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Ein langer Weg





Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 17:08

Kosta erwiderte leise, dass sie nacheinander schlafen sollten. Eneas nickte schweren Herzens. Er war nicht überrascht von der Antwort und hatte sich ähnliches bereits gedacht.
"Wenn wir auf dem offenen Meer sind, ist es sicher von Vorteil, wenn jemand den Kurs hält", stimmte Eneas zu. Trotzdem hätte er so gerne Kosta einmal wieder neben sich gelegen gehabt. Nichtmal sexuell oder sinnlich. Er wollte sich nur an ihn schmiegen und ihn halten. Abgesehen von der kurzen Andeutung, dass die Kojen groß genug waren, dass man dicht nebeneinander liegen konnte, wagte Eneas aber nichts dazu zu sagen. Er wollte Kosta nicht drängen, obwohl ihm das immer wieder misslang. Zu groß war Eneas' Sehnsucht nach seinem liebsten.
"Heute ankern wir noch geschützt... niemand müsste nachts über wach bleiben", wagte Eneas doch einzuwenden. Kosta erinnerte ihn daran, dass Eneas hatte aufpassen wollen, dass Kostas Albträume Tileo nicht weckten. "Ich lege einen Hörschutz um ihn", versicherte Eneas, "Ich passe auf." Wenn er selbst einschlief, würde das Schild zwar nicht mehr vollkommen zuverlässig sein, doch Eneas war geübt genug darin in Sekundenschnelle ein Schild aufzubauen. Selbst wenn man ihn aus dem Schlaf riss.

Kosta bemerkte, dass Tileo sich freuen könnte, wenn Eneas bei ihm schlief. Der Krieger nickte lächelnd. Der Junge hätte bestimmt nichts dagegen. Vermutlich hätte es auch das falsche Signal gesandt, wenn Eneas und Kosta in einer Koje gelegen hätten. Dass sie sich vertragen hätten und zusammen waren...
Aber von beiden schienen sie weit entfernt.
"Ja, du kannst die andere Koje haben." Es war nicht so, dass diese weit weg war. Eneas schwieg kurz, konnte sich aber noch nicht dazu bringen, sich zu erheben. "Ich wünschte, ich könnte dir die Albträume nehmen... so etwas ist furchtbar." Eneas wusste selbst wie quälend Albträume waren, auch wenn er nicht ermessen konnte über was schreckliches sein Freund träumte.
"Wenn du möchtest, koche ich dir einen Baldriantee", bot Eneas an. "In Ermangelung von Fabiene." Er lächelte link. Ihm war bewusst, dass es für Kosta schwer gewesen war, den Jugendlichen zurückzulassen.
"Es tut mir leid, dass ich das mit den Pfannkuchen erwähnt hab... ich dachte.. ich weiß nicht, ich musste nur daran denken. Bringst du ihm die Pfannkuchen bei? Du bist besser darin als ich", sagte Eneas.
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von Anzeige » So 9. Okt 2022, 17:08

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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 17:12

Verwundert blickte Kosta auf, als Eneas meinte, dass es auf dem offenen Meer sinnvoll sei, wenn sie nacheinander schliefen. Doch hier würden sie geschützt ankern, so dass niemand nachts über wacht bleiben müsste. Das hatte Kosta doch gar nicht gemeint. Vielmehr fürchtete er sich davor, dass er mit seinen Albträumen Tileo weckte. Eneas hatte ihm versprochen, darauf zu achten, dass dies nicht geschah. Hatte er das etwa schon wieder vergessen, weil er unbedingt bei ihm schlafen wollte? Scheu erinnerte Kosta ihn daran.
Eneas hatte es nicht vergessen, er hatte nur einen anderen Plan. Er wollte einen Höhrschutz um Tileo legen. Er würde so aufpassen. Kosta merkte sofort, dass Eneas dies tat, damit er doch bei ihm in der Koje schlafen konnte. Es wäre schön. Vertraut. Und für einen Moment lang wünschte sich der Krieger, Eneas würde sich einfach über ihn hinweg setzen und bestimmen, dass er bei ihm schlief. Schliesslich war es nicht schlimm, wenn Tileo dachte, dass sie zwei sich wieder vertragen hatten. Nur Eneas durfte das nicht denken. Schlussendlich stimmte der Krieger jedoch zu, dass er bei Tileo schlafen würde. Kosta wusste im ersten Moment nicht, ob er deswegen nun enttäuscht oder erleichtert sein sollte.

"Es sind nur Träume. Ich kann sie ertragen", wiegelte Kosta ab, als Eneas sich wegen seiner Albträume sorgen um ihn machte. Die Realität war viel schlimmer gewesen. "Es tut mir nur Leid, dass ich andere damit belästige. Den Baldriantee nehme ich gerne an." Auch wenn Eneas nun einen Höhrschutz um Tileo legen wollte, würde Eneas selbst wohl nicht wirklich zu Schlaf kommen, wenn sie sich nicht gestaffelt hinlegten.
"Ich vermisse ihn", gab er wehmütig zu, dass Fabiene ihm fehlte. Kostas Gesichtszüge wurden weich und sanft bei der Erwähnung des Jünglings. "Er hat so eine ruhige, ausgeglichene Ausstrahlung und er war mir noch nicht einmal böse, dass ich ihn so ausgenutzt habe. Im Gegenteil, er hätte mir gerne noch viel mehr gegeben und er war so traurig, weil er nicht mitkommen konnte." Schwermütig dachte Kosta an den lieben Jüngling und wünschte ihn für den Moment an seine Seite, damit er ihn umarmen und an ihn drücken konnte.

Da entschuldigte Eneas sich unvermittelt bei ihm, dass er das mit den Pfannkuchen erwähnt hätte. Er hätte nur einfach daran denken müssen. Er wisse auch nicht wieso. Schnell fragte er, ob Kosta Tileo beibringen würde, wie man Pfannkuchen machte. Darin sei er besser als er. Es war wie eine kalte Dusche. Natürlich würde er Tileo alles beibringen, was er nur wollte. Aber warum musste Eneas das nun wieder ansprechen, wo er doch schon mitbekommen hatte, wie es ihn verletzte? Warum konnte Eneas damit nicht warten, bis sie wieder unter sich waren?
"Ich kann dir nicht befehlen, nicht über unsere Beziehung und was damit zu tun hat zu sprechen Eneas", erwiderte er leise und blickte den anderen Krieger mit grossen, offenen und zutiefst traurigen Augen verletzlich an. "Ich kann dich nur darum bitten. Wenn du dich daran nicht halten willst, ist das dein Recht, mich damit zu quälen. Ich kann dir nur nicht sagen, dass ich ganz bleiben werde, solange Tileo bei uns ist. Wenn du mich weiter dazu drängst, bei dir zu schlafen und mir weiterhin regelmässig unter die Nase bindest, dass ich deinen Erwartungen nicht gerecht werden kann, fürchte ich, werde ich vorher zerbrechen. Bevor Tileo in Sicherheit ist." Auch wenn er sich natürlich Mühe geben würde, durchzuhalten.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 17:43

Sein Freund beschönigte es und meinte, dass es ja nur Träume wären, er könnte sie ertragen. Eneas lächelte traurig.
"Ich weiß nur zu gut, dass sich die Träume nicht bloß wie Träume anfühlen...", bemerkte er, "Und dass sie es sehr schwer machen, im Hier und Jetzt zu sein." Man konnte schlecht etwas genießen, wenn man des nachts wieder zurück zu dem Ort oder der Zeit des Schreckens katapultiert wurde. Es führte einem außerdem gnadenlos vor, dass man keineswegs mit dieser Zeit abgeschlossen hatte und es auch nicht funktionierte, es zu verdrängen.
Eneas befürchtete, dass Kosta zumindest teilweise seine furchtbaren Erlebnisse in Raej und Dhemlan in seinen Träumen noch einmal ertragen musste. Oder träumte er über etwas anderes, das ihn schreiend aufwachen ließ? Hoffentlich wurde es mit der Zeit besser. Aber reichte Zeit allein? Eneas hätte seinem Liebsten so gerne geholfen. Wenigstens konnte er einen Baldriantee aufsetzen. Kosta gab offen zu, dass er Fabiene vermisste. Er hätte solch eine ruhige Ausstrahlung und wäre nicht böse gewesen, dass Kosta ihn so ausgenutzt hatte.
Eneas nickte. Er konnte mittlerweile verstehen wieso sich Kosta so an Fabiene geklammert hatte, auch wenn es Eneas zunächst eifersüchtig gemacht hatte. Aber er hatte Kosta damals ebenfalls gnadenlos ausgenutzt, um zu heilen oder ein wenig Frieden zu erhalten. Egal wie sehr es Timaris geschmerzt hatte. Man griff nach jedem Strohhalm.
"Es tut mir leid, dass du ihn nicht mitnehmen konntest. Aber so ist es das Beste für ihn..", sagte Eneas leise. Wieso konnte er selbst keine beruhigende Ausstrahlung haben?

Er hätte es bei den Worten belassen sollen, doch in seinem Bemühen, sich bei Kosta zu entschuldigen für das Gespräch über die Pfannkuchen, machte er mal wieder alles kaputt. Eneas konnte sich einfach nicht bremsen. Er konnte nur sich selbst zusehen wie er erneut Kosta bedrängte, ob nun direkt oder indirekt. Nein, er schien wirklich meilenweilt von einer ruhigen Ausstrahlung entfernt. Stattdessen hatte er Kosta mal wieder Kummer bereitet. Der andere Krieger sah ihn traurig und verletzt an.
Er sagte, dass er Eneas nichts befehlen, sondern ihn nur darum bitten könnte, nichts was mit ihrer Beziehung zu tun hätte, anzusprechen. Wenn Eneas sich nicht daran halten wolle und ihn lieber damit quälen wollte, wäre das sein Recht.
Getroffen blickte Eneas ihn an.
"Das hab ich nicht gewollt...", wandte er leise ein.
Kosta schien selbst die kleine Erwähnung über die Pfannkuchen zu stark zuzusetzen. Er sprach davon, dass er dann nicht ganz bleiben könnte. Wenn Eneas ihn so stark drängte, bei ihm zu schlafen oder ihm dauernd vorhalten wollte, dass er seinen Erwartungen nicht gerecht werden könne, würde er vorher zerbrechen.
Eneas war fassungslos. Es tat weh sich dies anzuhören. Er schien auf ganzer Linie zu versagen. Kosta hatte ihn darum gebeten, nicht über ihre Beziehung zu sprechen und ja, die Momente in dem Häuschen am Meer gehörten wohl offensichtlich dazu. Eneas hatte es nicht lassen können. Aber zerbrechen? Er wollte doch nicht... und was für Erwartungen, die Kosta nicht erfüllte?
Der Pirat wollte Kosta all dies fragen und mit ihm darüber reden. Sie mussten das klären. Es kostete sehr viel Kraft, es einfach runterzuschlucken. Hier auf dem Schiff war nicht der richtige Ort. Eneas sah das ein, aber er kam nicht immer gegen seine rumorenden Gefühle an. Er konnte das nicht alles unterdrücken. Nicht mehr. Seitdem er sich endlich eingestanden hatte, dass er in seinen besten Freund verliebt war, ließ sich das nicht mehr einfangen und brach mit einer Heftigkeit hervor, die er selbst kaum kontrollieren konnte. Nein, es war wirklich nie gut, auch nur irgendetwas zu verdrängen. Aber nun forderte es Kosta für ein weiteres Mal. Eneas versuchte, sich zusammenzureißen.
"Ich bin nicht perfekt.. ich mache Fehler", entschuldigte er sich. "Aber dich zu zerbrechen, ist das letzte was ich will." Es würde Eneas glatt mit zerbrechen. Der Hayllier erhob sich. "Ich reiß mich besser zusammen", beteuerte er, doch im Inneren konnte er nicht verhindern, dass Kostas Worte ihn erneut verletzt hatten. Sie schienen nicht aufhören zu können, sich gegenseitig zu verletzen.
"Ich mach dir deinen Tee", sagte er leise.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 17:45

Eneas beteuerte ihm gleich, dass er ihn nicht hatte quälen wollen, blickte ihn dabei getroffen an. Kosta wusste nicht, ob er ihm das glauben konnte. Also, natürlich glaubte er ihm, dass er ihm nicht bewusst absichtlich weh tat. So war Eneas nicht. Aber unbewusst schien da etwas zu sein, was ihn immer wieder dazu brachte, in Kosta zu dringen, ihm zuzusetzen und ihn zu quälen. Egal wie sehr Kosta ihn bat, es nicht zu tun. Als würde ein Teil von ihm Kosta bestrafen wollen. Dafür, dass er so oft versagt und ihn im Stich gelassen hatte.

Selber ebenfalls verletzt, dass Kosta ihn erneut zurück wies, entschuldigte sich Eneas, dass er nicht perfekt sei. Er mache Fehler. Doch er wolle ihn keinesfalls zerbrechen. Kosta nickte verstehend. Er wusste, dass es für sie Beide schwierig war und es tat ihm so weh, Eneas weitere Hoffnungen zerstören zu müssen. Kosta kam es so vor, als hätte sein Freund angenommen, dass alles wieder gut werden würde, sobald sie gemeinsam segeln konnten.
"Bald ist Tileo wieder bei seinen Eltern", versuchte Kosta Eneas zu trösten, der ihm beteuerte, dass er sich besser zusammenreissen würde. "Dann kannst du mir alles sagen, was du willst." Traurig lächelte er ihn an, weil er wusste, dass er auch dann Eneas Erwartungen nicht würde erfüllen können. Gleichzeitig konnte Kosta es aber auch nicht ertragen, Eneas so unglücklich zu sehen. Sanft nahm er dessen Hand und drückte sie sachte.
"Danke", antwortete er ehrlich auf das Angebot, dass Eneas ihm einen Baldriantee machen würde. Das betäubte ihn hoffentlich genügend, dass er weder Tileo noch Eneas mit seinen Albträumen quälte. "Ich gehe zu Tileo und bringe ihn ins Bett." Noch einmal drückte er Eneas Hand, liess sie dann aber los, um nach unten zu gehen.

Unter Deck schlüpfte Tileo gerade in seinen Schlafanzug. Siedend heiss kam es Kosta in den Sinn, dass es hier kaum eine Möglichkeit gab, sich versteckt vor Eneas umzuziehen. Kosta war noch nicht soweit, dass er seinen merkwürdig makellosen Körper seinem Freund zeigen konnte. Nach wie vor hielt er ihn mit hochgeschlossener Kleidung sehr versteckt. Wie er das hier auf dem Schiff weiterhin schaffen sollte, war ihm noch nicht klar. Er würde höllisch aufpassen müssen.
Brav wie Tileo war, hatte er schon seine Zähne geputzt und seine Haare gekämt. Zur Belohnung hob Kosta ihn in seine Koje und bot ihm an, eine Geschichte zu erzählen. Tileo war sofort Feuer und Flamme. Kosta musste sich dazu nur zu ihm ins Bett legen, den Arm beschützend um den Jungen gelegt, der sich gleich wie ein kleines Kätzchen an ihn kuschelte. Müde und voller Neugierde auf die Geschichte. Durch den anstrengenden, aufregenden Tag und dadurch, dass Tileo letzte Nacht nicht viel geschlafen hatte, kam Kosta nicht weit, mit erzählen. Der Junge war beinahe augenblicklich eingeschlafen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 17:46

Bevor er ging, bemerkte Kosta, dass Tileo ja bald bei seinen Eltern wäre und dann könnte Eneas alles sagen was er wollte. Er erwiderte Kostas trauriges Lächeln mäßig überzeugt. Eneas hatte nicht gewollt, dass die Reise bloß etwas würde, was sie beide überstehen müssten. Ein zäher Zeitraum, den es zu überwinden galt. Es hatte etwas schönes werden sollen. Eneas musste das beste daraus machen. Für Tileo. Der Junge hatte eine schöne Reise verdient. Nein, eigentlich sie alle drei, aber Eneas begann allmählich zu realisieren, dass es nicht so stattfinden würde wie er sich das erträumt hatte. Und es tat weh und ja, vielleicht gab er Kosta deswegen teilweise Schuld. Er schien sich alles schöne versagen zu wollen. Als hätte er es nicht verdient. Aber gleichzeitig schien er nicht zu realisieren, dass er damit auch Eneas dies verbat. Wie konnte er glücklich sein, wenn es sein Geliebter nicht wahr? Aber... er war doch verliebt. Eneas sollte glücklich sein, nur ging es nicht. Es schien alles nicht richtig zusammenzupassen. Diesem tiefen Gefühl, das so lange in ihm drin geschlummert hatte, nun nicht nachgeben zu können, war für den an sich romantischen Schriftsteller kaum machbar.
Er wusste aber nicht wie er mit Kosta darüber reden sollte. Wenn sie Tileo zu seinen Eltern gebracht hätten, würde das nichts daran ändern, dass Eneas Kosta immer wieder mit seinen Versuchen über sie beide zu reden, weh tat.
Kosta drückte seine Hand. Von sich aus, was er in letzter Zeit kaum getan hatte. Eneas konnte es trotzdem nicht richtig würdigen. Er spürte, dass Kosta es tat, um seinen Worten von vorhin etwas die Härte zu nehmen. Sein Freund bedankte sich für den Tee. Eneas nickte.
"Natürlich."
Kosta wollte nach unten gehen und Tileo ins Bett bringen. Er drückte ihm nochmals die Hand und Eneas erwiderte den Druck sachte. Es war nur kurz und dann war die Illusion von Nähe bereits wieder vorbei. Eneas blieb kurz auf dem Deck, atmete tief durch, um sich zu sammeln. Dann folgte er Kosta langsamer nach unten.

Während Eneas in der Kochnische den Wasserkessel aufsetzte und eine Teetasse suchte, könnte er zuhören wie Kosta leise mit Tileo sprach, während er ihn ins Bett brachte und ihm dann eine Geschichte erzählte. Es klang so schön. Eneas konnte nicht widerstehen, kurz ein paar Schritte zur Koje zu gehen, um in die Nische hineinzuschauen. Nur kurz, um das schöne Bild zu sehen wie Kosta dem Jungen etwas zum Einschlafen erzählte, während dieser sich dicht an Kosta gekuschelt hatte. Eneas konnte dann doch nicht anders als zu lächeln. Tileo war wohl so müde gewesen, dass er bereits jetzt schon zu schlafen schien. Kosta konnte so gut mit ihm umgehen.
Der andere Krieger schien aber irgendwann zu bemerken, dass er beobachtet worden war. Ertappt machte Eneas einen Schritt zurück. Jetzt bedrängte er vermutlich schon wieder.
"Er schläft ja schon...", bemerkte Eneas leise. "Ich schau besser nach deinem Tee." Er entfernte sich rasch wieder, um zurück zur Kochnische zu gehen und Kostas Tee einzugießen. Als er wieder zur Koje kam, schien Kosta gerade dabei zu sein, zu versuchen sich behutsam von Tileo zu lösen, damit der Junge nicht aufwachte.
"Du kannst auch hier schlafen, wenn du denkst, es könnte gehen...", flüsterte Eneas. "Ich bleib noch etwas auf." Er wusste ohnehin nicht wie er jetzt nur einschlafen könnte. Er würde sich wohl noch länger verfluchen, dass er die Pfannkuchen überhaupt jemals erwähnt hatte.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 17:55

Versonnen betrachtete er den Jungen in seiner Armbeuge. In Tileos Welt schien wieder alles in Ordnung zu sein. Er konnte bald seine Eltern wieder in den Arm nehmen und die schrecklichen Erlebnisse hinter sich lassen. Kosta freute sich so sehr für das Kind. Er liess sich von den ruhigen, gleich mässigen Atemzügen anstecken, merkte, wie er dabei selber immer ruhiger wurde. Bis es auf einmal auf seiner Haut zu kribbeln begann. Zu kribbeln und dann schon regelrecht zu brennen. Es war merkwürdig. Verwundert blickte er auf. Sein Blick fiel auf Eneas, der ihn anscheinend beobachtet hatte, so wie Kosta Tileo betrachtet hatte. Kosta verstand nicht ganz warum. Weil Eneas noch immer bei ihm schlafen wollte, vielleicht.

"Es war ein anstrengender Tag für ihn", bestätigte Kosta genau so leise und blickte Eneas verwirrt hinterher, der sich hastig wieder zu der Kochnische zurück gezogen hatte, um nach seinem Tee zu schauen. Vorsichtig begann er sich von Tileo zu lösen, ganz behutsam, damit er den Jungen auch ja nicht zu wecken. Dabei war es sehr verlockend, einfach liegen zu bleiben und ebenfalls einzudösen. Besonders, als Eneas zurück kam und ihm genau das anbot.
"Lieber nicht", schüttelte Kosta sachte seinen Kopf. "Auch wenn ich gerne würde, ich wage es nicht. Tileo hat selbst schon genügend durchgemacht. Ich möchte ihn nicht noch mehr erschrecken." Dabei hatte Eneas selbst auch schon genug durchgemacht. Der Krieger bot ihm an, dass er sich auch gleich schlafen legen könne. Er würde noch etwas aufbleiben. Kosta nickte gehorsam. Vielleicht half der Tee ja, dass er schlafen konnte.

"Würdest... würdest du bitte..." Kosta biss sich auf die Lippen und wollte nicht wirklich weiter reden. Er wusste, dass er Eneas damit wieder heftig verletzen würde. "Würdest du bitte an Deck gehen, während ich mich für die Nacht umziehe", bat er ihn sehr verlegen und verletzlich zugleich. Aber es gab keinen anderen Weg. Die Toilette war zu klein, als dass er sich da umziehen konnte. Er wollte Eneas ja nicht weh tun. Nur brachte er es noch weniger über sich, sich Eneas zu zeigen. "Und kommst du dann wieder runter?" bat er scheu, weil er befürchtete, dass Eneas dann die ganze Nacht oben an Deck verbringen würde. "Um mich ins Bett zu bringen?" Vielleicht konnte er es ja wenigstens teilweise wieder gut machen, wenn er Eneas anbot, trotzdem bei ihm zu schlafen. Auch wenn es wahrscheinlich eine ganz dumme Idee war. Aber er konnte Eneas nicht so leiden sehen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 17:58

Kosta lehnte den Vorschlag ab, bei Tileo liegen zu bleiben. Er hatte zu große Angst, ihn zu erschrecken.
"Vielleicht hilft der Tee", sagte Eneas, "Wir können es die nächsten Tage beobachten." Eventuell würde Kosta in ein paar Tagen ruhig genug schlafen, dass er sich zu Tileo legen konnte. Aber auch Eneas wusste, dass der Tee nur bedingt half und nicht jede Nacht gleich gut. Für seinen Freund hoffte er, dass er genausogut wie Fabiene wirken würde, aber ein Tee hatte nunmal keine beruhigende Signatur, die auf die Seele wirkte. Der Baldrian konnte bloß seine Nerven etwas beruhigen und ihn müde machen.
Eneas bot an, dass Kosta sich, wenn der Tee fertig war, schlafen legen konnte. Selbst wollte Eneas länger wach bleiben. Zum einen, da er gerade kaum glaubte, dass er nach ihrem letzten Gespräch schlafen würde können, zum anderen, da er Kosta ja versprochen hatte darauf achtzugeben, dass Tileo nichts von den Albträumen mitbekam.
Kosta nickte auch zustimmend, doch dann begann er zaghaft mit einer weiteren Bitte, wirkte dabei ungewöhnlich verlegen. Es war länger her, dass Eneas ihn verlegen erlebt hatte. Die Bitte überraschte ihn dann doch. Kosta wollte, dass Eneas an Deck ging, damit er nicht sah wie sein Freund sich umzog. Verblüfft und fragend sah Eneas ihn an. Was? Seit wann schämte sich Kosta sich ihm zu zeigen? Sie kannten sich nun schon so lange. Kosta hatte sich selten seines Körpers geschämt oder sich ihm nicht zeigen wollen. Er hatte ihm schließlich sogar die Piercings gezeigt. Das letzte Mal, als Kosta in der Kapitänskajüte gelandet war. Eneas hatte ihn mal wieder dazu überredet, beziehungsweise hatte die Müdigkeit seines Schwarms ausgenutzt. Da hatte er Kosta ausziehen können, ihn gar berühren und mit seinen Piercings spielen können. Und Eneas hatte es vermasselt. Er hatte einen Rückzieher gemacht, war wie ein Idiot eifersüchtig auf diesen Kerkermeister geworden. Und er hatte es Kosta auch noch wie unsensibler Klotz gesagt. Dabei wollte Eneas nun wirklich nicht eifersüchtig auf einen Mann sein, der Kosta so sehr verstört und misshandelt hatte.

Jedenfalls war diese Nacht in einer Katastrophe geendet und hatte dazu geführt, dass Kosta ihm den Rest der Rückreise nach Hayll aus dem Weg gegangen war und auch danach zunächst lieber im Palast geblieben war. War das der Grund weswegen Kosta sich ihm nun nicht mehr zeigen wollte? War alle Vertrautheit zwischen ihnen dahin? Das auch noch zu verlieren, tat furchtbar weh.
Eneas wusste, dass er Fehler gemacht hatte und er bereute wie er auf einige Dinge reagiert hatte. Es schien ihm versagt, seinem Freund helfen zu können. Am Ende hatte sich Kosta lieber an Zucker gewandt, um die Piercings entfernt zu bekommen. Einen Mann, den er erst seit weniger als einem Jahr kannte, aber mit er anscheinend ein unausgesprochenes Vertrauen verband, das Eneas selbst nach Jahrzehnten nun verloren zu haben schien. Es war ein Schmerz, der einen nahezu ohnmächtig machen konnte.
"Wenn dir das lieber ist..", rang er sich leise ab. Eneas wollte sich abwenden und rasch nach oben gehen, um mit dieser neuen Zurückweisung zurecht zu kommen, als Kosta ihn beinahe schüchtern fragte, ob er dann auch wieder runterkommen würde. Um Kosta ins Bett zu bringen.
Eneas stockte. Er sollte was? Aber das letzte Mal war katastrophal gewesen und Eneas hatte alles falsch gemacht. Kosta wollte es trotzdem?
"Willst du das wirklich?", fragte er, halb versteckte Hoffnung in der Stimme. "Ich vermassel es sicher..." Es war keine gute Idee. Wieso bot Kosta es an? Vorhin auf Deck hatte er etwas ähnliches noch abgelehnt und gesagt, Eneas würde ihn damit bedrängen. So sehr, dass Kosta befürchtete, er würde zerbrechen, wenn es so weiter ging.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 18:06

Kosta wandt sich unter Eneas fragendem Blick. Hitze stieg in seine Wangen Er hätte das früher mit Eneas besprechen sollen. Noch an Land. Nur hatte ihn da noch so viel anderes beschäftigt. Es war so viel und beinahe in allem, was er tat, verletzte er Eneas. Es tat ihm so weh. Er wollte das nicht. Es war zuviel.
"Danke", wisperte er haltlos und verloren, als Eneas ihm zugestand sich alleine hier unten umziehen zu dürfen. Kosta war sehr froh darum. Aber es tat ihm leid, dass er Eneas damit wieder traurig machte. Hätte Kosta besser nichts sagen sollen? Hätte er sich einfach nur so umziehen sollen? Aber dann hätte Eneas gesehen, dass die Tätowierung fehlte und noch so einiges mehr. Dazu war Kosta nicht bereit. Es würden Fragen kommen. Fragen, die er nicht beantworten konnte.

Schüchtern bat er Eneas, nacher wieder runter zu kommen. Um ihn ins Bett zu bringen. Zweiteres war nicht so nötig. Eigentlich hatte Eneas ihn immer nur ins Bett gebracht, wenn er krank gewesen war. Krank war Kosta jetzt nicht, gesund fühlte er sich allerdings auch nicht. Er fühlte sich verloren und es tat ihm so weh, dass er Eneas andauernd verletzte. Er ertrug die Vorstellung nicht, dass Eneas die ganze Nacht lang einsam und traurig auf Deck sass. Besser er lud ihn in sein Bett ein. Auch wenn es sicherlich eine schlechte Idee war. Eneas würde sich nur Hoffnungen machen, die Kosta nicht würde erfüllen können.

"Ja, bitte", flüsterte er auf Eneas Frage, ob er das wirklich wollte. Kosta war sich gar nicht sicher, ob dem so war. Aber noch weniger wollte, dass Eneas traurig war. Sein Freund schien auch zu ahnen, dass es keine gute Idee war. So befürchtete er auch, dass er es vermasseln würde. Sofort erinnerte sich Kosta daran, wie es gewesen war, als Eneas ihn das letzte Mal ins Bett gebracht hatte. Wie bedürftig und sehnsüchtig Kosta Eneas da verführt hatte. Wie sehr er seine Berührungen gebraucht und ihn dazu gedrängt hatte, ihn zu erkunden. Wie er ihn mit seinem durchstochenen Körper bedrängt und ihn geekelt hatte. Noch mehr Blut und Hitze schoss in Kostas Wangen. Beschämt liess er seinen Kopf hängen.
"Trotzdem, bitte", lud er Eneas ein weiteres Mal ein, nochmals zu ihm zu kommen. Innig hoffte er, dass er es nicht selber vermasselte.

Aufgekratzt und wahrscheinlich voller falscher Hoffnungen, ging Eneas an Deck, um ihm etwas Zeit für sich zu geben. Dankbar blickte Kosta ihm nach, bevor er sich hastig umzog. Schnell, schnell, auch wenn er sich bewusst war, dass Eneas ihm genügend Zeit geben würde. Er wollte ihn nur nicht warten lassen. Sorgsam richtete er sich den Kragen seines Schlafanzuges, prüfte, ob alles richtig sass. Erst dann entspannte er sich langsam und fand die Ruhe, sich in dem kleinen Bad die Zähne zu putzen und sich zu erleichtern. Anschliessend nahm er sich die Tasse Tee, die Eneas ihm eingeschenkt hatte und setzte sich damit in seine Koje, um da auf Eneas zu warten.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 18:08

Kosta schien wirklich zu wollen, dass Eneas ihn ins Bett brachte. Der Schriftsteller konnte es kaum glauben. Zu oft hatte Kosta in letzter Zeit diese falschen Hoffnungen schnell wieder zerstört und Eneas befürchtete, dass er auch diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen würde ohne etwas falsch zu machen. Anders schien er es nicht mehr zu können. Er war sich nicht sicher, ob Kosta ihn wirklich bei sich haben wollte oder ob er es nur sagte, um es ihm recht zu machen. Das schien so tief in Kosta drinzustecken. Aber auch nach mehrmaligem Vergewissern, bekräftigte Kosta, dass Eneas zu ihm kommen sollte.
Selbst als Eneas ihn warnte, dass er es nur wieder vermasseln würde. So wie bei ihrem letzten gemeinsamen Moment im Bett. Es war nicht gut gelaufen. Hätte er dort anders reagiert, würde Kosta sich womöglich jetzt wohler bei ihm fühlen. Seltsamerweise errötete Kosta, als Eneas es ansprach. Ob er auch an diese Nacht dachte? Aber für Kosta gab es doch da nichts weswegen er sich schämen musste. Eneas war derjenige, der ihn zurückgewiesen hatte. Er war so dumm gewesen.
Innig bat Kosta, dass er ihn trotzdem ins Bett bringen sollte.
"Okay", stimmte Eneas schließlich zu und wagte kurz zu lächeln. Es war trotzallem schön, dass Kosta so sehr darauf bestand. Es gab Eneas das Gefühl, gewollt zu werden und das hatte er schon länger nicht mehr gespürt. Natürlich sprang er sofort darauf an. So beeilte er sich auch an Deck zu gehen, um Kosta seine Privatspähre zu geben. Komisch war es allemal. Unruhig wartete Eneas an Deck. Wieso wollte Kosta sich ihm nicht mehr zeigen? War es wegen den Piercings? Doch die hatte Zucker ja alle entfernt. Nur war Eneas sich nicht sicher, ob Kosta sich doch wieder welche eingesetzt hatte oder Narben zurückgeblieben waren. Eneas sagte sich, dass ihn all dies nicht stören würde. Was Kosta mit seinem Körper machte, war seine Sache. Jedenfalls hatte er dies seinem Freund beteuert, nur um wenig später eifersüchtig vorzubringen, dass er nicht wollte, dass die Piercings eines anderen Mannes zwischen ihnen stand. Eneas fasste sich an die Stirn und schüttelte seufzend den Kopf. Oh Dunkelheit, er würde wieder alles falsche sagen...

Er wartete lange genug und kam dann vorsichtig nach unten. "Bist du umgezogen?", fragte er leise, als er zur Koje trat. Kosta bejahte leise. Er saß schmal und verletzlich auf dem Bett, die dampfende Teetasse in den Händen. Der Krieger trug einen blaugrauen Schlafanzug, wieder sehr zugeknöpft. Als scheute er sich davor, Eneas auch nur ein Fitzelchen freie Haut zu zeigen. Trotzdem sah er hübsch aus, aber Eneas wagte nichtmal das zu sagen aus Sorge er würde Kosta damit bedrängen.
Langsam kam er näher. Eneas wusste nicht genau was er machen sollte. Es war, als kannte er Kosta gar nicht mehr. Zwei Fremde, die sich erst vor kurzem kennengelernt hatten.
Eneas zündete eine Laterne neben dem Bett an, damit Kosta ein Licht hatte. Dann schüttelte er die Kissen auf und schob Kosta fürsorglich eines in den Rücken, damit er sich anlehnen konnte. Als er merkte wie nahe sie sich dabei waren, zog er sich rasch wieder zurück. Unbehaglich setzte er sich auf die Bettkante. Bloß nichts falsches machen.
"Ist der Tee so gut?", fragte er. Anscheinend war es das, aber danach schienen sie beide nicht genau zu wissen wie es nun weitergehen sollte. Normalerweise hätte Eneas sich nun ebenfalls ins Bett gelegt, Kosta in seinen Arm gekuschelt und ihm einen Kuss auf die Schläfe gegeben. Manchmal auch noch viel mehr als das, sofern sein Liebster nicht zu krank gewesen war... aber das konnte Kosta ja unmöglich gemeint haben, als er darum gebeten hatte, ins Bett gebracht zu werden.
Sachte tastete er nach Kostas freier Hand, um sie zu zaghaft zu streicheln. Tröstend und doch etwas unbeholfen tätschelte er sie.
"Es wird sicher auch wieder besser... das mit den Albträumen", sagte er, "Es ist nicht fair. Da bist du endlich vom Krieg zurück und es steckt trotzdem in dir drin und du kannst nicht damit abschließen. Aber irgendwann hast du wieder Kraft etwas dagegen zu unternehmen", versuchte er Kosta Mut zu machen. "Und wenn du magst.. bin ich währenddessen bei dir und helfe dir wie immer ich kann."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 18:11

"Ja", flüsterte er so laut es ging ohne Tileo zu wecken zurück. Es war schön, dass Eneas fragte, ob er schon fertig war. Dass er ihm diesen Freiraum gegönnt hatte, ohne zu schummeln. Natürlich hätte er sich auch vor Eneas umgezogen, wenn deser darauf bestanden hätte. Doch Kosta war froh, dass Eneas dies nicht vor Tileo getan hatte. Früher oder später würde er sich ihm zeigen müssen. Aber jetzt war er dazu einfach nicht in der Lage. Erst recht nicht so, dass er vor Tileo hätte verbergen können, wie sehr ihm das alles zu schaffen machte.

Nervös sass er auf der Matratze, während Eneas näher kam. Kosta konnte nicht einschätzen, was er tun würde. Ob er sich gleich zu ihm setzte, ihn berührte oder ob er vielleicht doch nicht zu ihm kam. Mit klopfendem Herzen beobachtete er den älteren Krieger, wie er näher kam und vorne eine Laterne neben dem Bett entzündete. Goldener Schein fiel auf Eneas gebräunte Haut. Er war so schön. Sofort pochte Kostas Herz noch heftiger in seiner Brust, als Eneas noh näher kam und ihm die Kissen aufschüttelte. Eines davon schob er ihm in den Rücken. Kosta konnte Eneas Körperwärme dabei spüren, roch den vertrauten, vermissten Geruch seines Freundes. Er brauchte sich nur etwas zu recken und er könnte Eneas Hals küssen. Als sich dieser auch schon unvermittelt wieder zurück zog.

"Ja, der Tee ist so sehr gut", antwortete er rau und verwirrt. "Danke, dass du ihn mir gemacht hast." Nervös ob Eneas' wohltuender Wärme trank er hastig noch etwas von dem Tee, wobei er hoffte, der Baldrian möge sich möglichst bald entfalten und seine Wirkung tun. Hellwach blickte er auf seine Hand, die liebevoll gestreichelt wurde. Kosta wusste, er sollte sie zurück ziehen. Doch es fühlte sich viel zu schön an. Bis Eneas' Worte ihn wieder in die grausame Realität zurück rissen. Auch wenn es lieb gemeint war.
"Bitte nicht", wisperte er schmerzerfüllt. "Ich... es macht nichts... ich meine... Eneas, ich werde niemals mit dem Krieg abschliessen können", versuchte er sich zusammen zu reissen. Er musste Eneas klar machen, dass es hier nichts zu helfen gab. Zumindest nicht so, wie er sich das vorstellte. "Ich kann nur lernen, damit zu leben. Bitte. Lass es sein. Ich komme mit meinen Albträumen klar." Sie waren nichts im Vergleich dazu, was er getan hatte. Er hatte sie dafür verdient. Es war bei ihm keine Flucht, so wie es damals bei Eneas vor Prinz Tolarim gewesen war. Es war seine Strafe, die er herzlich willkommen hiess.
"Es tut mir nur Leid, dass ich andere mit meinen Albträumen belaste", entschuldigte er sich reuig. "Das einzige, was mich verletzt, mich beschäftigt und mich nicht schlafen lässt, das bist du, Eneas. Nichts anderes. Kein Krieg, keine Albträume, nur du. Es tut mir so leid."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 18:12

Schon wieder hatte er etwas falsches gesagt. Kosta bremste ihn gleich und bat ihn, dass er damit aufhörte. Der andere Krieger erklärte ihm flüsternd, dass er niemals mit dem Krieg würde abschließen können. Er könnte nur lernen damit zu leben. Eneas nickte betroffen.
"Es tut mir leid.. ich will dir nur so gerne helfen", erwiderte er leise. Er konnte sich gut vorstellen, dass Kosta jetzt glaubte, dass er den Krieg niemals hinter sich lassen würde. Vielleicht würde es auch so eintreffen. Es gab für Eneas, selbst nach Jahrzehnten, immer noch Momente wo er an Nevander dachte und wo es sehr schmerzte. Nicht mehr so wie früher, doch genug, dass er wusste, dass solche Erlebnisse einen nie vollständig verließen. Eneas hatte nie gewollt, dass Kosta so etwas schreckliches erlebte, das es ihm die Sprache versagte. Eneas hätte bei ihm sein müssen. Wieso hatten sie sich auch gestritten? Hatte am Ende er Kosta fortgetrieben? Wenn sie sich nicht gestritten hätten, womöglich wäre all dies nie passiert. Er sollte sich deswegen keine Vorwürfe machen. Dadurch konnte Eneas auch nichts ungeschehen machen. Dennoch hätte er am liebsten die Zeit zurückgedreht, um alles Leid, das seinem Liebsten widerfahren war, ungeschehen zu machen.
Kosta war aber jetzt anscheinend nichtmal bereit, auch nur ansatzweise daran zu denken was ihm passiert war. Er bat Eneas, es gut sein zu lassen. Eindeutig wollte er nicht über die Albträume reden.
"Ich hatte dir nur Mut machen wollen", erklärte Eneas leise. Er hatte Kosta nicht ausfragen oder bedrängen wollen.

Dieser entschuldigte sich dafür, dass er ihn mit den Albträumen belastete. Eneas schüttelte den Kopf. "Nein, belaste mich", bat er, "Ich will für dich da sein." Er stritt nicht ab, dass ihn die Albträume seines Freundes beschäftigten, aber das war doch normal oder? Er sorgte sich nunmal um Kosta. Dass dieser wieder und wieder Eneas' Hilfe ablehnte, machte den Krieger ganz verzweifelt. Einfach daneben zu stehen, während sein Freund litt, war unerträglich. Nur sagte ihm Kosta dann, dass ihn weder Krieg noch Albträume beschäftigte. Es wäre Eneas, der ihn so verletzte und ihn nicht schlafen ließ. Kosta entschuldigte sich dafür, doch Eneas wusste nicht was er dazu sagen sollte. Kosta hatte ihm ja untersagt, ihre Beziehung zu erwähnen, aber jetzt sprach er sie selber an, warf Eneas vor, dass dieser daran schuld wäre, wie es Kosta ging. Eneas senkte getroffen den Kopf, presste die Lippen zusammen. Was jetzt? Würden sie doch darüber reden? Sie hatten es schon mehrmals auf der Insel versucht, aber es war nie geglückt. Und hier auf dem Schiff war es zu gefährlich. Wenn sie dann wieder stritten?
"Ich dachte, es wäre nicht der richtige Moment für uns...", wandte Eneas ein, "Und dass dich die Erinnerungen an den Krieg zu sehr quälen und im Griff haben, als dass du jetzt auch noch das mit uns versuchen willst zu klären. Ich wollte nicht auch noch mehr zu deiner Last beitragen." Ihm war klar, dass er das nicht immer geschafft hatte, aber nun zu hören, er war die einzige Last, die Kosta plagte, war schwer zu verdauen.
Er hob den Kopf wieder. "Aber es ist wohl unmöglich, dass wir das mit uns pausieren oder beiseite schieben können..." Das hatte eindeutig nicht geklappt. Er drückte Kostas Hand hilflos. "Es tut mir leid. Es ist alles nicht so gelaufen wie ich mir das vorgestellt hatte.." Eindeutig hatte er nicht erwartet, dass es so schwer werden würde. Die Vorstellung war wohl naiv gewesen. "Und du hast dir das sicher auch anders gedacht..." Sie hatten ja bereits herausgefunden, dass sie zwei sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber hatten wie eine Beziehung werden sollte.
"Aber ich glaube weiter, dass sich das irgendwie vereinbaren lässt." Er lächelte Kosta entschuldigend an. "Es tut mir leid, dass ich verantwortlich bin für deinen schlechten Schlaf und alles andere..." Schweren Herzens zog er seine Hand fort.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 18:13

Eneas entschuldigte sich, dass er damit angefangen hatte und versuchte zu erklären, dass er ihm nur so gerne helfen wollte. Dass er ihm hatte Mut zusprechen wollen. Aber das brauchte Kosta nicht. Oder zumindest nicht jetzt. Jetzt versuchte er sich einfach nur für Tileo zusammen zu halten, damit der Junge eine letzte schöne Segelfahrt, eine schöne Erinnerung an sie hatte, bevor er wieder bei seinen Eltern war. Kosta wusste, dass Eneas Mut zusprechen lieb gemeint war, doch es kratzte jedes Mal an seiner Selbstbeherrschung.
Traurig entschuldigte er sich seinerseits bei Eneas, dass er ihn mit seinen Albträumen belastete. Sein Freund widersprach sofort, bat ihn, ihn zu belasten. Kreidebleich und mit zusammen gepressten Lippen schüttelte Kosta energisch den Kopf. Nein, damit wollte er Eneas ganz sicher nicht belasten. Es war zu grausam. Eneas durfte für ihn da sein, wenn er mochte, ja. Aber niemals sollte er erfahren, was Kosta alles getan hatte. Leider hatte Eneas seine ganz konkreten Vorstellungen, wie er für ihn da sein wollte und das war nicht gerade eine Art, wie sie Kosta weiter half. Auch wenn sie noch so lieb gemeint war.

Ungeschickt versuchte Kosta ihm zu sagen, dass er den Krieg Krieg sein lassen sollte. Seine Gedanken würden sich ohnehin nur um Eneas drehen. Dass er Eneas Erwartungen nicht erfüllen konnte, das belastete ihn viel mehr. Kosta sagte es vollkommen falsch. Eneas sass verletzt neben ihm, liess traurig den Kopf hängen. Es tat Kosta in der Seele weh.
"Es ist nicht der richtige Moment für uns", bestätigte er leise. "Aber auch nicht für den Krieg." Was dachte Eneas auch. Dass er mit ihm darüber reden würde können, während Tileo in der Koje nebenan schlief? Wo er doch annahm, dass das Kosta noch viel schlimmer weh tat, als ihre Beziehung? Das war doch absurd. "Wir pausieren mit uns und schieben den Krieg beiseite", versuchte Kosta klarzustellen, dass es zwei Themen gab, die sie auf dem Schiffchen nicht besprechen sollten.

"Wir bringen Tileo nach Hause. Dann können wir über uns reden." Vorher war es viel zu gefährlich. Für sie Beide sowieso, vorallem aber für den Jungen. Kosta trank den letzten Schluck seines Tees und stellte dann die Tasse auf den Boden. Eneas hatte so klare Vorstellungen und war enttäuscht, wenn diese nicht erfüllt wurden. Es war nur so schwer, ihnen gerecht zu werden. Selbst dann, wenn sie nicht so widersprüchlich wären. Und noch viel mehr tat es weh, Eneas enttäuscht zu sehen. So wie er jetzt auch seine Hand zurück zog und sich dafür entschuldigte, dass er ihm so zusetzte. Kosta schüttelte traurig den Kopf. Er wusste nicht, wie es funktionieren sollte, ohne dass sie sich weiterhin weh taten. Erschöpft legte er sich in seine Koje. Eneas brauchte sich nicht zu entschuldigen. Schliesslich konnte er nichts dafür, dass Kosta ihn liebte und in jedem Atemzug an ihn dachte. Egal wie weh es tat. Schweigend fasste er den anderen Krieger am Arm und zog ihn zu sich auf die Matratze, nahm ihn tröstend in den Arm. Vielleicht konnte er so etwas davon wieder gut machen, was er Eneas heute wieder alles angetan hatte.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 18:16

Bleich und energisch hatte sein Freund wieder mittels eines Kopfschüttelns abgelehnt, dass er Eneas seine Albträume anvertraute. Er schien es einfach nicht zu wollen. Vielleicht später einmal. Eneas musste an seine eigenen Erfahrungen denken und wie oft ihn Timaris gedrängt hatte, über die Albträume zu sprechen und sich ihr anzuvertrauen. Er hatte auch sehr oft abgelehnt. Damals hatte er sich davor gefürchtet, was sie von ihm denken mochte, wenn sie alles erfuhr. Zudem war es schwer gewesen, es überhaupt auszusprechen und in Worte zu fassen. Eneas wusste nicht was Kosta dabei durch den Kopf ging, aber er fragte nicht weiter. Sein Freund sollte nun wissen, dass wenn er diese Bürde nicht mehr alleine schaffte, er damit immer zu Eneas kommen konnte.
Ausgerechnet Kosta begann über ihre Beziehung zu sprechen und dass sie ihn viel mehr beschäftigte als der Krieg oder irgendetwas anderes. Eneas verletze ihn und lasse ihn nicht schlafen. Der Schriftsteller schluckte. Alles was Kosta ihm heute sagte, schien weh zu tun und schwer anzuhören zu sein. Wollte er nun doch darüber reden?
Kosta lehnte das gleich ab. Sie könnten weder über sie beide noch über den Krieg reden. Und warum hatte er ihm dann diese furchtbaren Sätze gesagt, dass Eneas ihn fortwährend belaste? Eneas konnte die jetzt nicht einfach so vergessen.
"Wir pausieren mit uns und schieben den Krieg beiseite", sagte Kosta.
"Aber das scheint nicht richtig zu funktionieren...", wandte Eneas leise ein. Sie konnten ihre Gefühle nicht pausieren. Kosta erinnerte ihn an Tileo. Zuerst würden sie den Jungen nach Hause bringen und dann könnten sie über sich reden. Eneas nickte, wenig überzeugt davon, dass es klappen würde solange zu warten.

Er hatte seine Hand fortgezogen und saß unschlüssig auf der Bettkante, während Kosta schweigend seinen Tee trank. Als sein Freund sich auf die Seite legte, wollte Eneas sich schon erheben und gehen, als Kosta ihm am Arm fasste. Fragend blickte Eneas auf, da spürte er bereits den Zug und folgte seinem Geliebten nur allzu bereitwillig und sehnsüchtig auf die schmale Matratze.
Als Kosta ihn in den Arm nahm, musste Eneas sich auf die Lippen beißen, um nicht aufzuschluchzen. Trotzdem konnte er ein leises Wimmern nicht verhindern. So gut tat die Nähe. Er erzitterte kurz, versuchte still dazuliegen, während sein Freund ihn von hinten umarmte. Endlich wieder die Wärme des anderen zu spüren, sein Geruch und seine Signatur so nahe, war fast zu viel für Eneas, wo Kosta ihn seit dem Streit auf dem Hügel so lange schon gemieden hatte. Nach flüchtigen, sehnsüchtigen Blicken und knappen Händedrücken, endlich wieder eine Umarmung. Eneas kam sich wie ein Schiffbrüchiger vor, der eine Insel gefunden hatte.
"Das ist aber nicht wirklich pausieren...", murmelte er ganz leise. "Aber ich hätte nichts gegen eine Pause vom Pausieren. Nur kurz...", erbat er sich. Genauso schön wie die körperliche Nähe war, dass Kosta ihn von sich aus zu sich gezogen hatte. Dass er ihn endlich wieder um sich haben wollte. Wenigstens für eine Weile. Oder tat er es nur, um erneut seine harschen Worte zu beschwichtigen und ihn zu trösten? Es war gerade egal solange Eneas in der Umarmung bleiben konnte. Es war so schön. Vielleicht würde es ja doch klappen, dass sie gemeinsam ein Bett teilten die Reise über, gab er sich Hoffnungen hin.
Verstohlen streifte er seine Sandalen ab und drehte sich um, um seinen Kopf an Kostas Brust zu betten. Eneas wagte nicht die Umarmung großartig zu erwidern und blieb schweigend liegen. Er wollte Kosta keinen Anlass geben, ihn wieder aus der Koje zu vertreiben.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 18:58

Es musste aber funktionieren, für eine Weile weder über ihre Beziehung noch über den Krieg zu sprechen. Tileo zuliebe. Eneas musste sich zusammen reissen und den Wunsch, ihn heilen zu wollen, hinten anstellen. Denn wenn er weiter in ihn drang, würde Kostas ohnehin brüchige Fassade, gänzlich zerbrechen und die Rückreise würde für Tileo alles andere als schön werden. Vielmehr würde Kosta ihn zutiefst erschrecken mit seiner Wut und seinem Schmerz. Etwas, was der Krieger keinesfalls wollte. Er konnte nur hoffen, dass er rechtzeitig über die Winde fliehen konnte, wenn Eneas ihn zu weit trieb. Dabei wollte er sich doch auch gerne ganz normal von Tileo verabschieden. Kosta musste sich mehr zusammen reissen.

Da er merkte, dass seine eindringlichen Worte, dass seine Gedanken sich nur um Eneas drehten, seinen Freund stark verletzt hatten, versuchte er es wieder gut zu machen. Sanft fasste er ihn am Arm und zog ihn in eine tröstende Umarmung zu sich aufs Bett. Eneas folgte seinem Zug federleicht. Ein leises Wimmern war von ihm zu hören und als er in seinen Armen lag, zitterte er gar leicht. Betroffen legte Kosta seine Arme um seinen Freund. Er hatte ihm nicht wehtun wollen. Er hatte ihm nur erklären wollen, was in ihm vorging. Kosta hatte gedacht, dass Eneas das wissen wollte. Aber anscheinend wollte er nur hören, was schlimmes in Dhemlan passiert war und nicht das, was ihn zurzeit wirklich beschäftigte. Es tat weh, das festzustellen. Trotzdem hielt er Eneas weiterhin tröstend fest, umarmte ihn zärtlich von hinten, weil er spürte, dass es seinem Freund gut tat. Kosta wusste ja eigentlich schon lange, dass Eneas seine ganz bestimmten Vorstellungen hatte, was einen Menschen beschäftigte und was nicht.

Seinen Freund so zu umarmen wurde jedoch gleich zusehends gefährlicher, denn Eneas konnte die Umarmung nicht einfach so geniessen, sondern musste murmeln, dass dies aber kein wirkliches Pausieren sei. Doch das mache nichts. Er hätte nichts gegen eien Pause vom Pausieren. Nur kurz. Er sagte es sehr leise, kaum hörbar. Kosta vernahm es trotzdem und versteifte sich abrupt. Das hatte doch nichts mit ihrer Beziehung zu tun. Er wollte Eneas nur trösten, weil er so traurig war. Das konnten doch auch Freunde. Das bedeutete jetzt nicht, dass sie nun zusammen waren. Warum konnte Eneas diesen Moment nicht einfach hinnehmen? Warum musste er ihn kommentieren? Das verfälschte alles. Kosta sollte Eneas wieder aus der Koje schieben, bevor der andere Krieger auf noch mehr dumme Gedanken kam. Aber ausgerechnet da, wo Kosta sich dazu aufraffen wollte, drehte sich Eneas in seinen Armen um und schmiegte sich sehnsüchtig an ihn, bettete trostsuchend seinen Kopf an Kostas Brust. Kosta spürte intensiv, wie sein Freund ihn, den Moment der Nähe brauchte. Da konnte er es nicht mehr über sich bringen, ihn zu vertreiben.
"Eneas?" flüsterte er dann stattdessen leise aber sehr bestimmt zu Eneas' Aussage, dass dies kein wirkliches Pausieren sei. "Sei still!"
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 20:21

Er erstarrte, als Kosta leise eindringlich flüsterte, dass Eneas still sein sollte. Der Krieger presste die Lippen zusammen und wagte nicht sich zu rühren. Er befürchtete schon, dass Kosta ihn nun aus dem Bett werfen würde und versuchte sich innerlich dafür zu wappnen, doch es passierte nicht. Leise atmend lag er da und versuchte die Anspannung wieder zu vertreiben.
Er hätte vermutlich von Anfang an den Mund halten sollte. Kosta wollte anscheinend nichts davon hören, dass sie eine Pause vom Pausieren machten, so wie Eneas es insgeheim erhoffte. Aber was war das dann hier? Mitleid? Trost? Einfach ein Versuch, seine Worte wiedergutzumachen? Kosta sagte nichts mehr dazu und so konnte Eneas nur raten. Wollte sein Freund auch wieder Nähe oder hatte es damit nichts zu tun? Eneas hätte so gerne weiter darüber geredet. Zwar hatten ihn die Worte verletzt, aber er hätte sich einem neuen Gespräch gestellt und gerne genauer gewusst, in welcher Art er Kosta belastete und in welcher Form sein Geliebter an ihn dachte. Nur ging es nicht hier auf dem Schiff. Er konnte ihm nichtmal sagen, dass seine Gedanken sich auch nur um Kosta drehten.
Eneas drückte seine Wange auf Kostas Brust, lauschte den Herzschlägen und den Atemzügen. Es war so schön. Kosta hatte die letzten Tage über Fabiene als Bettgefährten gehabt, doch Eneas war alleine zu Bett gegangen. Mit der Hand über die leere Bettseite neben einem zu tasten, machte einsam. Vor Nuranessa hatte er all sein Denken darauf fokussiert, seinen Liebsten zu retten. Es hatte nichts anderes mehr existiert. Aber die Wochen danach? Er hatte so viele Menschen um sich gehabt, aber die einzig wichtige Person war nicht wirklich anwesend gewesen. Nichtmal jetzt. Wollte Kosta wieder seine Nähe oder brachte er es nur über sich, weil er ihn trösten wollte? Eneas wusste nicht, ob er hier nun eigentlich als ungebetener Gast lag oder nicht und sich mal wieder in Kostas Bett gedrängt hatte.

Trotzdem schaffte Eneas nicht, aufzustehen. Es war so schön Kostas Körper wieder einmal spüren zu können. Er musste sich nur zusammenreißen, sich dieser trügerischen Erleichterung nicht vollends hinzugeben. Nicht Wimmern oder Schluchzen. Eneas kämpfte gegen den Drang an, seine Finger in Kostas Schlafanzug zu krallen. Er hatte nur solche Sehnsucht nach ihm.
Sachte rief er den Hörschutz um Tileos Koje herbei, damit er es nicht vergaß und sollte Kosta jetzt einschlafen. Ob sie die ganze Nacht so liegen bleiben konnten? Musste er gleich gehen? Eneas wollte nicht, wartete angespannt auf den Moment, wo wieder alles vorbei war.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 20:22

Eneas gehorchte augenblicklich, als Kosta ihm befahl still zu sein. Kosta musste zugeben, dass ihm das ganz gut gefiel. Es machte es leichter, mit Eneas und seinen vielen Wünschen umzugehen. Ausserdem zeigte es ihm irgendwie, dass Eneas doch auch bereit war, auf ihn einzugehen, auch wenn er ganz andere Ansichten hatte. Dieses herrische Gefühl blitzte jedoch nur kurz auf, denn sofort machte sich in ihm wieder das schlechte Gewissen breit, weil er Eneas eingeschüchtert hatte. Angespannt, ja regelrecht erstarrt lag Eneas neben ihm, schien noch nicht einmal zu wagen, zu atmen. Das hatte Kosta auch nicht gewollt. Er hatte bloss einen Weg gesucht, damit Eneas aufhörte, jedes noch so kleine Detail zu analysieren. Sie konnten doch jetzt einfach beieinander liegen, ohne zu denken, ohne zu hinterfragen.

Aber obwohl Eneas sich nicht entspannen konnte, stand er nicht auf und blieb bei ihm. Kosta war froh darum. Vielleicht konnte Eneas sich doch noch entspannen und etwas Ruhe und Zufriedenheit finden, auch wenn Kosta ihm nicht viel mehr bieten konnte. Erst einmal schien Eneas die Situation jedoch noch mehr zu belasten. Kosta spürte den schlanken Körper, der sich dich an ihn geschmiegt hatte, leise beben. Er kannte Eneas gut genug, um zu wissen, dass sein Freund damit kämpfte, nicht zu schluchzen. Es tat ihm so leid. Kosta wollte ihm doch nicht weh tun. Er wollte ihn beschützen und ihn glücklich machen.
Tröstend legte er auch noch den anderen Arm um Eneas, zog ihn fester an sich. Sanft streichelte er ihm mit einer Hand über den Oberarm und den Rücken, mit der anderen fuhr er sachte in Eneas seidenweiche Locken, um ihn da lieb zu kraulen. Eneas sollte sich beruhigen. Es war alles gut für den Moment. Er brauchte nicht zu denken, sich keine Sorgen zu machen. Er konnte einfach nur sein. Ruhig atmen. Einatmen, ausatmen. Es war alles gut. Alles ruhig.

Kosta merkte nicht, wie er, bei dem Versuch Eneas zu beruhigen, selber eingeschlafen war. Der Baldriantee und die beruhigenden Gedanken, liessen ihn selbst wegdämmern. In weiches, wattiges, schwarzes Nichts. Bis das Schwarz irgendwann härter, kälter wurde und nicht mehr schützte. Er war im feuchten Kerker. Gefesselt an Ranards Bett. Eneas versuchte zu ihm zu kommen, wollte ihn befreien. Doch die anderen Wärter spürten ihn auf, ergriffen ihn und schlugen auf ihn ein. Voller Entsetzen musste er mit ansehen, wie sie ihn in das Labor schleiften und ihn auf diesen grauenvollen Tisch fesselten. Kosta versuchte sich zu befreien. Zu Eneas zu rennen, ihn zu schützen. Er durfte nur nicht schreien. Nicht schreien! Aber Eneas lag blutig auf dem Operationstisch. Kosta starrte auf ihn hinunter, wurde sich des Messers in seiner Hand gewahr.

Ruckartig setzte er sich im Bett auf und presste sich die Hände fest vor den Mund. Er durfte nicht schreien. Bloss nicht schreien. Weil… Tileo! Zitternd und schweissgebadet realisierte Kosta, dass er weit weg von Dhemlan auf einem Segelschiff war. Er war in Sicherheit. Eneas war in Sicherheit. Es ging ihm gut. Trotzdem musste er sich vergewissern.
"Eneas?" wisperte noch voller Angst in der Stimme. Fahrig tastete er über den Körper seines Freundes. "Geht es dir gut? Bist du unverletzt?"
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 20:23

Seine Versuche sich zusammenzureißen, wurden umso mehr auf die Probe gestellt, als Kosta den Arm um ihn legte und ihn dichter zu sich zog. Es fühlte sich so gut an und so als ob er wirklich gewollt wurde, aber es machte es auch schwerer sich diesem Trost nicht vollends hinzugeben und sich in den Armen seines Freundes einfach auszuweinen. Eneas wollte das nicht. Vor allem weil er befürchtete, dass es Kosta dann wieder zu viel wurde und er sich allein dadurch unter Druck gesetzt fühlte. Eneas wollte aber bestimmt nicht vertrieben werden. Nicht jetzt. Es war viel zu schön endlich bei seinem Geliebten liegen zu können. Egal, ob dieser es nur machte, um ihn zu trösten. Wobei dies gar nicht nötig gewesen wäre, wenn sie hätten lernen können wieder besser miteinander umzugehen. Ohne sich gegenseitig zu verletzen und zu bedrängen. Es schien ein quälendes Hin und her.
Eneas hatte gehofft, die Reise würde auch ihnen helfen, dass sie sich einander annäherten und sanfter miteinander umgingen, nachdem sie den hässlichen Streit in Nuranessa gehabt hatten. Aber für den Moment schien sich diese Vorstellung schmerzlich zu zerstreuen. Was sollte er tun? Er wollte seinen Freund nicht verlieren und das Gefühl, dass Kosta nie ganz bei ihm war, ließ sich nicht vertreiben. Auch aus diesem Grund wollte er Kosta so gerne helfen. Trotz Kostas Beteuerungen schien doch ein Teil von ihm weiterhin in Dhemlan zu sein. Aber vielleicht täuschte Eneas sich auch. Er wusste es nicht. Es war alles so verworren geworden und da sein Freund sich ihm kaum mehr anvertraute, verlor Eneas sich in wilden Vermutungen.
Wie sollte er da zur Ruhe kommen? Mit all dem Balast zwischen ihnen? Er lag erstarrt da, während Kosta ihm über den Arm und den Rücken streichelte. Womit hatte er das verdient? Warum machte Kosta das?
Es dauerte eine Weile bis er es schaffte sich auf die sanften Berührungen selbst zu konzentrieren und die quälenden Gedanken für den Moment beiseite zu schieben. Das war der Moment, wo der Krieger sich endlich entspannte und genoss wie Kosta ihn streichelte, ihm durch die schwarzen Locken strich und ihn kraulte. Es fühlte sich so schön an. Dem Krieger fielen die Augen allmählich zu.

Tastende Hände strichen über seinen Körper, zogen an ihm. Eine wispernde, drängende Stimme in der Dunkelheit. Eneas blinzelte im Halbschlaf, sah im Zwielicht seinen Geliebten wie er über ihn gebeugt war. Blass sah er ihn an, angstvolle große Augen, während er über Eneas' Körper strich.
"Hmm? Was... mir gehts gut..." Verletzt? Wo hätte er sich denn verletzen sollen? "Was machst du da...", murmelte er schlaftrunken. Er tastete nach Kostas Arm, als er bemerkte, dass der andere Krieger ganz verschwitzt war. "Dein Schlafanzug ist total verschwitzt. Zieh den doch aus." Es musste viel zu warm sein. Er dachte sich nichts dabei. Eneas bemerkte, dass er selbst noch viel Kleidung trug. Seltsam...
Er strampelte sich aus seiner Hose, warf sie in einer trunkenen Bewegung halbherzig vom Bett, ehe er Kosta müde in eine Umarmung zog und sich wieder an ihn kuschelte.
"Ist noch viel zu früh...", murmelte er. Das sachte Wellenschaukeln ließ ihn schnell wieder fortdösen. "Ist alles in Ordnung...", murmelte er, weil Kosta ihm irgendwie unruhig vorkam. Da war irgendwas gewesen, aber Eneas war so müde.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 20:23

Eneas antwortete ihm undeutlich, dass es ihm gut ginge. Er klang dabei allerdings so, als hätte er einen harten Schlag auf den Kopf bekommen und sei von dem noch ganz benommen. Instinktiv tastete Kosta Eneas Kopf ab, um eine Beule zu erfühlen oder gar noch schlimmer Blut. Die andere Hand liess er über Eneas Brust gleiten, um zu sehen, ob da alles in Ordnung war. Bis Eneas ihn nuschelnd fragte, was er denn da mache. Verwirrt und als hätte er seine Hände verbrannt, zog er diese abrupt zurück. Was dachte Eneas denn, was er hier machte? War es etwa nicht offensichtlich, dass er sich um ihn sorgte? Kosta spürte, wie seine Wangen heiss wurden. Eneas Gedanken schienen ganz wo anders zu sein. Er wollte, dass Kosta seinen Schlafanzug auszog, weil der so verschwitzt sei. Nur um seine eigene Hose daraufhin auszuziehen. Kosta erstarrte. Nein! Das konnte er nicht. Nicht nach diesem Albtraum.

Albtraum! Stimmt, es war nur ein Traum gewesen. In seiner Sorge um Eneas hatte er es für den Moment vergessen. Dadurch hatte er auch vergessen, dass Eneas auch geschlafen hatte. Oder noch immer schlief, wie Kosta langsam realisierte. Eneas war nicht wie er selbst aus dem Albtraum hochgeschreckt. Erschrocken blickte Kosta zu Tileo hinüber, streckte vorsichtig seine Sinne nach ihm aus. Der Junge schien ebenfalls noch ruhig zu schlafen und hatte nichts mitbekommen. Kosta spürte einen unregelmässigen Hörschutz um ihn herum, den Eneas errichtet hatte, bevor er eingeschlafen war. Mit ihm. Dabei hatten sie doch gesagt, sie würden sich abwechseln. Doch dann hatte Kosta Eneas trösten wollen. Eneas war so glücklich gewesen. Kosta hatte es nicht fertig gebracht, Eneas wieder weg zu schicken. Der Dunkelheit sei Dank hatte Kosta nicht geschrien, als er aus seinem Albtraum hochgeschreckt war. Das wäre schlimm für Tileo gewesen. Er scholt sich in Gedanken, dass er so fahrlässig gewesen war.

Eneas zupfte an ihm, zog ihn in eine Umarmung und kuschelte sich an ihn. Kosta liess es widerstanslos geschehen. Eneas war so friedlich und glücklich. Kosta wollte ihm das nicht verderben. Auch wenn sein klopfendes Herz in seiner Brust deutlich machte, dass nicht alles in Ordnung war, wie Eneas es murmelte. Ruhig blieb er liegen, streichelte sachte über Eneas Arm und setzte die Kunst ein, um seinen Schlafanzug zu trocknen. Ausziehen würde er den auf keinen Fall. Auch schlafen wollte er nicht. Eneas hatte genuschelt, dass es viel zu früh sei, doch Kosta wollte lieber am Nachmittag alleine ein Nickerchen machen, als jetzt einzuschlafen und zu riskieren, dass er noch einmal einen Albtraum hatte, mit dem er Eneas oder Tileo zusetzte.

So lange dauerte es dann auch gar nicht, bis das erste Morgendämmerungslicht durch die Bullaugen zu sehen war. Zumindest kam es Kosta nicht wie lange vor. Aber das lag wohl eher daran, dass er gerade sehr darin geübt war, ins Nichts zu starren und seine Gedanken schweifen zu lassen. Nun, als es allmählich hell draussen wurde, schälte er sich vorsichtig aus Eneas Armen und verliess die Koje. Sobald er sie nicht mehr berührte, legte er einen Hörschutz darum. Auch um die von Tileo, so dass Eneas und er noch etwas länger schlafen konnten. Selber nutzte er die Gelegenheit, um sich an Deck rasch umzuziehen. Später würde es schwieriger werden. Anschliessend ging er wieder unter Deck in die kleine Kochnische und begann Pfannkuchen zum Frühstück vorzubereiten. Zwar hatte er Tileo versprochen, dass er ihm beibringen würde, wie man das machte, aber dafür hatten sie ja noch einige Tage Zeit. Heute durfte er sie auch einfach nur geniessen. Als der erste Pfannkuchen in der Pfanne am brutzeln und sich am gold Verfärben war, hob er den Hörschutz um die beiden Langschläfer auf. Der leckere Duft sollte sie wecken, damit sie ein leckeres Frühstück geniessen konnten.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » So 9. Okt 2022, 20:26

Er bekam nicht mehr weiter mit was los war. Es war einfach schön, sich an Kostas zu kuscheln und den warmen Körper seines Freundes zu halten. Da Kosta sich nicht mehr weiter meldete oder mit ihm zu reden versuchte, war Eneas auch sofort wieder eingeschlafen.
Erst am anderen Morgen wurde er von einem leckeren Geruch geweckt. Der hayllische Krieger blinzelte und setzte sich verschlafen auf, brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Oh.. er war in der Koje eingeschlafen, bei Kosta wie er sich erinnerte. Nur war der nicht mehr hier. Eneas war allein. Er zog sein Hemd von gestern aus, bemerkte, dass seine Hose auf dem Boden lag. Wie war die dahin gekommen? Beim Versuch sich daran zu erinnern, hatte er das vage Gefühl, dass Kosta ihn des nachts einmal aufgeweckt hatte. Wieso? War da etwas gewesen? Vielleicht hatte er es sich auch eingebildet. Es war so schön gewesen in Kostas Umarmung einzuschlafen. Hoffentlich hatte er den Schlaf seines Liebsten nicht gestört. Denn der war offensichtlich schon länger wach. Es roch lecker nach Pfannkuchen. Oh.. wie lange hatte er geschlafen?
Eneas kontrollierte rasch den Hörschutz um Tileos Koje, aber er war nicht mehr da. Verflixt, er hätte besser aufpassen sollen. Der Krieger ging ins kleine Bad, um sich dort etwas zu waschen. Es war fast zu klein um sich hier umzuziehen. So zog er sich in der Koje um, auch wenn man dort hineinschauen konnte. Tileo schien jedoch noch zu schlafen und Kosta war anscheinend beschäftigt zu kochen. Eigentlich hatte Eneas ja heute Pfannkuchen machen wollen, aber er hatte absolut nichts dagegen, dass Kosta dies nun übernahm. Eigentlich tat der andere Krieger dies ja gerne, doch gestern bei dem dummen Gespräch war Eneas sich nicht sicher gewesen, ob er Kosta damit unter Druck gesetzt hatte.

Leise kam er zur Kochnische. In der Ecke daneben war eine kleine Sitzecke. Eneas blickte versonnen zu Kosta wie er am Herd stand. Am liebsten hätte er sich von hinten an seinen Freund geschmiegt und ihm einen Kuss auf den Hals gedrückt. Aber es war lange her, wo er das hatte machen dürfen.
"Guten Morgen", wünschte er stattdessen leise. "Ich hoffe, ich hab dich nicht aus der Koje vertrieben..." Er strich sich verlegen durch die Haare. Eneas setzte sich auf die Bank. "Das riecht fantastisch. Brauchst du Hilfe?", fragte er, aber es schien, als sei Kosta fast fertig.
Eneas überlegte sich, ob er fragen sollte, ob Kosta ihn des nachts geweckt hatte, wusste aber nicht, ob es so klug war. Wenn es ein Albtraum gewesen war, wollte Kosta bestimmt nicht darauf angesprochen werden. Anderseits wollte Eneas auch nicht, dass Kosta glaubte, ihn würde das nicht interessieren. Das war die Gefahr, wenn sie all diese Gespräche pausierten. Eneas wollte trotzdem nicht ignorant sein, wenn dann dochmal was passierte.
Dann kamen sie sowieso nicht mehr zu einem weiteren Gespräch alleine, da kleine Fußtapser Tileo ankündigten. Der Junge gähnte und kam um die Ecke, schnupperte.
"Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?", fragte Eneas lächelnd. Tileo nickte, dann entdeckte er bereits die Marmelade und Teller auf dem Tisch. Und den ersten Stapel Pfannkuchen.
Da war der Junge ganz schnell bei ihnen, begeistert von dem lecker riechenden Frühstück. Es hatte wohl im Proviantkorb noch ein Schälchen einzelne Blaubeeren gegeben, die gestern von Tileos und Eneas' Wurfübungen verschont worden waren. Nun landeten sie in einigen der Pfannkuchen.
"Sehr lecker, danke", befand Eneas, als er den ersten Bissen nahm. "Was meinst du, Tileo?" Das sah der Junge natürlich auch so, aber die Frage erinnerte ihn auch daran, sich zu bedanken. "Willst du dich nicht setzen und auch einen essen?", fragte er Kosta.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » So 9. Okt 2022, 20:26

Es dauerte nicht lange, da wurde Eneas von dem leckeren Pfannkuchenduft und den Geräuschen, die Kosta in der Küche machte wach. Kosta hörte das Rascheln von Stoff, Füsse auf dem Boden. Obwohl er es gekonnt hätte, schaute er nicht hin, denn er wusste, dass Eneas nur halb angezogen war. Wenn er nicht wollte, dass man ihn nur halb angezogen sah, dann sollte er auch nicht schauen, wenn andere sich umzogen. Zumal Eneas das wohl auch noch als Einladung interpretieren konnte. Der andere Krieger sah inzwischen scheinbar beinahe alles als Einladung an, sich ihm zu nähern oder noch schlimmer, ein schwieriges Gespräch mit ihm zu führen.

"Aber nein", schüttelte Kosta seinen Kopf auf die vorsichtige Frage, ob Eneas ihn aus der Koje vertrieben hätte. "Ich war wach und dachte, ich fange schon einmal mit dem Frühstück an. Setz dich, Eneas. Guten Morgen. Ich bin eigentlich schon fertig." Er brauchte keine Hilfe. Nur zwei hungrige Krieger, die sich die Pfannkuchen schmecken lassen wollten. Anmutig schenkte er von dem aufgebrühten Tee in eine Tasse und stellte sie für Eneas auf den kleinen, gedeckten Tisch. "Hier bitte schön."
In dem Moment kam Tileo in die kleine Küche getappst. Verschlafen und gähnend und nicht so ganz sicher, was da so lecker duftete, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. "Woah, Pfannkuchen", strahlte er erfreut. Er schien schlagartig wach geworden zu sein. "Guten Morgen, Taelos, guten Morgen Iason", wurden die beiden Piraten als zweites gegrüsst. "Ja, ich habe sehr gut geschlafen. Ich bin wohl total müde gewesen, weil wir so früh aufgestanden sind und wegen der Feier. Aber jetzt bin ich total wach. Ooooh, Pfannkuchen. So lecker."
"Ich dachte mir, wir können morgen gemeinsam üben, Pfannkuchen zu machen", erklärte Kosta. "Aber heute wollte ich euch Beide noch verwöhnen, so dass ihr sie einfach nur geniessen könnt."
"Danke Iason", freute sich Tileo und drückte sich kurz umarmend an ihn, bevor er aus Eneas' Aufforderung hin auf die schmale Sitzbank krabbelte und sich gleich einen der Pfannkuchen zusammen rollte, um ihn besser essen zu können. "Schuper lecker", mampfte er nach dem ersten Bissen seelig. Lächelnd schenkte Kosta ihm auch eine Tasse mit Tee ein. Anschliessend setzte er sich zu Eneas und Tileo an den Tisch, um auch noch den einen oder anderen Pfannkuchen zu ergattern.

"Wie habt ihr Beide eigentlich geschlafen?" kam es Tileo da irgendwann in den Sinn, die Frage höflicherweise zurück zu stellen, nun wo der erste Hunger gestillt war. "Und wo?" fragte er Stirnrunzelnd. "Zusammen in einer Koje?"
"Genau", antwortete Kosta. "Sie sind breit genug dafür. Auch wenn sich Carlita jedes Mal alle Mühe gibt, hat sie es bisher noch nie geschafft, aus Taelos und mir dicke Männer zu machen. Wir hatten genügend Platz und da wir diese Nacht zwischen den Inseln sicher ankern konnten, ging das ganz gut. Nächste Nacht, werden wir jedoch auf offener See sein. Da werden Taelos und ich uns mit dem Schlafen abwechseln und wir werden die ganze Nacht durchsegeln. Das heisst, ich werde heute Nachmittag ein Schläfchen machen und dann die erste Hälfte der Nacht wach bleiben. Taelos wird die zweite Hälfte übernehmen." Noch einmal durften sie nicht gemeinsam schlafen. Die Gefahr war zu gross, dass Kosta Tileo sonst mit seinen Albträumen erschreckte. Diese Nacht hatten sie einfach nur Glück gehabt.
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