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Unerwartete Geschenke der Vergangenheit





Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mo 3. Okt 2022, 19:52

Die Hayllierin wirkte nicht sehr ängstlich, als Zucker sagte, dass er ein Dhemlaner wäre. Es stellte sich heraus, dass die Hexe bereits von den Soldaten gehört hatte, die gestern im Palast angekommen waren. Das hatte sich ziemlich schnell herumgesprochen. Zucker wusste nicht, ob ihm das gefiel. Er hatte genug von Leuten, die ihn anstarrten und selbst wenn diese Hexe hier erstaunlich gelassen war, würde nicht jeder so reagieren.
"Ja, gehör ich dazu. Keine Sorge, wir bleiben nicht lange", sagte Zucker. "Und du willst nicht herausfinden wie gut ich bin. Du würdest enttäuscht werden", entgegnete ihrer rauchigen Frage mit einem Augenzwinkern. Der doppeldeutige Tonfall war ihm nicht entgangen, aber die Hexe reizte ihn in der Hinsicht eigentlich nicht. Viel mehr reizte ihn der Schokoladenkuchen, den die Hayllierin partout nicht teilen wollte. Egal wieviel Zucker ihr von ihrer ehemaligen Beute anbot.
Als er befürchtete, dass die Schokoladentorte ein unseliges Ende auf dem Küchenboden finde würde, lenkte die Hexe endlich ein. Sie wollte die Torte zum nächsten Raum auf den Tisch tragen und Zucker dürfte etwas abhaben. Aber nur, wenn der Prinz Milch oder Champagner auftreiben könnte. Prickelnder Champagner klang eindeutig besser. Aber es klang auch surreal. Er hatte Wochen in Kerkern verbracht und nun inmitten von Regalen leckerster Delikatessen zu stehen... Zucker wusste nicht was ihm nun unwirklicher vorkam. Die schreckliche, darbende Zeit in den Kerkern oder diese Speisekammer.
"Champagner und Torte, geht klar", wiederholte Zucker. Er wollte schon losgehen, als sie ihn nochmal zurückhielt und betonte, dass sie den ersten Bissen von der Torte bekäme. Und er sollte Geschirr organisieren. Zucker verdrehte die Augen. Ihr Tonfall klang danach, als würde sie gerne und öfter Leute herumkommandieren.

"Geschirr? Darfs sonst noch was sein? Ein paar Spitzenservietten?" Zucker machte sich trotzdem auf dem Weg die gewünschten Sachen zu suchen. In einer angrenzenden Kammer wurde er fündig was den Champagner betraf. Jedenfalls war es eine schwarze Flasche in einer Reihe von unmengen von ähnlichen Flaschen. Der Prinz stellte sie auf den Tisch.
"Woher kennst du eigentlich Kosta?", fragte er, während er diverse Schränke öffnete, um das Geschirr zu finden. Er hätte nicht wirklich eines gebraucht, aber eine Frau sähe das bestimmt anders. Jedenfalls brauchten sie ein Messer, um die Torte zu teilen.
"Er ist einer der Sklaven der Königin. Es ist besser, die zu kennen, damit man nicht Ausversehen eine Dummheit begeht, die einem Kopf und Kragen kosten könnte", sagte die Hexe eher kryptisch.
Zucker fand Teller und Besteck, stellte es neben der Torte ab. "Hmm, hab nicht vor lange genug zu bleiben, um eine Dummheit zu begehen", sagte er. "Kosta übernimmt genug Dummheiten für uns beide." Er hielt der Frau eine Gabel hin. Sie wollte ja unbedingt den ersten Bissen haben.
Zucker widmete sich inzwischen der Champagnerflasche und versuchte sie zu entkorken. Am besten ohne sich oder die fremde Hayllierin körperlich zu verletzen. Es war schon lange her, wo er eine Champagnerflasche entkorkt hatte. Es zeigte sich, dass man so etwas nicht so schnell verlernte. Mit einem Plop flog der Korken durch die Luft und Zucker trank rasch von der Flasche aus der der erste Schaum sprudelte.
"Oh, von den Gläsern hast du nichts gesagt", verteidigte er sich und wischte sich über die feuchten Lippen.
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von Anzeige » Mo 3. Okt 2022, 19:52

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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mo 3. Okt 2022, 19:56

"Spitzenservietten? Hmmm, nein, ich denke nicht, dass wir die brauchen werden", antwortete scheinbar allen ernstes auf Zuckers freche Frage. Ihr war sein Augenverdrehen schon nicht entgangen, liess sich jedoch nicht davon provozieren. Im Gegenteil, sie neckte Zucker wonnevoll zurück. "Aber sieh nach, ob du noch einen zweiten Käse findest. Einen weicheren, rahmigen." Zucker sollte sich ruhig etwas anstrengen, wo sie schon so grosszügig bereit war, ihren Schatz mit ihm zu teilen. Er schien es ja auch als einen fairen Handel zu sehen, Champagner für Torte einzutauschen und sie dabei noch etwas zu bedienen. Es war ja nur ein kleiner Scherz, den sie mit dem Prinzen trieb. Er würde es ihr schon nicht zu böse nehmen. Sie amüsierte sich jedenfalls gerade sehr gut und es war das, was sie jetzt brauchte, um wieder gesund zu werden.

"Kosta?" Neugierig musterte sie Zucker, der von sich aus auf den hübschen Krieger zu sprechen gekommen war. Es war schön, dass er sich Gedanken um ihn machte. "Er ist ein Sklave der Königin", erklärte sie ausweichend, woher sie ihn kannte. "Es ist besser, die zu kennen, damit man nicht Ausversehen eine Dummheit begeht, die einem Kopf und Kragen kosten könnte."
Beinahe augenblicklich stellte zucker klar, dass er nicht vorhätte, lange genug zu bleiben, um eine Dummheit zu begehen. Timaris kicherte. Oh, wenn der Prinz wüsste. Aber davon abgesehen half er gerade frischfröhlich, eine Speisekammer auszurauben. Wenn das mal keine Dummheit war. Zucker fand jedoch, Kosta machte genügend Dummheiten, für sie beide.
"Du magst ihn aber ganz gerne, nicht wahr?" vergewisserte sie sich, während sie mit einem glücklichen Lächeln die Gabel entgegen nahm. "Ich meine, weil du erkannt hast, dass es für Kosta nicht unbedingt ein Segen ist, dass er so heiss begehrt ist. Andere wären nur eifersüchtig darauf", erklärte sie rasch, bevor Zucker zu tiefe Gefühle und Freundschaft von sich weisen konnte.

Der Prinz war gerade dabei, die Champagnerflasche zu öffnen, was ihm mit einem souveränen 'Plop' gelang. Nur um dann absolut unelegant den Schaum von der Öffnung zu trinken. Ertappt blickte er sie an, während sie ihn mit grossen Augen anstarrte, als wolle er ihr alles wegtrinken. Schlussendlich verteidigte er sich damit, dass sie nichts von Gläsern gesagt hätte. Als ob Gläser nicht auch zu Geschirr gehörten.
"Frecher Bengel", lachte Timaris trotzdem und machte eine einladende Geste an den Tisch. "Setz dich zu mir. Dann kriegst du dein Stück Torte." Entsprechend nahm sie auch das grosse Messer in die Hand, um Zucker das kleinste Fitzelchen eines Hauches von einem Tortenstück abzuschneiden, wie es nur möglich war. Geschickt holte sie es mit dem Messer heraus und balancierte es gekonnt auf Zuckers Teller.
"Scht", erstickte sie jeglichen Protest im Keim, indem sie einen Finger vor ihre sinnlichen Lippen legte. Dann nahm sie mit feierlicher Miene ihre Gabel in die Hand, um mit ihr ein Stück Torte aus ihrem 'Schnitz' zu holen. Ehrfürchtig schob sie die grosse Beute in den Mund, schloss die Lippen um die Gabel, zog sie behutsam wieder zurück und... stöhnte mit geschlossenen Augen hemmungslos. Sooo gut. So süss und so schokoladig. So unglaublich gut. Sie wollte darin baden.
"Mit Rum", offenbarte sie Zucker mit einem seeligen Lächeln.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mo 3. Okt 2022, 20:04

"Hmm", brummte Zucker erstmal nur auf die Frage, ob er Kosta ganz gerne hätte. Der Prinz wollte der Fremden nichts weiter darüber sagen. Er kannte sie schließlich nicht und sie hatte bisher weder ihren Namen gesagt noch deutlich gemacht in welcher Art sie Kosta kannte. Zucker hielt sich da lieber zurück.
Die Hexe erklärte, dass sie auf die Vermutung kam, da Zucker erkannt hätte, dass Kostas Anziehung auch ein Fluch wäre. Der Prinz fand, darauf konnte man sehr schnell kommen, wenn man etwas Zeit mit dem Krieger verbrachte und von Eifersucht war nun wirklich nicht die Rede. Kosta war derjenige, der ihn anhimmelte. Zucker konnte mit den Gefühlen nicht viel anfangen. Der Kleine sollte sich lieber jemand anderen dafür suchen. Aber irgendjemand richtigen und nicht ständig bei den falschen Kerlen seine riesige Hingabe, die er loswerden wollte, abliefern. Ach, es war auch nicht Zuckers Bier. In wenigen Tagen würde er gehen und Kosta hatte genug Bekannte, die ihm helfen würden.
Die Hayllierin lachte, als Zucker sich wegen dem Trinken aus der Flasche verteidigte. Er konnte sie nicht richtig einschätzen. War sie eine Dienerin im Schloss? Nur dafür war sie zu seltsam gekleidet. Sie zog ihn auf, dass er ein frecher Bengel wäre ehe sie ihn aufforderte, sich zu ihr zu setzen. Oder war sie eine Adelige, die gerne ein paar Diener aufgabelte? Zucker wusste es nicht, aber es sollte ihn nicht kümmern, wenn er sich bedeckt hielt. Er war nur für den Kuchen hier.
Zucker setzte sich neben sie und sah mit wachsender Skepsis zu wie die Hexe das kleinste Stück Kuchen abschnitt, dass Zucker je gesehen hatte. Und das sollte für ihn sein?
"Hey-", setzte er an, als die Hexe ihm unerwartet einen Finger auf seine Lippen legte, um ihm zum Schweigen zu bringen. Zuckers Blick verdunkelte sich kurz und er rückte auf der Bank etwas zur Seite. Sie sollte ihn nicht einfach so vertraut anfassen, aber vielleicht hatte sie es nicht so gemeint.
"Durch das Stück kann man ja durchgucken", beschwerte er sich trotzdem, während er zusah wie die Hexe mit ihrer Gabel ein großes Stück aus der restlichen Torte holte, um den ersten Bissen dann fast sinnlich zu zelebrieren und ungehemmt aufzustöhnen. Zucker musste wieder grinsen. "So gut, hm?", fragte er.
Als die Hexe sagte, die Torte würde Rum enthalten, gab es auch für den Soldaten kein halten mehr. Mit bloßen Fingern griff er nach seinem Kuchenstücke und biss ungeniert hinein. Auch der Prinz seufzte zufrieden. So etwas feines hatte er ewig nicht mehr gegessen. Jahre nicht. Jahrzehnte...
Er leckte sich die Finger von Krümeln ab. "Ich kannte mal ne Hayllierin, die konnte Kuchen backen... fast so gut wie Sex." Er grinste. Zucker erhob sich und ging nochmal los, um ein paar Becher zu finden und den weichen Käse, den die Hexe gewollt hatte. In die schlichten Emaillebecher goss er dann den Champagner, hielt der Frau eine Tasse hin. Diese hatte, nach ihrer ersten Hungerattacke, die Torte etwas in die Mitte geschoben. Zucker trank vom prickelnden Champagner, schnitt sich ein weiteres Stück ab.
"Und was machst du hier so im Schloss, wenn du nicht gerade die Küche plünderst?", fragte Zucker.

Da hörten sie Stimmen und Schritte näherkommen. Zucker maß dem zunächst keine Bedeutung bei ehe er realisierte, dass er diese Stimmen kannte. Es waren einige der Piraten.
"Wir sollten zurück zum Schiff. Die zusammen dort und mit niemanden dazwischen, das kann nicht gut enden", sagte einer, dessen Stimme Zucker nicht sofort zuordnen konnte.
"Weiß Taelos überhaupt-", erwiderte der andere. Das musste Amancio sein.
"Ach, der kriegt sowas nie mit", sagte der andere wieder.
"Laree wollte ihn besuchen und Laertes mitnehmen. Sie wird schon eine mittlere Katastrophe abwenden", wandte ein anderer ein. Ulysses?
Schließlich kam die Gruppe um die Ecke, stockte.
Zucker sah Ulysses, Lucero und beide Amancios, wobei es schwer war sie auseinander zu halten.
"Torte?", fragte Zucker und hob seinen Teller an.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mo 3. Okt 2022, 20:09

"Besser", mampfte Timaris mit vollem Mund auf die Frage des Prinzen, ob die Torte so gut sei. Etwas, wozu sie sich kaum jemals die Blösse gab. Doch jetzt durfte es sein. Prompt seufzte auch Zucker gleich darauf zufrieden auf. "Sag ich doch", grinste Timaris und sah mit heimlicher Freude zu, wie auch Zucker die Süssigkeit genoss. Sie beide taten es in einträchtigem, fast schon ehrfürchtigen Schweigen. Endlich wieder einmal unbeschwert etwas essen.
"Und so jemanden lässt du dir zwischen die Finger gleiten?" fragte Timaris doch etwas entsetzt, dass Zucker nicht mehr mit der Hayllierin zusammen war, die fast so guten Kuchen hatte backen können, wie Sex." So jemanden musste man unbedingt behalten. Wenn es irgendwie ging. Der Prinz hatte die Möglichkeit wohl nicht besessen und Timaris wusste warum.
Um sich davor zu schützen, weinte der Prinz den verpassten Möglichkeiten keine Tränen nach und freute sich stattdessen über den Moment. Er war sogar so anständig nach Bechern und dem verlangten Käse zu suchen, nachdem er sein kleines Stückchen Torte im Nu verspiesen hatte. Im Gegenzug hielt Timaris die restliche Torte nicht mehr beschützend bei sich, sondern schob sie dezent in die Mitte des Tisches, damit er sich auch daran bedienen konnte. Zu ihrer Verwunderung schnitt er sich ein weiteres Stück ab, anstatt einfach mit der Gabel darüber herzufallen, wie sie es tat. Wie manierlich. Auch, dass sie den Champagner aus den Emaillebechern trank. Es machte so Spass.

"Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin das Mädchen für alles", seufzte Timaris theatralisch, als Zucker nach ihrer Beschäftigung hier im Schloss fragte. "Aber hauptsächlich habe ich dafür zu sorgen, dass so alles mögliche organisiert wird und ein Grossteil der Leute zufrieden ist", umschrieb sie möglichst vage, was sie hier tat. Sie wollte Zucker ja nicht vergraulen, indem sie ihm offenbarte, wer sie war. Glücklicherweise waren dann auf einmal Stimmen im Gang draussen zu hören. Timaris erkannte sie augenblicklich.
*Da kommen vier Krieger auf euch zu*, sandte Kaeros ihr auch gleich angespannt auf einem abgeschirmten Speerfaden. *Ich komme jetzt zu dir.*
*Das ist nicht nötig, Kaeros*, beruhigte sie ihn sanft. *Ich kenne die vier. Sie werden mir nichts tun. Im Gegenteil.*
*Das sollte ich selber beurteilen*, brummte der Kriegerprinz unwillig. *Es ist schon fahrlässig genug, dass ich dich mit diesem Prinzen alleine lasse. Timaris! Du bist gerade erst von deiner Vergiftung genesen.*
*Na gut*, lenkte sie schliesslich ein. *Sag Hyacinthos, er soll nach Kosta sehen und ihn mitnehmen. Dann könnt ihr zu dritt hinzustossen. Aber unterdrück deine Signatur. Ich will nicht, dass du hier jemanden aufscheuchst. Heute Abend soll nicht erkannt werden, dass wir Tolarims sind.* Besser sie lenkte es in Bahnen, als dass Kaeros sich finster dreinblickend neben sie setzte und das gesellige Zusammensein sprengte.

"Bist du verrückt?" zischte sie Zucker weniger als mehr verstohlen zu. "Wenn du Lucero ein Stück Torte anbietest, dann ist sie ruck zuck weg." Sie richtete sich auf und strahlte den grossen Krieger an. "Hallo Süsser, hast du mich vermisst?" flötete sie ihm aufgedreht zu. Spätestens jetzt dürften die Piraten wissen, wer sie war. Schliesslich kannten sie alle die Geschichten, wie Olintes am Anfang hemmungslos mit der Königin geschäkert hatte, ohne zu wissen, dass sie Timaris und somit Eneas Freundin war.
Dann gab es jedoch kein Halten mehr für sie. Rasch erhob sie sich und rannte auf den Krieger zu, um ihm in die Arme zu fallen und ihn innig zu umarmen. Dabei sie ihre Halskette mit den blauen Perlen um ihren Hals erscheinen. Ein einfaches, dafür um so herzlicheres Geschenk, welches sie von Eneas Freunden bekommen hatte. Sie trug es beinahe immer in ihrem Juwelengepäck, weil es ihr so wichtig war. Olintes bekam einen dicken Schmatzer auf den Mund. Danach waren die Anderen dran, sich von ihr drücken und küssen zu lassen. Nur Farell bekam nur einen Kuss auf die Wange, dafür gleich zwei, je links und rechts einen, weil er doch eine Gefährtin hatte.
"Wie könnt Ihr mir nur solche Sorgen bereiten?" schimpfte sie glücklich mit ihnen. "Solche Dummheiten zu begehen! Also wirklich. Ich dachte, ihr würdet euch nur vorsichtig nach Fort Maloun schleichen. Und dann brecht ihr in Dalmadans Feste ein. Ihr seid verrückt. Alle miteinander. Wisst ihr denn nicht, wie furchtbar schief das alles hätte gehen können? Wie geht es euch? Ulysses. Ich erfuhr, du hast dein Bein gebrochen. Ist alles wieder gut? Braucht ihr eine Heilerin? Oder sonst etwas? Oh, ihr müsst mir alles erzählen. Der Süsse hier war nur an meiner Torte interessiert", klagte sie Zucker verschmitzt und zweideutig an. "Kommt, setzt euch zu uns. In der Speisekammer lässt sich sicherlich auch noch etwas Bier finden, wenn euch Champagner nicht behagt. Wo wir schon mal angefangen haben, können wir die Speisekammer auch richtig plündern. Nur verratet mich nicht." Und zwar in dem Sinne, dass sie Zucker noch nicht sagen sollten, wer sie war.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mo 3. Okt 2022, 20:15

"Hmm", brummte Zucker nur wieder, als die Hexe entsetzt wissen wollte, wieso er sich solch eine tolle Bäckerin entwischen ließ. Der Prinz wollte ganz bestimmt nicht darüber reden, oder auch nur daran denken. Er hatte selten eine Wahl bei seinen Partnern gehabt oder an welchem Ort er sich länger aufhalten wollte. Beziehungen waren nicht für Sklaven gedacht. Aber das lag alles in der Vergangenheit und es brachte nichts, länger darüber nachzudenken.
Mehr sagte der Dhemlaner auch nicht dazu. Besonders nicht zu einer namenlosen Fremden, die er gerade erst getroffen hatte. Sie konnte jedenfalls sehr viel Kuchen verschlingen, was Zucker grundsätzlich sympathisch fand. Die Hexe seufzte auf seine Frage, was sie im Schloss arbeitete, aber auch darauf antwortete die Frau sehr vage. Wie bisher bei allen Fragen. Sie würde dafür sorgen, dass Sachen organisiert würden und dafür sorgen, dass der Großteil der Leute zufrieden seien. Das konnte so ziemlich alles sein.
Bevor der Prinz weiter danach fragen konnte, kamen einige der Piraten in die Speisekammer. Zucker bot ihnen von der Torte an, aber die Hexe befürchtete, dass ihnen Lucero alles wegessen würde. Moment... sie kannte die Piraten auch? Und anscheinend ziemlich gut. Sie flötete Lucero überschwenglich zu und fragte ihn, ob er sie vermisst hätte.
"Natürlich", erwiderte der Pirat lächelnd.
"Euch hätten wir hier sicherlich nicht erwartet", sagte Ulysses.
Lucero grinste und im Hintergrund kicherte einer der Amancios. Inzwischen war die Hexe aufgesprungen und rannte auf die Männer zu, um sie allesamt zu umarmen. Die Hayllierin verteilte mehrere Küsse und wurde von den Piraten freundschaftlich umarmt und begrüßt. Zucker nutzte die Gelegenheit, um sich noch ein Stückchen Torte und etwas Champagner zu genehmigen.

Währenddessen hatte die Hexe begonnen die Männer in fröhlichem Tonfall zu ermahnen, dass sie nicht solche Dummheiten hätten begehen sollen. Sie hätte geglaubt, die Mannschaft würde sich nach Fort Maloun einschleichen und nicht in Dalamdans Feste einbrechen.
"Hat sich so ergeben", sagte der lockenhaarige Amancio vorwitzig. Zucker horchte auf. Diese Hexe war erstaunlich gut informiert. Viel zu gut. Zucker hatte geglaubt, diese ganzen Begebenheiten würden die Hayllier streng geheimhalten, aber anscheinend war das nicht der Fall. Die Frau wurde ihm immer suspekter.
"Wenn Taelos sich mal was in den Kopf gesetzt hat...", sagte Ulysses. Die Hexe nannte die Aktion verrückt und gefährlich, erkundigte sich im nächsten Atemzug gleich nach Ulysses und seinem gebrochenen Bein. Der Krieger wiegelte ab, dass Dido sich gut darum gekümmert hätte. Zucker überlegte, ob Kosta vielleicht der Hexe alles von dem Geschehen erzählt hatte. Aber dann müssten sie sich doch sehr gut kennen, wenn die Hayllierin eine der ersten war, der Kosta erzählte was er erlebt hatte.
Die Frau beschwerte sich, dass Zucker nur an ihrer Torte interessiert wäre. Plötzlich sahen ihn alle an. Der Prinz schluckte das Kuchenstück hinunter, leckte sich über die Lippen.
"Sowas gutes gabs da nicht, wo ich herkomme", erklärte er. Nur weil die Hexe anscheinend gut informiert war, wollte er trotzdem nichts von seinen diversen Kerkeraufenthalten sagen.
Die Hayllierin lud die Piraten dazu ein mit ihnen zu essen und nebenbei die Speisekammer zu plündern. Sie sollten sie nur nicht verraten.
"Zum Glück ist Taelos nicht hier. Der war immer der Spielverderber, nicht wir", sagte Lucero amüsiert und setzte sich an den Tisch, um sich ein sehr großzügiges Stück von der Torte abzuschneiden. Ah, also hatte die Hayllierin nicht unrecht damit gehabt, dass der Pirat ihnen alles wegessen würde. Der Dhemlaner hatte aber schon einige Stücke Kuchen verputzt und nichts dagegen sich nun Brot und Käse zu widmen.
"Woher kennt ihr euch?", fragte Zucker. Die Piraten blickten hinüber zu der Hexe und dem Prinzen wurde immer mehr klar, dass sie die Tonangebende war. Wenn sie mit den Männern schon liebevoll schimpfte.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mo 3. Okt 2022, 20:21

"Ich brauchte eine kleine Auszeit", erklärte sie Ulysses grinsend, warum sie hier war. Immerhin war sie nicht bis in die Stadt geschlichen. "Wollte etwas feiern. Um so schöner, euch hier zu treffen." Sie musste die Piraten mehrfach drücken und knuddeln, wie als wolle sie sicher gehen, dass sie auch ja alle am Leben waren. Gleichzeitig schimpfte sie auch mit ihnen, weil sie so ein grosses Wagnis eingegangen waren. Voller Erleichterung, weil sie überlebt hatten. Sachte knuffte sie Farell in seinen flachen Bauch. Zur Strafe weil er so leichthin meinte, es hätte sich eben so ergeben. Ulysses schob es auf Eneas, weil er sich etwas in den Kopf gesetzt hätte.
"Hmm, ja, ich weiss was du meinst", seufzte sie kummervoll. Noch immer schwankte sie hin und her, dass sie es bereute, Eneas gesagt zu haben, wo er Kosta finden konnte und damit, dass es richtig gewesen war, weil Eneas es früher oder später ohnehin von alleine herausgefunden hätte. Erst einmal erkundigte sie sich jedoch nach Ulysses gebrochenem Bein, dem es inzwischen schon wieder ganz gut zu gehen schien. Sie wollte mehr erfahren, wie es den Piraten ergangen war und ob sie etwas brauchten. Deswegen lud sie sie zu sich an den Tisch ein und beschwerte sich im gleichen Atemzug über Zuckers Interessensschwerpunkte.

"So etwas gutes gibt es ohnehin selten", pflichtete sie ihm grinsend bei, dass die Torte eine Besonderheit war, der man sich widmen sollte. Vorallem wenn sie gestohlen war. Dann schmeckte sie doppelt gut. Entsprechend setzte sich Olintes gleich an den Tisch und bediente sich grosszügig. Rasch glitt Timaris an seine Seite und streckte ihm nun auch ihren Teller hin. Sie hatte zwar schon einiges an Torte gehabt, doch es ging hier ums Prinzip. Ausserdem tat es ihr gut, nah bei den Personen zu sitzen, die ihr wichtig waren.
"Taelos hatte eben andere Prioritäten", schmunzelte Timaris, als Eneas als Spielverderber bezeichnet wurde. Der Krieger hatte eben nur eifersüchtig über seine schäkernde Freundin gewacht und Timaris hatte es genossen. "Wie geht es ihm? Ihr habt ihn doch nicht alleine an Bord zurück gelassen. Ah, aber ich freue mich sehr, euch zu sehen."

Timaris wollte sich gerade über ihr Tortenstück hermachen, welches Olintes ihr abgeschnitten hatte, als Zucker wissen wollte, woher sie sich kennen täten. Prompt sahen sie alle abwartend an. Timaris liess fast wie ertappt ihre Gabel sinken. Natürlich lag es an ihr, eine Erklärung zu finden. "Wir haben eine Weile am selben Ort gewohnt", offenbarte sie dem Prinzen. "Da ist man sich immer mal wieder über den Weg gelaufen und das eine führte zum anderen." Ganz einfach. Sie zuckte mit den Schultern, zeigte dann aber mit der Gabelspitze auf Zucker. "Ihr seid ganz schön neugierig für jemanden, der weder sagen will, woher er kommt, noch wohin er gehen will, Prinz Zucker", tadelte sie ihn scheinbar streng, nur um die anderen gleich darauf wieder anzugrinsen.
"Gar nichts wollte er erzählen", klagte sie den Piraten. "Nur, dass er selbst halb verhungert ist und dass er zu den guten Dhemlanern gehört." Ihr Blick wurde fragend. "Und?" wollte sie wissen. "Er ist mit euch gereist. Gehört er zu den Guten?" Sie wollte gerne die Einschätzung der Piraten hören. Kostas Sichtweise war manchmal gerne etwas einseitig.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mo 3. Okt 2022, 20:22

Die Hexe unterhielt sich sehr vertraut mit den Männern und setzte sich dann zu Lucero, der sich bereits großzügig an der Torte bediente. Zucker hatte sich etwas vom Camembert abgeschnitten und auch die Piraten, setzten sich größtenteils, um sich etwas zu essen zu nehmen. Nur Ulysses suchte in den Regalen noch nach weiteren Leckereien und einigen Flaschen Bier mit denen er dann wieder zurück kam. Zucker beobachtete das Treiben größtenteils schweigend. Er fragte sich, wo seine eigenen Kumpanen waren. Sie warteten darauf, dass die Königin wieder gesund wurde und Zeit für sie hatte, um die Belohnungen zu verteilen, die sie sich erhofften. Aber danach wären sie zweifelsohne lieber in Draega, um sich zu betrinken. Zucker konnte ihnen nur beipflichten.
Hier fühlte er sich etwas fehl am Platz und egal ob der Raejer Dschungel eine schwülheiße Hölle gewesen war, dort hatte er sich wenigstens ausgekannt und er war bei den Menschen gewesen, mit denen er über Jahrzehnte zusammengearbeitet hatte. Die Hexe und die Piraten sprachen inzwischen über den Kapitän der Piraten. Als die Hayllierin sich nach Taelos erkundigte, sahen ein paar der Männer hinüber zu Zucker. Der Prinz konnte sich denken wieso sie ihn dabei ansahen, aber Zucker hatte nicht in dieses Beziehungsdrama hinein gezogen werden wollen. Schließlich zuckte Lucero mit den Schultern.
"Wie soll es ihm schon gehen", sagte er vage.
"Ehh.. und nein, er ist nicht alleine. Dido ist auf dem Schiff geblieben. Sie hat sich nicht von Lady Tolarim untersuchen lassen wollen", sagte Amancio.
"Aerion ist auch dort", steuerte Ulysses bei. "Laree wollte sie heute besuchen, zusammen mit Laertes."

Da Zucker immer noch nicht schlau daraus geworden war wie die Hexe nun ausgerechnet die Piraten und Kosta so gut kannte, fragte er danach. Wieder kam eine vage Antwort von der Hayllierin. Sie hätten am gleichen Ort gewohnt und da hätte eben eines zum anderen geführt. Aha. Nun, der Prinz wollte jetzt nicht unbedingt weiter nachfragen, wenn die Frau nicht darüber reden wollte. Die Hexe erkannte dann auch, dass er ziemlich neugierig wäre, obwohl er selbst nichts über sich sagte und woher er käme oder wohin er wollte.
"Wenigstens hab ich meinen Namen gesagt", erwiderte er brummelnd und aß noch etwas von dem Käse. Genau genommen ein falscher Name, aber immerhin ein Name. Die Hexe beschwerte sich trotzdem, dass Zucker ihr bisher viel zu wenig erzählt hätte außer dass er zu den guten Dhemlanern gehören würde. Der Prinz fand, mehr gab es auch nicht zu sagen und selbst Personen, mit denen er mittlerweile vertrauter war, wie Kosta, hatte er nicht viel mehr erzählt. Deswegen verlegte sich die Hayllierin nun darauf, die Piraten nach ihm auszufragen und ob Zucker wirklich zu den Guten gehören würde. Während Zucker direkt daneben saß. Der Prinz glaubte nicht, dass dabei viel herauskommen würde. Sie waren auf der Seefahrt auch ein paar Mal aneinander geraten, insbesondere, wenn es den Kapitän involvierte.
Der Amancio mit dem Lockenkopf klopfte Zucker auf die Schulter. "Natürlich gehört er zu den Guten", sagte er im Brustton der Überzeugung.
Zucker hob fragend eine Augenbraue. "Wie kommst du darauf?", fragte er.
"Es hat verdammt lange gebraucht bis ich bemerkt habe, dass du mir meinen halben Seesack leergeklaut hast", antwortete Amancio und lachte. "Du bist ein guter Dieb, das muss man dir lassen."
Zucker kratzte sich am Kinn, aber da waren nicht mehr die alten Brandnarben, sondern nur glatte Haut. Es war immer noch ungewohnt. "Geborgt", verbesserte er Amancio, "Eigentlich habe ich dich von alten Ballast befreit, den du nicht mehr gebraucht hast. Wenn es dir erst jetzt auffällt."
"Geborgt, aha." Amancio grinste amüsiert. Er schien ihm das Ganze zum Glück nicht sehr übel zu nehmen. "Und wann kriege ich das wieder?"
"Wenn du es wirklich brauchst", erwiderte Zucker schlagfertig und erhob sich von der Bank, sich ein Brot in die Jackentasche stopfend. "Und nun werde ich mir hier noch etwas von der Speisekammer borgen und meine Kameraden suchen bevor sie ein weiteres Gästezimmer zerlegen." Der Prinz fand, es war besser, wenn er die Piraten und die Hexe alleine ließ, damit sie ihre Geschichten austauschen konnten, die Zucker sowieso nicht viel sagten.
Nur war heute irgendwie reger Betrieb in dieser Speisekammer und drei weitere Personen kamen hinein. Zwei davon waren Zucker bekannt. Da war einmal dieser Hya.. wie hieß er noch gleich? Zucker hatte es wieder vergessen. Jedenfalls dieser komische Adelige. Hyacinthos. Genau. Dann ausgerechnet ein Kriegerprinz, als wäre das nicht genug. Und Kosta. Er wirkte etwas zerzaust und verschlafen. Aus welchem Bett er wohl gerade gekrochen kam?
Zucker ließ eine kleine, runde Pastete in seinem Juwelengepäck verschwinden, kostete von einer zweiten. Die Hexe hatte ja vorgezeigt, dass man sich hier frei bedienen konnte. "Na, Kleiner." Er nickte ihm zu und kam näher. "Weißt du wo Samtpfote und der Rest sind?"
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Mo 3. Okt 2022, 20:23

Eneas verging wahrscheinlich vor Liebeskummer, weil Kosta hier war und nicht bei ihm. Weil er sich in Zucker verguckt hatte und ihm nicht in die Arme geflogen war, nachdem er ihm endlich seine Liebe gestanden hatte. Timaris fürchtete, dass Eneas nun mehr Geduld als je würde aufbringen müssen, so wie es Kosta zur Zeit ging. Der Krieger war dermassen fragil, dass sie fürchtete, er könnte jederzeit zerbrechen. Eigentlich bräuchte sie nun ganz viel Zeit, um ihm zu helfen, mit seinen Wunden umzugehen. Nur konnte sie sich das nicht leisten. Eneas täte es sicherlich mit Freuden. Doch sie wollte Kosta nicht befehlen, zu ihm zu gehen. Das kam ihr ebenfalls falsch vor.
"Taelos, Dido und Aerion alleine auf engstem Raum?" Das war als würde man eine Fackel neben ein Fass voll Schwarzpulver stellen. "Nun, Laree und Laertes werden schon für genügend Abwechslung sorgen." Hoffentlich.

Es gab so viel, was sie gerne wissen wollte, von der Mannschaft. Natürlich auch von Zucker, der Kosta so wichtig war. Als sie fragte, ob Zucker zu den guten gehörte, antwortete Farell gleich absolut überzeugt, dass Zucker einer der Guten sei. Zucker schien dies eher zu überraschen. Farell erklärte gleich, dass Zucker ein ausgezeichneter Dieb sei und ihm so allerhand aus dem Seesack geklaut hatte. Daraus folgte ein freundschaftliches Gekabbel, was Timaris zum Lachen brachte.
Leider schien sie Zucker jedoch etwas zu sehr bedrängt zu haben, denn er erhob sich und wollte gehen. Zu seinen Kameraden, bevor sie ein weiteres Gästezimmer zerlegten. Timaris Blick wurden fragend. Was hiess hier ein weiteres? Sie kam jedoch nicht weit mit fragen und der Prinz nicht weit mit flüchten, denn in dem Moment betraten Kaeros, Hyacinthos und Kosta den Raum. Der Prinz hatte wie so oft den Arm locker um Kostas Schultern gelegt. Scheinbar besitzergreifend, doch in Wahrheit eher Halt suchend. Ihr Sklave wirkte zwar wie immer ordentlich und adrett, dennoch war sein Haar leicht zerzaust und sein Blick wirkte verschlafen. Anscheinend hatte Hyacinthos ihn aus dem Bett geholt.

"Zucker, du bist auch hier?" erwiderte er die Begrüssung mit einem überraschten, aber glücklichem Strahlen. "Das ist aber schön. Die anderen? Oh, nein, tut mir Leid, ich weiss nicht, wo sie sich befinden. Aber wenn du möchtest, kann ich sie holen gehen", bot er gleich diensteifrig an. Timaris verdrehte die Augen.
"Nichts da", verbot sie ihm in sanftem, tadelnden Tonfall. "Du bleibst hier und isst etwas. Ruh dich aus, Kosta. Du hast schon genügend getan. Und dich wollte ich auch nicht vertreiben, Zucker. Bleib doch noch etwas und feiere mit uns. Du kannst deinen Kameraden senden, dass sie herkommen sollen. Oder Hyacinthos schickt einen Dienstboten los. Kosta würde es freuen, wenn du bliebest und vielleicht wird er sich im Gegenzug dazu überreden lassen, uns etwas auf der Geige vorzuspielen."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mo 3. Okt 2022, 20:23

Kosta strahlte ihn gleich an und freute sich, dass er auch hier wäre.
"Auf der Suche nach etwas Essen", erklärte Zucker und nahm einen weiteren Happen von der Pastete. "Und du anscheinend auch. Wenn du dich beeilst, ist noch ein Stück Kuchen für dich übrig." Er deutete zu dem Tisch mit all den aufgestapelten Leckereien.
Kosta wusste nicht, wo die anderen Soldaten waren, bot aber an, sie sofort zu holen. Bevor Zucker dazu etwas sagen konnte, schritt die Hexe ein und verbot es dem Krieger in sanftem Tonfall. Kosta sollte sich ausruhen und etwas essen. Zucker nickte.
"Ich find sie schon so", sagte er Kosta und holte aus einem Regal neben ihm ein Säckchen mit getrockneten Aprikosen. Zucker wäre nun gerne aufgebrochen, um die Gruppe unter sich zu lassen, aber die fremde Hayllierin hatte andere Pläne und bat ihn, zu bleiben. Er könnte seinen Kameraden senden, damit sie hierher kämen. Oder Hyacinthos könnte sie holen lassen. Zucker zögerte. Auf dem Schiff hatten sie keine andere Wahl gehabt, als dauernd Zeit miteinander zu verbringen, aber hier wäre das nicht unbedingt nötig gewesen und er hätte gerne mit den anderen Soldaten über Raej geredet.
Die Hexe versuchte es mit weiteren Argumenten. Kosta würde sich doch auch so freuen, wenn er bleiben würde.
"Ach, würde er?", fragte der Prinz und sah zu Kosta, der ihn sowieso weiterhin anstrahlte. Was fragte er überhaupt? "Meinetwegen könnt ihr die anderen holen lassen. Alleine würden sie niemals hierher finden", sagte der Dhemlaner, "In diesem Riesenkasten verläuft man sich doch andauernd."
Hyacinthos willigte ein, jemanden zu schicken. Zucker setzte sich trotzdem nicht und ließ weiter diverse Spezialitäten in seinem Juwelengepäck verschwinden. Ein Stückchen Butter hier, ein Beutelchen Salz dort. Stets so, dass es nicht wirklich auffiel, dass etwas fehlte. Jedes Mal wenn Zucker etwas hinausnahm, schob er in der gleichen Bewegung die anderen Gegenstände etwas zusammen.

"Du kannst also Geige spielen? Bist du in irgendetwas nicht talentiert?", fragte Zucker, während er sich gelassen an ein Regal lehnte und eine Schachtel mit Keksen öffnete. Kosta wurde knallrot. Zucker aß ungerührt einen Keks, als Kosta nuschelnd zugab, dass er nicht gut wäre in zwischenmenschlichen Beziehungen.
"Eh, welcher Sklave ist das schon", bemerkte Zucker und wischte sich ein paar Kekskrümel vom Unterhemd.
"Hey", meldete sich Lucero sofort zu Wort und war dabei sich zu erheben. "Du redest besser nicht so über ihn."
Zucker hob abwehrend die Hände, zwei Kekse in einer und die Schachtel in der anderen Hand. "Habs nicht abwertend gemeint. Bin ja auch nicht gut darin. Dafür hab ich meinen Charme." Er griff sich lobend an die Brust, Keks immer noch in der Handfläche, und zufrieden grinsend.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Mo 3. Okt 2022, 20:25

"Kosta? Bist du da?" klopfte es fröhlich an seine Tür und riss ihn aus einem quälenden Albtraum. Keuchend schreckte er hoch, sass einen Moment lang orientierungslos in seinem grossen, bequemen Bett und begriff nicht, wo er war. Da klopte Hyacinthos wieder an die Tür und wollte wissen, ob er nicht rauskommen mochte. Timaris hätte sie zu einer kleinen Feier eingeladen.
"Komme gleich", rief er überrascht und beeilte sich, aus dem Bett zu kommen. Wobei er sich vor lauter Hast in der Bettdecke verhedderte und schlussendlich auf den Boden plumpste.
"Kosta?" fragte Hyacinthos nach dem dumpfen Rumpeln besorgt. "Ist alles in Ordnung mit dir?"
"Ja, alles in Ordnung", rief er atemlos und hastete zu seiner Kleidung, um in sie zu schlüpfen. "Ich bin gleich bei dir. Timaris hat uns wirklich zu einer Feier gerufen?" Hiess das, das Gegenmittel hatte angeschlagen? War sie wieder geheilt? Vollständig?
"Na ja", gab der Prinz hinter der Tür zu. "Ich weiss nicht, ob es eine Feier ist. Aber sie ist mit den Piraten zusammen und plündert eine Speisekammer. Für mich ist das eine Feier. Kaeros macht das jedoch ganz nervös. Er darf aber nur zu ihr, wenn wir mitkommen und verbergen, dass er eigentlich als ihr Leibwächter bei ihr sein will."
Kosta verstand nicht alles. Genauer gesagt kaum etwas und es schreckte ihn, dass er seinen Freunden begegnen sollte. Doch ein ein weiteres Treffen mit Timaris wollte er nicht verpassen, solange dies noch möglich war. Er wollte zu gerne erfahren, ob das Gegenmittel gewirkt hatte. Entsprechend stürzte er auch gleich aus der Tür, sobald er sich angezogen hatte. Auf dem Weg in den Küchentrakt, konnte er die Uniform noch immer zuknöpfen und glattstreichen. Auch wenn Hyacinthos wie so oft seinen Arm um seine Schultern legte, sich leicht auf ihm abstützte. Kosta täte es wohl eher irritieren, wenn der Prinz das nicht mehr machen würde. So sehr war es schon zur Gewohnheit geworden.

"Zucker, du bist auch hier?" strahlte er den Prinzen überrascht und erfreut an, als sie in einen Aufenthaltsraum traten und beinahe in den Soldaten gelaufen waren. "Das ist aber schön. Die anderen? Oh, nein, tut mir Leid, ich weiss nicht wo sie sich befinen. aber wenn du möchtest, kann ich sie holen gehen", bot er gleich hilfsbereit an und machte schon einen entsprechenden Schritt, löste sich unauffällig und geschmeidig aus der Umarmung des Tolarims. Da hielt ihn die Königin zurück und verbot ihm gleich wieder loszurennen. Er solle hier bleiben und etwas essen. Er solle sich ausruhen. Verlegen schlug Kosta die Augen nieder. So schlimm war das doch nicht, die anderen Soldaten holen zu gehen.
Auch Zucker fand, er solle hier bleiben, er würde seine Kameraden auch so finden. Dabei steckte er sich ein Säckchen mit getrockneten Aprikosen ein. Kosta registrierte es verwirrt, nickte dann aber lächelnd, als Timaris ihn bat, heute noch für sie Geige zu spielen. Das würde er natürlich gerne tun. Und natürlich wäre es wunderbar, wenn Zucker noch etwas bliebe. Fragend blickte Zucker ihn an und Kosta nickte eifrig und glücklich strahlend. Es war schön, dass Zucker Timaris doch kennen lernte.

"Na dann schicke ich jemanden, der die Soldaten zu unserer kleinen, spontanen Feier führen soll", anerbot sich Hyacinthos und schickte einen Speerfaden los, bevor er Kaeros am Arm zupfte und ihm bedeutete, sich mit ihm auf eine der Bänke zu setzen und sich zu entspannen. Der Kriegerprinz schien gar nicht glücklich über die Situation zu sein. Er war viel ernster geworden, als damals wo er in Mineva gewesen war.
"Man braucht etwas Zeit, bis man sich hier zurecht findet", gab Kosta Zucker gegenüber zu. "Aber es ist lernbar." Neugierig beobachtete er, was der Prinz da in der Vorratskammer tat. Timaris unterhielt sich inzwischen wieder den Piraten. Da fragte Zucker ihn unvermittelt, ob es auch etwas gäbe, worin er nicht talentiert sei. Augenblicklich wurde Kosta knallrot. Es gab doch eine ganze Menge, worin er gänzlich unbegabt war. Zucker sollte das doch wissen.
"In zwischenmenschlichen Beziehungen bin ich gar nicht gut", gab er zu, obwohl Zucker das doch bereits wusste. Er tadelte ihn ja oft genug, dass er sich zu viele Hoffnungen machte. Der Prinz fand das gar nicht schlimm. Kein Sklave wäre gut darin. Dass er Sklave genannt wurde, oder unbegabt, fand hingegen wiederum Olintes schlimm, weswegen er gleich aufbrauste. Verwundert blickte Kosta zu ihm. Mit dieser heftigen Verteidigung hatte er nicht gerechnet. Besonders da Zucker ihn nicht hatte angreiffen wollen, was der Prinz auch gleich bestätigte.
"Ja, das hast du", lachte Kosta zustimmend auf die freche Behauptung, das Zucker seinen Charme hätte. "Komm, lass uns uns zu den Anderen setzen. Du musst dein Proviantpaket nicht zusammen klauen. Du bekommst auch so alles was du brauchst, um nach Raej zu Rashar zu gehen", versprach er ihm zuversichtlich und fasste ihn vertrauensvoll an der Hand, um ihn an den Tisch zu den anderen zu ziehen. Dort setzte er sich neben Timaris, die ihn liebevoll lächelnd zu sich gewunken hatte. Kaum hatte er sich gesetzt, bekam er von verschiedenen Seiten allerlei Esswaren zugeschoben. Kosta blinzelte überrumpelt. Das sollte er etwa alles essen? Aber warum denn? Er hatte doch gar nicht wirklich Hunger. Zu dem Bier sagte er jedoch nicht nein und auch Zucker schob er eines rüber.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Mo 3. Okt 2022, 20:26

Zucker hatte nicht wirklich vor, zu lernen sich in dem Palast zurechtzufinden, wenn er ihn sowieso bald wieder verlassen würde. Der Prinz hatte keine guten Erinnerungen an luxuriöse Bauten und die Nähe zu gleich so vielen Adeligen machte ihn etwas nervös. Es war für ihn kein Ort, wo er sich entspannen und gehen lassen konnte. Je schneller er hier weg war, umso besser. Kosta hin oder her. Der Kleine würde schon irgendwie klarkommen und wie Zucker bereits gesagt hatte, er war auch kein Experte in zwischenmenschlichen Dingen und scheute eher, sich damit auseinanderzusetzen.
Er hatte zumindest seinen Charme, um in der Welt zurechtzukommen. Kosta lachte zustimmend und fasste ihn an der Hand, um ihn zurück zum Tisch zu ziehen. Er müsste sich sein Proviant für Raej nicht zusammenklauen.
"Das nimmt doch den ganzen Spaß aus der Proviantbeschaffung", beschwerte sich der Dhemlaner, der es gewohnt war, dass es nie genug Essen gab und man stets selbst sehen musste wie man an mehr herankam. Die Aufseher in den Salzminen waren nie sehr großzügig gewesen, was das betroffen hatte. Sie waren lieber großzügig im Austeilen von Peitschenhieben gewesen.
Zucker ließ sich von Kosta zum Tisch ziehen, der sich neben die Hexe setzte. Zucker setzte sich neben Kosta und schob dessen viel zu anhängliche Hand wieder fort. Er wollte nun wirklich nicht Händchen halten. Außerdem brauchte der Krieger sowieso beide Hände frei, um all das zu essen, was die anderen ihm hinschoben. Kosta wirkte gleich etwas überfordert und nahm sich lieber von dem Bier. Zucker bekam auch eine Flasche ab.
"Ja, das ist eine richtige Mahlzeit", stimmte er grinsend zu und trank einen tiefen Schluck. Zucker legte einen Keks auf Kostas Bierflasche.

Sie saßen noch eine Weile so zusammen, während sich größtenteils die Piraten und diese Hexe unterhielten, als endlich Zuckers eigene Kumpanen auftauchten. Der glatzköpfige, stiernackige Samtpfote, der wettergegerbte Einauge, ein braungebrannter Kerl namens Kruppe mit Narben überall auf den Oberarmen von unzähligen Peitschenhieben und der verschlagene Teelan.
Samtpfote blickte sich um, entdeckte Zucker. "Dachten, du bist allein hier", sagte er.
"Nein, Zucker hier verkehrt lieber mit den Wasserratten", bemerkte Teelan kalt grinsend.
"Wollt ihr essen und saufen oder nicht?", fragte Zucker zurück. "Wo sind Pik und Raub?"
"Nehmen irgendwelche Wächter beim Kartenspiel aus", sagte Kruppe mit tiefer Stimme und ließ sich neben Zucker auf die Bank nieder, die daraufhin bedrohlich knarzte. Er entdeckte die Champagnerflasche und griff gleich begierig danach. Kruppe schnüffelte daran. "Wasn das?", wollte er wissen.
"Champagner", erklärte Zucker.
"Scham.. was? Alk, was?" Kruppe nahm sofort einen kräftigen Schluck ehe er laut rülpste und lachte. "Klasse, das Zeug. Bißchen lasch." Er trank trotzdem nochmal was ehe er sie Samtpfote hinhielt, der auch gleich davon trank und einen Rülpser losließ. Zucker seufzte und deutete auf die Hexe.
"Es ist eine Frau anwesend", machte er die Männer aufmerksam bevor sie noch einen Wettbewerb darin starteten. Samtpfote ließ die Flasche sinken und starrte die Hexe mit offenem Mund an.
"Du bis hübsch", stellte er fest.
"Samtpfote, verwickel sie doch gleich nich so mit deinem Charme", sagte Zucker. Der Kriegerprinz im Hintergrund blickte die Soldaten zudem sehr finster an. Er saß etwas entfernt, aber er wirkte so, als wäre er kurz davor aufzuspringen. "Hier, iss was." Zucker hielt Pfote ein belegtes Brot mit Wurst hin. Das sollte ihn davon abhalten erstmal weiter etwas zu sagen.
Teelan sondierte den Raum und sandte ihm, was der Adelige hier machte. Zucker hatte darauf auch keine Antwort.
"Du, Tolarim, wann können wir die Königin sehen?", fragte Teelan offen, "Oder hat sie nicht vor ihre Schulden zu begleichen?"
Die Piraten tauschten unruhige Blicke aus. "Das Gespräch wird besser verlaufen, wenn du nicht ihre Familienmitglieder beleidigst", sagte Lucero.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Di 4. Okt 2022, 06:25

Sie freute sich für Kosta, dass sein Schwarm noch etwas blieb. Wusste sie doch, wie sehr er sich sorgte, dass dieser wieder weiter nach Raej wollte. Lächelnd betrachtete sie die Beiden, wie sie vor den Regalen der Vorratskammer standen und vertraut miteinander sprachen. Bis sie auf einmal merkte, das aus dem nachdenklichen betrachten ein verwirrtes Starren wurde. Die Zwei sahen sich überraschend ähnlich. Beide hatten sie diese feinen, klaren Gesichtszüge, die vornehme Nase, die sinnlichen Lippen und die verführerischen Augen. Ihr Haar war fein wie das von Rabenfedern und waren schlichtweg schön. So nebeneinander sogar noch mehr, als normal. Vorhin hatte sie Zucker für Kosta gehalten, weil ihr seine Signatur so vertraut vorgekommen war. Sie hatte gedacht, das läge daran, dass Kosta so viel Zeit mit ihm verbracht hatte und sie die Signatur aus Kostas Erinnerungen kannte. Es gäbe da allerdings noch eine andere Erklärung, merkte sie überrascht.

Doch so vor den anderen wollte sie Zucker nicht um eine Probe seines Blutes fragen. Und starren wollte sie auch nicht. Deswegen lud sie Kosta erst einmal neben sich ein und plauderte mit den Piraten über ihre Abenteuer. Schob Kosta etwas Käse hin, so wie die anderen ihm auch je etwas hinschoben, damit er etwas ass und gesund wurde. Leider schien er nicht so recht zu wollen, nahm sich wenigstens den Keks, der auf seiner Bierflasche landete. Die zwei gingen wirklich auf besondere Weise vertraut miteinander um.

Nach einer Weile kamen einige der Soldaten in den inzwischen schon recht vollen Aufenthaltsraum. Timaris sah sie zum ersten Mal nicht nur aus Kostas Erinnerungen. Neugierig musterte sie sie und war froh um die Gelegenheit, sie auch so kennen zu lernen. Es war wichtig, dass sie sie gut einschätzte. Es waren alles verurteilte Verbrecher. Wenn die Chance bestand, dass sie weiter mordeten und vergewaltigten, dann wollte sie demjenigen keine Amnestie geben. Sollten sie die Chance jedoch wahrnehmen, hatte sie kein Problem damit, sie belohnen.
Einige von ihnen wirkten nicht sonderlich intelligent. Andere schon und deswegen auch gefährlich. Auf jeden Fall hatten sie keinerlei Manieren, die sie zeigen wollten. So taten sie sich in ekligster Rülpsmanier an dem Champagner gütlich. Oh, Timaris freute sich darauf, ihnen noch ganz anderes Feuerwasser zu präsentieren. Mal sehen, wer am Schluss dann noch stand.

"Wirklich?" fragte sie skeptisch, als sie von einem grossen Kerl mit offenem Mund angestarrt wurde, bis er schliesslich feststellte, dass sie hübsch sei. "Zucker meinte, ich sei viel zu dürr." Armer Prinz. Er musste auch für alles herhalten. Dabei verteidigte er sie doch so liebevoll. Zumindest wohl für seine Verhältnisse. So unterband er das Rülpsen und gab dem Hühnen etwas zu essen, damit er nichts mehr dummes sagte. Aber dafür hatte er ja andere Kameraden. Einer der intelligenter wirkenden, mit den verschlagen funkelnden Augen wandte sich in aller Unverschämtheit an Hyacinthos. Auf eine Weise und mit einer Wortwahl, die die Piraten nervös werden liessen und Kaeros fast zum Explodieren brachte.
"Seid ihr denn überhaupt bereit, die Königin zu sehen?" fragte Hyacinthos in aller Ruhe zurück, der sie schon auf einige Eskapaden hatte begleiten müssen und es sich entsprchend gewohnt war, dass man frech über Timaris sprach, obwohl sie anwesend war. Der Königin gefiel die Antwort jedenfalls und sie musste grinsen. Ihr Kusin hatte ganz recht. Eigentlich konnten die Soldaten sie bereits sehen. "Warum wollt ihr den direkt zu ihr. Ihr könntet doch auch so ausbezahlt werden."
"Lady Tolarim war heute bei ihren Heilerinnen", verteidigte Kosta innig ihre Ehre. "Sie war schwer krank. Da kann sie euch doch nicht gleich einen Tag nach eurer Ankunft empfangen." Und auch Olintes riet dem Soldaten, dass er mehr Erfolg haben würde, wenn er nicht ihre Familienmitglieder beleidigte. Oh, da hatte er absolut recht. Trotzdem musste sie kichern. Sie fand es lustig und fühlte sich nicht angegriffen.
"Was schuldet die Königin euch denn?" fragte sie neugierig und scheinbar ahnungslos. "Warum wollt ihr zu ihr? Wünscht ihr euch etwas besonderes von ihr."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Di 4. Okt 2022, 09:23

Die Hexe zeigte sich verwundert, dass Samtpfote sie für hübsch hielt, wo Zucker sie dürr fand. Pfote grinste. "Zucker hat dralle Frauen lieber", verriet er. "Ich bin da nich so." Aber fürs erste hatte das belegte Brot seine Aufmerksamkeit gefunden und er begann schnaufend zu essen. Das war besser, fand Zucker. Samtpfote war am höflichsten, wenn er aß und nicht das erstbeste sagte was ihm in den Sinn kam. Der Prinz schnitt mit einem Messer einen kleinen Kreis in ein Brot ehe er einen genauso kleinen Kreis aus einem der Käse herausschnitt. Teelan machte sich mal wieder rasend schnell unbeliebt, doch soweit war das nichts neues für Zucker. Es waren nun mal Verbrecher und Soldaten und bisher hatten sie niemand für ihre Manieren in den Dienst genommen.
Während die Piraten über die scharfe Wortwahl nervös wurden, blieb der Adelige gelassener und fragte zurück, ob sie denn bereit wären die Königin zu sehen.
"Warum nicht? Aber von mir aus kann sie uns gerne auch weiter durchfüttern. Nur will ich dann ein bessres Quartier", sagte Teelan. "Adrej hat ein viel bessres bekommen. Er hat den gleichen Stand in Dhemlan wie ich. Sion hat dafür gesorgt."
"Teelan, halts Maul", sagte Einauge nun das erste Mal auch etwas. Der ältere Mann rückte sich den schwarzen Stofffetzen zurecht, der über seinem fehlenden Auge lag. "Wir müssen nicht zur Königin. Mir egal, wer uns ausbezahlt."
"Hauptsache, sie drücken sich nicht davor. Hab eine Zeitung aus Draega gesehen. Haushofmeister vergiftet durch Biss einer Spinne. Schöne Geschichte. Fehlen nur ein paar Details", sagte Teelan.
Einauge blickte ihn aus seinem verbleibenden Auge scharf an. "Halts Maul, Soldat", wies er ihn zurecht.
"Wir sind nicht mehr in der Armee, Einauge", erinnerte ihn Teelan. "Und ich sehe keine Rangstreifen-"
Einauge rief prompt eben jene abgefetzten, alten Rangstreifen aus seinem Juwelengepäck herbei und verpasste Teelan, der neben ihm saß, eine saftige Ohrpfeige damit. Kruppe und Samtpfote brachen in dröhnendes Gelächter aus und auch Zucker musste grinsen. Er hatte inzwischen den kleinen Käse auf das Brot gelegt und war dabei einen Teil einer Gewürzgurke und eine eingelegte Perlzwiebel ebenso klein zu schneiden. Teelan rieb sich die Wange und schnaubte, hielt dann aber tatsächlich den Mund.

Kosta war natürlich dabei, die Königin zu verteidigen. Sie würde sich von der schweren Krankheit erholen und hätte die Soldaten natürlich nicht sofort empfangen können. Die Hexe begann sich auch für das Thema zu interessieren und erkundigte sich neugierig, was die Königin den Männern schulden würde.
"Viele gute Soldaten schuldet sie uns", sagte Einauge.
"Der Haushofmeister hat uns Geld und Land versprochen. Genug, dass wir ausgesorgt haben", erinnerte ihn Teelan, "Uns steht eine Entschädigung zu für die, die bei der Aktion drauf gegangen sind."
"Ich will nen eigene Kneipe", sagte Samtpfote, "Wo ich immer umsonst trinken und essen kann."
"Ich will ne Villa", polterte Kruppe los. "Und mehrere Lustsklavinnen." Er grinste feist.
Pfote blickte ihn erstaunt an, nickte dann eifrig. "Ja, genau, das was er gesagt hat", stimmte er seinem Kumpanen zu. "Und ein Schwimmbecken voller Gold!"
Zucker lachte leise. "Sie hatten viel Zeit sich das zu überlegen", erklärte er. Der Dhemlaner hatte sie ständig in ihrer Zelle gehört wie sie entweder von Essen sprachen, irgendwelchen scharfen Frauen oder was sie alles mit den Bergen an Geld machen würden, wenn sie hier rauskämen. So schnell zermürbte man die gestandenen Verbrecher nicht, wenn es darum ging Zeit abzusitzen.
Der Prinz war inzwischen fertig damit sein Mini-Brot zu belegen und bestreute es noch mit Pfeffer. Dann legte er die kleine Kreation auf Kostas Bierflasche.
Die Hexe registrierte, dass Zucker bisher nicht gesagt hatte, was er sich denn wünschte.
"Nix", antwortete er und nahm einen Schluck von seinem Bier. "Habs nich so mit Geschenken von Adeligen." Er hielt das für sehr unklug etwas von der Königin von Hayll anzunehmen. Zucker konnte sich nicht vorstellen, dass dies ohne Verpflichtungen oder Erwartungen käme. Und auf beides reagierte er allergisch. Wenn die Königin sie nicht in den Kerker werfen ließ, wäre Zucker schon froh.
Kosta hatte ihn ja auch unbedingt beschenken wollen. Vielmehr hatte er die Königin bitten wollen, dass Zucker auch das Geschenk annahm, dass Kosta sich für ihn wünschte. Hoffentlich hatte Zucker ihm das ausreden können. Was auch immer es gewesen war. Kosta sollte sich lieber was für sich wünschen. Der Kerl war viel zu aufopferungsvoll.
Zucker verdrückte den Rest von dem Brot und dem Käse in die er ein Loch geschnitten hatte.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Di 4. Okt 2022, 18:05

Der grosse, glatzköpfige Kerl verriet ihr, dass Zucker nur auf dralle Frauen stehen würde, doch er sei da nicht so. Allerdings liess er sich dann ziemlich schnell von dem belegten Brot ablenken, was er von Zucker gereicht bekam. Es stellte sich ziemlich rasch heraus, dass er und der mit den vielen Peitschenstriemen, eher einfacher gestrickt waren. Dafür vielleicht nicht grausam. Es war schwer, sie in so kurzer Zeit einzuschätzen. Einfacher war es bei dem verschlagen wirkenden Soldaten. Er wollte Geld, ein besseres Quartier und schien grundsätzlich auf alle eifersüchtig zu sein, die es besser hatten als er. Damit er bekam, was er wollte, nahm er sich auch gerne Sion zu Hilfe, was bei den Haylliern für Anspannung sorgte.
Dem einäugigen Mann viel das auf, während Zucker in aller Seelenruhe sein Brot und sein Käse in kleine Kreise schnitt. Warum auch immer. Der Einäugige rief den sogenannten Teelan zur Ordnung. Schlussendlich sogar ziemlich rabiat und doch mit einer Würze von Humor. Er war eindeutig der Intelligenteste der Gruppe und er verriet absolut nichts über seine Gedanken. Timaris musterte ihn nachdenklich und als er ihr dann antwortete, dass die Königin ihnen viele gute Soldaten schulden würde und sich ihre Blicke dabei trafen, hatte sie einen Herzschlag lang das Gefühl, dass er wusste, wer sie war. Dabei konnte das nicht sein. Doch vielleicht hatte er genau wie Zucker so eine Ahnung, dass sie nicht die Person war, die sie vorgab zu sein.

"Hmmm, ich hätte ja lieber Wasser in meinem Schwimmbecken", überlegte Timaris. "Aber ne Villa voller Lustsklaven klingt ganz nett. Nur so eine eigene Kneipe, wo ich immer umsonst trinken und essen kann, das klingt nach ganz schön viel Arbeit. Immerhin muss sich so eine Taverne ja rentieren, damit ich da freihaus essen kann." Freundlich blickte sie den Glatzkopf an, ob er das denn wollte. Timaris fände es sicherlich eine gute Idee, wenn die Verbrecher nun einer wenigstens halbwegs ehrlichen Arbeit nachgingen.
"Und du, Zucker? Was wünschst du dir von der Königin", fragte sie den Prinzen in der Hoffnung für Kosta, dass er seine Meinung geändert hatte, bezüglich seiner Wünsche. Leider war dem nicht so. Dafür fand Timaris heraus, warum er die Kreise geschnitten hatte. Er fütterte so Kosta ganz verstohlen mit kleinen, runden, belegten Broten. Kleine Häppchen, die den Krieger nicht überforderten und die er gedankenverloren zu sich nahm. Fragend blickte sie die Piraten an, ob sie eine Erklärung für das doch eher aussergewöhnliche Miteinander von Kosta und Zucker hatten.
"Na, du könntest dir zumindest Proviant und Ausrüstung für deine Reise nach Raej wünschen", schlug sie Zucker vor, da sie ja vorhin auch offiziell von Kosta mitbekommen hatte, dass der Prinz dahin wollte. "Oder bist du der Meinung, dass sie dir nichts schuldet? Und was ist mit euch?" wandte sie sich an die Piraten, die gerade eher still geblieben waren. "Habt ihr irgendwelche Wünsche an die Königin?" Sie grinste. Die Situation war gerade etwas skurril. Timaris mochte das. Jedenfalls wollte sie Eneas und seiner Mannschaft gerne erfüllen, was deren Herzen begehrten, wenn es in ihrer Macht lag. Immerhin hatten sie ihr Kosta und Ayden zurückgebracht. Samt dem Gegenmittel und der Nachricht von Zoryas Tod. Sie hatten viel geleistet und hatten Ruhe und Sicherheit verdient.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Di 4. Okt 2022, 18:11

Die Hexe erwiderte, dass ihr ein Schwimmbecken mit Wasser besser gefallen würde, aber im Prinzip schien ihr die Idee mit der Villa zu gefallen. Nur die eigene Taverne würde nach viel Arbeit klingen, damit die sich auch lohnen täte.
"Bah, hätt natürlich Leute, die für mich arbeiten würdn", rechtfertigte Samtpfote seine Idee.
"Kriegt die 6. Kompanie Freibier? Dann komm ich mal vobei", scherzte Zucker, während er eine weitere kleine Brotscheibe belegte. Dieses Mal mit Wurst und einer Prise Meerrettich. Wieder landete das Mini-Brot bei Kosta auf der Bierflasche. "Oder hast du dann in deinem neuen Palast keine Zeit mehr für die einfachen Fußsoldaten?", fragte der Prinz und zupfte etwas Petersilie von einem Bündel Kräuter, die mit auf dem Tisch gelandet waren.
Pfote lachte. "Klar könnt ihr bei mir trinken!", polterte er los. "Für einen guten Preis." Er lachte wieder und tat sich erneut am Champagner gütlich. Als die Hexe fragte, ob Zucker sich denn auch etwas wünschte, lehnte Zucker dies wieder ab. Lieber war er arm, aber dafür endlich nicht mehr an irgendjemanden gebunden oder verpflichtet. Nachdem Krieg natürlich. Solange galt seine Treue Rashar. Egal, ob sie noch in einer Armee waren oder nicht. Die Haylierin ließ nicht locker und schlug vor, dass Zucker sich wenigstens die Ausrüstung für seine Reise wünschen könnte. Der Dhemlaner winkte ab.
"Ach, das hat mir Kosta hier schon versprochen", antwortete er und legte eine neue Kreation auf Kostas Flasche. Dieses Mal ein kleines, kreisrundes Brot mit Frischkäse und Petersilie. "Wir müssen unbedingt einkaufen gehen, Kleiner. Ich brauch ein neues Hemd und eine Hose - und Stiefel", zählte er auf. Zucker hatte nicht so viele Probleme damit, von Kosta etwas anzunehmen. Schließlich schuldete ihm der Krieger so einiges für die Schwierigkeiten in die er ihn immer wieder gebracht hatte. Ob die Königin ihm etwas schuldete, ging Zucker lieber nicht drauf ein. Adelige hatten die lästige Fähigkeit, dass sie ihre eigenen Schulden gerne auf den Gläubiger zurückwälzten und ihn dafür verantwortlich machten. Zucker wollte dem entgehen. "Die Sandalen von einem der Wärter sind bald durchgelatscht und dieses Hemd von Aerion hier fällt auseinander." Er hob kurz seinen Fuß an, um Kosta den Zustand der Sandalen zu zeigen. Danach zupfte er demonstrativ an seinem Hemd.
Lucero schmunzelte. "Er ist viel kleiner als du", sagte er.
"Daran könnte es liegen", stimmte Zucker zu. "Aber das sind alles Muskeln." Er klopfte sich gegen den Bauch. "Ich mein, ich könnt natürlich meine alte Uniform aus meinem Juwelengepäck anziehen, aber ich glaub, die ist nicht stadttauglich. Nur Einauge kann eine Uniform tragen ohne dass es auffällt." Er nickte dem Mann zu. Einauge trug ohne Zweifel die alte Uniformshose und das Unterhemd davon, aber es fiel kaum auf, da sie schon mit diversen Flicken versehen war und er den schwarzen Gürtel durch einen weißen getauscht hatte und ein gelbes Halstuch trug. Es verbarg geschickt das Hydra-Emblem auf dem Hemd.
"Maria hat mir das Halstuch genäht", sagte Einauge und überging damit völlig den Kommentar über seine Uniform. Die Piraten blickten erstaunt auf.
"Tatsächlich? Davon hat sie gar nichts erwähnt", sagte Amancio.

Als die Hexe fragte, ob es denn etwas gäbe, was sich die Piraten von der Königin wünschten, zögerten die Männer. Lucero stupste Ulysses auffordernd in die Seite, der sich schließich räusperte und sprach.
"Wir brauchen ein neues Schiff", sagte er. "Taelos hat sie regelrecht geprügelt die letzten Wochen, um so schnell wie möglich unterwegs zu sein und das Tor zu benutzen... ist immer belastend für den Rumpf."
"Das wäre alles nicht so schlimm. Wir könnten sie für ein paar Monate trocken legen und general überholen", sagte der lockige Amancio, "Aber mittlerweile ist sie bekannt wie ein bunter Hund. Bei den Dhemlanern.. und nun auch hier in Draega." Er zögerte. "Die Absperrung und die vielen Wachen..", fügte er hinzu, sprach dann aber nicht weiter. Zucker kam es so vor, als wählten die Piraten ihre Worte gerade mit großem Bedacht und sie sahen die Hexe abwartend an.
"Taelos hat gesagt, dass er bald ablegen will", steuerte Lucero bei und sah zu Kosta. "Nicht weit, wenn es geht. Nur in ein Trockendock einige Seemeilen die Küste runter. Du solltest den Ort kennen. Es ist ruhiger dort. Weniger neugierige Augen."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Di 4. Okt 2022, 18:15

Es blieb weiterhin fraglich, ob der Hühne mit der Glatze ein guter Tavernenwirt abgeben würde. Aber so eine Kneipe war womöglich kein schlechter Weg, sich zu bewähren. Zumindest gäbe es für die Soldaten ein Treffpunkt, von dem Timaris wusste. Das wäre gar nicht so schlecht. Es war jedenfalls eine Überlegung werd. Mal schauen, wie sich die Soldaten bei der offiziellen Audienz verhielten.
Zucker wollte nach wie vor nichts von ihr und fütterte Kosta derweil verstohlen mit besonderen Brotkreationen. So raffiniert, dass man glatt eifersüchtig werden konnte. Timaris aass allerdings lieber grössere Portionen. Das bisschen, was Kosta bekam, hätte ihr niemals gereicht. Eigentlich reichte es auch nicht für Kosta, doch es war sicherlich besser, als gar nichts. Überraschenderweise wollte Zucker jedoch eine Menge von Kosta. Hemd, Hose, Stiefel und sonst noch so allerhand. Ob ihm eigentlich bewusst war, dass alles, was Kosta gehörte, eigentlich ihr Eigentum war und er so doch Geschenke annahm? Wahrscheinlich nicht. Timaris sagte jedoch nichts diesbezüglich, um den Frieden zwischen den Beiden nicht zu zerstören.

Natürlich wurden auch die Piraten nach ihren Wünschen gefragt. Sie hatten sich mehr als nur alles Gute verdient. Dabei hätte Timaris ihnen auch so gerne Wünsche erfüllt. Auch ohne, dass sie dafür ihr Leben riskierten.
"Na, das nenne ich doch einen ordentlichen Wunsch", schmuntzelte Timaris, als Ulysses gleich um ein ganzes Schiff bat. "Und ich bin mir sicher, dass du schon wieder eine Reihe an Extrawünschen und Verbesserungsvorschlägen hast, Ulysses." Der Krieger liebte es, fortwährend an etwas herum zu basteln und es zu verbessern. Timaris konnte das nachvollziehen. Wenn auch in anderen Bereichen, so strebte sie doch auch immer danach, ihre Arbeit zu verbessern und effizienter zu werden.
"Und wenn ihr gleichzeitig das alte Schiff überholen lasst, dann habt ihr gleich zwei zur Verfügung." Nur für den Fall, dass es eng auf der 'E' werden sollte. "Doch ihr solltet weiter segeln, als nur bis zum nächsten Trockendock. Es ist in Draega und Umgebung nicht sonderlich sicher und wird in nächster Zeit auch nicht sicherer werden. Segelt nach Hause. Ruht euch aus und erholt euch gut. Nicht nur euer Schiff hat in letzter Zeit viel über die Grenzen hinaus geleistet."

Da fragte Zucker unvermittelt, ob sie denn schon wissen würde, was Kosta sich wünschte. Süss. Timaris Mundwinkel zuckten nach oben, bevor sie sich zu dem Prinzen umwandte. "Ja, ich weiss, was er sich wünscht, auch wenn er es dir zu liebe versucht hat zu verbergen, Zucker", bestätigte sie samten und blickte ihm für einen Moment lang fest in die Augen. "Da du diesbezüglich deine Meinung jedoch nicht geändert hast, ist es überflüssig weiter darüber zu reden und Kosta kriegt seinen Wunsch eben nicht erfüllt." Ihr Sklave wand sich unruhig auf der Bank hin und her. Timaris wollte ihn nicht weiter quälen, lächelte ihn freundlich an und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Es war alles gut. Sie würde Zucker nicht weiter drängen und er würde ihm deswegen nicht böse sein. Zumindest nicht heute Abend.

"Hier, probier mal davon, wenn dir der Champagner zu lasch ist", riet sie dem Mann mit den vernarbten Oberarmen und stellte eine grosse Flasche aus grünem, blinden Glas vor ihm auf den Tisch, die sie aus ihrem Juwelengepäck herbeigerufen hatte. Sie besass kein Ettiket und war bis obenhin mit einer undefinierbaren, dunklen Flüssigkeit gefüllt. Alles in allem sah die Flasche nach etwas aus, worum man lieber einen grossen Bogen machte, wenn man sich nicht irgend eine Krankheit einfangen wollte. Dabei war so viel Alkohol darin, dass da bestimmt kein Krankheitserreger überleben konnte.
"Das ist etwas, was auch dunkle Juwelenträger zu einer lustigen Zeit verhelfen kann", grinste sie auf den fragenden Blick des Soldaten. Sie nahm sich die Flasche wieder zurück, um ihren, inzwischen geleehrten Becher damit vollgiessen zu können. Ohne mit der Wimper zu zucken, trank sie einen grosszügigen Schluck von Darla's Bestem. Etwas, worauf sie stolz war, es zu beherrschen. Schliesslich hatte sie lange genug üben müssen, dieses wahre, ekelhafte und doch verlockende Feuerwasser trinken zu können, ohne dabei husten zu müssen. Sie war gespannt, wie die Soldaten sich dabei machten. Die Piraten rutschten aus weiser Erfahrung heraus, lieber schon einmal etwas weg von der Flasche.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Di 4. Okt 2022, 18:16

Die Hexe schmunzelte, als die Piraten zugaben, dass sie ein neues Schiff wollten.
"Ja, ein paar", gab Ulysses über die Verbesserungsvorschläge zu. "Ich habe einige Ideen wie man noch ein paar Seeknoten extra herausholen könnte. Mit der gleichen Schlagkraft. Neue Pläne, die ich auch teilen könnte..."
Zucker horchte auf. Das klang fast wie ein Angebot? Aber wieso sollte die fremde Hayllierin daran interessiert sein? Sie schien wesentlich mehr zu sagen zu haben, als sie vor ihm zugegeben hatte. Die Hexe war eindeutig die Tonangebende bei der Unterhaltung und empfahl den Piraten was sie als nächstes tun sollten. Sie sollten zurück nach Hause segeln, da es in Draega und Umgebung nicht sicher für sie wäre. Zuhause sollten sie sich erholen.
Wo war Zuhause, fragte sich der Dhemlaner. Die einsame Insel mit dem Sandstrand, die Kosta erwähnt hatte?
"Wir würden ja...", setzte Lucero an. Sein Blick glitt zu Kosta. "Aber Taelos wird nicht so schnell ablegen wollen... nicht ohne dass wir vollständig wären." Er räusperte sich.
"Es wäre gut, wenn du dich mit ihm unterhalten könntest", sagte Ulysses zu Kosta hinüber. Zucker konnte sich denken, worum es ging. Würde der Kapitän ernsthaft nicht ablegen ohne Kosta an Bord? Was war, wenn der Krieger nicht gehen wollte? Oder wenn die Königin überhaupt nicht erlaubte, dass sich ihr Sklave entfernte? Zucker blickte bei diesem Beziehungsgeflecht nicht so recht durch, aber es kam ihm widersprüchlich vor, wenn gleich zwei Personen solch einen Anspruch auf Kosta erhoben.
Da Zucker sich nicht einmischen wollte, sagte er lieber nichts.
"Dieses Zuhause... das ist nicht zufällig dort, wo Tigers Freundin ist?", fragte Zucker stattdessen, um das Thema etwas zu wechseln. "Dort, wo Laree auch war?"
Ulysses nickte. "Ja, Maeve ist immer noch dort", bestätigte er, "Laree kann gerne wieder mitkommen. Bei Tiger... ich glaube, da muss er mit Taelos drüber sprechen."

Zucker wusste auch nicht, ob Tiger zu Maeve wollte. Momentan schien er seine Tochter nicht verlassen zu wollen, aber ein weiteres Kind war ja unterwegs. Es war zum Glück nicht Zuckers Problem.
"Also ein Schiff für die Seemänner", sagte der Prinz. "Weißt du denn schon, was Kosta sich von der Königin wünscht?", fragte er die Hexe, während er die Schale eines gekochten Eis langsam entfernte. Die Frau hatte alle gefragt, nur den Krieger nicht, der schweigsam neben Zucker saß und kleine Brote futterte.
"Ja, ich weiss, was er sich wünscht, auch wenn er es dir zu liebe versucht hat zu verbergen, Zucker", sagte die Hayllierin. Zucker sah Kosta halb tadelnd an, seufzte.
"Ach, ich hab dir doch gesagt, du sollst deinen Wunsch nich für mich verschwenden", sagte er. Kosta sollte lieber etwas für sich selbst wollen, doch er schien am glücklichsten, wenn er anderen helfen konnte. Selbst die, die nicht um Hilfe gebeten hatten. Er konnte es einfach nicht lassen.
Die Hexe sagte, dass Kosta dann seinen Wunsch nicht erfüllt bekommen würde. Der Krieger wirkte betreten und unruhig, woraufhin ihm die Frau einen Kuss auf die Wange gab. Zucker sagte nichts mehr dazu. Die sollten ihm besser keine Schuldgefühle machen, nur weil er nicht beschenkt werden wollte.
Sie wurden alle abgelenkt, als die Hayllierin eine große, grüne Flasche auf den Tisch stellte und sie Kruppe anbot. Es wäre nicht so lasch wie der Champagner. Zucker betrachtete skeptisch die dunkle Flüssigkeit in der bauchigen Flasche. Das Zeug sah eher aus wie Rohrreiniger.
"Dunkle Juwelen ham wir. Das sollt kein Problem sein", sagte Kruppe grinsend.
"Ja, aber ich hab nur einen Magen", sagte Zucker, als die Hexe die Flasche geöffnet hatte und er den scharfen Geruch wahrnahm. Ungerührt goss sich die Hexe etwas in ihren Becher und nahm dann einen tiefen Schluck. Kruppe beäugte sie interessiert, aber Samtpfote war schneller und griff nach der Flasche, um davon zu trinken. Er trank mehrere Schlucke ehe er die Flasche mit roten Wangen absetzte und breit grinste.
"Nich schlech", sagte er rau. "Erinnert mich an Rashars Selbstgebrannten. Inner Mine. Weißte noch, Kruppe?"
Damit wusste Zucker bereits genug von der Stärke dieses Gebräus. Nur waren die zwei anderen Soldaten so ungefähr die stärksten Trinker, die er kannte. Kruppe goss sich etwas in einen der Becher, schlürfte geräuschvoll. Danach klopfte er sich kräftig gegen die Brust.
"Ahh, ja, das putzt alles durch. Starkes Zeug!", befand er. "Hier, Zucker."
Der Prinz schüttelte den Kopf. "Danke, ich häng an meinem Magen. Und meiner Leber."
"Gib mir das", verlangte Teelan und wollte natürlich mit den anderen Soldaten mithalten. Nur waren Samtpfote und Kruppe zwei echte Brocken und Teelan ein zwar schneller und tödlicher Kämpfer, aber auch ziemlich dürr und der Kerker hatte da nicht geholfen. Trotzdem trank er, hustete heftig. Das hielt ihn nicht davon ab, noch einmal zu trinken. Kruppe klopfte ihm auf den Rücken, lachte. Die Männer begannen zusammen mit der Hexe zu trinken. Auch die Piraten nahmen ab und zu einen Schluck, aber längst nicht so viel wie die anderen und sie sahen auch manchmal besorgt zu der Hayllierin.
"Wir sollten die Flasche nicht ganz leeren", sagte Ulysses, "Sonst wird die Erholung noch länger dauern."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Timaris » Di 4. Okt 2022, 18:19

Kruppe und der Glatzkopf probierten gleich grosszügig von dem ekelhaften Schnapps. Sie verkrafteten ihn ganz gut und bekamen nur etwas rote Wangen. Timaris grinste zufrieden. Zucker wollte sich lieber nicht auf das Spiel einlassen und auch Einauge hielt sich vornehm zurück. Schlauf von den Beiden. Teelan musste sich jedoch beweisen und trank eifrig mit. Prompt musste er husten, nur um dann gleich darauf weiter zu trinken. Tapfer. Nur sollten sie ihm nicht zu viel davon geben. Sonst würde er am morgigen Tag nicht fähig sein, zu der Audienz zu kommen.

"Pfff, ich dachte, das wäre Taelos Part", schnaubte Timaris auf Ulysses vorsichtigen Kommentar, dass sie die Flasche nicht ganz leeren sollten. Er machte sich Sorgen, dass sie nicht gesund genug dafür war. "Ausserdem ist es ja nur ein Viertel", wante sie ein. "Einen für Kruppe, einen für den Glatzköpfigen, einen für Teelan und einen für mich. Das was ihr da nippt ist vernachlässigbar. Mit Taelos habe ich mal eine ganze Flasche geteilt. Das war ein Spass." Timaris grinste. Doch danach hielt sie sich trotzdem brav zurück und nippte nur noch an dem Schnapps. Ulysses hatte ja recht. Sie sollte sich nicht hemmungslos betrinken. Nur so ein klein wenig.

Dafür wurde die Stimmung allmählich lockerer. Abenteuer und Witze wurden erzählt. Es wurde gegessen, gelacht und getrunken. Irgendwann hatte selbst Kosta genug gehabt und Timaris konnte ihn fragen, ob er etwas Geige für sie spielen wollte. Der Krieger stimmte natürlich augenblicklich zu und stimmte gleich ein fröhliches, freches Piratenlied an. Eines, in das sie sie alle begeistert miteinstimmten und leicht für zum Mitsingen für die Piraten war. Danach wählte Kosta ein wunderschönes Liebeslied, welches Timaris alleine sang. Sie hatte schon so lange nicht mehr gesungen. Um so mehr genoss sie es, es jetzt tun zu können. Ein kleiner Abend voller Freiheit. Dennoch gab sie sich Mühe, nicht zu viel Zauber in ihre Stimme zu legen, auch wenn sie es nicht gänzlich verhindern konnte. Schliesslich wollte sie niemanden manipulieren. Zumindest nicht jetzt und nicht so.

Nach weiterem Essen und Trinken forderte Timaris Olintes zu einem Tanz auf, als Kosta ein entsprechendes Lied aufspielte. Der kräftige Krieger war im ersten Atemzug noch zögerlich, stimmte dann aber zu. Olintes war immer für etwas Unfug zu haben. Allerdings wagte er sie kaum anzufassen, hielt sie ganz sorgsam und tanzte lang nicht so leidenschaftlich und energiegeladen, wie er gekonnt hätte. Spielverderber. Diese Piraten waren fast schlimmer als eine Horde von Ammen.
Deswegen forderte sie beim nächsten Lied den Glatzkopf zu einem Tanz auf. Der Kerl war sofort bei ihr, sehr dicht und verdeutlichte damit noch einmal, dass er sie hübsch fand. Timaris lachte, machte aber sicherheitshalber einen Schutzschild um ihre untere Körperhälfte und um ihren Busen. Sie wollte sich von dem Krieger nicht begrapschen lassen oder ihren Leibwächter übermässig auf die Folter spannen. Es sollte ein fröhlicher Abend werden und nicht in eienr Schlägerei ausarten. Der Tanz mit dem überraschend feinfühligen Riesen wurde dann auch ganz lustig. Allerdings war sie danach ziemlich ausser Atem. Ihre Beine zitterten wie verrückt und sie musste sich an dem grossen Soldaten festhalten, damit sie nicht zusammen klappte.
"Kaeros", rief sie den Kriegerprinzen atemlos zu sich, der augenblicklich bei ihr war und sie stützend in den Arm nahm. Besorgt und den Soldaten wütend anfunkelnd. "Das war wohl doch etwas zu früh zu viel", gab sie keuchend zu, während sie sich erschöpft an ihren Kusin lehnte. "Ich sollte mich etwas erholen. Bringst du mich nach oben?" Das wollte Kaeros überaus gern. Timaris war glücklich genug, um darob nicht die Augen zu verdrehen. "Bis morgen ihr Lieben", verabschiedete sie sich von den Abenteurern. "Es hat grossen Spass gemacht, mit euch zu feiern. Ah, Kosta mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut", beruhigte sie den Krieger, der sie mit grossen, ängstlichen Augen besorgt anschaute. "Ich bin nur etwas schnell ausser Atem nach der langen Krankheit. Und ja, wenn sie fragen, dürft ihr mich verpetzen", erlaubte sie den Piraten. "Einauge scheint es ohnehin schon eine ganze Weile lang zu ahnen. Und der Süsse hier, ist auch schon länger misstrauisch." Neckisch zwinkerte sie Zucker zu. "Also dann, feiert noch schön. Bis morgen."
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Yadriël » Di 4. Okt 2022, 18:25

Es wurde noch ein feuchtfröhlicher Abend in der Speisekammer, Piraten, Soldaten und diese komische Hexe von der Zucker immer noch nicht viel wusste außer dass sie sich hier sehr wohl fühlte und eindeutig jeden Mann dazu bringen konnte nach ihrer Pfeife zu tanzen. Dabei wirkten die Piraten zunehmend besorgter, dass sich die Hayllierin übernahm mit dem Trinken. Die Hexe wehrte die besorgten Kommentare schnaubend und belustigend ab, während sie verriet, dass sie mit Taelos mal eine ganze Flasche geteilt hatte.
Also den kannte sie auch.
Je mehr Zucker aber auch vom Bier und noch vom Champagner trank, desto weniger wollte über diese Fragen nachdenken. Kosta ließ sich von der Hexe überreden, Geige zu spielen und Zucker musste zugeben, dass der Krieger tatsächlich sehr gut mit dem Instrument war. Er spielte mehrere Lieder, die Piraten, Hyacinthos und Hexe lauthals singen ließen ehe ein ruhigeres Lied kam zu dem die Fremde ebenfalls den Text kannte und alleine sang. Zucker blickte stirnrunzelnd zu den leuchtenden, ergebenen Augen Kostas mit denen er die Hexe bewundernd bedachte. Okay, vielleicht lag es daran, dass Zucker schon gut angetrunken war, aber er bekam da so einen verrückten Gedanken. Nur konnte das ja nicht sein. Womöglich schaute Kosta nur so, weil die Hexe eine schöne, einfangende Stimme hatte.
Aber dann musste der Prinz wieder daran denken, dass er diesen Blick von Kosta bereits öfter gesehen hatte. Jedes Mal, wenn dieser von seiner Herrin geredet hatte.
Zucker kam nicht dazu, Kosta danach zu fragen, da der Krieger damit beschäftigt war ein Lied nach dem anderen zu spielen. Zu späterer Stunde ein schwungvolles Tanzlied zu dem die Hexe und Lucero tanzten. Der Pirat berührte seine Tanzpartnerin kaum und wenn er es tat, dann sehr sorgsam und respektvoll.
Der Hexe schien das nicht zu reichen und beim nächsten Lied fragte sie Samtpfote. Der bullige Soldat leerte seinen Becher mit diesem verteufelten Gebräu und erhob sich begeistert. "Pfote, mach nix dummes", setzte Zucker an, aber da war sein Kumpan bereits bei der Frau und begann dicht mit ihr zu tanzen und seine Hände wandern zu lassen. Jedenfalls versuchte er es. Samtpfote bewies trotz Gesicht rot vor Trunkenheit, dass er sicher auf den Füßen war. Zucker beobachtete es schmunzelnd. Es war schon ein einprägendes Bild.

Als sich die Hexe plötzlich stärker an Samtpfote festhielt, nachdem das Lied verklungen war. Die Hayllierin sah blass aus und sie keuchte heftiger. Der Kriegerprinz, der sich mehr im Hintergrund gehalten hatte, war sofort aufgesprungen und zu ihr geeilt, um sie in den Arm zu nehmen. Das was Zucker befürchtet hatte.. nämlich, dass der Kerl ihr Leibwächter war, verdichtete sich immer mehr. Ah, Pferdemist...
Die Frau wollte zurück nach oben gebracht werden. Es hätte Spaß gemacht und sie würden sich morgen wiedersehen. "Ich bin nur etwas schnell ausser Atem nach der langen Krankheit", erklärte sie Kosta, der auch sehr besorgt wirkte. Ja, so eine lebensgefährliche Vergiftung musste einen echt runterziehen, dachte Zucker. Das... war das wirklich die Königin? Er hatte mit ihr Kuchen gegessen...
Die Piraten hatten sich allesamt erhoben und auch Einauge war aufgestanden. Er verbeugte sich leicht, als sie ihn erwähnte. Zucker sah ihn leicht vorwurfsvoll an. Er hätte ihn ruhig mal einweihen können. Oder irgendjemand. Weder Kosta noch die Piraten oder Hyacinthos hatten etwas gesagt. Aber offensichtlich hatte es sich die Königin so gewünscht.
Sie zwinkerte Zucker zu, doch der Prinz war noch zu perplex, um einen lockeren Spruch auf den Lippen zu haben. Er hätte viel früher misstrauisch werden sollen. Aber wer hätte ahnen können, dass die Königin von Hayll sich gern verkleidete und dann die Speisekammer plünderte?
Er strich sich durch die Haare, sah der Frau nach wie sie zusammen mit dem Kriegerprinzen ging.
"Also irgendjemand von euch hätt auch mal was sagen können", beschwerte er sich, als er das Gefühl hatte, die Königin und ihre Leibwäche wären außer Hörweite.
"Was?", fragte Kruppe.
"Timaris mag es zur Entspannung mal in einem lockeren Rahmen zu sein, um unbeschwert Spaß haben zu können", sagte Ulysses. "Das geht schwer, wenn man weiß wer sie ist."
"Von was redest du?", wollte auch Samtpfote wissen.
"Die Frau, deren Arsch du betatscht hast, war die Königin von Hayll", erklärte Einauge lapidar.
Samtpfote ließ sich schwer zurück auf die Bank sitzen, griff nach der Flasche mit dem Rest von dem Alkohol und setzte es an seine Lippen, um es gurgelnd leer zu trinken. "Da warn Schutzschild dazwischen", rechtfertigte er sich danach.
"Ja, das wird dich sicher nachts ruhig schlafen lassen", sagte Amancio grinsend. "Wir waren schon alle dort."
"Oh ja", pflichtete Lucero bei.
"Oh mann", konnte Teelan nur sagen, "Wir müssen hier weg bevor die Wachen kommen!" Er blickte sich nervös um.
"Entspannt euch. Wenn ihr sie ernsthaft verärgert hättet, wüsstet ihr das bereits jetzt", sagte der lockige Amancio. Sollte sie das beruhigen?
"Ich hoffe, es geht ihr gut", sagte Ulysses etwas ernster.
"Gut genug, um fast die ganze Torte alleine zu essen", brummelte Zucker. Er war auch aufgestanden, blickte zu Kosta. Hyacinthos stand bei ihm und hielt sich bei ihm fest. "Wehe du machst dir Vorwürfe. War ja ihre Entscheidung zu essen, trinken, zu singen und zu tanzen", sagte der Dhemlaner. "Pff, in eure Schuhe möcht ich nicht stecken", sagte er seinen Kameraden. "Viel Spaß bei dem Treffen morgen." Er grinste.
"Du kommst nicht mit?", fragte Kruppe. Zucker schüttelte den Kopf.
"Ich bin nicht derjenige, der eine Belohnung von ihr will", verneinte er. "Wie wärs, Kosta, wir machen morgen die Stadt unsicher?", fragte er.
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Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit

Beitragvon Kosta » Di 4. Okt 2022, 18:29

Kosta hätte noch die ganze Nacht lang Geige spielen können. Zu Anfang war er zwar noch sehr unsicher gewesen, ob er das auch wirklich wollte, andererseits hatte er Timaris, die gerade so glücklich und voller Lebensfreude war, diesen Wunsch auch nicht abschlagen wollen. Sobald er seine heiss geliebte Geige wieder in den Händen gehalten hatte, waren jegliche Zweifel verschwunden und bei den ersten, sehnsüchtigen Klängen, erschauderte sein wundes Herz. Für den Moment des Geigespielens war alles wieder gut. Er war frei und flog und vergass die schwere Schuld, die er auf sich geladen hatte. Besonders wo er Timaris dabei beobachten konnte, wie sie sang, wie sie tanzte, wie sie lachte und einfach am Leben war. Es tat so gut und liess ihn für den Moment wieder leichter atmen.

Leider wurde die Königin, für ihre Verhältnisse, ziemlich rasch erschöpft und wollte von Kaeros wieder zurück gebracht werden. Sofort liess Kosta seine Geige verschwinden und wollte anbieten, ihr zu helfen. Doch Timaris unterband dies gleich, indem sie ihm versicherte, dass es ihr gut ginge, sie einfach nur ausser Atem sei. Sie würden sich morgen treffen und es hätte ihr sehr Spass gemacht. Kosta lächelte sie seelig an. Es war so schön, dass sie nach dieser schweren Vergiftung schon wieder lachen konnte. Innig verneigte er sich vor ihr, als sie sich verabschiedete und schaute ihr noch lange nach. Auch dann, als sie schon nicht mehr zu sehen war. Er Zucker riss ihn wieder in die Gegenwart an den Tisch zurück und dann war da auch schon Hyacinthos wieder bei ihm und legte wie gewöhnlich einen Arm um seine Schultern.

"Es war doch gut so", lächelte er entschuldigend, weil er Zucker nichts gesagt hatte. Auch Ulysses erklärte ihm gleich, dass es leichter für alle war, wenn man nicht wusste, wer Timaris war. Nur allmählich begriffen die anderen Soldaten, wovon sie sprachen und mit wem sie gerade gefeiert hatten. Das brachte selbst die hartgesottenen Männer etwas durcheinander und sie wurden so unruhig, dass sie gar dachten, von hier fliehen zu müssen. Farell beruhigte sie jedoch, dass alles gut wäre. Hätten sie Timaris verärgert, wüssten sie das schon längst. Damit hatte er recht. Timaris liess auch ziemlich viele Dumm- und Frechheiten durchgehen, wenn sie sich versteckt unter die Leute mischte. Kosta bewunderte das.

"Ich freue mich sehr, dass ihr euch so gut vertragen habt", strahlte er den Prinzen an und setzte sich wieder zu ihm an den Tisch. Dabei machte er unbewusst eine einladende Geste, dass Hyacinthos sich doch neben ihn setzen sollte, damit er sich wieder na ihm festhalten konnte. "Und das obwohl ihr nur eine Schokotorte hier hattet. Sie ist da sehr besitzergreifend", erklärte er Zucker halb ernst, halb grinsend. Zweiteres, weil es lustig war, ersteres weil es durchaus stimmte. "Du darfst dich sehr geehrt fühlen, dass du ein Stück davon abbekommen hast." Das schafften die wenigstens. Zucker hatte eben wirklich seinen Charme.
"Vorwürfe?" fragte er etwas überrascht, bevor er mit einem verliebten Lächeln seinen Kopf schüttelte. Zucker war so lieb fürsorglich. "Dein, ich mache mir keine Vorwürfe. Ich vertraue Timaris. Sie weiss, wieviel sie sich zumuten kann. Ausserdem könnte ich sie ohnehin nicht daran hindern etwas zu tun, was sie tun will." Das stand ihm nicht zu. Aber natürlich machte er sich trotzdem Sorgen um seine Königin. Aber es schien soweit alles in Ordnung zu sein und auch Zucker war ihm nicht all zu böse, dass Kosta verheimlicht hatte, wer die geheimnisvolle Hexe gewesen war, mit der sie gefeiert hatten. Er lud ihn gar zu einem Einkaufsbummel ein.
"Natürlich komme ich mit dir mit", nickte Kosta strahlend und lehnte sich an den Prinzen, legte seinen Kopf an dessen Schulter. "Ich will doch, dass du so gut wie möglich ausgerüstet bist, wenn du die Welt retten gehst." Er lachte leise. "Aber dir ist schon bewusst, dass alles, was du von mir bekommst, indirekt eigentlich von Timaris bekommst?"
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