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Liebe und doch nicht genug





Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 15:35

Nun, nachdem Kosta so lange darauf rum gehackt hatte, dass Ulysses sich bei der Königin entschuldigen sollte, gab der andere Seemann endlich nach. Doch für Kosta wirkte es nicht echt. Es waren nur Worte, damit er wieder zurück aufs Schiff käme. Er konnte dem anderen Krieger einfach nicht begreifflich machen, wie verletzt er sich fühlte. Wie weh es in ihm drin war. Kosta war sich sicher, dass Ulysses noch immer nicht verstanden hatte. Also fragte er nach, ob er erneut entführt werden würde, wenn er Eneas nicht gehorchte, auch wenn Ulysses behauptete, er hätte einen freien Willen. Natürlich hatte er den. Nur respektierte das niemand. Vielleicht sollte er ihm einmal zeigen, wie sich das anfühlte. So steuerte Kosta auf die Wache zu und drohte Ulysses, ihn verhaften zu lassen.

Das wirkte definitiv. Der Krieger blickte ihn erschrocken an und verabschiedete sich dann rasch von ihm. Wütend blickte Kosta ihm nach und wusste nicht, ob er erleichtert sein sollte, dass Ulysses ihn endlich in Ruhe liess, oder enttäuscht, weil sein angeblicher Freund bei Gefahr für sich selbst so rasch wieder aufgegeben hatte. Es war ihm doch so wichtig gewesen, dass er mit an Bord kam. Und nun rannte er bei etwas Bedrohung gleich zurück zu den Ställen, um zu fliehen. Kosta spürte selbst, dass seine Gedanken nicht vernünftig waren. Doch er wollte auch nicht vernünftig sein. Er war zornig und wollte nicht darauf hören, dass Ulysses doch eigentlich nur seinen Wunsch respektiert hatte.

"Das war Ulysses Lykas", antwortete er Nathaniel murmelnd, der sich erneut für ihn eingesetzt und den Piraten zurecht gewiesen hatte. "Einer meiner ersten und besten Freunde." Er keuchte auf, was sich verdächtig nach einem Schluchzen anhörte. "Oh, Dunkelheit, was habe ich nur getan?" wollte er verzeifelt wissen. "Ulysses ist ein guter, treuer Mann. Er hat es nicht verdient, dass man so mit ihm umspringt. Und du hast es nicht verdient, dass ich dich da mit rein ziehe. Es tut mir Leid. Nein, wir müssen nicht zu der Wache. Ich... ich weiss nicht, was ich tun soll. Das bin nicht ich. Ich bin nicht so gemein. Ich bin..." Er überlegte, wie er war. Aber ausser, dass er immer Eneas und Timaris hatte gefällig sein wollen, kam ihm nichts in den Sinn. War er ein Nichts? "Ich... habe keine Ahnung, wie ich bin", stellte er mit Panik in der Stimme fest.
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von Anzeige » Fr 12. Aug 2022, 15:35

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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Nathaniel » Fr 12. Aug 2022, 15:37

Nate hatte den Namen des Typen so schnell wieder vergessen wie Kosta ihn gesagt hatte. Er horchte erst auf, als der andere Sklave mit zitternder Stimme sagte, er wäre einer seiner ersten und besten Freunde. "Du hast Freunde als Sklave? Konnt ich mir als Gladiator nich leisten", bemerkte der Jugendliche. Dass er sich mit Liam angefreundet hatte, war etwas neues.
Kosta schien nun überhaupt nicht mehr wütend, fragte sich bebend was er getan hätte, er hätte nicht so mit Ulysses umspringen sollen, das wäre ein guter Mann.
"Wieso schickt dieser Pirat eigentlich Boten? Wieso kommt er nich selber wenn er dich will? Kapier das alles nich. Aber der scheint ja voll auf dich abzufahren." Nate grinste, deutete auf die Rosen und übersah völlig wie verwirrt Kosta war, der gerade mehr mit sich selbst sprach und von diesem Ulysses redete. Wenigstens sagte er dann, dass sie nicht zu den Wachen gehen würden.
"Ich... ich weiss nicht, was ich tun soll. Das bin nicht ich. Ich bin nicht so gemein", stammelte der ältere Krieger.
"Wasn das für ein Unsinn? Du bist wer du bist. Du bist Kosta", entgegnete Nathaniel, der das nie in Frage gestellt hatte. Er war ein Gladiator. Was er hier machte, das wusste er nicht. "Man ist halt das, was man sagt und was man macht. Irgendwie. Ich kenn mich da nich aus. Außerdem so gemein war das eh nich. Der hat einfach zu viel gelabert. Gehen wir jetzt runter in die Stadt?", versuchte der junge Prinz es nochmal. "Du siehst so aus, als könntest du so ne Feier vertragen von der du geredet hast. Ich war noch nie bei einer Feier. Machen Spaß oder?"
Er schwieg einen Moment, dachte nach. "Meinst du, ich bin immer noch ein Gladiator, obwohl ich das nicht mehr mache?", fragte er.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 15:41

"Kannst du dir als Sklave eigentlich auch nicht", bestätigte Kosta abwesend. "Ich habe es ihnen sehr oft gesagt. Dass ein Sklave keine Freunde hat. Das man einem Sklaven nicht vertrauen kann. Ich habe ihnen immer gesagt, dass ich Lady Tolarim alles sagen würde, was sie wissen wollte. Doch sie wollten nicht hören. Ich weiss nicht wieso. Sie haben es einfach ignoriert. Wenn nicht Königin Tolarim meine Herrin gewesen wäre, dann wäre das sicherlich nicht gut ausgegangen." Aber so hatte er wundervolle Freunde gewonnen. Irgendwann waren sie nicht nur Eneas Freunde gewesen, sondern auch seine. Wie Nathaniel ihm nun in Erinnerung rief, war das etwas sehr kostbares war. Ganz besonders für einen Sklaven. Er sollte das nicht so mit Füssen treten. Dennoch konnte er gerade überhaupt nicht mit einem Lächeln an seine Freunde und an das Schiff denken.

"Der Kapitän kommt nicht selber, weil er ein Versprechen nicht brechen möchte", erklärte Kosta Nathaniel mit unendlicher Geduld. Gerade plauderte er auch viel lieber mit ihm, als irgendwelche Entscheidungen zu treffen. "Wenn er mich will? Wie meinst du das?" verwirrte ihn Nathaniels komische Aussage. Irgendwie klang das so, als glaubte Nathaniel, Eneas wolle Kosta einfach mal kurz flachlegen. "Er fährt nicht voll auf mich ab. Er mag mich als seinen Freund und oh, Dunkelheit, das habe ich ganz vergessen. Wahrscheinlich denkt er gerade gar nicht an mich, sondern fühlt sich nur an etwas aus seiner Vergangenheit erinnert." Als Timaris ihn verlassen hatte. Es hatte Eneas' Herz gebrochen.

"Und wer ist Kosta? Wenn man ist, was man sagt und was man macht, dann bin ich ein Sklave", stellte Kosta nüchtern fest. "Der Kapitän verachtet Sklaverei. Er muss auch mich verachten, weil ich mich selbst versklave. Du hast recht. Das ist alles ziemlich kompliziert." Entsprechend wollte Nathaniel auch viel lieber runter in die Stadt gehen. Auf so eine Feier, von der Kosta gesprochen hatte. Er sähe so aus, als könne so etwas vertragen, da es sicher Spass machte.

"Es geht so", verneinte Kosta. "Ausserdem kann ich mit den Blumen jetzt so nicht feiern gehen." Aber anstatt zurück zum Schloss zu gehen, setzte er sich langsam in Richtung der Stallungen in Bewegung. Ganz langsam reifte in ihm der Plan, doch noch eine Kutsche zu organisieren und dann die Blumen zurück zu geben. Keinesfalls wollte er zurück in sein Zimmer. Dahin wo der Brief lag und die halbe Dublone.
"Gladiator sein, war doch mehr dein Beruf, als deine Wesensart", überlegte er auf Nathaniels Frage hin, während sie zu den Ställen schlenderten. "Aber du bist nach wie vor ein Kämpfer. Das ist nicht zu übersehen. Es gibt aber auch hier am Hof Gladiatorenkämpfe zur Belustigung der Adligen. Vielleicht darfst du wieder als Gladiator arbeiten. Wenn der Krieg vorbei ist. Und bis dahin könntest du in den Ställen arbeiten, wenn du das magst. Doch du solltest dich da vor den Adligen hüten und dich am besten vor ihnen verstecken. Es gibt immer welche, die dumm genug sind, sich an einem Sklaven der Königin zu vergreifen, weil er so verführerisch aussieht." Vor dem Stall hielt Kosta noch einmal inne.
"Nathaniel, wenn wir jetzt in die Stadt gehen, beschützst du mich?"
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Nathaniel » Fr 12. Aug 2022, 15:43

"Was fürn Versprechen?" Nathaniel wusste immer noch nicht so recht worum es ging. "Ich dacht, der steht auf dich. Wieso sonst die Rosen? Ich hab gehört, die kriegen Mädchen geschenkt. Von Männern, die sie mögen." Er zuckte mit den Schultern. "Hab ich gehört." Er wusste nur sehr wenig über die "Außenwelt", Beziehungen, echte Freunde, ein Beruf. Das war Nathaniel alles sehr fremd. Für ihn kam Kosta sehr frei und erfahren vor, weswegen er die Probleme des älteren Sklaven nicht verstand.
Kosta erklärte, dass dieser Pirat nicht auf ihn abfuhr, sondern ihn nur als Freund machte. Er würde jetzt auch nicht an Kosta denken, sondern an etwas anderes. Der Jugendliche sah Kosta verständnislos an. Den letzten Satz hatte er null gerafft. "Keine Ahnung wovon du redest", meinte er. "Was regst du dich so auf? Du hast Freunde, die angerannt kommen und dich irgendwie mögen und du hast nen Typen, der dir Blumen schickt und dich entführen will oder so. Mann, ich würd töten für so ein Leben." Er verstand nicht wieso Kosta so verzweifelt war. Der fragte sich wer er wäre. Er wäre ein Sklave, aber der Käpt'n würde Sklaverei verachten und deshalb auch ihn.
"Aber.. ähhh.. wieso will er dich dann zurück? Wäre er dann nich froh dich loszuwerden?", versuchte Nate das zu kapieren. Ja, es war echt kompliziert. Konnten sie nicht runter in die Stadt und feiern gehen? So etwas hatte Nathaniel noch nie erlebt. Das hier wäre vielleicht seine einzige Chance dazu.
Leider wollte Kosta nicht feiern, er hätte ja auch die Blumen. Der Krieger ging zurück zu den Ställen.

"Wie ein Beruf? Also.. dann wäre deine.. Wesensdingsda ja auch nicht Sklave oder? Dein Beruf wäre sowas wie Leibwächter, also Beschützer", versuchte der Jugendliche den verwirrenden Gedankengängen zu folgen. Kosta meinte, dass Nathaniel möglicherweise wieder als Gladiator arbeiten könnte. Nach dem Krieg. Bis dahin könnte er in den Ställen arbeiten.
"Ställe wären okay. Oder im Park. Waldhüter hast du gesagt. Mir egal. Hauptsache irgendwas. Kannst du nochmal mit der Königin reden? Dieses Mal echt? Ich dreh durch in dem Zimmer, Kosta."
Meinetwegen schrubbte er Böden oder so, alles war besser als Langweile und Einsamkeit.
"Beschützen? Klar, kann ich machen", stimmte Nate zu. "Wohin gehen wir?"
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 15:57

"Er hat eine Gefährtin", fuhr Kosta Nathaniel etwas heftiger an, als dieser einfach nicht mit den Blumen aufhörte und ihm zu beteuern versuchte, dass die Rosen etwas ganz spezielles wären. Ja, Eneas mochte ihn sehr. Doch nicht so, wie Nathaniel es andeutete. Das war schlichtweg unmöglich. "Ausserdem kennst du nicht die ganze Geschichte. Ich kann dir nicht alles erzählen." Nathaniel sollte es einfach sein lassen.

Was er aber ganz und gar nicht tat. Der ehemalige Gladiator, der sonst eher so wirkte, als würde er lieber erstmal draufhauen, bevor er nachdachte, machte ihm ziemlich deutlich klar, dass Kosta sich einfach nur bescheuert benähme. Der Pirat zuckte unter den Vorwürfen zusammen, liess den Kopf hängen. Nathaniel hatte absolut recht. Kosta sollte sich schämen. Dennoch tat er es nicht. Stattdessen war er wütend.
"Ich weiss, ich bin fürchterlich undankbar", bestätigte er geknickt. "Ich wollte ihm ja helfen. Deswegen bin ich weg vom Schiff. Aber dann hat er mich einfach verraten. Verstehst du? Ich habe ihm vertraut. Ich habe ihm geglaubt, dass ich einen freien Willen habe. Dass ich gehen darf, wann ich will. Aber das darf ich nicht. Ja, mein Beruf ist sowas wie Leibwächter", nickte er. "Doch mein Wesen ist das eines Sklavens. Weil... weil ich gehorcht habe. Weil ich gehorchen wollte. In jedem kleinen Detail. Ich bin ein Sklave. Habe mich selbst versklavt. Er muss mich verachten. Aber er mag die Rolle, die ich ihm vorgespielt habe. Die will er wohl wieder zurück, weil er sich mit der wohl und sicher fühlt." Eneas wollte nicht Kosta. Konnte er gar nicht wollen, weil Kosta gar nicht existierte, wie der Krieger allmmählich erkannte.

"Ich habe echt mit ihr gesprochen, Nathaniel", beteuerte er dem anderen Sklaven. "Auch wenn schnell etwas anderes Vorrang bekommen hat. Timaris hat es gehört und wird es nicht vergessen. Sie hat doch versprochen, darüber nachzudenken. Es wär nur einfacher, wenn sie sich sicher sein könnte, dass sie dir vertrauen kann. Aber ich werde versuchen, sie noch einmal darauf anzusprechen. Oder dich ansonsten ganz oft besuchen kommen, damit du dich nicht so langweilst. Versprochen." Sie kamen bei den Ställen an.
"In die Stadt", antwortete kosta unbedarft und es verging einen Moment, bis er begriff, dass Nathaniel es genauer wissen wollte. "Magst du tanzen gehen? Wir könnten tanzen gehen. Aber... vielleicht... sollten wir vorher doch noch in den Hafen. Wenn du mich beschützt." Nathaniel hatte zwar zugestimmt, doch gerade traute Kosta niemandem. Dennoch machte er sich daran, den diensthabenden Stallmeister anzuflehen, ihnen noch eine kleine Kutsche zur Verfügung zu stellen. Sie hatten Glück, da eine Adlige gerade mit einer kleinen Schlosskutsche zurück gekommen und diese noch nicht verräumt worden war.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Nathaniel » Fr 12. Aug 2022, 15:59

Er kannte eindeutig nicht die ganze Geschichte, denn viele von Kostas Worten ergaben für den unbedarften Jugendlichen keinen Sinn. Was das für eine Rolle spielte, dass der Pirat eine Gefährtin hatte oder warum es dem half, wenn Kosta vom Schiff ging. Der ältere Sklave klagte, dass er dem Kapitän vertraut hätte, dass er einen freien Willen hätte, doch er hätte nicht gehen dürfen, als er es gewollt hatte.
"Eingesperrt hat er dich aber nich. Oder biste ausgebrochen?", fragte Nathaniel. Kosta redete nun davon, dass sein Wesen das eines Sklaven wäre, weil er immer gehorchen wollte. Er hätte sich selbst versklavt.
"Kapier ich nich. Du hast doch nich gehorcht, weil er wollte, dass du bleibst und du bist abgehauen. Das war ja dann kein Gehorchen oder?", bemühte der junge Prinz sich diesen Wirrwarr zu kapieren. Es war ganz schön anstrengend und er hatte auch keinen großen Bock darauf. Für ihn war das Leben viel simpler. Gute Arbeit, ab und zu Liam sehen, keine Bestrafungen, das war gerade alles was Nathaniel sich wünschte. Er war es als Sklave nicht gewohnt da großartig viel mehr zu wollen. Klar, er wollte hier weg und er dachte oft über Flucht nach, aber der Palast war riesig und überall waren Wachen. Nate wusste, dass er hier nicht so schnell rauskommen würde. Er musste das Beste draus machen und überleben.
Währenddessen lamentierte Kosta über irgendwelche Rollen und der Pirat mochte die Rolle. Was für eine Rolle? Nathaniel versuchte Kosta lieber daran zu erinnern, dass er sich für ihn hatte einsetzen wollen. Der Krieger versicherte, er hätte das getan, die Königin dächte bestimmt darüber nach. Es wäre keine leichte Entscheidung, da man Nathaniel nicht vertrauen könnte.
"Was soll ich dagegen machen?", fragte er. Wie sollte er sich beweisen, wenn er nix tun konnte? Er würde den komischen Regeln folgen und keine anderen Sklaven mehr schlagen, wenn das bedeutete, dass sein Alltag nicht mehr so stumpfsinnig war.

Bei den Ställen angekommen, fragte Kosta auf einmal, ob Nate tanzen gehen wollte. "Hab ich noch nie gemacht", sagte der Jugendliche. "Aber ich mach mit!" Ob sie Liam mitnehmen konnten? Der schlief wahrscheinlich schon. Nate vermisste ihn ein bißchen.
Kosta entschied sich wieder einmal um, wollte nun erst in den Hafen. Solange Nathaniel ihn beschützte.
"Mach ich", versprach er. "Vor was denn?"
Kosta organisierte eine kleine Kutsche, die offen herumstand. Nathaniel hoffte bloß man würde ihn nicht fragen was er draußen machte, doch es gab so viele Sklaven im Palast und man hatte wohl keine Ahnung wer Nate war. Rasch kletterte der Prinz in die Kutsche. Es war bequem und alles, obwohl er lieber auf einem Pferd gesessen hätte.
"Voll edel", bemerkte er. "Was willst du beim Hafen machen?"
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 16:07

"Nein, er hat mich nicht eingesperrt", schüttelte Kosta seinen Kopf und verschwieg Nathaniel, dass ihn das wütend machte. Der arme Prinz würde ihn sonst erst recht nicht mehr verstehen. Auch Kosta verstand es nicht so recht. Nur ganz allmählich konnte er die unzähligen Gefühle, die in ihm tobten auseinander halten und herausfinden, woher sie stammten. "Oder doch. Er hat mich auf See eingesperrt. Doch er hat mir meine Juwelen nicht abgenommen, weswegen ich habe fliehen können."
Eneas hatte ihn nicht gut genug eingesperrt nach der Entführung. Hatte ihn nicht für sich beansprucht und ihn nicht wirklich bei sich gewollt. Dabei wäre Kosta mit ihm gekommen, wie ihm gerade bewusst wurde. Trotz Timaris Vergiftung wäre er mit Eneas mitgegangen, wenn dieser ihn für sich beansprucht hätte. Doch er hatte es nicht getan. Hatte solch ein Tun wieder einmal heftig von sich geschoben und beteuert, dass er es nie tun würde.
"Ein mal nicht zu gehorchen, wiegt ein ganzes Leben voller Gehorsam nicht auf", versuchte Kosta Nathaniel noch zu erklären, gab es dann aber auf. Dieser interessierte sich sowieso vielmehr für sich selbst und dass er mehr Freiheiten bekam. Kosta erklärte ihm, dass es schwierig sei, da man ihm nicht vertrauen könne, worauf der Krieger natürlich gleich wissen wollte, wie er das ändern könne. "Ein guter Anfang wäre zum Beispiel, dass du heute Nacht nicht zu fliehen versuchst und dich am Morgen wieder in dein Zimmer sperren lässt", schlug Kosta vor. "Wobei es natürlich noch vorbildlicher wärst, wenn du jetzt zurück eiltest und Rhiana melden würdest, dass ich dich zu Unsinn verführen versuche." So extrem wollte Nathaniel dann aber doch nicht handeln und wollte lieber mit ihm tanzen gehen, auch wenn er das noch nie gemacht hätte. "Wenn du magst, bringe ich es dir bei", lächelte Kosta. "Und wenn es dir nicht gefällt, können wir noch immer einfach nur bei der Bar sitzen bleiben."

Bei den Ställen bekniete Kosta den Stallmeister um eine Kutsche. Wobei er sich natürlich erst einmal ausweisen musste. Sein Siegel von Timaris half, dass es der Stallmeister überhaupt in Erwägung zog. Dennoch war er nicht so glücklich, so spät Abends noch so einen Stress zu haben. Doch da gerade noch eine kleine Kutsche vorne stand, durften sie diese benutzen. Der Kutscher selbst hatte sowieso Nachtdienst und ihm war es lieber zu fahren, als einfach nur gelangweilt zu warten. Er schien auch ganz gerne mal zur Abwechslung zum Hafen zu fahren, anstatt immer nur zu den Nobelvillen, wo es für ihn ziemlich langweilig war. So sassen die beiden Sklaven schliesslich in der kleinen Kutsche dicht beieinander. Kosta hatte die Rosen behutsam auf seinen Schoss gebettet.
"Ich weiss es auch nicht so recht", gab er auf die Frage zu, was er denn im Hafen machen wollte. "Die Blumen zurück geben. Und du sollst mich davor beschützen, dass ich nicht wieder entführt werde. Und nacher, wenn wir feiern gehen, dann pass auf, dass ich nicht abstürze und mich irgend einem Idioten hingebe. Ich will wieder im Palast aufwachen."
Diese Anweisungen schienen Nathaniel wieder einigermassen zu verwirren, doch er versprach, auf ihn aufzupassen. Kosta wusste nicht, wie ernst er es meinte, oder ob er nur eine Gelegenheit zur Flucht sah. Es wäre besser, wenn Kosta ihn wieder zurück brachte. Er handelte absolut fahrlässig. Dennoch konnte er sich nicht überwinden, alleine hinunter in den Hafen zu fahren. So ganz ohne Schutz. Andererseits war er zwar unheimlich wütend auf Eneas, wollte ihm dennoch nicht wieder dem Schmerz überlassen, einfach alleine zurück gelassen zu werden. Schweigend starrte er den Rest des Weges auf die Rosen auf seinem Schoss und versuchte seiner vielen, verwirrenden Gedanken Herr zu werden. Überrascht ruckte er auf, als Nathaniel ihn anstubste und meinte, sie wären hier.
"Schon?" Doch Nathaniel hatte keine Geduld für seine Angst und sprang stattdessen neugierig aus der Kutsche, um sich umzusehen. Kosta folgte ihm zögerlicher.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Ulysses » Fr 12. Aug 2022, 16:09

Mit äußerst gemischten Gefühlen war Ulysses zurück zum Hafen gekehrt. Er hatte sogar kurz überlegt die Königin um eine kurze Audienz zu bitten, um sich zu entschuldigen, doch sie hatte heute schon genug ihrer kostbaren Zeit geopfert. Es war besser, wenn sie nicht alles von diesem Drama mitbekam.
Ebenso wie Eneas nicht alles erfahren sollte. Ulysses brachte es einfach nicht übers Herz. Die Hoffnung, dass er zurück auf der 'E' noch einen Moment hätte, um mit den anderen zu reden, wurde sofort zunichte gemacht, da Eneas sofort angeeilt kam und ihn erwartungsvoll ansah.
"Und? Hast du ihn angetroffen? Hast du ihm die Rosen geben können? Was hat er gesagt?", bestürmte der Kapitän ihn mit aufgeregten Fragen. Es war lange her wo Ulysses ihn so erlebt hatte. Für diesen kurzen Moment wirkte Eneas noch voller Erwartung, Hoffnung und Glück.
"Ja, ich habe ihm Strauß und Brief gegeben. Er war.. sehr überrascht", erzählte Ulysses. "Besonders über die Rosen."
Eneas' Gesicht hellte sich noch mehr auf. "Wirklich? Sie haben ihm gefallen? Hat er mich erwähnt?", kamen gleich weitere Fragen. Ulysses wand sich leicht.
"Mit den Rosen hat er nicht gerechnet. Er dachte zuerst, sie wären für Timaris", hielt Ulysses sich beharrlich an das Positive. Er atmete tief durch. "Aber er ist immer noch sehr.. hmmm.. wütend und durcheinander", fuhr er leiser fort und legte Eneas eine Hand auf die Schulter. "Ich denke, er braucht mehr Zeit. Ich habe versucht ihm zu erklären, dass wir es nicht böse meinten und ob er nicht zum Schiff zurückkommt, um mit dir zu reden."
Eneas nickte. "Ja, darum habe ich ihn im Brief auch gebeten. Hat er gesagt, ob er kommt?"
Ulysses schüttelte den Kopf. "Heute bestimmt nicht mehr", wollte er Eneas' Hoffnungen nicht unnötig schüren. "Bedräng ihn einfach nicht so sehr. Heute kannst du deswegen sowieso nichts mehr machen", verhinderte er lieber gleich, dass Eneas ihn verzweifelt ein zweites Mal losschickte. Mit noch mehr Rosen.

Er hatte Eneas nochmal auf die Schulter geklopft und war dann müde runter zur Messe gegangen. Farell und Rachel saßen dort beisammen, tauschten Küsse aus. Ulysses wollte schon wieder gehen, als Farell ihn fragte wie es gewesen war.
"Brutal", seufzte Ulysses. "Er hätte mich beinahe verhaften lassen wegen Belästigung." Farell sah ihn erstaunt an. "Nein, das weiß der Käpt'n nicht. Soll er noch ein bißchen länger träumen."
"Das wird wieder das. Wir kommen hier unter sechs Monaten doch niemals weg", bemerkte Farell. Rachel schmiegte sich an ihn.
"Wir sollten jetzt gleich ablegen", fand sie. "Dann haben sie keine Chance sich gegenseitig das Herz aus Dummheit zu brechen."
"Zwei Monate auf Andiëls Liebesschlösschen. Das bräuchten wir", fand Farell mit halbem Grinsen. Dann wurden ihre Mienen wieder schwerer, als sie daran dachten, wo Andiël gerade war und dass dieses Schlösschen wahrscheinlich momentan in den Händen von Sions Soldaten war. Eine Schande.
"Wo ist eigentlich Damien?", fragte Ulysses.
"Leto trösten", antwortete Rachel.
"Trösten", fügte Farell grinsend hinzu und machte dabei mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft. Ulysses hob fragend eine Augenbraue. Rachel sah grinsend zu ihrem Freund zurück.
"Ist kein Geheimnis, dass er auf Leto steht", sagte sie.
"Die beiden sind nichtmal einen Tag auseinander", warf Ulysses ein. Da würde Damien sich nicht gleich an Leto heranmachen. Anderseits glaubte der Krieger nicht, dass es Eneas wirklich viel stören würde. Der hatte gerade andere Sorgen.

Sie saßen noch nicht lange in der Messe, als Maria hereingerannt kam. "Kosta ist am Pier!" Sofort waren alle auf und stürmten aus der Messe. Der arme Cleos konnte ihnen im Gang noch gerade so ausweichen, blickte ihnen verwundert hinterher. Oben an Deck versuchten sie sich so dezent wie möglich zu platzieren. Am besten ging das hinter dem Aufbau am Achterdeck.
Ulysses überlegte, ob er nicht mit Eneas vorher sprechen sollte, aber es war zu spät. Sie sahen ihn schon auf dem Steg stehen. Kosta stieg aus einer Kutsche, gefolgt von diesem Jugendlichen. Oh Nein. Und Kosta hatte auch noch den Blumenstrauß in der Hand. Oh nein...
"Das wird hässlich", flüsterte Farell, als er das sah.
"Wart doch mal ab", erwiderte Maria wispernd.
Ulysses wollte nicht wirklich lauschen oder spionieren. Sie sollten die beiden in Ruhe lassen, doch Kosta hatte auch jemanden angeschleppt und dann war da immer noch die Gefahr, dass eine weitere Rauferei ausbrach. Es war besser die zwei nicht aus den Augen zu lassen.
Sie konnten Eneas Gesicht nicht sehen, aber vermutlich strahlte er Kosta gerade verliebt an oder etwas in der Art.
"Du bist zurückgekommen", freute der Kapitän sich. "Ich.. äh.. wollte dir noch mehr schreiben. Ich hatte so gehofft wir könnten noch einmal miteinander reden. Es tut mir alles so leid, was passiert ist. Die Rosen.. oh.. gefallen sie dir?"
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 16:10

Als er die Kutsche verliess und zum Schiff schaute, das so lange seine Wohnstatt gewesen war, sah er, dass Eneas auf dem Steg bereits auf ihn wartete. Instinktiv blieb Kosta stehen und liess seine Blicke schweifen. Nicht nur Eneas war da. Er spürte auch die Signaturen der meisten anderen Mannschaftsmitgliedern. Er sah schliesslich sogar den krausen Kopf des Welpen, bevor er von Olintes rasch runter gezogen wurde. Am liebsten hätte Kosta sich gleich wieder in die Kutsche verkrochen. Doch er hatte ja noch immer diese Rosen ind seinen Händen.

Steifbeinig ging er auf Eneas zu und liess Nathaniel sich derweil staundend umsehen. Selber hatte er nur Augen für Eneas, der ihn glücklich anstrahlte. Kostas Blick verfinsterte sich. Wie konnte er es nur wagen, so zu lächeln, nachdem war er ihm angetan hatte? Nachdem er mit seinem Schiff noch immer den Hafen blockierte und nachdem er Timaris einen ganzen Morgen lang abgelenkt hatte. Zorn brodelte wieder in ihm hoch. Eneas sollte ihn endlich in Ruhe lassen und Timaris nicht noch weiter zur Last fallen.

"Ja, die Rosen sind sehr hübsch", antwortete er knapp. Kosta war bis zum Steg gekommen, hatte ihn jedoch nicht betreten. "Du solltest sie in eine Vase stellen, bevor sie welken." Abweisend streckte er Eneas die Blumen entgegen, zwischen denen noch immer das kleine Briefchen steckte. "Es gibt nichts zu besprechen. Nathaniel und ich wollen jetzt tanzen gehen und du solltest endlich den Hafen freimachen. Ich bin nicht zurück gekommen. Nur vorbei gekommen."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 16:14

Sobald er Kosta in der Nähe des Schiffes spürte, wurde Eneas sehr nervös und aufgeregt. Was sollte er tun? Würde Kosta zum Schiff kommen oder war er aus anderen Gründen am Hafen? Der Krieger rannte in der Kapitänskajüte zum Spiegel über der kleinen Waschstation, zupfte sich die Haare zurecht, überlegte sogar kurz, ob er sich schminken sollte. Doch er tat dies nur sehr selten und wenn, dann half Kosta ihm dabei. Alleine hatte Eneas keine Ahnung wie er das hätte hinkriegen sollen. Er hatte nicht damit gerechnet, Kosta heute noch zu sehen. Zwar war Ulysses Bericht recht hoffnungswecken gewesen, doch er hatte Eneas klar gemacht, dass heute sicher nichts mehr passieren würde. Vielleicht würde es auch nicht. Vielleicht kam Kosta nicht zum Schiff.
Nein, er musste. Eventuell hatten ihn die Blumen bewogen zu kommen oder die zwei Briefe. Gespannt eilte der hayllische Kapitän zum Landungssteg, strich sich die Kleidung zurecht. Er wusste nicht mehr was er die letzten Stunden getan hatte außer sich den Kopf über Kosta zu zerbrechen. Zwar dachte Eneas auch an Leto und an Timaris, doch seine Gedanken glitten ziemlich schnell zurück zu seinem Geliebten. Eneas hoffte wirklich, dass sie sich wieder aussöhnen konnten. Er musste das einfach wieder gerade biegen. Kosta war das wichtigste in seinem Leben. Ihn nicht zu sehen, mit ihm zu reden, das war... unvorstellbar.
Sein Herz raste, als er die schmale Kutsche des Palastes sah, die sich dem Kai näherte. Es war jedoch nicht Kosta, der zuerst ausstieg, sondern ein junger muskulöser Prinz. Wer war das denn? Die Frage verschwand erst einmal sobald Kosta zu sehen war. Er hielt die Rosen in der Hand. Eneas konnte nicht verhindern zu strahlen. Er freute sich einfach Kosta zu sehen und war über die Maßen erleichtert seinen Freund erreicht zu haben.

Nervös wartete er auf dem Steg. Kosta trat darauf zu, der Jugendliche folgte.
"Du bist zurückgekommen." Eneas hätte da aufhören sollen, doch er hörte sich selbst stammeln wie ein Idiot. Was war das denn? "Ich.. äh.. wollte dir noch mehr schreiben. Ich hatte so gehofft wir könnten noch einmal miteinander reden. Es tut mir alles so leid, was passiert ist. Die Rosen.. oh.. gefallen sie dir?"
Kosta bejahte. Die Rosen wären hübsch. Aber er kam nicht auf den Steg und hielt Eneas dann den Strauß entgegen. Der Krieger versuchte die Enttäuschung zu verbergen. Er fühlte einen Kloß im Hals.
"Du.. magst sie nicht? Sie s-sind ein Geschenk, für dich", versuchte er zu erklären. "Für ähm.. eine Vase in deinem Zimmer. Im Palast. Oder hier. Wenn du zurückkommen magst..." Sein Blick fiel auf den kleinen Umschlag. Er steckte ungeöffnet zwischen den Rosen. Kosta hatte es nichtmal gelesen.
Sein Freund sagte, es gäbe nichts zu reden. Er wollte mit Nathaniel tanzen gehen. Eneas solle verschwinden.
"Nathaniel? Ein... Bekannter?" Eneas blickte zu dem Prinzen. Was wollte Kosta mit diesem jungen Burschen? War das etwa schon ein neuer Liebhaber? Kosta hatte nie Mangel an Verehrer gemacht. Es schmerzte.
"Doch. Doch, es gibt viel zu bereden. Okay? Ich will dir das erklären. Mich entschuldigen und dir.. so viel sagen." Er versuchte ein Lächeln. "Bitte, komm doch nur eine Weile aufs Schiff. Bitte, Kosta."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 16:30

"Sie sind hübsch", wiederholte Kosta. "Aber ich kann sie nicht behalten. Hier auf dem Schiff habe ich kein Zimmer mehr und... in meines im Palast kann ich nicht mehr", fügte er etwas hilflos hinzu. "Zumindest nicht diese Nacht." Er wollte nicht in der Dunkelheit alleine in sein Zimmer gehen, wo der Brief und seine Hälfte der Dublone irgendwo auf dem Boden lag. Das wollte er noch nicht einmal bei Tageslicht, geschweige denn in der Nacht. War er deswegen hier? Damit Eneas ihm dabei half? Nein, das war doch irre.

"Nathaniel ist mein Leibwächter, solange ich in deiner Nähe bin", erklärte Kosta scharf und hielt weiterhin die Rosen ausgestreckt, damit Eneas sie ihm endlich abnahm. Sein Blick war dabei todernst, so dass jedem klar wurde, der ihm ins Gesicht schaute, dass Nathaniel nicht einfach nur ein hübscher junger Mann war, sondern auch wirklich kämpfen können musste, wenn Kosta ihn derart ernst als Leibwächter betitelte.

"Es gibt nichts zu bereden", wehrte Kosta erneut ab. "Ich will deine Entschuldigungen nicht. Weder die deinen noch die von der Mannschaft. Und an Bord werde ich erst recht nicht mehr kommen. Ich vertraue dir nicht mehr. Ich will nicht wieder entführt werden. Ich will hier bleiben. Wenn du mich also so magst, wie Ulysses unermüdlich beteuert hat, dass lass mich gehen und bleib nicht wieder sechs Monate hier im Hafen. Sonst versenke ich die 'E' eigenhändig."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 16:32

"Du hast immer eine Kajüte hier", versicherte Eneas. "Immer. Selbst.. wenn du für eine längere Zeit nicht hier bist." Kosta sollte nicht so denken. Eneas wollte nicht, dass sein Freund aus seinem Leben verschwand. Nicht, wo Eneas sich gerade klar wurde wie sehr er seinen Liebhaber wollte. "Wieso kannst du nicht in den Palast?", fragte er nach. Timaris hätte ihn doch sicher bestens untergebracht und versorgt. Eneas gab sich alle Mühe Kosta zu verstehen und ihn zu besänftigen.
Er hätte lieber nicht nach dem jungen Prinzen gefragt. Er sah nicht aus wie ein Hayllier, war zu hellhäutig und hatte rostbraune Haare. Ein Mischling also und er lebte wohl auch am Palast. Kosta antwortete spitzzüngig, dass Nathaniel sein Leibwächter wäre. In Eneas' Nähe bräuchte er ja einen. Das war verletzend. Eneas hatte Kosta wirklich nicht seiner Freiheiten berauben wollen. Er hatte ihn doch schon öfters für ein paar Tage entführt, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Gut, noch nie so drastisch, er hatte bloß solche Angst gehabt. Wie sollte er Kosta das sagen? Ulysses hatte recht gehabt, Kosta war tatsächlich noch sehr wütend und verletzt. Es verunsicherte Eneas und hier direkt am Steg traute er sich nicht offen zu sagen was er empfand.
Aber er nahm auch die Rosen nicht an, bat seinen Freund stattdessen hinauf aufs Schiff, um darüber zu reden. Kosta sträubte sich, beharrte, es gäbe nichts zu bereden und er wollte auch keine Entschuldigen.
"Es ist mehr als Entschuldigungen", beteuerte Eneas. "In den Briefen... da konnte ich das nicht alles sagen. Wenn wir unter vier Augen sprechen.. Kosta, bitte gib mir noch diese Chance. Du wirst es nicht bereuen. Du kannst mir vertrauen..." Er sah kurz zögerlich zu diesem Nathaniel, stockte. Ach, scheißegal, ob da noch so ein Typ neben Kosta stand. Eneas wollte nichts riskieren. Womöglich bekam er nicht mehr als diese wenigen Momente hier auf dem Steg.
"Ich hab dich nur entführt weil ich Angst hatte dich nie wiederzusehen", brach es aus ihm heraus. Er sah Kosta intensiv an. "Und nein, ich lass dich nicht gehen. Du kannst darauf vertrauen, dass ich nie genug von dir haben werde. Wenns nur eine winzig kleine Chance gibt für.. für uns, nein, dann bleib ich ewig in diesem Hafen, okay?"
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 16:37

"Da liegt dein Brief", antwortete Kosta reflexartig. Jahrelang hatte er Eneas immer all seine Fragen beantwortet, oder es zumindest versucht. Und davor war ihm sehr brutal eingetrichtert worden, jede Frage ehrlich zu beantworten. So leicht liess sich das nicht abstellen. Und so verriet er Eneas mehr, als er wollte. Wütend blickte er Eneas an, dass er das so schamlos ausnutzte.

"Nein", fiel er Eneas heftig ins Wort. "Nein, ich kann dir nicht vertrauen. Es ist gelogen. Alles war eine Lüge. Du hast gesagt, wir wären Freunde. Du hast gesagt, ich wäre kein Sklave für dich und müsste deinen Befehlen nicht gehorchen. Aber ich durfte nicht gehen. Du hast mich gestohlen. Einfach so. Für nichts. Deine Angst war vollkommen unbegründet. Wir hätten uns wieder gesehen. Nur nicht an Bord und nicht sofort. Und nein, ich vertraue dir kein bisschen mehr." Bebend holte er tief Luft.

"Du solltest die Rosen wirklich ins Wasser tun", riet er Eneas etwas ruhiger und streckte sie ihm erneut entgegen. Doch Eneas nahm sie einfach nicht an. "Bitte. Ich will sie nicht sterben lassen." Die Rosen zitterten in der Nachtluft. "Also gut", gab er mit erstickter Stimme schliesslich klein bei und senkte erschöpft seinen Kopf. "Ich komme an Bord." Er wollte die Rosen doch nicht verdorren lassen. Auch wenn sie keine Laute von sich gaben, waren es doch auch Lebewesen. "Aber sag der Mannschaft bitte, dass sie das Schiff verlassen und nicht wieder kommen sollen, bevor ich von Bord bin." Dann würde es Eneas schwerer fallen, ihn erneut zu entführen.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 16:49

War sein Brief so furchtbar gewesen, dass Kosta nichtmal im gleichen Raum mit dem Schriftstück sein wollte? Eneas verstand nicht. Er hatte irgendwie geglaubt, Kosta wäre froh, dass Eneas nun ungebunden war. Dass er eine Entscheidung getroffen hatte. Es war doch die richtige Entscheidung gewesen oder? Ja, es musste. Kosta bedeutete ihm so viel. Wieso wusste sein Freund das nicht einmal? Eneas hatte es ihm viel zu wenig gesagt und gezeigt.
Jetzt versuchte er alles. Beteuerte leidenschaftlich, dass er Kosta nicht gehen lassen würde und immer warten würde. Kosta glaubte ihm nicht, sagte heftig, er könne ihm nicht mehr vertrauen. Es wäre alles eine Lüge gewesen. "Nein, es ist keine Lüge. Ich lüge dich nicht an. Ich.. bin so ehrlich wie noch nie." Wieso sah der andere Krieger das nicht?
Jener wetterte, dass Eneas ihm immer versicher hätte, er müsste Eneas' Befehlen nicht gehorchen, doch dann hätte Kosta doch nicht gehen dürfen. Eneas hätte ihn völlig unnötig gestohlen, sie hätten sich ja wieder gesehen. Bloß nicht sofort.
"Du hast gesagt, du gehst für immer fort!!", entgegnete Eneas gleich. "Hätte ich einfach zurückwinken und dich gehen lassen sollen? Das konnt ich nicht. Nie im Leben." Er schüttelte entschieden den Kopf. "Du hast mir alle möglichen Sachen vorgelogen. Dass du einen Luxusurlaub im Palast machen würdest. Dass du für immer gehst. Ich.. was sollte ich denn davon glauben? Ich hatte Panik. Ich hab so gehandelt wie.. ich gefühlt hab." Wie konnte er Kosta vertrauen? Wie darauf, dass sein Geliebter ihm nicht das Herz brach?

Sie starrten sich gegenseitig an, voller aufgewühlter Gefühle, Wut und noch viel mehr. Kosta hatte immer noch die Rosen ausgestreckt wie eine Anklage und wollte noch einmal, dass Eneas sie annahm. Kosta wollte sie nicht sterben lassen. Das wollte Eneas auch nicht, aber er hatte das Gefühl, genau das für diese Chance hier, wenn er die Rosen wieder zurücknahm.
Für einen angespannten Moment standen sie sich gegenüber. Dann ließ Kosta den Strauß sinken, sagte sehr leise, dass er an Bord kommen würde. Eneas fiel ein Stein vom Herzen.
Kosta wollte bloß, dass die komplette Mannschaft vom Schiff verschwand. "Ja, ja, sicher", stimmte Eneas sofort zu. Er sah zu dem Prinzen. "Kann dann dein.. Leibwächter hier warten? Ich verspreche, es wird dir nichts passieren. Kosta.. ich bins doch." Wieso musste er so etwas überhaupt versprechen? Es schmerzte unheimlich, dass Kosta ihm nicht mehr glaubte.
Er beharrte strikt, dass Nathaniel mitkam. "Oh.. okay", stimmte Eneas auch dieses Mal zu. Nur etwas leiser.
Er spürte plötzlich die Anwendung der Kunst. Ein Blick zur Seite verriet ihm wie einer nach dem anderen der Mannschaft hinten am Bug mithilfe der Kunst auf den Kai sprang und eiligst davoneilten. Olintes zog noch Welpe mit sich mit.
Eneas räusperte sich, machte eiligst einen Schritt nach hinten und ging den Steg hoch.
"Bitte, kommt doch rauf. Ähm... wollen wir in der Kajüte reden. Kapitänskajüte?" Er stockte kurz. "Unter vier Augen? Wir haben sonst noch etwas Abendessen in der Messe. Wenn ihr essen wollt."
"Essen klingt super", meinte der Prinz.
Eneas war alles recht. Er freute sich allein schon, dass Kosta wirklich wieder an Bord kam. Er folgte ihm einfach. Sie brachten den Prinzen in die Messe ehe sie weitergingen und so landeten sie in der geräumigeren Kapitänskajüte. Momentan nicht ganz so geräumig, Eneas stolperte beinahe über einen der drei Koffer, die hier standen. Einer schon verschlossen, zwei noch geöffnet und halb voll mit Letos Gepäck. Hastig schob er sie beiseite, schloss die Koffer.
"Tschuldige, ich hab heute nicht mehr mit dir gerechnet. Aber es ist eine schöne Überraschung. Willst du dich setzen? Warte." Eneas schob den Stuhl zurecht. Er blickte sich kurz um. "Willst du lieber doch woanders reden? Im Kartenraum?" Vielleicht war das hier doch nicht der richtige Ort. Eneas war sehr nervös.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 16:51

Vielleicht log Eneas auch nicht. Vielleicht doch. Vielleicht wusste er es noch nicht einmal selber, was der Wahrheit entsprach und war nicht. Kosta wusste nicht, ob es so wichtig war. Er wusste nur, dass er sich überhaupt nicht mehr sicher in Eneas Gegenwart fühlte und das tat so unglaublich weh. Es war nicht nur so, als hätte man ihm den Boden unter den Füssen weggezogen und er in bodenlose Finsternis fiele. Sein Herz wurde dabei auch noch von unzähligen Klingen gequält und geschnitten. Es bereitete ihm fast schon körperliche Schmerzen und er hielt es kaum mehr in Eneas Gegenwart aus. Aber er konnte sein Rosen doch nicht einfach sterben lassen. Seine Rosen... Seine Rosen.

Erschöpft stimmte er schliesslich zu, an Bord zu kommen. Aber nur, wenn die Mannschaft das Schiff verliess, damit er wenigstens etwas in Sicherheit war. Prompt war zu spüren, wie sich die Signaturen auf dem Schiff am Bug sammelten und sich schliesslich entfernten. Kostas Wangen liefen beschämt rot an. Sie mussten alle gelauscht haben. Das war so demütigend. Vielleicht war er überempfindlich, aber Kosta fühlte sich gleich noch einmal verraten.

"Nein, Nathaniel bleibt bei mir", entgegnete er heftig. Selbst wenn er Eneas alleine gegenüberstand traute er ihm nicht. Oder vielleicht traute er auch sich selbst nicht, dass er sich gegen Eneas zu Wehr setzen vermochte. Das hatte er noch nie wirklich gekonnt.
Widerwillig gab Eneas nach. Dennoch schürte der Widerwille in dessen Stimme sofort wieder Kostas verdacht, dass er eigentlich doch vorgehabt hatte, ihn nicht mehr gehen zu lassen. Trotzdem folgte er Eneas an Bord. Zögerlich und mit klopfendem Herzen. Er hatte so Angst und wusste noch nicht einmal warum. Wie unter einem Bann folgte er Eneas sogar bis in die Kapitänskajüte. Oh, er sollte das nicht tun. Leto würde wieder wütend und enttäuscht sein. Klein setzte er sich auf den Stuhl, den Eneas ihm hinstellte, die Rosen kamen wieder auf seinem Schoss zu liegen. Sein Herz klopfte nun noch heftiger in seiner Brust. Dass Nathaniel nun auf der anderen Seite der Türe war, machte ihn sehr nervös.

"Dafür dass du micht heute nicht mehr erwartet hast, war Ulysses erstaunlich hartnäckig", antwortete Kosta verschlossen, sah sich dann aber doch etwas scheu und unbehaglich um. Er sollte nicht hier sein. "Was ist hier los? Du packst? Du wirst doch nicht etwa Draega betreten?"
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 16:53

Kosta setzte sich auf den Stuhl, hatte den ganzen Weg über nichts mehr gesagt. Die Rosen lagen auf seinem Schoß. Eneas zog den anderen Stuhl hinterm Schreibtisch hervor, setzte sich zu Kosta, nachdem er ein paar Sachen aus dem Weg geräumt hatte. Er wollte den Schreibtisch als Barriere nicht zwischen ihnen haben. Womöglich sollte er die Kajüte komplett umstellen und verändern. So wie es Kosta gefallen würde. Falls sein Freund hier bleiben würde. Eneas hoffte es sehr. Wenn er ihm sagen würde wie er sich entschieden hatte und wie er für ihn empfand... ob Kosta auch so empfand oder ob es wieder etwas wäre was er Kosta aufdrängte? Eneas war sehr unsicher. Nervös erklärte er die Unordnung, war bereit gleich die Kajüte zu verlassen, doch sein Freund blieb sitzen wo er war und meinte kühl, dass Ulysses sehr hartnäckig versucht hatte ihn hierher zu bekommen.
"Er hat mir nur gesagt, dass ich warten müsste", erwiderte Eneas. "Ich bin so froh, dass du gekommen bist. Auch dass du geantwortet hast..." Es waren zwar gemeine Worte gewesen, doch das war noch besser als wenn Kosta ihn ignoriert hätte. So bekam Eneas das Gefühl, dass es Hoffnung für sie beide gäbe und sie sich wieder vertragen konnten, wenn sie darüber redeten.
Kosta sah zu den Koffern und fragte, ob Eneas vorhätte Draega zu betreten. Der Krieger schüttelte verwundert den Kopf.
"Nein, das sind Letos Sachen... Damien hatte mir gesandt, ich soll das zusammenräumen. Wir haben ja eigentlich nicht mehr viel Zeit am Hafen und sie soll ja nicht ohne dastehen."
Daraufhin bekam er von Kosta erst einmal nur verwirrte Blicke. Da begriff Eneas, dass Kosta seine beiden Briefe überhaupt nicht gelesen hatte. Etwas enttäuschend war das schon.

"Ich habe mich von Leto getrennt", erklärte er leise. "Das stand auch im Brief..." Er zupfte unruhig an seiner Kleidung, hatte das Gefühl, dass er gerade überhaupt nicht gut aussah. "Heute erst... es.. ging einfach nicht mehr. Timaris hat mir klar gemacht, dass ich mich entscheiden musste. Dass ich mich nicht zweiteilen kann. Verstehst du? Diese offene Beziehung... damit habe ich Leto weh getan. Und dir auch. Ich konnte mich keinem von euch ganz und gar hingeben... und niemand von euch hat die Aufmerksamkeit von mir bekommen, die ihr verdient hättet. Ich hatte gleich doppelt so viel schlechtes Gewissen." Eneas seufzte. "Kosta... es tut mir leid wie ich dich behandelt habe... du kommst nicht an zweiter Stelle. Du bist kein Ersatz oder bloß mein Liebhaber... ich habe das jetzt begriffen. Dass du mich verlassen willst... weißt du, das hat meine Augen geöffnet." Je mehr er darüber sprach, desto mehr gewann seine Stimme an Stärke, getragen von Leidenschaft und wachsender Überzeugung.
"Du bist das wichtigste in meinem Leben. Ich will dich nicht verlieren. Ich habe... nicht gut gehandelt mit dem Schiff abzulegen, ich weiß das jetzt. Ich wollte dich bloß nicht verlieren. Und.. und wenn du nicht mehr zur See fahren willst, dann verstehe ich das. Ich bin offen für alles. Was immer du erleben und machen willst, ich würde dich so gerne unterstützen und dich begleiten." Er blickte Kosta in die Augen.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 17:00

Der Sklave presste seine Lippen zusammen. Er hatte Eneas nicht wirklich geantwortet. Er hatte ihn nur gemein angeherrscht. Er war gemein. Zu Eneas, zu seinen Freunden, zu allen. Er war gemein. Absichtlich. Kosta verachtete sich selbst deswegen und kannte sich kaum noch mehr. Er schien nicht mehr sich selbst. Er war so haltlos und er wusste nicht, was er hier machte. Es tat nur weh und war sicherlich falsch.
Die Unordnung in der Kabine erregte seine Aufmerksamkeit und lenkte ihn etwas von seinem Gefühlschaos ab. Also fragte er, was los sei. Damien hätte Eneas gesandt, er solle Letos Sachen packen, damit sie nicht ohne etwas dastünde. Ehrlich verblüfft und ratlos blickte Kosta den Kapitän an und fiel dann aus allen Wolken, als ihm dieser den Grund nannte.

"Was? Warum? Ich habe dir doch gesagt, dass du dich besser um sie kümmern sollst." Aber ganz offensichtlich zählte sein Rat genau so wenig wie sein Wille. "Timaris hat dir was gesagt? Was sollst du denn entscheiden? Nein, du hast mir mit deinen offenen Beziehungen nicht weh getan." Verwirrt schüttelte er seinen Kopf. Aber Leto. Leto hatte sich einsam gefühlt und hatte mehr von ihrem Gefährten haben wollen.
"Dich verlassen?" hakte Kosta überfodert nach, als Eneas zusehends leidenschaftlicher auf ihn einzureden begann. "Nein... Ich will bei Timaris bleiben. Ihr helfen. Ich will..." Zucker helfen. In den Krieg ziehen und sterben. Sich selber finden. Doch das waren alles noch tief verborgene Gedanken, die erst ihren Weg an die Oberfläche finden mussten. "Ich weiss nicht, was ich will", gab er hilflos zu. "Und ich verstehe nicht, was du mir sagst. Warum hast du dich von Leto getrennt? Ihr wart zehn Jahre zusammen. Es hätte doch für immer sein sollen. Du sollst nicht mich begleiten, sondern Leto. Du brauchst mich nicht mehr."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 17:12

Dass Eneas sich von Leto trennte, damit hatte wohl niemand gerechnet. Niemand außer Leto. Eneas war so blind gewesen. Kosta war genauso überrascht darüber. Auch Eneas konnte es kaum glauben, dass er diese Beziehung geendet hatte. Ein Teil von ihm liebte Leto immer noch. Das würde nicht so schnell weggehen. Aber die Entscheidung... sich für Kosta zu entscheiden war am Ende nicht so schwer gewesen als er es sich immer vorgemacht hatte.
Kosta fragte ihn aus, was Timaris genau gesagt hätte und was Eneas entschieden hätte. Der Krieger wies auch von sich, dass Eneas ihn mit der offenen Beziehung nicht verletzt hätte. "Bist du sicher? Ich war nicht fair zu dir... ich war stets eifersüchtig auf deine Bekanntschaften, hab dich als Liebhaber ausgenutzt und mich dir nie vollständig hingegeben, weil da immer noch eine Freundin war. Damit ist jetzt Schluss. Versprochen." Eneas atmete tief durch. "Ich will nicht mehr hinter Freundinnen verstecken und diesen Frauen weh tun, weil ich zu feige bin den richtigen Schritt zu tun. Mit dir.." Er rückte auf dem Sitz etwas nach vorne, hätte gerne Kostas Hand gehalten, wäre ihm näher gewesen als diese Distanz, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte.
Eneas tat alles um diese Distanz zu durchbrechen, erzählte Kosta leidenschaftlich, dass er befürchtet hatte sein Freund würde ihn verlassen. Kosta antwortete nicht wirklich darauf, sagte wirr, dass er bei Timaris bleiben wollte, um ihr zu helfen.
"Ich will ihr auch helfen. Ich weiß nicht wirklich wie, aber wir sollen die Kinder in Mineva...", setzte Eneas an, verstummte, als Kosta leise hilflos sagte, er wüsste nicht was er wollte. Es verunsicherte Eneas sehr, denn im Gegensatz zu seinem langjährigen Freund wusste er gerade sehr genau was er wollte.

Anscheinend hatte er das überhaupt nicht gut rübergebracht. Kosta verstand ihn nicht, wollte wissen wieso er sich von Leto getrennt hatte, wo sie doch für zehn Jahre zusammen gewesen wäre. Das hätte für immer halten sollen.
"Zehn Jahre sind nicht 266 Jahre", erwiderte Eneas und blickte Kosta verliebt an. So lange kannten sie sich schon. Wieso verstanden sie sich dann so wenig? Würde das mit ihnen überhaupt funktionieren?
"Ich hatte in diesen Jahren schon mehrere Gefährtinnen, aber es hat nie geklappt. Ich hab mir nur vorgemacht, dass es mit Leto klappen könnte... aber.. sie ist nicht der, den mein Herz wirklich will. Ich hatte bloß all die Jahre Angst. Unsere Freundschaft ist so kostbar und.. ich will das nicht kaputt machen oder dir wieder etwas aufdrängen..."
Wieso sagte Kosta da, dass Eneas ihn nicht brauchte?
"Natürlich brauch ich dich! Ich kann nicht ohne dich! Das habe ich begriffen als du gegangen bist. Ich will das nicht mehr verstecken oder verschweigen. Kosta, du bist mein bester Freund. Und ich liebe meinen besten Freund!", brach es aus Eneas heftig heraus. Er hatte es wirklich gesagt. Überhaupt nicht so wie er es sich verträumt ausgemalt hatte. Eneas Wangen wurden rot vor Aufregung.
"Ich will mit dir zusammen sein. E-ein Paar. Also... Gefährten", stieß er hervor. "W-was denkst du darüber?", fragte der dunkelhaarige Krieger nervös. Dieser Augenblick nach der Frage kam ihm ewig lang vor. Wie würde Kosta reagieren? Empfand er auch so? Hoffnungsvoll suchte Eneas nach einem Moment des Erkennens, bereit in Kostas Arme zu fliegen.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 17:18

"Du warst eifersüchtig?" Es war nur halb eine wirkliche Frage. Manchmal hatte Kosta das schon gemerkt, dass Eneas nicht wollte, dass er selber eine Bekanntschaft hatte und dass er damit nicht einverstanden war. Deswegen hatte er sich oft nur heimlich mit ihnen getroffen. Doch es hatte ihn nicht gestört. Er war gerne für Eneas da gewesen. Es war schön gewesen. Wo war diese Hingabe hin. Kosta schüttelte mit gesenkten Lidern seinen Kopf.
"Du hast mir von Anfang an gesagt, dass es nie anders sein wird", meinte er leise. "Ich wusste das. Es war schon in Ordnung."
Doch Eneas beteuerte ihm, dass dies nun vorbei wäre und er wolle sich nicht mehr feige hinter Frauen verstecken. Ratlos blickte Kosta ihn an und verstand kein Wort. Also fragte er noch einmal nach. Fragte warum, Eneas sich von Leto getrennt hatte.

"Was?" Kosta begriff nicht, was Eneas damit meinte, dass zehn Jahre nicht 266 Jahre wären. Das war doch offensichtlich. Kosta brachte es auch noch nicht in Verbindung damit, dass sie sich schon so lange kannten. Ausserdem hatte Eneas Leto auch etwa dann zum ersten Mal getroffen. Eneas erklärte ihm, dass es mit seinen Gefährtinnen nie geklappt hätte, weil er sich nur etwas vorgemacht hatte. Was denn? Liebte er Timaris etwa doch noch und warum sprach er davon, dass er ihre Freundschaft nicht kaputt machen oder ihm was aufdrängen wollte. Kosta presste seine Lippen zusammen. Warum begriff Eneas nicht, dass er ihm nie etwas würde aufdrängen können? Aber vielleicht war es nun doch geschehen. Oder zu wenig. Kosta wäre mit Eneas mitgekommen, wenn er ihn nach der Entführung wirklich gewollte hätte. Er wäre mitgekommen. Doch Eneas hatte ihn nicht gehalten und stattdessen versucht, seine Beziehung mit Leto zu retten. Kosta verstand nicht, warum sich das nun so rasch ahtte ändern können.

"Das weiss ich doch", antwortete Kosta sanft, als Eneas ihm wieder einmal beteuerte, wie wichtig er ihm als Freund wäre und er ihn lieben würde. "Aber du brauchst mich wirklich nicht mehr Eneas. Du bist stark und intelligent. Du brauchst mich nicht mehr hier auf dem Schiff, damit ich dir Händchen halte. Du hast die Trennung mit Timaris doch inzwischen überwunden. Ich will..." Eneas unterbrach ihn und erklärte ihm heftig, dass er wollte, dass sie ein Paar wurden. Gefährten.
"Waaas?" Kostas Augen wurden gross und er starrte Eneas sprachlos an, verstand nicht, woher das auf einmal kam. "Aber..." Was er dazu dachte? Er konnte gerade nicht denken. "Aber ich bin doch ein Mann. Ein Sklave. Du hasst Sklaverei. Ausserdem hast du von Anfang an gesagt, dass nie mehr werden würde, als dass du mich ab und zu in dein Bett holst. Wenn überhaupt. Das war doch in Ordnung? Warum sagst du jetzt so etwas? Glaubst du, du müsstest mir so etwas sagen, damit ich wieder an Bord komme? Weisst du denn nicht, dass mir so etwas nicht wichtig ist?" Eneas und er Gefährten. Das war so unvorstellbar für ihn. Er wollte das nicht. Er brauchte es nicht, um hier zu bleiben. Es war verletztend, dass Eneas so etwas überhaupt dachte. Traumwandlerisch erhob er sich. Er sollte besser gehen. Das war ein Fehler gewesen. Gefährten. Eneas und er. "Gestern entführtest du mich noch für nichts und wolltest mich nicht haben. Und heute hast du dich von Leto getrennt. Du dich von ihr und nicht sie sich von dir, wie es zu erwarten gewesen wäre. Das passt doch alles nicht zusammen."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 17:19

Ob Kosta überhaupt verstand, was Eneas ihm zu sagen versuchte? Er hatte das ganz falsch rüber gebracht. Es hätte auch nicht so geschehen sollen. Nicht während Kosta noch so wütend war. Über ein leckeres Essen, bei Sonnenschein, während sie zusammensaßen und Händchen hielten.. dann hätte er es sicher richtig sagen können und es hätte etwas bedeutet.
Doch jetzt schien es nichts zu bedeuten. Kosta wollte das überhaupt nicht, stellte sich heraus. Die offene Beziehung hätte ihm nichts ausgemacht und auch dass Eneas nie eine Beziehung mit ihm gewollt hatte, wäre in Ordnung gewesen. Nun wollte Kosta jedoch gehen, da Eneas ja nun Leto zum Händchen halten hätte. Er müsste das selbst nicht mehr tun.
"Aber... du bist doch nicht nur an Bord um mir die Hand zu halten und dich um mich zu kümmern...", erwiderte Eneas leise verletzt. "Denkst du so darüber?" Waren seine Befürchtungen doch echt gewesen und er war für Kosta bloß eine weitere Pflicht? Sie hätten halt ab und zu Spaß im Bett miteinander, doch mehr gäbe es da nicht, was sie verband. So klang es gerade aus dem Mund seines Freundes und es tat sehr, sehr weh. Kosta fiel ihm nicht froh über die Arme. Stattdessen sah er ihn bloß erstaunt an, wandte ein, dass er ja ein Sklave wäre und Eneas würde Sklaverei hassen.
"Ich hasse Sklaverei, ja, aber nicht die Menschen, die Sklaven sind. Sonst hätte ich doch nie so viele von ihnen befreit." Wieso musste er das überhaupt erklären? Wieso hatte Kosta immer noch nicht begriffen und machte aus ihm so einen schlechten Menschen? Vielleicht war Eneas einfach schlecht. Er war so lange rücksichtslos und ignorant gewesen.

Kosta hielt ihm vor, dass Eneas ihm zu Beginn gesagt hätte, es würde zwischen ihnen nie mehr als eine Affäre werden und für Kosta wäre dies immer in Ordnung gewesen.
"War es das? In.. Ordnung?", fragte Eneas, bekam das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. So hatte er sich dieses Gespräch nicht ausgemalt. "Ich.. ich kann ja meine Meinung ändern. Ich hab mich bisher nur nie getraut, ich hatte Angst, was andere darüber sagen würden oder es könnte nicht klappen und dass wir dann vielleicht unsere Freundschaft verlieren.. aber ich will es mit dir versuchen. Wenn du auch willst.."
Er verstummte. Kosta bekräftigte erneut, dass ihm das nicht wichtig wäre. Dann glaubte er auch noch, dass Eneas dies alles nur sagte, um Kosta wieder an Bord zu holen.
"Nein, nein, gewiss nicht. Das hat damit nichts zu tun. Wenn du willst, können wir auch eine Pause von der Seefahrt machen und etwas anderes angehen. Bitte, geh nicht. Ich meine das ernst, Kosta. Ich sag das nicht einfach nur so."
Aber Kosta stand auf, schien endgültig gehen zu wollen. Eneas verstand die Welt nicht mehr. Er hatte sich so getäuscht. Kosta hatte nie mehr als eine Affäre haben wollen.
"Gestern entführtest du mich noch für nichts und wolltest mich nicht haben. Und heute hast du dich von Leto getrennt. Du dich von ihr und nicht sie sich von dir, wie es zu erwarten gewesen wäre. Das passt doch alles nicht zusammen", warf Kosta ihm vor.
"Timaris", hatte Eneas nur als Erklärung. "Sie hat mir die Augen geöffnet. Wir haben lange darüber geredet. Über dich und wie wichtig du mir bist. So wichtig, dass ich all meine Beziehungen sabotiere und es nie klappt, weil... ich immer Gefühle für dich hab... starke Gefühle... sie meinte, ich müsse eine Entscheidung treffen, um dich nicht zu verlieren. Ich hatte solche Angst du gehst... deswegen habe ich mich von Leto getrennt. War das nicht die richtige Entscheidung?" Hoffnungsvoll blickte er Kosta an.
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