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Ein langer Weg





Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 22:01

"Es ist schön, dass es dir besser geht", erwiderte Eneas erleichtert, weil Kosta so guter Dinge war und sogar sagte, es ginge ihm wunderbar. Im Vergleich zu den Tagen davor, schien es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Er lächelte offenherzig, was ihn gleich nochmal so schön und begehrenswert machte.
Wenn Kosta erstmal was gutes gegessen hatte, würde das Fieber hoffentlich auch nicht mehr wiederkommen. Heute schien es ihm fast besser zu gehen, als beim Rest der Reise. Womöglich, weil er gerade nicht daran dachte, was ihn sonst so belastete und quälte. Sein Freund konzentrierte sich endlich für einen Moment auf das Hier und Jetzt. Er wollte sogar von selbst ins Bad. Natürlich beeilte Eneas sich da, seine Hilfe anzubieten. Er wusste nicht, wie gesund und kräftig sich Kosta gerade fühlte und die Waschgelegenheiten waren etwas weiter weg.
"Wir sind in einem Pilgerhaus, das zum angrenzenden Tempel gehört", erklärte der Pirat auf die Fragen seines Freundes. Es war nicht das erste Mal, das Eneas es erzählte, doch nun schien Kosta sich das erste Mal richtig umzuschauen und seine Umgebung wahrzunehmen. "Das Dorf heißt Abina. Es liegt etwas abgelegen und nur Pilger besuchen es für den Tempel und irgendeinen Steinkreis auf einem Hügel...", begann Eneas zu erzählen. "Die Leute waren alle sehr freundlich." Kosta hatte ja ständig Sorge gehabt, dass ihnen etwas passierte, doch wahrscheinlich war das auch dem Fieber zuzuschreiben.
Eneas wollte seinem Geliebten schon helfen und ihn zum Bad bringen, als ihm auffiel, dass seine Männlichkeit vollkommen hart war. Verflixt! Hastig blieb er sitzen und legte die Decke darüber. Seine Hoffnung, dass Kosta nichts bemerkt hatte, verflog im Nu, als dieser ihn frech angrinste.
"Musst gar nicht so grinsen...", beschwerte sich Eneas. Schließlich war Kosta erst Schuld daran. Eneas sollte wohl froh sein, dass Kosta nur grinste und sich scheinbar nicht an dem Zustand störte. Das hätte auch anders ausgehen können. Seit dieser seltsamen Nacht in der Kapitänskajüte war Kosta dem allen aus dem Weg gegangen und Eneas hatte sein möglichstes getan, ihn mit seiner Sehnsucht nicht zu belasten. Es hatte nicht immer funktioniert.

Aber letzte Nacht war der Kuss allein von Kosta ausgegangen. Eneas war vollkommen überrascht gewesen. Weder hatte er den anderen Krieger verführt noch unter Druck gesetzt. Was hatte es zu sagen? War es ein Zeichen, dass Kosta bereit war, weiter zu gehen? Eneas versuchte es vorsichtig anzusprechen, doch Kosta wirkte bloß verwirrt.
"Du.. erinnerst dich nicht?", fragte Eneas überrascht. Wie konnte man das vergessen? Den Kuss würde er im Leben nicht vergessen. Sein Körper konnte es ja auch nicht. War Kosta zu sehr im Fieberwahn gewesen? Eneas bekam prompt Zweifel. Was, wenn der Kuss überhaupt nicht ihm gegolten hatte? Wenn Kosta im Traum irgendjemand anderen geküsst hatte? Zucker zum Beispiel....
Für den hatte Kosta vielleicht all diese Leidenschaft übrig, dachte er eifersüchtig.
"Dann wars vielleicht nicht das was ich gedacht hab...", bemerkte Eneas zögernd. Sollte er es überhaupt sagen? "Du erinnerst dich gar nicht mehr?", hakte er nochmal nach.
"Du bist aufgewacht und... ich saß an deinem Bett, weil ich sehen wollte wies dir geht. Da.. du hast mich geküsst", erklärte er und hielt den Blick abwartend auf Kosta, um zu sehen wie dieser darauf reagierte. "Sehr.. intensiv. Deswegen.. ähm, heute Morgen das hier.." Er rückte die Decke auf seinem Schoß zurecht.
"Es ist nichts weiter passiert", fügte er hastig hinzu, falls sein Freund befürchtete, Eneas hätte dies ausgenutzt. "Du bist nach dem Kuss wieder eingeschlafen. Erinnerst du dich jetzt wieder?"
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von Anzeige » Mo 10. Okt 2022, 22:01

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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 22:02

"Du hast mich bis zu einem Pilgerhaus geschleppt?" staunte Kosta nicht schlecht, nachdem Eneas ihm erklärt hatte, wo sie sich befanden. In einem abgelegenen Dorf. War es jetzt einfach nur das nächst Beste gewesen oder hatte Eneas Kostas Ohnmacht genutzt, um ihn zu einem Ort zu bringen, wo es Priesterinnen gab, weil er dachte, Kosta bräuchte das? Dabei hatte das bei Kosta noch nie funktioniert. Er hatte sich noch nicht einmal damals in Mineva Kalliope geöffnet, als Timaris ihn zusammen mit Eneas, Nakarios und Florien zu ihr geschickt hatte. Eneas sollte das doch wissen. Aber er hatte es wohl einfach nur gut gemeint. Trotzdem hätte er ihn nicht so lange auf dieser Bahre ziehen sollen. Darüber würde er später noch einmal streng mit ihm reden müssen.

Erst einmal war es jedoch viel spannender Eneas zu beobachten, wie dieser aufzustehen versuchte, sich dann aber rasch wieder unter seiner Bettdecke versteckte, weil er deutlich sichtbar hart war. Dabei hatte Kosta bereits schon mehr gesehen, als Eneas noch unzugedeckt geschlafen hatte. Kosta genoss das niedliche Verhalten frech grinsend und lachte leise, als Eneas sich maulend beschwerte, dass er gar nicht so zu grinsen brauchte.
"Oh, doch", stellte er schmunzelnd klar, dass ihm sehr wohl zum Grinsen zumute war. "Besonders, wenn du so süss bist." Eneas brauchte seine Erregung nicht vor ihm zu verstecken. Nun wo er es allerdings tat, reizte es Kosta natürlich, ihn damit aufzuziehen und noch mehr unartige Dinge mit ihm anzustellen.

Eneas hatte jedoch noch ein ganz anderes Problem. Beziehungsweise beschäftigte ihn etwas, was ihn letzte Nacht überrascht hatte. Kosta fragte sanft nach, was es denn gewesen sei, weil er sich nicht mehr daran erinnern konnte. Das überraschte Eneas und verpasste ihm einen ordentlichen Dämpfer. Das tat Kosta leid und er blickte ihn um Entschuldigung heischend an. Es schien ihm wichtig zu sein, dass Kosta sich erinnerte. Ihm zuliebe versuchte es der Krieger auch nochmals, doch ausser daran, dass Eneas immer bei ihm gewesen war, erinnerte er sich an nichts.
"Nein, es tut mir leid", entschuldigte er sich sanft, nachdem Eneas noch einmal gefragt hatte, ob er sich nicht doch an etwas erinnerte. Eneas meinte auch, dass es wohl bedeuten würde, dass es doch nicht das gewesen sei, was er gedacht hatte, dass es gewesen sei. Diese Aussage verwirrte Kosta erst recht und er versuchte zu erklären, woran er sich erinnerte. "Seit dem Olivenhain ist alles in ein dunkles, diffuses Wirrwarr getaucht. Ich... ich erinnere mich daran, dass du einem Rad hinterher gerannt bist." Er lächelte sachte bei der Erinnerung daran. "Ich erinnere mich an rumpeln und wackeln. An den Kerker in Dalmadans Feste und daran, dass du die ganze Zeit bei mir gewesen bist. Ich erinnere mich an deine Stimme und deine Nähe. Aber ich weiss noch nicht einmal, wieviel Zeit seit dem Olivenhain vergangen ist. Was war denn los, letzte Nacht?"

Sein Liebster bestätigte ihm, dass er an seinem Bett gesessen hätte, weil er hatte sehen wollen, wie es ihm ginge. Anscheinend war Kosta aufgewacht und dann hatte er Eneas geküsst. Und das überraschte Eneas? Selbst wenn es so intensiv gewesen war, dass Eneas nun noch immer hart davon war. Überrascht sein musste er deswegen wirklich nicht sein. Er begehrte seinen Freund seit über zweihundert Jahren leidenschaftlich. Wusste Eneas das denn nicht? Ach, was dachte er denn da. Natürlich wusste Eneas das nicht, rief er sich enttäuscht ins Gedächtnis. Eneas begriff einfach nicht, wie sehr er ihn liebte. Er glaubte es ihm noch nicht einmal, wenn er es sagte, einfach weil er es sich nicht vorstellen konnte, wie erfüllend es war, wenn man sich seinem Liebsten voll und ganz unterwarf. Er konnte nicht unterscheiden zwischen dem Sklaven und Kosta. Für ihn war es immer der Sklave Kosta. Wenn sie nur mal für eine Weile die Plätze tauschen könnten. Dann könnte Eneas es selbst erleben, wie es war, wenn man als Sklave jemanden liebte. Nämlich nicht anders als als freier Mann. Dann würde Eneas ihm hoffentlich endlich einmal glauben. Richtig glauben, weil er es selbst erfahren hatte.

"Nein, ich erinnere mich nicht", musste Kosta zugeben. Er hatte von so viel Sex geträumt. Manchmal ganz schlimmem Sex. Wenn es nicht unbedingt sein musste, wollte er da nicht zu genau nachforschen und sich erinnern. "Aber es sollte dich nicht überraschen, Eneas", mahnte er seinen Freund schon fast ein wenig streng. "Immerhin kennen wir uns nun schon seit über zweihundertsechzig Jahren." Da sollte er wissen, dass jedes Lächeln von Eneas ihm weiche Beine verschaffte. Dass seine Signatur alleine ausreichte, um ihn zu erregen und die zu ihm, ihn vollkommen willenlos machte.
"Aber wenigstens beantwortet dies deine Frage im Olivenhain", kam es ihm in den Sinn und es zauberte sich wieder ein dunkles Lächeln auf seine Lippen. "Ob du, wenn ich ein Drache aus den Märchen wäre, die holde Jungfrau wärst. Das wärst du definitiv nicht. Oder zumindest nicht lange." Das Lächeln wuchs zu einem ausgewachsenen Grinsen. Oh, nein, Eneas bliebe nicht lange jungfräulich in seinem Drachenhort. Ganz bestimmt nicht. "Du wärst mein Schatz und einen Schatz lässt man nicht lange unangetastet. Man bringt ihn zum Funkeln und Glänzen." Kosta wollte es Eneas am liebsten gleich beweisen. Seine Männlichkeit pochte hart, ja fast schon schmerzhaft in seiner festen, viel zu engen Hose, die man ohnehin nicht im Bett tragen sollte. Fast schon provokativ schlug Kosta seine Bettdecke beiseite und erhob sich. Ganz offen liess er Eneas erkennen, wie es um ihn bestellt war. Eneas schien heute Morgen der schüchterne von ihnen Beiden zu sein.
"Na? Was ist? Zeigst du mir jetzt, wo das Bad ist?"
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 22:03

Kosta entschuldigte sich, dass er sich nicht erinnere. Selbst die letzten Momente beim Olivenhain schienen ihm nicht mehr recht bewusst zu sein. Eneas hielt es da für besser, nicht zu erzählen wieviel Panik Kosta um ihn gehabt hatte. Er war wohl schon im Fieberdelirium gewesen.
Kosta meinte, er würde sich an den Kerker erinnern und dass Eneas die ganze Zeit bei ihm gewesen sei. "Wir waren nie in einem Kerker. Immer hier. Es war nicht sehr lange", versicherte er dem anderen Krieger, "Zwei Nächte. Es ist schön, dass es dir wieder besser geht. Ich habe mir viele Sorgen gemacht." Wenigstens hatte Kosta sich nicht mehr gegen Hilfe gewehrt, auch wenn er jetzt überrascht war, dass Eneas ihn bis hierher gebracht hatte. Der Schriftsteller winkte dabei ab und beteuerte, dass es nicht so schwer gewesen wäre.
Viel wichtiger war ihm zu klären, was Kosta nun über den vergessenen Kuss dachte. Er wirkte seltsamerweise nicht überrascht und meinte dann gar selbstgefällig, dass es auch Eneas nicht überraschen sollte, wo sie sich schon so lange kannten. Der Pirat zuckte link mit den Schultern.
"In letzter Zeit bist du mir eher aus dem Weg gegangen...", fing er zögernd an. Nicht erst seitdem Eneas ihn aus Dhemlan geholt hatte. Bereits davor hatte es Spannungen gegeben und nicht zuletzt ihren großen Streit über den sie weiterhin nicht redeten. Aber seit der "Rettung", stimmte es erst recht nicht zwischen ihnen.
Da war es eher die Ausnahme gewesen, wenn Kosta intime Nähe zugelassen hatte. So selten, dass eine Umarmung in der Koje auf der Segelfahrt Eneas beinahe zum Weinen gebracht hatte. Dass Kosta nun so tat, dass es eine Selbstverständlichkeit war, dass er ihn wollte, stimmte Eneas etwas nachdenklich. Vielleicht weil er schon so lange auf ein eindeutiges Zeichen wartete. Aber da Kosta sich nicht erinnerte, war es womöglich gar nicht so eindeutig.

Sein Geliebter schien gerade keine Zweifel zu haben. Er lächelte gar dunkel und meinte, dass wenn er der Dache sei, Eneas nicht lange eine Jungfrau bliebe. Er wäre sein Schatz und würde ihn zum Funkeln und Glänzen bringen. Eneas leckte sich über die Lippen bei der erregenden Vorstellung daran. Gleichzeitig wusste er nicht recht wie er reagieren sollte. Es war ungewohnt, dass Kosta die Erotik zwischen ihnen wieder deutlich ansprach. Oh, Eneas wäre dem so gerne gefolgt. Er wollte Kosta unbedingt. Der eine Kuss hatte nicht gereicht und höchstens dazu gedient, ihn vollkommen erregt und scharf zu machen.
Dabei sollten sie an einer möglichen Beziehung arbeiten und über ihre Probleme reden. Es wäre das vernünftige. Kosta war dem bisher immer ausgewichen und hatte es auf später verschoben. Es war so schlimm gewesen, dass der Krieger geglaubt hatte, er würde zerbrechen, wenn Eneas ihn noch einmal weiter drängte. Natürlich hatte Eneas sich da zusammengerissen und ihm Freiraum gelassen. Erst im Olivenhain hatten sie mit einer Aussprache begonnen. Es war kräftezehrend gewesen und vielleicht hatte es Kosta auch körperlich so belastet, dass er ein Fieber bekommen hatte. Eneas wäre froh über ein bißchen unbeschwertes Geplänkel zwischen ihnen, doch erst einmal war er überrascht von Kostas anzüglichen Worten.
"Nun, dieser spezielle Schatz hier ist schon sehr lange sehr unangetastet", erklärte Eneas ebenso zweideutig. Sein Geliebter sollte ihn nicht so verführen mit diesen Vorstellungen. Eneas konnte sich nicht helfen und sprang gerade auf alles an. Besonders, als Kosta dann bedeutungsvoll seine Decke wegschlug und sich erhob. Ohne es auch nur ansatzweise verbergen zu wollen, dass er genauso hart wie Eneas war. Dieser konnte nicht anders als dorthin zu starren. Er.. war auch erregt? Worauf warteten sie dann noch?
Er hätte sich so gerne vor Kosta auf die Knie geworfen und an dem heißen Speer gelutscht.
Sein Freund lenkte ihn mit einer Frage nach dem Bad ab.
"Hm, das was?", gab Eneas zurück, riss sich von dem sinnlichen Anblick weg. "Äh, ja, natürlich." Er erhob sich, doch es gelang ihm bei weitem nicht so schwungvoll wie seinem Schwarm. "Du wirkst heute morgen irgendwie so energiegeladen", musste Eneas anerkennen. Kosta schien es wirklich wieder gut zu gehen. Eneas kam zu ihm, damit der andere Krieger sich bei ihm festhalten konnte.
Allein ihn so körperlich bei sich zu spüren, machte es sehr schwer, sich zurückzuhalten.
"Ich hoffe, so laufen wir niemanden über den Weg..", bemerkte Eneas schmunzelnd, als sie aus der Türe kamen. Eneas zögerte kurz. "Wenn ich dir helfen kann... bei dem Bad...", begann er vorsichtig. Er wollte es sich nicht verderben, dass Kosta gerade so.. interessiert war.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 22:05

"Dieser Schatz ist ja auch noch nicht meiner", erklärte Kosta, nachdem Eneas sich behutsam beschwerte, dass er schon sehr lange unangetastet sei. Diesmal klang er nicht mehr so frech und anrüchig, vielmehr bedauernd und wehmütig. "Ich konnte dich noch nicht rauben und dich zu meinem machen. Aber ich arbeite daran", versicherte er Eneas mit einem aufmunternden Lächeln. Er war sich allerdings gar nicht so sicher, ob sein Freund ihn überhaupt noch gehört hatte. Kostas Andeutung, dass er mit ihm Sex haben würde, bis seine Augen glänzten, schien Eneas' Gehirn für den Moment ausgeschaltet zu haben. So musste Kosta auch zwei mal nach dem Bad fragen, in das er allmählich immer dringender musste.

"Ich habe ja auch lange genug geschlafen", schmunzelte Kosta, als Eneas feststellte, dass er heute Morgen so energiegeladen sei. "Aber um ehrlich zu sein, eine Bergwanderung würde ich mir noch nicht zutrauen. Wahrscheinlich reicht es gerade mal für eine Dusche. Ich hoffe es, denn ich rieche, dass ich es dringend nötig habe. Ich muss während des Fiebers ordentlich geschwitzt haben." Normalerweise wusch man solch einen Patient öfters und wechselte ihm regelmässig die Kleidung, um es ihm angenehmer zu machen und um ihn zu kühlen. Kosta jedoch trug noch immer die Kleidung, die er im Olivenhain getragen hatte. Kosta wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, doch er auf jeden Fall froh, dass Eneas ihn so nicht hatte nackt sehen können. Das wäre nicht gut gewesen.

"Hmmm, ja, das wäre mir auch lieber", stimmte Kosta zu, während er Eneas nach draussen auf den Gang folgte. "Mit meinem Gestank würde ich allen nur die Tränen in die Augen treiben. Das ist wirklich peinlich." Eneas meinte natürlich etwas anderes, aber dessen schämte Kosta sich nicht. Er stand schon so lange auf Eneas und da dieser ihn nicht mehr verbergen wollte, musste Kosta auch seine Erregung nicht verstecken. allerdings wollte er seinen Körper vor Eneas verstecken. Er war einfach nicht richtig, so wie er jetzt war. Oder schon. Kosta war verwirrt ob seiner perfekten Unversehrtheit. Eneas würde es hingegen gefallen. Er würde sich daran erinnern, wie Kosta mit 170 gewesen war und würde erst recht Sex mit ihm haben wollen. Aber noch waren sie nicht soweit. Sie mussten auch ohne den eine Beziehung führen können. Sonst würde es nicht funktionieren.
"Ich brauche keine Hilfe beim Duschen", wehrte er entsprechend auch gleich ab. Damit verschwand auch sein freches Lächeln und wurde durch ein vorsichtiges ersetzt. "Danke fürs Angebot. Ich werde es schon schaffen. Auch das mit der Kleidung. Wenn du mir nur zeigst, wo ich hin muss. Den Rückweg werde ich alleine finden."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 22:06

Kosta bemerkte, dass der Schatz noch nicht ihm gehören würde, doch er würde daran arbeiten. Eneas lächelte geschmeichelt zurück. Es war schon umworben zu werden. Vielleicht hatte Kosta nicht mehr so viele Zweifel, ob das mit ihnen zwein klappen würde. Es schien ihm nicht mehr so viel Angst zu machen über eine mögliche Beziehung und Zukunft zu reden. Eneas war froh, dass sie endlich an diesem Punkt angelangt waren. Auch weil es bedeutete, dass es Kosta allmählich besser ging und nicht mehr nur in der Vergangenheit gefangen war, die ihn quälte. Heute wirkte er sogar ungewöhnlich energiegeladen. Eneas gefiel es richtig, seinen Liebsten so zu sehen. Kosta schränkte ein, dass er sich eine Wanderung noch nicht zutraute und nichtmal wusste, ob er eine Dusche schaffte. Dabei hätte er dringend eine nötig.
"Ich wusste nicht, ob es dir recht ist, dass ich deine Kleidung ausziehe...", erklärte Eneas entschuldigend wieso Kosta immer noch seine Sachen trug. Dabei war Eneas durchaus versucht gewesen, sie wenigstens etwas zu öffnen, aber seinen Körper zu verhüllen war Kosta gerade sehr wichtig und so hatte Eneas ihn schweren Herzens schwitzen lassen. Wenigstens hatte er so rasch alles Fieber ausgeschwitzt.
"Und du riechst gut", bemerkte er lächelnd, wobei Kosta eher befürchtete, dass er mit seinem Gestank allen Tränen in die Augen treiben würde. Eneas war es völlig egal. Im Gegenteil. Er würde nie genug davon bekommen wie Kosta roch. Für ihn roch er immer gut. Eneas sorgte sich eher, dass man sie beide so deutlich erregt sah und wie sie sich ins Bad begaben. Zum Glück liefen sie im Kreuzgang erstmal niemanden über den Weg, auch wenn Eneas irgendwo hörte wie jemand mit Töpfen und Geschirr klapperte. Trotz der Sorge, dass man sie sah, hätte Eneas sich am liebsten noch stärker an seinen Freund gepresst, um mit ihm wild herumzuknutschen. Kosta hatte doch auch Interesse...

Eneas bot da auch gleich an, dass er ihm bei der Dusche helfen könnte, doch Kosta lehnte sofort ab. Keinerlei Überlegen, er sagte sofort Nein. Es verpasste Eneas' Erregung einen ordentlichen Dämpfer.
"Oh.. okay, ich dachte nur..." Anscheinend hatte er das völlig falsche gedacht. "Ähm, ja, klar, natürlich bring ich dich hin." Eneas versuchte sich nichts anmerken zu lassen und es locker zu überspielen, doch innerlich verfluchte er sich. Er hatte es sicher irgendwie vermasselt und mal wieder das falsche gesagt. Es wäre nicht das erste Mal. Gleich suchte er den Grund der Ablehnung bei sich. Vielleicht war er zu aufdringlich gewesen... nein, er hatte Kosta versprochen ihn nicht unter Druck zu setzen. Nur weil Eneas scharf war, hieß das nicht, dass Kosta dafür zuständig war. Das war Eneas eigenes Problem.
"Bist du sicher, dass ich dich nicht wieder abholen soll?", fragte er. "Äh, hier ist der Eingang." Er öffnete die Türe. "Da durch den Dampfbadbereich und dahinter sind die Duschen und Badewannen. Du kannst auch ein Bad nehmen, wenn du willst", schlug er vor. Vielleicht wollte Kosta sich entspannen.
"Ich seh dann mal, ob ich für uns ein Frühstück organisieren kann. Hast du Hunger?", fragte Eneas. Hoffentlich hatte Kosta wieder Appetit. "Möchtest du irgendetwas bestimmtes?"
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 22:10

"Ich bin froh, dass du mich nicht ausgezogen hast", gab Kosta leise zu. Er wollte Eneas mit dieser Beichte nicht verletzen. Vielmehr wollte er ihm damit danken, dass er nicht nur aus seine Wünsche geachtet hatte, sondern sie vielmehr auch erkannt hatte. Er war noch nicht soweit, sich seinem Freund wieder nackt zu zeigen. Zuviel war passiert.
Allerdings hatte dies nun zur Folge, dass er zehn Kilometer gegen den Wind roch, wofür er sich schon etwas schämte. So hoffte er, dass sie auf niemandem traffen, während sie durch einen hübschen Kreuzgang gingen. Dass er dabei erregt war, störte ihn nicht sonderlich. Schliesslich musste er nicht mehr verbergen, wie sehr er auf Eneas stand. Im Gegenteil, er trug seine Erregung mit Stolz und auch einer gehörigen Portion Provokation. Vielmehr machte es ihn verlegen, dass Eneas fand, Kosta würde gut riechen. Das konnte doch gar nicht sein.

Doch obwohl er seinen Freund heiss begehrte, wollte Kosta sich körperlich nicht näher auf ihn einlassen. Dazu fürchtete er zu sehr, dass es alles entgültig kaputt machen würde. Sie würden sich vom Sex von ihren Problemen ablenken lassen, bis sie schliesslich daran zerbrachen. Eneas war ihm viel zu kostbar, als dass Kosta das riskieren wollte. Deswegen lehnte er auch gleich rigoros ab, dass Eneas ihm unter der Dusche helfen sollte und wollte nur dahin gebracht werden, was Eneas trotzdem sehr lieb tat, auch wenn er nicht mit ihm duschen durfte.
"Ein Bad?" fragte er verblüfft. Daran hatte er gar nicht gedacht. Dabei wäre das nach dem Fieber sicher nicht schlecht. Viel Wärme und Ruhe für seinen Körper. Eine Gelegenheit, wo Kosta sich zurück lehnen und entspannen konnte. Im Wasser... nackt... ungeschützt... "Nein, ich glaube nicht, dass ich das kann", wehrte er hastig ab. Das machte ihn zu nervös. Prompt war auch seine Erregung wieder verschwunden. Lieber eine schnelle Dusche.

"Du musst mich nicht abholen kommen, nein", schüttelte Kosta mit einem lieben Lächeln seinen Kopf. "Ich finde den Weg auch alleine zurück. Aber wenn du mich abholen kommen möchtest, gehe ich natürlich gerne mit dir zurück." Sie waren inzwischen am Ziel angelangt. Es war ein schlichter, aber schöner Badebereich, wo mehrere Leute baden oder duschen konnten. Kosta zögerte, als er in den grossen Raum spähte.
"Hunger? Hmm, nein, die Blase drückt so", gab er schmunzelnd zu. "Das überdeckt jegliches anderes Gespür. Aber ich sollte sicher etwas essen. Was leicht verdauliches und ein warmer Kräutertee dazu wäre auch sehr gut." Er schaute nochmals in das Bad.
"Eneas? Kannst du vielleicht doch hier bleiben", bat er unwohl. "Kannst du aufpassen, dass niemand reinkommt. Bitte. Ich fühle mich gerade noch etwas durcheinander. Nachher kann ich das schon alleine. Aber nicht heute Morgen." Sein liebster stimmte natürlich gleich übereifrig zu, obwohl er wohl lieber mit ihm ins Bad gekommen war. Kosta lächelte ihn dankbar an, bevor er in das Badzimmer ging. Er wusste gar nicht, warum er so nervös wegen anderer Menschen war, die reinkommen könnten. Es war seltsam. Aber er fühlte sich zu wund und zu müde, um genauer darüber nachzudenken. Lieber konzentrierte er sich auf sein Vorhaben. Hastig eilte er zur Toilette, um endlich seine Blase zu erlösen. Anschliessend zog er sich aus, liess die geruchsintensive Kleidung verschwinden und huschte unter die Dusche. Dort wusch er sich gründlich, aber zügig, liess sich keinen Moment, es zu geniessen. Im Gegenteil, er war fast schon froh, als er frisch angekleidet in eine weiche, dunkelgraue Hose und einen anschmiegsamen, hellgrauen Rollkragenpullover, wieder raus zu Eneas in den Gang konnte. In Eneas' Nähe fühlte er sich gleich besser.
"Danke", wisperte er noch einmal und war noch immer ziemlich verlegen ob der Umstände, die er machte. "Könntest... also wenn du ausgeruht genug bist. Meinst du, du könntest mir bitte noch meine Haare gänzlich trocknen? Bitte. Ich bin noch nicht kräftig genug, um meine Juwelen schon so zu benutzen." Das hatte er gemerkt, als er sich frische Kleider herbeigerufen hatte. "Aber am Nachmittag werde ich versuchen, meine Wäsche zu waschen. Viel frisches Zeug habe ich nicht mehr dabei. Nach etwas zu essen, werde ich bestimmt schon kräftig genug dafür sein."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 22:10

Eneas war erleichtert, dass er wenigstens einmal richtig gehandelt hatte, als Kosta erklärte, dass er froh war, dass Eneas ihn nicht ausgezogen hatte. So viel hatte er in letzter Zeit falsch gemacht, da war er froh, dass er seinen Liebsten dieses Mal nicht verletzt hatte.
Sie mussten sicherlich einmal darüber reden wieso Kosta sich ihm nicht mehr zeigen wollte, aber bisher hatte es keinen richtigen Moment dafür gegeben und jetzt, so kurz nachdem Kosta aufgewacht war, war bestimmt auch nicht ideal. Also übte sich Eneas ein weiteres Mal in Geduld. Ebenso versuchte er nicht zu zeigen, dass er Kosta viel zu gerne unter die Dusche gefolgt wäre. Auch dazu war nicht der rechte Moment. Es war sicherlich besser, dass sein Freund ihn abwies. Und Eneas war gerade viel zu erregt und sehnsüchtig, als dass er sich selbst hätte gut beherrschen können.
Lieb schlug er vor, dass Kosta sich ja ein Bad gönnen könnte. Anscheinend hatte der schlanke Krieger noch gar nicht daran gedacht und dann lehnte er es schnell ab. Eneas dachte kurz darüber nach wieso das so war. Vielleicht konnte er sich hier noch nicht entspannen.
Auch hielt es Kosta zunächst nicht für nötig, dass Eneas ihn abholte. Er würde alleine zurückfinden. Der Schriftsteller nickte und wollte schon los, um für sie beide ein Frühstück zu organisieren.
"Du solltest ganz dringend etwas essen", stimmte Eneas zu, weil Kosta leider immer noch nicht rechten Hunger hatte. Er musste trotzdem etwas essen. Dieses Mal würde Eneas genau aufpassen, dass sein Freund genug aß. "Ich sehe nach, was sie zubereiten können." Er lächelte Kosta an, da hielt ihn dieser zögerlich zurück und bat ihn, ob er draußen warten und aufpassen könnte, dass niemand hinein kam.
Hatte er Angst, dass ihn jemand nackt sah oder gar bedrängte? Eneas konnte die Sorgen verstehen. So stimmte er auch gleich zu.
"Natürlich. Ich bleibe hier. Du musst aber keine Angst haben. Wir sind die einzigen Pilger, hat die Priesterin gesagt", versuchte er Kosta zu beruhigen. "Lass dir ruhig Zeit." Denn Eneas befürchtete, dass Kosta sich nun hetzen würde, damit Eneas nicht so lange warten musste. Dabei machte es ihm nichts aus. Der Krieger sandte kurz der Priesterin, ob sie ein Frühstück haben könnten und setzte sich auf eine Steinbank, mit Blick auf den Eingang zum Baderaum. Er rief sich ein Buch herbei und während er las, blickte er immer mal wieder auf, wenn er Schritte auf dem Stein hörte. Einmal sah er eine der jüngeren Frauen und nickte ihr freundlich zu, doch sonst passierte nichts.

Wie vermutet, brauchte Kosta nicht lange und kam dann bald wieder aus dem Bad. Er sah soo gut aus in seiner grauen Kleidung. Eneas lächelte ihn verliebt an, ließ das Buch verschwinden.
"Du siehst schon wieder gesünder aus", bemerkte er zufrieden. Kosta wirkte ein bißchen verlegen und fragte dann, ob Eneas ihm die Haare trocknen könnte, wenn er wieder ausgeruht wäre.
"Ja, bin ich wieder." Er strich kurz sanft mit den Fingern durch Kostas feines, nasses Haar und es blieb trocken und frisch zurück. Eneas ging sogar noch etwas weiter und wärmte auch kurz Kostas Kleidung auf, so dass es wohlig warm und bequem war. Sein Freund wollte nachmittags seine Wäsche waschen, da er nicht mehr viel frische Kleidung hätte.
"Ich glaube, das werden dir die Gehilfinnen abnehmen", vermutete Eneas, "Als es dir so schlecht ging und du geschrieen hast... ähm, ich hab ihnen gesagt, dass du aus dem Krieg kommst." Was ja auch stimmte. "Sie wollen den Soldaten helfen, die für unser Land gekämpft haben." Falls Kosta sich helfen ließ.
"Lass uns erstmal essen gehen." Eneas ging mit Kosta durch den Gang und in den Eingangsbereich, wo es die langen Tische und Bänke gab. Normalerweise hätten hier viele Pilger Platz, doch so saßen sie alleine. Calimala kam bald herein und ihr Gesicht hellte sich auf, als sie Kosta sah.
"Oh, ihr seht wieder gut aus", bemerkte sie. "Darf ich?" Vorsichtig legte sie eine Hand an seine Stirn. "Das Fieber ist zurückgegangen. Oh, wie gut. Habt ihr Hunger? Wir haben ein paar einfache Dinge gekocht, die euer Magen hoffentlich verträgt. Euer Freund hier war ganz in Sorge um euch."
Eneas lächelte verlegen. Pellenea kam herein und brachte eine Kanne Kräutertee, warmer Haferbrei mit Apfelmus, dann einen Karottenpüree und in Tortilla eingewickelte Hühnerbrust. Es war schlicht, aber das hatten sie ja gewollt.
"Müsst ihr wieder zurück an die Front?", fragte Pellenea, als sie die Sachen hinstellte.
"Nun frag die Männer doch nicht so etwas", schalt die ältere Priesterin sie. "Ich fürchte, es werden noch mehr wie ihr kommen. All die Schrecken des Krieges und gegen die Gesandten dieses Dämons kämpfen.." Sie schüttelte betroffen den Kopf. "Schrecklich. Es wird eine Narbe in unserem schönen Land hinterlassen."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 22:11

Seine Wangen fühlten sich unvermittelt ganz warm an, als Eneas ihn anstrahlte, nachdem er aus dem Bad gekommen war, und meinte, dass er schon wieder gesünder aussehen würde. Und dann gleich noch mehr, als Eneas ihm mit seinen Fingern sanft durch das Haar streichelte, um es zu trocknen. Das fühlte sich so gut an. Eneas war ihm so nah. Oh und dann wärmte er ihm auch noch so fürsorglich die Kleider. Zum Schluss war ihm sogar fast schon heiss. Dennoch konnte er nicht anders, als seinen Freund verliebt anzulächeln.
"Vielen Dank", hauchte er versonnen. Oh, er sollte öfters zu schwach sein, in so einer Situation seine Juwelen nutzen zu können. Wenn Eneas ihn daraufhin so lieb verwöhnte, war das sehr verlockend. Wobei er das natürlich nicht so ganz ernst meinte. Er würde Eneas niemals so ausnutzen und ihm so zur Last fallen wollen. Deswegen würde er nachher auch brav etwas essen, damit er wieder stark wurde und mithelfen konnte. Oder seine Wäsche waschen zum Beispiel. Er brauchte bald einmal wieder frische Sachen. Eneas ging es bestimmt ganz ähnlich.
Zu seiner Verwunderung erklärte Eneas ihm jedoch, dass er wohl kaum zum Wäsche waschen kommen würde, da ihm das die Gehilfinnen hier abnehmen würden. Fragend blickte er Eneas an, der ihm erzählte, dass er gesagt hätte, Kosta käme aus dem Krieg. Deswegen würde es ihm so schlecht gehen und deswegen würde er so schreien.
"Oh, war ich sehr laut?" fragte Kosta gleich bekümmert. Eneas hatte ihm zwar gesagt, dass sie die einzigen Gäste hier waren, doch Kosta wollte auch die Priesterinnen hier nicht stören. "Es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Und ich bin doch auch gar kein Soldat. Ich war nicht so richtig im Krieg. Nicht so, wie sie es sich wohl vorstellen werden. Ich kann unsere Wäsche schon selber waschen."

Eneas wollte erstmal jedoch lieber nicht mit ihm darüber diskutieren. Sie sollten essen gehen. Damit hatte er sicherlich recht. Leise und noch etwas wackelig auf den Beinen, folgte Kosta Eneas durch die Gänge in einen Eingangsbereich, wo es lange Tische und Bänke gab. Sie waren jedoch alle genz leer. Vorsichtig setzte Kosta sich zu Eneas an den Tisch, und schaute sich neugierig. Es war alles sehr schlicht hier. Doch es war schön und es wirkte sehr ehrlich. Einige Herzschläge später kam auch schon eine alte Priesterin herein, die ihn zufrieden anlächelte. Kosta erhob sich gleich und verneigte sich vor der fremden Frau, nickte nach kurzem Zögern, dass sie durfte, was sie wollte. Nämlich ihm die Hand auf die Stirn legte.
"Guten Morgen, Lady", grüsste er sie höflich und mit ruhiger, leiser Stimme. "Vielen Dank, dass Ihr uns aufgenommen habt und Euch um uns kümmert. Ich hoffe, ich kann es Euch irgendwie vergelten." Wirklich Hunger hatte er nicht, doch es war sehr lieb, dass sie sich um magenschonende Kost für ihn kümmerte und da wollte er versuchen etwas zu essen. Es schien aber nicht nur darum zu gehen, dass es ihm gut ging, sondern auch darum, dass Eneas sich keine Sorgen mehr machen musste, wie er es zuvor getan hatte. Kostas Wangen färbten sich rosa vor schamhafter Verlegenheit. "Ich werde mir Mühe geben, ihm nicht mehr solchen Kummer zu bereiten", versprach er gleich innig.

Für einen Moment entstand eine ruhige Pause, als auch schon eine Hexe herein kam, die auf einem Tablett Kräutertee, warmer Haferbrei mit Apfelmus, Karottenpüree und in Tortilla eingewickelte Hühnerbrust brachte. Kosta staunte nicht schlecht über den Aufwand. Höflich verneigte er sich vor der Hexe, bevor er sich rasch bemühte, ihr beim Abstellen auf dem Tisch zu helfen.
"Ist schon in Ordnung", lächelte er sanft, als die Hexe für ihre Neugierde gescholten wurde. "Nein, Lady, wir müssen nicht wieder zurück an die Front. Um ehrlich zu sein, da war ich auch noch nicht wirklich", konnte er die Wahrheit nicht verheimlichen, weil die alte Priesterin so liebevoll mitfühlend war. Da bekam er ein zu schlechtes Gewissen.
"Was? Aber Euer Freund hat gesagt, ihr wärt im Krieg gewesen", wunderte sich die Hexe und auch die Priesterin schaute überrascht.
"Ja... ich... aber", stammelte Kosta verlegen. Er wollte Eneas ja auch nicht als Lügner darstellen. "Also... ähm... Ich war nicht so im Krieg, wie man sich vorstellt. Mit Soldaten und so. Ich... ich war..." Wie sollte er das nur nennen? "...als Spion tätig", seufzte er schliesslich. Dabei hatte er Zucker gegenüber doch immer wieder beteuert, dass er kein Spion sei. Er kam sich auch jetzt noch nicht als solcher vor. Aber er hatte die Arbeit eines Spions getan. Das war nicht abzustreiten. "Ich war also nicht an der Front", erklärte er. "Sondern weit, weit davon entfernt." Nur auf der anderen Seite der Linie eben. "Deswegen kann ich euch sagen Ladies, nicht nur unser schönes Land, wird Narben davon tragen. Auch alle anderen Territorien, die in diesen Krieg gezogen wurden. Allen voran die beiden Dhemlans. Das dürft ihr nicht vergessen. Dhemlan war das erste Territorium überhaupt, welches sich Sion unterworfen hat. Und ja, es werden noch sehr viel mehr solche wie ich kommen. Und noch mehr, die es noch viel, viel schlimmer getroffen hat. Ich hatte Glück."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 22:12

"Du hattest Albträume und hast nach mir gerufen", erklärte Eneas, als Kosta sich sorgte, dass er zu laut gewesen wäre. Natürlich entschuldigte er sich gleich. Es wunderte Eneas nicht. Sein Freund wollte immer noch niemanden zur Last fallen. Der andere Krieger wehrte ab, dass er kein Soldat wäre und auch nicht im Krieg gewesen wäre.
"Du warst tief im Feindesland, mitten im Herz. Du warst im Krieg", stellte Eneas mit ernster Stimme fest, "Aber im Gegensatz zu unseren Soldaten an der Front, warst du dort fast ganz allein. Du hattest keine Kameraden, die dir beigestanden hätten..." Er blickte Kosta innig an. "Ich hätte dich nie allein lassen sollen", machte er sich weiterhin Vorwürfe. Eneas konnte sich kaum vorstellen wie schlimm es für Kosta hatte sein müssen in Dalmadans Feste. So schlimm, dass er sich hatte umbringen wollen...
Wenn er nun nie wieder gesund werden würde? Nein, Eneas wollte das nichtmal denken. Seinem Liebsten musste doch zu helfen sein. Ein Schritt nach dem anderen. Momentan damit, dass er Kosta zum Vorderraum führte, wo die Pilger normalerweise ihr Essen zu sich nahmen. Kosta benötigte dringend etwas in den Magen.
Als die Priesterin hineinkam, verhielt sich Kosta, trotz seiner Schwäche, gleich höflich und verneigte sich vor ihr.
"Das ist selbstverständlich", erwiderte Calimala auf das Dank. "Wir helfen gerne. Besonders Veteranen wie euch."
Eneas überlegte, ob die Priesterin trotzdem etwas Geld annehmen würde. Sie könnten eine Spende an den Tempel geben. Dann wäre es Kosta vielleicht nicht unangenehm, dass sich die Frauen so sehr bemühten.
Die reiche Auswahl des Frühstückes zeigte dies bereits. Kosta beeilte sich, um Pellenea die Teller und Schalen abzunehmen und so tat es ihm Eneas rasch gleich, da er nicht wollte, dass sich sein Geliebter überanstrengte. Kaum hatten sie sich wieder gesetzt, wurden sie ausgefragt, ob sie zurück an die Front würden. Eneas spannte sich leicht an, doch Kosta blieb ruhig und erklärte, dass er noch nie an der Front gewesen wäre.
Eneas sah überrascht zu ihm hinüber. Natürlich war er an der Front gewesen. In Raej. Soweit Eneas wusste, hatte Kosta sogar in einer Schlacht mitgekämpft. Dort, wo Timaris' Hauptmann im Geheimen beteilgt gewesen war.
Auch die Frauen waren verwundert über Kostas Antwort. Der Krieger erklärte zögernd, dass er ein Spion gewesen wäre. Damit wäre er weit von der Front entfernt gewesen.
"Ein Spion? Das war sicher gefährlich", sagte Pellenea und klang dabei fast bewundernd. Vermutlich hatte sie Abenteuergeschichten von Spionen im Kopf, aber das waren eben nur Geschichten. Sie hatten nichts mit der schrecklichen Realität zu tun.

Kosta glaubte, dass nicht nur Hayll Narben davon tragen würde, sondern auch andere Territorien, insbesondere die dhemlanischen Reiche. Schließlich hätten sie sich als erstes Sion unterworfen.
"Das hätten sie nicht tun dürfen. Hayll ist stark geblieben und hat sich Sion nicht gebeugt", erwiderte Pellenea. "Dhemlan hat diese Kriege angefangen."
"Red keinen Unsinn, Pellenea", ermahnte die Priesterin sie, "Denk an all die Landen und Blutleute, die sicher keinen Krieg gewollt haben. Solche Konflikte werden immer auf den Rücken der Schwachen ausgetragen. Die Männer in der Armee Sions haben auch Familie."
Eneas nickte zustimmend. Sachte legte er eine Hand auf Kostas, da das Thema für ihn bestimmt nicht leicht war. Er schien sich nicht als Soldat zu sehen, oder dass er gar ein Held war.
"Wir sind weit weg von den großen Handelsstraßen, aber ja, vielleicht kommen ja auch hier Kriegsverletzte her", sagte Calimala.
"Wir sind vorbereitet", steuerte Pellenea herbei, "Und wenn verletzte Dhemlaner kommen, werden wir auch denen helfen." Sie blickte fragend zu der älteren Priesterin, wie um zu schauen, ob sie es dieses Mal richtig gesagt hatte.
"Ich glaube, alle dhemlanischen Soldaten werden zunächst in Kasernen und Gefangenenlagern landen", überlegte die Priesterin. Sie seufzte. "Beten wir zur Dunkelheit, dass all dieses Morden bald vorbei ist."
"Was habt ihr denn als Spion gemacht?", fragte Pellenea gespannt.
Eneas wollte seinen Freund schon vor dieser allzu forschen Frage schützen, doch Kosta lächelte die junge Hexe geheimnisvoll an und erzählte ihr verschwörerisch, dass es streng geheim wäre und viel zu gefährlich um es weiterzugeben. Dann gab er doch noch Preis, dass er im tiefen Dhemlan gewesen wäre und gar mit Zorya Eacir gespeist hätte. Mehrfach, um ihr finstere Geheimnisse zu entlocken. Pellenea blickte ihn mit großen Augen an.
"Ohhh... mit der Spinnenkönigin persönlich?", hauchte sie und nun sah man offene Bewunderung. "Wie war sie so?"
Da schob Calimala zurück.
"Komm, Mädchen, lass die Männer endlich essen und frag ihnen keine Löcher in den Bauch."
Pellenea sah Kosta noch länger träumerisch an, folgte der Priesterin dann aber widerstrebend.
Eneas sah ihnen kurz hinterher ehe er ihnen etwas vom Tee eingoss. "Für sie bist du ein Held", sagte er nach einem Moment leise. Denn schließlich war es nicht gelogen, dass Kosta mit Zorya gespeist hatte. Er hatte vermutlich noch so einiges mehr als das gemacht. "Für mich auch", fügte er lächelnd hinzu. "Ich glaube, ich werde niemals richtig ermessen können, was du alles hast ertragen müssen an diesem Ort." Zucker konnte es womöglich. Er war dabei gewesen. Aber Eneas würde immer ein Außenstehender bleiben. "Vielleicht muss ich das auch nicht", überlegte er. "Solange ich jetzt für dich da sein kann. Es ist so schön, dass es dir wieder etwas besser geht." Er schob eines der Schälchen mit Haferbrei und Obst zu Kosta hinüber.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Mo 10. Okt 2022, 22:12

Eneas erklärte ihm, dass er Albträume gehabt hätte und nach ihm gerufen hatte. Kosta nickte verstehend. Ja, an diese Albträume erinnerte er sich. Eneas, der in Dalmadans Feste in grosser Gefahr gewesen war. Die Wärter hatten es auf ihn abgesehen, nachdem sie mit ihm fertig gewesen waren. Kosta hatte alles gegeben, um ihn zu schützen, es aber leider nicht vermocht. Das hatte ihn gequält schreien lassen.
"Ich war nicht ganz alleine", widersprach er sachte. "Ich wurde zwar nicht von Kameraden begleitet, doch ich bekam Beistand." Prinz Asar hatte ihm sehr geholfen. Jedoch auf eine Art und Weise, die Eneas wohl die würde verstehen können. Kosta erzählte ihm jedoch nichts davon, weil er fürchtete, dass Eneas sonst versuchen würde, ihn an dem mächtigen Mann zu rächen und dabei sterben würde. Das wollte er nicht riskieren. Und von Zucker erzählte er nichts, weil Kosta wusste, dass es Eneas weh tat und er eifersüchtig wurde.
"Und ich konnte anderen Beistand geben. Das hat auch geholfen", erinnerte er sich mit einem wehmütigen Lächeln. So sehr er Minan auch gequält hatte mit den unerwünschten Berührungen, so hatte er ihm damit doch auch viel Trost und Liebe schenken können. Menschliche Nähe, die ihm zuvor verwehrt worden war. Minan hätte vielmehr Schmerzen erleiden müssen. Und in der Sternenfeste, da hatte er Kalliope im Arm halten und sie trösten können. Er hatte helfen können, dass Andiël nicht an dem verzweifelte, was er hatte schreiben müssen und er hatte helfen können, dass die beiden Liebenden, wieder zusammengefunden hatten. Dass sie Hoffnung bekamen, wo ihnen sonst alles geraubt worden war.
Das waren gute Dinge gewesen, die Kosta bewirkt hatte. Er wusste das. Es ging nur manchmal vergessen, wenn die schlechten Dinge wieder so weh taten. Wenn er manchmal selbst die Hoffnung beinahe verlor. Eneas meinte, dass er ihn nie hätte gehen lassen sollen. Kosta wusste keine Antwort darauf. Ihm wäre so sicherlich einiges erspart geblieben. Womöglich jedoch nur für eine Weile und alles wäre viel schlimmer geworden, wenn Prinz Asar es nicht geschafft hätte, das Gegengift alleine zu besorgen. Sachte drückte er Eneas Hand. Es war geschehen. Sein Liebster sollte sich deswegen keine Vorwürfe machen.

In der Vorhalle, wo mehrere Tische standen, wurden sie gleich von der alten Priesterin und einer jungen Hexe mit Frühstück versorgt. Kosta wand sich unter den lieb gemeinten Worten, dass sie doch gerne Veteranen wie ihnen helfen würden, und beeilte sich, zu helfen, das Tablett abzuräumen. Er kam sich wie ein Betrüger vor, sich so bedienen zu lassen. Er wollte niemandem zu Last fallen. Deswegen stellte er auch gleich klar, dass er kein Soldat gewesen war und auch nicht wirklich an der Front. Allerdings musste er dann eine andere Erklärung liefern, warum Eneas gesagt hatte, dass er ihm Krieg gewesen sei und warum er des Nächtens so schrie. Also gab er widerstrebend zu, dass er ein Spion gewesen war. Auch wenn er das vor Zucker immer dementiert hatte.
Die junge Hexe, Pellenea, wie er gleich darauf erfuhr, fand das sofort spannend und hatte, ihrem Blick nach zu urteilen, gleich spannende Geschichten aus Romanen von Spionen in ihrem hübschen Kopf. Kosta musste lächeln und dachte nicht im Traum daran, diese Träumereien zu zerstören. Sie war noch so jung. Sie musste noch nicht wissen, wie es in Realität war. Dass er selber nicht viel älter war, als die schwärmerische Hexe, kam ihm gerade nicht in den Sinn. Er war auch davon abgelenkt, weil er sich für Dhemlan einsetzte. Es gab so viele gute Menschen in diesen Territorien. Er wollte nicht, dass sie gehasst wurden, sollten sie den Krieg überleben.
"Hayll hat eine starke, unbeugsame Königin", erklärte Kosta, als die Hexe über die Dhemlaner herzog. Glücklicherweise sah die Priesterin die Sache etwas klarer und wiess Pellenea etwas zurecht. "Dhemlan hatte nicht das Glück, als Sion aufgetaucht war. Wenn Königin Tolarim nicht wäre, würden wir womöglich auch zerfallen und von Sion überrannt werden." Wobei Kosta nicht so recht daran glauben konnten. Hayllier stritten sich untereinander zwar heftig um Macht, doch wenn eine Bedrohung von Aussen kam, hielten diese Kampfhähne erstaunlich gut zusammen.
"Das stimmt, die Soldaten haben auch alle Familien, Lady Pellenea", griff er die Worte der Priesterin auf. "Und sie werden mit ihren Liebsten erpresst. Wenn sie nicht gehorchen, dann werden sie getötet. Das geht nicht nur dem einfachen Volk so, sondern auch den Adeligen, die Sion entmachtet hat. Trotzdem gibt es viele Rebellen in Dhemlan, die noch immer versuchen, Sion zu bekämpfen. Einen von ihnen habe ich in den Kerkern getroffen. Sie haben ihn gefoltert, bis er fast dem Wahnsinn verfallen ist, und ihn mit einem furchtbaren Brandzeichen als Verräter markiert. Es ist nicht leicht, sich gegen etwas zu wehren, was einem so Angst macht und Leib und Leben bedroht."
Es gab so viele, die Hilfe bräuchten. Kosta schämte sich, dass er hier sass und es sich gut gehen liess, anstatt selber zu helfen. Angespannt drückte er Eneas Hand, wobei er sich gar nicht mehr erinnern konnte, wie seine in die des anderen Kriegers geraten war. Pellenea versprach ihm jetzt aber wenigstens treuherzig, dass sie auch den verletzten Dhemlanern helfen würde, wenn welche kämen. Etwas, woran die Priesterin nicht so recht glaubte. Kosta nahm an, dass sie recht hatte. Trotzdem nickte er der jungen Hexe mit einem dankbaren Lächeln zu.

"Als Spion? Oh, das ist alles streng geheim", schmunzelte Kosta und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Viel lieber spielte er den geheimnisvollen Spion aus den Büchern, als die Hexe mit der grausamen Wahrheit zu konfrontieren. "Und viel zu gefährlich, um es weiter zu erzählen. Ich kann nur soviel sagen", raunte er ihr geheimnistuerisch zu. "Ich war so tief in Dhemlan, dass ich sogar mit Zorya Eacir speisen konnte. Sogar mehrfach, um ihr ihre finsteren Geheimnisse zu entlocken." Kosta wurde mit einem grossen Augenpaar belohnt, welches ihn bewundernd anblickte.
"Furchterregend, unheimlich und wahnsinnig auf sich selbst bezogen", gab er preis, wie die Spinnenkönigin denn so gewesen war. Pellenea fand das wahnsinnig spannend und schien offensichtlich noch mehr davon wissen zu wollen. Die Priesterin mahnte sie jedoch dazu, ihnen keine Löcher in den Bauch zu fragen und scheuchte sie nach draussen. Kosta schenkte ihr noch ein verwegenes Lächeln, bevor er sich auf das Frühstück konzentrierte. Eneas schenkte ihnen Tee ein.
"Soll sie noch etwas träumen", murmelte er auf Eneas Erklärung, dass er für Pellenea ein Held wäre. "Wenn echte Veteranen und Kriegsversehrte hier her kommen, wird sie noch früh genug mit der Realität konfrontiert." Fast wünschte er sich, dass niemand hier her kam, um Trost zu suchen. Dabei fühlte sich das Gebäude wirklich gut an. So ruhig und voll innerem Frieden.

Eneas fuhr fort, dass Kosta auch für ihn ein Held sei. Kosta blickte überrascht auf und musterte Eneas nachdenklich. Sein Freund war eben noch immer ein Träumer. Egal, was er alles schon hatte erleben müssen. Eneas überlegte derweil, dass er wohl niemals richtig ermessen konnte, was Kosta alles hatte ertragen müssen. Kosta fand, dass Eneas da nur froh sein sollte darum. Aber Eneas schien das trotzdem zu wollen. Dabei half das ihnen beiden doch auch nicht. Kosta wollte schon etwas in die Richtung sagen, als Eneas von selbst auf die Idee kam, dass er das womöglich auch gar nicht müsste. Solange er jetzt für ihn da sein könne. Es sei so schön, dass es ihm wieder etwas besser ginge.
Etwas überwältigt von den lieben Worten, blickte Kosta den anderen Krieger verliebt und herzlich an. Das Schälchen mit Haferbrei und Obst ignorierte er erst einmal. Stattdessen erhob er sich ein Stück von der Bank und beugte sich vor, um Eneas einen zarten Kuss auf seine sinnlichen Lippen zu geben. Sanft, aber nicht federleicht und flüchtig, sondern spürbar und voller Hingabe. Wenn auch ohne Zunge und ohne Bewegung, die Augen jedoch hingebungsvoll geschlossen.
"Du kannst mich immer fragen, wenn du etwas wissen willst", erklärte er Eneas aufrichtig, nachdem er den Kuss behutsam wieder gelöst und sich zurück auf die Bank gesetzt hatte. "Ich werde dir nur nicht auf alles antworten. Aber fragen kannst du immer, Eneas." Kosta kam es so vor, als würden jede Menge Fragen in Eneas brodeln. Fragen, die ihn nicht zur Ruhe kommen liessen. Was ihnen beiden es verwehrte, einen Weg zu finden, zusammen zu kommen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Mo 10. Okt 2022, 22:13

Kosta erklärte leise, dass er Pellenea auf diese Weise davon erzählt hatte, damit sie noch etwas träumen könnte. Würden erstmal echte Veteranen hierher kommen, würde sie früh genug erfahren wie es wirklich war.
"Du bist ein echter Veteran", entgegnete Eneas. "Du hast auch an der Front gekämpft. In Raej, als du auf die 6te getroffen bist", erinnerte er ihn. Nur eben auf der falschen Seite. Kosta wollte es vielleicht nicht so sehen. Womöglich half es ihm, wenn er sich nicht als Soldat sah oder dass er im Krieg gewesen sei. Eneas sollte besser nicht so darauf beharren. Dabei wollte er nur, dass Kosta sah, dass er trotz all des Leides auch etwas wichtiges und gutes vollbracht hatte. Dass er nicht allein war. Damit er sich selbst langsam wieder gern hatte. So lange würde Eneas ihn daran erinnern, was für ein wundervoller Mensch er sei. Ach, er würde Kosta das so oft sagen und zeigen wie dieser ihn bei sich ließ.
Sein Geliebter war ein Held und er sollte ja nicht geringer von sich denken. Eneas räumte jedoch ein, dass er nicht jedes Detail seiner Erlebnisse wissen musste, um ihm helfen und für ihn da sein zu können. Wenigstens ging es Kosta allmählich besser. Das heftig auftobende Fieber war dennoch ein Schreck gewesen.
Kosta lächelte ihn auf eine Weise an, dass Eneas ganz weiche Knie bekam und sich zu gerne an seinen Geliebten geschmiegt hätte. Er wagte es nicht. Bisher war es nie gut ausgegangen, wenn Eneas Versuche in diese Richtung gemacht hatte. Es war noch zu früh dafür. Er musste warten bis Kosta irgendwann-
Eneas' träumerischer Gedankengang wurde jäh unterbrochen, als sein Freund sich etwas von der Bank erhob und sich zu ihm hinüberbeugte. Aufgeregt ließ Eneas sich küssen. Ein sanfter und doch langer, hingebungsvoller Kuss. Das war eindeutig kein Traum und Kosta schlief auch nicht. Er war hellwach und küsste Eneas. Der Schriftsteller genoss es und gab sich ganz dem Kuss hin. Verliebt lächelte er Kosta an, nachdem dieser sich wieder gelöst und gesetzt hatte. Wieso hatte Kosta ihn jetzt so plötzlich geküsst? Vorsichtig versuchte er über die Hand des anderen Kriegers zu streicheln.

Kosta sagte, dass Eneas ihn immer Fragen stellen könnte, doch er würde ihm nicht auf alles eine Antwort geben. Eneas nickte. Das war einmal anders gewesen. Da wäre Kosta nicht im Traum eingefallen, nicht auf eine Frage zu antworten. Aber jetzt war es besser. Kosta sollte ruhig selbst entscheiden, was er erzählen wollte und was nicht.
"Ich habe viele Fragen", gab Eneas zu. Allen voran gerade was dieser Kuss zu bedeuten hatte. Dass sie... zusammen kamen? Eneas konnte nicht aufhören zu lächeln. "Aber ich möchte mir keine Antworten erzwingen. Alles was du mir aus freien Stücken sagen willst und wozu du dich gerade wohl fühlst, ist gut."
Er pustete über seine Teetasse und nahm einen Schluck davon. "Trotzdem ist das alles sehr belastend", erkannte er, "Du hast Fieber bekommen und dir gings gar nicht gut. Verschieben wir Fragen bis wir uns beide besser fühlen." Eneas hielt Kosta liebevoll einen Löffel für den Haferbrei hin, damit er endlich was aß.
"Der Kuss war schön", sagte er sanft.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Di 11. Okt 2022, 07:25

Kosta musste leise lachen, als Eneas ihm bestätigte, dass er tatsächlich viele Fragen hatte. Natürlich. Wie könnte es auch anders sein. Eneas hatte immer viele Fragen. Sehr oft zwar die Falschen und nicht selten konzentrierte er sich bei den Antworten, die er bekam auf das nebensächliche, weil ihm das wichtiger erschien und nicht darauf, was Kosta ihm eigentlich hatte sagen wollen. Was manchmal sehr zermürbend und enttäuschend für Kosta sein konnte. Doch die Fragen hörten nie auf.
Dabei hatte Eneas sich in letzter Zeit sehr viel Mühe gegeben, ihm keine Fragen mehr zu stellen, um ihn nicht weiter aufzuwühlen. Kosta hatte trotzdem gespürt, dass die Fragen da waren. Dazu kannte er seinen Freund zu gut. Deswegen bot er ihm nun auch deutlich an, dass er ihm die Fragen stellen konnte. Es war komisch, sie in Eneas rumoren zu spüren. Es fühlte sich an, wie die Ruhe vor dem Sturm, von dem er genau wusste, dass er über ihn herein brechen würde. Kosta wäre es lieber, der Sturm käme gleich, als dass er noch lange darauf warten und deswegen Angst haben musste.
Trotzdem wollte Eneas ihm nun keine Fragen stellen. Er wollte sich keine Antworten erzwingen. Kosta nickte verstehend. Er wollte sich Eneas auch nicht aufzwingen. Dieser meinte, dass alles, was er ihm aus freien Stücken sagen wolle und wozu er sich gerade wohl fühlen würde, wäre gut. Nun wich Kosta Eneas' Blick jedoch aus. Er wollte ihm gar nichts von Dhemlan erzählen und ihn damit belasten. Nur, wenn es für Eneas noch belastender war, nicht darüber Bescheid zu wissen. Nicht selten kam es Kosta jedoch so vor, als wolle Eneas nur einen kleinen Teil davon überhaupt erfahren. Soviel, dass es gerade schlimm genug war, dass Eneas das Gefühl hatte, ihm helfen zu können, doch nicht so schlimm, dass er es selber nicht mehr vertrug. Kosta konnte das verstehen. Wer tat sich schon gerne selber weh? Unwillkürlich fragte er sich, ob er sich für Eneas nicht auch so eine Geschichte ausdenken sollte, wie er es gerade für Pellenea getan hatte. Es war ja nicht direktes anlügen. Nur so ein zurecht stutzen der Wahrheit.

"Ja, das war er ", lächelte Kosta wehmütig, doch ziemlich abwesend, als Eneas meinte, dass der Kuss schön gewesen sei. Er würde so gerne noch viel mehr mit Eneas machen. Leider konnten sie nur nicht so einfach zusammen kommen. Nicht mit den ganzen Erwartungen und dem Unverständnis mit denen Eneas ihm gegenüber stand. Kosta musste erst noch einen Weg finden, wie er dem allem gerecht werden sollte. Ausserdem konnte und wollte er Eneas nicht alles sagen. Kosta war der Meinung, dass Eneas gewisse Dinge selber erfahren und erleben musste, damit er ihm wirklich glauben konnte. Damit er ihn auch wirklich verstand, denn Kosta hatte schon oft gemerkt, dass Eneas ihm manches einfach nicht glauben konnte, weil es ihm so fremd war und jenseits seiner Vorstellungskraft lag.
In Gedanken versunken nahm Kosta sich gehorsam das Schälchen mit dem Haferbrei und den Früchten darin. Langsam und bedächtig begann er zu essen. Schön vorsichtig, damit auch ja nichts wieder hochkam. Denn er musste Essen, um wieder gesund zu werden. Etwas was er unbedingt wollte. Ansonsten musste Eneas sich noch länger Sorgen um ihn machen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er sich schon wieder mehr als satt fühlte. Dabei hatte er gerade mal die Hälfte des Schälchens gelehrt. Entschuldigend blickte er Eneas an.
"Meinst du, wir könnten den Rest des Essens mit in unser Zimmer nehmen?" fragte er müde. Allmählich spürte er doch, wie heftig das Fieber an ihm gezehrt hatte. "Für später. Es ist besser, wenn ich wenig auf einmal esse. Dafür öfters. Und ich möchte nicht als undankbar oder wählerisch erscheinen, wenn ich all das gute Essen wieder zurück gehen lasse."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Di 11. Okt 2022, 08:24

Kosta stimmte auch zu, dass der Kuss schön gewesen war, aber erklärte nicht was ihn dazu gebracht hatte oder was es zu bedeuten hatte. Eneas wollte nicht genau jetzt nachfragen, wo er ja versichert hatte, er würde mit den Fragen warten. Erst einmal war es wichtig, dass Kosta sich erholte. Nach ihrer letzten Aussprache war es seinem Freund gleich viel schlechter gegangen und er hatte nicht mehr auf seinen eigenen Körper geachtet. Die Aussprachen waren zwar wichtig, doch sie durften es nicht zu schnell angehen. Eneas konnte seinen Liebsten nicht so drängen und überfahren. Jetzt bereute er, dass er so emotional geworden war. Er wollte doch eigentlich nicht mit Kosta streiten.
Und jetzt hatte ihn sein Freund auch noch geküsst. Zweimal. Das war etwas gutes oder?
Verträumt frühstückte Eneas, während er sich schon ausmalte wie es in Zukunft zwischen ihnen werden würde. Kosta schaffte längst nicht so viel von dem Frühstück, geschweige denn von einer kleinen Schüssel Haferbrei. Wenigstens hatte er ein bißchen gegessen. Kleine Fortschritte.
Der schlanke Krieger klang dennoch erschöpft, als er fragte, ob sie den Rest des Frühstückes zurück aufs Zimmer nehmen könnten. Es wäre besser, wenn er kleinere Portionen aß.
"Natürlich. Du bist der Doktor", stimmte Eneas zu und begann das Essen zurück auf das Tablett zu räumen. "Sie haben bestimmt nichts dagegen, wenn wir es mitnehmen." Der Hayllier übernahm es das Tablett zu tragen, während Kosta neben ihm herging. Er wirkte wieder müde und zurück im Zimmer legte sich sein Freund wieder hin, um sich auszuruhen.
Eneas nahm sich erneut ein Buch, um zu lesen und sich die Zeit zu vertreiben. Öfter wanderten seine Gedanken zu Tileo und er vermisste den Jungen in den ruhigen Momenten besonders heftig. Eneas atmete tief durch. Tileo würde es gut bei seinen Eltern haben. Dort gehörte er hin. Es änderte leider doch nichts an den Schmerzen des Vermissens.
Eneas blickte hinüber zu seinem Freund, der zum Glück friedlich schlief. Er sah so schön aus... hoffentlich litt er nicht an Albträumen.

Leider erfüllte sich die Hoffnung nicht und als Kostas Schlaf zu unruhig und aufgewühlt wurde, weckte Eneas ihn rasch. Er fragte nicht nach den Inhalten des Albtraumes. Ob es wieder der Kerker gewesen war? Wenn Eneas ihm nur irgendwie hätte helfen können..
Nachdem sein Freund sich wieder etwas gefangen hatten, aßen sie von den Resten des Frühstückes.
Nachmittags konnte Kosta sogar einen kleinen Spaziergang durch den Kräutergarten und den Kreuzgang machen. Eneas wusste nicht genau über was sie reden konnten. Er hatte noch in Erinnerung wie gereizt Kosta reagiert hatte, als er auch nur in erwähnt hatte, dass sie bald Proviant einkaufen müssten.
Vielleicht konnten sie eine Weile hier bleiben, um sich zu erholen bevor sie weiterreisten. Wohin auch immer.
Für den Moment schlief Kosta viel, aber schon am nächsten Tag wirkte er ein bißchen kräftiger und er schaffte es auch mehr zu essen als gestern. Erneut machten sie am Nachmittag einen Spaziergang. Dieses Mal um den Tempel herum, so dass Kosta auch sehen konnte, wohin es sie verschlagen hatte. Ein ruhiges Dorf. Sie lebten wohl vom Weinanbau und den Pilgern, die ab und zu vorbeikamen.
Eneas setzte sich auf eine Bank.
"Kann ich dich jetzt was fragen?", wagte er endlich einen Vorstoß. Eneas deutete auf Kostas hochgeschlossenes Hemd. "Wieso magst du dich mir nicht mehr zeigen? Ich meine... nicht gänzlich nackt oder erotisch.. das verstehe ich. Aber nichtmal der Oberkörper oder die Arme... wieso nicht?"
Natürlich hatte Kosta schon immer hochgeschlossene Kleidung bevorzugt, aber so extrem war es selten gewesen. Abends ließ Eneas Kosta auch die Gelegenheit sich alleine umzuziehen. Seine langen Schlafanzüge. Der Schriftsteller verstand den Grund dahinter nicht. Er hatte gedacht, Kosta wollte auf jeden Fall vermeiden, dass Eneas falsche Ideen bekam, aber dazu passten die Küsse nicht.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Di 11. Okt 2022, 08:42

Eneas sah kein Problem dabei, wenn sie das liebevoll vorbereitete Frühstück einpackten und mit aufs Zimmer nahmen. Er begann auch gleich, das Essen zurück auf das Tablett zu stellen. Kosta lächelte ihn dankbar an, sorgte sich jedoch, dass Eneas selbst zuwenig zum Frühstück bekommen hatte. Allerdings hatte Eneas schon seine Schüssel Haferbrei gelehrt, während Kosta gerade mal die Hälfte geschafft hatte. Und Eneas würde schon im Zimmer weiter essen, wenn er noch Hunger hatte, hoffte Kosta. Trotzdem trank er noch in Ruhe seine Tasse Tee zuende, damit Eneas auch genügend Zeit bekam, sein Frühstück zu beenden. Obwohl er ganz plötzlich sehr müde war.

Der Weg zurück ins Zimmer schien eine ganze Ewigkeit zu dauern und als sie dann endlich da waren, legte sich Kosta mitsamt seiner Kleidung aufs Bett und war beinahe augenblicklich eingeschlafen. Das war normal nach so einem Fieber. Danach erschöpfte der Körper noch schnell. Ausserdem hatten sie jetzt ohnehin Zeit. Sie mussten nirgendwohin und es gab auch keinen kleinen Jungen, dem Gegenüber sie Verantwortung trugen. Sie konnten sich einfach treiben lassen. Kosta hatte sich so sehr danach gesehnt. Jetzt konnte er hoffentlich wieder an sich arbeiten, damit es trotzdem klappte, das mit Eneas und ihm.

Nachdem die Erschöpfung gewichen war, kamen die Albträume wieder. Fragmente seiner Erinnerungen aus dem Kerker mischten sich mit seiner bodenlosen Furcht, dass auch Eneas da gefangen war und ihm wehgetan wurde. Bevor es diesmal jedoch ganz schlimm wurde, weckte Eneas ihn auf. Kosta atmete noch ganz hektisch, brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Danach lächelte er seinen Freund jedoch dankbar an, weil er ihn geweckt hatte. Es reichte, wenn er nachts in den Schrecken seiner Albträume badete. Das musste er nicht auch noch am Tag tun.
Sie assen ihr Frühstück zuende. Diesmal konnte Kosta schon etwas mehr essen, auch wenn sie dank des späten Frühstücks das Mittagessen anschliessend ausliessen und am Nachmittag dafür etwas kleines assen. Kosta liess sich Zeit. Er wusste, dass es die brauchte, damit er wieder gesund werden konnte. Und sie hatten ja Zeit. Das fühlte sich so wunderbar an. Nach einem weiteren, kleinen Schläfchen, fühlte er sich sogar ausgeruht genug, einen kleine Spaziergang durch den Kräutergarten und den Kreuzgang zu machen. Es war ein wirklich schönes, ruhiges Plätzchen hier, diese Pilgerstätte. Ein Ort, wo man alle Verpflichtungen und Verantwortungen an einen Haken neben die Tür hängen konnte. So wie einen alten Mantel.

Am Nächsten Morgen ging es Kosta noch eine Spur besser, als gestern. Er schaffte das Frühstück in einem Anlauf und musste sich danach nicht ganz so dringend hinlegen. Sicherheitshalber hielt er dennoch ein Schläfchen. Zumindest so lange, bis die Albträume ihn wieder einholten und Eneas ihn weckte. Wobei Kosta das Gefühl hatte, dass die Träume nicht mehr ganz so schlimm waren, wo sie hier so viel Ruhe und Frieden bekamen. Schlimm genug waren sie alleweil noch immer.
Auch an diesem Nachmittag machten sie einen Spaziergang. Dieses Mal um den Tempel herum. Kosta sah, dass Eneas ihn in ein abgelegenes, verschlafenes Nest geschleppt hatte. Unwillkürlich fragte er sich, wieviele Dörfe Eneas ausgelassen hatte, um dieses hier zu finden. Bestimmt hatte er sich vollkommen verausgabt. Kosta hätte niemals ohnmächtig werden dürfen.

Sie sassen auf einer Bank an der milde, wärmenden Sonne vor einer Mauer des Tempelgebäudes und blickten in den ruhig daliegenden Rebberg, als Eneas die Ruhe durchbrach und ihn bat, ihn etwas fragen zu dürfen. Eine dieser tausend Fragen, die unter seiner Oberfläche brodelten und ihn und Kosta damit gleich mit ganz unruhig machten. Kosta lächelte milde und nickte. Er hatte schon damit gerechnet, dass das früher oder später so kommen würde und er wollte Eneas doch sehr gerne helfen, ihn zu verstehen.
Eneas deutete auf sein Hemd und fragte ihn, warum er sich ihm nicht mehr zeigen mochte. Wobei er sich rasch präzisierte und erklärte, dass er nicht gänzlich nackt oder erotisch meinte. Das würde er verstehen. Tatsächlich? Kosta blickte Eneas überrascht und fragend an. Denn das verstand er nicht. Eneas fuhr fort, warum Kosta ihm noch nicht einmal seinen Oberkörper oder die Arme zeigen wollte. Kosta nickte sacht und lehnte sich auf der Bank wieder zurück, blickte wieder auf die Aussicht, die sich ihm bot. Es war ihm nicht so bewusst gewesen, dass das Eneas beschäftigen würde. Er hatte angenommen, dass er sich ihm erklären musste, warum er sich ihm nicht mehr nackt zeigen wollte. Warum er ihm nun aber noch nicht einmal seine Arme zeigen wollte, das war viel schwieriger in Worte zu fassen und zu erklären.
Irgendwie wollte er verbergen, dass Ranard ihm Ringe um die Gelenke und den Hals gelegt hatte. Dabei war davon keinerlei Spuren mehr zu sehen. Es war gar nichts mehr davon zu sehen, was er in den letzten Jahren erlebt hatte. Noch nicht einmal sein Drache waru zurück geblieben. Es war nicht nur so, dass einfach desse Körper auf Kostas Rücken zerfetzt war, nein, es fehlte auch der Rest. Der Kopf und der Schwanz waren ebenfalls verschwunden. Sein Körper war rein und makellos, wunderschön. Doch normal war das nicht.
"Ich habe nicht das Gefühl, dass dies mein Körper ist", erklärte Kosta schliesslich nach einer ganzen Weile des schweigenden Nachdenkens. "Ich schäme mich seiner. Auch wenn ich nichts für meinen Körper kann. Ich denke, dass es besser ist, wenn du ihn nicht siehst. Es wäre nicht gut, wenn dir etwas gefällt, was nicht echt ist. Und selbst wenn er doch echt ist. Von ein bisschen was zeigen zu ganz nackt sein, kann es so schnell gehen. Wir sollten das nicht riskieren."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Di 11. Okt 2022, 09:41

Zwar sah Kosta ihn überrascht an, doch zum Glück verschloss er sich nicht gleich oder wich ihm aus, wie sonst manchmal. Sein Freund blieb ruhig, ließ sich aber eindeutig Zeit mit der Antwort. Eneas drängte nicht weiter und blickte ebenfalls wieder nach vorne und über das friedliche Dorf hinweg. Er wusste, wenn er jetzt drängte, würde Kosta ihm erst recht nichts erklären.
Jedoch verging so viel Zeit, dass der Schriftsteller zuerst glaubte, dass Kosta ihn einfach anschweigen und dann eventuell das Thema wechseln würde.
Dieses Mal tat er es nicht.
Nach einer längeren Pause antwortete er, dass er nicht das Gefühl hätte, es wäre sein Körper. Er würde sich für ihn schämen. Eneas versuchte ihn zu verstehen. Er wusste selbst sehr gut wie es war, sich zu schämen. Nach seinen Missbräuchen hatte er sich auch minderwertig gefühlt. Er hatte seinen schwachen Körper gehasst und nicht zuletzt hatte er sich oft vor Timaris geschämt. Es hatte gedauert bis sich dies Stück für Stück wieder geändert hatte. Ob Kosta so ähnlich empfand oder ob es sich für ihn anders anfühlte?
Sein Freund sah ein, dass er nichts für seinen Körper könnte, doch er wollte trotzdem nicht, dass Eneas ihn sah. Ihm sollte nichts gefallen, was nicht echt sei. Selbst wenn der Körper doch echt sei.
Eneas kam bald nicht mehr mit und blickte Kosta fragend an. Zum Schluss schob dieser seine übliche Erklärung vor. Dass etwas Nacktheit schnell zu mehr führen würde.
"Ich kann mich beherrschen", beteuerte Eneas, "Du musst keine Angst haben, dass ich deine Situation ausnutze. Ja, ich sehne mich nach dir." Und er war oft versucht. Besonders nach dem wilden Kuss in der Nacht. Aber er hatte sich zurückgehalten. "Aber ich beherrsche mich", wiederholte er ernst. Er hatte auch nicht gedrängt, als Kosta dann doch lieber alleine hatte duschen wollen. So war es sicherlich vernünftiger. Kosta hatte schon recht, dass sie das nicht riskieren sollten.
"Ich bin auch dafür, dass wir zuerst reden sollten, um wieder richtig zueinander zu finden." Dennoch wünschte Eneas sich, dass Kosta sich wieder ungezwungen in seiner Nähe verhalten konnte. Momentan kam ihm das alles sehr verkrampft vor.

Eneas schwieg kurz. "Wie meinst du das, dass du dich für deinen Körper schämst? Was ist denn nicht an ihm echt?", fragte er. "Ist es.. wegen dem was dir in Dalmadans Feste passiert ist? Die Wärter..." Er stockte. Natürlich machte sich Eneas seine eigenen Überlegungen im Versuch zu ergründen wieso es Kosta nicht gut ging.
"Dass du das Gefühl hast, dein Körper gehört dir nicht mehr, weil du dort nicht über deinen Körper hast bestimmen können? Oder was ist es?" Er machte einen kleinen Vorstoß, ob Kosta seine Hand bei diesem Gespräch halten wollte. Eneas' Finger näherten sich sachte an, waren aber bereit sich wieder zurückzuziehen. Er könnte verstehen, wenn Kosta jetzt keine Berührungen wollte.
"Weil die Piercings raus sind?", gab er seine andere Überlegung Preis. Zucker hatte gesagt, Kosta hatte die Piercings von selbst rausgewollt, doch danach war er zusammengebrochen. Ob er die Piercings immer noch vermisste und sie zurückhaben wollte?
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Di 11. Okt 2022, 09:46

Eneas beteuerte ihm gleich innig, dass er sich beherrschen würde. Kosta brauchte keine Angst zu haben, dass er seine Situation ausnutzte. Auch wenn er sich nach ihm sehnte. Doch er würde sich beherrschen. Eneas sagte das ganz ernst. Trotzdem musste Kosta schmunzeln. Er wollte Eneas nicht auslachen und er glaubte ihm, dass er sich alle Mühe geben würde. Dennoch war Eneas ihm schon oft erlegen und umgekehrt. Egal wie sehr sie dafür waren, zuerst zu reden, um zueinander zu finden, Kosta versuchte jegliche Versuchung zu unterdrücken, so gut es eben ging. Nicht, dass sie schwach wurden.
"Du vielleicht", lächelte er seinen Freund leicht dunkel an. Selbst wenn Eneas sich beherrschen konnte, für Kosta war es nicht leicht ruhig und vernünftig in der berrauschenden Nähe seines Liebsten zu sein. Das hatte der wilde Kuss in der vorletzten Nacht gezeigt. Oder die hemmungslose Härte, am Morgen darauf.

Aber das war nicht das eigentliche Problem. Oder zumindest nicht das Einzige. Verwirrt wollte Eneas wissen, was Kosta damit meinte, dass er sich für seinen Körper schämte und was nicht echt daran sei. Er wollte noch mehr fragen, fing dann aber an zu stocken und konnte nicht so deutlich fragen, ob Kosta im Kerker von den Wärtern vergewaltigt worden war. Trotzdem versuchte er es. Mit viel Umschreibung. Dabei legte er in seine Fragen seine eigenen Erfahrungen. Zum Schluss fragte er sogar noch nach den Piercings. Er fürchtete wohl, dass Kosta die wieder haben wollte.
"Ich bin es mir gewöhnt, dass ich nicht über meinen Körper bestimmen kann", schüttelte Kosta sachte seinen Kopf. "Damit bin ich aufgewachsen und es macht mir nichts aus. Das ist es nicht." Zumal er durchaus gelernt hatte, sich zu wehren und ungehorsam zu sein, wenn ihm bezüglich seines Körpers wirklich etwas wichtig war.
"Es liegt auch nicht an den Vergewaltigungen", wehrte Kosta ab. Denn das meinte Eneas bestimmt mit was ihm in Dalmadans Feste passiert sei. "Auch wenn ich mich sehr dafür schäme, wie ich darauf reagiert hatte." Aber das war so ein kleiner Teil im Vergleich zu der Schuld, die er sonst auf sich geladen hatte, die ihn sonst bedrückte, dass er es schon fast nicht mehr wahrnahm in diesem Meer aus Schmerz und Scham.
"Aber auch das ist nicht das, weswegen ich mich fühle, als hätte ich jemand anderes den Körper gestohlen", versuchte er langsam zu erklären. "Ranard hat... Die Piercings, die du gesehen hast, Eneas, sie waren nur ein kleiner Teil des ganzen. Da... da war noch viel mehr. Ranard hat mit auch enge Eisenmanschetten um Hand- und Fussgelenke angelegt, sowie einen Ring um den Hals. Das hat Schürfwunden hinterlassen. Und die Piercings, mein ganzer Körper müsste durchlöchert sein, nun wo ich sie nicht mehr trage." Kosta streckte Eneas die Zunge heraus, um ihm zu zeigen was er meinte. Kein Piercing, aber auch kein Loch eines Piercings war darin zu sehen.
"Doch da ist nichts", führte er hilflos aus. "Keine Löcher, keine Narben, ja noch nicht einmal der kleinste Kratzer. Der Körper, in dem ich bin, der ist makellos. Wenn ich in den Spiegel schaue, da sehe ich den Körper eines 160 jährigen Jungen. Frisch, unbenutzt, richtiggehend jungfräulich." Kosta schüttelte sich leicht. "Das kann doch nicht sein. Das ist nicht echt."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Di 11. Okt 2022, 09:48

Kosta lächelte dunkel und meinte geheimnisvoll, dass Eneas sich vielleicht beherrschen könnte. Aber Kosta nicht? Oh, Eneas hätte absolut nichts dagegen, wenn sein Freund über ihn herfiel und ihn vernaschte. Versonnen musste er an ihr letztes Mal auf Nuranessa denken. Es war schon so lange her. Noch bevor Kosta ein weiteres Mal nach Raej war, um Zucker nachzujagen. Noch vor ihrem Streit auf dem Schiff. Ob Kosta jetzt nicht mehr in Zucker verliebt war? Eneas verdrängte die zweifelnden Gedanken und versuchte lieber zu verstehen wie es dem anderen Krieger mit seinem Körper ging und warum er sich dessen schämte.
Eneas gab seine eigenen Vermutungen preis, die größtenteils auf seine eigenen Erfahrungen basierten. Vielleicht empfand Kosta ja so ähnlich. Das könnte Eneas verstehen. Er hatte oft das Gefühl gehabt, sein Körper gehörte nicht mehr ihm selbst und es war schrecklich gewesen.
Es stellte sich heraus, dass Kosta dies nicht so sehr traf, da er gewöhnt wäre nicht über seinen eigenen Körper zu bestimmen. Eneas blickte ihn ernst an. Es war schwer dies zu hören, denn so sollte es nicht sein. Ja, Kosta war ein Sklave, doch das gab irgendwelchen Schweinen nicht das Recht mit Kostas Körper alles mögliche anzustellen. Eneas wurde wütend wenn er nur daran dachte. Was hatte Kosta alles erleiden müssen?
"Diese Wärter hatten trotzdem kein Recht..", wandte Eneas leise ein. "Dein Körper gehört dir." Allerhöchstens Timaris, doch daran wollte Eneas erst recht nicht denken. Erschrocken sah er auf, als Kosta offen aussprach, dass es nicht an den Vergewaltigungen läge. Sein Liebster hatte ihm keinerlei Details darüber verraten und so hatte Eneas es sich selbst zusammengesetzt aus Anzeichen und einzelnen Worten. Es war das erste Mal, dass Kosta es so offen benannte. Eneas wusste nicht wie er reagieren sollte. Er wusste dafür nun wie Timaris sich gefühlt haben musste. Wieso hatte er Kosta nicht davor schützen können?
"Du schämst dich wie du darauf reagiert hast?", fragte Eneas. "Du hast sicherlich nicht schuld daran. Du musst dich nicht schämen", beteuerte er und streichelte nun doch sachte, leicht hilflos, über Kostas Hand.

Sein Freund erzählte ihm wie genau Ranard ihn, abgesehen von den Piercings, gefesselt hätte. Eisenmanschetten, ein Halsring, Piercings, die ihn durchlöcherten, Schurfwunden. Es klang so grausam.
Wie zum Beweis, dass aber keinerlei körperliche Spuren zurückgeblieben waren, zeigte Kosta ihm seine Zunge. Ja, da sah man nichts mehr. Jemand hatte es restlos geheilt. Kosta fuhr fort, dass er nirgendwo mehr Narben hätte, kein einziger Kratzer. Er wäre makellos und sähe wieder wie früher aus. Unbenutzt, Jungfräulich. Eneas bemühte sich nach Kräften nicht an Kostas jungfräulichen Körper zu denken. Besonders, wo sein Freund so ratlos klang.
"Dass du so unversehrt bist, das fühlt sich unecht an?", hakte Eneas nochmal nach. "Ich glaube, das kann ich etwas verstehen... nach Nevander habe ich mir ja auch die Narben gemacht." Er trug sie noch immer, eine hässliche Zahl am Oberarm. "Ich brauchte das damals, weil da so eine riesige Kluft zwischen meinen inneren Wunden und meiner körperlichen Unversehrtheit war. Ich musste irgendwo einen Heilprozess sehen. Eine äußere Wunde haben. Unsere beiden Erlebnisse sind natürlich nicht gleich", beteuerte er. Eneas wollte das nicht vergleichen. "Aber ich kann nachvollziehen wieso du dieses Gefühl hast... dass plötzlich diese körperlichen Fesseln nicht mehr da sind, obwohl sie ja so..." Er suchte nach dem richtigen Wort. "Bedeutsam waren." Eneas sah ihn aus sanften, melancholischen Augen an.
"Ach, Kosta... es tut mir selbst so weh, dass du das durchgemacht hast. Irgendwann wirst du dich bestimmt wieder mit deinem Körper im Einklang fühlen. Erinnerst du dich noch, was passiert ist, nachdem Zucker dir die Piercings entfernt hat?", fragte er, "Wie es dazu gekommen ist, dass du so geheilt bist. War das... Sorra?", riet er. Das allererste was Kosta nach Tagen des Schweigens gesagt hatte, war, dass er sich wieder an Andiël erinnern konnte. Und Sorra hatte ihm damals die Erinnerungen daran genommen. War Kosta ihr im Palast noch einmal über den Weg gelaufen?
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Di 11. Okt 2022, 09:52

Eneas stellte sofort klar, dass die Wärter kein Recht gehabt hätten, Kosta so etwas anzutun. Selbst wenn er es sich gewohnt war, dass er keine Kontrolle über seinen Körper hatte. Sein Körper würde ihm gehören. Das bestritt Kosta ja auch gar nicht. Er hatte nur erklären wollen, dass es nicht das war, was ihn so beschäftigte und durcheinander brachte. Eneas und er hatten diesbezüglich komplett andere Ansichten und wahrscheinlich hätte Eneas noch länger über die Wärter geschumpfen, wenn er nicht so überrascht und erschrocken darüber gewesen wäre, dass Kosta deutlich das aussprach, was Eneas nur heimlich vermutete und nicht getraute zu fragen.

Dafür beteuerte Eneas ihm dann gleich, dass er sich nicht deswegen schämen müsste, wie er auf die Vergewaltigungen reagiert hätte. Sicherlich hätte er keine Schuld. Kosta senkte seinen Blick. Natürlich konnte er etwas dafür, wie er darauf reagiert hatte. Er hätte sich auch dagegen wehren können. Nicht erfolgreich, doch er hätte klarstellen können, dass er nicht wollte. Dass er sich dann nicht mehr so frei hätte bewegen können, war nicht bewiesen. Oder er hätte es auch klagend oder schweigend ertragen können. Doch die Wahrheit war, dass er den wilden Sex nicht selten genossen hatte, obwohl so viel Gewalt und Bosheit dahinter gesteckt hatte. Deswegen schämte er sich.
Und noch mehr schämte er sich, weil er sich jetzt nicht getraute, es klarzustellen. Er sagte sich, dass er eigentlich noch dabei war, Eneas andere Frage von vorhin zu beantworten. Aber ob dies der einzige Grund war, daran zweifelte er stark. Es liess ihn sich schlecht und widerwärtig fühlen.

"Genau", bestätigte er leise, dass es sich unecht anfühlen würde, dass er so unversehrt war. "Wie eine Lüge. Wenn du mich so sähen tätest, käme es mir so vor, als täte ich dich anlügen." Auch das war ein Grund, weswegen er sich hinter seiner Kleidung versteckte. Diese Erklärung konnte Eneas jedenfalls nachvollziehen und er erzählte ihm nochmals, warum er sich seine Narbe am Oberarm gemacht hatte. Kosta empfand es wie Eneas als nicht das gleiche. Aber es war wohl ähnlich genug, dass es sich vergleichen liess.
"Die Fesseln und die Piercings, sie haben mich gebrochen", berichtigte Kosta, als Eneas behutsam meinte, dass sie für ihn bedeutsam gewesen seien. Das war ihm ein viel zu schwaches Wort und es deutete irgendwie auch an, dass sie wichtig für ihn gewesen wären. "Sie haben mir geholfen, vielen Schmerz besser zu ertragen. Dennoch habe ich mich lange geweigert, sie mir an mir anzusehen. Leider zwang mich Ranard irgendwann dazu. Es... es hat mich gebrochen", wiederholte er, weil er keine andere Erklärung, keine anderen Worte dafür hatte. "All dieses Metall an mir... die Piercings und die Fesseln... zu wissen, dass sie nicht von dir kamen. Das war furchtbar. Das hätte doch dir gehören sollen." Aber ein anderer hatte ihnen das brutal entrissen.
"Deswegen, selbst wenn ich die Piercings noch tragen würde, oder auch nur die Löcher und die Narben, ich würde mich dir trotzdem nicht zeigen wollen", stellte er fest klar. "Es tut mir so leid, dass ich dir das auf dem Schiff aufgebürdet habe. Das hätte ich nicht tun sollen." Eneas hatte damals zwar gesagt, dass sein Anblick nie schlimm für ihn wäre. Doch die Vorstellung, was Kosta schlimmes hatte erleben müssen, das quälte seinen Freund durchaus. Weswegen er ihm auch nicht viel sagen wollte. Nur hatte Eneas andererseits eine sehr lebhafte Fantasie. Wenn Kosta die nicht in bestimmte Bahnen lenkte, würde sie vollkommen überborden und Eneas ebenfalls leiden lassen.

"Nein, ich kann mich nicht daran erinnern, was passierte, nachdem Zucker mir die Piercings abgenommen hat", schüttelte er traurig seinen Kopf. Er war aber vorallem traurig, weil Eneas so traurig wegen ihm war. Das sollte doch nicht sein. "Ich erinnere mich noch nicht einmal mehr so richtig daran, wie Zucker sie mir überhaupt abgenommen hat. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass es Sorra Tolarim war. Ich konnte mich ja plötzlich wieder an Andiël erinnern. Es würde zu ihr passen. Sie liebt doch solche Spielchen. Das eine zu geben und das andere zu nehmen. Ich meinte, ich müsste mich an etwas aus der Nacht erinnern. Da war etwas. Aber ich kann es nicht greifen. Es wird wohl nicht so wichtig sein."
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Eneas » Di 11. Okt 2022, 09:53

Kosta meinte, es wäre wie eine Lüge, wenn Eneas seinen unversehrten Körper sähe. Es wäre nicht echt.
"Es ist keine Lüge. Es ist immer noch dein Körper. Du musst dich nur wieder daran gewöhnen und mit dir ins Reine kommen. Das braucht leider Zeit", versuchte Eneas seinen Geliebten aufzubauen. "Ich finde, du machst das schon ganz gut..."
Er selbst wäre vermutlich jahrelang ein heulendes Wrack gewesen, nachdem was Kosta alles erlebt hatte. Eneas konnte es sich ja kaum vorstellen. Dass der andere Krieger jetzt, einige Monde später, schon bereit war etwas darüber zu reden und wieder selbstständiger zu werden, war ein großer Schritt. Aber es war gewiss erst der Anfang. Wenigstens redete er überhaupt wieder, nachdem er so lange geschwiegen hatte. Das war auch direkt nachdem er die Piercings entfernt bekommen und ihn jemand geheilt hatte. Vielleicht Sorra? Eneas war sich nicht sicher.
Sein Freund vertraute ihm an, dass ihn die Piercings und Fesseln gebrochen hätte. Zwar hätte er damit die Schmerzen besser ertragen, doch als Ranard ihn gezwungen hätte die Piercings anzuschauen, hätte es ihn gebrochen. Es war schwer mitanzuhören. Zum Glück war Ranard bereits tot, sonst wäre Eneas liebend gerne losgestürmt, um ihn nochmal zu töten.
"Es ist furchtbar...", sagte er ganz leise, schüttelte unverständig den Kopf. Wie hatten diese Wärter das Kosta bloß antun können? Wie konnten Menschen so furchtbar sein? "Die Piercings haben dir geholfen, die Schmerzen zu ertragen?", fragte er verwirrt, "Wegen.. der Lust?" Normalerweise dienten Piercings, neben dem Körperschmuck, dazu, dass man prickelnde Gefühle bekam. Meinte Kosta das mit 'besser ertragen'? Nur war es für Eneas schwer vorstellbar wie man erzwungene Piercings genießen konnte. Kosta hatte vielleicht einfach getan was er tun musste, um weitermachen zu können. Nun war Eneas erst recht froh, dass sein Liebster sich nicht umgebracht hatte. Dafür hatte er furchtbar gelitten, sprach wieder davon, es hätte ihn gebrochen.
"Aber nicht zerbrochen", beharrte Eneas. Wenigstens das nicht. "Es wird wieder besser. Bestimmt. Jetzt musst du es nicht mehr ertragen. Ranard ist tot. Zorya ist tot. Timaris lebt. Du lebst. Du bist stärker als diese einzelne schreckliche Zeit", appellierte er innig an Kosta.

Eneas war nur verwirrt, als Kosta meinte, dass furchtbare daran wäre gewesen, dass die Piercings und Fesseln nicht von Eneas gekommen wären. Es hätte Eneas gehören sollen.
"Mir gehören?", fragte er sanft. Es war ja nicht das erste Mal, dass Kosta Piercungs und Fesseln hatte. Wohl aber nie so extrem. Wollte er wieder solche extremen Piercings? Eneas könnte ihm das doch nicht antun. Vielleicht etwas kleines.. nicht so einschneidendes. Nein, erstmal sollten sie überhaupt nicht daran denken.
"Ich bin nicht.. eifersüchtig. Nicht darauf", beschwichtigte er, falls dies Kostas Sorge gewesen war. Der andere Krieger hatte doch schon für diverse andere Liebhaber und Gefährten Piercings getragen. Ja, darauf war Eneas durchaus eifersüchtig gewesen, obgleich er oft versucht hatte, es zu verbergen.
"Hier hattest du keinen Einfluss darauf, was mit deinem Körper gemacht wird", versuchte er Kosta seine Sorgen zu nehmen. "Wir werden auch wieder besondere Momente haben, die nur uns beide gehören und die uns keiner wegnehmen kann", beteuerte er und streichelte seinem Freund zärtlich über die Wange.
Kosta wollte ihm seinen Körper nicht zeigen, selbst wenn er die Piercings oder Narben davon hätte.
"Es tut mir so leid, dass ich dir das auf dem Schiff aufgebürdet habe. Das hätte ich nicht tun sollen", sagte er. Eneas schüttelte den Kopf.
"Du hast mir nichts aufgebürdet", erwiderte er, "Ja, es war schwierig anzusehen. Ich hab mich erschrocken", gab er zu und blickte Kosta verzeihend an, "Ich hätte besonnener reagieren sollen." Eneas bereute seine damaligen Reaktionen jetzt. Er hätte es ganz anders handhaben sollen, denn danach hatte sich Kosta sehr lange vor ihm verschlossen. Tat es ja auch jetzt noch.
"Auf dem Schiff hab ich geglaubt, ich wäre eifersüchtig auf Ranard. Ich war nicht sicher, ob du in der Nacht.. ob du erregt warst wegen den Piercings oder mir. Ob sich das nicht zu sehr vermischt hätte... Aber jetzt", er atmete durch, "Ich bin nicht eifersüchtig auf diesen Mann, der dir das angetan hat. Ich bin furchtbar rasend, wenn ich an ihn denke. Trotzdem denke ich, das es gut war, dass wir nichts weiter gemacht haben in dieser Nacht.. es war viel zu frisch." Kosta war ja kaum befreit vom Kerker gewesen und mit den Gedanken immer noch dort gewesen. Nein, Eneas war heilfroh, dass er das nicht ausgenutzt hatte.
"Du kannst mir trotzdem Dinge aufbürden. Gerade wenn sie schwierig für dich sind. Quälender ist für mich der Gedanke, dass du dich alleine da durchschleppst und leidest, nur weil du mich nicht belasten willst."
Es war gut, dass sie wieder einmal darüber redeten und das sogar relativ ruhig. Vielleicht hatten sie beide genug Zeit gehabt, etwas Abstand zu gewinnen.

Kosta erzählte, dass er sich nicht an die Zeit erinnerte, nachdem Zucker die Piercings entfernt hätte. Auch daran könne er sich nicht richtig erinnern. Der schlanke Krieger vermutete auch, dass Sorra ihn geheilt hätte, da er sich dann ja plötzlich wieder an Andiël hatte erinnern können. Kosta versuchte sich an die Nacht erinnern, doch er schaffte es nicht richtig.
"Womöglich erinnerst du dich später daran", ermunterte Eneas ihn, "Vielleicht wollte sie dir einen Neuanfang geben indem sie alles geheilt hat. Als Dank dafür, dass du Timaris gerettet hast." Er zuckte mit den Schultern. "Wer weiß schon was in ihrem Kopf vorgeht." Das wollte der Hayllier lieber nicht so genau wissen.
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Re: Ein langer Weg

Beitragvon Kosta » Di 11. Okt 2022, 09:56

Liebevoll versicherte Eneas ihm, dass sein Körper immer noch der seine wäre und es keine Lüge wäre, dass dieser wieder gesund war. Er müsste sich nur erst wieder daran gewöhnen und mit sich ins Reine kommen. Das würde leider Zeit brauchen. Doch er fand, dass Kosta das schon ganz gut machen würde. Der Krieger seufzte innerlich. Sich daran gewöhnen. Man konnte sich an vieles gewöhnen. Aber ob er jemals wieder mit sich ins Reine kommen würde, wusste er nicht. Eneas zuliebe wollte er es trotzdem versuchen. Zumindest was das betraf, was die Wärter ihm angetan hatten. Die Geschichte mit Minan, das würde er sich niemals verzeihen können. Doch wie die ganze Zeit des Gesprächs über, versuchte Kosta auch jetzt krampfhaft, nicht an den Prinzen zu denken. Sonst würde er nicht mehr so ruhig mit Eneas weiter sprechen können und sein Freund freute sich offenbar darüber, dass es gerade so gut ging. Ihm zuliebe riss Kosta sich so gut es ging zusammen. Kosta wusste ja, dass Eneas recht hatte, was den Heilprozess anbelangte. Kosta sollte sich dagegen nicht sperren. Es gab andere, die viel tiefer verletzt worden waren. Minan zum Beispiel. Ausserdem genoss er es selber sehr, so gemütlich neben Eneas auf der Bank zu sitzen, die Hand gehalten zu bekommen und mit ihm zu sprechen. Er hoffte nur, dass es Eneas vorallem helfen tat und ihn nicht belastete.

"Ja, wegen der Lust", gestand er nun doch beschämt, als Eneas nachhakte, warum ihm die Piercings geholfen hatten. "Du weisst, wie schnell mein Körper..." er stockte, machte ein entschlossenes Gesicht. "Du weisst wie schnell ich auf Stimulation reagiere." Das war nicht nur sein Körper. Es war sein ganzes Wesen, das sofort anfing zu hecheln, wenn man ihn anleinte. "Dagegen habe ich mich nicht gewehrt. Mit Lust im Körper sinkt das Schmerzempfinden und man ist entspannter, belastbarer. So war es leichter, Ranard zu empfangen." Dennoch hatte es ihn gebrochen, sich dieser Lust hinzugeben.
Eneas meinte jedoch eifrig, dass es ihn nicht zerbrochen hätte. Kosta war sich dessen jedoch nicht so ganz sicher. Gleich nach dem Gedanken schalt er sich. Das war gemein denen gegenüber, die tatsächlich zerbrochen waren. Er sollte sich nicht so aufführen. Kosta konnte noch seine Juwelen nutzen und sein Geist schien auch ganz zu sein. Er hatte Glück gehabt. Dennoch war er nicht ganz so glücklich darüber, dass er noch lebte, wie Eneas. Der andere Weg wäre einfacher gewesen. Weniger beschämend und schmerzhaft.

"Wenn jemand das Recht dazu hätte, dann du", murmelte Kosta etwas mitgenommen, als sie über die Piercings sprachen, die Ranard ihm verpasst hatte. Wenn er schon dauernd rasend vor Lust war, dann wollte er das wegen Eneas sein. Dieser beschwichtigte ihn diesmal, ganz im Gegensatz von damals auf dem Schiff, dass er nicht eifersüchtig sei. Nicht darauf. Kosta war verwirrt, wusste nicht so recht, was er nun glauben sollte. Damals auf dem Schiff war das ganz anders gewesen.
"Ich hätte mich dagegen wehren können", wandte er leise ein und brachte Eneas damit die gleichen Argumente entgegen, wie sie Zucker und Prinz Asar ihm engegen gebracht hatten. Es wäre gegangen. Vielleicht hätte er die Piercings nicht gänzlich verhindern können. Doch er hätte sich dagegen wehren können. Hätte klarstellen können, dass er sie nicht wollte. Eneas streichelte ihm jedoch einfach zärtlich über die Wangen und meinte, dass sie zwei auch wieder ihre besonderen Momente haben würden. Kosta erschauderte unter den lieben Worten. Gleichzeitig schossen ihm Augenblicklich die Tränen in die Augen. Er hatte doch nichts mehr. Es gab nichts, was er Eneas noch schenken konnte. Nichts, was nicht schon ein anderer für sich beansprucht hatte. Einfach weil Kosta nicht gewusst hatte, dass Eneas ihn doch noch einmal für sich beanspruchen wollte. Weil er ja unbedingt seine niederen Bedürfnisse hatte befriedigen müssen. Oh, er hasste sich so sehr. Es gab nur etwas ganz kleines, was er Eneas noch geben konnte. Etwas, was er noch niemandem gegeben hatte. Leider war das nichts, was Eneas überhaupt haben wollte. Auch wenn es für Kosta selbst sehr bedeutsam war.

Halb blind vor stummen Tränen hörte er Eneas etwas erschlagen und nicht so ganz aufnahmefähig zu, wie er sich dafür entschuldigte, wie er auf dem Schiff auf die Piercings reagiert hatte. Fahrig schüttelte Kosta seinen Kopf. Nein, es war gut, so , wie Eneas reagiert hatte. Es war ehrlich gewesen. Echt. So sollte es sein. Kosta wollte ihm nichts aufbürgen, so dass Eneas sich unwohl fühlen musste. Auch wenn sein Freund sagte, dass er ihm viel leiber zuhören wollte, als dass Kosta sich da alleine durchschleppte und litt. Gewisse Dinge konnte er Eneas nicht sagen. Die waren zu schlimm. Viel zu schlimm. Allein schon wieder an Minan zu denken, trieb ihm noch mehr Tränen in die Augen. Leicht zitternd presste er die Lippen zusammen, schüttelte erneut matt den Kopf.
Zu Sorra Tolarims Beweggründen konnte er nur noch schwach mit den Schultern zucken. Er glaubte nicht, dass die Schwarze Witwe ihm etwas gutes hat tun wollen, weil er Timaris gerettet hatte. Dafür liebte sie ihre boshaften Streiche viel zu sehr. Höchstens vielleicht, dass sie es nicht hatte schlimmer machen wollen, was sie ihm schon alles angetan hatte. Nur die Zeit würde zeigen, was sie getan hatte und ob es Kosta schaden würde oder ob er damit leben konnte.
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