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Der verlorene Sohn





Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Darken » So 8. Jan 2023, 19:19

Der Haushofmeister hatte sich neben ihn gesetzt, massierte auch leicht seine Schulter, doch im Moment konnte Minan das annehmen und es half sogar ein bißchen, dass er sich beruhigte und langsam aufhörte zu weinen. Als er sich bei Pyratres bedankte, lächelte ihn dieser an, meinte, der Prinz würde keine Probleme bereiten und es täte ihm auch leid, dass er seinen Vater hatte nicht einlassen dürfen.
"Ja, ich hoffe, er kann bald wiederkommen", gab Minan zu, "Aber hier ist es auch schön", versicherte er rasch, "Der schönste Ort, den ich kenne. Außer es ist nachts und so dunkel und man hört Wolfsgeheul...", räumte der junge Prinz ein, schließlich hatte er Angst vor Wölfen. Sich die letzten Tränen fortwischend, blickte er zu dem Dea al Mon, versuchte sich zusammenzureißen. Nur als Pyratres ihn knuffte, schreckte er wieder etwas zusammen, fing sich jedoch rasch. Verwirrt sah er den Kriegerprinz mit großen noch von Tränen glänzenden Augen an.
"Wen meinst du denn mit dem pedantischen und überfürsorglichen Onkel?", fragte er ahnungslos nach und begriff das noch nicht so ganz. Auch war er sich nicht so ganz sicher was genau ein Onkel war. Mittlerweile wußte er, dass es Geschwister gab und auch Großeltern, obwohl er seine nie kennengelernt hatte, aber wie genau eine Familie war... davon hatte er keine Ahnung. Obwohl er es so gerne kennenlernen würde und Eoshan gab ihm dazu die Gelegenheit. So fühlte er sich Stück für Stück nicht mehr so wie ein Außenseiter, sondern wirklich wie jemand, der dazu gehörte. Selbst wenn er kein Dea al Mon war.

Da umarmte ihn Pyratres plötzlich und Minan versteifte sich unwillkürlich. Zum Glück war es schnell vorbei, etwas verwirrt blickte er den viel älteren Mann an. Was war denn das jetzt gewesen? Er hatte das Bedürfnis fortzurutschen, blieb aber sitzen wo er war. Dann sagte der Kriegerprinz ihm noch, er wäre ein sehr tapferer junger Mann.
"Danke..", murmelte Minan verlegen, "Aber ich fühle mich meist nicht so. Ich hab vor so vielen Sachen Angst, selbst vor einer Umarmung. Wie kann man da tapfer sein?" Er schüttelte bitter den Kopf und seine Augen wirkten für eine Weile viel älter als seine äußere zierliche Erscheinung.
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von Anzeige » So 8. Jan 2023, 19:19

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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » So 8. Jan 2023, 19:20

Es freute Pyratres ja schon, dass Minan Dea al Mon als den schönsten Ort bezeichnete, den er kannte. Einerseits weil er es dem Jungen gönnte, an einem Ort zu sein, an dem er sich wohl fühlte. Andererseits aber auch weil es ja seine eigene Heimat war und er sich schon geschmeichelt fühlte, dass Minan sie als wunderschön bezeichnete.
"Du magst keine Dunkelheit?" fragte er sanft nach. "Aber vollkommen dunkel ist es hier doch nie. Man muss nur den Blick dafür finden. Und Wölfe magst du auch nicht und ihren schönen Gesang? Wieso denn das? Sie tun dir doch hier in der Stadt nichts."

Dann sah er Minan aber richtig überrascht an, als er fragte, wen er denn mit dem pedantischen und überfürsorglichen Onkel meinte. "Hat Eoshan dir den nicht gesagt, wen du alles zur Familie hinzu bekommen hast?" fragte er verblüfft. "Gut, ich bin zwar genau wie du nicht Blutsverwandt mit Eoshan, doch irgendwie bin ich ihr Onkel geworden und sie hat mich adoptiert und in ihre Familie aufgenommen. Dabei war sie damals noch ein ganz kleines Mädchen. Doch instinktiv hat sie gespürt, wie sehr ihr das gebraucht habe. Und jetzt freue ich mich um so mehr, neben einer Nichte auch einen Neffen zu haben, die ich lieben und auf sie aufpassen kann. Allerdings müssen wir uns wohl erst noch ein wenig besser kennen lernen."

Seine kleine Umarmung schien schon zuviel für Minan gewesen zu sein. Pyratres spürte, wie dieser sich unwillkürlich versteifte und ihn dann etwas verwirrt ansah. Sofort nahm er seine Hände wieder zurück.
"Du hast Angst vor einer Umarmung? Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht ängstigen. Aber natürlich kann man tapfer sein, wenn man vor vielen Dingen Angst hat. Dann sogar ganz besonders." Er erwiderte aufrichtig den Blick von Minan und für einen Moment fühlte er sich als der Jüngere von ihnen beiden. "Ich meine, diese Ängste sind doch bestimmt nicht angenehm und leicht für dich zu ertragen. Dennoch hälst du durch und machst weiter, kämpfst darum, dass sie dich nicht beherrschen. Das ist in meinen Augen sehr tapfer."
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Darken » So 8. Jan 2023, 19:21

Auch wenn die Nachfragen von Pyratres an sich harmlos gewesen wären, so rührten sie doch an Minans Vergangenheit und so gerne redete er nicht darüber, vor allem wo er den Kriegerprinz noch nicht so genau kannte. Er schüttelte etwas den Kopf. "Eigentlich kann ich im Dunkeln sehr gut sehen...", meinte er ehe er leiser noch etwas hinzufügte, "Vielleicht liegt das daran, dass ich so lange in ihr gelebt habe. Und nein, Wölfe mag ich nicht, sie machen mir Angst und ich mag auch ihr Heulen nicht." Selbst wenn er schon oft gehört hatte, wie die Dea al Mon es als schönen Gesang bezeichneten. Minan erschauderte leicht. "Ich weiß ja auch, dass sie nicht zur Stadt kommen, aber die Angst ist trotzdem da, weil..." Er schluckte, nagte an seiner Unterlippe, redete aber nicht weiter. Sein Blick glitt über die Bäume, die sie umstanden. Jetzt hier hatte er keine Angst, es war friedlich und die Nähe der Bäume, ihre Schwingungen wie die Herzschläge eines sehr langsamen Lebewesens, beruhigten ihn ungemein.

Er war trotzdem erleichtert als Pyratres erstmal das Thema wechselte, ihm begann zu erklären wer alles zu Eoshans Familie gehörte und dass er gewissermaßen ihr Onkel wäre, wenn auch nicht vom Blute her. "Ich kenne bisher nur ihre Großmutter..", gab er zu. Aufmerksam hörte Minan zu wie der Haushofmeister erklärte und etwas von Nichten und Neffen sagte, mehr verunsicherte ihn aber wie Pyratres 'lieben' und 'aufpassen' erwähnte.
"Und so ein Neffe bin ich? Was bedeutet das?", fragte zögerlich nach, offenbarte damit auch, dass er diese Verwandschaftsverhältnisse nicht wirklich kannte. "Was... was meinst du mit ähm lieben und aufpassen?", traute er sich zu fragen. Hoffentlich nicht das was Minan im ersten Moment befürchtet hatte, doch er sagte sich immer wieder, dass Eoshans Familie, seine Familie hier, nicht so war und ihm nichts passieren würde. Besonders als Pyratres sich sogar für die Umarmung entschuldigte und gleich seine Hände fortzog. Minan entspannte sich wieder.
"Nein, nicht vor der Umarmung... nur dass danach noch mehr passieren könnte", gab er zu, "Es tut mir leid, das ist nicht wegen dir, ich will dir nichts unterstellen." Der Kriegerprinz kam ihm doch nett vor und selbst Darken würde das allmählich einsehen müssen, auch trotz des Kampfes von vorhin."U-und wenn ich jemanden länger kenne, kann ich ihn auch umarmen. Ohne dass ich gleich an etwas anderes denke. Es ist schwer das alles zu ändern, aber ich versuchs." Er seufzte und streckte seine Hand aus, woraufhin ein Schmetterling angeflogen kam und sich gleich auf die Handfläche setzte, seine schillernden Flügel sonnte.
"Hast du denn auch eine andere Familie?", fragte Minan, etwas neugierig geworden. "Also Kinder, die von deinem Blut sind... oder eine Gefährtin oder einen Gefährten", fügte er hinzu. Pyratres hatte ja gesagt, dass sie sich näher kennenlernen müßten.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » So 8. Jan 2023, 19:21

Es offenbarte sich, wie wenig Minan über das alltägliche Leben wusste. Kannte er doch noch nicht einmal die Bezeichnungen Neffe und Onkel und das stimmte den Kriegerprinzen sehr traurig. Gleichzeitig machte es ihn auch wütend und er hätte am liebsten die dafür verantwortlichen Köpfe dafür eingeschlagen. Doch er blieb ruhig, um den Jungen nicht noch mehr zu erschrecken.
"Ja, du bist so ein Neffe und Eoshan ist meine Nichte", erklärte er freundlich. "Normalerweise, also wenn wir blutsverwandte wären, dann wäre ich der Bruder deiner Mutter oder deines Vaters. Und wäre ich eine Frau, dann wäre ich deine Tante. Tanten und Onkels sind dazu da, dass sie die Kinder ihrer Schwestern oder Brüder etwas verwöhnen, ihnen ab und zu eine Süssigkeit zustecken und mit ihnen schöne Dinge unternehmen. Manchmal passen sie auch auf die Kinder auf, wenn die Eltern mal etwas Zeit für sich haben wollen und helfen bei der Erziehung."
Das war etwas schwer zu erklären. So etwas musste man einfach erleben, um es wirklich zu verstehen. Doch Pyratres hoffte, dass er trotzdem etwas Licht in die Dunkelheit hatte bringen können. Allerdings war die nächste Frage noch schwerer zu beantworten. Durch Minans Tonfall befürchtete er, dass die Antwort sehr entscheidend war. Und nachdem er nochmals darüber nachgedacht hatte, bemerkte er auch, wie Minan das falsch verstehen könnte bei seiner Vergangenheit.
"Mit lieben meine ich, dass man seine Familienmitglieder einfach gern hat. Selbst wenn man sie streitet. Sie sind dir wichtig und du willst, dass ihnen nichts geschieht. Denk nach, was du für Eoshan empfindest, dann weisst du was ich mit lieben meine. Du wirst feststellen, dass das eine ganz andere Liebe ist, als die zwischen Gefährten. Doch es ist ebenfalls ein sehr starkes und inniges geistiges Band.
Und aufpassen. Kleine Kinder langen gerne ins Feuer, weil es so hübsch aussieht, essen gerne giftige Beeren, weil sie so schön glänzen, krabbeln gerne bis an die Astspitzen hinaus, wo er zu schwach ist, um sie zu tragen, weil sie dort ein Vogelnest mit niedlichen Kücken entdeckt haben. Da du nicht willst, dass ihnen etwas geschieht, passt du eben auf sie auf, um sie vor Gefahren zu schützen. Wobei kleine Kinder ungemein schnell, wenig und phantasiereich sein können, wenn es darum geht sich in irgend eine Gefahr zu bringen.
Wenn sie älter werden, werden sie meist vernünftiger und lernen auf sich selber aufzupassen. Doch auch die Gefahren ändern sich. Wie zum Beispiel wenn Eoshan nach Askavi geht, um sich da mit Lady Angelo zu unterhalten. Da möchte ich sie auch beschützen, damit ihr nichts passiert. Nicht dass die eyrische Königin ihr etwas tun würde, aber auf dem Weg dorthin kann so allerlei geschehen.
Manchmal gibt es auch gar nichts zu beschützen, da keine Gefahr lauern. Dann ist man als Onkel eben einfach nur da. Doch das ist auch ein ganz wichtiger Part. Denn so kann sich Eoshan sicher und geborgen fühlen und weiss, dass sie jemanden zum Reden hat, wenn sie traurig oder sie etwas beschäftigt.
Und jetzt gilt das natürlich auch für dich. Aber ich weiss, dass wir uns noch nicht so gut kennen und wir das Vertrauen zueinander erst aufbauen müssen. Wenn man in eine Familie hineingeboren wird, ist das ganz von alleine da. Wenn man sich eine Familie zusammensucht, muss es erst noch wachsen.
Wie du das mit dem Umarmen gesagt hast. Du kennst mich noch nicht so gut und weisst nicht, was noch passieren könnte. Aber mit der Zeit wirst du merken, dass ich nichts in die Richtung von dir will. Und bis dahin werde ich einfach darauf warten, dass du mich umarmst, wenn du es möchtest. Vorhin wollte ich dich nur trösten. Eoshan hat das immer sehr geholfen, aber du bist ja natürlich nicht sie. Sondern ein eigener Mensch mit eigenen Gefühlen und Wünschen und das ist auch ganz gut so. Aber Minan, Familienmitglieder wollen sowieso nie mehr voneinander. Zwischen denen herrscht keine Sexualität."

Das war ein wirklich schweres Gespräch. Besonders, dass er dabei ruhig bleiben sollte, wenn Minan annahm, dass ihm wieder weh getan würde. Der Kriegerprinz fühlte sich nicht beleidigt, dass so etwas von ihm vermutet wurde. Wusste er ja, was man dem Prinzen angetan hatte. Nein, die Tatsache, dass Minan so etwas wegen seinen Erfahrungen befürchtete, machte ihn rasend.
"Nein", antwortete er etwas traurig auf Minans Frage nach Blutsverwandten. "Das habe ich nicht." Nicht mehr. Doch er sprach nicht gerne darüber und die, die darüber Bescheid wussten, waren tot. Bis auf Talyn. "Ich habe aber noch Eltern und eine Tante. Geschwister habe ich keine. Eine Gefährtin habe ich zur Zeit auch nicht und an Männern bin ich nicht interessiert. Also habe ich auch keinen Gefährten." Er zögerte kurz, wusste nicht so richtig ob er das sagen sollte. Andererseits wussten das eh fast alle an diesem Hofe und da war es nicht fair, dies seinem Neffen zu verheimlichen. Auch wenn es seltsam war, mit ihm darüber zu reden. "Lady Talyn war eine Zeit lang meine Gefährtin. Doch das ist schon sehr lange her. Noch bevor Eoshan geboren wurde. Ich habs dir auch nur gesagt, weil es viele Wissen und damit du über deine Verwanschaft etwas bescheid weisst. Aber ich habe mitbekommen, dass du einen Gefährten hast", wechselte er rasch das Thema und schob den Ball wieder zu Minan zurück.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Darken » So 8. Jan 2023, 19:23

Pyratres setzte an ihm zu erklären was Neffen und Nichten waren, Tanten und Onkeln. Der Prinz versuchte sich dies alles zu merken, nur bei der Erwähnung von Süßigkeiten verzog er leicht das Gesicht. "Ich mag aber gar keine Süßigkeiten", traute er sich zu erwidern. Nicht, dass Pyratres ihm nun dauernd Süßigkeiten schenkte und er die essen müßte. Aber das wäre noch ein kleines Übel mit dem er leben könnte, sagte er sich. Es fielen noch mehr Wörter mit denen Minan etwas anderes verband und jedesmal seine Augen etwas leerer wurden. "Erziehung?" Das war so eines der Wörter, er wollte bestimmt nicht, dass der Kriegerprinz bei seiner "Erziehung" half. Oder wie meinte er das? Er meinte es bestimmt nicht so böse und gemein wie der Prinz es sich dachte, versuchte er sich selbst zu beruhigen. Zu seiner Erleichterung begann Pyratres aber einiges davon zu erklären und auch was er mit Lieben und Aufpassen gemeint hatte. Der Dea al Mon verglich dies mit der Liebe, die Minan zu seiner Schwester empfand und der zerbrochene Prinz nickte nachdenklich.
"Ich glaube, ich weiß was du meinst...", warf er ein. Dann war das vielleicht alles gar nicht so schlimm, etwas von seiner Anspannung fiel von ihm ab. Es war nur ein bißchen ungewohnt, weil er Pyratres noch nicht so sehr konnte und dementsprechend zurückhaltender und vorsichtiger war. Der Kriegerprinz erklärte auch das mit dem Aufpassen und dass das unabhängig vom Alter war, sich nur die Gefahren ändern würden.

"Also dann würdest du aufpassen, dass mir keine Wölfe zu nahe kommen?", fragte er nach im Versuch das zu verstehen, legte den Kopf leicht schief und blickte Pyratres an. Der Schmetterling auf Minans Hand krabbelte weiter. Der Dea al Mon bestätigte, dass sie sich erst kennenlernen müßten, um Vertrauen aufzubauen, wenn man in eine Familie hineingeboren wäre, wäre es von Anfang an da.
"Ich bin in keine Familie hinein geboren worden", erwiderte Minan, zuckte mit den Schultern. Er wollte ja auch vertrauen können und es fiel ihm zum Teil leichter als Darken, der noch viel mißtrauischer und schwerer zu erreichen war. Pyratres beruhigte ihn, dass er wirklich nichts in diese eine Richtung von ihm wollte, ihn nur hatte trösten wollen, zwischen Familienmitgliedern gäbe es keine Sexualität. "Jetzt weiß ich das auch...", flüsterte er traurig.
Er war froh, dass sie dann erstmal nicht mehr über seine Familie sprachen, sondern Pyratres etwas von seiner erzählte, aber verneinte, dass er eine Familie hätte, wobei er genauso traurig klang. Nur verstand er nicht warum der Kriegerprinz hinzufügte, er hätte noch Eltern und eine Tante. Dann hatte er ja doch eine Familie. Oder hatte er eigene Kinder gemeint? Vielleicht wollte er ja eine eigene Familie gründen und war traurig, dass er es noch nicht getan hatte. Minan blickte den Dea al Mon nachdenklich an. Nein... er ist wegen etwas anderem traurig, spürte er als Schwarze Witwe. Jetzt hätte der Prinz vielleicht auch gerne seinen neuen Onkel getröstet, doch er traute sich noch nicht so recht.
Da redete Pyratres schon weiter, dass er keine Gefährtin hätte und an Männern nicht interessiert wäre. Minan erfuhr auch noch, dass der Haushofmeister einst mit Lady Talyn zusammen gewesen wäre. Etwas erstaunt blickte er ihn an. "Seid ihr denn jetzt noch Freunde?", fragte er, als er selbst eine Frage gestellt bekam und prompt Röte in seine Wangen kroch. Verlegen pustete er den Schmetterling von seiner Handfläche und blickte stattdessen auf seine Fußspitzen.
"Ja... mit Merion", gab er zu, "Wir sind noch nicht solange zusammen, das ist mein erster Freund." Er lächelte ein bißchen verträumt. "Er ist Krieger und er will mal Wächter werden, er ist sechszehn", erzählte Minan nun doch etwas. "Ich bin siebzehn, aber auch noch nicht so lange. Das alles hier ist noch so neu..." Er streckte sich etwas. "Und wie alt bist du? Wenn du mit Lady Talyn zusammen warst..." Minan überlegte, Eoshans Großmutter war doch auch schon älter. "Wer sind denn dann Eoshans Eltern?"
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » So 8. Jan 2023, 19:23

"Du magst keine Süssigkeiten?" fragte der Kriegerprinz ob Minans schüchternem Einwand. Eoshan war versessen danach. Damit hatte er sie immer wieder locken oder trösen können. "Na dann muss ich mir etwas anderes einfallen lassen, wie ich dich verwöhnen kann", stellte er mit einem schiefen Grinsen fest und hatte gerade keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Er musste den Jungen einfach erst noch besser kennen lernen.

"Aber Wölfe stellen doch keine Gefahr dar", meinte Pyrares etwas verblüfft, als ihn der Prinz danach fragte, ob er aufpassen würde, dass ihm keine Wölfe zu nahe kämen. "Zumindest nicht hier in der Stadt." Dann begriff der Kriegerprinz aber, dass Minan wohl vor ihnen Angst hatte und hatte sie deswegen als Beispiel für das Aufpassen genommen, um es zu verstehen. So nickte er schliesslich bedächtig. "Wenn du das möchtest, würde ich aufpassen, dass dir keine Wölfe zu nahe kommen", bestätigte er somit ernst. "Möchtest du das den Minan?"

Es tat ihm so leid für den Prinzen, dass er schon solchen Kummer und Leid hatte erleben müssen. In keine Familie hineingeboren zu werden, war einfach nur grausam und sehr einsam. Und seine Worte, er wisse nun auch, dass es zwischen Familienmitgliedern keine Sexualität gäbe, liessen in Pyratres nur wieder Übelkeit und Zorn hochwallen. Doch jahrelange Übung half ihm dabei, ruhig zu bleiben und sich auf Minan zu konzentrieren. Später würde er dann wohl einen Dauerlauf machen oder einen der erfahrenen Krieger zu einem Kampf fordern. Jemanden, der es mit mit ihm aufnehmen konnte.

"Ja, Lady Talyn und ich sind noch Freunde. Wohl bessere, als je zuvor", bestätigte er mit einem gutmütigen Lachen. Er sah ja zu niedlich aus, wie verlegene Röte seine Wangen überzog und er auf seine Füsse sah. "Nur weil man gemerkt hat, dass es als Gefährten nicht klappt, muss man nicht gleich für immer zerstritten sein. Wir kommen sehr gut miteinander aus und es hat mich sogar ein wenig geschmerzt, als sie mich freigegeben hatte, damit ich Eoshan dienen konnte."
Er musste schmunzeln, als er das verträumte Lächeln von Minan gewahrte. Ihn schien es ja schwer erwischt zu haben mit Merion. Und Pyratres fand, dass es an der Zeit wäre, ein Auge auf den sechzehnjährigen Krieger, der Wache werden wollte, zu werfen. Doch das brauchte er seinem Neffen jetzt nicht unter die Nase zu reiben.
"Ich bin 45 Jahre alt", beantwortete er etwas belustigt eine der vielen Fragen des Prinzen. "Und falls du dich fragst, ob es einen grossen Altersunterschied zwischen uns gibt, ja, das tut es in der Tat. Doch das war nie ein Hinderungsgrund und Lady Talyn ist nun einmal eine wunderschöne und faszinierende Person. Eoshans Eltern sind Daiwen und Ryundin Sitara." Erklärte er möglichst unbekümmert, obwohl ein eisiger Schmerz die nie verheilende Wunde in seinem Innern durchzuckte. "Lady Daiwen ist eine geborene Terlys und Prinz Ryundin Lady Talyns Sohn."
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Darken » So 8. Jan 2023, 19:24

Bei Pyratres' Nachfrage wegen den Süßigkeiten nickte er, nur bei den Worten wie er den Prinzen sonst verwöhnen könnte, blickte Minan etwas zaghaft drein. Verwöhnt zu werden hatte bei ihm eher eine negative Bedeutung, doch er sagte sich, dass es Pyratres gewiss nicht auf diese weise meinte und das half etwas. Minan traute sich aber nichts zu sagen, als dem Dea al Mon entfuhr, Wölfe wären keine Gefahr. Das hatte er jetzt schon so oft gehört, nur an seiner Angst änderte das nichts und schließlich fragte der Kriegerprinz nach, ob er denn aufpassen solle, dass sich Minan keine Wölfe näherten. Hastig nickte er.
"Ja, das wäre... nett. Danke", erwiderte er scheu, erklärte aber nicht warum genau er Angst vor Wölfen hatte. "Vielleicht habe ich irgendwann keine Angst mehr vor ihnen", fügte er noch hinzu, klang aber nicht so als würde er selbst daran glauben.

Minan war dankbar, dass sie dann über Lady Talyn sprachen und Pyratres erklärte, dass sie immer noch Freunde waren, obwohl es als Gefährten nicht so recht geklappt hatte. Also hatte der Haushofmeister zuerst Eoshans Großmutter gedient und dann Eoshan selbst. Aber nicht ihrer Mutter? Nein, es klang nicht so. Die Namen von Eoshans Eltern fielen nun auch und es kam heraus, dass Eoshans Vater also der Sohn von Talyn gewesen war.
Gewesen war...
Er hatte das einfach so gedacht, aber Minan spürte, dass es irgendwie richtig war. Fragend blickte er Pyratres an. "Sie sind nicht mehr hier?", fragte er leise nach. "Eoshan ist nicht bei ihnen aufgewachsen, sondern bei Talyn? Was ist denn passiert?" Und warum hatte er seine Schwester nie danach gefragt? Aber er war ja noch dabei, überhaupt zu begreifen was eine Familie war und über seine Eltern redete er schließlich auch nicht gerne. Vielleicht wußte Pyratres aber mehr. Minan fragte sich, wer denn dann Eoshans Großvater war, denn der war bisher mit keinem Wort erwähnt worden und Pyratres konnte es nicht sein, er war zu jung.
Aufmerksam sah der junge Prinz zu dem Dea al Mon in der Hoffnung jetzt mehr über die Geschichte der Sitaras zu hören.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » So 8. Jan 2023, 19:25

Er hätte es wissen müssen, dass nach der Frage, wer Eoshans Eltern seien auch die Frage kam, wo sie denn nun waren. Er hatte es gewusst. Trotzdem hatte er Minan nicht abgeblockt und ihm diese Frage beantwortet. Doch nun, stellte Minan eine erkennende Frage nach der anderen. Schmerzvoller als Pfeile prasselten sie auf ihn nieder, rissen eine alte, verdrängte Wunde wieder auf.

Pyratres roch Rauch. Feuer und Blut. Viel zu viel, als dass er sonst noch etwas erkennen konnte. So viel Leid und Schmerz. Es drohte ihn zu vernichten. Ihm war, als würde er in all dem Feuer und Blut ertrinken. Aber da war dieses Mädchen. Diese kleine Königin in seinem arm, so winzig und zierlich. Mit feinen silbernen Löckchen auf dem Kopf und grossen silbernen Augen, die ihn fragend nd vertrauensvoll anblickten. Ein Leben, das es zu schützen galt. Ein Leben für das es sich zu kämpfen lohnte und jede Narbe auf seiner Seele wert war.

Der Kriegerprinz hatte seine Hände bei den Erinnerungen zu Fäusten geballt und die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammengepresst. "Nein", brachte er rau hervor. "Sie sind nicht mehr hier und Eoshan ist bei ihrer Grossmutter aufgewachsen." Er wandte seinen Kopf zu Minan und blickte ihn aus dunklen Augen an. "Und bei mir", fügte er leise hinzu, was aber wie ein kleiner Aufschrei war. Er hatte sie beschützt und für sie gesorgt. Hatte darauf geachtet, dass es ihr gut ging und es ihr an nichts mangelte. Das hatte er doch oder? Es ging ihr doch gut? Er hatte nicht schon wieder versagt und es war das Opfer wert gewesen.
"Feuer und Blut, das ist passiert", brachte er schmerzerfüllt hervor. "Frag nicht weiter Prinz. Es tut zu weh."
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Darken » So 8. Jan 2023, 19:26

Minan merkte, nein spürte vielmehr was er mit seiner Frage ausgelöst hatte, sah den Schmerz in den Augen des Kriegerprinzen und wie er fest die Fäuste geballt hatte, die Lippen ebenso aufeinander gepresst. Da war fast so etwas wie Blut und Feuer in den Augen des Dea al Mon, etwas was Minan erschreckte und er rutschte unwillkürlich ein wenig von Pyratres fort. Halb erwartete er, dass dieser ihm gar nicht mehr antwortete, ihn vielleicht gar für die Frage rügte, doch dann sprach er doch und bestätigte, dass die Eltern nicht mehr hier waren und Eoshan bei ihrer Großmutter und ihm aufgewachsen war. War er dann mehr ein Vater für sie gewesen denn ein Onkel?
Und was bedeutete es, dass die Eltern nicht mehr "hier" waren? Waren sie gestorben oder hatten sie den Wald verlassen? Aber welcher Dea al Mon tat dies freiwillig? Es warf in Minan nur noch mehr Fragen auf, aber Pyratres wehrte allein schon mit seiner verbitterten Miene jegliche aufkommenden Fragen des Jungen ab.

"Es.. tut mir leid", wand er kleinlaut ein und legte den Kopf leicht schief, um Pyratres zu betrachten, mit Augen, die älter als siebzehn schienen. "Es muss wirklich sehr schmerzhaft gewesen sein..." Zaghaft streckte er seine Hand aus und berührte die Schulter des Mannes wie um ihn zu trösten, jedoch nur vorsichtig und sehr sachte. Feuer und Blut... Minan erschauderte leicht. Jetzt traute er sich auch nicht mehr nach Eoshans Großvater zu fragen.
"Ich kenne meine Großeltern auch nicht. Nur die Mutter von meinem Vater, die lebt noch", berichtete er und bei seinem Besuch hatte er sie nur aus der Ferne gesehen und war wegen der Hunde viel zu verstört und panisch gewesen, um genauer darauf zu reagieren. Aber von den Eltern von Talian hatte er nie etwas gehört. Ob sie schon tot waren? Ob Talian sie auch nie gekannt hatte? Er würde es wohl nie erfahren.
"Merion wartet, glaube ich, schon auf mich", bemerkte er in die Stille hinein, denn irgendwie war ihm so, als wollte Pyratres jetzt lieber wieder alleine sein. Oder vielleicht waren das auch nur seine eigenen Gefühle.
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Pyratres » So 8. Jan 2023, 19:26

Pyratres erschauderte sacht unter der sanften Berührung, als Minan ganz vorsichtig und kaum spürbar seine Hand auf die Schulter des Kriegerprinzen legte. Als er den Blick des Prinzen erwiderte, bemerkte er, dass dessen Augen so viel älter als siebzehn Jahre alt wirkten. Teilweise wusste er ja schon, was den Jungen derart hatte altern lassen. Aber da musste noch mehr gewesen sein. Viel, viel mehr. Doch Pyratres war froh, dass er nicht wusste war. So egoistisch dies auch klingen mochte, er wollte es nicht wissen.

"Es braucht dir nicht leid zu tun", riss er sich wieder zusammen. Pyratres musste den Jungen nun wirklich nicht noch mehr einschüchtern und verwirren, als er es so schon getan hatte. "Ja, es war sehr schmerzhaft. Ist es immer noch. Es gibt Schmerzen, die nie aufhören. Man kann sie höchstens verdrängen oder mit etwas überlagern."
Minan erzählte nun, dass er seine Grosseltern auch nicht kennen würde. Nur die Mutter seines Vaters lebte noch. Aber anscheinend war er noch nicht dazu gekommen, sie kennen zu lernen. Der Kriegerprinz nickte sacht. "Ja, das gibt es auch, dass Menschen einfach sterben, weil sie alt sind. So ist es auch gut und vereinfacht es etwas für die zurück gebliebenen."

Minan schien das drückende Gespräch dann aber zuviel zu werden und er meinte, das Merion schon auf ihn warten würde. Pyratres nickte und erhob sich geschmeidig, bot dem Prinzen seine Hand an, um ihm hochzuhelfen. "Natürlich", meinte er lächelnd, schob das Feuer und den Tod wieder tief nach unten weg. "Ich wünsche dir einen schönen Nachmittag und viel Spass mit ihm. Und wenn du etwas brauchst, oder etwas nicht stimmt, komm einfach vorbei." Er hielt kurz inne. "Obwohl, es wäre auch schön, wenn du mich auch einfach so besuchen kämtest."
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Re: Der verlorene Sohn

Beitragvon Darken » Do 19. Jan 2023, 21:07

Pyratres sagte ihm, es müsse ihm nicht leid tun, da es manche Schmerzen gäbe, die nie aufhörten und die man allerhöchstens für eine zeitlang verdrängen könne. Der junge Prinz nickte verstehend. "Ich weiß...", gab er leise zurück. Wenn es jemand wußte, dann er, denn es hörte nie auf sich leer anzufühlen, niemals. Nur manchmal konnte er es vergessen oder die Leere mit etwas anderem füllen. Als Minan zaghaft an seine Verabredung mit Merion erinnerte, erhob sich der Kriegerprinz und dieses Mal nahm Minan die dargebotene helfende Hand an.
"Ich wünsch dir auch einen schönen Nachmittag. Vielleicht sehen wir uns abends wieder im Speisesaal", entgegnete Minan, lächelte flüchtig. Pyratres bot ihm auch an, dass er jederzeit zu ihm kommen könne, gäbe es ein Problem, obwohl er ihn natürlich auch einfach so besuchen dürfe. "Das mache ich. Danke, Pyratres." Das meinte der junge Prinz auch ernst. Zwar würde es vielleicht noch etwas dauern bis er von selbst zu dem Kriegerprinzen kam, doch der erste Schritt war gemacht und sie hatten sich über das Gespräch über seinen Vater etwas besser kennengelernt.

Sein Vater... Minan mußte die Nachricht immer noch verdauen. Er nickte dem Dea al Mon nochmals zu, ging dann in die andere Richtung dort wo sein Freund ihn erwartete. Im Gehen strich er gedankenverloren an den Bäumen vorbei, erspürte ihre alte beruhigende Aura und hoffte, dass die Ruhe auch auf ihn überging. Er hätte seinen Vater so gern wiedergesehen, aber irgendwann... solange hatte er hier eine neue Familie was ihm zusätzlichen Halt gab. Ob er Merion von seinem Vater erzählen sollte? Minan konnte sich noch nicht entscheiden, aber es beschäftigte ihn schon und allein die Nähe zu dem Krieger war oft schon tröstend und tat gut.
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