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Liebe und doch nicht genug





Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 17:30

Hatte nun lange Verwirrung und Erschöpfung in seinem Gefühlschaos vorgeherrscht, so kochte nun wilde Wut heftig in ihm hoch, als Eneas ihn fragte, ob er nur an Bord geblieben wäre, um sich um ihn zu kümmern. Wie konnte er es nur wagen, ihn das zu fragen? Nach all den Jahren, wo er ihm treu und hingebunbsvoll zur Seite gestanden hatte. Wie konnte er nicht sehen, dass er es aus Liebe getan hatte? Bebend presste er die Lippen zusammen, bis seine Wut dann an einer anderen Stelle ausbrach.
"Ja, aber ich habe nie gegen meinen Sklavenstatus angekämpft", entgegnete er heftig. "Ich habe mich all die Jahre selbst versklavt und bin damit jemand, der das tut, was du hasst." Wieso wollte er da auf einmal, dass sie Gefährten wären? Das ergab alles keinen Sinn.

"Ja, es war in Ordnung", rief er wütend und erhob sich. Er hätte alles für Eneas gemacht. Er hatte alles für Eneas gemacht. Da war es noch das Geringste, beziehungsweise etwas wunderschönes, mal zwischendurch von ihm als Liebhaber ausgenutzt zu werden. Er kannte Eneas Angst, was andere über seine Vorlieben denken und sagen mochten. Er kannte seine Angst vor Beziehungen und vorallem dass er von seiner Gefährtin verlassen wurde. Er kannte das alles und hatte es akzeptiert. Das brauchte Eneas ihm nicht noch lange zu erklären. Das was nicht passte war sein plötztlicher Gesinnungswandel. Was Kosta ihm dann auch klar machte, um dafür eine Erklärung zu bekommen, die sich wie eine Ohrfeige anfühlte.

"Timaris hat es dir gesagt?" War er vorhin noch im Begriff gewesen zu gehen, stand er nun auf einmal zornig ganz dicht vor Eneas und obwohl sie eigentlich gleich gross waren, wirkte Kosta in seiner Wut gerade grösser. "Du brauchtest Timaris, damit du erkennen konntest, dass du mich liebst?" knurrte er wütend und packte Eneas mit beiden Händen hart an den Oberarmen, die Rosen noch immer irgendwie dazwischen. "Ich weiss, dass du mich liebst und brauchst. Das wusste ich schon immer. Aber deine Liebe ist nicht stark genug. Sie ist nicht stark genug, die Angst zu überwinden, es könnte nicht funktionieren. Sie ist nicht stark genug, die Angst zu überwinden, was die anderen darauf sagen oder wie sie darauf reagieren könnten. Sie ist nicht stark genug, mir meine Narben und die dazugehörigen Schmerzen zu lassen. Und auch jetzt handelst du nur aus Angst heraus und weil dir Timaris gesagt hat, was los ist. Deine Liebe war nicht stark genug, um auch nur das zu erkennen. Wahrscheinlich gilt deine schwache Liebe noch nicht einmal wirklich mir, sondern nur deiner Vorstellung von mir. Du liebst Iason und nicht Kosta." Zornig schubste er Eneas von sich, war gerade so unglaublich wütend auf ihn.
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von Anzeige » Fr 12. Aug 2022, 17:30

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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 17:32

Eneas war auch aufgestanden. Vor allem, da er sich gegenüber Kosta auf dem Stuhl gerade sehr klein und nichtig vorkam. Verzweifelt versuchte er seinem Freund zu erklären was in ihm drin vorging, doch es kam alles falsch rüber und statt einer seligen Versöhnung wurde Kosta richtig wütend, starrte ihn zornig an und warf ihm vor, dass Eneas' Liebe nicht stark genug wäre. Er hätte ja auch Timaris gebraucht, um überhaupt zu kapieren, dass er ihn liebte. Kosta packte ihn fest an den Oberarmen, die Finger drückten tief ins Fleisch. Eneas war wie erstarrt. Er konnte kaum glauben was Kosta ihm da vorwarf und ihm sagte.
Sein.. sein Freund erklärte, er hätte schon immer gewusst, dass Eneas ihn liebte und brauchte, doch das wäre nie stark genug. Längst nicht stark genug um Eneas' Angst zu überwinden.
"Das.. ist nicht wahr... ich hab doch versucht....", setzte Eneas verletzt an, aber Kosta ließ ihm kaum Gelegenheit ihm das alles zu erklären und zu sagen. Er schien es überhaupt nicht hören zu wollen, warf Eneas vor, er würde bloß aus Angst handeln und weil Timaris ihm alles hatte erklären müssen. Wie stark könnte Eneas' Liebe sein, wenn er sie selbst nichtmal erkannte.
"Wahrscheinlich gilt deine schwache Liebe noch nicht einmal wirklich mir, sondern nur deiner Vorstellung von mir. Du liebst Iason und nicht Kosta", schloss der Krieger, stieß Eneas gegen die Brust. Einige der Rosen fielen zu Boden. Eneas spürte wie Tränen in ihm aufsteigen wollten. So hätte das Gespräch nicht ablaufen sollen. Nie im Leben hätte er sich vorstellen können, dass Kosta so... bösartig reagieren würde. Dass er Eneas' Liebesgeständnis einfach mit den Füßen trat und niedermachte. Dass es nichts wert war in seinen Augen.
"Sie.. ist stark genug...", sagte er leise. "Stark genug, dass ich nie... den nächsten Schritt mit einer Gefährtin gemacht hab... stark genug, dass ich eifersüchtig auf jeden deiner... dummen Typen bin... so stark, dass ich keine Woche ohne dich auskomm und lieber die See aufgeb als dich.... dass ich mich für dich von Leto getrennt hab... dass ich den.. den anderen gesagt hab, dass ich auf Männer steh und.. auf dich. Ich hab dich entführt und... es tut mir leid, dass ich nicht.. wusste wieso."
Zählte das alles nichts? Was konnte er noch tun? Er konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Wahrscheinlich hätte das auch nichts geändert. Kosta hatte gesagt, er hätte schon immer gewusst, dass Eneas ihn liebte. Er hatte es gewusst, doch offensichtlich hatte Kosta es nie für nötig gehalten zu handeln. Es war immer alles in Ordnung für Kosta, alles war ihm recht. Er wollte also anscheinend nicht mehr von Eneas. Und nun stand er hier wie der letzte Vollidiot mit seiner zu schwachen Liebe und seiner zu starken Angst.
Eneas bückte sich, sammelte die Rosen wieder auf. Scheu hielt er sie Kosta wieder hin, ein weiterer Versuch. Es könnte doch immer noch alles wieder gut werden.
"Ich liebe dich, Kosta", sagte er mit zitternder Stimme.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 17:36

"War es deine Liebe zu mir, die dich daran gehindert hat, mit deinen Gefährtinnen nicht den nächsten Schritt zu gehen, oder war es deine Angst", entkräftete Kosta Eneas' Argumente hart, die er nicht glauben oder nicht begreifen konnte. Und von was für einem nächsten Schritt sprach Eneas überhaupt? "Es gab nie einen Grund, auf meine 'Typen' eifersüchtig zu sein. Ich habe keinen von ihnen gut behandelt. Das war auch keine Liebe, dass du nicht eine Woche ohne mich aushälst, sondern deine panische Angst vor dem verlassen werden. Du bist süchtig nach der Sicherheit, die ich dir geboten habe, nachdem Nevander dich vergewaltigt hat, oder nachdem Timaris dich verlassen hat. Das kann doch gar keine Liebe sein, wenn du es noch nicht einmal gewusst hast, als du mich entführtest. Wenn du dazu erst Timaris brauchtest, die dir das erklärt. So etwas weiss man alleine." Sogar er als weltfremder, scheuer Junge, hatte das alleine herausgefunden.

"Moment mal", stockte er plötzlich in seiner Wut. "Du hast es den anderen gesagt? Du hast der Crew gesagt, dass du auf mich stehst. Hmmm, das erklärt so einiges", fügte er murmelnd an. Zum Beispiel Ulysses hartnäckiges Drängen oder dass die ganze Mannschaft vorhin heimlich gelauscht hatte. Das war zwar ziemlich überraschend, dennoch änderte es nichts. Kosta war es nicht wichtig, ob die anderen es wussten oder nicht. Es war ihm wichtig gewesen, ob Eneas ihn wollte oder nicht und im entscheidenden Moment hatte er ihn nicht gewollt.
Schweigend blickte Kosta Eneas zu, wie er sich nach den Rosen bückte und sie zusammen sammelte. Mit zitternder Stimme beteuerte er ihm noch einmal, dass er ihn liebte.
"Und wer bin ich?" fragte er ungläubig zurück. Er nahm noch immer an, dass Eneas eigentlich vielmehr Iason so sehr liebte, wie er es gerade sagte. "Weisst du das überhaupt?" Er seufzte. "Aber das werfe ich dir nicht vor. Ich weiss ja noch nicht einmal selbst, wer ich bin." Wieder etwas ruhiger, aber noch immer sehr aufgewühlt, trat er zu Eneas heran und drückte ihm die restlichen Blumen in die Hand. "Gib ihnen Wasser und dann bringe die Kinder in Sicherheit, wie Timaris es wollte."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 17:38

Kosta fand für alles eine Erklärung. Machte aus Eneas' Geständnis etwas hässliches, minderwertiges. Er hätte das alles nur aus Angst gesagt und getan. Er wäre süchtig nach Kostas Sicherheit, die er nach Nevander und nach Timaris gebraucht hätte. Wie könnte das Liebe sein, wenn Eneas es nicht selbst erkannte hätte? Das wüsste man von alleine. Stimmte das? Bildete er sich das nur ein? Eneas erinnerte sich jedoch an so viele Momente zwischen ihnen. Diese starke Anziehungskraft, Sehnsucht, Genuss, Freundschaft. Was sollte das sonst sein? Für Eneas hatte es sich nicht schwach angefühlt. Er war selbst immer noch überwältigt davon. Diese tief greifende Erkenntnis, all die Erinnerungen und sie aus neuem Blickwinkel zu sehen, das war unglaublich und es hatte ihn von innen heraus ausgefüllt. Es war etwas durch und durch glückliches gewesen. Wie als hätte alles in seinem Leben endlich Sinn ergeben. Als wüsste er endlich, endlich, wie er fühlte und was er wollte. Keine Zerrissenheit mehr.
Nun zu erleben wie Kosta diesen Moment nahm und vor Eneas' Augen zerriss, brach dem Krieger das Herz.
"So... alles was ich fühle, ist falsch... nichts wert?", fragte Eneas, schluckte schwer. Es war jedenfalls so in Kostas Augen. Er freute sich nicht darüber, kein bißchen. Dass Eneas ihm hier so dämlich seine Liebe gestand, wollte Kosta anscheinend nicht hören. Sein Freund hatte nichts dergleichen gesagt. Er fühlte nicht so, denn sonst hätte er doch etwas ähnliches erwidert und ihn nicht so von sich gestoßen. Eneas kam sich so allein vor und es schmerzte entsetzlich. Was sollte er tun? Er hatte sich so getäuscht. Es kostete all seine Kraft sich zusammenzureißen und nicht zu weinen.
"Ja, ich habs ihnen gesagt. Keine Geheimnisse mehr, versprochen", erklärte Eneas. "Sie waren nicht... sehr überrascht. Anscheinend wussten sie es schon länger. Ich war nicht sehr gut darin das zu verbergen wie es scheint. Kosta.. ich weiß nicht was ich tun soll außer dir zu sagen was ich glaube.. was ich fühle..." Eneas hatte die Rosen aufgehoben, hielt sie seinem Freund wieder hin. Er brachte die Worte, dass er ihn liebte, kaum zusammen, hatte solche Angst Kosta würde sie zerschmettern.
Jener fragte ungläubig, ob Eneas überhaupt wüsste wer er sei. Er wüsste ja selbst noch nichtmal wer er sei. Nach diesen harten Worten kam Kosta auf ihn zu, drückte ihm den Rest des Straußes in die Hand. Eneas konnte nicht mehr, schluchzte leise. Eine erste Träne rann über seine Wange.
"Bitte g-geh nich. Ich weiß nicht... wie ich ohne dich kann..." Das wusste er wirklich nicht. Er hatte sich immer auf Kosta verlassen, an seine Nähe, ja, vielleicht auch seine Sicherheit. Aber das war nicht alles. Längst nicht.
"Ich kenne dich. Du bist so liebenswert und freundlich zu anderen. Du magst es andere zu verwöhnen, du liebst Kinder... und du kannst es nicht ausstehen, wenn jemand Schwächeren schadet. Dann kannst du ein furchtloser Beschützer sein. Du bist zunächst oft zurückhaltend bei unbekannten Situationen, doch wenn man dir Zeit gibt, kannst du leidenschaftlich sein und dich richtig öffnen. Du bist sehr anmutig, du magst Romantik und du ziehst dich auch gerne einmal mit einem Buch zurück. Du bist Frühaufsteher, ordentlich und magst es gar nicht so gern wenn man dieses Ordnungssystem durcheinander bringt. Menschen, die Timaris schlecht machen, haben keinen guten Stand bei dir. Du bist ein sinnlicher Mensch und wenn du glücklich bist, strahlen deine Augen wie nichts sonst in der Welt." Eneas sah ihn verliebt an.
"Das alles bist du."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 17:44

Das war so gemein. Jetzt fing Eneas auch noch an zu weinen. Das war unfair. Kosta war derjenige, dem es mies ging. Er war von all seinen Freunden verraten worden. Er war derjenige, der wütend war. Er hatte ein Recht darauf, wütend zu sein. Er war traurig und wollte getröstet werden. Nicht Eneas. Eneas war es immer gut gegangen und nun bekam er einmal seinen Willen nicht und prompt fing er an zu heulen. Das war unfair. Besonders weil Kosta dagegen machtlos war. Instinktiv umschloss er Eneas Händen mit den eigenen, als er ihm die Rosen übergab.

"Ich sage nicht, dass das was du fühlst falsch und nichts wert ist", tröstete er leise. Behutsam fing er Eneas' Träne, die ihm noch einsam über die Wange rollte, mit dem Finger auf und führte diesen an seine Lippen, um die Träne in sich aufzunehmen. "Ich glaube nur nicht, dass alles so ist, wie du denkst, dass es ist. Du liebst mich, das weiss ich. Und ich weiss, dass deine Gefühle echt sind. Doch sie sind nicht stark genug. Sie genügen nicht. Nicht mehr." Er hatte so viel für Eneas aufgegeben. Doch mit der Entführung war etwas in ihm zerbrochen, dass er es einfach nicht mehr tun konnte. "Da kommt es auch nicht darauf an, ob die anderen darüber Bescheid wissen oder nicht." Und was hiess da eigentlich, sie wurssten es schon länger. "Du solltest doch wissen, dass mir die Geheimnisse und das Verbergen nie etwas ausgemacht haben. Warum also betonst du das so, als ob es etwas grossartiges wäre?" Hauptsache er hatte bei Eneas sein dürfen. Hauptsache sein Freund war glücklich gewesen.

"Die Person, die du da beschreibst muss sehr hübsch und unschuldig sein", lächelte Kosta wehmütig, nachdem Eneas ihm auf die Frage geantwortet hatte, wer er denn sei. Seine Wangen färbten sich leicht rosa vor Verlegenheit. Doch dann verschloss sich sein Blick wieder und er schüttelte seinen Kopf. "Nein, das bin ich nicht. Iason ist das. Oder vielleicht war das damals der schüchterne, treue Junge, den du in Mineva kennen gelernt hast und der dir immer alles hatte Recht machen wollen. Doch ich bin das nicht mehr. Ich bin wütend. Auf dich!" Das war das Unfassbarste überhaupt. "Ich bin so unglaublich wütend auf dich, dass ich dir Gewalt antun möchte. Ich habe so viel für dich aufgegeben. Ich habe so viele gute Leute verraten für dich. Ich habe für dir getötet. Ich habe dir alles gegeben und du hast mir alles genommen. Sogar Dinge, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie hatte. Du hast mir meine Unschuld in jeglicher Hinsicht geraubt. Und als ich dann nichts mehr hatte und vollkommen wund vor dir stand, war ich noch immer bereit, bei dir zu bleiben. Doch du hast mich nicht gewollt und mich von dir gestossen. Da hast du noch nichts von deiner Liebe gewusst. Da war sie nicht stark genug, mich aufzufangen." Kosta war bereit gewesen, Timaris im Stich zu lassen, obwohl er gewusst hatte, dass sie im Sterben lag. "Nein, deine Liebe reicht nicht mehr." Nun rannen auch ihm Tränen über die Wangen.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 17:44

Ihre Hände berührten sich, Eneas wollte sich daran festklammern und nicht loslassen. Er hatte sich nicht vorstellen können, dass ihre Unterhaltung so verlaufen würde. Er hatte gedacht, sie würden sich aussöhnen, Kosta sich freuen über das was er hörte, doch es lief alles falsch. Kosta fing Eneas' Träne auf, führte seinen Finger danach zu seinen Lippen. Wie kam er zu dieser zärtlichen, tröstenden Geste und konnte ihn trotzdem so hart abweisen und ihm all diese Vorwürfe machen?
Auch jetzt noch, fand Kosta, dass Eneas' Liebe nicht stark genug wäre. Er würde das bloß glauben, doch das genügte nicht. Nicht mehr. Eneas wusste kaum was er dazu antworten sollte. Er hatte das Gefühl, dass er die Tränen nicht würde zurückhalten können, wenn er noch einmal redete. Was konnte er überhaupt richtiges sagen? Kosta glaubte ihm nicht. Für ihn war das nicht genug, kam zu spät. Eneas hatte keine Ahnung was er tun sollte. War das hier alles falsch?
Kosta sprach einfach weiter, meinte, dass ihm die Geheimnisse egal gewesen wären. Warum Eneas dann so tat als wäre etwas großartiges. "Weil.. es das ist..", sagte Eneas leise, "Das.. war ein großer Schritt für mich... aber... dir ist das egal... ich hab v-verstanden... ich dachte... ich versuche es... ich hab alles geändert. Mein Leben. Heute. Ich dachte... das reicht", schluchzte er leise. Er versuchte Kosta zu sagen wer er war und warum er sich in ihn verliebt hatte, aber es war wieder nicht genug.
Kosta blickte ihn verschlossen an, gab abwesend zurück, dass er das nicht wäre, Eneas würde nur von damals reden, wo Kosta noch versucht hätte ihm alles recht zu machen. Jetzt wäre er wütend. So wütend auf Eneas, dass er ihm weh tun wollte. Oh, das tat er. Eneas fühlte sich unglaublich elend. Er fürchtete das Ende des Gespräches herbei und gleichzeitig sehnte er sich danach, denn er hielt dies kaum noch aus. Es tat so weh. Es sollte bloß noch enden.

Kosta ließ alles aus sich heraus, hielt ihm vor wieviel er für Eneas aufgeben hätte. Er hätte Menschen getötet und verraten für Eneas. Und im Gegenzug hätte Eneas ihm seine Unschuld vollkommen genommen, nichts dafür gegeben. Trotzdem wäre Kosta bereit gewesen zu bleiben. Bloß hätte Eneas ihn nicht gewollt und ihn abgewiesen.
"Da hast du noch nichts von deiner Liebe gewusst. Da war sie nicht stark genug, mich aufzufangen", schloss Kosta. Tränen schimmerten auf seiner Wange. Sie standen sich gegenüber, ihre Hände die dornigen Rosen umschließend.
"Du hast nie etwas gesagt. Nie...", flüsterte Eneas mit zittriger Stimme. "Ja, ich habe Angst. Furchtbare. Wegen dir. Weil dir immer alles recht war. Weil du nie gesagt hast was du wirklich willst von mir. Ich... weiß es selbst jetzt nicht. Es tut mir so leid, dass ich dir all dies angetan habe. Dass ich nicht gesehen hab wann ich zu weit gegangen bin... in meiner... Sehnsucht... du.. du hast mich glauben lassen, es ist alles gut... wenn in Wahrheit... ich war furchtbar zu dir..."
Eneas brauchte viel Kraft das zu sagen, wenn er in Wahrheit bloß Kosta umarmen und festhalten wollte. Aber es reichte nicht mehr. Nichts reichte mehr. "Ich hab dich nicht fort gestoßen. Ich hab dich entführt und du... bist gegangen. Wenn du mir in dem Moment gesagt hättest, dass es dir nicht mehr reicht... irgendetwas... es wäre anders ausgegangen, Kosta... ich hätte mich gleich entschieden, ich hätte es gleich gewusst. Du bist mir wichtiger als jeder andere. All das Schreckliche was um uns herum passiert und ich konnte trotzdem nur an dich denken... und was aus uns wird." Eneas stockte, sah Kosta inständig und furchtsam an. Es lag gerade alles in Kostas Hand. "Was.. wird.. aus uns?", fragte er bebend.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 17:48

"Natürlich habe ich nichts gesagt", entgegnete Kosta heftig. Seine Wangen waren gerötet und seine Augen brannten. "Warum verstehst du das denn nicht?" Seine Liebe zu Eneas war stets bedingungslos gewesen. War sie vielleicht immer noch. Kosta wusste es nicht. Er wusste nur, dass er Eneas das keinesfalls sagen durfte, sonst wäre alles verdorben. Sein Freund musste das selber erkennen. Das konnte er ihm nicht sagen. Weil, dann würde es nicht mehr stimmen. Irgendwie. Und wenn Eneas ihn so gut kannte, dann würde er das im Nu selbst herausfinden. Andererseits kannte er ihn doch überhaupt nicht.
"Das was du geändert hast, war wirklich etwas grosses für dich, das stimmt", gab Kosta zu. "Aber das ist für nur für dich. Mir ist so etwas nicht wichtig. Warum weisst du das nicht? Warum denkst du, dass mir das wichtig ist? Warum muss ich dir das alles erklären?" Das tat so weh und verfälschte alles. Es war nicht mehr ursprünglich. Nicht mehr unschuldig.

"Du warst bis zu der Entführung nicht furchtbar zu mir", schüttelte Kosta seinen Kopf. "Es war alles in Ordnung. Und nach der Entführung... Ich habe dich angeschrien. Ich habe dich gefragt, ob du mich haben willst. Doch du wolltest nicht. Dann erst bin ich gegangen. Ich habe dich gefragt... obwohl..." Kosta brachte es nicht über seine Lippen, was er Timaris beinahe angetan hätte.
"Aus uns?" Kosta schüttelte seinen Kopf. Eneas verstand ihn einfach nicht. Begriff nicht, wer er war. Dabei wusste er noch nicht einmal selber, wer er war. Und Kosta konnte sich ihm nicht verständlich machen. Es tat so weh. Schmerzerfüllt wandte er sich ab, liess die Rosen in Eneas Händen zurück. "Das kann ich mir nicht vorstellen. Wie siehst du uns denn als... als Gefährten? Ich... ich kann wieder mit dir mitkommen, wenn du es nicht anders kannst. Aber ich glaube, das käme nicht gut. Das würde auch noch den letzten Rest kaputt machen. Ich muss erst herausfinden, wer ich bin. Ich brauche Luft. Ich bin noch immer so wütend und kann kaum atmen."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 17:48

Wie sollte er das verstehen? Wie sollte er deuten, dass Kosta nichts dazu sagte? Anders als dass es ihn nicht kümmerte was zwischen ihnen war. Ob sie nun bloß ab und zu Liebhaber waren, Freunde oder Gefährten. Wie konnte das egal sein? Ratlos und verwirrt blickte Eneas seinen besten Freund aus feuchten Augen an.
"Ich mag doch nur wissen was du willst", entgegnete Eneas hilflos. Wieso machte Kosta das so schwer? Er hatte ihm schon offen alles hässliche vorgeworfen, was Eneas sich hätte ausmalen können, aber jetzt immer noch nicht zu wissen was Kosta sich von ihm wünschte... wie sollte Eneas es sonst je wieder gutmachen? Gab es gar keine Chance mehr für sie?
Er versuchte sich für sein Verhalten zu entschuldigen und wie gemein er Kosta manchmal behandelt hatte. Es hatte keine Grenzen gegeben, keine Ablehnung. Kosta hatte sich nie beschwert, immer alles mit sich machen lassen. Das war jetzt vorbei und darüber war Eneas seltsamerweise erleichtert.
Sein Freund meinte weiterhin, vor der Entführung wäre alles in Ordnung gewesen. Eneas blickte ihn traurig an. "Nein, das war es nicht. Nicht wirklich..." Wenn es das gewesen wäre, wäre die Entführung sonst nicht passiert. Kosta erinnerte ihn daran, dass er ihn auf Deck angeschrieen und ihn gefragt hatte, ob Eneas ihn haben wollte. Aber Eneas hätte nicht gewollt.
"Du hast gefragt, ob ich dich als Sklaven will... ob ich dich Ketten legen will... und dazu kann ich nicht ja sagen", erwiderte Eneas leise. Er wollte nicht Kostas Herr sein. Er hatte auch nicht geglaubt, dass der Krieger dies tatsächlich wollte. Wollte er das wirklich? Hatte er deswegen nie etwas gesagt? Aber Eneas wollte das partout nicht. Er konnte nicht.

"Wie du gesagt hast.. ich hab so viel schon über dich b-bestimmt... dir alles genommen..." Allein das zu auszusprechen, tat weh. Wie konnte da alles in Ordnung sein, wenn Kosta ihm diese Worte ins Herz rammte? Sie stachen bitter.
"Das wollten wir doch beide nicht... nicht so. E-es gibt doch auch andere Bindungen außer Herr und.. Sklave. Noch viel stärkere Bande. Auch für die.. Ewigkeit", stammelte Eneas. Er sprach nicht weiter. Kosta machte deutlich, dass es dafür keine Zukunft gab. Aus ihnen würde nichts werden. Dann ließ er Eneas Hände los. Der Krieger stand da, die Hände voll blutiger Rosen. Eneas starrte Kosta an, schluchzte unterdrückt.
Sein Geliebter wollte nicht hier bleiben. Nur unter Eneas' Zwang. Eneas wusste nicht, ob das ein weiterer Moment war wie gestern. Ob er jetzt fordern sollte, dass Kosta blieb. Er war so unsicher und Kosta immer noch so wütend.
"Ich muss erst herausfinden, wer ich bin. Ich brauche Luft", sagte er, hatte sich abgewandt. Eneas sah ihn an, seine Arme zitterten. Er wollte so sehr, dass Kosta blieb. Er ertrug das nicht.
"W-wir sind Freunde... wirkliche.. echte Freunde... u-und wenn du dich irgendwann entscheidest dich.. umzudrehen und zurück zu schauen... bin ich immer noch hier.. und warte." Eneas konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Seine Finger schlossen sich fester um die Rosen, weinend blickte er Kosta hinterher. Das konnte nicht wirklich passieren. Er liebte ihn. Wie konnte das zu schwach sein? Oder zu spät? Er hatte ihn doch schon immer geliebt.
Von der maßlosen Enttäuschung und Schmerz niedergedrückt, sank er auf die Knie, schluchzte hemmungslos, Tränen fielen auf die Rosenblätter.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 18:34

"Ich weiss nicht, was ich will", antwortete Kosta genau so hilflos. "Es ist zu spät, um etwas zu wollen." Er fiel einfach nur. Verzweifelt versuchte er Eneas zu erklären, was ihm so weh tat, fand jedoch einfach nicht die richtigen Worte, um es ihm verständlich zu machen. Fand keinen Weg, ihm zu sagen, dass er alles von ihm hätte verlangen können und er es mit Freuden gegeben hätte. Ganz ohne Gegenleistung. Es käme ihm niemals in den Sinn, von Eneas eine Gegenleistung zu erwarten. Bis jetzt. Jetzt wusste er nicht mehr, was echt war und was nicht.

"Nein, natürlich konntest du nicht ja dazu sagen", schüttelte Kosta seinen Kopf. "Du hasst die Sklaverei. Das ist auch gut so. Ich finde es auch furchtbar und deswegen habe ich dir jahrelang geholfen, sie zu befreien und Händler zu töten. Aber ich bin ein Sklave, Eneas. Ich bin freiwillig einer." Etwas, was Eneas nie hatte akzeptieren können. Das war doch auch gut so. Dass er nicht akzeptierte, dass sein Freund versklavt war. Aber er hätte wenigstens seine Entscheidung akzeptieren können. Störte ihn das? Kosta wusste es nicht. Er merkte nur, dass er offensichtlich eine ganze Menge über sich herausfinden musste. Er hatte Angst davor. Vielleicht würde es dann nur noch mehr wehtun.

Unter Tränen versuchte Eneas ihm zu erklären, dass sie doch auch anders zusammen sein könnten. Ja, bestimmt. Aber in dem Moment hatte Kosta nur einen Weg gefunden. So wie es gerade eben war. Das hätten sie vielleicht noch immer ändern können. Er wusste es auch nicht.
"Vielleicht wollte ich auch nur, dass du mich so willst, wie ich bin und nicht wie du mich gerne haben magst", flüsterte er kaum hörbar und war sich selbst nicht sicher, was er da genau sagte. Hastig wischte er sich die Tränen von den Wangen und Konnte nicht mehr zu eneas schauen, der nun richtig weinte.
"Nein, ich will nicht mehr zurück", stellte er heftig klar und floh regelrecht zu der Türe. Er schaute sich nicht um, wollte nicht sehen, was das Geräusch hinter sich bedeutete. Er konnte es sich zu seinem Schrecken gut genug vorstellen. Es liess ihn inne halten. "Aber ich will vorwärtschauen", kam es ihm leise aber hoffnungsvoll von den Lippen, bevor er entgültig aus der Kajüte floh.

"Wir gehen, Nathaniel", rief er dem anderen Sklaven barsch zu und gabelte ihn in der Messe auf. Er packte ihn am Arm und zog ihn mit sich. "Los, beeil dich." Er hastete mit ihm von Bord, so schnell es ging in die Kutsche und fort von hier. Dabei spürte er ganz in der Nähe die Signaturen der anderen. *Ihr könnt wieder an Bord*, sandte er Ulysses. *Tu es besser schnell*, fügte er nach kurzem Zögern noch an.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Ulysses » Fr 12. Aug 2022, 18:36

"Das dauert viel zu lange", murrte Olintes, als ein Großteil der Mannschaft in einer Draeger Kneipe hockten. Jeder hatte einen Krug Bier vor sich, doch abgesehen von Solomon hatte es keiner weiter zum nächsten Krug geschafft. Sie saßen bloß angespannt da, versuchten sich zu beschäftigen, obwohl sie im Grunde bloß warteten. Bloß Vissarion schnitzte gelangweilt Muster in das Tischbein vor ihm.
"Das kann ein gutes Zeichen sein", beteuerte Maria, die fest daran glaubte, dass Eneas und Kosta sich wieder versöhnen würden. Vielleicht gar zusammenkommen würden. Ulysses Hoffnung war nicht sehr hoch. Er hatte Kosta heute abend erlebt und dass er mit den Rosen zurückkam, das war in seinen Augen kein gutes Zeichen.
Irgendwann kam Noyan in die Taverne, blickte in die eher schweigsame Runde. "Ihr seid ja immer noch hier", bemerkte der Prinz mit der bronzefarbenen Haut und den goldenen Augen. "Ich wollte zurück aufs Schiff. Ich hab nen Schnuckel, der draußen auf mich wartet." Er deutete grinsend hinter sich.
"Du kannst jetzt nicht dorthin", sagte Olintes sofort. "Das verdirbt alles. Die zwei reden gerade miteinander."
Noyan stützte sich mit einer Hand auf der Tischplatte ab, griff nach Olintes Bier und nahm einen Schluck daraus. "Wenn ich nicht die vielen Seeschlachten mit euch erlebt hätte, würde ich glauben, ihr wäret eine Gruppe hysterischer Weiber. Ich geh jetzt an Bord. Das Drama ist mir egal. Ist doch immer das Gleiche."
Ulysses wollte Olintes noch abhalten, doch der war sofort aufgesprungen, riss Noyan den Krug so forsch aus der Hand, dass der halbe Inhalt auf dem Boden und Noyan landete. "Das wirst du nicht", zischte Olintes. "Die beiden haben dir schon tausendmal den Arsch gerettet. Und wenn die zwei gerade die hundert schnulzigsten Romanzen der Weltgeschichte nachspielen, das kann dir schnurzegal sein. Setz dich, warte mit uns." Er beäugte den Matrosen scharf.
Noyan zögerte kurz, machte sich von Olintes los. "Ne, ich komm morgen früh wieder. Was sitzt ihr hier und wartet? Habt ihr nichts bessres zu tun?"
Da musste sich Ulysses nun doch einmal zu Wort melden. "Wir warten darauf wie es ausgeht. Und wenn Kosta nicht auf dem Schiff bleibt, werden sie Trost brauchen", erklärte er. Noyan machte einen Schritt zurück.
"Ich kann denen eh nich helfen", erwiderte er und ging wieder nach draußen. Olintes sah ihm kopfschüttelnd hinterher, setzte sich.

Sie saßen nicht mehr lange da, als Farell ihnen von draußen sandte, dass Kosta das Schiff verlassen würde. Mit diesem fremden Prinzen. Ulysses seufzte, leerte sein Bier und legte einige Goldmark hin. Er hoffte für die zwei, dass das Gespräch trotzdem gut verlaufen war. Dass irgendetwas positives herausgekommen war.
Die Mannschaft erhob sich, Stühle wurden gerückt. Da erhielt Ulysses plötzlich einen Speerfaden von Kosta. Das kam völlig unerwartet. Er sandte ihm, dass sie wieder an Bord konnten. Und sie sollten es schnell tun.
Oh nein... nein, das klang überhaupt nicht gut.
Mit schnellen Schritten eilte Ulysses aus der Hafenkneipe. Was hatte Kosta nur getan? Der Speerfaden hatte gefasst geklungen, auch etwas aufgewühlt, doch hauptsächlich gefasst. Es hatte so geklungen, als würde Kosta wollen, dass sie schnell zu Eneas gelangten, um ihn zu trösten. Ulysses überlegte, ob er Kosta zurücksenden sollte, doch er wusste nicht was.
So rannte der Hayllier nur vornean über den Kai und in Richtung ihrer Anlegestelle. Farell wartete am Steg auf sie. Sie drängelten am Steg, rannten hinein zum Waffendeck, wo die Ladeluke war. Auf dem gleichen Deck war auch die Kapitänskajüte. Es war ein gerader Gang dorthin. Am Ende stand die Türe offen und dort, genau im Blickfeld, kniete Eneas auf dem Boden und weinte sehr laut. Um ihn herum lagen verstreut die Reste des Rosenstrauches. Der Anblick ging dem Krieger bis ins Mark.
Ulysses schmerzte es seinen alten Freund so zu sehen. Das hatte er ihm nicht gewünscht. Sie hatten alle gehofft, dass die Trennung von Leto und Eneas' offenes Bekenntnis ein lange nötiger, richtiger Schritt wäre und es nun endlich voran ging. Dass es zu diesem Ende kommen würde, damit hatte niemand gerechnet.
Ulysses eilte auf Eneas zu, kniete sich neben ihm. Sein Gesicht war ganz rot, verheult und schwarze Strähnen hingen ihm ins Gesicht. Tröstend versuchte ihn Ulysses zu umarmen, doch Eneas ließ einfach die Rosen in seinen Händen nicht los. Etwas Blut tropfte unten aus der Handmulde heraus.
"Ach, Eneas... was ist denn passiert?", fragte Ulysses.
Es dauerte länger bis sie aus Eneas' Schluchzen Worte ausmachen konnte. "E-er ha-t gesagt... meine Liebe ist schwahach... und.. zu spät... es zählt nicht... nicht für ihn... weil ichs nicht sehelbst.. ge-gefunden haaab. Es.. reicht ihm nicht... zu.. schwach...", brachte er mit erstickter Stimme fort.
"Dieser Arsch", stieß Olintes wütend hervor, der mit den anderen bei der Türe stand. Bloß Maria hatte sich auch hingekniet und umarmte Eneas von der anderen Seite her. Es half nicht viel, dass Eneas sich beruhigte.
"Olintes, das hilft doch jetzt auch nicht", beschwichtigte Farell.
Olintes trat gegen die Wand. "Dem werd ich die Meinung sagen! Liebe zu schwach, der hat doch ne Vollmeise! Jeder Blinde sieht-", wetterte er zornig. Amancio fasste ihn an der Schulter.
"Das bringt nichts", stimmte er Farell zu.
"Er hat es sicher nicht so gemeint", versuchte Maria Eneas zu trösten. "Er ist so ein lieber Kerl. Er war nur wütend, er hat es nicht so gemeint." Es half nicht viel.
"I-ich haab... alles falsch... gemacht... b-bei der Entführung... da hätt ich nihicht... ablehnen.... ich konnte.. nicht... er hahat gesagt... es wird nichts.. aus... uns", schluchzte Eneas, während Ulysses versuchte ihm vorsichtig die Rosen abzunehmen, doch dann fing sein Freund bloß noch heftiger an zu weinen. Sie wussten alle nicht was sie tun sollten, starrten bloß ratlos auf dieses Bündel Elend.
"Wir sollten ablegen. Jetzt noch", schlug Rachel ein weiteres Mal vor.
"Sie hat Recht. Den einen haben wir schon entführt, wieso den anderen nicht auch noch?", stimmte Farell zu. "Wir kommen wieder wenn die Wogen sich geglättet haben."
Olintes schüttelte den Kopf. "Nicht bevor ich Kosta nicht den Kopf zurechtgerückt hab! Der kann was erleben! Wut hin oder her, aber das hier war eindeutig nicht die beste Methode jemanden zurückzuweisen. Er hat ihm absichtlich weh getan!" Der Krieger stampfte hin und her. Farell redete rasch auf ihn ein und dass Kosta jetzt sowieso nicht zuhören würde.
"Ihm gehts sicher auch schlecht. Die zwei sind immer noch beste Freunde", argumentierte er.

Ulysses streichelte Eneas Rücken, während die Mannschaft um ihn herum heftig diskutierte was nun getan werden sollte. Da kam plötzlich Noyan den Gang runter, im Arm einen braungebrannten jungen Kerl.
"Es wird nich besser dadurch, dass ihr ihn angafft", sagte er trocken.
"Er hat Recht", sagte Ulysses rasch bevor Olintes wieder aufbrausen konnte. "Es ist schon spät, ruht euch aus oder fangt an das Schiff für morgen startklar zu machen. Solomon, setzt du eine Kanne Baldriantee auf? Ich denke, die könnten wir gebrauchen." Denn Eneas hatte sich längst nicht beruhigt. Wenigstens zogen sich nun nach und nach alle zurück bis nur noch Ulysses und Maria bei Eneas knieten.
Maria seufzte kummervoll. *Leto könnte ihn immer gut beruhigen...*, sandte sie Ulysses.
*Vielleicht war es ein Fehler, dass sie sich getrennt haben*, überlegte Ulysses. Sachte versuchte er Eneas' Finger zu öffnen. "Wir finden eine Vase für die Blumen, ja? Lass los..."
"Nein! Nein, ich... ich kann nicht... es.. tut zu weh...", schluchzte Eneas. Tränen rannen ihm über die Wangen. Ob die Rosen ein Symbol für etwas waren? Dafür Kosta aufzugeben?
"Doch, du kannst. Es ist nur für eine Weile. Wir passen gut auf die Rosen auf", beruhigte Ulysses ihn. "Maria kann deine Hände heilen und du kannst dich etwas hinlegen."
"Nein, keine Heilung! Nein... nein... nein", stieß der Krieger hervor, begann heftiger zu weinen und fast zu schreien vor Schmerz. Sie konnten nicht viel tun außer ihn festzuhalten.
*Glaubst du, es wird so schlimm wie nach Timaris?*, fragte Maria. Ulysses wusste es nicht. Dort war Kosta auch da gewesen und hatte Eneas aufgefangen. Selbst mit Kosta war es schwer gewesen und Eneas hatte sich oft selbst verletzt, um den inneren Schmerzen Herr zu werden.
*Wir können ihn nicht alleine lassen*, sandte Ulysses besorgt zurück.

Es war spät in der Nacht bis die Tränen versiegten, schlichtweg weil keine mehr da waren. Immer mal wieder war die Mannschaft vorbei gekommen, hatte sehen wollen, ob es eine Besserung gab, doch es hatte sich nichts verändert. Ulysses Knie schmerzten vom vielen Sitzen auf dem harten Boden. Er war müde vom langen Tag, doch Eneas im Stich lassen kam nicht in Frage. Maria hatte auch geweint und ihm selbst waren die Tränen in die Augen gestiegen. Es war alles sehr emotional.
Sie schafften es erst Eneas von den Rosen zu lösen, als sie ihm warnten, dass sie ohne Wasser bald vertrocknen könnten. Obgleich Eneas sie reichlich mit seinen Tränen getränkt hatte. Farell hatte eine Vase organisiert, sie am Schreibtisch befestigt und festgebunden, dass auch kein Seegang sie umschmeißen würde. Maria konnte endlich Eneas Hände verbinden, danach halfen sie ihm auf, brachten ihn zum Bett.
Ulysses war inzwischen bleiern müde. Olintes bot an über Eneas zu wachen, damit Ulysses etwas Schlaf bekam. Nur äußerst ungern verließ der Krieger die Kajüte, aber er spürte, dass ihn seine eigenen Kräfte verließen. Die letzten drei Tage waren unglaublich turbulent gewesen und sie alle hatten nicht viel Schlaf bekommen. So dauerte es nicht lange bis Ulysses einschlief und erst wieder aufwachte, als Amancio ihn vormittags weckte.
Über Nacht hatte es angefangen zu regnen, die 'E' schaukelte auf dem stärkeren Wellengang. Wasser klatschte immer wieder backbord gegen den Rumpf. Fragend sah er Amancio an.
"Keine gute Nachrichten", sagte der gertenschlanke Krieger. "Damien ist zurück. Dafür ist Olintes weg."
Ulysses rieb sich den Schlaf aus den Augen. "Weg? Wohin?" Er wusste es noch ehe er zuende gefragt hatte. Dieser dumme Heißsporn. "Er ist Richtung Palast los oder?"
Amancio nickte. "Farell ist ihm schon nach."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 18:45

Nachdem er Ulysses gesandt hatte, schaffte er es gerade noch, ihrem Kutscher zu senden, dass er wieder zurück wollte, bevor er dann einfach nur noch auf der Bank in der Kutsche sass unt apathisch vor sich hinstarrte. Er schaute nur einmal kurz auf, als Nathaniel Luft holte und den Mund aufmachte, um etwas zu sagen. Doch Kostas Blick schien ihm Antwort genug zu sein, denn er klappte seinen Mund augenblicklich wieder zu, verschränkte trotzig seine Arme vor der Brust und verkroch sich schmollend in seine Ecke der Kutsche, starrte aus dem Fenster, um wenigstens noch etwas von der Stadt zu sehen.

Kosta presste derweil so sehr seine Zähne zusammen, dass es knirschte, nur um nicht selbst loszuheulen. Eneas wollte mit ihm zusammen sein. Wollte dass sie Gefährten wären. Warum hatte er nicht ja gesagt? Jahrelang war er beinahe wie ein Gefährte an seine Seite geblieben. Warum jetzt nicht. Doch er konnte es sich einfach nicht vorstellen. Das waren Bilder, die einfach nicht in seinen Kopf gingen. Selbst die Erinnerungen, an Situationen, wo sie sich heimlich davon gestohlen hatten, um beisammen zu sein, liessen sich nicht umwandeln in ein Bild, dass sie Gefährten wären. Es war so lange Zeit immer absolut klar gewesen, dass so etwas nicht geschehen würde, dass Kosta es sich schlicht nicht mehr anders vorstellen konnte.

Erst als sie im Palast in dem Gang angelangten, den Timaris Sklaven bewohnten, kam Kosta wieder etwas zu sich aus seinen sich im Kreis drehenden Gedanken. Nämlich genau da, als sie vor seienr offenen Zimmertüre standen und dahinter nur Schwärze sahen. Bis auf zwei Punkte, die in Kostas Seele brannten. Die halbe Dublone und der Brief am Boden.
"Nathaniel?" kam es ihm krächzend über die Lippen. "Kann ich bei dir schlafen." Unwillig und misstrauisch blickte der Prinz ihn an. "Nur schlafen", beteuerte Kosta. "Ich fasse dich nicht an. Ich... ich will nur nicht alleine sein. Ich kann jetzt nicht in mein Zimmer." Und schlafen würde er sowieso nicht können.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Nathaniel » Fr 12. Aug 2022, 18:45

Nathaniel wunderte sich etwas was er hier nun eigentlich machte. Sie waren an Bord dieses Schiffes gegangen. Kosta wollte mit dem Piratenkapitän alleine reden. Der Pirat war überhaupt nicht so wie Nathaniel sich den vorgestellt hatte. Er hatte einen großen, raubeinigen Halunken im Kopf gehabt, stattdessen stand vor ihnen ein schlanker, äußerst nervöser Krieger, der wissen wollte, ob Kosta die Rosen gefallen würden. Und das sollte jetzt ein Pirat sein? Nate war sehr skeptisch. Wenigstens hatte der Mann ein Schiff und darauf waren sie gegangen. Nathaniel sollte in der Messe warten, wo er sogar noch ein Abendessen hingestellt bekam. Für den jungen Prinzen war das kein Problem. Sollten die mal in Ruhe quatschen, er würde essen. Er hätte sowieso nicht gewusst was er bei denen hätte sagen sollen. Es war niemand sonst auf dem Schiff, weswegen Nathaniel nicht glaubte, dass Kosta viel Schutz brauchte. Vor allem nicht gegen diesen weinerlichen Typen.
Nathaniel war irgendwann fertig mit dem Essen, begann sich neugierig in der Messe umzusehen. Es war außer dem Schwappen der Wellen und knarzendem Holz sehr still. Der Jugendliche ging herum, versuchte zu horchen, ob Kosta in Schwierigkeiten war, aber dann hätte der ihm sicher gesandt. So ließ der Sklave sich wieder auf die Bank sinken, nahm sich hungrig eine zweite Portion.
Noch ehe er fertig wurde, tauchte Kosta plötzlich auf, rief ihm unwirsch zu, sie würden gehen. Bevor Nate noch einen letzten Bissen nehmen konnte, zerrte der ältere Sklave ihn am Arm, schleifte ihn regelrecht mit sich.
"Ey, ich war noch am Essen. Was ist los?", fragte er. Kosta drängte zur Eile, scheuchte ihn von Bord und in die Kutsche, die auf sie wartete. Kosta erklärte nicht was passiert war. Nathaniel wollte wissen, ob sie jetzt tanzen gehen würden, doch der Krieger starrte bloß in die Ferne und schien ihn wieder nur zu ignorieren. Der junge Prinz hielt also den Mund, lehnte sich schmollend zurück und sah aus dem Fenster. Er hatte bisher nicht viel von Draega sehen können. Wenigstens war er aus dem Palast gekommen. Auch wenn Nate sich das anders vorgestellt hatte was sie machen würden.

Die Fahrt zurück zum Palast war sehr schweigsam. Kurzzeitig dachte der Jugendliche ans Abhauen, aber er konnte Liam nicht so einfach im Stich lassen. Neben ihm knirschte Kosta mit den Zähnen. Er wirkte so als stünde er kurz vorm Explodieren. Das Treffen mit dem Kapitän war wohl nich so toll verlaufen.
Nathaniel folgte dem Sklaven durch den Palast. Hatte Kosta mal wieder vergessen, dass er auch noch da war? Dann aber fragte der Krieger plötzlich, ob er bei Nathaniel schlafen könnte. Was sollte das denn jetzt? Erst so ne Nummer abziehen, ihm wieder was versprechen (nämlich Tanzen zu gehen) und dann doch nen Rückzieher machen. Ne danke.
Kosta meinte, er wollte bloß nicht alleine sein und würde Nathaniel auch nicht anfassen.
"Von mir aus", brummte Nate und steuerte sein Zimmer an. Er konnte es nicht leiden und ging ungern dorthin zurück. Wenigstens war er nicht allein, sondern mit diesem seltsamen Vogel. Es war mittlerweile sehr spät. Nathaniel ging ins Bad, wusch sich und putzte sich die Zähne. Er erwartete halb, dass Kosta weg wäre sobald er wieder aus dem Bad kam, doch der andere Sklave war immer noch da.
"Was ist denn passiert? Hast du dem Kapitän die Meinung gegeigt? Der sah gar nicht aus wien Pirat", fand Nathaniel.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 18:51

"Danke", brachte er schwach hervor, als Nathaniel ihm eher wenig begeistert erlaubte, bei ihm schlafen zu dürfen. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatte es ihm genügt, sich unter seine Decke zu verkriechen oder im Schrank ganz klein einzurollen, um mit seiner Trauer klar zu kommen und sich zu trösten. Da hatte er nicht noch andere Leute um sich herum gebraucht. Im Gegenteil, da war er lieber alleine gewesen. Doch heute brauchte er jemanden, an dem er sich festhalten konnte.

Stumm folgte er Nathaniel in sein doch eher karges, wenn auch elegantes Zimmer und stellte sich hinaus starrend an eines der Fenster. Der ehemalige Gladiator ging derweil in sein Bad, um sich für die Nacht zurecht zu machen. Kosta bekam es kaum mit. Er sah in der Spiegelung des Fensters nur Eneas, dem er das Herz brach, weil Kosta ihm sagte, dass seine Liebe nicht genügte. Wie hatte er Eneas nur derart wehtun können? Liebte er ihn etwa nicht mehr? Doch, natürlich. Er liebte ihn über alles. Aber so konnten sie doch nicht zusammen kommen. Es war falsch. Kosta war wütend auf Eneas und Eneas konnte ihn nicht so akzeptieren, wie er war. Sie würden so nicht glücklich miteinander werden können. Miteinander? Hiess das, er konnte sich etwa doch eine Beziehung mit Eneas vorstellen?

Nathaniel kam viel zu früh aus dem Bad wieder zurück und riss Kosta aus seinen verwirrenden Gedanken. "Kein Pirat trägt ein Schild vor der Brust, dass er einer ist", entgegnete Kosta zynisch. "Sonst würde man ja gleich gefangen werden. Der Kapitän ist zwar jung und sehr schön, doch täusche dich nicht. Er ist einer der gefährlichsten und grausamsten Piraten die es gibt", verteidigte Kosta knurrig seinen Kapitän. Nathaniel hatte keine Ahnung. Er hatte keinerlei Recht Eneas zu beurteilen und zu verurteilen.

"Ich mag nicht darüber sprechen", knurrte er ablehnend und wandte sich ab, um selber ins Bad zu gehen. Fahrig wusch er sich sein Gesicht, putzte sich nachlässig die Zähne und ging dann wieder zurüch zu dem anderen Sklaven, der sich schon mal locker ins Bett gelegt hatte. Er versuchte zu lächeln, als er zu ihm trat. Doch wirklich funktionieren tat es wohl nicht. "Darf ich mich zu dir legen? Wegen dem Tanzen, es tut mir leid, dass ich dich versetzt habe. Ich konnte nicht mehr, nach dem Gespräch mit dem Kapitän. Wir gehen ein andermal."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Nathaniel » Fr 12. Aug 2022, 18:51

Kosta stand vor dem Fenster. Ah, er hatte schon den interessantesten Teil des Zimmers entdeckt. Neben der Dusche und dem Bett. Das wars dann aber auch schon. Kosta wirkte wieder so als wäre er mit den Gedanken vollkommen woanders. Wieso wollte er hier schlafen? Nate wollte wissen was los war. Wenn er schon zum Schiff mitgeschleppt wurde und Kosta sich nun auch hier einquartiert hatte.
Erst hatte Nathaniel gedacht, der Krieger wäre wütend auf den Piraten, doch als Nate nur ein bißchen schlecht über ihn sprach, wurde er sofort angefaucht. Der Kapitän wäre einer der gefährlichsten und grausamsten Piraten, die es gäbe. So hatte der aber nicht gewirkt wie er gebettelt hatte, dass Kosta an Bord kam, um mit ihm zu reden.
Kosta wollte nicht weiter darüber reden, ging rasch an Nathaniel vorbei und ins Bad. Der Jugendliche zuckte mit den Schultern, legte sich aufs Bett und verschränkte die Arme hinterm Rücken. Ein knurriger Zimmergefährte war wohl besser als gar keiner, obwohl Liam ihm noch besser gefallen hätte. Der hatte auch keine Piratenkapitän, der ihn ständig entführen wollte.

Nach einer Weile kam Kosta zurück und fragte, ob er sich zu ihm legen könnte. Nathaniel nickte, rückte etwas zur Zeit. Der ältere Krieger legte sich aufs Bett, entschuldigte sich für das geplatzte Tanzen. Sie würden ein andermal gehen.
"Klar", sagte Nate, nicht sonderlich überzeugt. Er zog sich die Bettdecke hoch, löschte die Lampe auf dem Nachtstand.
"War trotzdem nett mal die Stadt zu sehen, kannte ich noch nich", fügte er hinzu. "Also... gute Nacht.. oder so..." Es war spät, richtig erschöpft war Nathaniel nicht. Es störte niemanden wenn er lange schlief und sonst gab es hier eh nicht viel zu tun.
Heute kam Nate jedoch nicht wirklich zum Schlafen. Mitten in der Nacht begann Kosta sehr unruhig zu werden, wälzte sich herum, trat aus und redete vor sich hin. Der junge Prinz verstand nicht, worum es ging.
"Hey, wach auf, du träumst." Er rüttelte Kosta bis der sich wieder beruhigte. Aber nach einiger Zeit ging es wieder los. Zuerst Treten, dann Schreien. Dunkelheit.
Nathaniel weckte Kosta auf, sah ihn in der Dunkelheit an. "Was ist los? Du hast Albträume." Der ältere Sklave murmelte nur wirr was vor sich hin, rollte sich in die Decke ein. "Entspann dich, okay? Ich bin ja hier", sagte er etwas unbeholfen und versuchte Kosta zu tätscheln. Für eine Weile wurde der Krieger auch ruhiger.
Trotzdem wurde es keine ruhige Nacht. Am anderen Morgen saß Nate auf dem Bett, starrte Kosta an. Wenigstens schlief er jetzt ruhig und wühlte nicht mehr das halbe Bett auf. Nochmal hatte Nathaniel keinen Bock drauf. Seine Beine hatten überall blaue Flecken.
Das Frühstück erschien auf dem Tisch. Pünklich wie immer.
Nate ging ins Bad, zog sich um. Es lag auch neue Kleidung bereit. Er sah nie wer das alles machte, es tauchte einfach auf. Ohne dass er je jemanden gesehen hatte. Leider.
Nathaniel setzte sich ans Fenster und begann zu essen. Kosta schreckte nach einer Weile auf. Er sah nicht sehr erholt aus, kein Wunder.
"Es gibt Frühstück", sagte Nathaniel. "Du hast mich die ganze Zeit über getreten. Hier." Er zog sein Hosenbein an einer Seite hoch. "Worüber hast du geträumt?"
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 19:05

"Gute Nacht", antwortete Kosta leise und legte sich behutsam auf das Bett, gab sich dabei Mühe, Nathaniel nicht zu berühren. Seine Sachen hatte er bis auf die Jacke und die Schuhe nicht ausgezogen. Der Jugendliche sollte nicht glauben, dass er ihn trotzdem einfach nehmen würde. Auch dann nciht, wenn Kosta sich irgendwann nicht mehr beherrschen konnte und sich doch noch an ihn kuschelte. Er hatte schon ein genügend schlechtes Gewissen, dass er ihm das mit dem Tanzen versprochen und dann doch nicht eingehalten hatte. Er wollte es wieder gut machen und mit ihm ein anderes mal Tanzen gehen. Doch Nathaniel schien nicht mehr daran zu glauben und Kosta konnte ihm nicht wiedersprechen.

Einschlafen konnte Kosta jedoch lange nicht, obwohl es schon so spät war und er schon in der letzten Nacht kaum zu Schlaf gekommen war. Das war wohl der einzige Grund, weswegen er dann doch noch gequält einschlief. Dauernd hörte er das Geräusch, wie Eneas weinte oder auf die Knie fiel. Als er dann endlich doch noch einschlief, verfolgten ihn grausame Träume. Entweder musste er sich gegen einen furchtbaren Häscher erwehren, der sich zu seinem Entsetzen immer als Eneas herausstellte. Doch das konnte doch nicht sein. Oder dann wiederum stach er jemandem mit einem scharfen, dünnen Stilett immer wieder in sein offenes, verwundbares Herz. Eneas' Herz. Kosta schrie.

Als er am Morgen aus dem Schlaf schreckte, fühlte er sich wie gerädert. Sein Kopf schmerzte und seine Augen brannten. "Entschuldige", brachte er krächzend hervor, nachdem er nach einer ganzen Weile begriffen hatte, was Nathaniel ihm gesagt hatte. "Ich habe mein Herz erstochen", brachte er erstickt hervor. "Ich... hab keinen Hunger. Ich sollte Duschen." Ächzend erhob er sich. "Das ist nicht alles passiert, oder? Oh, gütige Dunkelheit. Wir sehen uns ein andermal. Ich spreche mit Timaris. Und wir gehen tanzen." Damit stolperte er mehr als dass er ging in desolatem Zustand aus dem Zimmer. Müde und mit wackeligen Beinen tapste er zu seinem eigenen Zimmer mit dem festen Vorsatz als erstes unter die Dusche zu gehen. Dass er seine Zimmertüre offen gelassen hatte, hatte er vergessen. Ein Dienstmmädchen hatte sie nun geschlossen. Müde und verwirrt öffnete ohne nachzudenken seine Zimmertüre, nur um gleich darauf wieder rückwärts zu stolpern, bis er die Gegenüberliegende Wand des Ganges in seinem Rücken hatte. Völlig fertig, sank er daran entlang hinunter. Der Brief. Es war alles war. Es war kein schlechter Traum gewesen. Aufschluchzend verbar er sein Gesicht in seinen Armen.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Olintes » Fr 12. Aug 2022, 19:07

Wütend stapfte er durch die Gänge des Palastes. Er hatte den Wachen am Tor zunächst erklären müssen, dass die Königin nichts dagegen hätte, dass er hier war. Sie wären Gäste. Es dauerte ein wenig bis per Rücksprache bestätigt worden war, dass er in der Tat eintreten konnte. Obwohl er nicht wie sehr vornehm aussah und sein Pferd von einem mittelklassigen Mietstall war.
Olintes hatte keinen Nerv gehabt sich zurecht zu machen. Er war hier um Kosta die Meinung zu sagen. Mehrere Stunden hatte Olintes am Bett von Eneas verbracht und es hatte ihn nur noch wütender gemacht. Eneas hatte nicht viel erzählt, aber das was Olintes gehört hatte, reichte, um seinen Zorn auf Kosta hell lodern zu lassen. Er hätte nicht gedacht, dass Kosta dies seinem Freund wirklich antun würde. Dass er ihm so grausam das Herz brach.
Olintes hatte nicht wirklich einen Plan was genau er Kosta sagen würde, viele Vorwürfe und Anschuldigungen kreisten durch seinen aufgewühlten Geist. Der konnte was erleben. Kosta war eindeutig zu weit gegangen. Olintes ballte die Hände zu Fäusten, marschierte zielstrebig weiter. Er kannte den Palast nicht vollständig, wusste aber wo die Sklavenquartiere waren und dass dort Kosta ein Zimmer hatte. Dort wollte er hin.
Die vielen Speerfäden Farells ignorierte Olintes geflissentlich. Er wollte sich das nicht ausreden lassen. Wenn einer der anderen aus der Mannschaft so etwas verbrochen hatte, hätte Olintes denen genauso den Kopf waschen wollen. Liebe zu schwach, pah, der hatte sie doch nich mehr alle! Wer sagte so etwas? Wenn jemand einem die Liebe gestand, machte man den nicht runter und sagte, es wäre zu wenig. Das war einfach mies und grausam.

Dies alles auf dem Herzen, bog Olintes um die Ecke. Er sah Kosta sogar aus der Ferne. Er saß auf dem Boden, den Kopf gesenkt. Als Olintes näher kam, hörte er Schluchzen. Das durfte doch nicht wahr sein. Innerlich stöhnte er auf. Farell hatte Recht gehabt. Kosta ging es auch nicht gut. Damit war der Plan Kosta anzubrüllen irgendwie flöten gegangen. Es war nicht Olintes Art auf jemanden einzutreten, der sowieso schon am Boden lag.
Was aber nicht hieß, dass er nicht weiterhin zornig war. Der hayllische Krieger blieb vor Kosta stehen, registrierte die offene Türe, die in Kostas Zimmer wies. Mitten auf dem Boden lag dort ein Umschlag und ein Anhänger. Die Münzhälfte. Was hatte das zu bedeuten? Olintes blickte wieder zu Kosta.
"Hey", sagte er trocken, setzte sich zu ihm. "Was machst du bloß für Sachen?", fragte Olintes leise, legte einen Arm um Kosta dessen Schultern zitterte, er schluchzte unterdrückt. Olintes strich ihm über den Rücken, bot ihm eine tröstende Umarmung an. Kosta war auch ein Freund für ihn, den er schon sehr lange kannte. Anbrüllen war erstmal vom Tisch.
Mit einem Male fiel ihm Kosta aufschluchzend in die Arme, presste sich an ihn. "Ist ja gut, ist ja gut", beteuerte Olintes, obwohl das nicht wirklich stimmte, aber was sollte man sonst sagen? Er hielt Kosta fest, streichelte ihn und ließ ihn sich ausweinen. Kostas Verhalten bei Eneas war zwar scheiße gewesen, aber Olintes sah auch wie sehr es Kosta schmerzte.
"Wieso tut ihr euch gegenseitig so weh?", fragte er. "Ihr mögt euch beide doch... nicht weinen... es wird wieder gut.."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 19:11

Beinahe schon ängstlich zuckte er zusammen, als Olintes auf einmal bei ihm war und ihn ansprach. Wie als würde er erwarten, gleich geschlagen zu werden. So wie damals, als er ein kleiner Junge gewesen war und etwas dummes angestellt hatte. Ein Buch nicht richtig versorgt oder ein kostbares ohne Erlaubnis angefasst. Doch er war kein kleiner Junge mehr, der sich heulend in eine Ecke verkriechen konnte. Er war nicht mehr klein, scheu und zart. Er war ein Mann, stark und mit Erfahrung. Er musste zu seinen Fehlern stehen und den Schmerz dafür ertragen. Dennoch wünschte er sich heimlich, er wäre doch noch ein kleiner Junge. Damals war irgendwie alles viel leichter zu ertragen gewesen. Damals hatte er noch nicht darüber nachgedacht. Das hatte ihm erst Eneas beigebracht. Darüber nachzudenken, was einem schlechtes wiederfuhr. Es war eine lebenslange Qual. Warum quälte sein Freund ihn so, wenn er ihn doch liebte?

Mit einem Aufschluchzen schmiegte er sich sehnsüchtig in die starken Arme, die ihn plötzlich umgaben. Olintes hatte sich zu ihm auf den Boden gesetzt und ihm eine Umarmung angeboten. Kosta floh in sie hinein, hoffte, dass sie ihn auffangen könnte.
"Wie?" fragte er verzweifelt, als Olintes ihm sagte, dass alles wieder gut werden würde. "Ich habe ihn verraten und fallen lassen. Ich.. ich habe ihm so weh getan", schluchzte er hicksend. "Nicht absichtlich. Dabei hätte ich ihm so gerne richtig weh getan. Ich bin so wütend... Auf ihn und auf euch... Aber am allermeisten auf ihn. Ich war noch nie wütend oder grausam zu ihm. Wie bin ich so geworden? Ich... war schon immer schwach und sch... schlecht. Aber nie so gemein. Nie wollte ich es... Was ist passiert?"
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Olintes » Fr 12. Aug 2022, 19:11

Kosta schluchzte und erzählte unter Tränen, dass er Eneas verraten und fallen gelassen hätte. Es wäre nicht absichtlich gewesen, obwohl er so wütend auf Eneas war, dass er ihm gerne so richtig weh getan hätte. Olintes konnte da seine Meinung nicht mehr hinterm Berg halten.
"Das hast du. Du hast ihm richtig, richtig feste weh getan. Absicht oder nicht, ihm gehts beschissen und es wird eine sehr lange Zeit brauchen bis er sich davon erholt. Wenn überhaupt", sagte Olintes nachdenklich. Wie war es soweit gekommen? Wie hatte dieses Aussprechen so sehr aus dem Ruder laufen können? Kosta verstand selbst nicht warum er so grausam zu Eneas gewesen war. Wie er so geworden war. Er hätte das nicht gewollt.
"Mensch, du bist doch nicht schwach." Das war so ein Spruch den beide gerne brachen, wenn sie depremiert waren. Kosta und Eneas. "Du bist unglaublich wütend, ja. Das treibt einen manchmal dazu gemein zu werden, um diese Wut loszuwerden." Kosta hätte in der Stimmung nie mit Eneas reden dürfen, der alles andere als wütend gewesen war, sondern frisch verliebt und bereit sein Herz zu öffnen. Und Kosta hatte ausgeholt und mitten reingehauen.

"Ich weiß nicht wieso..." Olintes strich mit zwei Fingern über Kostas nasse Wange, um die Tränen etwas wegzunehmen. "Du warst immer so geduldig mit ihm, hast alles mitgemacht. Vermutlich hast du gedacht, es macht dir nix aus und du kannst das ab, aber unbewusst war irgendwann das Maß voll. Vielleicht ist es das. Du musst das rausfinden. Solange du so wütend bist, kannst du nicht mehr zu Eneas. Es würde ihn zerbrechen." Anstatt sich zu wünschen, dass Kosta und Eneas sich endlich aussprachen, hätten sie sofort weitersegeln sollen. Dann hätte Kosta Zeit gehabt sich zu beruhigen und die beiden würden jetzt nicht an verschiedenen Enden Draegas hocken und sich die Augen ausheulen.
"Ich glaub nicht, dass du ein gemeiner Mensch bist. Echt nicht, aber.. Mann.. ihm zu sagen, seine Liebe ist schwach und er will dich bloß aus Angst? Mann, es gibt tausend bessre Wege ein Liebesgeständnis abzuwehren, wenn dus wirklich nicht gewollt hast." Olintes wusste nicht, ob Eneas noch einmal den Mut aufbringen würde um Kosta zu werben. Das war eine äußerst brutale Abfuhr gewesen und Eneas war so ein Hasenfuß in Beziehungssachen. Auf See, in Schlachten, Kämpfen, Raubzügen, war ihr Kapitän ein mutiger, kühner Anführer mit genialen Schachzügen und hinterlistigen Plänen. Aber wenn es darum ging einen Partner zu finden, war er ein blinder, stammelnder Angsthase. Das sollte mal einer verstehen.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 19:17

Schuldbewusst zuckte er zusammen, als Olintes ihm erzählte, wie schlecht es Eneas ginge. Er wollte eneas nicht leiden lassen. Gleichzeitig regte sich aber wieder Unmut in ihm. Er hatte es anders gemeint, dass er so wütend auf Eneas gewesen wäre, dass er ihm gerne weh getan hätte. Seine Worte zum Kapitän waren vielleicht grausam gewesen, doch ehrlich und aus einer Hilflosigkeit heraus geborgen. Wenn er es gewollt hätte, hätte er noch viel, viel mehr Schaden anrichten können. Auch Olintes verstand ihn nicht. Unwillig richtete er sich etwas auf und löste sich aus der Umarmung. Und was hier hier überhaupt, dass Eneas viel Zeit brauchen würde, um sich zu erholen, wenn überhaupt? Was war mit ihm. Sollte er das etwa schon vergessen haben, dass man ihn entführt und verraten hatte? Brauchte er da keine Zeit, das zu verwinden? Doch Eneas war nicht sein Herr, dass er von ihm fordern konnte, es einfach zu erdulden. Kosta hatte es ihm zwar angeboten, hatte ihn jahrelang auch ein bisschen so behandelt, hatte ihm alle Freiheiten über sich gegeben. Doch Eneas wollte das nicht. Also wehrte er sich, was aber auch nicht recht war.

"Wenn ich stark wäre, hätte ich meine Wut nicht an ihm ausgelassen", widersprach Kosta Olintes ungehalten. "Es geht auch nicht nur um diesen einen Vorfall. Ich habe Eneas schon oft sehr weh getan, weil ich mich nicht wie ein normaler Mensch verhalten kann." Damit angefangen, dass er in seine Herrin verliebt war, obwohl sie Eneas Gefährtin gewesen ist. Dann hatte er ihn verraten, um ihm gegen Nevander zu helfen und schliesslich frisch, fröhlich eine Beziehung mit Andiël angefangen, obwohl Eneas ihn unberührt und nur für sich hatte haben wollen. Was Eneas natürlich abgestritten hatte. Er hatte sich so gut wie möglich versucht Eneas' Wünschen anzupassen. Doch es war sehr schwer gewesen. Besonders als er ihn dann an Kyris ausgeliehen hatte, um ihn vor den Mädchen zu schützen. Ab da hatte Eneas ihn dann doch nicht mehr unberührt für sich haben wollen und andererseits hatte er doch nicht frei mit Leuten schäkern dürfen. Es war sehr verwirrend gewesen und Kosta hatte immer das Gefühl gehabt, Eneas' Ansprüchen nie zu genügen.

"Ich war nicht geduldig und habe alles mitgemacht", widersprach Kosta trotzig und wischte sich die Tränen von der Wange. "Das klingt, als hätte ich auf etwas gewartet. Doch das habe ich nicht. Ich wusste von Anfang an, dass Eneas nie etwas mit mir anfangen wollte. Ich habe nie in diese Richtung gehofft oder mir etwas träumerisch vorgestellt. Mir war nur wichtig, dass er glücklich ist. Eneas hat mir von Anfang an klar gemacht, dass er keine Beziehung mit mir haben will, weil er Angst hatte, wie ihr darauf reagiert. Und nun hat er euch allen einfach davon erzählt, ohne mir vorher etwas davon zu sagen, geschweige denn, mich zu fragen. Aber einen Sklaven behandelt man wohl auch nicht anders, oder? Dessen Gefühle sind nicht wichtig. Eneas tut so, als würde ich ihm gehören, doch wenn ich ihn konkret darauf anspreche, dann leugnet er alles ab. Und ihr macht dabei alle mit." Oh ja, er war noch wütend. Er war stinksauer.
"Ich wollte ja gar nicht zu ihm gehen", widersprach Kosta heftig und ballte seine Hände zu Fäusten. "Ich wollte auch nicht mit ihm reden oder ihm wirklich weh tun. Aber er hat einfach nicht locker gelassen und dann kamen da diese Rosen. Ich..." Rosen von Eneas für ihn. Ganz kalt liess ihn das nicht. "Ich konnte sie doch nicht einfach so wegwerfen und vertrocknen lassen. Es... es sind doch auch Lebewesen und ich konnte nicht zurück in mein Zimmer, ihnen Wasser geben. Also wollte ich sie ihm zurück geben. Auch damit es nicht wie damals mit Timaris wird. Ich dachte, wenn er mich noch einmal sieht, dann ist es gut. Aber er wollte den Rosen kein Wasser geben. Er wollte sie nicht." Seine Wut war erst einmal wieder verflogen, dafür musste Kosta nun wieder damit kämpfen, nicht gleich in Tränen auszubrechen.

"Nicht gewollt?" Kostas Kopf ruckte überrascht hoch und er blickte Olintes aus grossen, verwunderten Augen an. Er vergass vor lauter Überraschung sogar zu weinen oder wütend zu sein. "Ich... ich habe sie nicht nicht gewollt", schüttelte er seinen Kopf. "Es war das schönste, was ich je gehört habe. Nur kann es nicht wirklich wahr sein. Nicht so intensiv und stark, wie er glaubt, dass seine Liebe sei. Sonst hätte er es doch alleine herausgefunden und hätte nicht Timaris gebraucht, die ihm das gesagt hat. Und wahrscheinlich liebt er noch nicht einmal mich, sondern das, was er von mir zu kennen glaubt. Er will niemanden, der nicht gegen seine eigene Versklavung ankämpft. Ich habe ihn gefragt, ob er mich überhaupt kennt. Da kamen nur die hübschen, lieben Sachen über seinen Mund. Er beschrieb mich, wie ich damals in Mineva war, als ich jung und scheu und verwirrt war. Als ich alles tat, um es ihm recht zu machen. Aber das ist nicht mehr alles. Ich bin nicht mehr der Junge von damals. Wenn er den will, wird unsere Beziehung nicht gut gehen und er wird erst recht verletzt. Ich kann nicht mehr zurück. Ich kann mir nicht all die Erfahrungen und Erinnerungen auslöschen lassen, damit ich wieder so werde wie früher. Das schaffe ich nicht noch einmal." Kosta erinnerte sich noch genau, wie sehr es geschmerzt hatte, was Sorra, ihm damals angetan hatte. So genau, dass er auch jetzt noch ganz bleich bei der Erinnerung daran wurde.
"Seine Liebe ist nicht, nichts wert, Olintes", versuchte er es noch einmal zu erklären. "Doch sie ist nicht stark genug, um mich so zu nehmen wie ich bin, um das zu lieben, was ich gerne hätte. Ich würde ihn nur wieder enttäuschen. Entweder weil ich zu dem stehe, was ich mag oder weil ich mich ihm anpasse, damit er glückllich ist, was er aber nicht will. Egal wie man es dreht oder wendet, es wird nicht funktionieren. Und wenn er sich noch nicht einmal von diesem Streit erholt, wenn er nicht verstehen kann, was ich ihm gesagt habe, wird es erst recht nie genug sein, damit er mich auffangen kann."
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Olintes » Fr 12. Aug 2022, 19:24

Olintes unterdrückte ein Augenrollen, als Kosta sich von ihm löste und begann groß und breit zu lamentieren, was er alles falsch gemacht hätte, was Eneas falsch gemacht hatte und so fort. Ernsthaft, wie konnten die zwei etwas so simples wie Liebe so dermaßen aufbauschen und verkomplizieren? Was sollte er dazu sagen? Er war keine Priesterin und sicher nicht geschult darauf irgendwelche Beziehungsfragen zu klären. Sein Plan war gewesen Kosta anzubrüllen.
Und selbst wenn er Kosta versuchte etwas zu erklären, wollte der jüngere Krieger das sowieso nicht akzeptieren und beharrte auf seine Sichtweise, dass er schwach wäre - und Eneas auch.
"Glaub mir, du bist ein normaler Mensch. Normale Menschen machen Fehler, so ist das halt", sagte Olintes. "Du kannst da nicht immer deinen Sklavenstatus vorschieben, dass du was falsch machst. Du bist über 250 Jahre mit uns an Bord und unter normalen Menschen, die dich immer, IMMMER, wie einen gleichwertigen normalen Menschen behandelt haben. Okay, dann warst du halt einmal nicht stark genug deine Wut zurückzuhalten. Das kann jedem passieren. Wenn sich so eine Wut über die Jahre sammelt und aufbaut.. das kann man nicht ewig unterdrücken. Es war nur... es hat ihm unglaublich weh getan. Ich mein, er öffnet dir sein Herz und du haust rein."
Aber Kosta sollte seine Fehler nicht immer damit entschuldigen, dass er halt ein Sklave wäre und nicht normal. Er machte Fehler, gerade weil er normal war.

Anscheinend wollte Kosta das alles nicht hören und Olintes wusste auch nicht, ob er überhaupt das richtige sagte. Vermutlich nicht. Der andere Krieger murrte trotzig, dass er nicht auf etwas gewartet hätte. Er hätte auch nie gehofft, dass Eneas mehr von ihm wollte. Er hätte bloß gewollt, dass Eneas glücklich würde. Das war alles sehr nobel und selbstlos, fand Olintes, hatte aber eindeutig nicht geklappt.
"Wenn wir immer auf das hören würden, was die Leute uns sagen... wie oft hat man uns nich gesagt, oh diesen Schatz werdet ihr niemals kriegen, unerreichbar. Und wir habens trotzdem versucht. Du bist nen Pirat. Piraten riskieren manchmal gern was." Olintes grinste halb, wurde ernst. "Wenn sies wirklich wollen." War das Problem, dass Kosta Eneas gar nicht wollte? Aber das konnte Olintes nicht so ganz glauben.
Kosta beschwerte sich, dass Eneas einfach allen nun von ihnen erzählt hätte ohne ihn zu fragen. Er hätte wieder nicht auf Kostas Gefühle geachtet. "Ich glaub, er hat gedacht, es freut dich. Er hat eben auch Fehler gemacht. Aber nein, er hat dich nicht wie ein Sklaven behandelt. Und wir auch nicht. Wieso denkst du das immer noch? Wie lange kennen wir uns schon?" Olintes blickte ihn an. Kosta war manchmal ein ganz schöner Trotzkopf.
"Du bist derjenige, der so oft ja sagt und still ist über das was er wirklich dabei denkt und so oft sagt, es ist in Ordnung, es macht dir nichts aus. Dann kannst du jetzt nicht ankommen und sagen, alle behandeln dich wie einen Sklaven, wenn du derjenige bist, der das zugelassen hat. Eneas hat dir so oft gesagt, du sollst mehr Nein sagen und dich mehr trauen offen zu sagen was du willst. Und ich sag dir das jetzt auch nochmal. Ich weiß nicht was ich sonst noch sagen soll. Mann, Kosta, klar leugnet er da, dass du ihm gehörst. Du weißt wie wichtig ihm Freiheit ist." Olintes pausierte kurz. "Aber ich glaub, er hätt sehr gern, dass du zu ihm gehörst. Da is nen Unterschied." Er lächelte aufmunternd. "Und er wollte die Rosen. Wir haben Stunden gebraucht, um sie ihn abzunehmen und er hat sie nur losgelassen, damit sie was Wasser bekommen. Ich hab keine Ahnung wieso ihr so ein Theater um einen Rosenstrauß macht, weiß die Dunkelheit, aber sie sind ihm genauso wichtig wie dir."

Kosta meinte, das Liebesgeständnis wäre das schönste was er je gehört hätte, doch er würde es nicht glauben. Andernfalls wäre Eneas selbst auf seine Gefühle gekommen und hätte nicht Timaris gebraucht. Er würde auch nicht wirklich Kosta lieben, sondern nur eine frühere Version von ihm. Damals wo sie noch in Mineva gewesen waren. Kosta wäre aber nicht mehr der Junge von damals. So würde ihre Beziehung nicht gut gehen und Eneas würde es sehr verletzen.
"Ich kann nicht mehr zurück. Ich kann mir nicht all die Erfahrungen und Erinnerungen auslöschen lassen, damit ich wieder so werde wie früher. Das schaffe ich nicht noch einmal", sagte Kosta mit blassem Gesicht. Olintes versuchte nochmal einen Arm um ihn zu liegen um ihn zu trösten.
"Das verlangt auch niemand. Aber kann es sein, dass du genauso viel Angst hast wie er? Ihr habt beide Angst, es wird nicht funktionieren. Das ist doch verrückt. Ihr habt so viele Jahrzehnte miteinander verbracht. Was lässt euch plötzlich glauben, dass das anders wird, sobald ihr offiziell das Bett miteinander teilt? Und woher willst du wissen wie hoch oder niedrig Eneas' Liebe ist? Sowas lässt sich nur herausfinden indem ihr es versucht. Und dann findet man eben Kompromisse. Wieso gibts bei euch nie nen Mittelding?" Das war echt nicht zum aushalten dieses Drama.
"Ich hab auch keine Ahnung wieso er nicht von selbst drauf gekommen ist. Vielleicht hats auch nich Timaris gebraucht, sondern einfach irgendeine Person. Du hättest ihm genauso die Augen öffnen können. Du hättest schon vor zweihundert Jahren ankommen können und ihm helfen können, dass er es auch zugibt. Aber was weiß ich schon. Ich kenn kaum Personen, die fast dreihundert Jahre ineinander verliebt sind."
"Olintes! Du sollst ihn nicht anbrüllen!", rief plötzlich Farell, der keuchend um die Ecke gelaufen kam. Schnaufend ließ er sich vor ihnen niederplumpsen.
"Ich brüll doch gar nicht. Wir versuchen nur durch dieses Chaos durchzublicken", verteidigte Olintes sich.
"Ach, ich hab so gehofft ihr vertragt euch. Wie gehts dir, Kosta? Sicher elend. Wars sehr schlimm? Es tut mir so leid." Farell blickte den anderen Krieger an, drückte ihn freundschaftlich am Arm.
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