Go to footer

Leine, Lack und Leder





Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Kosta » So 16. Okt 2022, 19:38

Eneas schien dem Alkohol ganz schön zugesprochen zu haben, um sich Mut anzutrinken, so betrunken wie er jetzt war. Er schien ihn kaum zu verstehen und schnurrte erst einmal nur glücklich, dass Kosta ihm über die Wange streichelte. Normalerweise hätte Kosta den berüchtigten Piratenkapitän in Ruhe seinen Rausch ausschlafen lassen. Doch sie waren nicht zuhause. Er musste ihn wach und in sein richtiges Bett bekommen.
Prompt fragte Eneas ihn, ob er mit ihm ins Bett käme. Schmusig schmiegte er sich an ihn und plapperte betrunken, dass er ihn so gern hätte. Er wäre sein liebster Mensch. Kosta lächelte gerührt, aber auch amüsiert. Eneas war so betrunken und sehr niedlich in diesem Zustand. Beschützerisch schob er das viel zu knappe Tuch wieder über Eneas Hüften. Lucius hatte schon viel zu viel gesehen, wie er selbst sagte. Es wirkte nicht so, als wäre er glücklich darüber. Trotzdem, Kosta verbarg die intimen Stellen seines Freundes lieber.

"Du bist auch mein liebster Mensch, Eneas", antwortete er sanft und versuchte seinem Freund behutsam zu helfen, sich aufzusetzen. Wackelig wie ein neugeborenes Fohlen versuchte Eneas seinem Drängen nachzukommen. Ehe etwas seltsames passierte. Einen Moment lang starrte Eneas ratlos auf das Surfbrett, an das er sich gekuschelt hatte, ehe er erschrocken zurück zuckte. So sehr, dass auch Kosta überrumpelt zusammen zuckte. Gleich darauf klammerte Eneas sich an sein Hemd, während er ihn beschwor, dass er das nicht gewesen wäre. Es sei nicht so, wie er dachte. Er hätte nicht mit der.
Ratlos blickte Kosta seinen Freund an, als Lucius aushalf und erklärte, dass Eneas ein bisschen mit dem Surfbrett geflirtet hätte. Er hätte ihr gesagt, dass er einen Gefährten hätte und ab da hätte er nur noch von ihm gelallt. Verdutzt blickte Kosta auf das Surfbrett und nahm erst dann das Abbild einer lebenslustigen, hübschen Frau im Bikini darauf wahr
"Oh, gütige Dunkelheit!" stiess er gepresst und begreifend aus. Er hatte alle Mühe, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Rasch wandte er sich ab, um von Lucius Eneas kurze Hose entgegen zu nehmen.
"Danke, dass du mich gerufen hast, Lucius", bedankte er sich noch einmal grinsend bei ihm. "Es tut mir Leid, wegen der Umstände, die wir dir machen. Hast du vielleicht Wasser für Eneas? Oder einen Kaffee? Oder am Besten gleich beides. Ich versuche ihn auf die Beine zu bekommen, dann sind wir gleich weg." Er wandte sich wieder Eneas zu.
"Was machst du bloss für Sachen? Dich so zu betrinken, dass du prompt mit einer Wildfremden zu kuscheln beginnst", tadelte er seinen verwirrten Freund liebevoll schmunzelnd. "Na los, hoch mit dir. Zieh dir wieder deine Sachen an. Dann bringe ich dich sicher nach Hause."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


von Anzeige » So 16. Okt 2022, 19:38

Anzeige
 


Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Eneas » So 16. Okt 2022, 19:39

"Ich setze einen auf", versprach Lucius. "Es sind keine Umstände. Er ist einer der freundlichsten Betrunkenen, die ich bisher in meinem Laden hatte." Der Dhemlaner grinste ehe er etwas entschuldigend dreinblickte. "Ich habs vielleicht mit der Stärke des Mojitos übertrieben", gab er zu, "Ich dachte, dann hätte er weniger Hemmungen. Hat zu gut gewirkt." Er zwinkerte und verschwand hinter den Perlenvorhang.
Eneas hantierte in der Zwischenzeit mit der Hose, die Kosta ihm hingehalten hatte. War das seine? Wo hatte Kosta die denn her? Sein Freund tadelte ihn, dass er sich betrunken und mit einer Wildfremden gekuschelt hätte.
"Tutmirleid", nuschelte Eneas reumütig. "Ich wollt doch... wegen dem Surfbrett un... so erotisch sein für dich."
Kosta half ihm bei der Hose, doch Eneas hatte arge Koordinationsschwierigkeiten. Ah, er stellte sich viel zu ungeschickt an. "Hast du mich noch lieb, ob.. obwohl ich su viel 'trunken hab?" Er blickte seinen Liebsten aus großen Augen an, schmiegte sich wieder an seinen Freund, während dieser ihn vom Surfbrett wegbekommen wollte und hoch auf die eigenen zwei Füße. Eneas fühlte sich, als hätten sie hohen Wellengang. Wacklig hielt er sich auf dem Surfbrett, zog sich halb an Kosta hoch, um einigermaßen aufrecht zu stehen. Die kurze Hose hing ihm tief auf den Hüften, doch immerhin hatte er sie inzwischen an.
An Kosta stützend schaffte Eneas es bis zur Theke, wo ihm wenig später ein Glas Wasser und eine Tasse frisch brühenden Kaffee hingeschoben wurde.
"Willst du auch einen?", fragte Lucius Kosta, "Ihr müsst nicht sofort abhauen." Der Dhemlaner goss sich selbst einen Kaffee ein. Eneas hatte Mühe mit dem Barhocker und hätte ihn beinahe umgeworfen. Vorsichtig tätschelte er die Oberfläche und versuchte umständlich sich zu setzen.
"Dein L-laden is so schön", entfuhr ihm, "Es is.. is soo schade wasin Dhemlan passiert."
Lucius lächelte. "Danke. Ich glaube, es ist bald vorbei. Hayllische Armeen scheinen kurz davor es zusammen mit den Eyriern einzunehmen", erwiderte er. "Habt ihr gehört? Der dhemlanische Hauptmann ist gefallen." Er deutete auf eine Zeitung, die in einer Ecke auf der Theke lag.
Eneas war eher beschäftigt damit nicht umzufallen, schloss die Hände um die Kaffeetasse und begann vorsichtig zu schlürfen. Das heiße Getränk verblies einiges von seiner Benommenheit.
"Uhhh... schlimmer Seegang", beschwerte er sich. Eneas entdeckte wieder Kosta und lehnte sich vertrauensvoll an ihn, den Kopf auf dessen Schulter gebettet.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Kosta » So 16. Okt 2022, 19:42

"Danke, das ist sehr lieb von dir", bedankte Kosta sich erleichtert, dass Lucius extra einen Kaffee aufsetzen wollte. Kosta wusste nicht, wie er Eneas ansonsten wach genug kriegen sollte, um ihn nach Hause zu bringen. Dabei war es noch mitten am Nachmittag. So etwas würde auch in Beldon Mor auffallen. Darum machte sich Kosta allerdings keine Sorgen. Viel eher darum, dass Eneas sich weh tat. Dieser hantierte auch schon prompt ganz umständlich mit seiner Hose herum, anstatt sie einfach anzuziehen. Kosta seufzte, nachdem Lucius gegangen war und machte sich tatkräftig daran, Eneas zu helfen.

"Natürlich habe ich dich noch lieb", schmunzelte er sachte. "Auch wenn du zuviel getrunken hast und mit heissen Bikini-Schönheiten kuschelst. Mir tut es nur Leid, dass ich dich so sehr unter Druck gesetzt habe, mit diesem Surfbrett. Ich wollte dich damit nicht plagen. Es tut mir wirklich Leid Eneas. Du bist immer erotisch für mich. Ich brauche kein Surfbrett, um das zu sehen. Na komm, hoch mit dir." Unter grossem Gewackel schafften sie es, Eneas auf zwei Füsse zu bringen. Seine kurze Hose sah dabei aus, als würde sie gleich wieder runter rutschen. Aber immerhin trug er jetzt wenigstens etwas. Kosta überlegte noch, ob er es versuchen sollte, Eneas sein Shirt überzustreifen, fand dann aber, dass das zu gefährlich war und liess Eneas restliche Kleidung, zumindest die, die er sah, in seinem Juwelengepäck verschwinden.

"Gerne", lächelte er Lucius an ob er auch einen Kaffee wollte. Vorallem wollte er Lucius Gastfreundschaft nicht zurück weisen. "Vielen Dank. Ich fürchte, so schnell können wir auch gar nicht gehen." Mit Argusaugen beobachtete er Eneas, wie er sich umständlich mit dem Barhocker abmühte, bereit ihn jederzeit aufzufangen. Entsprechend blieb er auch sicherheitshalber lieber dicht bei ihm stehen, anstatt sich selber auf einen der Barhocker zu setzen. Eneas bekam seine Sorgen nicht wirklich mit, sondern machte Lucius rührselig Komplimente und bedauerte, was in Dhemlan passierte.
"Nein, davon haben wir noch nichts gehört", schüttelte Kosta seinen Kopf. Zumindest er hatte noch nichts davon gehört. Zumal er den Zeitungen ganz bewusst aus dem Weg gegangen war. Er hatte schon so ein viel zu schlechtes Gewissen, dass er mit Eneas ein leichtes Leben genoss, während wegen des Krieges so viele Leute litten.
"Der Tod des Hauptmannes ist sicherlich ein herber Rückschlag für die Armee von Sion", nickte Kosta zaghaft und legte beschützend einen Arm um Eneas, der sich vertrauensvoll an ihn gekuschelt und über den schlimmen Seegang geklagt hatte. "Allerdings wird es noch eine ganz andere Herausforderung werden, Amdarh zu befreien. Diese Stadt ist durch und durch verseucht mit Sions Präsenz. Ich fürchte, Sion wird noch viele Opfer fordern, ehe er vernichtet wird." Wenn es denn klappte. Wenn Zucker und Rashar ihren Plan umsetzen konnten. Kalliope und Andiël, hoffentlich überlebten sie bis dann. Sie mussten. Kosta hatte ihnen versucht zu sagen, dass alles gut werden würde. Zumindest Kalliope hatte ihm so halbwegs geglaubt. Doch auch Kosta war klar, dass Zuversicht noch lange kein Überlebensgarant war. In der Sternenfeste starb man schnell. Auch wenn man noch so vorsichtig war.

Eneas im Arm haltend starrte er gedankenverloren auf die Zeitung, die von den Fortschritten gegenüber Sion berichtete. Dabei war es tröstlich Eneas so dicht bei sich zu spüren. Dessen warmer Körper, seine regelmässigen Atemzüge beruhigten Kosta etwas und liessen nicht zu, dass er sich komplett der Trauer und seinen eigenen Schuldgefühlen hingab. Er hatte sich entschieden. Eneas war sein ein und alles. Er sollte bei ihm an seiner Seite sein und nirgendwo sonst. Auch wenn es noch andere Menschen zu beschützen gab. Er konnte nicht jeden beschützen. Also konzentrierte er sich auf den Menschen, den er unbedingt beschützt haben wollte. Sachte und voller Liebe drückte er Eneas an sich. Während die Buchstaben und Worte in der Zeitung, auf die er gedankenverloren starrte, allmählich einen Sinn in seinem Kopf zu machen begannen.
"Nevander Tolarim ist tot", stiess er überrascht aus. Hastig griff er nach der Zeitung. Natürlich ohne Eneas gemütlichen Kuschelplatz zu stören. Fahrig zog er das Papier zu sich heran, hätte beinahe seine Kaffetasse dabei umgestossen. Er bemerkte es nicht. Seine Aufmerksamkeit galt vorallem dem Zeitungsartikel, der von dem Tod des hayllischen Prinzen berichtete.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Eneas » So 16. Okt 2022, 19:42

Er hatte nicht alles verstanden was Kosta ihm gesagt hatte, doch die heißen Bikini-Schönheiten schwirrten ihm gleich im Kopf herum. Eneas hätte sich gerne an eine gekuschelt, doch noch viel schöner war es mit seinem Fast-Gefährten zu kuscheln und der hatte ihn immer noch lieb und fand ihn erotisch. Eneas fand ihn ebenfalls sehr erotisch. Der Krieger schmiegte sich an seinen Freund, wobei der Barhocker bedenklich kippelte. Kosta stützte ihn halb mit seinem Bein, so dass nichts umfiel und Eneas seinen Kopf an Kostas Schulter lehnen konnte.
Ab und zu wurde er ermuntert etwas von dem Kaffee zu trinken. Murmelnd kam Eneas dem manchmal nach.
"Du fühls dich scho gut an...", bemerkte er, als Kosta einen Arm um ihn legte. Dieser redete mit Lucius, doch Eneas hörte nur halb zu. Seine Aufmerksamkeit lag ganz auf Kosta und im speziellen dessen Hemd. Eneas zupfte an dem Stoff und tätschelte vorne die Brust. Nein, er sollte Kosta lieber nicht so ungefragt anfassen, fiel ihm ein. Er wollte ihn nicht bedrängen. Aber Eneas konnte sich nicht zurückhalten. "Ich hab dich soo lieb", entfuhr ihm wieder anhänglich und er drückte ihn. Beinahe hätte er dabei die Kaffeetasse umgefegt, doch Kosta schob sie geistesgegenwärtig außer Reichweite.
"Ich fürchte, du hast recht", sagte Lucius. Eneas hob den Kopf verwirrt, verstand nicht ganz was der Dhemlaner gemeint hatte.
"He, du darfs' ihn nich liebn", verteidigte er seinen Freund leise eifersüchtig, nicht mitbekommend, dass Lucius nicht auf ihn sondern auf Kostas Worte reagiert hatte.
"Jemand der gewaltsam an die Macht gekommen ist, wird nur mit Gewalt gehen", fuhr Lucius fort. "Bald ist es hoffentlich vorbei. Man kann nur auf so wenig Opfer wie möglich hoffen. Wenigstens sind wir hier weit weg vom Krieg."
Eneas stützte seinen schweren Kopf mit der Hand an der Theke ab. Das Geschäft drehte sich ab und zu. Uhhh, er hatte zu viel getrunken oder? Er hätte das nicht tun sollen. Aber Kosta war an seiner Seite und würde auf ihn aufpassen. Der Gedanke war tröstlich.

"Nevander Tolarim ist tot", sagte Kosta gerade und griff nach einer Zeitung. Dieses Mal war er es, der beinahe seine Kaffeetasse umgeworfen hätte. Eneas fuhr mit dem Finger über ein paar warme Spritzer auf der Theke und registrierte die Aufregung nicht ganz. Seine Gedanken waren weit weg von Nevander. Früher hätte er anders reagiert, doch jetzt war er einfach glücklich bei seinem Beinahe-Gefährten sein zu können.
"Hmmm? Wer?", fragte er geistesabwesend und schmiegte sich wieder an seinen Liebsten. Eneas gab ihm ein trunkenes Küsschen an den Hals.
"Irgendein wichtiger Offizier in der hayllischen Armee, glaube ich", erklärte Lucius. "Tolarim.. das ist doch die Königinnnenfamilie oder?"
Eneas fuhr auf, als er den Namen mitbekam. "Ich kenn eine Tolarim!", entfuhr ihm. "Sie ist-"
Da unterbrach Kosta ihn plötzlich, dass sie nach Hause gehen und Lucius nicht länger stören sollten.
"Ach, es sind eh keine Kunden da", bemerkte Lucius und deutete in das leere Geschäft. Trotzdem begann Kosta Eneas vorsichtig vom Barhocker zu ziehen. Danach versuchte er ihm ein Hemd über die Arme zu streifen, was Eneas als Gelegenheit nutzte seinen Liebsten zu umarmen.
"Tutmirleid wegn dem Surfbrett... beim nächstn Mal bin ich nich nervös", beteuerte er mit belegter Stimme. Eneas versuchte kurz das Hemd zu schließen, gab es aber auf. Außerdem sah man so gut den schönen Anhänger den Kosta ihn geschenkt hatte. Sein Freund verabschiedete sich von Lucius, der auch Eneas grinsend nachwinkte und meinte, er würde sich auf den nächsten Besuch freuen.
"Wohin willst du mit mir?", fragte Eneas, der sich etwas gedrängt vorkam. Kosta erklärte ihm, dass sie nach Hause gingen. Nach Hause...
Die frische Meeresluft klärte ein wenig Eneas' Sinne. Er lächelte seinen Freund an. "Ich freu mich auf unser gemeinsames Haus. Ich will, dass dir das auch gefällt. Schlafzimmer un alles. Dass wir dort glücklich sind. Un vielleicht ein paar Zusatzzimmer...." Vielleicht hatten sie doch mal eine größere Familie..
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Kosta » So 16. Okt 2022, 19:46

Es war gar nicht so leicht, sich mit Lucius ernsthaft über den Krieg und die Opfer die er forderte zu unterhalten, während Eneas fortwährend mit ihm zu kuscheln versuchte. Sehnsüchtig tätschelte er ihm vorne die Brust, schmiegte sich an ihn und wurde dann sogar noch eifersüchtig, als er durch irgend etwas das Gefühl bekam, Lucius würde ihn lieben. Das dürfe der Prinz nicht, nuschelte Eneas da besitzergreifend. Was Kosta sehr gefiel. Er mochte es sehr, wenn Eneas ihn für sich beanspruchte. Es liess ihn ganz kribbelig werden. Allerdings hätte es lieber, wenn Eneas das tat, wenn er nüchtern war. Wenn er ihn ganz bewusst für sich beanspruchte.

Dann lenkte ihn jedoch noch etwas ganz anderes ab. Kosta hatte es stets vermieden, in die Zeitungen zu schauen und zu lesen, was sie über den Krieg berichteten. Doch nun, wo sie so direkt vor ihm lag und seine Augen bereits etwas gesehen hatten, was sein Verstand noch gar nicht so recht begriffen hatte, konnte er seinen Blick nicht mehr abwenden. Ehe es aus ihm heraus platzte, dass Nevander Tolarim tot sei. Ein Überfallkommando von Schnittern sei die Ursache und...
Genau so abrupt riss er sich von der Zeitung los, als Eneas sich nur weiter trunken an ihn schmiegte, geistesabwesend fragte, wer tot sei und ihm viel lieber ein Küsschen auf den Hals gab. Das war nicht die Reaktion, die er von Eneas erwartet hatte. Eneas hoffte schon so lange auf den Tod des Prinzen, während er Timaris doch recht wichtig war. Kosta war ganz durcheinander und wusste gar nicht, was er fühlen sollte. Vielleicht war es ganz gut, dass Eneas zu betrunken war, um mitszubekommen, was Kosta gerade gesagt hatte. Und auch Lucius schien nicht so ganz zu begreifen, warum Kosta aufgeregt war. Zum Glück. Das war nichts, was Eneas mit anderen teilen wollte.

"Ja, Tolarim ist der Name der Territoriumskönigin von Hayll", unterbrach er Eneas, der gerade feucht fröhlich dabei war, Lucius zu erzählen, welche Tolarim er kannte. "Na komm, eneas, lass uns nach Hause gehen und Lucius nicht länger stören." Der Prinz meinte zwar, dass sie nicht stören würden, da eh keine Kunden da waren, doch Kosta wollte vorallem Eneas nach Hause bekommen, bevor er nüchtern genug war, die Zeitung zu lesen.
"Ich fürchte, es wird erstmal nicht besser mit Eneas", erklärte er Lucius deswegen wahrheitsgemäss und rieff das Hemd seines Freundes herbei und versuchte es ihm überzuziehen. Eneas nahm die Gelegenheit sofort wahr, um ihn zu umarmen. Doch Eneas liess sich davon nicht ablenken. Langsam aber drängend, brachte er Eneas so weit, dass sie sich von Lucius verabschieden und gehen konnten.

"Nach Hause, Eneas", erklärte er seinem Freund zum wiederholten mal, wo er mit ihm hinwollte. "Du solltest dringend deinen Rausch ausschlafen." Eneas wollte jedoch nicht seinen Rausch ausschlafen, sondern ihr gemeinsames Haus planen. Er wollte, dass es Kosta auch gefalle. Das Schlafzimmer und alles andere auch. Zumindest interpretierte Kosta Eneas betrunkenes Gelalle so. Er wollte, dass sie dort glücklich wären und ein paar Zusatzzimmer hätten.
"Eneas, ich werde die Gestaltung unseres Hauses nicht mit dir besprechen, wenn du betrunken bist", stellte er streng klar. "Wir müssen ohnehin erst einmal lernen, miteinander zu leben, bevor wir solche Pläne machen. Konzentrier dich lieber darauf, gerade zu gehen und nüchtern zu werden." Immerhin war es erst Nachmittag. Den Arm um Eneas Taille gelegt, schob er ihn zielstrebig zu dem Haus, in dem sie ihre Wohnung gemietet hatten. Nur einmal hielt er unterwegs an, um eine Zeitung zu kaufen. Allerdings nur ganz schnell, da Eneas ihm da schon fast wieder verloren zu gehen drohte. Seinen Freund in das oberste Stockwerk zu bekommen war dann noch einmal eine ganz andere Herausforderung. Entsprechend geschafft fühlte er sich auch, als sie endlich oben ankamen. Ohne zu zögern zog er Eneas gleich weiter in ihr grosses Bad, um ihn unter eine eiskalte Dusche zu stellen. Mitsammt seinen Kleiden.
"Werd nüchtern", befahl er ihm streng. "Ich mache dir derweil etwas zu essen. Du musst dir nachher unbedingt etwas ansehen."
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Eneas » So 16. Okt 2022, 19:47

Kosta wollte mit ihm nicht über ihr gemeinsames Haus sprechen und machte ihm klar, dass er zunächst seinen Rausch ausschlafen sollte. Sie müssten lernen miteinander zu leben und keine Pläne machen.
"Immer bis du scho streng mit mir", schmollte Eneas, aber den Rausch auszuschlafen klang nach einer guten Idee. Er blinzelte ins Sonnenlicht. Es war viel zu früh. Was hatte er sich dabei gedacht? Weswegen war er nochmal zu Lucius? Er hatte davor bei irgendeiner Bar Halt gemacht... nur für ein Bier. Bestimmt. Oder zwei.
Kosta schimpfte zwar mit ihm, legte aber einen Arm um ihn und führte ihn zurück in Richtung Haus. Eneas war durch den Alkohol im Blut ungehemmt genug sich dicht an ihn zu schmiegen, obwohl sie an mehreren Passanten vorbeikamen. Es störte ihn nicht. Sollte ruhig jeder sein was für einen tollen Freund er hatte. Oh, das fühlte sich toll an. Für den Moment hatte er keine Angst, nichtmal wenn sie an älteren, kräftig gebauten Männern vorbeikamen. Eneas war ganz abgelenkt von seinem Freund.
Nur blieben sie irgendwann stehen und Kosta ließ ihn kurz los. Eneas blickte in Richtung der Strandpromenade. Sie waren bereits ein Stück davon entfernt, doch standen sie gerade in einer Gasse, die einen geraden Weg hinunter bildete und ein kleines Sichtfenster auf das Meer erlaubte. Eneas begann automatisch in die Richtung zu gehen, bemüht nicht zu schwanken. Er war erst zwei, drei Schritte weit gekommen, da stand ihm Kosta bereits im Weg und schob ihn zurück. Das Haus wäre in der anderen Richtung.
"Aber... ich will nen Haus am Meer", wandte Eneas ein.
Er hatte nicht mitbekommen, dass sie immer noch nicht über ihr zukünftiges Haus redeten. Zunächst gelangten sie zu dem hochstöckigen Gebäude, wo Kosta ihn nun unbedingt nach oben bringen wollte. "So viele Treppen", jammerte der Pirat, "Das sin mehr Treppen alz gestern." Dessen war er sich sicher. Er hielt sich an dem Geländer fest und wollte nicht mehr weiter. Lieber kuschelte er sich an Kosta und versuchte ihn zu küssen. Nun, wo Kosta wusste was Eneas für ihn empfand, war er da viel mutiger geworden. Jedenfalls alkoholisiert.
Leider wollte Kosta keine Küsse und lieber nach oben gehen. Eneas brummte.
"Mir is schwindlig", beklagte er sich über die vielen Treppen.

Er stolperte in ihre Wohnung und wollte sich am liebsten aufs Bett werfen. Er hatte es auch halbwegs dorthin geschafft und begann seine Sandalen von sich zu werfen, als Kosta ihn bereits wieder vom Bett zerrte und in Richtung Bad zog.
"Wa...", begann Eneas. Er hatte gedacht, er dürfe schlafen. Während er noch mit seinem Freund zu argumentieren versuchte, fand er sich plötzlich in der Dusche wieder. Orientierungslos drehte Eneas sich herum. Abrupt prasselte eisiges Wasser auf ihn nieder. Eneas schrie entsetzt auf und keuchte heftig. Das Wasser war so kalt, dass es ihn sofort schlotterte. Sein offenes Hemd und die Hose waren schnell durchnässt. Keuchend stand er unter dem Strahl.
Kosta hatte wirklich kein Erbarmen mit ihm. Eneas rieb sich die Arme.
"Ah, wieso tust du mir das an?", fragte er. Sein Freund erklärte streng, dass Eneas nüchtern werden müsse. Es gäbe da etwas was er sich unbedingt ansehen müsse. Eneas wollte gar nichts sehen, er wollte nur dieser Kälte entfliehen. Er hantierte benommen an den Kränen. Das eiskalte Wasser hatte ihn wieder belebt und allmählich verschwand das angenehme Gefühl des Alkohols und machte dröhnenden Kopfschmerzen und einem flauen Magengefühl Platz.
Eneas hatte endlich die Wassertemperatur besser eingestellt. Kosta war bereits aus dem Bad gegangen, doch die Türe stand offen und Eneas hörte das Klappern von Töpfen und eine brutzelnde Pfanne.
Der Pirat schälte sich noch in der Dusche aus der nassen Kleidung. Er wusch sich kurz ungelenk, schüttelte den Kopf. Uh, nicht gut, es begann sich wieder alles zu drehen. Vorsichtig verließ er die Dusche und ließ ein Handtuch herüberschweben, um sich abzutrocknen. Er war aber noch zu benommen, als dass er sich mit Hilfe der Kunst hätte abtrocknen können. Also rubbelte er sich selbst mit dem Handtuch trocken und rief dann neue Kleidung herbei. Neue Unterwäsche, eine kurze graue Hose und ein weinrotes Shirt. Alles andere wäre zu kompliziert.
Eneas strich sich die dichten, nassen Haare zurück und kam zurück ins Zimmer.
Bei der Küchenanrichte gab es eine kleine Anrichte mit Barhockern und auf einen von ihnen setzte Eneas sich nun. Dieses Mal etwas weniger umständlich.
"Sag mal... hast du noch einen deiner Katertränke?", fragte er Kosta vorsichtig. Sein Freund konnte allerlei nützliche Tränke zusammenbrauen.
"Ohh... mein Kopf." Er hielt sich selbigen und starrte auf die Theke vor sich. Erst nach einer Weile wagte er Kosta anzuschauen.
"Danke, dass du mich geholt hast", fing er an. "Ich glaub... ich habs etwas Übertrieben mit dem Mut antrinkn..." Er hatte Kosta unbedingt eine Freude machen wollen. Eneas gefiel der Gedanke, Kosta ein erstes Teil für ihr gemeinsames Haus zu schenken.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Kosta » So 16. Okt 2022, 19:52

"Du solltest dich nicht so betrinken, wenn du niemanden bei dir hast, der auf dich aufpasst Eneas", mahnte er seinen Freund eindringlich. Auch wenn dieser sich vorher bei ihm beklagt hatte, dass er so streng mit ihm sei und ihm mit der kalten Dusche schlimmes antäte. "Du weisst, dass du auf unzurechnungsartige Weise kuschelfreudig wirst, wenn du getrunken hast. Das ist gefährlich." Er machte sich Sorgen um Eneas und hatte Angst, dass er an den falschen geriet. Eneas sollte da wirklich besser aufpassen.

"Es tut mir Leid, dass du dich meinetwegen so unwohl fühlst", entschuldigte er sich gleich darauf reuig und drehte sich endlich von der Arbeitsplatte weg, um Eneas ein grosses Glas mit einer knallorangen Flüssigkeit darin vor die Nase zu stellen. Der Katertrank, den Eneas sich gewünscht hatte. Kosta hatte ihn schon vorzubereiten begonnen, als Eneas noch mit dem kalten Wasser zu kämpfen gehabt hatte.
"Du musst das nicht machen. Erst recht nicht, wenn es dich dazu bringt, dich mitten am Tag zu betrinken und dich in so eine Gefahr zu bringen." Kosta wandte sich nochmals ab, um am Herd zu hantieren. Schon bevor er zu Lucius gerufen worden war, hatte er begonnen, Nudeln an Tomatensauce und kleine gebratene Würstchen für ihr Abendessen vorzubereiten. Nun hatte er es noch einmal aufgewärmt, damit Eneas etwas salziges und festes in den Magen bekam. Das tat immer gut, wenn man einen Kater hatte. Der begann sich bei Eneas nun allmählich anzubahnen, während das Hochgefühl des Betrunken seins langsam verschwand. Behutsam servierte er ihnen beiden je einen Teller. Vorsichtig stellte er sie auf dem Tresen ab, ehe er sich zu Eneas setzte.
"Wie geht es dir?"
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Eneas » So 16. Okt 2022, 19:52

Sein Freund belehrte ihn, dass Eneas sich nicht ohne Aufsicht betrinken solle. Er würde dann so kuschelfreudig und das wäre gefährlich.
"Ich mach das nich bei jedem", verteidigte sich Eneas. Er schmuste nicht ohne Weiteres mit Wildfremden. "Und ich hatte nicht vor mich zu betrinken." Es war keine Absicht gewesen. Er rieb sich das Gesicht und murrte ob seiner Kopfschmerzen.
Kosta reichte ihm ein Glas mit dem bekannten kräftig orangen Katertrank. Ein mattes Lächeln erschien auf Eneas' Lippen. Sein Freund war so umsichtig gewesen und hatte den Trank bereits vorbereitet. Kosta entschuldigte sich, dass Eneas sich wegen ihm unwohl fühlte. Kosta wolle nicht, dass er sich deswegen mitten am Tag betrank und in Gefahr brachte.
"Ich kann auch auf mich alleine aufpassen", wehrte Eneas ab, obwohl er vorhin ziemlich das Gegenteil bewiesen hatte. Kosta kam ihm trotzdem gerade besonders fürsorglich vor, doch vielleicht lag es auch an seinem Zustand, dass Eneas so empfand. Er nahm einen vorsichtigen Schluck von dem Trank, denn der hatte es ganz schön in sich. Das wusste Eneas aus Erfahrung. Der Pirat verzog leicht das Gesicht.
"Ich möchte dir dieses Geschenk machen", bekräftigte er, "Aber erotisch für einen Mann posieren, den ich kaum kenne... es ist schwieriger als gedacht. Ich dachte, es wird nicht so schlimm, da ich weiß, dass er nur auf Frauen steht." Doch das hatte nicht geholfen und nun hatte Eneas sich vor seinem Schwarm lächerlich gemacht.
Der hatte fürs erste aufgehört ihm ins Gewissen zu reden und stellte zwei Teller mit Nudeln und gebratenen Würstchen auf den Tresen. Eneas zog sich seinen Teller näher, während Kosta sich neben ihm setzte und ebenfalls etwas aß.

"Besser...", gab Eneas auf die Frage zu. "Ein bißchen beschämt." Er lächelte verkniffen. Sein Vorhaben war ein ziemlicher Reinfall gewesen.
Kosta erwiderte sanft, dass er sich nicht zu schämen bräuchte, doch sie müssten sich mal über die Bikini-Schönheiten unterhalten. Eneas blickte ihn ertappt an.
"Das... äh..." Mehr fiel ihm nicht ein. Seine Schlagfertigkeit ließ noch zu wünschen übrig.
Sein Freund ging zum Glück nicht gleich darauf ein und schob ihm dann eine Zeitung langsam hinüber. Das war seltsam, denn in letzter Zeit hatte Kosta die Nachrichten eher gemieden. Sie hatten sich daran erfreut, das sie weit weg vom Krieg waren. Eneas hatte das in Frage gestellt, denn er fand, dass Kosta dies sehr verdient hatte. Er hatte genug für die Kriegsbemühungen getan.
"Gibt es etwas neues?", fragte Eneas und überflog die Überschriften. Der Hauptmann der Wache von Sion war tot. Eine gute Nachricht, denn es dürfte die dhemlanische Armee erheblich schwächen und demotivieren. Aber das war anscheinend nicht das was Kosta gemeint hatte. Er tippte auf einen bestimmten Namen in dem Artikel.
Nevander Tolarim.
Eneas verkrampfte bei der puren Erwähnung des Namens. Er schob den Teller beiseite.
"Wird er jetzt als Held gefeiert, weil er Nergal getötet hat?", befürchtete Eneas bitter. Das hätte er nicht zu wissen brauchen. Es hatte länger gedauert bis er nicht mehr davon besessen gewesen war wie Nevander jetzt sein Leben führte, wem er schaden konnte, wie gut es ihm ging. Ab irgendeinem Punkt war es gesünder gewesen, alles über ihn auszublenden und so zu tun als existiere er nicht mehr. Außer manchmal in seinem Kopf...
.... im Kampf gefallen.
Eneas stockte. Überrascht riss er die Augen auf, blickte Kosta an.
"Er ist tot?!", fragte er schockiert. Eneas Hände zitterten und er legte die Zeitung beiseite. Er konnte es nicht glauben. "Irgendwie dachte ich immer, er ist unbesiegbar..." Es war Eneas jedenfalls so vorgekommen. Er hatte sich lange Nevanders Tod gewünscht und Timaris oft gegrämt, dass sie ihn am Leben gelassen hatte. Ihre Form der Bestrafung war ihm nicht genug gewesen und er hatte nicht glauben können, dass er richtig bestraft worden war. Irgendwann hatte er seine Festung wieder verlassen und er hatte augenscheinlich am Krieg teilgenommen. Hatte sie ihm dann doch wieder Sklaven erlaubt? Hatte er jemanden unter seinen Dienern oder Soldaten gefunden, den er hatte quälen und missbrauchen können?
Aber es spielte keine Rolle mehr. Er war tot. Es kam Eneas so unwirklich vor. Er atmete tief durch. Er fasste nach Kostas Hand, um sie feste zu drücken.
"Ich kanns nicht glauben..."
Eneas wusste nicht was er darüber fühlen sollte. Früher hatte er geglaubt, er würde erst richtig frei sein, wenn Nevander tot war. Er hatte auf Rache gesonnen und erst Timaris hatte es ihm wieder ausgeredet.
Der große Befreiungsschlag blieb auch jetzt aus. Vielleicht weil er längst frei von Nevander war.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Kosta » So 16. Okt 2022, 19:56

Kosta sagte nichts dazu, als Eneas murrend abwehrte, dass er auch alleine auf sich aufpassen könne. Doch seine Blicke sprachen Bände. Eneas konnte wunderbar auf andere aufpassen. Sich selber vernachlässigte er diesbezüglich jedoch gerne. Besonders wenn er betrunken war. Dann war es Kosta immer lieber, wenn jemand aus der Crew auf Eneas aufpasste, als wenn er alleine unterwegs war. So war es einfach sicherer. Erstmal sorgte Kosta jedoch dafür, dass Eneas nach dem Katergebräuch etwas festes, salziges in den Magen bekam, damit der viele Alkohol nicht mehr so konzentriert auf ihn einwirkte. Ausserdem hatte er selber etwas Hunger.

Nach einer Weile fragte er Eneas vorsichtig, wie es ihm ginge. Die Zeitung brannte ihm unter den Nägeln. Er wollte Eneas unbedingt zeigen, was er darin gelesen hatte. Für Eneas war es wichtig zu erfahren, was darin stand. Denn wie sich vor ein paar Wochen gezeigt hatte, schränkte Nevander Tolarim noch nach all der Zeit Eneas Leben stark ein. Noch immer bekam Eneas in gewissen Situationen grosse Angst. Die Wunden waren längst nicht so verheilt, wie man meinen mochte.
"Du brauchst dich nicht zu schämen", beruhigte er Eneas sanft. Im Gegenteil, Kosta tat es leid, dass er Eneas zu etwas genötigt hatte, bei dem sich sein Freund so unwohl fühlte, dass er sich deswegen betrinken musste. Seine Entschuldigung hatte Eneas jedoch nicht hören wollen, weil er ihm dieses Geschenk wirklich machen wollte. Es sei nur schwerer als erwartet gewesen, vor einem fast fremden Mann erotisch zu posieren.
"Hmm, ja, also über diese Bikini-Schönheiten müssen wir uns dann schon nochmals unterhalten", drohte er Eneas im Scherz tadelnd an, in der Hoffnung die Stimmung etwas aufzulockern. Eneas war jedoch noch nicht so weit. Er blickte ihn nur ertappt an und brachte keine wirkliche Erwiderung zustande. Also liess Kosta auch dieses Thema fallen.

Geduldig versuchte er noch etwas zu essen. Doch die Zeitung lag wie ein Leuchtfeuer neben ihm. All zu lange hielt er es nicht aus, Eneas Zeit zu geben, sich von seinem Kater zu erholen. Ohne Worte schob er Eneas die Zeitung hin und deutete auf Nevander Tolarims Namen, als Eneas wissen wollte, ob es etwas neues gab. Wie zu erwarten gewesen war, verkrampfte sich sein Freund sofort und wollte wissen, ob der Prinz nun als Held gefeiert würde, weil er Nergal getötet hatte.
"Liess!" forderte Kosta Eneas nur auf. Sein Freund hatte zwar recht, doch darum ging es nicht. Sein Freund tat ihm den gefallen, nur um ihn gleich darauf überrascht anzusehen. Kosta schaute ganz nervös zurück, nicht wissend, wie er für seinen Freund da sein konnte. Eneas war ganz schockiert darüber. Er konnte kaum glauben, dass Nevander Tolarim tot war. Er hätte angenommen, dass er unbesigbar war. Scheu schüttelte Kosta den Kopf. Gegen ein Überfallkommando von Schnittern kam wohl niemand an. Liebevoll erwiderte er Eneas Händedruck, ehe er seinen Teller ebenfalls beiseite schob und sich erhob.
Kosta wusste nicht, was er sagen sollte. Es war vorbei. Das war es schon lange. Nur die Erinnerungen liessen einem trotzdem nicht los. Eneas hatte immer gehofft, dass Nevander möglichst bald starb, um frei zu sein. Kosta selbst sehnte sich in seinen dunklen Stunden nach Ranard. Ihm half es nicht, dass der grosse Kerkerwärter tot war. Er konnte nur hoffen, dass es bei Eneas anders war. Andererseits musste er an Timaris denken, die nicht nur einen wertvollen Kämpfer, sondern auch ihren Urgrossvater verloren hatte, den sie lange Zeit gern gehabt hatte. Scheu trat er zu Eneas heran und umarmte ihn sachte. Um ihn zu trösten oder um ihn zu feiern. Er wusste es selber nicht so genau.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Eneas » So 16. Okt 2022, 19:59

Kosta kam wortlos zu ihm und umarmte ihn vorsichtig. Eneas erwiderte es nachdenklich. Er fühlte sich wie im Schock. Plötzlich sollte Nevander nicht mehr leben. Vielleicht sollte er jetzt jubeln und feiern, aber durch den Tod seines Peinigers waren die Vergewaltigungen nicht plötzlich ungeschehen gemacht worden. Es war ihm immer noch angetan worden.
Aber vielleicht sollte er feiern, dass nun niemand mehr unter Nevander zu leiden hatte. Es würde keine weiteren Opfer mehr geben. Dabei kam es viele Jahre zu spät und viel zu viele Opfer zu spät. Er hätte weggesperrt in einen Kerker gehört und stattdessen würde man ihn in Hayll als Kriegshelden feiern. Es würde Monumente und Gedenktage geben. Eneas fühlte sich widerlich bei dem Gedanken. Anderseits hatte Nevander den dhemlanischen Hauptmann besiegt und damit sicherlich geholfen, dass Hayll den Krieg gewann und weiter vorrücken konnte. Aber Eneas wollte deswegen nicht dankbar sein. Verwirrt blieb er in Kostas Umarmung. Kosta, der ihm schon damals so viel beigestanden hatte. Kosta, der ebenfalls unglaubliches für Hayll geleistet hatte. Er hatte Zorya zu Fall gebracht, er hatte die Königin von Hayll gerettet. Aber für ihn würde es keine Statuen, keine Feiertage und keine Erwähnung in den Geschichtsbüchern geben.
Die Welt war manchmal ungerecht und Nevander bewies es ein allerletztes Mal.
Eneas blinzelte nun doch ein paar Tränen weg. Er schniefte und löste sich von Kosta.
"Komm, lass uns zu Ende essen", bat er, wischte sich die Tränen weg. "Ich wollte ihn nicht mehr in meinem Leben haben und ich fürchte, jetzt wird sein Name noch öfter erwähnt werden." Er blickte nochmal zur Zeitung. Nevander war wirklich tot.
Vermutlich würde das ein paar Tage dauern bis er das begriffen hatte. "Es ist gut, dass er niemanden mehr quälen kann. Ich fühle... oh, ich weiß nicht was ich darüber fühlen soll", gab er zu. Eneas konzentrierte sich lieber auf ein anderes Thema.
"Es klingt als wäre Hayll kurz vor Amdarh", bemerkte er. Kosta nickte, doch er schien nervös und unruhig darüber zu sein. Auch Eneas Gedanken glitten zu seiner Schwester und Andiël. "Sie werden es bestimmt schaffen. Kalli lässt sich so schnell nicht unterkriegen und Andiël wird gar keine andere Wahl haben als ihr zu folgen", machte er ihnen beiden Mut und versuchte zu überspielen wieviel Angst er um die beiden hatte.

Sie versuchten die nächsten Tage weiter das Leben in Beldon Mor zu genießen, doch richtige Entspannung wollte sich nicht mehr so ganz einstellen. Selbst am Strand schnappten sie besorgte und aufgeregte Gespräche über den Krieg auf. Die neusten Nachrichten hatte die Unterhaltungen erneut befeuert. Jeder schien zu spüren, dass es nicht mehr lange dauern konnte. Bald würde etwas passieren. Niemand schien zu wissen was, aber alle waren sich einig, dass es kurz bevorstand und die Anspannung hatte jeden erfasst.
Eneas versuchte sein Bestes, um Kosta davon abzulenken, der besonders davon mitgenommen wurde. Eneas hatte zwar auch seinen Beitrag geleistet, um Hayll zu helfen. Allen voran die Rettung der Gefangenen aus dem dunklen Dhemlan, doch Kosta war mitten im Krieg gewesen. In Schlachten in Raej und tief im Herzen Dhemlans. Es hatte viel stärkere Spuren hinterlassen.
Kosta sah oft zu den Zeitungsständen, aber seit der einen Zeitung über Nevanders Tod hatte er keine mehr gekauft. Eneas drängte ihn nicht dazu. Kosta hatte Ruhe für seine aufgewühlte Seele verdient und sie hatten gerade erst begonnen in einen guten Rhythmus in Beldon Mor zu kommen, der ihnen beiden gefiel. Aber leider entkamen sie selbst hier dem Kriegsgeschehen nicht. Hoffentlich hatte es wirklich bald ein Ende.
Sie besuchten noch zweimal Lucius. Eneas war sein Verhalten sehr peinlich, aber er musste sich entschuldigen. Kosta beteuerte, dass er kein Surfbrett mit einem erotischen Bild bräuchte, doch Eneas wollte nicht aufgeben. Allerdings war es besser, wenn Kosta beim Zeichnen dabei war und sie es erstmal nur versuchten, während Eneas eine Badehose trug. Da konnte Lucius bereits genug zeichnen bevor Eneas sich Gedanken darüber machen musste, ob er seine Hüllen ganz fallen lassen wollte.
Benutzeravatar
Eneas
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3837
Registriert: So 3. Nov 2019, 14:56
Wohnort: Krieger


Re: Leine, Lack und Leder

Beitragvon Kosta » So 16. Okt 2022, 20:00

Eneas schien es ganz ähnlich zu gehen wie ihm. Er lehnte sich schweigsam und verwirrt in seine Umarmung. Mehr passierte nicht. Sie konnten sich weder freuen, noch waren sie wütend. Sie mussten einfach damit Leben, was passiert war. Egal ob Nevander Tolarim nun tot war oder nicht. Gelitten hatten sie so oder so. So nickte Kosta auch nur schweigend, als Eneas sich von ihm löste und ihn bat, dass sie zu Ende assen. Traurig sah er zu, wie Eneas sich einige Tränen wegwischte und unglücklich darüber war, dass er nun noch einige Male Nevander Tolarims Namen in der Zeitung lesen würde. Viel mehr sagte er nicht dazu. Es war schwer zu begreifen, was passiert war.
"Ich auch nicht", gab Kosta leise zu, dass er nicht wusste, was er darüber fühlen sollte. Vor allem machte er sich Sorgen. Sorgen um Eneas, Sorgen aber auch um Timaris. Und natürlich auch um Kalliope und Andiël. Kosta nickte nur schwach, auf Eneas Überlegung, dass Kalliope sich und ihren Schatz schon retten würde. Anschauen konnte er seinen Freund dabei nicht. Er hatte Eneas nie erzählt, wie er seine Schwester und Andiël getroffen hatte. Wie hoffnungslos verzweifelt die Beiden gewesen waren. So kurz davor, einander zu töten. Einfach nur, weil sie sich so sehr liebten. Weil Sion es geschafft hatte, aus einer so starken Liebe, etwas ganz furchtbares zu machen.
Allerdings hatte es Kalliope und Andiël Hoffnung gegeben, ihn zu sehen und zu erfahren, dass er versuchte das Gegenmittel für Timaris zu stehlen. Kosta konnte nur hoffen, dass diese Hoffnung gross genug war, dass sie lange genug hielt, bis Sion fiel. Es drehte sich ihm jedoch der Magen um bei der Vorstellung, dass die Zwei auch hofften, er würde kommen und sie retten, nachdem er Timaris geholfen hatte. Stattdessen machte er sich nun ein süsses Leben mit Eneas.

Zu mehr war er jedoch einfach nicht in der Lage. Mehrmals war er in den nächsten versucht, Eneas vorzuschlagen, dass sie versuchen könnten, Kalliope und Andiël zu retten. doch die Gefahr, in die sich Eneas dadurchbegab, war viel zu gross. Kosta wollte das nicht riskieren. Die andere Möglichkeit war, dass er alleine ging. Allerdings war das nicht wirklich eine Möglichkeit. Einmal davon abgesehen, dass er Eneas versprochen hatte, bei ihm zu bleiben, wusste er genau, dass Eneas ihm hinterher eilen würde. Selbst in die Hölle. Was noch viel gefährlicher war, als wenn sie gemeinsam aufbrachen. Also schwieg Kosta, während Angst und Schuldbewusstsein ihn wieder von innen heraus zu zerfressen drohten. Und an Zucker selbst wagte er gar nicht zu denken, da dies bereits reichte, um ihm die Tränen in die Augen zu treiben.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50

Vorherige

TAGS

Zurück zu Foren-Übersicht

Zurück zu Die Piraten

Wer ist online?

0 Mitglieder




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Essen, NES, USA, Reise

Impressum | Datenschutz