Re: Unerwartete Geschenke der Vergangenheit
von Kosta » Di 4. Okt 2022, 19:39
Zucker hatte offensichtlich völlig vergessen, dass er ihn Ersatzkaffee genannt hatte. Mehrfach. doch Kosta war deswegen nicht gekrängt. Er wusste, dass er nicht das war, was der Prinz sich erhoffte und er wusste auch, dass dieser anderes im Kopf hatte. Es war das erste Mal, wo er sozusagen frei war. Zucker musste erst einmal lernen damit umzugehen, bevor er sich in eine Beziehung stürzte und er hatte ganz Recht damit, dass Kosta eine ganze Menge Probleme hinter sich herzog.
"Ich bin eben auch kein Beziehungsmaterial", lächelte Kosta liebevoll und genoss es, wie seine Hand gedrückt wurde. Selbst wenn Zucker sich auf eine Beziehung mit ihm einlassen würde, es würde niemals halten. Das hatte es noch nie. Meistens hatte Kosta es immer irgendwie vermasselt. Laree hatte ihm geraten, es trotzdem zu versuchen. Doch so wie die Dinge sich entwickelt hatten, war das gar keine gute Idee. Besser er blieb alleine.
Sie sprachen darüber, wie es war, wenn man als Erwachsener, oder in Kostas Fall, als Jugendlicher begann die Welt ausserhalb des Sklaventums zu entdecken. Man war vollkommen Ahnungslos und musste vieles beigebracht bekommen. Kosta nickte verstehend. Das war ihm ganz ähnlich gegangen. Nur das mit den vulgären Worten, das hatte ihm nicht so viel Freude bereitet, wie Zucker.
"Hmmm, es fühlt sich eher vulgär an", widersprach er dem Prinzen mit roten Wangen, der dies befreiend fand. Aber das sich vulgär fühlen, konnte sehr heiss sein. Schmutzig aber unglaublich hiess und später dann, ja dann konnte es sich wirklich befreiend anfühlen. Aber Kosta meinte das in ganz anderer Hinsicht, als Zucker. Er meinte dies auf eine Weise, die nur die Wenigsten nachvollziehen konnten und zu denen gehörte Eneas definitiv nicht. Im Gegenteil.
"Ja, so in etwa", stimmte Kosta traurig zu, dass Eneas seine Piercings verurteilte. Es war nicht das Metall an sich. Darauf war er eher eifersüchtig gewesen, was Kosta sehr gefallen hatte. Der Gedanke, dass Eneas ihm die Piercings entfernte, ihn heilen liess, nur um ihm seine eigenen zu stechen. Doch das war genau das, was Eneas verurteilte. Dass man über jemanden so sehr bestimmte. Er konnte nicht verstehen, dass es für Kosta schön war, wenn er ihn so fordern würde. Konnte nicht verstehen, dass man so schmerzende Piercings genoss. Er verurteilte dies zutiefst. Kosta trank noch etwas Rum, schielte vorsichtig zu Zucker. Vielleicht sollte er ihn doch noch einmal fragen, ob er ihm half, sie weg zu nehmen.
"Taelos hat eine ganz bestimmte Vorstellung von mir", erklärte er zögernd, warum Eneas ihn wollte. Es war schwierig. Alles konnte er nicht sagen. Hintergründe, die so viel erklärten. "Er will diese Vorstellung von mir." Er wollte Iason. Iason, der immer für ihn da war und ihn beschützte. Nicht Kosta, der in der ganzen Welt herumhurte und vulgär war.
Aufgewühlt versuchte er Zucker zu erklären, warum er so durcheinander war. Dass er von einer völlig anderen Ausgangslage ausgegangen war. Wenn er damals schon gewusst hätte, dass es sich ändern würde. Er hätte gewartet. All die Jahre und noch viele mehr. Kosta hätte gewartet. Ihm blieb ob der Erkenntnis der Atem weg. Er hätte niemals einen anderen, als Eneas an sich heran gelassen. Damit dieser ihn so haben konnte, wie er ihn sich wünschte. Möglichst rein und unberührt. Aber jetzt... Es würde nie wieder weg gehen. Nie! Egal, was Kosta machte. Er bekam das unbändige Bedürfnis, auf all die besudelten, beschmutzten Stellen auf seinem Körper mit dem Messer einzustechen und sie aus sich heraus zu schneiden. Dabei war das Unsinn. Es gab nichts mehr an ihm, was unberührt war. Nichts, was er Eneas bieten konnte, was nur ihm gehören würde.
Lieberweise war es nun Zucker, der Taelos in den Schutz nahm und ihm erklärte, dass sich Meinungen ändern konnten. Leute würden schnell etwas sagen, was sie gar nicht so meinten. Ihm wäre es ja auch so gegangen. Obwohl Kosta lästig gewesen sei und ihn in viele Schwierigkeiten gebracht hätte, hätte Kostas Charme ihn verführt. Traurig lächelte Kosta den Prinzen an. So hätte es nicht sein sollen.
"Er hat es so gemeint", flüsterte Kosta überfordert. "Es war ganz wohl überlegt und hatte gute Gründe. Es war nichts einfach so daher gesagtes gewesen." Eneas hatte Angst gehabt, dass ihn seine Freunde dann nicht mehr mögen würden. Dass sie sich in seiner Gegenwart komisch verhielte. Aber vorallem hatte Eneas Angst gehabt, dass sich dann andere Männer wie Nevander ihm nähern würden. Eneas hatte damals sehr genau gemeint, was er gesagt hatte. Viel wahrscheinlicher war es, dass er nicht gemeint hatte, was er gesagt hatte, als Kosta ihm erklärt hatte, er würde nicht mehr aufs Schiff zurück kommen. Einfach aus Angst vor der Veränderung.
"Doch, er war schon immer so", widersprach Kosta. Endlich bekam er die Rumflasche wieder zurück. Kosta stürzte sich auf den Inhalt. Er wollte sich betrinken, um alles zu vergessen. Oder Sex haben. Das liess auch vergessen. Er konnte seinen Körper ohnehin nicht noch mehr besudeln. "Vielleicht nicht ganz so extrem, aber er war schon immer sehr beschützerisch. Musste er wohl auch. Meine Partner waren anscheinend nie gut für mich." Kosta hatte es nie in Frage gestellt. Er hatte Eneas vertraut. Gierig trank er weiter von dem Rum und spürte mit verzweifelter Sehnsucht, wie sich der scharfe Alkohol sich heiss in seinem Bauch ausbreitete und sein Geist allmählich träger und beduselter wurde.
"Zucker?" Flehend blickte er den Prinzen mit geröteten Wangen und golden glänzenden Augen an. "Magst du es noch einmal versuchen? Bitte. Die Piercings... magst du noch einmal versuchen, mir zu helfen, sie wegzunehmen? Bitte, hilf mir dabei." Sie mussten weg. Ganz dringend. Sofort! "Allein kann ich das nicht. Bitte. Hilf mir."