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Verstummt





Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Do 6. Okt 2022, 20:31

Er musste zu weit gegangen sein. Eneas hatte es aber zunächst nicht mitbekommen mit seinen so leidenschaftlich und hoffnungsvoll vorgetragenen Fragen. Leise, aber eindringliche Fragen, die voll versteckter Hoffnung und Begehren schwangen. Bist du eifersüchtig? Willst du mich für dich?
Kosta reagierte nicht. Nichtmal ein Nicken oder Kopfschütteln. Gar nichts, als Eneas ihn leise fragte, ob er eifersüchtig gewesen wäre und deshalb Fabiene gedroht hätte, sich Eneas nicht zu nähern. Der Pirat blickte seinen Freund abwartend an, versuchte seine Aufregung, die ihn wieder ergriffen hatte, zu unterdrücken. Die anderen im Innenhof bekam er nicht mehr mit. Weder Fabiene, der zunehmend unbehaglicher bei ihnen stand, noch alle anderen. Nichtmal Amancio und Farell, die mit zwei Krügen in die Nähe ihres Tisches kamen, und postwendend kehrtmachten, als sie einige der Gesprächsfetzen mitbekamen.
Nein, Eneas' Aufmerksamkeit lag allein auf seinem Geliebten. War er eifersüchtig gewesen? Hatte Kosta doch auch solch eine Ader in sich? Den Wunsch, einen Anspruch auf Eneas zu haben? Der Schriftsteller wollte es so gerne hören, aber Kosta gab es ihm nicht. Weder ein Ja noch ein Nein. Schlicht.. Gleichgültigkeit.
Er wandte den Kopf ab wie als ginge ihn das nichts an.
Nein, Eneas wollte sich nicht so abspeisen lassen. Das erinnerte ihn viel zu sehr an ihren Streit, wo ihn Kostas scheinbare Gleichgültigkeit und Willenlosigkeit auch rasend gemacht hatte. Alles wäre gut. Es war jetzt gut und später würde es auch gut sein. Egal was sich änderte. Das hatte Kosta gesagt. Dachte er immer noch so? Aber was hatte das dann mit Fabiene zu bedeuten?
Er fasste Kosta kurz am Arm und brachte ihn dazu ihn wieder genau anzuschauen. Wenn sein Freund sich nicht festlegen und äußern wollte, so wollte wenigstens Eneas klar Stellung beziehen. Dass er nicht wollte, dass Kosta sich mit Fabiene vergnügte. Es war kein Verbot oder Befehl. Eneas wollte aber gehört werden und deutlich machen, dass ihm dies nicht gefallen würde.
Und immer noch reagierte Kosta nicht. Er starrte ihn sprachlos an. Eneas versuchte in den goldenen, tiefen Augen zu lesen. Wenn Kosta nur die winzigste Reaktion gegeben hätte, die erkennen ließ was er darüber dachte. Eneas hätte ihn gepackt und geküsst. Es brodelte in ihm. Er wollte Kosta an sich ziehen und seine Lippen auf seinen spüren. Für einen Moment glaubte er in Kosta die gleichen heftigen Emotionen zu sehen. So kurz vorm Zerreißen... wenn er nur etwas sagen täte. Ein Kopfnicken hätte gereicht.

Sein Freund wandte sich abrupt und demonstrativ ab. Er griff nach seinem Apfelcider und begann zu trinken. Es kam Eneas im ersten Moment wie ein Schlag ins Gesicht vor und er wusste nicht, ob er dem Weinen oder Brüllen gerade näher war.
Es konnte Kosta doch nicht alles einerlei sein. Hatte das Abwenden das zu bedeuten? Gleichgültigkeit? Oder gar Ablehnung? Eneas war frustriert. Abwartend sah er zu Kosta neben ihm, rang mit sich, ob er ihn nochmal am Arm ziehen sollte, um eine Reaktion einzufordern. Gleich darauf schalt er sich.
Was machte er hier? Noch eben hatte er sich im Zimmer entschuldigt, dass er Kosta zu sehr bedrängte und überladen hatte mit seinen Gefühlen und nun setzte er das nahtlos im Innenhof fort. Deswegen hatte sich sein Freund vermutlich abgewendet. Er war hoffnungslos überfordert. Eneas hatte es wieder einmal forcieren wollen. Aber eine dramatische Geste machte nicht alles wieder gut oder brachte sie zusammen. Er konnte Kosta doch nicht so dermaßen unter Druck setzen.
Leicht über sich selbst kopfschüttelnd griff er nach seinem Bier, die Hände um den Krug gelegt und düster vor sich hingrübelnd.
Fabienes helle, ängstliche Stimme rief ihn zurück in die Gegenwart.
"Ich habe euch verärgert", bemerkte er niedergeschlagen und ängstlich. Eneas sah auf.
"Nein, nein, nicht doch", wehrte er ab und lächelte den Jüngling freundlich an. Der hatte am allerwenigsten mit dem Gespräch zu tun gehabt. Es war überhaupt nicht um Fabiene gegangen. "Du hast nichts falsch gemacht, Fabiene. Du musst keine Angst haben. Warum hilfst du nicht Maeve weiter? Wir reden später", versuchte er den Jüngling fortzuschicken und zu beruhigen.
Das war alles überhaupt nicht gut gelaufen.
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Do 6. Okt 2022, 20:37

Er hätte nicht in den Innenhof kommen sollen. Kosta hatte genau gewusst, dass es es eine dumme Idee gewesen ist. Er hatte Eneas einen Gefallen tun wollen. Er hatte etwas schönes für ihn tun wollen. Doch wie Zucker bereits öfters festgestellt hatte, Kosta brachte nur Unglück, wenn er jemandem helfen wollte. So auch Eneas. Oder Fabiene, der bebend hinter ihm stand und den Kosta nun gnadenlos verriet, indem er ihn nicht beachtete. Eneas wollte nicht, dass er sich ihm näherte und Kosta wollte Eneas keineswegs weiter verletzen. Das war eine feurige Richtlinie, an die er sich halten konnte, auch wenn er sonst kaum noch ein und aus wusste.

Hell und hörbar betroffen bemerkte Fabiene untröstlich, dass er sie verärgert hätte. Kostas Hände zitterten. Er wusste genau, wie wenig Fabiene so aufgeladene Stimmung mochte. Der Junge war sich nur Sanftheit und Frieden gewohnt. Etwas, was Kosta ihm eigentlich hatte schenken wollen. Doch jetzt liess er ihn einfach hängen. Kosta drehte sich nicht zu ihm um. Auch dann nicht, als Eneas sich dem Jüngling zuwandte und ihm freundlich lächelnd versicherte, dass er nichts falsches gemacht hatte. Sanft sagte er ihm, dass er keine Angst haben musste. Kosta wollte den Krieger sehr gerne tröstend umarmen, klammerte sich jedoch an seinem Krug fest, um nichts dummes zu tun. Wie zum Beispiel Fabiene aufzuhalten, als Eneas ihn zu Maeve schickte, um ihr zu helfen. Er konnte spüren, wie der Krieger noch einen Moment zögerte, konnte seinen fragenden Blick in seinem Rücken spüren, ob sein eigentlicher Herr damit einverstanden war. Kosta ignorierte ihn weiter.

Erst als Fabiene leise und wie ein geprügelter Hund davon schlich, blickte Kosta vorsichtig auf. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie der Jüngling ziemlich geknickt weg ging. Das war nicht das, was sein Herr ihm versprochen hatte. Voller Schmerz und Schuldbewusstsein im Blick schaute Kosta ihm nach, bevor er seinen Kopf völlig entkräftet wieder sinken liess. Dabei merkte er gar nicht, wie er am ganzen Körper zu zittern anfing. Die Wut, die Leidenschaft war wieder verschwunden. Zurück blieb nur die Angst, Eneas wieder sehr verletzt zu haben und die Schuld, weil er Fabiene im Stich gelassen hatte. Sein Atem wurde wieder flacher. Seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an und Tränen traten in seine Augen. Den Ciderkrug, den er mit beiden Händen eisern umklammert hielt, sah er schon gar nicht mehr richtig.
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Do 6. Okt 2022, 20:38

Fabiene zögerte und sah hinüber zu Kosta, wartete vielleicht darauf, dass dieser auch etwas dazu sagen würde, doch der Krieger starrte bloß seinen Krug an und reagierte nicht. Fabiene knickte etwas ein, den Kopf gesenkt wandte er sich ab und ging wieder hinüber zu Maeve. Ach, verdammt. Eneas hatte Fabiene beruhigen wollen, aber es war ihm offensichtlich nicht geglückt. Er würde später mit ihm reden und versuchen das wieder zu glätten.
Er hatte noch keine Ahnung wie, aber hoffentlich fiel ihm eine Erklärung oder ein paar aufmunternde Worte ein. Erst einmal wollte Eneas aber sehen wie es Kosta ging und ob er nicht doch irgendeine Antwort für Eneas hatte und-
Er stockte. Der Pirat hatte sich wieder Kosta zugewandt, der seinen Krug mit Cider ganz fest umklammerte. Er zitterte, atmete gepresst und erste Tränen schimmerten an den Augen. Oh nein!
Eneas berührte ihn sofort besorgt an der Schulter, wollte einen Arm um ihn legen. "Hey, hey, nicht weinen. Es tut mir leid. Ich hab wieder Druck gemacht", gab er sich die Schuld. "Ich brauch keine Antwort oder Reaktion, ist schon gut. Beruhig dich..", versuchte Eneas ihn leise zu trösten. Alles andere war vergessen. Es zählte nur noch, irgendwie zu versuchen, dass es Kosta ganz schnell wieder besser ging.
Der Krieger sah wieder hinüber zu Fabiene. War das der Grund für Kostas Tränen und Aufgewühltheit?
"Bist du traurig wegen Fabiene?", fragte Eneas, "Ich wollte ihn nicht damit reinziehen." Er hatte nicht nachgedacht, er war bloß aufgeregt gewesen, weil er geglaubt hatte, er hätte ein Zeichen von Kosta entdeckt. Oder war Kosta so aufgewühlt, weil Eneas ihn in einen Zwiespalt gestürzt hatte? Vielleicht wollte Kosta doch etwas von Fabiene und nun hatte Eneas prompt gesagt, er würde das nicht gerne sehen. War es das? Eneas war ratlos unsicher. Wenn er jetzt etwas falsches in Kostas Stimmung reininterpretierte?

"Es scheint Fabiene zu gefallen, sich um Maeve zu kümmern", bemerkte Eneas, "Wir können gemeinsam überlegen, wie es mit ihm weitergehen soll. Vielleicht hat er unbewusst eigene Ideen dazu." Der Pirat hob einen der verzierten Untersetzer hoch und drehte ihn zwischen seinen Fingern. Ihm fiel dazu wieder etwas ein.
"Das hab ich dir noch gar nicht erzählt. Weißt du, dass er Lantos Kneipe total umgekrempelt hat", versuchte er Kosta abzulenken und aufzumuntern. "Als ich dort ankam, gabs Tischdecken und kleine Kerzen. Du hättest den Blauen Hecht nicht mehr wiedererkannt." Eneas musste grinsen. "Und statt raubeinigen Hafenarbeitern waren sehr viele Frauen dort und hatten ein Kaffeekränzchen. Es gab Biscuittorte und Schokomuskatkaffee. Das war alles Fabiene. Er hat Lanto irgendwie dazu gekriegt diese Sachen anzubieten und Fabiene hat sie ausgesucht."
Eneas lächelte. "Also womöglich könnte Fabiene etwas in der Richtung gefallen. Assisstent bei einem edlen Salon sein oder ein Innenausstatter, der wunderschöne Häuser und Villen einrichtet. Wenn du magst, kannst du mit Fabiene darüber reden. Oder ich kann es tun. Ich wollte ihn nicht betrüben. Ich machs wieder gut", versprach Eneas. "Wir können ihn nachher fragen, ob er uns seinen tollen Schokomuskatkaffee macht."
Erst einmal wurde gerade das Essen herausgetragen. Eneas überlegte noch, ob er mit Kosta nicht zu etwas abgeschiedeneres gehen sollte. Es schien zu viel für den Krieger. Hoffentlich hatte ihn die Geschichte etwas aufgemuntert.
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Do 6. Okt 2022, 20:41

Erschrocken zuckte er zusammen, als Eneas ihn plötzlich an der Schulter fasste. Schuldbewusst, weil er bestimmt noch einen Fehler gemacht hatte. Aber Eneas umarmte ihn nur und bat ihn, nicht zu weinen. Was? Verblüfft wischte er sich über die Augen. Sie waren tatsächlich feucht. Eneas entschuldigte sich, dass er wieder Druck gemacht hätte. Er bräuchte keine Antworten oder Reaktionen. Kosta verstand nicht, was er damit meinte. Eneas hatte doch gar keinen Druck gemacht. Von war für Antworten und Reaktionen sprach er? Bevor Kosta sich darüber klar werden konnte, fragte Eneas ihn auch schon, ob er traurig wegen Fabiene sei. Schuldbewusst machte Kosta sich sofort etwas kleiner. Er war sehr traurig wegen Fabiene, doch das wollte Eneas bestimmt nicht hören. Kosta tat es so leid, dass er den Jüngling so im Stich liess und es tat ihm leid, dass er Eneas mit seinem Schuldbewusstsein verletzte. Er sollte sich entschuldigen, brachte jedoch keinen Ton heraus.

Eneas erzählte ihm, dass Fabiene es anscheinend gefallen täte, sich um Maeve zu kümmen. Sie könnten sich gemeinsam überlegen, wie es mit ihm weiter gehen sollte. Vielleicht wüsste Fabiene unbewusst, was er machen wollte. Eneas Tatendrang war ungebrochen, wenn es darum ging, Sklaven in ihr Leben in Freiheit zu führen. Schon bei Florien jatte er dem Prinzen unbedingt eine Arbeit verschaffen wollen, wenn er ihn schon nicht frei hatte bekommen können. Florien hatte es ziemlich genervt. Bei Fabiene würde es komplett anders werden, jedoch nicht gezwungenermassen leichter. Kosta wusste, dass er jetzt nicken sollte. Doch er fühlte sich zu schwach dafür.

Sein Freund liess sich davon jedoch nicht einschüchtern. Unverzagt erzählte er ihm, wie Fabiene sich bei Lanto geschlagen hatte. Kosta staunte nicht schlecht, dass der Junge, der so eingeschüchtert gewesen war, es geschafft hatte, die raue Arbeiterkneipe in einen Kaffeesalon zu verwandeln. Bestimmt hatte er nun stolz davon erzählen wollen. Hatte sich das Lob von seinem Herrn für etwas abholen wollen, was er wirklich gut gemeistert hatte. Und was tat Kosta? Er kehrte ihm den Rücken zu und tat so, als würde er gar nicht existieren. Dabei hatte Kosta ihm doch so gerne helfen wollen. Er hatte ihn sanft auf das Leben in Freiheit vorbereiten wollen. So, dass er nicht das Gefühl haben musste, sein bisheriges Leben wäre eine reine Verschwendung und nur abartig gewesen. Stattdessen liess Kosta ihn im Stich, verriet ihn gnadenlos, wie so viele andere auch.

Purer, tiefgehender Selbsthass zerfrass den Sklaven. Er verabscheute sich so sehr. Was Eneas noch sagte, bekam er gar nicht mehr wirklich mit. Er sass auf der Bank, starrte vor sich ihn und wusste kaum noch, wie er mit sich selbst zurande kommen sollte. Mechanisch, ass er, was ihm vorgesetzt wurde, trank, weil es dazu gehörte. Alles um ihn herum verschwamm zu einem diffusen Farbwirrwarr und Klangteppich. Es rauschte nur so an ihm vorbei, während Kosta das Gefühl hatte zu fallen. Haltlos und ohne Ende.
Irgendwann registrierte er, dass er im Bett lag. Er sollte wohl schlafen. Gehorsam schloss Kosta die Augen. Die Farben und die Klänge verschwanden. Es war dunkel und still. Das tat irgendwie gut. Aber es blieb nicht so. Kosta sah sich selbst über Minan gebäugt. Gnadenlos vergewaltigte er ihn immer und immer wieder, während der Junge ihn anflehte, weiter zu machen. Ihm mehr Freude zu schenken und ihn zu töten. Kosta schrie, wollte sich losreissen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Unerbittlich dränge er Minan von einem Höhepunkt zum Nächsten. Immer und immer wieder. Mal war es Minan, dann war es Fabiene und dann Eneas. Kalter Schweiss glitt ihm über den Körper. Kosta schrie. Laut und verzweifelt. So heftig, dass er das Gefühl hatte, seine Stimmbänder müssten zerreissen. Er war wieder in seinem Zimmer in Nuranessa. Er war wach und dennoch gefangen in seinem Traum. Die Bilder der gequälten gingen ihm nicht aus den Sinn. Wahnsinnig schrie er weiter, hieb mit seinem Kopf gegen die Matratze, wie als würde er hoffen, sie wäre plötzlich hart geworden, so dass er sich den Schädel daran aufschlagen konnte.
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Do 6. Okt 2022, 20:42

Immer noch reagierte sein Freund nicht. Er wirkte nicht so, als hätte Eneas ihn mit der Geschichte über Fabienes Taten aufmuntern können. Auch als das Abendessen kam, blieb Kosta stumm und reagierte auf nichts. Wenigstens aß er etwas, doch nichts schien seinen in sich gekehrten Zustand gerade ändern zu können. Eneas redete mit ihm, während Kosta bloß vor sich hinstarrte. Er sah ihn nichtmal mehr an. Was sollte Eneas nur tun?
Er lud ihm Essen auf den Teller, goß ihm nach dem Cider etwas Wasser ein und sorgte dafür, dass Kosta alles hatte, was er brauchte. Aber es schien nicht das richtige dabei zu sein. Eneas fluchte innerlich mit sich. Er hatte zu sehr gedrängt und seinen Geliebten mit allem überwältigt. Wenn er nun die kleinen Fortschritte zunichte gemacht hatte und Kosta sich wieder in sich zurückzog?
Tileo kam auch nochmal zu ihnen und wollte mit ihnen reden und bei ihnen sitzen. Als Kosta aber nicht reagierte, wurde der Junge unsicher und besorgt.
"Er ist nur müde", beruhigte Eneas ihn. "Er ist doch immer noch etwas verletzt. Wir müssen ein bißchen Rücksicht auf ihn nehmen. Kannst du das?"
Tileo nickte zögerlich. Eneas drückte ihn kurz kräftig ehe er sich zu ihm beugte und ihm was zuflüsterte. "Ich glaube, Kostas Zimmer würde noch viel gemütlicher wirken, wenn er ein paar selbst gemalte Bilder an den Wänden hätte. Und eine Vase und morgen ein paar schöne Blumen dafür. Meinst du, Pandora, Arion und du könnt da was machen?"
Tileo wollte gerne eine Überraschung für Kosta vorbereiten. Der Junge drückte kurz Kostas Hand und wünschte, dass es ihm bald besser ging. Dann wollte er wieder davon wuseln, um Pläne für Kostas Zimmer zu machen. Eneas hielt ihn noch kurz zurück.
"Frag Fabiene. Der kennt sich ganz toll aus wie man Zimmer hübsch herrichet. Vielleicht kann er euch helfen, die richtige Vase zu finden." Fabiene würde bestimmt etwas gutes für Kosta tun wollen.
Jetzt aber starrte er nur vor sich hin. Eneas fragte ihn mehrmals, ob er wieder nach oben gehen wollte. Es schien nicht die richtige Zeit für den Schokomuskatkaffee. Als Kosta weiterhin stumm dasaß, fasste ihn Eneas irgendwann an der Hand und führte ihn zurück nach oben auf die Galerie, die den Innenhof umlief.
"Ich hätte dir nicht sofort an diesem Tag so viel zumuten sollen", machte er sich leise Vorwürfe. "Es tut mir leid. Das Frühstück kann ich dir ans Bett bringen. Oder wir frühstücken am Strand."

Willenlos ließ sich Kosta bis zu seinem Zimmer bringen. "Bist du müde?" Eneas legte den schönen Notizblock, den Kosta bekommen hatte, auf den kleinen Tisch vor dem Fenster. "Wenn du dich fürs Bett fertig machen willst..."
Wortlos betrat der Krieger sein kleines Bad. Eneas schien für ihn blind zu sein. Etwas ratlos blieb er in der Mitte des Raumes stehen und wusste wieder einmal nicht wie er sich verhalten sollte.
"Okay.. es scheint so, als bereitest du dich fürs Bett vor...", erriet er, "Ich werde noch etwas runter zu den anderen gehen und danach bin ich in meinem Zimmer. Wenn irgendetwas ist oder du etwas brauchst, du kannst mir sofort senden oder mich rufen. Ich komme sofort." Er war unschlüssig, ob er Kosta alleine lassen sollte. Er war in einer seltsamen Stimmung.
Nur hatte Eneas ihn eindeutig lange genug belagert und vielleicht war das Kostas Art deutlich zu machen, dass er jetzt etwas für sich sein wollte. Eneas wollte ihm dies gerne geben.
"Gute Nacht", sagte er. "Ruf mich wenn was ist. Egal wann."
Zögerlich verließ er das Zimmer, immer noch nicht sicher, ob er das richtige getan hatte. Eneas ging nach unten, setzte sich zu Ulysses und Olintes. Farell hatte sich wohl mit Rachel verzogen. Maria sah er wie sie mit Maeve plauderte. Estella und die Kinder waren nicht zu sehen. Eneas wollte ihre Zubettgehroutine lieber nicht unterbrechen, wo heute genug aufregendes passiert war. Außerdem fühlte er sich selber ziemlich erschöpft.
Ulysses reichte ihm wortlos einen Krug Bier. Es war dunkel geworden. Überall hörte man Grillen zirpen und die Fledermäuse schwirrten um die Häuser.
"Wie gehts ihm?", fragte Olintes.
"Ich weiß es nicht", seufzte Eneas. "Ich kann nur raten wie es in ihm vorgeht. Ich bin keine Priesterin. Ich hab das Gefühl, ich mach alles schlimmer."
"Das kann ich mir nicht vorstellen", sagte Ulysses. "Du hast ihn unter Leute bringen können."
"Ich fürchte, das war einer dieser Fehler." Eneas trank einen Schluck Bier. Sie redeten noch ein bißchen. Nicht nur über Kosta, sondern auch ihre Pläne das Schiff zu überholen. Es tat gut, für eine Weile auf andere Gedanken zu kommen. Müde ging der Kapitän danach ins Bett, aber trotz Müdigkeit dauerte es lange bis er einschlafen konnte. Zu viele Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum.

Ein gellender Schrei weckte ihn. Eneas schoss aus dem Bett auf. Wieder Schreien. Es ging ihm bis ins Mark. Sofort wusste er wer da so schrie. Eneas rannte aus seinem Zimmer, nur in Unterhose bekleidet. Das war ihm gerade vollkommen egal. Sein Herz raste vor Sorge. Andere Türen des Gemeinschaftshauses gingen auf und Bewohner traten ebenfalls besorgt heraus. Eneas riss Kostas Zimmertüre auf, stürzte hinein. Hinter ihm folgten ihm Damien und Ulysses.
Entsetzt blickte Eneas zum Bett, wo Kosta wie ein Irrer schrie, ganz rot dabei im Gesicht war und immer wieder mit seinem Kopf gegen die Matratze stieß. Geistesgegenwärtig eilte Eneas zu ihm, um Kosta zu packen und davon abzuhalten, sich selbst wehzutun. Der harte Kopfteil des Bettes war gefährlich nahe.
"Kosta! Beruhig dich! Es war ein Traum! Beruhig dich, ich bin hier!" Er versuchte Kosta zu packen und auf die Seite zu drehen, aber der Krieger schrie wie am Spieß weiter und war kaum zu bändigen, als Ulysses und Damien ihn ebenfalls festhalten und beruhigen wollten. Nur kurze Zeit später tauchten Farell und Olintes im Raum auf. Alle wollten ihrem Freund beistehen.
Eneas hatte sich aufs Bett gekniet, um Kosta zu halten, der sofort zu ihm rückte, während er gleichzeitig austrat und schlug. Es dauerte eine Weile bis Eneas erkannte, dass das nicht gegen ihn ging, sondern nur gegen die anderen der Mannschaft.
"Lasst ihn mal los!", rief er ihnen zu. Sobald sie es taten, beruhigte sich der Krieger von selbst, klammerte sich heftig an Eneas. Er schlang die Arme um seinen Freund. Nebenbei stellte Eneas verwirrt fest, dass Kosta trotz der warmen Temperaturen einen Schlafanzug trug. "Ist schon gut. Es war ein Traum. Niemand tut dir hier etwas. Wieso trittst du nach Damien und Ulysses? Sie wollten dir helfen. Du musst keine Angst vor ihnen haben."
"Was ist passiert?", fragte Farell.
"Ich glaube, ein Albtraum", sagte Eneas. Ein sehr heftiger. Dass Kosta dabei gegen die Matratze stieß, sorgte ihn sehr. "Ich bleib jetzt bei dir, ich halte dich", versicherte er seinem Freund und streichelte ihn tröstend. "Sagt den anderen, dass alles wieder in Ordnung ist", trug er Farell und Olintes auf, die noch bei der Türe standen. Es mussten nicht noch mehr in den Raum platzen. Vielleicht ängstigte Kosta das.
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Fr 7. Okt 2022, 06:01

Eine Tür ging auf. Männer stürmten herein. Sie wollten ihn holen kommen. wie immer, wenn er Minan einen Tag lang vergewaltigt hatte. Dann waren sie besonders heiss und konnten es kaum erwarten ihn in Besitz zu nehmen. Da war der Erste von ihnen auch schon bei ihm. Griff nach ihm. Schreiend wehrte Kosta sich gegen die Berührung, rollte sich weg, tratt mit den Füssen nach den anderen Männern, die ihn zu fassen kriegen wollten. Sie durften das nicht. Kosta befand sich nicht mehr im Kerker von Dalmadans Feste. Er gehörte nun endlich Eneas und war auf Nuranessa. Und Eneas wollte nicht, dass ihn jemand anderes berührte.

Eneas! Er war auch hier. Sofort rutschte Kosta zu ihm hin. Schutz suchend, aber auch bereit seinen Freund zu verteidigen. Er merkte zwar, dass etwas nicht stimmte, dass etwas nicht so war, wie er es sah, doch noch konnte er es nicht wassen, was es war. Sehen konnte er ohnehin nicht richtig. So trat er sicherheitshalber nach jedem, der ihn anfassen wollte. Erst als sie damit aufhörten, nach ihm zu haschen, fand er selber wieder etwas Ruhe. Dafür klammerte er sich um so verzweifelte an Eneas.
"Sie wollen mich anfassen", rief er panisch, als eneas ihn fragte, warum er nach Ulysses und Damien getreten hatte. "Das dürfen sie nicht. Niemand darf mich berühren", erklärte er vollkommen ausser sich, voller Angst, dass Eneas deswegen verletzt war. Eneas wollte das nicht und diesmal würde Kosta sich daran halten. Dabei hatten Damien und Ulysses ihm nur helfen wollen. Niemand tat ihm hier etwas. Wieder jemand, den Kosta verletzt hatte. Schuldbewusst machte er sich klein. So viele Menschen, denen er grausames zugefügt hatte. Es war kaum zu ertragen. Bebend schmiegte er sich an Eneas. Erinnerungsfetzen an seinen Traum blitzten vor seinen Augen auf.

"Eenas?" wimmerte er besorgt. Obwohl er eng in dessen Armen lag, tastete er fahrig nach dem Krieger. Suchend liess er seine Hände über dessen Körper gleiten. Er war zwar fast nackt, doch er schien unverletzt. Das war die Hauptsache. "Eneas? Geht es dir gut?", fragte Kosta dennoch drängend. Die stimme voller Angst, es könnte anders sein. "Tut dir etwas weh?" Hatte er ihn auch so gequält, wie Kosta es mit Minan getan hatte?
"Minan?" keuchte er gequält, schluchzte überwältigt, als er an den jungen Prinzen denken musste. Nein, Minan war nicht hier. Ihm konnte er glücklicherweise nicht mehr wehtun. Er war jetzt Zuhause bei seiner Familie und seinem Gefährten, die ihn alle sehr liebten. Der Jugendliche hatte es mehr als verdient.
"Fabiene?" kam es Kosta in den Sinn. Den armen, zarten Krieger hatte er auch grausam im Stich gelassen. "Was ist mit Fabiene? Wie geht es Fabiene?"
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Fr 7. Okt 2022, 08:53

Kostas Sprachlosigkeit schien für den Moment gebrochen. In seiner Panik schrie er, dass sie ihn anfassen wollten und dass niemand ihn berühren durfte. Deswegen konnte er sich nicht beruhigen, als man versucht hatte ihn zu packen. Es musste ihn an etwas schlimmes erinnern. Männer, die ihn gegen seinen Willen angefasst hatten? Hatte er davon geträumt? Das musste furchtbar sein. wieso war ihm das zugestoßen? Eneas hätte ihn nicht gehen lassen sollen. In Ketten hätte er ihn legen sollen. Dann wäre er wenigstens beschützt gewesen.
Eneas sagte den anderen schnell, dass sie Kosta loslassen sollten und erst dann begann sich der Krieger allmählich zu beruhigen. "Ist schon gut, Kosta. Niemand fasst dich an, niemand tut dir weh. Du bist in Sicherheit", versuchte er seinen aufgelösten Freund zu beruhigen. Kosta kauerte sich klein zusammen und presste sich ganz fest an Eneas, der ihn überwältigt und sehr besorgt streichelte und wiegte bis Kosta allmählich wieder realisierte wo er eigentlich war.
Verwirrt blickte Eneas ihn an, als sein Freund ihn plötzlich rasch abtastete und über seine nackte Brust streichelte. Kosta fragte ihn mehrmals, ob es ihm gut ginge und ob ihm etwas weh tun würde.
"Wie kommst du darauf? Ja, mir gehts gut. Du hast uns nur alle einen Schrecken eingejagt", sagte er. "Keine Angst, mir gehts gut", beteuerte er seinem besorgten Freund. Eneas streichelte ihm über den Kopf; auch um zu tasten, ob Kosta sich eventuell verletzt hatte. Der Krieger schluchzte plötzlich und fragte nach Minan. Kosta war eindeutig noch verschlafen und verwirrt, denn Eneas wusste wirklich nicht was er meinte.
"Minan? Er ist nicht hier. Er ist in Dea al Mon. Du bist in Nuranessa. Erinnerst du dich? Wir haben gestern angelegt", erklärte Eneas noch einmal. "Hast du von Minan geträumt?", kam ihm ein anderer Gedanke. Und was, dass es so aufwühlend und schmerzvoll gewesen war? Eneas hatte den abgemagerten, schwer verletzten Jungen gesehen. Es musste ihm im Kerker auch schrecklich ergangen sein. Kosta hatte bestimmt etwas davon mitbekommen.

Doch dieser war mit seinen sich überschlagenden Gedanken abrupt wieder weiter und bestürmte Eneas mit drängenden Fragen, was denn jetzt mit Fabiene wäre und wie es ihm ginge.
"Er wird schlafen", beruhigte Eneas ihn. Falls die Schreie ihn nicht aufgeweckt hatten. "Sorgst du dich um Fabiene? Hat dich das so schlecht schlafen lassen?"
"Wir können nach ihm sehen", bot Ulysses an. Eneas nickte ihnen zu. Es war vielleicht auch besser, wenn sie sich erstmal aus Kostas Zimmer zurückzogen, so heftig wie dieser auf sie reagiert hatte. Eneas musste herausfinden, ob das nur an dem Albtraum gelegen hatte. Kosta hatte schon die ganze Segelfahrt über keinen Kontakt mit dem Rest der Mannschaft gewollt.
"Siehst du, sie schauen nach Fabiene. Ich bin sicher, es geht ihm gut. Du hast ihn von dem schrecklichen Sklavenmarkt geholt und ihn vor diesen grausamen Schlägern beschützt", erinnerte Eneas ihn an das Gute, was Kosta bereits für den jungen Dhemlaner getan hatte. "Wir reden morgen noch einmal mit Fabiene. Weißt du, ich habe Tileo beauftragt, dass er Fabiene um Hilfe bei der Verschönerung deines Zimmers fragt." Hoffentlich war Kosta dies recht. "Ich glaube, das würde Fabiene gefallen. Er mag anderen Menschen doch gerne gutes tun. Da ist er so ähnlich wie du." Eneas lächelte. Sachte drückte er Kosta und streichelte ihm ein paar verirrte Strähnen aus der Stirn.
"Willst du darüber reden, was du geträumt hast?", fragte er besorgt, als sie fürs erste alleine waren. "Du hast ganz laut geschrieen und deinen Kopf gegen die Matratze gehämmert. Wenn du das Kopfteil erwischt hättest, hättest du dich arg verletzen können.. hast du das nicht mitbekommen?", fragte er.
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Fr 7. Okt 2022, 20:53

Natürlich verstand Eneas nicht, warum Kosta ihn besorgt um sein Wohlergehen fragte. Er wusste ja nicht, was Kosta geträumt hatte. Was er ihm in seinem Traum angetan hatte. Und das war auch gut so. Deswegen erklärte er auch nicht, warum er gefragt hatte. Eneas sollte nicht mitbekommen, was Kosta getan hatte. Niemals. Es würde ihn nur schwer treffen und bekümmern. Hauptsache es ging ihm gut und er hatte keine Verletzungen. So nickte er auch nur schwach auf die Fragen, ob er sich daran erinnere, dass er auf Nuranessa wäre und ob er von Minan geträumt hätte. Ja, er fand sich allmählich zurecht. Trotzdem hatte er nach Minan und Eneas fragen müssen. Einfach sicherheitshalber.

Deswegen musste er auch nach Fabiene fragen. Denn abgesehen davon, was Kosta ihm in seinem Traum angetan hatte, befand sich der Jüngling auch auf der Insel und Kosta hatte ihm noch vor ein paar Stunden sehr weh getan, indem er ihn einfach ignoriert und im Stich gelassen hatte. Bestimmt ging es ihm da nicht gut. Egal ob er nun schlief oder nicht, wie Eneas sagte. Das war nicht das, was Kosta gemeint hatte. Um es zu verdeutlichen, nickte er entsprechend auch schon energischer zu den Fragen, ob er sich um Fabiene sorgte und ob ihn das so schlecht hatte schlafen lassen. Es war nicht fordernd frech. Das hätte Kosta sich nicht bewusst erlaubt. Die Bewegungen waren nur etwas nachdrücklicher, als das kraftlose Nicken von zuvor.

Ulysses bot an, dass sie nach Fabiene sehen würden. Dankbar blickte Kosta zu ihm auf. Es war so lieb, wie sie sich um ihn kümmerten und Kosta war so undankbar. Wobei das nicht das richtige Wort war. Kosta konnte sich ihnen einfach nicht nähern. Eneas war alles, was zählte und Kontakt zu anderen erschreckte ihn, da er fürchtete, dass Eneas das verletzen konnte. Trotzdem hatte er natürlich ein schlechtes Gewissen, wenn er zu anderen nicht so war, wie sie es eigentlich von ihm erwarteten.
Und Eneas machte es ihm auch nicht gerade leichter. Er wollte, dass sie beide morgen noch einmal mit Fabiene sprachen. Fragend blickte er den älteren Krieger an. Wie sollte das denn gehen? Fabiene würde traurig sein, wenn Kosta ihn nicht in den Arm nahm. Etwas, was Eneas absolut nicht wollte. Ausserdem sollte Kosta Fabiene auch noch in sein Zimmer lassen. Das war doch viel zu nah. Viel zu gefährlich. Kosta musste schauen, dass er dann nicht selber im Zimmer war.

Eneas schien von der erneut aufkommenden Überforderung nichts mitzubekommen. Konnte er ja auch nicht, wenn Kosta nicht darüber sprach. Er konnte es einfach nicht. Es war zu vieles, was auf ihn einstürmte. Zu widersprüchliches. Eneas Nähe tat sein übriges dazu, dass er verwirrt blieb. Dabei tat es sehr gut, wie sein Freund ihn im Arm hielt, ihn leicht an sich drückte und ihm über die Stirn streichelte. So brauchte es nicht lange, bis Kosta sich zumindest vom Albtraum, völlig beruhigt hatte.
Trotzdem schüttelte er gleich heftig seinen Kopf, als Eneas ihn fragte, ob er darüber sprechen wollte, was er geträumt hatte. Hastig richtete er sich auf, ging etwas auf Abstand, wie um dieses Geschenk besser vor Eneas verstecken zu können. Dieser sorgte sich um ihn, dass er sich beinahe verletzt hätte. Verwirrt schüttelte Kosta seinen Kopf. Nein, das hatte er nicht mitbekommen. Sein Blick huschte zum Kopfteil des Bettes, wo er sich angeblich beinahe den Kopf aufgeschlagen hätte. Schade, war es nicht passiert. Beschämt senkte er sogleich seine Lider. Nein! Er war jetzt für Eneas da.
"Ich tue anderen Menschen nichts gutes", erklärte er gequält, widersprach Eneas' Aussage, dass er darin Fabiene sehr ähnlich wäre. Dabei hatte Eneas ahnungslos recht. Fabiene und er selbst waren sich in vielerlei Hinsicht unglaublich ähnlich. Deswegen hatte er Eneas den gemeinen Brief geschrieben, er solle Fabiene so lassen, wie er sei. Er hatte sich diesmal selbst retten wollen. Aber anscheinend war ihm das nicht vergönnt. "Ich verrate sie und lasse sie im Stich." Das war es, was er tat. Was er mit Zucker getan hatte, mit Minan und nun mit Fabiene tat.
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Fr 7. Okt 2022, 21:06

Kosta nickte sehr deutlich, als es um Fabiene ging, also hatte Eneas richtig gelegen mit seiner Vermutung. Der Krieger schien sich sehr um den befreiten Sklaven zu sorgen. Ja, nach ihrem Gespräch über Fabiene hatte sich Kosta erst so richtig abgeschottet. Vielleicht hing das alles miteinander zusammen. Eneas hätte besser dafür sorgen sollen, dass es Fabiene gut ging. Kosta nahm sich das auch immer so zu Herzen, wenn es nur den Hauch einer Vermutung gab, dass er jemand anderen gekränkt und verletzt hatte.
Als Ulysses anbot nach Fabiene zu sehen, sah Kosta ihn das erste Mal nicht abweisend und verschlossen an, sondern wirkte richtgehend dankbar. Eneas lächelte leicht und hoffte darauf, dass sein Freund sich wieder der Mannschaft annähern konnte. Vor ihnen musste er doch wirklich keine Angst haben. Aber das konnten sie vielleicht ein andermal ergründen, nicht so tief in der Nacht. Eneas versuchte Kostas Sorge über Fabiene zu zerstreuen. Morgen könnten sie mit dem Jüngling reden. Kosta sah ihn daraufhin fragend an. War es nicht das, was er wollte?
"Ich versprech dir, wir werden ihn nicht einfach fallen lassen und sich selbst überlassen. Wir finden ein gutes Leben für ihn", versicherte Eneas. Nun, wo sie endlich wieder in Nuranessa waren, hatten sie ja wieder Zeit dafür. Vieles war während ihrer gefährlichen Missionen und Aufträge auf der Strecke geblieben.
"Mach dir nicht immer so viele Gedanken... es wird schon wieder gut werden. Ein Tag nach dem anderen", versuchte Eneas seinen Freund zu trösten. Zärtlich hielt er ihn fest und streichelte ihn bis er sich von seinem schlimmen Albtraum erholt hatte. Als Eneas anbot, dass Kosta mit ihm darüber sprechen konnte, was er geträumt hatte, lehnte dieser mit heftigem Kopfschütteln ab. Er rückte gar etwas fort von ihm. Dass er sich beinahe am Kopfteil verletzt hatte, schien Kosta nicht mitbekommen zu haben. Es sorgte Eneas und er fragte sich, ob es nicht besser wäre, hier bei Kosta zu übernachten, um ähnliches verhindern zu können.
"Ich verstehe, dass du nicht über die Albträume reden willst. Das wollte ich damals auch nie", erinnerte sich Eneas. Es war ihm damals so vorgekommen, als hätte ihn Timaris mit ihren ewigen Fragen danach regelrecht gequält. Inzwischen verstand er ihren Zweck dahinter. Er deutete auf den Notizblock. "Du kannst es aufschreiben. Das hat mir immer geholfen... aufschreiben und feste zerknüllen und zerreißen", schlug er vor.

Eneas erzählte davon, dass Fabiene morgen bei der Gestaltung von Kostas Zimmer helfen sollte, denn das würde dem jungen Sklaven sicherlich gefallen. Leider konnte nichtmal das Kosta aufmuntern. Leise und schmerzvoll sagte er, dass er anderen Menschen nichts gutes tun würde. Er würde sie verraten und im Stich lassen.
Sofort rückte Eneas wieder näher. "Was redest du da? Das ist doch nicht wahr!", entgegnete er energisch und aus tiefster Überzeugung, "Ich kenne niemanden, der so gerne anderen Menschen hilft und das auch bis zur völligen Selbsterschöpfung. Wievielen dutzenden, nein hunderten Menschen hast du schon geholfen?" Er blickte seinen Geliebten fest an.
"Aber du kannst nicht allen helfen", sagte er eindringlich. "Und ich weiß, dass dir das unheimlich weh tut, aber du kannst dich daran nicht immer wieder aufreiben und dir das zum Vorwurf machen." Wie oft hatte er seinen Freund nicht schon getröstet, wenn sie ein paar Sklaven befreit hatten, aber eben nicht alle. Es waren immer welche übrig, die sie zurücklassen mussten. Es gab immer Bedürftige, denen sie nicht helfen konnten. Oder nicht so gut wie es Kosta gewollt hatte.
"Du bist ein einzelner Mensch mit genauso begrenzen Kapazitäten wie alle anderen. Und trotzdem hast du unheimlich vielen Leuten geholfen und beigestanden. Mehr kann niemand von dir verlangen. Ich würde mal sagen, ohne dich wäre Fabiene jetzt nicht mehr am Leben. Ich habe gehört wie heftig die Aufstände auf dem Markt waren. Du hast ihn da rausgebracht und jetzt ist er in Sicherheit", versuchte er Kosta an die guten Taten zu erinnern, die er vollbracht hatte.
"Wo hast du ihn verraten? Als du ihn in Raej zurückgelassen hast, weil du schon wieder weiter warst, um die Königin von Hayll vor dem Tod zu bewahren, hm? Du hast mir geschrieben und du hast ihn bei Lanto untergebracht. Fabiene ging es gut. Du hast so viel für ihn getan wie du konntest." Liebevoll küsste Eneas Kostas Fingerknöchel, lächelte ihn danach an.
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Fr 7. Okt 2022, 21:09

Eneas gab sich alle Mühe ihn zu trösten. Er versprach ihm, Fabiene nicht einfach fallen zu lassen, sondern ein gutes Leben für ihn zu finden. Das zweifelte Kosta nicht im Geringsten an. Er wusste nur, was Fabiene sich momentan wünschte. Was er sich von Kosta wünschte und es tat weh, den lieben Krieger enttäuschen zu müssen. Eneas verstand nicht, dass es nicht daran lag, dass Kosta sich zuviele Gedanken machte oder dass es bei ihm nicht so war mit den Albträumen, wie bei ihm selbst damals. Kosta wollte nicht nicht darüber sprechen, weil er sich deswegen schämte, was ihm angetan worden war. Sondern weil er sich sicher war, dass er etwas in Eneas zerbrechen würde, wenn er erfuhr, was Kosta getan hatte. Der Verrat an der sechsten Kompanie erklärte er sich noch damit, dass Kosta nichts darüber gewusst hatte. Doch der wiederholte Verrat an Zucker, seine Vergewaltigung und die vielen Vergewaltigungen an Minan, das würde Eneas zerstören, wenn er davon hörte.
Das durfte niemals geschehen. Eneas sah ihn in einem so anderen Licht. Kosta musste sich Mühe geben, damit er dem endlich entsprach, was sein Freund sich von ihm wünschte. Er musste sich zusammen reissen. Kosta verstand gar nicht, warum es ihm so schwer fiel. Er wollte Eneas doch gerne glücklich machen. Sonst war es ihm doch auch nie so schwer gefallen, hatte nie so geschmerzt, Eneas Wünschen zu entsprechen. Aber auf einmal schien sich das nun verändert zu haben. Dhemlan hatte ihn wohl vollends durch und durch verdorben.
Entsprechend entsetzt, als wäre es eine gefährliche Giftschlange, starrte Kosta auch den Notizblock an, auf dem er aufschreiben sollte, was ihn beschäftigte. Eneas hatte es geholfen. Aber Kosta malte sich nur panisch aus, wie er doch nicht alles zerreissen konnte und Eneas eines Tages etwas zu lesen fand, was ihn zerbrechen würde. Sei es nur ein kleines Fitzelchen oder der Durchdruck auf der folgenden Seite. Am liebsten wäre es ihm, wenn der Block in Flamen aufging. Jetzt sofort. Gleichzeitig fühlte er sich jedoch auch schuldig. Der Notizblock war aus sehr schönem Papier und er war ein liebevoll gemeintes Geschenk gewesen. Es einfach so ungenutzt zu zerstören, wäre sehr unhöflich. Ihn schon nur nicht zu benutzen kam ihm auch sehr ungehörig und undankbar vor.

In seiner Überforderung und Verzweiflung sprach er wie von selbst mit Eneas. Erklärte ihm bitter, was er dachte, dass er alles falsch machte. Eneas verstand nicht. Glaubte ihm nicht. Hielt dagegen, was Kosta alles erreicht hatte. Dem Krieger kam es jedoch so vor, als wäre das vor einer Ewigkeit gewesen. In einem anderen Leben. Kosta war klar, dass er nicht allen helfen konnte. Aber jetzt war es nicht nur so, dass er einfach nicht allen helfen konnte, sondern, dass er seine Hilfe verweigerte. Leute absichtlich ins Unglück stürzte. Das war etwas ganz anderes. Eneas erstickte ihn beinahe mit all den guten Dingen, die Kosta schon getan hatte. Es fühlte sich falsch an. Kosta hatte nicht verdient, dies zu hören. So glaubte Eneas auch, dass Kosta dachte, er hätte Fabiene in Raej im Stich gelassen, weil er ihn bei Lanto zurück gelassen hatte. Zärtlich küsste er dabei Kostas Fingerknöchel. Beschämt senkte Kosta seinen Kopf.
"Nein, ich habe ihn vorhin verraten", krächtzte Kosta gequält, bevor er sich selbst daran hindern konnte. "Im Innenhof", gestand er weiter, da er wusste, dass Eneas ansonsten nur nachfragen würde. "Anstatt ihn so zu begrüssen, wie ich es ihm versprochen habe, worauf er sich Hoffnungen gemacht und die schreckliche Zeit in Raej helfen zu überstehen hatte, habe ich ihn einfach nur eiskalt ignoriert. Aber ich werde ich nicht anfassen", hob Kosta gleich beteuernd seinen Kopf und blickte Eneas flehend an, damit er ihm glaubte. Damit er nicht wieder verletzt sein musste. "Niemanden mehr", versicherte er inniglich. "Tileo... das war nur, weil du mir gesagt hast, dass ich es soll." Ansonsten hätte er noch nicht einmal Tileo umarmt.
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Fr 7. Okt 2022, 21:10

Nichts schien Kosta aufzumuntern oder zu überzeugen, dass er viel gutes getan hatte. Wieso beschäftigte ihn das mit Fabiene so sehr? Dem jungen Dhemlaner ging es gut und sie würden sich gemeinsam um ihn kümmern. Kosta hatte ihm doch gut geholfen.
Kosta hielt den Kopf gesenkt ehe er hervorkrächzte, dass er Fabiene verraten hätte. Bevor Eneas fragen konnte, wie genau er das meinte, erklärte der Krieger, dass er die Begegnung vorhin im Innenhof meinte. Er hätte Fabiene nicht so begrüßt wie er es ihm versprochen hätte. Eneas sah ihn fragend an. Kosta sprach davon, dass Fabiene sich Hoffnungen machen würde wegen diesem Versprechen und nun hätte Kosta ihn kalt ignoriert.
"Was hast du ihm denn versprochen?", fragte Eneas.
Sein Freund erzählte, dass der junge Sklave so enttäuscht darüber gewesen wäre, dass er sich potentiellen Käufern nicht hatte präsentieren können, dass Kosta ihm versprochen hätte, dass er Fabiene zu sich holen würde, damit dieser es bei ihm ausgiebig nachholen konnte.
"Ach, Kosta..", entfuhr Eneas leicht kopfschüttelnd. "Du kannst es doch nicht immer allen recht machen..."
Wie hatte Kosta sich das vorgestellt? Dass er den Herrn für Fabiene spielte, damit dieser zufrieden war?
Kosta beteuerte bebend, dass er Fabiene nie mehr anfassen würde. Nun hob er den Kopf wieder und blickte Eneas mit großen, bittenden Augen an. Bevor Kosta seine Frage beantwortete, beteuerte er energisch, dass er niemanden mehr berühren würde. Verwirrt blickte Eneas zurück. Wie kam Kosta darauf? Schmerzte es ihn zu sehr, jemanden zu berühren? Brachte es schlimme Erinnerungen wieder? Aber Eneas zu berühren, schien ihn nicht zu belasten...
Während der Pirat noch darüber nachdachte, versicherte sein Freund, dass er selbst Tileo nur berührt hätte, weil Eneas es ihm gesagt hatte. Plötzlich dämmerte es Eneas. Diese ganzen Beteuerungen, der flehende Blick...
"Moment... nur weil ich es dir gesagt habe?", vergewisserte er sich ungläubig. "Um mich nicht... zu verärgern und eifersüchtig zu machen?", hakte er nach und konnte es kaum glauben, als sein schlanker Freund zaghaft mit dem Kopf nickte. Eneas musste das erstmal verdauen und starrte ihn schweigend an. Alles was Kosta auf der Überfahrt getan hatte... das Zurückziehen in der Kajüte, Zucker beim Abschied nicht berühren, die Angst vor all den Leuten, die ihn in Nuranessa begrüßen wollten... das war alles wegen ihm? Was hatte das zu bedeuten? Wollte Kosta nun unbedingt, dass Eneas nicht mehr verletzt wurde oder von ihm entttäuscht? Hatte er das angerichtet?

"Das ist sehr lieb von dir... so viel Rücksicht auf mich zu nehmen", sagte Eneas vorsichtig, nachdem er sich etwas gefasst hatte. Es war schwierig. Kosta war momentan so labil. Er schien sich an das einzige geklammert zu haben, was er tun konnte.
"Aber Kosta... wie kommst du darauf, dass ich verärgert bin, wenn du jemanden wie Tileo umarmst?", fragte er. "Erinnerst du dich nicht, dass es unterschiedliche Berührungen und Beziehungen gibt?" Konnte das sein? Wer hatte Kosta so sehr verletzt und ihm all dies geraubt?
Er legte einen Arm um seinen Freund. "Freundschaftlich... familiär, romantisch, höflich... da gibts doch Unterschiede." Und die hatte Kosta auch mal gekannt. Zunächst sehr scheu, aber manchmal auch zunehmend selbstbewusster.
"Es verletzt mich nicht, wenn du mit anderen freundschaftlich umgehst", versuchte er zu erklären. "Ist das der Grund wieso du nichts mehr mit der Mannschaft zu tun haben willst?", fragte er. Eneas drückte Kosta sachte. "Sie sind deine Freunde. Ich habe doch nichts dagegen, wenn du mit ihnen redest, ein Kartenspiel spielst, gemeinsam etwas arbeitest oder auch mal freundschaftlich drückst." Eigentlich hatte Eneas überhaupt nichts zu sagen, wen Kosta nun berührte oder nicht, aber er fürchtete, so eine Grundsatzdiskussion würde den verstörten Krieger gerade maßlos überfordern.
"Was mich eifersüchtig machen würde, wäre wenn du mit jemanden Sex haben würdest... oder wenn du jemanden romantisch oder leidenschaftlich küsst oder jemanden erotisch streichelst. Aber gegen Freundschaften... da habe ich doch rein gar nichts dagegen", beteuerte er. "Und du kannst auch Fabiene umarmen und mit ihm reden. Zum Beispiel, wenn du ihn tröstest. Wir finden jemanden für ihn, dem er ganz unbeschwert nachschwärmen und dienen kann." Es musste kein Sklavenhalter sein. Es konnte auch einfach der Vorgesetzte sein oder jemand, der Fabienes Hilfe gebrauchen konnte. So wie Maeve.
Eneas streichelte über Kostas Hand. "Ach, ich kann nicht glauben, dass du das für mich gemacht hast..." Er lächelte. War das ein Zeichen, dass Kosta mit ihm zusammen sein wollte? Oder war sein Geliebter einfach in alte Rollenmuster zurückgefallen? Eneas war unsicher. Und er musste Kosta unbedingt deutlich machen, dass er keinesfalls Berührungen scheuen musste.
"Weißt du, ich werde es auch so halten, dass ich mit niemanden Sex habe oder mit romantisch bin. Solange bis wir wissen, was aus uns wird. Aber bitte.. schotte dich nicht meinetwegen von allen anderen ab. Es ist doch schön, Freunde zu haben."
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Fr 7. Okt 2022, 21:18

"Fabiene war so enttäuscht, dass er sich auf dem Sklavenmarkt nicht seinen potentiellen Käufern hatte präsentieren können", erklärte Kosta sofort leise auf Eneas Frage. Ihm kam es nicht in den Sinn zu schweigen und Eneas Antworten zu verweigern. Das käme doch Ungehorsam gleich. "Dabei hat er sich so darauf gefreut, sich zu zeigen und seiner ehemaligen Herrin Ehre zu erweisen. Er war am Boden zerstört, als ich ihn bei Lanto zurück lassen musste. Auch weil er so viele blaue Flecken und sogar Nähte im Gesicht hatte. Da habe ich ihm versprochen, dass ich, wenn er alles tapfer durchhalten würde, ihn wieder zu mir holte, damit er alles nachholen kann, was er hat verpassen müssen."

Und jetzt hatte er ihn einfach ignoriert. Bestimmt hatte er den Jungen damit sehr verletzt. Er war so zart und feinfühlig. Trotzdem würde er ihn weiter ignorieren. Denn noch viel weniger wollte er Eneas verletzen, was er seinem Freund auch gleich innig beteuerte. Er konnte es vielleicht nicht allen recht machen, aber es wenigstens Eneas konnte er es. Oder er konnte es zumindest versuchen. Eneas schien das jedoch zu überraschen. Ganz ungläubig starrte er ihn an und wollte er wissen, ob Kosta sich so zurück hielt, nur weil er es gesagt hatte. Nur um ihn nicht zu verärgern und eifersüchtig zu machen. Kosta nickte zögerlich und blickte Eneas schüchtern von unten her an. Dabei fragte er sich verwirrt, warum Eneas ihn so fragte. War ihm das denn nicht klar gewesen? Er hatte ihm doch gesagt, dass er nicht mehr weggehen würde. Irgendwie tat es weh, dass Eneas das erst jetzt begriff.

Sie schwiegen eine ganze Weile lang unbehaglich. Kosta wartete auf Eneas Urteil. Aber dieser schien nicht so recht zu wissen, wie er sich entscheiden sollte. Lieb und Rücksichtsvoll nannte er es. Dann wollte er jedoch wissen, wie er darauf käme, dass Eneas verärgert sei, wenn er jemanden wie Tileo umarmte. Augenblicklich wurde der Sklave dabei augenblicklich kreidebleich. Ja, Tileo war noch ein Junge. Ein Kind. Aber auch Minan war noch ein Kind. Das hatte Kosta nicht abgehalten. Ausserdem wurden Kinder erwachsen. Nein, Kosta kannte den Unterschied zwischen verschiedenen Berührungen nicht mehr. Alles führte zum Schluss an den Selben Punkt. Vielleicht über Umwege ja, aber schlussendlich endete es beim Sex. Und Kosta sehnte sich insgeheim danach. Sehr sogar. Er wollte nur für Eneas da sein, ja. Dennoch vergass er nicht, wie allumfassend der Sex mit Ranard gewesen war.

Mit gesenktem Kopf liess er den Arm um seine Schultern legen, blieb aber angespannt, damit nichts schlimmes passierte. Nervös hörte er eneas zu, wie dieser ihm versicherte, dass es ihn nicht verletzte, wenn er mit anderen freundschaftlich umging. Er könne mit ihnen reden, Karten spielen oder sie gar auch mal freundschaftlich drücken. Kosta machte sich eingeschüchtert klein. So recht konnte er das nicht glauben und als Eneas dann auch noch klar stellte, was ihn eifersüchtig machte, bekam er es erst Recht mit der Angst zu tun. Dabei hatte er gar nichts getan. Er fürchtete sich nur so sehr, etwas falsches zu tun, dass es ihm den Atem raubte. Eine einfache Berührung führte doch so schnell zu mehr. Deswegen traute er sich auch überhaupt nicht, mit Fabiene zu sprechen und ihn zu umarmen.

Eneas konnte noch immer nicht glauben, dass Kosta dies für ihn tat. Dabei hatte Kosta noch viel grössere Dinge für ihn getan. Zuletzt, als er Eneas aus Turgors weg geschubst hatte. Er hatte Turgor nicht losgelassen, damit er Eneas nicht anfallen konnte. Wohl wissend, dass das Messer dadurch seinen Bauch weiter zerstören würde. Wissend, dass er Timaris, Zucker, Minan und all die anderen erneut verriet. Warum war Eneas dann so überrascht? Warum sah er es noch immer nicht? Er wollte auch mit niemandem Sex habe oder romantisch sein, bis sie wussten, was aus ihnen würde. Was konnte schon aus ihnen werden? Kosta war bei ihm und würde möglichst versuchen, Eneas glücklich zu machen. Er musste nur rasch herausfinden, wie das gehen sollte. Geschafft liess er sich aus Eneas Armen gleiten und auf den Rücken fallen, legte sich seine Hände über die Augen. Das wurde ihm alles viel. Er wünschte sich, er wäre nicht aus seinem Albtraum aufgewacht.
"Es tut mir leid, dass ich euch alle geweckt habe", wisperte er überfordert. "Es wird nicht wieder vorkommen. Ich werde von nun an einen Hörschutz um das Zimmer legen."
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Fr 7. Okt 2022, 21:21

Kosta zog die Schultern an, als Eneas einen Arm um ihn legte. Trotz seiner bemühten Erklärungen, wirkte Kosta komplett verunsichert. Glaubte er ihm nicht, dass Eneas nichts dagegen hatte, wenn Kosta freundschaftliche Berührungen mit anderen hatte? Da war doch nichts dabei. Das gehörte dazu. Dachte Kosta wirklich, dass Eneas deswegen unglücklich sein würde? Wirkte er so... besitzergreifend? Oder ging Kosta nur auf Nummer sicher und wollte ja bloß nichts tun, was Eneas nicht gefiel?
Ach, das ließ ihn viel zu sehr an damals denken, wo Kosta sein Kammerdiener gewesen war. Er hatte sich vor dem Missfallen seines Herrn regelrecht gefürchtet. War Kosta wieder in dieser Rolle?
Eneas' Kopf war voller Fragen. Er versuchte sich zusammenzudeuten wie es in seinem Freund vorging, aber für jede noch so kleine Geste und leise Antwort, tauchten bei Eneas nur noch mehr Fragen auf. Wieso zum Beispiel war der Krieger so blass geworden, als Eneas Tileo erwähnt hatte?
Aber Eneas konnte all diese Sachen nicht mehr fragen. Kosta schien es wieder alles zu viel zu werden. Der schlanke Krieger glitt aus seinen Armen und Eneas musste dem hilflos zu sehen. Er wünschte, er hätte gewusst wie er seinem Liebsten helfen konnte. Ihm zuzusehen wie er so litt und unglücklich war, ging ihm selbst bis ins Mark. Kosta hielt sich die Augen zu und flüsterte leise, dass er in Zukunft niemanden mehr mit seinen Albträumen aufwecken würde. Aber nicht etwa, weil er jetzt besser schlafen konnte, sondern weil er einen Hörschutz ums Zimmer legen wollte.
Eneas wusste nicht was er sagen sollte; fühlte sich entmutigt. "Das macht doch nichts. Ich komme immer zu dir, wenn du einen Albtraum hast, um dich zu trösten", beteuerte er. Kosta sagte nichts mehr. Eneas blieb schweigend auf dem Bett sitzen.
"Brauchst du noch etwas?", fragte er. Kosta schwieg. Eneas wartete noch ein bißchen, dann strich er seinem Freund nochmal kurz über den Oberarm.
"Dann versuch noch ein bißchen zu schlafen... ich bin direkt nebenan", sagte er ehe er sich schweren Herzens erhob und ging. Selber konnte er danach nicht mehr schlafen. Er lag wach in seinem Bett, starrte an die Decke und machte sich Vorwürfe. Wenigstens redete Kosta wieder mit ihm...

Doch in den nächsten Tagen waren von den zaghaften Fortschritten nichts mehr zu sehen. Kosta mochte nicht reden und er mochte auch nicht aus seinem Zimmer kommen. Eneas brachte ihm persönlich das Essen hinauf, versuchte sein bestes Kosta aufzumuntern indem er ihm vom Geschehen draußen erzählte.
Manchmal versuchte er Kosta vorsichtig dazu ermuntern ihn doch mal nach draußen zu begleiten, aber es ging nicht und das schien Kosta noch unglücklicher zu machen. Wo er es Eneas ja so gerne recht machen wollte.
"Ist schon gut... ich bin doch nicht böse. Du hast deinen eigenen Rhythmus. Es tut mir leid, dass ich dich so gedrängt habe."
Seit dem Gespräch nach dem Albtraum, schien Kosta nicht weiter reden zu können. Eneas blieb manchmal länger bei ihm, lag auf Kostas Bett und las etwas oder trug Buchhaltungen in ihrem großen Haushaltsbuch ein. Das konnte er ja genauso gut in Kostas Zimmer tun und ihm so etwas Gesellschaft leisten. Dabei war er sich nichtmal sicher, ob seinem Freund dies recht war.
Eneas musste auch die Kinder vertrösten, die sich darauf gefreut hatten Kosta zu sehen und sein Zimmer zu schmücken. Tileo verstand das tapfer, dass es Kosta momentan nicht gut ging. Die Kinder gaben ihm gemalte Bilder für Kosta, doch für den Moment brachte Eneas es nicht über sich, diese Kosta zu zeigen. Er hätte sich gewiss wieder heftige Vorwürfe gemacht, dass er Tileo und die anderen enttäuschte.
Auch mit Fabiene redete Eneas und versuchte aus ihm herauszufinden, was der Junge sich wünschte, aber er ließ sich genausowenig eine Antwort entlocken. Er wäre glücklich, wenn seine Herren mit ihm zufrieden seien.
Sture Sklaven...
Wenigstens hörte Eneas heraus, dass es Fabiene gefiel Maeve zu helfen. Er schien sofort aufzublühen, wenn sie ihn lobte. Eneas gab dem jungen Dhemlaner zusätzlich den Auftrag ein noch leeres Zimmer herzurichten. Es war etwas größer, als das Gästezimmer in dem Maeve sich jetzt noch aufhielt. Außerdem hatte es eine größere Nische, das gewiss Platz für ein Kinderbettchen geboten hätte. Eneas wollte herausfinden, ob es Fabiene Spaß machte, so etwas zu gestalten. Dass der Junge dazu aber die Hilfe von Handwerkern benötigte, die er fragen musste, schien fürs erste noch ein Hindernis darzustellen. Er traute sich nicht.
Eneas ließ ihn trotzdem für eine Weile daran herumknobeln. Seine Gedanken waren größtenteils davon beherrscht wie er Kosta helfen konnte. Eneas hielt es nicht länger aus, dass Kosta sich seit Tagen in seinem Zimmer versteckte. Es musste etwas getan werden. Er hatte sich nun länger von dem ersten Schock der neuen Umgebung und Situation erholen können.
So kam Eneas eines Nachmittages hinein, einen Werkzeuggürtel umgeschnallt in dem sich allerlei Zeug für den Garten befand. Einen zweiten dieser Gürtel hielt er in der Hand und hielt ihn dann Kosta demonstrativ hin. Der Krieger saß am Fenster und starrte vor sich hin.
"Hier, zieh das an", sagte Eneas. "Es wird Zeit, dass du mir bei der Gartenarbeit hilfst. Die meisten anderen sind oben auf einer Wiese Fußballspielen oder am Hafen. Im Garten ist niemand." Falls sich Kosta deswegen scheuen sollte.
"Komm mit. Ich zeig dir unseren Rosenbusch. Du solltest sehen wie gut der gedeiht", sagte Eneas stolz.
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Fr 7. Okt 2022, 21:23

Eneas versicherte ihm, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn er ihn Nachts durch seine Albträume weckte. Er würde immer wieder zu ihm kommen und ihn trösten. Das war sehr lieb, steigerte jedoch nur Kostas schlechtes Gewissen, weil er seinem Freund seinen Schlaf raubte. Eneas hatte viele Verpflichtungen hier auf der Insel. Kosta wusste, dass der Krieger ihnen gerne nachkam, doch wenn Eneas nachts nicht schlafen konnte, würde er tagsüber das nicht mehr gut tun können, was er gerne tat. Was Kosta brauchte, war ein Ausweg. Er fand jedoch keinen, der niemanden verletzte und alle Wünsche von Eneas abdeckte.

Schlaf fand Kosta in dieser Nacht jedenfalls keinen mehr. Auch nicht, nachdem Eneas ihn wieder alleine gelassen hatte. Es war alles so überfordernd und verwirrend. Dabei wusste Kosta, dass eigentlich nichts dabei war, hinaus zu gehen und mit den anderen zu Frühstücken. Dennoch schaffte er es die nächsten Tage nicht, wieder aus seinem Zimmer zu kommen. Obwohl er Eneas den Gefallen gerne tun wollte. Sobald sie sich der Tür näherten, in der Absicht, sie zu öffnen und nach draussen zu gehen, überrollte Kosta wieder nackte Panik.
Eneas verstand ihn glücklicherweise und zwang ihn nicht, nach draussen zu gehen. Stattdessen brachte er ihm jedes Mal persönlich das Essen ins Zimmer und blieb immer mal wieder eine Weile bei ihm. Das war sehr schön. Kosta genoss Eneas Gesellschaft, hörte ihm aufmerksam zu, auch wenn er es selber nicht mehr fertig brachte zu reden. Noch so etwas, was er gerne für Eneas tun wollte, es aber einfach nicht schaffte. Es war doch auch so schön. Einfach gemeinsam beeinander zu sitzen. Von ihm aus, hätte es ewig so weiter gehen können. Aber natürlich wusste er, dass Eneas sich mehr von ihm erhoffte. Entsprechend dachte er auch oft darüber nach, wie es weiter gehen konnte. Was es für Möglichkeiten gab oder was Eneas ihm über verschiedene Berührungen gesagt hatte. Er hatte nur so Angst, dass es dann plötztlich ganz schnell mehr werden würde, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Ausserdem schämte er sich sehr der Mannschaft gegenüber, die er so schäbig behandelte. Am liebsten sass er dabei auf dem breiten Fenstersims und starrte hinaus. Es hatte etwas meditatives und half die Gedanken wandern zu lassen.

Dort sass er auch, als Eneas ihn eines Nachmittages abholen kam, damit Kosta endlich wieder etwas im Haushalt mithalf. Schuldbewusst zuckte der Krieger zusammen. Natürlich, wollte er helfen. Es war ihm schon lange unwohl dabei, alle für sich springen zu lassen. Nur hatte er sich nie aus dem Zimmer getraut und hatte es entsprechend nur geschafft, dieses hier sauber zu halten. Nun wo Eneas ihm jedoch regelrecht befahl, ihm bei der Gartenarbeit zu helfen, nahm er den Werkzeuggürtel instinktiv gehorsam entgegen, noch bevor er darüber nachdenken konnte, dass er sich dadurch den anderen aus der Mannschaft stellen musste.
Eneas sagte ihm auch gleich, dass die meisten anderen oben auf der Wiese Fussballspielen seien oder unten im Hafen. Im Garten wäre niemand. Scheu nickte Kosta. Das war gut. Es war ihm einfach noch immer zuviel, auf die Anderen zuzugehen. Rasch schnallte er sich den Werkzeuggürtel um und trat ganz dicht an Eneas heran. Auch wenn das Haus leer zu sein schien, war er doch recht eingeschüchtert, sein Zimmer zu verlassen. Nervös schob er seine Hand in die von Eneas, legte die andere Hand darauf. So, als ob er sich besonders gut an ihm festhalten wollte, damit er unterwegs auch ja nicht verloren ging.
Etwas überrascht blickte er zu seinem Freund auf, der ihm ihren Rosenbusch zeigen wollte. Kosta solle sehen, wie gut er gedeihe. Der Rosenbusch aus den Rosen, die Eneas Kosta in Draega hatte schenken wollen? Und die Kosta so brutal zurück gewiesen hatte? Dabei hatte Kosta nie gemein sein wollen. Er hatte nur nicht glauben können, dass das mit ihnen so funktionieren würde. eneas kannte ihn auf gewisse Weise viel zu wenig dafür. Kosta war niemand, der romantische Gesten wie Blumensträusse und Pralinen brauchte. Es hatte sich furchtbar angefühlt, in Eneas lange Reihe von Mädchen eingereiht zu werden.
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Fr 7. Okt 2022, 21:25

Wie erhofft nahm Kosta den Gütel entgegen. Er wirkte etwas schuldig, aber das geschah in den letzten Tagen oft. Er schien sich Vorwürfe zu machen, dass es ihm nicht so gut ging, dass er diese einfachen Dinge, wie das Zimmer zu verlassen, nicht mehr zustande brachte. Sie hatten es in den letzten Tagen durchaus versucht, doch Kosta hatte jedes Mal vor der Türschwelle große Panik bekommen. Es schien noch zu viel. Eneas verstand, aber das bedeutete nicht, dass er es nicht noch einmal versuchen wollte. Vielleicht würde der Garten leichter sein und wenn der Krieger währenddessen mit Arbeit abgelenkt wurde. Eneas hatte dafür gesorgt, dass sie niemand stören würde, was er Kosta auch gleich wissen ließ.
Der Krieger wirkte dennoch scheu, aber er legte sich den Werkzeuggürtel um und kam dann zu ihm, um seine Hand zu ergreifen. Er hielt sich regelrecht an ihm fest. Eneas lächelte ihm aufmunternd an. Er mochte diese Nähe zu seinem Geliebten. Es war natürlich schön und schmeichelnd, dass Kosta sich an ihn hielt und vor ihm keine Angst und Scheu hatte, aber Eneas hätte immer noch besser gefallen, wenn Kosta sich auch wieder anderen zuwandte.
Als Eneas ihm eröffnete, dass er ihm den Rosenstrauch zeigen wollte, sah Kosta ihn überrascht an. Eneas verstand die Reaktion nicht gleich. Wollte Kosta vielleicht nicht daran erinnert werden, da sie mit dem Streit zu tun hatten?
"Ich dachte, du wolltest es vielleicht sehen. Du hast mir doch gesagt, ich soll gut auf sie aufpassen und sie nicht wegwerfen", erinnerte Eneas ihn lächelnd. Er hatte dies als kleines Zeichen verstanden, dass Kosta sie nicht vollends aufgeben wollte und dass es noch Hoffnung für sie beide gab. Nach dem furchtbaren Streit war das das einzige, was ihn getröstet hatte. Und Tileo. Der Junge hatte sehr viel damit zu tun, dass Eneas über den Schmerz der Zurückweisung hinweg gekommen war. Er hatte Kosta seine Liebe gebeichtet und das Schlimmste, was Eneas sich darüber hatte vorstellen können, war eingetroffen. Trotzdem stand er jetzt hier und Kosta war hier. Es gab Eneas Zuversicht, dass sie auch die tiefsten Tiefs überwinden konnten.
"Außerdem muss ich dort mal wieder was Unkraut jäten", sagte er und ging mit Kosta bis zur Türe. "Tileo hat mir sonst immer dabei geholfen." Eneas lächelte ihn an, als er wieder das Zucken der Schuld bei Kosta sah. "Sei nicht traurig. Tileo versteht, dass du Zeit für dich brauchst. Alle verstehen das, Kosta." Er öffnete die Türe. "Du hast so viel von dir gegeben und so viel auf dich genommen... ich glaube, es ist vielleicht sogar gut, dass du dich zurückziehst", überlegte er. "Vielleicht ist das momentan genau das was du brauchst. Zeit für dich. Aber fühl dich solange nicht schuldig." Das war es was Eneas sorgen ließ. Diese ewige Schuld, die Kosta wie Ballast auf den Schultern trug. Sie schien ihn bis in einen tiefen Abgrund zu reißen. "Wenn es dir wieder besser geht, kannst du wieder helfen, aber bis dahin, fühle dich nicht schuldig. Du musst dich erstmal um dich selbst kümmern. Die Welt dreht sich weiter. Tileo hat Spaß mit den anderen Kindern und Fabiene geht ganz darin auf, Maeve zu helfen."
Er zog Kosta über die Türschwelle. Der Innenhof war leer, nur aus der Küche unten hörte man das Geklapper von Töpfen und jemanden, den Abwasch machen.

"Ich hab dir doch erzählt, dass ich ihn beauftragt habe, ein neues Zimmer für sie und ihr Baby einzurichten. Ich denke, das würde ihm gefallen", plauderte er und lenkte Kosta damit hoffentlich ab, während sie nach unten gingen und dann hinten aus dem Haus heraus, um zum Garten zu gehen. Dort wurden hauptsächlich Gemüse und Kräuter für die Küche angebaut, doch es gab auch ein paar schöne Bereiche mit Blumen dazwischen.
"Fabiene hat noch etwas Hemmungen, ein paar Handwerker zu fragen, ob sie ihm nicht bei der Einrichtung helfen können. Er ist ja trotzdem noch etwas scheu", fuhr Eneas fort, "Aber ich merke wie sehr er Maeve helfen und ihr etwas Gutes tun mag. Ich glaube, er wird seine Scheu von selbst überwinden und jemanden fragen. Natürlich könnte ich Ulysses darum fragen, aber ich glaub, manchmal reicht ein kleiner Schubs. Was denkst du?"
Er führte Kosta an einigen Beeten vorbei und dann zu einem sonnigen Plätzchen in der Nähe eines Kirschbaumes, der ganz leichten Schatten spendete, wo der Rosenstrauch bisher gut gedieh.
"Na, was meinst du?", fragte Eneas erwartungsvoll. "Ist natürlich noch ein bißchen klein, aber schau nur gut er ausgetrieben ist." Er nahm eine abgefallene, aber noch volle Blüte vom Boden auf und hielt sie Kosta lächelnd hin.
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Fr 7. Okt 2022, 21:35

Stimmt, das hatte er ganz vergessen. Ziemlich bestimmend hatte er Eneas angewiesen, auf die Rosen aufzupassen. Es waren schliesslich seine Rosen gewesen. Auch wenn er sie nicht wirklich gewollt hatte. Oder zumindest nicht so. Es waren seine Rose und niemand anderes sollte sie für sich beanspruchen können. Deswegen hatte Eneas auf sie aufpassen sollen. Kosta hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass Eneas daraus gleich einen Busch zu ziehen versuchte. Kosta war schon klar gewesen, dass die Blumen irgendwann welken und dörr werden würden. Aber sie wären zumindest bis zum Schluss seine gewesen und sie wären nicht lieblos getötet worden.

Während er Eneas scheu und dicht gedrängt aus dem Zimmer folgte, erklärte sein Freund ihm, dass er dort wieder mal etwas Unkraut jäten sollte. Ja, Eneas war lange weg gewesen. Seinetwegen. Ansonsten hätte Tileo ihm immer geholfen. Unwillkürlich wurde Kosta kleiner. Womit hatte er Tileo sonst noch so alles belastet? Der Junge hatte doch sein Zimmer dekorieren wollen. Aber Kosta war nach dem ersten Abend hier auf der Insel nicht mehr in der Lage gewesen, jemand anderen als Eneas um sich herum zu ertragen.
Eneas erriet sofort, was Kosta im Kopf herum spukte. Inzwischen war er darin meistens schon recht gut. Aber bei gewissen Sachen lag er manchmal so dermassen falsch, dass Kosta einfach nur verzweifelt schreien mochte. Jetzt bat Eneas ihn jedoch nur, sich nicht traurig und schuldig zu fühlen. Tileo würde verstehen, dass er Zeit für sich bräuchte. Ausserdem würde er viel Spass mit den anderen Kindern haben. Kosta lächelte scheu. Das half wirklich etwas. Natürlich konnte er seine Schuldgefühle nicht so einfach abstellen. Aber es tat gut zu hören, dass Tileo nicht traurig war und dass Fabiene sein Glück darin fand, Maeve zu helfen.

Leise huschte er hinter Eneas her, als sie den Innehof durchquerten. Er zuckte nur einmal zusammen, als er das Geklapper von Töpfen aus der Küche hörte. Nach dem ersten Schreck beruhigte er sich jedoch wieder. Jemand war am Abwaschen. Er würde nicht zu ihm kommen, ihn umarmen und mit ihm sprechen wollen. Eneas lenkte ihn auch wunderbar damit ab, indem er von Fabiene erzählte, der den Auftrag bekommen hatte, ein Zimmer für Maeve und ihr Baby einzurichten. Kosta bekam grosse Augen. Das war eine ganz schöne Herausforderung für den Jungen. Doch wenn es ihm gefiel, dann war es gut, dass er das machte. Fabiene schien nur etwas Hemmungen zu haben, die Handwerker um Hilfe zu Fragen. Anscheinend war er etwas scheu. So hatte Kosta ihn eigentlich gar nicht erlebt. Viel eher absolut hingebungsvoll. Aber es war in Garois auch alles so schnell gegangen. Gut möglich, dass Kosta da so einiges nicht mitbekommen hatte. So nickte er zögerlich auf die Frage, ob manchmal ein kleiner Schubs reichen würde. Das konnte schon sein.

Im Garten angelangt führte Eneas ihn zielstrebig an einigen Beeten für Gemüse und Kräuter vorbei bis dahin, wo es auch andere Blumenbeete gab. In der Nähe eines Kirschbaumes hielten sie an, wo am Rande eines Beetes ein kleiner Rosenstrauch blühte. Kosta konnte es gar nicht so recht fassen. Er sah, genau wie Eneas sagte, noch recht klein aus, doch er hatte gut getrieben. Er hatte Wurzeln gefasst und sah ganz so aus, als würde er überleben, wenn man sich gut um ihn kümmerte. Dabei war das doch ein Ding der Unmöglichkeit. Rosen, die man in Blumenläden, besonders in solchen, die sich in Grossstädten wie Draega befanden, waren nicht dazu gedacht, dass man aus ihnen Setzlinge machte. Dass sie so gedeihen und wachsen konnten, war eigentlich unmöglich. Trotzdem hatte Eneas es geschafft.
Wie betäubt nahm Kosta ihm die Blüte ab, die Eneas ihm lächelnd hinstreckte, und setzte sich neben den Rosenstrauch auf die Wiese. Dabei starrte er die Pflanze unverwandt an. Er konnte noch nicht einmal den Blick von dieser existierenden Unmöglichkeit nehmen, um Eneas dankbar dafür anzulächeln, dass er ihm die Blüte geschenkt hatte. Dafür, dass er das hier geschafft hatte. Kosta musste ausgiebig darüber nachdenken. Wenn Eneas es geschafft hatte, aus so einer Schnittblume einen Rosenstrauch zu ziehen, dann könnte auch anderes vielleicht möglich werden.

Wie lange er brauchte, um über dieses kleine Wunder nachzudenken, konnte Kosta nicht sagen. Er brauchte, wie Eneas vorhin schon gesagt hatte, eben einfach Zeit. Sein Freund gab ihm diese. Kosta sah nicht, ob Eneas enttäuscht war, dass er ihn nicht mehr anblickte. Er konnte einfach seinen Blick nicht von dem Strauch abwenden. Doch er bekam mit, wie Eneas irgendwann dazu überging, das Beet vom Unkraut zu befreien, wie er es zuvor schon angetönt hatte.
"Du hast gesagt, dass es andere Beziehungen gibt, ausser die zwischen Herr und Sklave", sagte Kosta irgendwann rau, als er merkte, dass seine Gedanken immer wieder zum selben Punkt zurück glitten. Eneas hatte ihm das gesagt, als Kosta kurz auf das Schiff zurück gekehrt war, weil er die Rosen nicht hatte annehmen wollen. Eneas hatte ihm nicht glauben wollen, dass in den vergangenen zweihundert Jahren alles in Ordnung gewesen war mit ihrer Beziehung. Weil er einfach nicht begriff, wie Kosta für ihn empfand.
"Was ist, wenn ich keine andere Beziehung kann?" wollte er nun leise wissen. "Wenn ich keine andere Beziehung als die zwischen Herr und Sklave haben will?"
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Fr 7. Okt 2022, 21:37

Kosta reagierte nicht sonderlich auf die Rosenblüte, die Eneas ihm hinhielt. Der andere Krieger nahm sie zwar entgegen, aber dann setzte er sich damit auf den Boden und schwieg für eine sehr lange Weile. Er starrte dabei fortwährend den Rosenstrauch an, wie als könnte er nicht fassen, dass dieser existierte. Es schien etwas wahrhaftig magisches zu sein, dass diese Schnittblumen überlebt hatten und nun hier so prächtig gediehen.
Als Kosta weiterhin schwieg und die Rosen ansah, beschloss Eneas fürs erste mit seiner Arbeit zu beginnen. Er zog sich einen Eimer heran und kniete sich neben das Beet, um mit einer kleinen Harke das Unkraut herauszurupfen und dann in den Eimer zu werfen.
"Die ersten Rosen sind mir alle verwelkt", erzählte er, "Es war auch eher unwahrscheinlich, dass ich die Schnittblumen nochmal hier zum wachsen bringen konnte, aber du hattest mir geschrieben, dass ich auf sie aufpassen soll und ich wollte es versuchen." Schließlich war das die einzige Nachricht gewesen, die Kosta ihm als Reaktion auf Eneas' viele Briefe geschrieben hatte. Da hatte Eneas nicht anders gekonnt, als das unmögliche zu versuchen. Zudem hatte es geholfen sich bei der Gartenarbeit zu verausgaben.
"Hier neben sind noch zwei mehr Sträucher, aber die sind noch kleiner. Vielleicht wirds mal ein richtig kleiner Rosengarten", redete Eneas vor sich hin und deutete kurz mit der Harke zu den anderen beiden Sträuchern, während er Unkraut jätete.
Wesentlich später ergriff Kosta das Wort. Eneas hatte nicht mehr damit gerechnet, wo sein Freund die letzten Tage eher geschwiegen und sich wieder aufs Kopfnicken und -schütteln beschränkt hatte. Erfreut blickte Eneas auf, wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Eine kleine Spur Erde blieb zurück.
Kosta sprach ausgerechnet wieder ihre Beziehung an. Vermutlich hatte ihn der Anblick des Rosenstrauches zum Nachdenken gebracht. Eneas überlegte kurz, ob es eine gute Idee gewesen war, Kosta hierher zu bringen. Er schien es nicht lassen zu können, mit seinem Geliebten immer wieder dieses Thema zu forcieren. Und sei es nur unbewusst. Er musste mehr aufpassen.

Sein Freund erinnerte ihn daran, wie Eneas gesagt hätte, es gäbe mehr Beziehungen als die zwischen Herr und Sklave. Eneas nickte. Er hatte ingehalten mit dem Jäten des Unkrautes und blickte zu Kosta hinüber, der immer noch die Blüte in seiner Hand hielt. Leise fragte Kosta, was wäre, wenn er keine andere Beziehung könnte. Nein, wenn er keine andere haben wollte.
Eine schwierige Frage. Und zwischen Können und Wollen war ein sehr großer Unterschied. Wollte Kosta das wirklich? Dass Eneas sein Herr war? Aber Eneas konnte nicht recht glauben, dass das alles zwischen ihnen war. Hatte Kosta sich das immer erträumt und geglaubt, sie würden das ausleben, wenn sie sich mal wieder vergnügten? Oder wenn sie bloß zusammengesessen, gescherzt und was getrunken hatten? Das war doch kein Herr und Sklave gewesen...
Eneas lag es auf der Zunge sofort zu protestieren und dies von sich zu weisen. Alles sträubte sich dagegen. Und wenn sie genau deswegen nie zusammenkämen? Weil Kosta etwas vollkommen anderes von einer Beziehung mit ihm wollte?
"Vielleicht finden wir einen Mittelweg", sagte Eneas. "Ich weiß ja, dass es dir gefällt, dich zu unterwerfen... oder mir etwas gutes zu tun und mich zu umsorgen... daran müsste sich doch nichts ändern." Eneas würde sich gerne revanchieren und auch aufpassen, dass Kosta nicht zu kurz kam. Wenn das seine Aufgabe in einer Beziehung mit seinem Liebsten wäre, so würde er sie mit Freuden erfüllen.
"Aber ein richtiger Herr?" Er schwieg kurz. Timaris war Kostas Herrin. Und Eneas wollte das bestimmt nicht übernehmen. Er hatte sich immer gewünscht, dass Kosta irgendwann seine Freiheit wollte, aber dies hatte Eneas schon lange nicht mehr vorgebracht. Kosta musste das selbst wollen. Und teilweise hatte Eneas begriffen, dass Kosta dies nicht wollte, denn er wollte mit Timaris verbunden sein. Ansonsten genoss Kosta ja fast alle Freiheiten, die auch ein freier Mann besaß. Fast alle. Es gab also keinen Antrieb wieso er hätte frei sein wollen.
"Ich wünsch mir eine Partnerschaft. Jemanden an meiner Seite, nicht unter mir", sagte er und blickte Kosta an. "Aber das heißt ja nicht, dass du nicht völlig darin aufgehen könntest... hmmm..." Eneas überlegte kurz.
"Wieso gefällt es dir so sehr ein Sklave zu sein? Oder einem Herrn zu dienen?", fragte er stattdessen. Vielleicht kamen sie so weiter. "Was darin erfüllt dich? Ich würde es gerne verstehen."
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Fr 7. Okt 2022, 21:39

Zu seiner Überraschung verzog Eneas diesmal nicht voller Abscheu das Gesicht und hielt ihm auch keine Standpauke, wie dumm es sei, sich so etwas zu wünschen. Wie wichtig Freiheit für jeden von ihnen war und dass es abartig und widerwärtig war, wenn man das nicht erstrebte. Nicht, dass Eneas das tatsächlich so sagen würde. Sein Freund fand schönere, kultiviertere Worte. Aber Kosta wusste genau, dass Eneas so fühlte. Er konnte selbst jetzt spüren, wie alles in Eneas danach rief, ihn zu schütteln und anzuschreien, weil er so dachte und sich so etwas wünschte. Dabei wusste Kosta gar nicht wirklich, was er sich wünschte. Er wollte, dass Eneas ihn verstand und ihn so akzeptieren konnte, wie er war. Er sehnte sich nach Härte und allumfassender Dominanz in jedem noch so kleinen Bereich. Es musste keine Sklave-Herr-Beziehung sein. Es kam dem nur sehr nahe und es dünkte Kosta einfacher, mit Eneas über eine Sklave-Herr-Bezieung zu sprechen, als über das Andere. Das Intimere.

Vorsichtig überlegte Eneas stattdessen, dass sie vielleicht einen Mittelweg finden könnten, denn er wisse, wie sehr es ihm gefiel, sich zu unterwerfen, oder ihm etwas gutes zu tun. Daran müsse sich ja auch nichts ändern. Kosta musterte Eneas nachdenklich. Er hatte das Gefühl, dass sich sehr wohl etwas daran ändern musste, solange Eneas es so Unwohlsein bereitete, wenn Kosta ihm gerne etwas gutes tat. Ausserdem wollte Kosta sich Eneas nicht unterwerfen, merkte der Krieger gerade etwas trotzig. Er wollte unterworfen werden. Unterworfen und geraubt werden. Das war ein grosser Unterschied. Ein heisser Unterschied.

Eneas zweifelte, dass er ihm ein richtiger Herr sein könnte. Das wusste Kosta. Deswegen hatte er so lange nichts gesagt. Nur, der Rosenstrauch, er hatte ihm Hoffnung gegeben, dass es vielleicht doch funktionieren würde, wenn er Eneas darauf ansprach. Leider vergebens. Wenigstens liess Eneas ihn nicht so überdeutlich spüren, wie falsch er das alles fand. Er versuchte es zumindest. Traurig blickte er auf die Rose in seiner Hand, während Eneas ihn anschaute und erklärte, dass er sich eine Partnerschaft wünschte, mit jemandem an seiner Seite und nicht unter mir. Kosta nickte sachte. Das hatte er schon gewusst. Natürlich konnte er völlig darin aufgehen, doch Eneas hätte ihn am liebsten auch selbständig. Und eigentlich, was war mit Eneas? Wollte er nicht auch völlig darin aufgehen?

Der ältere Krieger fragte ihn, wieso es ihm so sehr gefalle ein Sklave zu sein oder einem Herrn zu dienen. Gequält blickte Kosta auf. Dass Eneas das noch immer nicht wusste. Ausserdem stellte sein Freund die falschen Fragen. Beziehungsweise offenbarte er, dass er keine Ahnung hatte, was Kosta wirklich wichtig war an seinem Sklavendasein. Dass er nicht begriff, dass er sich frei fühlte. Es ging ihm auch nicht darum, irgendein Sklave zu sein oder irgend einem Herrn zu dienen. Kosta hatte eine Herrin, doch er war nicht bei ihr. Er war hier. Bei Eneas.
Dieser überraschte ihn damit, dass er ihn fragte, was ihn daran so erfüllen würde. Er würde es gerne verstehen. Nachdenklich blickte Kosta Eneas weiterhin an. Das war das erste Mal, dass Eneas sich nicht so gegen das Sklavensein sträubte. Kosta hatte das Gefühl, Eneas würde diesmal tatsächlich nach so langer Zeit endlich wieder einmal versuchen, ihn zu sehen und nicht das Bild das er von ihm hatte. Vielleicht das erste Mal überhaupt. Unwillkürlich schoss Hitze durch seinen Körper und er begehrte Eneas auf einmal heftig.
"Du willst es wirklich verstehen?" fragte er den Kapitän samten und rau zugleich, fixierte ihn mit seinem Blick, in den sich etwas dunkles, forderndes geschlichen hatte, liess ihn nicht mehr ausweichen oder fliehen. Sachte streichelte er über Eneas über die Wange hinunter zu seinem Kinn, welches Kosta sachte festhielt. Es schien diesmal Eneas die Sprache zu verschlagen, denn diesmal war er es, der wie erstarrt atemlos nickte. Es zauberte Kosta ein dunkles, gefährliches Lächeln auf die Lippen. Langsam kam er näher und streichelte Eneas mit sanftem Druck mit dem Daumen über dessen Lippen, liess sie in der Mitte ruhen. Langsam beugte er sich vor, so dass sie sich fast hätten küssen können, schaute Eneas dabei noch immer tief in die Augen.
"In dem Fall solltest wohl besser du mein Sklave sein, als ich deiner", lächelte er düster. Oh, er würde Eneas zu gerne zeigen, was es bedeutete, ein gewollter Sklave zu sein. Er würde ihn sich nehmen, ihm den Atem rauben und ihn zum Keuchen und Beben bringen. Er würde ihn so vollkommen vereinnahmen, bis Eneas endlich begriff, wie sehr Kosta ihn liebte. Dass er es schon immer getan hatte. Am liebsten würde er ihn sich gleich jetzt nehmen. So heftig, bis Eneas schrie vor lauter Leidenschaft. So wie damals, als er sich von ihm hier auf Nuranessa verabschiedet hatte. In der Hoffnung, Eneas würde ihn nicht gehen lassen. Aber das war nicht passiert und auch jetzt würde es nicht passieren, dass Eneas sich darauf einliess. Dazu war ihm seine Freiheit zu wichtig.
"Du hast da was an der Stirn", meinte er deswegen und deutete auf die Erdspur, die da hängen geblieben war. Alle Forderung und Begehren war wieder aus seiner Stimme verschwunden, als wäre es nie passiert. Es war dumm, dass es überhaupt passiert war. Kosta wollte Eneas nicht zu etwas drängen, was er nicht wollte. Anmutig erhob er sich rasch und liess seinen Freund bei den Rosen zurück, um zurück in den Innenhof zu gehen. Er hörte gerade, wie die Kinder von der Schule zurück kamen. Er könnte ihnen Vorschlagen, gemeinsam ein Eis zu essen oder sein Zimmer zu dekorieren, so wie sie es schon lange vorgehabt hatten. Die rote Blüte liess er in Eneas Händen zurück.
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Re: Verstummt

Beitragvon Eneas » Fr 7. Okt 2022, 21:46

Kosta sah ihn so seltsam intensiv an, als er ihn fragte, ob er es wirklich verstehen wollte. Seine Stimme klang beinahe fordernd, was Eneas zunächst verwirrte, denn es passte so gar nicht zu seiner Frage, fand er. Es sprach ihn nichtsdestotrotz sofort an. Eneas konnte einfach nicht anders. Wenn Kosta so fordernd wirkte, machte Eneas das gleich schwach. Er sehnte sich sehr nach mehr Berührungen und Nähe. Er hatte seit Monaten nicht mehr... seine Gedanken wanderten automatisch dorthin, als Kosta ihn am Kinn fasste. Vielleicht wenigstens ein kurzer Kuss...
Der Krieger nickte atemlos bei der Frage, hielt angespannt still und wartete was sein Freund weiter vorhatte. Als dieser so dunkel lächelte, erschauderte Eneas sofort. Allein dieses Lächeln machte ihn ganz scharf. Kosta beugte sich vor, noch näher, nahe genug ihn zu küssen. Sein Freund strich ihm mit dem Finger über die Lippen, hielt sie dort wie um ihn zum Verstummen zu bringen. Das tat Eneas von ganz alleine. Er war wie gebannt von dem verführerischen Krieger. Kosta kam noch näher, hielt ihn mit seinem Blick gefangen.
Ehe er dunkel lächelnd sagte, dass Eneas eher Kostas Sklave sein sollte, um wirklich zu verstehen, als umgekehrt. Was? Eneas war im ersten Moment verwirrt. Der angedeutete Kuss kam auch nie. Stattdessen änderte sich Kostas Verhalten abrupt wieder und all das fordernde Begehren verschwand wie als wäre es nie da gewesen.
Kosta machte ihn gelassen darauf aufmerksam, dass Eneas etwas an der Stirn hätte. Immer noch überrumpelt und verwirrt wischte sich Eneas die Erde von der Stirn.
"Danke", sagte er leise, "Ich verstehe nicht recht..."
Bevor er mehr sagen konnte, erhob sich Kosta geschmeidig. Und dann ließ er ihn einfach dort sitzen. Mit schnellen Schritten entfernte sich der Krieger und verließ den Garten. "Kosta?" Eneas blickte ihm verblüfft hinterher. Was sollte das denn jetzt? Wie sollte das helfen, dass Eneas verstand? Frustriert ließ er die Rosenblüte aus seinen Händen gleiten. Sollte er Kosta hinterher? Vielleicht war ihm wieder alles zu viel geworden. Aber was war dann dieser Moment gewesen? Eneas war fast versucht zu glauben, er hatte sich das eingebildet.
Schließlich blieb er im Garten und jätete frustriert und verwirrt Unkraut, goss die Pflanzen und schnitt ein paar Obstbäume etwas zurück. Es half, dass er etwas ruhiger wurde, aber er verstand immer noch nicht wie Kosta seine Reaktion auf die Frage gemeint hatte. Hatte er Eneas zeigen wollen, wie scharf so etwas sein konnte? Eneas unterwarf sich doch auch manchmal gern beim Sex. Aber er glaubte, dass Kosta so viel mehr mit einer Herr-Sklave Beziehung meinte.

Als Eneas zurückkam, war Kosta zu seiner Überraschung im Innenhof und nicht in seinem Zimmer. Er saß da und aß Eis mit den Kindern, die munter drauf losschwatzten und Kosta die vielen selbstgemalten Bilder für die Zimmerdekoration zeigten. Tileo war am eifrigsten dabei ihm die Pläne zu erklären. Eneas lächelte. Kosta hatte sich tatsächlich getraut sich wieder anzunähern. Das ließ den Schriftsteller den Frust vom Garten schnell wieder vergessen. Er nickte den Kindern und Kosta zu und ging dann hoch in sein Zimmer, um sich den Schmutz abzuwaschen.
Auch die nächsten Tage kam Kosta selbstständig aus seinem Zimmer, um mit den anderen zu essen. Er half sogar im Haushalt mit. Das an sich war nicht überraschend. Eneas wusste wie gerne Kosta mithelfen wollte und es schien ihm gut zu tun, endlich wieder in der Lage zu sein, mit anzupacken. Reden tat er immer noch nicht viel und wenn zu viele Leute in seine Nähe kamen, zog er sich oft zurück, aber er versuchte es zumindest und oft genug war Kostas Zimmer leer. Eneas freute sich darüber. Trotzdem grübelte er immer noch über Kostas Fragen nach und was es für sie bedeutete. Eneas hatte es nicht mehr angesprochen. Es war sicher besser, wenn er Kosta erstmal nicht drängte.
An einem dieser Tage begegnete Eneas Fabiene und Levi, dem Dieb, den er aus Takonas Klauen befreit hatte. Nach Safframatte-Entzug, einem Bad und frischer Kleidung sah der junge Blutmann deutlich ansprechender aus. Er schien sich etwas mit Fabiene angefreundet zu haben, obwohl die beiden so unterschiedlich war. Der sanftmütige Fabiene und Levi, der nicht viel Zurückhaltung dabei hatte, sich zu nehmen was anderen gehörte.
Die beiden kamen zu ihm und Fabiene erzählte ihm strahlend, dass Levi bei der Einrichtung des Zimmers helfen wollte.
"Ausgezeichnet. Zu zweit geht es sicher schneller", lobte Eneas. "Was hast du denn Ideen für das Zimmer?", entlockte er Fabiene einige Details. Er wollte ein weißes, geschwungenes Kopfteil für das Bett.
"Beim Hafen haben wir dieses viele, alte Holz in diesem Lagerhaus gefunden. Eins davon geht dafür sicher", steuerte Levi dabei. Eneas musterte den Dieb schmunzelnd.
"Und wie seid ihr beide in das Lagerhaus reingekommen, das sonst immer abgeschlossen ist?", fragte er amüsiert. Levi zuckte mit den Schultern, murmelte was davon, dass es offen gestanden wäre, aber Fabiene konnte überhaupt nicht lügen und brach praktisch sofort zusammen, um Eneas mit untröstlichen Entschuldigungen zu überschütten. Levi hatte ihn anscheinend dazu überredet. Eneas musste lachen.
"Schon gut, nicht so schlimm. Das Holz ist für alle da. Es ist nur zu, damit keine wilden Tiere hereinkommen. Ihr dürft euch etwas davon nehmen", erlaubte er. "Aber das klingt, als müsstest ihr etwas zurechtsägen." Er wollte gerade fragen wie die beiden das anstellen wollten, als vier weitere Jünglinge zu Eneas kamen. Es waren die Sklaven, die Timaris ihm mitgegeben hatte. Natürlich hatte Eneas sie alle befreit und nun lebten sie ebenfalls auf der Insel. Eneas fand das nicht so schlecht, junge, kräftige Männer konnten sie immer gut gebrauchten, die mit anpackten, wobei zwei davon noch wirklich jung waren. Trotzdem verdrehten sie genug Mädchen - und Jungen - auf Nuranessa den Kopf.
Jetzt umringten sie ihn alle und einer von ihnen, der lockenhaarige, braungebrannte Isai, brachte als erster hervor was sie wollten.
"Wir dachten, heute ist es so schön und wir könnten am Abend am Strand ein kleines Lagerfeuer machen. Nur was kleines", fing er an. Eneas konnte sich schon denken worauf das hinauslief.
"Und das involviert nicht zufällig Musik, Alkohol und einige der Mädchen?", fragte er grinsend. Eneas erinnerte sich so an einige Strandparties an denen er selbst teilgenommen hatte. "Habt ihr die Mädchen denn schon gefragt?" Die Jungs schüttelten betreten den Kopf. Außer einer.
"Also ich brauch nicht unbedingt Mädchen", sagte Aliz und sah Eneas mit großen Augen an, kam ein bißchen näher.
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Re: Verstummt

Beitragvon Kosta » Fr 7. Okt 2022, 21:55

Fahrig und nervös fragte Kosta sich, was er sich dabei nur gedacht hatte, so mit Eneas umzugehen. Es war... er wusste es nicht. Eneas hatte gesagt, er wolle ihn verstehen können und Kosta glaubte ihm. Ab da, da musste sein Hirn ausgesetzt haben. Eneas sein Sklave. Das war doch dumm. Damit tat er Eneas nur weh und das wollte er nie wieder tun. Andererseits könnte Eneas ihn dann vielleicht endlich verstehen. Würde endlich begreifen, warum er all die Jahre bei ihm geblieben war.

"Hey Tileo, wie war die Schule?" rief er dem Jungen zu der gerade mit seinen Freunden in die Küche hatte gehen wollen. Überrascht drehte sich das Kind zu ihm um und flog ihm in die Arme, sobald er Kosta diese einladend ausgebreitet hatte. Fröhlich wirbelte er den Jungen umher, warf ihn in die Luft und fing ihn wieder auf. "Arios, Pandora. Es ist wirklich schön, euch hier zu haben. Ihr hättet wohl nie gedacht, dass euer braver Onkel so ein Geheimversteck hat, was?" Liebevoll begrüsste er auch die Nichte und den Neffen von Eneas, wirbelte auch sie in der Luft herum, bevor er sie fragte, ob sie nicht mit ihm zusammen ein Eis essen wollten. Er wäre doch so neugierig, was sie bisher alles erlebt hatten. Sie sollten ihm alles erzählen und ihm auch ihre Bilder zeigen, die sie gezeichnet hatten. Carlita brachte ihnen Eis und Limonade. Liebenswerterweise fragte sie bei Kosta nicht nach, wie es ihm ging, sondern akzeptierte einfach, dass er da war. So wurde es für den Krieger ein richtig schöner Nachmittag mit den Kindern.

In der Nacht darauf schlief er seit langem wieder einmal so richtig gut. Es hielt zwar nur für eine Nacht an, doch es tat sehr gut. Am nächsten Tag hielt Kosta es merkwürdigerweise nicht aus, sich wie sonst immer in seinem Zimmer zu verstecken. Dabei wollte er den Anderen noch immer nicht begegnen. Trotzdem drängte es ihn nach draussen. Gemeinsam mit der Mannschaft ass er Frühstück. Schweigsam und ohne jemandem zu Nahe zu kommen. Und auch danach blieb er ausserhalb seines Zimmers und half ihm Haushalt mit. Er half mit der Wäsche, mit dem Fegen und reinigen. Mit dem Abwasch und Ausbesserungsarbeiten, die noch erledigt werden musste. Manchmal half er auch im Garten.

Kosta konnte nicht erklären, warum er es auf einmal nicht mehr in seinem Zimmer aushielt. Denn gleichzeitig konnte er auch nicht mit den Anderen reden und wenn sie zuviel Interesse für ihn zeigten, musste er sich rasch zurück ziehen. Auch Eneas konnte er sich nicht mehr nähern. Nicht mehr wirklich. Er floh nicht, wenn der Krieger zu ihm kam, doch er suchte auch nicht mehr seine Nähe. Sprechen ging erst recht nicht mehr. Höchstens mal noch ein Nicken oder ein Kopf schütteln. Seit dem merkwürdigen Gespräch in dem Garten, war Kosta über sich selber erschreckt und er wusste nicht, wie er das wieder gut machen konnte. Wie er mit Eneas umgehen sollte.

Bis an einem Nachmittag sein Hirn ein weiteres Mal aussetzte. Er hatte Carlita noch etwas in der Küche geholfen, als er wieder nach draussen in den Innenhof kam. Vielleicht könnte er sich unter einen der Citrusbäume legen und die Blätter über ihm betrachten. Das wäre sicherlich schön entspannend. Als er jedoch in den Innenhof trat, sah er Eneas, wie er von sechs hübschen, jungen Männern umringt war. Einer der jungen Leute war Fabiene, der Eneas mit grossen Augen anblickte. Neben ihm stand ein braungebrannter Blutmann, den Kosta nicht kannte. Es war auch egal. Die anderen vier Jungs gehörten zu den Sklaven, die Ayden und Kosta damals in Garois für Timaris gekauft hatten. Kosta kam nicht dazu, sich zu wundern, warum sie hier waren. Dazu standen sie viel zu dicht bei Eneas und machten ihm schöne Augen.

Finster maschierte er zügig auf sie zu. Kosta bekam gerade noch mit, wie einer der jungen Männer Eneas erklärte, dass er nicht unbedingt ein Mädchen bräuchte. Ob Eneas nicht mit an den Strand zum Lagerfeuer kommen wollte. Kosta machte dieses Angebot unglaublich wütend. Dabei wünschte er Eneas doch alles Glück der Welt. Besonders, da er es ihm nicht bieten konnte. Dennoch konnte er sich nicht daran hindern, unwirsch zwischen Eneas und dem Kerl, der ihn so dicht anhimmelte, hindurch zu treten und Fabiene grob bei der Hand zu packen.
"Du hast hier nichts zu suchen", zischte er dem erschrockenen Jüngling zu. Es könnte aber genau so ein wütender Befehl an Eneas oder den ehemaligen Sklaven gewesen sein. Zweiteren hatte er angerempelt, so dass er Distanz zu Eneas halten musste. "Komm her", befahl er Fabiene wütend und zog ihn zu sich. Dabei trat er einige Schritte zurück, so dass er die Jungs noch weiter von Eneas zurück scheuchen konnte. Besitzergreifend schlang er seinen Arm um Lilians Taille, zog ihn fest an sich und funkelte Eneas wütend an. Er sollte etwas zu ihm sagen. Es brannte ihm auf der Seele. Doch er wusste nicht was. Wusste nicht, wie er es in Worte formulieren sollte. Also drehte er sich abrupt zu den jungen, ehemaligen Sklaven um und blickte sie drohend an. Wenn einer es wagen sollte, auch nur einen Schritt näher an Eneas zu kommen, dann konnte er für nichts mehr garantieren. Eneas mochte es nicht, von Männern angemacht zu werden. Es schüchterte ihn ein und dann umwirbelten ihn auch noch so viele. Die Jungs sollten sich verziehen und Eneas in Ruhe lassen. Kosta würde ihn beschützen. Auch wenn er nicht mehr richtig sprechen oder sich normal in einer Gesellschaft verhalten konnte. Und wenn Eneas unbedingt doch etwas mit den Jungs zu tun haben wollte, dann hatte Kosta ja Fabiene, mit dem er sich ablenken konnte. Er schuldete dem Jugendlichen ohnehin noch einiges an Aufmerksamkeit.
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