Re: Das Blutdreieck
von Ayden » Mo 1. Aug 2022, 17:24
Während Ayden sich besonders für die Begegnung mit Sion interessierte und Prinz Malatestes Eindruck erfahren wollte, hakte Timaris vor allem bei der Erwähnung Alienors nach. Ayden bezweifelte, dass man diese Königin auf ihre Seite ziehen könnte. Sie schien schon zu stark in Sions Einfluss zu stehen. Eine Entführung kam auch nicht in Frage, dazu wäre sie sicher gut bewacht. Kurz fragte Ayden sich woher Timaris jene Bilder von Alienor hatte. Es waren weit andere Bilder als die aus den dhemlanischen Zeitungen.
Sie blieben allerdings nicht lange bei dem Punkt. Später, wenn der Kriegerprinz seinen genauen Bericht verfasst hatte, würde immer noch Zeit sein ins Detail zu gehen und einzelne Aspekte genauer zu hinterfragen und zu analysieren. Laree hätte sicher dort sehr gut aushelfen können. Bedauerlich, dass sie nicht hier war. Vielleicht war es besser so. Ayden wusste nicht was er mit ihr gemacht hätte, wäre sie ebenfalls zurückgekommen. Er brauchte sie nicht.
Es wäre allerhöchstens nützlich gewesen sie hier zu haben, um Malatestes Bericht zu bestätigen, der an einigen Stellen sehr abenteuerlich wurde. Nicht genug von diesem Schnitter, ein Assassine, der trotz vieler Tötungsversuche weiterlebte, dann wollte der Kriegerprinz auch noch im Verzerrten Reich gewesen sein. Unmöglich für einen Mann, es sei denn man zerbrach. Ob Malateste kurz davor gestanden hatte? War er tatsächlich auf Zorya getroffen? Ayden bezweifelte diesen Teil der Geschichte stark.
Es ging weiter mit einem gefährlichen Auftrag zu dem der Kriegerprinz mit seiner Einheit geschickt worden war. Anscheinend war es dieser seltsamen Kompanie trotz aller Gefahren gelungen ein gegnerisches Fort zu erobern. Malateste sah zu Ayden hinüber, als er zu der Rückkehr ins Fort kam, wo Laree mit einem Mann aus der Internen angebandelt hatte. Revan Asar.
Der blonde Prinz presste die Lippen aufeinander. "Ich kenne ihn nur flüchtig, aber ja, er ist ein entfernter Verwandter", gab er zu, als auch Timaris zu ihm sah. "Ich habe schon seit Jahren keinerlei Kontakt zu diesem Teil der Familie gehabt." Und Laree hatte sich ausgerechnet Revan ausgesucht. Welch Ironie. Ayden erkundigte sich, ob der Prinz noch lebte.
"Wie bedauerlich", bemerkte er abschätzig, als der Kriegerprinz dies bestätigte.
Zuletzt erklärte Malateste, dass er, um nicht als Spion entdeckt zu werden, jeden Tag eine Droge zu sich hatte nehmen müssen. Schwarztraum. Ayden kannte den Namen, auch wenn er nicht viel über das Mittel wusste. Aber es war unzweifelsfrei eines von Zoryas Experimenten. Was hatte sie vor? Malateste vermutete, es wäre ein Weg um Kriegerprinzen in der Armee zu kontrollieren.
"Die Spinnenkönigin experimentiert gerne mit Männern", ließ Ayden fallen. Er hatte zwar nur Timaris verraten, dass er Zorya von früher kannte, doch inzwischen war er längst nicht der einzige dem Königin Zorya Earcir ein Begriff war. So konnte Ayden sein Wissen ein wenig kaschieren. Hätte er mehr gewusst, hätte er es natürlich Timaris gesagt.
"Ihr habt den Entzug abgebrochen, um sie zu retten? Ihr habt die Mission damit gefährdet." Malateste hätte sie sterben lassen sollen. Laree war entbehrlich. "Und als Resultat seid ihr nun drogenabhängig? Habt ihr noch etwas von dem Schwarztraum übrig? Die Heilerinnen sollen es untersuchen, aber ich glaube nicht, dass ihr um den Entzug herum kommt." Ayden musterte den Hayllier scharf. Wer weiß was diese Droge alles in dem Manne geändert hatte. Es wäre gefährlich dies nicht ernst zu nehmen. Zorya war eine Schwarze Witwe, sie wäre fähig Mittel herzustellen, die auch den Geist angriffen und manipulierten.
*Bis das nicht geklärt ist, sollten wir darüber nachdenken ihn unter Palastarrest zu stellen. Solange bis er nicht mehr in irgendeiner Weise von dieser Droge beeinflusst wird*, sandte er Timaris versteckt. Ayden wollte kein Risiko eingehen. Die Königin schien aus anderen Gründen wütend, als sie von dem Kriegerprinzen wissen wollte, was ein Entzug für ihn bedeutete.
"Ihr habt zweifelsohne vieles herausgefunden, Prinz Malateste", ließ Ayden sich zu einer Art Kompliment herab. "Ich hoffe, der Kontakt zu dieser 6. Kompanie wird sich als verlässlich erweisen. Wir werden wieder Kontakt zu ihnen aufnehmen. Es ist zu schade, dass wir euch so vorzeitig haben abrufen müssen." Wieso dies so war, wusste Ayden nicht. Dies hatte Timaris veranlasst, doch sie hatte sicher ihre Gründe. Die Situation in Raej wurde immer unstabiler, womöglich hatte sie nicht riskieren wollen Malateste zu verlieren - und damit auch alles was er bisher in Erfahrung gebracht hatte.
"Wir dürfen keine Zeit verlieren, denn Sion tut dies gewiss nicht. Während wir hier sprechen sind die Truppen in Raej weiter auf dem Vormarsch Richtung Norden und damit auch zu Shaladors Grenzen", mahnte Ayden. Das war zu nah an Hayll. Sion würde nicht innehalten oder sich darauf konzentrieren die eroberten Länder zu strukturieren und neue Regierungen einzusetzen.
"Seine bevorzugte Methode war bisher stets die jeweilige Territoriumskönigin in irgendeiner Weise zu korrumpieren oder aus dem Weg zu schaffen, um das Reich in einen Zustand des Chaos zu schicken mit dem er dann leichtes Spiel bei der anschließenden Eroberung hat. Eine der Provinzköniginnen Raejs ist bereits unter seiner Kontrolle. Shalador besitzt momentan keine Königin, doch ihr Rat wird sicher auch seine Schwachstellen haben", spekulierte Ayden.
Da wandte Timaris ein, dass Shalador nicht das nächste Ziel wäre. Sion würde mehrere Territorien gleichzeitig attackieren und auch nicht warten bis er eines erobert hätte. Er hätte bereits längst Pläne für Shalador und Hayll. Womöglich hätte er schon längst einen Plan für Shalador ausgeführt.
"Genau wie er Hayll bereits angegriffen hatte", sagte Timaris. Ayden sah irritiert zu ihr.
"Wovon redest du da? Es gab keinen Angriff..." Sein Tonfall wurde nachdenklicher, verstummte, als Timaris begann ihre Bluse zu öffnen. Zunächst brachte Ayden dies überhaupt nicht mit ihren Worten in Verbindung. Beim ersten Knopf dachte er noch, ihr wäre warm. Beim zweiten Knopf regte sich erster Verdacht in dem Prinzen. Beim dritten ahnte er schon, dass sie eine Verletzung preisgeben würde. Das, was sie schon seit Wochen vor ihnen verheimlichte. Sie war angegriffen worden!
Was Ayden nicht geahnt hatte, war wie schlimm die Wunde sein würde. Es gab für diesen Vorfall keinerlei höfisch distanzierte Hofmaske, die man aufsetzen konnte. Der Prinz starrte unverwandt dort hin. Dicht unter Timaris' Haut zeichnete sich ein schwarzes Geflecht ab wie giftige Adern. Alle Stränge gingen von einer schmalen länglichen Wunde in der Mitte ihrer Brust aus. Es hatte sich bereits weit ausgebreitet.
"Was bei allen Höllen ist das", stieß er erschrocken aus. Wut loderte in dem Prinzen auf, er ballte die Hand zur Faust. "Wer hat dich angegriffen? Wann ist das passiert?!", fragte er. Ayden hatte noch nie solch eine Wunde gesehen, doch er musste keine Heilerin sein um zu sehen, dass dies keine Kleinigkeit war. Dies war etwas lebensbedrohliches. Deswegen ihr Gerede über eine Nachfolger Königin. Es ergab plötzlich alles Sinn.
"Wieso hast du nichts gesagt?!", rief er.