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Das Ende der Spinnenkönigin





Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:39

Kosta kannte den Wärter ganz offensichtlich besser und nannte ihn Turgor. Eneas' Schwarm erwähnte eine Einstandsfeier unter der er offenbar zu leiden gehabt hatte, doch es passierte so viel auf einmal, als dass der Pirat länger darüber nachdenken konnte. Später. Jetzt mussten sie sich diesen Kerl erst einmal vom Leib halten und hier rauskommen. Es reichte, Eneas zu wissen, dass dieser Turgor Kosta bedrohte und wohl schon einmal weh getan hatte. Eneas hieb wütend auf den Wärter ein. Im engen Gang war es aber schwierig dem scharfen Krähenschnabel auszuweichen, den der große, massige Wärter schwang. Kosta versuchte noch einem Schlag zu entgehen, als er stolperte und hinfiel, ungeschützt dalag.
Eneas schleuderte hastig seinen roten Machtball auf Turgors Waffenhand, um den nächsten Angriff zu verhindern bevor er Kosta erwischen konnte. Die rote Kunst bohrte sich in Turgors Hand, riss sie förmlich entzwei. Der Wärter schrie dumpf auf, taumelte zurück und griff mit der anderen Hand nach seinem verletzten Arm, laut brüllend vor Schmerz. Für einen kurzen Moment wagte Eneas zu hoffen, als er mitbekam wohin der von Turgor losgelassene Hammer flog. Der hayllische Krieger wollte die Waffe noch ablenken, doch er kam zu spät. Zu seinem Entsetzen musste er mit ansehen wie der spitze Eisenschnabel in Kostas Oberschenkel fuhr und Kosta schmerzerfüllt aufschrie. Der Krieger versuchte zurückzuweichen, hatte ebenfalls versucht der Waffe auszuweichen, aber es nicht gänzlich geschafft.
"Kosta!" Bestürzt sah Eneas wie sofort viel Blut aus dem klaffenden Schnitt wallte. Am Oberschenkel verletzt zu werden, konnte sehr schnell tödlich enden, wenn man den Blutfluss nicht sofort stoppte. So rannte Eneas sofort zu ihm, hockte sich neben ihn hin, um den heftig blutenden Schnitt mit einigen Stoffstreifen zu verbinden. Er musste schnell sein. Es konnte ja jetzt nicht durch einen dummen Wärter zuende sein. Der Wärter... da war noch irgendwas, doch Eneas war zu besorgt um Kosta. Eneas' Hände zitterten. Er riss sich einen Stoffstreifen von seinem Leinenhemd, wollte ihn schon um Kostas Schenkel schlingen, als sein Geliebter ihn abrupt zur Seite stieß.
Eneas war viel zu überrascht, taumelte zu Boden.

Er drehte sich gerade herum, als er sah wie der bullige Kerl einen gezackten, hässlich aussehenden Dolch in Kostas Bauch rammte. Turgor grinste verbissen und verzerrt. Eneas schrie wie in eigenem Schmerz auf. Der gesamte Gang schien zusammenzuschrumpfen, vielleicht die ganze Welt. Nein! Kosta... nein...
Wieso lächelte sein Freund? Dieser griff nach Turgor, krümmte sich über den Dolch in seinem Bauch wie als wollte er sich darauf aufspießen. Eneas' Augen waren schreckensgeweitet. Der Wärter lachte grollend.
"Hier hast du noch ein großes Loch in deinem Körper", stieß er aus. "Ahh, meine Hand, ihr Schweine. Das werdet ihr büßen." Doch dadurch, dass Eneas ihn mit einem Machtball getroffen hatte, hatte die Kunst den Stumpf des Armes nahezu verätzt und es blutete nicht. Der Wärter musste sich ebenfalls im Schock befinden. Genau wie Eneas. Er schien sich nicht daraus lösen zu können, sah sein ganzes Leben vor sich zusammenzubrechen. Es konnte nicht so enden. Es durfte nicht!
Als er sah wie Kosta den Wärter packte, kam wieder Leben in den Schriftsteller. Mit gezücktem Säbel und verzweifeltem Aufschrei stieß er gegen Turgor. Eneas hackte mit dem Säbel regelrecht gegen den Hals des Mannes, riss die Klinge zurück, hieb in den Rücken, stach noch einmal nieder. Schreiend und wie von Sinnen ließ er seinen eigenen Schrecken an dem Wärter aus. Dieser hatte versucht sich aus Kostas Umklammerung zu lösen, um an dem Dolch zu gelangen, der immer noch in Kosta steckte. Doch spätestens als Eneas' Säbel den Hals erwischte, war Turgor bereits tot. Es merkte zunächst nur keiner von ihnen beiden.
Blut spritzte aus der Halsschlagerader, spritzte in Eneas' Gesicht und tränkte Kostas Körper, vermischte sich mit seinem eigenen Blut. Als dessen Arme nach unten sanken, schob Eneas rasch Turgors toten Körper aus der Umarmung, stieß den Wärter beiseite. Eneas kniete sich verzweifelt vor seinem Geliebten, sah ihn tief betroffen an.
"Kosta... nein, ich lass nicht zu, dass du stirbst", sagte er ihm. Griff nach dem blutigen Lappen, der mal der Stoffstreifen gewesen war. Eneas schlang ihn ganz fest um Kostas Bein, band einen weiteren darum. Einfach nur um die Schwälle an Blut zu stopfen. Seine ganzen Hände waren voller Blut. Er kannte erste Hilfe, aber gerade sah er rein gar nichts mehr. Seine Hände waren blutig, alles war voller Blut. Kosta war der Heiler.
"Kosta. Bitte.. bitte nicht", sagte Eneas, während er sich bebend um ihn kümmerte. Der Krieger rief seinen Erste-Hilfe Rucksack herbei, packte einen Druckverband gegen den Oberschenkel. "Kosta... du gibst jetzt nicht auf. Wehe. Du kannst nicht sterben. Ich.. ich hab dich doch gerade erst wiedergefunden." Das konnte nicht passieren. Wie grausam wäre die Dunkelheit, sie wieder auseinanderzureißen?
Eneas umgriff den Griff des Dolches. Bebend blickte er den anderen Krieger an. "Ich liebe dich..."
Anstatt die zackige Klinge rauszuziehen und noch mehr Schaden anzurichten, ließ er die Waffe schlicht verschwinden. Kosta kippte ihm regelrecht entgegen. Eneas fing ihn hastig auf, während er einen Verband um den Bauch schlang. Seine Finger tasteten warmes, pulsendes Fleisch.
Er bettete Kosta zurück auf den Boden, kniete neben ihm inmitten des Blutes und sah sich verloren im Gang um. Wo waren die anderen? Hilfe.. er brauchte Hilfe. Es durfte nicht in diesem Gang enden.
Verzweifelt sandte Eneas Leto und Maria, den zwei Heilerinnen, die er hier kannte. Er konnte sich nicht konzentrieren, um die Dea al Mon zu erreichen. Tränen glitten über seine Wangen, während er Kostas Hose öffnete. Er musste den Schnitt am Oberschenkel schließen. Wenn nötig, dann mit Feuer. Kosta würde sonst verbluten. Sein Freund wollte sich regen, wollte ihm etwas sagen. Eneas glaubte, es wäre weil er ihm die Hose etwas runterziehen wollte.
"Es tut mir leid... aber du blutest zu viel, ich muss an die Wunde. Kosta? Kosta, bleib bei mir!" Eneas sah ihn bestürzt an. Sein Freund schien kurz davor bewusstlos zu werden. Eneas tätschelte seine Wange, um ihn wach zu halten. "Ich hab Hilfe gerufen. Bitte halt durch." Wieder wollte er die Hose hinunterziehen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:45

"Du hast trotzdem verloren", hustete Kosta erleichtert, dass Eneas nicht getroffen worden war. Das war alles, was zählte. Egal ob er nun ein weiteres, grosses Loch in sich hatte. Eneas lebte und Turgor war tot. Noch nicht ganz, doch Kosta liess den Bullen nicht gehen, bis Eneas ihm seinen Säbel in den Hals rammte. Erneut wurde Kosta in Blut gebadet. Aber auch das machte nichts. Wichtig war nur, dass Eneas in Sicherheit war. Erschöpft und kraftlos sackten seine Arme nach unten. Auf einmal tat ihm sein Bauch wieder so weh. Sein ganzer Körper war nur noch eine schmerzende, offene Wunde. Er hatte die letzten Tage viel Schmerzen erlitten. Körperliche und seelische. Das hier wirkte jedoch zum ersten Mal echt. Normaler schmerz. So wie er in einem Kampf entstand. Nicht aus perfiden Folterqualen heraus. Es hatte etwas reinigendes. Auch wenn Kosta sich am liebsten schreiend auf dem Boden gewälzt hätte. Es tat so unendlich weh. Gleichzeitig fühlte er sich viel zu schwach, um auch nur einen Atemzug zu tun.

Dann befand er sich auf einmal in Eneas Armen. Turor war weg und Eneas war bei ihm. Überaus lebendig. Er sagte so viel, rief immer wieder seinen Namen, sagte etwas von aufgeben und sterben. Kosta seufzte erleichtert. Ja. Endlich. Er war so bereit dazu. Aber Eneas war traurig und liebte ihn. Verwirrt runzelte Kosta die Stirn. Er kam nicht mehr mit. Plötzlich gab ein Halt in seinem Bauch nach und er kippte nach vorne. Schmerzvoll stöhnend. Sein Bauch tat so weh. Warum fesselte Eneas ihn? Das schmerzte noch mehr, so wie er auf seine Wunden drückte. Kosta hatte es verdient. Er hatte anderen so viel Schmerzen bereitet. Eneas allen voran. Und dann lockte er ihn auch noch in diese Falle.

Benommen liess er sich von Eneas auf den Rücken betten, gab sich ihm hin. Endlich war es vorbei. Kein kämpfen mehr. Kein Verrat mehr. Verrat! Schuldbewusst kam Kosta das Gegenmittel in den Sinn. Timaris brauchte es doch. Deswegen war er überhaupt hier. Mühsam versuchte er es herbei zu rufen. Doch sobald er seine Juwelenkraft nutzen wollte, schmerzte sein Körper noch viel heftiger. Alles zog sich feurig in ihm zusammen, benebelte seinen Verstand, so dass er sich nicht konzentrieren konnte. Gequält keuchend öffnete Kosta seinen Mund, wollte Eneas das mit dem Gegenmittel zu sagen. Es kam jedoch nur ein blutiges Röcheln von seinen Lippen. Von Eneas bekam er daraufhin eine komische Antwort. Sie gab gar keinen Sinn auf sein Anliegen.
*Wunde?* sandte Kosta schwach und verwirrt. Eneas klagte, dass er so viel Blut verloren hätte. Er solle bei ihm bleiben und durchhalten. *...bleibe...* versprach Kosta müde. Er würde Eneas nicht mehr widersprechen. Er wollte ihm nicht weiter weh tun. Aber dazu musste er aufhören so viel Blut und Leben zu verlieren. *...Hose aufschneiden... Ader abklemmen...* Bis Hilfe kam. *...im Bauch...* Da sollte Eneas auch die Adern abklemmen. Am Besten mit der Kunst. Eneas war gut mit der Kunst. Besser als mit dem Messer.
*...Gegenmittel!* sandte er ihm drängend, was ihn eigentlich beschäftigte. *...Asar finden... bitte... Gegenmittel... Timaris...* Es musste zu ihr. Selber konnte er seines nicht herbei rufen. Er versuchte es verzweifelt, kümmte sich darauf jedoch nur wieder schmerzerfüllt. Sein Atem ging ganz hektisch und schwach. Ihm war so kalt. Tränen rannen ihm über die Wangen. Er hatte so viele verraten. Ganz umsonst. Er konnte Eneas das Gegenmittel nicht geben, damit er es Timaris brachte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 18:49

Blut troff über Kostas Lippen, was Eneas noch mehr alarmierte. Das war kein gutes Zeichen. Er fürchtete sich davor, dass sein Freund hier sein Leben aushauchen würde. Eneas verspürte Todesangst darüber. Kosta redete zum Glück nicht mehr und strengte sich darüber an. Stattdessen sandte er ihm, fragte nach der Wunde.
"Du bist verletzt. Ich muss die Blutung stillen. Du verlierst.. zu viel Blut. Halt durch, Kosta. Du darfst nicht sterben. Ich.. ich erlaube es nicht, hörst du?", sagte er verzweifelt, wischte sich hastig ein paar Tränen fort und verteilte dabei mehr von Kostas Blut auf seinem Gesicht.
Der Speerfaden seines Freundes wurde immer schwächer, bildete bloß noch zusammenhangslose Wörter. "Streng dich nicht an", sagte Eneas. Er bekam aber auch mit, dass Kosta ihm unbedingt etwas sagen wollte. Schwach vernahm Eneas, dass er die Hose aufschneiden und Adern abklemmen sollte, auch die im Bauch. Ja, ja, Kosta hatte Recht. Eneas wollte dies auch tun, doch er sah vor lauter Blut kaum etwas. Mit der Säbelspitze schnitt er am Bein die Hose auf so gut er es vermochte. Da war irgendein Lederband um Kostas Oberschenkel. Was war das? Eneas dachte nicht länger darüber nach. Die Finger des Kriegers glitten in die Wunde und tastete nach der pulsenden Ader.
Es wird alles wieder gut, sagte er sich. Er durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. Kosta brauchte ihn. Er musste dafür sorgen, dass sein Freund überlebte. Sie konnten sich nicht wieder verlieren.
Plötzlich sandte ihm Kosta eindringlich von dem Gegenmittel. Er sollte Prinz Asar finden, Timaris brauchte das Gegenmittel. Zumindest interpretierte Eneas es so.
"Wir werden ihn finden", sagte Eneas, "Timaris wird es gut gehen, aber erstmal musst du leben. Halte durch. Ich brauche dich, das weißt du doch", sprach er verzweifelt auf Kosta lange. Eneas hatte endlich die größte Ader gefunden, klemmte sie mit seiner Juwelenkunst ab. Aber das half nicht, dass Kosta bereits so viel Blut aus der Wunde verloren hatte. Er brauchte neues. Ganz dringend. Der Krieger war bereits richtig bleich, atmete immer schwächer. Hilflos musste Eneas mit ansehen wie sein Geliebter unter seinen Händen immer weiter verfiel.
"Bitte bleib bei mir. Bleib hier. Du musst kämpfen, hörst du? Kämpfe!", versuchte er Kosta aufzurütteln.

"Mach dir keine Sorgen um das Gegenmittel. Prinz Asar ist ein fähiger Mann. Er wird es Timaris bringen. Ganz bestimmt", sagte Eneas. Er hatte den Oberschenkel nochmal mit einem Druckverband versehen, obwohl der weiße Verband schon ganz blutgetränkt war. Er hatte keine Zeit den Schnitt zu vernähen, er musste sich um die große Bauchwunde kümmern.
Hastig öffnete er vorne Kostas Jacke, hielt irritiert inne. Was...
Eneas sah erschrocken auf die Brust. Kosta hatte beide Knospen gepierct und schwere Gewichte hingen daran, waren mit Ketten verbunden. Ketten, die auch nach oben zu einem Halsreif führten und ebenso weiter nach unten ehe sie in der Hose verschwanden. Was war das... hatte Kosta sich freiwillig all diese Ketten auferlegt oder hatte man sie ihm aufgezwungen? Es schien so viel...
Er konnte nicht länger darüber nachdenken, er musste sich um die Wunde kümmern. Eneas wischte das Blut beiseite. Die Dolchwunde war viel schwieriger, hatte so viel kaputt gemacht.
"Bleib hier... Kosta, bleib wach", sagte er ihm immer wieder. Hilflos kniete er vor ihm, tastete so behutsam wie es ging in der Wunde und versuchte etwas zu erkennen.
Dann hörte er Schritte. Nein, bitte kein weiterer Gegner! Eneas griff hastig nach seinem Säbel den er neben sich gelegt hatte. Zu seiner Erleichterung sah er die Gruppe um Minan und die Soldaten.
"Bitte schnell, helft ihm! Er.. er stirbt", sagte Eneas. Er sah Leto verzweifelt und flehentlich an, die zu ihm eilte und sofort ihre Hand auf die Bauchwunde legte, um ihn zu heilen. "Er hat ganz viel Blut verloren. Am Oberschenkel und ein gezackter Dolch war in ihm drin", begann Eneas ihr zu erzählen.
"Er braucht Blut", stimmte Leto zu.
"Hinter uns sind Wachen. Wir müssen weiter", sagte einer der Soldaten. Eneas blickte ihn wütend an.
"Siehst du nicht, was los ist?", sagte er aufgebracht. "Nimm meines", bat er Leto dann. Die Heilerin schüttelte den Kopf.
"Du weißt doch, dass deines nicht kompatibel ist", erinnerte sie ihn. Verzweifelt sah Eneas in die Runde.
"Jemand muss ihm helfen. Bitte, schnell", drängte er. "Hat Kosta euch nicht geholfen auszubrechen?"
"Er hat uns erst in die Zellen gebracht", sagte ein glatzköpfiger Kerl.
"Das war nicht sein Plan, sondern vom feinen Haushofmeister", wandte der dhemlanische Prinz ein. Wenigstens er sah besorgt zu Kosta und kam näher. "Also wenn er sonst verreckt... und falls mein Blut passt, kann ich schon...", setzte er an. Eneas genügte das. Er packte den Mann am Arm und zerrte ihn nach unten zu Kosta.
"Müsst ihr das jetzt machen? Wir sitzen gleich in der Falle", drängte einer der anderen Soldaten, blickte sich immer wieder um.
"Er stirbt, wenn wir jetzt nichts machen", sagte Maria und war ebenfalls dabei, Kosta zu helfen. Beide Heilerinnen waren nun über dem Krieger gebeugt. Leto zapfte etwas von dem Blut des Prinzen ab, um es zu überprüfen. Kurz hielt sie irritiert inne, sah den Mann verwundert an, schüttelte dann den Kopf leicht.
"Passt es nicht?", fragte der vernarbte Dhemlaner.
"Doch. Es passt sehr gut", erwiderte sie leise und stach mit einer Nadel in den Arm des Prinzen, um ihm Blut durch einen Schlauch abzunehmen. Eneas hielt Kostas Hand, redete furchtsam auf ihn an, dass er kämpfen und wach bleiben sollte.
"Du bist dieser Piratenkapitän oder?", fragte der Prinz neben ihm. Eneas blickte verwirrt auf, nickte. Hatte Kosta über ihn geredet? Und was? "Nett dich kennenzulernen. Ich bin Zucker."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 18:53

Er war so müde und ihm war so kalt. Kosta wollte einfach nur die Augen zu machen und schlafen. Weg von all dem Schmerz, der ihn komplett zerfrass. Doch Eneas herrschte ihn an, dass er nicht sterben dürfe. Das würde er ihm nicht erlauben. Kosta bekam grosse Augen. Eneas befahl ihm etwas. Streng und eindringlich und nicht einfach nur im Spiel. Das fühlte sich gut an. Er wollte mehr davon. Überrumpelt nickte er artig. Ja, er hörte. Und er würde gehorsam sein. Wenn Eneas es ihm schon so befahl.

Fahrig versuchte er ihm zu erklären, was er tun musste, damit Kosta auch am Leben bleiben konnte. Da wurde auch Eneas etwas ruhiger. Er schnitt ihm die Hose auf und schob seine Finger in die Schnittwunde am Oberschenkel. Jetzt musste Kosta doch schreien. Das tat mehr als nur weh. Sein Fleisch wurde gedehnt und auseinander gedrängt. Ein Fremdkörper drang in ihn ein, wo er es gar nicht konnte. Das war so falsch. Schreiend wand er sich auf dem Boden, wollte vor dem neuen Schmerz fliehen und beruhigte sich erst wieder, als Eneas seine Finger zurück zog. Dafür spürte er nun einen angenehmen Druck in seinem Bein. Es tat gleich viel weniger weh.

So schaffte er es auch, sich zu konzentrieren und Eneas zu senden, dass sie Prinz Asar finden mussten. Wegen dem Gegenmittel. Der ältere Krieger beruhigte ihn, dass er sich deswegen keine Sorgen machen musste. Prinz Asar war ein fähiger Mann. Tatsächlich wurde Kosta etwas ruhiger. Das stimmte. Der Haushofmeister war gut und zielstrebig bei dem was er tat. Er würde nicht in einen Dolch laufen, sondern das Gegenmittel sofort zu Timaris bringen. Kosta könnte später nachkommen und sich vorher etwas ausruhen. Nur kurz. Ihm war kalt. Schlafen halt.
Erschrocken riss er blinzelnd wieder die Augen auf. Eneas rief ihn an, wach zu bleiben. Bei ihm zu bleiben. Was? Was hatte er den getan? Er lag doch noch immer hier. *...bleibe...* Versprach er schwach. Eneas hatte ihm schliesslich verboten, zu sterben. Also musste er bleiben.

Auf einmal waren Schritte zu hören und eine viele Stimmmen, so dass Kosta der Kopf schwirrte. Er konnte dem nicht folgen. Das waren zu viele, zu schnelle Stimmen und Eneas war so aufgeregt. Das war so anstrengend. Plötzlich hörte sein Bauch jedoch auf so zu schmerzen, wie er es getan hatte, stattdessen prickelte und juckte er wie verrückt. Eine Hand lag auf seinem Bauch. Müde folgte er mit den Augen nach oben. Leto.
*Es... es tut mir so leid...* sandte er ihr innig und zutiefst traurig und verzweifelt. *Ich... ich wollte das nicht... Er sollte sich doch besser um dich kümmern... Habe ihm nichts gesagt.* Leto war traurig zu ihm gekommen, hatte ihn gebeten, Eneas und ihr den Freiraum zu geben, den sie brauchten, um in ihrer Beziehung weiter zu kommen, um sie zu festigen. Kosta hatte es auch tun wollen, doch er war es so falsch angegangen, dass Eneas sich stattdessen von Leto getrennt hatte. Eine weitere Schuld, die schwer auf ihm lastete und die er sehr bereute. Nun wo er vielleicht die einzige und letzte Möglichkeit hatte sich bei Leto zu entschuldigen, sandte er ihr all seine Reue, damit sie wusste, dass er das nicht gewollt hatte. Damit sie Eneas verzeihen konnte und die zwei wieder zueinander fänden.

Eneas sprach weiter auf ihn ein. Dass er kämpfen solle. Schliesslich brauche er ihn. Er könne doch nicht ohne ihn. Das stimmte doch nicht. Oder schon? Musste er immer bei Eneas bleiben, damit dieser in Sicherheit war? Ein schöner Gedanke. Aber auch falsch. Das durfte nicht sein. Aber Eneas befahl es ihm. Oh, er war so verwirrt. Ausserdem tat sein Bauch nicht mehr so weh. Er schien nur noch ein dumpfes Pochen zu sein. Durfte er jetzt nicht ein wenig schlagen? Doch da nagte noch etwas in seinem Hinterkopf. Eine Falle hatte jemand gesagt. Es war gefährlich hier. Eneas musste hier weg.
*Geh!* sandte er ihm schwach. Zucker tauchte in seinem Gesichtsfeld auf und stellte sich als Zucker vor. Komisch. Kosta wusste doch, wer er war. *Geht*, sandte er beiden drängend. *... zu gefährlich...Keine Falle...* Sie sollten nicht in eine Falle geraten, sondern fliehen. Sonst wäre Kosta ganz umsonst bei ihnen geblieben, anstatt alleine mit dem Gegenmittel zu fliehen. *...Gegenmittel...* Er konnte es noch immer nicht herbei rufen. *...helft Prinz Asar... Bitte... Geht...* Es durfte nicht alles um sonst gewesen sein. All der Tod und der Verrat. Eneas bitte. Bring dich in Sicherheit.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:08

Ayden schlief kaum die Nacht vor der Reise. Er schaffte es einfach nicht und noch weniger konnte er nicht dauernd an den Aufbruch denken. Er kontrollierte dutzende Male seine Koffer, bemüht sich beschäftigt zu halten. Es war alles vorbereitet. Zorya ahnte nichts, beruhigte er sich. Sie würde ihn und Kosta einfach so ziehen lassen, damit sie die Provinzen von Dhemlan besuchten, um das marode und ausgebeutete Territorium wieder etwas zu sanieren. Im Prinzip eine Aufgabe, die Ayden sehr gefallen hätte, doch es gab weit bedeutenderes was er vorhatte. Nein, er konnte nicht daran denken. Er durfte nicht.
Es war schwer sich abzulenken. Zorya wollte ihn natürlich noch einmal spüren bevor er aufbrach. Der platinblonde Prinz stürzte sich regelrecht auf sie, versuchte sich ganz in der Gewalt und der Dominanz zu verlieren, einfach nur an die Lust zu denken. Es gelang ihm viel zu gut, denn die Königin musste ihn immer mal wieder bremsen, als er all zu hart wurde. Ayden bekam Mühe seine Gewalt im Zaum zu halten, wo ein Teil von ihm sie liebend gerne verprügelt hätte. Sie musste es spüren, denn danach sah sie ihn immer mal wieder seltsam an, schien über ihn nachzudenken.
Der Prinz hoffte nur, sie bräuchte länger als einen Tag, um ihren Entschluss über ihn zu fällen. Er brauchte nur noch diese eine ruhige Nacht. Hoffentlich hatte Kosta alles vorbereitet und besorgt. Der Sklave sollte ihn jetzt nicht im Stich lassen, nur weil er gerne von diesem Kerkermeister genommen wurde. Ayden benötigte ihn viel dringender. Zu gerne hätte er Kosta ebenfalls unterworfen und ihn ausgiebig büßen lassen wie sehr er sie beide in Gefahr gebracht hatte.
Während Zorya neben ihm lag und schlief, dachte Ayden an Sex, während er ihren dunkelhäutigen, schönen Körper betrachtete. Er würde sie vermissen... aber sie waren nie gut zueinander gewesen. Und egal wie fürsorglich Zorya stets gewesen war, sie war seltsamerweise die egoistischere von ihnen beiden.
Am anderen Morgen spürte er ihre Hände auf seinem Körper. Ihre tastenden Finger in seinem Geist...
Ayden fuhr alarmiert auf, als er merkte was los war. Kritisch blickte er sie an. "Was tust du da?", fragte er sie.
"Außerhalb der Feste ist es nicht sicher. Die Provinzhöfe... es wäre besser, wenn ich dich mit einem Netz vor den dortigen Schwarzen Witwen schütze", erklärte Zorya. Ayden erhob sich vom Bett, ging nackt wie er war zu einer Waschschüssel, um sich etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen. Er musste sehr schnell wach werden. Das war gefährlich gewesen.
"Ich kann auf mich selbst achtgeben", wehrte er ab. "Willst du mich bemuttern?", fragte er sie. Zorya verzog das Gesicht und Ayden lächelte innerlich. Er wusste, dass sie das Wort nicht mochte. Schließlich zauberte sich wieder ein Lächeln in das ebene Gesicht der dunklen Schönheit.
"Nicht doch.. du kannst es mir nur nicht verdenken, dass ich besorgt um dich bin", sagte Zorya und glitt anmutig aus dem Bett, um auf ihn zu zutreten. "Vergiss nicht wie kurz Sion davor ist all unsere Ziele zu verwirklichen. Mehr Macht als du es dir je erträumen kannst.." Ihre Finger strichen über seine Wangenknochen. Ayden spürte lockende Verführungsfäden. Unwillkürlich presste er sich an ihren nackten Körper.
"Trage diese Botschaft in die Provinzhöfe", trug sie ihn auf. "Ich würde dich am liebsten begleiten, doch die männliche Schwarze Witwe ist zu wichtig." Ayden nickte verständnisvoll, während er versuchte jeden Gedanken an den Jungen sofort fahren zu lassen. Stattdessen packte er Zorya und küsste sie lange und voller Leidenschaft.
"Mmmhh... ich will dich auch kaum allein lassen", gestand er ihr mit rauem Unterton. "Wir haben noch etwas Zeit.." Er schob sie zurück zum Bett.

Nach dem Frühstück begab Ayden sich nach unten in den Hof. Die Kutsche stand schon bereit und der Kutscher und ein Diener beluden das Gepäck des Haushofmeisters. Von Kosta war noch nichts zu sehen, was den Prinzen etwas verstimmte und gleichzeitig beunruhigte. Er ließ es sich nicht anmerken, wollte keinesfalls drängend wirken. Alles verlief den Plan und er würde es gewiss nicht aufs Spiel setzen, weil der Sklave unpünktlich war.
Aber als der Kutscher die letzten Gepäckstücke festgezurrt hatte, wurde Ayden doch unruhig. War dem Krieger etwas zugestoßen? Wie lange sollte er hier warten? Jede Minute, die er hier tatenlos herumstand, war eine Minute mehr in der er doch noch aufgedeckt werden konnte. Schließlich kam auch noch der Kutscher zu ihm.
"Können wir los, Haushofmeister?", fragte er ungeduldig. Ayden blickte ihn ungnädig an.
"Erwartet ihr, dass ich ohne meinen Kammerdiener abreise? Ohne jeglichen Komfort?", fragte er zurück. Der Prinz begann sich noch Sonderwünsche auszudenken, um die Abfahrt zu verzögern. Reiseproviant spezieller Art, ein weiteres Kissen und so fort.
Dann erreichte ihn plötzlich ein Speerfaden von Kosta. Er sandte verwundert, wieso Ayden schon abreisen würde.
*Bitte. Warum wartet Ihr nicht auf mich?*, sandte er. Ayden fluchte innerlich. Das klang nicht gut. Das klang danach, als sollte er sofort abreisen und nicht länger warten. Was war passiert? Hatte man Kosta entdeckt oder wollte der dumme Kerl bloß versuchen Minan zu retten? Aber Ayden hatte ihm doch extra eingeschärft, dass Timaris' Chancen größer waren, wenn sie beide abreisten. Der Haushofmeister konnte nicht glauben, dass Kosta dies doch noch ignorierte. Ayden wusste wie sehr Kosta seine Königin vergötterte und verehrte.
Er würde nicht grundlos senden, dass Ayden aufbrechen sollte. Der Prinz konnte dem Speerfaden nichts anderes entnehmen, sandte aber auch nicht zurück. Er musste alleine abreisen und Kosta hier zurücklassen. Ayden hatte keine Skrupel dies zu tun, aber er machte sich Sorgen um die Abreise. Es half nichts darüber zu hadern. Der Prinz stieg in die Kutsche.
"Wir können los", sagte er, erklärte sich dabei nicht. Ayden hieb gegen das Kutschdach, als Zeichen, dass sie sich in Bewegung setzen konnte. Die ersten der angespannten Pferde trabten bereits an.
Ehe sie wieder hielten. Ayden blickte aus dem Kutschfenster, sah Zorya und ihre Zofen. Hastig machten die Diener Platz. Der Prinz hatte das Gefühl, seinen eigenen Herzschlag in den Ohren dröhnen zu hören. Trotzdem lächelte er sie an.
"Möchtest du mich noch einmal verabschieden?", fragte er charmant.
"Das, und ich wollte mich von Kosta ebenfalls verabschieden", erklärte Zorya. Sie blickte an ihm vorbei in die Kutsche, stockte. "Wo ist er denn?"
"Oh, er ist noch drinnen etwas holen", log Ayden nonchalant. Er hatte zu lange mit der Abreise gezögert, er wusste es. Er hätte sofort abreisen sollen, als er Kosta nicht auf dem Hof gesehen hatte. "Lass dich doch nicht von uns aufhalten. Wir sind bald wieder zurück", sagte er gelassen. "Deine Aufgabe ist weit wichtiger."
"Ich habe Zeit", winkte Zorya ab. "Sie verlegen ihn gerade. Es wird etwas dauern bis er in den oberen Stockwerken ist."
"Ist er nicht sehr unstabil?", fragte Ayden, besorgt über ihr Experiment. "Ich hoffe, er besteht die Umverlegung unbeschadet. Diese Heilerinnen können doch kaum ermessen wie wichtig er ist. Nicht so wie eine Schwarze Witwe es kann.." Jetzt tat er alles, um sie zu Minan zu locken. Zorya schien auch kurz so, als würde sie dem nachgeben, blickte schon zum Eingang in die Festung.
Ayden wusste nicht was sie tat, vielleicht sandte sie jemanden, doch dann stockte sie irritiert. "Wieso erreiche ich sie nicht...", sagte sie mehr zu sich und wandte sich wieder zu Ayden um. Er sah sie weiterhin ruhig an.
"Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte er.
"Lady Ellel.. sie antwortet nicht", erklärte Zorya.
"Sie wird beschäftigt sein, obwohl ich schon sagen muss, dass es äußerst unhöflich ist, einer Königin nicht augenblicklich zu antworten", bemerkte er. "Genauso unhöflich wie trödelige Kammerdiener, die ihren Herrn warten lassen.." Er rümpfte die Nase. Ayden hatte einfach abwesend und nicht sonderlich betroffen von Lady Ellel wirken wollen, aber mit einem Male sah Zorya ihn misstrauisch an.
"Du weißt etwas darüber", sagte sie. Und Ayden wusste in dem Moment, dass er verloren hatte. Er hätte Lady Ellel, Zorya und Kosta nicht so nahe beinander erwähnen sollen. Verfluchte Schwarze Witwen und ihre verfluchte Intuition.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:08

Ayden versuchte trotzdem ihr wachsendes Mißtrauen mit seinem üblichen Charme zu zerstreuen.
"Über Lady Ellel oder meinen Kammerdiener? Du verwirrst mich." Er lächelte entschuldigend. "Ich weiß nur, dass ich allmählich spät dran bin, wenn ich diesen Tag noch nutzen will."
"Über beides", ließ Zorya nicht locker, sie griff durch das Kutschenfenster und packte ihn am Arm. Ayden spürte augenblicklich ihre tastenden Finger an seinem Geist. Rasch versperrte er seine Barrieren, blickte sie pikiert an.
"Ich dachte, wir hätten das geklärt?", sagte er. "Wenn du denkst, du kannst meinen Geist durchsuchen wann es dir passt, kann ich nicht dein Haushofmeister sein. Ich bin keines deiner Experimente." Nicht mehr, dachte er bei sich. Ayden schob ihre Finger entschlossen beiseite.
Zorya schüttelte wütend den Kopf. "Nein, das reicht mir nicht mehr. Ich war zu nachlässig. Ich habe dich vor Sion geschützt, weil ich dachte, du willst wirklich bei mir sein! Aber du weißt etwas. Das spüre ich", warf sie ihm laut vor. Einige der Wächter im Burghof drehten die Köpfe. "Was verschweigst du mir?"
Ayden sah keine andere Wahl, als von selbst aus der Kutsche zu steigen. Er wusste, dass er sonst wenig später gezwungen werden würde und das wollte er unbedingt vermeiden. Er bemühte sich, ruhig zu bleiben. "Lass uns das woanders diskutieren. Nicht hier vor deinen Untertanen", sagte er ihr leise gepresst und bot ihr seinen Arm an. Solange sie so öffentlich waren, würde Zorya nicht umzustimmen und zu besänftigen sein. Verflucht, wo war nur Kosta? Was war da los?
Die Königin sah ihn sofort scharf an. "Ich spüre deine Gedanken... deine Barrieren bringen dir nicht viel", warnte sie. "Sag mir lieber gleich was es ist."
Ayden seufzte innerlich. Auffällig blickte er sich um, nickte hinüber zu einem der Eingänge. "Nicht hier, Zorya, bitte... ich erzähl es dir, aber ich muss auch meinen Ruf waren...", versuchte er sie vom Hof wegzulocken, während er gleichzeitig nicht versuchte daran zu denken wieso. Es gab nur den Grund, dass es ihm unangenehm war und dass er seine Königin beruhigen wollte. Das war alles. Nur kurz sah er hinüber zu der verschlossenen Türe, die Richtung Kerker ging.
Wenigstens konnte er Zorya nach drinnen locken. Sie gingen eine Wendeltreppe empor, aber nicht bis ganz nach oben in Zoryas Gemächer, nur bis in eine eher schlicht eingerichtete Bibliothek, die hohe spitze Fenster nach draußen hatte.
"Was willst du mir sagen? Es ist besser die Wahrheit", warnte Zorya, als sie alleine waren. Ihre Zofen blieben draußen, genauso wie die Leibgarde. Sie hätte sie nicht wirklich gebraucht. Ayden würde ihrem schwarzgrauen Juwel nicht viel entgegenzusetzen haben und im Gegensatz zu Kosta hing er noch an seinem Leben.
"Mein Kammerdiener... ich..." Ayden tat so, als rang er mit sich. "Es wird dich überraschen und du wirst mir vermutlich sowieso nicht glauben, aber... er ist nicht nur mein Kammerdiener. Er ist mein Liebhaber."
Zorya sah ihn in der Tat zunächst ungläubig an.
"Keine Sorge, ich bevorzuge immer noch Frauen." Ayden lächelte raffiniert. "Aber ich war so gestresst und er war der einzige um mich... es ist einfach passiert. Ich hatte Sorge, du wirst eifersüchtig, wenn du es erfährst. Ich hab ihm verraten, dass du es dominant magst... er ist sonst eher unterwürfig. Mir gegenüber jedenfalls." Sein Lächeln bekam etwas verzeihendes.
Die Königin vor ihm schien immer noch nicht recht zu wissen was sie sagen sollte. "Ayden... oh, ich wusste nicht.. deswegen hast du den Dreier stets hinausgeschoben", erkannte sie. Der Prinz nickte.
"Und deswegen wollte ich ihn gerne auf der Reise dabei haben", erklärte er. "Es tut mir leid."
Zorya lächelte amüsiert. "Eine Entschuldigung? Aus deinem Mund? Du hast dich verändert", bemerkte sie. Mehr als du glaubst, dachte Ayden. Der Prinz streichelte ihr über den Arm.
"Es muss sich deswegen nichts zwischen uns ändern... ich habe es mit ihm begonnen schon bevor wir uns trafen, aber er bedeutet mir nichts", versicherte er. Seine Finger liebkosten ihren Hals. Zorya sah ihn skeptisch an.
"Lügner.. du hättest ihn nicht so lange verheimlicht, wenn er dir gar nichts bedeuten würde", erkannte sie. Ayden lächelte ertappt.
"Vermutlich", gab er zu und wandte sich ab, den verletzten Prinzen spielend, "Ich wollte es nicht nur dir verheimlichen. Ich glaube, ich wollte es auch mir verheimlichen", sagte er leise. Als sie sich von hinten an ihn schmiegte, entspannte Ayden sich, lächelte in sich hinein. Dann erklang die Alarmglocke von draußen.

Zorya ließ ihn augenblicklich los. Ayden drehte sich um. Er blickte sie verwirrt an, nur ihr Blick zeigte, dass er sie verloren hatte.
"Was ist da los?", fragte er, doch ihre dunklen Augen waren bereits wieder zornumwölkt. Zoryas Hände schossen vor, packten ihn an den Schläfen.
"Oh, du bist gut. Du hättest mich beinahe wieder um den Finger gewickelt", zischte sie. "Ich wollte dir glauben." Ihre dunkle Kraft stieß gegen seine Barrieren wie Sturmwellen gegen eine Klippe. Ayden stöhnte auf, sackte auf die Knie.
"Zorya... das hat nichts.. mit mir zu tun", brachte er keuchend hervor, wehrte sich trotzdem verbissen dagegen, dass sie in seinen Geist eindrang. Er stieß mit roter Macht gegen sie, aber Zorya hatte sich bereits mit einem Schild geschützt und sie wankte nicht einmal. Die rote Kunst raste an ihr vorüber, fuhr in die nächsten Bücherregale und brachte sie dazu geräuschvoll umzukrachen. Bücher flogen durch die Luft, Blätter regneten zu Boden.
Sofort wurden die Türen aufgestoßen und die Leibgarde kam hinein. Zorya würdigte sie nicht einmal eines Blickes.
"Findet heraus, was dort vor sich geht!", rief sie. "Und findet Kosta Erenos!"
Für einen Moment spürte Ayden wie ihr geistiger Griff sich lockerte. Der Prinz riss sich auch körperlich von ihr los, kam aber nicht weit. Unsichtbare Phantomhände packte ihn, hoben ihn in die Höhe.
"Mit dir bin ich noch nicht fertig!", rief die dunkelhäutige Königin. Trotzdem schien sie einen Moment abgelenkt, sondierte wohl die Umgebung. Ayden tat es ihr gleich. Er suchte sofort im Kerker, was schwierig war, denn diese Stockwerke schienen besonders abgeriegelt. Man konnte keine einzelnen Signaturen ausmachen von außen, aber er spürte sehr wohl die Ankunft von neuen Signaturen. Mächtigen Signaturen. Wer immer das war, Zorya merkte es auch und sie schien nicht erfreut.
"Du hast mich von Anfang an verraten!", warf sie Ayden vor und wieder strömte ihre schwarzgraue Macht gewaltsam gegen ihn. Seine Barrieren wankten, bröckelten. Er konnte nicht daran denken. Er durfte nicht... Ayden hing in der Luft wie eine Puppe, spannte seine Muskeln an, versuchte sich aus dem unmenschlichen Griff zu befreien.
"Du warst nie eine richtige Königin", sagte er ihr, wollte sie wütend machen. Wer wütend war, wurde unvorsichtig. "Du wolltest nie regieren. Du wolltest bloß Menschen, die dich anbeten und bewundern. Ich habe es dir gesagt. Dhemlan steht kurz vor einer Revolte. Du hast diesem Land alles geraubt. Wie lange dachtest du, werden sie das hinnehmen?"
"In jeder Vision zerschlage ich den Widerstand", entgegnete Zorya aufgebracht. Schwarzgraue Fäden schlängelten sich verzweigt durch die Luft, hielten auf Aydens Kopf zu. "Und in jeder Vision... verendest du wie ein Tier! Meinst du, ich wusste nicht, dass du mich hintergehen wirst?" Verletzt sah sie ihn an. Ayden blickte perplex zurück.
"Du wusstest... wieso hast du es dann zugelassen?", fragte er.
"Weil ich wollte, dass du dich trotzdem für mich entscheidest! Mich! Deine Königin!", warf sie ihm vor. Tränen spritzten ihr aus den Augen. "Ich habe dir jede Chance gelassen das richtige zu tun!"
"Du warst nie meine Königin", entgegnete Ayden, versuchte vergeblich gegen ihre Macht anzukämpfen, neigte den Kopf nach hinten, um den heranrückenden Fäden zu entgehen. Wie dünne Schlangen hingen sie vor seinen grünen Augen.
"Ich hätte es sein können", sagte Zorya bitter. Dann stießen die Fäden zu, bohrten sich in seine Augen, tiefer hinein und damit auch in seinen Geist. Der Haushofmeister brüllte vor Schmerzen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:11

Endlich ihren Bruder wieder zu sehen, liess Eoshan spüren, wie angespannt sie gewesen war. Auch wenn sie sich stets bemüht hatte, ihre Ruhe zu bewahren und konzentriert zu bleiben, damit ihnen kein Fehler bei ihrer Rettungsmission unterlief. Doch nun, wo Darken knochendünn aber lebendig auf dieser Trage vor ihr lag, fühlte sie sich so ungemein erleichtert, dass sie keinen Zweifel mehr hegte, dass sie alles bewältigen konnten, was sie nur wollten. Zu aller erst Zorya Einhalt gebieten.
Wie immer hatte Eoshan ihren Bruder zuerst so gesehen, wie er geworden wäre, wenn seine Mutter ihn nicht verstümmelt hätte. Kraftvoll und sanftmütig. Feingliedrig mit fast schon filigran anmutenden, schwarzen Flügeln. Normalerweise verschwand dieses Bild wieder, wenn sie sich konzentrierte. Diesmal blieb sein linker Arm jedoch. Ungläubig strich sie ganz sanft über die linke Schulter behutsam runter zu seinem Oberarm. Er war immer noch da. Es war keine Illusion, sondern Fleisch, Blut und Knochen. Deswegen war ihr Bruder so abgemagert. Die Heilerinnen hatten seine ganze Kraft dazu verwendet, ihm einen neuen Arm wachsen zu lassen und sie hatten es sogar geschafft. Eoshan hätte das nicht für möglich gehalten. Es war Wahnsinn.

"Es tut so gut, dich zu sehen, kleiner Bruder", flüsterte sie ihm erleichtert zu, als Merion kurz einmal Luft schöpfen musste und Darkens Aufmerksamkeit für einen Moment freigab. "Vielen Dank für deine Warnung. Du hast viel Leben gerettet. Merion wird dich jetzt nach Hause bringen, wo du wieder zu Kräften kommen kannst. Ich komme gleich nach." Noch einmal streichelte sie ihm zärtlich über sein verschwitztes Haar.
Es viel ihr schwer, Darken schon wieder ziehen zu lassen und ihn nicht gleich selber nach Hause in Sicherheit zu bringen. Doch nun war es an der Zeit, die Gruppe aufzuteilen. Kosta, der seinen Nicht-Gefährten nicht mehr aus dem Arm lassen zu wollen schien, drängte darauf, dass er weiter müsste. Wohl um das Gegegenmittel zu Timaris zu bringen. Die ehemaligen Gefangenen wollten auch ganz dringend hier heraus und Eoshan schickte einen ihrer Krieger zusammen mit der Heilerin, Merion und Darken mit ihnen mit. Sie sollten gemeinsam mit den anderen durch die Gänge im Felsen wieder hinaus gehen und dann sofort auf die Winde springen, um nach Dea al Mon zu gelangen. Darken brauchte unbedingt einen sicheren, ruhigen Ort, wo er genesen konnte.

Selber wollte Eoshan mit Savah und ihren Leuten hoch zu Zorya, um dafür zu sorgen, dass sie keinen Schaden mehr anrichten konnte. Laree wollte sich ihnen anschliessen, weil sie Ayden Asar finden wollte. Bei den ehemaligen Gefangenen hiess Laree allerdings Venka und sie schienen einen gemeinsamen Freund namens Rashar zu haben. Eoshan lächelte staunend über die verschlungenen Wege der Dunkelheit.
Dann blieb ihnen jedoch keine Zeit mehr, weiter einander zu begrüssen. Erneut wurden sie von dhemlanischen Soldaten angegriffen und noch immer läutete die Alarmglocke enervierend. Mit frischem Mut und Energie warfen sich die Glacier und die Dea al Mon ihren Feinden entgegen. Dass sie Minan und Kosta gefunden und gerettet hatten gab ihnen alle neue Zuversicht, um auch den letzten Teil ihres wagemutigen Plans in die tat umzusetzen. Eoshan streichelte Darken noch ein letztes Mal über die Stirn, bevor sie wieder die Kapuze hochschlug, die ihre Signatur verbard und sich den Kämpfenden anschloss.

Wobei Eoshan selbst sich aus den Kämpfen selbst eher heraus hielt und im Hintergrund blieb. Sie hatte keine jahrelange Ausbildung darin, wie die meisten anderen hier. Ja, sie konnte kämpfen, war schnell und wendig, doch als Königin war es ihre Pflicht, sich keinem unnötigen Risiko auszusetzen. So blieb sie mit der Priesterin eher etwas zurück, während die, die kämpfen konnten hart und rücksichtslos mit den Dhemlanern verfuhren, die sich ihnen entgegen stellten. Ausserdem würde Eoshan ihre Kräfte nacher noch brauchen, wenn sie sich Zorya entgegen stellten. Sie war die einzige Schwarze Witwe in ihrer Gruppe und womöglich würde sie tief ins Verzerrte Reich eindringen müssen. Eoshan wusste nicht, was sie erwarten würde.

Sie alle wussten jedoch, dass sie sich beeilen mussten. Wenn Zorya floh und sich bei Sion in Sicherheit brachte, hatten sie gleich zwei mächtige Gegner, denen sie sich auf einmal stellen mussten. Es wäre besser sie gleich hier zu besiegen und das schattige Dhemlan Sions Einflussbereich zu zu entziehen. So entwickelten sich die Kämpfe mit den Wachen heftig aber kurz. Es war mühsam in den engen, dunklen Gängen zu kämpfen. Besonders für die grossen Glacier, die eigentlich mehr Bewegungsfreiheit bräuchten. So griffen sie alle oft auf ihre Juwelenkraft zurück, um die Gegner zu erledigen. Nicht selten auch so, dass sie eine Decke oder eine Wand zum Einsturz brachten und so die Dhemlaner unter schweren Steinen begruben. Eoshan empfand dies als erschreckend effektiv und brutal. Besonders dann, wenn sie wieder über einen Geröllhaufen kletterten und darunter noch Arme oder Beine hervor lugten.

Sie durften sich davon jedoch nicht ablenken lassen. Sie mussten zu Zorya, die sich erstaunlicherweise ganz in der Nähe aufzuhalten schien. Sie bewegte sich auch nicht von dort weg. Wahrscheinlich rechnete sie nicht damit, dass die Eindringliche Erfolg haben könnten. Eoshan wusste nicht, wieviele Soldaten sich ihnen noch in den Weg stellen würden, doch sie war davon überzeugt, dass sie Zorya besiegen konnten. Genau jetzt. Es war etwas, was sie nicht wirklich erklären konnte. Zumindest niemandem, der nicht auch eine Schwarze Witwe war. Eoshan spürte, wie sie einem der möglichen Wege in die Zukunft folgten, der den Tod der Spinnenkönigin mit sich brachte.

Über eine etwas breitere Treppe gelangten sie nach oben von dem Kerker in das eigentliche Haus. Augenblicklich war Zoryas Signatur besser zu spüren und nun auch die von Ayden Asar. Sie schienen sich über ihnen aufzuhalten. Zügig hielt die Gruppe auf die Signaturen zu, hielt sich nicht mit Dienern auf, die sich verschreckt hinter Schränken oder Türen verschreckten und den Wachen warfen sie sich nur noch entschlossener entgegen. Hier konnte man freier kämpfen, was sowohl den Glaciern, als auch den Dea al Mon nur zum Vorteil gereichte.
Je weiter sie gelangten, desto vertrauter schien Eoshan diese Umgebung. Manchmal hätte sie felsenfest schwören können, hier schon einmal gewesen zu sein. Der Traum, in dem sie mit Minan, Darken und Tänzer nach Hexe gesucht hatte, hatte offensichtlich mehr Wahrheit enthalten, als sie gedacht hatte. Und schliesslich gelangten sie in eine verwüstete Bibliothek. Erstaunlicherweise standen keine Wachen davor. Eher im Gegenteil, sobald sie die ebenerdige Etage verlassen hatten, waren sie eher von den Soldaten verfolgt worden, als dass sie sie weiter vor sie hatten herdrängen müssen. Überraschend war es jedoch vorallem deswegen, weil sich in der Bibliothek Zorya Eacir und Ayden Asar aufhielten. Hatte sie die Wachen weg geschickt? War es eine Falle?
Eoshan verstand diese merkwürdige Königin nicht, die es zuliess, dass die Signatur ihres Zuhause so voller Einsamkeit, Verzweiflung und Angst war. Sie begriff jedoch, was Zorya mit dem Haushofmeister von Hayll machte. Sie hielt ihn nicht nur in der Luft und quälte ihn mit ihrer Juwelenkraft. Auch wenn Zorya viel dunklere Juwelen als Eoshan besass, so war der Dea al Mon als Schwarze Witwe klar, dass Zorya versuchte, den Geist des Prinzen aufzubrechen, zu erkunden und ihm jegliche Geheimnisse entreissen wollte, die er besass.

Eoshan hielt sich an der Priesterin fest, damit diese auf sie aufpasste und sie zur Not aus dem Kämpfen heraus hielt, und liess sich augenblicklich tief ins rot ihres Abgrundes fallen. Glücklicherweise trug Prinz Asar ebenfalls rot. Es würde ihr so leichter fallen, seinen Geist zu finden. Drängend streckte sie ihre fühler nach ihm aus, fand ihn gequält und gefesselt in seinem roten Netz, welches kurz davor war zu zerreissen. Er wehrte sich verbissen dagegen. Doch die unbarmherzige, schwarzgraue Königin schlug wütend nach ihm, schien ihn zerbrechen zu wollen.
Geschickt glitt Eoshan zu ihm. Sie mochte mit Schwert und Bogen nicht so gut umgehen können wie andere aus ihrem Volk, doch dafür war sie eine hervorragend ausgebildete Schwarze Witwe, meisterte ihre Gabe wie kaum eine andere. In ihrem Schwarzen Witwen Kleid erschien sie neben dem gequälten Geist des Prinzen. Den Umhang trug sie hier nicht. Frei schwebte ihr langes, silbernes Haar um sie. Sanft aber schnell fasste sie ihn an der Hand und zog ihn mit sich ins Verzerrte Reich.
"Hier können wir uns eine Weile vor Zorya verstecken", erklärte sie dem Prinzen ruhig, zog ihn aber stetig mit sich weiter. Sie konnten sich nicht tiefer bewegen, als die andere Schwarze Witwe. Doch im Grauen Reich herrschten andere Regeln. Sie würden eine ganze Weile vor Zorya fliehen und sich vor ihr verbergen können, bevor sie wieder auf ihre Juwelenkraft zurückgreifen mussten. Das reichte hoffentlich, bis die anderen die Königin ausser Gefecht gesetzt hatten. "Du musst dich nur immer schön an mir fest halten, Ayden Asar. Ansonsten gehst du mir hier verloren und dein Geist zerbricht gänzlich."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Savah » So 25. Sep 2022, 19:13

Savah wischte ihr Schwert an der Kleidung eines gefallenen Wärters ab ehe sie den anderen folgte, um weiter nach oben zu gehen. So schön es gewesen war das herzliche Wiedersehen zwischen den Verliebten zu sehen und zwischen Eoshan und ihrem Bruder, deswegen war die Glacierin nicht hier. Sie wollte Zorya bekämpfen. Wenn sie diesen Sieg für ihr Volk erringen konnte, würden die Dhemlaner gewiss an Moral verlieren und im Gegenzug würden ihre Krieger leichteres Spiel haben. Es würden nicht so viele von ihnen sterben. Das war Savahs Motivation, die sie schneller ausschreiten ließ.
Gemeinsam mit einigen der Dea al Mon kämpften sie sich nach oben. Sie waren zwar wenige, doch sie hatten sehr dunkle Juwelen und das machte einiges wett. Savah hätte einen ehrlichen, gleichwertigen Kampf zwischen Zorya und sich bevorzugt, aber sie wollte auch wieder zurück nach Glacia. Zu ihrem Sohn. Als sie den Kerker verlassen hatten, konnten sie nun auch die Spinnenkönigin spüren. Sie und ihre dunkle Kraft. Savah setzte ihre Kunst nicht oft ein, jedenfalls nicht bewusst, aber sie tat es, wenn es darum ging ihre Leute zu beschützen. Instinktiv hatte sie so stets zur richtigen Stelle ein schwarzgraues Schild oben an dem die Angriffe der Soldaten abprallten. Savah atmete tief durch, schleuderte die Kraft zurück durch den Gang. Die Männer wurden mit ihr nach hinten geschleudert. Geräuschvoll krachten Mauern von der Durchschlagskraft ein, Säulen stürzten in sich zusammen.
Den Platz benötigten sie auch. Savah konnte kaum mit ihrem Anderthalbhänder in den engen Gängen ausholen. Erst als sie aus dem Kerker gekommen waren, wurden die Gänge wieder breiter und auch höher. Wenn sie Dienern begegneten, flohen die meisten entsetzt und riefen nach Erbarmen oder Hilfe. Savah ließ sie wegrennen, doch die Wächter, die sich ihnen gegenüberstellten, wurden erbittert bekämpft. Savah dachte nur an ihr Volk, und an Marten, Magnus, Rasmus und Hagen an ihrer Seite. Die Männer wollten sie sowieso beschützen und verteidigen, aber die Königin war eine gute Kämpferin und benötigte nicht viel Schutz. Trotzdem ließ sie die Männer meist vor und sparte sich ihre eigenen Juwelenreservern auf. Sie wusste, dass sie diese noch benötigen würde. Zorya war vielleicht keine starke Königin, aber sie war mächtig. Savah konnte ihre Macht bereits spüren. Es machte sie nervös. Nicht darüber zu sterben. Für ihr Volk, gerne. Es machte sie eher nervös, weil sie an das Königinnentreffen in Nharkhava denken musste. Auch dort hatte sie eine Königin getötet. Sie wollte nicht in die Geschichte eingehen als Königintöterin.

Dennoch folgte die Gruppe zielstrebig der Signatur der Königin. Sie war nicht alleine. Irgendjemand schien bei ihr zu sein. Auf dem Weg dorthin begegneten sie einer größeren Gruppe von Wächtern, die besonders verbissen kämpfte. Nicht alle kamen unverletzt aus diesem Kampf. Marten humpelte bedenklich, die Miene schmerzerfüllt verzogen, doch er beklagte sich nicht. Magnus blutete aus einer Platzwunde am Kopf. Der Kriegerprinz wischte sich immer wieder das Blut aus dem Gesicht.
Dann stießen sie eine Türe auf und fanden Zorya in einer halb zerstörten Bibliothek wieder. Savah hatte erwartet, dass sie zusammen mit einem Leibwächter oder Begleiter dort wäre, doch stattdessen war die Schwarze Witwe vollends darauf konzentriert einen Prinzen in die Luft zu erheben und ihn scheinbar zu quälen wie es schien. Savah hatte so etwas noch nie gesehen. Schwarze Witwen waren selten an ihrem Hof und allgemein in Glacia. Der blonde Prinz hing wehrlos in der Luft, den Kopf nach unten hängend. Er schien bewusstlos. Seltsame schwarze Fäden gingen von Zorya aus und hatten sich in die Augen des blonden Prinzen gebohrt. Sie wirkte zunächst ganz konzentriert auf ihre Beute. In dem Moment kam sie Savah tatsächlich wie eine Spinne vor.
Als die Gruppe aber in den Raum traten, fuhr sie herum. Sie beäugte Eoshan mit scharfem Blick.
"Wie kannst du es wagen, du dummes Ding?", fuhr sie die Dea al Mon an. "Er ist mein Haushofmeister. Er hat mir Rechenschaft abzulegen. Er hat mich verraten!"
Savah hob langsam ihren mit glacianischen Runen verzierten Anderthalbhänder. "Deine Herrschaft ist vorbei, Zorya", sagte sie. "Hör auf mit.. was auch immer du da tust und ergib dich."
Die dunkelhäutige Königin sah sie unwirsch an. "Das ist mein Reich. Es war ein Fehler von euch hierher zukommen."
"Bisher scheinen wir uns ganz gut geschlagen zu haben", lachte Rasmus und hielt seinen mächtigen Streithammer mit beiden Händen. "Hör auf Savah."
Zorya lächelte. Savah machte einen halben Schritt nach vorne. Sie hatte ein schlechtes Gefühl. Schon seit sie diesen Raum betreten hatten. Das ging zu leicht... nichts was es wert war darum zu kämpfen, kam einem leicht zu...
"Es war ein Fehler von euch hierher zu kommen", wiederholte die Königin. "Ich habe Dutzende von Schwarzen Witwen zu meiner Verfügung. Hunderte Augen, die für mich sehen, hunderte flinke Finger, die für mich Netze spinnen. Und ihr denkt, ihr habt mich überrascht? Ich wusste vielleicht nicht wer kommt, aber ich wusste, dass jemand kommt."
Sie machte eine fließende Handbewegung. Der Raum schien sich zu verdunkeln. Es dauerte einen Moment bis Savah begriff was es war. Sie sah nach oben und entdeckte mehrere Schwarze Witwen, gewiss ein Dutzend, die oben auf der Galerie standen, die die Bibliothek umgab und wo sich weitere Bücherregale befanden. In ihren dunklen Gewändern hatten sie das Licht von den Fenstern verdeckt. Sie streckten ihre Hände aus und mit einem Mal flossen aberzählige der schwarzen Spinnenfäden nach unten.
Die Türe fiel hinter ihnen krachend ins Schloss, versperrt mit schwarzgrauer Kunst.
Savah hieb nach den Netzen, die auf sie niederfielen. Neben ihr brach plötzlich Magnus zusammen. Erschrocken griff die Glacierin nach ihm. "Magnus!" Sie rüttelte an ihm, aber er blieb bewusstlos. Sie spürte, dass er atmete, nur wachte er nicht auf, seine Augen starrten offen ins Leere. Verdammt. Was hatten die Schwarzen Witwen mit ihm gemacht? So konnten sie nicht kämpfen.
"Nach oben!", rief sie Marten und Rasmus zu. Die Schwarzen Witwen mussten weg. Savah rief einen Schild über ihnen herbei, um die Netze abzublocken, doch sofort spürte sie wie Zorya sie bekämpfte und den Schild zu zerstören versuchte. Die Königin eilte zu Zorya, hieb mit dem Schwert nach ihr. Spinnenfäden schlangen sich um die Klinge, hielten die Waffe fest. Wütend zerrte Savah daran. So kämpfte man doch nicht! Hagen kam ihr zur Hilfe, durchtrennte die schwarzgrauen Fäden mit seiner eigenen mit Kunst verstärkten Waffe. Gemeinsam setzten sie nun der Königin zu, aber es war schwierig an sie heranzukommen ohne Opfer eines der Netze zu werden. Was immer mit Magnus passiert war, es hatte auch einen der Dea al Mon getroffen. Sie konnten keine weiteren Kämpfer verlieren. Oben auf der Galerie tobte bereits ein Kampf. Kreischend fiel eine der Schwarzen Witwen blutig über die Brüstung und krachte nach unten.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Hagen » So 25. Sep 2022, 19:16

Es war ein merkwürdiger Kampf. Hagen hatte schon oft gekämpft. Nicht selten aus einer Dummheit heraus, wie zum Beispiel bei einer Kneipenschlägerei. Die waren ganz lustig. Oder wenn er bei einem Diebstahl erwischt worden war und sich hatte freikämpfen müssen. Hagen hatte allerdings auch schon auf Befehl einer Königin gekämpft, oder um sie zu beschützen. Auch wenn er noch nie so intensiv für eine Königin empfunden hatte, wie er es für Savah tat. Er liebte sie nicht, respektive, war nicht verliebt in sie, auch wenn sie eine überaus attraktive Frau war. Das was er für sie empfand ging tiefer. Sein Blut sang zu ihrem. Das hatte er von dem Moment an überdeutlich gespürt, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Jetzt war er noch dabei heraus zu finden, was das für ihn bedeutete. Was ihn selbstverständlich nicht davon abhielt, für Savah zu kämpfen und sie beschützen zu wollen.
Der Kampf hier, in diesem traurigen, von der Dunkelheit verlassenen Schloss, war jedoch etwas ganz merkwürdiges. Alle die ihnen entgegen traten, schienen nur mit halbem Herzen dabei zu sein. Die meisten wirkten so, als wollten sie gar nicht wirklich hier sein. Einige von ihnen flohen sogar tatsächlich. Diejenigen die sie dafür am heftigsten attackierten, wirkten so, als wären sie auch die Dümmsten der Soldaten. Ihre Attacken waren voller Gewalt und ohne Raffinesse. Es war nicht sehr schwer, sie zu bekämpfen. Es brauchte nur Geduld.

Leider hatten sie nicht viel Zeit. Sie mussten möglichst schnell zur Spinnenkönigin gelangen, damit sie sie ausschalten konnten, bevor sie zu Sion floh. Das gefiel Hagen gar nicht. Nicht, dass sie gegen die Königin kämpften, sondern, dass sie sich keine Zeit nehmen konnten, ihre Umgebung zu sondieren. Dem grossen Krieger schmeckte das gar nicht. Kein Einbruch hatte so je gut funktioniert. Man musste langsam und ruhig vorgehen und nicht wie eine Herde Ochsen vorpreschen. Das war zu gefährlich.
Sein schlechtes Gefühl verstärkte sich zusehends je weiter sie nach oben gelangten und als sie dann in diese Bibliothek traten, wo die Spinnenkönigin ganz alleine ohne Leibwachen einen Prinzen mit Hilfe ihrer Kunst quälte, stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Wäre Sava nicht eingetreten, wäre er niemals in diesen Raum gegangen, der förmlich nach einer Falle stank. Im Lauf seiner Einbrecherkarriere hatte er dafür ein gutes Gefühl entwickelt.

Seltsamerweise schimpfte die Spinnenkönigin jedoch mit Eoshan Sitara, der zierlichen Königin von Dea al Mon. In Hagens Augen war sie eigentlich noch ein Kind und er konnte nicht verstehen, wie man so einem Mädchen die Verantwortung über ein ganzes Territorium übertragen konnte. Auf der Reise hier her, hatte sie jedoch bewiesen, wie zäh und ausgeglichen sie war. Und nicht selten hatte er sich als der kleine, unerfahrene Junge gefühlt, wenn er mit ihr gesprochen hatte. Sie waren schon sehr anders diese Dea al Mon. Hagen fühlte sich bei Savahs Stamm viel heimischer. Zum ersten Mal überhaupt eigentlich. Auch wenn der Stamm ihn noch etwas belächelte, weil er gern weiche, warme Betten hatte und es ihm nichts ausmachte, sich in einer Burg aufzuhalten und deren Luxus zu geniessen.
Wütend erklärte die Spinnenkönigin, dass der Prinz ihr Haushofmeister sei. Er hätte ihr Rechenschaft abzulegen, da er sie verraten hätte. Von der Dea al Mon kam nur ein mentales, freundliches Lachen zur Antwort. So wie man lachte, wenn ein Kleinkind einem erzählte, dass es eine rosa Katze gesehen hätte oder sonst etwas lustiges, unglaubwürdiges daher plapperte.

Während Eoshan sich eher am Rand des Saals aufhielt, gingen die Glacier direkt auf die Spinnenkönigin zu und rieten ihr, sich zu ergeben. Da endlich liess diese ihre Falle zuschnappen. Es wurde dunkel in der Bibliothek. Die Tür schlug hinter ihnen zu und Hagen musste nicht an der Türklinke rütteln, um zu wissen, dass sie hier eingesperrt waren. Über ihnen, auf der Galerie der Bibliothek tauchten mehrere Schwarze Witwen auf und schickten ihre Netze auf die gefangenen Fliegen hinunter. Magnus brach draufhin plötzlich zusammen und blieb regungslos auf dem Boden liegen, die Augen weit offen. Er schien noch am Leben zu sein, jedoch zur Bewegungslosigkeit verdammt.
Hagen fluchte deftig und hüllte sich sofort in einen Schild ein. Schwarze Witwen waren eine unheimliche Kaste. Voller fauler Tricks und Gemeinheiten. Sie wussten Dinge, die sie nicht wissen sollten und nutzten diese gnadenlos aus. Hagen hatte sie noch nie gemocht und ging ihnen lieber aus dem Weg, als gegen sie zu kämpfen. Nur die letzten Tage mit Eoshan hatten ihn dieses Vorurteil etwas vergessen lassen. Jetzt kam diese Abneigung jedoch mit voller Wucht zurück und er überlegte sich doch leicht panisch, wie sie hier wieder rauskommen sollten. Heftig schlug er nach den Fäden, die seine eigene Königin einwickeln wollten. Sie waren zähes Zeug und er hatte nur Erfolg dabei, weil er sein grosses Schwert mit seiner Macht verstärkte.
Die Dea al Mon, die mit ihnen hier hoch gekommen waren, und die kesse Schwester des Kapitäns schossen mit Pfeilen, respektive Armbrustbolzen nach den Schwarzen Witwen. Einer der Dea al Mon wurde jedoch auch von so einem furchtbaren Erstarrungsnetz getroffen und konnte nichts anderes tun, als am Boden liegen zu bleiben. Die Kämpfer ohne Fernwaffen hasteten die Treppen zur Galerie hoch, um direkt gegen die Schwarzen Witwen zu kämpfen, die sie daran hindern wollten, zu der Spinnenkönigin zu gelangen, die wahrlich wie eine fette, schwarze Spinne in der Mitte ihres Netzes sass. Hagen wollte mit Savah jedoch direkt zu ihr gelangen. Nur wenn sie tot war, würde es vorbei sein.

*Lasst euch nicht von den Netzen einschüchtern*, sandte ihnen Eoshan da auf einmal selbstsicher, unerschrocken und ermutigend. Hagen fragte sich, woher sie diese Kraft nahm, genoss jedoch die Zuversicht, die dem Speerfaden an sie alle anhaftete. *Man muss keine Schwarze Witwe sein, um ein Netz zu zerstören. Eure Juwelenkraft alleine reicht dafür.* Ja, genau, Hagen hatte ja gesehen, wie sein mit der Kunst verstärktes Schwert, die schwarzen Fäden durchtrennt hatten.
*Ich weiss, was sie euch antut, Schwestern*, sandte die Dea al Mon nun den gegnerischen Schwarzen Witwen, liess aber alle Anwesenden mithören. *Ich weiss, wie Zorya Eacir euch foltert und unrechtmässig eure Fähigkeiten beansprucht.* Plötzlich war das Bild von vielen Schwarzen Witwen zu sehen, die in einem Saal auf Betten lagen und denen Visionen um Visionen entzogen wurden. Auch wenn Hagen nicht dort gewesen war, er war sich absolut sicher, dass sich dieser Raum hier in diesem Schloss befand. Schon allein wegen der Architektur. Aber abgesehen davon, war das der Ort, woher diese furchtbare Ausstrahlung des Schlosses stammte. Dessen war er sich absolut sicher.
*Und wenn ihr ihr nicht gehorcht und von ihr foltern lasst, dann droht sie euch mit einem furchtbaren Tod*, fuhr Eoshan eindringlich fort und sandte ihre eigene Erinnerung, wo sie aufgehängte Schwarze Witwen auf dem Weg hier her gesehen hatten. *Ich kann verstehen, dass ihr Zorya Eacir unter diesen Umständen gehorcht und euch von ihr ausnutzen lässt.* Mitgefühl war zu spüren. Mitgefühl aber auch die Hoffnung, dass es sich ändern könnte. *Doch nun hat sich die Situation geändert. Zorya Eacir hat verloren, auch wenn sie es noch nicht weiss. Das Tor ist geschlossen. Das schattige Dhemlan ist von Sions Einflussbereich abgeschnitten.* Tatsächlich? Eine zweite Geheimmission? Nun ja, warum auch nicht? Sie hatten es mit ihrer kleinen Gruppe ja auch bis hier her geschafft.
*Es wird keine weitere Verstärkung für sie eintreffen*, stellte Eoshan den anderen Schwarzen Witwen klar. *Dies ist eure Gelegenheit, euch von ihr zu befreien und euer Leben zurück zu fordern. Ihr müsst ihr nicht weiter folgen. Sie hat keine Macht mehr über euch. Lasst sie fallen. Zorya Eacir hat verloren. Allerspätestens dann, wenn Sion erfährt, dass sie den Schlüssel zur Vernichtung seiner mächtigsten Feinde hat entkommen lassen. Ihm noch nicht einmal mitgeteilt hat, dass sie ihn hatte. Lasst seinen Zorn nicht auch euch treffen, sondern sagt euch lieber gleich los von ihr, so wie es die Hälfte der Wachen ohnehin bereits getan hat.*
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:17

Er konnte fühlen wie sie in seinen Geist drang. Ayden spürte wie seine inneren Barrieren eine nach der anderen unerbittlich niedergerissen wurden egal wie heftig er sich dagegen sperrte.
*Zorya, hör auf. Wenn dir unsere Freundschaft noch etwas bedeutet*, sandte er gequält, fühlte einen immensen Druck in seinem Geist. Er würde das nicht lange durchhalten. Hilflos hing Ayden in der Luft, zerrte an unsichtbaren Fesseln, die ihn stärker und stärker einschnürten.
*Freundschaft? Jetzt redest du von Freundschaft? Ich war immer nur eine Freundin solange du etwas wolltest*, sandte Zorya zurück. Ihre Stimme dröhnte in seinem Geist und mit ihr ihr eigener Schmerz, den sie gnadenlos an ihn weitergeb. Ayden bäumte sich auf, schrie erneut, als die Fäden in seine Augen wanderten. Für einen Moment war sein kompletter Körper, jede einzelne Faser angespannt in einem letzten Widerstand. Dann sackte er zusammen. Er konnte nichts mehr sehen. Die Bibliothek verblasste, Zoryas hasserfülltes, bitteres Gesicht. Alles schwand und machte einem undurchdringlichen grauen Nebel Platz. Ayden schnappte hilflos nach Luft.
*Du hast mich fallen lassen, als du deine tolle Königin gefunden hattest*, hörte er Zoryas Stimme. Sie tauchte vor ihm auf, dunkel und bedrohlich. *Und jetzt bist du auch hier wegen ihr. Ist es nicht so? Du suchst das Gegengift?* Sie blickte ihn forschend an, während Ayden zu Boden sackte und nach Luft rang. Er spürte keinen Widerstand in diesem Boden, hatte das Gefühl weiter zu fallen.
Zorya schnaubte abschätzig. *Ich vergaß... ihr Männer seid hilflos hier.. du besonders. Du warst nie sonderlich vertraut mit dir selbst. Du konntest dich selbst nie gut leiden.*
Der Prinz hob den Kopf. Ihr Bild schien vor seinen Augen zu verschwimmen. Weiter konnte er sie in seinem Geist spüren. Während er hier war - wo immer das war - glitten mehrere seiner Erinnerungen an ihm vorbei. Er durchlebte sie teilweise noch einmal, was den Prinzen zusätzlich verwirrte. Er wusste nicht mehr wo er war. Wann er war. Was passierte mit ihm? Orientierungslos schüttelte er den Kopf, versuchte aufzustehen. Zorya strich ihm über den Kopf.
Ayden blickte sie an. Sie lagen in ihrem Bett in ihrem Haus in Klein Terreille. Das war schon passiert... nicht?
*Du warst glücklich hier...* Sie streichelte ihm weiter über die Wange. *Ich habe dir geholfen, dich geformt... und eine andere Frau erntet nun die Früchte meiner Arbeit? Du verstößt mich einfach?*
*Ich habe nicht...*, setzte Ayden überrumpelt an. Die Szenerie änderte sich erneut. Er sah sich selbst und wie er mit Kosta in der dunklen Schiffskajüte war. Er kniete über dem Krieger, fickte dessen einladenden Mund.
*Ihr beide habt das geplant, nicht wahr? Ihr seid hierher gekommen, um mich zu bestehlen... du kannst es mir sagen...*, säuselte Zorya. Ihre langen spinnengleichen Finger drangen in seinen Geist. *Du musst es mir nur sagen. Was habt ihr geplant?*
*Ich..* Ayden versuchte nicht daran zu denken.
*Sag es mir*, drängte Zoryas Stimme. *Sag es!* Ihre Kraft schmetterte gegen ihn. Ayden stöhnte auf, sackte wieder. Erneut. Er wusste nicht wieviel er davon aushalten konnte.

Dann verschwand er abrupt, tauchte woanders auf, nur dieses Mal war nicht Zorya bei ihm, sondern eine andere Frau. Kleiner, mit langem silbernen Haar, heller Haut und spitzen Ohren. Sie kam ihm bekannt vor, doch er wusste gerade nicht von woher. Die Frau streckte die Hand nach ihm aus, zog ihn mit sich. Ayden hatte das Gefühl, als würde er sich nicht bewegen und gleichzeitig mit atemberaubender Geschwindigkeit durch kalten Nebel gleiten.
*Ich sollte nicht hier sein*, erkannte er. Die Frau.. oh, es musste eine Dea al Mon sein, eine Schwarze Witwe. Ayden fiel es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Er fühlte sich wie unter einer großen Last. Die Dea al Mon sagte, sie könnten sich hier vor Zorya verstecken. Ayden wollte dafür am liebsten von hier weg. Er musste weg. Er...
*Ich muss nach Hayll zurück*, sandte er ihr. Auch wenn er nicht wusste wer sie war, sie schien genau zu wissen wer sie war. Sie wollte, dass er sich an ihr festhielt. Ayden blickte sie an. Sie war schön, obgleich auch sehr jung. Ihr Haar war wie ein glänzender Wasserfall und ihre Augen tiefe, silberne Seen.
*Ich halt mich sehr gerne an dir fest*, entgegnete er samten, versuchte sich wieder zu fassen. Vielleicht befand er sich in einem Traum. Er wusste es nicht mehr. *Aber ich muss bald wieder aufwachen. Ich... kann kaum atmen*, gab er zu. Etwas stimmte nicht.
Die Dea al Mon sah ihn kurz irritiert an ehe sie antwortete:
"Das ist das Verzerrte Reich. Es ist nicht für Unzerbrochene gedacht oder Blutmenschen, die keine Schwarze Witwen sind. Deswegen musst du bei mir bleiben, damit du nicht zerbrichst. Aufwachen kannst du, sobald sie nicht mehr nach deinem Geist tastet und dich zerfetzen will. Noch ist sie nicht abgelenkt genug, als dass sie dich schon freigegeben hätte."
Nun war es an Ayden zu stutzen. Das Verzerrte Reich? Er sollte nicht hier sein. Das wusste er auch. Es dauerte einen Moment bis er die Tragweite ihrer Worte begriff.
*Abgelenkt... das heißt... du bist hier? Wirklich hier? Du kannst sie sehen?*, fragte er. Sie konnte keine von Zoryas Schwarzen Witwen sein. Die hätten ihm niemals geholfen. Sie waren schon zu sehr verloren an dieser Gehirnwäsche, befürchtete Ayden. Der Prinz musterte sie eindringlich. *Woher kenne ich dich? Ich würde kein Frau vergessen so schön wie du es bist.* Waren die Dea al Mon gekommen, um gegen Dhemlan zu kämpfen und Zorya zu stürzen? Der Gedanke war zu absurd.
*Timaris? Hat sie dich geschickt?* Das war das einzige was für Ayden Sinn machte. Timaris würde schnell herausgefunden haben wieso Ayden nicht aus Raej zurückgekehrt war. Sie würde wissen, dass er sich nicht wirklich Zorya angeschlossen hatte. Hatte sie ihm Hilfe geschickt?
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:23

Ein gutmütiges, mitleidiges Lachen entfloh ihrem Geist, als Königin Eacir sich darüber aufregte, dass sie es wagte, ihr ihren Haushofmeister zu entführen. Schliesslich hätte er ihr Rechenschaft abzulegen, denn er hätte sie verraten. Das war wohl nicht sonderlich diplomatisch, dass sie auf diese Aussage hin lachte. Es war nur so offensichtlich, dass Ayden Asar nicht Zorya Eacirs Haushofmeister war. Vielleicht hatten sie es so vereinbart, doch die Dunkelheit hatte für den Prinzen anderes vorgesehen. Sein Blut sang nicht zu dem der Spinnenkönigin. Die zwei würden niemals eine erfüllende Partnerschaft führen können und dass ausgerechnet die Frau, die sowohl Königin, als auch Schwarze Witwe war, das nicht erkannte, fand Eoshan ziemlich absurd.

*Ich weiss*, sandte sie dem Prinzen verständisvoll zurück, der noch reichlich orientierungslos wirkte von der abrupten Flucht. Ganz von alleine stellte er fest, dass er hier nicht sein sollte und dass er zurück nach Hayll müsse. Das war gut. Das bedeutete, dass sein Geist noch keinen grossen Schaden genommen hatte. Er war ein sehr starker Mann.
*Wir werden dafür sorgen, dass du so schnell wie möglich wieder zurück zu deiner Königin gehen kannst*, versprach sie ihm. Eoshan wusste schliesslich um Timaris Vergiftung und Kosta hatte angedeutet, dass sie hier das Gegenmittel gefunden hätten. Dies musste natürlich sofort zu der Königin von Hayll, damit sie sich Sion mit voller Kraft entgegen stellen konnte.

Um Ayden Asars Geist nicht zu verlieren, riet sie ihm, sich an ihm fest zu halten. Er sollte ihr schliesslich nicht zerbrechen. Mit einem ganz merkwürdigen Tonfall beteuerte er ihr, dass er sich sehr gerne an ihr festhalten täte. Eoshan musterte ihn irritiert, da sie nicht verstand, was diese Tonlage zu bedeuten hatte. Also eigentlich tat sie es schon, nur konnte sie nicht glauben, dass es jetzt hier in dieser Situation das zu bedeuten hatte, von dem sie dachte, dass es bedeutete. Andererseits, bisher war jede Vision, die sie von dem hayllischen Haushofmeister gehabt hatte, in diese Richtung gegangen. Vielleicht konnte der Man auch gar nicht anders. So wie Tänzer. Vielleicht sollte sie ihm nachher einmal anbieten, seinen Geist nach Zwangsnetzen zu untersuchen.
*Das ist das Verzerrte Reich*, antwortete sie ihm jetzt jedoch rasch, um sich von den Visionen abzulenken, die sie über den Prinzen gehabt hatte. Sie wollte vor ihm jetzt bestimmt nicht rot werden und erklärte ihm so, warum er sich hier so unwohl fühlte. *Es ist nicht für Unzerbrochene gedacht oder für Blutmenschen, die keine Schwarze Witwen sind. Deswegen musst du bei mir bleiben, damit du nicht zerbrichst. Aufwachen kannst du, sobald sie nicht mehr nach deinem Geist tastet und dich zerfetzen will. Noch ist sie nicht abgelenkt genug, als dass sie dich schon freigegeben hätte.*

Ihre Erklärungen schienen ihn jedoch nur weiter zu verwirren. Eoshan überraschte das nicht. Das ging den meisten so, die keine Schwarzen Witwen waren. Es war schwierig diese Welt des Geistes zu verstehen, geschweige denn zu erklären. Selbst für Schwarze Witwen bestand stehts Gefahr, sich im Grauen Reich zu verlieren.
Doch wie sie vorhin schon festgestellt hatte, war Prinz Asars Geist sehr stark. Er begriff allmählich, was um ihn herum geschah, wollte aufgeregt wissen, ob sie wirklich hier sei. Er meinte wohl physisch. Ob sie Zorya Eacir sehen könne. Eoshan lachte leise, erfreut, dass sie nicht zu spät gekommen war, seinen Geist zu retten. *Ja, ich bin auch in dem Reich in deiner Nähe, wo sich unsere Körper befinden*, gab sie zu. *Und ja, ich kann Zorya Eacir sehen. Sie ist ziemlich wütend. Leider hat sie noch immer nicht verstanden. Ich glaube nicht, dass sie noch zu retten ist. Aber komm, wir müssen weiter. Bevor sie uns hier findet. Es fällt ihr leichter, wenn wir an sie denken.*
Ayden Asar weiterhin an seinem Arm haltend, zog sie ihn weiter durch das Verzerrte Reich. Weil sie sich so schnell vorwärts bewegten, blieb es um sie herum vorwiegend grau. Nur schemenhaft waren hohe Felsen und tiefe Schluchten um sie herum zu sehen, die nicht selten ihre Form veränderten und zwischendurch wie dicke, uralte Bäume wirkten, die eine urtümliche Macht ausstrahlten. Die ihnen Sicherheit versprachen, wenn man sich an ihre Gesetze hielt.

Verwundert wollte der Prinz wissen, woher er sie kenne. Dabei musterte er sie eindringlich, bevor er meinte, dass er keine Frau vergessen täte, die so schön war, wie sie es sei. Nun war es an Eoshan, den Prinzen eindringlich zu mustern. *Wir sollten uns später wirklich über Zwangsnetze unterhalten*, rutschte es ihr besorgt heraus. Natürlich freute sie sein Kompliment. Besonders da er einem anderen Volk entstammte, welches wohl entsprechend auch andere Schönheitsideale hatte. Gleichzeitig nahm sie das Kompliment nicht so ganz ernst. Der Haushofmeister schien einfach nicht anders zu können.
*Du kennst mich nicht Prinz Asar*, erklärte sie dem Mann, damit er sich nicht weiter wundern musste. *Wir sind uns noch nie begegnet. Aber wir haben verschiedene, gemeinsame Bekannte und sind Verbündete.* Oh, das hätte sie wohl besser nicht senden sollen. Von Minan sollte sie ihm nichts erzählen und von Tania wollte sie ihm nichts erzählen. Gütige Dunkelheit, bloss nicht daran denken. Nicht rot werden. Rasch, sie mussten weiter.
*Nicht mich*, verneinte sie, dass Timaris Tolarim sie geschickt hätte. Als ob sich eine Dea al Mon von einer Hayllierin schicken lassen täte. Es gab wohl noch einiges mit dem Prinzen zu klären. Andererseits war es Eoshan gerade noch lieber, wenn er so wenig wie möglich wusste. Zumindest so lange, bis sie ausser Gefahr waren, dass ihre Geister gelesen wurde. *Jemand anderes ist deinetwegen hier*, beruhigte sie den Prinzen. *Sie ist allerdings keine Schwarze Witwe und kann nur deinen Körper schützen, nicht deinen Geist. So oder so war es jedoch ziemlich klar, dass jetzt der Moment ist, in dem wir angreifen sollen. Lady Tolarim unterstützt uns dadurch, dass sie Sions volle Aufmerksamkeit auf sich lenkt, damit er das schattige Dhemlan für einen Moment lang vergisst und wir es befreien können.* Danach war Terreille an der Reihe.

Weiter kam Eoshan jedoch nicht mit erklären, denn sie spürte auf einmal die Anwesenheit vieler Schwarzer Witwen, die ihre Netze verstreuten. Die Dea al Mon blieb derart abrupt stehen, dass der Prinz gegen sie prallte. Aber das machte nichts. Je näher er bei ihr war, desto sicherer war er. Eisern hielt sie ihn ganz dicht bei sich fest.
*Sie hat ihre Schwarzen Witwen zu Hilfe gerufen*, erklärte Eoshan wispernd. "Einen ganzen Stundenglaszirkel. Sie sind mächtig. Oh, aber ihre Netze sind nicht so stark, wie sie sein könnten.* Eoshan spürte, wie sie auch in dem Grauen Reich verteilt wurden und nicht nur in der Bibliothek. Manche der Schwarzen Witwen trugen hellere Juwelen als sie. Deswegen erkannte sie auch, dass die Frauen nicht ihr volles Potential ausschöpften. *Diese armen, gequälten Seelen*, erkannte sie voller Mitgefühl, was den Frauen angetan worden war. Sie hatte es ja schon in Hexes Traum gesehen, doch es jetzt noch einmal ganz direkt und traumlos zu spüren, machte es ungleich intensiver.

*Lasst euch nicht von den Netzen einschüchtern*, sandte Eoshan ihren Gefährten ermutigend, da sie wusste, was ihre Kaste für einen einschüchternden Ruf hatte. *Man muss keine Schwarze Witwe sein, um ein Netz zu zerstören. Eure Juwelenkraft alleine reicht dafür.* Sie hoffte, dass ihre Worte gerade den Glaciern half, die ohnehin sehr wenig Kunst einsetzten.
*Ich weiss, was sie euch antut, Schwestern*, wandte sie sich anschliessend an die gegnerischen Schwarzen Witwen, liess aber alle Anwesenden mithören. *Ich weiss, wie Zorya Eacir euch foltert und unrechtmässig eure Fähigkeiten beansprucht.* Allen zeigte sie das grausige Bild von vielen Schwarzen Witwen zu sehen, die in einem Saal auf Betten lagen und denen Visionen um Visionen entzogen wurden. *Und wenn ihr ihr nicht gehorcht und euch von ihr foltern lasst, dann droht sie euch mit einem furchtbaren Tod*, fuhr Eoshan eindringlich fort und sandte ihre eigene Erinnerung, wo sie aufgehängte Schwarze Witwen auf dem Weg hier her gesehen hatten. *Ich kann verstehen, dass ihr Zorya Eacir unter diesen Umständen gehorcht und euch von ihr ausnutzen lässt.* Mitgefühl war zu spüren. Mitgefühl aber auch die Hoffnung, dass es sich ändern könnte. *Doch nun hat sich die Situation geändert. Zorya Eacir hat verloren, auch wenn sie es noch nicht weiss. Das Tor ist geschlossen. Das schattige Dhemlan ist von Sions Einflussbereich abgeschnitten.* Das war etwas übertrieben, doch Eoshan war sich sicher, dass sie dies bald würden bewerkstelligen können. Gerade war es nur wichtig, dass die Schwarzen Witwen auf sie hörten und sich umstimmen liessen. Oder wenigstens, dass ihre Mitstreiter nicht die Hoffnung verloren, bei dieser überzahl an Schwarzen Witwen.
*Es wird keine weitere Verstärkung für sie eintreffen*, stellte Eoshan den anderen Schwarzen Witwen unumstösslich klar. *Dies ist eure Gelegenheit, euch von ihr zu befreien und euer Leben zurück zu fordern. Ihr müsst ihr nicht weiter folgen. Sie hat keine Macht mehr über euch. Lasst sie fallen. Zorya Eacir hat verloren. Allerspätestens dann, wenn Sion erfährt, dass sie den Schlüssel zur Vernichtung seiner mächtigsten Feinde hat entkommen lassen. Ihm noch nicht einmal mitgeteilt hat, dass sie ihn hatte. Lasst seinen Zorn nicht auch euch treffen, sondern sagt euch lieber gleich los von ihr, so wie es die Hälfte der Wachen ohnehin bereits getan hat.* Eoshan war sich sicher, dass Sion so einen Fehler niemals verzieh.

*Komm, wir gehen denjenigen helfen, die von den Netzen gefangen wurden*, forderte sie ihren Begleiter auf, ohne auf die Antwort der anderen Schwarzen Witwen oder Zorya Eacir zu warten. Sie hatte sie gewarnt. Alles andere lag in deren Entscheidung. *Dann können wir mithelfen, anstatt uns hier nur zu verstecken.* Wirklich eine Wahl sich dagegen zu entscheiden liess Eoshan dem Haushofmeister jedoch nicht. Sie zog ihn vorsichtig weiter, wich immer mal wieder Netzen aus, die sie manchmal sehen konnte, manchmal aber einfach nur spürte.
Bis sie zu einem Fleckchen Erde gelangten, der stark an eine winterliche Tundra erinnerte. Auf dieser Insel im Verzerrten Reich befand sich ein grosser, kräftiger Löwe. Seine Mähne strahlte golden. Nur an seiner linken Flanke war eine alte, verheilte Narbe zu sehen. Auf seiner Brust prangte stolz ein zornig leuchtender Saphir. Der Löwe war sehr ungehalten über seine missliche Situation, in der er steckte und sie schien ihn auch zu erschrecken. Verständlich, denn er war in eine Grube Treibsand geraten und je heftiger er sich dagegen wehrte, desto tiefer versank er darin. Das wollte der Löwe gar nicht akzeptieren.
Rasch eilte Eoshan mit Prinz Asar zu dem Löwen, da sie ihm helfen wollte, das Netz loszuwerden. Wenn man einmal darin gefangen war, war es nur sehr schwer, sich davon zu befreien. Selbst als Schwarze Witwe. Der Löwe mit der Signatur eines Kriegerprinzen konnte sich nicht selbst befreien. Panik machte schien sich in ihm breit zu machen, als die zwei unbekannten Signaturen auf ihn zutraten. Bedrohlich brüllte er sie an, schlug mit seiner mächtigen Pranke nach ihnen. Eoshan war jedoch ausser Reichweite stehen geblieben und stemmte nun empört ihre Hände in die Hüften.
*Magnus Askermark*, donnerte sie resolut. *Hör augenblicklich auf, mich anzubrüllen. Das ist sehr unhöflich. Bin ich doch hier, um dich zu befreien.* Der Löwe, irritiert über die Unerschrockenheit, die sich ihm entgegen stellte, zuckte nervös mit den Ohren. *Jetzt tu doch nicht so*, lockte Eoshan sanfter. *Du kennst mich doch. Wir waren die letzten Wochen Weggefährten. Na komm. Erfühl meine Signatur.* Sanft hielt sie ihm ganz unbedrohlich ihre Hand vor die grosse Schnauze, damit er daran schnuppern konnte. Was der Löwe erst misstrauisch, dann neugierig und aufgeregt tat. Anschliessend schnaubte er abfällig über die seine Situation. So sollte es nicht sein. Eoshan lachte zustimmend.
*Genau, so soll es nicht sein*, bestätigte sie freundlich. *Wir werden dir raushelfen, wenn du uns lässt.* Bei dem Wörtchen wir, ruckte der schwere Kopf des Löwen hoch, damit er nun Prinz Asar dunkel anknurren konnte. Seine Ohren hatte er flach zurück gelegt und aus seiner Kehle war ein dunkles, bedrohliches Knurren zu hören.
*Ja, er wird mithelfen*, stellte Eoshan streng klar. *Prinz Askermark, das ist Prinz Ayden Asar, Haushofmeister von Königin Timaris Tolarim*, stellte sie die beiden Männer dem Protokoll folgend einander vor. *Er ist unser Verbündeter. Prinz Asar, dies ist Prinz Magnus Askermark aus dem Stamm von Königin Savah Thorne.* Sie liess den beiden Männern einen Moment für eine würdevolle Begrüssung. Etwa zwei Herzschläge lang.
*So, dann können wir jetzt weiter machen, nachdem das geklärt ist?* fragte sie drängend und machte ziemlich deutlich, dass dies nur eine rhetorische Frage gewesen war und die Männer sich zu fügen hatten, da sie ihrer Meinung nach schon viel zu viel Zeit mit dem Geplänkel verloren hatten. Bestimmt zog sie Prinz Asar mit sich hinunter, und legte ihre Hände flach auf den Boden.
*Ich werde die Stränge des Netzes zerschneiden und du baust ihm eine Rampe, damit er aus dem Treibsand steigen kann*, wies sie den Haushofmeister an. Selbst wenn es ihm sehr unangenehm war hier im Verzerrten Reich, dafür würde er nicht viel Kraft brauchen. Mehr eigentlich eine gute Vorstellungskraft. Es würde auch seinen Geist gesund halten, wenn er ihn benutzte.
Tatsächlich gelang es dem Prinzen auch relativ rasch eine Rampe für Magnus zu erstellen, der erst noch unsicher, dann aber kraftvoll aus seinem Gefängnis sprang. *So ist es gut*, lobte Eoshan die beiden Männer und kraulte den Löwen hinter dem Ohr. *Und jetzt ab mit dir zurück an die Seite deiner Königin. Sie wird dich brauchen.* Damit sandte sie den Geist von Magnus wieder zurück in seinen menschlichen Körper. Ayden Asar zog sie jedoch weiter mit sich.
*Das war ja gar nicht so schwer*, lächelte sie zuversichtlich. *Das kommt eben davon, wenn man jemanden zwingt. Diese Person wird niemals ihr ganzes Potential ausschöpfen können. Entsprechend schwach und von der Juwelenkraft abhängig sind die Netze unserer Gegnerinnen.* Leider waren es so viele von ihnen, womit sie ihre Unfähigkeit wett machten. Eoshan tat ihr möglichstes, dagegen anzukämpfen. Gemeinsam mit Prinz Asar gelangte sie auf eine grüne Wiese, auf der eine junge Buche stand. Brutal wurde sie von einer Schlingpflanze langsam aber sicher erwürgt.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:23

Die Dea al Mon bestätigte, dass sie in seiner Nähe wäre. Sie könnte sogar Zorya sehen und wie wütend diese wäre. Ayden verstand nicht, was die Schwarze Witwe dann hier mit ihm machte oder warum sie so gelassen und froh wirkte. Nicht wirklich so, als befände sie sich in einem Kampf oder in Gefahr. Trotzdem drängte sie, dass Ayden ihr folgte. Sie müssten sich vor Zorya verstecken. Hier? Im Verzerrten Reich? Ayden wusste bloß, dass er aus dem Reich wollte. Er sollte nicht hier sein.
*Du musst mich wieder aufwecken*, sagte er, während die Frau vor ihm ihn weiterzog. Ayden folgte ihr langsam. Normalerweise ließ er es sich nicht gefallen, wenn eine wildfremde Frau ihn so herumführte und an ihm zog, doch der Prinz wollte keinesfalls an diesem Ort alleine gelassen werden. Nichts schien greifbar. Sie gingen durch einen Nebel, der sich beständig veränderte und die Formen änderte noch während er sie ansah. Hastig konzentrierte sich Ayden lieber auf seine seltsame Führerin. Sie kam ihm so bekannt vor. Er war sich sicher, dass er sie schon einmal gesehen hatte. Als er sie darauf ansprach, blickte sie ihn bloß besorgt an und erwähnte etwas von Zwangsnetze. Ayden zog die Brauen kritisch zusammen.
*Ich habe genug von Schwarzen Witwen, die meinen Geist durchforsten*, entgegnete er. Er hatte das Gefühl, dass dies immer noch passierte, Zorya immer noch versuchte ihm all seine Erinnerungen zu entreißen. Was wäre er ohne sie? Es gab viele dunkle Erinnerungen in seinem Geist, und einige wenige gute. Einige wenige, wo er versucht hatte, gut zu sein. Ayden hätte nichts dagegen die vielen, dunklen Momente zu vergessen, aber nicht auf Kosten dieser kleinen Momente... es gehörte alles zusammen, hatte ihn gemeinsam geformt.
*Ich muss hier weg. Du kennst Zorya nicht so wie ich sie kenne*, drängte Ayden erneut. Die Dea al Mon erklärte, dass sie selbst sich noch nie begegnet wären. Sie hätten aber gemeinsame Verbündetete und Bekannte. Der blonde Prinz fragte sich wen genau sie meinte und vermutete Timaris. Sie würde wissen, dass Kosta und er hier waren. Kosta...
Wo war der Krieger? Immer noch im Kerker oder hatte wenigstens er es rausgeschafft? Irgendetwas war schief gelaufen.. Ayden versuchte sich daran zu erinnern, aber es fiel ihm schwer. Sein Geist fühlte sich wie eine schmerzende, rohe Wunde an.

Die Dea al Mon verneinte, dass Timaris sie geschickt hätte. Jemand anderer wäre wegen Ayden hier. *Sie ist allerdings keine Schwarze Witwe und kann nur deinen Körper schützen, nicht deinen Geist*, sandte die silberhaarige Frau. Ayden blickte sie skeptisch an.
*Müsst ihr Schwarze Witwen immer in Rätseln sprechen?*, entgegnete er. Wer sollte wegen ihm hier sein? Für einen Moment dachte er irrigerweise an die eine Frau, die er schon länger versuchte zu vergessen. Es würde nie funktionieren. Sie würden nie mehr haben als die eine Woche in Glacia.
Neben ihm formte sich aus den Nebeln eine schleierhafte, großgewachsene Frau. Ayden presste die Lippen zusammen, verbannte die Gedanken energisch. Er musste wirklich hier weg. Die Schwarze Witwe erklärte weiter, dass Timaris sie unterstützen würde indem sie Sion im lichten Dhemlan bekämpfte. Jetzt wäre der Moment des Angriffes. Plötzlich dämmerte es Ayden.
*Du bist Lady Eoshan Sitara*, erkannte er. *Königin der Dea al Mon.* Er erinnerte sich an ihr Bild. Ein Hauch eines Lächelns floss über die sinnlichen Lippen des Prinzen. *Es war schwer an ein Bild von dir heranzukommen*, erinnerte er sich viel mehr an die Suche nach einem Bild der sagenumwobenen Königin. Ein Haushofmeister sollte wissen wie die Territoriumsköniginnen aussahen. Sie hatte älter auf dem Bild ausgesehen, nicht so furchtbar jung.
Moment, wenn Lady Sitara hier war, dann bedeutete es, sie war gewiss nicht alleine gekommen. Die Dea al Mon retteten sie tatsächlich?
*Was ist da draußen los? Ich muss wieder aufwachen*, verlangte er von ihr, doch die Königin reagierte kaum noch, schien etwas anderes wahrzunehmen. Ayden prallte überrascht gegen sie, nur ging die Dea al Mon danach nicht auf Abstand, hielt ihn eng fest. Der Prinz sah sie fragend an.
Die Schwarze Witwe bemerkte, dass Zorya ihren Stundenglaszirkel gerufen hätte. Mächtige Schwarze Witwen. Aber nicht so mächtig wie sie sein könnten. Arme, gequälte Seelen, nannte die Dea al Mon sie. *Nicht unbedingt was ich sie nennen würde*, erwiderte Ayden. Er lebte nun schon länger hier und er hatte gesehen, dass es genug Schwarze Witwen gab, die sich nur zu gerne der Macht hingaben, die Sion und Zorya versprachen.
Lady Sitara wandte sich mit dem nächsten Speerfaden offenbar nicht nur an ihn, sondern auch an andere, sagte ihnen, sie sollten sich von den Netzen nicht einschüchtern lassen und sie stattdessen zerstören. Ayden wusste nicht an wen sie sich wandte, nur, dass er nicht hier sein sollte. Er musste zurück... er wollte Zorya gegenübertreten und es war so schwer, es im Verzerrten Reich auszuhalten.
Die Dea al Mon sandte weiter, dieses Mal an Zoryas Schwarze Witwen und wie sehr diese nicht unter der Folter litten. Zorya hätte verloren und sie sollten ihr nicht weiter folgen. Ayden glaubte nicht, dass dieser Appell noch irgendwen umstimmen würde. Zorya war nicht dumm. Für ihre engsten Vertrauten hatte sie bestimmt niemanden gewählt, der sie insgeheim hintergehen wollte. Anderseits... sie hatte sich auch mit ihm umgeben...
*Sie hat keine Macht mehr über euch. Lasst sie fallen. Zorya Eacir hat verloren.*
Ayden konnte sich nicht helfen. Bei den Worten fühlte er so etwas wie Bedauern. Was immer sie sich gegenseitig angetan hatten, sie waren einmal Freunde gewesen. Sofern zwei kalte, grausame Persönlichkeiten Freunde haben konnten. Ayden hatte nie gewollt, dass es soweit kam. Er hatte nicht viele Freunde. Wenn Zorya starb... dann war es einer weniger. Genau wie Asmodeus...
Etwas anderes ergriff seine Aufmerksamkeit. Die Dea al Mon sandte allen, dass Zorya den Schlüssel zur Vernichtung von Sions Feinden hatte entkommen lassen.

*Was meinst du damit? Welcher Schlüssel?*, fragte Ayden, doch Eoshan zog ihn bereits weiter. *Ich bezweifle, ob du jetzt noch jemanden umstimmen kannst. Niemand gibt gerne zu sich getäuscht zu haben. Und niemand entscheidet sich gerne mit einem Messer an der Kehle.* Der Prinz sah sich um, aber es gab nichts woran sich sein Blick festsetzen konnte. *Was machen wir? Kannst du mich nicht zurückbringen? Ich kann mit Zorya reden*, appellierte er an die Schwarze Witwe, aber sie wollte irgendwelchen anderen Leuten helfen. Sie kamen zu einem eisigen Gebiet, wo sich ein großer, aber verletzter Löwe in einem Treibstand abstrampelte. Als sie näher kamen, brüllte der Löwe auf und schlug um sich, sackte bloß noch tiefer in den Sand.
Ayden sah sich die Szene perplex an, während die Dea al Mon sofort dabei war den Löwen zu helfen wie als wäre es das allerselbstverständliche. Der Prinz kam sich dagegen wie in einem Traum vor. Die Schwarze Witwe begann mit dem Löwen zu schimpfen, nannte ihn Magnus Askermark. Moment... der Name kam Ayden bekannt vor. Es klang glacianisch. Wo hatte er ihn gehört? Wieso fiel ihm das Denken so schwer?
Plötzlich knurrte ihn der Löwe an, hatte die Ohren nach hinten gestellt und zuckte. Ayden hob langsam die Hände. *Ich träume oder?* Oder Zorya hatte ihn bereits längst wahnsinnig gemacht und er saß irgendwo zerbrochen in einer Ecke. Eine schauderliche Vorstellung. Er wusste aber auch nicht, ob er die Fantasie hatte, sich eine blutjunge, hübsche Dea al Mon und einen Kriegerprinzen als Löwen zusammenzufantasieren. Eoshan begann eben jenen Löwen vorzustellen. Es wäre Magnus Askermark aus dem Stamm von Savah Thorne. Ah, er hatte doch gewusst, er kannte den Namen. Ayden hatte sich natürlich über die noch relativ neue Königin von Glacia informiert. Auch bei ihr war es schwer gewesen mehr über ihren Hof zu erfahren. Vor allem, da sie scheinbar nichts auf die üblichen Posten gab. Es existierte kein Haushofmeister, kein Hauptmann der Wache, kein Begleiter. So hatte sich Ayden auf ihre nach Informationen zu urteilen engsten männlichen Vertrauten konzentriert. Magnus Askermark war darunter gewesen.
*Erfreut*, sagte Ayden knapp. Die ganze Szenerie kam ihm sehr surreal vor. Die Dea al Mon fuhr sofort tatkräftig fort und verlangte, dass Ayden dem Kriegerprinzen aus dem Treibstand half. Der Prinz überlegte kurz, ob er darüber pikiert sein sollte, dass sie ihn herumscheuchte, aber dann zuckte er mit den Schultern und begann im Verzerrten Reich vermutlich imaginären Sand zu schaufeln. Es konnte nicht verrückter werden. Gemeinsam schafften sie es das Tier zu befreien. Die Schwarze Witwe hatte Netze um seinen Körper zerschnitten. Als der Löwe aus dem Loch sprang, kraulte Eoshan ihm hinter dem Ohr ehe sie ihn scheinbar zurückschickte.
*Schick mich auch zurück*, verlangte Ayden. *Ich sollte nicht hier sein.* Es war anstrengend und verwirrend in diesem seltsamen Reich. Stattdessen packte ihn die Dea al Mon und zog ihn weiter. Sie wirkte zuversichtlich, dass sie den Kampf bald gewonnen hätten, glaubte, dass die anderen Schwarzen Witwen gezwungen worden wären.
*Ich glaube nicht, dass sie alle gezwungen hat. Es gibt genug, die sich genauso wie sie daran erfreuen Macht auszuüben und über andere zu bestimmen. Aber du hast Recht, dass sie von Angst getrieben werden*, räumte er ein, *Aber nicht Angst vor Zorya, sondern Angst davor zu versagen. Sie haben einen dunklen Pfad betreten und sie wissen, dass es von diesem keinen Weg zurückgibt. Diese Frauen werden kämpfen bis zum letzten.* Er dachte darüber nach. *Zorya... sie ist vielleicht genauoso*, ging ihm auf, *Ich kenne sie. Sie ist einsam. Sie denkt vielleicht auch, dass es keinen Ausweg mehr für sie gibt außer zu kämpfen...*
Sie kamen zu einer grünen Wiese auf der ein Baum stand, der von Schlingpflanzen umgeben war, doch Ayden würdigte es kaum eines Blickes. *Schick mich zurück*, sagte er erneut, *Ich kann mit ihr reden. Sie überzeugen, dass es einen Ausweg gibt.* Ayden straffte sich, pausierte kurz. *Und wenn sie abgelenkt ist, könnt ihr sie töten.*
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:24

Ayden Asar stellte ihr eine Menge Fragen, die sie ihm nicht beantworten wollte. Zumindest noch nicht so lange, wie noch die Gefahr bestand, dass jemand seine Gedanken las, der daraus nur Schaden anrichten würde. Leider erriet der Prinz auch noch, wer sie war. Eoshan war natürlich klar gewesen, dass sie das nicht für immer vor ihm würde verheimlichen können, doch sie hatte gehofft, dass sie die Vorstellung noch etwas länger hätte hinaus zögern können. Zumindest solage, bis sie sie wieder aus dem Verzerrten Reich hinaus waren. Etwas, was Ayden unbedingt jetzt wollte. Doch dafür war es noch zu früh.
Also schwieg sie einfach dazu und konzentrierte sich auf die Netze der Schwarzen Witwen. Nur als Prinz Asar meinte, dass es schwierig gewesen sei, ein Bild von ihr aufzutreiben, huschte ein Schmunzeln über ihre Lippen. Das war auch gut so. Ihr wäre es am Liebsten, dass es gar keine Bilder von ihr gäbe. Dennoch liess sie den Prinzen etwas von der Anwesenheit des Waldes im Verzerrten Reich spüren, um ihm zu bestätigen, dass er mit ihrer Identität recht hatte.

Sobald sie Magnus befreit hatten, verlangte Ayden erneut, dass sie ihn zurück schickte. Er sollte nicht hier sein. *Damit hast du recht*, antwortete Eoshan geduldig. *Doch noch ist es zu früh. Wenn ich dich jetzt zurück schicke, wirst du zerbrechen. Hab noch etwas Geduld. Wir müssen ohnehin zuerst noch jemand anderes retten.* Deswegen führte Eoshan sie beide zu einer grünen Insel, wo Maoles Orien zu einer Buche erstarrt war, die von einer Schlingpflanze erwürgt wurde. Das war so grausam. Eoshan wollte ihn gleich davon befreien, damit er nicht weiter leiden musste. Prinz Asar sah jedoch nicht, dass Maoles ihre Hilfe brauchte und sprach eindringlich auf sie ein, als wisse sie nicht, was die Schwarzen Witwen an Zoryas Seite antrieb.
*Egal ob sie gezwungen werden oder aus Angst vor wem oder was auch immer so handeln, wie sie es tun. Ich habe ihnen die Möglichkeit, sich richtig zu entscheiden*, entgegnete Eoshan ungerührt und konzentrierte sich mehr darauf, eine der Schlingranke und zog sie vorsichtig etwas von dem Baumstamm weg. *Wenn sie sich dagegen entscheiden, werden sie sterben. Es ist ihre Wahl. Hier, schneide diese Ranke durch Prinz Asar. Wenn Maoles wieder mitkämpfen kann, stehen unsere Chancen bei weitem besser.* Sobald der Prinz die Ranke weggeschnitten hatte, konnte Eoshan sie in Luft auflösen lassen. So gingen sie weiter vor, damit sie Maoles gänzlich befreien konnten.
*Momentan kannst du gar nichts tun*, erklärte sie erneut. *Zorya hat noch immer ihre Fäden nach dir ausgestreckt, Prinz Asar. Kehrst du in deinen Körper zurück, stirbst du. Hier, schneiden.* Der Haushofmeister war so ungeduldig und es schien ihm unglaublich viel daran zu liegen, mit der Spinnenkönigin zu sprechen. Eoshan hielt inne, musterte ihn mitfühlend, als ihr etwas aufging. *Du möchtest sie retten, nicht wahr? Du willst nicht wirklich, dass wir sie töten, oder? Das wäre eine sehr schwierige Variante. Doch wenn es möglich wäre, wäre es mir auch lieber, sie nicht töten zu müssen. Sie hat einiges wieder gut zu machen.*
Schlussendlich hatten sie Maoles endlich befreit und Eoshan schickte auch ihn in seinen Körper zurück. Die junge Buche verschwand vor ihnen. Weitere Gefangenen spürte sie nicht, auch wenn viele ihrer Mitstreiter Mühe hatten, gegen die klebrigen Netze anzukämpfen. Sie sollten hier warten, bis...
*Jetzt!* sandte sie Prinz Asar abrupt, als sie spürte, dass sein Körper endlich frei war. Augenblicklich schleuderte sie ihn zurück dahin, weit weg vom Verzerrten Reich.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Laree » So 25. Sep 2022, 19:27

Sie hatten nur ein kurzes Wiedersehen gehabt ehe die Kämpfe erneut begangen. Laree hatte Zucker und die anderen Soldaten der 6ten erfreut gedrückt, froh sie abgekämpft aber lebendig wiederzusehen. Und Kosta...
Aber ihr Bruder beanspruchte das ganze Wiedersehen mit seinem Schwarm für sich und so kam Laree nur flüchtig dazu mit Kosta ein paar Worte zu wechseln. Der Krieger wollte ebenfalls nicht Eneas' Hand loslassen. Das war schön und gab ihr etwas Hoffnung für die beiden. Laree wäre gerne bei ihnen geblieben. Die Piraten und auch die Soldaten wollten die Feste so schnell wie möglich verlassen. Ebenfalls ein paar der Dea al Mon, zusammen mit Minan. Sie hatten ihn scheinbar noch gerade rechtzeitig gefunden. Es war ein Schock ihn so abgemagert und totenblass zu sehen. Laree erinnerte sich an den verstörten, scheuen Jungen, der manchmal in den Gärten im Palast herumgewandert war. Timaris hatte ihn wirklich nicht getötet. Das hatte sie nicht für möglich gehalten. Vielleicht hatte es Aaron geschafft, ihr kaltes, bitteres Herz wieder etwas aufzutauen. Sie und Zorya, sie waren sich gar nicht so unähnlich. Savah und Eoshan waren die ersten Königinnen, die Laree getroffen hatte, die ihr nicht kalt und bitter schienen, sondern im Gegenteil, lebenslustig und wagemutig. Nun, abgesehen natürlich von ihrer eigenen Nichte.
Laree hätte sich gerne mit allen Wiedergesehenen ausgetauscht, aber als Savah fragte, wer mit ihr weiter nach oben gehen würde, um die Feste einzunehmen und Zorya zu bekämpfen, meldete sich die Hexe trotzdem. Es war dumm. Sie hatte keine starken Juwelen und in einem richtigen Kampf inmitten von dunklen Juwelenträgern, konnte sie gut und gern als Zerbrochene enden. Anderseits hatten schon viele versucht sie zu zerbrechen. Ihr Kelch war stark. Nicht zuletzt Ayden hatte dafür gesorgt. Ayden...
Er war irgendwo da oben. Nichtzuletzt wegen ihm musste sie da hoch. Dabei hatte sie sich von ihm losgesagt. Sie hatte die Tätowierung entfernt, sie hatte nicht mehr sein Püppchen sein wollen. Nein, wollte sie immer noch nicht. Aber sie wollte auch nicht, dass er starb.
Dann hatten sie neue Wärter eingeholt und ein weiterer Kampf brach aus. Als Eneas mit Kosta floh, während Minan auf einer Liege von den Soldaten getragen wurde, blieb Laree zurück. Sie hatte ihre Armbrust, feuerte mit opalener Kunst verstärkte Bolzen ab, um ihren Freunden den Rücken freizuhalten.
Sie konnte nur hoffen, dass die anderen es unbeschadet hier rausschafften. Laree folgte den Glaciern und Dea al Mon.

Sie kämpften sich gemeinsam bis nach oben und konnten den Kerker endlich verlassen. Sobald sie es getan hatten, spürte Laree Aydens Signatur wieder viel deutlicher. Er war noch hier! Kosta hatte gesagt, dass Ayden aufbrechen wollte, aber er war eindeutig noch hier. Laree bekam ein schlechtes Gefühl. Sie kamen auch viel zu leicht bis zu Zorya. Die Hayllierin hielt sich im Hintergrund, nutzte nur ihre Armbrust wenn es notwendig wurde. Laree musste an ihre Zeit in Loraka denken. An das harte Training, die anderen Soldaten... sie hatte sich seltsamerweise zugehörig gefühlt. Sie konnte verstehen wieso die Männer, die sie gerade bekämpften, sich Zorya angeschlossen hatten. Manche aus Überzeugung, aber für manche würde es einfach nur eine Arbeit sein, die sie nährte und ihnen ein Dach über dem Kopf bescherte. Laree schoss trotzdem auf sie.
Die Hexe trat mit den anderen in die halb zerstörte Bibliothek. "Ayden!" Erschrocken sah sie wie der Prinz mitten in der Luft hing und von Zorya gequält wurde. Schwarze Spinnenfäden drangen in seine Augen. Laree verzog wütend das Gesicht, sah zu der dunkelhäutigen Königin. Sie hatte schon immer gewusst, dass Zorya nicht gut für Ayden war, aber der Prinz hatte natürlich nie auf sie gehört. Laree hatte es immer gehasst, wenn sie nach Klein-Terreille gereist waren. Danach war Ayden stets so zugedröhnt gewesen. Erst durch Timaris war er von diesem Goldstaub losgeworden.
"Lass ihn los!", rief sie Zorya an, die aber zu beschäftigt war mit Savah zu reden und ihre Rede abzuhalten. Laree interessierte sich nicht dafür, spannte einen neuen Bolzen ein und schoss auf die Schwarze Witwe. Es prallte an einem schwarzgrauen Schild ab und kurz darauf erschienen mehrere Schwarze Witwen oben auf der Galerie. Verdammt! Laree suchte Schutz hinter einem halb zusammengebrochenen Bücherregal, während die Netze auf sie niederregneten. Einige der Kämpfer eilten nach oben, um gegen die Schwarzen Witwen zu kämpfen, doch Laree wollte nur Ayden schützen. Vorsichtig kletterte sie über zerstörte Bücher und hinter Regalen vorbei bis sie in der Nähe war. Nur hing der Prinz immer noch in der Luft. Er wirkte bewusstlos. Zorya durfte ihn nicht zerbrechen! Laree konnte so etwas aushalten, aber nicht Ayden.
Laree konnte nichts anderes machen, als hinter der Deckung eines Regales auf die Schwarzen Witwen auf der Galerie zu schießen. Kaum ein Bolzen ging durch, sie waren alle stärker. Trotzdem versuchte die kleine Hexe es weiter, sah auch immer wieder zu Zorya. Savah und Hagen bekämpften sie. Die Luft brodelte von dunkler Macht. Schlagabtausch folgte auf Schlagabtausch. Die zwei Glacier versuchten Zorya mit ihren Waffen zuzusetzen, wurden aber immer wieder von Netzen aufgehalten.
Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Etwas knallte, als einige der Spinnenfäden in der Luft rissen. Laree hörte ein Geräusch von weiter oben, wie ein Aufkeuchen, da sah sie bereits Ayden aus der Luft fallen. Hastig warf die Hexe ihre Armbrust beiseite und hechtete vor, um den Prinzen aufzufangen. Sie federte seinen Fall mithilfe ihrer Juwelen ab, musste aber trotzdem aufkeuchen, als Ayden in ihren Armen landete. Laree sackte mit ihm in die Knie.
"Ayden", sagte sie halb atemlos und erleichtert. Der blonde Prinz blickte sie eher perplex an.
"Laree", erwiderte er, eindeutig verwirrt sie hier zu sehen. Sie hatten sich sehr lange nicht mehr gesehen. Im Grunde seit Laree weggelaufen war, um Malateste nach Raej nachzueilen. Eine genauso dumme Entscheidung. Aber es war nicht nur wegen dem Kriegerprinz gewesen. Es war wegen dem Baby gewesen. Ayden hatte es ihr verschwiegen. Er hatte ihr dieses wichtige Ereignis in ihrem Leben verschwiegen. Und trotzdem konnte sie nicht anders als ihn ergeben und atemlos anzuschauen, als er ihr eines seiner unnachahmlichen Lächeln schenkte.
"Hier, um mich zu retten?", fragte er und strich ihr über die Wange. Bevor Laree etwas erwidern konnte, hatte er sich aus ihren Armen gelöst und erhoben.
"Ayden!" Sie blickte ihm hinterher, doch er beachtete sie bereits wieder nicht. Der Prinz ging auf Zorya zu. Die Königin hatte gerade Savahs Schwert mit so vielen dunklen Netzen umschlungen, dass es entzwei brach. Die Glacierin wirkte so entsetzt und erbost wie als hätte Zorya ihr gerade ein Kind geraubt.
"Jetzt werd ich wütend", knurrte Savah und zückte ein Kurzschwert, das bisher an ihrem Gürtel gehangen hatte.
"Zorya!", rief Ayden. Er hob die Hände. "Lass es gut sein... ich weiß, dass du das nicht wolltest."
Die dunkle Königin fuhr herum, sie blickte ihn bitter an. "Du hast alles kaputt gemacht", warf sie ihm vor.
"Das warst du selber, weil du nie genug bekommen kannst", entgegnete er und kam noch einen kleinen Schritt näher. Was hatte er vor? Laree griff nach ihrer Armbrust, um einen neuen Bolzen einzulegen.
"Nie genug?" Zorya wich zurück. "Du hast mich verlassen, da habe ich mir neue Freunde gesucht."
Ayden bedeutete den zwei Glaciern ihre Angriffe einzustellen, als er näher zu ihr ging. Savah ließ ihr Kurzschwert nur skeptisch sinken. "Wir sind immer noch Freunde...", fuhr Ayden fort.
Zorya schürzte verächtlich die Lippen. "Du bist nur hierher gekommen wegen dem Gegengift. Ich habe es gewusst... willst du es etwa leugnen?" Scharf sah sie ihn an, doch Ayden schüttelte sachte den Kopf. Er lächelte verzeihend.
"Nein... ich bin hierher gekommen, um Timaris zu helfen. Meiner Königin. Ich weiß, das willst du nicht hören und ich wollte es lange Zeit auch nicht hören, aber sie ist meine Königin. Daran können wir beide nichts ändern."
Laree war überrascht dies so deutlich von Ayden zu hören. Er hatte noch nie von Timaris als 'seine Königin' gesprochen.
"Ich wollte das Gegengift stehlen und wieder abhauen...", sagte der Prinz, "Aber... dein Blut zu trinken, es hat etwas geändert. Ich will dich nicht allein lassen." Ayden stand nun vor der Königin, streckte vorsichtig den Arm nach ihr aus. "Ich habe gespürt wie einsam du bist.. selbst jetzt noch. Sion kann diese Einsamkeit nicht füllen, er hat es nie gekonnt. Hör auf, Zorya... schließ dich uns an.. werde Teil unserer Allianz und herrsche über Dhemlan so wie du herrschen solltest... ich werde hier bleiben und mit dir arbeiten, dir helfen es aufzubauen. Ich verspreche dir, du wirst nicht einsam sein. Wir suchen dir das beste Blutdreieck von Kaeleer." Er lächelte sie an und man sah wie Zorya darunter wankte. Laree wusste selbst wie gut Ayden mit Worten war. Er konnte einem nicht nur genau das sagen was man hören wollte, er konnte es auf eine Weise sagen, dass man auch daran glaubte.
"Oh, Ayden...", stieß Zorya aus. Der Prinz fasste sie an der Hand, zog sie näher. Sie standen nun dicht beinander und Laree konnte sehen wie Zorya ihm etwas ins Ohr flüsterte. Es schien nicht etwas gewesen zu sein, was er hatte hören wollen. Der Prinz verzog das Gesicht, fast in Verwunderung. Er taumelte leicht zurück.
Laree erstarrte als sie die kleine Einstichwunde an seinem Hals sah. Seine Hand glitt dorthin, wirkte aber bereits unkoordiniert. Dann sackte er auf die Knie. Laree vergaß alle Vorsicht, eilte zu ihm. Nein, das durfte nicht sein. Ayden konnte nicht.. er durfte nicht. Die Hexe kniete an seiner Seite, fing ihn auf, als er zusammenbrach.
"Ayden..."
Das Gift einer Schwarzen Witwe war in den meisten Fällen tödlich. Und Zorya war eine mächtige Schwarze Witwe. Der Prinz regte sich kaum noch. "Ayden", wiederholte Laree hilflos.
"Er ist ein Lügner. Er war schon immer ein Lügner", wetterte Zorya. Sie lächelte triumphierend.
"Ich..." Ayden konnte kaum noch die Lippen bewegen. Seine Stimme klang ganz abgehackt. "War.. trotzdem... schneller." Seine Augen blickten auf eine bestimmte Stelle. Laree folgte dem Blick. Es dauerte auch eine Weile bis Zorya begriff. Ihre Hand glitt zu dem schmalen Brieföffner in ihrer Kehle. So fein, dass sie ihn kaum bemerkt zu haben schien. Der Griff des Brieföffners bildete eine knieende Frau. Natürlich. Typisch Ayden. Laree schniefte leicht, beugte sich über ihn.
"Ayden.. bleib hier", flehte sie.
"Wie ist das möglich?", ereiferte sich Zorya. Ihre Finger zitterten. "Mein Schild... wie konntest du.."
"Tania....", stieß Ayden ein letztes Wort aus. Dann erstarrte er komplett. Laree schluchzte auf. Ungläubig zog Zorya an dem Brieföffner, zog ihn aus ihrer Kehle. Blut sprudelte augenblicklich hervor. Sie hielt den Brieföffner wankend vor sich. An der Spitze prankte ein kleiner, dafür scharf geschliffener schwarzer Splitter. Klackernd fiel er ihr aus der Hand. Blut tränkte ihr weißes Gewand, färbte es in sekundenschnelle tiefrot. Sie hob ihre Hände, schwarzgraue Kunst knisterte um die Fingerspitzen, flackerte noch einmal auf, nur um sofort zu ersterben, als Savah und Hagen ihre Schwerter in ihren Leib rammten.
Laree hatte keinen Blick mehr für Zorya. "Ayden..." Sie rüttelte vergeblich an ihm. Seine grünen Augen starrten blicklos ins Leere.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:29

Kurz nach Prinz Asar aus dem Verzerrten Reich aufgetaucht war, fand auch Eoshan wieder den Weg zurück in ihren Körper und blickte als erstes in Rachhad halb besorgte, halb verärgerte Miene. Eoshan konnte nicht anders und musste kichern. Trotz der Gefahr, in der sie sich befanden. Es tat gut, sich derart beschützt zu wissen. Dass ihr Begleiter auch hier genau gleich guckte, wie wenn sie zu Hause etwas angestellt hatte. Rachhad schien mit ihrer Reaktion zufrieden zu sein und widmete sich wieder dem Kampfgeschehen. Als Leibwächter war er bei ihr geblieben, um ihren Körper zu schützen, während die anderen Dea al Mon in den Kampf eingemischt hatten.

Inzwischen standen schon weniger Schwarze Witwen an Zoryas Seite und nicht wenige von den verbleibenden waren bereits verletzt. Doch auch ihre Mitstreiter waren teilweise schwer verletzt oder kämpften gegen mühselige Netze an. Während Rachhad die Schwarzen Witwen aus der Ferne direkt mit der Kunst angriff, gab sich Eoshan gleich alle Mühe, all die Netze zu zerstören, die sie spürte, liess sie sie gleich in Hexenfeuer aufgehen. Es waren nur so viele. Sie kam kaum hinterher. Gleichzeitig genoss sie es auf seltsame Art und Weise auch, ihre Juwelen derart voll ausschöpfen und ihre Kunst so richtig ausnutzen zu können. So intensiv wurde sie selten gebraucht und es war ein berauschendes Gefühl.

Prinz Asar war inzwischen aufgestanden und ging langsam auf die Spinnenkönigin zu, um, wie versprochen, mit ihr zu sprechen. Gerade recht, da Savahs Schwert zerbrochen worden war. Ein grosser Verlust, wie Eoshan spürte. Doch darum konnte sie sich jetzt leider nicht kümmern. Angespannt verfolgte sie das Gespräch von Zorya Eacir und Ayden Asar. Sie verstand nicht alles. Doch irgendwie schien es um verschmähte Liebe und verratene Freundschaft zu gehen, oder so. Es lenkte jedenfalls alle von ihrem Kampf ab. Eoshan nutzte die Gelegenheit, heimlich weitere Netze zu zerstören. Auch wenn sie sich sorgen machte, dass Prinz Asar sich der dunklen Königin so sehr näherte. Immerhin war sie eine Schwarze Witwe und nur sie konnte das Gegengift für ihr Schlangenzahngift herstellen. Der Haushofmeister wäre also verloren, wenn sie ihn damit stach.

Doch der Prinz schien davon überzeugt zu sein, die Königin und Schwarze Witwe retten zu können. Dass sie nur fehlgeleitet sei und er ihr helfen würde, ihren Platz in ihrer Allianz zu finden. Dafür, dass sie nur fehlgeleitet war, tat sie aber erstaunlich viele erstaunlich grausame Dinge. Schon allein wie sie Minan gequält und bis ans absolute Minimum seiner Existenz gequält hatte. Eoshan glaubte nicht, dass sie ihr das jemals würde verzeihen können.
Und dann war es auch schon zu spät. Prinz Asar taumelte zurück, griff sich fahrig an den Hals und brach dann zusammen. Wieder war Laree trotz der Gefahr augenblicklich bei ihm, fing ihn auf. Aber dieses mal gab es keine Rettung. Je nach Dosis lähmte oder tötete das Gift einer Schwarzen Witwe und auch nur diese Schwarze Witwe konnte ein Gegenmittel für ihr Gift produzieren.
Zu ihrer aller Überraschung hatte jedoch auch Prinz Asar zugestochen. Eine dünne, scharfe Klinge steckte in ihrem Hals. Gefährlich solange sie darin steckte, tödlich ab dem Moment, wo sie ihn aus ihrer Halsschlagader gezogen hatte. Warum sie das wohl getan hatte? Vielleicht hatte sie es auch nicht besser gewusst. Überrumpelt, betroffen und erleichtert zugleich sah sie zu, wie das Blut nur so aus Zorya Eacir heraus sprudelte und ihr weisses Kleid ganz rot färbte. Obwohl sie sich selber den Tod gebracht hatte, wollte die Schwarze Witwe noch einmal mit ihrer Kunst zuschlagen. Savah und Hagen reagierten dann blitzartig, stiessen ihr ihre Schwerter in den Leib, damit sie zusammen brach.

*Schatten*, sandte Eoshan da ihrem Raben, der draussen auf dem Hof die Stellung gehalten hatte. Als Wache, ob nicht mehr Kämpfer kommen würde, aber auch als dunkler Tod, der die Soldaten davon abhielt, das Innere des Schlosses zu betreten und den Gefährten in den Rücken zu fallen. *Der Körper der Spinnenkönigin ist tot. Brenn ihren Geist aus, damit er nicht wiederkehrt und weiter Tod und Elend über uns bringt*, bat sie den Kriegerprinzen unglücklich, weil sie eigentlich niemandem so etwas aufbürden wollte. Als Verwandtes Wesen war es ohnehin nicht leicht, den Kämpfen der Blutmenschen zu folgen. Sie brauchten ihre Juwelenkraft für anderes, nutzten sie anders. Doch Schatten war der einzige, der Schwarz trug. Er würde sichergehen können, dass von Zorya nichts mehr übrig blieb.
Der Kriegerprinz schien auch gewillt zu sein, diese Aufgabe zu übernehmen. Plötzlich schienen alle Fenster in der Bibliothek zu explodieren unter der imensen Krafteinwirkung von Schattens schwarzem Juwel. Scherben regneten auf sie nieder. Rachhad reagierte instinktiv und erschuff über möglichst allen einen Schutzschild, woran sie abprasseln konnte. Eine der Schwarzen Witwen hatte sich jedoch gegen das Fenster gelehnt gehabt und stürzte nun mit einem panischen Schrei nach draussen in den Tod. Dunkel kam Schatten herein geschwebt. Dabei stand ihm eine weitere Schwarze Witwe im Weg. Sie wurde schlichtweg über die Brüstung der Galerie hinweggefegt, auf der Schatten sich nun würdevoll niederliess, um sich Zoryas Geist zu widmen.

Eoshan stieg derweil rasch über die verstreuten Bücher und die unzähligen Scherben zu Zorya Eacir. Vielleicht, wenn man ihr noch etwas von ihrem Gift melken konnte, könnte man Ayden vielleicht retten. Wenn er lange genug überlebte. Es war Wunschdenken. Eoshan wusste das schon, bevor sie zu Ayden trat, der von der todunglücklichen Laree festgehalten wurde. Jetzt hatten sie zwei so wunderschöne Wiedersehen gehabt. Warum konnte es nicht auch ein glückliches Ende für Laree geben? Mitfühlend wollte sie ihr über den Kopf streicheln, erstarrte jedoch bei der ersten Berührung, weil sie eine Vision absolut unerwartet und mit gewaltiger Wucht traf.
Ayden brüllte Laree wütend an. Etwas schien kaputt gegangen zu sein. Nichts wichtiges. Dennoch schien der Prinz sich in seiner Ehre verletzt zu fühlen und wollte die Hexe schlagen. Laree zeigte sich allerdings ziemlich unbeeindruckt und fragte: "Du willst doch nicht etwa deine Lebensretterin schlagen." Der elegang gekleidete Prinz stutzte, verdrehte entnervt seine Augen und fragte abfällig schnaubend: "Willst du mir das ewig vorhalten?" Laree nickte selbstzufrieden grinsend. "Aber natürlich", antwortete sie kess. "So mindestens für die nächsten hundert Jahre." Eoshan musste lachen. Toll, diese Lebensretterin.
Lebensretterin...


*Lebensretterin!* sandte sie Laree heftig, als die Vision wieder freiliess. Rasch setzte sie sich ihr gegenüber auf den Boden. *Hast du ihm das Leben schon gerettet? Oder wirst du es noch tun?* fragte sie sie eindringlich, obwohl sie sich ziemlich sicher war, dass es sich um eine Vision aus der Zukunft gehandelt hatte. Wobei sie sich nicht sicher war, ob die Hexe sie überhaupt hörte. Sie war völlig aufgelöst, weil ihr Freund starb. Eoshan fasste ihn an der Hand. War er überhaupt noch hier? Konnte man ihn noch retten? Eilig forschte sie nach seinem Geist, konnte ihn weit weg spüren.
*Er ist nur gelähmt*, erklärte sie Laree erleichter. *Das Gift hat sein Herz noch nicht erreicht. Er ist ein starker Mann. Ich werde seinen Geist festhalten. Rette ihn, Laree. Die Dunkelheit weiss, dass du es kannst. Sie liess es mich wissen. Finde den Weg. Du hast die Möglichkeit dazu.* Dann stürzte sie sich in den Abgrund, um Aydens Geist aufzufangen, bevor er in die Dunkelheit einging. Gerade noch rechtzeitig.
*Prinz Asar*, grüsste sie ihn verschmitzt und lud ihn mit einer Handbewegung dazu ein, sich zu ihr unter eine alte, mächtige Eiche zu setzen. *Da wären wir also wieder. Ich muss schon sagen, dafür dass du keine Schwarze Witwe bist, tantzt du gefährlich oft an den Grenzen des Verzerrten Reiches.*
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Ayden » So 25. Sep 2022, 19:31

Ayden spürte wie er auf die Knie sackte und es war das letzte, was er noch mit seinem Körper spürte. Die letzten Worte Zoryas rangen noch in seinem Ohr. Du warst schon immer zu sehr von dir selbst überzeugt gewesen.
Nun, sie hatte recht, aber in dem Falle hatte er nicht geglaubt, dass er sie noch würde umstimmen können. Sie wollte, ja, aber sie war auch eine stolze Frau und es lag ihr nicht, darum zu bitten verschont und gut behandelt zu werden. Ayden versuchte nur sie in ein Gespräch zu verwickeln, um nah genug an sie heranzukommen. Dabei hatte Eoshan recht gehabt. Ein Teil von ihm wollte Zorya nicht töten und er hätte es vorgezogen sie zu retten. Aber nicht einmal die mächtigste Schwarze Witwe hätte die Zeit zurückdrehen können. Es war zu viel zwischen ihnen passiert und sie hatte Dinge getan, die ihr so schnell niemand verzeihen würde. Sie würde immer einsam bleiben und er konnte das nicht ändern. Sie war nicht seine Königin...
Außerdem wollte Ayden sein restliches Leben nicht ständig über die Schulter schauen wollen, ob sie ihn nicht doch aus verschmähter Liebe und Eifersucht heraus töten würde. Er hatte schon viele Frauen getötet. Warum nur fiel es ihm bei ihr dann so schwer? Ayden hatte versucht sie in ein Gespräch zu locken und für sich zu gewinnen, doch sie schien bereits gespürt zu haben was er vorgehabt hatte und als sie ihm ihre letzten Worte zugeflüstert hatte, fühlte er den kurzen, leichten Stich in seinem Hals. Ebenso wie ihren letzten Atemhauch, ganz sanft auf seiner Wange, der Geruch ihres Parfüms, das so oft wie die letzte Meeresbrise eines Abends roch. Er würde es vermissen... es hätte anders enden sollen.
Er zog seine Hand zurück. Sie schien nicht einmal gemerkt zu haben wie er die Nähe zu ihr ebenfalls ausgenutzt hatte, um die letzte Karte zu spielen, die er noch besessen hatte. Tanias Juwelensplitter. Sie hatte sicherlich nicht erwartet, dass er ihn nutzen würde, um Zorya zu töten, aber Ayden glaubte nicht, dass die taffe Hexe etwas dagegen gehabt hätte. Tania... er hätte sie gerne noch einmal wiedergesehen. Würde er?
In seinem Gesichtsfeld tauchte eine Frau auf, aber es war nicht Tania. Laree sah ihn aufgewühlt und besorgt an, zerrte vergeblich an ihm. Ayden spürte es nicht mehr, er sah nur ihre Handbewegungen. Alles schien seltsam getrennt und auseinandergerissen. Mit letzter Kraft stieß er einige Worte aus. Er sah wie Zorya langsam begriff und ihre Hände zitternd nach oben zu dem Brieföffner gingen. Ayden lenkte seinen Blick beiseite, wollte nicht sehen wie sie ihn herauszog.
Der Duft der Meeresbrise verschwand, wurde ersetzt durch den kupfernen Geruch von Blut, begleitet von Larees Schluchzen. Das war das letzte was er wahrnahm. Dann verschwanden auch seine anderen Sinne und es wurde dunkel.

Da war ein Dröhnen, langsam, dumpf und tief. Es wurde schwächer und langsamer je länger er lauschte. Ayden glitt durch die Dunkelheit. Es gab nichts außer diesem Geräusch und er schien sich immer weiter davon zu entfernen. Er war nicht mehr fähig, einen Gedanken zu erfassen, da waren nur noch dunkle Gefühle, die um ihn herum trieben wie Raubfische.
Und dann war da eine Frau. Natürlich eine Frau. Selbst in seinen letzten Momenten, ließen ihn Frauen nicht los. Dieses Mal im wortwörtlichen Sinne. Sie fing ihn auf kurz bevor auch noch der letzte Herzschlag verklang. Ayden klammerte sich fest an sie und hatte keine Absichten sie loszulassen. Instinktiv wusste er, dass sie Rettung versprach.
Die Dunkelheit verschwand abrupt und mit ihr das Gefühl diese Frau in den Armen zu halten. Der blonde Prinz fand sich unter einer großen Eiche wieder. Eoshan saß davor. Die junge Dea al Mon lächelte verschmitzt und sagte in einem fast tadelnden Tonfall, dass er sehr oft an den Grenzen des Verzerrten Reiches tanze.
*Nicht freiwillig*, entgegnete Ayden. Was machte sie hier? Wo waren sie? *Was ist das hier? Ein letzter Abschiedsgruß?*, fragte er, denn bis vor kurzem hatte er noch das Gefühl gehabt, er würde sterben. Nach und nach hatte ihn die Dunkelheit umhüllt und das Schlagen seines Herzens war immer langsamer geworden. Er konnte es auch jetzt wahrnehmen, fern und dumpf. Bedeutete das, er war noch nicht tot?
*Ich hoffe nicht. Die Dunkelheit scheint dich noch nicht zu sich holen zu wollen und zeigte mir, dass es eine Möglichkeit gibt, dass du überlebst. Deswegen bewahre ich deinen Geist davor, in den Abgrund zu stürzen. Nicht, dass der vor deinem Körper stirbt. Das wäre wirklich schade*, erklärte die Schwarze Witwe. Ayden konnte schwer glauben, dass die Dunkelheit der Meinung war, dass er leben sollte. Zu versuchen Timaris zu retten war seit langem die ungefähr einzig gute Tat, die er getan hatte und es war ihm nicht einmal geglückt. Wenn er starb... niemand würde an das Gegenmittel in seinem Juwelengepäck gelangen. Ayden versuchte vergeblich aufzuwachen oder auf sein Juwelengepäck zuzugreifen.
*Das Gegengift.. es ist in meinem Juwelengepäck. Ich muss..* Er stockte, musste pausieren. Das Gegengift! Er hatte mehr als nur ein Gegengift in seinem Juwelengepäck. Das Gegenmittel zu Zoryas Gift... er hatte dies auch in seinem Gepäck. Schon Jahrzehnte lang. Vor langer Zeit hatte er es ihr heimlich abgezweigt, aus einem Gefühl heraus, dass es ihm irgendwann nützlich werden konnte. Eine Vorsichtsmaßnahme. Ayden hatte Zorya nie ganz vertraut. Zu recht wie sich nun herausstellte. Welch Ironie, dass er nun sterben sollte, wo er doch beide Gegengifte bei sich hatte...
Er konnte spüren wie sein Herz immer schwächer wurde. Ein dunkles Dröhnen, Bumm... Bumm...
Dann verstummte es ganz. Ayden saß Eoshan gegenüber, presste die Lippen bitter aufeinander.
*Ich bin nicht der einzige, der das Gegengift besitzt. Es gibt einen Sklaven von Timaris.. er muss noch hier in der Feste sein, wenn er nicht tot ist. Kosta Erenos. Du musst ihn finden und das Mittel zu Timaris bringen*, beschwor er Eoshan. Ayden hätte sie bitten können, Tania oder gar seinem Sohn eine Nachricht zu übermitteln, aber was hätte das gebracht? Er würde diesen zwei Menschen nur erneute Schmerzen bringen. Timaris konnte er wenigstens helfen.
Aber nicht tot. Er war nicht bereit zu sterben!
In dem Moment fühlte er einen wahren Strom an Energie, die durch seinen Körper raste und seinen Geist überflutete. Er keuchte auf, befürchtete dies wäre nun sein Ende. Seine Hand schoss vor und griff nach der Eoshans, um sich festzuhalten, wie als wäre sie ein Rettungsanker, der ihn noch hier behielt.

Das nächste was er spürte waren weiche Lippen auf seinen und warmer Atem in seinem Mund. Ayden erwiderte den Kuss instinktiv, wollte sich regen, aber er vermochte es nicht. Sein Brustkasten schmerzte, doch das war das einzige was er gerade fühlte. Das und dieser süße Mund auf seinen. Er schob seine Zunge sinnlich hinein.
"Ayden!" Der Mund entfernte sich. Laree blickte ihn keuchend und überrascht an, dann lachte sie aber erfreut und presste sich dicht an ihn, um ihn erneut zu küssen. "Du lebst! Ich hatte dir das Gegengift gespritzt, aber du hast nicht reagiert und dann war dein Atem weg und ich wusste nicht was ich tun sollte", plapperte sie, "Ich hatte es noch. Das Notfallgepäck für dich. Ich hab es nie weggetan. Ich bin so froh, dass ich es noch hatte. Weißt du noch? Du hast es mir gegeben. Mit Zoryas Gegengift." Ihre Worte waren wie ein plätschernder Strom. Ayden hätte es bevorzugt, wenn sie ihre Hände endlich von seiner Brust genommen hätte. Trotzdem lächelte er matt. Er bemerkte Eoshan, die neben ihm kniete und blickte sie an.
"Danke...", murmelte er schwach, während Laree immer noch weiter redete und wissen wollte wie es ihm ging. "Ich glaub, du hast mir eine Rippe angeknackst..", bemerkte er. Die Hexe machte ein kleines, empörtes Gesicht.
"He, ich habe dir gerade das Leben gerettet. Ein Danke wäre nett." Sie grinste, nahm aber ihre Hände von seiner Brust. Auf ihren Wangen glänzten Tränen.
"Danke", brachte Ayden leise hervor. Es war anstrengend überhaupt die Lippen zu bewegen. Alles fühlte sich taub an. Er versuchte seine Hand erneut zu bewegen, wusste aber nichtmal ob er es tat. "Ich... kann mich nicht.. bewegen..."
Laree tauschte einen besorgten Blick mit Eoshan aus.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eoshan » So 25. Sep 2022, 19:32

Sie musste lachen, als der Prinz energisch widersprach, dass er nicht freiwillig entlang der Grenzen der Verzerrten Reiches tanzte. Es klang so lustig. So empört. Vorallem war Ayden jedoch verwirrt und wollte wissen, was das hier sein. Ein letzter Abschiedsgruss. Eoshan blinzelte überrascht. An diese Möglichkeit hatte sie gar nicht gedacht. So etwas tat man doch nicht, einen Sterbenden davon abhalten, in die Dunkelheit aufzugehen. Zumindest nicht, wenn es keine Rettung mehr für ihn gab.
*Ich hoffe nicht*, wehrte sie leidenschaftlich ab, dass dies ein letzter Abschiedsgruss sein sollte. *Die Dunkelheit scheind dich noch nicht zu sich holen zu wollen und zeigte mir, dass es eine Möglichkeit gibt, dass du überlebst. Deswegen bewahre ich deinen Geist davor, in den Abrund zu stürzen. Nicht, dass der vor deinem körper stirbt. Das wäre wirklich schade." Laree war so traurig gewesen, dass sie Ayden nicht hatte retten können.

Prinz Asar blickte sie etwas ungläubig an, bevor er intensiv versuchte, seine Juwelen zu benutzen. Doch das würde hier nicht funktionieren. Zumindest nicht auf herkömmliche Weise. Eoshan wollte es ihm schon sagen, als der Prinz stockend erklärte, dass das Gegengift in seinem Juwelengepäck sei. Er müsse etwas. Die Königin blickte ihn fragend an, was er denn sagen wollte. Allerdings schwieg er dann erst einmal, presste unglücklich seine Lippen aufeinander. Eosan musterte ihn aufmerksam und fragte sich, was in ihm wohl vor ging. Schliesslich verriet er ihr, dass er nicht der einzige wäre, der das Gegengift besässe. Er beschwor sie, Kosta zu finden, damit er das Gegenmittel zu Timaris brachte.
*Schon erledigt*, strahlte sie den Prinzen an, der sich solche Sorgen machte, anstatt zu hoffen, dass sie sein Leben retten konnten. *Wir haben Kosta bereits getroffen und er ist längst auf dem Weg zu eurer Königin. Keine Sorgen.* Der Krieger hatte zwar schauerlich blutübergossen ausgesehen, doch nicht so gewirkt, als ob er selbst verletzt sei. Unwillkürlich flackerte neben ihnen ein Bild von Kosta und Ayden auf, wie sie gerade leidenschaftlich Sex hatten. Eoshan zischte ärgerlich über die unerwünschte Vision und verscheuchte sie mit einer hastig wedelnden Handbewegung. Sie war nicht lange zu sehen, dennoch konnte Eoshan nicht verhindern, dass sie dewegen knallrot wurde.
*Ähm... also... wie gesagt, alles in Ordnung*, stammelte sie verlegen. Glücklicherweise rief in dem Moment Aydens Körper seinen Geist zurück. Erschrocken hielt der Prinz sich an ihr fest. Sanft streichelte Eoshan über seine Hand und schickte ihn aus dem Verzerrten Reich, in der Hoffnung, dass es Laree gelungen war, Ayden zu heilen. Aber eigentlich war sie sich dessen ziemlich sicher, sonst hätte sein Geist anders reagiert.

Nachdem Ayden verschwunden war, blieb Eoshan noch einen Moment lang alleine zurück, um sich zu beruhigen. Diese Vision hätte jetzt wirklich nicht sein müssen. Es war so angenehm gewesen, den Prinzen einmal nicht beim Sex zu sehen. Und dann passierte so was. Ausgerechnet im Beisein von Ayden. Also wirklich. Und schon wollte das Bild wieder auftauchen. Eoshan wehrte sich wehement dagegen und ihre Wangen begannen wieder zu glühen. Da änderte sich das Bild und auf einmal lag Kosta blutend vor ihm auf dem Boden, hatte einen klaffenden Schnitt in seinem Bauch. Erschrocken taumelte Eoshan zurück und fand sich in ihrem Körper wieder.

Vor ihr plapperte eine überglückliche Laree auf Prinz Asar ein, wie sie ihn gerettet hatte. Eoshan lächelte. Es war schön, dass auch dieses Wiedersehen glücklich geendet hatte. Der Prinz blickte zu ihr und murmelte schwach ein dankeschön. Eoshan nickte ihm zu.
"Immer wieder gerne", antwortete sie glücklich. Bevor sie wieder rot anlief. Zumindest teilweise immer wieder gerne. Auf diese Sexvisionen konnte sie gerne verzichten. Sehr gerne! Sie erhob sich rasch, um zu sehen, was um sie herum geschah, als der Prinz schwach meinte, dass er sich nicht bewegen könne.
"Das ist nicht weiter verwunderlich Prinz Asar", lächelte Eoshan beruhigend. "Du bist einem sehr starken Gift ausgesetzt gewesen, das dich eigentlich hätte töten sollen. Dein Körper muss sich erst noch von diesem Schock erholen und deine Muskeln müssen sich erst wieder daran erinnern, wie sie sich bewegen können. Das vergeht wieder. Es brauch nur etwas Zeit. Nutze sie, um dich zu erholen. Soweit ich weiss, hast du viel hinter dir." Ganz viel Sex zum Beispiel. Ah und schon wieder wurden ihre Wangen ganz heiss. Rasch wandte sie sich ihm ab und schaute sich lieber in der Bibliothek um. Der schöne Raum war hoffnungslos zerstört worden. Es gab viele Verletzte und Tote. Überall war Blut verteilt Es war ein grausiger Anblick. Aber wenigstens hatten die Kämpfe geendet.

Erleichtert drückte sie Rachhads Arm, der wieder bei ihr Stand und sie geschützt hatte, als sie sich erneut um Aydens geistiger Unversehrtheit gekümmert hatte. Es war vorbei. für den Moment. Aber etwas wichtiges, wenn auch trauriges war geschafft worden. So viele fehlgeleiteten Schwarze Witwen hatten ihr Leben dafür lassen müssen. Unwillkürlich musste Eoshan wieder an ihre Vision von dem verletzten Kosta denken, als sie all die blutigen Leichen um sich herum sah.
War den anderen aus ihrer Gruppe unten im Kerker etwas zugestossen? Besorgt tastete sie nach Merions Signatur, die sie nun viel schneller fand, obwohl er sich tief ihm Keller befand. Viele der Netze die etwas abgeschirmt hatten, waren verschwunden. So war es auch nicht schwer dem jungen Krieger zu senden.
*Merion*, kontaktierte sie ihn erleichtert. *Zorya Eacir ist tot. Wir haben es geschafft. Wie geht es euch? Alles in Ordnung bei euch?*
*Königin Sitara?* kam die überraschte Antwort. *Das... das ist grossartig. Ich bin so froh, von euch zu hören. Uns geht es gut. Darken ist sehr schwach. Aber er hält tapfer durch. Nur der Freund des Kapitäns, nachdem er so gesucht hat, der hat eine ganz schlimme Bauchwunde davon getragen. Die Heilerinnen sind dabei ihn zu heilen, aber hier unten ist es nicht gut. Es ist dunkel und unsauber.*
*Haltet durch*, sandte sie ihm besorgt. *Wir kommen zu euch.*
"Wir müssen wieder hinunter in den Kerker", trat sie zu Savah hin. "Und wir sollten die Krankenstation sichern. Es hat noch mehr Verletzte gegeben."
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Yadriël » So 25. Sep 2022, 19:33

Es war alles so schnell gegangen. Einen Augenblick hatten sie noch tief in der Scheiße gesteckt und im nächsten waren sie gerettet gewesen. Oder halbwegs. Sie mussten immer noch aus diesem Höllenloch fliehen. Wenigstens taten sie es nicht mehr alleine. Sie hatten Verstärkung bekommen, genau wie Kosta angekündigt hatte. Verstärkung aus der Tiefe. Mehrere Dea al Mon, die offensichtlich wegen Minan hier waren und ihn hatten befreien wollen und dann waren da noch raubeinige Glacier gewesen und jede Menge besorgte.. Piraten? Zucker bekam das nur halb mit und er verstand auch kaum was vor sich ging, aber die Umarmung zwischen dem fremden Hayllier und Kosta war nicht misszuverstehen. Es sah aus wie zwei Liebende, die sich endlich wiedergefunden hatten. War das der Piratenkapitän, den Kosta in Raej erwähnt hatte? Er war Teil von dieser fantastischen Geschichte seiner Flucht gewesen, aber später hatte er so bitter über diesen Mann gesprochen, der ihn freigelassen hatte, dass Zucker schon damals gedacht hatte, dass nicht alles davon erfunden gewesen war. Gut, und dann war da natürlich das Segelschiff gewesen auf dem Kosta zusammen mit Venka geflohen war. Phönix! Sie war ebenfalls hier und Zucker freute sich ehrlich sie zu sehen. Er hatte schon nicht mehr damit gerechnet die feurige Hayllierin je wiederzusehen. Dass sie zudem noch Nachrichten über Rashar hatte, weckte auch das Interesse aller anderen Soldaten. Für sie gehörte Phönix zu ihnen und entsprechend wurde sie begrüßt und mit Fragen bestürmt.
Leider mussten die Antworten auf sich warten. Kaum hatten sie sich alle begrüßt, als die seltsame Gruppe sich bereits wieder aufteilte. Weitere Kämpfe waren zu hören.
Sie bemühten sich Minan von dort wegzubringen. Er war so schwach, dass selbst die kleinste Verletzung oder gar Erschütterung sein Ende bedeuten konnte. Inmitten dieser Kämpfe verlor Zucker Kosta aus den Augen. Gemeinsam mit seinen Kumpanen hatte es Zucker geschafft Minan in Sicherheit zu bringen, begleitet von zwei Heilerinnen und Minans Gefährten. Das musste Merion sein. Aber Kosta war nicht mehr hier. Vielleicht kämpfte er noch und hielt ihnen den Rücken frei. Sähe ihm ähnlich sich aufzuopfern.
"Wo geht es jetzt lang?", fragte er. Eine der Heilerinnen erklärte, dass sie weiter nach unten müssten und sie machten sich auf den Weg. Etwas später schlossen diese Piraten zu ihnen auf.
"Ich glaube nicht, dass wir den gleichen Weg wieder rausnehmen können", sagte einer der Männer. Er deutete auf Minan. "Den kriegen wir doch nie den Wasserfall runter."
"Wasserfall?", fragte Zucker verwirrt. Gut, er hatte den Wasserfall bei der Ankunft gesehen, aber was hatte das mit ihrem Fluchtweg zu tun? "Müssen wir klettern?", fragte er noch skeptischer.
"Wir sind am Wasserfall hochgeklettert", bestätigte ein Prinz. "Beim Aufstieg haben wir allerdings noch unsere Juwelen verborgen und geschont. Das ist jetzt anders."
"Wir können alle unsere Juwelen nicht einsetzen. Die Spinnenkönigin hat sie mit einem Netz versperrt", sagte Adrej.
"Gibt es keinen anderen Ausweg?", fragte Zucker. Die anderen überlegten.
"Die Zahnradbahn", sagte schließlich einer. "Das wäre sicherer."
"Abgesehen von den Gegnern dort", wandte ein anderer lax ein. "Oder dass wir nicht wissen wo sie ist." Er sah hinter sich in den Gang. "Wo ist Taelos?" Die schöne Hayllierin neben ihm bekam härtere Gesichtszüge.
"Er und Iason sind voraus. Sie sind schneller nur zu zweit", erklärte sie.
Zucker horchte auf. "Iason? Ihr redet von Kosta oder?", erriet er. Die Hayllier blickten ihn überrascht an. Zucker grinste wissend. "Diese ganzen Zweitnamen, die ihr habt, sind echt verwirrend", bemerkte er. Adrej schnaubte belustigt.
"Du hast einen Zweitnamen", erinnerte der Dhemlaner ihn. "Ihr alle habt Zweitnamen."
"Ja, aber unsere sind nicht verwirrend", verteidigte sich Zucker.

Während er noch gemeinsam mit Adrej Minans Trage vorsichtig durch die Gänge bugsierte, wirkten die Heilerinnen vor ihnen plötzlich alarmiert und das nicht wegen Minans furchtbaren Zustand. Er schien sich gefangen zu haben und verbissen ums Überleben zu kämpfen, seitdem sein Freund hier war und ihm nun nicht mehr von der Seite wich. Zucker musste bei dem Anblick kurz schmunzeln, hielt dann aber auch inne, balancierte vorsichtig das Gewicht der Tragegriffe in seinen Händen. Die Mienen beider Frauen wurden blass und sehr besorgt. Dann eilten sie ohne ein Wort in einen anderen Gang und der Rest der Mannschaft folgte ihnen sofort geschlossen.
"Ich schätze.. wir folgen?", riet Zucker, denn alleine wollte er hier auch nicht durch die Gänge streifen. Was war passiert, was die Piraten so in Alarmbereitschaft versetzt hatte? Die Soldaten folgten ihnen langsamer. Als sie dann bei einem Gang um die Ecke kamen, sahen sie selbst was los war.
Zucker schluckte schwer. Der nächste Gang war offenbar Schauplatz eines brutalen und blutigen Kampfes gewesen. Der Prinz erkannte Turgor. Der bullige Wärter lag reglos und sehr tot in der Mitte des Ganges. Ihm fehlte eine Hand und sein Rücken war übersäht mit Messerwunden. Wächsernes Blut breitete sich um ihn aus wie ein roter Teppich. Es war trotzdem längst kein so schlimmer Anblick wie der Hayllier, der vollkommen aufgelöst und verzweifelt neben Kosta kniete. Sein Schoß war voller Blut, sein Bauch voller Blut. Und dieses Mal schien es sein eigenes zu sein und nicht nur das seines Gegners. Als der Hayllier ihr Herankommen merkte, zückte er seinen Säbel und schien sich und seinen Liebsten bis aufs letzte verteidigen zu wollen. Dass er nicht mehr die Kraft dazu hatte, merkte man wie ihm die Waffe sofort wieder zitternd aus der Hand glitt, als er sah, dass ihm keine Feinde sondern Verbündete gegenüberstanden.
Die Heilerinnen liefen sofort hinüber zu Kosta. Zucker übergab Samtpfote seinen Teil von Minans Trage. Tote gehörten zum Krieg dazu. Das einzige was man machen konnte, war jede Chance zu nehmen, die man bekam. Entweder bis man gewonnen hatte... oder wenn einem die Chancen ausgingen. Und Kosta schienen die Chancen ausgegangen zu sein. Es war nicht der erste tote Freund den Zucker sah. Man sollte meinen, man würde sich daran gewöhnen. Der Pirat neben ihm machte keinerlei Anstalten Kostas Schicksal auch nur annähernd zu akzeptieren und flehte sie um Hilfe an.
Es wollte Zucker ebenso nicht schmecken, dass er Kosta ausgerechnet an diesen Turgor verlor. Zucker hatte gerade erst wieder begonnen, Kosta zu mögen. Die anderen Soldaten sahen das pragmatischer. Sie waren in diesem Gang weiteren Wärtern schutzlos ausgeliefert und die Soldaten wollten nicht ausgerechnet dem Mann helfen, der sie in die Zellen gebracht hatte.
Nur Zucker war mittlerweile klar, dass dies nicht Kostas Verschulden gewesen war. Sobald er nur angefangen hatte seine Hilfe anzubieten, zerrte ihn dieser Piratenkapitän bereits zu sich, damit Zucker Blut spenden konnte. Eine Heilerin nahm im Blut ab, um es zu testen. Zucker glaubte schon, dass es nicht übereinstimmte, denn die Hayllierin sah für einen Moment irritiert drein, doch dann war anscheinend doch alles in Ordnung. Zucker dachte nicht länger darüber nach und setzte sich. Während Blut aus seinem Arm in einen Schlauch rann, sah er zu wie der Piratenkapitän vollkommen besorgt mit einem halb bewusstlosen Kosta sprach und ihn abwechselnd anflehte und befahl, nicht zu sterben. Zucker hatte sich Piratenkapitäne immer anders vorgestellt, aber gut. In dem kurzen Moment der Ruhe stellte er sich dem Mann vor. Es wirkte, dass der Hayllier abgelenkt war. Erstaunt wurde Zucker angesehen.
"Du bist.. dieser Zucker?", fragte der Pirat. Dieser? Was sollte das denn heißen? Hatte Kosta über ihn geredet? "Oh.. oh, das ist gut, dass er dich hier hatte", brachte der hayllische Krieger hervor, nachdem er sich gefangen hatte. Was meinte er damit? "Ich bin Taelos."
"Dacht ich mir schon", erwiderte Zucker. Er sah zu wie sein Blut über den Schlauch in Kostas Leib verschwand. Dieser versuchte sich schwach zu regen. Ein zittriger, unsicherer Speerfaden erreichte Zucker. Kosta drängte sie, zu gehen. Es wäre zu gefährlich. Dann redete er etwas von einem Gegenmittel und Prinz Asar.
"Also ich versteh kein Wort", sagte Zucker danach. "Du gehörst ins Bett, Junge." Er strich Kosta über die Stirn, zog aber seine Hand langsam zurück, da ihn Taelos bei dieser Berührung seeehr komisch ansah. Zudem wurde Zucker langsam schwindlig. Er hielt sich den Kopf mit dem freien Arm. "Woah.. ich gehör auch gleich ins Bett.. wieviel Blut braucht er denn noch?"
"Eine Menge", sagte die Heilerin. Sie sah nur kurz zu Zucker, dann war sie sofort wieder mit Kosta beschäftigt.
"Nein.. nein, Kosta!" Der Piratenkapitän beugte sich alarmiert über den Krieger, als diesem die Augen zufielen und sein Kopf zur Seite kippte. Die Heilerin schob Taelos resolut beiseite.
"Er ist nur ohnmächtig. Das ist besser für ihn. Du hast eine gute Erstversorgung gemacht, aber du kannst jetzt nichts mehr für ihn tun. Lass uns unsere Arbeit machen", sagte sie ernst. Sie pausierte kurz. "Wenn du etwas tun willst, organisier uns eine zweite Trage und sichere den Gang."
Der Pirat straffte sich, nickte mit wächserner Miene.
"Und wir brauchen mehr Licht. Ich kann überhaupt nichts sehen", sagte die andere Heilerin. Augenblicklich hatten fast alle Piraten eine Leuchtkugel herbeigerufen und es wurde sehr hell im Gang. Zucker blinzelte.
Für eine Weile arbeiteten die Heilerinnen konzentriert und die Piraten fanden von irgendwoher eine Trage, da hörten sie Schritte. Der Prinz fluchte.
"Die klingen so trampelig. Das sind nicht zufällig die Glacier?", fragte er in vergeblicher Hoffnung. Eine der Heilerinnen schüttelte den Kopf.
"Die sind nach oben, um gegen Zorya zu kämpfen", sagte sie. "Schnell, fangt sie am Gangende ab!", wies sie die anderen an. Die Männer eilten nach vorne. Die Soldaten zögerten noch ehe Tiger sie anfuhr.
"Was steht ihr da rum wie lahme Enten? Los!" Es schien ihn nicht zu interessieren, dass die anderen Juwelen besaßen und sie nicht. Zucker blieb sitzen wo er war, blickte seinen Kumpanen hinterher. Konnten sie nicht einmal Glück haben? Er fand, er hätte etwas Glück verdient.
Zucker hörte nur wie die Kämpfe tobten, sah aber nicht viel davon. Ihm wurde immer schwächer zumute. Als sein Kopf leicht nach vorn kippte, rüttelte eine der Frauen an ihm und drückte ihm dann einen kleinen Becher mit Fruchtsaft in die Hand.
"Was stärkeres habt ihr nich? Ne ganz miserable Bar hier", murmelte Zucker, trank aber trotzdem. Vorsichtig tastete er nach Kostas Hand und drückte sie, wo der Piratenkapitän gerade dabei war zu kämpfen und Held zu spielen. Aber sie hatten schon einige Kämpfe hinter sich und wer immer da runtergekommen war, schien die Verbündeten langsam zurückzudrängen. Zucker konnte nun die Kämpfe sehen und einzig ein Schutzschild hielt die Machtbälle davon ab bei ihnen einzuschlagen. Besorgt sah der Prinz zu wie das Schild immer wieder unter den Einschlägen aufflackerte.
"Ich muss meinen Leuten helfen", sagte Zucker.
"Dein Platz ist hier", erklärte eine der Frauen und das war das. Zucker blieb sitzen. Er spürte irgendwie, dass sie Recht hatte. Aber verdammte Dunkelheit, das Blatt musste sich jetzt einfach mal für sie wenden. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet seine Einheit immer die Gearschten waren und-
Auf einmal brannten seine Juwelen auf, die er bisher weiterhin lose in dem eisernen Kästchen aufbewahrt hatte. Zucker sah für einen Moment verwirrt zu dem opalen Schimmer. Seine Juwelen.. er konnte sie wieder spüren.
"Ja, verdammt, endlich! T-tiger, Tiger!", rief er mit lauter werdenden Stimme. "Unsere Juwelen, sie-"
Man hörte einen lauten Krach und Aufheulen von Gegnern. "Ah, er weiß es schon", stellte Zucker zufrieden fest. Im Gegensatz den Piraten hatten die Soldaten ihre Juwelen heute noch nicht eingesetzt und all die Wärter hatten immer gut dafür gesorgt, dass die Gefangenen voll aufgeladene Juwelen besaßen. Jetzt bekamen sie es deutlich zu spüren. Das Blatt wandte sich und es dauerte nicht lange, da war der Kampf vorbei.
"Zorya ist tot", sagte Tiger, als er wiederkam. Das leichte Fell des halben Tigerlanes war blutbestäubt. Er leckte sich über die blutigen Lippen, doch er wirkte dabei lebendiger und energiegeladener als je zuvor.
"Oder sie hatte keine Kraft mehr die Netze zu halten", spekulierte Adrej. Von Merion kam dann aber die Bestätigung, dass die Spinnenkönigin tatsächlich tot war. Die Glacier und Dea al Mon würden zu ihnen kommen, um die Krankenstation zu finden.
"Ich weiß wo die ist", sagte Zucker. Hatten sie nicht eine Heilerin aus dem Labor gehabt, die es ebenfalls wusste? Sie schien in dem Getümmel geflohen zu sein. Nun, sie würde bestimmt wieder auftauchen. Wenn Zorya tot war, würden sich die restlichen Bewohner hoffentlich ergeben.

Angeschlagen kehrten die Piraten zurück. Einige waren nun ebenfalls verletzt. Zucker bekam endlich den Schlauch abgenommen. Er glaubte auch nicht, dass er noch viel Blut zu geben hatte. Er fühlte sich sehr ausgelaugt. Wenigstens waren die Heilerinnen zufrieden und sprachen von einem starken, kämpferischen Herzschlag.
"Das hat mein Blut so an sich", bemerkte Zucker, ein bißchen stolz aber auch erleichtert, dass sie es geschafft hatten Kosta zu stabilisieren. Nur diese eine Heilerin sah ihn wieder so seltsam an. Waren es die Narben in seinem Gesicht? Zucker brauchte Hilfe, um aufzustehen und stützte sich bei Tiger. Mithilfe der Kunst wurde Kosta auf die zweite Trage gelegt und dann vorsichtig aus dem Gang getragen.
Zum Glück trafen sie auf keine weiteren Gegner, als sie nach einer Weile bei der kleinen Krankenstation im Kerker ankamen. Zuckers Beine fühlten sich vollkommen weich an und er war froh, als er sich auf ein Bett setzen konnte. Beinahe hätte er sich übergeben. Die Krankenstation war nicht leer. Ein Mann lag in einem der Betten und sah sie entsprechend alarmiert an, als sie hereinkamen. Er war so hässlich entstellt, dass Zucker einen Moment brauchte bis er Yugar erkannte. Von den Heilerinnen war keine Spur. Vielleicht waren sie geflüchtet.
Die Soldaten wollten den Mann gleich töten.
"Er ist unbewaffnet und verletzt", sagte einer der Piraten. Yugar versuchte auch etwas zu sagen, brachte jedoch nur ein Röcheln zustande. Einauge hieb trotzdem einen Dolch in die Kehle des Halbeyriers. Er starb praktisch augenblicklich. "Ja, aber er ist ein Arsch", erwiderte er. Zucker nickte gelassen.
"Kann ihm nur rechtgeben", stimmte er zu. "Kosta würde ihm ebenfalls rechtgeben, wenn er könnte. Er hat den Kerl erst auf die Krankenstation geschickt." Hatten sich die Piraten zuvor noch entrüstet, dass die Kämpfe vorbei waren und sie nicht wahllos Leute abschlachteten, die sich vielleicht ergeben wollten, wurden sie nach den Worten augenblicklich ruhiger. Der Kapitän wollte sofort wissen wieso Kosta gegen den Halbeyrier gekämpft hätte.
"Wir hatten nicht unbedingt Gelegenheit darüber zu reden", antwortete Zucker. Der Hayllier fragte nicht mehr nach. Es gab wichtigeres zu erledigen. Während die Soldaten Yugar nach draußen trugen, kümmerten sich die Heilerinnen um die Verletzten, waren wieder über Kosta gebeugt, den man inzwischen behutsam auf eines der Betten gelegt hatte. Hoffentlich packte er es. Es wäre schade um all das viele Blut, was Zucker gespendet hatte. Außerdem hatte er den Kleinen gern. Egal in wieviele Schwierigkeiten dieser ihn bereits gebracht hatte.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Kosta » So 25. Sep 2022, 19:35

Hitze floss durch seine Adern. Starke, sinnliche Hitze. Voller Lebensfreude und dem unbändigen Drang nach Freiheit. Kosta keuchte überwältigt, verstand nicht was vor sich ging. Wenn er sich nicht so erschöpft gefühlt hätte, wäre er bestimmt erregt geworden. Die Kraft die in sein Körper floss war so belebend. Es war beinahe zuviel. Und es liess ihn die Schmerzen wieder überdeutlich spüren. Schmerzen aus seinem Bauch. Weil das Messer ihn getroffen hatte und glücklicherweise nicht Eneas.
Eneas! Er musste weg von hier. Es war gefährlich hier. Eneas sollte nichts passieren. Er musste das Gegengift finden. Für Timaris. Damit ihr auch nichts passierte. Verzweifelt versuchte er das Eneas und Zucker zu senden. Aber es war so schwer. Nur ein Teil seiner Gedanken kam an. Zucker wollte ihn lieber ins Bett stecken. Unwillkürlich grinste Kosta innerlich, äusserlich zuckten nur seine Mundwinkel. Jetzt wo der Prinz in Sicherheit war, zumindest fast, konnte er wieder übermütig denken. Die Kraft, die in ihn gepumpt wurde, verlieh ihm Stärke. Noch einmal versuchte er aus seinem Juwelengepäck das Gegengift herbei zu rufen. Es musste gelingen. Unbedingt. Doch er konnte noch nicht einmal nach dem Gegengift in seinem Juwelengepäck greifen, als ihn schon matte Schwärze umhüllte.

Einmal leuchtete grelles Licht auf. Ewiges Klirren war zu hören. Dann brach etwas. Ein Tiger brüllte markerschütternd und schliesslich wankte alles um ihn herum, als wäre er wieder auf dem Schiff. Und dann war da immer wieder diese allumfassende, weiche Dunkelheit, die ihn sich fühlen liess, als wäre er in Watte gepackt. Es war schön hier. So ruhig. So erholsam. Er könnte für immer hier bleiben. Hier war alles gut. Nur war da etwas, was er unbedingt erledigen musste. Etwas was getan werden musste, bevor er sich hier erholen konnte. Sonst würde es ihm niemals gelingen, hier Frieden zu finden.

Wieder schwankte alles. Dann wurde die Luft frischer. Kosta lächelte wohlig. Endlich konnte er befreiter atmen. Und wieder umhüllte ihn Dunkelheit. Sie war jedoch nicht mehr so undurchdringlich. Zudem tat sein Bauch weh. Alles tat weh. Aber sein Bauch ganz besonders. Wegen der Messerwunde. Wegen dem, war er noch tun musste. Er hatte schon viel zu lange lange dafür gebraucht. Mühsam kämpfte er sich angestrengt durch die schwarze Watte, suchte nach einem Ausgang. Das Gegengift. Sie mussten das Gegengift zu Timaris bringen.
"Prinz Asar!" schreckte er schliesslich aufgebracht aus seiner Ohnmacht auf. "Ihr müsst ihn finden", versuchte er den anderen eindringlich klar zu machen. "Das Gegengift..." Stöhnend krümmte er sich zusammen. Dennoch hörte er nicht auf, zu versuchen, sich aus dem Bett freizukämpfen und zu versuchen nötigenfalls den Prinzen selbst zu suchen.
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Re: Das Ende der Spinnenkönigin

Beitragvon Eneas » So 25. Sep 2022, 19:36

Eneas blickte dem toten Halbeyrier nach, der gerade aus der Krankenstation gebracht wurde. Auch vor dem Messer in der Kehle war er übel zugerichtet gewesen. Es musste sehr viel passieren, dass Kosta so zuschlug. Eneas machte sich Sorgen was Kosta in diesem Kerker wiederfahren war.
Nachdem die Kämpfe vorbei waren, hielt Eneas sich wieder in der Nähe Kostas, wollte nicht von seiner Seite weichen und übernahm es auch, einen Teil der Liege zu tragen. Sie waren aus den Kämpfen nicht ungeschoren rausgekommen. Ulysses hatte ein gebrochenes Bein, Amancio eine üble Streifwunde abbekomme, Damien klagte über Probleme beim Atmen und auch zwei der Soldaten waren verletzt. So waren sie froh, als sie die Krankenstation gefunden hatten. Sie war zwar klein, aber ausreichend, dass sie alle Verletzten untersuchen und notdürfig zusammenflicken konnten. Eneas hatte Glück gehabt, er war außer kleineren Blessuren ohne Schaden davon gekommen. Er fühlte sich nur sehr erschöpft und seine Juwelen waren nahezu leer. Er hatte alles gegeben, um den letzten Ansturm mehrerer Soldaten aufzuhalten. Sie hatten Kosta nicht erreichen dürfen.
Kosta... Eneas hielt seine Hand, streichelte sie kummervoll. Es war egal, dass er selbst unverletzt war, wenn ihm alles weh tat sobald er seinen Geliebten dort so liegen sah. Er nervte Leto und Maria vermutlich viel zu sehr indem er immer wieder fragte wie es Kosta ging und ob er etwas tun könnte. Die beiden Heilerinnen waren weiterhin dabei die inneren Wunden zu heilen und zu vernähen. Wenigstens die am Oberschenkel hatten sie gut verschließen können. Kosta war überall so blutig...
Eneas Blick huschte zu den Ketten, dem Halsband und den Piercings. Das sollten die anderen nicht unbedingt sehen, fand er und schickte sich an vorne das aufgerissene Hemd wieder etwas zuzumachen. Leto bemerkte es.
"Das muss offen bleiben", sagte sie.
"Es ist nur..." Eneas nickte sachte hinüber zu den schweren Gewichten, die an den Piercings der Brustknospen hingen. Hatte Kosta sich das freiwillig angetan? Er trug manchmal Piercings, aber so viele und so eingreifende hatte Eneas noch nie an seinem Freund gesehen. Dabei sah er nicht einmal alles. Er wollte gar nicht wissen wohin die Ketten führten.
"Oh, das. Das sollten wir besser abnehmen", erkannte Leto und wollte die Piercings an den Knospen entfernen. Eneas hielt sie rasch ab. Er musste an Kostas tätowierten Rücken denken. Sein Freund hatte es ihm im nachhinein sehr übel genommen, dass die Tätowierungen plötzlich verschwunden waren. Dabei hatte Eneas nur helfen wollen. Kosta war so schlimm am Rücken verletzt gewesen. Eneas hatte das ungeschehen machen wollen, aber es war nicht richtig gewesen und am Ende hatte er Kosta bloß weh getan.
"Nicht, vielleicht will er das nicht", sagte Eneas leise.
"Und ich will nicht, dass sich seine offene Bauchwunde infiziert", entgegnete Leto resolut. Sie entfernte die beiden großen Gewichte. "Die sind nicht dazu gemacht, dass man sie andauernd trägt. Die Gefahr ist zu groß, dass etwas reißt."
"Er muss über den Rest selbst entscheiden", drängte Eneas leise. Leto nickte nur, widmete sich dann wieder der Bauchwunde.

Nur wenig später trafen die Glacier und Dea al Mon wieder ein. Es war vielleicht egoistisch, aber Eneas suchte mit mulmigen Gefühl sofort deren Anzahl ab, suchte nach seiner Schwester. Mit jeder Person, die sich durch den Eingang der Krankenstation schob und nicht Laree war, sank sein Herz. Nein.. nein, das schaffte er nicht. Sie durfte nicht...
Er blickte Eoshan an, die sich zu Merion gesellt hatte, um nach Minan zu schauen. "Laree...", setzte er fragend an, in seinem Hals bildete sich ein Kloß. Sie war nicht hier... was hatte es anders zu bedeuten als dass sie... seine Unterlippe bebte.
Und dann kam die erleichternde Nachricht, dass sie wohlauf war. Sie war zurückgeblieben, um sich um Ayden zu kümmern. Ah, das bedeutete also der Haushofmeister lebte. Eneas war es in dem Moment völlig egal. Laree lebte. Das war alles was zählte. Erleichtert atmete er tief durch.
"Wir werden die Feste durchstreifen und die Bewohner zusammentrommeln", sagte Savah. "Ein paar sind bereits durchs Tor abgehauen, aber ich vermute viele halten sich versteckt."
"Oder sind am plündern", warf Olintes ein. Savah grinste kurz.
"Was immer ihr macht, nur geht. Die Krankenstation ist zu klein. So viele Leute können wir hier nicht gebrauchen", drängte Leto. Sie standen sich tatsächlich bald schon gegenseitig auf den Füßen. Jeder wollte helfen.
Sie verteilten sich wieder, aber dieses Mal wollte Eneas Kosta nicht alleine lassen. Und auch nicht mit diesem Zucker, der auf dem Bett daneben lag und sich ausruhte. Eneas beneidete ihn. Es war absurd, doch Eneas hätte liebend gerne jeden einzelnen Tropfen Blut für Kosta gespendet. Dass es dieser Prinz stattdessen konnte und sein Blut so toll geeignet war... es ließ die Frage aufkommen, ob Zucker dann auch in anderen Dingen besser für Kosta geeignet war.
Dennoch.. es war gut, dass Kosta hier jemand gehabt hatte, den er gern hatte. Dass er nicht alleine gewesen war. Eneas wollte ihm das sicher nicht absprechen. Und er war heilfroh, dass Zucker da war, um Kosta das dringend benötigte Blut zu geben. Da war es ja ganz gleich, wer nun der Lebensspender war.

Etwas später traf die Nachricht ein, dass man oben eine viel größere Krankenstation gefunden hatte und sich dort zwei Heilerinnen ergeben hätten, die bereit wären zu helfen. Also verlegte man die Verletzten nach oben. Eneas war froh aus dem Kerker hinauszukommen. Er hatte so etwas bedrückendes an sich. Überall in den Gängen lagen noch Tote oder waren Spuren ihrer heftigen Kämpfe zu sehen. Der Kapitän achtete darauf, dass Kosta so sicher wie möglich transportiert wurde, aber einmal hatte er trotzdem das Gefühl, dass Kosta sich regte. Er lächelte sogar, als sie den Kerker hinter sich hatten.
"Halt durch", sagte Eneas leise zu ihm, während er ihn trug, "Es wird alles wieder gut. Du schaffst das. Du bist stark." Er wollte nur gute, positive Gedanken zulassen. Oben in der Krankenstation wurden die Verletzten in neue Betten gelegt. Ayden Asar war bereits da. Laree saß an seinem Bett direkt neben dem Kostas. Sobald Eneas sah, dass Kosta weiter von den Heilerinnen versorgt wurde, eilte er um das Bett herum, um seine kleine Schwester fest zu drücken.
"Ich dachte schon...", setzte er an. Sie drückte fest zurück. Prinz Asar schien zu schlafen.
"Ich bin nicht so leicht kleinzukriegen", erwiderte sie. "Wie geht es Kosta?"
"Er ist stabil, doch es war sehr knapp...", antwortete Eneas und begann zu erzählen was passiert war ehe Laree aufgeregt berichtete wie der Kampf gegen Zorya abgelaufen war und wie sie am Ende den Haushofmeister gerettet hätte. Er hätte ihr gerne noch länger zugehört, aber als er sah wie Leto einen der Vorhänge neben Kostas Bett zuzog, wollte er rasch wieder nach ihm sehen.
"Was hast du vor?", fragte er sie hinter dem Vorhang.
"Wir müssen ihn ausziehen, um ihn zu waschen und ihn richtig verbinden zu können", erklärte sie. Maria hatte bereits ein weißes Krankengewand und weite Hose organisiert. "Es ist vielleicht besser, wenn du gehst..", zögerte Leto.
"Ich kann helfen, ihn zu waschen", bot Eneas an.
"Er hat noch mehr Piercings und Fesseln dort unten", präzisierte Leto. "Ihr beide habt euch gestritten. Vielleicht möchte er nicht, dass du ihn so nackt und verletzlich siehst."
Eneas sah sie perplex an. Was? Aber das war Kosta? Er hatte ihn schon so oft nackt gesehen. Sie mussten sich voreinander doch nicht schämen. Schließlich sah er dennoch ein, dass Leto recht hatte. Er sollte Kostas Privatssphäre respektieren. "Ihr entfernt nichts?", fragte er.
"Nur wenn es ein sofortiges Risiko darstellt", schränkte seine ehemalige Gefährtin ein. Eneas nickte, sah noch einmal zu Kosta und verließ schweren Herzens das Krankenbett. Er fühlte sich so hilflos. Eneas setzte sich zu Laree auf die Bettkante von Prinz Asars Bett. Laree hielt seine Hand.
"Das wird schon wieder", sagte sie. "Wenn du möchtest, kannst du mir helfen Ayden zu waschen." Eneas' Kopf ruckte herum. Das meinte sie nicht ernst oder? Nein, seine Schwester grinste ihn an. "Die Vorhänge sind nicht gerade dick", erklärte sie. Also hatte sie das Gespräch mit angehört. Sie lehnte seinen Kopf an seine Schulter. "Das wird schon wieder", wiederholte sie. Für eine Weile saßen sie einfach nur so da.

Und dann hörte er Kosta. Eneas schoss sofort auf, kam atemlos hinter den Vorhang gerannt. Privatssphäre hin oder her. Maria und Leto hatten Kosta bereits gewaschen und umgezogen, aber direkt danach schien der Krieger aufgewacht zu sein. Er war total aufgebracht, rief nach Prinz Asar und dem Gegengift. Er war so energisch dabei aufzustehen, dass die Heilerinnen alle Mühe hatten ihn festzuhalten. Eneas kam ihnen zur Hilfe und drückte Kosta resolut zurück auf das Bett.
"Hör auf! Du darfst dich nicht bewegen. Deine Nähte und die Heilnetze gehen wieder auf!", rief er. Oh, er hatte gehofft, dass sein Liebster bald die Augen aufschlug, aber er hatte nicht mit so viel Energie gerechnet.
"Schon passiert", fluchte Leto und deutete auf einen kleinen Blutfleck im Oberteil. Eneas drückte seine Hände gegen Kostas Schultern, hielt ihn unten, damit Leto sich ungestört um die Bauchwunde kümmern konnte.
"Beruhige dich. Kosta? Kosta, es ist gut. Prinz Asar ist hier", sprach Eneas auf ihn ein. Laree schob auch gerade den Vorhang beiseite, so dass Kosta sehen konnte, dass der blonde Prinz das Bett neben ihm belegte. Der Haushofmeister schlug die Augen auf ehe er sehr langsam und scheinbar unter großen Anstrengungen seinen Kopf bewegte.
"Ich werde... nach Draega aufbrechen...", brachte Prinz Asar hervor. "Ihr das Gegengift bringen... du bringst ihr später.. die andere Hälfte."
Dabei sah der Prinz nicht gerade danach aus, als würde er irgendwohin aufbrechen.
"Und ich begleite ihn und sorge dafür, dass er auch ankommt", fügte Laree hinzu.
"Siehst du? Es ist für alles gesorgt. Du musst dir keine Sorgen machen", sagte Eneas und lächelte Kosta an. "Bleib liegen und ruh dich aus. Du hast schon so viel getan. Du.. hast mir das Leben gerettet. Danke." Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt dies zu sagen.
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