Re: Leine, Lack und Leder
von Kosta » Sa 15. Okt 2022, 21:19
Kosta spürte, wie Eneas seinen Kopf schüttelte. Gleich darauf versicherte ihm sein Freund, dass er das nicht wolle, dass das alles noch einmal passierte. Trotzdem löste er sich leicht von ihm. Kosta biss sich unwillkürlich auf die Lippen, um nicht leise zu wimmern. So an Eneas gelehnt zu sein, hatte sich wunderbar angefühlt. Sein Freund ging jedoch nicht weg von ihm. Er drehte Kosta nur zu sich herum. Mit wackeligen Beinen drehte Kosta sich zu Eneas herum. Dieser blickte ihn eindringlich an und beteuerte noch einmal, dass er ihm sagen solle, wenn ihn etwas stören würde. Kosta nickte unsicher. Eneas hatte ihm das öfters gesagt. Trotzdem schien er es dann doch nicht zu wollen, wenn Kosta es wirklich tat.
Eneas fuhr eindringlich fort, dass er wirklich höen wolle, wenn er etwas unpassendes getan oder gesagt hätte oder wenn Kosta ihm sonstwie Kummer mitteilen möchte. Alles solle freiwilig sein. Kosta müsste ihm nichts sagen. Eneas seufzte da unwillig und gab zu, dass er gerne alles hören möchte. Doch die Entscheidung, was Kosta mit ihm teilen wolle, sollte ganz allein bei ihm liegen. Es sei, wie Kosta bei der Hütte gesagt hätte. Sie müssten noch an ihnen arbeiten. Kosta blieb unsicher stehen. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Ob er es überhaupt noch glauben konnte. Wobei er nicht annahm, dass Eneas ihn bewusst anlog. Er glaubte ihm, dass er alles so meinte, wie er es sagte. Aus tiefstem Herzen heraus. Nur schien Eneas nicht zu wissen, dass er es eigentlich doch nicht ganz so haben wollte.
Sanft nahm Eneas Kostas Hände in die seinen. Er war noch nicht fertig. Ruhig erklärte er ihm, dass es nicht damit getan sei, wenn er ihm in diesen Clubs etwas von seinem Sexleben anschaute. Bestätigend schüttelte Kosta seinen Kopf. Nein, damit war es noch lange nicht getan. Das hatte er auch nie gesagt. Es war einfach nur ein weiterer Schritt, den sie gehen mussten, damit sie ihre Beziehung so führen konnten, wie Eneas es haben wollte. Dachte Eneas etwa, Kosta hätte das geglaubt, dass dann alles gut wäre? Wie kam er nur darauf? Für Kosta war das einfach nur der leichteste Schritt, von all denen, die noch vor ihnen lagen. Einen, wo er Eneas noch im Arm halten und beschützen konnte. Danach würde es erst richtig schwierig werden.
Erneut entschuldigte sich Eneas dafür, dass er ihn so bedrängte. Er hätte all diese Ideen, wie er ihm helfen könne und es wäre schwer, sie zurück zu halten. Kosta wollte schon anbieten, dass sie es dann besser auf Eneas Weise machen würde, aber dieser fuhr fort, dass es ihm trotzdem lieber sei, wenn Kosta gegen ihn rebellierte und seine eigenen Ideen durchsetzte, anstatt alles antriebslos hinzunehmen. Er meinte sogar, dass er stolz auf ihn wäre, dass er das wieder könne. Kosta hätte schon so viel erreicht in der kurzen Zeit und er wäre so stark. Kosta errötete tief und heftig, ob der innigen Komplimente und schüttelte zaghaft seinen Kopf. Das war doch gar nicht wahr. Oh und Eneas gab ihm sogar Küsse auf die Hände. Kosta wusste gar nicht, wie er das aushalten sollte.
Musste er zum Glück auch gar nicht, denn dann kam das 'Aber'. Eneas wollte das alles. Aber eigentlich doch nicht. Kosta ginge zu weit in seiner Ablehnung. Er hätte ihm gesagt, dass Eneas auf ihn einreden würde, bis er sich vor Schmerzen nicht mehr bewegen könne. Dass er keine Argumente von ihm gelten lassen würde. Kosta nickte schwach. Ja, das hatte er gesagt. Weil er so fühlte. Weil er, wenn er Eneas normal sagte, was er wollte oder nicht, immer noch ein Gegenargument dargelegt bekam. Für ihn fühlte es sich so an, dass es wieder und immer wieder geschah, bis er sich wirklich kaum mehr bewegen konnte. Nie konnte er etwas sagen oder bestimmen und dann wurde es angenommen. Es gab immer Entgegnungen, so das Kosta das Gefühl hatte, nichts richtig machen zu können.
"Ich würde mich sehr erschrecken und mich furchtbar elend fühlen, dass ich dich derart grausam behandelt habe", antwortete er leise auf Eneas Frage, wie er sich fühlen würde, wenn er so etwas gesagt bekäme. Dabei gab er sich alle Mühe, sich in die Situation zu versetzen und erschauderte. "Ich würde mich schämen und verabscheuen, weil ich so grob zu dir war. Ich würde alles tun, um mich zu entschuldigen. Und ich würde vorallem alles tun, damit ich dir nie wieder so etwas antue. Alles." Er war schon immer bereit gewesen, alles für Eneas zu tun, zu geben, zu leben, damit er glücklich war. Doch Eneas war anders. Eneas war nicht so. Für ihn waren anderes Sachen wichtiger.
"Du willst diese Gefühle nicht haben", erkannte er ergeben, was Eneas ihm wohl sagen wollte. "Es tut mir leid, dass ich dir das angetan habe, Eneas. Ich werde es nicht mehr tun." Er würde Eneas nicht mehr sagen, wie weh er ihm tat. Er würde die Schmerzen ertragen. "Und gleich morgen früh fahre ich zurück nach Draega, damit Timaris mich zu einer Priesterin schicken kann. Ich werde hart an mir arbeiten, damit ich so bald wie möglich wieder zu dir zurück kehren kann, ohne dass ich dich immer wieder verletze." Aufmunternd lächelte er Eneas an. Es würde alles wieder gut werden. Irgendwie. Auch wenn es Kosta davor schauderte, so lange von Eneas getrennt sein musste. Denn er wusste, dass es sicherlich Monate dauern würde, bis er wieder stabil war. Vielleicht sogar Jahre, wenn er pech hatte. Sie hatten das oft genug bei befreiten Sklaven erlebt, wie lange das gehen konnte, bis sie genasen. Wenn überhaupt. Nein, das würde Kosta nicht zulassen. Er würde alles tun, was die Priesterin sagte und dann ganz rasch wieder zu Eneas zurück gehen.