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Das Ende der Spinnenkönigin





Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 16:34

Doch das Zupfen an seinem Geist wollte einfach nicht aufhören, hielt sich hartnäckig und wurde immer stärker. Unwillkürlich musste Kosta dabei an Zucker denken. Dabei wollte er doch ausgerechnet weder an Zucker, Minan oder gar Eneas denken. Dennoch schien es so, als wolle Zucker ihm durch dichten Nebel, durch dicke Wände etwas zurufen. Hartnäckig und drängend. So intensiv, dass Kosta doch nicht umhin kam, sich darauf zu konzentrieren und zu versuchen zu verstehen, um was es denn ging. Leider begriff Ranard bedeutend schneller als er, was Zucker von ihm wollte. Ungeniert hatte er den ungeschützten Speerfaden einfach abgehört.

"Was soll das heissen, sie müssen hier weg?" fragte Ranard dunkel und doch überrascht. Verwirrt zog er seine Finger aus Kosta zurück.
"Häh?" fragte Kosta überrascht und absolut unerotisch zurück. Recht ungraziös liess er seinen Hintern wieder zurück auf dei Matratze sinken, stellte die Füsse ebenfalls darauf, so dass seine Beine gespreizt und angewinkelt waren.
"Warum sendet dir dein Gefangener, dass du zum Labor kommen sollst?" wollte der Kerkermeister grollend wissen. Stechend blickte er ihn an. "Die Schwarze Witwe im Labor, die kann doch niemanden umgebracht haben. Soll das ein schlechter Scherz sein? Warum sendet dir der Gefangene, dass sie jetzt ausbrechen werden? Sprich und lüg mich nicht an." Ranards Hand schnellte vor und schloss sich eisern um Kostas Hals, der mit weit aufgerissenen Augen erschrocken aufkeuchte.
"Ranard, ich..." Beim Feuer der Hölle, was war da passiert? Minan hatte jemanden getötet? Wie? Aber, dass Zucker fliehen konnte, das wusste er zu genau. War er etwa ungeduldig geworden? Vertraute er ihm nicht? Womit der Prinz nur recht hätte. Doch warum sandte er ihm dann? Es hatte drängend geklungen. Er wirkte ehrlich besorgt um Minan und wenn der tatsächlich jemanden umgebracht hatte...
"Keine Ausflüchte", drohte Ranard ihm wütend, schüttelte ihn und würgte ihn heftiger. Riss ihn so aus seinen hektischen Gedanken. Kosta bekam kaum noch Blut in sein Gehirn. Er sah nur noch Ranard und alles schien auf einmal ganz langsam abzulaufen. Um so mehr gab er sich Mühe, blitzschnell zu reagieren. Abrupt schlang er seine Beine um Ranards Taille, riss ihn zu sich und klemmte dessen Niere in der Beinschere ein. Gleichzeitig liess er mit seinem grünen Juwel in jeder Hand einen Dolch erscheinen. Rasend schnell stach er zu. Angetrieben von seinem Adrenalin und seiner Gewissheit, dass alles vorbei sein würde, wenn er nicht schnell genug war. Die Klingen verstärkt mit seiner grünen Kraft, drang eine butterweich in Ranards Schläfe ein, um so sein Gehirn zu zerstören. Die Andere bohrte sich in dessen Hals, nur für den Fall, dass die andere Klinge nicht getroffen hätte.
Dann stand für einen Moment lang die Zeit still. Kosta sah nur noch Ranards Gesicht. Seine Verwunderung über Kostas Angriff, die Verblüffung, dass es tatsächlich geklappt hatte und dann war da noch die Enttäuschung über den Verrat, den sein Spielgefährte an ihm begangen hatte. Sie hatten einander doch gemocht. Sie hatten doch viel Spass miteinander getan. Warum tat Kosta ihm das an?

Mit einem erschrockenen Aufschrei riss Kosta seine Dolche wieder aus dem Fleisch des Riesen, um diesen erschütternden Anblick nicht länger ertragen zu müssen. Augenblicklich wurde er mit viel Blut überschüttet, als stände er unter der Dusche. Es war ekelhaft. Kosta kniff gerade noch rechtzeitig die Augen zu und hielt die Luft an. Ranards eiserner Griff um seinen Hals löste sich. Dann sackte der Riese tot auf ihm zusammen. Es trieb Kosta pfeiffend die Luft aus den Lungen und er brauchte die Hilfe der Kunst, um das Gewicht des Kriegers von sich zu bekommen. Beim Feuer der Hölle. Was hatte er nur getan? Er hatte alles verraten. Prinz Asar! Er musste sofort mit dem Gegenmittel von hier fort.
*Prinz Asar! Ihr reist sofort ab?* sandte er ihm scheinbar verwundert, nachdem er ihn lokalisiert hatte. Hoffentlich war er tatsächlich so alleine, wie es sich anfühlte. Sicherheitshalber sandte er ihm etwas, was eigentlich als sehr harmlos gelten konnte, wenn man es belauste. *Bitte. Warum wartet Ihr nicht auf mich?* Reist sofort ab. Wartet nicht auf mich. Das war die eigentliche Nachricht. Das Gegengift musste unbedingt zu Timaris gelangen.

Leicht überwältigt von der Wende der Situation richtete Kosta sich auf und starrte auf die Leiche des Kerkermeisters. Die musste weg. Besser der Mord wurde so spät wie möglich entdeckt. Kosta riss kurzerhand die Matratze vom Bett und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass der Lattenrost ebenfalls herausnehmbar war. Danach liess er Ranard mit Hilfe der Kunst in den Bettrahmen schweben, legte den Lattenrost und die Matratze anschliessend wieder dahin, wo sie hingehörten. Mit den zerwühlten Laken verdeckte er die Blutflecken. Es war nicht perfekt, doch für einen raschen Blick in die Kammer dürfte es genügen.
Danach stürmte Kosta zur Kammer raus, rief sich noch im Rennen ein paar Pants herbei und machte nur kurz Halt, um hinein zu schlüpfen. Hüpfend versuchte er im Rennen auch noch seine Krankenpflegerhose anzuziehen. Es war keine gute Idee. Sie färbte sich sofort rot. Mist. Doch Kosta hielt sich nicht länger damit auf, sondern rannte weiter. Wenn Zucker tatsächlich ausgebrochen war, war er mit jedem Moment, den er alleine war, vollkommen ungeschützt ohne seine Juwelen. Und was mit Minan war, wollte er sich gar nicht erst vorstellen.

Als er um die Ecke in den Gang bog, der zum Labor führte. Sah er die Soldaten endlich. Erschrocken, aber zu allem entschlossen standen sie an einer weiteren Gangkeuzung. Ihnen gegenüber war Irban, der seine Juwelenkunst gerade sammelte, um sie als Feuerball gegen die Gefangenen zu schleudern, die er hier gestellt hatte. Kosta erkannte sofort, dass er die Soldaten nicht rechtzeitig erreichen würde. Instinktiv rief er einen seiner Dolche herbei und schleuderte ihn nach Irban, traf ihn direkt in seinen Hals. Dessen Feuerball erstarb noch im Ansatz, während der überraschte Wärter lautlos in sich zusammen sackte.
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von Anzeige » So 25. Sep 2022, 16:34

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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Darken » So 25. Sep 2022, 16:38

Der Atem des Jugendlichen ging nur noch leise und kaum merklich. Reglos lag er auf dem Metalltisch. Eine der Heilerinnen hatte ihm den Unterleib mit einer dünnen Decke zugedeckt, doch mehr Komfort bekam er nicht. Der Prinz hatte das Gefühl, dass seine Rückseite mittlerweile komplett aufgescheuert und wund war. Jeder Atemzug tat weh. Er wusste nicht mehr, ob er wirklich noch lebte oder sein Geist bloß gewaltsam an diesen halb kaputten Körper gekettet war, dem er zu gerne entfliehen wollte.
Darken wusste was Schmerzen waren. Sie waren ein alt bekannter Freund. Gerade war es alles was sein Denken bestimmte. Ein Meer aus Schmerz in dem er steckte und nicht mehr fortkam. Manchmal war es früher alles gewesen was ihn an Emotionen geblieben war. Rohrer Schmerz... und Hass. Wenigstens darin war er mit Eis vereint.
Darken spürte ihn weiterhin in einem Winkel ihres Geistes. Eine kalte Präsenz, die auf ihre Art gegen den glühenden, heißen Schmerz ankämpfte.
Die meiste Zeit schienen die Heilerinnen zu glauben, dass ihr Opfer bewusstlos war, doch der junge Prinz erkämpfte sich immer wieder einige wenige Momente der Klarheit, wo er seinen neuen Arm erspürte. Er kämpfte sich durch den rasenden Schmerz in seiner linken Hälfte, tief tief hinunter bis in die Fingerspitzen. Er konnte seine Finger fühlen. Es war unglaublich. Darken ließ sie kaum merklich zucken. Er konnte nicht sehen, ob er sie tatsächlich bewegte oder es sich nur einbildete. Die Heilerinnen ahnten nicht, dass er bereits Gespür in seinem neuen Arm gewonnen hatte. Dass es ihn weiter schmerzte, wenn sie mit ihren Nadeln in die weiche Haut stachen und an ihn herumtesteten.
An einem der Tage kam die Königin in das Labor. Darken konnte Eis nicht länger zurückhalten, der an die Oberfläche trat und die dunkelhäutige Königin kalt beäugte. Die Fingerspitzen an der linken, neuen Hand zuckten kaum wahrnehmbar, doch niemand bemerkte es. Er hätte sie so gerne getötet. Er konnte das Gift fühlen... den Schlangenzahn unter seinem Finger. Aber viel zu schnell entfernte sich die Königin und der Prinz schaffte es nichtmal seine Finger zu krümmen. Wohl bekam Eis aber mit, dass sie darüber sprach, ihn aus dem unteren Stockwerk zu verlegen. Zum Stundenglassabbat. Eis versteifte sich innerlich. Er spürte, dass er nicht dorthin wollte. Er musste es verhindern. Dort würden sie ihn weiter quälen und untersuchen...
Wenn seine Mutter nur hier wäre.. sie hätte ihn vor diesen Frauen beschützt. Er war sich sicher.
Talian ist tot, flüsterte eine dunkle Stimme in ihm, griff nach ihm und verdrängte ihn.

Weitere Zeit verstrich, aber es war schwer zu sagen wie viel. Es gab nichts was die Schmerzen unterbrach, was das Liegen auf dem Tisch veränderte. Kein Essen, das ihm gegeben wurde, kein Kontakt zu anderen. Nichtmal die zwei Männer kamen, um ihn zu berühren und ihm Lust zu bereiten. Darken sollte froh sein, dass dies endlich vorbei war und dass die Heilerinnen tatsächlich seinen Arm gebildet hatten, doch dadurch lag er nur noch auf dem Tisch ohne dass sich jemand mit ihm beschäftigt hätte. Er hatte nur noch die Schmerzen als Gefährten. Der Prinz versuchte sie zu ertragen, versuchte die anderen Splitter davor zu beschützen, aber irgendwann konnte selbst er nicht mehr. Dann lag Minan weinend auf dem Metalltisch, flehte um eine Rettung oder etwas Zuwendung. Nur eine der Heilerinnen strich ihm manchmal über die Stirn oder versorgte seine Lippen mit kühlem Nass. Sie war es auch, die das Tuch über seine Lenden gelegt hatte.
Doch mehr wagte sie auch nicht.
Darken wollte sie anschreien, brachte aber nur ein heiseres Röcheln heraus.
Dann kam der Tag, wo sich doch noch etwas veränderte. Lady Ellel und ihre Untergebenen kamen alle ins Labor, zwei von ihnen ließen eine schmale gepolsterte Liege neben sich herschweben. Die oberste Heilerin begutachtete ihn interessiert und erfreut. Der Jugendliche hatte schon lange mitbekommen, dass sie keinen Menschen auf dem Operationstisch sah. Sie sah ein Experiment, ein Ding. Darken hatte geglaubt, dass die Zeiten vorbei waren, wo man ihn als Objekt ansah. Als Nicht-Mensch. Er war nachlässig in Dea al Mon geworden. Er hatte doch mal gewusst, dass es nichts brachte zu hoffen. Am Ende wurde einem doch alles genommen.
Seine Fingerspitzen krümmten sich. Er musste sich wehren. Sein schlechtes Gefühl verstärkte sich. Wenn sie woanders hinbrachten, würde er nicht mehr hier wegkommen. Es würde alles aus sein. Zorya würde am Ende doch seinen Geist durchleuchten. Er musste jetzt etwas tun. Jede Faser in seinem Körper schrie danach. Jetzt war die Zeit zu handeln und er würde hier rauskommen. Es war Irrsinn so zu denken. Sein Hirn war einfach schon zu benebelt, aber der drängende Wunsch änderte sich nicht. Darkens Hand erzitterte. Es tat so weh. Angstrengt kämpfte er durch den Schmerz.
Die Heilerinnen zogen das Tuch fort, begannen an den heilenden Netzen in ihm zu ziehen, als sie diese festigten und überprüften. Darken schrie gequält auf. Er hatte das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden. Sie zogen einige der Schläuche aus seinem Körper, jedoch nicht alle, manche wurden nur neu verbunden zu Ständern auf Rollen von denen umgekehrte Glasflaschen mit diversen Flüssigkeiten hingen.
Lady Ellel beugte sich über ihn, überprüfte fasziniert den Arm.
"Hebt ihn an. Vorsichtig", wies sie an. Darken spürte wie er in die Luft erhoben wurde. Eine der Heilerinnen schob ihren Arm unter ihn, begann seine Rückseite von Geschwüren und Wunden durchs Liegen zu heilen. Jedoch nur behelfsmäßig ehe die oberste Heilerin darauf drängte ihn auf die Liege zu bringen. Darken versuchte verzweifelt seine Hand zu heben. Er hustete, bekam Schwierigkeiten beim Atmen. "Beeilt euch, er kollabiert sonst gleich wieder", sagte Amunet. Sie beugte sich über ihn, um etwas an seiner Lunge zu heilen.

Die Augen des Jugendlichen blitzten eisig blau auf. Der lange Schlangenzahn fuhr aus. Dem anderen Splitter fehlte die Kraft. Er wurde nicht wie Eis von dem brennenden Wunsch angetrieben endlich Gewalt auszuteilen. Seine Schmerzen endlich weitergeben zu können. Er musste die Hand nur ein wenig heben, das war genug. Der Schlangenzahn stach in die weiche Haut am Hals der Heilerin.
Nur ein Augenblick lang. Amunet richtete sich irritiert auf, sah ihn verwundert an. Es währte nicht lange. Dann stockte sie und hielt sich den Hals. "Was...", setzte sie fast entrüstet an, die Tragweite des Geschehenen immer noch nicht ganz begreifend. Bis sie die Augen verdrehte, sich zu krümmen begann und markerschütternde Schreie einsetzte. Die mächtige Heilerin brach noch neben der Liege zusammen, spitze, gellende Schreie von sich gebend.
Eis lächelte zufrieden. Zwei der Heilerinnen eilten zu Lady Ellel, um ihr zu helfen. Eine weitere kam auf ihn zu, wollte ihn wieder zurück auf den Operationstisch schieben, wohl um ihn zu fesseln. Doch Eis schwebte immer noch erhöht in der Luft und als sie ihn berührte, schaffte er es leicht ihren Handrücken zu ritzen. Sie schrie gellend auf, hielt sich die Hand und danach brach Chaos aus.
Die Heilerinnen, die ihn bisher in der Luft gehalten hatten, verloren ihre Konzentration. Der Jugendliche prallte schmerzhaft zurück auf den Metalltisch. Ein heftiger Ruck fuhr durch seinen Körper. Heilnetze platzten auf, Eis spuckte Blut aus, dann sackte er zurück. Die Schmerzen waren zu viel.
Darken kämpfte sich sofort an die Oberfläche. Er sah die Aufregung um ihn herum, doch er wusste, sie würde nicht lange anhalten. Verdammt, er brauchte Hilfe. Das einzige was ihm einfiel, war zu versuchen Yadriël zu senden. Der Kerl sollte ihm zur Abwechslung mal helfen. Das war er ihm schuldig. Der Prinz konzentrierte sich angestrengt bis er ihn endlich erreichte und ihm eilig sandte was vor sich ging. Er hatte getötet... nein, Eis hatte es getan. Mit ihrem neuen Gift. Altem Gift. Darkens Herz raste. Zittrig wischte er sich das Blut vom Mund, versuchte sich aufzusetzen. Er musste... hier...raus...
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 17:09

Die Reise zu Dalmadans Feste wurde zu einer wahren Probe der Geduld. In vielerlei Hinsicht. Solange sie auf dem Schiff waren, ging es noch einigermassen. Hier konnten sie nichts beeinflussen. Sie mussten warten. Aber an Land konnten die Dea al Mon selber beeinflussen, wie schnell sie vorwärts kamen. Eigentlich. Die langsame Fortbewegungsart der anderen Gruppen trieb die Dea al Mon beinahe zur Verzweiflung. Auch wenn ihnen bewusst war, dass sie für deren Verhältnisse relativ schnell vorwärts kamen. Alleine wären sie schneller gewesen. Besonders dieses ewige Zelte auf- und abbauen morgens und Abends zehrte an den Nerven. Die Dea al Mon hätten das nicht gebraucht. Alleine wären sie schneller vorwärts gekommen. Aber sie wussten auch, dass es ihnen nichts brachte, alleine am Ziel anzukommen. Selbst Merion war das klar, der am meisten Mühe hatte, seine Ungeduld zu verbergen. Seine grosse Sorge um seinen Liebsten liess ihn stets zügig vorwärtspreschen.
Die Dea al Mon nutzen ihre Fähigkeit, sich geräuschlos und unsichtbar durchs Gehölz zu bewegen, um für sie alle die Gegend auszukundschaften. Es half, dass sie keinen dhemlanischen Soldaten in die Arme liefen. Aber es liess sie auch viele, grausame Dinge sehen. Dinge, die sie alle in tiefes Entsetzen stürzte. Die Dea al Mon konnten nicht begreifen, wie man irgend einem Lebewesen so etwas antun konnte. Hier in Dhemlan lief etwas ganz gewaltig schief. Eoshan mochte sich gar nicht vorstellen, wie es dann im lichten Dhemlan sein musste, wo der Dämon direkt herrschte. Dies alles zu ertragen war die andere Geduldsprobe.

Wenigstens gab es eines Tages, sie hatten sich der Feste schon recht genähert, eine gute Nachricht. Schatten, der als Rabe relativ offen durch die Lüfte reisen konnte, spähte für sie die Landschaft von oben aus. Bei Dalmadansfeste konnte der Kriegerprinz sich sogar unter die Raben mischen, die um die hohen, spitzen Türme ihre stetigen Kreise zogen, immer auf der Suche nach einem Leckerbissen. Schatten suchte jedoch nach jemand anderem. In erster Linie natürlich nach Minan. Finden tat er jedoch Kosta und Ayden Asar auf einem Balkon stehen. Beide schienen sehr wohlauf zu sein. Dass sie auch sehr vertraut miteinander umgingen, hielt Eoshan nicht für nötig, es Eneas mitzuteilen. Es erklärte ihr zwar einige ihrer Visionen, doch wichtig war doch nur, dass die Beiden lebten. Es gab ihnen allen neuen Mut, Hoffnung und den Antrieb, das zu tun, was getan werden musste.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 17:11

Eneas versuchte immer wieder zu Dalmadans Feste zu schauen. Es war jetzt sehr leicht sich zu orientieren, dafür wurde es umso gefährlicher sich abseits der Wege zu bewegen. Sie hatten zwei Tage in Kauf nehmen müssen, um die Stadt Lyss umgehen zu können. Farell hatte den Ort ausgespäht und von viel zu vielen Soldaten berichtet, die dort ihr Quartier hatten. Zusammen mit einem unheimlich großen Stundenglassabbat. Schon hier spürte man anscheinend den Einfluss von Zorya Earcir und ihren vielen Schwarzen Witwen, die sie um sich geschart hatten. Diese kam der Gruppe weit gefährlicher vor als die Soldaten und so nahmen sie einen extra großen Umweg in Kauf. Dafür erreichten sie unentdeckt den Fuße des mächtigen, schroffen Berges. Nur einmal mussten sie sich unter Savahs schwarzgrauem Schild und in einer Grasböschung zwischen zwei Feldern verborgen halten, als eine Patrouille Soldaten vorbeimarschierte. Erstaunlicherweise abseits der Wege. Ob sie jemanden suchten?
Die Gruppe begann sich Sorgen zu machen, ob die Spinnenkönigin eine Vision von ihrem Kommen hatte und nach ihnen suchte, doch sie wurden nicht entdeckt und erreichten spät in der Nacht den Fluss, den der riesige Wasserfall speiste. Etwas davon entfernt befand sich das Dorf Meanas, doch die Strecke, die sie westlich des Wasserfalles hochklettern wollten, würde man hoffentlich nicht einsehen können. Die Gesellschaft legte sich schlafen, um Kraft für den Aufstieg zu tanken, den sie morgen noch vor der Morgendämmerung angehen wollten. Eneas konnte keine rechte Ruhe finden. Er dachte ständig an Kosta.
Eoshan hatte noch auf dem Weg zum Berg hin eine erfreuliche Nachricht. Schatten, der Rabe, hatte Kosta und auch Prinz Asar auf einem Balkon gesehen. Beide waren also keine Gefangenen, was Eneas befürchtet hatte. Das machte dem Schriftsteller Mut, aber mehr noch schärfte er den anderen ein, dass sie unentdeckt in die Feste mussten. Eneas wollte jemanden vorschicken, der mit Kosta Kontakt aufnehmen würde, damit sie herausfinden konnten, was der Plan des Haushofmeisters war und wie sie helfen konnten. Am liebsten wäre Eneas gleich selbst losgestürmt, doch Kosta und er waren im heftigen Streit und Schmerz auseinander gegangen. Eneas wollte ihn zwar unbedingt widersehen, aber er wollte Kosta nicht aus der Fassung bringen und das Gegengift zu besorgen war sehr wichtig. Besser jemand anderer nahm zuerst Kontakt auf...
Nur sein Herz kümmerte sich nicht um logische Argumente. Es wollte Kosta retten, ihn in die Arme schließen und von hier fortbringen, damit sie Zeit für sich hatten. Sein Herz war leider momentan sehr egoistisch. Eneas unterdrückte ein Seufzen, und rollte sich in den klammen Schlafsack. Feine Stäubchen an Wasser wehten vom Wasserfall hinüber und legte sich über alles wie eine Decke. Das Schild, das sie unsichtbar machte, schützte leider nur bedingt vor den Elementen. Es war still im Lager, trotz Hörschutz. Niemanden war viel zu Reden zumute und jeder schien angespannt. Dieses Mal sogar die Glacier. Magnus und Savah schienen dafür eine praktikable Lösung gefunden zu haben, denn die beiden verschwanden irgendwann für eine Weile vom Lager und kamen danach recht beschwingt wieder zurück. Eneas gönnte es ihnen. Verstohlen blickte er hinüber zu Leto. Sie saß bei Damien, wie so oft in den letzten Tagen. Die beiden hielten so viel Abstand wie möglich zu ihm. Eneas hatte keine Zeit deswegen verletzt zu sein. Nur manchmal dachte er schon an Leto, an seine ehemalige Gefährtin. Sein Herz war seltsam in dieser Hinsicht. Es schien noch nicht recht mitbekommen zu haben, dass er sich für Kosta entschieden hatte.

Jemand rüttelte ihn an der Schulter. Eneas musste eingeschlafen sein, er hatte es nicht mehr für möglich gehalten. Er hatte von Kosta geträumt, aber sein Freund hatte sich immer weiter von ihm entfernt egal wie schnell Eneas gerannt war. Er fühlte sich nach dem Schlaf noch müder als vorher.
Ulysses hatte ihnen Kaffee aufgesetzt und Eneas stärkte sich nur zu gerne damit. Danach packten sie die Kletterausrüstung aus. Seile, Steigeisen, Meißel, Geschirr und dergleichen. Alles würde in der fahlen Dunkelheit überprüft. Es wäre ein leichtes gewesen mit der Kunst an dem Berg hochzuspringen, aber man hätte sie sofort entdeckt und dann wären sie nochdazu mit weniger Juwelenstärke oben angekommen. Ein Risiko, das sie nicht eingehen wollten.
Neben dem Wasserfall begannen sie ihren Aufstieg. Es ging sofort steil hinauf, eine anstrengende Tortur über vom Wasser glitschigen und mit Moos bewachsenen Felsen. Eneas fühlte sich vollkommen durchnässt. Trotz Handschuhe spürte er das raue Seil. Die Dea al Mon kletterten ganz vorne, befestigten die Seile immer wieder erneut und fanden ihnen einen Weg nach oben. Dicht gefolgt von Leto, die keineswegs vergessen hatte wie es war eine Fassadenkletterin zu sein. Sie schien ganz in ihrem Element. Eneas beobachtete sie.
Er wusste nicht was mit Kosta werden würde, doch er dachte schon länger daran seine Kapitänsmütze und die 'E' an Leto weiterzugeben. Für eine Weile zumindest. Sie hatte es nicht verdient aus der Mannschaft vertrieben zu werden.
Prompt rutschte Eneas bei den Gedanken ab, Steine kullerten nach unten. Hastig griff er nach dem Seil und sicherte seinen Schritt. Er war nicht der einzige, der Probleme hatte. Rasmus schnaufte besonders, grummelte, dass er viel lieber die Zahnradbahn im Berg genommen hätte. Einmal schien keinerlei weiterkommen und sie mussten mitten durch den Wasserfall hindurch, um auf die andere Seite zu gelangen. Danach waren alle klatschnaß und erschöpft. Es war nun später Mittag und sie fanden eine kleine windgeschützte Einbuchtung, um kurz zu rasten und etwas zu essen.
"Und? Schon nervös ihn wiederzusehen?", fragte Laree und hockte sich neben ihn. Sie hielt ihm eine Tasse mit Brühe und Brot hin. Eneas schmunzelte.
"Daran denkst du? Nicht an die Gefahren, die uns erwarten?", fragte er zurück. Seine Schwester schüttelte den Kopf.
"Beziehungssachen machen mich viel nervöser", gab sie zu. Sie tunkte etwas Brot in seine Tasse und aß mit. "Vielleicht sind wir so beschäftigt mit Kämpfen, dass sie gar keine Zeit haben wütend auf uns zu sein." Kurz fragte sich Eneas wovon sie sprach, ehe ihm aufging, dass sie sich und Ayden ebenfalls meinen musste. Ob die beiden eine Beziehung gehabt hatten? Er war sich nicht so sicher.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Yadriël » So 25. Sep 2022, 17:13

Zucker wäre am liebsten zum Labor gerannt, doch sie mussten vorsichtig sein. Ein Wächter, der sie erwischte, und es wäre aus. Sie hatten nur die Überraschung auf ihrer Seite. Deswegen eilten sie durch die Gänge, blieben an Abzweigungen stehen, um um die Ecke schauen zu können. Mortas schien nicht hatte senden können, sonst würde es hier bestimmt schon vor Wärtern nur so wimmeln.
"Weißt du überhaupt wo du hingehst?", zischte ihm Samtpfote zu, ein stiernackiger Soldat mit Glatze. "Wir gehen immer tiefer in den Kerker rein."
"Das Labor ist in diese Richtung", erklärte Zucker. "Oder willst du etwa alleine los?"
Samtpfote verzog das Gesicht. "Was hat uns das Heldenspielen bisher eingebracht?", murrte er, folgte ihnen aber. Genauso wie Einauge, der auch nicht begeistert davon war, dass sie nicht sofort versuchten zu fliehen. Sie hatten Recht. Ohne Juwelenkraft waren sie wie auf einem Präsentierteller. Nur wussten die anderen der 6ten nicht, dass Kosta sie unterstützen würde. Würde er doch oder? Zucker fiel auf, dass sich Kosta nicht bei ihm gemeldet hatte.
Tiger blickte um die Ecke, hob die krallenbewehrte Hand. Rasch blieben sie alle stehen. Ein Wärter ging im nächsten Gang entlang, ließ seinen Schlagstock kreisen und pfiff ein Liedchen. Zucker blickte den halben Tigerlaner drängend an. Sie mussten den Kerl ausschalten bevor der auf die Idee kam sich umzudrehen oder nach Signaturen in der Nähe zu forschen. Der liedpfeifende Mann kam näher. Er hatte ein relativ nichtssagendes Gesicht und Zucker konnte ihn nicht gleich zuordnen. Iësto? Irban? Einer von den Mitläufern. Als der Wärter immer näher zu ihrer Abbiegung kam, wollte Tiger bereits lospreschen, als abrupt eine Stimme erklang.
"He, Iësto. Los, komm mit zum Labor, da stimmt was nicht", sagte ein anderer Wärter. Zucker fluchte innerlich. Verdammt, sie waren zu langsam gewesen. Würden sie Minan töten? Nein, sicherlich nicht. Der Junge war zu wertvoll für die Königin. Aber die Wärter hier waren stets so übermütig.
Iësto drehte sich um, ging mit dem anderen Mann mit. Zucker wollte schon überlegen wie sie am besten vorging, als Tiger um die Ecke glitt und die beiden Wärter von hinten ansprang, so dass sie zu Boden gingen. Ah, scheiße! Die anderen Gefangenen rannten ihnen nach und gemeinsam stürzten sie sich auf die zwei Wärter. Tiger biss einem von ihnen in die Kehle und Zucker hieb den anderen mit dem Schlagstock bewußtlos. Aber es dauerte zu lange. Zucker war sich nicht sicher, doch er befürchtete, dass der glatzköpfige Wärter, Vanek, einen Speerfaden hatte absenden können.
Tiger spuckte Blut aus, sah entschlossen zu den anderen. "Los, weiter!"

Sie hatten keine Zeit die zwei Wärter zu verstecken oder die blutige Lache zu beseitigen, ließen sie liegen wo sie waren und rannten einfach, nun bewaffnet mit zwei weiteren Schlagstöcken.
Aber es war nicht genug, als sie sich in der Nähe des Labors abrupt einem weiteren Wärter gegenübersahen und der war eindeutig nicht mehr überrascht, sie zu sehen. Eher entschlossen.
"Die Gefangenen sind hier!", rief er. "Ihr werdet nicht weit kommen!", schrie er und hob seine Hände. Ein Feuerball bildete sich flackernd dazwischen, pulsierte bedrohlich feurig rot. Die Soldaten konnten nur ausweichen und hoffen, dass sie schnell genug bei dem Wärter waren. Während die anderen zur Seite springen wollten, rannte Tiger direkt auf den Wärter zu. Es schien ihm egal, ob er bei dem Fluchtversuch starb oder nicht.
Bevor der Wärter den Feuerball auf sie schleuderte, sackte er plötzlich leicht zur Seite, ächzte. Der Feuerball verpuffte zwischen den Händen, dann sackte der Mann bereits zusammen. Ein Dolch steckte ihm im Hals. Zucker blickte in die Richtung aus der er gekommen war. Kosta.
Also war er doch gekommen, um ihnen zu helfen. Es sah aus, als hätte er bereits einen Kampf hinter sich. Seine weißen Hosen waren rot gefärbt und über die nackte, gepiercte Brust floss Blut. So viel als hätte er darin gebadet. Es konnte nicht sein eigenes Blut sein. Zucker wollte schon auf ihn zu, als Tiger knurrend an ihm vorbeiglitt und auf Kosta zuhielt.
"Tiger, er ist auf unserer Seite!", rief Zucker.
Der Kriegerprinz hielt dicht vor Kosta inne, sah ihn grollend an. "Ich hab ihm gesagt, ich töte ihn, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme."
"Benutz dein Hirn", schalt Zucker ihn und wagte es Tiger zurückzureißen, "Er ist der einzige hier, der Juwelenkraft hat. Ohne ihn können wir unsere Flucht vergessen. Und was meinst du, wer mir den Schlüssel erst zugesteckt hat?", verteidigte er den Krieger.
"Ich unterbrech euer Kaffeekränzchen nur ungern, aber wir haben keine Zeit hier rumzustehen", sagte Adrej. "Wo gehts zum Labor?"
Zucker deutete in die entsprechende Richtung. Sie wollten bereits los, als Kosta sie an die Leiche erinnerte.
"Vergiss ihn. Man hat uns bereits entdeckt", sagte Einauge hart und zog den Dolch aus dem Hals des Wärters. Blut sprudelte weiter heraus, doch der Mann war bereits tot. In dieser lebensbedrohlichen Situation waren die Soldaten eher pragmatisch als Rachewünschen nachzugehen. Nur Tiger bedachte Kosta weiterhin mit mörderischen Blicken.
"Und du hinterlässt leicht blutige Fußspuren", fiel Zucker auf und sah hinter den Krieger. Woher war er wohl gekommen? Aus Ranards Kammer? "Ist das das Blut des Kerkermeisters?", fragte er leise.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 17:16

Er kam kaum dazu, erleichtert aufzuatmen, dass keinem der Soldaten etwas passiert ist war und Irban seinen Feuerball nicht nach ihnen hatte schleudern können, als auch schon Tiger auf ihn zugerannt kam. Ganz offensichtlich mit der Absicht ihn zu töten. Das überraschte Kosta nicht. Deswegen hüllte er sich sofort in einen grünen Schutzschild. Sein Aufstiegsjuwel hatte er in den letzten Monaten kaum herbei gerufen und auch jetzt wollte er es möglichst schonen, da er nicht wusste, wie oft er es noch brauchen würde. Andererseits konnte er sich auch nicht von dem Kriegerprinzen töten lassen. Selbst wenn Kosta es wollen würde. Er musste mit dem Gegenmittel zu Timaris gelangen. Denn noch hatte Kosta keinerlei Bestätigung erhalten, dass Prinz Asar die Flucht gelungen war. Und selbst wenn, war das keine Garantie, dass er zu Timaris gelangt war.

Glücklicherweise sprang Zucker für ihn ein, bevor es wirklich gefährlich werden konnte. Er rief Prinz Amaya zu, dass er auf ihrer Seite stehen würde. Der Kriegerprinz wollte ihn trotzdem töten. Schliesslich hätte er es ihm gesagt. Kosta nickte verstehend, trat trotzdem einen Schritt zurück. Der halbe Tigerlaner war schon so furchteinflössend. Mit Mordlust in den Augen war er schlichtweg beängstigend. Kostas Herz raste.
"Ihr werdet später noch die Gelegenheit bekommen, mich zu töten, Prinz", neigte Kosta respektvoll leicht seinen Kopf. Prinz Varlyn hatte keine Geduld für diese Höflichkeiten und wollte weiter zum Labor. Kosta liess seinen Schild wieder fallen, um sich die Kraft zu sparen, nachdem er sich sicher war, dass Tiger ihn nicht gleich zerreissen würde. Sein Mund war auch schon blutig. Kosta wollte gar nicht wissen, warum.
"Wir sollten die Leiche erst verstecken", erinnerte der Krieger den drängenden Adligen. Der Soldat mit nur einem Auge meinte, dass man sie bereits entdeckt hätte und nahm sich Kostas Dolch. Der Sklave presste die Lippen aufeinander. Das war nicht gut. Sie würden vollkommen zerfetzt werden. Zorya Eacir trug schwarzgrau. Ebenso Lady Ellel. Selbst wenn Eneas und die anderen Piraten tatsächlich hier waren, wie es sich anfühlte, hätten sie kaum eine Chance.

Kosta überlegte fieberhaft, wie sie weiter vorgehen sollten, weil er sich nicht sicher war, ob es gut wäre, direkt zu Minan zu rennen. Da machte Zucker ihn darauf aufmerksam, dass er leicht blutige Fussspuren hinterlassen würde. Verblüfft schaute er in den Gang, aus dem er gekommen war. Tatsächlich waren seine Fussabdrücke blutig auf dem Boden zu sehen. Verflixt. Ranards Blut musste mehr an ihm herunter gelaufen sein, als er geahnt hatte. Rasch rief Kosta seine Socken und Stiefel herbei und schlüpfte hinein. So war er ohnehin trittsicherer und das in mehrerlei Hinsicht.
"Ja," antwortete er seinem Schwarm nur knapp, woher das Blut kam. "Ihr seid zu früh drann. Das macht alles nur noch gefährlicher." Zucker erklärte es damit, dass Minan ihre Hilfe brauchte. Das brauchte der arme Junge doch schon lange. "Habt ihr wenigstens das Essen aus dem Gemeinschaftsraum der Wärter geplündert?" wollte Kosta rasch wissen. Ohne Vorräte kämen sie nicht weit. Doch Zucker erwiderte nur wieder, dass sie sofort zu Minan müssten. Er hätte jemanden umgebracht.

"Sie werden ihm nichts tun", erwiderte Kosta überzeugt, ging aber dann dennoch zielstrebig auf das Labor zu. "Wir können nicht gegen alle Wachen und Soldaten hier kämpfen. Zumindest nicht direkt. Jetzt müssen wir eine andere Lösung finden." Kosta rief seine Uniformsjacke herbei und warf sie sich rasch über. Er hatte sie erst halb zugeknöpft, als sie zum Labor gelangten. Eine Frau kreischte wie am Spiess und eine andere Frau sprach laut auf sie ein. Thoran und Verred standen vor dem Labor im Gang, hielten die Türen offen und schienen die Situation in Ordnung bringen zu wollen. Doch sie wirkten relativ ratlos.
Gleich darauf sahen die Ausbrecher auch warum. Die beiden kreischenden Heilerinnen taumelten im heftigen Kampf umschlungen auf den Gang hinaus. Eine Heilerin hielt ein gefährliches Hackbeil in der Hand, schien sich die andere damit abhacken zu wollen. Die andere wollte sie aufhalten, hatte aber nicht wirklich die Kraft dazu und musste dauernd der gefährlichen Klinge ausweichen.
"Jetzt", zischte Kosta. Thoran und Verred würden nie weiter abgelenkt sein. Wäre Kosta an ihrer Stelle wohl auch. Was da wohl passiert war? Egal. Sie mussten die vier Dhemlaner ausschalten. Kosta nutzte noch einmal seine Juwelen, um den beiden Wärtern einen harten, mentalen Schlag zu verpassen, damit die Soldaten sie überwältigen konnten. Sie taten es rasch und erbarmungslos. Dabei viel Kosta auf, dass Prinz Varlyn ihnen in Kampffähigkeiten in nichts nachstand. Im Gegenteil.

Nachdem sie auch die Heilerinnen ruhig gestellt hatten, huschte Kosta zu Minan ins Labor. Er lag halb angeschnallt, nackt und blutig auf dem Tisch. Er sah wie immer schrecklich aus. Doch er war bei vollem Bewusstsein. Vor ihm auf dem Boden lag Lade Ellel tot auf dem Boden.
"Der Dunkelheit sei Dank", stiess Kosta erleichtert aus. "Zucker kümmere dich um Minan." Selber stürmte er zu den Schränken und riss eines der Laken heraus, das er auf einem Tisch ausbreitete. In der Mitte begann er Medikamente, Stärkungstränke, Heiltränke und Verbände zusammen zu sammeln. So wie Minan aussah, würden sie das dringend benötigen. "Du", wiess er Einauge an. "Zerstör alles, was du in dem Kühlschrank da siehst." Da war noch immer Minans Samen drin. Ein Rest zumindest. "Prinz Varlyn, helft mir die Medikamente und Verbände zusammen zu tragen." Wenn sie alles notwendige zusammen hatten, konnten sie die Ecken des Laken zusammenknoten und als Tasche Tragen. Kosta nahm noch ein weiteres Laken aus den Schränken. Vielleicht konnten sie das noch mit Esswaren füllen. Leider hatte Kosta keine Rucksäcke für die Soldaten in seinem Juwelengepäck. Womöglich würden sie es dringend brauchen. Es konnte gut sein, dass Kosta sich das nur einbildete, dass Eneas in der Nähe war. Auch wenn er das Gefühl hatte, ihn jeden Moment um die Ecke biegen zu sehen. Ob er versuchen sollte ihm zu senden? Wenn er denn hier war.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Darken » So 25. Sep 2022, 17:28

Die Luft im Labor knisterte. Schwarzgraue Kunst flackerte auf, während die oberste Heilerin sich unter Schreien verzweifelt versuchte selbst zu heilen und das Gift in ihrem Körper zu bannen. Es schien ihr nicht zu gelingen und das Licht in ihren Augen war dabei dunkel zu werden, während ihr ganzer Körper vor Schmerzen krampfte und bebte. Andere Heilerinnen waren zu ihr geeilt, wollten ihr helfen. Eine weitere sah sich das ganze Geschehen nur entsetzt an und wich langsam rückwärts von dem Operationstisch zurück, wo Darken verzweifelt versuchte sich zu erheben.
"Aaaaahh, meine Hand! Es ist in meiner Hand", schrie die andere Heilerin aus höchster Kehle. "Fesselt das Monster!!" Die Augen schienen ihr förmlich aus den Höhlen zu treten, sie hielt sich kreischend die Hand. Während eine weitere versuchte sie unter Kontrolle zu bringen, rannten zwei Frauen zu Darken, hatten sich wohlweißlich mit Schutzschilden geschützt und versuchten ihn zurück auf die Liege zu pressen. Darken hatte ihnen nicht wirklich etwas entgegen zu setzen, er war zu schwach und er hatte Mühe überhaupt zu atmen. Er fühlte wie sich wieder Blut in seinem Mund sammelte. Jeder Atemzug schmerzte. Wenigstens war er nicht mehr der einzige, der hier im Raum litt.
“Lasst eure Finger von mir oder ich töte euch auch", stieß er mit blutigen Lippen aus, so kraftvoll wie er konnte. Es reichte, um eine der Frauen, eine jüngere Heilerin, zu verunsichern. Genug um mit zittrigem rechten Arm eine der Kanülen aus seinem linken Arm zu reißen. Blut spritzte aus dem Schlauch und über das weiße Kleid der Heilerin, die erschrocken aufschrie und zurückwich.
"Es ist nur Blut, hilf mir"!", rief die Heilerin auf der anderen Seite und drückte Darkens Arm zurück, schloss die metallenen Fesseln darum. Darken knurrte wütend, sah sie hasserfüllt an, doch in Wahrheit hielt ihn nur noch der Adrenalin bei Sinnen. Er durfte jetzt nicht aufgeben, musste durch die Schwäche kämpfen und seinen Körper zwingen. Es wäre nicht das erste Mal. Er musste sie retten. Jetzt oder nie. Sonst würde er nie die Feste verlassen.
Zum Glück ließ die Heilerin mitten während ihrer Arbeit ab von ihm, als sie entsetzt mit ansah wie ihre Kollegin ein Hackbeil bei den chirugischen Instrumenten gefunden hatte und dabei war ihre Hand abzuhacken.
"Was machst du denn da? Hör auf!", rief sie und ließ Darken alleine, um der vergifteten Frau das Beil zu entwenden. Diese wehrte sich gleich rabiat.
"Es muss aaaaab! Ahhhh, ich ertrag es nicht länger! Diese Schmerzen!", kreischte die Heilerin. Im Kampf verwickelt taumelten die Frauen aus Darkens Gesichtfeld. Sein Blick fiel auf Amunet, die neben dem Tisch am Boden lag. Sie schrie nicht mehr. Ihr Gesicht war zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzogen und hatte jegliche Anmut und Zurückhaltung verloren, die die oberste Heilerin zuvor so ausgezeichnet hatten. Darken lächelte grimmig.

Schwach versuchte er sich aus den Fesseln zu befreien, doch sein rechter Arm steckte darin fest und er konnte gerade nur nutzlos die Finger der linken Hand zucken lassen. Darken hätte selbst gerne frustriert aufgeschrieen. Stattdessen sandte er Yadriël drängend, wo er denn bliebe. Er würde hier sonst verrecken.
"Direkt hinter dir, Prinz Pessimismus", ertönte eine Stimme. Yadriël tauchte neben ihm auf, einen blutigen Schlagstock in der Hand. Er grinste Darken an. "Wolltest du etwa ohne uns fliehen?"
"Haha..." Der Sarkasmus kam ihm teuer zu stehen. Darken musste schwer husten, schnappte nach Luft. "Mach... mich los..."
Der Jugendliche bekam erst jetzt mit, dass Yadriël nicht alleine war und all die anderen Gefangenen mitgekommen waren. Amaya, Harel, Ceowyl und all die anderen. Wie hatten sie sich wohl befreit? Vielleicht hatte Kosta ihnen geholfen? Denn Darken hörte bald seine Stimme und wie er rasch Anweisungen verteilte. Schränke wurden geöffnet, man hörte Glas klirren, Sachen wurden geräuschvoll und hastig ausgeräumt.
Nur aus den Augenwinkeln sah der junge Prinz kurz den blutüberströmten Wärter und wie er auf einem Tisch alles mögliche zusammentrug. Yadriël begann Darken die Fesseln zu lösen. Der Soldat verzog kurz das Gesicht, als er in die Blutlache von dem Schlauch trat. Hastig schob er den Schlauch beiseite, zog auch andere der Nadeln aus Darkens Körper.
Der Jugendliche versuchte sich aufzusetzen, doch er konnte nicht länger und als Yadriël ihm helfen wollte, spuckte er Blut über dessen Tunika, rang krächzend nach Luft, verdrehte die Augen und spürte wie er absackte.
"Ah, scheiße! Äh, Kosta.. Kosta, komm schnell, er stirbt uns noch weg!", rief der Dhemlaner. "Wir brauchen eine Heilerin."
Die anderen Gefangenen hatten inzwischen das Labor durchsucht, als Adrej eine der Heilerinnen versteckt unter einem zusammengeschobenen Tisch fand, halb verborgen hinter der umgeklappten weißen Tischplatte. Sie hatte schützend die Hände erhoben und wirkte sehr verstört.
"Hier ist eine", sagte Adrej. Er packte die Frau und zog sie unter dem Tisch hervor. Sie war ganz blass und sah Kosta entsetzt an.
"Du hast nicht gesagt, dass Leute sterben... dass Minan gefährlich ist...", stammelte sie.
"Lydiel, wir brauchen deine Hilfe", sagte Yadriël. "Schnell! Er ist doch nur ein Junge. Er hat sich bloß gewehrt."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 17:32

Schnell, aber darauf konzentriert nicht fahrig oder hektisch Energie zu verschwenden und schusselig zu werden, packte Kosta die medizinischen Vorräte zusammen. Prüfend liess er sein Blick darüber wandern, ob er nicht etwas wichtiges vergessen hatte, als Zucker ihn rief, dass er schnell kommen sollte. Minan würde sonst sterben. Kosta drehte sich zu ihnen um. Es sah wirklich nicht gut um den Jungen aus. Er hustete, spuckte Blut und verlor seine Kraft. Er war offensichtlich so dumm gewesen und hatte versucht sich aufzurichten. Rasch bedeutete Kosta einem der Gefangenen, aus seinem Vorratstuch ein Bündel zu knoten.
"Passt gut darauf auf", wies er ihn an. "Es könnte für uns alle noch sehr wichtig werden." Minan würde wohl nicht der einzige bleiben, der auf ihrer Flucht verletzt wurde. Oder starb. Aber der junge Prinz sollte jetzt gefälligst nicht sterben. Kosta rannte zu ihm, drehte ihn ganz behutsam in eine seitwärtsliegende Position, schob ihm ein schmales Bündel Stoff zwischen die Zähne, damit er sich nicht an dem Blut verschluckte.
"Versuch ganz ruhig zu atmen Minan", sprach er ihn derweil sanft an. Auch wenn gerade der wütende Prinz an der Oberfläche zu sein schien. "Du bist zwar nicht mehr gefesselt, aber du darfst dich trotzdem nicht bewegen Prinz. Deine Muskeln sind untrainiert. Du brauchst all deine Kraft, um selbständig zu atmen. Konzentriere dich darauf. Den Rest erledigen wir. Hast du verstanden Minan? Versuch nicht mehr aufzustehen." Mahnend blickte Kosta dabei auch Zucker an, dass er dafür sorgte.

Prinz Varlyn hatte derweil Lady Tursin unter einem der Tische gefunden. Sie hatte ihre Signatur unterdrückt, um sich zu verstecken. Sie wirkte sehr verstört ob der Gewalt, welche im Labor ausgebrochen war. Was Kosta seltsam fand, da sie doch ausgerechnet deswegen von hier fliehen wollte, weil sie selbst nicht mehr so viel Grausamkeit und Gewalt austeilen wollte.
"Lady Tursin", sprach nach Zucker auch Kosta sanft auf sie ein. Behutsam fasste er nach ihrer Hand und befreite sie aus Prinz Varlyns hartem Griff. "Lydiel. Minan ist ein Mann des Blutes. Wir alle sind gefährlich. Minan ist eine Schwarze Witwe. Ihr habt hier unzählige Schwarze Witwen und doch fesselt und quält ihr sie nicht. Minan ist nicht gefährlicher als sonst irgend ein Blutmensch. Wie gesagt. Er ist einfach ein Junge, der sich zu wehren versucht hat. Das würdet ihr auch tun, wenn ihr so Schmerzen leiden müsstet, wie er es muss. Ihr würdet eure Heilerischen Fähigkeiten auch nutzen, um Knochen zu brechen und das Blut eurer Peiniger zum Kochen zu bringen." Lydiel wurde ganz blass, schüttelte ihren Kopf und presste die Lippen aneinander. Doch Kosta konnte sehen, dass er recht hatte. Dass sie auch versuchen würde, sich zu retten.
"Ich weiss, es verlief anders als geplant", redete er ruhig weiter. "Doch jetzt ist es, wie es ist und wir werden das Beste daraus zu machen. Also verurteilt nicht einen Jungen, der sich dafür gewehrt hat, dem wir über Wochen hinweg das Schlimmste angetan haben, was man einem Menschen überhaupt antun kann und helft ihm zu überleben. Macht gut, was Ihr angerichtet habt." Dabei konnte man das nicht wieder gut machen. Man hörte Kosta trotz seiner ruhigen Ausstrahlung an, wie tief ihn sein Schuldbewusstsein zerfrass. Nur half das jetzt nicht, um hier rauszukommen. Das versuchte er der Heilerin klar zu machen, die schliesslich tatsächlich entschlossen nickte und zu Minan heran trat, um sich um seine Lunge zu kümmern.

"Danke", flüsterte Kosta, ging dann aber rasch um den Tisch herum, um sich um Minans wundgescheuertem, blutigen Rücken zu kümmern. Er sah furchtbar aus und eigentlich hatten sie nicht wirklich Zeit, den zu verbinden. Kosta war sich noch nicht einmal sicher, ob der geschwächte Körper Verbände überhaupt vertrug. "Nehmt die Trage da", wiess Kosta Zucker an und deutete mit dem Kinn auf das Gewünschte, während er sich daran machte, Minans grösste Wunden am Rücken mit Stoffpflastern zu schützen. "Polstert sie mit einigen Decken gut aus. Wir werden Minan tragen. Wenn wir ihn darauf legen, passt auf, dass ihr nicht vergesst, seinen Kopf zu stützen. Er ist so schwach wie ein Neugeborenes, weil er seine Muskeln nicht hat benützen dürfen. Ihm soll also nicht der Hals brechen, wenn wir ihn umbetten. Und dann mach deinen Leuten klar, dass wir nicht nach oben müssen, sondern nach unten. Wir müssen tiefer in den Kerker rein, um raus zu kommen." Es war riskant. Doch noch immer die beste alle ihrer schlechten Möglichkeiten.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 17:34

Der Aufstieg wurde nun immer beschwerlicher, während der Wasserfall meterhoch über die scharfkantige nahezu senkrechte Klippe stürzte. Sie mussten Steigeisen in den Felsen schlagen, Seile befestigen und sich langsam in die Höhe hocharbeiten. Eneas' Gedanken kreisten unentwegt um Kosta. Die Münzhälfte an seinem Hals schien richtgehend zu pulsieren. Sein Freund konnte nicht weit sein. Hoffentlich ging es ihm gut. Eneas hatte das Gefühl, dass Kosta so nahe war, er bräuchte nur die Finger ausstrecken und könnte ihn berühren...
Der Krieger schüttelte leicht den Kopf, packte das Seil fester. Er musste sich auf das Klettern konzentrieren. Eneas klammerte sich an eine fingerbreite Kante, zog sich kraftvoll nach oben. Sein rechter Fuß fand einen kleinen Vorsprung, um sich dort abzustützen und weiter nach oben zu schieben.
"Oh Dunkelheit, ich hab nach unten gesehen. Seht bloß nicht nach unten", sagte Olintes. Farell lachte leise.
"Ist doch auch nicht anders als in der Takelage zu klettern", gab er übermütig zurück und versuchte an seinen Kumpanen vorbeizuklettern. Das Rauschen des Wasserfalls umgab sie. Eneas spürte den kalten Wind im Rücken, der sowieso nass von den vielen kleinen Tröpfchen war. Angetrieben von dem Wunsch Kosta zu sehen, kletterte er weiter. Je höher sie kamen desto mehr fragte sich Eneas, ob sie mit dieser Route die richtige Wahl getroffen hatte. Ob hier wirklich ein Eingang in den Felsen waren wie sie glaubten. Hoffentlich war die Quelle des Wassers nicht vergittert.
"Fledermäuse!", rief Leto da von weiter oben her. Und tatsächlich, kleine Gestalten huschten zwischen den scharfkantigen Felsen hervor, flatterten in Kreisen in der Luft, wohl auf der Suche für ein Mahl. Eneas konnte das Echo ihres leisen Zwitscherns hören. Wenn es hier Fledermäuse gab, bedeutete das, dass Eingänge in die Felsen nicht mehr weit waren.
Sie mussten noch etwas klettern bis sie den ersten Höhleneingang fanden. Zu Eneas' Erstaunen markierten kunstvolle, filigrane Säulen die dunkle Öffnung. Sie waren kaum armdick und doch voller, heller Details.
"Eyrische Architektur...", bemerkte er bewundernd, als er sich über die Kante nach oben schob. Damien reichte ihm die Hand, zog ihn rauf auf den Vorsprung.
"Hör auf, die Umgebung zu bewundern", sagte der Prinz.
"Von hier müssen sie für ihre Flüge gestartet haben", überlegte Eneas trotzdem. Die anderen hatten weniger Sinn für die versteckte Schönheit der Feste. Die meisten waren bloß froh endlich wieder stehen zu können und es geschafft zu haben. Doch die eigentliche Prüfung wartete noch auf sie.

Die Gruppe begab sich in die Höhle. Sie schien natürlich gewachsen, mit einigen Ausnahmen wo die Eyrier offenbar Hand angelegt hatten. Steinsäulen hingen von der Decke. Es war größer als Eneas es sich vorgestellt hatte.
"Vorsichtig, hier können bereits Waa-", setzte Farell an, als er abrupt erschrocken zurückwich. Sie hatten nur gewagt ein wenig Licht zu machen und nun beschien es mehrere riesige Statuen von Eyriern in alten Roben und mit zusammenlegten Flügeln, so filigran gemeißelt, dass sie regelrecht lebensecht wirkten. Nur, dass sie nahezu drei Meter groß schienen. Vielleicht waren Eyrier damals so riesig gewesen. Sie sahen mit ihren Steinaugen in die Ferne.
"Wünschte, die könnten uns helfen. Die hätten sicher etwas dagegen was die Spinnenkönigin aus ihrer Feste machen", sagte Ulysses. Rasch gingen sie weiter. Es war sehr verwinkelt hier unten und mehrmals landeten sie in einer Sackgasse, wo die Felsspalten so eng wurden, als dass sie sich noch da hätten hindurch quetschen können.
Mehrmals wurden die Pläne der Feste herbeigezogen, doch von diesen alten Katakomben war kaum etwas verzeichnet. Eneas wurde ungeduldig. Er war so versucht zu erspüren, ob er Kosta nicht senden konnte, aber er wollte nichts riskieren. Es konnte belauscht werden.
Schließlich landeten sie vor einem vergitterten Tor, ein Rinnsal Wasser lief in der Mitte des Weges. Sie wollten sich schon daran machen, dass Gitter aufzubrechen, als Hagen sie zurückhielt. Der Glacier warnte sie, dass er schwarzgraue Kunst spürte. Ein Netz, verdammt.
"Das bedeutet, wir sind richtig. Hier geht es rein. Sie muss es geschützt haben", sagte Leto.
"Es kann genauso gut bedeuten, dass sie sofort Wind davon bekommt, wenn wir dieses Netz durchtrennen", befürchtete Eneas.
"Wer sagt, dass wir den direkten Weg nehmen müssen?", fragte die glacianische Königin und grinste. "Wir können unseren eigenen Durchgang schaffen. Ganz ohne das Netz." Sie klopfte gegen die Wand neben dem Gitter.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » So 25. Sep 2022, 17:37

Mit beinahe schon verbissener Konzentration achtete Merion darauf, wie er die feuchte Felswand nahe dem Wasserfall hochkletterte. Dabei wäre das noch nicht einmal nötig gewesen, um sicher zu gehen, dass er nicht abstürzte. Sicher, es war selbst für sie Dea al Mon, keine leichte Kletterpartie. Doch es war auch ganz bestimmt nicht eine todesmutige Unmöglichkeit, die sie hier versuchten. Merion kämpfte jedoch mit einem ganz anderen Abrund, als derjenige, der unter ihm immer tiefer hinunter ging. Der junge Krieger kämpfte jeden Tag damit, nicht seiner Angst und Verzweiflung zu erliegen, Minan für immer verloren zu haben. Anfangs hatte er sich noch mit dem Gedanken an die Stärke seines Freundes trösten können. Besonders Darken würde stark genug sein, durchhalten und darauf warten, dass er ihn retten käme. Minan und Tänzer würden ihm die Hoffnung dazu spenden. Dessen war Merion sich sicher.
Doch je länger sie brauchten, um zu diesem verfluchten Felsenhaus oder Schloss oder wie auch immer zu gelangen, desto bewusster wurde Merion auch, dass Darken nicht durchhalten konnte, wenn man es darauf anlegte ihn zu töten. Eoshan hatte ihm zwar gesagt, dass Heilerinnen seinen Arm heilen wollten und sie ihn deswegen nicht töten wollten. Nur klang das in Merions Ohren dermassen absurd, dass er befürchtete, diese furchtbaren Heilerinnen würden seinen Gefährten töten, wenn sie frustriert einsehen mussten, dass dies nicht ging.
Besonders die Tage wo sie durch Dhemlan wanderten, dieses Territorium, das einem das Gefühl gab, ständig durch feuchte, klebrige Spinnennetze zu gehen, liessen Merion beinahe durchdrehen, denn er wusste, dass er viel schneller vorwärts kommen könnte, ohne ihre Verbündeten. Die anderen Dea al Mon hatten alle Mühe ihn zu beruhigen und ihn zurück zu halten, einfach los zu stürmen. Hier an der Felswand ging es wieder besser. Hier wurden ihre Kletterfähigkeiten gefordert. Es gab etwas zu tun. Ausserdem war Minan nun wirklich nah bei ihnen. Weit über ihnen zwar, aber beinahe am selben Ort.

Zu seiner Überraschung tat sich ausgerechnet einer dieser, in Merions Augen, ungelenken Glacier dabei hervor, die Felswand hochzuklettern. Der ganz grosse Blonde. Er hatte sich als Hagen vorgestellt. Merion hatte nie mit ihm gesprochen, auch wenn der Krieger einmal versucht hatte, mit ihm über Minan ins Gespräch zu kommen. Nach der merkwürdigen Unterhaltung mit Laree getraute er sich nicht mehr, mit jemandem über seinen Gefährten zu sprechen. Jetzt schielte er einige Male zu dem grossen Krieger hinüber und staunte, wie flink der Klettern konnte. Dafür, dass er kein Dea al Mon war.
Sie mussten allerdings noch eine ganze Weile klettern, bis sie den Beginn des Wasserfalls erreichten. Er kam aus einer Höhle in der Felswand heraus. Eine Höhle, die breit genug war, dass sie neben dem Wasser hinein treten konnten. Der Stein war hier teilweise behauen und Statuen von riesigen Eyriern begegneten ihnen ebenfalls. Doch Merion hatte keinen Blick für dieses tote Zeug. Er wollte zu Minan. Er musste so nah sein. Waren sie doch schon im selben Haus. Sozusagen.

Aber leider doch nicht ganz. Sie mussten sich durch ein scheinbares Labyrinth von Gängen arbeiten, wo manche der Gänge in so engen Sackgassen endeten, dass doch nicht einmal der schlanke Merion weiter kam. Diese Suche nach dem richtigen Weg, trotz der Pläne, die sie hatten, war zum Schreien. Sie verloren so viel Zeit. Doch schliesslich schienen sie den richtigen Weg gefunden zu haben. Denn der Tunnel war mit einem Eisengitter versperrt. Das wirkte ziemlich anders, als die Kunst der Eyrer. Ausserdem warnte Hagen sie, dass hier schwarzgraue Kunst im Einsatz wäre. Dahinter musste sich also der Weg zu Minan befinden. Dessen war Merion sich sicher.
Die Frage war nur, wie sie an dem mit der Kunst gesichertem Eisengitter vorbei kamen, ohne die Dhemlaner zu warnen. Da hatte die tempramentvolle Königin der Glacier die Idee, einen eigenen Tunnel um das Gitter herum zu graben. Das wirkte ganz schön aufwändig, aber auch sinnvoll. Prompt holten die Glacier aus ihrem Gepäck einige Spitzhacken hervor und machten sich an die Arbeit, den Weg durch den Stein zu graben. Was erst jedoch so toll gewirkt hatte, entpuppte sich alsbald jedoch als sehr anstrengend und unglaublich laut. Merion hatte das Gefühl, jeglichen Bewohner der Feste geweckt zu haben.
"Wartet mal", trat da wieder Hagen vor. "Ich habe da eine Idee, wie es vielleicht leiser und schneller gehen könnte." Die anderen Glacier spotteten leicht, schauten skeptisch. Doch der blonde, blauäugige Krieger liess sich davon nicht beirren. Er trat an den Fels heran, legte seine Hände flach darauf. Merion fiel auf, wie schlank diese waren. Gerade weil der Mann so gross war. Dann spürte er ganz sanft ein Flackern. Es war, als würde ein dunkelgrauer Schatten in die Ritzen des Felsen kriechen und sich da aufblähen, bis tatsächlich ein recht grosser Felsbrocken sich von der Wand löste und wie weggedrückt wurde. Hagen machte sofort weiter und so kamen sie gleich viel schneller vorwärts. Was für eine gute Idee. Wie Hagen wohl auf so was gekommen war? Merion konnte ja nicht wissen, dass so eine Fähigkeit beim Einbrechen ganz nützlich sein konnte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Yadriël » So 25. Sep 2022, 17:40

Zum Glück redete Kosta schon bald auf Lydiel ein und konnte sie etwas beruhigen. Der Krieger zog sie aus Adrejs Griff und versuchte sie davon zu überzeugen, dass sie Minan heilte. Minan wäre nur ein Junge, der versucht hätte sich zu wehren. Sie hätte an seiner Stelle auch so gehandelt, wenn sie solche Schmerzen würde erleiden müssen. Zwar schüttelte Lydiel blass den Kopf, aber sie sagte auch nichts dagegen und wehrte sich, als Kosta sie sanft hinüber zum Operationstisch führte.
"Also verurteilt nicht einen Jungen, der sich dafür gewehrt hat, dem wir über Wochen hinweg das Schlimmste angetan haben, was man einem Menschen überhaupt antun kann und helft ihm zu überleben. Macht gut, was Ihr angerichtet habt", sagte er und das wirkte. Die Heilerin widersprach nicht, nickte entschlossen und begann endlich Minan zu heilen. Zucker beobachtete ihn besorgt. Hoffentlich kam die Hilfe noch rechtzeitig. Nur war Lydiel nicht die einzige, die Schuldgefühle hatte. Kosta konnte man ebenfalls anhören wie es ihn quälte, was er Minan angetan hatte. Zucker fand, es war besser nicht mehr darüber nachzudenken. Besonders nicht jetzt. Er hatte sicherlich auch nicht mit dem Jungen spielen wollen, aber Kosta hatte ihm nicht wirklich eine Wahl gelassen. Wenigstens konnten sie nun endlich fliehen.
Während Lydiel versuchte die Heilnetze in Minans Lunge zu stabilisieren, ging ihr Kosta zur Hand und kümmerte sich um den Rücken des Jungen. Er saß nur halb aufrecht, hing mehr zwischen der Heilerin und dem Krieger.
Kosta deutete auf eine Trage, die auf dem Boden lag. Anscheinend das Ding mit dem die Heilerinnen Minan hatten transportieren wollen.
"Hilf mir mal", sagte er Adrej, der die Trage mit aufhob. Zucker hatte ein dünnes Leinentuch gefunden, dass er darauf legte, doch wirkliche Polsterung fanden sie in dem kalten Labor nicht. Es schien niemanden wichtig gewesen zu sein, dass es der junge Prinz bequem hatte. Dies war auch deutlich an dem aufgescheuerten Rücken des ausgemergelten Jugendlichen zu sehen den Kosta gerade vorsichtig verband.
Der Krieger verteilte weitere Anweisungen, doch er schien so beschäftigt, dass er nicht merkte, dass die Soldaten ihn zunehmend feindseliger anblickten.
"Wir sind nicht seine Leute. Zucker hat einen Scheiß für uns zu sagen", stieß Tiger knurrig aus. "Und tiefer in den Kerker? Bist du bescheuert? Wir müssen hier raus!" Er stand an den Schwingtüren des Labors und spähte nach draußen.
Zucker sah zweifelnd zu Kosta. Gerade verstand er auch nicht wovon der Hayllier redete. Hatte er einen Fluchtweg vorbereitet? "Was ist denn tiefer im Kerker?", fragte er.

"Wir kriegen Gesellschaft!", rief Samtpfote und da kamen bereits drei Wärter zum Labor gerannt. Tiger und er schafften es einen von ihnen rasch zu überwältigen, doch einer der anderen Wärter schleuderte Samtpfote hart zurück. Der massige Soldat flog durch das halbe Labor, krachte geräuschvoll gegen einen der hohen, weißen Medizinschränke. Die Regaltüren schwangen auf, Glasbehälter stürzten krachend auf den benommenen Samtpfote ein, der ächzend zusammenbrach.
Zucker fluchte, ließ die Trage los, um seinem Kameraden zu helfen. Ein weiterer Machtball flog in den Raum, genau auf den Operationstisch zu, doch bevor er traf, prallte er an einem grünen Schild ab. Kostas Schild!
"Lass sie nicht ins Labor!", brüllte Tiger.
Draußen hörten sie plötzlich das laute Schellen einer Glocke, die von irgendjemanden geschlagen wurde. Jemand hatte Alarm geschlagen! Zucker packte Samtpfote an seinen kräftigen Oberarm, versuchte ihn aufzurichten. Der Glatzköpfige ächzte benommen. Er hatte eine heftig blutende Platzwunde an der Stirn. "Uhhh... meine Rippen", murmelte er.
"Reiß dich zusammen, du Fettwanst. Wir müssen hier raus", stöhnte Zucker und zog ihn von dem kaputten Schrank weg. "Halt uns die Wärter vom Leib!", rief er Kosta zu. "Wir kümmern uns um Minan."
Einauge, Adrej und die Heilerin bemühten sich bereits den Jugendlichen so vorsichtig wie möglich auf die Trage zu bewegen. Ohne Lydiel hätten sie es gewiss nicht sauber geschafft. Minan stöhnte schmerzerfüllt. Aus den Einstichlöchern, dort wo die Schläuche in ihm gesteckt hatten, sickerte noch Blut. Blass und hohlwangig lag er auf der Trage.
“Kosta.. hat recht... müssen... in die Tiefe...", stieß er aus. Schwach tastete er nach dem Laken. Lydiel wollte ihn beruhigen, schob seinen Arm zurück.
"Er will sich bedecken", erkannte Zucker. Er war mit Samtpfote bei der Trage angekommen und legte das Ende des Lakens unter Minan über seine Lendengegend.
Kosta und Tiger hatten inzwischen die Wärter erledigt und sie konnten das Labor verlassen. Einer der Soldaten hatte noch rasch das Bündel mit den Vorräten über den Rücken geworfen. Sie gingen durch den Gang.
"Wir müssen hier raus!", drängte der Kriegerprinz. Seine spitzen Ohren zuckten, er sog schnüffelnd Luft durch die Nase. "Nach oben!"
Selbst wenn dies ihr Plan gewesen wäre, so kamen sie zu einer Biegung, wo am anderen Ende erneut zwei Wärter auftauchten und diesen Weg versperrten.
"Diese scheiß Fesseln. Wir brauchen unsere Juwelenkraft", murrte einer der Soldaten und zerrte an den Ketten über seiner Brust.
"Ach, willst du rauf und die Spinnenkönigin danach fragen?", entgegnete Einauge.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 17:46

Tiger knurrte ihn unwillig an, dass sie nicht Zuckers Leute wären. Ausserdem wollte er verständlicherweise nicht tiefer in den Kerker. Auch Zucker blickte ihn zweifelnd an, wie er aus den Augenwinkeln feststellen konnte. Kosta konzentrierte sich jedoch vorallem auf Minans Rücken, um ihn so transportfähig wie möglich zu machen. Ihm war bewusst, dass ihnen nicht viel Zeit blieb und er die, welche er hatte, unbedingt nutzen musste. So wie es am sinnvollsten war. Denn eigentlich hätte er sich liebend gern die Lederriehmen um seine Oberschenkel entledigt und damit auch das Kettengeflecht um sein Gemächt. Nun wo er einen Moment Ruhe hatte, spürte er es überdeutlich, wie es ihn quetschte und scheuerte. Beim Sex war das sehr heiss. Jetzt war die ständige Stimmulation einfach nur störend. Trotzdem musste er unwillkürlich daran denken, wie es wäre, wenn Ranard ihn nun über einen der Operationstische beugte und ihn hemmungslos und hart durchvögelte. Egal ob sie Zuschauer hatten oder nicht. Doch er hatte Ranard verraten und umgebracht.
"Ich entschuldige mich für meine Ausdrucksweise, Prinz Tiger", sagte Kosta rasch, um sich von seinen unpassenden Gedanken abzulenken. Seine Entschuldigung meinte er jedenfalls ernst. Auch wenn viele andere in der Situation gespottet hätten. "Ich hätte sagen sollen, dass Zucker den Menschen, deren Gesundheit und Sicherheit ihm am Herzen liegen, sagen soll, dass wir tiefer in den Kerker müssen." In Kostas Augen waren das eben Zuckers Leute. Tiger interpretierte das offensichtlich ganz anders.
"Ja, wir müssen hier raus, aber unten und nicht oben", erklärte er ruhig, während er sich weiter vorsichtig um Minans Rücken kümmerte, damit er ihnen nicht wegstarb. Gemeinsam mit Lady Tursin schienen sie allmählich Erfolg dabei zu haben. "Dalmadans Feste ist eine eyrische Burg. Das heisst, wir sitzen hier auf dem höchsten, steilsten Berg, den sie weit und breit finden konnten. Sollten wir es tatsächlich durch den Burghof aus dem Tor schaffen, müssen sie nur einen Windstoss mit Hilfe der Kunst erschaffen und wir segeln alle die Felsen hinunter. Dort haben wir keinerlei Schutz und selbst wenn jemand von uns Minan als Geisel nähme, kämen wir nicht weit. Also, wenn wir den Berg verlassen, dann soweit unten wie möglich, wo man keine Felsen hinunter geschubst werden kann. Deswegen tiefer in den Kerker. Denn nach dem Kerker beginnen die alten Kellergewölbe und Gänge nach unten. Dort werden wir auch auf bedeutend weniger Wachen stossen, als oben in der Feste."

Wo genau sie herauskommen würden, war Kosta sich nicht sicher. Oder noch eher, er hatte keine Ahnung. Die Pläne, die er mit Prinz Asar studiert hatte, waren dort unten nicht sonderlich klar. Prinz Asar. Hoffentlich war ihm die Flucht geglückt. Kosta hätte sich dessen gerne versichert. Aber da er ebenfalls von dem Gegenmittel besass, musste sein einziges Bestreben sein, von hier zu fliehen und zu Timaris zu gelangen. Selbst wenn er alle hier Anwesenden erneut verraten musste. Ihm wurde bei dem Gedanken daran schlecht. Und wenn Eneas tatsächlich auch hier war... Kosta schauderte vor der ungeheuerlichen Entscheidung, die ihm dann bevorstehen würde. Vielleicht gerade deswegen, weil er wusste, dass er sie getroffen hatte.

Glücklicherweise, oder eigentlich leider, bekam Kosta keine weitere Gelegenheit darüber nach zu denken. Wärter wollten das Labor stürmen. Einer erlag der Kraft von Tiger und einem grossen bulligen Kerl. Doch ein weiterer Wärter schleuderte diesen zurück und der andere Wärter warf einen Machtball genau auf Minan zu. Bescheuerter Kerl. Geistesgegenwärtig erschuff Kosta einen grünen Schutzschild, woran der Machtball abprallte. Tiger brüllte ihn an, das Labor zu versiegeln und prompt war das aufgeregte Schellen einer Alarmglocke zu hören. Verflixt. Kosta brachte das letzte Pflaster an Minans Rücken an, aber obwohl noch viel mehr nötig gewesen wären, musste der Junge es auch so aushalten. Es nützte nicht, wenn er gut zugepflastert war, sie alle aber von den Wärtern erledigt wurden.
Zu Kostas Erleichterung war dann auch gleich Zucker bei ihm und wollte sich um Minan kümmern, obwohl es seinen bulligen Kameraden doch auch übel erwischt hatte. Sofort rief Kosta seinen Säbel herbei und stürtzte sich auf einen der Wärter, um ihm die Waffe, verstärkt mit der Kunst, um den Schutzschild zu durchbrechen, in den Bauch zu treiben. Tiger hatte derweil dem anderen Wärter die Kehle zerfetzt, bevor dieser seine Kunst hatte sammeln können. Vorsichtig traten sie aus dem Labor heraus, doch erstmal war kein Wärter mehr zu sehen. Nur diese nervtötende Alarmglocke war noch zu hören.

Zucker und Prinz Varlyn hatten Minan inzwischen auf die Trage gehoben und Lady Tursin deckte ihn behutsam mit dem Laken zu. Kosta huschte noch einmal rasch ins Labor und packte sich eine dieser Arbeitstuniken und ein Skalpell. Die Tunika legte er zu Minan auf die Trage. Jetzt hatten sie keine Zeit, ihm diese vorsichtig anzuziehen. Doch später einmal würde es vielleicht gehen. Das Skalpel hielt er Minan in einigem Abstand, vor das Gesicht, damit er es sehen konnte.
"Das ist leicht genug, dass du es halten kannst, sollte es nötig sein", informierte er ihn hastig, legte die dünne Klinge jedoch ganz vorsichtig in seine rechte Hand. "Es ist sehr scharf und schneidet Fleisch wie Butter. Also pass auf, dass du nicht schneidest. Auch wenn es dir widerstreben mag, spare dir deine Kraft auf. Bleib einfach liegen und lass dich tragen. Es kann sein, dass du sie dringend brauchen wirst. Also verschwende sie nicht, indem du unnötig deinen Kopf hebst oder dich sonstwie bewegst." Vielleicht würde Minan sich selber verteidigen müssen. Dem wütenden Teil, der gerade da war, traute er dies durchaus zu. Vielleicht würde Minan das scharfe Messer jedoch auch brauchen, um zu fliehen, wenn sie alle anderen getötet worden waren. Kosta erinnerte sich noch ganz genau daran, wie verzweifelt der junge Prinz ihn darum gebeten hatte, ihn zu töten.

Sie waren kaum aus dem Labor raus und um eine Biegung, wo Kosta Prinz Tiger wiederholt erklären wollte, dass sie nach unten gehen sollten, als ihnen auch schon wieder zwei Wärter begegneten und ihnen den Weg versperrten. Geistesgegenwärtig schoss Kosta seine Juwelenkraft in die Decke über den beiden Dhemlanern. Krachend fielen grosse Steine und einiges an Sand herunter und begrub damit die Wärter. Allerdings blieb der Gang nun auch ihnen versperrt. Wobei Kosta das gar nicht so schlecht fand. Der führte ohnehin nach oben und nicht nach unten.
"Prinz Tiger, Ihr solltet stark genug sein, um Eure Kette aufzustemmen", erklärte er dem Tigerlaner, nachdem andere Gefangene über den Verlust ihrer Juwelenkraft geklagt hatten. "Das Schlussglied Eurer Kette habe ich nicht richtig verschweisst. Genau wie Zuckers Juwelenkästchen. Es wird Euch nicht Eure Kraft zurück geben, aber so könnt ihr die Kette wenigstens als Waffe benutzen." Die Wärter waren nur mit Schlagstöcken bewaffnet. Leider konnte man ihnen so keine Schwerter oder andere Klingen abnehmen.
"Los, wir müssen weiter", drängte Kosta. "Ich weiss, ihr glaubt, ihr müsst nach oben, sofort an die frische Luft. Doch da warten nicht nur Wärter, sondern auch Wachen, Soldaten und mehr Schwarze Witwen als ich je auf einmal gesehen habe auf uns. Unten im Kerker befinden sich wenige Wärter, ein Ausgang und Verstärkung ist inzwischen auch eingetroffen." Kosta konnte nicht sagen, wer alles dabei war, doch Eneas war ganz nah. Dessen war er sich inzwischen absolut sicher. Und er hasste es. "Ich kann euch nicht befehlen, wo ihr langgehen sollt. Aber ich werde mit Lady Tursin und Minan nach unten gehen", stellte er felsenfest klar. Und wenn er Minan dazu alleine tragen musste. "Wenn ihr mitkommt, werde ich euch mit meiner Juwelenkraft decken." Er wandte sich an Zucker. "Geh du voraus und sende mir die Bilder der Kreuzungen. Dann kann ich dir zurück senden wo wir lang gehen sollen. Ich werde das Schlusslicht bilden." Die Gefahr kam eher von oben, denn von unten. Also musste er am Schluss bleiben, wo die grösste Gefahr war.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 17:48

Die Glacier fackelten nicht lange und begannen gleich mit Spitzhacken den Stein zu bearbeiten. Eneas wusste nicht, ob er sich darüber wundern sollte, dass die Glacier alle Spitzhacken mitgeschleppt hatten, oder wie schnell sie vorwärts kamen. Trotzdem hallte der Lärm des klingenden Metalls und des brechenden Steins durch das gesamte Gewölbe und irgendwann merkte man, dass sie dennoch zu langsam waren. Ungeduldig stand Eneas daneben, als Hagen einschritt und eine bessere Idee hatte. Mithilfe der Kunst ließ er eine Spalte in dem Felsen entstehen, die sich langsam vergrößerte bis sie durch die Lücke hindurch kamen.
Auf der anderen Seite fanden sie nach einer Weile eine Treppe, die sie nach oben nehmen konnten. Jeder hatte nun seine Waffen gezogen, ging angespannt durch die Gänge. Eneas wäre am liebsten vorgestürmt, da er Kosta bereits ganz in der Nähe spüren konnte. Wirklich erspüren mit seiner Juwelenkunst und nicht nur durch sein Herz erahnen. Doch es konnten weitere schwarzgraue Netze in den Gängen auf sie warten, weswegen Hagen und Savah voraus gingen und die Umgebung immer wieder überprüften. Eneas kam es viel zu langsam vor. Endlich, endlich waren sie hier und er kurz davor seinen Freund wiederzusehen und er hatte trotzdem das untrügliche Gefühl, sie kämen zu spät. Die Gruppe eilte weiter durch die dunklen Gewölbe, die so wirkten, als hätte sie schon lange nicht mehr jemand betreten. Nur ihr eigenes Licht erhellte das Gemäuer, den staubigen Boden. Sie erklommen eine weitere Treppe und erst dort stießen sie auf erste Gegenwehr. Mehrere Wärter kamen um die Ecke gerannt, verharrten überrascht, augenscheinlich verblüfft auf die seltsam zusammengewürfelte Gruppe zu stoßen. Die Dhemlaner boten keine ernsthafte Bedrohung für sie und waren schnell überwältigt.
"Wenn wir weiter die Kunst einsetzen, wird sie bald merken, dass wir hier sind", befürchtete Damien.
"Soll sie nur", knurrte Savah. "Wir werden sie offen bekämpfen." Die Glacierin schwang ihren Anderthalbhänder.
"Dafür müsst ihr sie erst einmal finden und je länger wir hier unten verbringen, desto länger hat sie Zeit sich vorzubereiten", warf Leto ein. Die blonde Hayllierin führte einen Langdolch und ging neben den Dea al Mon entlang. Diese konnten nun auch Minans Signatur spüren, der nicht irgendwo hoch oben in der Feste war, sondern wohl auch hier in einem der unteren Stockwerke.
"Wir sollten uns aufteilen", riet Olintes. Eneas nickte. Er wollte eher Kosta finden als die gefährliche Spinnenkönigin bekämpfen.
"In die Richtung!" Er deutete auf einen der Gänge. Drei weitere Dhemlaner kamen ihnen entgegen, mit Schutzschilden versehen. Eneas schleuderte einen roten Machtblitz auf sie, zückte seinen Säbel. Er tauchte unter einem Hieb eines Wärters hinweg, wich geschickt aus und rannte an ihnen vorbei. Während die Glacier noch mit den Wärtern beschäftigt waren und ihnen den Rücken deckte, eilte ein Teil bereits weiter.

Eneas folgte der brennenden Signatur seines Freundes. Er musste ihn schnell erreichen. Eine laut klingende Metallglocke ertönte und klang ganz eindeutig danach, als wären sie entdeckt worden. Neben ihm fluchte Farell.
"Hier wirds gleich ganz ungemütlich", vermutete er.
"Kosta ist in der Nähe", drängte Eneas. Sie rannten durch einen Gang und entdeckten Spuren eines Kampfes. Zwei tote Wärter lagen auf dem Boden, Blutspuren um sie herum. Eneas' Herz hämmerte heftig in seiner Brust. Er wollte nun nicht mehr auf die anderen warten, konnte nicht länger. Hastig schlidderte er um eine Ecke, noch gegen die Wand stoßend. Zwei Gänge weiter sah er mehrere Wärter stehen, die zu jemanden schauten.
"Jetzt haben wir euch! He, die Gefangenen sind hier!", rief einer. Eneas hüllte sich in ein rotes Schild, warf sich auf einen der Männer und rammte ihn seinen Säbel in den Rücken. Röchelnd krümmte sich der Wärter und sackte vor ihm zusammen, als Eneas seinen Säbel zurückriss. Etwas von dem Blut traf seine dunkle Lederhose an der noch Karabiner und Seil vom Klettern hingen. Er hob seinen Blick.
Kosta.
Es war wirklich er. Eneas bemerkte erschrocken, dass Kostas Kleidung - eine weiße Uniform - ganz blutüberströmt war. War er verletzt? Ging es ihm gut? Dem Krieger gingen tausend Gedanken durch den Kopf. So lange hatte er diesen Moment des Wiedersehens herbeigehofft und gleichzeitig gefürchtet wegen dem wie sie auseinander gegangen waren. Leider hatte Eneas keine Zeit Kosta länger als einen Atemzug anzusehen. Gemeinsam mit Olintes, Damien und dem Dea al Mon mussten sie die Wärter bekämpfen, die Kosta - zusammen mit einer Gruppe mit Ketten versehenen Männer - in eine Sackgasse gedrängt hatte. Er stand neben einer Trage, die zwei von den Männern hielten.
Eneas schlug einem der Wärter einen Schlagstock aus der Hand, dann wurde er bereits von Rachhad niedergestreckt.
Endlich waren die Männer besiegt. Eneas kannte kein Halten mehr, überwandt zittrig und mit wackligen Beinen die letzte Strecke zwischen sich und Kosta.
Konnten sie nicht kurz vergessen was zwischen ihnen gewesen war? Konnten sie nicht alles davon vergessen? Nur eine Weile. Nur für eine Umarmung. Eneas dachte nicht länger darüber nach. Er tat es einfach. Den Säbel wegsteckend, packte er den anderen Krieger danach und drückte ihn an sich.
"Kosta..." Eneas' Finger krallten sich kurz zitternd in dessen weiße Jacke.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Merion » So 25. Sep 2022, 17:51

Es dauerte nicht wirklich lange, bis Hagen einen Weg durch den Fels geschaffen hatte, durch den auch die Glacier schlüpfen konnten. Bestimmt war es bedeutend kürzer, als wenn sie sich den ganzen Weg mit der Spitzhacke hätten erarbeiten müssen. Oh, aber ihm kam es wie eine Ewigkeit und verräterisch laut vor. Was, wenn die Spinnenkönigin Minan gleich jetzt tötete, weil sie wusste, dass sie kamen, um ihn zu retten? Das wäre grausam. Würde aber so gut zu ihr passen. Merion fühlte sich, als würde er wie auf Kohlen sitzen. Es war so schwer, sich zu konzentrieren. Er wollte am Liebsten gleich losstürmen, um zu seinem Liebsten zu gelangen. Der junge Krieger bekam jedoch trotzdem noch mit, wie es dem Kapitän der Hayllier ebenfalls so ging. Auch er war ganz angespannt, bereit augenblicklich loszurennen, um seinen Gefährten zu retten.

Sobald alle an dem Gitter im Gang vorbei waren, zogen sie ihre Waffen. Sie alle waren jetzt begierig darauf, nach oben zu gelangen, um Königin Eacir zu töten. Dabei besprachen sie verschiedene Überlegungen, wie sich aufzuteilen und dafür zu sorgen, dass die Spinnenkönigin nicht zu lange Zeit bekam, sich vorzubereiten. Merion konnte das verstehen, doch er wollte zu Minan. Nicht erst zu der Königin. Inzwischen konnte er seinen Gefährten überdeutlich spüren. Er konnte nicht weit sein. Vielleicht war er sogar in den selben Gewölben wie sie. Nur ein paar Stockwerke über ihnen. Aber nicht viele.

Je weiter sie kamen, desto deutlicher stellte sich heraus, dass Minan am selben Ort war wie Kosta. Eneas deutete immer in die gleiche Richtung, in die auch Merion am liebsten rennen wollte. Zum ersten Mal trafen sie auch auf Wärter. Mit ungeheurer Energie, die sich in den letzten Tagen angestaut hatte, hieben sie auf die Dhemlaner ein. Sie hatten ihnen nicht wirklich etwas entgegen zu setzen. Die Piraten stürmten danach sofort weiter. Rachhad fiel zurück zu seiner Königin. Dahin sollte Merion eigentlich auch. Doch Eoshan erkannte sofort seine Zwickmühle und sandte ihm, dass er mit den Haylliern mit gehen sollte, um Minan zu retten. Sie selber würde mit den Glaciern die Gänge sichern und schauen, dass sie in keine Falle einer Schwarzen Witwe liefen.

Kurz darauf erscholl viel zu laut eine nervtötende Metallglocke. Enervierend und drängend und alle weckend, die eventuell schlafen mochten. Sie waren ganz offensichtlich entdeckt worden. Instinktiv begannen sie zu rennen. Dahin wo Kosta und Minan waren. Und dann hatten sie sie gefunden. Merion konnte Minan zwar nicht sehen, doch er spürte, dass er nur wenige Meter vor ihm war. Im Weg waren nur noch einige Demlaner und dahinter Kosta und ein Tigerlaner, die sich den Wachen mit grimmigem Blick entgegen stellten. Merion fiel auf, das Kosta ganz blutüberströmt war. Er schien schwer verletzt zu sein. Dass der Tigerlaner einen blutverschmierten Mund und blutige Hände hatte, überraschte ihn hingegen gar nicht. Schon eher, dass sich einer aus diesem wilden, naturliebenden Volk in dieses furchtbare Steinhaus verirrt hatte.

Dann aber war keine Zeit mehr zum Denken. Sie hatten ohnehin nur einen Augenblick die Möglichkeit gehabt, die Situation zu erfassen. Dann stürmte Eneas los und griff einen der Wärter mit seinem Säbel an, rammte ihn ihm in den Rücken. Merion verstärkte seinen Pfeil mit Hilfe der Kunst und schoss. Der erste Pfeil traf einen der Wärter in sein Auge, der zweite einen weiteren Dhemlaner in den Hals. Dann waren die Piraten ebenfalls bei den Wachen und es wurde zu gefährlich, weitere Pfeile zu verschiessen. Sofort liess Merion seinen Bogen verschwinden und rief seinen Langdolch herbei. Er brauchte ihn jedoch nicht mehr wirklich. Die Hayllier kämpften schnell und gut, und die die übrig bleiben, übernahm Rachhad, der mit ihm mitgeschickt worden war.

Und endlich konnte er Minan sehen. Er lag in ein weisses Laken eingehüllt auf einer Bahre, die von zwei Männern getragen wurde, die zu der Gruppe gehörten, mit denen Kosta unterwegs war und die die Wachen wohl die Gefangenen genannt hatten. Genau wie Eneas gab es für Merion kein Halten mehr. Er liess seine Waffe verschwinden und rannte besorgt auf seinen Gefährten zu.
"Darken", rief er aufgeregt und huschte schnell zwischen den sogenannten Gefangenen hindurch. Er hörte wie der Prinz seinen Namen rief und etwas metallisches zu Boden fiel. Jemand sagte: "Lasst ihn. Das ist Minans Gefährte." Als ob ihn jemand jetzt noch hätte aufhalten können. Ausserdem war gerade nicht Minan da, sondern Darken.
"Darken", rief er noch einmal unendlich erleichtert. *Darken, Minan, Tänzer, Hexe, Jonael, Eis*, sandte er in inniger Liebe allen Splittern, die er schon kannte. "Wir sind da", sagte und sandte er gleichzeitig. *Oh, du lebst, ich bin so froh. Jetzt wird alles wieder gut.* Auch wenn sein Gefährte unglaublich dünn und so krank aussah. Sie hatten Heilerinnen dabei. Sie würden ihn wieder gesund machen. Minan war schon oft beinahe gestorben. Zuletzt als Hexe sich selbst verletzt hatte. Trotzdem hatte er überlebt. Er würde es wieder tun. Oh, und jetzt hatte sein Gefährte sogar wieder zwei Arme. Merion wusste nicht, wie das ging, doch der Arm war wirklich wieder da. Viel wichtiger war jedoch, dass er endlich bei Darken war. Sanft nahm er seine Hand in die eigenen und gab ihm einen innigen Kuss darauf. Ihn zu umarmen und an sich zu drücken, getraute er sich nicht. Dazu wirkte sein Freund viel zu dünn und zu zerbrechlich. Sie würden für eine Weile wohl wieder bei den sündigen Geschichten bleiben müssen und nicht mehr tun können. Merion musste lachen. was für ein dummer Gedanke. Gleichzeitig rannen ihm Tränen der Erleichterung über die Wangen. Endlich war er bei seinem Gefährten. Jetzt war alles wieder gut.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Darken » So 25. Sep 2022, 17:56

Halb bewusstlos dämmerte Darken immer wieder rein und raus aus dem Wachzustand. Als er wieder bei sich war, lag eine Tunika auf ihm und Kosta drückte ihm gerade ein scharfes Skalpell zwischen die zittrigen Finger. Der Krieger warnte ihn, dass er aufpassen sollte sich nicht selbst zu schneiden. Darken hätte am liebsten gelacht. Sorgte sich der Kerl etwa um sein Wohlergehen? Hatte er ihn mal angesehen? Als ob ein Schnitt noch etwas ändern würde, dass er kurz davor war zu krepieren.
Kosta hatte noch weitere Ratschläge parat. Dass Darken liegen bleiben und seine Kraft sparen sollte. Er sollte nicht unnötig seinen Kopf heben oder sich anderweitig bewegen. Der Jugendliche blickte den Hayllier feindselig an. "Sag du mir nicht-", setzte er an, doch er kam nicht weit und musste wieder husten. Entkräftet schloss der Prinz die Augen und blieb liegen. Adrej und Harel hielten die Trage und auch wenn sie sich vorsichtig bewegten, so spürte Darken doch jedes Ruckeln schmerzhaft durch seinen gesamten Körper ziehen. Er hatte Mühe das Skalpell überhaupt noch zu halten.
Darken bekam nicht viel von den Kämpfen um ihn herum mit. Kosta und die Soldaten versuchten einige Wärter zurückzudrängen und an ihnen vorbeizukommen. Dann rumpelte die gesamte Decke und Darken hörte Steine herabpoltern. Staub wallte auf. Der junge Prinz hustete. Sein gesamter, schmächtiger Körper zitterte.
Neben ihm versuchte Amaya die Ketten um seine Brust aufzustemmen. Gemeinsam mit Yadriëls Hilfe gelang es ihm und eines der Kettenglieder brach frei, so dass der Kriegerprinz die Kette abnehmen konnte. Bald hatte er seine Juwelen wieder in den Händen, konnte sie aber trotzdem nicht einsetzen. Yadriël befreite sich auf ähnliche Weise, während sie hastig weitereilten. Darken wurde hin und hergeschüttelt, keuchte gepresst. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Verbissen klammerte er sich ans Leben. Es wäre doch Irrsinn, wenn er jetzt noch sterben sollte, so kurz vor der Flucht.
Flucht... hoffte er etwa wieder? Das war dumm. Er wollte bloß noch die Augen schließen und schlafen. Alles tat so weh.

Nur halb bekam er mit wie Kosta erneut das Kommando übernahm und die Soldaten davon zu überzeugen versuchte, dass sie nicht nach oben sondern nach unten fliehen musste. Das spürte auch Darken, wobei er nicht genau wusste wieso dies so war. Es kostete zu viel Kraft darüber nachzudenken.
"Woher willst du wissen, dass unten ein Ausgang ist?", fragte Amaya. "Wir müssen aus der Feste raus. Warst du schonmal hier?"
"Moment mal... Verstärkung?", hakte Yadriël verwundert nach. "Du hast nie gesagt, dass Verstärkung kommt. Freunde von dir?"
Während die Soldaten noch diskutierten, beharrte Kosta darauf, dass unten der rechte Fluchtweg sei und dahin würde er auch mit Minan und Lady Tursin gehen. "Wenn ihr mitkommt, werde ich euch mit meiner Juwelenkraft decken", versprach er.
Der einäugige Harel schnaubte. "Deine Versprechungen sind nicht viel wert, aber damit bleibt uns schlecht eine andere Wahl. Es gibt zu viele Juwelenträger in der Feste."
"Entscheidet euch", drängte Yadriël, "Oder die Wärter nehmen uns die Entscheidung ab."
Endlich setzte sich der Trupp wieder in Bewegung und man begab sich tiefer in den Kerker hinein. Sie kamen nicht weit, als Kosta hinten gleich drei Wachen abwehren musste. Rennen schien die bessere Option und die Gruppe eilte rasch los. Darken stöhnte schmerzerfüllt. Seine Brust füllte sich mit schwerem Druck. Jeder Atemzug wurde zu einem Kampf.
Sein Blick sackte nach hinten, dann wurde er ohnmächtig.
Darken wusste nicht wie lange er weg gewesen war, doch als er wieder zu sich kam, befanden sie sich in eine Sackgasse. Kosta stand vor der Gruppe, das grüne Schild flackerte. Am anderen Ende des Ganges standen mehrere Wärter, riefen ihnen zu, sich zu ergeben. Darken hatte den Kopf leicht gehoben, um sie sehen zu können, doch es strengte zu sehr an und er sank wieder zurück.
"Toller Orientierungssinn, Zucker", sagte der bullige, glatzköpfige Ceowyl.
"Ey, ich war hier noch nie!", verteidigte sich der Prinz. "Diese verdammten Kerker sind ein Labyrinth." Er schlang die Ketten um seine Fäuste, hob sie kampfbereit. Einer der Wärter formte einen grünen Machtball. "Ach... scheiße", entfuhr Yadriël. Darken sah bloß den Wiederschein des grünen Schimmerns an den Wänden. Schatten zogen sich an der Decke entlang.
Dann gesellten sich weitere Schatten hinzu, Geschrei und Kampfeslärm ertönte.
"Merion...", entfuhr Darken. Nein, er musste träumen. Er durfte hier nicht an Merion denken. Dieser Ort hatte ihm alles andere geraubt. Nicht auch noch Merion.
Der Jugendliche glaubte es selbst dann noch nicht, als er Merions aufgeregte Stimme hörte, die nach ihm rief. Alle hier hatten ihn stets Minan genannt, zum ersten Mal seit Wochen hörte Darken wieder den Namen mit dem er sich selbst identifizierte.
"Merion", wiederholte er leise und ungläubig. Konnte es sein? Oh, er spürte Eoshan auch hier.... sie waren wirklich hier. Darken erzitterte. Abrupt wurde ihm wieder das Skalpell in seiner Hand bewusst und hastig ließ er es zu Boden fallen. Er wollte nicht riskieren, dass Eis plötzlich auftauchte und alles ruinierte.
Und dann war Merion bei ihm, über ihm. Das schmale Gesicht mit dem silbernen Haar und den spitzen Ohren tauchte über ihm auf, strahlte ihn an. Darken empfing einen innigen Speerfaden, der alle Splitter auf einmal ansprach.
*Oh, du lebst, ich bin so froh. Jetzt wird alles wieder gut*, sandte sein Gefährte. Darken bezweifelte, dass alles wieder gut wurde. Es hatte ihm wieder seine Hoffnung genommen wie schnell sein gutes Leben in Dea al Mon ihm geraubt worden war. Nichts war von Dauer. Doch er sagte nichts davon. Es war gut, dass Merion für sie beide hoffen konnte.
Darken blickte ihn intensiv aus dunklen hohlwangigen Augen an, wollte den Anblick seines aufgeregten Freundes tief in sich aufsaugen. Nur für den Fall, dass sie hier nicht mehr rauskamen.
"Leben ist... zu viel gesagt...", erwiderte er schwach. Merion küsste ihm die Hand, lachte fröhlich und weinte zugleich. Darken beobachtete das nur verwirrt. Er wusste nicht wieviel Zeit zwischen ihrem Wiedersehen vergangen war. Er selbst musste furchtbar aussehen. Schwach versuchte Darken sich mit der Tunika auf ihm etwas zu bedecken und sich aufzusetzen, um wenigstens den Anschein von Stärke zu geben.
"Bist du hier, um mich... zu.. retten?", fragte er und lächelte mit bleichen und blutigen Lippen. Darken versuchte keinen Laut von sich zu geben, als er seinen Oberkörper leicht aufrichtete, doch er konnte einfach nicht den Kopf oben halten. Geschwächt sackte er wieder zurück. In ihm drin tobten die Gefühle der verschiedenen Splitter, vor allem Minan und auch Eis spürte er dicht an der Oberfläche. Eis beunruhigte ihn, doch noch mehr beunruhigte Darken die Abwesenheit des Tänzers.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 17:59

"Ich weiss es von einem ehemaligen Gefangenen, der von hier geflohen ist", erklärte Kosta knapp Prinz Tiger. Er wollte eigentlich nicht lange mit ihm darüber diskutieren. Doch wenn er ihn nicht überzeugen konnte, dann würde es noch viel schwieriger werden, von hier zu entkommen. Deswegen versuchte Kosta es noch einmal mit Überreden und gab seine Vermutung Preis, dass unten Verstärkung auf sie wartete. Das hörte Zucker und er merkte auf.
"Ich wusste nicht, dass er kommen würde", wich Kosta der Frage aus, ob die Verstärkung Freunde von ihm seien. Er hatte nicht das Recht sie so zu nennen. Doch er wusste auch nicht, wie er sie sonst nennen sollte. "Aber er ist hier und da ihr ohnehin früher los seid als geplant, werden wir diese Gelegenheit nutzen. Also lasst uns nach unten gehen." Kosta stellte klar, dass er so oder so nach unten gehen würde. Er bot an, jeden zu schützen, der mit ihm kam. Natürlich war sein Wort nicht viel Wert, dennoch entschieden sich die Soldaten, mit ihm zu kommen.

Dennoch dauerte es viel zu lange, bis sie endlich weiter gingen. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie schon wieder von drei Wachen angegriffen wurden. Kosta schützte den gang mit einem Schild, schoss Feuerbälle ab und war einfach nur froh, dass seine Gegner hellere Juwelen als er hatten. Dennoch machte er sich Sorgen, dass er zuviel seiner Juwelenkraft verschwendete. Wenn das so weiter ging, würde es nicht bis raus reichen. Kosta wäre es lieber gewesen, er hätte seine Gegner nur mit seinem Säbel erledigen können. Allerdings war das zu riskant, solange sie noch so weit oben waren und so rasch Verstärkung für die Gegenseite nachkommen konnte. Sie mussten schnell sein. Schnell ihrer Gegner ausschalten und schnell fliehen. Armer Minan. Er wurde ziemlich unsanft auf der Bahre hin und her gerüttelt. Kosta hoffte nur, dass er das überlebte. Glücklicherweise rannte Lady Tursin gleich neben der Trage her und kontrollierte regelmässig seine Lebenszeichen.

Wie versprochen bildete Kosta das Schlusslicht. Gleichzeitig versuchte er durch Zuckers Bilder der Verzweigungen der Gänge die Gruppe den richtigen Weg nach unten zu weisen. Es war überaus irritierend. Er sah vorne und hinten gleichzeitig und musste sich sehr konzentrieren, damit er die Orientierung behalten und trotzdem auf etwaige Verfolger achten konnte. Zudem schrillte noch immer die Alarmglocke. Das war besonders anstrengend.
Leider bog Zucker dann trotzdem einmal falsch ab. Nicht, weil er Kostas Angabe falsch verstanden hätte, sondern weil aus dem Gang vor ihnen ebenfalls Wärter kamen. So ein Mist. Viel zu rasch stellte sich ihr Gang als Sackgasse heraus. Sie konnten nicht weiter fliehen und mussten sich den Wächtern stellen. Prinz Tiger und Kosta versiegelten den Gang, schützten die Wärter, Minan und die Heilerin. Der Kriegerprinz hatte sich seine Kette inzwischen vom Leib gerissen und sie als Waffe um seine Hand gewickelt, so dass er sie wie eine Peitsche schwingen konnte.

Bevor es jedoch zum Kampf kam, verschloss Kosta ihren Gang wieder mit einem Schutzschild. Wenn sie lange genug aushielten, dann würde Eneas es womöglich rechtzeitig zu ihnen schaffen, um ihnen zu helfen. Ausserdem war Eneas nicht alleine, wie Kosta inzwischen mit seinen Sinnen spüren konnte. Ein Grossteil der Mannschaft war bei ihm und noch mehr Leute. Hoffentlich Verbündete. Er hatte sie alle mitgebracht. Dabei sollte er doch gar nicht hier sein. Und nun brachte Eneas alle anderen auch noch in Gefahr. Kosta wollte das Herz stillstehen vor alles erdrückender Schuld. Er bekam kaum Luft.
Zum Glück wollten die Wärter sie nicht gleich angreifen. Stattdessen begnügten sie sich damit, sie zu verspotten und andere Wärter zu rufen, dass sie die Gefangenen gefunden hätten. Leider endete das Geplänkel viel zu früh. Einer der anderen Wärter trug ebenfalls Grün und griff an. Kosta hielt dagegen. Wild schimmerte die Juwelenkunst von den Wänden wieder. Es strengte sie Beide an. Prinz Tiger müsste jetzt angreifen. Da krachte der Wärter unversehens zusammen und sein Leben war vorbei. Eneas hatte ihm von hinten den Säbel in den Rücken gerammt. Kosta starrte ihn einfach nur an, als er ihn endlich wieder sah.
Gütige Dunkelheit, er vermisste ihn so sehr. Er war wütend auf ihn. Ja. Doch er vermisste ihn so. Eneas war sein Leben. Auch wenn dieser es nicht wollte. Kosta gehörte ihm voll und ganz. Wo er den Kapitän so wild und kampfeswillig vor sich sah, wurde es ihm wieder unglaublich schmerzhaft bewusst. Er konnte an nichts anderes mehr denken. Kosta schaffte es gerade noch so, den Schild zu senken, damit sie in den Kampf eingreifen konnten. Damit die Verbündeten zueinander kommen konnten.

Es geschah wie im Traum, dass die Wärter getötet wurden. Dann war Eneas bei ihm. So schnell. Ehe sich Kosta versah hatte Eneas ihn gepackt und drückte ihn innig an sich. Kosta erstarrte. Sein Herz raste. Es war zuviel. Kosta wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Zuviele Gefühle stürmten auf ihn ein. Zuviel Schuld. Zuviel von allem.
"Eneas..." flüsterte er verzweifelt. "Gütige Dunkelheit. Wieviel Schuld muss ich noch auf mich laden, bis du mich endlich zu dir holst." Er hatte alle für Timaris verraten. Viele gute Menschen. Menschen, die ohne ihn noch am Leben wären. Und jetzt würde er sie alle noch einmal verraten. Er würde sie verraten, indem er Timaris verriet und dafür sorgte, dass Eneas hier heil heraus kam, anstatt sofort zu ihr zu reisen.
Sanft umarmte er Eneas ebenfalls und zog ihn in eine beschützende Umarmung. Er hatte ihn so sehr vermisst. Sein Körper schmerzte förmlich vor Sehnsucht. Kosta spürte all die fremden Metallstücke in seinem Körper brennen. Sie gehörten nicht dahin. Sie waren nicht von Eneas. Es tat so weh. Kosta ekelte sich vor sich selber. Wie konnte Eneas ihn nur so dicht an sich heranlassen. Er hatte keine Ahnung.

Neben ihnen huschte eine kleine, grüngewandte Gestalt vorbei und rief nach einem Darken. Minan flüsterte nach Merion. Sein Gefährte? Ein Dea al Mon? "Lasst ihn", sagte Kosta rasch. Nicht dass einer der Soldaten ihn töteten, weil sie ihn für eine Gefahr hielten. Allerdings war der Junge so schnell, dass Kosta ihm kaum folgen konnte. "Er ist Minans Gefährte", erklärte er trotzdem noch.
Wie in Trance beobachtete Kosta das glückliche Wiedersehen der beiden Jugendlichen, während er Eneas noch immer in den Armen hielt. Sie waren so froh. So unbeschwert. Dieser Merion akzeptierte sogar einfach, dass Minan nun einen zweiten Arm hatte und ganz furchtbar eingefallen aussah. Minan war nur noch Haut und Knochen. Merion war es egal. Hauptsache sein Gefährte lebte noch.

"Natürlich sind wir hier, um dich zu retten, kleiner Bruder", sagte da eine junge Frau am Eingang des Ganges. Sie hatte silberne Haare und grosse, silberne Augen. Auch eine Dea al Mon. Eine Königin. Kostas staunte. Eneas fest im Arm haltend, sah er zu, wie sie leichtfüssig über die Leichen hinweg stieg und anmutig zu Minan glitt, um ihm sanft über den Kopf zu streicheln. "Und wir haben dir starke Verbündete mitgebracht, um dich hier heil heraus zu bekommen." Hier raus kommen. Das weckte Kosta.
"Ich muss weiter", erklärte ernst und trat von Eneas zurück. "Ihr sein gnügend, um den Gefangenen und Minan zu helfen, von hier zu fliehen. Doch ihr braucht Zeit. Ich muss sofort auf die Winde springen, um nach Draega zu gelangen. Ich weiss nicht, ob Prinz Asar rechtzeitig hat fliehen können, als der Alarm losging. Wenn er es nicht zu Timaris schafft, dann muss ich es. Es ist wichtig. Eneas. Zeigst du mir, wo es hier raus geht?" Einladend hielt er dem Krieger mit den schönen Augen wie goldene Sahnebonbons seine offene Hand mit. Wenn er Eneas gleich mit ihm kam, dann würde Kosta nicht hier bleiben müssen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:01

Im ersten Moment spürte er wie Kosta erstarrte und ihm leise zuflüsterte, wieviel Schuld er noch auf sich laden müsste bevor Eneas ihn zu sich holen würde. Der Krieger verstand die Worte nicht recht. Er würde Kosta sofort zu sich holen solange Kosta ihn ließ und nicht mehr wütend auf ihn war.
"Ich bin ja hier... ich bin bei dir", erwiderte Eneas leise ergriffen. Von ihm aus mussten sie nicht länger streiten. Er wollte so viel mit Kosta reden. Eneas war bereit, ihm jedes böse Wort aus ihrer letzten, heftigen Aussprache zu vergeben solange sie endlich wieder zueinander fanden. Ebenso war er bereit sich selbst inniglich zu entschuldigen für alles was er seinem Freund angetan hatte.
Und dann endlich erwiderte Kosta die Umarmung, zog ihn zu sich und Eneas hatte für einen Moment das Gefühl, alles wäre wieder im der Welt in Ordnung. Solange sie sich so hielten, konnten sie alles bewältigen. Es tat so gut wieder Kostas Nähe so dicht spüren zu können. Eneas hatte ihn so vermisst. Es war ihm ganz egal in welcher Situation sie sich befanden oder wie es wirken mochte. Er bekam nicht mit wie manche der Soldaten sie zweifelnd anblickten, vor allem der Prinz mit dem vernarbten Gesicht, oder wie Leto sich bei dem Anblick abwandte und lieber rasch hinüber zu Minan ging, um zu schauen, ob sie etwas für ihn tun konnte.
Eneas war viel zu glückselig, dass Kosta ihn ganz lange umarmte und auch später nicht wieder losließ, als sie sich schon länger in den Armen gelegen waren. Der Schriftsteller wollte seinen Freund gewiss nicht so schnell wieder loslassen. Lächelnd beobachtete er wie Merion auch endlich wieder mit seinem Gefährten vereint war. Minan sah schlimmer aus als Eneas befürchtet hatte, doch wenigstens war er am Leben und er würde sich hoffentlich erholen können, wenn sie erst einmal hier raus waren. Nun hatte er gleich mehrere Heilerinnen, die sich um ihn kümmerten.
Eneas war zu konzentriert auf Kosta, als dass er sich sonst viel auf die anderen, fremden Personen konzentrieren konnte. Eoshan war inzwischen auch zur Liege getreten auf der sich Minan befand, begrüßte ihn sanft und strich ihm über den Kopf. Es war schön, dass sie beide ihre geliebte Person nach der gefährlichen und beschwerlichen Reise gefunden hatten.

"Ich muss weiter", riss Kosta ihn da aus seine Träumereien und löste sich etwas von ihm. Eneas ließ es wehmütig geschehen, blickte ihn fragend an. Er wusste auch, dass sie nicht hier bleiben konnten. Sie mussten fliehen. Kosta hatte aber noch einen anderen Grund. Er wollte sofort auf die Juwelenwinde, um nach Draega zu reisen. Der Krieger erwähnte Prinz Asar und von dem er nicht wusste, ob er hatte fliehen können. Eneas fiel dabei auf, dass Kosta wieder seine Zunge gepierct hatte. Wann hatte er das denn gemacht? Doch das Gespräch war zu wichtig, um länger darüber nachzudenken. Später.
"Ihr habt es beide oder?", vermutete Eneas und meinte damit das Gegengift. Zwar wussten die Dea al Mon und die Glacier Bescheid, doch er wusste nicht mit wer Kostas Begleiter waren, die alle recht grimmig und abgehärtet aussahen. Das Gegengift musste der Grund sein wieso beide getrennt fliehen wollten. Kosta wollte so schnell wie möglich zu Timaris.
Natürlich verstand Eneas wie wichtig das war. Timaris hatte bereits nicht mehr viel Zeit gehabt, als sie aufgebrochen waren. Wie ging es ihr jetzt? Würde das Gegengift rechtzeitig eintreffen?
Es musste noch Hoffnung geben...
Natürlich hatte Kosta das Gegenmittel. Eneas hatte nicht an ihm gezweifelt. Er nickte auf die Frage, ob er Kosta den Fluchtweg zeigen könnte. Und als dieser ihm auch noch die Hand hinhielt, konnte der Krieger gar nicht anders als sie zu ergreifen. Er würde ihm auf die Winde helfen und gemeinsam mit ihm nach Draega reisen. Auf den roten Winden würden sie schneller sein und Kosta war so blutüberströmt... ob er verletzt war?
"Was soll das heißen? Du willst jetzt einfach abhauen?", meldete sich der Dhemlaner mit dem vernarbten Gesicht zu Wort. Eneas sah ihn irritiert an. Er kam ihm irgendwie bekannt vor, konnte es aber nicht auf Anhieb einordnen. Doch da war irgendetwas... seltsam.
"Ich dachte, wir fliehen gemeinsam", sagte der dhemlanische Prinz.
"Hauptsache, wir kommen hier raus. Wo ist der Ausgang?", fragte ein Kriegerprinz mit salzblonder Mähne, spitzen Ohren und leichtem Fell. Moment mal, das musste dieser Amaya sein... Eneas hatte Rashar über ihn reden hören. Dann waren dies die Überlebenden der 6ten Kompanie. Ob dieser Zucker auch darunter war, kam ihm kurz ein Gedanke.
"Ihr könnt gerne fliehen, aber unser Weg führt weiter nach oben. Wir werden dieser Spinnenkönigin ein für allemal das Handwerk legen", ertönte da die Stimme von Savah. Die großgewachsene Königin war gerade mit ihren Begleitern in den Gang gekommen. Blut tropfte noch von ihrem großen Schwert.
"Wer von euch hilft uns oder wollt ihr alle gleich davon rennen?", fragte die Glacierin und blickte in die Runde.
Es war überraschenderweise Eneas' kleine Schwester, die zu Savah trat. "Ich komme mit", sagte sie. Eneas gefiel das überhaupt nicht gerne. Er wollte Laree in Sicherheit wissen. "Ich mag diese Schlampe nicht. Und Ayden muss noch da oben sein", fügte Laree hinzu und packte ihre Armbrust fester.
"Venka!" Der dhemlanische Prinz schob sich an ihnen vorbei, packte Laree und umarmte sie fest. "Hast du mich vermisst? Kommst du, um mich zu retten?", fragte er und grinste. Laree grinste kurz zurück, schüttelte dann ihren Kopf.
"Nein, wir wussten nicht, dass ihr hier seid. Wir hatten gehofft, ein paar hätten überlebt... Rashar lässt euch schön grüßen", sagte sie. Bei den Worten war sie sofort von all den anderen Männern umringt, die sie mit Fragen überschütteten.
"Seid mal still!", rief Rasmus mit seiner dunklen Reibeisenstimme. Er deutete in den Gang aus dem sie kamen. Sie hörten lautes Fußgetrappel.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:05

"Ja, genau", antwortete er Eneas bestätigend, der sofort verstand, was Kosta damit meinte, er müsste sofort nach Draega zu Timaris. Es überraschte Kosta nicht, dass Eneas über ihre Vergiftung Bescheid wusste. Obwohl wie keine Gefährten mehr waren, vertraute Timaris Eneas noch immer sehr viel an. Bei ihm wusste sie, dass er es nicht gegen sie verwenden würde. Dass sie bei ihm in Sicherheit war und einfach sich selbst sein konnte. Zumindest dann, wenn sie das Bedürfnis hatte, nett zu sein. Etwas, was sie sich am Hof selten erlauben konnte.

Einladend streckte Kosta Eneas die Hand entgegen, damit er mit ihm kam. Kosta würde nicht fliehen können, wenn Eneas hier blieb. Dann würde er ebenfalls bleiben und ihn beschützen. Zu seiner Erleichterung sah der andere Krieger das jedoch auch so, dass das Gegengift sofort zu Timaris musste. Dafür mischte sich nun Zucker ein, der ihnen zugehört haben musste. In Kostas Ohren klang sein Tonfall schon fast ein wenig verletzt, als er ihn fragte, was das heissen solle. Ob er jetzt wirklich einfach abhauen wolle. Wehmütig und schuldbewusst lächelte Kosta seinen Schwarm traurig an. Er war aber auch ein wenig überrascht, dass Zucker nicht einfach nur froh war, ihn loszuwerden.
"Ja, das dachte ich auch", gab Kosta zu. Er hatte wirklich damit gerechnet, dass sie jetzt gemeinsam flienen würden, nachdem die Soldaten ihre Flucht vorgezogen hatten. "Doch nun seid ihr in Sicherheit und nicht mehr auf meine Juwelenkraft angewiesen. Du weisst, weswegen ich hier bin. Jetzt, da ihr meine Hilfe nicht mehr braucht, muss ich so schnell wie möglich weiter reisen. Mit seiner Juwelenkraft werden wir auf rot reisen können. Ausserdem, hast du schon vergessen? Es bringt dir nur Unglück, wenn ich versuche, dir zu helfen." So gerne er Zucker mitgenommen hätte oder Prinz Tiger zu seiner Tochter gebracht hätte, es würde alles nichts nützen, wenn Timaris voher starb.

Da meldete sich eine weitere Königin zu Wort. Sie war gross, blond und mit dem Zweihänder offensichtlich gut bewandert. Kosta wunderte sich, was die zwei Königinnen hier taten. Das war doch viel zu gefährlich. Königinnen sollten eigentlich beschützt werden. Gerade vor Sions Leuten. Andererseits sah die glacianische Königin durchaus so aus, als könne sie sich vor allem in der Welt selber beschützen und auch die der Dea al Mon trug viele Waffen am Leib. Auch sie nickte und stimmte Savah zu, dass sie mit nach oben kommen wollte, um der Spinnenkönigin das Handwerk zu legen. Sofort war ein älterter Dea al Mon an ihrer Seite. Dieser war wohl ihr Leibwächter.
Merion hingegen wollte ganz deutlich lieber bei seinem Gefährten bleiben und eine der Dea al Mon, die eine Heilerin war, wollte ebenfalls hier bleiben. Was für ein ausserodentliches Bündnis. Und so viele Leute. Eneas hatte richtig viel Verstärkung mitgebracht. Es wurde allmählich richtig eng in den Gängen. So hatte Kosta Laree zuerst gar nicht gesehen. Sie trat ebenfalls zu Savah und wollte nach Ayden suchen. Ihren Gebieter. Wie Kosta stark annahm. So wie er Prinz Asar kennen gelernt hatte und durch das was Laree ihm erzählt oder eben nicht erzählt hatte über den Haushofmeister, lag die Vermutung nahe, dass Laree eines seiner Püppchen war. So wie Kosta eines hätte werden sollen, damit er weiter durchhielt. Augenblicklich sehnte sich der Sklave schmerzhaft intensiv nach dem dominanten Prinzen. Es war berauschend sein Püppchen sein zu dürfen. Wäre Kosta nur nicht so schnell zu dem alles vereinnahmenden Ranard geschickt worden, wäre Kosta ihm ein gutes Püppchen gewesen. Allerdings liess ihn die warme Hand in der seinen wissen, dass er es niemals hätte gänzlich sein können.

"Ich weiss nicht, ob Prinz Asar noch hier ist", warnte Kosta Laree, die ihre Armbrust fest gepackt hatte. Lady Feuervogel. "Wenn er konnte, ist er bestimmt auf die Winde gesprungen und auf dem Weg nach Draega."
Erst einmal schien dies jedoch egal zu sein. Zucker schob sich an ihnen vorbei und zog Laree in eine enge Umarmung, freute sich sehr, sie wieder zu sehen. Die Begrüssung war ungemein herzlich. Kosta blickte dem lächelnd zu. Es war schön, dass Zucker sich zur Abwechslung wieder einmal freuen konnte. Gleichzeitig musste er jedoch auch an Ersatzkaffee denken.
Während die Überreste der 6. sich um Laree scharten, sie mit Fragen überschütteten und sich freuten, das Prinz Rashar noch am Leben war, wandte Kosta sich leise ab und trat zu Minan an die Trage. "Ich bin Kosta Erenos", stellte er sich ihm noch einmal vor, da der Junge ursprünglich gedacht hatte, er wäre Ayden Asar. "Die Königin von Hayll wird wissen, wo ich zu finden bin. Wenn du wieder stark genug bist, um Genugtuung zu fordern, dann lass nach mir schicken. Sollte ich noch am Leben und nicht in Gefangenschaft sein, werde ich kommen und mich dir stellen." Das war alles, was er dem gequälten Jugendlichen anbieten konnte. Sich zu entschuldigen wagte er nicht. Das kam ihm so hol vor, nach allem, was er ihm angetan hatte.
Rasch wandte er sich wieder ab und wollte mit Eneas am liebsten in dem Trubel der Wiedersehensfreude verschwinden. Jetzt achtete kaum jemand auf sie und es würde sich ihnen auch niemand in den Weg stellen, wenn sie sich davon schlichen. Wobei Kosta den Leuten aus der Mannschaft der 'E' nicht wirklich in die Gesichter schaute. Er konnte nicht. Dazu waren zu viele Gefühle im Spiel. Dem konnte er sich jetzt nicht stellen. Allerdings hatte er sich mit Eneas erst an ein paar der vielen Kämpfer hier vorbei schieben können, als einer der Glacier sie anherrschte, still zu sein. Laute Schritte waren zu hören. Augenblicklich wurden wieder die Waffen gezückt und Schutzschilde erschaffen. Kosta stellte sich instinktiv beschützend vor Eneas. So wie es sein sollte. So wie Kosta es haben wollte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:07

Wehmütig sah Eneas zu wie Kosta doch kurz seine Hand losließ, um hinüber zu Minan zu gehen und mit ihm zu reden. Er stellte sich ihm vor. Eneas dachte zuerst, dass die beiden sich vielleicht nie in der Festung gesehen hatten, da Minan sicher weggesperrt gewesen war, doch irgendwie musste Kosta den Jungen doch kennen. Er hatte ihn ja scheinbar, gemeinsam mit den Soldaten, gerettet.
"Wenn du wieder stark genug bist, um Genugtuung zu fordern, dann lass nach mir schicken", hörte Eneas mit. Genugtuung? Was sollte Kosta denn dem jungen Prinzen getan haben? Minan blickte Kosta dabei gar nicht an und schien nur Augen für Merion zu haben. Eneas wusste nicht was da vor sich ging, doch sie hatten weder Zeit darüber zu reden, noch darüber zu diskutieren wer nun schon fliehen und wer weiter hoch in die Feste dringen wollte.
Für Eneas stand seine Entscheidung bereits längst fest. Er hatte so lange gebraucht, um Kosta wiederzufinden. Er würde ihn jetzt gewiss nicht wieder ziehen lassen. Zudem wollte Eneas natürlich auch Timaris helfen. Sie brauchte das Gegenmittel und das so schnell wie möglich.
Doch vorher mussten sie sich noch den Weg freikämpfen. Mehrere Wachen kamen um die Ecke und diese trugen keine simplen Schlagstöcke, sondern waren bewaffnet mit Hellebarden, Schilden und Schwertern. Kosta trat vor Eneas, hatte einen Dolch in der Hand. Er hatte ihn schon immer beschützen wollen...
Eneas machte sich jedoch mehr Sorgen über Kosta und seine blutige Kleidung. War er verletzt? Er bewegte sich ein bißchen anders als sonst, doch womöglich war er auch einfach erschöpft. Die Wachen hielten sich nicht lange mit Worten aus, griffen gleich an. Mehrere stellten sich schützend vor Minans Trage, während ein heißer Kampf ausbrach. Machtbälle flogen hin und her, prallten an Schilden ab, schossen in Wände in denen kratergroße Löcher entstanden.
Eine kleine Gruppe versuchte Minan aus der Sackgasse zubekommen und an den Kämpfen vorbei zugelangen. Darunter auch Maria, Merion und eine Dea al Mon Heilerin sowie ein Großteil der Gefangenen.
"Komm mit", sagte Eneas rasch und fasste Kosta an der freien Hand. Während die anderen noch kämpften, wichen sie einer Hellebarde eines Wärters aus, Kosta verpasste einem Wachen noch einen Dolchhieb, dann waren sie endlich frei und rannten vor den anderen voraus. Da Minan nur vorsichtig getragen werden konnte, war diese Gruppe verständlicherweise langsamer. Natürlich war es schwer den Rest der Mannschaft zurückzulassen, doch sie waren fähige Kämpfer und die Glacier waren auch noch dabei, zusammen mit Eoshan und Rachhad. Sie würden mit den Wachen klarkommen.
"Ich bringe dich hier raus", versprach Eneas seinem Schwarm. "Die anderen werden verstehen... Timaris darf nicht sterben."

Hinter ihnen die klirrenden Geräusche von Waffen und Schreie, rannten sie weiter. Eneas wollte den Weg zurücknehmen, doch plötzlich sprang ein bulliger, großer Wärter aus der Seite, griff sie an. Eneas wurde von einem Machtstrahl erfasst, knallte schmerzhaft gegen die nächste Mauer. Ächzend ging er zu Boden, rappelte sich wieder auf. Verdammt, er war so bestrebt gewesen wieder nach unten zu kommen, dass er nicht auf ihre Umgebung geachtet hatte.
"Du mieser, kleiner Verräter", stieß der Wärter aus. Er trug ebenfalls eine weiße Uniform, ähnlich wie die, die Kosta an hatte. Hatte er einen Wärter gespielt? Dann war es kein Wunder, dass sein ehemaliger Kollege wütend auf ihn war. "Ich wusste gleich, dass dein Arsch zu gut ist um wahr zu sein", spottete der Mann. "Hast uns alle schön um den Finger gedreht. Ah, ich werde genießen, nochmal in dich abzuspritzen. Ob du willst oder nicht Und in deinen hayllischen Freund hier auch." Der Mann grinste feist, hatte einen Streithammer mit spitzem Schnabel in der Hand. Damit schwang er immer wieder nach Kosta. Die Waffe schimmerte grün.
Wer war der Kerl? Hatte der etwa Hand an Kosta gelegt? Was hatte sein Geliebter hier durchmachen müssen?
Eneas war inzwischen aufgestanden, stellte sich wieder neben Kosta und wehrte einen Schlag mit seinem Säbel ab. In der anderen Hand rief er einen roten Machtball herbei.
"Das einzige was du abspritzen wirst, ist dein Blut", knurrte Eneas wütend und hieb nach dem Wärter.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:35

Diesmal waren es keine Gefängniswärter mehr, die sie einholten, sondern gut ausgebildete Soldaten. Wachen in Uniformen, bewaffnet mit Hellebarden, Schwertern und Schilden stellten sich ihnen nun in den Weg und der Kampf begann für die Rettergruppe zum ersten Mal ernst zu werden. Die Wachen griffen an, die Glacier, Dea al Mon und Hayllier stellten sich ihnen entschlossen in den Weg. Einige stürzten sich gleich in den Kampf, andere halfen den Gefangenen, Minan und den Heilerinnen und somit auch Eneas und ihm aus der Sackgasse zu entwischen, damit sie ihre Flucht fortsetzen konnten. Sie alle wären beim Kampf ohnehin nicht wirklich von nutzen. Es war besser, sie zogen sich tiefer in die Katakomben zurück.

Davon abgesehen, wollte Kosta ohnehin möglichst rasch zu Timaris gelangen. Er war sich sicher, dass die anderen schon klar kommen würden. Sie hatten es den ganzen, riskanten Weg bis hier her geschafft und sie schienen einige dunkle Juwelenträger unter sich zu haben. Sie würden Zorya Eacir stellen können. Eneas schien das glücklicherweise zu verstehen. Auch wenn er sonst nie etwas verstand. So fasste er ihn jetzt an der Hand und versprach ihm, ihn hier rauszubringen. Die anderen würden das verstehen. Timaris dürfe nicht sterben.
"Danke", flüsterte Kosta ergriffen, dass das erste Mal jemand verstand, wie wichtig ihm es war, das Gegenmittel zu Timaris zu bringen. Und dann kam es ausgerechnet noch von Eneas, der sonst absolut nichts verstand und keine Ahnung hatte.

Den Kampf hinter sich lassend rannten sie durch die Gänge. Eneas und Kosta voraus. Ohne auf Minan achten zu müssen, konnten sie schneller rennen. Eigentlich. Kosta spürte jedoch schon nach einem Schritt, dass er nicht wie gewohnt ausholen konnte. Wenn er einen zu grossen Schritt machte, zog sich das Kettengeflecht um seine Bälle schmerzhaft fordernd zusammen, so dass ihm jegliche Kraft aus den Beinen wich. Taumelnd konzentrierte Kosta sich darauf, nicht zu grosse Schritte zu machen.
Ein malträtiertes Gemächt beschäftigte ihn verständlicherweise so sehr, dass er die Signatur des bulligen Kriegers erst bemerkte, als dieser sich ihnen wutschnaubend in den Weg stellte. Turgor! Wo kam der denn auf einmal her! Und er schien echt wütend zu sein, hielt in den Händen einen scharfen, gefährlich aussehenden Krähenschnabel.
"Eneas!" rief Kosta entsetzt, als der Kapitän von einem Machtstrahl gegen die nächste Mauer gedonnert wurde. Sofort war Kostas Säbel wieder in seiner Hand. Schützend stellte er sich vor Eneas, fing einen Schlag des Krähenschnabels ab. "Turgor, du verstehst nicht", versuchte er ihn abzulenken und gleichzeitig besorgt nach Eneas zu schielen. Der Bulle beschimpfte ihn wütend als Verräter. Na, da konnte er sich in eine lange Reihe angliedern. "Selber blöd, wenn du glaubst, dass das irgend einem Lebewesen gefallen könnte, was ihr so liebevoll Einstandsfeier nennt", provozierte er den grossen, muskulösen Krieger, um ihn von Eneas abzulenken.
Es klappte ganz gut. Zornig kam der Bulle auf ihn zu, verspottete ihn und drohte ihm an, ihn erneut zu vergewaltigen und Eneas auch. Kosta liess sich von dem feisten Grinsen nicht ablenken. Stattdessen wurde er bei der Drohung so ruhig, wie er es schon lange nicht mehr gewesen war. Er würde Turgor töten. Jetzt und entgültig. Der würde gar nichts anstellen mit Eneas.
Dieser hatte sich inzwischen aufgerappelt und wieder neben ihn gestellt. Im Gegensatz zu Kosta war Eneas unglaublich wütend, parierte einen Hieb mit seinem Säbel und attackierte ihn gleich. Auch Kosta ging zum Angriff über, musste jedoch erst einmal einem Schlag mit dem grün ummantelten Krähenschnabel ausweichen. Über seine eigenen Füsse stolpernd, weil ihn die Fesseln so malträtierten, plumpste Kosta unsanft auf seinen Hintern. Eneas schoss seinen roten Machtball nach Turgors Hand, um ihn zu entwaffnen. Er traf und brannte Tugor damit regelrecht seine kräftige Hand weg. Vor Schmerz brüllend wich der Bulle zurück. Der Krähenschnabel flog jedoch nach vorne. Direkt auf Kosta zu. Entsetzt wollte er krabbelnd zurück weichen, merkte aber, dass er viel zu langsam war. Instinktiv riss er seine Beine weit auseinander und liess sich nach hinten fallen. Gerade noch rechtzeitig bevor der Krähenschnabel vor ihm in den Boden einschlug. Dennoch hatte die scharfe Klinge es geschafft, ihm einen langen Schnitt quer über die Innenseite seines Oberschenkels zu verpassen.
Kosta schrie gequält auf. Die Ketten an seinem Körper spannten sich heftig, zerrten an den grossen Piercings, quetschten seine Intimregionen. Es war schon alles so wund. Da war der flammende Schmerz an seinem Oberschenkel, so schmerzen er auch tat, überraschend angenehm rein. Normal. So wie Schmerzen sein sollten. Heftig, feurig aber auch vergänglich. Kosta badete genüsslich darin. Bis auf einmal alles ganz schnell ging. Eneas rief besorgt seinen Namen, heilte zu ihm, kniete sich vor ihm hin. Ächzend richtete er seine Oberkörper wieder etwas auf. Noch während Kostas Hirn zu formulieren versuchte, dass alles nicht so schlimm war, ragte plötzlich der zornige Bulle hinter Eneas auf. In seiner verbliebenen Hand hielt er einen gefährlich aussehenden Dolch. Turgor holte damit aus, um ihn Eneas in die Nieren zu rammen. Kosta reagierte. Ehe er begriff, was er tun wollte, hatte er es schon getan. Eneas mit Hilfe der Kunst bei Seite zu schubsen. Erleichtert lächelte er den Bullen an, als dessen gezackter Dolch in seinen eigenen Bauch fuhr und nicht in den Rücken von Eneas. Und jetzt würde er Turgor an seinem Arm festhalten, bis Eneas ihn getötet hatte. Stöhnend krümmte er sich nach vorne, schlang seine Arme um die seines Angreifers, damit er nicht mehr weg konnte.
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