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Kostas Entführung





Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » Mi 3. Aug 2022, 20:04

Während sich Damien in einen Sessel setzte, kniete sich Kosta direkt neben Timaris' Sofa hin. Nein, das war überhaupt nicht unangenehm. Es war zumindest seltsam für den Ersten Maat seinen Freund so demütig zu sehen, wo der bei der Mannschaft meist mutig und draufgängerisch zu erleben war. Eine totale Verwandlung. Kosta hatte halt diese beiden extremen Seiten.
Kosta brachte die Sprache auf Nathaniel für den er eine Aufgabe erfragen wollte. Das war auch eine von Kostas Stärken. Sich für andere einzusetzen. Manchmal auch bis zur Selbstaufopferung. Also vermutlich brauchte auch Kosta einen Tritt in den Hintern, um mal an sich selbst zu denken. Machte das Sinn?
"Ich würd echt gern nach draußen. Aaron hat das verboten und-", setzte Nathaniel ein. Damien warf ihm einen mahnenden Blick zu. Der Typ wusste echt nicht wann man besser die Klappe hielt. Nach einem Blick der Königin, verstummte der Jugendliche dann doch trotzig und Kosta sprach weiter.
Jetzt über die Mannschaft. Damien fiel auf, dass Kosta dabei das Wort 'wir' eher vermied. Merkwürdig. Vielleicht ein Versehen? Kosta gehörte natürlich zur Stammmannschaft. Ohne ihn wäre die 'E' so ziemlich verloren. Das hatten sie spätestens gemerkt, als Kosta für eine längere Zeit mit seinem damaligen Liebhaber gelebt hatte. Der Kapitän der 'E' hatte da einen halsbrecherischen Auftrag nach dem anderen angenommen und es sich mit vielen Auftraggebern verscherzt, weil er aus unerfindlichen Gründen recht gereizt gewesen war. Wie als wäre er aus dem Gleichgewicht gebracht.

Das Drama hatten sie schon lange mehr oder weniger erfolgreich hinter sich gebracht, doch es schien als bahnte sich wieder das nächste an. Kosta meinte nämlich, dass seine Aufgabe feststünde. Eine Aufgabe, die sich von der 'E' eindeutig unterschied. Das fiel auch Timaris auf, sie griff in Kostas Haar, zwang ihn zu ihr hochzusehen. Damien ballte eine Hand zur Faust. Was für eine Aufgabe? Rasch fuhr der Krieger fort, dass er der einzige wäre, der mit der sechsten Kompanie Kontakt halten könne.
"Was?!", entfuhr Damien. Leidete Kosta unter einem Sonnenstich? Wie kam er denn auf die Idee? Sie hatten ihn gerade erst mit einer nervenaufreibenden Aktion von Raej weggebracht. "Bist du verrückt? Du kannst dich da erstmal nicht mehr blicken lassen. Ich wette Plakate mit deinem Konterfei hängen überall in Loraka. Jedenfalls in den Teilen, die wir nicht abgefackelt haben. Erinnerst du dich nicht?"
Der Spruch erntete Damien einige ehrfürchtige Blicke des jungen Prinzen, doch er ignorierte sie. Es gab wichtigeres.
"Wenn überhaupt, bist du der ungeeigneste mit denen wieder Kontakt aufzunehmen. Wir sollten eher irgendwo untertauchen und von allen dhemlanischen Soldaten erstmal fern bleiben. Was... sagt überhaupt der Rest der Mannschaft davon? Hattest du vor irgendwann mit uns darüber zu reden?" Sie zogen doch normalerweise an einem Strang.
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von Anzeige » Mi 3. Aug 2022, 20:04

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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » Mi 3. Aug 2022, 20:05

Nein! Nein, nein, nein, er sollte es nicht sagen. Nicht, wenn er dachte, was sie vermutete, dass es seine Aufgabe wäre. Wenn er es nicht sagte, könnten sie es vergessen. Vielleicht. Irgendwie. Dann wäre er in Sicherheit. Denn Timaris hatte nicht vor, Eneas und seine Mannschaft noch weiteren Gefahren auszusetzen.
Doch Kosta sprach unbarmherzig weiter. Sprach genau das aus, was sie befürchtet hatte. Instinktiv verpasste sie ihm eine scharfe Ohrfeige, die ihr selbst wohl mehr weh, tat als ihrem süssen, dummen Sklaven. Aber es war zu spät. Er hatte die furchtbare Wahrheit bereits ausgesprochen. Eine Wahrheit, die auch Damien nicht gefiel und gegen die er heftig Einsprache erhob. Timaris war absolut seiner Meinung. Sie wollte dass Eneas mit seiner Mannschaft und vorallem mit Kosta sich in Nuranessa verschanzte und da in Sicherheit war.
Aber andererseits hatte Kosta recht. Von ihren Leuten kannte sich zur Zeit niemand so gut in Raej aus, wie er. Er hatte Kontakte mit den Rebellen und der sechsten Geknüfpt. Ihm würden sie am ehsten vertrauen. Gualterio vielleicht auch noch. Doch ihn konnte sie nicht schicken. Er musste die Armee anführen. Da blieb nur noch die Frage, ob sie auf die Unterstützung aus Raej verzichten konnte. Ob sie es zulassen konnte, dass auch noch die zweite Hälfte des Territoriums an Sion fiel. Oder ob Raej überhaupt Haylls Hilfe brauchte. Ach, es waren keine Fragen, denn die Antworten waren offensichtlich. Timaris wollte es nicht wahrhaben. Wollte nicht entscheiden müssen, was wichtiger war. Die Sicherheit ihres Territoriums oder ihres geliebten Kostas. Ein Menschenleben gegen unzählige.

"Ich habe NICHTS aus Raej vergessen", antwortete Kosta Damien mit schneidender Stimme, die für Timaris überraschend kam. Fragend blickte sie den Prinzen an, ob das öfters bei Kosta vorkam. So hart und verschlossen kannte sie ihn gar nicht. Der Krieger schaute auch gar nicht zu seinem Freund, sondern blickte unverwand zu ihr hoch. "Ich habe KEINE Sekunde aus Raej vergessen und was dort alles getan werden musste. Weder Lorcanns metallbeschlagene Schwertscheide, noch die Geräusche, als die Raejer erschossen worden sind, noch das stinkende Klo im Schwarzen Kessel, noch das Knacken von Boverts Genick, als ich es ihm gebrochen habe, noch all die anderen Dinge. Selbst wenn ich in Loraka gesucht werde, nehmen die wohl kaum an, dass ich noch da bin. Wir sind ja alle auf der... dem Schiff geflohen und haben noch mehrere gegnerische Schiffe im Hafen versenkt. Wer wäre da so blöd, zurück zu kehren. Ausserdem habe ich nicht vor zurück nach Loraka zu gehen. Die sechste ist viel weiter im Landesinneren stationiert. Von der Mannschaft werde ich mich morgen verabschieden, Damien. Bitte, Herrin", flehte er sie nun nach der leidenschaftlichen Verteidigung wieder sanft und unterwürfig an. "Bitte lass mich gehen. Selbst wenn ich nicht der einzige wäre, der gehen könnte. Ich möchte Hayll helfen. Ich möchte dir helfen." Und dann schlug er unvermutet seine Lider nieder. "Und ich möchte einem Freund helfen, den ich sehr, sehr gerne habe. Ich möchte ihm helfen, den Krieg zu überstehen und seinen Frieden zu finden. Er hat es nicht verdient dort zu sein, wo er jetzt ist."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » Mi 3. Aug 2022, 20:06

Recht heftig gab Kosta zurück, dass er nichts aus Raej vergessen hatte. Dass Kosta dabei neben seiner Königin kniete, tat seiner Entschlossenheit keinen Abbruch. Er sprach so hart davon, dass er nichts vergessen hätte, dass Damien sich fragte, was er ihnen alles nicht erzählte. Kosta begann einige Dinge aufzuzählen. Er hatte schlimmes erlebt und wahrscheinlich war dies nur die Oberfläche von den Dingen, die er verbarg. Sie hätten ihn nie alleine ziehen lassen sollten. Eneas hatte das sich in der Zeit in Raej auch oft vorgeworfen. Damien hatte oft dagegen gehalten, Kosta wäre erfahren und wüsste schon was er täte, er würde es schaffen. Lebend hatten sie ihn wieder gefunden, keine Frage, aber es hatte wohl Spuren hinterlassen. Nicht nur am Rücken.
Kosta argumentierte, dass die in Loraka wohl niemals damit rechnen würden, dass Kosta wieder dort auftauchte. Zudem wolle er zur Sechsten Kompanie tiefer ins Landesinneren. Er würde sich morgen verabschieden.
Damien sah ihn ungläubig an. "Das ist behämmert. Du solltest nicht dorthin zurück. Du hast da genug erlebt. Wir sind Piraten, keine Soldaten. Das ist nen himmelweiter Unterschied." Das hatte Kosta ja am eigenen Leib zu spüren bekommen. Wollte der sich echt wieder in die dhemlanische Armee einschleußen?
"Und wie sehr vertraust du der Sechsten? Es braucht nur einen, der dich an den Rest der Dhemlaner verpfeift. Nur einen, der dich ausliefert und du bist dann dort völlig ohne die Rückendeckung deiner Mannschaft. Keine Einzeltouren mehr, Mann. Wir müssen nich die Helden spielen", versuchte er Kosta zu überzeugen. Ob Timaris Kosta wegschicken wollte oder nicht, spielte für den Prinzen erstmal keine Rolle. So viel zu seinen Kupplerversuchen. Er schaffte es glatt und trieb Kosta bis nach Raej anstatt zurück aufs Schiff zu Eneas.
Kosta flehte nun die Königin an, sie solle ihn gehen lassen. Es würde auch keine Rolle spielen, ob Kosta der einzige wäre, der für solch eine Mission in Frage käme. Er wollte ihr helfen. Und einem Freund, den er sehr gern hatte. Aha, kam da der wahre Grund zum Vorschein?
Damien runzelte die Stirn. Wer sollte das denn sein? Jemand mit dem er in Raej Banden geknüpft hatte? Da konnte Damien ja lange Kuppler spielen. "Wieso haben wir den nich gleich mit gerettet?", fragte Damien. "Es ist zwar wahnsinnig zurückzukehren, aber bevor du dich da alleine in den Tod stürzt, wieso fragst du deine Kumpel nicht um Hilfe und wir hauen diesen Freund gemeinsam da raus?" Der Seemann klemmte einen Daumen hinter seinen Gürtel. Keine Verhaltensweise eines adeligen Höflings. Damien mochte edel gekleidet sein, doch in seiner Haltung und seiner Redeweise konnte man eindeutig sehen, wozu er gehörte. Und das war schon sehr lange nicht mehr der Adel.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Mi 3. Aug 2022, 20:08

Je heftiger Damien dagegen protestierte, dass er nach Raej ging, desto verbissener kämpfte Kosta darum, dass er es doch durfte. Gefühle von Verrat, Angst, Verlust, Einsamkeit und Schmach wühlten ihn auf und liessen ihm kaum mehr klar denken. Panik erfasste ihn, dass er wieder zurück aufs Schiff müsste. Wenn seine Herrin ihn wieder zurück zu Eneas schickte, könnte er sich dem nicht widersetzen. Das durfte einfach nicht passieren. So redete er mehr, als er eigentlich gewollt hatte.

"Ihr seid Piraten", wiedersprach er leise und drehte sich zum ersten Mal nach Damien um, sah ihn verschlossen an, während er sich regelrecht an das Sofa seiner Königin drückte. Ja, der Prinz war wirklich zu einem Piraten geworden. seine ganze Körpersprache drückte dies aus. "Ich bin jedoch nur ein Sklave, der den Befehlen seiner Herrin dient." Einer Herrin, die noch immer nichts gesagt hatte, seidem sie ihn wütend angefahren hatte und einfach nur zuhörte. Ach, das kam ihm so bekannt vor, dass er alles durch sein loses Mundwerk verdarb. Hoffentlich war sie nicht zu wütend auf ihn, dass sie ihn gleich als Strafe zurück zu Eneas schickte.

"Weil ihr Piraten und keine Soldaten seid", erklärte Kosta nur knapp, warum er die Mannschaft nicht um Hilfe gebeten hatte. Auf See waren sie unschlagbar. Doch an Land waren sie ungeübt. Wenn es wirklich so gefährlich war, wie Damien beschrieb, und das war es, dann wollte er niemanden aus der Mannschaft in Gefahr bringen, nur weil er sich von Eneas fernhalten musste und Zucker retten wollte. "Ausserdem können wir ihn da nicht rausboxen. Das Einzige was bleibt ist, ihn während des Krieges zu beschützen." Und das war etwas, was Kosta konnte. Er hatte schon früh eine Ausbildung zum Leibwächter erhalten und hatte all die Jahren Eneas so beiseite gestanden. Vielleicht konnte er auch Zucker so beschützen.

*Bitte, Herrin*, flehte er Timaris nun wieder an. Diesmal auf mentalem Weg. *Bitte, ich kann... ich darf nicht wieder zurück aufs Schiff. Eneas braucht mich nicht mehr. Er ist jetzt in Sicherheit. Wenn ich bleibe, bin ich nur seinem Glück im Weg. das darf diesmal nicht geschehen. Seine Beziehung mit Leto ist stark und gesund. Bitte lasst mich Zucker retten. Er hat es nicht verdient da zu sein, wo er ist. Ich kann nicht...* Kosta wurde immer aufgewühlter und hatte allmählich das Gefühl, langsam durchzudrehen. Es war so schwer, sich von Eneas zu trennen. Auch ohne, dass sich ihm alle in den Weg stellten. Kosta hielt den Druck kaum mehr aus.

Da legte ihm Timaris unvermittelt ihren schlanken Finger auf seine Lippen. Er sollte wohl schweigen. Auch auf mentaler Ebene. Also verstummte Kosta und senkte demütig seinen Kopf, wartete ergeben auf ihr Urteil oder weitere Fragen die nun kommen mochten. Doch irgendwie wusste er, dass er nicht mehr weiter für sich sprechen konnte und nun alles von seiner Königin abhing. Trotz der Angst war dies ein erfüllendes Gefühl. Das einzige positive seit einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam.

"In Ordnung", war schliesslich Timaris tonlose, leise Stimme zu hören. "Wenn dir das so wichtig ist, Kosta, werde ich dich von deinem jetztigen Auftrag abziehen und dich als mein offizieler Bote nach Raej schicken. Ich erwarte aber von dir, dass du uns da zum Sieg verhilfst und unversehrt wieder zurück kommst. Wenn du mit diesen Bedingungen einverstanden bist, werde ich dich ziehen lassen."
Kosta blinzelte erstaunt, als er diese Antwort hörte, ohne sie so ganz zu realisieren. Er durfte nach Raej. Das war alles was zählte. Mit klopfendem Herzen verneigte er sich tief und presste seine Stirn gegen den Boden. "Mein Leben gehört ganz dir, Herrin", bedankte er sich ergeben.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » Mi 3. Aug 2022, 20:09

Kosta drehte sich nach Damiens energischer Erwiderungen einmal zu ihm und sah ihn lange eh. Für einen Moment hoffte Damien, der Krieger würde einsehen, was für eine Schnapsidee das war, doch dann rückte er näher zum Sofa und da wusste der Prinz bereits wie sich Kosta entschieden hatte. Nun grenzte er sich von der 'E' ab. Die anderen wären Piraten, nicht er. Er würde bloß seiner Herrin dienen und wäre ein Sklave.
"Unsinn! Ohne dich wären wir keine richtige Mannschaft. Du gehörst dazu, du bist einer von uns. Mann, wie viele Jahrzehnte sind wir jetzt schon gemeinsam unterwegs? Mir egal, dass du hier noch halbtags Sklave bist. So wie ich das sehe, hast du ne super Herrin, die dich das sein lässt was du wirklich bist." Hatte er das gerade gesagt? Damien wusste jetzt nicht, ob Timaris wirklich die super Herrin war. Man hörte viel gegenteiliges. Was Kosta betraf, war sies aber.
Gerade war der Krieger ziemlich stur, beharrte auf der klaren Trennung. Er wollte nach Raej und diesen Freund während des Krieges schützen. Den könne man nicht da rausboxen. Schon gar nicht die Mannschaft. Die wären Piraten und keine Soldaten.
"Eben! Das heißt, du bist auch kein Soldat. Das is nen anderer Schlag. Krieg ist ätzend und der verschlingt Menschen. Du solltest da nich zurück. Aber wir können deinen Freund entführen, wenn der nich freiwillig kommt", versuchte Damien irgendwie Kosta doch noch zu überzeugen.

Dies wurde irgendwann von der Königin unterbunden, die sich dann auf Kostas Seite schlug und seinen Wunsch erlaubte. Sie würde ihn von seinem jetzigen Auftrag abziehen (der was war?) und ihn stattdessen nach Raej schicken. Er würde ihnen dort zum Sieg verhelfen und lebend wieder zurückkommen. Kosta war sofort hin und weg, verneigte sich tief und bedankte sich.
Genervt rollte Damien mit den Augen. Wieso tat Timaris das? Sah sie nicht wie seltsam Kosta war seitdem er aus Raej zurück war? Und dann wollte sie dem wieder aussetzen? Der Kerl brauchte dringend Urlaub und nicht noch so einen Fronteinsatz. Es war ja keine Schande, wenn man nicht zäh und abgebrüht genug für den Krieg war. Die wenigsten waren das. Damien wusste ein paar auf dem Schiff, die das durchstehen würden, aber dazu gehörten weder Eneas noch Kosta.
Jetzt musste Damien auch noch die Königin davon überzeugen. Bloß wie? Das lief hier alles andere als geplant.
"Taelos hast du wohl nix von deinem Plan gesagt, was?", fragte Damien und sah wie Kosta zusammenzuckte. Das hatte gesessen. Damien war auch ein wenig verletzt. Das einer von ihnen sowas verheimlichte. Wenn man gehen wollte oder eine Auszeit haben wollte, einfach nix zu sagen. Kosta hätte das erst ihnen sagen sollen, fand Damien. Dann hätte man ihm das hoffentlich ausreden können. Damien verstand das alles nicht.
"Das ist ein Sklave?", hörte man verblüfft von hinten. "Wieso darf der nach Raej? Ich will auch mitkämpfen. Ich bin ein Krieger, ich kann gut kämpfen. Kann ich mit?" Der junge Prinz war nach vorne getreten.
Damien sah ihn finster an. Das konnte er jetzt überhaupt nicht gebrauchen. "Ja, klar, geht alle nach Raej. Freies Erschießungsbuffet in einem Frontgraben eurer Wahl." Er rollte mit den Augen. "Ich kapier das nicht. Wieso willst du weg? Ist das echt nur wegen dem Typen? Und du glaubst, wir halten uns da raus und überlassen dich deinem Schicksal? Meinst du, der Käpt'n dreht derweil Däumchen?" Eneas würde durchdrehen. Ach, das würde sicher was werden... Damien hatte keine Ahnung wie er das den anderen sagen sollte. Es gab keinen an Bord, der Kosta nicht mochte.
*Königin, tuts nicht nen anderer Bote auch? Er braucht ne Auszeit, ja, aber nicht noch ne Dröhnung Raej Krieg*, appellierte Damien an die Königin. Etwas, was er eigentlich ungern tat.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » Mi 3. Aug 2022, 20:09

Schweigend liess Timaris die beiden Priaten weiter streiten und hörte ihnen einfach nur zu, hoffte so mehr zu erfahren, als die beiden ihr erzählten. Da musste irgend etwas passiert sein. Kosta war nicht mehr wie er selbst. Anstatt sanft und anschmiegsam war er schneidend und abweisend. Zu Anfang glaubte sie genau wie Damien, dass ihn die Mission in Raej so verschlossen gemacht hatte. Er hatte da wirklich viel grausames erlebt. Kosta hatte ihr seine Erinnerungen gezeigt. Es war furchtbar gewesen und Kosta litt deswegen sehr.
Doch je mehr sie hörte, wie die zwei leidenschaftlich argumentieren, desto mehr kam ihr der Verdacht, dass da auch sonst noch etwas vorgefallen sein musste. Denn Kosta grenzte sich immer klarer und härter vom Rest der Mannschaft ab. Timaris hatte schon lange gewusst, dass er sich nie wirklich als Mitglied mitzuzählen getraute. Weil er in seinen Augen doch nur ein Diener war und nicht von Anfang an die selbe Ausbildung wie die anderen auf der Akademie erhalten hatte. Aber er hatte sich gefreut, dennoch so herzlich aufgenommen worden zu sein, auch wenn es ihm schwer gefallen war, dies anzunehmen, und hatte gerne auf dem Schiff bei Eneas sein wollen.
Jetzt aber schien er sich abzugrenzen, weil er keinesfalls mehr auf an Bord zurück wollte. Kaum war ihr der Gedanke gekommen, als Kosta ihr das auf einem Speerfaden auch schon flehend bestätigte. Was war da vorgefallen? Eneas war nun schon länger mit dieser Priesterin zusammen und diesmal schien es zu halten, weswegen Kosta fortmüsse, wie er sagte. Warum? Er hatte doch schon oft erlebt, dass Eneas Gefährtinnen hatte und hatte diese ausgesessen. Was war diesmal anders.

Da Timaris fürchtete, Kosta würde Damien gegenüber bald Gemeinheiten loslassen, dass er überhaupt nicht zur Mannschaft gehörte und so weiter, einfach nur um sich in seiner Panik von ihr trennen zu können. Erlaubte sie ihrem Sklaven hier zu bleiben, respektive nach Raej zu gehen. Vielleicht beruhigte Kosta sich ja etwas, wenn er wusste, dass er nicht mehr zu Eneas zurück musste.
"Wenn Taelos nicht gewollt hätte, dass Iason wieder in meine Dienste tritt, hätte er ihn nicht von Bord gelassen", entgegnete Timaris kalt, stellvertretend für Kosta, der zwar schmerzerfüllt zusammen zuckte, doch kein Wort mehr sagte. "Iason hat ihn darüber informiert, dass er in diesem Krieg gerne helfen würde." Kosta hatte ihr gezeigt, wie schmerzlich es führ ihn gewesen war, dass Eneas ihn einfach vom Schiff hatte gehen lassen. Dass er ihn nicht zurück gehalten und für sich beansprucht hatte. Oh, Dunkelheit, Timaris konnte wirklich nicht verstehen, warum die Leute sagten, man sollte sich nicht in Beziehungen von anderen einmischen. Eneas und Kosta dümpelten nun schon gut zweieinhalb Jahrhunderte umeinander herum und nun endlich schien es soweit, dass selbst Kosta genug hatte und Eneas ihn verlieren würde.

Unvermutet mischte sich Nathaniel auf einmal in das Drama ein. Er wolle auch mit nach Raej und kämpfen. Ach ja, die beiden jungen Sklaven waren ja auch noch hier und hörten viel zu viel. Noch ein Problem, um das Timaris sich kümmern musste.
"Pfft, dich würde ich nur mitnehmen, damit du mir da unten die Nächte versüssen kannst", rutschte es Kosta leise und abschätzig raus und Damien regte sich leidenschaftlich darüber auf, dass alle nach Raej wollten. Man hätte da hervorragende Möglichkeiten, sich erschiessen zu lassen. Prompt wurde Kosta auf diese Bemerkung kreidebleich. Damit hatte er ja so seine Erfahrungen. Sagen tat er nichts mehr zu seinem Freund. Nicht mehr, seit Timaris ihr Einverständnis zu seiner Bitte gegeben hatte.

*Du bist ein guter Freund, Damien*, sandte sie dem Prinzen zurück, als nun auch er sich einigermassen verzweifelt an sie wandte und nicht wollte, dass Kosta nach Raej musste. *Doch er hat nicht unrecht. Keiner weiss soviel über Raej und die zu konaktierenden Leute wie er. Aber du hast natürlich auch recht. Er könnte gesucht werden, wenn er nicht für tot gehalten wird. Darüber werde ich gründlich nachdenken, bevor mein entgültiger Entscheid fällt. Aber Damien, das ist es nicht allein. Ich weiss nicht, was bei euch auf dem Schiff vorgefallen ist, dass Kosta sich jedes Mal derart gequält windet, wenn er auch nur an es denkt. Er kann nicht zurück. Er scheint nicht nur eine Auszeit vom Krieg zu brauchen, sondern auch von euch. Irgend etwas scheint auf dem Schiff ganz gewaltig nicht mehr zu stimmen. Also lass ihn gehen und dränge ihn nicht weiter.* Timaris atmete tief durch. Es lief alles aus dem Ruder und ihre Brust schmerzte so sehr, dass sie kaum mehr klar denken konnte. Sie brauchte dringend eine kleine Pause.

"Ich werde über das vorgetragene nachdenken und es mit meinem Blutdreieck besprechen", sagte Timaris dann auch noch laut, so dass alle Anwesenden ihre Entschlüsse mitbekamen. "Das gemeinsame Abendessen werden wir wohl verschieben müssen, da wir dafür gerade keine Zeit haben, nun, wo es noch viel mehr in Betracht zu ziehen gibt. Damien, wenn du also jetzt schon zurück zum Schiff willst, bin ich dir nicht böse." Timaris wusste, wie unwohl er sich hier im Schloss fühlte. Und vorallem konnte sie sich dann noch etwas länger ausruhen.
"So, und was mache ich nun mit euch beiden?" wandte sie sich endlich ihren jüngeren Sklaven zu. "Ihr beide habt viel zu viel mitangehört und wisst nun Dinge, die ihr nicht wissen dürftet."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » Mi 3. Aug 2022, 21:05

"Ich glaube, Taelos weiß nichts davon. Sonst hätte er sich bestimmt anders verhalten, als wir aufgebrochen sind", bemerkte Damien, fest davon überzeugt. "Hast du ihm klar gesagt, dass du die 'E' länger verlassen und zurück nach Raej willst, hm?" Nein, offensichtlich nicht. Die beiden hatten mal wieder aneinander vorbei geredet, weil sie - wie so oft - die Gefühle des anderen nicht verletzen wollten oder irgendwelche scheuen Anwandlungen hatten. Denen war echt nicht mehr zu helfen.
Wie auch immer, Kosta hätte vorher mit ihnen reden sollen, ihnen sagen was ihn beschäftigte. Damien wollte seinem Freund ja auch nur helfen. Wenn Kosta abgezischt wäre für ein paar Monate Vergnügen nach Chaillot, okay, aber zurück nach Raej mitten in die Armee? Da konnte Damien seine übliche Ruhe nicht beibehalten.
Er versuchte sogar per Speerfaden die Königin umzustimmen, die aber leider nur vage antwortete. Sie wollte wenigstens darüber nachdenken bevor sie sich entschied. Dann sagte sie noch, dass Kosta nicht zurück aufs Schiff könnte wegen etwas was vorgefallen wäre dort.
*Uns hat er nichts gesagt. Er hat überhaupt wenig von Raej erzählt. Und Eneas und er sind seltsam wie immer. Auszeit von uns ist ja okay, aber nich in Raej. Der kommt doch gar nicht dazu da im Geheimen Bote zu spielen. Ich kenne die beiden. Der Käpt'n wird nicht auf Befehle hören und ihn sofort wieder da rausholen. Wenn Kosta wo ungefährliches hinkommt, hält Eneas vielleicht länger die Füße still*, sandte Damien zurück.

Timaris wollte wohl noch darüber nachdenken und sich auch mit ihrem Blutdreieck besprechen. Damien wusste zwar nicht was die das anging, aber er war ganz froh, dass er nicht länger im Palast bleiben musste, da das Abendessen ausfiel. Die Königin hatte viel zu tun.
"Dann werde ich zum Schiff zurückkehren. Kommst du mit?", fragte er Kosta. "Soll ichs ihm schon sagen oder willst du das selbst tun?"
Die Königin hatte derweil die zwei Jugendlichen angesprochen, die viel zu viel mit angehört hatten. Sofort äußerste sich der Prinz wieder, der eindeutig der Lautere und Übermütigere der beiden war.
"Ey, was können wir dafür? Wir wurden nicht gefragt. Außerdem weiß ich gar nicht was ich jetzt nicht wissen darf", verteidigte er sich und Liam. "Aber der da hat gesagt, dass er wegen einer neuen Aufgabe für mich fragen würde." Er deutete auf Kosta. "Ich will endlich wieder raus. Und wieso kann ich nicht wieder bei Liam schlafen? Wir machen auch nix!" Er hob unschuldig die Hände.
Damien war noch zu beschäftigt mit Kostas Entschluss, ansonsten hätte er das Verhalten des jüngeren Prinzen amüsant gefunden. Wie war Timaris denn an den geraten? Neue, rebellische Spielzeuge? Na, wenn sie meinte.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Timaris » Do 4. Aug 2022, 06:03

*Der Kapitän sollte mal lernen Kostas Entscheidungen zu respektieren, wenn er schon einmal eine von sich aus trifft*, brummte Timaris zurück. *Sonst wird er nie lernen eigenständig zu denken und für sich selbst einzustehen, wenn man ihm immer gleich sagt, dass seine Entscheidungen falsch sind.* Aber natürlich konnte sie Eneas verstehen. Sie wollte Kosta auch nicht einer derartigen Gefahr aussetzen und er in harmloseren Situationen Fehlentscheidugen traf und daraus lernte.
*Du meinst, in Raej ist etwas bestimmtes geschehen?* hakte Timaris nachdenklich nach. *Kosta hat mir da seine Erlebnisse gezeigt und es war kein ausschlaggebender Punkt zu spüren. Irgend etwas muss vorher schon passiert sein. Etwas mit Eneas und... und ich denke auch mit Leto.* Etwas weswegen Kosta auf keinen Fall mehr zurück wollte

*Leider scheint es in der ganzen Welt keine Sicherheit mehr zu geben*, merkte sie bitter an. *Aber solltet ihr doch so einen Ort finden, dann verkrümelt euch dahin und überlebt.* Wenigstens jemand. "Ich habe keinen weiteren Auftrag für euch. Das Angebot ehrt euch jedoch auf jeden Fall. Iason, du gehst am Besten gleich mit Damien mit und verabschiedest dich richtig bei deinem Kapitän", wandte sie sich an ihren Sklaven, der kein Wort mehr mit Damien sprach. "Wir werden uns morgen über deine weiteren Aufgaben unterhalten." Kosta verneigte sich nur, erhob sich anmutig und trat schweigend zu Damien.

Also widmete sich Timaris ihren jüngeren Sklaven, damit sie bald ihre Ruhe hatte. Glücklichweise hatten sie nichts konkretes gehört und Timaris glaubte Nathaniel sogar, dass er von nichts eine Ahnung hatte. Dennoch hatten sie genug gehört, dass es gefährlich werden könnte.
"Warum glaube ich dir das jetzt nicht?" schmunzelte sie schwach, als Nathaniel beteuerte, dass er und Liam nichts miteinander tun würden. "Gut für euch wurde fürgesprochen. Die Wache wird euch nun wieder in eure Zimmer geleiten. Da werdet ihr bleiben, bis ich mir sicher sein kann, dass ihr nichts von dem hier Gehörten auch nur irgend jemandem ausplaudert."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » Do 4. Aug 2022, 08:54

Timaris sandte schon fast brummig zurück, dass Eneas lernen sollte Kosta seine eigenen Entscheidungen treffen zu lassen, sonst würde der das nie lernen und für sich selbst einstehen. *Ich finde, Kosta macht das schon seit Jahren gut. Da waren ne Menge gute Entscheidungen dabei.* Als Pirat musste man auf Zack sein, sich schnell in Augenblicken für einen Weg entscheiden oder bei einem Sturm entscheiden, was zu tun war. Das machten sie aber als Team. *Bloß nach Raej in die Armee zu gehen is jetzt nich grad die beste Entscheidung. Ich sag nur, würd mich nich wundern, wenn wir gleich das nächste Problem haben, weil der Käpt'n ihm nach will.* Dazu musste man nicht super intelligent sein, um das herauszufinden.
Damien versuchte der Königin zu erklären wieso Kosta nicht nach Raej sollte, doch Timaris tat das damit ab, dass sie alle von Kostas Erinnerungen aus der Zeit gesehen hatte. Es wäre nichts ausschlaggebendes dabei gewesen. Das konnte Damien sich nicht vorstellen. Für die Königin war das vielleicht nicht wichtig gewesen, aber für Kosta bestimmt. Lady Tolarim vermutete jedoch, dass schon etwas vor Raej passiert wäre. Etwas mit Eneas und Leto. Damien sah sie fragend an. Was hatte er verpasst? Ob er Leto fragen sollte?

Die Königin wollte, dass die 'E' sich zurückzog und den Krieg überlebte. Sie hätte keinen weiteren Auftrag als das. Kosta sollte mit Damien mitgehen und sich verabschieden, morgen würden sie sich wiedersehen.
"Danke, Lady Tolarim", erwiderte Damien und neigte den Kopf. Er blickte abwartend zu Kosta, der keinen Ton sagte. Na, sollte er ruhig. Schweigen konnte der Prinz auch. Sie verließen das Arbeitszimmer und wanderten die Gänge lang. Damien war froh den Palast verlassen zu können. Er wünschte nur, er würde bessere Nachrichten mitbringen.
"Raej? Echt?", fragte Damien irgendwann. "Seit wann hast du den Plan? Taelos wird... ich weiß nicht was er wird, aber freuen wird er sich sicher nicht. Und der Rest auch nicht, aber ich kanns verstehen. Denk ich. Mann, wenn du ne Auszeit willst, reis nach Chaillot, hab nen paar schöne Tage oder Glacia soll diese Zeit auch nett sein. Hab gehört, die Königin soll mal was anderes sein." Er schob die Hände in die Hosentaschen. "Aber zurück nach Raej..."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Do 4. Aug 2022, 18:38

Kosta brachte kein Wort mehr heraus. Sein Innerstes war so aufgewühlt und seine Kehle zugeschnürt. Er hatte nicht gedacht, dass es so schwer sein würde, sich von dem Schiff und der Mannschaft zu lösen. Er hatte gedacht, er könnte Timaris seine Dienste anbieten und gut wäre es. Doch Damien liess keines seiner Argumente gelten und machte ihm stattdessen noch heftige Vorwürfe, dass er sie einfach im Stich liess. Das tat weh. Dabei sollte es doch eigentlich nichts neues für ihn sein. Er liess andauernd Leute im Stich und auf sein Wort war kein Verlass. So sehr er es sich auch wünschte.

Dabei wollte Kosta doch eigentlich gar nicht von Bord. Er wollte sich vor Eneas zu Füssen werfen, ihn um Verzeihung bitten, sich trostsuchend in seine Arme kuscheln und sich hemmungslos von ihm nehmen lassen. Doch Kosta war nicht das, was Eneas wollte. Eneas wollte Leto und wenn er bliebe, würde er nur dessen Glück zerstören. Deswegen bot er Timaris innig seine Dienste an, flehte auch darum, nach Raej gehen zu können, damit er wenigstens jemandem helfen konnte, dem er es versprochen hatte.
Erst schien es ganz so, als dürfe er nach Raej, doch Damien sprach so leidenschaftlich, dass Timaris ihre Erlaubnis schliesslich halbwegs zurück zog und meinte, dass sie sich erst überlegen müsse, wie Kosta am Besten einzusetzen wäre. Der junge Sklave erbebte. Hauptsache, sie schickte ihn nicht zurück aufs Schiff. Nur als Nathaniel plötzlich auch mit nach Raej wollte, konnte Kosta kurz aus seiner aufgewühlten Starre ausbrechen und ihm androhen, dass er allerhöchstens als Bettwärmer mitkommen könne. Denn auch Kosta fand, dass es in Raej eigentlich viel zu gefährlich für jeden war. Besonders für so hübsche, grossspurige Jugendliche.

Seine Königin schickte ihn mit Damien los, damit er sich richtig bei Eneas verabschiedete. Kosta hatte keine Ahnung, wie er das bewerkstelligen sollte. Allein die Vorstellung schnürte ihm die Luft ab. Zum Glück verlangte Damien nicht von ihm, etwas zu sagen und liess ihn schweigend neben sich hergehen. Zumindest fünf Minuten lang. Dann sprach er schon wieder auf ihn ein und wollte ihn überzeugen, dass dies ein ganz dummes Vorhaben sei, welches er da hätte.
"Ich will keine Auszeit", entgegnete Kosta heftig und impulsiv. Der Gedanke, sich jetzt ein paar Tage in Chaillot an den Strand zu legen und viel Zeit zum Nachdenken zu haben, drehte ihm der Magen um. "Ich will weg vom Schiff und weg von Euch", fuhr er leiser fort. "Ich will Timaris helfen. Das habe ich Taelos auch gesagt. Ich will ihr in diesem Krieg gegen Sion helfen und wenn ich nach Raej gehe, habe ich wenigstens eine wichtige Aufgabe und bin nicht einfach nur einer von vielen Soldaten im Schlamm. Aber vielleicht darf ich ja auch doch nicht gehen, nachdem du dich so dagegen ausgesprochen hast." Kosta beschleunigte seinen Schritt und wollte das Verabschieden von den anderen schnell hinter sich bringen, wobei er eigentlich gar nicht mehr zum Hafen zurück wollte. Vielleicht musste er auch nicht. Vielleicht war heute ja auch keine Kutsche frei und...
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » Do 4. Aug 2022, 18:55

Plötzlich explodierte Kosta regelrecht, fuhr ihn an, dass er keine Auszeit wollte, sondern ganz weg vom Schiff und von der Mannschaft wollte. Das verletzte Damien schon etwas, denn nun ging das auch gegen ihn. Er gehörte ja mit zur Mannschaft, die Kosta auf einmal nicht mehr als seine eigene ansah.
"Was haben wir dir getan? Was ist passiert, Kosta?", fragte Damien ernst. Irgendwo musste es ja einen Auslöser geben. Timaris vermutete, es wäre etwas mit Eneas und Leto gewesen. "Hast du ihm gesagt, dass du zurück nach Raej willst oder bloß, dass du helfen willst?" Das war ein großer Unterschied. Damien glaubte nicht, dass Eneas heute so ruhig geblieben wäre, wüsste er über alles Bescheid.
"Natürlich hab ich mich dagegen ausgesprochen. Du bist mein Freund. Vielleicht geht das nicht in deinen Schädel rein, aber ich will nicht, dass dir was passiert. Und das Risiko in Raej ist da ausgesprochen höher als sonstwo. Es sei denn, du willst nen netten Ausflug nach Dhemlan machen."
Sie kamen während des Redens nach draußen auf den Platz, wo schon eine Kutsche für sie wartete. Damien wusste gar nicht, ob er so schnell wie möglich zurück zum Schiff wollte. Sobald er da war und die Mannschaft von Kostas Vorhaben hörte, würde das Donnerwetter losgehen. Oder etwas in der Art. Schön würde es sicher nicht.

"Was ist passiert?", wiederholte Damien, als sie in der Kutsche saßen. "Hat Eneas was gemacht? Der Typ hat manchmal echt nen Brett vorm Kopf. Er hat sich bestimmt mal wieder falsch ausgedrückt." Jedenfalls vermutete der Prinz das. Missverständnisse zwischen den beiden waren fast schon sowas wie die Tagesordnung auf der 'E'.
"Du weißt nicht wie er war, als du alleine in Raej unterwegs warst... er hat sich solche Sorgen gemacht. Wir alle, aber er besonders. Hätte nich viel gefehlt und er hätte ganz Zamora abgefackelt bloß um die Suche zu beenden und schneller in Loraka sein zu können." Damien grinste link.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Do 4. Aug 2022, 19:23

"Ihr habt nichts getan. Ich bin nur mal wieder ein undankbarer Bastard, der seine Freunde im Stich lässt", erwiderte Kosta bitter. "Das ist doch nichts neues." Kosta konnte Damien nicht erklären, was mit ihm los war, da er das Gefühlschaos in sich selbst ja noch nicht einmal selber begriff. Und noch weniger konnte er sagen, dass Leto ihn gebeten hatte, nicht in ihre Beziehung dazwischen zu funken. Einerseits weil er nicht wollte, dass die Priesterin als die Böse dastand, obwohl ihr Wunsch eigentlich mehr als nur rechtmässig war. Und andererseits durfte er nicht verraten, dass Eneas und er manchmal miteinander im Bett landeten.

"Das mit Raej wusste ich noch nicht, als ich ihn informierte", wehrte Kosta sich und schritt nun zügig aus, wie als könne er Damien entfliehen. Gleichzeitig wollte er gar nicht in den Hafen, um sich von Eneas zu verabschieden. "Ist doch egal. Krieg ist überall gefährlich." Wütend starrrte er Damien an. Natürlich wusste er, dass er ein Freund des Prinzen war. Dachte er etwa, er wäre ihm nicht wichtig? Nach all der Zeit, in der er nicht nur Eneas, sondern auch den anderen auf dem Schiff geholfen und gedient hatte.

Aus einer Flucht wurde jedoch nicht wirklich was. Weder vor Damien noch vor dem Weg zu Eneas, denn auf dem Hof wartete schon eine Kutsche auf sie und in der war er regelrecht mit dem Prinzen gefangen. Vorsichtig setzte er sich ihm diagonal gegenüber in das Gefährt, achtete peinlich genau darauf, dass auch ja kein zufälliger Körperkontakt in dem kleinen Raum entstehen konnte. Er schaute auch gleich abweisend aus dem Fenster.
"Eneas hat NICHTS gemacht", gab er hart zurück. Nein, gar nichts hatte er gemacht. Er hatte nichts gesagt, nachdem er ihm eine Nacht lang seine leidenschaftliche Liebe für ihn gezeigt hatte. Er hatte ihn nicht zurück gehalten, als er heute morgen von Bord gegangen war.
"Aber er hat es nicht getan", stellte Kosta überhaupt nicht aufgemuntert fest, als Damien ihm von Zamora erzählte. "Eneas ist eben wie ein verwöhntes Kind, wenn ihm niemand seine Kleidung rauslegt und man ihm sein Spielzeug wegnimmt. Er kriegt sich schon wieder ein."

Als die Kutsche dann endlich unten im Hafen beim Steg wo die 'E' angelegt hatte, ankam, floh Kosta regelrecht aus dem Gefährt und vorallem vor Damien und dessen überraschender Redseligkeit, kaum dass sie halbwegs zum Stillstand gekommen war. Doch kaum sah er das schlanke, stolze Schiff vor sich aufragen, erstarrte er und meinte, sein Herz würde stillstehen. Sein Atem war ganz flach und sein Gesicht ganz weiss geworden.
"Ich kann das nicht", hauchte er schon fast panisch. Er könnte Eneas doch einfach einen Brief schreiben. Er hatte sich doch eigentlich schon heute Morgen verabschiedet. Seine Kajüte war leergeräumt.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Damien » Do 4. Aug 2022, 19:37

Kosta war mal wieder voll drauf sich selbst über die emotionale Klippe zu steuern. Inzwischen kannte Damien ihn ja schon länger, wusste, dass der leidenschaftliche Krieger oft die Schuld auf sich nahm. Egal, ob es stimmte oder nicht. Aus Kostas Blickwinkel stimmte es. Es war dann sehr schwer ihm vom Gegenteil zu überzeugen. Meistens hielt Damien da lieber den Mund bis der Krieger das von selbst kapierte.
Jetzt ging das aber nicht gut, da ihnen die Zeit davon lief.
"Du lässt uns doch nicht im Stich. Nur weil du mal nich an Deck bist, heißt das nich, dass du nicht mehr einer von uns bist. Hat jeder mal ne Pause gehabt. Ulysses wegen seiner Tochter, Olintes und Farell um Party zu machen oder Maria für ihre Heilerinnenfortbildung. Weißt du nicht mehr? Ist kein Drama, wenn du für ne Weile nicht da bist. Bloß nach Raej... wieso nicht ein Ort, wos was ungefährlicher ist? Wegen dem Mann aus der 6.?"
So richtig wollte sich Kosta nicht überzeugen zu lassen. Er war weiterhin wütend und seine Antworten hatten schon eher was trotziges. Damien verfiel erst einmal wieder ins Schweigen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass der hayllische Krieger auf Streit aus war. Aber das konnte unmöglich sein. Er saß hier mit ungefähr dem konfliktscheusten Menschen ganz Terreilles in einer Kutsche.

Der Matrose schaute aus dem Fenster, saß soweit von Damien weg wie möglich und sage dann hart, dass Eneas nichts gemacht hätte. Betonung auf dem 'nichts'. Ahh... könnte das der Grund für Kostas Zorn und Abreise sein? Weil der Kapitän all die Jahre nicht in die Gänge gekommen war und lieber mit Leto zusammen war? War jetzt der Moment gekommen, wo Kosta endgültig genug hatte? Au weia.
Damien kam in den Sinn, dass er so ungefähr der schlechteste Kuppler auf Erden sein müsste. Es musste an diesem nervigen Versteckspiel liegen, wo niemand mal offen sagte was Sache war. Von wegen zu warten bis die sich von selbst fanden - oder auch nicht. Es sah so aus, als würde das hier der letzte Kupplerversuch sein - und die Mannschaft entzwei brechen. Da konnte Damien nicht mehr still daneben sitzen. Er wollte nicht, dass es mit der 'E' vorbei war. Er musste etwas unternehmen. Nur was? Dann war da immer noch Leto, die Damien sehr gerne hatte. Eneas wäre sehr blöd, die zu verlieren. Leto war eine klasse Frau, die es nicht verdient hatte...
".. Eneas ist eben wie ein verwöhntes Kind, wenn ihm niemand seine Kleidung rauslegt und man ihm sein Spielzeug wegnimmt. Er kriegt sich schon wieder ein", bemerkte Kosta und nahm Eneas' Sorge in Zamora nicht ernst. Der hätte ja auch die Stadt nicht angezündet.
"Wärs dir lieber, er hätte es getan?", fragte Damien mit üblichen zynischen Unterton. Das hatte sich bei Kosta fast danach angehört. Aber Eneas große Liebesgeste, die Kosta sich wohl erhoffte, war ausgeblieben. Wenn das den Schiffssegen wieder herstellen würde, würde Damien meinetwegen ein brennendes Herz in Raej einebnen. Liebe Güte. Und da dachte er immer, dass Beziehungen mit Frauen schon verteufelt kompliziert waren.
Sie waren beim Hafen angekommen und Damien äußerst froh die Kutsche mit ihrer stickigen Atmosphäre verlassen zu können. Als sie am Dock standen, blieb Kosta plötzlich stehen und sagte überwältigt, er könnte das nicht.
Der Seemann drehte sich sogar um, wollte offenbar weg. Damien versperrte ihm geistesgegenwärtig den Weg.
"Kann nicht schlimmer als der Kampf gegen den Riesenkraken sein und da hast du uns den Arsch gerettet. Los, sprich dich mit ihm aus." Er schob Kosta in Richtung Schiff.
Rachel begrüßte sie am Steg. Sie hatte ihr krauses, schwarzes Haar zusammengebunden und lächelte sie an. "He, ihr seid ja früh zurück. Wir haben erst morgen mit euch gerechnet. Da wird sich der Käpt'n aber freuen." Sie steckte zwei Finger in den Mund und pfiff, um Cleos weiter oben in den Wanten auf die Rückkehrer aufmerksam zu machen. Der gelenkige Dhemlaner nickte ihnen zu. Ansonsten schienen die meisten noch unterwegs in Draega zu sein. Außer Eneas natürlich. Damien spürte ihn irgendwo unter Deck. Er schob Kosta in Richtung Steg, klopfte ihm auf die Schulter.
"Sag ihm was du willst", riet er seinem Freund aus einem plötzlichen Impuls heraus, als sie über den Steg das Hafenwasser unter ihnen überquerten und ins Schiffsinnere gelangen. Den Rest des Weges konnte Damien Kosta hoffentlich alleine lassen. Bei dem Gespräch war er besser nicht dabei.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Do 4. Aug 2022, 19:44

Nein, natürlich hätte Eneas Zamora nicht abfackeln sollen. Da lebten schliesslich auch unschuldige Bürger. Und auch wenn Damien nun beteuerte, dass er sie nicht im Stich lassen würde, hatte es vorhin noch ganz anders geklungen. Ausserdem, wie gesagt, er wollte keine Auszeit. Er musste weg vom Schiff. Kosta antwortete Damien nicht mehr weiter. Es viel zu schwer, dabei nicht gemein zu werden und vorallem nicht zu viel zu verraten.

So war die Flucht aus der Kutsche richtig erleichternd. Allerdings nur bis er vor dem Schiff stand. Da wollte er sich gleich wieder umdrehen und sich zurück in die Kutsche verkrümeln. Doch Damien versperrte ihm den Weg. Das könne doch nicht so schlimm sein, wie der Kampf mit dem Riesenkraken, bei dem er sie gerettet hatte? Was? Welcher Riesenkraken? Der war doch ein nichts dagegen. Entsprechend schaute er Damien an. Doch der war unbarmherzig und schob ihn aufs Schiff zu und dann den Steg hoch. Riet ihm, er solle ihm einfach sagen, was er wolle. Ah, und was wollte er? Dass Eneas glücklich wurde. So einfach war das.

Auf einmal viel ruhiger und gefasster ging er nach unten unter Deck, nachdem er Rachel und Cleo zugewinkt hatte. Eneas war im Laderaum zu spüren. Als Kosta da eintraf, war er gerade dabei um- und aufzuräumen.
"Da bin ich wieder", lächelte er freundlich, als er zu seinem Freund und Kapitän trat. Eneas sollte mit Leto glücklich werden. Der Gedanke gab Kosta Kraft, nicht auf die Schmerzen in seinem Herzen zu achten. "Und ich habe gute Nachrichten für dich. Die Königin hat keinen weiteren Auftrag für die Mannschaft und hat geraten, irgendwo in Sicherheit den Krieg abzuwarten." Kosta strich sich über den Arm und schaute Eneas mit den grössten, treuesten Hundeaugen an. "Du aber... ich... ich würde gerne eine Auszeit nehmen." Kosta hatte aus seinem Fehler gelernt. Wenn er sagte, dass er weg wollte, wurde das nicht akzeptiert. Doch eine Auszeit schien genehmigt zu werden. "Es ist in letzter Zeit so viel passiert. Mit Siandra und Laree und so. Ich würde gerne etwas hier bleiben. Timaris hat auch nichts dagegen und sogar ein Plätzchen für mich." Flehend blickte er Eneas an, ob er auch einverstanden wäre.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Do 4. Aug 2022, 19:47

Eneas hatte sich vorgenommen endlich den Rest der Beute, die sie auf der Chailloter Insel gemacht hatten, genauer in Augenschein zu nehmen, um sie dann verteilen zu können. Einen Teil hatte die Mannschaft auf Nuranessa gelassen, doch auch einiges im Schiff gelassen, um es in Draega verhökern zu können. Hier war so ungefähr der beste Umschlagplatz für so etwas.
Außerdem lenkte es ab. Die meisten waren in Draega unterwegs. Entweder, um Vorräte fürs Schiff zu besuchen, Freunde zu besuchen oder um sich einfach die Beine zu vertreten. Eneas war, wie immer, bei der 'E' geblieben. Auch Leto war gegangen, um eine Freundin zu treffen und Besorgungen zu tätigen. Der Krieger schrieb etwas auf sein Klemmbrett, räumte feine Tuchballen aus halb durchsichtiger Seide in eine Holzkiste zurück. Er schaffte es jedoch kaum sich zu konzentrieren. Seine Gedanken weilten bei Kosta und Timaris. Einmal hatte Eneas sogar so ein seltsames nicht zu erklärendes Gefühl der Unruhe, dass er seinem Freund sandte und fragte wie alles lief. Sehr subtil, wirklich, aber er wusste sich nicht anders zu helfen. Kosta war locker geblieben, hatte gesagt, er wäre dabei Freundschaften zu schließen. Eneas hatte nicht gefragt wie er das meinte. Er wollte es lieber nicht wissen.
Oft dachte Eneas an die unglaubliche Nacht in Nuranessa. Er hatte nie richtig mit Kosta darüber reden können. Sein Geliebter war am Morgen darauf schon verschwunden gewesen und seitdem hatte Eneas wieder das Gefühl, als ginge Kosta auf Abstand. Der Hayllier verstand nicht wieso. Nun, Kosta hatte ihm ausführlich von seiner Schwärmerei für diesen Zucker (was für ein blöder Name) erzählt, dass er deswegen Abstand wollte, aber dazu passte die intensive, leidenschaftliche Nacht überhaupt nicht. Eneas wünschte sich zurück zu dieser Nacht.

Es half nichts, er sollte lieber nicht darüber nachdenken und Kosta nicht im Weg stehen, wenn der sich eine Beziehung mit einem anderen Mann wünschte. Wäre ja nicht das erste Mal... es sollte Eneas da nicht so schwer fallen.
Er öffnete ein Kästchen und sah mehrere goldene Ringe. Neugierig hob Eneas einen hoch, überprüfte dessen Echtheit und Wert. Hmmm.. ein bißchen groß für einen Männerring und...
"Oh, ich halte gerade einen vergoldeten Penisring in der Hand. Ganz toll", erkannte der Kapitän und legte ihn rasch fort. "Und ich rede mit mir selbst." Er merkte schon, das würde ein großartiger Draega Aufenthalt...
Als er plötzlich Schritte hörte, räusperte sich Eneas hastig, um sein Selbstgespräch zu verdecken. Sobald er aufblickte, hellte sich seine Miene augenblicklich auf. Kosta hatte so geklungen, als würde er die Nacht bei Timaris verbringen. Umso schöner war es seinen Freund jetzt schon wiederzusehen. Rasch erhob sich Eneas, klopfte sich die staubigen Hosenbeine ab.
"Du bist wieder zurück, wie schön." Er lächelte ihn an und drückte kurz Kostas Hand. "Wie ist es gewesen? Wie geht es Timaris?"
Kosta hatte tolle Nachrichten. Timaris wollte bloß, dass die 'E' sich in Sicherheit vor den Krieg brachte. "Ich glaube, es ist ganz gut den dhemlanischen Gewässern erst einmal fernzubleiben. Die 'E' ist zu bekannt geworden", erwiderte Eneas. "Hey, das heißt, wir können nach Mineva und..." Er hielt inne, als er Kostas Blick sah. Er wirkte so, als hätte er eine Bitte. Ach, Eneas konnte seinem Freund sowieso nie etwas abschlagen.

Und dann wollte Kosta eine Auszeit und weg vom Schiff. Es wäre so viel passiert, er würde gerne hier bleiben. Timaris wusste offenbar bereits bescheid und hatte nichts dagegen. Eneas fiel aus allen Wolken.
"Was? Aber... wieso... wir wollten doch nach Mineva...", setzte er an. Es verletzte ihn. Er wollte nicht, dass Kosta ging. Nichtmal für eine Woche. Die zwei Wochen in Raej, wo sie getrennt waren, hatten schon genug an Eneas Nerven gezerrt. Er hatte versucht sich zusammenzureißen, besonders wegen Leto, doch mehr als einmal hatte er damit gekämpft sofort über die Winde zu reisen und Kosta auf eigene Faust in Loraka zu suchen.
"Ist das immer noch wegen.. wegen Zucker?", wagte Eneas zu fragen. "Wie lange willst du denn weg? Und was machst du in der Zeit? Kann.. kann ich dich nicht doch irgendwie umstimmen?", sprudelten Fragen aus dem an sich ruhigen, verträumten Hayllier. "Du hast ja recht, es ist viel passiert. Wir brauchen alle Zeit zum erholen. Wir können nach Mineva, Tileo abholen und uns irgendwo erholen", schlug Eneas vor.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Do 4. Aug 2022, 19:52

"Es war schön, sie wieder zu sehen", lächelte Kosta scheu. "Sie ist schön. Allerdings wirkt sie auch ziemlich erschöpft." Und viel zu dünn und zu leicht. "Wahrscheinlich hat sie gerade besonders viel zu tun." So viel, dass sie noch nicht einmal dazu kam, sich auch nur einmal kurz um ihre neuen, absolut niedlichen Sklaven zu kümmern. Dabei hatte sie für solche Herzchens sonst immer etwas Zeit. Es war merkwürdig. Es war auch eine ganz seltsame Stimmung im Palast. Doch er konnte es nicht benennen, was genau das Problem war. Also erzählte er erstmal lieber nichts davon und bat Eneas stattdessen, dass er Urlaub nehmen durfte.

"Ja, auch", gab er zögerlich zu, als Eneas nach Zucker fragte. "Ah, du ertränkst mich ja in Fragen. Das weiss ich doch alles noch gar nicht so genau. Nein, ich habe noch keine Ahnung." Was sogar stimmte, da er nicht wusste, ob Timaris ihm seine Bitte gewährte.
"Ich..., nein, bitte nicht", schüttelte er seinen Kopf, ob man ihn umstimmen könne. "Ich..." Beschützend rieb er sich über seine Oberarme. "Ich kann noch nicht nach... Mineva. Oder zu... zu Tileo. Ich will ihn nicht beängstigen, indem ich noch so durcheinander bin. Ich brauche etwas Zeit."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Do 4. Aug 2022, 19:54

Kosta antwortete, dass es schön gewesen wäre Timaris wieder zu sehen, obwohl sie erschöpft gewirkt hatte. Es lag bestimmt an den Konflikten mit Dhemlan. Natürlich nahm Timaris das mit. Eneas wusste wie sehr sie Hayll liebte und sie würde es wie eine Löwin vor allen schädlichen Einflüssen verteidigen. Es war jetzt ihr neuer Gefährte, der sie hoffentlich stützte und sie davor schützte sich zu verausgaben. Eneas tat dies schon sehr lange nicht mehr. Die Sehnsucht nach ihr war irgendwann verschwunden, obwohl er natürlich für immer Gefühle für sie hegen würde. Genug, dass er sich jetzt sorgte. Ob Kosta deshalb hier bleiben wollte und es war gar nicht wecken Zucker?
Aber Kosta stimmte der Frage schon zu ehe er sich beschwerte, dass Eneas ihn mit Fragen überschüttete.
"Tut mir leid, ich... ich finds nur schade, dass du gehen willst. Für wie lange denn?" Wann würden sie sich wiedersehen? "Wir können auch länger hier vor Anker liegen..." Es begann den Krieger frappierend an einen anderen Moment zu erinnern, wo ihn schon einmal jemand vor Draegas Küste verlassen hatte. Für immer.
Nein, das war hier nicht so. Sie alle brauchten bloß etwas Erholung. Die letzten Monate waren nervenaufreibend gewesen. Irgendwann brauchten auch Seeleute mal einen längeren Landgang.

Eneas versuchte seinen Geliebten dazu zu bringen wenigstens mit nach Mineva zu kommen. Dort könnten sie ausspannen. Kosta bat sofort darum, dass Eneas damit aufhören sollte. Er könne noch nicht nach Mina und Tileo. Er wolle ihn nicht beängstigen, während er so durcheinander wäre.
Fragend blickte Eneas ihn an, lehnte sich gegen einen Stapel Kisten. "Weswegen bist du durcheinander? Was ist los, Kosta? Ich.. ich versteh das mit dem Abstand, ja, aber wenn sehen wir uns dann denn wieder? Du passt doch auf dich auf oder?" Eneas wollte wissen was los war. Es wäre nicht das erste Mal, dass der andere Krieger für längere Zeit das Schiff verließ, aber damals hatte es einen gewichtigen Grund gegeben. Diesen miesen Typen... nein, lieber nicht an den denken.
"Du.. bist so seltsam in letzter Zeit...", brachte er endlich leise hervor. "Du warst am anderen Morgen nicht da, als ich aufgewacht bin..." Eneas sah Kosta an.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Do 4. Aug 2022, 20:02

"Ja, ich auch", stimmte Kosta zu, dass es schade wären und es waren die ersten, vollkommen aufrichtigen Worte, die er heute zu seinem Freund sagte. "Aber es geht einfach nicht mehr. Ich brauch etwas Abstand und wo wir schon hier in Draega sind, dachte ich mir, dass ich hier bleiben könnte. Du weisst doch, dass ich Timaris gerne unterstützen würde und sei es nur darin, dass ich hier ein Täschen Tee bringe, wenn sie mal müde ist, oder so. Wir sehen uns sicher bald wieder. Den Krieg über möchte ich aber sicher Hayll unterstützen." So lange konnte der wohl nicht dauern. Auch für Kurzlebige nicht. Andererseits war auch schon nur eine Stunde von Eneas getrennt zu sein eine ganz furchtbare Qual. Schlimmer war nur, sich von ihm verabschieden zu müssen.

"Ich weiss auch nicht, was los ist", schob er hilflos vor. "Irgendwie stimmt zur Zeit einfach alles nicht. Auch im Palast ist irgend etwas nicht in Ordnung. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich Tileo so lange alleine lasse, wage mich aber trotzdem nicht zu ihm und ich vermisse Zucker. Sein... sein Schicksal hat mich ziemlich berührt und ich wünschte, ich könnte es zum Positiven verändern." Er zuckte mit den Schultern. Mehr würde er Eneas nicht sagen können.

Und du bist am anderen Morgen nicht zu mir gekommen. Kosta wusste natürlich augenblicklich, von welchem Morgen Eneas sprach.
"Es ist nicht leicht, jemanden betrogen zu haben", gab er jedoch nur eine ausweichende Antwort. Er konnte Eneas ja nicht sagen, um was Leto ihn gebeten hatte und er konnte ihn auch nicht darum anflehen, sich für ihn zu entscheiden, da er genau wusste, dass er ihm als Mann einfach nicht genügen konnte.
"Ach, jetzt mach doch nicht so ein trauriges Gesicht", munterte Kosta Eneas tapfer auf. "Ich mache einen luxus Schlemmerurlaub im Palast und du machst einen romantischen Urlaub mit Leto, sie hatte in letzter Zeit doch so wenig von dir, und ehe du dich versiehst ist es schon wieder vorbei und alles wird gut. Hier im Hafen wärt ihr der Kriegsflotte nur im Weg." Bewusst anwortete er nicht darauf, dass er auf sich aufpassen würde. Denn nach Raej zu gehen, gehörte offenbar nicht dazu.
"Also dann." Kosta winkte Eneas leicht zu. "Ich geh mich noch vom Rest der Mannschaft verabschieden." Denn länger würde er es hier nicht aushalten. Der Krieger wandte sich schlicht um, um den Lagerraum wieder zu verlassen und wenn möglichst von Bord zu Timaris zu fliehen.
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Eneas » Do 4. Aug 2022, 20:23

Was ging nicht mehr? Und wieso? Hielt es Kosta auf dem Schiff nicht mehr aus? Hatte er genug von Eneas? Die Worte des anderen Kriegers rauschten bloß so an ihm vorbei. Die Worte waren vertraut und drückten gegen alte Wunden. Es geht einfach nicht mehr... ich brauche Abstand... wir sehen uns sicher bald wieder...
Das war doch alles bescheuert. Abstand von was? Eneas fühlte wieder diese Angst in sich seinen Geliebten zu verlieren und das wollte er auf keinen Fall. Sie hatten sich doch gerade erst wieder gefunden. Die Nähe zu seinem Freund war ihm immer so selbstverständlich vorgekommen. Kosta fuhr fort, dass er in Draega Timaris unterstützen wollte. Es reichte schon, ihr eine Tasse Tee zu bringen, wenn sie müde war. Also zurück zum Kammerdiener sein? Das konnte doch nicht wahr sein. In Eneas brodelte es. Er wollte Kosta festhalten, etwas sagen, wusste aber nicht was. Bloß, dass er ein ganz komisches Gefühl in der Magengegend hatte. Er wollte Kosta nicht verlieren... so wie er Timaris verloren hatte.
Kosta wollte den Krieg über anscheinend in Draega bleiben. Das waren vielleicht ein paar Monate oder Jahre... wenn es gut verlief und Sion bald geschlagen werden konnte. An sich für Langlebige keine lange Zeit. Flüchtig fast. Wieso fiel es Eneas dann so schwer dies zu akzeptieren? Er wollte nicht, er wollte keinen Abstand, er wollte irgendwie das Gegenteil davon!

Verletzt blickte er seinen Freund an, der meinte, dass er nicht wüsste was los wäre, es würde eben alles nicht mehr stimmen. "Kann ich.. irgendetwas tun? Was stimmt nicht?", fragte Eneas, er hatte einen ganz trockenen Hals. "Gehst du... wegen..." Wegen mir? Er brachte sich nicht dazu es auszusprechen. Auch weil Kosta schon fortfuhr und meinte, er vermisste Zucker. Er wünschte, er könnte dessen Schicksal beeinflussen. Dann folgte ein Schulterzucken. Das war alles.
Was sollte Eneas darüber denken? Was stimmte nicht und wieso konnte Kosta es ihm nicht sagen? Dass etwas nicht in Ordnung war, hatte auch Eneas kapiert. Sein Liebhaber war immer öfter auf Abstand gegangen. Vielleicht war diese heiße Nacht bloß ein Traum gewesen. Am anderen Morgen war sein Freund fort gewesen. Kosta meinte, dass es nicht leicht wäre zu betrügen.
"Aber.. das wars doch nicht. Leto weiß Bescheid, es stört sie nicht. Du weißt doch, wir haben eine offene Beziehung. Gerade jetzt ist sie in Draega bei einer Freundin und amüsiert sich vermutlich auch. Es stört mich nicht." Das tat es wirklich nicht. Eneas wusste nicht wieso. Er hatte schon länger eingesehen, dass er trotz seiner Überzeugungen in der Jugend wohl nicht der Typ für monogame Beziehungen war. Bei Timaris hatte er das noch geglaubt, irgendwie, doch seit dann... es war leichter in einer offenen Beziehung. Nicht so schmerzhaft, nicht so.. bindend.
Man konnte ihm seine grüblerischen Gedanken wohl ansehen, denn Kosta gab sein Bestes, um sein Fortgehen nun zu verharmlosen. Er würde es sich im Palast gut gehen lassen. Eneas sollte in der Zeit mal einen romantischen Urlaub mit Leto machen. Dann würde die Zeit im Nu umgehen und alles wäre wieder gut.
"Warum ist es jetzt nicht gut?", fragte Eneas leise. Kosta winkte leicht, wollte sich von der Rest der Mannschaft verabschieden. Da konnte Eneas nicht mehr still halten. "Das ist alles?", fragte er, als Kosta sich umwandte. Bevor sein Freund fliehen konnte, griff Eneas ihn an der Hand, hielt ihn fest, zog ihn herum, damit sie sich wieder ansahen. "Du gehst, weißt nichtmal wie lange und wann wir uns wiedersehen und zum Abschied winkst du?!", fragte er gekränkt und mit leicht bebender Stimme. "Nichtmal eine Umarmung?" Warum war Kosta so kalt? Hatte er sich so stark in diesen Zucker verliebt?
Eneas warf das Klemmbrett weg, drückte sich an seinen Freund, umarmte ihn fest und wartete nervös, ob der das erwidern würde. "Geh nicht", flehte Eneas, sein Mund dicht an Kostas Ohr. "Bitte, bleib hier."
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Re: Kostas Entführung

Beitragvon Kosta » Fr 5. Aug 2022, 05:47

Er wagte nicht nachzufragen, wie Eneas Frage denn zuende ging. Ob er wegen was ginge? Kosta fürchtete sich vor der Antwort und wusste doch, dass er selber wohl kaum auf die Frage würde antworten können. Schon jetzt beantwortete er die meisten von Eneas nicht. Ob er etwas tun könne. Was denn nicht stimme. Nein, darauf konnte Kosta nun wirklich nicht antworten, ohne alles kaputt zu machen.

"Eine offene Beziehung zu führen ist etwas anderes, als seinen Partner beinahe zu ignorieren", wehrte Kosta leise ab. "Selbst wenn es dich nicht stört, dass sie jetzt bei wem anderen ist, so könntest du ihr wirklich etwas mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen. Du kannst nicht abstreiten, dass du im letzten halben Jahr kaum Zeit für sie hattest." Kosta konnte so etwas ertragen. Doch für Leto, die ihren Gefährten sehr liebte und begehrte, wurde das langsam zufiel. Hiess das etwa, dass er Eneas doch nicht so sehr liebte, wie er immer gedacht hatte?

"Doch, jetzt ist es auch gut", entgegnete Kosta ungeduldig. Eneas machte ihn mit seiner Wortverdreherei noch ganz verrückt. "Du schaust doch so aus, als wäre nicht gut. Es ist jetzt gut und wenn wir uns wieder sehen ist es auch gut." zumindest für Kosta und für Eneas würde es auch gut werden. Aber jetzt musste er endlich gehen, sonst würde nie etwas daraus werden. Also verabschiedete er sich von Eneas, winkte ihm zu und wandte sich zum Gehen.

Kosta kam keine zwei Schritte weit, als auch schon bei ihm war, ihn am Handgelenk packte und zu sich umdrehte. Er verlangte einen innigeren Abschied. Kosta zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern. "Wir sind hier auf dem Schiff und knuddle doch auch nicht die anderen ab." Mehr als ein Winken brachte er nämlich nicht zustande. Entsprechend erstarrte er auch schon fast panisch, als Eneas ihn umarmte. Nein, nein, nein. Wie sollte er da nur wieder weg kommen? Er musste an Leto denken. Das gab ihm Kraft, Eneas zu widerstehen und ihm nur hilfos auf die Schulter zu klopfen.
"Na, na", meinte er doof und hasste sich selbst dafür, als Eneas ihm unvermutet zuflüsterte, dass er nicht gehen sollte. Dass er bleiben solle. "Nein" entgegnete er hart, weil sonst seine Stimme gezittert hätte. "Nein, ich werde nicht bleiben." Er packte Eneas an den Oberarmen und schob in von sich. "Und ich werde auch nicht mehr zurück kehren." Oh, Scheisse, das hätte er nicht sagen sollen. Kosta klappte seinen Mund zu, liess Eneas los und floh regelrecht aus dem Lagerraum.
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