Go to footer

Unerwartete Geschenke der Vergangenheit





Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » So 2. Okt 2022, 20:19

Kaum hatte Kosta das kleine Mädchen gesehen, schien er alles andere zu vergessen. Er beteiligte sich auch nicht mehr an dem Gespräch, das sich ja eigentlich um ihn drehte. Stattdessen schien er viel lieber Lhal auf den Arm zu nehmen und mit ihr zu spielen. Das Mädchen kicherte und jauchzte dabei.
Tiger besah sich dies zunächst noch aggressiv und beschützerisch, aber Ebonie hielt ihn ab einzuschreiten. "Siehst du? Deine Tochter hat für dich entschieden", sagte sie, "Zucker hat recht. Vergib ihm. Du weißt am besten wie es ist große Schuld in sich zu tragen..."
Zucker vermutete, dass sie damit den Grund meinte wieso Tiger in den Salzminen gelandet war.
Der Kriegerprinz grollte noch leise, aber er nahm Lhal nicht wieder Kosta weg. Zucker glaubte auch nicht, dass dies möglich gewesen wäre, so friedlich und vergnügt wie die beiden spielten. Kosta wirkte ganz in seinem Element. So glücklich hatte der Prinz den sonst oft melancholischen Krieger selten erlebt.
"Du hättest Kindermädchen werden sollen", sagte Zucker. Ihm war nicht klar gewesen wie sehr Kosta Kinder mochte. Es war seltsam anzusehen, aber das lag eher daran, dass Zucker nichts mit Kindern anfangen konnte und es ihm insgeheim vor ihnen graute. Er wollte nichts mit ihnen zu tun haben.
"Er ist ein sehr gutes Kindermädchen", bestätigte Ebonie. "Besser als der arme Hyacinthos. Wollen wir frühstücken?" Sie deutete zu einem gedeckten Frühstückstisch. Zucker setzte sich, während Kosta mit Lhal nachkam. Das Mädchen wollte nicht in ihren eigenen Sitz und lieber bei dem Krieger auf dem Schoß herumhampeln und hüpfen.
Zucker war gerade dabei sich ein Brot mit Schinken zu belegen, als die Kleine neugierig an seinem Arm zupfte. Irritiert blickte der Prinz auf und zog hastig seinen Arm fort. Tiger musste lachen.
"Sie wird dich nicht beißen", sagte er, "Nicht gleich sofort."
"Ich bin nicht so der Familienmensch", wehrte Zucker ab. Er konnte vermutlich an einer Hand abzählen wie oft er einem so kleinen Kind wie Lhal nahe gewesen war. Der Prinz hatte keinen Begriff über das Leben und Bedürfnisse so einer kleinen Person. Und ganz gewiss auch kein Interesse daran.

Er aß sein Brot. "Heißt das, du wirst jetzt ein zahmer Hauskater?", zog er den Kriegerprinz auf, aber dieses Mal ließ er sich nicht provozieren.
"Du kannst mich nicht reizen mit dir nach Raej zu gehen", wehrte Tiger ab, "Rashar hat nichts anderes als den Kampf. Ich dachte, ich wäre auch so, aber nun mit Lhal.. und dem anderen unterwegs..." Er lächelte. "Ich bin durch mit Raej."
"Und das Tor? Sion wird nicht aufgeben", beharrte Zucker, der nicht recht akteptieren konnte wie sich sein alter Kumpane so plötzlich gewandelt hatte.
Tiger warf ein Schinkenröllchen hinüber zu Lhal, die begeistert danach haschte und es in einem Rutsch vertilgte. "Hayll hat eine große Armee. Sie werden schon gewinnen. Ich will nichts mehr mit Sion zu tun haben. Genug Kerker.. genug."
Zucker beobachtete den wilden Kriegerprinzen und sah einen Anflug von Angst. War es das? Angst wieder in Sions Hände zu geraten und erneut gequält zu werden? Zucker wusste, dass Tiger in Dunrobin Castle am schlimmsten zugesetzt worden war. Der Prinz zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht hast du recht", sagte er und aß weiter. Eine kleine Hand tastete hinüber zu seinem Teller. Zucker schob ihn etwas außer Reichweite. Kosta erledigte anscheinend sowieso eine gute Arbeit, Lhal zu füttern. Da musste sie nicht auch noch an Zuckers Teller. Nur hatte der Prinz nicht damit gerechnet, dass ihn das Mädchen nun mit großen Augen und zitternder Unterlippe ansah.
"Hey, das ist mein Frühstück. Du hast dein eigenes", verteidigte sich der Prinz. Aber der Tonfall ließ die Kleine erst recht weinen. Ein hohes, quäkendes Geräusch, das Zucker schnell auf die Nerven fiel. Er wollte damit nichts zu tun haben.
"Du hast nicht oft mit Kindern zu tun oder?", fragte Ebonie.
"Das ist das zweite Mal und es ist genauso ein Desaster wie das erste", sagte Zucker.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


von Anzeige » So 2. Okt 2022, 20:19

Anzeige
 


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Mo 3. Okt 2022, 05:43

"Ich bin mir sicher, dass Hyacinthos hervorragend gemacht hat", beteuerte Kosta, nachdem er den Namen des Prinzen gehört hatte. "Er hat Lhal auch sehr gern." Das hatte ihm der Adelige schon gesagt, bevor Kosta abgereist war. "Vielen Dank, dass ich hier sein darf. Ich wollte mich nicht aufdrängen." Entschuldigte er sich bei Tiger, der ihn nicht wirklich hier haben wollte. Zucker hatte ihn nur so erstaunlich bestimmend mit sich gezogen und da Kosta Lhal wirklich gerne sehen wollte, hatte er sich nicht ernsthaft dagegen wehren können.

Danach mussten die anderen Erwachsenen erst einmal wieder eine Weile auf ihn verzichten, da seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf Lhal lag. Kosta wollte sie in ihr Sitzchen setzen, doch wie so oft, wollte sie das nicht. Viel lieber sass sie auf seinem Schoss. Dem Krieger war das sehr recht. Leise mit ihr plaudernd setzte er sich auf seinen Stuhl und schaute sich auf dem reich gedeckten Tisch nach einem geeigneten Frühstück um. Lhal fand, dass Zuckers Schinkenbrot sehr lecker aussah. Mit der Selbstsicherheit eines Kleinkindes, zupfte Lhal fordernd am Ärmel des Prinzen. Zu Kostas Überraschung zuckte dieser eher erschrocken zurück.
Besorgt schaute Kosta, ob etwas passiert war, konnte jedoch nichts entdecken. Tiger klärte es lachend auf. Zucker hatte anscheinend befürchtet, dass Lhal ihn beissen täte. Wieder machte Kosta grosse Augen. Natürlich war ihm klar, dass viele Sklaven, gerade Lustsklaven, nicht oft in die Nähe von kleinen Kindern kamen. Aber, dass Zucker so gar keine Ahnung hatte, erstaunte ihn schon. Selber hatte er auch nicht viel gewusst, war bei dem Anblick von Laertes jedoch gleich verzaubert gewesen. Zucker schien es jedoch eher Angst einzujagen.

Damit Lhal nicht unglücklich wurde, bekam sie von ihrem Vater etwas Schinken und auch Kosta fütterte sie hingebungsvoll, bereitete ihr kleine Häppchen, die sie probieren konnte. zu Raej sagte er nichts. Er konnte beide Parteien gut verstehen. Der Wunsch die Welt zu retten gegen den Wunsch endlich ein Vater für sein Kind zu sein. Er wüsste nicht, für welche Seite er Partei ergreiffen sollte. Also kümmerte er sich lieber um Lhal. Aber wie das nunmal so war mit Kleinkindern, fand sie das am spannendsten, was sie nicht haben durfte. Womit sie Zucker nur noch weiter zu überfordern schien, der sein Frühstück klar verteidigte. Prompt fing Lhal zu weinen an.
"Das hier ist doch kein Desaster", beruhigte Kosta den Prinzen liebevoll. "Ihr Beide wurdet einander nur noch nicht vorgestellt und habt noch nicht Freundschaft geschlossen. Lhal, nicht weinen. Du bekommst doch dein Frühstück", tröstete er auch das Mädchen. "Schau mal, Lhal, wenn du Zucker etwas von deinem Frühstück abgibt, bekommst du im Gegenzug vielleicht auch etwas von seinem. Komm, wir versuchen es einmal." Aufmunternd lächelte er sie an. Lhal wurde vor lauter Überraschung über eine neue Vorgehensweise von ihrem Weinen abgelenkt. Kosta nutzte die Gunst des Momentes, nahm ihre kleine Hand und tat einen Schnitz hart gekochtes Ei hinein. Dann hielten sie es gemeinsam zu dem Prinzen neben ihnen hin.
"Lieber Zucker", sagte Kosta mit kindlicher Stimme für Lhal. "Bekomme ich bitte etwas von deinem Frühstück? Du darfst dafür gerne auch etwas von meinem haben." Die kleine Hexe konnte es nicht wirklich sagen, doch sie machte aufgeregt Geräusche, um Kostas Worte zu unterstützen. Weinen war jetzt gar nicht mehr so interessant. Zumindest nicht so interessant wie dieser Tauschhandel.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mo 3. Okt 2022, 08:43

Kosta schien das Geschrei nicht viel auszumachen und erklärte, dass es schon besser würde, wenn Lhal und Zucker sich miteinander bekannt machen und Freundschaft schließen würde. Der Prinz wusste herzlich wenig wie man mit so einem kleinen Kind Freundschaft schließen sollte, aber hauptsache, sie hörte auf so laut zu weinen und ihn so enttäuscht anzugucken. Das war ja nicht zum aushalten. Zucker wollte das jedenfalls nicht sehen und er überlegte schon, ob er sich dem weiteren Frühstück irgendwie entziehen könnte.
Kosta war inzwischen dabei, das Mädchen zu beruhigen und schlug ihr vor, dass sie etwas von ihrem Frühstück abgeben könnte, um so mit Zucker zu tauschen. Skeptisch besah der Dhemlaner sich das ganze.
"Ich wollte nicht, dass sie anfängt zu heulen", verteidigte er sich. Kosta hatte es geschafft Lhal etwas zu besänftigen und gemeinsam mit ihr hielt er Zucker nun ein Stück Ei entgegen. Aha, er sollte sich nun also auf diesen Tauschhandel einlassen. Nun, wenn das den Frieden wieder herstellen würde. Sehr behutsam nahm er den Schnitz Ei aus der kleinen Hand von Lhal.
"Danke", sagte er und kam sich sehr komisch dabei vor. Lhal sah zu wie ihr Eistück verschwand, aber als erstmal weiter nichts passierte, blickte sie wimmernd hoch zu Kosta ehe sie auf Zucker deutete und erneut sich anbahnte, dass aus ihrem leisen Schniefen wieder ein lautes Heulen würde. Rasch nahm Zucker seine Brötchenhälfte und packte sie auf Lhals Hand.
"Da, aber mehr hab ich jetzt nicht mehr", sagte er und hoffte so, dass er der ungewollten Aufmerksamkeit des kleinen Kindes entkommen konnte.
"Du hättest ihr doch nicht dein ganzes Brötchen geben müssen", sagte Ebonie.
Tiger grinste. "Ich wusste nicht, dass du Angst vor kleinen Kindern hast", scherzte er. Zucker blickte ihn unwillig an.
"Habe ich nicht", erwiderte er, "Ich will nur nichts mit ihnen zu tun haben", sagte er vielleicht etwas zu schroff. Es war ihm auch egal, dass Lhal das Brötchen mit großen Augen anguckte und dann zu strahlen begann und wieder aufgeregt plapperte.

"Kosta kann das viel besser", stellte Zucker fest. Der Krieger schien ein Talent dafür zu haben. Schade eigentlich. Als Sklave würde er nie eine eigene Familie haben und er wirkte so, als hätte er gerne eine. Zucker fragte aber nicht danach. Er wollte nicht auch noch Salz in die Wunde streuen.
"Du brauchst nur etwas Übung", bemerkte Ebonie mit Augenzwinkern.
Der Dhemlaner schüttelte vehement den Kopf. "Verzichte. Wo würd ich denn die Zeit hernehmen zwischen all meinen Heldentaten?", versuchte er lieber zu scherzen. "Raej als nächstes. Ich will so schnell wie möglich aufbrechen. In drei Tagen am besten." Das sollte hoffentlich reichen, um sich eine Ausrüstung zu besorgen und die anderen zu überzeugen mit ihm zu kommen. "Bis dahin kannst du es dir noch überlegen."
Zucker konnte sich immer noch nicht recht vorstellen, dass Tiger dann nicht aufkreuzen würde. Er war immer an Rashars Seite gewesen. Sie konnten Sions Pläne ein für allemal vereiteln.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Mo 3. Okt 2022, 18:08

Es brauchte noch ein Weilchen und etwas Überzeugungskraft, bis Zucker auf den Frühstückstausch mit Lhal einging. Er schien sich ganz unwohl dabei zu fühlen und tat dem Mädchen nur deshalb den Gefallen, mit ihm zu tauschen, damit es aufhörte zu weinen. Nachdem es geklappt hatte, schien er kurz der Panik nahe und Kosta gab sich Mühe, Lhal von ihm abzulenken, damit sie sich nicht weiter für den schönen Prinzen interessierte und ihm zusetzte. Glücklicherweise schien sie ganz zufrieden mit dem Brot zu sein, welches sie sich ergattert hatte. Auch wenn sie normalerweise lieber Fleisch ass.

"Du musst ja auch nichts mit ihnen zu tun haben", versicherte Kosta mit einem sanften Lächeln, während er Lhahl behutsam auf seinem Schoss hielt. "Jeder hat andere Stärken", verteidigte er Zucker vor Lady Tyrelli und Prinz Amaya. Sie sollten Zucker nicht so necken, weil ihm unwohl in der Nähe von Kindern war. Schliesslich wussten sie nicht, woher das kam. Kosta wusste es auch nicht. Doch er wusste, dass das nichts schlimmes war und Zucker sich deswegen nicht zu schämen brauchte. Freundlich lächelte er ihm noch einmal zu, bevor er sich wieder Lhal widmete und den anderen erwachsenen nicht mehr wirklich zu hörte. Es ging ohnehin nur darum, dass Zucker nach Raej wollte, was Kosta voller Sorgen machte. Nur wusste er, dass er es nicht würde verhindern können. Er konnte nur dafür sorgen, dass Zucker so gut vorbereitet nach Raej reiste, wie es nur ging. Kosta würde sein Bestes geben.

"Danke, dass du mich mitgenommen hast", wagte er sich scheu zu bedanken, nachdem sie sich nach dem Frühstück von der kleinen Familie verabschiedet hatten und wieder durch die Gänge gingen. Kosta wollte Zucker am liebsten bei Nathaniel abliefern, damit dieser ihn ganz gewissenhaft trainierte. Jetzt aber schob er vorsichtig seine Hand in die des Prinzen, um sie ihm zum Dank sachte zu drücken. "Es war schön, Lhal noch einmal sehen zu dürfen. Ohne deine Hilfe, hätte Prinz Amaya das sicherlich niemals zugelassen. Danke. Ich bin so froh, dass sie zueinander gefunden haben. Das tut Vater und Tochter sehr gut. Sie sahen glücklich aus." Selber ganz aufgekratzt schmiegte er sich an Zucker und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
"Aber ich weiss, du willst lieber zu Prinz Rashar und die Welt retten", fuhr er wehmütig fort. "Gehst du heute wieder zu Nathaniel, um mit ihm zu trainieren? Am Nachmittag könnten wir weiter deine Fähigkeiten mit der Juwelenkunst ausbauen. Oder umgekehrt. Erst Juwelenkunst- und dann Kampftraining", schlug er innig vor. "Hast du schon eine Liste von Dingen gemacht, die du für deine Ausrüstung brauchst? Dann kann ich dir die Sachen organisieren. Ich... hmmmm..." Kosta zögerte. "Ich sollte wohl nur demnächst zum Haushofmeister gehen. Aber dann bin ich wieder ganz für dich da." Momentan wurde er ohnehin nicht von Timaris gebraucht. Zu Prinz Asar wollte er jedoch, um herauszufinden, wie der Prinz zu ihm stand. Ob er ihn als Timaris Sklave wieder ignorierte oder ob er weiter Ansprüche auf ihn stellte oder ob es gar gefährlich für Kosta werden würde, wenn er wieder in den Palast käme.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mo 3. Okt 2022, 18:12

Eine wirkliche Zusage konnte er Tiger einfach nicht entringen, auch wenn der Kriegerprinz sagte, dass er natürlich nicht wollte, dass Rashar und den anderen in Raej etwas passierte. Aber es war scheinbar nicht genug, dass er seine Tochter alleine ließ. Zucker konnte dies einfach nicht verstehen. Er war irgendwie froh, als sie das Frühstück beendeten und er mit Kosta gehen konnte. Er fühlte sich leicht angespannt und er wollte nicht länger als nötig in dem Palast bleiben. Dabei hatte er ihn ursprünglich überhaupt nicht betreten wollen... wie hatte er sich dazu nur wieder einwickeln lassen?
Dann spürte er plötzlich Kostas Hand an seiner und wusste wieder wieso. Der schöne Krieger wirkte ganz aufgedreht und freute sich darüber, dass er Lhal hatte sehen können. "So kleine Kinder erinnern sich doch an kaum etwas", sagte Zucker. Das Mädchen hätte es sicherlich bald wieder vergessen. Weswegen er noch weniger verstand wieso Tiger unbedingt bei dem kleinen Kind bleiben wollte, wo es ja sowieso kaum etwas mitbekam.
Kosta sah das anders und freute sich auch, dass Lhal nun ihren Vater hätte. Das würde ihnen beiden gut tun. Sie wären so glücklich. Kosta drückte sich prompt an Zucker heran und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"Womit hab ich das denn jetzt verdient?", fragte der Prinz, ließ es sich aber gefallen.
Der Krieger beklagte, dass Zucker bald wieder zu Rashar wollte. Der Dhemlaner nickte. "Und du bleibst schön hier und rennst mir nicht wieder nach", stellte er klar, da er dies durchaus befürchtete. "Du brauchst Erholung. Mir kommt so vor, du bist als Kindermädchen hier gut aufgehoben." Das schien Kosta zu gefallen. Er wirkte gerade selbst ganz glücklich.

Der Krieger machte lauter Pläne in was für Unterricht er Zucker alles einspannen könnte. Erst ein Kampftraining, dann die Juwelenkunst, oder nein, vielleicht sogar umgekehrt. Und dann fehlte ja auch noch die Ausrüstung. Wahrscheinlich hoffte er, dies auf Monate ausdehnen zu können. Wenn Zucker dann perfekt vorbereitet war, wäre der Krieg vorbei.
"Neue Kleidung", sagte der Prinz sofort. "Eine Decke, Proviant, ne Feldflasche... Waffen, etwas Geld", fiel ihm noch ein. Vielleicht musste er jemanden bestechen, wenn seine Überredungskunst allein nicht weiterhalf. "Ich komme wieder und zahl es dir wieder zurück", versicherte er Kosta. Der Krieger sollte nicht so tun, als würde Zucker ans Ende der Welt reisen. Es waren nur Raejs schwül-feuchte Dschungel und Zucker hatte nicht das Bedürfnis dort draufzugehen.
Kosta verschob das Juwelenkunsttraining für den Moment und druckste herum, dass er zum Haushofmeister gehen sollte. Zucker verzog das Gesicht leicht. Er hatte Kosta vielleicht sein Schweigen verziehen, aber dem Haushofmeister gewiss nicht, wie er sie hereingelegt und ihren Tod in Kauf genommen hatte.
"Der Kerl ist nicht gut für dich", sagte Zucker. Er zuckte mit den Schultern. Das musste Kosta selbst wissen. Vielleicht hatte er auch keine andere Wahl und musste den Prinzen aufsuchen. "Dann bring mich zu.. wie hieß er noch? Nathaniel", fiel Zucker ein.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Mo 3. Okt 2022, 18:57

"Aber sie erinnern sich an die Wärme, die Liebe und die Geborgenheit, die du ihnen entgegen gebracht hast", erklärte er Zucker, der nicht so ganz verstand, warum alle so begeistert von Lhal waren. "Auch wenn sie sich nicht an den Tauschhandel erinnern wird, so wird sie sich daran erinnern, dass du zwar ein zögerlicher, komischer, aber eigentlich ganz lieber Kerl bist. All diese guten Erfahrungen als kleines Kind werden ihr später helfen, Freundschaften aufzubauen, vertrauen und lieben zu können. Alles Dinge, die das Leben unglaublich viel schöner machen."
Aufmunternd aber auch etwas mitfühlend lächelte Kosta den Prinzen an. Bestimmt war dieser so zurückhaltend, weil er als Kind all diese schönen Dinge hatte entbehren müssen. In die Sklaverei geboren zu werden, nahm einem sehr viel weg. Kosta machte ihm deswegen keine Vorwürfe. Er wünschte sich nur, dass Zucker sich nicht mehr wegen so vieler Dinge unwohl würde fühlen müssen. Wenigstens schreckte dieser nicht gleich zurück, als er ihn sachte auf die Wange küsste.
"Damit, dass du mich zu Lhal mitgenommen und dafür gesorgt hast, dass Prinz Amaya mir nicht den Umgang mit ihr verbietet", erklärte er freudestrahlend, womit Zucker sich diesen Kuss verdient hatte. Gleich darauf verschwand sein Lächeln wieder und er schüttelte traurig den Kopf. "Nein, ich werde dir nicht wieder nachrennen", versprach er ihm unglücklich. Eneas würde ihm nur wieder folgen und das wollte Kosta keinesfalls verantworten. Er konnte diese Schuld nicht auf noch auf sich laden.

Weil er nicht mit Zucker mitkommen konnte, wollte er den Prinzen wenigstens so gut wie möglich vorbereiten. Ihm Ausrüstung verschaffen und ihn in den drei verbleibenden Tagen so gut wie möglich trainieren. "Komm einfach zurück", bat Kosta flehentlich. Zucker musste ihm nichts zurück zahlen. Selbst wenn er es gekonnt hätte. Dem Krieger war nur wichtig, dass der Prinz, zu dem er sich so hingezogen fühlte, am Leben blieb. Selbst wenn er nicht zurück kam. Er sollte einfach in Freiheit und Glück leben können.

Zucker machte sich dafür im Gegenzug zu ihm Sorgen darum, dass Kosta zu Prinz Asar ging. Er wäre nicht gut für ihn. Kosta konnte dem nicht widersprechen. Doch er musste wissen, woran er bei dem Haushofmeister war. Ob dieser ihn verfolgen und töten lassen würde, dafür was Kosta alles über ihn wusste, was er mit ihm erlebt hatte. Konnte Kosta auch in Zukunft gefahrlos in den Palast begeben und wenn ja, würde Prinz Asar weitere Püppchendienste von ihm verlangen? Es war unbeschreiblich heiss und erfüllend, sich dem Prinzen hingeben zu dürfen. Doch Eneas würde dies nicht gefallen. Kosta wusste zwar nicht, wie es weiter gehen würde. Dennoch hatte er das untrügliche Gefühl, dass er sich nicht lange hier im Palast verstecken würde können. Eneas würde ihn nach draussen und zu sich zwingen. Schon nur, weil Kosta ihn in Sicherheit wissen wollte. Trotzdem hatte Kosta grosse Angst davor. Er würde Eneas nur weiter weh tun, weil er ihm nicht bieten konnte, was dieser sich von ihm wünschte. Es waren zu widersprüchliche Wünsche. Sie...
Kosta erbebte und zwang sich, nicht weiter darüber nachzudenken. Es zerisse ihn sonst nur. Es tat schon so genügend weh. Lieber stellte er sich einfacheren, wenn auch nicht ungefährlicheren Dingen. So ging er zielstrebig zu Prinz Asars Arbeitszimmern, nachdem er Zucker bei Nathaniel abgeliefert hatte. Unterwegs strich er seine Uniform nochmals glatt und überprüfte in einem Spiegel seine Frisur. Es sass alles tadellos. Mit der Ausnahme natürlich, dass die Uniform ihm etwas zu weit war. Normalerweise war er nicht so mager, hatte mehr Muskeln am Leib. Doch da er nichts kleineres zum Anziehen hatte, hoffte er, dass es den Prinzen nicht zu sehr stören würde. Höflich fragte er vor dem Arbeitszimmer einen der Diener an, ob der Haushofmeister ihn zu sehen wünschte. Jetzt oder zu einem passenderen Zeitpunkt.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » Mo 3. Okt 2022, 19:10

Nach dem Gespräch mit Timaris hatte sich Ayden zurückgezogen, um sich wieder seiner Arbeit zu widmen. Es wollte ihm nicht so schnell gelingen wie früher. Das viele Regenerationstraining erschöpfte ihn viel zu früh und spätestens am Nachmittag war er so müde, dass er nicht anders konnte, als einen Stärkungstrank zu nehmen, um auch nur annähernd wach zu bleiben und weiterzuarbeiten. Seine Schwester hielt wenig davon und wollte, dass er sich lieber hinlegte. Ayden kam es vor, als hätte sie sich durch die Rolle, die sie zu spielen gehabt hatte, etwas mehr Selbstbewusstsein angeeignet. Und er selbst war zu erschöpft und eingeschränkt, um seiner Wut über ihr aufmüpfiges Verhalten freien Lauf zu lassen.
Irgendwann gab er nach und legte sich schon am frühen Abend hin. Ihm war schwindlig und er hatte überall Muskelkater vom Training. Früher wäre ihm das nicht passiert. Früher...
Während ihm die Augen zufielen dachte er an Zorya. Sie war zwar tot, aber der Prinz schaffte es nicht, sie aus seinen Gedanken zu vertreiben.

Am anderen Morgen absolvierte der Haushofmeister eine weitere erschöpfende Trainingseinheit, aber er konnte nicht mehr als ein paar Schritte an den Stangen bewältigen, als sein Körper bereits aufgab. Es erzürnte ihn über die Maßen. Gerade weil er seinen eigenen Körper nicht zu mehr zwingen konnte. Er konnte jeden anderen zwingen, aber anscheinend nicht sich selbst.
Ayden arbeitete danach in seinem großen Arbeitszimmer weiter, bearbeitete Unterlagen und Berichte. Er empfing auch den ein oder anderen, der sich für eine Audienz angemeldet hatte. Er vermisste Rhiarda Malatestes Namen dabei auf der Liste. Seine Lähmung hatte sich inzwischen herumgesprochen und sie schien die schöne Priesterin davon abzuhalten, ihn weiter zu verfolgen. Es sollte Ayden recht sein. Anderseits vermisste er ihren heißen Körper. Er hatte seit Tagen keinen Sex mehr gehabt, was er alles andere als gewohnt war und es machte sich darin bemerkbar, dass er mit dunklem, aggressiven Blick jede Frau beäugte, die in seine Gemächer trat. Nur hielt der Prinz sich zurück. In seinem jetzigen Zustand war ohnehin nicht daran zu denken.
Während Ayden einen Bericht las, versuchte er mit dem linken Arm gleichzeitig eine Eisenhantel anzuheben und seine Armmuskeln zu trainieren. Es war keine der schweren Hanteln, die er normalerweise benutzte, sondern nur ein kleines Gewicht, aber bereits dies ließ ihn zittern. Der Prinz legte die Hantel beiseite, lehnte sich zurück, als ein Diener hereinkam und ihm sagte, dass es jemanden gäbe, der ihn sehen wollte.
"Nicht jetzt", wollte Ayden den Bittsteller bereits unwillig fortschicken. "Ich bin für niemanden zu sprechen."
"Soll ich dem Sklaven einen Termin für einen der nächsten Tage geben?", fragte der Diener. Ayden horchte auf und verlangte sofort zu wissen, um welchen Sklaven es sich handelte. "Kosta Erenos. Ein Sklave der Königin", erklärte der Bedienstete. Der Prinz war sehr versucht die Hantel nach dem Mann zu schmeißen. Ungnädig blickte er ihn an.
"Ich weiß wer er ist. Wieso sagst du mir nicht sofort, wer mich sprechen will?", herrschte er den Diener an. "Los, schick ihn herein!" Wo war nur Laree, wenn man sie brauchte? Ayden konnte nichts mit diesen ahnungslosen Dienern anfangen. Die Hexe hatte gesagt, sie wollte ihren Bruder besuchen und Ayden hatte nicht widersprochen. Er würde Laree nicht mehr mit Verboten halten können. Wenn er sie überzeugen wollte, wieder für ihn zu arbeiten, musste er es anders angehen.
Während der Haushofmeister noch darüber nachdachte, kam Kosta bereits herein. Ayden hatte ihn schon im Palast gespürt, jedoch nicht nach ihm schicken lassen. Schließlich hatte er gewusst, dass der Krieger bei Timaris sein würde, um seine Hälfte des Gegengiftes abzuliefern. Ayden musterte ihn. Kosta schien sich von seiner Verletzung gut erholt zu haben. Er trug wieder diese Uniform, die ihm Timaris wohl einst gegeben hatte, doch Ayden entging nicht, dass sie dem Sklaven nicht mehr passte.
"Du bist also wieder zurück", stellte er fest, während Kosta sich noch verneigte. Ayden selbst stand nicht auf. Er hätte es auch kaum vermocht. "Hat Timaris das Gegengift erhalten?", fragte er. Der schlanke Krieger bejahte, mit einer Spur Nervosität. Ayden gefiel dies. Kosta sollte ruhig nervös sein.
"Und was führt dich zu mir?", wollte der Prinz wissen. Er hatte nicht unbedingt erwartet, dass Kosta zu ihm kommen würde, nun wo sie beide wieder zurück waren. Er musterte ihn mit stechendem Blick.
Benutzeravatar
Ayden
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 461
Registriert: Sa 6. Mär 2021, 17:02


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Mo 3. Okt 2022, 19:11

Der Diener kam übernervös zu ihm zurück und erklärte, dass Prinz Asar ihn zu sehen wünschte. Sprachs und verschwand dann hastig den Gang entlang. Seine Nervosität war ansteckend. Oder vielleicht lag es auch nur daran, dass Kosta genau wusste, wozu der Haushofmeister in der Lage war und er nun zu ihm ging, um ihm zu sagen, dass er ihn nicht haben konnte. Zumindest nicht mehr, nachdem er zu Eneas gegangen war. Wahrscheinlich wollte Prinz Asar ihn gar nicht und es war anmassend von ihm, so etwas überhaupt zu vermuten. Andererseits war der Glacier dermassen besitzergreifend, dass er ihn vielleicht doch für sich haben wollte. Einfach nur aus Prinzip.

Leise und demütig glitt er anmutig in das Arbeitszimmer und verneigte sich tief vor dem Haushofmeister. Dieser sass in seinem grossen Ledersessel hinter dem Schreibtisch und schien einige Papiere zu studieren, während er nebenbei mit einer Hantel seinen Armmuskel trainierte. Er sah hier in seinem Element noch beeindruckender aus, als sonst. Seine Stimme ging Kosta durch Mark und Bein, als der Prinz nur feststellte, dass er wieder zurück sei. Schon allein das liess ihn erbeben. Zucker hatte recht. Der Mann tat ihm nicht gut.
"Die Königin hat das Gegengift erhalten, ... Prinz Asar", bestätigte Kosta mit leicht zittriger Stimme, hielt den Kopf ergeben gesenkt. Er wusste nicht, ob er ihn noch mit Gebieter ansprechen durfte oder sollte. "Lady Tolarim ist gerade dabei, es einzusetzen." Der Sklave hoffte sehr, dass es ihr noch mehr Kraft gab und jegliche Spuren dieses schrecklichen Giftes vernichtete.

Prinz Asar wollte weiter wissen, was ihn zu ihm führte. Etwas überrascht blickte Kosta auf und erstarrte, als er des stechenden Blickes Gewahr wurde, mit dem der Haushofmeister ihn musterte. Kosta konnte ein hilfloses Wimmern nicht unterdrücken. Unwohl wand er sich unter dem Blick, biss sich auf die Lippen, bevor er es schaffte, seine Lider und auch seinen Kopf wieder zu senken. Unwillkürlich ging sein Atem schneller, schwerer. Unter diesem scharfen Mustern fühlte er sich augenblicklich vollkommen nackt. Nur gekennzeichnet mit diesen wüsten, besitzergreifenden Metallstückchen in sich, die ihn als billige Hure markierten. Eine Hure, die es ganz dringend nötig hatte. Ah, falscher Gedanke. Er sollte sich konzentrieren.

"Ihr..." hauchte er schliesslich atemlos, was ihn hier her führte. Der Prinz selber. Wie es ihm ging. Kostas Dankbarkeit, für das, was er alles für Timaris getan hatte. Was Prinz Asar von ihm wollte. Aber das konnte er doch alles nicht sagen. Das war viel zu vermessen für einen Sklaven gegenüber einem so viel Höherrangigem. Kosta presste seine Lippen zusammen und straffte sich dann. Er durfte hier nicht so herumtrödeln, während er nach Worten suchte, die angemessen waren. Prinz Asar hatte bestimmt nicht so viel Zeit für ihn übrig.
"Was... was erwartet Ihr noch von mir?" wagte er es schliesslich ziemlich direkt zu fragen. Sollte Kosta noch etwas tun, bevor er ging und sie danach wohl nie wieder miteinander Kontakt haben würden. Oder erwartete Prinz Asar, dass er ihn jedes Mal aufsuchte, wenn er wieder im Palast war?
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » Mo 3. Okt 2022, 19:13

Die Stimme des Kriegers war zittrig und er vermochte Ayden kaum anzusehen, während er berichtete, dass die Königin das Gegengift erhalten hatte. Der Prinz nickte. Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Natürlich war Kosta sofort zu seiner Herrin gegangen.
"Hoffentlich wird es das Gift endgültig verbannen", sagte er. Der Haushofmeister war zuversichtlich, nachdem Timaris so gut auf die erste Hälfte des Mittels angeschlagen hatte. Innerhalb weniger Tage war es ihr bereits wieder gut gegangen. Nur für seine Lähmung schien es kein plötzliches Heilmittel zu geben. Ayden wusste nicht wie lange er trainieren musste, um auch nur annähernd wieder gehen zu können. Es frustrierte ihn, aber er wollte es nach außen hin nicht zeigen.
Der Prinz konzentrierte sich wieder auf Kosta und fragte ihn gleich, wieso dieser zu ihm gekommen war. Der Sklave blickte ihn wimmernd an, biss sich auf die Lippen und schaffte es nicht lange Aydens musternden Blick standzuhalten. Bald hatte der Krieger wieder demütig den Kopf gesenkt. Ayden gefiel diese Haltung. Kosta konnte wirklich sehr schön unterwürfig sein. Er war es erstaunlicherweise immer noch, obgleich der Prinz sich nicht viel rühren konnte. Von dem vielen Training war er auch zu erschöpft, um seine Juwelen großartig einzusetzen.
Und dennoch stammelte Kosta und suchte nach Worten. Er wirkte sichtlich unwohl und nervös. Ayden hätte ihn gerne weiter so gereizt, aber er sollte sich besser zusammenreißen. Timaris war zwar keineswegs verärgert über den Tabubruch geworden, doch sie hatte auch klargemacht, dass sie Kosta nicht verkaufen oder abgeben wollte.

"Was... was erwartet Ihr noch von mir?", fragte Kosta da auf einmal. Ayden blickte ihn verwundert an.
"Was sollte ich von dir erwarten?", fragte er zurück, "Du gehörst nicht mir und unsere Mission ist beendet." Damit war der Sklave ihm nicht mehr unterstellt. Täuschte Ayden sich oder wirkte Kosta über diese Worte fast geknickt? Der Krieger bekam rote Wangen und schien noch nervöser, falls dies überhaupt ging. Ayden schwieg und wartete, da er vermutete, dass Kosta ihm noch etwas sagen wollte. Und der Haushofmeister war nicht in der Stimmung es aus ihm herauszukitzeln. Der Sklave würde sich selber offenbaren müssen.
Schließlich fragte er leise, ob Ayden in dem Fall keine weiteren Ansprüche an ihn stellen würde. Auch in Zukunft nicht. Der kühle Prinz dachte darüber nach.
"Mir wurde nahegelegt, es lieber zu lassen", sagte er. "Ich habe keine Zeit mich dir in dem Umfang zu widmen, wie du es nötig hast." Dass dies sehr zweideutig klang, war beabsichtigt.
"Hat Timaris dir gesagt, was sie mit dir vorhat?", erkundigte er sich. Sie hatte ihm erzählt, dass sie Kostas Erinnerungen anschauen und dann überlegen wollte, wie sie ihren Sklaven heilen konnte. Aber sie hatte Ayden auch klar gemacht, dass keiner von ihnen Zeit hatte, sich intensiv um den seelisch angeschlagenen Krieger zu kümmern. Nicht während Krieg herrschte.
Benutzeravatar
Ayden
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 461
Registriert: Sa 6. Mär 2021, 17:02


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Mo 3. Okt 2022, 19:14

Hart erklärte ihm der Prinz, dass die Mission beendet sei und er nicht ihm gehöre. Was er da denn noch von ihm erwarten solle. Kosta zuckte zusammen. Das war schon richtig so. Er sollte froh sein. Trotzdem nagte an ihm natürlich dir Frage, ob er dem Prinzen nicht doch widerwärtig gewesen war, als er ihn berührt hatte. Ob dieser ihn getäuscht hatte und der heisse Sex in Wirklichkeit gar nicht so heiss gewesen war. Das war ziemlich peinlich. Trotzdem sehnte sich Kosta danach, dass der Prinz ihn noch ein letztes Mal forderte. Auch wenn er wusste, dass das eine sehr bescheuerte Sehnsucht war. Genau wie die, dass Ranard sich noch einmal in ihn schob und seinen Bauch mit seinem riesigen Prügel regelrecht schwängerte.

"In... in dem Fall stellt Ihr keine weiteren Ansprüche mehr an mich?" fragte er leise, nervös und mit heissen Wangen. Die Antwort liess eine gefühlte Ewigkeit auf sich warten. Kosta bebte vor innerer Anspannung und wusste selbst nicht, was er hören wollte. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte war, dass Ayden meinte, man hätte ihm geraten, seine Finger von ihm zu lassen. Überrascht blickte Kosta auf. Und daran hielt sich der Prinz? Wirklich? Das... das konnte nur bedeuten, Timaris hatte ihm das geraten. Auf wen sonst würde der selbstbewusste Mann wohl sonst hören?
Gleich darauf bekam er jedoch gleich wieder weiche Knie und diesmal flammend rote Wangen. Eiskalt und doch so heiss meinte der Prinz, dass er keine Zeit hätte, sich ihm in dem Umfang zu widmen wie er es nötig hätte. Oh ja, Kosta wusste, dass er es sehr dringend und umfangreich nötig hatte. Am besten gleich sofort.

"Lady Tolarim hat nichts bestimmtes gesagt, nein", brachte er eher keuchend, denn normal sprechend heraus. "Sie meinte, dass ich warten sollte, bis sie die Zeit dazu hat, einen Weg zu finden, wie ich mich bei Minan entschuldigen kann." Dabei war das nicht zu entschuldigen. Niemals. Doch Kosta wollte sich dem Jugendlichen stellen, damit dieser Vergeltung üben konnte, wenn er wollte. Vielleicht würde es ihm ja helfen.
"Das heisst, ihr gebt mich frei?" frage er Prinz Asar konkreter auf das an, weswegen er sich Sorgen machte. Natürlich gehörte Kosta nicht ihm, sondern Timaris. Doch der Krieger hatte gelernt, dass manchen Menschen das egal war und sie nicht davor zurück schreckten, ihn zu benutzen, wie es eigentlich nur Timaris zustand. "Für immer?" hakte er nach. "Kann ich gefahrlos in den Palast kommen, ohne fürchten zu müssen, dass ihr mich wieder beanspruchen oder töten wollt?"
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » Mo 3. Okt 2022, 19:15

Der Krieger schien vor Scham zu glühen, als Ayden ihm klarmachte, dass er nicht so viel Zeit hätte, so oft wie es Kosta nötig hatte. Er wusste wohl genau wie Ayden dies gemeint hatte. Der Krieger sah sehr verlockend aus, wenn ihm so unwohl war und gerne hätte Ayden weiter mit ihm gespielt, um seinen Frust an ihm auszulassen. Aber so gelähmt wie er gerade war, würde es kaum möglich sein. Es machte ihn furchtbar wütend, was dazu führte, dass sich noch mehr Aggressionen bei ihm anstauten.
Als der Haushofmeister fragte, was Timaris mit Kosta in Zukunft vorhatte, wusste dieser es nicht. Er sollte warten bis die Königin sich etwas überlegt hatte. Besonders wie er sich bei Minan entschuldigen könnte. Ayden horchte auf. Er wusste, dass Kostas Zusammenbruch mit Minan zu tun hatte, aber Kosta hatte ihm nie sagen wollen wieso.
"Was gibt es denn wofür du dich bei ihm entschuldigen musst?", hakte er nach. "Er hat überlebt und ist zu dieser Zeit gewiss zurück in Dea al Mon." Es schien ein schwacher Trost für das was der Jugendliche hatte erleiden müssen. Ayden hatte ihn bei der Ankunft an Dalmadans Feste schreien gehört. Markerschütternde, schmerzerfüllte Schreie. Zorya hatte unbedingt an sein Gift herangewollt und ihn deshalb so gequält. Ayden fand dies verwerflich. Er ließ seinem Sadismus auch gerne freien Lauf, aber er hätte niemals Minan gequält.
Kosta schien es ihm auch jetzt nicht sagen zu wollen. Er presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
"Wenn du meinst", erwiderte der Prinz kühl, "Wenn du ihm etwas angetan hast, so ist das beste, ihn in Ruhe zu lassen. Er lebt und er hat nun wieder zwei Arme. Mit der Zeit wird er dies zu schätzen wissen. Er ist ein starker Junge."

Kosta fragte dann auch noch einmal genauer, ob Ayden ihn freigeben würde. Freigeben? Er hatte nicht geglaubt, dass Kosta sich ihm schon so zugehörig fühlte. Besonders nachdem sich der Krieger wenig später viel lieber dem Kerkermeister hingegeben hatte. Kosta hatte nur irgendjemanden gebraucht, um seinen Schmerz zu betäuben. Ayden hatte gewusst, dass er zu wenig Zeit mit Kosta verbracht hatte, um ihn tatsächlich zu einem Püppchen zu formen, aber er hatte es zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr ändern können. Sie hatten beide ihre Aufgaben gehabt.
"Timaris will dich nicht verkaufen und ich gebe mich nicht mit einem dritten Platz zufrieden", stellte Ayden klar. Auch wenn er nicht wusste, wer bei Kosta an erster Stelle kam, wenn es seltsamerweise nicht Timaris war. "Du hast mir nie gehört."
Dennoch wollte Kosta wissen, ob Ayden ihn für immer freigab und ob er gefahrlos den Palast betreten könnte ohne befürchten zu müssen, Ayden würde ihn wieder beanspruchen oder töten wollen.
"Ich werde dich nicht töten", sagte Ayden. "Es sei denn, du würdest die Dummheit begehen anderen Personen auszuplaudern, was in der Feste passiert ist. Es kursieren ohnehin genügend Gerüchte um mich. Ich benötige kein weiteres. Ich war niemals in Dalmadans Feste. Du warst allein dort", sagte er hart.
Der Prinz schwieg, ließ seinen Blick über die Papiere auf seinem Schreibtisch schweifen. Für einen Moment wirkte es so, als wollte er sich wieder seiner Arbeit widmen. "Du wirst immer in Gefahr vor mir sein, wenn du den Palast betrittst", sagte er dann in die Stille hinein. Ayden hob den Blick wieder, sah Kosta intensiv an. "Komm näher", befahl er herrisch. Ayden drehte den Rollstuhl in dem er saß etwas zur Seite.
"Glaube nicht, dass ich vergessen habe, dass du unser beider Flucht ruiniert hast", zischte er eisig. "Durch dein Fehlen wurde Zorya misstrauisch. Ich hätte es gleich wissen müssen und sofort abreisen sollen. Ohne dich." Aber er hatte Kosta mehr Zeit erkaufen wollen; hatte mit ihm fliehen wollen.
Benutzeravatar
Ayden
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 461
Registriert: Sa 6. Mär 2021, 17:02


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Mo 3. Okt 2022, 19:24

Prompt fragte Prinz Asar nach, weswegen er sich bei Minan entschuldigen müsse. Ertappt zuckte Kosta zusammen. Fest presste er die Lippen gegeneinander und schüttelte matt seinen Kopf. Kreidebleich, wie immer, wenn es um den jungen Prinzen ging, den er vergewaltigt hatte. Es war furchtbar daran zu denken, geschweige denn, darüber zu sprechen. Er wollte es dem Haushofmeister nicht sagen. Auch wenn dieser nun nicht mehr Zorya Eacir gegenüber treten musste. Wenn er es wüsste würde er Kosta vielleicht augenblicklich töten oder er würde sich Vorwürfe machen, dass er in Dalmadans Feste nicht eingeschritten war. Ausserdem hatte Minan so gewirkt, als wolle er nicht, dass Kosta darüber sprach. Es war sein Geheimnis. Es war an ihm, es zu offenbaren, wenn er wollte.
Erstaunlicherweise bohrte Prinz Asar nicht weiter nach. Vielleicht war ihm selber klar, dass er es eigentlich gar nicht wissen wollte. Kühl liess er ihm seinen Willen und riet ihm, Minan in Ruhe zu lassen. Er lebe und hätte nun wieder zwei Arme. Mit der Zeit würde er es zu scchätzen wissen, denn er sei ein starker Junge. Kosta nickte gequält. Ja, das hoffte er sehr für Minan. Doch der Preis für den zweiten Arm war so unendlich hoch gewesen.

Vorsichtig fragte Kosta Prinz Asar, wie ihr Verhältnis in Zukunft aussehen würde. Ob der Prinz ihn noch weiter für sich beanspruchen würde. Dieser schien eher überrascht darüber zu sein, dass sie noch einmal etwas miteinander zu tun haben sollten. Knapp stellte er klar, dass Timaris Kosta nicht verkaufen würde und er selbst sich nicht mit dem dritten Platz zufrieden geben würde. Nun war es an Kosta überrascht aufzuschauen, da er nicht ganz verstand, was der Haushofmeister damit meinte. Dritter Platz. Wie kam er darauf? Gut, Timaris war seine Herrin und Königin, wenn es gegen sie ginge würde Kosta Prinz Asar niemals gehorchen. Genau wie bei Eneas. Sein Blick bekam etwas vorsichtiges. Was wusste der gefährliche Mann ihm gegenüber über Eneas?
Dieser meinte nur, er hätte ihm nie gehört. Das stimmte so nicht ganz. Nicht für Kostas Gefühl. Er hatte sich sehr an den Prinzen gebunden, als er alleine nicht mehr weiter gekonnt hatte. Das war nicht einfach nur heisser Sex gewesen. In gewisser Weise war es ein versprechen gewesen. Ein Versprechen von dem sie nun so tun solten, als hätte es das nie gegeben?

"Dann gebt Ihr mich für immer frei?" fragte er hartnäckig nach. Er musste wissen, ob der Prinz es sich nicht irgendwann anders überlegte. "Ich werde auch in Zukunft gefahrlos den Palast betreten können, ohne befürchten zu müssen, dass ihr mich doch noch beanschpruchen oder töten wollt?" Wenn er sich dessen nicht sicher war, konnte er womöglich den Palast niemals wieder betreten.
Prinz Asar stellte jedoch ohne Umschweife klar, dass er ihn nicht töten würde, es sei denn, er würde anderen Personen erzählen, was in Dalmadans Feste geschehen sei. Offiziel war Kosta ohnehin alleine dorft gewesen. Prinz Asar war die ganze Zeit an der Seite seiner Königin geblieben.
"Ja, Prinz Asar", antwortete Kosta unterwürfig, verneigte sich leicht. Es wirkte ganz so, als solle er nun gehen. Der Haushofmeister blickte auf die ganzen Papiere auf seinem Schreibtisch, die er noch zu bewältigen hatte. Kosta störte bestimmt nur. Er überlegte gerade, ob er sich verabschieden solle, als der Prinz meinte, dass er immer in Gefahr vor ihm sein würde, wenn er den Palast beträte. Kosta erschauderte unwillkürlich. Vorsichtig schaute er den Mann im Rollstuhl an, wand sich sofort wieder unter dem intensiven Blick. Was meinte Prinz Asar? In Gefahr vor ihm sein. Doch er würde ihn nicht töten? Wirklich?

Kosta kam nicht dazu, genauer nachzufragen. Herrisch wurde ihm befohlen, näher zu kommen und sein Körper gehorchte augenblicklich. Ein tief antrainierter Reflex. Ängstlich und gehorsam zugleich trat er zu dem Prinzen, ging anmutig vor ihm auf die Knie, versteckt hinter dem wuchtigen Schreibtisch für alle, die nun herein kommen würden. Prinz Asar hatte ihm zwar nicht befohlen, hinzu knien. Doch jegliche andere Position kam Kosta absolut falsch vor.
Der Haushofmeister schimpfte mit ihm, dass er ihrer beider Flucht ruiniert hatte. Seine Stimme war eisig, so dass es Kosta kalt den Rücker hinunter lief. Durch sein Fehlen sei Zorya misstrauisch geworden. Prinz Asar hätte sofort abreisen sollen. Ohne ihn.
"Ja, das hättet Ihr", antwortete Kosta schuldbewusst. Seinetwegen hatte Zucker einen Schlüssel gehabt, um aus der Zelle auszubrechen. Wenn die Soldaten nicht von den Wärtern entdeckt worden wären, hätte Kosta Ranard einfach machen lassen können und hätte anschliessend nach oben spazieren können, um mit Prinz Asar abzureisen. Wenn auch etwas spät, aber noch rechtzeitig. So hingegen hätte Prinz Asar einfach losfahren sollen, als Kosta ihm die Warnung gesandt hatte. Hätte ihn bei den Soldaten und Minan zurück lassen sollen. Das wäre bestimmt besser gewesen.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » Mo 3. Okt 2022, 19:25

Der Krieger hatte sich anscheinend schon verabschieden wollen und sich entsprechend verneigt, als Ayden ihn noch einmal zurückhielt und ihm offenbarte, dass sie nicht miteinander fertig waren. Jedenfalls nicht, wenn es nach Ayden ginge. Er sah nichts falsches daran sein ausgewähltes Menü an Liebhaberinnen ab und an durch den devoten, schönen Krieger zu erweitern. Allerdings hatte Timaris ihm bereits klargemacht, dass Ayden keine Zeit haben würde sich um den angeschlagenen Sklaven zu kümmern. Noch dazu gehörte Kosta ihm überhaupt nicht. Es sprach also leider viel dagegen. Aber es bedeutete nicht, dass Kosta vollkommen sicher vor ihm war, wann immer er den Palast besuchte.
Kosta schien auch gar nicht vor ihm in Sicherheit sein zu wollen, so schnell wie er zu ihm kam, als Ayden es ihm befahl. Und ganz ohne Befehl ging der Krieger gleich vor ihm auf die Knie. Der platinblonde Prinz hob leicht erstaunt die Augenbrauen, lächelte dann aber zufrieden. Es war gut, dass Kosta weiterhin seinen Platz wusste und kniend wirkte er sehr verführerisch. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Ayden schon länger keinen Sex mehr gehabt hatte. Zu lange... und das letzte Mal war mit Zorya gewesen. Er würde vorziehen dies endlich zu vergessen.
Ayden versuchte seinen Arm zu heben, ließ es schon im Ansatz bleiben, als er spürte wie das Zittern einsetzte. Auch Zoryas Schuld. Aber zu all dem hätte es gar nicht kommen müssen, wenn sie ihn nicht enttarnt hätte. Ayden hatte zu lange auf Kosta gewartet, was er diesem endlich vorwarf. Der Krieger versuchte sich nicht zu verteidigen, stimmte einfach zu.
"Du konntest es nicht lassen, diesen Soldaten zu helfen, ist es nicht so?", fragte der Prinz hart und Kosta verneinte es nicht. Ayden blickte kühl auf ihn herab. "Ich hätte das von Anfang an unterbinden sollen. Genauso wie deine Liebschaft mit Ranard." Aber der Prinz hatte wahrlich andere Sorgen gehabt und es war nicht möglich gewesen, Einfluss auf den Kerker zu nehmen. Ayden war zu besorgt gewesen, dass sie enttarnt würden und hatte deswegen verlangt, dass Kosta keinen der Wärter verärgerte. Wie hatte er ahnen können, dass die Wärter so unersättlich waren. Nun.. mit Minan in der Nähe war es nicht ganz verwunderlich.
"Du hast alles riskiert und ich mit dir mit", warf der Prinz ihm vor. Weil er den Krieger hatte mitnehmen wollen. Wenn schon nicht Minan. Ayden war versucht zu fragen, ob Kosta sich dafür nicht entschuldigen wollte, aber er ließ es bleiben. Wie Timaris schon gesagt hatte, er hatte keine Zeit dafür und er war auch nicht wirklich fähig dem nachzugehen.

"Ist deine Bauchwunde wieder verheilt?", erkundigte sich Ayden stattdessen. Kosta nickte und erklärte, dass die Heilerinnen sehr gute Arbeit geleistet hätte. Die Narbe sei noch dabei zu verheilen und dass es manchmal noch weh täte, doch das sei normal so kurz nach der Verwundung. Der Haushofmeister nickte wissend, als der Krieger fast scheu fragte wie es denn Ayden ginge. Der Prinz hielt inne.
"Siehst du nicht, dass ich in einem Rollstuhl sitze?", entgegnete er abweisend. Er sprach nicht gerne über das Thema. "Ein Abschiedsgeschenk von Zorya. Laree hatte das Gegengift dabei, es war gerade noch rechtzeitig." Und doch ließ ihn die Lähmung nicht los. "Die Heilerinnen wissen nicht wie lange es andauern wird." Er klang unzufrieden dabei.
"Also brauchst du gar nicht so vor mir knien und hoffen, dass ich mich mit dir abgebe", sagte er herablassend, "Ich habe keine Zeit mich um dich zu kümmern." Er hob schwach seinen Arm und deutete auf die Papiere auf dem Schreibtisch.
Benutzeravatar
Ayden
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 461
Registriert: Sa 6. Mär 2021, 17:02


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Mo 3. Okt 2022, 19:27

Unbarmherzig bohrte Prinz Asar weiter in seinen Verfehlungen, die Kosta begangen hatte. Dass er es einfach nicht hätte sein lassen können, den Soldaten zu helfen. Kosta schüttelte seinen gesenkten Kopf mit niedergeschlagenen Augen. Nein, er hatte es nicht sein lassen können. Die Hoffnung, es wieder gut machen zu können, hatte ihm den nötigen Antrieb gegeben, weiter zu machen. So riskant es auch gewesen war. Prinz Asar schimpfte, dass er das von Anfang an hätte unterbinden sollen. Genau wie seine Liebschaft mit Ranard.
"Liebschaft?" fragte er überrascht. "Ranard hat mich regelmässig brutal vergewaltigt oder mich vergewaltigen lassen." Das war keine Liebschaft gewesen. Kosta hatte sich nur nicht dagegen gewehrt. Hatte genossen, was zu geniessen war, um um es zu überleben und weiter zu machen.

Unvermittelt wollte der Haushofmeister wissen, ob seine Bauchwunde wieder verheilt sei. Sorgte er sich tatsächlich darum oder wollte er wissen, ob Kosta wieder einsatzbereit war? Für den Krieger kam die Frage unerwartet. Trotzdem beantwortete er sie natürlich. "Ja, die Heilerinnen haben sehr gute Arbeit geleistet", nickte er sanft. "Die Narbe ist noch dabei zu verheilen und manchmal tut es noch etwas weh. Aber das ist normal so kurz nach der Verwundung. " Kosta würde sicherlich noch eine ganze Weile seinen Bauch schmerzen spüren.
"Was?" fragte er zögerlich. Er wusste nicht, ob es sein Recht war, danach zu fragen. Wahrscheinlich war es vermessen. Andererseits kam es ihm unhöflich vor, es nicht zu tun. "Was ist mit Euch?" wachte er es schliesslich scheu und leise zu fragen. "Wie geht es euch, Prinz Asar." Gebieter war offensichtlich nicht mehr angebracht. Dieser wurde prompt wütend und wies ihn zurecht.

"Ich habe von der Vergiftung gehört", gab Kosta zu. "Um ehrlich zu sein, bin ich überrascht, dass ihr überhaupt schon wieder sitzen könnt. So rasch, nachdem ihr beinahe an der Lähmung gestorben seid. Muskeln brauchen so lange, bis sie wieder aufgebaut sind und so rasch verlieren sie ihre Kraft, wenn man sie eine Weile nicht gebrauchen kann." Für Kosta mit seiner medizinischen Ausbildung war es wirklich verwunderlich, dass Prinz Asar nach der heftigen Vergiftung, die er erlitten hatte, schon wieder sitzen und Arbeiten konnte.

Prinz Asar behandelte ihn nur weiter herablassend und trieb ihm wieder die Schamesröte ins Gesicht. "So war es nicht gedacht gewesen", beteuerte er, dass er nicht in der Hoffnung hingekniet war, weil er sich wünschte von Prinz Asar noch einmal den Hintern versohlt zu bekommen. Es hatte sich einfach richtig angefühlt. Anständig. Deswegen blieb er auch weiterhin knien.
"Möchtet Ihr, dass ich Euch etwas zur Hand gehe?" bot er höflich an. In aller Unschuld und nicht daran denkend, dass man diese Worte auch anders interpretieren könnte, "Ich habe etwas Erfahrung mit Papierkram und eine saubere, klare Handschrift." Er hatte nichts dagegen, Prinz Asar dabei zu helfen. Er hatte ihn ohnehhin noch fragen wollen, was er genau damit gemeint hatte, dass er immer in Gefahr vor ihm sein würde und wie er reagieren täte, wenn Kosta sich ihm verweigerte.
Benutzeravatar
Kosta
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 3527
Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:50


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Ayden » Mo 3. Okt 2022, 19:29

Kosta wies verwundert zurück, dass es eine Liebschaft mit Ranard gewesen wäre. Der Kerkermeister hätte ihn oft vergewaltigt oder von anderen vergewaltigen lassen.
"Wenn du es jetzt so nennen willst..", sagte Ayden abschätzig, der daran denken musste wie sehr sich Kosta diesem Ranard hingegeben hatte. Natürlich kränkte dies den egoistischen Prinzen etwas, nachdem er sich selbst gezwungenermaßen auf den Krieger eingelassen hatte. "Ich habe deine vor Lust glasigen Augen gesehen, als du vom Kerker hochgekommen bist." Er wollte sich nicht vorwerfen lassen, dass er Schuld daran trug. Er hatte Kosta nur aufgetragen, sich im Kerker nach dem Gegengift umzusehen und nicht aufzufallen. Er hatte sich mit den Wärtern anfreunden sollen. Wer hätte ahnen können, dass diese es gleich so weit treiben würden? Minans Ausstrahlung war daran gewiss nicht ganz unschuldig gewesen...
"Nun, du hast es ja jetzt überstanden", sagte er räuspernd. Ayden wusste nicht, was er darüber noch sagen sollte. Er hatte seine eigenen Gedanken an Dalmadans Feste, die ihn nicht losließen. Insbesondere an Zorya. Timaris hatte sicherlich recht, dass ihr Sklave eine Behandlung und Hilfe benötigte nach seinen Erlebnissen, aber Ayden war dafür der falsche Ansprechpartner. Er hatte weder Zeit noch Interesse daran den Krieger seelisch aufzubauen. Egal wie verlockend er im Bett war. Unter anderen Umständen hätte er vielleicht ein gutes Püppchen abgegeben...
Trotzdem erkundigte er sich nach dem körperlichen Befinden des Kriegers ehe dieser ihn auch zögerlich fragte, wie es ihm selbst ginge. Brüsk wies Ayden das Thema rasch von sich. War es nicht offensichtlich wie es ihm ging? Er saß in einem Rollstuhl. Kosta zeigte sich überrascht, dass Ayden überhaupt wieder sitzen konnte. Muskeln würden lange brauchen bis sie wieder aufgebaut waren.
"Sorra Tolarim behandelt mich regelmäßig", erklärte Ayden mit hartem Gesichtsausdruck. Die Behandlungen waren äußerst schmerzhaft, aber sie schienen wenigstens minimal zu helfen. Der Prinz wollte nichts unversucht lassen. "Und ich trainiere jeden Tag mehrere Stunden. Ich bin bestrebt diesen Rollstuhl möglichst schnell wieder zu verlassen." Egal wie sehr es ihn erschöpfte. Aber es gab so viel Arbeit, dass sich beides kaum vereinbaren ließ. Er brauchte wieder eines seiner Püppchen an seiner Seite, um ihm auszuhelfen. Ayden hätte bevorzugt, wenn dies Laree wäre. Obwohl sie behauptete, sie wäre keines mehr.

Jedenfalls hatte er keine Zeit sich um Kosta zu kümmern, was er dem Krieger auch hart sagte. Dieser musste ausgerechnet anziehend erröten und weiterhin vor ihm knien.
"War es nicht, hm?" Ayden hob seine Hand und strich sachte über Kostas Nacken. Der Krieger fragte ihn dann auch noch, ob er ihm etwas zur Hand gehen könnte. Und das war nicht zweideutig gemeint? Ayden war sehr versucht darüber ernsthaft nachzudenken, vor allem da Kosta so verlockend vor ihm kniete, als dieser hinzufügte, dass er Erfahrung mit Papierkram hätte und eine saubere Handschrift besäße.
Der Haushofmeister nahm seine Hand fort.
"Du pflegst Umgang mit Piraten und Verbrechern und dhemlanischen Soldaten und ich soll dir noch mehr Einblicke in geheime Schriften geben? Ich denke nicht", lehnte Ayden kalt ab. In Wahrheit wollte er Kosta nicht direkt wieder in Arbeit einbinden. Timaris hatte gesagt, dass der Krieger Erholung verdient hatte und der Prinz stimmte darin überein.
Allerdings waren mit Kostas Eintreffen auch viele der ehemaligen dhemlanischen Soldaten im Palast eingetroffen. Soldaten, die Ayden verraten hatte. Der Prinz hatte nicht damit gerechnet, dass auch nur einer von ihnen überleben würde, geschweige denn im Palast landen würden. Nicht ohne Grund hatte er mehr Wachen als gewöhnlich vor den Eingängen zu seinen Gemächern postieren lassen.
"Du solltest gehen und dich ausruhen. Ich habe keine Zeit für dich", wiederholte Ayden. "Los, steh auf." Der Krieger sollte ihn nicht locken, wenn Ayden deswegen momentan sowieso nichts unternehmen konnte. Es machte ihn sehr gereizt und nun bekam Kosta gerade diese Gereiztheit ab.
Der Krieger war schon dabei sich zurückzuziehen ehe er noch eine Frage auf dem Herzen hatte. Leise fragte er was genau Ayden damit gemeint hatte, dass er immer in Gefahr vor ihm sein würde. Der Prinz blickte ihn an, ein dunkles Lächeln auf den Lippen.
"Hast du geglaubt, es hat keinerlei Konsequenzen, dass du mich dazu gebracht hast, mich auf dich einzulassen?", entgegnete er, "Wäre ich nicht gelähmt, würdest du längst schreiend in meinem Bett liegen." Ayden genoss wie der Krieger wohl aus Angst und Lust zugleich erschauderte. "So schnell vergesse ich dich nicht, Kosta Erenos."
Benutzeravatar
Ayden
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 461
Registriert: Sa 6. Mär 2021, 17:02


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mo 3. Okt 2022, 19:30

Leise und überaus zufrieden vor sich hin singend, schaute sie sich glücklich in der Vorratskammer um. Sie hatte einen Riesenhunger und freute sich darauf, sich hier hemmungslos zu bedienen. Natürlich hätten ihr die Dienstboten jeglichen Essenwusch aufs Zimmer gebracht, doch das hier war gerade viel besser. Sich heimlich in eine Vorratskammer zu schleichen und sie leer zu räumen.
Um ehrlich zu sein, so ganz heimlich war sie nicht hier. Sie hatte zwar ein Netz über sich gelegt, damit man sie nicht erkannte und sie hatte sich durch die Geheimgänge hier her geschlichen, trotzdem war Kaeros eingeweiht und wachte nicht weit weg von hier in den Gängen über sie. Auch war es nicht die Hauptspeisekammer des Schlosses. Die war viel zu gut gesichert, da es für die Köche zu schwierig wurde, anständige Mahlzeiten zuzubereiten, wenn die Speisekammer regelmässig von frechen Hungermäulern besucht wurde. Deswegen hatte Timaris mehrere kleinere Speisekammern rund um die Küchen einrichten lassen, wo sich immer etwas Käse, Wurst, Brot und andere Leckereien befanden, damit insbesondere vorwitzige Adlige hier ihren Hunger stillen konnten. Vor der Speisekammer gab es auch einen kleinen, einfach eingerichteten Aufenthalsraum mit Tisch, Bänken und einem Schrank mit etwas Geschirr darin.

So gesehen war es kein wirklicher Einbruch und auch kein echtes verstecken vor der Welt. Doch das war schon in Ordnung so. Die lange Heilung heute war sehr anstrengend gewesen und auch wenn ihr Geis nun sehr unternehmungslustig war, so war sie doch etwas ausser Atem gekommen, einfach nur durch das hier her gelangen. Auch konnte sie es jetzt wirklich nicht mehr leisten, ohne Schutz zu sein, weswegen Kaeros ein paar Zimmer weiter, auf sie aufpasste. Timaris war sich sicher, dass ihr Blutdreieck trotzdem ausgerufen und mit ihr geschumpfen hätte, hätten sie davon gewusst. Besser sie erfuhren es niemals.
Aber das war es Wert. Timaris fühlte sich für einen Moment lang wieder so richtig frei und unbeschwert. Ganz ohne Sorgen und Verantwortung und sie fühlte, dass dies ihrer Heilung förderlicher als jede Medizin war. Besonders als sie dann auch noch eine ganze Schokotorte entdeckte. Sie war nicht sonderlich gross, oh aber eine Schokotorte. Ganz für sie allein. Genial. Ein neckisches Liedchen trällernd tänzelte sie zu besagter Torte und nahm sie gleich einmal an sich. Wie um sicher zu gehen, dass sie sie auch ja nicht vergass. Allerdings hatte sie auch Lust auf etwas salziges. Also schnappte sie sich noch etwas Käse, etwas Wurst, Salami, Schinken, etwas Brot oh und einige Oliven.

Ihre Arme waren schon ordentlich beladen, als sie eine vertraute Signatur spürte. "Kommt nur rein, mein Lieber", forderte sie melodiös ihren vermeintlichen Sklaven auf, näher zu kommen. "Du kannst mir beim Tragen helfen. Wie ich dich kenne hast du bestimmt noch nichts gegessen, weil du vor lauter diensteifer vergessen hast, etwas zu essen." Mit einem Augenzwinkern drehte sie sich um und wollte Kosta ihre Ausbeute aufladen, stockte jedoch mitten in der Bewegung.
"Du bist nicht Kosta", stellte sie überrascht fest. Natürlich nicht. Ihr Gegenüber war ein Prinz. Zucker, wie sie aus den Erinnerungen ihres sanften Sklaven wusste. Der charmante, schöne Soldat, in den er sich verliebt hatte und der ihr keinesfalls begegnen wollte. Timaris musste innerlich lachen. Musste sich sehr beherrschen, dass sie es nicht auch äusserlich tat, weswegen ihre musternde Miene wohl etwas sehr skeptisch wurde. "Wer bist du?" wollte sie von dem Prinzen wissen, der wirklich sehr schön war. Auch in der Realität und nicht nur in Kostas Erinnerungen. "Kennen wir uns?" Neugierig kam Timaris näher. Zucker kam ihr unglaublich vertraut vor. "Wo könnten wir uns schon einmal begegnet sein?" wollte sie wissen. Zuerst hatte sie ihn für Kosta gehalten, weil seine Signatur so vertraut gewirkt hatte. Das lag wohl daran, dass er so viel Zeit mit ihrem Sklaven verbracht hatte. Doch da war noch etwas anderes. Wie eine längst vergrabene Erinnerung, die sich nicht fassen liess. Interessiert und nachdenklich musterte sie ihn eindringlich, um herauszufinden, warum er ihr so bekannt vor kam.
Benutzeravatar
Timaris
Königin
Königin
 
Beiträge: 2289
Registriert: Fr 19. Feb 2021, 09:36


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mo 3. Okt 2022, 19:33

Zucker schleppte sich durch die Gänge, gähnte unverhohlen. Kosta hatte nicht untertrieben, als er gesagt hatte, dass Nathaniel ein guter Kämpfer war. Der Dhemlaner streckte sich ächzend die Arme, während er weiterging. Eine Dienstmaid hatte ihm gesagt, dies wäre der Weg zur Küche. Zucker hatte das Gefühl, er hätte sich wieder verlaufen. Der Schuppen war einfach riesengroß. Wer brauchte so viel Platz? Vielleicht die hunderte an Leuten, die hier lebten. Adelige, Bedienstete, Sklaven...
Eine alt vertraute Umgebung, weswegen Zucker umso ungerner hier war. Er wollte nicht an diesen Teil seines Lebens erinnert werden. Er hatte Tiger und Laree besucht, er hatte sicher gestellt, dass Kosta im Palast angekommen war und sein Gegengift abgeliefert hatte. Das sollte reichen. Allerhöchstens würde er noch aufpassen, dass seine Kameraden nicht durch irgendwelche Dummheiten erneut in einem Kerker landeten. Und er mit ihnen mit.
Aber danach würde Zucker aufbrechen. Je früher er den Palast verließ desto besser. Kosta hin oder her. Der Kleine würde auch ohne ihn zurechtkommen. Der Prinz hatte auf dem Schiff mitbekommen, dass die Mannschaft sich auch gerne um Kosta gekümmert hätte, wenn der bockige Krieger sie nur ließe. Kosta vereinte ein paar echt widersprüchliche Charaktereigenschaften in sich, die sich zu einer für viele unwiderstehliche Mischung verbanden. Zucker kam ja auch irgendwie nicht davon los, sich immer wieder um den Krieger zu kümmern. Dabei hatte ihn Kosta schon in verteufelt viele Schwierigkeiten gebracht. Zucker hoffte wirklich, dass Kosta ihm nicht nach Raej nachrannte, weswegen er sich schon überlegt hatte, ob er die Abreise nicht einen Tag vorziehen sollte. Er stand sowieso nicht so auf Abschiede und auf Kostas große Welpenaugen konnte er herzlich verzichten.

Der Prinz kratzte sich am Unterhemd. Er war gleich vom Training losgegangen, um zur Küche zu kommen. Seine Juwelen war noch etwas erschöpft von Kostas letztem Training und zusammen mit dem erschöpfenden Kampftraining, hatte Zucker einen Bärenhunger. Nach mehrmaligem Durchfragen und etwas Geplänkel mit einer drallen Küchenmagd hatte Zucker endlich so etwas wie eine Küche oder Speisekammer gefunden. Er blickte sich nochmal nach der Magd um, die mit schwingenden Hüften davonging. Mmhh, erst wollte er etwas essen und vielleicht schon einmal seine Vorräte für die Reise aufbessern. Der Prinz schritt an den Reihen von Regalen mit Lebensmitteln entlang. Wenn es Krieg war, so war dies eindeutig nicht in der Speisekammer des hayllischen Palastes angekommen. Die Regale bogen sich nur so unter den Leckereien. Zucker lief das Wasser im Mund zusammen.
"Komm nur rein, mein Lieber", sagte irgendjemand. Zucker drehte sich verwirrt um. Eine Frau stand mit dem Rücken zu ihm. Sie hatte die Arme mit allerlei Essen beladen und redete vertraut weiter mit ihm, während sie sich noch etwas mehr auf ihren Berg geplündeter Speisen packte. Die Hexe hatte wohl jemand anderen erwartet und vermutete, dass er vor lauter Diensteifer vergessen hätte, zu essen.
"Ich vergesse nie ein Essen", sagte Zucker. Die Frau drehte sich herum, stockte und bemerkte, dass er nicht Kosta sei. Sie kannte Kosta? Ihre Beschreibung mit dem Diensteifer passte eindeutig auf den Krieger, wobei Zucker eher befürchtete, dass Kosta sich momentan von dem Haushofmeister ablenken ließ. In welcher Form auch immer.
Die Frau musterte ihn länger. Sie trug einen weiten Wollpullover und hohe, streng geschnittene Hosen. Sie war gewiss hübsch, nur für Zuckers Geschmack konnte sie überhaupt nicht mit der pausbäckigen Magd mithalten. Aber es gab ja solche, die auf makellose, ebene Schönheiten standen. Kosta vielleicht auch, wenn er mit der Fremden vertraut war.
"Du kannst mich Zucker nennen", sagte der Prinz. "Und du bist?" Die Frau kam näher und wollte wissen, ob sie sich kannten und woher. Irritiert blickte Zucker sie an.
"Wüsste nicht woher", lehnte er ab. "Bin nur auf der Durchreise." Gedanklich versuchte er sie durchaus zuzuordnen. Leto hatte auch geglaubt, sie würde ihn irgendwoher kennen. Und nun die zweite Hayllierin mit dieser Masche. War sie eine Adelige? Wobei die eher seltener Speisekammern plünderten. "Ich kenne Kosta", fügte er hinzu, aber soweit Zucker sich erinnerte, hatte der Krieger ihm diese Frau nicht vorgestellt. Und die konnte ruhig mal aufhören ihn so anzustarren. Zucker gefiel es nicht, wenn man ihn musterte.
"Lass mich dir helfen", sagte der Prinz und nahm ein bedrohlich wackelndes Schälchen mit Oliven oben vom Essensberg, den die Frau hielt. Mehr unternahm er jedoch nicht. Zucker wollte sich gerade schon eine Olive in den Mund stecken, als er die Schokoladentorte sah, die die Hexe in der Armbeuge balancierte. Er hielt inne. "Ist es das was ich denke was es ist?", fragte er und deutete auf die Torte.
"Interesse ein paar Oliven gegen ein Stück Torte einzutauschen?", bot er an.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mo 3. Okt 2022, 19:44

"Zucker?" fragte sie amüsiert. "Aber du bist doch gar nicht süss. Du bist schön", stellte sie unverblümt fest und überging seine Frage, wer sie denn sei. Das zu beantworten war kompliziert. Jetzt war es ja auch nicht wichtig. Zucker wolle ja ohnehin nichts mit ihr zu tun haben und auch jetzt wehrte er ab, dass sie sich kannten und meinte, er wäre nur auf der Durchreise. "Tatsächlich?", hakte sie neugierig nach. Schliesslich waren die wenigsten hier im Palast nur auf der Durchreise. "Von wo kommst du her und wo gehst du hin?" fragte sie plaudernd nach, weil so etwas natürlich interessierte. Gleichzeitig überlegte sie fieberhaft, warum ihr der Prinz so vertraut vorkam. Es schien mehr zu sein, als nur aus Kostas Erinnerungen. Nur konnte sie den Finger nicht darauflegen. Ach glaubte sie nicht, dass er einer der unzähligen Lustsklaven gewesen war, mit denen sie geschlafen hatte. Das würde sie wissen. Wobei sie die Möglichkeit, dass sie sich diesbezüglich irrte, nicht ausschliessen konnte.

"Natürlich kennst du Kosta", grinste Timaris, als Zucker dies als mögliche Erklärung vorschlug. "Alle schönen Männer kennen Kosta." Wie könnte es auch anders sein? Ihr Sklave zog sie förmlich an. Jeder wollte gerne in seiner Nähe sein und diejenigen, die auch nur eine Spur offen waren, wollten mehr als nur in seiner Nähe sein. Wie sie Ayden gegenüber schon erwähnt hatte, es war, als würde der Krieger ein Aphrodisiakum ausstrahlen.
"Das ist lieb von dir", lächelte sie, als Zucker ihr Hilfe anbot und das Schälchen mit den Oliven rettete, nur um ihn gleich mit gerechtfertigtem Entsetzen anzustarren, als er ihr doch tatsächlich etwas von der Schokoladentorte abschwatzen wollte. Sofort versteckte sie das kostbare Stück hinter sich. "Aber…" suchte sie nach einer Ausrede. "Die ist komplett aus Schoko und die hat Glasur mit Verzierungen und wahrscheinlich hat sie sogar Rum oder Kirsch darin." Gut, das waren keine guten Argumente, warum Zucker auf sein Tortenstück verzichten sollte. Eher Erklärungen, warum sie die ganze Torte für sich haben wollte. Natürlich würde sie schon teilen. Auch mit ihrer grossen Lust auf die Torte, würde sie niemals den ganzen Kuchen essen können. Nicht auf einmal. Nur sollte Zucker ihr etwas mehr bieten, als ein paar mickrige Oliven.
"Hier, du kannst davon haben", bot sie ihm an und hielt ihm mit der anderen Hand Käse, Wurst und Brot entgegen. "Die Torte… weisst du… hmmm… ich brauche die viel dringender als du. Schau mal." Mit der frei gewordenen Hand zog sie etwas ihren Pullover hoch, um zu offenbaren, dass sie viel zu dünn war. Dramatisch zog sie dabei natürlich noch etwas den Bauch ein. Aber auch so sah man, dass sich unter der Haut direkt die Knochen abzeichneten und sie keine Reserven hatte. "Siehst du? Völlig ausgehungert und abgemagert." Wehleidig blickte sie ihn an. In ihren Augen funkelte jedoch der Schalk. Timaris hatte ihren Spass. "Ich brauche diese süsse Zucker- und Fettbombe viel dringender als du. Du siehst hingegen ganz gesund und wohlgenährt aus. Etwas blass vielleicht, aber rund genug. Ausserdem habe ich die Torte zuerst entdeckt."
Benutzeravatar
Timaris
Königin
Königin
 
Beiträge: 2289
Registriert: Fr 19. Feb 2021, 09:36


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mo 3. Okt 2022, 19:45

"Du kennst mich nicht, sonst wüsstest du wie süß ich bin", erwiderte Zucker grinsend. Er würde ihr sicherlich nicht seinen alten Namen sagen und ihm entging nicht, dass sich die Hexe selbst nicht vorstellte. Da fühlte sich der Dhemlaner auch nicht sonderlich veranlassend, viel über sich zu sagen. So zuckte er auch mit den Schultern, als die Fremde fragte, woher er denn käme und wohin er gehen würde.
"Wüsst nicht was dich das interessiert. Grad bin ich auf der Durchreise in dieser Speisekammer", erklärte der Prinz. "Wenn du nicht schon alles leergeplündert hast", fügte er hinzu mit Blick auf dem Berg an Leckereien, den sie hielt. Die Frau grinste wissend, als Zucker sagte, dass er Kosta kennen würde.
Das war für sie anscheinend keine Überraschung, da alle schönen Männer Kosta kennen würden.
"Scheint mehr ein Fluch als ein Segen", erwiderte Zucker. Er hatte im Kerker mitbekommen wie sehr andere Männer den schönen Krieger gewollt hatten. Und es hatte sie nicht gekümmert was Kosta davon hielt. Da Zucker nicht wusste, was die Hexe über Kosta wusste und wie gut die beiden miteinander vertraut waren, sagte er nicht mehr darüber.
Viel interessanter war sowieso gerade die Schokoladentorte, die die Fremde erbeutet hatte. Die Hexe bemerkte das Objekt seiner Begierde und versuchte die kleine Torte hinter sich zu verstecken. Die Frau begann aufzuzählen, wieso Zucker die Torte nicht haben konnte, aber das machte den Dhemlaner bloß noch hungriger auf den Kuchen.
"Klingt verlockend", sagte er und leckte sich über die Lippen.

Die Hexe hielt ihm stattdessen Käse, Brot und Wurst entgegen, wobei sich der Essensstapel in ihren Armen gefährlich verschob, als sie ihre Hand ausstreckte. Zucker nahm es ihr nur ab, damit ihr nicht alles aus den Händen fiel. Der Hexe fiel ein weiteres Argument ein wieso sie die Torte nicht teilen konnte. Sie wäre so dünn und abgemagert, dass sie den Kuchen dringender benötigte. Dabei hob sie den Pullover hoch, um ihren dünnen Bauch zu zeigen. Der war tatsächlich sehr dünn, musste Zucker zugeben.
"Ja, da hast du recht, du bist viel zu dünn, aber du brauchst ja auch eine ausgewogene Ernäherung. Ich kann dir etwas Käse, Wurst und Brot geben", sagte Zucker und bot ihr wieder ihre eigenen Sachen an. Rasch fing er noch ein Döschen mit einem Brotaufstrich auf, als die Hexe wieder ihren Pullover sinken ließ. Wenn sie so weiter machte, würde sie bald gar nichts mehr haben. Außer der Torte...
Die Hexe bemerkte, dass Zucker gesund und wohlgenähert aussähe. Er wäre rund genug. Nur etwas blass.
Empört griff der Prinz sich an die Brust. "Ich bin längst nicht rund genug", erwehrte er sich. "Und ich bin nicht blass. Ich bin ein Dhemlaner", erklärte er. "Einer der Guten", fügte er hinzu, da er befürchtete, dass eine normale Hayllierin momentan nicht sonderlich begeistert auf sein Volk reagieren würde.
"Ich kann dir helfen, deine Beute zu tragen", bot er an, "Du verlierst ja dauernd Sachen. Hinterher landet die Torte noch auf dem Boden." Und dann hätte keiner von ihnen etwas davon.
Benutzeravatar
Yadriël
Prinz
Prinz
 
Beiträge: 417
Registriert: So 3. Nov 2019, 19:26
Wohnort: Prinz


Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mo 3. Okt 2022, 19:51

Zucker war so weise und nahm ihr Brot, Wurst und Käse ab, nachdem sie es ihm entgegen gestreckt hatte. Wahrscheinlich wäre ihr ansonsten so allerhand hinunter gepurzelt und sie hätte es mit der Kunst auffangen müssen. Aber dann hätte sie nicht so dramatisch ihre abgemagerten Rippen präsentieren können. Der Prinz gab ihr ganz unverblümt recht, dass sie zu dünn sei. Timaris lachte unbeschwert. Es tat gut, mit Zucker etwas zu witzeln und zu schäkern. so ganz ohne Erwartungen. Es gab höchstens die Erwartung, nacher etwas leckeres zu essen. Zucker meinte auch gleich, sie solle auf eine ausgewogene Ernährung achten, um etwas zuzulegen und bot ihr gleich an, was sie ihm vorhin in die Hände gedrückt hatte.
Timaris kicherte, grinste verschmitzt und brachte die Torte erst recht in Sicherheit, vor ihm. Prompt rollte ihr deswegen ein Döschen mit Brotaufstrich aus den Armen, die der Prinz jedoch geschickt auffing. Mindestens genau so dramatisch wie sie, stellte Zucker klar, dass er längst nicht rung genug sei und gab dann zu ihrer Überraschung zu, dass er ein Dhemlaner sei. Einer von den Guten, fügte er rasch hinzu. Timaris musste ob dem Zusatz lachen. Zucker hatte recht. Er war süss. Gleichzeitig schlich sich eine leise Traurigkeit in ihre Züge. Sie wusste, dass es ganz viele gute Dhemlaner gab, die zu schrecklichem gezwungen wurden.
"Ein guter Dhemlaner also?" hakte sie überhaupt nicht erschrocken nach, auch wenn sie das wohl sollte, um ihre Tarnung zu wahren. Timaris fühlte sich nur viel zu übermütig, als dass sie Lust hatte, vernünftig zu sein. "Wie gut denn?" fragte sie mit rauchiger Stimme und eindeutig zweideutig, kurz bevor sie Zucker zuzwinkerte, dass sie es nicht so ernst gemeint hatte. "Auf der Durchreise, sagst du? Gehörst du etwa zu den Überläufern, die gestern angekommen sind? Ihr sollt Sion ja ganz schön eins ausgewischt haben."

Der gute Dhemlaner sorgte sich jedoch mehr um die Beute, von der sie fortwährend etwas verlor und befürchtete, dass die Torte noch auf dem Boden landen könnte. "Niemals!" beteurte Timaris im Brustton der Überzeugung. Weder würde sie die Torte fallen lassen noch sie Zucker übergeben, damit er sie tragen konnte. Aber ihre Arme waren trotzdem noch immer voll, obwohl sie noch nicht alle Leckereien beisammen hatte, auf die sie Lust hatte.
"Also gut", liess sie sich schliesslich erweichen. "Ich trage die Torte nach in den Aufenthaltsraum, stelle sie da auf den Tisch und passe gut auf sie auf. Zu Schokotorte passt entweder frische, kühle Milch oder prickelnder Champagner. Wenn du eines davon auftreiben kannst, kriegst du ein Stück Torte ab, Süsser." Des letzte Wort betonte sie besonders schelmisch, da Zucker ja beteuert hatte, dass er sehr süss sein konnte. Womit er wahrscheinlich ganz recht hatte. War ihm doch gar aufgefallen, dass es für Kosta eher Fluch denn Segen war, dass sich so viele von ihm angezogen fühlten. Darauf wollte sie ihn nacher noch einmal ansprechen. "Aber!", mahnte sie Zucker streng. "Der erste Biss gehört mir. Und schau mal da im Schrank im Aufenthaltsraum nach. Da sollte es noch etwas an Geschirr geben. Schau mal, was du findest." Es klang wie ein Vorschlag. Timaris wollte ja nett sein. Dennoch war es mehr eine Aufforderung, dass er ihnen auch Geschirr organisieren sollte.
Benutzeravatar
Timaris
Königin
Königin
 
Beiträge: 2289
Registriert: Fr 19. Feb 2021, 09:36

VorherigeNächste

TAGS

Zurück zu Foren-Übersicht

Zurück zu Die Piraten

Wer ist online?

0 Mitglieder




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Essen, NES, USA, Reise

Impressum | Datenschutz