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Unerwartete Geschenke der Vergangenheit





Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Mi 5. Okt 2022, 19:04

Berührungen waren nicht gut. Berührungen führten rasch zu mehr. Besonders bei Kosta. Aber Eneas wollte nicht, dass Kosta von anderen berührt wurde. Er wollte ihn für sich haben. Wirklich für sich. Auch wenn er immer gesagt hatte, dass er wollte, dass Kosta einen Gefährten fand. Damit hatte er jedoch sich selber gemeint. Nicht jemand anderes. Aber Kosta war so begierig gewesen auf Sex, dass er überall herumgehurt hatte, anstatt zu hören, was Eneas ihm tatsächlich gesagt hatte. Und jetzt konnte er es nicht mehr rückgänging machen. Kosta wusste nicht, ob Eneas sich freuen würde, wenn er zu ihm kam. Nicht nachdem, was er alles getan hatte.
"Ich... weiss nicht", überlegte er nachdenklich, ob Eneas ihm nicht gesandt hatte. "Möglich." Manchmal hatte es sich so angefühlt, als ob Eneas ihm gesandt hatte. Kosta hatte ihn jedoch nicht verstanden. Er war zu verstört gewesen.

Und Laree erklären konnte er es auch nicht, warum sie ihn nicht berühren durfte. Es war eine zu grosse Geschichte. Zu verworren und die anderen sprachen ja schon weiter, stellten Fragen an ihn. Kosta, der der kompletten Panik schon sehr nahe war, hatte Mühe, den Worten zu folgen und erst recht, den Fragen zu antworten. Dennoch schaffte er es, Farell zu sagen, dass er zu Eneas musste. Unsicher erhob sich Kosta, damit sie gleich los konnten, schlang hilflos seine Arme um sich, als könne er sich so vor all dem Schmerz schützen. Aber es prasselte nur noch mehr davon auf ihn ein. Zucker, der es bereute, ihm geholfen zu haben. Dabei hatte er alles richtig gemacht. Es war nur Kosta, der so dumm reagierte. Er hatte recht, es war gut gelaufen. Zucker sollte nicht denken, dass er es falsch gemacht hatte. Kosta wusste nicht er ihm das klar machen sollte, als auch schon die nächste Frage kam. Die er ebenfalls nicht beantworten konnte. Der Krieger stockte, runzelte die Stirn. Wo war er die Nacht über gewesen? Er war bei Zucker gewesen und dann... Er hatte Angst bekommen, war davon gerannt und dann... Dunkelheit und Schmerz.

Laree erlöste ihn aus seiner Starre indem sie ihm sagte, dass sie eine Kutsche gerufen hätte. Er sollte sich beruhigen. Sie würden sofort zu Eneas fahren. Das mit dem Beruhigen funktionierte nicht so gut, doch er blickte die Hexe dankbar an und nickte erleichtert. Nur um gleich darauf panisch zurück zu zucken, weil sie ihre Hand nach seiner Schulter ausstreckte.
"Bitte nicht", flehte er inniglich. "Ihr dürft das nicht. Nicht anfassen. Bitte nicht. Können wir jetzt gehen. Bitte. Ich muss zu ihm." Sie durften ihn hier nicht festhalten und anfassen. Aber Kosta kam nicht an ihnen vorbei, weil sie so rund um ihn herum standen. Er wagte es nicht, sich an ihnen vorbei zu schieben. Da fragte Olintes ihn, was passiert sei. Ob ihm etwas weh täte. Unwillkürlich fasste sich Kosta mit der Hand da an die Brust, wo sein Herz unter der Brust schlug. Da tat es weh. Ganz fest. Nur nicht so, wie der grosse Krieger es meinte. Mit gesenktem Kopf schüttelte er ihn demütig.
"Ich weiss es nicht", gab er leise zu, dass er nicht wusste, was in der Nacht passiert war. Oder ob überhaupt etwas passiert war.
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von Anzeige » Mi 5. Okt 2022, 19:04

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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mi 5. Okt 2022, 19:08

Kosta sagte nur wenig auf die vielen besorgten Fragen. Er wusste nicht, ob Eneas ihm gesandt hatte und er wusste auch nicht, ob ihm etwas weh täte außer dass er seine Hand an die Brust legte und weiterhin sehr verletzlich und scheu vor ihnen allen stand. Als Zucker fragte, was er die restliche Nacht über getrieben hatte, wusste er es ebenfalls nicht. Das war seltsam. Er musste doch wissen, was er gemacht hatte, nachdem er weggerannt war. Vermutlich wollte er nicht darüber reden.
Das einzige, was er immer wieder energisch vorbrachte, war, dass er zu Eneas wollte, nein musste. Und das ganz schnell. Etwas anderes bekamen sie nicht mehr aus Kosta heraus, der sofort hystiersch wurde, wenn ihm jemand zu nahe kam. Was sollte dieses Gerede, dass man ihn nicht anfassen durfte? Zucker konnte nachvollziehen, wenn Kosta nichts mehr von ihm wollte, nachdem ihm der Prinz die Piercings abgemacht hatte und dies erst zu diesem Zusammenbruch geführt hatte, aber wieso wollte der Krieger nichtmal, dass Laree ihn berührte? Der Soldat blickte da nicht mehr durch und er war zu müde, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
"Es ist spät.. ich mein früh, ich bin durch", sagte er erschöpft und strich sich durch die dunklen, kurzen Haare. Am liebsten wollte er jetzt ins Bett, um wenigstens noch etwas schlafen. Definitiv wollte er nicht ein zweites Mal in die Stadt. Seine Füße schmerzten auch so schon protestierend.
"Du kommst ja alleine runter zum Hafen..", setzte er an. Kosta sagte nichts darauf, er senkte den Kopf demütig und nickte. Die Arme um sich geschlungen, wirkte er sehr verloren und klein. Zucker überlegte bereits wie er sich nun möglichst am besten verabschiedete, um sich auf die Suche nach seinem Gästezimmer zu machen, als der Krieger doch noch einmal seinen Kopf hob. Unter einigen feinen Haarsträhnen blickte er Zucker mit großen, goldenen Augen an voller Schmerz. Dann saugte Kosta auch noch betreten an seiner Unterlippe. Der Prinz seufzte ergeben.
"Na los, gehen wir", sagte er, "In dem Zustand kann man dich ja wohl nich allein lassen. Hinterher bist du wieder wie vom Erdboden verschluckt."
Laree lächelte Zucker an und gemeinsam gingen sie los. Kosta ungewöhnlich schnell, sobald sie sich erst einmal in Bewegung gesetzt hatte. Dabei hielt er stets Abstand zu den anderen. Manchmal legte der Krieger sogar einen kleinen Trab an, schien fast rennen zu wollen. Plötzlich konnte er kaum schnell genug bei Taelos sein. Zucker wurde daraus jedenfalls nicht schlau und er ächzte bloß mit den anderen Schritt zu halten.

Bei den Stallungen wartete die Kutsche bereits auf sie. Kosta huschte als erstes hinein, rückte ganz an die Seite und schien sich fast an die Wand quetschen zu wollen, als sich Lucero neben ihn setzte. Zucker ließ sich gegenüber auf die Bank sinken.
"Du musst keine Angst haben, dass dich jemand anfasst", sagte der Prinz. Er betrachtete den Krieger nachdenklich, während dieser aus dem Fenster sah und den Kopf reckte, wann immer man von den Hügeln schon hinunter auf die Stadt sah und der Hafen näher rückte. Laree versuchte Kosta etwas darüber zu entlocken, was ihm passiert war und wieso er so auf Abstand ging, aber der Krieger reagierte kaum darauf. Er wurde erst wieder aufgeregt, als die Kutsche am Hafen entlang fuhr. Sie stand nicht einmal richtig, da wollte er schon die Kutschentüre öffnen.
Zucker hielt sie rasch zu. "Mal langsam. Willst du dir auf den letzten Metern noch das Genick brechen?"
Der Junge war trotzdem nicht zu halten sobald das Gefährt vor Goldauges Schiff hielt. Als sie ausstiegen, sah man den Kapitän bereits oben am Deck stehen. Direkt dort wo der Landungssteg hinaufführte. Kosta schien wie auf magische Weise von ihm angezogen zu werden. Sobald sie aber die Kutsche verlassen hatten, wurde der Krieger wieder langsam. Er ging nur noch in kleinen scheuen Schritten, blickte immer mal wieder zurück und wirkte sehr unsicher.
Dass die beiden eine "komplizierte" Beziehung hatten, war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Zucker erwartete halb, dass Kosta zurückkam und sie diesen ganzen Weg umsonst gemacht hatten, aber dann ging der Krieger doch den Steg hinauf und stellte sich vor Eneas. Zucker stand zu weit weg, um zu hören, ob er etwas sagte. Doch er sah wie Eneas Kosta prompt in die Arme schloss und ihn an sich drückte. Dieses Mal wehrte sich Kosta nicht.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Mi 5. Okt 2022, 19:21

Die Piraten und Laree schienen nichts dagegen zu haben, dass er zu Eneas ging und wollten ihn nicht weiter aufhalten. Nur Zucker stöhnte erschöpft, dass er völlig fertig sei. Kosta käme ja auch alleine runter zum Hafen. Demütig senkte der Krieger den Kopf und nickte. Natürlich kam er das. Laree hatte ihm ja sogar eine Kutsche gerufen. es tat ihm nur so leid um Zucker. Dass ihr Sex schon wieder seltsam gewesen war und dass er seinetwegen die ganze Nacht verpasst hatte. Dabei hatten sie doch einkaufen gehen wollen. Scheu blickte er nochmals zu dem Prinzen auf. Die Augen gross, voller Schmerz und Reue. Irgendwie sollte er sich bei ihm entschuldigen. Kosta saugte an der Unterlippe und überlegte, wie er es tun konnte, damit Zucker ihm auch glaubte. Da seufzte dieser unvermittelt und meinte, dass sie gehen sollten. in dem Zustand könne man ihn ja wohl nicht alleine lassen. Nicht dass er hinterher noch vom Erdboden verschluckt würde. Kosta starrte den Prinzen verblüfft an, begriff nicht, was jetzt passiert war.

Schlussendlich war Kosta aber vorallem froh, dass sie endlich losgehen konnten, respektive, dass die Piraten ihn nicht mehr so einkreisten und ihn somit daran hinderten zu Eneas zu gelangen. Rasch und zielstrebig ging Kosta durch die Gänge. Er wusste genau, wo sie lang mussten, um zu der Kutsche zu gelangen. Die Treppen flog er beinahe hinunter. Am liebsten wäre er gerannt. Aber Zucker hatte schon so Mühe genug. Er hätte nicht mitkommen müssen. Schön war es trotzdem, dass er da war. Auch wenn Kosta vorallem an Eneas dachte. Es war verrückt. Er konnte doch nicht zu ihm, nachdem was er ihm alles angetan hatte.
Rasch huschte er in die Kutsche, drängte sich klein ans andere Fenster und achtete peinlich genau darauf, dass ihm niemand zu nahe kam. Auch schon vorher in den gängen des Palastes hatte er darauf geachtet. Zucker sagte ihm, dass er keine Angst haben müsste, dass ihn jemand anfasse. Doch ausgerechnet der grosse Olintes sass nehmen ihm. Da könnte es durchaus zu Körperkontakt kommen. Das wäre nicht gut. Abwesend starrte er zum Fenster hinaus, während der Fahrt, stellte sich vor, wie Eneas auf dem Schiff stand. Kosta wusste nicht, was er ihm sagen sollte, was er bei ihm tun sollte. Er wusste nur, dass er unbedingt zu ihm musste.

Beim Hafen sprang er auch beinahe aus der Kutsche, bevor das Gefährt ganz angehalten hatte. Zucker hielt ihm die Tür zu, damit er sich nicht auf den letzten Metern das Genick brach. Einen Herzschlag lang blickte er den Prinzen finster an, ob des Verbotes, bevor er die Lider senkte. Zucker hatte natürlich recht. Trotzdem hielt Kosta es kaum aus und war sofort aus der Kutsche, als diese angehalten hatte. Erst als er das Schiff sah, als er Eneas spürte, ihn oben auf dem Steg sah, stockte Kosta. Seine Schritte wurden kleiner, zögerlicher und Kosta blickte sich immer wieder um. Er musste zu ihm. Doch es war eine dumme Idee. Er würde ihm nur weh tun. Kosta wollte das keinesfalls. Nur würde er ihm noch mehr weh tun, wenn er nicht zu ihm ging.
Unweigerlich kam der Steg Stück für Stück näher, bis Kosta vor ihm stand. Langsam stieg er den Steg hoch, bis er vor Eneas stand. Offen, wund und hilflos. Er sollte etwas sagen, etwas tun, irgendetwas, damit es aufhörte so weh zu tun. Eneas übernahm dies für ihn. Er machte einen letzten Schritt auf ihn zu und umarmte ihn innig. Kosta keuchte leise, erbebte under dem erfüllenden Gefühl, dem er sich nicht hinzugeben wagte. Eneas! Seine Signatur war so vertraut, sein Duft hatte er so vermisst. Es tat so weh. Er wagte die Umarmung nicht zu erwidern.
"Ich werde nicht wieder weggehen", versprach er ihm jedoch wispernd.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mi 5. Okt 2022, 19:23

Zucker sah zu wie die beiden Krieger sich in einer innigen Umarmung befanden, wobei Kosta eher passiv dastand, aber das musste nicht heißen, dass er es nicht auch genoss. Jedenfalls war es ein schöner Moment. Irgendwie. Der Prinz war trotzdem hundemüde und musste ein Gähnen unterdrücken. Da half auch nicht, dass Laree ihm dezent in die Seite knuffte.
Er sah Kosta und Eneas leise miteinander reden ehe der Kapitän die Umarmung kurz löste. Kosta weiterhin an der Hand fassend, nickte er der Gruppe dankbar zu, die noch unten am Kai stand. Kosta selbst starrte in Richtung Ozean und schien nicht mehr auf die Umgebung zu achten. Zucker bekam ein mulmiges Gefühl. Er wusste nicht, ob das dem Krieger nun helfen würde oder nicht, aber Taelos hatte ja immer helfen wollen und vielleicht würde ihn Kosta endlich lassen.
Der Kapitän führte Kosta an der Hand unter Deck, während der Krieger nicht einmal zurückblickte. Zucker schüttelte matt den Kopf. Wieso war er jetzt nochmal mitgekommen? Er rieb sich müde übers Gesicht.
"Fahren wir lieber zurück bevor du noch im Stehen einschläfst", sagte Laree und zog ihn am Arm. Zucker hatte nichts dagegen einzuwenden.
"Im Kerker musste ich wenigstens nicht so viel herumrennen", murrte er. Der Dhemlaner sank auf die Bank der Kutsche und gemeinsam fuhren sie zurück. Nur Lucero wollte beim Schiff bleiben, um einen der anderen Piraten bei ihrer Arbeit abzulösen. Zucker war es einerlei. Er versuchte in der Kutsche zu schlafen, aber irgendwie ging es nicht so richtig. Er fragte sich immer noch, was mit Kosta war und was in der Nacht passiert war. Wenigstens war der Kleine jetzt gut versorgt.
Zurück beim Palast zeigte Laree ihm den Weg zu Zuckers Gästezimmer. Kaum hatte er sich von der Hexe verabschiedet, ließ sich der Prinz aufs Bett fallen. Er gähnte noch mehrmals, spürte seine wunden Füße pochen und war wenige Momente eingeschlafen. Ein Klopfen riss ihn praktisch sofort wieder aus dem Schlaf. Zucker schreckte auf, blinzelte orientierungslos.
Was war jetzt schon wieder los... er hatte schlafen wollen.. wieder ertönte lautes, ungeduldiges Klopfen.
"Was?!", fragte er ungehalten.
"Prinz.. äh Zucker, die Königin ist nun bereit euch zu empfangen", sagte eine nasale Stimme hinter der Türe. Zucker schüttelte verwirrt den Kopf.
"Was? Weswegen?", fragte er zurück. Kurze Stille wie als wäre der Empfänger der Worte verdutzt.
"Ihr habt die Königin um eine Audienz gebeten", kam zurück. Hatte er? Zucker entsann sich nicht, dass er dies getan hatte. "Ihr habt gesagt, ihr müsst sie dringend sprechen."
Endlich begriff der Dhemlaner, worum es ging. Als er nach Kosta gesucht hatte, hatten sie mehrmals versucht die Königin zu erreichen, da die vielleicht eine Ahnung gehabt hätte, wo der Krieger war.
"Ach das.. das hat sich erledigt", erklärte Zucker und ließ sich zurück aufs Bett sinken.
"Er.. erledigt?", fragte die Stimme dumpf und halb entrüstet, halb verwirrt. "Eine Audienz mit der Königin ist... erledigt, wenn Lady Tolarim es so sagt."
"Ich brauch die Audienz nicht mehr. Lasst mich schlafen!", rief Zucker unwirsch zurück. Nur wollte der Diener dies partout nicht begreifen.
"Die Königin war so großzügig euch eine Audienz zu gewähren. Das zieht man nicht mehr zurück. Und man lässt sie auch nicht warten", drängte der Mann. Zucker stöhnte genervt. Es war klar, dass der Kerl nicht abziehen würde. Der Prinz kämpfte sich aus dem Bett, riss die Türe auf.

Vor ihm stand ein hayllischer Butler in strenger Uniform. Er machte einen kleinen, verblüfften Schritt zurück, als der Soldat vor ihm stand. Dann taxierte ihn der Butler von oben bis unten ehe er die Nase merkbar rümpfte.
"So könnt ihr nicht zur Königin", sagte er. Zucker verdrehte die Augen.
"Erst soll ich zu ihr und jetzt wieder nicht. Entscheidet euch, Mann, oder lasst mich schlafen", entgegnete er. Der Hayllier wedelte mit der Hand.
"Ihr benötigt dringend eine Dusche. Schnell. Ihr könnt die Königin nicht warten lassen."
"Ihr lasst die Königin warten und meinen wohl verdienten Schlaf ebenso", erwidere Zucker. Der Mann sah ihn perplex an und der Prinz nutzte die Gelegenheit sich an ihm vorbeizuschieben. Zucker vermutete, je schneller er Lady Tolarim traf, desto schneller könnte er wieder zurück und endlich schlafen. Er musste ihr schlicht sagen, dass sie Kosta gefunden hatten und er kein Treffen mehr brauchte.
Der Butler eilte ihm hinterher, hatte einen Parfümflakon herbeigerufen und besprühte ihn damit hektisch. "In diesem Aufzug könnt ihr nicht zu ihr. Ihr habt keine Schuhe, kein Hemd", rief er.
"Ich hab nichts anderes. Ich wollt heute eigentlich einkaufen gehen, aber.. hrmpf, ist ja auch egal." Er atmete etwas von der Duftwolke ein und hustete röchelnd. "Wollt ihr mich umbringen?!" Der Butler rief ein Maßband herbei und versuchte Zuckers Oberkörper auszumessen, während er gleichzeitig mit dem Prinzen Schritt zu halten versuchte.
Dann hielt der Hayllier ihm ein paar schwarze Schuhe hin. "Die könnten euch passen, Prinz."
"Lackschuhe?! Wollt ihr meine Füße umbringen?", beschwerte sich Zucker. Mit den Schuhen im Arm ging er weiter. Der Butler hatte inzwischen ein weißes, gestärktes Hemd herbeigerufen und versuchte es dem Dhemlaner überzustreifen. Zucker war zu müde, um sich groß dagegen zu wehren. Erst als der Kerl ihm auch noch mit einem Kamm im Haar rumfummelte, würde es ihm zu blöd.
"Zieht wenigstens die Schuhe an. Ihr könnt nicht barfuß bei der Königin von Hayll auftauchen", entrüstete sich der Diener. Zucker ergab sich seufzend, verzog aber nun bei jedem Schritt das Gesicht. Seine armen Füße!
So landete er schließlich vor dem Salon, wo ihn die Königin offenbar erwartete. Hoffentlich konnte Zucker schnell wieder gehen. Er gähnte und rieb sich die Augen. Der Butler neben ihm seufzte frustriert ehe er Zucker ankündigte. Der Prinz stackte in den Raum, beschäftigt damit sich nicht weiter die Füße aufzuscheuern.
"Euer Butler wollte nicht hören, als ich ihm sagte, dass sich die Audienz erledigt hätte", erklärte Zucker, "Wir haben Kosta wieder gefunden und er ist jetzt bei Eneas. Ach so, ja, guten Morgen", fiel ihm ein und er machte eine formvollendete Verbeugung. Zucker wollte heute nicht auch noch im Kerker landen, weil er die Königin beleidigt hatte. Nur weil sie Torte geteilt und gefeiert hatten, hieß das nicht, dass die Frau es nun immer noch so locker halten würde.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mi 5. Okt 2022, 19:25

Sie sass noch nicht lange in ihrem Arbeitszimmer, wo sie die Audienz mit den Soldaten vorbereiten wollte, als ein Rhiana ihr mitteilte, dass ein Butler ihr gesagt hätte, dass einer der Soldaten und ein paar Seeleute versucht hatten, bei ihr vorzusprechen in dieser Nacht. Sie seien sehr aufgelöst gewesen und hätten es als dringend bezeichnet. Doch man hatte sie nicht durchgelassen, weil man sie nicht hatte stören wollen, da sie doch Erholung dringend nötig hatte. Deswegen hatte Rhiana sie auch so lange ausschlafen lassen, was Timaris gar nicht so recht passte.
Verwundert fragte sie nach, welcher Soldat bei ihr hatte vorsprechen wollen. Rhiana erklärte ihr etwas befremdet, dass der Prinz Zucker genannt würde und er etwas bezüglich Kosta auf dem Herzen gehabt hatte. Timaris staunte nur noch mehr, dass Zucker von sich aus mit ihr sprechen mochte. Diese Gelegenheit würde sie sich natürlich nicht entgehen lassen. Sofort schickte sie einen Diener los, der den Prinzen zur Audienz einladen sollte. Das würde zeitlich gerade noch so gehen, bevor sie sich mit den anderen Soldaten traf.

Empfangen wollte sie den Prinzen jedoch nicht in ihrem Arbeitszimmer, da ihn dies sicherlich nur weiter einschüchterte. Also nahm sie sich die Mappe, die Zuckers Unterlagen enthielten vom Schreibtisch und ging in den Salon nebenan, sobald sie damit fertig war, einige Dinge auszufüllen und zu unterschreiben. Es dauerte nicht lange und ein ziemlich entnervter und nervöser Dienstbote trat nach einem höflichen Klopfen ein. Er verbeugte sich tief und kündigte dann Zucker an. Der Prinz trat ungelenk in den Raum. Von irgendwoher hatte er Lackschuhe bekommen und ein gestärktes, weisses Hemd, was sogar halbwegs zu der schwarzen Stoffhose passte. Trotz allem wirkte der Prinz ziemlich verkleidet und hatte auch einen entsprechend, unglücklichen Gesichtsausdruck.
In Timaris Mundwinkeln zuckte es kurz verräterisch, bevor sich ihre freundliche, höfische Maske wieder über ihr Gesicht legte. Es war jedoch nicht leicht, da zucker auch gleich aufgeregt darauf los plapperte, dass der Butler nicht hätte hören wollen, dass sich die Audienz erledigt hätte. Sie hätten Kosta wieder gefunden und er würe jetzt bei Eneas. Ausserdem wünschte er ihr einen guten Morgen, als es ihm einfiel und verneigte sich formvollendet vor ihr. Unglaublich, wie ähnlich er und Kosta sich waren. Dieses Geplapper, dieses süsse Durcheinander. Die Verwandtschaft war offensichtlich, wenn auch unglaublich.

"Guten Morgen, Prinz Yadriel", grüsste sie den Soldaten freundlich. "Setzt Euch zu mir. Ihr seht aus, als müsstet Ihr dringend Eure Füsse entlasten." Ein Schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen. Timaris bot ihm mit einer sanften Handbewegung einen Platz auf dem Sofa an. Selber sass sie in einem gemütlichen Sessel, nahe dem Kamin. Auf dem niedrigen Tisch vor ihr lag die Arbeitsmappe.
"Bring dem Prinzen einen starken Tee", wies sie den Butler an, ohne ihn dabei anzusehen. Stattdessen musterte sie Zuckers Aufzug fasziniert. "Er scheint ihn dringend nötig zu haben. Aber lass uns allein. Den Tee kannst du auf dem Tisch hier erscheinen lassen." Der Diener huschte augenblicklich davon.

"Ihr seht furchtbar aus, Prinz Yadriel", stellte Timaris schliesslich fast schon mitfühlend klar. "Ich schätze natürlich eure Mühe mit dem Hemd und den Schuhen, nichts desto Trotz täte Euch Schlaf und eine gründliche Dusche gut. Ihr wisst schon, dass Ihr nun kein Gefangener mehr seid und Ihr regelmässig duschen gehen könnt?" zog sie ihn etwas auf. Der Prinz wirkte ganz so, als hätte er die ganze Nacht durchgemacht. Wegen Kosta?
"Was ist Euch denn so schlimmes zugestossen diese Nacht, dass ein schöner Mann wie Ihr schlussendlich so aussieht?" wollte sie wissen. "Ihr sagtet, Ihr hättet Kosta gefunden. Also musstet Ihr ihn suchen? Was war mit ihm. Weswegen wolltet Ihr mit mir sprechen." Jetzt wollte er es ja nicht mehr, aber wenn er schonmal hier war, wollte Timaris die Gelegenheit nutzen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mi 5. Okt 2022, 19:27

Lady Tolarim wirkte jedenfalls nicht sehr empört über Zuckers Auftreten, aber bei Adeligen war das sehr schwer festzustellen. Sie konnten zuckersüß lächeln, während sie innerlich bereits grausame Bestrafungen für einen ausdachten. Der Prinz wusste, dass man sich dem eh nicht entziehen konnte, wenn ein Adeliger sich dies in den Kopf gesetzt hatte, aber er wollte es auch nicht unbedingt herausfordern. Er konnte sich benehmen. Nur war er verteufelt müde und wollte schnell wieder gehen.
Die Königin sah dies anders und wollte, dass er sich setzte. Zucker stockte, als sie ihn 'Prinz Yadriël' nannte. Was sollte das? Woher kannte sie diesen Namen? Die Bemerkung ließ ihn vorsichtig werden. Er ging langsam zu dem angebotenen Sofa, um sich zu setzen. Es war sehr weich und bequem. Zucker wurde noch müder.
"Danke, die letzten Sandalen haben irgendwann nachts den Geist aufgegeben und euer Butler wollte mich unbedingt weiter quälen", sagte der Prinz und genoss ein wenig wie der Kerl etwas blasser um die Nasenspitze wurde. Die Königin bestellte Zucker einen starken Tee ehe sie den Bediensteten hinausschickte. Zucker unterdrückte ein Gähnen. Er konnte gerade so noch der Versuchung widerstehen die engen Lackschuhe abzustreifen. Er öffnete wenigstens die obersten Knöpfe des weißen Hemdes.
Die Königin musterte ihn nochmal, neben dem Sofa in einem Sessel sitzend. Wieder nannte sie ihn Yadriël. Sie sollte das lieber lassen. Es ließ Zucker befürchten, dass sie mehr über ihn wusste, als er gedacht hatte.
"Ja, bedankt euch bei Kosta, der mich auf Trab gehalten hat", erklärte Zucker müde bei der Bemerkung, er sähe furchtbar aus. Das wusste er auch. Lady Tolarim empfahl ihm etwas Schlaf und eine Dusche. "Ja, wenn man mich lassen würde..", brummte der Dhemlaner. Jetzt saß er ja erstmal hier fest. Also wieder kein Schlaf und keine Dusche. "Euer Diener hat darauf bestanden, dass ich hier erscheine, dabei hat sich die ganze Suche ja erledigt und ich möchte eure Zeit nicht verschwenden." Er deutete an, aufzustehen, aber dann redete die Königin schon und stellte jede Menge Fragen. Ja, neugierig war sie definitiv. Zucker blieb erschöpft sitzen.

"Ich habe Kosta die Piercings entfernt, er hatte mich darum gebeten", erklärte der Prinz. "Aber sobald das letzte draußen war, wurde er ganz hysterisch und wollte sie wieder anziehen. Ich dachte, ich hätte ihn soweit beruhigt. Dann hat er sich die Piercings geschnappt und ist damit abgehauen." Zucker hoffte, dass die Königin ihm nicht die Schuld in die Schuhe schieben würde.
"Wir.. also Laree und drei der Piraten, haben den ganzen Palast nach ihm durchkämmt. Deswegen wollten wir euch sprechen, weil wir dachten, ihr wüsstet vielleicht wo er ist. Dann waren wir unten bei Goldauges Schiff..." Zucker war froh, dass der Kapitän beim zweiten Besuch zu beschäftigt mit Kosta gewesen war, um dem Dhemlaner weitere Vorwürfe zu machen. Was für ein Hin und Her...
Er rieb sich über die Wange. Es war immer noch ungewohnt, dort nicht mehr die Brandnarben zu spüren.
"Dort war er aber nicht. Dann zurück zum Schloss und wir haben weitergesucht. Seine Signatur war dann plötzlich wieder zu spüren. Er war in seinem Zimmer und immer noch sehr, hm, aufgewühlt." Der Prinz zuckte mit den Schultern, ignorierte den Tee, der inzwischen auf dem Tisch erschienen war. "Kosta wollte sich von niemanden anfassen lassen und unbedingt zu Eneas. Also haben wir ihn dort abgeliefert und das wars. Wo er die ganze Zeit über gesteckt hat, hat er nicht gesagt." Wenn sie mehr wissen wollte, musste sie wohl selbst mit ihrem Sklaven reden.
"Und ich weiß nicht, woher ihr den Namen Yadriël habt, aber so nennt mich niemand", stellte der Dhemlaner klar. Die letzten, die diesen Namen genutzt hatten, waren Adelige gewesen, die ihn benutzt hatten, weswegen es Zucker unruhig machte, wenn ausgerechnet die hayllische Königin plötzlich damit anfing.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mi 5. Okt 2022, 19:28

Der schöne Prinz jammerte, dass er ja gerne schlafen und duschen gehen würde, nur liesse man nicht. Gemein verpetzte er dabei den armen Dienstboten, der ja eigentlich nur richtig gehandelt hatte. Dieser wurde ganz bleich und floh regelrecht, als Timaris , ihn Tee holen schickte. Sie tat jedoch nichts dergleichen. Der Dienstbote würde es schon verkraften. Die Diener wussten, dass es nicht leicht war, ihr zu dienen. Aber sie wussten auch, dass sie sie nicht ungerechtfertigt bestrafen liess. Manche Adligen benahmen sich da ganz anders.

"Er hat gewusst, dass er sie früher oder später entfernen muss", stimmte Timaris verstehend zu, als der Prinz mit seiner Erklärung begann, dass Kosta ihn gebeten hatte, ihm die Piercings zu entfernen. "Verständlich, dass er damit zu Euch kam." Kosta hatte die Dinger gehasst und war gleichzeitig doch nicht von ihnen losgekommmen, weil er hatte lernen müssen, sie zu lieben, um sie ertragen zu können. Der sanfte Krieger hatte das alles jedoch nicht begriffen und brauchte noch Zeit, um dies zu verarbeiten. Erstmal war er aber davon gerannt, weil ihm alles zuviel geworden war.

Danach war es ziemlich anstrengend für den müden Prinzen geworden. Timaris wurde jedenfalls schon müde alleine vom Zuhören. So hatte Zucker mit den Piraten, Timaris Augenbraue zuckte bei dieser Bezeichnung nach oben, da sie doch recht brisant war, und Laree den Palast durchsucht. Sie waren unten beim Schiff gewesen, um zu schauen, ob Kosta da sei und hätten dann im Schloss weitergesucht. Doch Kostas Signatur war erst nach einer ganzen Weile wieder zu spüren gewesen.
Diese Formulierung liess Timaris stutzen. Zumindest Eneas hätte doch spüren müssen, wo Kosta sich befand. Er besass die dunkleren Juwelen als Kosta. Es sei denn... jemand mit noch dunkleren Juwelen hatte ihren Sklaven verborgen. Kosta war jedenfalls sehr aufgewühlt gewesen, als sie ihn gefunden hatten. Er hatte nur zu Eneas gewollt, hatte nicht gesagt, wo er gewesen sei und wollte sich von niemandem anfassen lassen. Für Timaris klang das sehr besorgniserregend. Besorgniserregend und vertraut. Es hatte schon einmal so eine Situation mit Kosta gegeben. Es war lange her. Zu gerne hätte Timaris Kosta zu sich rufen lassen, damit sie mit ihm erforschen konnte, was passiert war. Nur konnte sie sich das als Königin von Hayll zur Zeit nicht erlauben. Zudem war er nun ohnehin am besten Ort, wo Kosta heilen konnte. Eneas war seine grosse Liebe. Bei ihm würde er wieder gesund werden.

"Da habt Ihr ja ganz schön viel Aufwand für den zarten Krieger betrieben", lobte Timaris, nachdem Zucker zuende erzählt hatte. "Das war sehr freundlich von Euch. Was bewog Euch dazu? Soweit ich weiss, kennt Ihr ihn nicht sonderlich gut und bevorzugt es, keinerlei Verwantwortung zu übernehmen. Diese Nacht habt Ihr es dennoch getan. Kein Wunder seid Ihr erschöpft. Nur zu, trinkt von dem Tee. Ich brauche Euch wach, Prinz Yadriel." Aufmunternd lächelte sie ihm zu, sagte jedoch nichts über Kosta. Sie wusste icht, was passiert war, oder ob sie demnächst die Zeit dazu hatte, es heraus zu finden. Zucker beschäftigte gerade ohnehin etwas anderes. Niemand würde ihn Yadriel nennen.
"Ich habe diesen Namen von Kosta", erklärte sie freundlich. "Er hat ihn erfahren, als er Euch aus der Sternenfeste geholt hat. Ihr wart unter diesem Namen aufgeführt. Und wie das Register der Salzminen zeigte, seid Ihr auch dort unter diesem Namen registriert gewesen. Möchter Ihr diesen Namen nun nicht mehr?" fragte sie neugierig. Schliesslich sollten die Papiere ja auf den richtigen Namen ausgestellt werden. "Habt Ihr einen anderen Namen, den Ihr annehmen möchtet? Oder habt Ihr grundsätzlich schon einmal über einen Familiennamen nachgedacht?"
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mi 5. Okt 2022, 19:30

Die Königin unterbrach ihn nicht und am Ende sagte sie, dass Zucker ja viel Aufwand für jemanden betrieben hätte, den er nicht sonderlich gut kennen würde und wo er es bevorzugen würde, keine Verantwortung zu übernehmen. Der Prinz sah sie kritisch an und fragte sich, ob Kosta über ihn geredet hatte.
"Im Kerker lernt man sich zwangsläufig kennen", sagte Zucker. Kosta hatte sich zwar auf der anderen Seite der Gitterstäbe befunden, aber sie hatten viel miteinander durchgemacht. Viele intime und anstrengende Momente. Sie hatten beide einige der schlimmsten Momente des anderen miterlebt. Kosta, als er ihn aus Dunrobin Castle geholt hatte. Zucker, als er sich um Kosta gekümmert hatte, nachdem die Wärter ihn alle benutzt hatten.
"Ich dachte, er setzt sich die Piercings wieder ein... da hab ich halt nach ihm gesucht", erklärte er lapidar. Das hatte ja nichts mit Verantwortung zu tun oder so. Er hatte nicht im Zimmer bleiben können, nachdem Kosta nackt herausgerannt war, die Piercings an sich gerafft und vollkommen panisch. Nur hatte sich die Suche als viel länger herausgestellt, als Zucker lieb gewesen wäre.
Die Königin forderte ihn auf, von dem Tee zu trinken. Er müsste wach bleiben. Zucker sah skeptisch zu der dampfenden Tasse. Er glaubte nicht, dass die Adelige ihn vergiften oder berauschen wollte. Dazu hatte sie bereits viele Gelegenheiten gehabt und es war nie etwas passiert. Nur wäre Zucker ein starker Kaffee lieber gewesen. Natürlich fragte er nicht danach. Er zog es vor, die Königin von Hayll nicht zu verärgern. Sie sollte bloß aufhören ihn Yadriël zu nennen.
Der Dhemlaner griff nach der Tasse und pustete darüber.

Lady Tolarim erklärte, dass Kosta den Namen erfahren hätte, als er ihn aus Dunrobin Castle geholt hätte. Man hatte ihn unter den Namen eingesperrt und es wäre der gleiche wie im Register der Gefangenen der Salzmine gewesen. Zucker wollte überhaupt nicht wissen wie die Königin an dieses Register kam, wo die Minen in Pruul lagen und mittlerweile unter Sions Aufsicht standen. Die Hayllier hatten ihre Spione vermutlich überall.
"Ja, muss ja alles seine Ordnung haben, wenn man eingesperrt wird", bemerkte Zucker und nippte an dem Tee. Tee war ein wirklich schlimmer Ersatz für Kaffee, aber vielleicht konnte er dann gehen, wenn er ausgetrunken hatte. Die Königin erkundigte sich, ob er den Namen nicht mehr wollte.
"Ich hab mir den Namen nie ausgesucht", erwiderte Zucker. "Das war mein Sklavenname und ich bin kein Sklave mehr." Wobei dieser Name gewiss noch in dhemlanischen Sklavenregistern aufgeführt war. Falls man die in Dhemlan nicht zeremoniell verbrannt hatte oder was auch immer Sion für eine Propaganda veranstaltet hatte. Zucker kümmerte es nicht wirklich. In dem Moment in dem er in die Salzminen geworfen worden war, war er kein Sklave mehr gewesen.
Die Königin ließ wegen dem Namen trotzdem nicht locker. Ob er einen anderen Namen annehmen wollte und wie es mit einem Familiennamen aussähe. Zucker sah sie stirnrunzelnd an. "Wieso ist es plötzlich wichtig wie ich heiße?", fragte er und nahm noch einen Schluck von dem Tee. "Wüsste nicht wozu ich einen Familiennamen brauche. Ich hatte nie einen." Wie eigentlich die meisten Sklaven. Er hatte sich nie großartig Gedanken über einen Namen gemacht. Den Namen 'Zucker' hatte er in den Salzminen angenommen. Es war einfach etwas, womit man ihn gerufen hatte. Es waren simplere Zeiten in den Minen gewesen. Harte, zermürbende Arbeit tief in den Schächten das Salz abzubauen, aber simpel. Manche der anderen Verbrecher erträumten sich Luxus und andere Sachen, nun wo die 6. Kompanie praktisch aufgelöst war, aber Zucker wusste nicht einmal was er in der Welt anfangen sollte. Es war simpler, zurück zu Rashar zu gehen und weiterhin Soldat zu sein.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mi 5. Okt 2022, 19:32

Zucker fand keine Erklärung für sich, weshalb er Kosta geholfen hatte. Er hätte nur gedacht, dass Kosta sich die Piercings wieder einsetzen täte. Deswegen hätte er nach ihm gesucht. Dabei hätte es ihm auch egal sein können. Er hätte Kosta nicht nachrennen müssen. Immerhin hatte der Krieger dafür gesorgt, dass seine Kompanie aufgelöst, getötet und ins Gefängnis geworfen wurde. Trotzdem war Zucker besorgt um ihn gewesen. Timaris glaubte dem Prinzen jedoch, dass er sich deswegen nichts weiter gedacht hatte. Der ehemalige Sklave war es sich nicht gewöhnt, sich um andere zu sorgen, dass er es wohl gar nicht erkannte, dass er es tat, wenn er es tat.

Timaris zwang ihn nicht dazu, dies zu erkennen. Unter anderen Umständen wäre dies sicherlich ein spannendes Projekt gewesen. Aber abgesehen davon, dass sie ohnehin keine Zeit dafür hatte, respektierte sie Kostas Hoffnung, dass Zucker nicht in adlige Hilfsprojekte verwickelt wurde.
Scheinbar im Gegenzug dazu blieb Zucker artig sitzen, obwohl er deutlich ausstrahlte, dass er am liebsten gleich aus Dreaga rennen mochte. Er trank sogar gehorsam von dem starken Tee, über den er nicht unbedingt glücklich zu sein schien. Noch weniger gefiel ihm, dass sie ihn bei seinem Namen nannte. Er erinnerte ihn zu sehr ans seine Sklavenzeit.

"Die wenigsten haben die Möglichkeit, ihren Namen selbst auszusuchen", schmunzelte Timaris, als Zucker sich darüber mokierte. "Egal ob Sklave oder freier Mensch. Geschweige denn die Familie, in die man hineingeboren wird", fügte sie verdeutlichend und auch vorsichtig andeutend hinzu. Das war nichts, weswegen Zucker sich grämen musste. Das ging allen so. Doch wenn er wollte, dann konnte der Prinz seinen Namen jetzt ändern und sich auch einen Familiennamen zulegen. Als sie ihn deswegen ansprach, blickte Yadriel sie stirnrunzelnd an und verstand nicht, weswegen er sich deswegen Gedanken machen sollte. Zucker musste noch lernen, was es bedeutete frei zu sein und was man dafür tun musste, um frei zu bleiben.

"Wie Ihr schon sagtet, Ihr seid kein Sklave mehr", erklärte Timaris geduldig und ohne Spur von Herablassung. Kosta zu liebe wollte sie dem schönen Prinzen gerne helfen. Richtig helfen. "Freie Menschen haben in der Regel einen Familiennamen, so wie Sklaven in der Regel keinen haben. Ausnahmen gibt es natürlich immer. Aber abgesehen davon, dass ein Familienname Euren Status als freier Prinz bestätigt und unterstreicht, kann er Euch in offiziellen Dingen nützlich sein. Oder wenn Ihr etwas grösseres erwerben möchtet. Ein Stückchen Land zum Beispiel. Niemand wird einem Namenlosen ein Häuschen vermieten oder verkaufen. Zudem hilft Euch ein Familiennamen Leute auf Distanz zu halten. Adlige wie mich zum Beispiel." Freundlich zwinkerte sie ihm zu, dass er deswegen nicht erschreckt sein sollte, weil sie genau wusste, wie er über sie dachte und am Liebsten nichts mit ihr zu tun haben wollte.
"Wenn man Euch bei Eurem Vornamen oder gar Eurem Spitznamen nennt, baut das eine gewisse Nähe auf", fuhr sie fort. "Das mag Euch jetzt noch gar noch nicht so auffallen, da Ihr an die Nähe gewöhnt seid, die man Euch aufgezwungen hat. Ihr werdet den Unterschied spüren, sobald Ihr einen Familiennamen annehmt. Fremde Leute werden Euch so nicht sofort so nahe kommen. Ich dachte, das wäre etwas, das Euch gefallen täte." Zucker brauchte wohl einfach noch etwas Zeit, um sich darüber klar zu werden.
"Ausserdem würde Euer Familienname das Objekt, welches Kosta wünscht, dass Ihr es erhaltet, offizieller machen." Timaris deutete auf die Unterlagenmappe, welche schon die ganze Zeit auf dem Tisch gelegen hatte. "Seht es Euch an Prinz", forderte sie Zucker freundlich, aber bestimmt auf. "Ihr müsst es nicht mit Euch nehmen, wenn Ihr nicht möchtet. Doch ansehen solltet Ihr es Euch unbedingt." In der Mappe befanden sich drei Papiere aus festem Material mit dem Wasserzeichen der Königin von Hayll darauf. Das oberste Blatt war ein Begnadigungsschreiben für Yadriel. Auf dem zweiten Blatt war eine offizielle Freilassungsurkunde für ihn und auf dem dritten war eine zeitlich unbegrenzte Aufenthaltsbewilligung für Hayll auf seinen Namen ausgestellt. Auf allen drein Dokumenten war hinter seinem Namen noch Platz für einen Familiennamen und auf der Aufenthaltsbewilligung war noch ein Platz frei, für ein kleines Bild von Zucker. Alle Drei waren von ihr unterschrieben und gesiegelt worden.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mi 5. Okt 2022, 19:33

Die Königin schmunzelte und bemerkte, dass sich die wenigsten ihren Namen selbst aussuchen könnten. Da wären Sklaven und freie Menschen gleich. Man könnte sich auch nicht die Familie aussuchen in die man geboren wurde.
"Ich habe keine Familie", sagte Zucker sofort, "Und mein Name wurde mir auch nicht von einer Familie gegeben. Das war meine Besitzerin." Ja, sie hatte wohl recht, dass sich keiner seinen Namen aussuchen konnte, aber immerhin bekamen freie Menschen ihren Namen von ihren Eltern. Ob das Menschen waren, die einen liebten, war damit zwar auch nicht gegeben, doch es war immer noch besser, als die Frau, die einen als Zuchtsklaven ausersehen hatte. Zucker schlürfte grüblerisch seinen Tee. Wieso hatte die Königin unbedingt mit seinem Namen anfangen müssen. Darüber wollte er nicht nachdenken und er war viel zu müde, um es sofort wieder beiseite zu schieben.
Lady Tolarim fuhr fort, dass man als freier Mensch eben in der Regel einen Familienname hätte. Es würde seinen Status als freier Prinz unterstreichen und ihm erleichtern größere Dinge zu erwerben. Wie ein Stück Land oder ein Häuschen. Zucker blickte die Hayllierin skeptisch an. Ein Stückchen Land? Wie kam sie denn darauf? Wenn es wieder darum ging, was er für eine Belohnung wollte, so musste sie deswegen nicht nachbohren. Er wollte bestimmt nichts von ihr.
"Zudem hilft Euch ein Familiennamen Leute auf Distanz zu halten. Adlige wie mich zum Beispiel", fügte die Königin mit einem Zwinkern hinzu. Der Prinz stellte die Tasse beiseite. Er hatte ein Schälchen mit Zuckerwürfeln entdeckt und ließ einen davon in seinen Tee plumpsen.
"Ich glaube auch mit Familiennamen täte ich jetzt hier sitzen", erwiderte er trocken. Zucker bezweifelte, dass so etwas die sehr neugierige Königin aufhalten würde. Andererseits hatte der Dhemlaner bisher wirklich noch nicht darüber nachgedacht, was ein Familienname bedeuten mochte. Seltsamerweise versuchte ihn die Königin weiter davon zu überzeugen. Sein Spitzname würde sofort Vertrautheit aufbauen, während er mit einem Familiennamen Distanz zu fremden Leuten aufbauen könnte. Ob ihm das nicht gefallen würde.
Er zuckte mit den Schultern. "Möglich. Vielleicht überleg ich mir einen." Nur musste das jetzt sein? Er war viel zu müde, um darüber nachzudenken. Der Prinz trank noch einen Schluck von dem nun gesüßen Tee.
"Ich hab jedenfalls nicht vor in absehbarer Zeit ein Stück Land oder ein Haus zu kaufen", wehrte er ab. Er schaffte es ja irgendwie noch nicht einmal sich Kleidung zu kaufen.

Lady Tolarim lenkte seinen Blick da auf eine Mappe, die neben ihr auf dem Tisch lag. Kosta würde sich ein Objekt für ihn wünschen und mit einem Familiennamen würde es offizieller sein.
Zucker seufzte. "Ich hab dem Kleinen doch gesagt, er soll seinen Wunsch nicht auf mich verschwenden", brummte er. Kosta hatte es wohl nicht lassen können, ihm weiter helfen zu wollen. Die Königin ahnte schon, dass Zucker die Geschenke nicht wollte, drängte ihn aber, dass er es sich wenigstens anschauen sollte. Skeptisch griff er nach der Mappe. "Und das ist von Kosta?", fragte er. Zucker schlug die Mappe auf und wusste erstmal nicht was er da überhaupt las. Es sah jedenfalls alles hochoffiziell aus. Der Prinz brauchte eine Weile bis er alles gelesen hatte. Lesen war nun wirklich nicht seine Stärke und gewiss nicht dieses höfische Beamtenhayllisch. Soweit er es verstand, war es eine Begnadigung für seine Taten als Soldat in der dhemlanischen Armee. Dann war da noch eine Urkunde, die ihn als freier Mann bezeichnete und ein Wisch, womit er für immer in Hayll bleiben konnte. Ganz unten stand die Unterschrift der Königin und ihr Siegel.
"Wenn das alles Dinger sind, die mich aus dem Kerker halten, nehm ich sie gerne", sagte er, "Sofern die Sache nicht irgendeinen Haken hat... ich bin nicht so gut im Kleingedruckten lesen." Er wusste nicht, ob die Papiere ihn nicht irgendwie für Hayll verpflichteten oder dergleichen. Wieso war Kosta nicht selbst hier? Der hätte sich damit ausgekannt.
Zucker schob das dritte Papier etwas beiseite. Er wusste nicht seit wann man eine Genehmigung brauchte, um in Hayll zu sein, aber vielleicht galt dies nun für Dhemlaner oder so etwas hatte es schon immer gegeben. Als Sklave war er selbstverständlich nie mit Papierkram in Berührung gekommen. Seine Besitzerin hatte ihn als Ware mitgenommen.
"Ich habe nicht vor, länger in Hayll zu bleiben", sagte Zucker. Kosta schien bei Eneas versorgt und so gab es für den Prinzen keinen Grund mehr länger in Hayll zu bleiben. Er würde noch warten bis seine Kameraden ihre Belohnung erhalten hatten und dann aufbrechen. "Oder ist das damit ich Kosta öfter besuchen komme?", fragte er. Sähe dem Krieger ähnlich.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mi 5. Okt 2022, 19:37

Er hatte schon recht, dass er auch mit Familiennamen hier sitzen würde. Doch auch wenn er gerade nicht daran dachte, war die Situation hier bedeutend distanzierter, als die vom vergangenen Abend, wo Timaris ihn gedutzt und beim Spitznamen genannt hatte. Sie sprach ihn jedoch nicht darauf an. Zucker würde es schon noch selber begreifen. Vielmehr beschäftigte sie, dass er doch tatsächlich einen Zuckerwürfel in seinen Tee tat. Das war doch ekelhaft. Es schauderte sie innerlich. Indirekt tröstete der Prinz sie jedoch damit, dass er einlenkte und darübe nachdenken würde, ob er sich einen Familiennamen überlegen wollte. Timaris nickte dazu wohlwollend und liess dieses Thema für einen Moment ruhen. Dafür forderte sie den Prinzen auf, sich den Inhalt der Mappe anzusehen.

"Indirekt", antwortete sie auf die skeptische Frage, ob die Dokumente von Kosta wären. "Er wünscht sich jedenfalls, dass Ihr dies bekommt, auch wenn er selber nicht in der Lage ist, Euch dies zu gewähren." Dabei war Zucker gar nicht glücklich, dass Kosta seinen Wunsch auf ihn verschwendet hatte. Er brummelte und seufzte deswegen. Er konnte ja nicht wissen, dass Kosta mehr als einfach nur einen Wunsch bei ihr offen hatte. Oder, dass es an Eneas war, ihm seinen Wunsch zu erfüllen und nicht an ihr. Wenigstens warf er die Mappe nicht gleich ins Feuer sondern machte sich mühselig daran, die Dokumente gewissenhaft durchzulesen. Er brauchte dafür eine ganze Weile, doch Timaris liess ihm die Zeit.

"Ja, das sind alles Dinger, die Euch aus dem Kerker halten", lachte Timaris auf Zuckers Kommentar, als er endlich fertig gelesen hatte. Ihr Lachen war ehrlich, perlend und frisch. Sie mochte den sturen Prinzen. "Der Haken dabei ist, dass es für die Vergangenheit gilt. Solltet Ihr in Zukunft ein Verbrechen begehen, werdet Ihr Euch dafür Veratworten müssen. Das gehört zum Freisein dazu." Ein wirklicher Haken war das ja nicht. Das war die Normalität.
"Ihr seid nicht sonderlich gut im Kartenspiel, nicht wahr, Prinz?" musste sie dann aber seufzen, als Zucker die Aufenthaltsgenehmigung beiseite schob. Sie nannte ihn ihm zuliebe auch nicht mehr bei seinem Vornamen, den er nicht mochte. "Dies ist Euer Ass im Ärmel." Mit Hilfe der Kunst schob sie das Papier wieder zurück zu den anderen Dokumenten. "Um ehrlich zu sein, stammt dies von mir und es ist auch nicht dafür gedacht, dass Ihr gleich jetzt davon Gebrauch macht, auch wenn Ihr das selbstverständlich tun könnt, wenn Ihr möchtet. Es ist eher für später gedacht. Ihr werdet schon merken, wann Ihr es brauchen werdet. Kosta würde sich jedoch sicherlich freuen, wenn Ihr es annehmt und noch mehr, wenn Ihr ihn oft besuchen geht. Er liebt euch Inniglich. Nicht als Liebhaber oder Gefährten. Mehr wie ein Freund und Vertrauten. Es zerreisst ihn innerlich, was er Euch angetan hat. Auch wenn Ihr ihm deswegen nicht mehr böse seid. Aber das verpflichtet Euch natürlich zu nichts, Prinz. Auch wenn Ihr Euch tatsächlich überlegen könntet, ob Ihr nicht Kostas Familiennamen als den Eurigen annehmen möchtet."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mi 5. Okt 2022, 19:38

Lady Tolarim erklärte, dass Kosta sich wünschen würde, dass Zucker diese Dokumente bekäme, obwohl er diese selber nicht ausstellen konnte. Deswegen hatte er anscheinend seine Herrin bekniet, damit diese es übernahm Zucker mit den nötigen Dokumenten zu versorgen. Der Prinz wusste nicht was er davon halten sollte. Kosta sollte lieber aufhören, ihm dauernd helfen zu wollen. Vermutlich fühlte er sich immer noch schuldig und konnte es deswegen nicht lassen.
Nachdem Zucker die Dokumente mühsam gelesen hatte, lehnte er sie nicht ab. Der Dhemlaner wollte wirklich nicht erneut im Kerker landen und er begriff, dass diese Dokumente dafür da waren, ihn dort herauszuhalten. Die Königin lachte bei seiner Bemerkung. In dem Moment erinnerte sie ihn wieder an die freche Hexe von gestern. Sie wehrte ab, dass es keinen Haken gäbe außer dass ihn dies nicht vor Bestrafungen für zukünftige Verbrechen beschützen würde.
"Hatte ich nicht vor", beteuerte Zucker. Und selbst wenn, würde er es gewiss nicht der Königin sagen. Zucker hatte aber wirklich genug davon eingesperrt zu werden. Bisher war das nie durch sein eigenes Verschulden passiert. Gut, er hatte seinem letzten Herrn sein bestes Stück abgebissen, aber Zucker fand, dass war kein Verbrechen gewesen, sondern eher ein Verdienst an die Menschheit.
Als er die Aufenthaltsgenehmigung, oder was auch immer das darstellen sollte, beiseite schob, erklärte Lady Tolarim, dass dies sein Ass im Ärmel wäre. Sie ließ das Papier wieder zurück zu den anderen schweben ehe sie zugab, dass dies von ihr persönlich käme und es für spätere Aufenthalte gedacht wäre. Er würde schon merken, wann er es brauchen würde.
Zucker hatte eigentlich nicht vor, sich jedesmal anzukündigen, wenn er einen Fuß in Hayll hineinsetzte. "Ich wusste nicht, dass ich überhaupt eine Genehmigung brauche", sprach er seine Gedanken aus. Dass Kosta sich über Besuche freuen würde, glaubte Zucker, aber er wusste nicht, ob er das tatsächlich tun würde. Vielleicht nach dem Krieg einmal, falls er überlebte.

Die Königin schien ihn jedenfalls irgendwie davon überzeugen zu wollen, das Papier anzunehmen und wie sehr Kosta sich darüber freuen würde. Er würde ihn sehr lieben. Zucker seufzte und leerte seine Teetasse. Das war ihm natürlich auch nicht verborgen geblieben wie ihn der Krieger anschaute. Aber abgesehen davon dass sie ein paar Mal Sex miteinander gehabt hatten, sah Zucker nicht, wohin das führen sollte. Er wollte keine Beziehung und das hatte er dem Krieger schon öfter klargemacht.
Die hayllische Königin schränkte jedoch ein, dass Kosta ihn mehr wie ein Freund und Vertrauen ansähe. "Wirklich? Das solltet ihr ihm auch sagen. Und es ist sein Problem, wenn er immer noch Schuldgefühle hat, dass meine Kompanie hereingelegt worden ist und ich im Kerker gelandet bin. Jetzt bin ich ja hier. Gesund und munter... müde", verbesserte er sich. Er wollte ins Bett und sich nicht länger mit der Adeligen unterhalten.
"Ich sage, wir sind quitt. Es bringt nichts, in der Vergangenheit rumzuwühlen." Dabei kam nur schlechtes zutage. Zucker hoffte, nachdem er nun diese komischen Papiere erhalten hatte, wäre das Gespräch mal bald vorbei, als die Königin sagte, er sollte sich überlegen, ob er nicht Kostas Familiennamen annehmen wollte. Der Dhemlaner runzelte die Stirn.
"Ich wusste nichtmal, dass er einen hat. Und das geht wirklich zu weit", lehnte er ab. Was sollte er mit Kostas Familiennamen? Wieso hatte der überhaupt einen? Und egal wie sehr Kosta unbedingt wollte, dass Zucker in seinem Leben blieb, das hatte er nicht zu entscheiden. Genau wie der Krieger schien sich auch seine Herrin gern in die Angelegenheiten anderer einzumischen.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mi 5. Okt 2022, 19:39

"Seht es eher als einen Ausweis", riet Timaris dem schönen Prinzen, als dieser sich darüber wunderte, dass er eine Genehmigung brauchte, um sich in Hayll aufhalten zu dürfen. "Zum Beispiel dann, wenn Euch jemand als Landstreicher oder Einbrecher verdächtigt nur aufgrund Eurer Kleidung. Oder einfach wenn jemand etwas dagegen hat, hier einen Dhemlaner zu sehen. Dann könnt Ihr beweisen, dass Ihr sozusagen auf meine Einladung hin hier seid. Das wird genügend Gewicht haben, dass man Euch in der Wut nicht gleich einsperrt und aufhängt. Wenn ihr nachher mal noch bei Hyacinthos vorbei geht, wir er ein kleines Portrait von Euch auf den Ausweis zeichnen, damit auch unumstösslich klar ist, dass Ihr gemeint seid."

Langsam liess Zucker sich überzeugen, dass er die Dokumente doch annehmen sollte. Timaris lockte ihn damit, dass er so Kosta eine Freude machen könnte. Der Krieger würde ihn doch so lieben als Freund und Vertrauten. Letzteres schien Zucker zu überraschen und er schob gleich jegliche Verantwortung von sich. Es reizte Timaris, ihm einen Schlag auf den Hinterkopf zu geben. Der Prinz sollte nicht so ablehnend sein. Er hatte noch ganz andere Nachrichten, die er bald verdauen musste.
"Wirklich", antwortete sie geduldig. "Und Kosta weiss genau, wie er für Euch empfindet, selbst wenn er von Schuldgefühlen erdrückt wird. Er ist diesbezüglich unglaublich verantwortungsbewusst und zartfühlig. So wie ich Kosta kenne, wird er noch Jahre brauchen, um überhaupt nur zu lernen, damit umzugehen. Es ist erstaunlich, dass Ihr jetzt einfach nur müde seid. Nach all dem, was Ihr durchmachen und erleben musstet."
Zucker wollte vorallem einfach nur gehen. Er meinte, sie wären quitt und es brächte nichts, in der Vergangenheit rumzuwühlen. Timaris erkannte, dass eine typische Verhaltensweise des Prinzen war. Er floh, weil er sich keiner Verantwortung oder Aufgabe stellen wollte. Erst recht nicht der, sich seiner Vergangenheit zu stellen.

So schnell liess Timaris jedoch nicht davonspringen. Das Wichtigste war noch nicht gesagt. Sie hatte Zucker nur zuerst die Papiere geben wollen, weil er sie nach der überwältigenden Botschaft vielleicht nicht mehr annehmen wollen würde. Es gab nicht wirklich einen behutsamen Weg, Zucker von seiner unbewussten Beziehung zu Kosta zu erzählen. Dennoch tastete sie sich langsam vor, indem sie dem Prinzen vorschlug, dass er ja Kostas Familiennamen annehmen konnte. Nicht sonderlich überraschend lehnte Zucker dies gleich rigoros ab. Vielleicht, weil er dachte, es käme von Kosta aus, um ihn an sich zu binden.
"Nun, so weit hergeholt ist dies gar nicht", wiegelte Timaris ab. "Nicht selten nehmen ehemalige Sklaven den Namen der Person an, die für Ihre Freiheit gesorgt hat. Es ist ein Zeichen des Respekts und des Dankes." Natürlich war es auch oft komplett anders. "In Eurem Fall, gibt es jedoch einen viel naheligerenden Grund, Prinz. Schliesslich ist Kosta Euer Sohn."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mi 5. Okt 2022, 19:41

Die Königin erklärte die Papiere damit, dass es mehr als Ausweis dienen würde, wenn er sich in Hayll aufhalten würde. Damit könnte er aus Schwierigkeiten herauskommen, wenn ihn jemand aufgrund seiner Kleidung als Landstreicher verdächtigen würde. Zucker blickte sie kritisch an. Das war ein sehr spezielles Beispiel.
"Ich wollte heute eigentlich einkaufen. Kosta und wir", erklärte er wieso er immer noch in diesen abgehalfterten Klamotten rumlief. "Aber jetzt ist er ja bei seinem Schnuckel." Oder was auch immer der Kapitän für ihn war. Jedenfalls irgendetwas kompliziertes. Zucker war nicht eifersüchtig. Er war froh, dass Kosta halbwegs gut versorgt war. Er würde schon alleine einkaufen können. Vielleicht konnte er Laree überzeugen ihm etwas Geld zu leihen.
Jedenfalls sollte ihm der "Ausweis" helfen, dass man ihn in Hayll in Ruhe ließ. Zucker verstand es zumindest so. Dagegen hatte er nichts einzuwenden, obwohl er immer noch skeptisch war, ob diese Papiere ihn nicht doch in gewisser Weise an die Königin von Hayll banden. Er wollte nicht in eine Falle geraten und trauen tat er ihr auch nicht. Der Prinz konnte nur hoffen, dass Kosta recht damit hatte, dass seine Herrin die allerbeste überhaupt war. Oder so. Ach, er war definitiv zu müde, um bessere Schlussfolgerungen zu ziehen.
"Ein Portrait? Jetzt? Vielleicht nachdem ich was Schlaf hatte", wehrte Zucker ab. Sonst würde der Tolarim eher einen schlafenden Kerl zeichnen. Der Prinz nahm die Mappe mit den Papieren. "Weniger Schwierigkeiten als Landstreicher klingt gut, danke", sagte er, wissend wie beleidigt manche Adeligen reagieren konnte, wenn man ihre Geschenke verschmähte. Da waren Hayllier genauso wie Dhemlaner. Zucker ließ die Mappe in seinem Juwelengepäck verschwinden.

Er hoffte, das Gespräch wäre bald beendet, aber die Königin schien anderes im Sinn zu haben. Sie sprachen ausgerechnet über Kosta und wie er für Zucker empfand. Der Prinz wusste nicht was er davon halten sollte mit der Adeligen über Kostas Gefühle zu reden. Außerdem wollte er wirklich nicht hören, wie viele Schuldgefühle der Krieger hatte. Zucker hatte verstanden wieso Kosta gehandelt hatte wie er gehandelt hatte, aber das bedeutete nicht, dass der Dhemlaner länger darüber nachdenken wollte. Es lag in der Vergangenheit und an die wollte Zucker nur ungern denken. Seiner Meinung nach kam dabei nie etwas gutes heraus.
Lady Tolarim befürchtete, dass Kosta noch Jahre benötigen würde bis er mit seinen Schuldgefühlen umgehen könnte. Er wäre so verantwortungsbewusst und zartfühlig.
"Kann ich mir nicht leisten", sagte Zucker knapp. Er wäre schon längst zerbrochen, wenn er so zartfühlig wäre. Er wusste auch nicht, ob Kosta sich dies bewahren konnte nach allem was er in Dhemlan erlebt hatte. Zucker hoffte es für ihn. Der Kleine war besser, wenn er so aufgedreht und glücklich war.
"Es ist erstaunlich, dass Ihr jetzt einfach nur müde seid. Nach all dem, was Ihr durchmachen und erleben musstet", bemerkte Lady Tolarim.
"Ich bin ein optimistischer Kerl", sagte Zucker und verschränkte die Arme hinterm Kopf. Nur kurz, da er erneut ein Gähnen unterdrücken musste.

Und dann fing sie mit dem Familiennamen an. Ob er nicht den von Kosta annehmen wollte, für den Ausweis. Der Prinz verstand nicht worauf sie hinauswollte. Wenn sie irgendwie wollte, dass er sich an den Krieger band, so verstand die Frau definitiv nicht wie allergisch, er auf Bindungen reagierte. Sie sollte aufhören sich einzumischen.
Die Königin fand, es wäre nicht so abwegig. Ehemalige Sklaven würden oft den Namen der Person annahmen, die sie befreit hätte. Zucker schnaubte. "Kosta konnte mich nur befreien, weil er mit dafür gesorgt hat, dass ich überhaupt im Kerker gelandet bin. Und ohne mich würdet ihr hier nicht so munter sitzen. Was ich für euren Sklaven machen musste, für dieses Ablenkungsmanöver.." Er schüttelte den Kopf. Oh nein, sie waren quitt und er sah nicht ein wieso er-
"Schliesslich ist Kosta Euer Sohn", riss ihn die Adelige aus seiner Empörung. Zucker sah sie irritiert an. Machte die Frau sich lustig?
"Ich weiß nicht worauf ihr hinauswollt, aber das geht zu weit", sagte der Dhemlaner und wollte aufstehen. Egal wie unhöflich es wäre, sich vor einer Königin zu erheben. Die Königin beteuerte rasch, dass sie es ernst meinte. Kosta wäre tatsächlich sein Sohn. Zucker war weiterhin ungläubig, hielt es für einen Trick der Adeligen.
"Wie kommt ihr darauf? Ich werd ihn schon besuchen, wenn ich aus Raej wiederkomme. Dazu brauch ich keinen Ausweis oder irgendeine komische Geschichte", wehrte er ab und vermutete, dass sie überfürsorglich war, was ihren Sklaven betraf. Trotzdem beharrte die Königin, dass Kosta sein Sohn sei. Sie wüsste es von Sorra Tolarim, die sie ja beide untersucht hätte. Zudem wären ihre Signaturen so ähnlich, dass sie selbst Zucker in der Speisekammer mit Kosta verwechselt hätte.
Der Prinz schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein und er wollte sich das gewiss nicht aufbinden lassen!
"Ich habe keine Kinder", lehnte er ab. Er wollte die dummen Beispiele der Königin nicht hören. Gleichzeitig musste er an Leto denken und wie sie ihn immer wieder komisch angesehen hatte. Sie hatte versucht ihm etwas zu sagen... nein, es war egal. Er hatte keine Kinder. Er hatte vielleicht welche gezeugt, aber es waren nicht seine. Er hatte damit nichts zu tun. Woher wusste die Königin das? Zucker blickte sie finster an.
"Er ist nicht mein Sohn", presste er hervor. "Wenn ihr sonst nichts mehr besprechen wollt, würde ich jetzt gerne gehen."
Nur hielt die Adelige daran fest, Kosta Erenos wäre sein Sohn. "Er ist nicht-", setzte Zucker wieder energisch an, als er stockte. Er blickte die Frau in dem Sessel an. "Erenos...?", fragte er und man könnte ihm anhören, dass er den Namen nicht zum ersten Mal hörte. Aber nicht aus Kostas Mund. "Er heißt Erenos?"

Phoebes Sohn...
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mi 5. Okt 2022, 19:44

Zucker wurde richtig aufgebracht, als sie ihm Gründe nannte, warum Sklaven den Namen ihrer Freilasser annahmen. Der Prinz interpretiete das jedoch darauf, dass Kosta ihn aus dem Kerker geholt hatte, wo der Krieger ja überhaupt schuld war, dass Zucker darin gelandet war. Das war nicht das, was Timaris gemeint hatte. Aber das war egal. Sie wollte Zucker eigentlich etwas ganz anderes sagen. Dieser verriet ihr in seiner Ereiferung gerade mehr, als er wohl wollte. Dass sie ohne ihn nicht so munter hier sitzen würde. Dass er vieles für Kosta hätte machen müssen. Für Kosta und dieses Ablenkungsmanöver. Es war ganz offensichtlich, dass der Prinz ebenfalls noch viel zu verarbeiten hatte. Erst einmal wollte sie ihm jedoch sagen, dass er mit Kosta verwandt war. Alles andere brauchte mehr Zeit.

Im ersten Moment blickte Yadriel sie einfach nur verblüfft an. Fast so, als wäre er eigentlich zeugungsunfähig. Dann wies er es empört von sich. Dass er nicht wisse, worauf sie hinaus wolle, doch dies ginge defnitiv zu weit. Mutig. Auch, dass er sich erheben und gehen wollte. Das gehörte eigentlich bestraft, doch Timaris mochte den Prinzen und wollte keine Energien für diese Details verschwenden.
"Das war es, worauf ich hinaus wollte", erklärte sie deswegen schlicht. "Dass Kosta Euer leiblicher Sohn ist." Zucker wied dies jedoch von sich. Skeptisch wollte er wissen, wie sie darauf käme, blickte sie ungläubig und misstrauisch an. Er würde Kosta schon besuchen gehen, wenn er aus Raej wieder kommen würde. Dazu bräuchte er keinen Ausweis oder irgend eine komische Geschichte.
"Das glaube ich Euch, Prinz", gestand sie ihm gutmütig zu. "Das hat damit jedoch nichts zu tun. Ich wollte Euch nur mitteilen, warum viele so komisch auf Euch reagieren, die Kosta bereits kennen. Eure Signaturen sind sich zum Verwechseln ähnlich und das nicht einfach nur, weil ihr lange Zeit miteinander verbracht habt." Sogar sie hatte das am vergangenen Abend getan. "Eure verwandtschafliche Beziehung ist sowohl bei der Signatur, als auch beim Aussehen offensichtlich. Wäre die Wahrscheinlichkeit nicht so klein, dass Sklaven ihre Familien treffen, hätten bestimmt auch schon die Seeleute danach gefragt. Sorra Tolarim hat es sofort erkannt, nachdem sie euch Beiden untersucht hatte. Sie fand es ungemein lustig, dass ihr es nicht selbst herausgefunden habt.

Mehr trotzig als überzeugend lehnte Zucker noch einmal ab, dass er Kinder hätte. Wahrscheinlich war das auch so ein Schutzmechanismus den er sich angeeignet hatte, um zu verkraften, dass er als Lustsklave missbraucht worden war. Womöglich gar als ein Zuchtsklave. So schön wie der Mann war, konnte sich Timaris das gut vorstellen. Sie machte Zucker auch keinen Vorwurf, dass er das nicht so leicht annehmen konnte. Ihr war nur wichtig, dass er es wusste. Seine Finstere Mine wurde immer dunkler und Timaris konnte sehen, dass Zucker langsam die Wahrheit erkannte, auch wenn er sie gar nicht mochte. Entsprechend beteuerte er noch einmal gepresst, das Kosta nicht sein Sohn wäre und er jetzt gerne gehen würde, wenn sie nichts anderes mehr besprechen wollte.

"Er ist Euer Sohn", hielt Timaris felsenfest dagegen und ignorierte Zuckers Wunsch gehen zu dürfen. "Ihr seid der leibliche Vater von Kosta Erenos." Sie hätte auch Erzeuger sagen können, um Zucker etwas entgegen zu kommen. Doch das wollte sie Kosta nicht antun. Auch wenn er gar nicht anwesend war und von diesem Gespräch gar nichts wusste.
Schon aus reiner Routine heraus wollte der sture Prinz ihr wieder widersprechen. Energisch setzte er an, dass Kosta nicht sein Sohn währe, als er stockte. Timaris sah regelrecht, wie die Barriere einbrach. Auch seiner Stimme war anzuhören, dass er diesen Familiennamen schon einmal woanders gehört hatte und das ganz offensichtlich nicht von Kosta.
"Ja", antwortete sie ruhig. "Er heisst Kosta Erenos, ist 433 Jahre alt und hat für einen Hayllier eine erstaunlich helle Haut." Jetzt war auch klar warum. "Ich wollte, dass Ihr für Euer zukünftiges Leben in Freiheit wisst, dass Ihr eine Familie habt. Seine Mutter scheint Ihr ja zu kennen. Was Ihr daraus macht überlasse ich Euch."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mi 5. Okt 2022, 19:47

Ausgerechnet Phoebes Sohn. Während Zucker fassungslos und überwältigt dort auf dem bestickten Sofa in dem edlen Salon saß, listete die Königin einige Fakten über Kosta auf. So zum Beispiel, dass er 433 Jahre alt war. Der Prinz starrte auf seine Hände, während er widerwillig an die Vergangenheit dachte. Oh, er wollte es nicht tun, aber die Königin ließ ihn ja nicht. Er dachte an seine Zeit in Hayll zurück. 433 Jahre... ja, das käme hin. Verdammt!
Lady Tolarim bemerkte, dass Kosta für einen Hayllier erstaunlich helle Haut hätte. Damit wollte sie wohl darauf hinweisen, dass Kosta eben nicht nur Hayllier war, sondern auch Dhemlaner. "Ich wollte, dass Ihr für Euer zukünftiges Leben in Freiheit wisst, dass Ihr eine Familie habt. Seine Mutter scheint Ihr ja zu kennen. Was Ihr daraus macht überlasse ich Euch", schloss die Königin. Zucker schwieg. Er wusste nicht wirklich was er darauf sagen sollte. Er hatte nicht erwartet jemals einem der Sklaven über den Weg zu laufen, die er gezeugt hatte. Jedenfalls nicht so, dass er sie wiedererkennen würde.
"Kennen ist zu viel gesagt", erwiderte er schließlich, "Sie war nur jemand, den ich..." Er hörte auf darüber zu reden. Er wusste nicht, was dies die Adelige anging. Wieso hatte sie ihm das überhaupt gesagt? "Familie", schnaubte der Dhemlaner, "Das ist keine Familie." Wenn sie das so sehen wollte, hatte er eine riesige Großfamilie.
"Ich habe ihn vielleicht gezeugt, aber er ist nicht mein Sohn. Ich bin kein Vater", räumte er zwar die Möglichkeit ein, dass Kosta seiner war, aber wies gleichzeitig von sich, dass er ein Vater war. Es war ihm egal, ob sie verwandt waren oder nicht. Das änderte für Zucker nichts, sagte er sich. Er hatte sehr viele Kinder gezeugt und er wollte nicht darüber nachdenken. Kinder...

Wo... sind deine Kinder, Yadriël?
"Ah, verdammt, dieser dumme Junge", schimpfte Zucker. Die Königin blickte ihn fragend an. "Minan! Er wusste das mit Kosta. Er hat mich immer wieder gefragt, wo meine Kinder sind. Verfluchte Schwarze Witwen! Die sollen sich aus meinem Leben raushalten", befand er aufgebracht. Zucker sah Lady Tolarim an. "Und ihr auch!", fügte er wütend hinzu. "Was soll das Gerede, dass ich jetzt eine Familie habe? Er ist euer Sklave. Wollt ihr ihn freilassen und wir hüpfen freudig in den Sonnenuntergang oder was?" Wohl kaum. Und wenn sie einem kleinen Familiendrama zusehen wollte, sollte sie ins Theater gehen und ihre Sklaven dort raushalten.
"Ich habe dutzende Kinder in die Sklaverei gezeugt. Aber ich habe damit nichts zu tun. Und die nicht mit mir!" Er stand nun wirklich auf, egal wie unhöflich es war. Es war auch nicht sehr höflich gewesen ihn mit diesem Wissen zu überfallen. Und zu welchem Zweck? Er hatte nicht mehr an seine Vergangenheit als Sklave denken wollen. Das lag hinter ihm und da konnte Minan in seinen Träumen noch so viel nach Yadriëls Kindern fragen. Was aus seinem Samen wurde, wenn er einmal draußen war, war ihm egal. Es war nie seine Entscheidung gewesen, was damit passierte.
"Ihr wisst echt wie man einem den Tag versauen kann! Wie soll ich denn jetzt noch schlafen?", warf er der Adeligen vor. Zucker wollte schon gehen, hatte aber noch eine Frage.
"Habt ihr es ihm gesagt?", fragte er, "Weiß er es?" Denn er befürchtete, wenn Kosta es wusste, würde es verdammt schwierig dieses Wissen zukünftig zu ignorieren.
Ausgerechnet Phoebes Sohn...
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mi 5. Okt 2022, 19:48

Nachdem Zucker gemerkt hatte, dass er es nicht weiter leugnen konnte, dass er Kostas Vater war, wurde es für eine ganze Weile still in dem Salon. Man hörte nur noch das Prasseln des Feuers im Kamin, während der Prinz brütend auf seine Hände starrte. Nur zögerlich wandte er ein, dass er Kostas Mutter nicht wirklich kennen würde. Sie sei nur jemand gewesen, den er... weiter sprach er nicht.
"Jemand, den Ihr schwängern musstet", vermutete Timaris. "Nein, das ist keine Familie. nicht so, wie man es sich vorstellt. Aber es könnte zu einer Familie werden. Kosta liebt Euch und Ihr mögt und sorgt Euch ebenfalls um ihn." Sonst wäre Zucker nicht die ganze Nacht durchs Schloss gerannt, um nach Kosta zu suchen. Trotzdem wehrte der Prinz ab, dass er ein Vater sei. Dabei hatte er es gar noch nicht ausprobiert. Unwillkürlich musste Timaris sich an Ulysses erinnern, der auch viel zu früh und viel zu unerwartet Vater geworden war. Auch er war erstmal völlig überfordert gewesen und hatte nicht geglaubt, dass er ein echter Vater sein könnte. Auch Zucker wirkte so, als bräuchte er erstmal selber einen Vater, bevor er selber einer wurde.

Plötzlich fluchte der Prinz heftig, schimpfte über einen dummen Jungen. Etwa Kosta? Fragend blickte die Königin Yadriel an, der ihr auch gleich aufgebracht erklärte, dass Minan das gewusst hätte. Er hätte ihn immer wieder gefragt, wo seine Kinder wären. Diese Schwarzen Witwen sollten sich aus seinem Leben heraus halten. Und Timaris sollte es ebenfalls tun. Einen Atemzug später wollte er jedoch wütend von ihr wissen, was das Gerede über Familie sollte. Schliesslich würde sie Kosta ja nicht freilassen.
Amüsiert schmunzelnd blickte sie den wütenden Prinzen an. Sollte sie sich jetzt etwa doch in sein Leben einmischen und weiter mit ihm sprechen? Dabei war es nun eh egal, was sie sagte. Zucker war aufgebracht, sprang auf und schien am liebsten hin und her tigern zu wollen. Wütend warf er ihr vor, dass sie echt wisse, wie man einem den Tag versauen konnte. Wie sollte er denn jetzt noch schlafen können. Zucker wurde ganz schön frech in seiner Überforderung. Timaris strafte ihn jedoch nur indirekt für seine Vermessenheit.

"Soweit ich gehört habe, ist dass meistens so, dass frisch gebackene Väter kaum zu Schlaf kommen", grinste sie ihn frech an und überlegte etwas boshaft, ob sie ihm zu seinem Nachwuchs gratulieren sollte, so wie man es machte, wenn ein Baby zur Welt kam. Sie liess es dann aber sein, da Zucker so schon überfordert genug war. "Man soll sich allerdings daran gewöhnen und es würde besser werden. Sprecht mit Ulysses darüber. Er hat viel Erfahrung darin, unerwartet Vater zu werden." Zucker sah allerdings eher danach aus, als wolle er einfach nur schnellstmöglich aus Hayll heraus rennen. Entsprechend wollte er wissen, ob Kosta ihm nachrennen würde.

"Nein, Kosta weiss nichts davon", antwortete sie ehrlich. "Ich weiss es ja selber erst seit ein paar Stunden. Seither habe ich ihn nicht mehr getroffen. Ihr könnt Euch also unbesorgt still und heimlich aus seinem Leben davon stehlen und ihn vergessen", provozierte sie den Prinzen, wissend, dass er im Innern zu anständig war, als dass er so wirklich seinen Frieden finden konnte. "Erst wenn der Krieg vorbei ist, werde ich mir die Zeit nehmen können, genauer über Kostas Vergangenheit Nachforschungen anstellen zu können. Und wenn Kosta etwas hat heilen können, dann werde ich ihm von Euch erzählen, ja. Aber bis dahin bleibt wohl noch viel Zeit." Zeit in der Zucker fliehen konnte. Oder auch Zeit, um es zu verarbeiten und sich Kosta von selbst anzunähern.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mi 5. Okt 2022, 19:52

Die Königin erriet auch ohne dass Zucker es aussprechen musste, dass seine Zeugungsakte nicht freiwillig gewesen waren. Es war kein Unfall gewesen oder Unwissen. Er hatte gewusst, was er da getan hatte, aber er hatte nie darüber nachdenken wollen und es stets weit weggeschoben. Nur bei Phoebe war das nicht mehr gegangen... sie war anders gewesen. Verflucht, wieso hatte sie anders sein müssen?
Der Prinz nickte schweigsam, während ihm eine Flut an Erinnerungen durch den Kopf gingen. Oh, er hatte das echt nicht wissen müssen mit Kosta. Was sollte es bringen, dies zu wissen? Sie waren keine Familie wie Lady Tolarim ganz recht erkannte.
Sie fuhr jedoch fort, dass sie zu einer werden könnten. Kosta würde ihn lieben und Zucker würde den Jungen ja ebenfalls mögen. Das machte sie trotzdem nicht zu einer Familie.
"Ich habe kein Interesse an einer Familie", machte er klar. Zucker wollte nicht darüber nachdenken. Er hatte damit nicht mehr konfrontriert werden wollen. Wer hätte ahnen können, dass der Junge, der ihn andauernd in Schwierigkeiten brachte, durch Blut mit ihm verbunden war. Und ihn damit erneut in Schwierigkeiten brachte... Der Prinz schüttelte fassungslos den Kopf. Er war aufgestanden und wollte lieber gleich gehen. Er wünschte, die Königin hätte ihm dies nie gesagt. Wieso hatte sie es nicht für sich behalten? Adelige mochten doch ihre Geheimnisse.
Aber Lady Tolarim amüsierte sich anscheinend viel zu sehr über dieses Drama und grinste, dass es normal wäre, dass frisch gebackene Väter wenig Schlaf bekommen würde. Der Prinz blickte sie ungnädig an. Er war bestimmt nicht in Stimmung darüber zu scherzen.
"Ich bin kein Vater. Mag sein, dass ich ihn gezeugt habe", gab er wenigstens zu, "Aber das ist alles. Darüber hinaus haben wir nichts miteinander zu tun. Ich..." Er wusste nicht was er dazu noch sagen sollte. Ihm fehlten schlicht die Worte. Die Königin empfahl ihn mit Ulysses zu reden, der anscheinend öfter unerwartet Vater geworden wäre.
Der Dhemlaner schüttelte den Kopf. Er war kein Vater. Das hatte er doch gesagt. "Unerwartet ist es nicht. Aber ich habe nicht damit gerechnet je zu erfahren, welche der vielen Sklaven von mir stammen... und dann ausgerechnet er." Und ausgerechnet von Phoebe. Wenn er an die Dunkelheit glauben würde, so würde er sagen, sie hatte einen Sinn für Humor.

Wenigstens wusste Kosta nichts. Die Königin sagte, sie wüsste es selbst erst seit kurzem. Wenn Zucker wollte, konnte er sich also aus Kostas Leben davonstehlen und ihn vergessen. Mit dem Spruch wollte sie Zucker vielleicht provozieren, ihr das Gegenteil zu beweisen, aber es klang gerade sehr verlockend abzuhauen und nie mehr zurückzuschauen. Das war alles zu viel. Zucker hatte schon die Freiheit in greifbarer Nähe gewähnt. Ein unbeschwertes Leben weit weg von seinem ehemaligen Leben. Das hier machte alles zunichte. Er wollte nicht daran denken, was er als Sklave getan hatte.
Lady Tolarim wollte Kosta erst später von seiner Verwandtschaft erzählen, wenn er etwas hatte heilen können. Nach dem Krieg würde sie Nachforschungen über Kostas Vergangenheit anstellen.
"Müsst ihr ihm überhaupt etwas sagen?", fragte er, "Ich weiß nicht, was das bringen soll, wenn er weiß, wer ihn in Sklaverei geboren hat." Noch ein Grund wieso Zucker nie über seine Nachkommen hatte wissen wollen. Er bezweifelte, dass sie es ihm danken würden, wo sie geendet waren. Oder auf welche Weise manche von ihnen gezeugt worden waren. Nicht alle Sklavinnen hatten sich ihrem Schicksal ergeben...
Die Tatsache, dass Kosta als Sklave geendet war, zeigte Zucker, dass es Phoebe nie geschafft hatte, ihren Sohn aus der Sklaverei zu befreien. Was wohl aus ihr geworden war? Wahrscheinlich hatte man sie für ihre Versuche umgebracht. Er hatte sie davor gewarnt, aber wann hatte die sture Frau je hören wollen? Nun, er hatte sie nicht wirklich gekannt außer ein paar flüchtige Begegnungen so viele Jahre zuvor... es spielte keine Rolle. Es lag in der Vergangenheit und dort sollte es bleiben!
"Ihr habt euren lieben, ergebenen Sklaven. Alles andere sollten ihr vielleicht lieber ruhen lassen. Ich glaube nicht, dass irgendetwas gutes daraus kommt", sagte Zucker. Wollte sie etwa einen Stammbaum aufschreiben? Nachforschen aus welchen Zweigen Kosta kam? Zucker bekam dabei nur ein ungutes Gefühl. Seine erste Besitzerin hatte das auch immer sehr spannend gefunden...
"Ich bin nicht sein Vater und wenn ihr es ihm sagt, wird er sich bloß Hoffnungen machen." Der Prinz seufzte. "Er hat sich schon viel zu viele Hoffnungen gemacht." Und Kosta nahm sich immer alles so zu Herzen. Es war besser, wenn er nichts davon wusste. Dann konnte er auch nicht enttäuscht werden.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mi 5. Okt 2022, 19:52

Fast schon flehentlich fragte Zucker sie, ob sie Kosta überhaupt etwas sagen musste. Das hatte Timaris sich auch schon gefragt und sie hatte keine Antwort darauf. Nur ein vages Gefühl für richtig und falsch. Es war schwierig für sie, da sie ein ganz anderes Verständnis und Verhältis von Familie hatte, als zum Beispiel Eneas, der sofort eine Antwort auf diese Frage gehabt hätte. So war es auch faszinierend für sie, Yadriels Reaktion zu beobachten. Sie kam ihr so widersprüchlich vor. So voller Ablehnung. Aber nicht weil er Kosta nicht mochte. Sondern eher aus Angst als Vater zu versagen. Weil er selbst zu ahnen schien, dass Vater sein etwas Gutes und Wichtiges war. Weil er sich schämte, Kinder in die Sklaverei gebracht zu haben.

"Yadriël", sagte Timaris mit eindringlicher Sanftheit und erhob sich nun ebenfalls aus ihrem Sessel. Anmutig und hoheitsvoll. Im krassen Gegensatz dazu, fasste sie den Prinzen sanft an der Hand und drückte sie tröstend, während sie ihm tief in die Augen blickte. "Ihr seid nicht Schuld an dem Sklaventum Eurer Kinder." Sie war sich inzwischen ziemlich sicher, dass Zucker als Zuchtsklave missbraucht worden war. Ihr Gespür als Königin fühlte genau, dass sie einen sehr wunden Punkt bei dem aufgebrachten Mann vor ihr getroffen hatte. "Ihr seid noch nicht einmal an deren Existenz schuld." Sie gab seine Hand frei, als er sie unwohl zurück zog. "Und auch Kosta wird wissen, dass nicht Ihr daran Schuld seid, dass er ein Sklave ist, sondern ich." So wie es jetzt war, wusste Kosta jedoch gar nichts über seine Eltern und warum er als Sklave geboren worden war.

Zucker wehrte sich jedoch weiter dagegen. Riet ihr, es auf sich beruhen zu lassen, denn er glaubte nicht, dass irgend etwas gutes dabei herauskommen würde. Sie hätte doch ihren ihren lieben, ergebenen Sklaven. Timaris schmunzelte amüsiert bei der Beschreibung des sanftmütigen Kriegers. "Wenn Ihr damit Kosta meint, dann habt ihr ihn doch nicht so gut kennengelernt, wie ich dachte", lachte sie leise. "Ihr müsst hinter seine niedliche, verführerische Fassade schauen Prinz. Er ist so viel mehr als das." Und sie sagte gerade viel mehr, als sie es sich als Territoriumskönigin von Hayll eigentlich erlauben konnte. Sie sollte vielmehr den Prinzen abkanzeln und ihn fortschicken, um ihren Ruf zu wahren.

"Kosta macht sich immer Hoffnungen für diejenigen, die er mag", beruhigte sie Zucker trotzdem weiter. "Es macht ihn glücklich, wenn er Menschen glücklich machen kann. Was er aber bestimmt nicht tun wird ist, Erwartungen an Euch als Vater stellen. Er hat nie nach seinen Eltern gefragt oder deswegen Wünsche gehegt. Sie sind schlichtweg nicht existent für ihn. So als hätte er sich einfach in der Bibliothek, in der er aufgewachsen ist, zwischen all den Büchern materialisiert. Lange gab es für ihn noch nicht einmal eine Aussenwelt und als er das erste Mal einer richtigen Mutter begegnet ist, hatte er höllische Angst vor ihr. Nein, er wird euch nicht als Vater fordern, Prinz. Aber ich denke, es täte ihm gut zu wissen, warum er ein Sklave ist. Wenn er wüsste, dass seine Eltern keine Wahl gehabt hatten und ihn nicht einfach abgegeben hatten, weil er unerwünscht und ungewollt gewesen war. Es würde womöglich seine tiefsitzende Angst lösen, dass er plötzlich einfach abgeschoben wird. Eine Angst, die ihn Nachts schreiend erwachen lässt. Und vielleicht..." Timaris lächelte sachte. "Vielleicht bring es seine felsenfeste Überzeugung ins Wanken, dass er selber niemals Kinder haben darf, weil er es nicht wert ist. Dabei müsstet Ihr einmal sehen, wie er mit Kindern umgeht. Wie glücklich er dann ist."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mi 5. Okt 2022, 19:54

Die Königin stand nun auch auf und trat zu ihm, um ihn an der Hand zu fassen. Zucker sah sie irritiert an. Was sollte das? So vertraut waren sie nun wirklich nicht. Lady Tolarim sagte, dass er keine Schuld am Sklaventum seiner Kinder hätte. Der Prinz zog seine Hand unwohl fort. Er wollte nicht mit ihr darüber reden. Einer Adeligen, die womöglich einige in Sklaverei geborene Kinder besaß. Sie und ihresgleichen waren schuld daran, dass es solche Zuchtsklaven wie Zucker überhaupt gab.
Wenigstens leugnete die Hayllierin es nicht und sagte offen, dass sie Schuld daran wäre, dass Kosta ein Sklave sei. "Ihr und hunderte andere Adelige mit zu viel Zeit." Jahrhunderte, nein, Jahrtausende, die sie damit verbringen konnten, den perfekten Sklaven zu züchten. Zucker hatte erst viel zu spät darüber nachgedacht, bei welcher widerlichen Maschinerie er mitgemacht hatte. Er hatte sich viel zu spät gewehrt. Aber es war nunmal passiert und ließ sich nicht mehr ändern. Er hatte nicht darüber nachdenken wollen und am liebsten wäre er unwissend geblieben.
Er wollte auch gewiss nicht mit Kostas Besitzerin darüber reden. Zucker befürchtete, dass die Königin es nicht lassen konnte sich weiter einzumischen und Kosta es am Ende doch verraten würde. Vielleicht sogar, weil sie auf ihre verdrehte Weise dachte, es würde ihm helfen. Sie schien sich ja gerne um ihn zu sorgen.
Als Zucker sie drängte, die Sache auf sich beruhen zu lassen, wo sie ja ihren lieben, ergebenen Sklaven hätte, schmunzelte die Adelige. Kosta wäre viel mehr als seine niedliche, verführerische Fassade. "Das weiß ich auch. Der Kerl ist störrisch und temperamentvoll", schnaubte der Prinz, "Aber ergeben ist er euch. Ich habe miterlebt, was er alles für euch gemacht hat. Dinge, weswegen er sich am liebsten umgebracht hätte. Es schwirren genug schwere Dinge in seinem hübschen Köpfchen rum. Da muss er das mit mir nicht auch noch wissen." Aber es war schwer zu sagen, dass die Königin sich nicht einmischen sollte, wo Kosta praktisch gesehen ihr Eigentum war. Wenn sie Kosta von seinem Erzeuger erzählen wollte, konnte Zucker sie schlecht aufhalten.
"Wer weiß auf welche Gedanken ihn das bringt..", murmelte der Dhemlaner und wollte sich abwenden.

Lady Tolarim glaubte aber, Kosta würde keine Erwartungen haben. Es würde den Krieger glücklich machen, wenn er andere glücklich machen konnte. Zucker nickte. Ja, das hatte er selbst mitbekommen. Deswegen hatte Kosta sich wahrscheinlich auch für Zucker diese Papiere gewünscht anstatt selbst etwas für sich zu verlangen.
Er hätte nie nach seinen Eltern gefragt und als er das erste Mal einer richtigen Mutter begegnet sei, hätte er höllische Angst vor ihr gehabt. Zucker seufzte.
"Er hatte eine richtige Mutter", sagte er. Wahrscheinlich war Kosta zu klein gewesen, um sich daran zu erinnern. "Sie war nicht wie die anderen..." Der Prinz sprach nicht weiter darüber. Er hatte nur nicht zuhören können, dass Phoebe nicht existent gewesen war. Das wenige was Zucker über Familie wusste, wusste er von Phoebe und so hatte er sie verteidigen müssen. Sie war bestimmt eine richtige Mutter gewesen. Wer weiß wie Kosta wäre, wenn sie Gelegenheit gehabt hätte, ihn aufzuziehen...
"Ich denke, es täte ihm gut zu wissen, warum er ein Sklave ist", sagte die Königin und ließ andeuten, dass Kosta vermutete, seine Eltern hätten ihn abgeschoben und er wäre ungewollt gewesen. Deswegen hätte er unbewusst weiterhin die Angst, dass er plötzlich erneut abgegeben werden könnte.
"Und ihr wollt diese Angst lösen?", fragte Zucker skeptisch, der sich das nicht so recht vorstellen konnte. Wenn Kosta Angst hatte weggegeben zu werden, so würde er immer bei der Königin bleiben wollen. Das konnte ihr ja gerade recht kommen. Aber vermutlich würde Kosta auch so bei ihr bleiben wollen. Er hatte gesagt, es wäre seine Königin. Also die, der er dienen wollte. Wenn er meinte. Zucker hatte genug davon, Adeligen zu dienen.
Lady Tolarim hatte aber noch ein anderes Argument dafür, warum Kosta von seiner Herkunft wissen sollte. Bisher würde Kosta glauben, dass er es nicht wert sei Kinder zu haben. Dabei wäre er so glücklich, wenn er mit Kindern umgehen konnte. Das hatte Zucker selbst beobachtet, als Kosta mit Lhal gespielt hatte. Kosta schien eine Familie zu wollen, selbst wenn er es nicht vor sich oder anderen zugab.
Dennoch machte Zucker das Argument wütend. "Und was soll das bringen, wenn er weiß, woher er kommt? Jedes Kind, das er zeugt, wird so enden wie ich. So enden wie er. In Sklaverei. Ihr klingt so, als würdet ihr euch sehr um eure Sklaven kümmern. Wollt ihr ihn dann mit dieser Bürde belasten?"
Er schüttelte den Kopf. Was redete er überhaupt darüber? Es konnte ihm egal sein. Er wollte sich nicht damit befassen.
"Glaubt mir, manchmal ist es besser im Unwissen zu bleiben. Ich seh schon, dass ihr ihm helfen wollt, aber manchmal richtet man dadurch mehr Unheil an als man gutmacht." Kosta sollte das selbst auch wissen. Wie oft hatte ihm der Kleine nicht schon helfen wollen und damit alles noch schlimmer gemacht.
"Ich würde jetzt gerne gehen. Ich bin müde und ihr habt mir einiges zum Nachdenken gegeben." Höflich ausgedrückt. Im Grunde hatte Zucker alles andere vor als darüber nachzudenken. Er wollte sich besaufen und dann einschlafen.
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