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Böses Blut





Re: Böses Blut

Beitragvon Ayden » Di 9. Aug 2022, 20:45

Experiment? Er war kein Experiment. Ayden hatte Zorya genauso benutzt wie sie ihn. Wenn er könnte, würde er ihr mit Vergnügen einige seiner Forschungen beibringen... sie betrafen meist wieviel Schmerzen ein Mensch so ertragen konnte. Es war vielleicht nicht so bahnbrechend wie die der Schwarzen Witwe, aber ungleich.. zufriedenstellender.
Ayden hatte gewusst, dass Zorya sehr viel Interesse an der Bildung einer Blutskaste hatte, doch es war ihm neu, dass sie auch damit experimentiert hatte das Leben von Mischlingen und Kurzlebigen zu verlängern. Ob sie Erfolg gehabt hatte? Tania und er könnten... nein, er sollte nicht daran denken.
Timaris wollte noch etwas Tee und Ayden schenkte ihr wortlos nach. Sie hatten sich bei dieser Unterhaltung keinerlei Diener in Hörweite erlauben können. Nachdem Ayden vorhin eher die Fragen gestellt und Lady Tyrelli dazu bewegt hatte mehr preiszugeben, war es nun Timaris, die die Schwarze Witwe bedrängte und ihr Fragen stellte. Wieso würde Lady Tyrelli nur Sion fürchten.
"Bedarf dies einer Antwort? Ihr wisst selbst um Sions fürchterliches Wesen und wie viele Schwarze Witwen er schon hat einfangen lassen. Natürlich fürchte ich mich da vor ihm. Wenn ihr klug seid, dann solltet ihr das gleiche tun. Es wäre eine Dummheit ihn nicht zu fürchten", antwortete die Schwarze Witwe. Sie hatte sich nicht sonderlich aus der Ruhe bringen lassen. Ob sie mit diesen Fragen gerechnet hatte?

"Das war nicht die Frage der Königin. Warum ist er der Einzige vor dem ihr euch fürchtet?", wiederholte Ayden. Timaris war sicher auch nicht entgangen, dass Lady Tyrelli sich vor der wirklichen Frage gedrückt hatte, doch es hätte die Position der Königin geschwächt, wenn sie selbst die Frage hätte wiederholen müssen.
"Es liegt an Zorya", antwortete Ebonie. "Ich zweifle nicht daran, dass sie ihm alles über mich erzählt hat und möchte, dass ich mich ihnen anschließe. Ihre Schwäche im Verzerrten Reich und in den Netzen ist meine Stärke. Sie hat mich bereits deswegen angesprochen und ich habe abgelehnt. Doch ich fürchte.. sie werden nicht aufgeben. Das ist der Grund wieso ich mich fürchte. Ist sie an euch nicht herangetreten, Prinz Asar?"
Ayden schüttelte den Kopf. "Nein. Wahrscheinlich weil sie wusste, dass ich sie töten würde, würde sie mir noch einmal unter die Augen treten", wies er das gleich barsch von sich. Allein seinen Namen in Verbindung mit Zorya zu hören, könnte dafür sorgen, dass er sein Ansehen in Hayll verlor. Ayden hatte schon länger erwartet, dass Zorya offen in Dhemlan bekennen würde, sie wären Liebhaber gewesen, doch nichts dergleichen war passiert.
"Wieso hat sie sich Sion angeschlossen und ihr nicht?", fragte Ayden. "Persönlich habt ihr ihn nie gesehen?"
"Macht", antwortete die Schwarze Witwe. "Macht, ein Territorium und unbegrenzte Mittel ihre Forschungen voran zu treiben. Alleine war sie gefährlich genug, doch mit seinen Mitteln möchte ich nicht wissen was für ein Schaden sie anrichten kann. Nein, ich habe ihn nie persönlich gesehen. Visionen, ja."
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von Anzeige » Di 9. Aug 2022, 20:45

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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Mi 10. Aug 2022, 05:46

Ayden war so lieb und schenkte ihr ohne auch nur mit der Wimper zu zucken Tee ein. Er reichte ihr gleich darauf die Tasse. Dafür bekam er ein kleines Lächeln von ihr geschenkt und sie sorgte dafür, dass sich ihr Finger kurz sanft berührten, als sie ihm die Tasse abnahm.
Weniger gut lief es mit Ebonie. Obwohl Timaris klargestellt hatte, dass sie heute keine Spielereien wünschte, wand sie sich noch immer und gab eine Antwort auf ihre Frage, die eigentlich gar keine richtige Antwort war. Es reichte allmählich. Ayden schien das ebenfalls so zu sehen und rief die Schwarze Witwe zur Ordnung, unterstützte und stärkte Timaris damit zuverlässig. Ja, wenn sie zwei zusammen arbeiteten, waren sie unschlagbar. Sie wusste schon, warum sie Ayden als ihren Haushofmeister erwählt hatte.

Allmählich begann Ebonie auszupacken und erklärte, warum sie Angst vor Sion hatte. Weil Zorya an seiner Seite war und sie genau kannte. Weil Zorya sie an ihrer Seite haben wollte, da sie ihre Schwächen ausgleichen könnte. Ebonie sagte, sie hätte abgelehnt dabei mitzumachen und erklärte, warum Zorya sich an Sions Seite gestellt hatte. Wegen der Macht und ihrer Forschungsarbeit. Das kam Timaris gar nicht so unbekannt vor. Ihr gruseliges Urgrossmütterchen war ganz ähnlich veranlagt. Nur dass sie keine so grosse Macht wollte. Beziehungsweise war ihr ihre Forschung wichtiger und da Timaris sie gewähren liess und sie nicht vertrieb, war sie mit der Macht zufrieden, die sie hatte. Die Königin wollte sich gar nicht vorstellen, wie es auch hätte anders kommen können. Wenn sie Sorra den Krieg erklärt hätte, nachdem was sie Nereos und Hyacinthos angetan hatte.

"Und Ihr wollt diese Macht nicht?" fragte Timaris nach und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. "Mit Hilfe der anderen Schwarzen Witwen tief in das Verzerrte Reich eindringen und unbeschadet bleiben? Wissen über Feinde und Konkurrenten erhalten, um es nach Eurem Gutdünken zu verwenden? Wissen über die Zukunft Eures Mädchens oder über dessen Vater, der merkwürdigerweise nicht bei Euch ist? Das alles wollt Ihr nicht? Was wollt Ihr dann? Und vorallem, was wollt Ihr, damit wir Euch nicht jede Antwort einzeln aus der Nase ziehen müssen und wir ein normales Gespräch führen können? Falls es Euch noch nicht aufgefallen ist, niemand hat Euch hier bisher wegen etwas beschuldigt oder bedroht?" Soviel dazu, dass Ebonie nur vor Sion Angst hatte.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mi 10. Aug 2022, 08:56

"Nein, ich will diese Macht nicht", erwiderte Ebonie. Sie hatte sie einmal gehabt, aber der Preis... er war zu hoch und es endete nur in Blut und Tränen. Trotz all ihrer Macht hatte sie es nicht geschafft, dass er sie bemerkte und sie liebte. Bitterkeit hatte sie zu dieser Macht geführt und es hatte viele Jahrhunderte gedauert bis Ebonie sie überwunden hatte.
Die Königin lockte sie mit den Versprechungen der Macht und wieso Ebonie dies alles ablehnte. Die Schwarze Witwe blieb weiterhin vorsichtig. Sie befürchtete, dass die Hayllier über ihre einstige Verbindung zu Sion wussten und wenn dies so wäre, glaubte sie, dass man sie foltern würde, um jedes noch so winziges Detail zu erfahren. Sie würden ihr nicht glauben, dass man ihr die Erinnerungen darüber genommen hatte. Ebonie wollte diese Erinnerungen auch nicht wieder. Es konnte nichts gutes hinter diesem Nebelschleier sein. Also kämpfte sie hart darum nichts zu verraten und jede Verbindung zu Sion von sich zu weisen.
"Wieso seid ihr nicht auf Seiten Sions? Er würde euch die gleiche Macht versprechen, nehme ich an...", entgegnete Ebonie. "Aber ihr wisst auch, dass er ein Dämon ist. Er wird niemanden an seiner Seite dulden und er wird nicht aufhören bis er erreicht hat was auch immer er will. Nein, der Preis ist zu hoch für diese Macht..."

Es verwunderte sie, dass dann die Königin sie fragte, was Ebonie stattdessen wollte. Wie als wäre die Schwarze Witwe hierher gekommen mit einem Anliegen, dabei hatte man sie eingeladen. Man könnte es beinahe vergessen.
"Ich möchte nichts von euch, Lady Tolarim", erwiderte die Schwarze Witwe. Und die Drohungen und Beschuldigungen waren sehr wohl da gewesen. Bloß versteckt und mit Kalkül eingesetzt. Vor der Königin und ihrem Haushofmeister musste man sich in Acht nehmen, sie verstanden sich gut darauf Worte zu ihren Zwecken zurecht zu biegen.
"Ich dachte vielmehr, ihr wollt etwas von mir. Wieso seid ihr plötzlich so sehr an Zorya interessiert? Plant ihr sie anzugreifen?", fragte Ebonie zurück. "Was bezweckt ihr mit euren Fragen?"
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Mi 10. Aug 2022, 19:28

"So, so, Ihr möchtet also nichts von mir", wiederholte Timaris gedehnt und lächelte. Dann wollte die Schwarze Witwe also auch nicht von ihr in Ruhe gelassen werden, oder die Möglichkeit haben, wieder zu gehen, oder ihr Mädchen zurück, das sich gerade in Kostas Obhut befand. Auch gut. Vielleicht war es nun doch an der Zeit, die Schrauben etwas enger anzuziehen, wenn Ebonie nicht kooperierte. Timaris war sehr geduldig und offen mit ihr gewesen.
Die Königin blickte zu Ayden. Ob Ebonie etwas von ihm wollte? Nun, da er ihr Haushofmeister war, würde alles, was er ihr gab, auch von Timaris kommen. Doch da sie gesagt hatte, dass sie nichts von ihr wollte, würde sie auch nichts von Ayden bekommen. Timaris würde ihn davor beschützen, etwas zu geben, was er nicht geben mochte. Zumindest anderen gegenüber.

"Wir sind nicht plötzlich an Zorya interessiert, Ebonie", korrigierte Timaris. "Sobald sie in Dhemlan an die Macht kam und ihre ersten Machenschaften zu spüren waren, haben wir uns für sie interessiert, sie begonnen auszuspionieren und Kontakt aufgenommen, die sie getroffen haben. Jüngere Opfer von ihr, aber auch Ältere. Sehr alte. Aus Sions früherer Zeit. Ich weiss, dass er nicht zum ersten Mal Probleme bereitet. Nur diesmal wollen wir ihn ganz vernichten und ihn nicht einfach nur in den Körper eines heldenhaften, armen Kerls zu verbannen. Euch haben wir nur nicht früher gefragt, da ihr vollauf mit Eurem Mädchen beschäftigt zu sein schient. Eigentlich hatten wir auch angenommen, dass Ihr Euch freiwillig melden würdet, um Euer Wissen über Zorya preiszugeben, damit man sie bekämpfen kann. Es ist bedenklich, dass Ihr dies nicht getan habt. Dass wir Zorya nicht so ungehindert weiter machen lassen wie bisher, versteht sich doch von selbst. Aber wir wollen sie nicht nur ausser Gefecht setzen, sondern auch ihren Schaden, den sie angerichtet hat, wieder heilen. Stellt Euch eine ganze Kompanie von Kriegerprinzen vor, die abhängig von Schwarztraum ist und nun auf einmal keinen Nachschub der Droge bekommt. Das gäbe ein Blutbad von dem sich Terreille und womöglich sogar Kaeleer nicht mehr erholen könnte."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mi 10. Aug 2022, 19:31

Ebonie musterte die Königin fragend, die sich offensichtlich sehr zufrieden und überlegen gab, nachdem die Schwarze Witwe gesagt hatte, sie wollte nichts von der Königin. War darin eine versteckte Drohung? Hoffentlich nicht. Ebonie erwartete, dass eine Einladung hierher auch versicherte, dass sie als Gast behandelt wurde. Aber dies konnte alles in Frage gestellt werden sobald der Hof erfuhr wieviel sie eigentlich über Sion wusste. Ebonie wollte helfen. Sie sah Sion genauso als Bedrohung für diese Welt als der Rest, doch in erster Linie musste sie an ihre Tochter und sich selbst denken. Sie wollte diese unstete Zeit überleben.
Lady Tolarim zählte auf, was sie schon alles unternommen hätten, um Zorya zu stürzen. Sie würden sie ausspionieren und Kontakt zu ihren früheren Opfern aufnehmen. Ebonie fragte sich, wieviele sie dort überhaupt gefunden hätten. Die Königin verriet immer mehr wieviel sie bereits wusste, weswegen die Schwarze Witwe immer noch gespannt war wieso genau sie hier war. Lady Tolarim warf ihr dann regelrecht vor, dass Ebonie sich eher um ihr Mädchen kümmerte und man sie deswegen nicht früher angesprochen hätte. Das war so absurd.

"Ich habe bereits über Zorya geredet und das war mit meiner neuen Schülerin Lady Vivian Angelo. Meine Loyalität gilt ihr", erklärte Ebonie und hielt es für gut die Hayllierin daran zu erinnern, dass Ebonie einen gewissen Schutz durch die Königin von Askavi erhielt. Es stellte sich heraus, dass sie diesen Schutz vielleicht noch gebrauchen würde. Wie weit Ebonie genau darauf zählen konnte, wusste sie nicht, aber es würde hoffentlich als Abwehr reichen.
"Ich nahm an, dass wenn meine Antworten von Wichtigkeit gewesen wäre, Vivian sie euch übermittelt hätte. Aber ich weiß nichts über Zoryas jetzige Methoden oder ihre genauen Ziele. Bedenklich, dass ich mich nicht freiwillig gemeldet habe? Euer eigener Haushofmeister verschweigt sehr bewusst seine Verbindung zu Zorya." Sie sah aus den Augenwinkeln, dass der Prinz etwas einwerfen wollte, weswegen sie rasch weiter sprach.
"Aus den gleichen Gründen wie ich es tue. Ich möchte nicht mehr mit ihr in Verbindung gebracht werden. Es würde mir nur Schaden und ich müsste um meine Sicherheit und die meiner Tochter fürchten", erklärte sie.
"Meine Verbindung zu ihr war eine reine Affäre. Ihr dagegen seid von der gleichen Kaste. Zoryas Forschungen könnte man genausogut euch anlasten, Lady Tyrelli. Ihr habt hier mehr zu beweisen. Seid ihr freiwillig zu Königin Angelo mit euren Wissen heran getreten oder nicht?", fragte der Haushofmeister.
"Als sie mich gefragt habe, habe ich ihr geantwortet so gut ich konnte", erklärte Ebonie. Die Augen des Prinzen verengten sich, er strich sich übers Kinn.
"Also nein", stellte er fest.
"Ich wusste nicht wem ich trauen kann. Ob sie mich nicht sofort verurteilt und einsperrt. Ich war schwanger, ich hatte Angst. Wieso wollt ihr dahinter so unbedingt eine hinterlistige Absicht sehen?", wehrte sich Ebonie. "Ich weiß nicht, ob ich euch gut helfen kann. Ich versuche es." Die Königin hatte die von Schwarztraum abhängigen Kriegerprinzen angesprochen. Es gäbe ein Blutbad, wenn jene losgelassen würden. "Wie viele, glaub ihr, existierten von diesen Kriegerprinzen?", fragte sie. "Sucht ihr ein Gegenmittel zu Schwarztraum?"
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Mi 10. Aug 2022, 19:53

"Vivian, natürlich", lächelte Timaris samten in einem Tonfall, den man wohl durchaus als respektvoll interpretieren konnte. Und doch kam einem so der Gedanke, dass Timaris keinen Pfifferling auf Vivians Meinung geben würde, wenn es hier jetzt zwischen ihr und Ebonie hart auf hart kam. Doch noch war es nicht soweit, auch wenn Timaris nun etwas provozierender, strenger geworden war. Sie liess der Schwarzen Witwe trotzdem die Zeit sich zu rechtfertigen und zu antworten.

Allmählich schien Ebonie auch wirklich etwas nervös zu werden, denn nun griff sie Ayden an und wollte die Schuld auf ihn abwälzen, oder sie wenigstens mit ihm teilen. Dazu liess sie ihm noch nicht einmal die Gelegenheit, etwas darauf zu erwidern, sprach hastig weiter, um sich zu verteidigen. Ayden brauchte jedoch keine Hilfe von ihr und konterte schlagfertig. Zeigte der Schwarzen Witwe auf, was sie versäumt hatte zu tun.

"Ihr widersprecht Euch selbst mit Eurer Argumentation, Ebonie", antwortete schliesslich auch noch Timaris und liess die Frage nach den Kriegerprinzen erst einmal ausser Acht. "Ihr sagtet, Ihr hättet vor niemandem Angst, ausser vor Sion. Und nun heisst es auf einmal, ihr hattet Angst vor Vivian und wie sie auf Eure Enthüllung reagiert. Ihr sagtet, Ihr wolltet nichts von mir und nun heisst es plötzlich, dass Ihr nicht möchtet, dass Eure Bekanntschaft mit Zorya bekannt wird." Timaris nahm sich einen Schluck Tee, bevor sie weiter sprach, damit Ebonie auch realisierte, was gesagt wurde.
"Ich widersprecht Euch und das spricht nicht gerade für Euch", fuhr Timaris fort. "Aber ihr steht ja auch nicht unter Anklage. Wir wollen nur wissen, was Ihr über Zorya wisst und was ihr über sie erahnen und vermuten könnt. Aydens Loyalität steht nicht in Frage. Genau so wenig ist es von Bedeutung, was Ihr damals getan habt, als Ihr mit Zorya befreundet wart. Wichtig ist das Jetzt. Ihr seid an einem Punkt in Eurem Leben angelangt, wo Ihr Euch für eine Seite entscheiden müsst. Wir wollen in Eurem Verhalten nicht unbedingt eine hinterlistige Absicht sehen. Wir wollen Euch prüfen, wie sehr Euch zu vertrauen ist. Wenn Ihr uns mit den Kriegerprinzen helfen wollt, ist das schon einmal ein guter Anfang. Es gibt sicherlich hundert von ihnen, wenn nicht sogar mehr. Ja, wir suchen ein Gegenmittel für Schwarztraum. Und auch gegen andere Gifte. Habt Ihr zum Beispiel schon einmal davon gehört, dass man ein Gift mit der Kunst einer weiteren Person verbinden und daraus eine Waffe schmieden kann?"
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ayden » Mi 10. Aug 2022, 19:57

Die Schwarze Witwe schien zu merken, dass sie ihre Antworten zu lange hinaus gezögert hatte, denn nun erinnerte sie an ihre Beziehung zu Lady Angelo. Sie wäre ihre Schülerin und ihr hätte sie sich anvertraut. Ayden glaubte das nur bedingt, fühlte Lady Tyrelli auf den Zahn. Die Schwarze Witwe kam ihm sehr undurchsichtig vor. Als er gewusst hatte, dass sie hierher kommen würde, hatte er versucht mehr Informationen über sie einzuholen, doch es ließ sich kaum etwas finden. Die Spuren versickerten und sie schien scheinbar erst vor einigen Hundert Jahren aus dem Nichts aufgetaucht zu sein. Das konnte nicht alles sein. Irgendwo mussten sich Aufzeichnungen über sie befinden.
Dann versuchte Ebonie auch noch ihre Beziehung zu Zorya auf einer Stufe mit der seinen zu stellen. Natürlich wollten sie beide nicht öffentlich bekannt machen, dass sie einst Freunde der dunklen Königin gewesen waren. Freunde... nein, so konnte man es nicht nennen. Ayden versuchte nicht durchblicken zu lassen wie sehr ihn die drohenden Gerüchte beschäftigten. Die Schwarze Witwe sollte nicht daran denken ihn zu erpressen zu versuchen.
Er lenkte von diesem Thema ab, sprach sie auf die Forschungen an und wollte genau wissen, ob sie Königin Angelo freiwillig alles erzählt hatte. Lady Tyrelli wich aus, doch es wurde deutlich, sie sprach nur ungern darüber. Timaris war das nicht entgangen, zeigte ihr auf wo sie sich alles widersprochen hatte und wie unsinnig ihre Erklärungen waren.

Klugerweise schwieg Lady Tyrelli nun, sagte erst einmal nichts und ließ Timaris weiterreden, die betonte, dass es nicht von Belang wäre, was damals geschehen wäre zwischen Ebonie und Zorya. Ayden sah das ein wenig anders. Es könnte von immenser Wichtigkeit sein, was die beiden Schwarzen Witwen damals gemeinsam experimentiert hatten.
Timaris forderte von Lady Tyrelli eine Entscheidung, sie würde sie um ihr Vertrauen prüfen wollen. Dann stellte sie die Frage nach dem Gift. Ihrem Gift, was sie so sehr schwächte. Ayden konnte es förmlich sehen so stark war es bereits geworden. Er musste etwas unternehmen. Er hatte kein Interesse an einer dummen Nachfolgerin.
"Es ist in meinem Interesse, wenn Sion und Zorya vernichtet worden sind", erklärte Ebonie. "Ich fürchte sonst um die Sicherheit meines Kindes. Was ich möchte, ist eine friedliche Umgebung für meine Tochter und dass ich nicht verurteilt werde für eine Bekanntschaft mit Zorya, die es so längst nicht mehr gibt."
"Also wollt ihr doch etwas", stellte der Haushofmeister fest. Ebonie blickte ihn an.
"Ich dachte nicht, dass ich dies von euch bekommen könnte. Um ehrlich zu sein, habe ich damit gerechnet, dass ihr mich verhört und mich verurteilt wegen meiner ehemaligen Freundschaft", erklärte die Schwarze Witwe. "Ich werde euch helfen, aber versprecht mir, dass ihr mich nicht verurteilt. Als Zeichen meines Vertrauens beantworte ich eure Frage. Ja, ich habe davon gehört, dass Zorya die Juwelenkunst eines anderen erzwungen und für ihre Gifte genutzt hat. Nicht nur Gifte, vielmehr alle möglichen Substanzen. Es raubt diesen Personen sehr viel. Es ist meist Juwelenkunst, die man nicht mehr zurückerlangen kann. Aber in eine Waffe geschmiedet? Das kenne ich nicht. Habt.. habt ihr etwa solch eine Waffe? Würdet ihr sie mich untersuchen lassen?"
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Mi 10. Aug 2022, 19:57

Allmählich drangen sie zu Ebonie durch und sie begann zu begreifen, dass sie sich selbst nur verhedderte und somit eher in Gefahr brachte, als wenn sie ihnen normal geantwortet hätte. Timaris zeigte ihr klar auf, wo Ebonie sich widersprochen hatte. Die Königin war aber gleichzeitig dann auch freundlich genug, der Schwarzen Witwe mitzuteilen, dass sie keinen Sündenbock suchte, sondern auf der Suche nach Antworten und Hilfe war.
Dann stellte sie sie vor die Wahl. Sion oder sie. Ebonie wählte ganz deutlich Sion ab, doch zögerte, sich ihr anzuschliessen. Sie wollte Sicherheit. Für sich und ihr Mädchen. Ausserdem wollte sie nicht für etwas verurteilt werden, dass es nicht mehr gab. Das war schon schwieriger.
Pedantisch wies Ayden die Schwarze Witwe darauf hin, dass sie also doch etwas wollte. Timaris musste schmunzeln. Sie wollte sogar eine ganze Menge. Ebonie gab dies nur indirekt zu und schob vor, dass sie nicht gedacht hätte, dies von ihnen zu bekommen. Sie hätte viel eher erwartet, verhört und verurteilt zu werden. Timaris schmunzelte weiter. So unrecht hatte sie ja nicht gehabt. Es hatte sich wohl nur nicht so schlimm angefühlt wie vermutet.

"Nun, Ihr musstet doch auch eine Reihe unangenehmer Fragen beantworten", lächelte Timaris diesmal freundlich. "Man kann ein Verhör auch zivilisiert führen. Da muss nicht immer Blut spritzen. Sicherheit könnt Ihr und Eure Tochter hier im Palast erfahren. Doch dass ich Euch nicht für Eure Vergangenheit mit Zorya verurteile, kann ich Euch nicht versprechen. Aber wenn ich es tue, werde ich es persönlich tun. Als Frau. Nicht als Königin und es dem ganzen Hof mitteilen. Wie Prinz Asar bereits gesagt hat. Wir suchen keinen Sündenbock. Wir suchen Lösungen."
Lösungen, die Ebonie womöglich bieten konnte. Zumindest teilweise. Sie schien die Forschungen von Zorya besser zu kennen, als angenommen. So kannte sie auch das Prinzip der Verschmelzung und Kunst. Auch wenn sie noch nie von einer Waffe gehört hatte. Diese würde sie gerne untersuchen, sollten sie eine haben. Timaris zögerte kurz. Sie hasste es, noch mehr Leute in dieses Geheimnis einzuweihen. Ebonie müsste ab dann sicherlich überwacht werden. Wobei, andererseits musste sie das auch jetzt schon.
"Ich habe die Überreste einer solchen Waffe, ja", entschied sie sich, Ebonie gegenüber ein Risiko einzugehen. "Sie liegt hier in diesem Holzkästchen." Beiläufig deutete sie auf eine edle Schatulle, die wie zur Zierde auf einem der Beistelltischchen der Sessel lag. "Allerdings ist die Waffe ziemlich durch Blut verunreinigt." Genauer gesagt lag eine kleine Philiole mit ihrem Blut in der mit schwarzem Samt ausgekleideten, gepolsterten Schatulle.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mi 10. Aug 2022, 19:59

Ein wirkliches Versprechen gab die Königin nicht ab. Das hatte Ebonie auch nicht erwartet. Sie fragte sich, ob die Königin sie wieder gehen lassen würde. Jedenfalls versicherte Lady Tolarim, dass sie es nicht dem ganzen Hof mitteilen würden, was sie über die Schwarze Witwe wussten. Sie suchten keinen Sündenbock, sondern Lösungen. Ebonie wusste nicht wie weit das der Wahrheit entsprach und was passieren würde, wenn sie diese Lösungen nicht fand.
Sie hatte viel verschwiegen, einfach weil sie den Haylliern nicht traute und nicht daran glaubte, sie wären immer noch so verständnisvoll, wenn sie erst einmal von ihrer Vergangenheit wussten. Die Königin kam nun scheinbar zum eigentlichen Kern der Sache, weswegen Ebonie hier war. Sie versuchte die Frage so gut wie möglich zu beantworten, wusste noch nicht worauf die Königin hinaus wollte. Lady Tolarim erklärte, sie hätten Überreste einer Waffe dieser Art. Dabei deutete sie auf ein Holzkästchen.
Die Schwarze Witwe näherte sich dem.
"Es sieht Zorya nicht ähnlich eine Waffe zu nutzen. Gift kann auf vielen Wegen transportiert und verabreicht werden. Eine Waffe ist sehr offen...", sagte sie währenddessen. Das war nicht nur Zoryas Werk. Eine Waffe aus Kunst... Sion... es war seine Idee. Hatte er die Königin oder jemanden vom Hof angegriffen?

Ebonie öffnete die Schatulle und war etwas erstaunt dort nur eine kleine Phiole zu finden. Sie hob sie hoch, sah im Licht der Lampen eine dunkle Flüssigkeit. "Die Waffe hat sich aufgelöst?", erkannte die Schwarze Witwe. "Hat... die Waffe ihr Ziel getroffen? Wurde jemand verletzt?" Sie sah die beiden an. Der Haushofmeister hatte eine verschlossene Miene aufgesetzt, aber man konnte spüren wie er seine Wut zügelte. Ebonie blickte wieder zu der Phiole. Sie suchten ein Gegengift oder eine Abwehr gegen solch eine Waffe, so viel war klar geworden.
"Für die Grundlage eines Gegengiftes dieser Art... man müsste wissen welche Person ihre Juwelenkunst dafür geopfert hat. Ich bezweifle, dass Zorya dies getan hat. Auch wenn ihr Schwarze Witwe Gift in der Waffe gewesen sein könnte." Es wäre für Ebonie keine Schwierigkeit Zoryas Gift aufzuheben, sie kannte das Gift der anderen Schwarzen Witwe sehr genau, doch der Rest... es war eine unbekannte Kombination und wenn Sion seine Hände mit ihm Spiel hatte konnte es gefährlich werden.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Mi 10. Aug 2022, 20:19

Ebonie schien nun neugierig auf diese Waffe geworden zu sein. Von den armen Kriegerprinzen, die unter Schwarztraum litten, war keine Rede mehr. Dabei wäre ein Gegenmittel, gegen diese Droge auch nicht verkehrt. Wenn man es unter die Kriegerprinzen in Sions Heer schmuggeln könnte, würden sich sicher viele von ihnen selbst befreien wollen. Gualterio hatte ihr erzählt, wie unnatürlich sich das Leben mit dieser Droge anfühlte. So fade, stumpf und unecht.
Doch der Instinkt der Schwarzen Witwe liess sie spüren, dass nicht dies der Grund war, warum sie sie hatten rufen lassen. Dass wohl eher diese geheimnisvolle Waffe der Grund war. Während sich die Hexe dem Kästchen näherte, äusserte sie ihre Bedenken, dass eine Waffe nicht zu Zorya passen würde. Es sei so offen.
"Ich denke nicht, dass es Zorya's Idee war", erklärte Timaris. "Das war Sions Plan. Zorya hat ihn nur ermöglicht."

Timaris liess Ebonie Zeit, die Schatulle zu öffnen und beobachtete, wie sie auf den Inhalt reagierte. Sie schien ehrlich überrascht zu sein, zog dann aber schnell die richtigen Schlüsse und stellte entsprechend die richtigen Fragen. Prompt spürte Timaris, wie ihr Haushofmeister wieder kurz vor dem Explodieren stand, als die Sprache auf das Attentat kam. Sie hatten nach ihrem Streit noch gar nicht so recht darüber sprechen können. Nacher war es vielleicht möglich. Aber jetzt musste es reichen, dass sie sanft ihre federleichte Hand auf seinen Unterarm legte, um ihm so etwas beruhigen zu können.

"Ja, die Waffe hat ihr Ziel getroffen und ist in es eingedrungen", bestätigte Timaris mit einer unerschütterlichen Ruhe, die ihr selbst Angst machte. "Es wurde jemand verletzt, doch die Wunde war nur klein. Ich glaube nicht, dass die Waffe sich wirklich aufgelöst hat. Sie war nur der Überträger und wurde anschliessend durch enorme Einwirkungen der Kunst zerstört. Sie wurde schon beschädigt, als sie sich durch mehrere Schilde, unter anderem auch grüne, graue, saphirne und schwarzgraue kämpfen musste. Es blieb zum Schluss nicht mehr viel übrig, was in das Fleisch eindringen konnte. Ansonsten wäre die Vergiftung wohl viel schneller fortgeschritten oder hätte vielleicht sogar bereits tödlich geendet." Timaris war jedoch wild entschlossen, das noch so lange wie möglich heraus zu zögern.
"Wie ihr sicher bereits schon selber erkannt habt, wurde die Klinge aus schwarzer Kunst gefertigt", fuhr sie sachlich fort. "Ihre Signatur war weiblich. Meine Urgrossmutter konnte noch mehr herausfiltern. Es war die Signatur einer Königin und Schwarzen Witwe. Von denen gibt es nicht so viele, die schwarz tragen. Und nur eine einzige wurde verschwand, nachdem Sion wieder aufgetaucht ist. Er wird sie entführt haben, wie alle anderen auch. Der Dolch stammte von Durathiel Mealu."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mi 10. Aug 2022, 20:21

Auch die Königin glaubte, dass dies Sions Plan gewesen war und Zorya ihm bloß geholfen hatte. Ja, die Idee war sicherlich von Sion gekommen, vielleicht hatte auch er persönlich die Juwelenkunst abgezapft und manipuliert, um sie in eine Waffe zu formen. Während Ebonie noch nie Phiole betrachtete, offenbarte Lady Tolarim, dass die Waffe erfolgreich gewesen war. Sie hätte ihr Ziel erreicht. Die Wunde wäre nur klein gewesen, da die Waffe durch mehrere Schilde, sogar schwarzgrau, durchgedrungen wäre. Am Ende wäre nicht mehr viel von der Waffe übrig gewesen, doch genug, um in das Fleisch einzudringen. Das bedeutete, dass schwarze Juwelenkunst, die mächtigste von allen, für diese Waffe benutzt worden war. Ob Sion gar Chandras Juwelen... nein, das würde er nicht tun.
"Wenn es Gift ist, reicht die kleinste Wunde", bemerkte Ebonie, "Wartet... es ging nicht tödlich aus?" Sie war davon ausgegangen, doch anscheinend lebte die vergiftete Person noch. Nicht tödlich. Was hatte Sion vor? Er würde dies nicht aus einer Laune heraus begehen. Was würde er dabei gewinnen?
"Diese Person... ich kann mir vorstellen, dass Sion versuchen könnte sie auf seine Seite zu ziehen. Mit dem Gegengift als eine Art Erpressung", schlussfolgerte die Schwarze Witwe.
Lady Tolarim erklärte, dass die bisherigen Untersuchungen ergeben hätten, dass die Signatur der Kunst in der Klinge weiblich gewesen wäre, eine Königin und Schwarze Witwe. Die Hayllier hatten offenbar ihre Schlüsse daraus gezogen und genaustens verfolgt wen Sion alles entführt oder auf seine Seite gebracht hatte. Unter anderem die frühere Königin von Scelt. Durathiel Mealu.

"Wer weiß welche Personen Zorya und er gefangen halten. Aber Durathiel Mealu erscheint mir sehr wahrscheinlich. Seid ihr sicher, dass sie entführt worden ist und noch lebt?", fragte Ebonie.
Der Haushofmeister neigte sich vor. "Vollkommen sicher? Nein. Doch wir haben genügend Berichte davon, dass die verschwundenen Königinnen bei ihm sind. Er hat die Königin von Pruul auch nicht getötet, sondern in seine Dienste gezwungen. Ich bezweifle also, dass er Lady Mealu getötet hat. Ihre Kraft ist offensichtlich zu wertvoll für ihn. Es könnte mehr solcher Waffen geben", sagte er.
"Wenn ich etwas Blut oder einen Juwelensplitter von ihr hätte, würde es für ein Gegengift ausreichen." Davon war Ebonie überzeugt. Es war eine der simpelsten Regeln in der Giftlehre. Die Person oder das Tier von dem das Gift ausgegangen war, konnte auch meist ein Heilmittel dagegen wirken oder herstellen.
"Es ist uns momentan noch nicht möglich daran zu kommen", wandte Prinz Asar ein. "Ihr müsst einen anderen Weg finden und die Vergiftung aufhalten."
"Ich werde tun was ich kann, doch ich müsste diese Person erst einmal untersuchen", bemerkte Ebonie. "Welche Wirkung hatte das Gift? Die Kunst einer schwarzen Königin und Schwarzen Witwe... sie könnte verheerend im Körper eines anderen sein." Sie war wirklich überrascht, dass das Opfer noch lebte. Wahrscheinlich erzählten ihr die Königin und der Hauhshofmeister nicht alles.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Mi 10. Aug 2022, 20:22

"Nein, die Vergiftung ging nicht tödlich aus", gab Timaris bereitwillig Auskunft. Nun wo sie über eine Person sprachen, die keinen Namen hatte, konnte sie auch etwas offener sprechen. Sie waren sowieso schon über den Schritt hinaus, wo sie wieder zurück konnten. Entweder half Ebonie ihnen oder sie wurde festgesetzt. Doch die Schwarze Witwe schien nun ehrlich an dem Problem interessiert und überlegte ziemlich folgerichtig, warum Sion so gehandelt hatte. Timaris sagte erst einmal nichts dazu. Noch war sie nicht bereit, sich zu offenbaren.

"Das wurde mir von meinen Schwarzen Witwen und Heilerinnen auch gleich als erstes gesagt", antwortete Timaris auf die Überlegung, dass man nur etwas von Durathiel bräuchte. "Und sie haben die gleiche Antwort bekommen, die Prinz Asar Euch soeben gegeben hat. Genau so unmöglich wird es sein, nach Dhemlan zu spazieren und Sion das Gegengift zu stehlen." Er musste wohl eines haben, wenn er sie zu erpressen versuchte. Wenn es denn keine Lüge war.
"Wenn Ihr die betroffene Person untersuchen möchtet, werdet Ihr mit meinen Heilerinnen und Schwarzen Witwen zusammen arbeiten müssen, Ebonie", erklärte sie der Hexe. "Ich kann Euch die Symptome jedoch beschreiben. Das Gift verbreitet sich langsam im ganzen Körper. Scheinbar wird es durch das Blut weiter transportiert. Es soll sich so anfühlen, wie eine ätzende Säure, die einem von innen heraus auffrisst", berichtete sie objektiv, als würde es sie nicht betreffen. Als würde sie die Person noch nicht einmal wirklich kennen.
"Die Schnittwunde heilte nur langsam und ist seitdem unglaublich schmerzempfindlich. Selbst ein Wassertropfen, der darüber rinnt, bereitet Schmerzen, als würde die Haut aufgeschnitten. Mit der Zeit breitete es sich weiter aus. Hinzu kommen Kälteschübe, Schwindel gefolgt von Schwächeanfällen. Das Schlucken von Nahrung fällt der betroffenen Person schwer und bereitet ihr Schmerzen. Als würde man Nadeln schlucken wollen. Bei Flüssigkeiten geht es noch. Die Kunst anzuwenden schwächt die die Person noch zusätzlich und schmerzt schlimmer, als würde man seine Juwelen bei der Mondzeit benutzen. Selbst das Senden bereitet qualvolle Kopfschmerzen. Es ist so, als würde das Blutwesen, was uns Blutleute ausmacht, gegen uns selbst gewandt. Frisches Blut zu trinken hilft jedoch für eine Weile. Am Besten unverdünnt. Deswegen wurde nun überlegt, ob ein Waschen des Blutes der betroffenen Person oder gar das Austauschen des Blutes eine mögliche Lösung wäre."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ayden » Mi 10. Aug 2022, 20:23

Es kostete all seine Kraft an sich zu halten und eine kühle, gleichgültige Maske zu bewahren. Es war nicht nur das, auch innerlich musste er Ruhe bewahren, obwohl er am liebsten vor Wut gekocht hätte. Eine Schwarze Witwe könnte das spüren und Ayden wollte das nicht. Sie würde vermuten können, dass es dann eine Person betraf, die ihm nahe stand.
Doch als er hörte wie Timaris über die Vergiftung sprach und was es für Auswirkungen hatte, konnte Ayden sich kaum noch zusammenreißen. All das hatte sie ihm verschwiegen. Wie viele Schmerzen sie hatte, wie schwer ihr diese Dinge fielen. Wieso hatte sie ihnen erst vor wenigen Tagen davon erzählt? Jetzt war es vielleicht zu spät... verfluchter Stolz von ihr...
Timaris sagte, es würde sich wie Säure anfühlen, die einen von innen heraus auffraß. Es klang schrecklich. Wie konnte sie da überhaupt aufrecht sitzen? Maskerade hin oder her, wäre es nicht besser, wenn die Heilerinnen ihr endlich permanent Bettruhe verordneten? Natürlich wusste Ayden wieso Timaris dies ignorierte. Sie zeigte sich ohnehin nur noch selten den Hofleuten geschweige denn der Öffentlichkeit. Wenn selbst diese seltenen Erscheinungen ausblieben, würden die Gerüchte sofort beginnen und auch bis zu Sion dringen. Dessen war Ayden sich gewiss und deswegen saß Timaris hier nun und tat alles, um ihren Zustand zu verbergen.
Der sonst so selbstbezogene machthungrige Prinz hätte ihr so gerne geholfen. Alles drängte in ihm danach sie zu beschützen, doch sie ließ ihn nicht und es machte ihn umso wütender. Ayden verstand schon, warum dieser Tölpel von Gefährte und ihr neu ernannter Hauptmann zu nichts zu gebrauchen waren. Aaron konnte nicht mehr als Timaris die Hand halten und Malateste war damit beschäftigt gegen das Schwarztraum anzukämpfen. Es lag an Ayden einen Weg zu finden das Gegenmittel zu beschaffen. Wie konnte Timaris das an jemand anderen deligieren? Er musste an Zorya herankommen und dann konnte er...

So tief in Gedanken versunken, bekam er kaum die Worte Ebonies mit.
"Das ist sehr besorgniserregend. Es klingt als würde das Gift den Körper und insbesondere das Blut der Person langsam übernehmen. Wenn ich das Opfer untersuchen könnte, könnte ich mehr darüber sagen", brachte die Schwarze Witwe nachdenklich ein. "Frisches Blut... ja, das könnte es verlangsamen. Blut von Sceltern. Durathiel war die Königin von Scelt und es kann sein, dass dieser Bund mit dem Land immer noch schwach existiert. Ist die betroffene Person hayllisch? Dann wird das Scelter Blut auch Nebenwirkungen haben, aber das Gift wird möglicherweise weniger schnell dieses frische Blut verderben. Ich weiß es nicht genau. Ich kann mehr sagen, wenn ich das Blut untersucht habe."
"Wenn ihr uns helft, werden wir euch und eure Tochter vor Sion schützen, sollte es soweit kommen. Ihr habt mein Wort", sagte Ayden da." Solange ihr absolutes Stillschweigen bewahrt."
Die Schwarze Witwe nickte, stimmte zu.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Mi 10. Aug 2022, 20:27

Während sie Ebonie schilderte, was die Symptome wären, wurde Ayden neben ihr zusehends unruhiger. Timaris blickte nicht zu ihm hinüber. Sie war sich sicher, dass sein Gesicht eine unbeteiligte Maske war. Es war auch nur leicht zu spüren und er gab sich grosse Mühe, seine Gefühle zu verbergen. Auch das wusste Timaris. Doch die Verbindung zu ihrem Haushofmeister und Freund war stark. Stark genug, dass sie spürte, wenn seine Seele in Aufruhr war.
Die Königin hätte es ihm gerne erspart, dies alles so detailiert zu erfahren. Als sie ihre Vergiftung vor ihrem Blutdreieck eingestanden hatte, war kurz darauf Streit ausgebrochen, weswegen niemand genauer hatte fragen können, wie es ihr tatsächlich ging. Worüber sie eigentlich ganz froh war. Es strengte sie schon genügen an, sich gegen Sorra, Rhiana und Daipha durchzusetzen, damit sie jeden Morgen aufstehen durfte. Und das musste sie tun. Wenn sie sich nicht mehr am Hof blicken liess, dann würde Sion im Nu wissen, wie weit die Droge fortgeschritten war. So hingegen blieb er nun im Ungewissen, wie erfolgreich sein Attentat ihn Wahrheit gewesen war.
Damit Ebonie ihnen nun aber helfen konnte, musste Timaris so genau wie möglich antworten. Sonst würde die Schwarze Witwe nicht wissen, gegen was alles sie ankämpfen musste. Ob Ayden nun ein schlechtes Gewissen hatte, dass er sie so bedrängt hatte, mit ihm das Bett zu teilen? Ob es ihn reute, ihr damit Schmerzen bereitet zu haben? Wohl eher nicht, nein. Wahrscheinlich war er viel eher wütend auf sie, dass sie sich hatte erwischen lassen. War sie ja auch.

"In Ordnung, dann gehen wir uns ein paar Scelter plücken", schmunzelte Timaris, als Ebonie überlegte, dass das Blut eines Scelters ihr wohl am ehesten helfen würde. Die Idee war nachvollziehbar, doch kaum realisierbar. Sie konnten schlecht einige Scelter entführen. Das würde ihrem Bündnis sehr schaden. Und herum gehen und fragen, ob jemand der Königin von Hayll sein Blut spenden mochte, kam erst recht nicht in Frage.
"Was wären denn die Nebenwirkungen?" wollte sie dennoch wissen, als Ayden Ebonie auf einmal versicherte, dass sie sie und ihre Tochter vor Sion schützen würden, sollte es soweit kommen. Er gab ihr sein Wort, sollange sie absolutes Stillschweigen bewahre. Doch etwas überrascht blickte Timaris ihn an und bekam ein derart finsteren Blick zurück, dass sie nicht so ganz wusste, ob sie nun erschrocken fiepen oder lachen sollte. Es war offensichtlich, dass er von ihr verlangte, dass sie sich Ebonie endlich offenbarte, damit sie sie untersuchen und am besten auch gleich komplett heilen konnte. Oder so ähnlich.

"In Ordnung", seufzte Timaris. "Dann gehst du jetzt besser Ayden. Du brauchst das nicht zu sehen." Sofern das überhaupt noch ging, erntete sie auf ihr Angebot ein noch viel dunkleren Blick. Diesmal lachte sie leise. "Selber schuld. Dann reiche mir wenigstens deine Hand." Niemals würde sie sagen, dass er ihr beim Aufstehen helfen sollte. Allerdings ging es auch nicht mehr gut ohne Hilfe. Es tat so schon weh genug.
"Öffne mein Kleid", forderte sie ihn leise und leicht ausser Atem auf, nachdem er ihr hochgeholfen hatte. Der Verschluss des warmen Winterkleides war am Rücken und somit inzwischen unmöglich für sie, ihn selbst zu öffnen. Darunter trug sie nur noch ein leichtes Unterkleid aus feinster Seide. Unterwäsche hingegen verursachte zuviel Druckstellen und schmerzten derart, dass sie sie nicht mehr tragen konnte.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ebonie » Mi 10. Aug 2022, 20:27

"Es ist nicht genau abzusehen, doch unverträgliches Blut kann ein hohes Risiko beinhalten", begann Ebonie vorsichtig. "Es kann in großen Mengen zum Tod führen."
Sie sah sofort wie der Prinz, der neben Lady Tolarim saß, sich noch weiter anspannte. Seine starre Maske bröckelte und er sah finster hinüber zu seiner Königin.
"Es sei denn, es handelt sich um eine Königin...", fuhr Ebonie langsam fort. "Ihr wisst sicher auch, dass diese Kaste das Geschenk fremden Blutes weit besser verarbeiten kann..." Konnte es möglich sein, dass die Königin selbst... sie sah dünn aus und sie hatte sich kaum gerührt. Lady Tolarim seufzte und wandte sich an ihren Haushofmeister. Er sollte hinaus gehen, damit er dies nicht sehen müsste. Da wusste Ebonie schon was als nächstes passieren würde. Sion hatte es tatsächlich geschafft die Königin Haylls zu vergiften. Es war erstaunlich, dass sie den Angriff überlebt hatte. Sie war sehr stark.
Prinz Asar sah die Königin trotzdem ungnädig und finster an. Offensichtlich wollte er ihr beweisen, dass er ihre Seite nicht verlassen würde. Selbst wenn ihn ein grauenhafter Anblick erwartete. Der Prinz half Lady Tolarim auf und öffnete dann auch ihr Kleid.
Ebonie trat etwas näher. Das Kleid der Königin glitt von ihrem schlanken Körper. Das Unterkleid war so fein, dass es sehr durchscheinend wirkte. Der Haushofmeister ließ es nach einem fragenden Blick zu Timaris auch noch verschwinden bis die Königin nackt zwischen ihnen stand. Man sah sofort das Ausmaß welches das Gift bereits angenommen hatte. Dass man es so deutlich sah...
Ebonie war nicht angeekelt, sondern als Schwarze Witwe sofort fasziniert von diesem mysteriösen Gift.
"Es ist weit fortgeschritten...", stellte sie gleich fest. "Es hat sich ausgebreitet, ja? Wann wurdet ihr getroffen?", fragte sie, um die Schnelligkeit des Giftes abzuschätzen. "Es ist gut, dass ihr eine Königin mit starken Juwelen seid. Andernfalls wäret ihr wahrscheinlich schon längst dem Gift erlegen..."

Der Haushofmeister ballte die Hand zur Faust, die Lippen aufeinander gepresst.
"Wie lange noch? Was würdet ihr sagen?", fragte er dann. Ebonie war dabei gewesen die verästelten schwarzen Adern mit Blicken zu verfolgen, nun sah sie wieder auf, blickte ihn an.
"Dazu muss ich das Blut untersuchen... es lässt sich schwer sagen..." Sie zögerte ein wenig. "Ein paar Monate vielleicht... das Gift hat sich sehr weit ausgebreitet. Wenn es das Herz weiter angreift..."
"Monate?" Prinz Asar wirkte erschüttert. Monate bedeutete für Langlebige nichts. Es war eine winzige Zeitspanne wenn man gewohnt war in Jahrhunderten zu rechnen.
"Und mit dem sceltischen Blut?", hakte er nach.
"Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es hilft. Ich muss es untersuchen..." Sie sah Lady Tolarim an. "Darf ich?" Ebonie rief ein Röhrchen mit dünnem Schlauch herbei, um etwas frisches Blut zu nehmen. Sie prüfte auch den Puls und hörte die Atemgeräusche ab. Natürlich hatten die hayllischen Heilerinnen dies alles schon untersucht, aber Ebonie musste sich ihr eigenes Bild machen. "Ist jemand anderer am Hof auch betroffen oder hat jemand in der Zeit von eurem Blut gekostet?" Beides verneinte die Königin. "Wenn ich mit euren Schwarzen Witwen und Heilerinnen sprechen und ihre bisherigen Ergebnisse sehen könnte, kann ich euch mehr sagen."
"Ihr könnt sofort anfangen", befand der Haushofmeister drängend und hätte sie wohl am liebsten sofort zur Heilerinnenstation geschoben.
Ebonie nickte. "Ich brauche jemanden, der solange auf meine Tochter aufpasst", wandte sie ein, während Prinz Asar Lady Tolarim wieder in ihre Kleidung half.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Mi 10. Aug 2022, 20:32

Ebonie wusste schon, bevor Timaris es ihr sagte, dass sie die vergiftete Person war. Nach all ihren Fragen und Schilderungen, war es wohl offensichtlich. Dennoch zeigte sie sich der Schwarzen Witwe ohne Scheu nackt, damit sie sich selbst ein Bild von dem Gift machen konnte. Timaris wurde damit belohnt, dass sie endlich nicht einmal mitleidig und betroffen angestarrt wurde. Ebonie wandte sich auch nicht angeekelt von dem verdorbenen Fleisch und ihrer abgemagerten Gestalt ab. Stattdessen betrachtete sie sie mit Interesse. Beziehungsweise die Schäden, die das Gift anrichtete. Das tat irgendwie gut. So lieb die Sorge ihres Blutdreieckes auch war, so war es mit der Zeit auch recht anstrengend.
"Es geschah ungefähr vor zwei Monaten", gab Timaris Auskunft. "Das erste Anzeichen dieses schwarzen Males kam sogleich nach der Wundheilung, die gut zweieinhalb Wochen dauerte." Ayden wollte auch sofort wissen, wieviel Zeit ihr noch blieb. Timaris wollte es gar nicht so genau wissen. So wie sie sich manchmal fühlte, glaubte sie, schon morgen sterben zu müssen. Ebonie schätzte jedoch, dass es noch einige Monate dauern würde. Das war nicht viel. Nicht für eine Langlebige. Doch es war trotzdem noch mehr, als sie erwartet hatte. In einigen Monaten konnte man auch als Langlebige viel erreichen. Es kostete nur mehr Anstrengung. Das hiess für sie also, dass sie noch einge Monate diese furchtbaren Schmerzen würde erleiden müssen, die immer schlimmer wurden.

"Wahrscheinlich werde ich weniger, als einige Monate haben", gab sie zu bedenken. "Irgendwann werde ich nicht mehr aufstehen können und die Schmerzen werden mich die Realität nicht mehr erkennen lassen können. Ihr müsst Euch also beeilen." Ohne mit der Wimper zu zucken hielt sie ihren Arm für die Blutabnahme hin. Ab jetzt würde Ebonie sowieso rund um die Uhr von Leibwächtern bewacht werden. Mit so einem gefährlichen Gut von ihr, durfte sie nicht frei herum laufen.
Den Nadelstich spürte Timaris schon gar nicht mehr, im Vergleich zu ihren anderen Schmerzen. Das Atmen abhorchen tat bei weitem mehr weh. Oder Aydens liebevolle, fürsorgliche Hilfe nach dem Untersuch, als er sie behutsam wieder anzog.
"Lord Erenos wird sich mir Freuden um Eure Tochter kümmern", lächelte Timaris ehrlich. "Einen Besseren könnt Ihr in ganz Terreille nicht finden. Bei ihm ist sie in Sicherheit. Eine Wache wird Euch zu der Krankenstation begleiten. Ihr könnt Euch an sie wenden, wenn Ihr etwas benötigt. Die Wache wird es dann an die entsprechenden Stellen weiter leiten."

Erleichtert atmete Timaris auf, nachdem Ebonie sich verabschiedet hatte und stützte sich schwer auf ihren Haushofmeister auf. Dennoch bemühte sie sich, ihm zuliebe nicht gleich erleichtert aufzuschluchzen. Angestrengt liess sie sich von ihm zurück in ihren Sessel helfen, wo sie sich zurück lehnte und einfach kurz die Augen schloss. Sie hatte sich heute seit dem Morgen keine Ruhe mehr gegönnt und der gestrige Tag mit dem Treffen mit Eneas war auch nicht leicht gewesen. Sie brauchte eine Ruhepause. Und etwas Blut.

"Erwärme mir etwas Yarbarrah", forderte sie Ayden auf. "Dann darfst du gleich losspringen, um deine Reise vorzubereiten."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ayden » Mi 10. Aug 2022, 20:33

Es war lange her seitdem er Timaris nackt gesehen hatte. Seit ihrem Urlaub nicht mehr... sie jetzt so entblößt zu sehen mit dem ganzen Ausmaß der Vergiftung... es war erschütternd. Er hätte sie am liebsten angeschrieen oder irgendjemanden angeschrieen, doch die Schuldigen waren weit weg und er musste einen kühlen Kopf bewahren. Er musste sie retten. Seine Macht war direkt an ihre gebunden und sollte sie sterben, wäre es sehr ungewiss, ob er weiterhin seine Machtposition inne halten konnte. Oder ob überhaupt ein Hayll übrig bleiben würde um das man streiten konnte. Timaris' Stärke war alles was Sion davon abhielt einzumarschieren. Die Forderungen hatten das deutlich gemacht. Sion zog eine "friedliche" Lösung vor, eine Übereinkunft, ein Bündnis von dem beide Seiten profitieren würden. Ayden würde Timaris nichts davon erzählen. Besonders jetzt nicht, wo er sah wie sehr das dunkle Gift bereits in ihr gewütet hatte. Man konnte die schwarzen Adern sehen, die bläulich kränklich verfärbte Haut. Bei der Eintrittswunde sah es besonders schlimm aus.
Ayden hielt den Blick eisern fest, während es gedanklich in ihm arbeitete. Lady Tyrelli hatte von wenigen Monaten gesprochen. Das war nichts. Monate waren so schnell um. Und Timaris glaubte sogar, dass es weit weniger sein würde. Die Schmerzen würden sie bald nicht mehr handlungsfähig machen.
"Es ist ein unbekanntes Gift. Die Wirkungen sind nicht abzusehen. Aber es wäre für Zorya keine Schwierigkeit gewesen ein augenblicklich wirkendes Gift herzustellen, das euch sofort tötet. Dieser langsam Verlauf muss Absicht sein...", gab die Schwarze Witwe zu bedenken, während sie Timaris untersuchte. Ayden stützte die Königin währenddessen. Scelter Blut könnte helfen, hatte es geheißen. Sie konnten schlecht beginnen Scelter zu entführen, doch wofür gab es Sklaven? Sie direkt in Hayll einzukaufen wäre höchst unversichtig, aber Raej vielleicht... die Hauptstadt besaß einen riesigen Sklavenmarkt. Außerdem würde Raej die perfekte Gelegenheit sein mehr über die Situation in Dhemlan zu erfahren. Sie hatten schon sehr lange einen Spion in Magyarosas Hof gewonnen, es wurde Zeit mit diesem zu reden...

"Ihr sollet auch besonders auf mentale Veränderungen achten. Die Juwelenkunst einer anderen Königin in eurem Körper könnte mehr in sich bergen als ihr glaubt... Stücke von fremden Erinnerungen, fremde Gefühle", fuhr Ebonie derweil fort. Ayden merkte auf.
"Von Durathiel?", fragte er zweifelnd. Musste er achtgeben, dass Timaris ihnen gar schaden konnte?
"Es ist möglich, ich weiß es nicht", räumte die Schwarze Witwe ein. "Ihr solltet auch von jedem Verbindungsritual mit eurem Land absehen. Es würde euch sicherlich stärken, aber womöglich auch euer Territorium vergiften. Es kann sein, dass Sion genau auf das aus ist." Sie wollte sich mit den anderen Schwarzen Witwen besprechen. Ayden half Timaris behutsam zurück in ihre Kleidung, nachdem die Untersuchung abgeschlossen war. Ebonie wurde von einer Wache nach draußen begleitet. Konnte man ihr trauen? Sie war Timaris nicht verpflichtet, für sie war das bloß ein interessanter Fall.
Sobald die Schwarze Witwe gegangen war, hörte er Timaris tief ausatmen. Sie hatte sich für den Gast zusammengerissen. Ayden stützte sie, brachte sie langsam zurück zu ihrem Sessel. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er war kein Bettpfleger. Er würde es nicht ertragen in ihren letzten Stunden an ihrem Bett zu sitzen und ihr die Hand zu halten. Das konnte Aaron erledigen, er würde eine Lösung suchen. Es musste einen Weg geben.
"Du solltest dich ausruhen", riet Ayden ihr trotzdem überflüssigerweise. Er konnte sich nicht helfen. Sie so zu sehen... Der Prinz trat zum Tisch, bereitete den Yarbarrah vor. Im Hintergrund sagte Timaris, dass er danach seine Reise vorbereiten könnte. Er hielt kurz inne.
"Raej?", vergewisserte er sich, dass sie den gleichen Gedanken gehabt hatten. Ayden brachte ihr den Kelch mit heißem Blutwein, lächelte sie an. Er durfte nicht vergessen, dass sie trotz ihrer Vergiftung immer noch Timaris Tolarim war. Sie waren sich so ähnlich. "Ein Dutzend reicht? Große kräftige Frauen und Männer?" Er bezweifelte, dass er eine Scelter Königin finden würde. Nicht, wo Sion dafür sorgte, dass ungeschützte Königinnen in seinem wachsenden Reich verschwanden. Aber vielleicht hatte Ayden Glück. Er hatte so seine Ressourcen, auch in Raej. Es würde einige Tage dauern die Reise vorzubereiten, doch weitere Zeit würde er nicht verschwenden.
"Wir werden das Gegengift bekommen", versicherte er ihr überzeugt. "Du glaubst doch noch daran oder?"
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Mi 10. Aug 2022, 20:37

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass der langsame Verlauf des Giftes Absicht war", stimmte Timaris zu. Sion wollte sie damit erpressen. Doch das konnte er vergessen. Lieber starb sie, als auch nur einen Schritt vor ihm zurück zu wanken. Wenn er einmal Hayll betreten hatte, würde er kaum mehr los zu werden sein. Besser also sie bot ihm keinerlei Risse in die Mauern, die sie um ihr Territorium errichtet hatte.
"Ich habe niemandem von meinem Blut trinken lassen, noch das Verbindungsritual durchgeführt oder gar Sex gehabt, seit dem Attentat", beteuerte Timaris. "Uns wurde ziemlich schnell klar, dass die Klinge vergiftet war. Es ist also sonst niemand betroffen." Ebonie stellte noch einige Fragen und Vermutungen an, wollte dann aber das so interessante Gift rasch untersuchen gehen. Diese Schwarzen Witwen waren doch alle gleich. Man musste sie nur ausreichend beschäftigen, dann hielten sie auch zu einem. Ansonsten wurden sie so etwas krankes wie Zorya, respektive konnten derartigen Schaden anrichten, wenn man sich nicht um sie kümmerte.

"Raej", bestätigte Timaris, nachdem Ebonie schliesslich gegangen war. Lieb erwiderte sie sein hübsches Lächeln und nahm ihm den heissen Blutwein ab, nippte vorsichtig daran. Leider war es nur Lammblut und sie konnte nicht verhindern, dass sie kurz die Lippen verzog. Menschliches Blut wäre ihr lieber gewesen. Aber solcher Blutwein war kostbar. Und sie war schliesslich kein blutsaugender Dämon. Dunkelheit noch mal.
"Für den Anfang sicher", schmunzelte sie, als sie Aydens sogenannte Einkaufsliste durchgingen. "Gross und stark wäre sicher nicht schlecht. Aber achte auch darauf, dass ihr Blut wirklich gesund ist und dass sie einigermassen ausgewogen sind. Verängstigtes Blut ist zwar sehr verlockend, doch in dem Fall nicht sonderlich förderlich. Zufriedene, ruhige Menschen geben mehr Kraft. Deswegen musst du auch zusehen, dass sie gut versorgt werden und es ihnen an nichts mangelt. Kaufe auch einige zur Tarnung ein. Also nicht nur Scelter." Ihr kam etwas in den Sinn.
"Und kaufe so viele Hayllier wie du kannst. Auch wenn es Sklaven sind, so gehören sie doch meinem Volk an und ich will nicht, dass sie in Sions Hände fallen. Ich möchte auch nicht, dass du sie auf meinen Namen kaufst. Kaufe sie auf deinen oder auf den von Kosta Erenos. Ihn solltest du mitnehmen. Er hat sich erst gerade ausgiebig mit Raej vertraut gemacht. Auch wenn er in dem von Sion besetzten Teil gesucht wird, so kann er dir in dem Territorium sicherlich nützlich sein. Ausserdem hat er Beziehungen, an die du oder ich eher schlechter heran kommen können. Hyacinthos kann nach eurer Abreise dann auf Lhal aufpassen."
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Re: Böses Blut

Beitragvon Ayden » Mi 10. Aug 2022, 20:38

Timaris schmunzelte und stimmte seiner Wahl an Sklaven zu. Nur ruhig und ausgeglichen sollten sie sein. Zufrieden. Ayden nickte. Er wusste genau welchen Typ sie suchte. Die Sklaven, die sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatten, am besten, wenn sie schon in Sklaverei geboren waren und nichts anderes kannten.
"Ich werde gute Arbeitssklaven kaufen", versicherte er ihr. "Und sie werden selbstverständlich ausgesprochen gut behandelt." Arbeitssklaven würden wissen was von ihnen erwartet wurde und so würden sie sich über einen neuen Herrn nicht so groß ängstigen wie vielleicht ein frisch gefangener Sklave oder ein Lustsklave. Ob sie zufrieden oder einfach bloß abgestumpft sein würde, war die andere Sache... das war beim Einkauf meist nicht sofort festzustellen.
Zur Tarnung würde er vielleicht ein paar süße Raejer Frauen kaufen. Sie konnten dann immer noch im Palast als Mägde arbeiten bis sie starben. Falls sie sein Bett lange genug überlebten...
Doch Timaris überraschte ihn damit, dass sie von ihm wollte, dass er so viele Hayllier wie möglich kaufte. Ayden blickte sie verwundert an. Wie kam sie darauf? Timaris argumentierte, sie wollte nicht, dass diese Sion in die Hände fielen.
"Ich möchte nicht zu viele kaufen, das wäre noch auffälliger. Hayllische Sklaven gibt es überall auf der Welt. Und wenn es nur Sklaven sind, die ihm in die Hände fallen..." Das war Ayden ziemlich egal. Es interessierte ihn nicht und er hatte kein Mitleid dafür. Wurde Timaris am Ende noch sentimental?

Sie riet ihm, dass er die Sklaven nicht auf ihren Namen kaufte. "Natürlich nicht. Ich werde nicht in offizieller Funktion nach Garois reisen." Was dachte sie denn? Sie konnte ihm vertrauen, er würde nicht blauäugig an dieses Vorhaben heran gehen. Er wusste auch, dass Sions Leute nichts davon mitbekommen durften. Timaris wollte, dass er Kosta Erenos mitnahm. Ihren Sklaven, der von Raej zu ihnen gekommen war. Er wäre nützlich dabei zu haben.
"Das sehe ich auch so", stimmte Ayden nonchalant zu. "Ich werde ihn informieren lassen, wenn es soweit ist. In ein paar Tagen breche ich auf sobald ich alles vorbereitet habe." Von seinen weiteren Plänen, die er in Raej ausführen wollte, sagte er ihr nichts. Er wusste noch nicht, ob er überhaupt Kontakt zu dem Spion würde aufbauen können, der in Zamora, tief im Süden Raejs, weilte. Und der Süden war von Sions Truppen größtenteils erobert.
Ayden sah sie länger an. Sie hatte seine letzte Frage einfach übergangen. Ob sie an ein Gegenmittel glaubte. Der blonde Prinz hakte nicht weiter nach.
"Soll ich die Heilerinnen rufen.. oder Aaron?", fragte er. Er wollte sie ungern alleine lassen. Vorhin hatte sie kaum aus eigener Kraft aufstehen können. Ihr Zustand wurde stetig schlimmer und Ayden glaubte auch nicht ganz daran, dass sie mehrere Monate hatte bis das Gift sie vollständig übernommen hatte.
"Ich werde dann mit den Vorbereitungen beginnen." Es würde ihr nicht helfen, wenn er nun bei ihr saß und ihr bloß Gesellschaft leistete. Dadurch würde es ihr nicht besser gehen.
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Re: Böses Blut

Beitragvon Timaris » Mi 10. Aug 2022, 20:39

"Ich weiss, dass es ein gewisses Risiko birgt", liess sich Timaris nicht beirren. "Die ganze Reise ist ein Risiko. Dennoch möchte ich, dass du auch Hayllier kaufst. Du musst auch nicht durch die ganze Welt tingeln. Einfach die, derer du habhaft werden kannst. Einerseits wird es davon ablenken, dass du nur Raejer kaufst. Andererseits möchte ich meinem Volk etwas klar machen. Ich weiss, es sind nur Sklaven. Aber sie gehören meinem Volk an und ich beschütze mein Volk vor Sion. Das hier sieht niemand." Sie deutete auf ihre Brust. "Und viele denken sich, warum kämpfen? Ob ein grausamer Herrscher oder eine grausame Königin, das kommt doch nicht darauf an. Zumal Sion seinen Sklaven angeblich die Freiheit verspricht, wenn sie für ihn kämpfen. Deswegen will ich mein Volk wissen lassen, dass ich mich um es kümmere. Auch um die einfachen und versklavten. Denn von denen gibt es viel mehr, als von Adligen. Eine gute Geste wird uns nur nützen. Du weisst, dass ich nur zu Spass an Spielchen habe. Doch in aller erster Linie bin ich die Königin von Hayll. Das darfst du nicht vergessen." Ihr war ihr Volk und ihr Land wichtig. Sie konnte gar nicht sagen, wie sehr sie das Verbindungsritual mit dem Land vermisste. Wenn dann alles wieder in Ordnung und der Krieg gewonnen war, konnte sie noch immer wieder anfangen zu spielen.

"Nein, ich brauche jetzt keine Heilerin oder Aaron", wehrte sie knapp ab und fühlte sich gekränkt, dass Ayden schon wieder gehen wollte. Das war sicher, weil er gesehen, wie hässlich sie nun geworden war. Weil er dachte, sie wäre schwach. Wenn er erst in ein paar Tagen abreisen wollte, dann konnte er jetzt auch noch fünf Minuten länger bleiben. "Rufe mir lieber Kosta und Hyacinthos." Sie wollte noch etwas mit ihnen besprechen.
Um Ayden zu zeigen, dass sie nicht schwach war und vorallem um ihm zu zeigen, dass sie noch immer seine Königin war, sammelte sie all ihre Kräfte zusammen und erhob sich, als würde sie dabei nichts spüren.
"Der hier ist zu schwach", forderte sie von ihrem Haushofmeister etwas stärkeres. Sie hielt ihm den Blutwein entgegen. Einen Tropfen von seinem Blut darin, wäre nicht schlecht. Schon nur um ihr Band zu festigen. Um ihm zu zeigen, dass sie seine Dienste nach wie vor akzeptierte, obwohl er sie vor ein paar Tagen so angefahren hatte. Seit dem hatten sie nicht mehr privat miteinander sprechen können.
"Bist du noch immer wütend auf mich?" wollte sie von ihm wissen. Besonders wo er sich nun für sie in Gefahr begab. Da wollte sie nicht, dass etwas zwischen ihnen stand.
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