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Der 17. Geburtstag





Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Timaris » Mo 7. Nov 2022, 19:05

Es war heiss. Viel zu heiss. Viel lieber hätte sie sich einfach fallen lassen und wäre über Minan hergefallen. Er war so unglaublich gut und so war sie sehr froh, dass sie nicht zum ersten Mal miteinander tanzten. So wusste sie was auf sie zu kam und wurde nicht einfach davon überwältigt. Als dann aber die Musik aufhörte, atmete sie innerlich schon erleichtert auf.

So schwer wie er es ihr vorher gemacht hatte, so leicht machte er es ihr jetzt. Der Kämpfer trat hervor, stiess sie hart zurück und forderte sie heraus. Die ganze Wut, die sie den ganzen Tag schon über so sorgsam für diesen Moment gehegt hatte, brach wie ein Vulkan hervor und fegte über die Gäste hinweg wie ein Sturm.
Zornig schrie sie auf, rief eine Peitsche herbei, achtete nicht auf die Schmerzen, die ihr eigener Körper ihr zufügte und zog sie Minan über seinen Oberkörper. Frisches, heisses Blut würde die Atmosphäre noch etwas mehr anheizen, falls dies überhaupt noch möglich war. Caelvar hielt sie mit dem Ring des Gehorsams zurück.

"Ich bin nicht wie Talian", fauchte sie den Jungen an und begleitete jedes ihrer Worte mit einem Peitschenschlag. "Ich bin viel raffinierter und feinsinniger als sie. Und da du zu spät zu deinem Geburtstag gekommen bist und es auch noch wagst gegen mich zu rebellieren, bekommst du gar nichts."
Die Peitsche verschwand und stattdessen flackerte eine grosse Kugel Hexenfeuer auf ihrer Hand auf. Erschaffen durch dunkle, graue Macht. Zornig schleuderte Timaris sie nach Minan und hoffte bei der Dunkelheit, dass Caelvar es rechtzeitig schaffte, einen grauen Schutzschild unter ihren Kleidern zu erschaffen, denn Jungen zu packen und mit ihm aus dem Fenster zu fliehen und das ganze so, dass alle das Gefühl hatten, die zwei würden verbrennen.
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von Anzeige » Mo 7. Nov 2022, 19:05

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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon NSC » Mo 7. Nov 2022, 19:06

Caelvar

Die gesamte Zeit, von Moment an als man Minan von seiner Seite riss bis zu dem hässlichen Augenblick in dem die grauen Flammen eisigen Hexenfeuers in Timaris Hand emporzüngelten, hatte er nur dastehen und zusehen können wie die Königin ihr grausames Spiel begann, in dem er keine Rolle mehr zu spielen schien, während die begierig wartende Menge sich langsam vor ihn schob um die Lust die die Tanzenden verströmten mit allen Sinnen in sich aufzusaugen.
Sie kamen ihm vor wie fette Aasvögel die es doch nie satt wurden. Es gab keine Beschreibung die der Wut und dem Ekel gerecht wurden die er empfand.
Die Zeit verrann und doch schien sie für ihn wie festgefroren in einem sich endlos hinziehendem Moment von Verführung, Hohn und Gewalt.
Seine Züge waren eine kühle Maske geworden die mit leeren, schläfrigen Augen die Gestalt des Prinzen durch die Menge verfolgte die sich hemmungslos von Timaris Spiel mitreißen ließ.
Die Musik verklang und immer noch deutete keine Regung davon, dass der Kriegerprinz an dem Geschehen anteil nahm.

Dann zerbrach der Moment wie eine Seele die man zu lange gequält hatte. Minan stieß die Königin von sich und wie Timaris so wusste er, dass ein neuer Splitter seiner Persönlichkeit hervorgetreten war.
Sein Blick weitete sich und Timaris Wut fegte über alle Anwesenden hinweg von denen manche sich erschrocken abwandten.
Ein scharfer Schlag... der Geruch von Blut.
Der Kriegerprinz setzte über die empörte Menge hinweg und stieß die letzen von ihnen rücksichtslos beiseite. Er wusste, er musste nun seinen Teil dieses hässlichen Spiels erfüllen, doch sein Wille dem Prinzen zu helfen war kein Teil davon.
Nur noch wenige Schritte lagen zwischen ihnen als ein unbeschreiblicher Schmerz ihn in die Knie zwang. Er wollte wieder aufstehen während die eine Hand sich krampfhaft um den Ring an seinem Hals schloss und die andere verzweifelt in Richtung des Prinzen tastete, doch die Macht des Ringes des Gehorsams die er hier zum aller ersten mal erfuhr übertraf jeden Schmerz den er bis dahin gekannt hatte. Sie sollte ihr Spiel ja nicht zu gut spielen.

Weitere Schläge durchbrachen die aufgeregten Laute der Menge und Blut spritzte über den blanken Boden.
Gleißende, graue Flammen erfüllten das Innere des Kreises und die umherstehenden Menschen wichen schreiend zurück während im Zentrum des Infernos nicht mehr zu erkennen war, dass ein grauer Schild Cealvar und den Prinzen dicht über der Haut schützte und nur ihre Kleidung in dem schwarzen Rauch über ihnen aufging. Kaum ein Augenblick verstrich, dann legte sich auch noch ein Sichtschutz der selben Macht um sie beide und Minan wurde unsanft von Caelvar gepackt und auf die Arme genommen. Seine dunklen Schwingen breiteten sich aus, ohne dass weder die Flammen noch ein Luftzug verrieten, dass sie sich über die sich zurückziehenden Menschen hinwegschwangen und auf dem Sims einer der großen Fenster aufkamen.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Darken » Mo 7. Nov 2022, 20:47

Er schrie nicht als Timaris ihn mit der Peitsche schlug, die sie hatte erscheinen lassen. Darken biss nur die Zähne zusammen, doch er hatte niemals geschrieen und er würde auch jetzt nicht damit anfangen. Über seine Brust zog sich ein erster blutiger Striemen, aber dabei blieb es nicht und Timaris schlug ihn immer weiter. Minan keuchte schmerzerfüllt auf, ballte seine Hand zur Faust. Timaris fauchte ihn an, sie wäre nicht wie Talian und sie wäre dagegen viel raffinierter. Bei jedem ihrer Worte schien sie das mit einem kräftigen Peitschenhieb beweisen zu wollen, so dass Minan immer weiter zurücktaumelte. Die Menge um sie herum wurde unruhig und Stimmengewisper erhob sich, doch der zerbrochene Prinz hatte nur Augen für Timaris. Augen voller Hass und Zorn.
"Ja, du hast bewiesen, dass du so viel besser als Talian bist. Hätte ich noch meine andere Hand, würde ich dir sogar applaudieren", erwiderte Darken kalt, doch seine Miene erstarrte abrupt als die graue Kugel geballter Macht in Timaris Handfläche erschien. Wollte sie wirklich... würde es so geschehen... aber er hatte nicht einmal Zeit jene Gedankengänge zuende zu führen, denn da schleuderte sie bereits die riesige Kugel in seine Richtung und Darken holte tief Luft wie als würde das helfen sich dagegen zu wappnen. Doch er hatte solcher Macht nicht das geringste entgegen zu setzen und stand wehrlos und blutend da.
Ich will nicht... ich will nicht sterben.

Und dann war plötzlich Caelvar bei ihm und wollte ihn beschützen. Minan spürte das Prickeln grauer Macht über seinen Körper schießen und wie grau gegen grau kämpfte. Dann erst sah er die Flammen, die an hungrig an seiner Kleidung leckten und empor krochen wie gierige Zungen. Feuer war überall, unmenschliche Hitze. Fassunglos streckte er seinen Arm aus und sah auch dort die Flammen.
Ich sterbe, sie bringt mich wirklich um. Mit dem Feuer kam schlagartig entsetzliche Panik und Angst. Er hatte nie sterben wollen, vielleicht wäre der Tod eine Erlösung, besser als das schreckliche Leben in das man ihn gestürzt hatte, doch er hatte nie aufgeben wollen. Er wollte nicht. In Sekunden ging sein Atem nur noch abgehackt und rasch, fliehen, verschwinden, unsichtbar werden. Wehren... Gedanken und Emotionen blitzten durch seinen Geist.
Hätte er seine Juwelen noch, wäre er nicht so wehrlos wie er war....

Und in jenem Moment als das flammende Inferno immer höher schlug und die Luft vor Macht knisterte und pulsierte, als selbst Darken keine Hilfe und keinen Schutz mehr bieten konnte, trat ein anderer Splitter zum Vorschein. Jemand, der bisher nur äußerst selten und immer nur an Grenzerlebnissen beteiligt gewesen war. Niemand hätte es wohl gesehen und wie Minans Augen einen leicht veränderten Farbton annahmen, nun so wirkten wie ein sturmumtoster Nachthimmel. Blau so dunkel, das es fast wieder schwarz war.

Hexe riss die Augen auf und streckte ihre Hand nach Timaris aus. Nicht hilfesuchend, sondern so als wollte sie ihre eigene Macht durch ihre Finger entfesseln. Sie stieg in sich, tief tief in die Abyss, nur um feststellen zu müssen, dass ihre schwarze Kraft ihr nicht mehr zur Verfügung stand. Geraubt, gestohlen von Menschen wie die Königin und alle, die hier standen. Sie fühlte so großes Unrecht wie schon lange nicht mehr, versuchte vergeblich ihre Kraft zu sammeln, doch alles was sie bewirkte war, dass die Kerzen im Raum eine nach der anderen zu erlöschen begann wie als wäre ein kalter Wind durch die Halle gefahren. Die flammenden Körper waren nun im Zwielicht noch überdeutlicher zu sehen, strahlten hell wie Fackeln.
Sie dachte daran was sie war und welches Schicksal sie gehabt hätte, wieviel Macht ihr zugestanden hätte. Aber man hatte es ihr genommen und das war schlimmer als wenn man ihr das Leben nahm. Die Menschen hatten alles genommen... alles.... es war ein Gefühl solcher grenzenlosen Ohnmacht, das sie es nichtmal in Worte hätte fassen können.

Und Hexe schrie. Es war kein hörbarer Schrei, fand er doch nur auf Gedankenübertragung statt, doch er war spürbar. Wie ein heiß glühender Dolch, der in die Seelen aller Anwesenden schnitt. Und er sprach von ihrem qualvollen Leiden, ihres zerbrochenen Kelchs, ihrer durchtrennten Netze, ihres geschundenen Körpers und vor allem von ihrer grauenvollen Machtlosigkeit. Der Schrei dehnte sich weiter aus, schien nicht aufhören zu wollen und verklang erst als sie durch die immense Kraftanstrengung die Macht ihrer Juwelen anzuwenden zusammenbrach und das Bewußtsein verlor.
Entgültige Stille legte sich über die Halle und die verbrannte Kleidung war zu einem Aschehaufen zusammengesackt, hatte nichts mehr übrig gelassen. Nackt, immer noch blutend und ohnmächtig lag der zerbrochene Prinz in den Armen Caelvars, während sie sich durch ein Fenster aus der Halle in die Nacht hinaus stahlen.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Timaris » Mo 7. Nov 2022, 20:55

Genau im rechten Augenblick begann der Eyrier sich für Minan ein zu setzten. Da, wo sie selber anfing den Jungen zu schlagen. Vorhin hatte er ja nicht viel machen können, da es ja nur ein Tanz gewesen war. Aber jetzt kämpfte er gegen die Schmerzen des Rings des Gehorsams an. Fiel auf die Knie, rappelte sich auf, das gesicht eine steinerne, dunkle Maske.
Minan keuchte unter den Peitschenhieben auf, schrie aber nicht. ER war da. ER schrie nicht. ER machte seinem Schmerz nur dadurch Luft, dass er sie verspottete. Der einzigen Person, der man nicht ansah, dass sie höllische Schmerzen litt, war wohl Timaris. So viel Kunst während ihrer Mondzeit einzusetzen, machte ihr arg zu schaffen. Einmal ganz davon abgesehen, dass es ihr überhaupt nicht gefiel, Minan das antun zu müssen. Ihr einziger Trost war, dass sie ihn durch dieses Spiel retten konnte.

Als sie aber die Kugel Hexenfeuer nach ihm schleuderte, erstarrte und verstummte der Junge Prinz. Damit hatte er wohl eindeutig nicht gerechnet. Mit Schmerzen ja, aber nicht mit dem Tod. Dass Caelvar gerade noch rechtzeitig geschafft hatte, ihn in einen schützenden Schild zu hüllen, schien er nicht ganz zu realisieren.
Panik und Angst breitete sich in seinem Gesicht aus. Bei Minan war das ja nichts aussergewöhnliches, doch nun war ER da und ER hielt die schrecklichen Dinge für Minan aus. Wenn ER das nun nicht mehr konnte, weil es einfach zu schrecklich war. Zerbrach sie ihn dan vollständig?
Beinahe hätten diese Gedanken, sein Gesichtsausdruck dazu gebracht, inne zu halten. Aber dann nahmen seine Augen die Farbe von Mitternachtsblau an und sie realisierte, dass ein neuer Splitter an die Oberfläche kam. Dunkel und machtvoll, bereit sie mit seiner ganzen Kraft qualvoll zu vernichten. Doch die Macht, war ihm geraubt worden.

Dennoch versuchte der Splitter sie zu töten. Das einzige was jedoch geschah, war dass alle Kerzen erloschen. Um so deutlicher waren die beiden flammenden Körper im Zwielicht zu sehen. Was für ein wunderbarer zug des Jungen. Dieser Anblick würde sich in die Gedächtnise der Anwesenden einbrennen.
Doch damit nicht genug. Er half ihr noch viel weiter. Sobald er merkte, dass er keine Kunst mehr einsetzen konnte, stiess er einen verzweifelten, mentalen Schrei aus. Er sprach von so unendlich viel Leid und Grausamkeit, das für mehrere Leben gereicht hätte, der junge Prinz aber ganz alleine hatte ertragen müssen.
Glühend heiss bohrte sich der Schrei in die Seelen der Anwesenden, schien eine Ewigkeit an zu daueren. Sie spürte, wie einige schwächere Geister einfach zerbrachen, weil sie sich nicht gegen das Leid abschirmen und erst recht nicht willkommen heissen konnten.

In dem Moment erkannte Timaris, welcher Splitter nun anwesend war. Derjenige den die anderen Splitter Hexe nannten. Stark und ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, drängten sich die Bilder hoch, die Minan ihr in dem Netz, das sein bisheriges Leben beinhaltete gezeigt hatte. Da hatte sie Hexe auch kurz aufblitzen gesehen, sie gepürt. Bei einer der vielen Orgien, da wo Minan Schwarz erhalten hatte. Timaris war nicht in der Lage es zu verdrängen. Sie musste sich alles noch einmal ansehen. So stand sie aufrecht und regungslos vor der lodernden Flamme und starrte sie gebannt an.
Erstaunt hörte sie auf einmal ein helles Klirren, schön und gefährlich. Verblüfft stellte sie nach einer Weile fest, das sie ihren eigenen Kristallkelch hörte. Er zerbrach nicht, bekam keine Risse. Doch er erbebte unter dem leidvollen Schrei, der nicht enden wollte und unter der Flut von Bildern, die sie zu ertränken drohten.

Dann war es auf einmal still und dunkel im Saal. Nur noch ein Häufchen Asche zeugte von Minan und Caelvar. Timaris atmete einmal tief durch. Das Spiel musste weiter gehen, sonst war alles umsonst.
Ein zufriedenes, sadistisches Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. Besser hatte Minan gar nicht mitspielen können. Nach diesem Schrei würde niemand mehr daran zweifeln, dass der Prinz und sein Leibwächter auf grausamste Art getötet worden waren. Ein kurzer, mentaler Befehl an die Bediensteten und die Kerzen flammten wieder an. Timaris staunte selber, wie geistesgegenwärtig sie reagierten, nach diesem Schauspiel. Aber schliesslich sorgte sie nicht umsonst dafür, dass nur die Besten der Besten ihr dienten.

"Das Fest ist vorbei", hallte ihre Stimme leise, doch klar durch den Saal. Eilig verliessen die Adeligen die Halle. Die meisten froh zu entkommen, aber auch enttäuscht, dass die Orgie so früh geendet hatte. Sobald sie draussen in den Gängen waren, begannen sie auch schon heftig darüber zu diskutieren, was jetzt da eigentlich vorgefallen war.
Schliesslich waren nur noch Aaron und sie in dem grossen Saal.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Aaron » Mo 7. Nov 2022, 20:57

Als der Tanz begann verfolgte Aaron ihn gebannt, gefesselt von der Hitze und der Ausstrahlung Minans. Jetzt verstand er auch was es mit dem sogenannten Tänzer aus sich hatte. Doch warum hatte Timaris gestern noch so erbost reagiert als Aaron im Scherz meinte ihm Tanzschuhe schenken zu wollen, wenn sie ihn doch nun selbst herauslockte? Der Prinz vermochte es nicht zu sagen während er zusah wie sie ihn immer weiter auszog, als würden sie ihn gleich hier vor all den Leuten nehmen. Aber Minan... er war die pure Sünde, Verführung und alles wofür guter Sex stand. Ein Mann für den man schwul wurde, einer für den man seinen Ehemann oder Gefährten verlässt als Frau... Doch Aaron kannte auch noch den eigentlich 'Splitter' der Minan war und wurde deshalb nicht so weit in den Bann gerissen wie all die anderen Anwesenden. Vor seinem geistigen Augen zogen auch die Bilder hervor wie Angstvoll Minan ihn bei ihrer ersten Begegnung angesehen hatte und auch die Freude, die in Minans Augen gestanden hatte als sie anfingen Freunde zu werden...

Sein Blick wanderte zu den anderen Menschen im Saal, sie begannen sich gegenseitig zu streicheln und zu küssen. Ein Mann drückte seine Begleiterin schon auf die Knie, damit sie es ihm besorgen konnte. Ein anderer hatte seine Hand unter den Rock einer nicht wirklich hübschen Hayllerin gesteckt und an ihrem Gesichtsausdruck konnte man erkennen was er da trieb.
Die Stimmung im ganzen Saal war von erotischem Knistern erfüllt und jeder schien nur noch Gedanken daran zu verschwenden wen er denn zu einem Spielchen einladen konnte.

Doch das Lied endete als die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht hatte. Und dann kippte sie um...sie fiel mit Minan, dem Tänzer und wurde von einem Augenblick zum nächsten aggressiv. Diesen Splitter kannte Aaron, er hatte ihn gestern kennengelernt. Darken...
Seine ganze Aufmerksamkeit legte sich wieder auf Darken und Timaris, die einen heftigen Streit ausfochten in dessen Verlauf sie begann ihn auszupeitschen. Blut spritzte über den Boden und dann passierte die Katastrophe. Eine mächtige kugel Hexenfeuer flog auf Minan zu und ließ ihn in Flammen aufgehen...NEIN! Aaron riss an den Ketten, die ihn hielten, doch er kam keinen Millimeter vom Ort. Er könnte ihn retten, irgendwie, doch er kam nicht zu Minan. Aber Caelvar kam zu Minan, schien ihn beschützen zu können, doch auch er ging in Flammen auf.

Erstarrt sah er zu und sah die Veränderung in Minan, er wurde ein anderer. Aaron konnte es spüren fühlte das Aufwallen von Kraft und sah wie die Kerzen erloschen, doch die Magie begann nicht zu fließen und der Splitter schien es auch zu begreifen. Kalte Dunkelheit legte sich über den Ort und dann zerschnitt ein Schrei die Stille. Er hallte nicht durch den Saal, sondern durch die Köpfe der Anwesenden. Die Träger der hellen Juwelen zerbrachen augenblicklich darunter, andere genossen ihn und wieder andere verschlossen sich dagegen. Aaron ritt auf dem Schrei wie auf einer großen Welle aus Kunst. Minan schrie und ewig hallte er weiter, Aaron konnte nicht sagen was er fühlte aber er spürte Minans Schmerz, dieser verband sich mit seinem eigenen und wurde zu einer neuen Art von Schmerz.
Die Welt um ihn wurde grau, zerbrach er gerade? Nein, sein Kelch war intakt und trotzdem wurden Aarons Augen trüb obwohl er noch immer auf den Punkt starrte an dem die Asche lag.

Der Prinz bekam nicht mehr mit wie die anderen gingen und das er schließlich mit Timaris allein war. Sein Körper verfiel in katatonische Starre während sein Geist versuchte zu verarbeiten was hier geschehen war, doch nichts ergab einen Sinn. Warum hatte sie ihn getötet? Warum ihn vorher noch gequält? Warum das alles? Warum dieses Fest? Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Moment als sie das Schloss verlassen hatten um ihn aus den Fängen seiner Mutter zu befreien. Er durchsuchte jeden einzelnen Moment ob Timaris jemals angedeutete hatte, dass dies passieren würde. Aaron musste jedes Bild einzeln durchgehen, irgendwie herausfinden warum sie es getan hatte...
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon NSC » Mo 7. Nov 2022, 20:58

Caelvar

Ein Schrei der die Seele jedes einzelnen bis auf den Grund seiner Selbst erschütterte schien die ganze Welt zu erfüllen und in einem Schmerz zu ertränken der bar jeder Beschreibung war.
Er hatte schon fast geglaubt es nicht mehr zu schaffen, den Prinzen nicht mehr halten zu können und in diesem Leid unterzugehen das immer weiter brannte bis es auf einmal gänzlich verschwand, so unerwartet wie es gekommen war.
Zusammen mit dem bewusstlosen Minan in den Armen schwang der Kriegerprinz sich hinaus in die Nacht, den Geist nur von einem Gedanken besessen – so schnell und so weit wie möglich von diesem Ort zu fliehen.
Timaris hatte ihm gesagt was er zu tun hatte und doch verging eine halbe Ewigkeit bevor er aus seiner Trance erwachte und wieder einen klaren Gedanken zu dem fand was nun vor ihnen stand.
Während ein günstiger Wind sie immer weiter trug sah Caelvar auf den Prinzen herab und warf anschließend einen Blick hinter sich. Die Lichter von Schloss Hayll waren kaum mehr als ein fahles Flackern, untergehend am Horizont zwischen der schwarzen Erde und dem nachtblauen Mitternachtshimmel.
Die Nacht wurde kalt und erst jetzt spürte er den schneidenden Wind durch die erbärmlichen Fetzten die von seiner Kleidung übrig geblieben war. Wie ein Schatten lagen die frischen Bilder über seinen Gedanken.
Er hatte es gesehen, mit jeder Faser seines Körpers gespürt, und doch war es dieses mal schwer für ihn den Gedanken an das zuzulassen was er dort in Minan’s Augen gesehen hatte.
Sein Blick wanderte über den Grund und er erlaubte sich schließlich den grauen Schild fallen zu lassen der seine Juwelen nahezu erschöpft hatte.

Es war nicht sicher wie lange sie so geflogen waren, doch das Waldstück in dem Caelvar schließlich landete musste einige Stunden Reitweg von Schloss Hayll entfernt sein. Und irgendwo am Ende des Weges den sie eingeschlagen hatten musste Dea al Mon liegen.
Achtsam hatte Cealvar den Prinzen gegen einen der uralten Bäume gelegt und sogleich einen warmen Umhang erscheinen lassen und Minan darin eingewickelt. Den Rest der Kleider die er nur für diesen Abend vorbereitet hatte legte er daneben und hoffte, dass Minan sie sehen würde sobald er aufwachte.
Dann wandte er sich seiner eigenen Kleidung zu, warf die nutzlosen Fetzen die übrig geblieben waren in das kleine Feuer das er entzündet hatte und legte neue, schwere Lederkleidung an die ihm für ihre Reise nützlicher sein würden als der verzierte Samtstoff der dort in den Flammen verglühte.
Für einen Moment wandte er sich von dem Brandgeruch ab, ließ das eyrische Kriegsschwert erscheinen das er seit seiner Gefangennahme und Verurteilung vor vielen Jahren nicht mehr geführt hatte, und legte dessen Halfter und Gürtel um die Hüfte. Schließlich nahm er gegenüber von Minan an dem Feuer Platz das nur dazu diente zu wärmen anstatt sie zu verbrennen und wartete, dass hoffentlich der Prinz den er kannte die Augen öffnete.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Darken » Mo 7. Nov 2022, 20:58

Die gnädige Ohnmacht erlöste Minan davon, dass er bewußt etwas von der Flucht mitbekam. Haltlos hing sein zartgliedriger nackter Körper in den Armen des Eyriers, während sie sich immer weiter von dem Schloß entfernten. Als er dann nach einer langen Zeit erwachte, geschah es nur langsam und quälend. Minan blinzelte, spürte das Knacken und Knistern von Holz, das von Flammen verzehrt wurde und mußte sofort wieder an seinen eigenen Körper denken. Er wußte doch wie es war wenn die Haut unter immenser Hitze Blasen warf und langsam vom Fleisch fiel, er wußte wie sich das anfühlte und wie es brannte, doch er hatte nichts dergleichen gefühlt. Nur Taubheit und tiefe Leere. In ihm drin schrie Hexe immer noch, ein Geräusch in seiner Seele, das ihn erzittern ließ. Es war so anstrengend, so schwer... er öffnete die Augen, obwohl er gar nicht wollte und sah Bäume deren Stämme sich im Schein des Feuers wie dunkle Speere von der Umgebung abhoben. Und er sah Caelvar und wie der großgewachsene Krieger am Feuer saß und dumpf dort hinein starrte und irgendetwas zu sehen schien was für Minan nicht da war. Der zerbrochene Prinz regte sich leicht, fühlte den weichen dicken Stoff eines Umhanges auf seiner Haut.
Er war nicht tot und doch fühlte er sich nicht lebendig. Minan starrte nur schweigend Caelvar an, seine dunklen Augen gebrochen und leer. Zitternd kroch er tiefer in den Umhang, wandte sich von dem Eyrier ab und begann leise zu weinen. Er mußte nicht fragen was geschehen war, er hatte alles gespürt und nun war er irgendwo in der Dunkelheit. Timaris hatte ihn gequält, mit ihm gespielt und ihn dann gnadenlos entsorgt. Der Gedanke tat weh, sehr weh. In der Zeit im Schloß hatte er langsam so etwas wie Hoffnung und Vertrauen gelernt, doch sie hatte ihm das alles wieder geraubt. Warum war er so dumm gewesen zu hoffen, sein Leben würde besser werden? Warum hatte er ihr vertraut?
Er blieb einfach so liegen, weinte bitterlich und wollte gar nichts mehr machen. Wenn er nichts erwartete, wenn er nichts erhoffte, dann konnte er auch nicht enttäuscht werden. Warum hatte er diese wichtige Regel vergessen gehabt?

Und Hexe schrie und schrie... Minan krallte seine Hand in seinen eigenen Oberschenkel, um mit Schmerz diesen Schrei zu betäuben, doch es ging nicht, es hörte einfach nicht auf. Er wollte nur noch weg, weg von allem. Vom Schmerz und Leid. Für einige Zeit hatte er sich vorgemacht, er wäre ein normaler gesunder Mensch, doch er war nichts von dem. Er konnte nichts und er hatte nichts... außer seinen Körper, den alle immer und immer wieder schunden und benutzten.
Minans Augen verschleierten sich grau, selbst seine Tränen wurden gläsrig und er sah zu wie eine von dem dunklen Umhangsstoff aufgesogen wurde. In seiner Vorstellung wurde daraus ein schwarzer See in denen seine silbernen Tränen fielen und stille Kreise hinterließen.... er war bereits dabei wieder ins Verzerrte Reich abzudriften. Denn alles tat so weh und war so unerträglich, dass er dem Leben nur noch entfliehen wollte. Ihm war egal was mit ihm passierte, er wußte nur, dass er das nicht mehr länger konnte.
Um ihn herum rauschten die Wipfel der Bäume und in der Ferne konnte er zwischen den Stämmen ein schwaches Leuchten ausmachen, das aber nur für seine tränenverschleierten Augen sichtbar war. Minan blickte dort hin, immer noch von Caelvar halb abgewandt.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon NSC » Mo 7. Nov 2022, 21:03

Caelvar

„Deine Wunden sind nicht tief.“ beendete Caelvar nach einer Weile vorsichtig die Stille ihres Lagers. Seine dunkle Stimme klang beinahe väterlich, was so bisher noch nie gewesen war.
Er schien schon die ganze Zeit zu wissen, dass Minan wach war, hatte ihm nur die Ruhe lassen wollen die er brauchte um seinem Schmerz ein weiteres Mal zu begegnen.
„Es ist besser wenn wir sie nicht verbinden, sodass Luft daran kommt und sie besser schließen.“
Es kam ihm beinahe tragisch vor wie gut er darüber bescheid wusste.
Auf seine Worte folgte erneutes Schweigen und der Kriegerprinz glaubte diesen schrecklichen Schrei immer noch irgendwo verhallen zu hören.
Man konnte nur allzu gut mit ansehen was in dem Prinzen vorging und so entschloss Caelvar, dass es jetzt besser war das Schweigen zu beenden.

„Sie musste dich verraten. Es war nicht ihre Schuld.“

Er hatte gedacht es würde ihm schwer fallen so über die offensichtlich grausame Königin von Hayll zu sprechen, doch das was er gehört, gesehen und erlebt hatte gab ihm ein anderes, vermutlich wahreres Bild von Timaris und seinen Worten die Überzeugung.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Darken » Mo 7. Nov 2022, 21:07

Als er die Stimme von Caelvar hörte, war er zunächst irritiert, dass jemand sprach bis er sich wieder des Kriegers am Feuer entsann. Minans Kopf ruckte zu ihm herum und aus silbrigen unendlich traurigen Augen sah er den Eyrier unbeweglich an.
"Sie musste dich verraten. Es war nicht ihre Schuld."
Minan wandte bei den Worten wieder den Blick ab und sah in die Nacht hinaus und dorthin wo das schwache Glimmen war, hin und her tänzelte wie ein lockendes Irrlicht. "Ja.. es ist immer meine Schuld...", sagte er leise und wischte sich die Tränen fort. In seinem Geist klirrte und splitterte der Schrei von Hexe, ließ seinen schmächtigen Körper erzittern. Dann erhob sich Minan abrupt und immer noch den Umhang fest um sich geschlungen, ging er mit traumwandlerischen unsicheren Schritten auf das Licht zu, nicht bewußt, dass er zur Hälfte wieder im Verzerrten Reich weilte. Seine nackten Füße berührten Moos, Blätter und kleine Zweige aber um ihn herum verblassten die wirkliche Welt und die Bäume wurden zu hohen schwarzen Speeren, die den Himmel ankratzten. Das Strahlen wurde heller und blendender, Minans Augen tränten wieder als er darauf zuhielt. In seinen Ohren hallten klare Chöre aus silbernen Stimmen wieder, die den Schrei überdeckten. Die Speere lichteten sich und gaben den Blick frei auf eine Lichtung, im Grauen Reich war es eine weite Ebene mit einer hohen Stufenpyramide auf dessen obersten Plattform ein Thorn stand.
Minans Schritte hielten taumelnd darauf zu. Sie hatte ihn verraten, er war nicht mehr gewollt, er hatte nichts mehr...
Aber hier bist du gewollt... komm... komm her zu mir... Die singenden Stimmen waren wie Sirenenchöre, auf und abschwellend wie Wellen, die an der Pyramide empor leckten. Minan setzte den Fuß auf die erste Stufe, den Kopf in den Nacken gelegt um die Entfernung bis ganz oben abzuschätzen.

In der wirklichen Welt war sein Körper bereits nach einigen Schritten in den Wald hinein zusammengesackt und nur noch eine leblose Hülle mit offenen milchigen Augen.
Komm... komm weiter... nimm was dir gehört... Der Ruf zehrte an ihm, er ging weiter hinauf, gelockt von all den Versprechungen. Nein, du darfst nicht, sie dürfen dich nicht finden, es ist nicht gut, flackerte kurz eine warnende Stimme in ihm auf. Noch während er ging schraubte sich die Pyramide weiter in die Höhe, wurde fast zu einem ewig währenden Turm. Minan schwebte einfach hinauf, getragen von seinen Schwingen, die Arme weit von sich gestreckt. Die Musik schwoll zu einem dramatischen Gesang an als sein Körper sich über die oberste Plattform erhob und er den Thron erkannte. Ein verschlungenes Gebilde aus nackten gräulichen Menschenleibern, Geister der Zerbrochenen in Form gepresst und die Zwischenräume mit glühendem Eisen ausgefüllt. Der Thron veränderte ständig, die Menschen streckten ihre Finger hinaus, pressten ihre Münder an das Eisen, das ihnen hineinfloß und sie von innen aushöhlte.
Der Thron war leer. Nur daneben stand eine Frau, eine Schwarze Witwe mit bodenlangen schwarzen Haaren, die in tausenden Zöpfen geflochten waren. In ihrem Haar hingen ebensoviele weiße Lotusblüten und ihre Haut hatte die Farbe von poliertem Meerschaum.
Minan schwebte näher heran und seine Füße berührten den Boden vor ihr. Die Frau mit einem jugendlichen Gesicht lächelte, in ihren zarten Fingern hielt sie eine leuchtend rote Lotusblüte wie einen Blutstropfen.
Endlich bist du hier... wir haben so lange nach dir gesucht... wir wollen dir so viel zeigen... Ihre Stimme hatte ein Echo, was sich im Sirenengesang verlor und darin vermengte.
"Warum habt ihr nach mir gesucht?" Minan blickte sie an.
Es gibt jemanden, der möchte dich gerne kennenlernen. Er hat viele von uns ausgeschickt, extra um dich zu suchen... ich bin Lenka. Sie hielt ihm die Blume entgegen. Nimm... sie wird der den Weg zu uns zeigen und wir können dich auch immer finden... wenn du bei uns bist, wird dir niemand mehr weh tun, es wird dir gut gehen und alle werden dich respektieren... Die junge Schwarze Witwe blickte zu dem Thron. Du bist nicht wie die anderen Zerbrochenen... du thronst über ihnen... du bist besser...
Die Blüte strahlte im verführerischen Rot. Minan lauschte jedoch auf den Gesang im Hintergrund und auch hier reagierte ein Teil von ihm darauf. Seine Augen begannen dunkel und rein wie schwarzes Perlmutt zu glänzen.
Sie darf uns nicht entdecken, sie darf uns nicht preisgeben. Und ich kenne Verführungen wenn ich sie sehe und ich werde ihnen nicht erliegen. Ich nicht. Der Tänzer lächelte schwungvoll.

Seine goldenen Augen glänzten vor Wollust, seine Lippen kräuselten sich verschlagen, er streckte die Arme nach ihr aus. In seinem Inneren fühlte er den Takt seines Herzens, eine übermächtige bestimmende Melodie.
"Komm her zu mir... komm..." Er drehte den Spieß einfach um, lockte nun die fremde Schwarze Witwe und trieb dabei wieder ein wenig tiefer, entfernte sich von ihr. Die Frau glaubte sich ihrer Beute sicher, kam auf ihn zu, er glitt tiefer, wartete bis sie näher kam.
Ich kenne einen Ort wo du viel Macht bekommen könntest. Malst du immer noch Bilder? Wir sind sehr an deinen Visionen interessiert, sagte sie ihm. Immer noch die Blume halten, folgte Lenka ihm, ihre schwarzen überlangen Haare wehten in einem Wind, der doch nicht da war. Die Pyramide im Hintergrund verblasste, verschwand hinter den grauen Nebeln. Minan schloss die Schwarze Witwe in seine Arme und blickte sie lächelnd an.
"Gleich... " Er zog sie mit sich in tiefere Schichten des Grauen Reiches, küsste sie dabei verheißungsvoll und kostete ihre Lippen während sie vollkommen in Trance aufstöhnte und sich dichter an ihn presste. Nun war er es, der Versprechungen gab und eine Versuchung darstellte, der die fremde Schwarze Witwe sogar weiter ins Verzerrte Reich folgte. Nur irgendwann regte sich noch ein Funken Widerstand in ihr, ihre Haut schimmerten wächsern.
Ich... kann dir.. nicht so weit folgen... komm mit zu mir...
Der Tänzer lächelte und die Wollust in seinen Augen strahlten auf sie über, seine Kleidung verschwand und ihre nackten Körper rieben sich aneinander. Die roten Blume zerfiel dazwischen und ihre weichen Blütenblätter trieben unbemerkt in den grauen Wogen davon.
"Nur noch ein Stück... und ich gebe dir alles was du dir jemals erhofft hast zu fühlen...." Er leckte so sanft über ihren Mund, dass sie erschauderte vor Erregung. "Alles...", lockte er und ihre Geister fielen in die tieferen Schichten des Reiches, das nur den Wahnsinnigen und Zerbrochenen vorbehalten war. Lenka lächelte in vollkommener Verzückung bis abrupt etwas in ihrem Blick zerbrach. Kurz darauf folgte ihr eigenes Erstaunen als sie merkte wie ihre Juwelen zerbrachen, dünn wie Glas, das unter zu heftigem Druck zersprang....
Minan ließ sie los und sie fiel weiter in die Tiefe, die Arme noch nach ihm ausgestreckt. Ihr Mund stand zu einem unhörbaren Schrei offen, ebenso wie ihre Augen weit aufgerissen waren. Dann verblasste ihr Geist immer weiter, verdorrte wie eine Blume ohne Licht und Wasser.
Die Musik verblasste und Minan stellte mit grausigem Entsetzen fest, dass er ganz bewußt einen Menschen zerbrochen hatte. Nein... er hatte nicht gewollt... nein...
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon NSC » Mo 7. Nov 2022, 21:08

Caelvar

Caelvar stutzte: „Du missverstehst. Du trägst keine Schuld.“
Er war überzeugt davon und sagte es auch so. Es war nur schwer zu verstehen wie Minan auf diesen Gedanken kommen konnte. Wollte er denn seine bloße Existenz dafür beschuldigen, dass all dies geschehen war.
Der Kriegerprinz hatte nicht mehr Zeit um dem nachzusinnen, denn Minan stand auf einmal auf und ging scheinbar ziellos in den Wald hinein.
Es tat ihm leid ihn so zu sehen und ahnte was in dem Jungen vorgehen musste. Es war wichtig, dass er jetzt acht auf ihn gab.
Langsam stand er auf und folgte Minan, wollte ihn jedoch nicht zu sehr bedrängen. Obwohl dies wahrscheinlich vergebliche Mühe war, denn an der Art wie der zerbrochene Prinz seine Schritte setzte war zu erkennen, dass er mit seinen Gedanken kaum noch in dieser Welt weilte.
Er folgte ihm schweigend in geringem Abstand, doch dann taumelte Minan schon nach wenigen Schritten und ging zu Boden. Schnellen war der Eyrier an seiner Seite und hob ihn von dem nassen Waldboden.
Erst einmal, gleichsam vorsichtig und energisch rief er Minans Namen, so als müsse er jemanden von weiter Ferne zu sich rufen, dann weis nur die Dunkelheit wie oft er noch an den leblosen Körper appellierte. In diesem Moment verfluchte er die Tatsache, dass er nicht wie eine Schwarze Witwe dazu in der Lage war ihn noch in den Abgründen des verzerrten Reiches zu rufen, denn als er den Blick des Prinzen erkannte, wusste er, dass er sich bereits wieder an diesem hoffnungslosen Ort befinden musste.
Er musste etwas tun können, denn welchen Sinn sollte all dies gehabt haben, wenn der Junge sich nun so einfach aufgab.

„Komm zurück!“ fluchte er mit wachsender Aufregung in der Stimme. „Du bist immer noch Eyrier, wir geben nicht so einfach auf.“

Es machte keinen Sinn. Immer noch geschah nichts, er musste es wagen. Langsam zog er die letzte Kraft aus seinem grünen Geburtsjuwel und drang in den Geist des Prinzen ein. Es war so leicht über die Schwelle zu treten, wenn der Geist einmal zerbrochen worden war. Doch gleichsam stieg mit jedem Schritt das Gefühl in einen Schmerz einzutauchen von dem es keinen Zweiten gab.
Waren das Schreie die er dort in der Ferne hörte...
Eine wage, unangenehme Erinnerung wurde von ihnen ausgelöst.
Als sich zu seinen Füßen dichte Nebelschwaden ausbreiteten wusste er, dass er nicht weitergehen konnte.
So rief er erneut in die Schatten und hoffte dieses mal gehört zu werden.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Darken » Mo 7. Nov 2022, 21:10

Er schwebte immer noch träge in dem Meer aus Gedankenlosigkeit, rote Blütenblätter trieben an ihm vorbei wie bunte Fische in einem stillen See. Aus sehr weiter Ferne spürte er dumpf die Anwesenheit von jemand anderen, doch es war nicht mehr als das flüchtige zarte Schlagen eines Flügels an seinem Geist. Die andere Schwarze Witwe war fort, ihr zerbrochener Geist verschluckt von dem Verzerrten Reich. Minan war allein mit sich selbst. Warum sollte er zurück? Wozu? Alles was ihn dort draußen erwartete waren Enttäuschungen und Schmerzen, er wollte das nicht mehr, er wollte gar nichts mehr.
In dem Moment stieg vor ihm eine Abbild seiner selbst auf, mit mächtigen schwarzen Schwingen und gehüllt in ein weißes Gewand was mit unzähligen Silberfäden durchwirkt war. Der Unzerbrochene deutete stumm in eine Richtung, dorthin wo er zurückkam. Minan schüttelte den Kopf, er wollte nicht, aber irgendetwas zerrte an ihm und dann spürte er wie er zurückfloss und in seinen Körper schlüpfte wie man ein Gewand anlegte. Er erzitterte und keuchte schmerzerfüllt auf, seine Augen rutschten so weit unter die Lider dass man kurzzeitig nur das Weiße davon sah.
"Lass mich! Nein!", schrie er auf, er wußte gar nicht weswegen, schlug instinktiv nach der Person, die ihn hielt und spürte den anderen in seinem Geist. Ohne es wirklich zu bemerken, setzte Minan plötzlich den Kontrollring an seinem Finger an. Es war nur ein kurzer dafür heftiger Impuls, doch dann hatte der zerbrochene Prinz sich losreißen können und kroch nackt davon, er wußte nichtmal in welche Richtung, nur fort. Dadurch, dass er nur einen Arm hatte, wirkte das davonkrabbeln noch unbeholfener und verletzlicher.

Dornen fügten ihm Kratzer an den Unterbeinen und der Hand zu, Minan begann wieder zu weinen, nicht wegen der Schmerzen, sondern weil es ihm alles viel zu viel war und er gerade eine Schwarze Witwe willentlich zerbrochen hatte. Nein.. es war nicht er gewesen, es war der Tänzer gewesen.
Sie hätten uns sonst entdeckt, sagte eine Stimme in ihm. Wir mußten es tun...
"Nein... ich wollte niemanden weh tun. Ich wollte sie nicht zerbrechen..." Er schluchzte auf und rollte sich am Fuße eines mächtigen Baumes zu einer kleinen Kugel zusammen, schlang zitternd den Arm um seine angezogenen Knie. "Vater...", wimmerte er leicht und dachte an die einzige Person, die ihm seiner Meinung nach noch geblieben war, aber sein Vater wußte gar nicht wo er war und Minan wußte es auch nicht.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon NSC » Mo 7. Nov 2022, 21:11

Caelvar

Der Schmerz ließ ihn aufschreien als er durch den Ring an seinem Hals durch seinen Körper pulsierte und Caelvar bäumte sich auf und Minan entwand sich seinen Händen. Der Impuls dauerte nicht lange an, doch das was dahinter gestanden hatte, hätte um ein Haar gereicht um ihn in seinem ebenfalls geschwächten Zustand niederzustrecken.
Für einen Moment sah der Kriegerprinz nur tanzende Licht vor seinen Augen. Als er schwer atmend wieder aufsah sah er Minan der sich wimmernd an einem der Bäume zusammengerollt hatte.
Einen langen Moment tat er nichts, sah ihn nur an, hörte ihm zu. Er verstand nicht wirklich von wem dem Prinz sprach, konnte nur entfernt ahnen worum es sich handeln konnte.
Dann stand er langsam auf, die Flügel eng an den Rücken gefaltet und auch sonst jedes Zeichen verhindernd das den jungen Eyrier weiter erschrecken könnte. Vorsichtig näherte er sich dem Prinzen, die silbernen Augen ruhig und verständnisvoll.
Er musste nicht wissen was in ihm vorging, nur respektieren was er nun brauchte.
Kurz hielt er inne und hob den Mantel auf den Minan verloren hatte.
Einen Moment sah er das Kleidungsstück in seinen Händen an, klopfte leicht den Schmutz davon und sah dann wieder zu Minan.

„Ich bin sicher du würdest niemandem Schaden, wenn du es nicht musst.“

Seine dunkle, ruhige Stimme warf ihm nichts vor und zwang ihn zu nichts.
Noch einen Schritt, dann hielt er erneut inne und ging in die Knie damit der Prinz ihm würde in die Augen sehen können. Ein letzter Schritt trennte sie beide noch.
Um sie herum brachte der Wind die Kronen der Bäume zum klingen, erinnerte an das Rauschen des Meeres. Und genauso erinnerte es sie daran, dass sie sich in einer kühlen Jahreszeit befanden die ungemütliche Nächte bereit hielt.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Darken » Mo 7. Nov 2022, 21:16

Minan merkte nur halb, dass Caelvar näher kam, er registrierte ihn erst jetzt so richtig und dass er den Kriegerprinzen verletzt hatte war ihm immer noch nicht wirklich klar. Mit geröteten Augen schaute er zu dem Eyrier als dieser in die Knie gegangen war und ihn anblickte, nicht feindselig sondern eher so als hätte er Verständnis. Nein, das war falsch, Minan verschloß sich sofort. Er konnte niemanden mehr trauen, auch nicht Caelvar. Der zerbrochene Prinz wußte ja nicht einmal so recht was passiert war, er erzitterte vor Kälte als ein nächtlicher Windhauch durch die Bäume fuhr. Erst jetzt nahm er die Umgebung bewußt wahr und auch, dass er nackt war. Minan presste sich noch enger zusammen.
"Warum... warum bin ich nackt?", fragte er leise, sein Blick verwirrt und hilflos. "Du sollst mich nicht anschauen!", fuhr er gleich darauf den Kriegerprinzen an. Minan kauerte sich dichter an den rauen Baumstamm. Caelvar sollte ihm nicht zu nahe kommen, Nähe war nicht gut, da wurde man nur verletzt. Der junge Prinz verhielt sich wieder so scheu und abweisend wie er es getan hatte bevor Timaris ihn befreit hatte. Es schien als hätte dieses eine Erlebnis alles, was er sich mühsam erarbeitet und aufgebaut hatte, wieder zerstört.

Er schwieg wieder, rührte sich nicht außer dass sein Körper vor Kälte zitterte. Minan hatte den Blick wieder abgewandt, er wollte nicht nachfragen, wo sie waren oder was passiert war und was nun passieren würde. Er hatte ja eh keinen Einfluß darauf, man würde ihn irgendwohin bringen und dann würde jemand neues mit ihm spielen bis er die Lust daran verloren hatte und Minan wieder woanders landete. Das war doch passiert oder? Timaris hatte sich alles für einen einzigen grausamen Schlag aufgehoben, sein Vertrauen und seine Hoffnung gefüttert, was er natürlich gierig aufgesogen hatte, und nun hatte sie ihm alles wieder entrissen und das Spiel war vorbei. Warum nur... warum tat es dann so weh?
Er biss sich auf die Lippen, um nicht schon wieder anzufangen zu weinen, dann biss er auch auf seine zur Faust geballten Hand, um Schluchzer zu dämpfen, die immer wieder seinen schmächtigen Körper durchschüttelten.
"Geh.. geh weg...", sagte er schwach zwischendurch, "Ich will nicht mehr... lass mich einfach hier..."
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon NSC » Mo 7. Nov 2022, 21:17

Caelvar

Einen Moment sah er Minan noch an während er sich bemühte den Schmerz dieses Jungen nicht zu sehr zu seinem eigenen werden zu lassen. Dann wandte er den Blick zum Boden und schloss die Augen, jedoch nicht aus Furcht oder gar Abscheu, sondern weil er dem Prinzen nicht noch mehr weh tun wollte.

So sah er zwar nicht wie Minan sich weiter quälte, spürte es dafür aber umso mehr. Auch wenn er ihm nicht diente war es für den Kriegerprinzen doch nicht unmöglich sehr genau zu ahnen was in dem anderen vorging.
Als Minan ihm sagte er solle gehen rührte Caelvar sich nicht, blieb einfach nur da wo er war. Dann legte sacht einen grünen Schild um Minan der ihn vor der Kälte schützen würde.
„Das kannst du nicht von mir verlangen.“ Stellte er fest und immer noch lag kein Vorwurf in seiner Stimme.
„Du solltest dich nicht quälen, denn du bist hier, weil man dir Hoffnung geben wollte.“

Wieder legte er eine Pause ein um sicher zu gehen, dass Minan ihm noch folgte.
„Die Wahrheit ist, dass du schon lange in Gefahr warst und Lady Tolarim wusste, dass sie dich nicht mehr schützen konnte.
Deshalb täuschte sie heute deinen Tod vor, nicht weil sie dich benuten wollte wie alle zuvor, sondern um dich zu retten, denn einen Toten sucht keiner mehr.“
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Darken » Mo 7. Nov 2022, 21:18

Die Kälte nahm mit einem Male ab und Minan bemerkte es zunächst kaum, nur dass er aufhörte zu zittern, trotzdem fühlte er sich bloß und schutzlos. Als hätte man ihn vom wärmenden Feuer hinaus in die Kälte verstoßen. Tief und beruhigend war wenigstens die Stimme des Eyriers in seiner Nähe und der ihm sagte, er könnte ihn nicht alleine lassen und er solle sich nicht quälen, denn er wäre hier, weil man ihm Hoffnung geben wollte. Bei den Worten hob Minan den Kopf und sah den Kriegerprinzen an.
"Hoffnung? Welche Hoffnung? Das gibt es nicht mehr...", erwiderte er bitter, "Sie hat sie mir weggenommen..."
Und dann begann Caelvar zu erklären warum Timaris so gehandelt hatte wie sie es getan hatte. Nur um ihn zu schützen und sie hätten seinen Tod vorgetäuscht, da man einen Toten ja nicht suchte. Minan hörte auf zu weinen und wischte sich die Tränen fort.

"Dann bin ich jetzt also ein lebender Toter... und was machen die so?", fragte er bitter. "Was soll das alles? Warum sind wir hier?" Er hatte eigentlich vorgehabt nichts mehr zu fragen, einfach hier zu liegen und zu warten bis jemand anderer entschied was getan werden sollte, doch auch jetzt noch glomm jener Überlebenswille wie eine Flamme in ihm. Minan lehnte sich gegen den Baumstamm und schloss die Augen. Konnte Caelvar recht haben? Warum tat Timaris das? Hätte es keine andere Lösung gegeben? Hätte sie ihn nicht einfach fortschicken können? Es tat immer noch weh und er wußte nicht wie er sich von diesem Schlag je wieder erholen sollte. Er fühlte keine Hoffnung, er fühlte nur Mutlosigkeit und Einsamkeit.
"Ich will nicht mehr hoffen... dann wird man nur enttäuscht", sagte er leiser.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon NSC » Mo 7. Nov 2022, 21:18

Caelvar

Wenn du weiterleben willst musst du hoffen.“
In den Trost und die Ruhe die seine Worte bisher spenden wollten mischte sich ein Hauch von Wut., denn langsam verärgerte es den sonst so besonnenen Eyrier wie Minan sich in seinem Selbstmitleid verkroch.
„Vergiss nicht was andere bis heute auf sich genommen haben damit du lebst. Du solltest aufhören dem Leben Vorwürfe zu machen und stattdessen froh sein...“
Der Kriegerprinz hob den Blick und in seinen silbernen Augen glomm ein sachtes, kaltes Feuer das der Dunkelheit der Nacht spottete.
„ ... dass du es noch hast.“

Hatte nicht sogar Timaris etwas riskiert als sie ihn aus Talians Folter befreite, oder mit diesem Spiel unter dem sie schließlich selbst gelitten hatte und das nur damit er lebte. Die ach so grausame Königin von Hayll hatte riskiert den Zorn jener Feinde die Caelvar immer noch nicht kannte auf sich selbst zu ziehen, sollte jemals heraus kommen was wirklich an diesem Abend geschehen war.
Und letztendlich hatte er selbst sich den Ring um seinen Hals nur aufzwingen lassen, weil er geglaubt hatte, dass diese Aufgabe einem Leben auf der Flucht vorzuziehen war...

„Auch ich habe viel verloren. Meinen Lehrer und Vater, Kameraden, Freunde, Geliebte...
Menschen die mir etwas bedeuteten und die nicht weniger litten als du bevor sie in der Dunkelheit vergingen. All ihre Schmerzen waren auch meine gewesen und jeder von ihnen wäre glücklich gewesen die Chance erhalten zu haben die dir heute gewährt worden ist.“
Sein altes Leben, seinen ganzen Stolz hatte er aufgegeben nur um einem gebrochenen Prinzen wieder Hoffnung zu geben.
„Du willst also nicht mehr hoffen?!
Dann kannst du gleich hier liegen bleiben und darauf warten, dass dein ersehnter Tod zu dir kommt. Ich will niemanden schützen oder gar sterben für jemanden der die Opfer die ihm gebracht wurden einfach wegwirft.“

Entschlossen stand er auf. Seine großen Schwingen weiteten sich kurz und bedrohlich mit dem Wind und warfen einen langen Schatten auf die Gestalt des Prinzen. Dann überwand er den die letzten Schritte die sie trennten und ging direkt vor Minan wieder in die Knie um ihm in die Augen sehen zu können.
„Wir alle haben bereits für dich gehofft. Willst du uns denn enttäuschen?“
Mit diesen Worten hielt er Minan den Umhang entgegen, darauf wartend, dass dieser ihn wieder an sich nahm.
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Darken » Mo 7. Nov 2022, 21:23

Caelvar sagte ihm, wenn er weiterleben wolle, müsse er hoffen. Für was denn? Dass diese seine Geschichte irgendwann doch noch ein glückliches Ende nahm? Bisher war er nach seinem Empfinden nur hin und hergeschubst worden, ein Spielball von Menschen, die viel mächtiger und stärker waren als er und er unfähig dagegen sich zu wehren. Unzählige Leute schienen auf seinen Körper und seinen Geist einzuschlagen, wieder und wieder und Minan hatte gerade einfach nicht mehr die Kraft dem zu widerstehen. Er war immer noch dabei irgendwie den Schock und den Schmerz zu verarbeiten den Timaris ihm so brutal zugefügt hatte. War es ihm da zu verdenken, dass er sich am liebsten irgendwo einigeln und verkriechen wollte? Der Eyrier sprach weiter eindringlich auf ihn ein und seine Stimme hatte einen fast anklagenden Tonfall. Er sollte froh sein, dass er noch lebte...
"Was ist denn mein Leben?", fragte Minan leise, mehr in die Dunkelheit des Waldes gerichtet als irgendwohin. "Nur der Klang und der Nachhall von dem was hätte sein können.... nur ein Schatten...", flüsterte er. Der zerbrochene Prinz schwieg wieder und hörte nur wie die Worte des Kriegerprinzen an ihm vorbeiströmten, von seinen Verlusten sprach und dass diese verlorenen Menschen glücklich gewesen wären so eine Chance zu erhalten, die Minan vergönnt gewesen wäre. Was für eine Chance?

"Ich kann mir keinen so elenden Menschen vorstellen, der glücklich wäre mein Leben zu haben..." Aber allein der Gedanke an so einen Menschen der noch ärmer dran war als er selbst, tat ihm in der Seele weh. Caelvar sprach so leichthin vom Hoffen und Leben, doch für Minan bedeutete es ein immenser Akt von Willensanstrengung, die sein zerrütteter Geist gerade nicht aufbringen konnte. Timaris hatte ihn verstoßen, mit ihm gespielt und nun war er hier in einem Nirgendwo und wußte nicht was er überhaupt noch tun sollte. Warum hatte sie das getan?
Caelvar erhob sich und Minan erwartete nun schon halb, dass der Eyrier seinen Worten Taten folgen ließ und ihn hier einfach alleine ließ, doch selbst bei diesem Gedanken rührte sich der junge Prinz nicht ein bißchen, er blieb einfach zusammengekauert an dem mächtigen Baumstamm liegen.
Dann aber sank Caelvar in die Knie und war Minan näher als zuvor, blickte ihn unverwandt an. Er hätte am liebsten den Blick abgewandt, doch er konnte nicht. Seine eigenen Augen waren matt und glanzlos.
"Wir alle haben bereits für dich gehofft. Willst du uns denn enttäuschen?", fragte der Kriegerprinz ihn und hielt ihm dann den Mantel entgegen. Minan starrte ihn nur an.
"Meine Mutter fand auch, ich wäre eine einzige Enttäuschung und Timaris denkt anscheinend auch so. Ich weiß nicht wie ihr da Hoffnungen in mich setzen könnt... und was für Hoffnungen? Ich hab doch schon alles getan was man von mir wollte... ich war ein artiges Spielzeug..." Minan besaß sich seine schwarz lackierten Finger wie als läge dort eine Antwort verborgen. "Und du erwartest auch etwas von mir... Lass mich doch einfach hier liegen, geh doch einfach... was hält dich hier? Was erhoffst du was ich tue?"
Der Prinz nahm den Mantel entgegen, aber nur um ihn über sich zu legen wie eine Decke. Er machte keine Anstalten aufzustehen oder sich jemals hier aus eigener Kraft wegzubewegen. Minan wußte nicht wozu das alles. Man hatte mit ihm hemmungslos gespielt und nun hatte man ihn weggeworfen wie Abfall, sein Reiz war offensichtlich dahin. Er wußte nicht warum Caelvar sich noch mit ihm abplagte. Und das Verzerrte Reich lockte wieder wie ein weißer todesähnlicher Schlaf, so als ob man im Schnee einschlief und nie mehr aufwachte.... Minan schloss die Augen, er wollte alles nicht mehr sehen, er wollte nur noch hier liegen.

Aber es gab noch einen in seinem zersplitterten Geist, der sich damit nicht zufrieden gab und in dem eine heiß glühende Flamme der Rache loderte. In dem Moment setzte sich der Andere auf, schlang wortlos den Mantel um sich und erhob sich geschmeidig, um zwischen den Baumstämmen das Flackern des etwas entfernten Lagerfeuers zu erkennen und darauf zuzuhalten. Rache... Rache... ein Gefühl wie ein scharfes Schwert das durch seine Gedanken schnitt und ihn nicht losließ. Darken entdeckte die Kleidung, die für ihn dort am Rande des Feuers bereit lag und so zog er die Unterwäsche und dann auch die Hose, die Tunika und darüber noch den Mantel an. Dann streifte er sich die Stiefel über, wobei das Anziehen langsamer ging mit nur einer Hand, zudem war sie noch klamm und steif von der Kälte. Er ballte sie mehrmals zur Faust und wärmte diese dann am Feuer.
Der Prinz wandte den Kopf um zu Caelvar. "Hast du noch mehr von meinen Sachen dabei?", fragte er nach und dachte vor allem an seinen Degen, "Da du ja anscheinend von Anfang an von Timaris Plan gewußt hast.... und es ja während meines gesamten Geburtstages nie für nötig befunden hast auch nur ein Wort darüber zu verlieren..." Er blickte den Kriegerprinzen finster an. "Wofür?! Damit ich besonders überzeugend schreie? Damit ich noch ein besseres Schauspiel abliefere?"
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon NSC » Mo 7. Nov 2022, 21:23

Caelvar

Wortlos sah der Kriegerprinz zu wie Minan den Mantel entgegen nahm und ihn halbherzig um sich schlang. Viele Worte gingen ihm durch den Kopf die dem jungen Prinzen helfen sollten wieder Mut zu fassen, ihm einen Grund aufzeigen sollte wofür es sich noch lohnte zu leben. Doch während er Minan so ansah fiel es ihm schwer daran zu glauben, dass sie ihn noch erreichten.
Dann, noch ehe er es sich versah, so plötzlich wie ein Blitz der den Himmel teilte war etwas mit Minan geschehen, und als er dann aufstand und elegant wie ein Schatten zum Feuer ging wusste Caelvar bereits, dass nicht mehr der Selbe zu ihm sprach.
Er erhob sich ebenfalls und sein Blick folgte aufmerksam und ernst der Gestalt des Prinzen die nun eine seltsam dunklere Aura zu umgeben schien.
Ebenso hörte er den Vorwürfen des Prinzen zu, antwortete aber nicht sofort.
Langsamen Schrittes trat er auf die kleine Lichtung zurück, den Blick dabei nicht von Darken abwendend, direkt an ihm vorbei bis er ihm gegenüber am Feuer stand.

„Ich wollte, dass du glücklich bist.“ antwortete der Kriegerprinz in seiner bekannten Ruhe die nicht verriet was er dachte.
Mit diesen Worten ließ er ein Kästchen erscheinen von dem er zu wissen glaubte, dass es eines von den Dingen sein könnte die Darken wichtig sein könnten und hielt es ihm entgegen. Was darin war wusste er nicht. Timaris hatte es verschlossen ausgehändigt und er hatte nicht versucht es zu öffnen. Die Frage war ob Darken einen Schlüssel dazu besaß. Ansonsten würde es auch ohne ihn einen Weg geben es hier zu öffnen, wenn er es denn wollte.
„Aber ja, auch deswegen. Viel hing davon ab. Möchtest du denn gar nicht wissen warum wir hier sind?“
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon Darken » Mo 7. Nov 2022, 21:24

Darken lachte abgehackt auf, als Caelvar gar behauptete, er hatte gewollt, dass Minan glücklich werde. "Dann hast dus irgendwie falsch angestellt." Er glaubte ihm kein einziges Wort, doch der Andere hatte schon immer viel Mißtrauen besessen. Es war sicherer... man wurde nicht so oft enttäuscht und verletzt. Wenn er das schlimmste von anderen erwartete, konnte er nicht enttäuscht werden. Darken hatte auch immer Minan vor Timaris gewarnt und dass sie ihn irgendwann doch verraten würde, aber er hatte ja nicht hören wollen. Und nun mußte Darken mal wieder dafür sorgen, dass sie mit dieser neuen, fremden Situation zurecht kamen. Aber diesesmal würde er sich nichts von irgendjemanden sagen lassen. Er blickte mit einem Lächeln auf den Ring an seiner Hand. Der Hund sollte es nur wagen ihm zu nahe zu kommen.
Als Caelvar ein Kästchen erscheinen ließ und ihm hinhielt, näherte sich der andere Prinz nur zögerlich. Kritisch blickte er den Eyrier an. "Was ist da drin?" Irgendwie spürte er eine bekannte und so vertraute Schwingung, jedoch nur sehr schwach. Minan nahm das Kästchen nicht entgegen.

Der Kriegerprinz fragte ihn, ob er nicht wissen wollte, warum sie hier waren. Der Andere zuckte mit den Schultern.
"Sieht so aus als wäre ich auf dem Müll gelandet. Oder hast du die Aufgabe mich zu meiner neuen Herrin zu bringen?", versetzte er und deutete dann mit seiner Hand auf Caelvar. "Aber ich rate dir, es besser nicht zu versuchen. Du trägst immer noch den Ring des Gehorsams. Und glaube bloß nicht, ich vergesse die Rolle, die du in Timaris kleiner Aufführung gespielt hast. Du bist nicht besser als alle anderen."
Dann machte der Prinz ein paar Schritte rückwärts weiter aus dem Lichtschein des Lagerfeuers hinaus. "Ich habe es satt, dass mir alle immer Vorschriften machen. Dieses Mal nicht mehr. Ich gehe jetzt dorthin wo ich will." Er lächelte dunkel. Und dann übe ich Rache an der Königin von Hayll...
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Re: Der 17. Geburtstag

Beitragvon NSC » Mo 7. Nov 2022, 21:25

Caelvar

„Ich habe alles getan so gut ich es konnte damit es dir gut ging.“ antwortete der Kriegerprinz auf eine Art die nicht verriet ob es ihn interessierte was Darken von ihm dachte oder nicht.
Es klang offen und für Caelvar war es die Wahrheit. Ganz gleich was er nun von ihm halten mochte, an diesem Tag hatte er den Prinzen öfter Lächeln sehen als in der gesamten Zeit davor.
Mit kühler Abscheu sah er auf den Ring an Darkens Hand herab als dieser sie gegen ihn drohend gegen ihn erhob, fuhr dann jedoch unbeirrt fort:
„Nimm es. Es gehört dir.“
Mit Nachdruck hielt er es dem zerbrochenen Prinzen erneut entgegen. Doch dieser war bereits dabei sich von ihm abzuwenden, die Gedanken bereits seiner Rache verschrieben. Er kannte diesen Blick und konnte beinahe zusehen wie sie das Licht aus seinen Augen brannte.

„Es ist nicht wichtig was du von mir hältst. Nur, dass ich dich hier weg bringe. Danach steht es dir frei zu tun und zu lassen was dir gefällt. Unser Ziel ist das Reich der Dea al Mon. Dort hat man bereits deine restliche Habe hingeschickt. Du weist selber, dass es unter Königin Eoshan Sitara keine Sklaven gibt.“
Sein Blick wurde nun angespannter. Er würde Minan hier nicht einfach gehen lassen können. Das war er nicht nur ihm schuldig.
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