Re: Kostas Entführung
von Timaris » Mi 3. Aug 2022, 20:09
Schweigend liess Timaris die beiden Priaten weiter streiten und hörte ihnen einfach nur zu, hoffte so mehr zu erfahren, als die beiden ihr erzählten. Da musste irgend etwas passiert sein. Kosta war nicht mehr wie er selbst. Anstatt sanft und anschmiegsam war er schneidend und abweisend. Zu Anfang glaubte sie genau wie Damien, dass ihn die Mission in Raej so verschlossen gemacht hatte. Er hatte da wirklich viel grausames erlebt. Kosta hatte ihr seine Erinnerungen gezeigt. Es war furchtbar gewesen und Kosta litt deswegen sehr.
Doch je mehr sie hörte, wie die zwei leidenschaftlich argumentieren, desto mehr kam ihr der Verdacht, dass da auch sonst noch etwas vorgefallen sein musste. Denn Kosta grenzte sich immer klarer und härter vom Rest der Mannschaft ab. Timaris hatte schon lange gewusst, dass er sich nie wirklich als Mitglied mitzuzählen getraute. Weil er in seinen Augen doch nur ein Diener war und nicht von Anfang an die selbe Ausbildung wie die anderen auf der Akademie erhalten hatte. Aber er hatte sich gefreut, dennoch so herzlich aufgenommen worden zu sein, auch wenn es ihm schwer gefallen war, dies anzunehmen, und hatte gerne auf dem Schiff bei Eneas sein wollen.
Jetzt aber schien er sich abzugrenzen, weil er keinesfalls mehr auf an Bord zurück wollte. Kaum war ihr der Gedanke gekommen, als Kosta ihr das auf einem Speerfaden auch schon flehend bestätigte. Was war da vorgefallen? Eneas war nun schon länger mit dieser Priesterin zusammen und diesmal schien es zu halten, weswegen Kosta fortmüsse, wie er sagte. Warum? Er hatte doch schon oft erlebt, dass Eneas Gefährtinnen hatte und hatte diese ausgesessen. Was war diesmal anders.
Da Timaris fürchtete, Kosta würde Damien gegenüber bald Gemeinheiten loslassen, dass er überhaupt nicht zur Mannschaft gehörte und so weiter, einfach nur um sich in seiner Panik von ihr trennen zu können. Erlaubte sie ihrem Sklaven hier zu bleiben, respektive nach Raej zu gehen. Vielleicht beruhigte Kosta sich ja etwas, wenn er wusste, dass er nicht mehr zu Eneas zurück musste.
"Wenn Taelos nicht gewollt hätte, dass Iason wieder in meine Dienste tritt, hätte er ihn nicht von Bord gelassen", entgegnete Timaris kalt, stellvertretend für Kosta, der zwar schmerzerfüllt zusammen zuckte, doch kein Wort mehr sagte. "Iason hat ihn darüber informiert, dass er in diesem Krieg gerne helfen würde." Kosta hatte ihr gezeigt, wie schmerzlich es führ ihn gewesen war, dass Eneas ihn einfach vom Schiff hatte gehen lassen. Dass er ihn nicht zurück gehalten und für sich beansprucht hatte. Oh, Dunkelheit, Timaris konnte wirklich nicht verstehen, warum die Leute sagten, man sollte sich nicht in Beziehungen von anderen einmischen. Eneas und Kosta dümpelten nun schon gut zweieinhalb Jahrhunderte umeinander herum und nun endlich schien es soweit, dass selbst Kosta genug hatte und Eneas ihn verlieren würde.
Unvermutet mischte sich Nathaniel auf einmal in das Drama ein. Er wolle auch mit nach Raej und kämpfen. Ach ja, die beiden jungen Sklaven waren ja auch noch hier und hörten viel zu viel. Noch ein Problem, um das Timaris sich kümmern musste.
"Pfft, dich würde ich nur mitnehmen, damit du mir da unten die Nächte versüssen kannst", rutschte es Kosta leise und abschätzig raus und Damien regte sich leidenschaftlich darüber auf, dass alle nach Raej wollten. Man hätte da hervorragende Möglichkeiten, sich erschiessen zu lassen. Prompt wurde Kosta auf diese Bemerkung kreidebleich. Damit hatte er ja so seine Erfahrungen. Sagen tat er nichts mehr zu seinem Freund. Nicht mehr, seit Timaris ihr Einverständnis zu seiner Bitte gegeben hatte.
*Du bist ein guter Freund, Damien*, sandte sie dem Prinzen zurück, als nun auch er sich einigermassen verzweifelt an sie wandte und nicht wollte, dass Kosta nach Raej musste. *Doch er hat nicht unrecht. Keiner weiss soviel über Raej und die zu konaktierenden Leute wie er. Aber du hast natürlich auch recht. Er könnte gesucht werden, wenn er nicht für tot gehalten wird. Darüber werde ich gründlich nachdenken, bevor mein entgültiger Entscheid fällt. Aber Damien, das ist es nicht allein. Ich weiss nicht, was bei euch auf dem Schiff vorgefallen ist, dass Kosta sich jedes Mal derart gequält windet, wenn er auch nur an es denkt. Er kann nicht zurück. Er scheint nicht nur eine Auszeit vom Krieg zu brauchen, sondern auch von euch. Irgend etwas scheint auf dem Schiff ganz gewaltig nicht mehr zu stimmen. Also lass ihn gehen und dränge ihn nicht weiter.* Timaris atmete tief durch. Es lief alles aus dem Ruder und ihre Brust schmerzte so sehr, dass sie kaum mehr klar denken konnte. Sie brauchte dringend eine kleine Pause.
"Ich werde über das vorgetragene nachdenken und es mit meinem Blutdreieck besprechen", sagte Timaris dann auch noch laut, so dass alle Anwesenden ihre Entschlüsse mitbekamen. "Das gemeinsame Abendessen werden wir wohl verschieben müssen, da wir dafür gerade keine Zeit haben, nun, wo es noch viel mehr in Betracht zu ziehen gibt. Damien, wenn du also jetzt schon zurück zum Schiff willst, bin ich dir nicht böse." Timaris wusste, wie unwohl er sich hier im Schloss fühlte. Und vorallem konnte sie sich dann noch etwas länger ausruhen.
"So, und was mache ich nun mit euch beiden?" wandte sie sich endlich ihren jüngeren Sklaven zu. "Ihr beide habt viel zu viel mitangehört und wisst nun Dinge, die ihr nicht wissen dürftet."