. "Alles ist so schwer... ich mag nicht hier sein... jetzt wo das Netz nicht mehr da ist, sollte ich meine Albträume bekämpfen können, aber es ist so furchtbar furchtbar schwer und ich hab immer noch so viel Angst. Ich kann bisher nur kleine Dinge verändern", klagte er sein Leid, weil niemand sonst da war. Minan konzentrierte sich und rief einen schillernden weißen Schmetterling herbei. "Ich wünschte, Eoshan wäre wieder hier oder die anderen." Er legte sich auf den Boden, rollte sich zusammen und umarmte dabei die Katze, weil er wirklich gerade Trost brauchte.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 20:32

Sie schmeckte Blut, als sie ihm über die Wange geleckt hatte und gleich darauf spürte sie auch, dass Minans Gesicht ja vollkommen zerschnitten war. Besorgt leckte sie weiter über die Wunden, so als ob sie sie damit heilen oder zumindest weglecken könnte. Ohne ihre Juwelen konnte sie das ja nicht. Aber Katzen taten das nun einmal und wenn Minan daran glaubte, dann würden die Verletzungen vielleicht verschwinden. Es war ja sein Traum.
Doch als die Türe zu dem Kleiderschrank geöffnet wurde, kauerte Minan sich noch mehr zusammen. Es war eindeutig, dass er nicht gefunden werden wollte. So zog sie sich in die Dunkelheit unter seinen Flügeln zurück. Eng an ihn gepresst, blieb sie angespannt und ruhig versteckt. Dabei konnte sie spüren, dass er auch Verletzungen auf seiner Brust hatte. Er hingegen würde nun wohl von ihr spüren können, dass sie bereit war, den für sie gerade unsichtbaren Feind anzugreifen, sollte er sich Minan zu sehr nähern.

Aber schliesslich war auch der Schreckensmoment vorbei und sie kuschelte sich friedlich auf seinen Schoss. Bei Minan dauerte es jedoch noch eine ganze Weile, bis auch er sich wieder entspannte. Doch dann begann er sie zu streicheln. Sie konnte nicht anders, als genüsslich und ausgiebig zu schnurren. So laut, dass sie beinahe Minans gewisperte Worte übertönte.
Er hatte recht, allerdings konnte sie ihm schlecht zustimmen, oder ihm etwas erklären. So leckte sie ihm mit ihrer rauen Zunge über seine Wunden auf der Brust, damit auch diese schneller heilten. Doch sie hörte ihm zu und gab verschiedene Maunzgeräusche von sich, um ihm das zu verdeutlichen. So gerne hätte sie ihm richtig zugehört, ihn in die Arme genommen und ihn getröstet.
Nur einmal wurde sie von ihrer Tätigkeit abgelenkt, als der Prinz einen schillernden, weissen Schmetterling erschuff. Er war wunderschön, glitzerte so herrlich und es liess sich ganz bestimmt gut mit ihm spielen. Für einen Moment überwogen die Instinkte der Katze und sie streckte ihre Pfötchen nach ihm aus, aber natürlich erwischte sie ihn nicht.
Minan hatte sich inzwischen auf dem Boden zusammen gerollt und Lia kam gleich wieder besorgt zu ihm, schnurrte ihm lautstark ins Ohr und liess sich danach von ihm umarmen. Innig kuschelte sie sich an ihn, leckte ihn zärtlich und schnurrte hingebungsvoll. Von ihr aus brauchten die anderen gar nicht zu kommen. Sie fand es gerade sehr schön, wie es war. Wenn die anderen kämen, kämen auch die Erinnerungen wieder, die sie nicht haben wollte. Bei Minan nicht, denn er hatte ihr so etwas nicht angetan.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 20:34

Die Katze kam von selbst zu ihm, schmiegte sich schnurrend so dicht an ihn, dass ihre Schnurhaare ihn leicht kitzelten und Minan leise kichern mußte. Erschrocken über seinen eigenen Laut, hielt er direkt danach angespannt den Atem an, ob jemand ihn gehört hatte. Eine Weile verging, doch niemand kam und so traute er sich die Katze weiterzustreicheln.
"Du bist schön... ich würd gern öfter von etwas schönem träumen", flüsterte er. "Aber das tue ich nie... es ist so schwer." Der Junge schloss die Augen, kuschelte sich an das weiche Tier, selbst wenn sie von seiner Brust ein blutiges Fell bekam. Einen seiner Flügel fächerte er über sie schützend aus wie ein kleines Dach. Da hörte er gedämpft wieder Schritte, das Holz knarzte.
"Vögelchen?", ertönte Talians Stimme, "Ich weiß genau, dass du hier bist, aber jetzt hast du genug Verstecken gespielt. Es Zeit etwas anderes zu spielen...", flötete sie und noch bevor sie die Schranktüren aufriss, wußte Minan, dass sie ihn gefunden hatte. Angstvoll kauerte er sich trotzdem noch mehr zusammen, er wollte nichts anderes spielen, er hasste ihre Spiele. Ihre Gestalt ragte drohend zwischen der Öffnung der Schranktüren auf. Sein Herz schlug ihm bis zum Holz.
"Nein, ich will nicht wieder spielen!", schrie er, da sie ihn ohnehin entdeckt hatte. "Ich hasse deine Spiele!"
"Wie ungezogen von dir. Ich werde-", fing Talian an, doch ihre nächsten Worte gingen in einem Gurgeln unter, sie fasste sich an dem blutigen Hals wo Darken seine Hand sanft und langsam zurückzog wie als hätte er sie dort nur gestreichelt.

"Du hast vergessen, dass er niemals allein ist, Schlampe", entgegnete Darken kalt, seine Augen voller immensen Hass. Talian kippte zur Seite, erstickte an ihrem eigenen Blut, das ihr aus dem Mund rann. In der Schranktüre erschienen nun Darken und der Tänzer, wobei jener in einer seltsamen grünen Gestalt mit Schmetterlingsflügeln war und Darken nur einen Arm hatte, während seine linke Seite voller Blut war.
"Was... was ist mit deinem Arm passiert? Warum seid ihr hier?", fragte Minan laut atmend, weil er sich von dem Schrecken immer noch nicht erholt hatte.
"Das war eine Ameise und ist eine lange Geschichte. Nein, eigentlich ist sie gar nicht so lang, er wurde mir abgebissen. Die Variante hatte ich schon oft, aber noch nie von einer Ameise", knurrte Darken, sein Atem war eisig. Der Tänzer trat vor, blickte in den Schrank hinein.
"Es tut mir leid. Wir sind hier, um dich zurückzuschicken", fing er an. Minan sah verwirrt zurück.

Re: Lias Träume

Sa 4. Feb 2023, 20:37

Es war schön zu hören, wie Minan kicherte. Selbst wenn er danach rasch wieder verstummte, aus Angst er könne entdeckt werden. Doch nach einer Weile beruhigte er sich dann auch wieder und meinte, sie sei schön und er würde gerne öfters von etwas schönem träumen. Das gefiel Lia, auch wenn sie bezweifelte, dass er wirklich sie meinte, da er ja nicht wusste, dass sie eine Dea al Mon war, sondern sie nur als Katze sah.
Sie hätte es ihm gerne gesagt, doch sie wusste nicht wie. Lia war so verwirrt von dem was der Tänzer ihr gesagt hatte, dass sie irgendwie in dieser Gestalt gefangen war. Da fächerte Minan aber auch schon einen seiner Flügel aus und legte ihn schützend wie ein kleines Dach über sie. Inzwischen hatte er auch wieder begonnen sie zu streicheln. Lia wusste kaum mehr wohin mit der Wöhle. Das fühlte sich so gut an. So streckte sie sich ausgiebig und kuschelte sich zufrieden an ihn.

Nur fand sie das Monster viel zu früh und diesmal schien es endgültig zu sein, denn Minan schrie, dass er nicht spielen wolle, da er ihre Spiele hasse. Lias hatten ihm gefallen, dachte sie voller Genugtuung. Dann krabbelte sie unter seinem Flügel hervor und stellte sich der Albtraumkreatur mit einem tiefen Grollen entgegen. Sie würde nicht an ihr vorbei kommen, um Minan weh zu tun.

Doch das war gar nicht nötig, denn auf einmal erschienen Darken, der diese Eyrierin umbrachte. War das Minans Mutter? Allerdings hatte er nur noch einen Arm und blutete stark. Gerne hätte sie es geheilt, aber sie konnte ja nicht mehr. Sie hatte Darken gewarnt. Aber er... er hatte total lieb gemeint, er würde Kraft für sie beide haben.
Dann aber trat der Tänzer vor und blickte in den Schrank. Instinktiv zog Lia sich zurück unter Minans Flügel und ihr Herz raste. Sie wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte. Ausserdem würde er den anderen jetzt sagen, was passiert war und sie wusste nicht, ob ihr das recht. Sie... sie wollte einfach nur ganz weit weg von ihm und den Erinnerungen.
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