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Ein neuer Anfang





Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » So 13. Nov 2022, 18:17

Eoshan registrierte, wie Minan doch etwas nervös wurde, als sie ihm sagte, was er tun könne. Sie wusste warum. Er hatte es ihr ja gesagt. Um so schöner fand sie es für ihn, dass er sich doch daz überwinden konnte, Lia zu unterstützen.

Unterwegs erzählte er ihr, stockend was geschehen war. Ohne ihn zu unterbrechen hörte sie ihm zu, allerdings wurde sie nicht so ganz schlau daraus. Sie würde ihn nacher noch einmal danach fragen. Aber jetzt musste sie sich darauf konzentrieren, dass sie Lia in ihr Zimmer zurück brachten.

Schliesslich schafften sie die Heilerin in ihr Bett und Eoshan beobachtete mit einem Schmunzeln, wie Minan die Heilerin fürsorglich zudeckte. Währenddessen rührte sie ein Pulver in einem Glas wasser an und drängte Lia dazu es aus zu trinken.

"Es ist nicht deine Schuld Minan", beruhigte sie den Prinzen mit sanfter Stimme. "Lia weiss selber wieviel sie sich zumuten kann und wenn sie nicht darauf achtet, weil sie zu stur ist, ist sie selber Schuld daran."
Sie zog sich aus dem Schlafzimmer zurück, wartete bis er es ihr gleich tat und schloss anschliessend die Türe, um sich auf das Sofa zu setzen.
"Momentan kannst du nichts mehr für sie tun", erklärte sie weiter. "Ich habe ihr etwas gegen das Fieber gegeben, von dem sie mir einmal erklärt hat, dass es dafür gut sei. Ausserdem ist Pyratres gerade dabei eine Heilerin aus der Stadt zu holen. Und natürlich wird sie wieder gesund werden."

Dann sah sie ihn aber ernst an. "Doch wir sollten uns unterhalten Minan. Mir ist da etwas aufgefallen und dazu möchte ich etwas klarstellen. Aber erzähl mir doch erst noch einmal klar, was passiert ist. Du hast dich verletzt? Beim Training? Geht es dir wieder gut oder brauchst du auch noch eine Heilerin? Und du hast ihr etwas zu essen gebracht? Das ist wirklich lieb von dir. Auch wenn du hier eigentlich gar nichts zu suchen hast ohne Aufforderung."
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von Anzeige » So 13. Nov 2022, 18:17

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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » So 13. Nov 2022, 18:25

Die Schwarze Witwe gab ein Pulver in Wasser und gab es Liasanya zu trinken ehe sie sich wieder an Minan wandte und ihn beschwichtigte, es wäre nicht seine Schuld und Lia hätte sich zu viel zugemutet. Aber Eoshan kannte nicht die ganze Geschichte. Hätte Darken die Heilerin nicht mit Wasser übergossen, hätte er sich nicht mit ihr gestritten, dann ging es ihr jetzt gut. Also war es im Grunde wirklich seine Schuld. Nur wußte er nicht wie er das wieder gut machen sollte und der Andere schwieg.
Eoshan verließ Liasanyas Schlafzimmer und Minan tat es ihr gleich nachdem er der Heilerin noch gute Besserung gewünscht hatte. Zögerlich setzte er sich neben sie auf das Sofa, wobei er bemüht war nicht zu nahe zu sitzen. Schweigend lauschte er der Königin und dass Liasanya garantiert wieder gesund würde und sie hätte etwas gegen das Fieber bekommen.
Als der Blick der Schwarzen Witwe ernst wurde, konnte Minan ihrem Blick nicht lange standhalten, sah lieber auf seine Fußspitzen. Die Worte Eoshans klangen genauso ernst und er bekam Angst, dass er jetzt bestraft werden würde.

Bevor das aber anscheinend passierte, wollte sie erst nochmal alles von ihm hören. Wo er sich verletzt hätte, wie er ihr etwas zu essen gebracht hätte und dass er trotzallem hier nichts zu suchen hatte. Minan nickte betrübt.
"Ja, ich weiß, es tut mir leid, ich..." Wie sollte er das bloß erklären? "Ich dachte... ich weiß nicht, was ich gedacht habe", stellte er fest. Unsicher sah er auf seine Finger, die auf seinem Oberschenkel ruhten. "Das mit der Verletzung... ich hatte mir meinen Knöchel weh getan als Liasanya mir den Baderaum gezeigt hat..." Er wußte, er ließ viel aus und ihm war auch unbehaglich zumute, weil er Eoshan anlog, doch die Angst vor Zurückweisung und Ablehnung war stärker. "Aber mir geht es gut, ich brauche keine Heilerin.. und ich weiß, es war nicht richtig von mir hierher zu gehen und... ich wollte auch nicht mit ihr streiten. Es ist nur..." Sein Blick bekam etwas hilfloses. "Es ist anstrengend für mich mit anderen Menschen umzugehen. Abgesehen davon mich zu wehren... weil ich denke, sie wollen..." Der zerbrochene Prinz stockte. "Ich kann das nicht.."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » So 13. Nov 2022, 18:27

Und wieder war da die beinahe allgegenwärtige Angst, die der Junge ausstrahlte. Wie hielt er das bloss aus und vorallem, was war gerade geschehen, dass diese Angst verursacht hatte. Er konnte auch ihren Blick nicht erwidern, sah betreten zu Boden, erklärte unzusammenhängend was massiert war und entschuldigte sich erneut. Doch diesmal verstand Eoshan schon mehr.

"Es ist schon in Ordnung, dass du ihr etwas zu Essen gebracht hast Minan", beruhigte sie ihn sanft. "Du wurdest dabei ja auch nicht von einem der Männer hier am Hof erwischt und so ging das noch einmal gut aus. Das nächste mal solltest du mich aber informieren, damit ich den anderen Bescheid geben kann und niemand durchdreht." Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich vorstellte, wie Rachhad jeden Mann in hohem Bogen aus dem Frauentrakt werfen würde, könnte dieser nicht schnell genug bestätigen, dass er die Erlaubnis hatte hier zu sein.

"Ah, ja der Baderaum, den wollte ich dir ja eigentlich auch noch zeigen. Das ist schön, dass Liasanya das für mich gemacht hat", fuhr sie plaudernd fort. "Die Fliessen dort sind wirklich sehr glatt, da kann man sich noch schnell einmal verletzen. Aber zum Glück war Lia gleich bei dir."

Sie wurde wieder ernst und atmete tief durch. "Ja genau, darüber wollte ich mit dir sprechen", bestätigte sie ernst. "Das ist mir aufgefallen, dass du jetzt schon zwei mal dachtest, dass Liasanya dir zu nahe kommen wolle, dich zu etwas drängen, was du nicht willst."

Kurz hielt sie inne, um sich ihre Worte genau zu überlegen. "Weisst du Minan, als Heilerin ist Lia es gewohnt, Menschen nackt zu sehen. Das gehört einfach zu ihrer Arbeit. Wenn sie jemanden heilt, dann achtet sie nicht darauf, wie die entschprechende Person aussieht und wenn sie einem an einer intimen Stelle berühren muss, dann tut sie es, weil sie dem Patienten heilen will und nicht, weil es sie erregt."

Unwillkürlich errötete Eoshan. Sie war es sich überhaupt nicht gewohnt so offen mit einem Mann über dieses Thema zu sprechen. Doch es schien, als müsse sie dies Minan wirklich erklären. "Das gilt natürlich erst recht dafür, wenn sie deine Hand oder so berührt."

Als sie sich ihre nächsten Worte überlegte, wurde sie noch röter. "Wenn sie allerdings nicht als Heilerin arbeitet, dann ist Lia eine sehr sinnliche Frau, die sich immer wieder mal gerne auf ein Abenteuer mit einem Mann oder einer Frau einlässt. Sie zwingt jedoch niemanden zu etwas und sie vermischt diese Sparten auch nie. Doch..."

Sie stockte vor Verlegenheit. "Doch ich weiss, dass du sehr sensibel bist, was das betrifft. Das hast du mir je gesagt. Du wirst wohl die Sinnlichkeit ihrer Ausstrahlung immer spüren, wenn ich das richtig verstanden habe. Da ist es kein Wunder, dass du Angst hast und meinst sie will etwas von dir. Aber sie würde dich zu nichts drängen, selbst wenn sie an dir interessiert sein sollte."

So, jetzt war es heraus und sie hoffte, das Thema damit möglichst rasch abschliessen zu können. "Ich verstehe natürlich, wenn du mir das nicht glauben kannst. Das könnte ich an deiner Stelle wohl auch nicht. Doch ich kann nicht mehr tun, als es dir einfach bestätigen. Wie sollte ich so etwas auch beweisen können."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » So 13. Nov 2022, 18:28

Eoshan erwähnte den Baderaum und es klang heraus, dass sie glaubte, er wäre ausgerutscht. Minan brachte es nicht über sich, sie zu korrigieren. Er blickte zur Seite, schwieg zu allem und hörte dann zu, was die Königin langsam zu sagen begann. Dass es ihr aufgefallen wäre, dass er nun schon zweimal den Eindruck gehabt hätte, Liasanaya würde ihm zu nahe kommen und dass es an ihrer Tätigkeit als Heilerin läge, dass sie Menschen intim berührte und es notwendig wäre für die Hilfe, die sie zu geben hatte. Eoshan errötete während sie sprach, doch Minan war das Thema mindestens genauso unangenehm, besonders als ihre Erklärung weiter fortschritt und sie betonte, Liasanya wäre außerhalb ihrer Arbeit eine sehr sinnliche Frau, aber sie würde niemanden zu etwas zwingen.
Die Dea al Mon fuhr fort, bemerkte er wäre sehr sensibel und würde die Ausstrahlung von Liasanya wohl immer wahrnehmen. Noch einmal versicherte sie ihm, die Heilerin würde ihn nicht zwingen oder bedrängen. Nach kurzer Pause fügte Eoshan hinzu, sie würde verstehen, wenn ihr das nicht glauben könnte. Minan atmete tief durch, schwieg ehe er sich abrupt erhob.

"Ich weiß das", sagte er dann nur, drehte sich zu der Dea al Mon. "Ich weiß, dass sie mich zu nichts zwingen will. Ich.. versuche das zu glauben. Ich bin noch nicht lange hier, aber meine Vernunft sagt mir, dass ihr.. ihr alle keine schlimmen Leute seid, dass ihr mir nicht weh tun wollt, aber..." Minan strich sich durch sein Haar. "Da ist ein Teil in mir, der das einfach nicht glauben kann." Verzweiflung und Hilflosigkeit sprach aus seiner Stimme heraus. "Es geht nicht, es ist nicht logisch, aber es geht nicht." Er atmete tief durch. "Noch nicht. Vielleicht niemals oder vielleicht noch nicht. Ich weiß nicht."
Statt sich wieder aufs Sofa zu setzen, ließ er sich davor nieder, seine Stimme leiser geworden. "Da ist so viel Hass und Wut... und ich weiß nicht wie..." Tränen rollten über seine Wangen, glitzerten an seinen langen Wimpern. Tage nachdem Eoshan ihm angeboten hatte, sich auszuweinen, tat er es endlich. "Ich kann nicht mehr, ich will nach Hause, aber ich weiß nichtmal wo das ist.." Die Tränen wurden immer schlimmer und dann schluchzte er nur noch, seine schmalen Schultern zitternd. Mit dem Armrücken wischte er die Tränen fort. Er wollte nur noch schlafen und aufwachen und nie mehr diese Angst fühlen vor den Blicken anderer Menschen und das was darin enthalten war.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » So 13. Nov 2022, 18:30

Er erhob sich abrupt, drehte sich zu ihr um und versuchte verzweifelt zu erklären, dass er es wisse, dass seine Vernunft ihm sagte, dass alles stimme, was sie sage, aber ein Teil von ihm könne einfach nicht daran glauben.
Schliesslich liess er sich vor dem Sofa nieder. Er versuchte seine Hilflosigkeit zu erklären, seine Gefühle und endlich brachen die Tränen aus ihm heraus, die sie schon bei seiner Ankunft in Dea al Mon gespürt hatte. Er schluchzte erbärmlich und seine Schultern bebten jämmerlich. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, um ihm Trost zu spenden.
Zugleich erinnerte sie sich daran, wie sie sich gefühlt hatte, als Caranthir sie gegen ihren Willen angefasst hatte. Natürlich war das gar nichts im Gegensatz zu dem, was Minan erleben musste. Doch wenigstens verstand sie so, was Minan damit meinte, dass er eigentlich wisse, dass sie ihm nichts tun wollten, aber dass er es nicht glauben konnte.

Traurig blickte sie auf Minan hinunter. "Ich würde dir so gerne helfen kleiner Bruder", meinte sie leise und voller Ehrlichkeit. "Doch ich weiss nicht wie. Ich weiss wie das ist, wenn man etwas glauben will, vertrauen will, es aber nicht kann. Doch ich habe noch nie mit Hass zu tun gehabt. Mit Wut ja, aber nicht mit Hass. Ich weiss nicht, wie du damit umgehen sollst. Das einzige was ich mir vorstellen kann ist, dass solltest dich dem Hass hingeben, er dich wohl auffressen wird. Aber vielleicht kannst die ihn ja so Teilweise ablassen. Ich weiss es wirklich nicht."
Vorsichtig legte sie ihre Hand mit dem Rücken nach unten auf ihr Knie. Ein Angebot sie zu ergreifen, falls er wollte. Doch sie wusste, dass er keine Berührungen mochte, also rechnete sie nicht damit, dass er sie ergriff.
"Aber ich weiss, wo dein zu Hause ist. Es ist da, wo es dir gefällt und wo du dich wohl fühlst, da wohin du dich zurück ziehst und vorallem da, wo du dafür kämpfst, dass du da bleiben kannst. Das kann ein Ort sein, wie ein Haus oder ein Felsen, aber es kann auch eine Person sein."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » So 13. Nov 2022, 18:40

Zwischen seinen Tränen und den Schluchzern, hörte er Eoshans leise und sanfte Stimme, perlend wie leichter Frühlingsregen. Sie wollte ihm helfen, doch er wußte ja nichtmal wie er sich selbst helfen konnte. Er lauschte ihr und versuchte sich zu beruhigen, seine Fassung zurückzugewinnen. Es klang seltsam, dass Eoshan noch nie Erfahrung mit wirklichem Hass gemacht hatte. Minan atmete tief durch, aber die Tränen wurden langsam weniger und auch sein Herz klopfte nicht mehr so rasend schnell, nur hatte er davon jetzt einen Schluckauf bekommen und hickte leicht.
Der Prinz nahm auch ihre Hand wahr, die offen und mit der Handfläche auf ihrem Knie ruhte. Er dachte wirklich darüber nach, dass es tröstend wäre sie zu ergreifen und festzuhalten und Geborgenheit und Schutz zu finden, aber er war nicht so weit. Noch nicht.
"Ich habe mich noch nie irgendwo wohl gefühlt", antwortete er mit noch etwas brüchiger leiser Stimme nach ihren Worten über ein Zuhause. "Außer in Hayll ein wenig. Bis... bis Timaris mit mir gespielt hat am Ende und alle Leute sahen wie ich verbrannte", fügte er wispernd hinzu. Er wischte sich die Tränen fort, blickte mit geröteten Augen zu den Pflanzen in Liasanyas Salon, schwieg solange bis man meinten könnte, er würde überhaupt nichts mehr sagen.

"Es ist gut für dich, dass du Hass niemals kennengelernt hast. Ich wünschte, ich auch nicht..." Der Prinz seufzte schwermütig, eine einzelne Träne rann langsam über seine Wange nach unten. "Ich weiß nicht wie es besser werden wird... der Hass, er ist wie... wie eine gleißende Klinge, so scharf, dass sie die Dunkelheit selbst schneidet. Geschmiedet in den qualvollen Feuern meines... bisherigen Daseins." Er verwendete bewußt nicht das Wort 'Leben'. "Sie haben mich dazu gebracht.. ich wollte das nicht fühlen..." Minan ballte die Hand zur Faust. "Aber der Hass war da, wenn nichts anderes mehr da war. An ihn konnte ich glauben, als sie schon alles andere geraubt hatten. Den Glauben an die Dunkelheit oder die Mutter der Nacht, Glauben an das Gute... an die Hoffnung, an so viele Hoffnungen... und ich habe den Hass gegen so viele Menschen geführt, um mich zu wehren, um zu überleben... der Hass war immer noch besser als diese entsetzliche Leere in mir zu spüren, nachdem sie... mich zerbrochen haben. Aber jetzt..." Er nagte an seiner Unterlippe, fühlte sich kraftlos und so müde, so müde von allem. Minans Tonfall klang mehr so, als ob er nur laut mit sich selbst sprach, die Worte in ein namenloses Nichts gerichtet. "Jetzt ist er immer noch da und verletzt Menschen grundlos und ich weiß nicht wie ich damit umgehen oder was ich dagegen tun soll. I-ich bin zerbrochen und die meiste Zeit meines Lebens weiß ich nichtmal wer ich bin." Er schluckte und in seinem Hals hatte sich ein Kloß gebildet. "Weißt du wie das ist, jeden Augenblick, jeden Herzschlag, den du lebst, nicht zu wissen wer du bist? Oder wer du in einem Atemzug später sein wirst?" Wieder war er den Tränen nah, wollte sie herunterkämpfen. "Es ist... ist alles verloren." Minan erhob sich wacklig. "I-ich glaube, ich will in mein Zimmer und schlafen. Ich bin müde." Und er hatte das Gefühl, würde er noch ein weiteres Wort verlieren, würde er entgültig auseinanderbrechen. Eoshan konnte ihm nicht helfen, niemand konnte ihm helfen. Er war allein mit den Splittern seiner selbst, die langsam begonnen hatten sich gegen sich selbst zu richten. Und er ahnte nicht einmal wie sehr...
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » So 13. Nov 2022, 18:44

"Es ist nicht alles verloren, kleiner Bruder", antwortete sie ihm fest und überzeugt und erhob sich ebenfalls. "Du erkennst all diese Dinge. du bist vielleicht zerbrochen, aber nicht ganz. Du kämpfst noch immer. Nur bist du gerade am herausfinden, wie du in dieser neuen Situation kämpfen musst. Das dauert eben ein wenig. Und nein, ich weiss nicht, wie es ist so zu leben, aber so wie ich das sehe, machst du das wunderbar. Es wundert mich, dass du da nicht schon lange zusammen geklappt bist."

Geschmeidig ging sie zur Türe und öffnete sie für Minan, schloss sie, nachdem beide hindurch getreten waren. "Du bist so unglaublich stark", murmelte sie dabei mehr zu sich selbst, als zu Minan. "Ich habe nur ein Bruchteil davon gesehen, was dir angetan wurde und bin schon davon zusammen gebrochen. Aber du hast das schon seit Jahren überstanden."

Sie hob den Kopf und ihr silbener Blick legte sich freundlich auf Minan. "Ich werde dich ein Stück weit begleiten", verkündete sie. "Pyratres und die Heilerin werden bald hier sein."

Eoshan schwieg einige Schritte, bevor sie sich wieder nachdenklich an den Prinzen wandte. "Das verstehe ich nicht so ganz. Wieso hat Timaris denn mit dir gespielt? Dass sie deinen Tod vorgetäuscht hat, damit niemand nach dir sucht und du deine Ruhe haben kannst, kann ich gut verstehen. Aber eigentlich habe ich sie mehr als einen Menschen eingeschätzt, der gnadenlos jeden tötet, der eine Gefahr für sie und ihr Territorium darstellt. Das hat sie allerdings nicht mit dir gemacht, sondern mit dir gespielt. Das ergibt irgendwei keinen Sinn."

Und noch etwas beschäftigte sie, allerdings brauchte sie etwas, bevor sie damit herraus rücken konnte. "Ich habe diese Klinge auch gesehen Minan", flüsterte sie schliesslich leise. Bis jetzt hatte sie noch mit niemandem darüber geredet. immerhin hatte sie das auch erst jetzt erkannt. "Oder zumindest eine ähnliche, denn es war nicht ganz gleich, wie du das beschrieben hast. Sie war auch gleissend und so scharf, dass sie die Dunkelheit selbst schneiden könnte und sie war auch aus meinem Inneren geschmiedet. Es tat auch weh, doch es war nicht qualvoll. Stattdessen war es einfach richtig, wunderschön und ich fühlte mich so stark und sicher wie noch nie. Trotzdem war ich kurz davor wegen ihr zu sterben."
Sie hatten den Speisewagen erreicht und Eoshan hielt inne. Natürlich würde sie Minan weiter begleiten, wenn er es wünschte, doch sie wollte ihn nicht bedrängen.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » So 13. Nov 2022, 18:45

"Ich bin zusammengeklappt, viel zu oft", erwiderte er leise auf Eoshans Worte, die gewiss aufmunternd gedacht waren, doch gerade jetzt fühlte er sich zerschlagen und müde und elend. "Aber es gibt immer einen Teil in mir, der weiterkämpft." Zusammen mit der Königin verließ er Liasanyas Räumlichkeiten, blickte nur noch einmal kurz zurück.
Schweigend ging er neben Eoshan her, hörte auch ihr leises Murmeln, aber den Inhalt der Worte konnte er nicht so recht glauben. Er fühlte sich nicht stark, eher schwach und leer und zerbrochen. Doch man konnte einem Unzerbrochenen dieses Gefühl der Leere nicht erklären oder in Worte fassen, genausowenig wie man einem Unwissenden Schnee beschreiben konnte. Minan rieb sich die verweinten Augen, als Eoshan das Schweigen nach einiger Zeit unterbrach und ihm Fragen wegen Timaris stellte. Es schmerzte für ihn nur an diesen Moment zu denken, er wollte das gar nicht, hätte die Erinnerung am liebsten tief in sich verbannt.
"Ich komme aus einem sinnlosen Leben", gab er bitter zurück, als die Königin meinte, das ergäbe keinen Sinn. "Ich.. ich weiß, sie hätte mich töten können. Sollen. Aber ich glaube..." Minan atmete tief durch. "Sie mochte mich. Deswegen hat sie mich leben lassen. Ich kann ihr trotzdem nicht verzeihen. Der Zweck rechtfertigt niemals die Mittel." Er schüttelte energisch den Kopf und es war herauszuhören, dass er jetzt nicht mehr darüber reden wollte. Für heute hatte er sich schon genug offenbart und irgendwie hatte es auch gut getan seinen Tränen freien Lauf zu lassen.

Sie kamen bei einem Speisewagen an, wo Eoshan stehen blieb. Minan wußte zunächst überhaupt nicht wieso bis er den Wagen erkannte und es ihm wieder in den Sinn kam was der Andere damit gemacht hatte. Allerdings vergaß er das Ganze, nachdem die Dea al Mon erst einmal angesetzt hatte zu sprechen. Aus seinen dunklen unergründlichen Augen blickte er die Königin an. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie ihm etwas sehr wichtiges erzählte und... anvertraute.
"Was... war das für eine Klinge?", wagte er nachzufragen, "Warum bist du deswegen fast gestorben?"
Da die Schwarze Witwe stehen geblieben war, hatte auch er inne gehalten. Er war es nicht gewohnt, dass er losging und ihm jemand folgte. Für den Moment hatte er seinen eigenen Schmerz vergessen und sah Eoshan abwartend an.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » So 13. Nov 2022, 18:48

Eoshan nickte bekräftigend dazu, dass der Zweck nicht die Mittel rechtfertigte. Das stimmte durchaus. Doch manchmal sah man einfach keinen anderen Ausweg und lud grosse Schuld auf sich, damit man seine Leute schützen konnte. Aber das war eine Sichtweise, die wohl nur Königinnen verstehen konnten. Ausserdem machte Minans Tonfall klar, dass er nicht mehr darüber sprechen wollte. Also drängte sie ihn nicht dazu. Er hatte schon so viel von sich offenbart. Wahrscheinlich war er inzwischen zum Umfallen müde.

Silberne Augen trafen auf unergründliche dunkle Augen, verfingen sich irgendwie ineinander, hielten einander fest.
"Ich weiss es nicht, Minan", flüsterte sie und schien sich in ihren Erinnerungen zu verlieren. "Und ich bin beinahe in die Dunkelheit aufgegangen, weil ich mein ganzes Wesen dazu eingesetzt habe, diese Klinge aufrecht zu erhalten. Sie hat mich beinahe verzerrt. Ich kann dir nicht erklären, was das für eine Klinge ist, doch ich kann es dir zeigen, indem ich dir einen Teil meiner Erinnerung sende."

Eoshan suchte nach einer Zustimmung in seinen Augen und als sie sie fand, sandte sie ihm behutsam, wie sie sich gefühlt hatte, als sie Rachhad von Dea al Mon zurück gefordert hatte.
Sie zeigte ihm nicht wo sie sich befunden hatte oder was für Personen anwesend gewesen waren. das war etwas zu Intimes. Doch sie zeigte ihm, wie etwas, dem sie sehr verbunden war, ihr etwas wegnahm, was ihr unglaublich wichtig war. Sie zeigte ihm, wie sie mit Ihrer ganzen Kraft darum gekämpft hatte, dass sie es zurück bekam. Das, dem sie verbunden war, griff sie nicht an, bedrohte es nicht. Stattdessen gab sie einfach ihre Energie ab und sank immer weiter in den Abgrund. Dabei rief sie mit aller Macht die ihr als Königin, als Schwarze Witwe, als Hexe, als Frau, als Liebende zur Verfügung stand, nach dem was ihr entrissen worden war und verlor sich dabei immer mehr, wurde von ihrer Klinge aufgezehrt.
Eoshan hatte zwar erkannt, dass ihre Klinge der von Minan sehr ähnlich, beinahe gleich war. Doch sie realisierte nicht, dass im Gegensatz zu Minans Klinge ihre nicht aus Hass, sondern aus Liebe bestand. Noch war sie nicht soweit. Beides wahren Gefühle, die einem vollkommen ausfüllen konnte, die dafür sorgen konnte, das man sich unglaublich gut fühlte oder tiefe Schmerzen empfand.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » So 13. Nov 2022, 18:52

Ihre Stimme war hauchzart, nur ein Flüstern wie als hätte sie Angst die Erinnerung würde sich auflösen, würde sie nur ein wenig lauter sprechen. Er verstand ihre Worte nicht ganz, es schien nicht beschreibbar und so bot Eoshan ihm an, dass sie ihm die Erinnerung senden könnte. Minan zögerte, hin und hergerissen, aber dann strahlten seine Augen eine stumme Einwilligung aus und kurz darauf fühlte und erlebte er was Eoshan damals gefühlt und erleben hatte.
Im ersten Moment wußte er gar nicht was er da sah, es waren weniger Bilder als vielmehr ein Strom von Gefühlen, die ihn regelrecht überfluteten. Er sah eine Art... Kampf, der im Inneren stattfand. Eoshan hatte um und gegen etwas gekämpft und beides bedeutete ihr unheimlich viel. Auch spürte er dieses Gefühl, was er selbst so selten gekannt und erfahren hatte, so fremd und fern für ihn. Der zerbrochene Prinz streckte die Hand nach dieser Klinge aus, die wie polarisierend zu seiner eigenen war.
Aber dann verschwand die Erinnerung abrupt und er keuchte auf wie als hätte man ihn gerade aus einer großen Tiefe zurück empor gerissen. Minan erzitterte leicht, sein Blick bekam etwas abwesendes.
"Vielleicht müssen wir später eine von beiden gegen den Schatten führen", murmelte er. Der Prinz straffte sich leicht, obwohl er sich sehr müde fühlte, blickte die Königin an.

"Und ich werde dir zeigen was ich gesehen habe, aber noch nicht." Er lächelte traurig, erinnerte sich daran, dass sie ihn ja nach seinen Visionen gefragt hatte. "Weder du noch ich sind dazu bereit." Denn so wie sie konnte er nicht einfach seine Visionen oder Erinnerungen senden, Eoshan würde in ihn blicken müssen, in seinen zersplitterten Geist, der angefüllt war mit so schrecklichen Erlebnissen namenlos und unzählbar in ihrer Grauenhaftigkeit, dass nicht weniger Splitter seiner selbst sich darin verloren hatten und nie mehr zurückgekehrt waren.
"Aber ich glaube, das was du gefühlt hast, war etwas gutes. Wenn auch sehr stark..." Minan blinzelte matt, blickte den Gang entlang. "Verzeih, doch... ich bin sehr müde. Es war alles sehr anstrengend." Er wünschte ihr eine gute Nacht, hielt dann aber noch einmal inne. "Caelvar.. kannst du ihn freilassen? Ich glaube, er wird ins lichte Askavi gehen."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » So 13. Nov 2022, 18:54

Sie hätte sich in dem Gefühl verlieren können, das sie Minan zeigte. Es war so belebend und stärkend. Doch dann riss sie sich zusam und hörte auf zu senden, stieg wieder empor mit ihren Gedanken, blieb aber immer noch ein Stück weit daran hängen. So nickte sie nur abwesend, als der Prinz murmelte, dass sie vielleicht ihre beiden Klingen gegen den Schatten führen müssten. Doch sie bekam mit, wie er sich straffte. Zwar wirkte er noch immer müde, doch es schien, als hätte sich etwas ein klein wenig verändert.

"Ja, wahrscheinlich sind wir wirklich beide noch nicht soweit", nickte sie sacht und lächelte sanft, als er meinte, das was sie gefühlt habe sei wohl etwas gutes. Allerdings verwirrte sie es, dass er gut und stark normalerweise nicht in Verbindung zu bringen schien.

"Ich wünsche dir auch eine gute Nacht und erholsamen Schlaf", wünschte sie ihm freundlich, gähnte herzlich und grinste ihn nacher belustigt an. "Ich scheine wohl auch müde zu sein."
Sie griff nach dem Speisewagen und machte sich daran, ihn zurück in die Küche zu schieben, als sie noch einmal von Minan zurück gehalten wurde. "Caelvar freilassen?" hakte sie überrascht nach. In wiefern war er denn gefangen? Abgesehen davon, dass er Dea al Mon nicht verlassen durfte, solange Sion noch eine Gefahr war. Vielleicht meinte Minan ja das. "Das geht so nicht Minan", schüttelte sie bedauernd den Kopf. "Aber lass uns morgen darüber reden. Schlaf gut." Damit drehte sie sich um, um definitiv in die Küche zu gehen.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » So 13. Nov 2022, 18:55

Minan war etwas verwundert, als Eoshan ablehnte Caelvar freizulassen. War sie nicht gegen Sklaverei? Unsicher schaute er sie an, nickte dann aber, nachdem sie vorgeschlagen hatte morgen darüber weiterzureden.
"Ja, schlaf du auch gut...", wünschte er ihr noch Gute Nacht. Selber bezweifelte er, dass er gut schlafen könnte. Der junge Prinz ging zurück zu seinem Zimmer, verschloss die Türe hinter sich, zog die Hose aus und legte sich wieder ins Bett. Allmählich machte sich die Müdigkeit und Erschöpfung doch bemerkbar und so war er relativ schnell eingeschlafen.

Hexe rannte über ein dorniges Feld, ihre Füße waren blutig zerschnitten und zerkratzt. Sie hatte das Gefühl, sie lief schon seit Stunden, Tagen. Die pockennarbige Sonne klebte an ihrem Platz wie festgenagelt und der Himmel bestand aus blutigen Schlieren. Die Schmerzen zogen ihre Beine hinauf, und immer, immer hörte sie das Weinen eines Kindes, fern, es schien fast so, als wäre es nur das Echo eines Weinens und Schluchzend.
Aber das war nicht alles was sie begleitete. Etwas näherte sich. Näherte sich rasch. Ein Thron aus Dornen geriet ins Wanken und wurde dann einfach von der Erde verschluckt, die stachligen Felder wölbten sich und erzitterten. Wülste zogen sich durch die Landschaften, verschwanden, tauchten an anderer Stelle wieder auf. Und doch näherten sie sich Hexe, schienen sie zu umkreisen. Die Sonne ätzte rötliche Farbe vom Himmel und alles Licht schien nur noch blutrot zu sein.
Urplötzlich brach die Erde vor ihr auseinander, spuckte Dornen und Stacheln, um einem Geschöpf Platz zu machen, das sich hoch durch die Felder und den Himmel schraubte. Es waren triefende schwarze Schatten, lang wie Tentakel, die plötzlich ans rötliche Licht traten. Zuckend und wirbelnd bohrten sich mehrere um sie herum aus dem Erdreich heraus. Der erste erwischte Hexe, er fuhr einfach durch sie hindurch und spießte sie auf, doch kein Blut und keine Wunden waren zu sehen. Trotzdem waren die Schmerzen gräßlich, weit hinter der Grenze des Ertragbaren.
Sie wollte aufschreien, doch ihr wurde der Atem geraubt, als sie durch die Luft gewirbelt wurde wie ein Stück rohes Fleisch. Krachend kam sie auf einem Bett aus Dornen auf, die ihre Haut weiter zerrissen. Das rötliche Licht flackerte um sie herum im Takt ihres Blutes. Die Schatten kamen fließend zu ihr heran, wurden dann schneller, jagten über die Ebene dahin. Hexe versuchte sich aufzurichten, doch sie war zu schwach, hatte es nur bis zur Hälfte geschafft, stand wankend da und dann waren die Schatten da und durchbohrten sie vielfach...


Minan fuhr schreiend aus seinem Schlaf hoch. Er fühlte sich schweißgebadet, sein Herz pochte wie wild und keuchend blickte er in die Dunkelheit. Die Hölle, er hatte von der Hölle geträumt. Der Prinz sackte zurück auf die Kissen, wurde fast sofort wieder zurück in den Schlaf und den Traum gerissen.

Die Welt hatte ihre Farbe verloren. An sein Ohr drang Kampfeslärm, qualvolle Schreie. Seine Haut war mit fremden rotem Blut verschmiert, er lag zwischen aufgedunsenen, teilweise zerstückelten Leichen. Rasch rappelte er sich auf, hörte das Schnauben von Tieren, die dumpfen Schritte, die sie machten, wenn sie ganz in der Nähe mit den breiten Hufen auftrafen. Waffenklirren, der Geruch von Galle und Blut, Geschmack von Asche auf der Zunge.
Wieder Schreie, das Klirren von Glas, Hitze, die über ihm hinwegflammte. Er hatte keine Ahnung, was um ihn herum geschah. Minan wälzte sich auf den Rücken, starrte in den Himmel, der so dunkel war, dass er einen allein mit einem Blick in sich aufsaugen wollte, auf ewig in der unendlichen Finsternis, wo kein Licht war und gar nichts mehr. Dann erklang das Bersten von Metall und das Krachen von Holz, irgendetwas knarrte, neuerliche Schreie, das Brüllen einer abscheulichen Bestie.
Langsam rappelte Minan sich auf, seine schwarze Tunika war getränkt mit Blut, das Wappen darauf besudelt und nicht zu erkennen. Er blickte sich um, doch es herrschte zu viel Chaos, um es mit einem Blick zu erfassen, überall waren Kämpfe im Gange. Der Prinz kam an Kriegsgeräten und Wagen vorbei, teilweise umgeworfen, die Eisenstäbe von einer infernalischen Kraft aufgebrochen. Der schwarze Kopf eines Ochsen rollte Minan vor die Füße und das Hirn floß wie weiße Suppe aus ihm heraus, eine blutrote Zunge hing dem Tier aus dem Maul. Die Hörner bohrten sich kratzend in die Erde. Erschrocken machte er einen Satz zurück. Wo war er? Was war passiert? Ein Krieg herrschte, er kämpfte, doch er wußte nicht auf welcher Seite und um was gekämpft wurde.
Und dann wandte sich Minan um und er entdeckte einen Streitwagen in den vordersten Reihen. Die Finsternis schien von dort ihren Ursprung zu haben und sich wie eine Säule wirbelnder Schattenzungen in den Himmel zu bohren. Gerade so als... ja, als träfen sich an diesem Punkt der Erdenleib und das Firmament, um irgendwann ganz aufeinander zu treffen, sich zu vereinen und alle die dazwischen waren zu zermalmen. Auf dem Streitwagen befand sich ein einzelner Mann in einer dunklen Kutte. Riesige gedrehte Hörner wuchsen dem Mann aus dem Kopf und er stand genau im Zentrum der Schattensäule, deren Auswüchse wild mal hier und mal dort hin zuckten, bereit jeden Gegner zu umgreifen und zu durchbohren. Jeder Widerstand seitens der Kämpfer wurde dahin gefegt wie leerer Wind. Die Schattenzungen zischten in hohem Bogen durch die Luft wie auf Beute hungrige Tiere und dort wo sie die Luft passiert hatten, hinterließen sie eine brennende Spur, als würde die Realität selbst verletzt und aufgerissen werden. Die Luft brannte, verzehrte sich, zerfiel zu Asche und wo sich Risse aufgetan hatten, da sickerte schwarzes Blut in die Welt und tropfe wie Regen zu Boden. Der Mann stand wie eine unverrückbare Statue auf dem Wagen und es sah nicht so aus als würde er jemals fallen. Plötzlich ruckte der Kopf des Mannes genau zu ihm, seine flammenden Augen durchbohrten Minan, der voller Entsetzen erstarrt war.
"Nein. Du. Siehst. Mich. Nicht!"


"Minan! Wach auf! Du hast einen Albtraum." Jemand rüttelte ihm an der Schulter und Minan riss die Augen auf, sah im ersten Moment gar nichts und panikte, strampelte um sich. Er hatte das Gefühl, die Decke würde sich auf ihn niedersenken und ihn zermalmen, es war bereits ganz wenig Platz.
"Wo bin ich?!"
Caelvar packte ihn und zog ihm unter dem Bett hervor. "Unter deinem Bett. Was ist passiert?", fragte er besorgt und half dem jungen Prinzen auf. Verwirrt und reichlich orientierungslos blickte sich Minan um, starrte zu dem Bett unter dem ihn der Eyrier gerade geholt hatte. "Wie.. ich verstehe nicht... Ich erinnere mich nicht mehr." Er rieb sich über das Gesicht.
"Du mußt geschlafwandelt haben. Kannst du dich nicht erinnern?"
Matt schüttelte Minan den Kopf. Er fühlte Beklemmung und auch Erschrecken, dass er woanders aufgewacht war wo er eingeschlafen war. Und er erinnerte sich überhaupt nicht, sich unter dem Bett versteckt zu haben.
"Ich hol dir etwas zu trinken." Der Kriegerprinz wandte sich zur Türe ehe er nochmal inne hielt. "Wann ist das letzte Mal her, dass du durchgeschlafen hast?"
Der zerbrochene Prinz blickte aus dem Fenster, wo der Morgen dämmerte. "Ich weiß nicht... ich glaube in Hayll. Mit Hilfe von Varisas Schlafmittel. Ansonsten..." Er überlegte kurz. "Es ist zulange her." Während Caelvar ging, suchte Minan das Bad auf und duschte sich, um den Schrecken der letzten Nacht abzuspülen. Er schlüpfte in eine grüne enge Hose, ein zweifacher Gürtel aus Eisennieten hing locker und leicht schief um seine Hüften, dazu streifte er sich schwarzes Shirt über. Dann setzte er sich ans Fenster vor den kleinen Tisch und lackierte sich die Fingernägel schwarz indem er den Pinsel dazu in den Mund nahm. Da ihm sein linker Arm nicht zu Verfügung stand, behalf er sich eben oft damit und konnte es mittlerweile relativ gut. Er versuchte nicht an die Träume zu denken und vieles war auch nur noch verschwommen da.
Zusammen mit Caelvar ging er zum Frühstück, versuchte sich nicht anmerken zu lassen wie zerschlagen er sich eigentlich fühlte. Der Kriegerprinz wollte dem Training der Dea al Mon beiwohnen, doch Minan streifte lieber herum, sah sich die Bibliothek genauer an und lieh sich ein Buch aus mit dem er dann in eine Laube schlenderte. Sie schien regelrecht aus den biegsamen Weidenästen geformt zu sein und die länglichen Blätter schillerten grün im Licht. Der Prinz setzte sich auf die gepolsterte Bank und wollte anfangen zu lesen, ein Buch über die Flora und Fauna von Dea al Mon, als ihn einen der Zweige sanft an der Stirn berührte. Die Müdigkeit, die ihn sowieso schon plagte, verstärkte sich noch weiter. Immer wieder fielen ihm die Augen zu und dann sackte sein Körper leicht auf die Bank und er war schon eingeschlafen kaum hatte sein Kopf das Polster berührt. Und es war ein sanfter, friedlicher Schlaf.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » So 13. Nov 2022, 19:00

Sie war gerade dabei den Speisesaal zu verlassen, als Minan und Caelvar eintraten, um sich von dem reichhaltigen Buffet zu bedienen. Mit einem freundlichen Nicken wünschte sie ihnen einen guten Morgen und bemerkte dabei, dass der sonst schon so blasse Prinz noch bleicher und übernächtigt wirkte. Der Junge litt wohl noch immer unter Albträumen. Aber so etwas verging ja auch meist nicht so schnell. Doch sie sagte nichts dazu, liess die beiden in Ruhe und machte sich daran, sich für das Training vor zu bereiten.

Zwei anstrengende Stunden später, verliess sie frisch geduscht in einer bequemen dunkelgrünen Hose und passender Tunika ihr Zimmer mit einem Buch über Netze von Schwarzen Witwen unter dem Arm ihr Zimmer. Der eyrische Kriegerprinz war auch bei dem Training gewesen und es war sehr interessant gewesen, neue Techniken zu sehen. Aber Minan schien noch nicht soweit gewesen zu sein. So war sie gebeten worden Grüsse auszurichten.

Erst wollte sie aber noch etwas in ihrem Buch studieren, bevor sie sich zu dem Prinzen aufmachte. Sich hatte ihm ja versprochen, nach diesem Ayden Asar zu suchen. Dafür wollte sie sich noch über etwas informieren.
Allerdings fand sie Minan viel früher, als erwartet. Als sie die Laube betreten wollte, in der sie sich oft zum Lesen zurück zog, gewahrte sie den jungen Mann auf einer Bank liegend und wohl dringend benötigten Schlaf nachholen. Er sah so glücklich und zufrieden aus, dass sie ihn nicht wecken wollte. So zog sie sich geräuschlos etwas zurück und liess sich weiter weg auf der Wiese nieder, mit dem Rücken an den Stamm einer der gigantischen Bäume gelehnt. Nach einem letzten Blick auf den schlafenden Jungen, widmete sie sich ihrer Lektüre, unterbrach sich jedoch immer wieder, damit sie aufpassen konnte, dass nichts Minans schlaf stören konnte.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » So 13. Nov 2022, 19:00

Er wußte nicht wie lange er so geschlafen hatte und er erinnerte sich auch an keinerlei Träume, als er aufgewacht war. Minan seufzte leise zufrieden und streckte sich. Wann war er überhaupt eingeschlafen? Er hatte es gar nicht richtig mitgekommen. Der junge Prinz setzte sich auf und strich sich durchs zerstrubbelte Haar, wobei ein Schmetterling fortflog bevor seine Hand diesen berühren konnte. Er bemerkte, dass das Buch auf die Erde gefallen war und hob es rasch auf. Dabei ging sein Blick durch die Laube und gegenüber davon sah er Eoshan an einem Baum sitzen und lesen.
Der zerbrochene Prinz zögerte noch kurz, er wollte sie ja nicht stören, doch dann kam er langsam und in geschmeidigen Schritten durch das Gras
"Hey.." Er lächelte schüchtern, ließ sich dann im Schneidersitz vor ihr nieder. "Wenn ich dich störe, dann.. ähm" Minan sah nach hinten. "Wir können auch ein andermal über Caelvar reden."

Wieder blickte er zu der Laube. Er hatte geschlafen, wirklich geschlafen und das ohne Albträume. Oder zumindest erinnerte er sich an keine. Für ihn war das etwas sehr besonderes, denn er kannte das eigentlich nicht. Ruhigen Schlaf... und irgendwie fühlte er sich erleichtert und nicht mehr ganz so erschöpft wie noch heute früh am Morgen.
"Liegt auf der Laube irgendein Zauber?", fragte er unsicher, denn er konnte nicht so recht glauben, dass er von einem Moment auf den anderen einmal friedlich geschlafen haben sollte. Vielleicht lag es daran, dass er wirklich müde gewesen war. "Was liest du da?", fragte er neugierig. "Störe ich dich wirklich nicht?"
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » So 13. Nov 2022, 19:09

Irgendwann wachte Minan wieder auf und kam geschmeidig auf sie zu. Es war erstaunlich, wie der Prinz sich bewegen konnte, dafür dass er kein Dea al Mon war. Lächelnd sah sie zu ihm hoch, als er zu ihr kam und wartete darauf, dass er sich setzte.
"Hallo Minan", begrüsste sie ihn freundlich. "Du siehst schon viel besser aus. Du störst mich nicht keine Sorge. Sonst hätte ich mich doch zurück gezogen, bevor du aufgewacht wärst. Wenn du willst können wir jetzt gerne über Caelvar sprechen."

Sie merkte sich die Seitenzahl, klappte das Buch zu und legte es beiseite. "Das war schon immer ein sehr friedlicher Ort", antwortete sie sanft und folgte seinem Blick zu der Laube. Einem Verdacht folgend streckte sie behutsam ihre mentalen Fühler nach der Laube aus. Das Silber ihrer Augen wurde etwas dunkel, als sie sich fallen liess und auf Dea al Mon konzentrierte. Nachdem sie die Bestätigung für ihre Vermutung hatte, kehrte sie innerlich wieder in sich zurück und ihre Augen wurden wieder hell. "Allerdings scheint der Wald der Meinung gewesen zu sein, dass du dringend etwas Schlaf und Ruhe benötigst, weil du Nachts zuviel herum zappelst", meinte sie belustigt. Obwohl, eigentlich war der aller letzte Teil ja dazu erfunden.

"Ich lese gerade ein Buch über Suchnetze. Du wolltest ja wissen, ob Ayden Asar noch lebt. Deswegen wollte ich mich erst noch über einige Dinge genauer erkundigen und mein Wissen wieder auffrischen", erklärte sie freundlich und reichte ihm das Buch, damit er etwas darin blättern konnte, wenn er mochte.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » So 13. Nov 2022, 19:13

Eoshan begrüßte ihn freundlich und Minan war ein bißchen erleichtert, dass er nicht störte. Dann bot sie ihm an, sie könnten jetzt über Caelvar sprechen, wenn er wollte. Der junge Prinz nickte zögerlich, sah kurz auf seine Hand wo immer noch der Kontrollring zweiter Ordnung war. Nach seiner Frage, blickte die Dea al Mon zu der Laube und für einen kurzen Moment nur hatte er den Eindruck, ihre Augen würden dunkler werden. Irgendetwas fühlte sich anders an... dann war der Eindruck vorbei und Eoshan erklärte ihm, der Wald hätte seinen Schlaf wirklich beeinflußt. Als sie allerdings hinzufügte, er würde in der Nacht so viel herumzappeln, schoss Röte in seine Wangen.
"Caelvar.. hat dir davon erzählt?", fragte er nach, "Ich weiß nicht wie ich unter das Bett kam. Er hat gesagt, ich muss geschlafwandelt haben." Nachdenklich strich er sich über die Stirn. "Da waren so viele schlimme Träume... so viele Schatten..." Minan versuchte die Erinnerung zu ergreifen, erschauderte leicht und floh innerlich vor diesen Eindrücken. Für einen Atemzug war er kurz davor ohne sein zutun ins Graue Reich zu schlüpfen, man konnte es an seinen Augen sehen, doch dann hatte er sich wieder gefangen.

"Ein Buch über Suchnetze?" Das lenkte ihn gerade ab und Minan ergriff das Buch und ruhte es in seinem Schoß, so dass er neugierig die Seiten umblättern konnte. "In Hayll habe ich die Bücher über Schwarze Witwen gelesen, die ich finden konnte. Ich.. hab nicht alles verstanden, vieles war sehr kompliziert, aber hauptsächlich habe ich mich auf das Verzerrte Reich konzentriert." Er nagte leicht nachdenklich an seiner Unterlippe. "Vielleicht schreibe ich meine Gedanken und Beobachtungen dazu einmal auf... da sind Dinge in den tieferen Schichten..."
Minan brach ab und sah wieder vom Buch hoch zu Eoshan. "Wegen Caelvar... er trägt immer noch einen Ring des Gehorsams. Um den Hals. In Hayll war er ein Sklave und Timaris hat mir das gegeben..." Er streckte die Hand aus mit dem Ring. "Ich wollte nicht... und ich will diesen Ring immer noch nicht tragen. Bitte... kannst du Caelvar nicht irgendwie davon befreien? Er soll ein freier Mann sein."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » So 13. Nov 2022, 19:21

Er war unter dem Bett aufgewacht? Anscheinend enthielt ihr Scherz mehr wahrheit, als sie vermutet hatte. Betroffen schüttelte sie den Kopf. "Nein, Caelvar hat mir nichts davon gesagt", erwiderte sie leise. Gleichzeitig schossen ihr mehrere Möglichkeiten durch den Kopf, wie man Minan einen erholsameren Schlaf gönnen konnte. Allerdings kam das sehr darauf an, ob es Träume, Erinnerungen oder speziell bei einer Schwarzen Witwe Visionen oder gar das Verzerrte Reich selbst war, was seinen Schlaf beeinträchtigte. Auf der Reise hier hin hatte sie gedacht, das liege einfach nur daran, dass gerade so viel auf einmal passiert war und dass er in eine aufregende neue Umgebung gekommen war. Doch es schien etwas anderes zu sein, etwas dass ihn bei der blossen Erinnerung daran noch ins Verzerrte Reich trieb. Allerdings fing sich der Prinz schnell wieder.

"Das würden bestimmt sehr interessante Niederschriften werden", meinte sie begeistert dazu, als er überlegte auf zu schreiben, was er im Verzerrten Reich erfahren hatte. "Daraus liesse sich bestimmt ein spannendes Buch machen, das viele Schwarze Witwen würden lesen wollen." Sie inklusive.

Voller Abscheu verzog sie das Gesicht, als Minan ihr mitteilte, dass Caelvar ein Ring des Gehorsams trug. Sie widerten diese Dinger an und sie hasste es, dass sie schon so viel Kontakt mit ihnen hatte haben müssen. Und dass Minan den Kontrollring auch noch an seinem Finger trug. Das hätte sie nun wirklich nicht von ihm gedacht. Andererseits hatte er keinen Zugriff auf sein Juwelengepäck. Dann war es so wohl am sichersten.

"Ich habe nicht sehr viel Erfahrung mit diesen Ringen", begann sie zögerlich. "Ich werde es aber selbstverständlich versuchen ihn zu befreien. Er soll wirklich ein freier Mann sein. Doch dazu muss er bei mir sein und ich brauche den Kontrollring. Ich werde ihn gleich rufen."
Entschlossen sandte sie nach dem Eyrier, dass sie mit ihm sprechen wolle.
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » So 13. Nov 2022, 19:24

Minan teilte die Begeisterung der Königin nicht so ganz, dass dies interessante Niederschriften würden. "Ich weiß nicht... nur meine Gedanken zu allem, ich bezweifel, dass es irgendjemanden interessiert, was ein Zerbrochener darüber denkt." Er zuckte mit den Schultern. "Aber vielleicht kann ich mir trotzdem etwas Pergament und Federn zum Aufschreiben besorgen..." Wenn es schon anderen nicht half, dann vielleicht ihm selbst indem er es niederschrieb.
Er bemerkte wie Eoshan beim nächsten Thema ihr Gesicht verzog, man konnte ihr ansehen, dass sie es nicht mochte. Zuerst dachte er, weil sie nicht wollte, dass Caelvar freikam, doch schließlich merkte er, dass es mit dem Ring zusammenlag. Beschämt sah er auf den Ring, erinnerte sich daran wie er ihn bekommen hatte.
"Ich habe sehr viel Erfahrung mit den Ringen", steuerte er leise bei, "Aber nicht die Kraft, es zu tun. Sonst hätte ich es schon längst getan. Ich weiß wie schlimm die Ringe sind... ich weiß..." Die letzten Worte nur ein leises Wispern, während seine Augen sich mit Schmerz gefüllt hatten.

Der Prinz straffte sich wieder und streckte Eoshan seine Hand entgegen. "Ich hätte den Ring abgenommen, aber alleine kann ich es nicht. Caelvar hat ihn mir selbst aufstecken müssen.."
Es dauerte nicht lange, da kam der Eyrier zu ihnen und er bekam die Lage noch einmal erklärt. Selbstverständlich hatte der Kriegerprinz nichts dagegen, doch er wußte auch, dass es schmerzhaft sein würde. Es gab zwar auch Methoden, dass es nicht weh tat, doch das hatte nur der eigentliche Besitzer in der Hand und Eoshan würde den Ring erst auf ihre Signatur abstimmen müssen, wozu sie ihn würde benutzen müssen. Das war das eigentlich schmerzhafte daran.
"Wenn du bereit bist, bitte beginn", bat Caelvar und hatte sich hingekniet. Nun wo der Kragen seines Gewandes zurückgeklappt war, sah man auch den Halsreif. "Ich habe schon viele Schmerzen ertragen müssen und mit dem Gedanken daran, danach frei zu sein, lässt sich alles ertragen."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Eoshan » So 13. Nov 2022, 19:31

"Also mich interessiert es, was du denkst Minan", bestätigte sie ihm freundlich und sie erschauderte, als sie sah, wie sich seine Augen mit Schmerz füllten. Wenn auch nur flüchtig, hatte sie mitbekommen, was ihm angetan worden war. Das sollte niemand erleiden müssen. Zudem wusste sie auch ein wenig was so ein Ring anrichten konnte, hatte es bei Emania und Caranthir gesehen und es ekelte sie an, dass sie schon wieder so einen verfluchten Ring in die Hand nehmen musste.

"Weisst du, was ich tun muss, dass es ihm nicht so weh tut?" fragte sie den Prinzen ernst und zog ihm ohne zu zögern den Kontrollring vom Finger. Behutsam und ohne Minan dabei zu berühren, steckte ihn sich widerwillig an.

Der Kriegerprinz erklärte sich sogleich mit ihrem Vorhaben einverstanden, auch wenn dies Schmerzen bedeutete. ernst nickte sie ihm zu und konzentrierte sich sogleich. Wie grausam war denn das, dass man sein eigenes Folterinstrument seinem Peiniger in die Hand drücken musste? Auch wenn Eoshan nicht glaubt, dass Minan von dem Ring tatsächlich Gebrauch gemacht hatte.

Kurz darauf bemerkte sie jedoch ihren Irrtum, als sie den Ring auf sich einstellte. Der Prinz hatte ihn tatsächlich angewandt. Sie konnte nur hoffen, dass er es in dem Versuch getan hatte Caelvar zu befreien. Doch sie hielt sich nicht damit auf. Denn der Eyrier erlitt quälende Schmerzen rang keuchend nach Luft.

Dann war es endlich geschafft und der Ring gehörte ihr. Irgendwie fühlte er sich anders an, als der von Caranthir oder Emania. Aber Eoshan hatte ja nicht viel Erfahrung damit und so dachte sie sich nichts dabei. Stattdessen versuchte sie den Ring des Gehorsams für Caelvar zu weiten, nachdem sie ihm eine Verschnaufpause gegönnt hatte und er der Meinung war, es könnte weiter gehen.

Doch bald darauf rang der Kriegerprinz wieder keuchend um Atem, hatte sich erschöpft auf seine Hände abgestützt. Betroffen sah sie die beiden Männer an.
"Es geht nicht", stellte sie traurig fest. "Irgendwie ist der Ring anders als die, die ich kenne. Er scheint nur fähig zu sein, Schmerzen zu bereiten. Ich kriege über ihn aber einfach keine Kontrolle über den Halsring."
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Re: Ein neuer Anfang

Beitragvon Darken » So 13. Nov 2022, 19:32

Er wartete mit leichter Anspannung ehe Eoshan ihm den Ring abnahm und sich selbst ansteckte. Erst da wurde ihm bewußt, dass sie würde spüren können, dass er den Ring angewandt hatte. Es war in Panik gewesen, er hatte Angst gehabt und war gerade aus dem Verzerrten Reich zurück gekommen. Er hatte es nicht so gemeint... aber Darken später...
Minan warf einen Seitenblick zu Caelvar. Seit dem heftigen Streit mit Darken war ihr Verhältnis nicht mehr so wie früher, sie waren beide wieder auf Abstand gegangen. Mit leicht qualvollen Ausdruck in den Augen sah er zu wie der Eyrier die Schmerzen erlitt als Eoshan versuchte den Ring auf sich einzustellen. Er konnte die Schmerzen genau nachempfinden, so lange hatte er selbst einen Ring getragen und die Erinnerungen kamen ihm viel zu frisch vor.
Als die Dea al Mon jedoch versuchte, den Halsreif zu weiten, damit er abgestreift werden konnte, schien es nicht zu funktionieren. Caelvars Flügel zitterten leicht, er hatte seine Hände ins Gras gekrallt. Eoshan brach den Versuch ab, bemerkte, der Ring könne nur Schmerzen bereiten und sie bekäme keine entgültige Kontrolle.

In dem Moment begriff Minan was los war und er erbleichte.
"Caelvar, es tut mir so leid. Ich... ich hab nicht daran gedacht", stammelte er. "Das ist ein Ring zweiter Ordnung, nicht erster Ordnung. Deswegen funktioniert es nicht. Es tut mir so leid", bedeuerte er und gab sich selbst die Schuld, dass er nicht früher daran gedacht hatte. Minan sah zu Eoshan, die sich wohl wirklich nicht mit den Ringen auskannte, denn sie schien noch nicht so recht zu verstehen. "Der Besitzer eines Sklaven trägt meist den Ring der ersten Ordnung. Die zweiter Ordnung werden oft an.. an Untergebene verteilt, wenn der Sklave..." Er atmete tief durch. "Ausgeliehen wird oder wenn er transportiert wird, bekommt eine Wache den Ring niederer Ordnung, um einen besonders gefährlichen Sklaven damit unter Kontrolle zu halten..." Er seufzte auf. "Timaris hat noch den Ring erster Ordnung. Ich hab nicht daran gedacht..."
"Vielleicht doch nicht..." Caelvar ließ plötzlich eine kleine Schatulle erscheinen. "Das hat sie mir mitgegeben, doch ich kann es nicht öffnen und sie hat mir nicht gesagt was darin ist." Er reichte das Kästchen der Königin hinüber. "Bei der ganzen Aufregung und was passiert ist, habe ich nicht mehr daran gedacht.
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