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Liebe und doch nicht genug





Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Kosta » Fr 12. Aug 2022, 19:29

Verzweifelt versuchte er Olintes zu erklären, welch ein Chaos in ihm tobte, wie er sich fühlte, an was er glaubte und was nicht. Doch es war sehr schwierig, da er das meiste selber gar nicht so recht wusste. Es war mehr so ein vages Gespür. Dazu pendelte er zwischen extremen Gefühlen hin und her. Tiefer Trauer, schwerer Schuld und explosiver Wut. Es war so ungewohnt für ihn, dass er kaum wusste, wie er damit umgehen sollte. Zumal die Wut beinahe jedes mal wieder hochschwappte, wenn Olintes etwas sagte. Der Krieger hörte ihm gar nicht zu. Oder er verstand nicht, was er sagte. Er drehte ihm die Worte im Mund um und verallgemeinerte sie.
Ein paar Mal war Kosta versucht, während der Standpauke etwas einzuwerfen und zu erklären. Doch er kam gar nicht wirklich dazu, während Olintes ohne Luft zu holen vorwarf, dass er nie was sagte. Er könne jetzt nicht sein Sklavendasein vorschieben, da sie ihn nie als solchen behandelt hätten. Konnte er sehr wohl. Denn für da, wo er es ihnen vorwarf hatten sie ihn tatsächlich als solchen behandelt. Er warf es ihnen ja nicht über die ganze Zeit hinweg vor. Nur da, wo sie ihn entführt hatten. Das eine Mal, wo er wirklich nicht mehr einer Meinung mit Eneas gewesen war. Da wo er widersprochen hatte, hatten sie ihn geradezu niedergeknüppelt. Sollte er jetzt etwas sagen und es wieder riskieren und womöglilch erneut zu weit in seiner Wut gehen, wie ihm ebenfalls vorgeworfen wurde, oder sollte er besser schweigen? Kosta entschied sich für zweiteres, da er sowieso nicht zu mehr kam, als versuchsweise mal den Mund zu öffnen. Also presste er ihn schliesslich nur noch zu einem dünnen Strich zusammen und in seinen Augen funkelte es zornig auf.

"Ich habe keine Angst", platzte es dennoch fauchend aus ihm heraus. Er kam jedoch nicht dazu, dies weiter auszuführen, da Olintes schon wieder weiter lamentierte. "Du hast recht, du hast keine Ahnung", stimmte er ihm zornig zu. Schliesslich hatte Olintes wirklich keine Gefährtin. Kosta setzte gerade dazu an, ihm deutlich die Meinung zu Geigen, als Farell um die Ecke geschossen kam und Olintes zurief, er solle ihn nicht anbrüllen. Kosta blinzelte verwirrt und blickte dann aufgebracht zu dem älteren Krieger. Olintes hatte kein Recht, ihn anzubrüllen.

"Wir vertragen uns ganz und gar nicht", wehrte Kosta aufgewühlt ab und entzog sich Farells Hand. "Ich bin wütend und Olintes macht das nicht gerade besser. Du steckst mich in irgendwelche Schubladen, die du wohl aus schlechten Romanen hast, weil du mich nicht verstehst. Kein Wunder, wenn du gar nicht richtig zuhörst. Und dann wagst du es auch noch, mich zu verurteilen. Das ist unverschämt und anmassend. Ich habe nicht zugelassen, dass ihr mich wie einen Sklaven behandelt. Dieses Recht habt weder ihr noch ich. Es war die ganzen Jahre über auch alles in Ordnung. Es gab nichts zu sagen und als es etwas zu sagen gab, habe ich das vorgestern auch getan. Aber weder ihr noch Eneas wolltet das hören. Ich durfte nicht gehen, wie jeder andere freie Mensch auch. Ich musste mich erst freikämpfen und aus dem nichts auf einen Wind springen, um frei sein zu können. Also sage mir nicht, ich hätte zugelassen, dass ihr mich wie ein Sklave behandelt. Das war eure Entscheidung an dem Tag. Euer Fehler." Zornig stand Kosta auf. In ihm tobte zuviel Wut, als dass er jetzt einfach hätte sitzen können.

"Ich habe keine Angst, Olintes", fuhr er den anderen Krieger zornig an. "Es ist mir absolut egal, ob unsere Beziehung öffentlich ist oder nicht. Ich weiss, dass diese Beziehung funktionieren wird, wenn ich mich zurück nehme. Doch Eneas will das nicht, weil er denkt, dass er mich kennt. Aber das tut es nicht und wenn ich ihm diesen Wunsch erfülle, wird die Beziehung nicht funktionieren. Dunkelheit, ich war immer für ihn da. Selbst gestern Abend bin ich noch zu ihm gegangen, damit er sich nicht wieder so fühlt, wie bei Timaris und wenigstens noch einmal die Gelegenheit hat, etwas zu sagen oder zu erklären. Ich war da, obwohl ich nie wieder auch nur einen Fuss auf dieses verfluchte Schiff setzten wollte. Für ihn. Wenn er mich genug lieben würde, hätte er von selbst erkannt, dass er mit mir eine Beziehung haben will. Dann hätte er gewusst, dass er mir nicht in dem Moment seine Liebe gestehen soll, wo ich mich so von ihm verraten fühle. Dann hätte er mich im richtigen Moment genommen und nicht erst Hilfe von Timaris gebraucht. Oder von Leto weil sie..." Hart klappte Kosta seinen Mund zu, weil er beinahe die arme Priesterin verraten hätte, die alles versucht und nun trotzdem alles verloren hatte. Bestimmt hasste sie ihn jetzt. Es tat Kosta so leid. Doch sie würde sicher nicht wollen, dass er sich ihr näherte und sich bei ihr entschuldigte.

"Es gibt kein Mittelding, wie du es nennst, Olintes, weil ich Eneas nichts mehr zu geben habe", erklärte er abweisend. "Ich habe ihm jahrelang alles gegeben, was ich habe. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Tatsache. Ich tat es gerne und es hat mich gefreut, wenn Eneas glücklich alles genommen hat. Doch jetzt habe ich mich selber verloren. Ich kann ihm nichts mehr geben, bis ich mich wieder gefunden habe. Alles und nicht nur das, was Eneas gefällt, sondern auch das, was ich verdrängt habe, um ihm zu gefallen. Du sagst, ich wisse, wie wichtig Eneas Freiheit ist, Olintes. Ja, das weiss ich. Ich weiss auch, dass mir Freiheit vollkommen egal ist. Welcher Wille hat nun mehr Gewicht, Olintes? Meiner ist falsch, nicht wahr? Er ist schlecht und sollte nicht befolgt werden. So denkst du doch, oder? Und nun sage mir noch einmal, dass du mich als freien Mann respektierst. Einen Scheiss tust du. Keiner von euch. Ihr fragt noch nicht einmal nach, warum ich so empfinde. Es ist einfach nur falsch und wird bekämpft. Deswegen ist Eneas Liebe nicht genug. Weil er nicht weiss, wen er liebt und nicht bereit ist, mich so zu akzeptieren, wie ich bin, geschweige denn, dass er mich versteht. Er müsste schon seine heiss, geliebte Freiheit aufgeben, um das auch nur ansatzweise tun zu können. Doch eher wird in der Hölle die Sonne scheinen. Wenn die Herren nun nicht mehr weiter diesen Gang und den Hafen blockieren würden. Ich muss mich für späte zurecht machen." Damit stürmte er wütend in sein Zimmer und schmetterte die Türe dabei hinter sich zu. Kosta war so aufgebracht, dass er es sogar an dem Brief vorbei in sein Bad schaffte.
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von Anzeige » Fr 12. Aug 2022, 19:29

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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Olintes » Fr 12. Aug 2022, 19:30

Olintes hatte versucht auf alle Worte Kostas einzugehen, doch der andere Krieger sah ihn bloß wütend und trotzig an bis es plötzlich aus ihm herausbrach und er Farell und Olintes zu beschimpfen begann. Sie hätten keine Ahnung, sie würden es auch nicht besser machen, sondern ihn stattdessen verurteilen, weil sie ihn nicht verstehen würden. Olintes wusste nicht was er noch machen sollte. Er hatte doch nur bloß versucht zu helfen und Kosta aufzuzeigen wieviel Schaden er mit seinem Ausbruch angerichtet hatte. Aber es kam nicht richtig durch und sie schienen mitten aneinander vorbei zu reden. Dabei kannten sie sich so lange. Es schien keine Rolle zu spielen.
Kosta warf ihm vor, dass er nicht zuhören würde. Es wäre unverschämt dann über ihn zu urteilen.
"Ich habe nicht-", setzte Olintes an, kam aber nicht weit, da Kosta auch gleich heftig weitersprach und wieder auf die Entführung zu sprechen kam. Entführung. Olintes hatte es nie so angesehen. Es war ja keine feindselige Entführung gewesen, um Kosta irgendwie einzusperren. Es war bloß eine dumme Aktion von einem verliebten Kapitän gewesen. Wieso bauschte Kosta das so auf? Es hatte null mit seinem Sklavenstatus zu tun. Daran hatte niemand gedacht.
"Ich durfte nicht gehen, wie jeder andere freie Mensch auch. Ich musste mich erst freikämpfen und aus dem nichts auf einen Wind springen, um frei sein zu können. Also sage mir nicht, ich hätte zugelassen, dass ihr mich wie ein Sklave behandelt. Das war eure Entscheidung an dem Tag. Euer Fehler", rief Kosta zornig und erhob sich. Olintes und Farell standen ebenfalls auf.
"Gehts noch? Wie kommst du auf diese verdrehten Gedanken? Eneas hat ablegen lassen weil er verliebt ist. Das hatte nichts damit zu tun, ob du frei bist oder nicht. Ich wette, er hätte es auch getan, wenn du ein freier Mann wärest. Es hätte sich nichts geändert!", entgegnete Olintes, jetzt auch wieder aufgebracht. Diese Ignoranz Kostas ging ihm auf die Nerven.
"Du hättest nicht auf die Winde springen müssen", steuerte Farell etwas ruhiger bei. "Wir waren doch schon dabei eine Wende zu machen und umzukehren. Was ist los mit dir?"

Kosta wollte nicht hören. Nicht wirklich. Er verteidigte sich leidenschaftlich. Er hätte keine Angst, er wüsste genau, die Beziehung würde versuchen solange er sich für Eneas zurücknahm. Ob Kosta das nun tun wollte oder Eneas es von Kosta wollte, wurde in den wütenden Sprüchen nicht so klar.
Außer dass Kosta nur zum Schiff gegangen wäre, um für Eneas da zu sein und diesen Streit nicht so werden zu lassen wie damals als er hier an den Ufern Draegas um Timaris gekämpft hatte. Olintes erinnerte sich sehr gut daran, weswegen er nicht verstand wieso Kosta dann so dieses Liebesgeständnis zerschmettert hatte.
"Verfluchtes Schiff? Jetzt tu mal nicht so, als ob wir die Pest wären", brauste Olintes auf. Er konnte das bald nicht mehr länger mit anhören.
"Olintes..", setzte Farell beschwichtigend an.
"Wenn er mich genug lieben würde, hätte er von selbst erkannt, dass er mit mir eine Beziehung haben will. Dann hätte er gewusst, dass er mir nicht in dem Moment seine Liebe gestehen soll, wo ich mich so von ihm verraten fühle", erklärte Kosta zornig. Eneas hätte weder die Hilfe von Timaris oder Leto gebraucht. Leto? Wieso das denn?
"Er hat sicher gehofft, dass du dann begreifst, dass er dich nicht verraten hat", meinte Farell. "Oder dass er das nicht gewollt hat. Komm schon, wie kann er dich gleichzeitig lieben und verraten wollen?"
Olintes fand auch, dass das keinen Sinn machte. Jedenfalls nicht, dass Eneas Kosta aus Absicht verraten hatte.
Der gab ablehnend zurück, er hätte nichts mehr was er Eneas geben könnte. Er hätte ihm immer alles gegeben, jetzt nicht mehr. Er müsste sich erst selbst wieder finden.
"Wenn Freiheit dir vollkommen egal ist, wieso stehst du dann hier und verteidigst sie so leidenschaftlich?", fragte Olintes. "Hey, wieso hast du das alles nicht Eneas gesagt anstatt ihn in deinem Selbstfindungsprozess so dermaßen weh zu tun? War das echt nötig? Und welchen Willen von dir soll ich respektieren? Du weißt doch überhaupt nicht was du willst! Und wenn du denkst, wir respektieren dich nicht, kennst du uns auch nicht. Dann bist du derjenige mit all den schlechten Vorurteilen über uns! Wir bekämpfen dich nicht. Du bist grad bloß zu verbohrt um das zu sehen."
Olintes wollte ihn schütteln und anbrüllen bis er endlich kapierte. Was Kosta gerade von sich gab, war so ein kompletter, verdrehter Unsinn, dass sicher nichtmal der Krieger wusste was er da sagte. Er stürmte in sein Zimmer, schlug die Türe hinter sich zu.
"Oh ja, dreh deinen Freunden den Rücken zu, echt sauber!", brüllte Olintes und wollte gegen die Türe hämmern. Farell hielt ihn davon ab.
"Das bringt nichts. Er ist gerade zu wütend. Er muss sicher erst wieder runterkommen", sagte er. "Und deine Kommentare waren nicht hilfreich."
"Sollen wir so ablegen? Das ist scheiße", erwiderte Olintes aufgebracht. "Wir sind eine Mannschaft."
"Jetzt können wir hier eh nichts ausrichten", redete Farell auf ihn ein. Olintes blickte ihn an.
"Wie kommts, dass du so reif geworden bist?", fragte er.
"Ich hab ne Freundin, du nicht", konterte Farell, grinste kurz ehe er wieder ernst wurde. "Was hat er damit gemeint, dass Eneas seine Freiheit aufgeben muss, um Kosta zu verstehen und zu akzeptieren?"
Olintes warf die Arme genervt in die Luft. "Woher soll ich das wissen? Hirnverbrannter Unsinn. Lass uns gehen. Ich hab darauf keinen Bock mehr." Er schwieg kurz. "Und kein Wort zu Eneas. Ihm gehts schlimm genug."
Farell nickte.
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Re: Liebe und doch nicht genug

Beitragvon Eneas » Fr 12. Aug 2022, 19:31

"Eneas? Wir sollten ablegen...", sagte Ulysses leise, während er neben dem Bett stand. Eneas hatte sich zur Seite gerollt, wischte sich mit einer schwachen Handbewegung die Tränen von dem Gesicht. Entschlossen schüttelte er den Kopf, sagte aber nichts. Er konnte nicht. Sein Hals tat sehr weh und er konnte einfach nicht mehr.
"Er braucht Zeit... gib ihm Zeit. Lass uns ablegen, wir haben eine neue Aufgabe", versuchte Ulysses es wieder. Eneas starrte gegen die Holzwand, schüttelte den Kopf. Ulysses ging irgendwann wieder, doch auch das war Eneas egal. Er wollte nur Kosta und gleichzeitig tat diese Sehnsucht so weh, dass jeder Gedanke an ihn schmerzte. Wieder und wieder ging Eneas in Gedanken das Gespräch mit Kosta durch. Was er hätte anders sagen können, wie es eigentlich hätte laufen können. Ob es nicht irgendwo eine Chance für sie beide gegeben hätte... Und dann waren da alle Worte, die zwischen ihnen gefallen war. Eneas bereute so viel, versuchte Kostas Worte verzweifelt zu deuten und brach nur neuerlich wieder in Tränen aus, weil er die ganzen grausamen Worte nicht vergessen konnte.
Als nach einigen Stunden wieder Ulysses kam, dieses Mal mit Damien im Schlepptau, und sie nun wirklich ablegen wollten, hatte Eneas deshalb keine Kraft mehr abzulehnen. Er wollte, doch er konnte nicht. Er konnte sich nichtmal dazu bringen aufzustehen, es war alles zu viel. Er wollte nicht aufgeben, sie sollten nicht wegfahren. Anderseits ertrug Eneas kaum den Gedanken, dass Kosta ihm noch einmal so weh tun würde bei einem weiteren Gespräch. Es war... zu viel.
Wie konnte seine Liebe zu schwach sein? Vielleicht hatte Kosta Recht und er liebte ihn nicht wirklich, sondern hatte nur Angst und war irgendwie abhängig von Kosta. Das Liebesgeständnis war dumm gewesen. Kosta hatte gemeint, es wäre nicht richtig, wenn Eneas nichtmal selbst darauf gekommen war was er fühlte. Wieso hatte er es sich nicht eingestanden? Wieso tat es so verdammt weh?
Eneas biss sich auf die Lippen. Er spürte wie das Schiff sich im Wind drehte und die Wellen rauer wurden. Sie waren aus dem Hafen raus. Nein! Sie konnten nicht weg. Er würde nicht aufgeben! Kosta würde denken, er hätte aufgegeben und würde ihn doch nicht wollen. Eneas rollte sich herum, fiel ächzend aus dem Bett, rappelte sich auf. Seine Beine versagten, er stolperte gleich nochmal.
"H-halt", krächzte er, torkelte aus der Kajüte. "Nicht!" Eneas rannte die Treppe hoch, auf Deck. "Umdrehen! Wir können n-nicht.. ablegen", rief er und wollte Farell vom Steuerrad verdrängen, um es in die andere Richtung zu reißen. "Wir können nicht... i-ich kann ihn nicht.. zurücklassen."

Die anderen blickten ihn betroffen an. Damien kam auf ihn zu.
"Er kommt nicht zurück", sagte er. "Olintes und Farell haben versucht mit ihm zu reden. Er ist noch zu wütend. Das bringt jetzt nichts in Draega."
Eneas wollte das nicht hören. Hysterisch zog er am Rad ohne dass es sich bewegte, begann zu schluchzen. "Nein! I-ich geb ihn nicht auf!" Nun redeten auch die anderen an Deck auf ihn ein. Farell, Olintes. Eneas wollte aber nichts davon hören, dass er keine Chancen mehr bei Kosta hatte. Vielleicht bei einem zweiten Versuch.. ein neues Gespräch und dieses Mal würde er das richtige antworten und.. und es würde nicht so heftig schmerzen.
"Scheiße, er will über die Reling! Haltet ihn!", rief Olintes und das war erst der Moment, wo Eneas realisierte, dass er in seinem Drängen tatsächlich schon mit einem Bein über die Reling war. Damien und Olintes griffen nach ihm, Eneas trat nach ihnen.
"Lasst mich! I-ich schwimm zurück!"
"Das ist ja ein ganz toller Plan", schnaufte Damien, zog ihn zurück, packte Eneas am linken Arm, während Olintes den rechten hielt. Eneas versuchte sich aufzubäumen, doch er hatte keine Energie dafür, brach schnell zusammen und wusste nicht mehr was er noch tun sollte. Er hatte Kosta gesagt, dass er ihn liebte und dieser hatte ihm die Rosen zurückgegeben und gesagt, dass diese Liebe zu schwach war.
Er hätte es ihm nie sagen sollen. Dann würde es ihn jetzt nicht so... zerbrechen.
Damien brachte ihn zurück unter Deck, versuchte ihn in seiner üblichen trockenen, pragmatischen Art zu trösten, aber es half nicht viel. Das schlimmste an all dem war, dass Eneas bei solchen Schicksalsschlägen zu seinem besten Freund ging, um mit ihm darüber zu reden, in seinen Armen zu liegen und sich trösten zu lassen. Er kam sich so alleine vor.

Die 'E' drehte nicht um, segelte weiter nach Mineva. Eneas kam die ersten Tage nicht aus der Kajüte heraus. Er wollte nicht essen, er wollte nichts machen. Er aß nur wenig, es schmeckte nach nichts. Er wusste nichts mit sich anzufangen und jeder Tag war so quälend lang, dass er am liebsten täglich einen Schlaftrunk genommen hätte, um von allem nichts mitzubekommen und den Schmerz zu betäuben. Er fragte auch Maria danach, doch sie kannte seine Laudanum Sucht und wollte ihm deshalb nichts geben. Eneas war wütend auf sie geworden, er erinnerte sich nicht mehr was er ihr gesagt hatte.
Manchmal dachte er auch an Leto. Er vermisste sie genauso. Er hatte ihr so weh getan und für was? Dafür dass sie nun beide unglücklich waren. Für einen Moment... einen einzigen Tag lang war er glücklich gewesen. Verliebt und voller Hoffnung, frei und fröhlich, dass die Zerrissenheit und die Zweifel fort gewesen war. Wie flüchtig dieser Tag gewesen war. So naiv.
Jetzt waren alle Zweifel, Zerrissenheit und Schmerz wieder da.
"Eneas?" Damien setzte sich zu ihm. "So kanns nicht weitergehen. Hörst du mich? Wir sind in zwei Tagen in Mineva. Was willst du dann tun? Du musst aufstehen."
"Lass mich in Ruhe...", murmelte Eneas, während er auf dem Bett zusammengerollt lag.
"Jetzt, komm, steh auf", versuchte Damien ihn zu motivieren. "Was soll ich deiner Familie sagen, wenn wir in Mineva sind? Dass du nicht aus dem Bett gekommen bist? Was ist mit den Kindern?"
Eneas wünschte, er würde aufhören zu reden. Er wollte davon nichts wissen. "Mir egal... ihr kümmert euch drum..."
"Ne. Kannst du vergessen. Du hast diesen Knirps befreit und das ist deine Nichte und dein Neffe. Los! Du brauchst frische Luft und in dieser Kajüte mieft es seit Tagen. Hopp!" Er riss Eneas die Decke fort, zerrte ihn von der Matratze. Unbeholfen und überrascht strampelte der liebeskranke Kapitän, doch Damien war gnadenlos. Eneas purzelte zu Boden, wurde von Damien gepackt und aus der Kajüte gezogen. "Komm jetzt! Das ist nicht zum Aushalten. Zur Abwechslung solltest du in etwas anderem außer Selbstmitleid baden."
Müde und erschöpft vom Essensmangel hatte Eneas nicht viel Kraft sich zur Wehr zu setzen. Er blinzelte, als sie nach oben kam und die Sonne auf sie schien.
"Du wolltest doch über die Reling. Hier." Damien griff nach Eneas, hob ihn hoch. Ulysses sah entgeistert zu ihnen, ließ einige Taue fallen, die er geordnet hatte.
"Damien, du solltest ihn nur aufmuntern", sagte Ulysses. Damien grinste trocken.
"Hab nichts andres vor." Damit warf er Eneas über die Reling. Der hilflose Krieger wusste kaum wie ihm geschah. Für einen Moment ruderte er noch verwirrt mit den Armen, dann traf er auf das kühle Wasser. Die Wellen schlugen über ihn, er schoss in die Tiefe. Wasser glitt unter seine Kleidung, Wasser überall.
Und für diesen kurzen Augenblick existierte kein Schmerz.
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