Zucker gab zu, dass er wusste, dass hinter Kostas süsser, ergebener Fassade ein starker, tempramentvoller Krieger steckte. Ein Mann, der ihr dienen mochte. Nicht einfach nur ein höriger Sklave. Was Kosta jedoch auch dazu gebracht hatte, schlimme Dinge zu tun. Dinge, weswegen er sich nun am Liebsten umgebracht hätte. Deswegen war der Prinz der Meinung, dass Kosta nichts von ihm zu wissen brauchte. Timaris interpretierte es jedoch nur als Ausrede des Prnzen, weil er sich von der Verantwortung überfordert fühlte. Das sprach ja schon einmal für Zucker. Dass er das Ehrgefühl hatte und dachte er müsste Verantwortung übernehmen, wenn Kosta wüsste, dass er sein Vater sei.
"Ja, er ist mir ergeben", bestätigte Timaris stolz auf ihren loyalen, tapferen Krieger. "Ich weiss auch, was er alles für mich gemacht hat." Sie wusste alles. "Ich weiss sogar, was ihr für ihn und damit indirekt für mich gemacht habt." Aber genau wie Zucker wollte Kosta das nicht an die grosse Glocke hängen und erwartete auch keinen Dank oder Belohnung dafür. Also liess Timaris das Thema ruhen. Dass Zucker jedoch Kostas Vater war und die beiden etwas Familienglück verdient hatten, war eine ganz andere Sache, die sie nicht einfach so auf sich beruhen lassen wollte.
Um Zucker seine Furcht vor Kostas Erwartungen zu nehmen, erklärte sie ihm, dass der Krieger wohl gar keine hätte. Er war glücklich, wenn er andere glücklich machen konnte. Nach seinen eigenen Eltern hatte er nie gefragt. Wie als hätte Kosta gar keine und sei eines Tages einfach so aus dem Nichts aufgetaucht. Überraschenderweise wandte da der Prinz ziemlich resolut ein, dass Kosta eine richtige Mutter gehabt hätte. Sie sei nicht, wie die anderen gewesen. Timaris lächelte.
"Dann erzählt ihm von ihr", forderte sie den Prinzen auf. "Wenn Ihr es nicht tut, wird sie in Vergessenheit geraten und weiterhin nicht existent für Kosta sein." Timaris erklärte ihm, dass es Kosta gut tun würde, zu wissen, was mit seinen Eltern war. Sie hoffte, dass es seine tiefe Angst beruhigen würde, plötzlich abgeschoben zu werden. Zucker fragte schon fast unverschämt skeptisch, ob sie diese Angst lösen wolle. "Ja, das möchte ich", bestätigte sie trotzdem ruhig. Der Dhemlaner musste es nicht verstehen können. Doch er sollte es wissen.
Timaris wollte, dass Kosta glücklich wurde. Am Besten mit Eneas zusammen. Auf ihrer Pirateninsel, mit vielen Freunden und noch besser mit Kindern. Kosta liebte Kinder. Schon immer und er hatte von Anfang an gut mit ihnen umgehen können. Leider schien er sich selbst nicht für wertvoll genug anzusehen, dass er selber Kinder haben durfte. Das sagte sie dem Prinzen, in der Hoffnung, dass wenn Kosta von seinen Eltern erfuhr, er sah, dass man auch als Sklave lieben und Kinder haben durfte. Zucker wurde ob dieses Arguments nur sehr wütend. Die Königin liess sie davon jedoch nicht irritieren.
"In Hayll nicht mehr", stellte sie deutlich klar. "In Hayll sind Kindersklaven verboten und jedes Kind, welches von einem Sklaven geboren oder gezeugt wurde, ist ein freier Mensch. Kostas Kinder wären ganz offiziel frei, Prinz. Da wo er lebt sowieso. Es mag sein, dass es Kosta erstmal bedrückt, wenn er davon erfährt, dass Ihr sein Vater seid. Doch manche Dinge müssen einfach gesagt werden. Langfristig ist es für ihn das Beste und ich denke, für Euch auch. Selbst wenn ihr jetzt am liebsten davon rennen wollt." Zucker wollte jetzt tatsächlich gerne geben. Er sei so müde und hätte einiges zum Nachdenken.
"Erholt Euch gut, Prinz", entliess die Königin den armen, überforderten Zucker freundlich. "Denkt nach und handelt so, wie Ihr denkt, dass es das Richtige ist. Ich werde es ebenfalls. Ihr müsst jetzt auch nicht fliehen, nur weil Kosta nicht im Palast ist. Überstürzt nichts und wenn ihr etwas ausleihen möchtet für Eure geplante Reise, ich weiss, Ihr wollt nichts geschenkt, dann geht zu Laree mit Euren Wünschen. Sie wird es Euch organisieren. So und ich werde mich nun endlich mit den Wünschen Eurer Kameraden befassen. Die warten schon eine ganze Weile und sind wohl ziemlich nervös deswegen." Frech zwinkerte sie Yadriel zu, liess noch einmal die Hexe vom vergangenen Abend durchschimmern, bevor sie ihn in dem Salon alleine zurück liess.
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