Re: Das Ende der Spinnenkönigin
von Kosta » So 25. Sep 2022, 17:46
Tiger knurrte ihn unwillig an, dass sie nicht Zuckers Leute wären. Ausserdem wollte er verständlicherweise nicht tiefer in den Kerker. Auch Zucker blickte ihn zweifelnd an, wie er aus den Augenwinkeln feststellen konnte. Kosta konzentrierte sich jedoch vorallem auf Minans Rücken, um ihn so transportfähig wie möglich zu machen. Ihm war bewusst, dass ihnen nicht viel Zeit blieb und er die, welche er hatte, unbedingt nutzen musste. So wie es am sinnvollsten war. Denn eigentlich hätte er sich liebend gern die Lederriehmen um seine Oberschenkel entledigt und damit auch das Kettengeflecht um sein Gemächt. Nun wo er einen Moment Ruhe hatte, spürte er es überdeutlich, wie es ihn quetschte und scheuerte. Beim Sex war das sehr heiss. Jetzt war die ständige Stimmulation einfach nur störend. Trotzdem musste er unwillkürlich daran denken, wie es wäre, wenn Ranard ihn nun über einen der Operationstische beugte und ihn hemmungslos und hart durchvögelte. Egal ob sie Zuschauer hatten oder nicht. Doch er hatte Ranard verraten und umgebracht.
"Ich entschuldige mich für meine Ausdrucksweise, Prinz Tiger", sagte Kosta rasch, um sich von seinen unpassenden Gedanken abzulenken. Seine Entschuldigung meinte er jedenfalls ernst. Auch wenn viele andere in der Situation gespottet hätten. "Ich hätte sagen sollen, dass Zucker den Menschen, deren Gesundheit und Sicherheit ihm am Herzen liegen, sagen soll, dass wir tiefer in den Kerker müssen." In Kostas Augen waren das eben Zuckers Leute. Tiger interpretierte das offensichtlich ganz anders.
"Ja, wir müssen hier raus, aber unten und nicht oben", erklärte er ruhig, während er sich weiter vorsichtig um Minans Rücken kümmerte, damit er ihnen nicht wegstarb. Gemeinsam mit Lady Tursin schienen sie allmählich Erfolg dabei zu haben. "Dalmadans Feste ist eine eyrische Burg. Das heisst, wir sitzen hier auf dem höchsten, steilsten Berg, den sie weit und breit finden konnten. Sollten wir es tatsächlich durch den Burghof aus dem Tor schaffen, müssen sie nur einen Windstoss mit Hilfe der Kunst erschaffen und wir segeln alle die Felsen hinunter. Dort haben wir keinerlei Schutz und selbst wenn jemand von uns Minan als Geisel nähme, kämen wir nicht weit. Also, wenn wir den Berg verlassen, dann soweit unten wie möglich, wo man keine Felsen hinunter geschubst werden kann. Deswegen tiefer in den Kerker. Denn nach dem Kerker beginnen die alten Kellergewölbe und Gänge nach unten. Dort werden wir auch auf bedeutend weniger Wachen stossen, als oben in der Feste."
Wo genau sie herauskommen würden, war Kosta sich nicht sicher. Oder noch eher, er hatte keine Ahnung. Die Pläne, die er mit Prinz Asar studiert hatte, waren dort unten nicht sonderlich klar. Prinz Asar. Hoffentlich war ihm die Flucht geglückt. Kosta hätte sich dessen gerne versichert. Aber da er ebenfalls von dem Gegenmittel besass, musste sein einziges Bestreben sein, von hier zu fliehen und zu Timaris zu gelangen. Selbst wenn er alle hier Anwesenden erneut verraten musste. Ihm wurde bei dem Gedanken daran schlecht. Und wenn Eneas tatsächlich auch hier war... Kosta schauderte vor der ungeheuerlichen Entscheidung, die ihm dann bevorstehen würde. Vielleicht gerade deswegen, weil er wusste, dass er sie getroffen hatte.
Glücklicherweise, oder eigentlich leider, bekam Kosta keine weitere Gelegenheit darüber nach zu denken. Wärter wollten das Labor stürmen. Einer erlag der Kraft von Tiger und einem grossen bulligen Kerl. Doch ein weiterer Wärter schleuderte diesen zurück und der andere Wärter warf einen Machtball genau auf Minan zu. Bescheuerter Kerl. Geistesgegenwärtig erschuff Kosta einen grünen Schutzschild, woran der Machtball abprallte. Tiger brüllte ihn an, das Labor zu versiegeln und prompt war das aufgeregte Schellen einer Alarmglocke zu hören. Verflixt. Kosta brachte das letzte Pflaster an Minans Rücken an, aber obwohl noch viel mehr nötig gewesen wären, musste der Junge es auch so aushalten. Es nützte nicht, wenn er gut zugepflastert war, sie alle aber von den Wärtern erledigt wurden.
Zu Kostas Erleichterung war dann auch gleich Zucker bei ihm und wollte sich um Minan kümmern, obwohl es seinen bulligen Kameraden doch auch übel erwischt hatte. Sofort rief Kosta seinen Säbel herbei und stürtzte sich auf einen der Wärter, um ihm die Waffe, verstärkt mit der Kunst, um den Schutzschild zu durchbrechen, in den Bauch zu treiben. Tiger hatte derweil dem anderen Wärter die Kehle zerfetzt, bevor dieser seine Kunst hatte sammeln können. Vorsichtig traten sie aus dem Labor heraus, doch erstmal war kein Wärter mehr zu sehen. Nur diese nervtötende Alarmglocke war noch zu hören.
Zucker und Prinz Varlyn hatten Minan inzwischen auf die Trage gehoben und Lady Tursin deckte ihn behutsam mit dem Laken zu. Kosta huschte noch einmal rasch ins Labor und packte sich eine dieser Arbeitstuniken und ein Skalpell. Die Tunika legte er zu Minan auf die Trage. Jetzt hatten sie keine Zeit, ihm diese vorsichtig anzuziehen. Doch später einmal würde es vielleicht gehen. Das Skalpel hielt er Minan in einigem Abstand, vor das Gesicht, damit er es sehen konnte.
"Das ist leicht genug, dass du es halten kannst, sollte es nötig sein", informierte er ihn hastig, legte die dünne Klinge jedoch ganz vorsichtig in seine rechte Hand. "Es ist sehr scharf und schneidet Fleisch wie Butter. Also pass auf, dass du nicht schneidest. Auch wenn es dir widerstreben mag, spare dir deine Kraft auf. Bleib einfach liegen und lass dich tragen. Es kann sein, dass du sie dringend brauchen wirst. Also verschwende sie nicht, indem du unnötig deinen Kopf hebst oder dich sonstwie bewegst." Vielleicht würde Minan sich selber verteidigen müssen. Dem wütenden Teil, der gerade da war, traute er dies durchaus zu. Vielleicht würde Minan das scharfe Messer jedoch auch brauchen, um zu fliehen, wenn sie alle anderen getötet worden waren. Kosta erinnerte sich noch ganz genau daran, wie verzweifelt der junge Prinz ihn darum gebeten hatte, ihn zu töten.
Sie waren kaum aus dem Labor raus und um eine Biegung, wo Kosta Prinz Tiger wiederholt erklären wollte, dass sie nach unten gehen sollten, als ihnen auch schon wieder zwei Wärter begegneten und ihnen den Weg versperrten. Geistesgegenwärtig schoss Kosta seine Juwelenkraft in die Decke über den beiden Dhemlanern. Krachend fielen grosse Steine und einiges an Sand herunter und begrub damit die Wärter. Allerdings blieb der Gang nun auch ihnen versperrt. Wobei Kosta das gar nicht so schlecht fand. Der führte ohnehin nach oben und nicht nach unten.
"Prinz Tiger, Ihr solltet stark genug sein, um Eure Kette aufzustemmen", erklärte er dem Tigerlaner, nachdem andere Gefangene über den Verlust ihrer Juwelenkraft geklagt hatten. "Das Schlussglied Eurer Kette habe ich nicht richtig verschweisst. Genau wie Zuckers Juwelenkästchen. Es wird Euch nicht Eure Kraft zurück geben, aber so könnt ihr die Kette wenigstens als Waffe benutzen." Die Wärter waren nur mit Schlagstöcken bewaffnet. Leider konnte man ihnen so keine Schwerter oder andere Klingen abnehmen.
"Los, wir müssen weiter", drängte Kosta. "Ich weiss, ihr glaubt, ihr müsst nach oben, sofort an die frische Luft. Doch da warten nicht nur Wärter, sondern auch Wachen, Soldaten und mehr Schwarze Witwen als ich je auf einmal gesehen habe auf uns. Unten im Kerker befinden sich wenige Wärter, ein Ausgang und Verstärkung ist inzwischen auch eingetroffen." Kosta konnte nicht sagen, wer alles dabei war, doch Eneas war ganz nah. Dessen war er sich inzwischen absolut sicher. Und er hasste es. "Ich kann euch nicht befehlen, wo ihr langgehen sollt. Aber ich werde mit Lady Tursin und Minan nach unten gehen", stellte er felsenfest klar. Und wenn er Minan dazu alleine tragen musste. "Wenn ihr mitkommt, werde ich euch mit meiner Juwelenkraft decken." Er wandte sich an Zucker. "Geh du voraus und sende mir die Bilder der Kreuzungen. Dann kann ich dir zurück senden wo wir lang gehen sollen. Ich werde das Schlusslicht bilden." Die Gefahr kam eher von oben, denn von unten. Also musste er am Schluss bleiben, wo die grösste Gefahr war.