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Spion in Loraka





Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Di 19. Sep 2023, 10:36

Gualterio öffnete die Augen und brauchte einen Augenblick um zu realisieren, dass er an die weiss getünchte Decke der Krankenstation blickte. Lichtstrahlen brachen durch die Fensterläden und sein Körper schrie nach Schwarztraum. Mühsam erhob sich der grosse Kriegerprinz, er fühlte sich wie gerädert. Sein Körper schmerzte an etlichen Stellen. Er stüzte sich am Fensterrahmen ab und blickte nach draussen. Langsam begann das Fort zum Leben zu erwachen. Er spürte einen Stich an der Seite und blickte an sich herunter. Eine gerötete Naht zog sich dort über seine Flanke. Er ächzte leise und fluchte unterdrückt ehe er sich an einen Tisch setzte und seine Schwarztraumutensilien erscheinen liess. Mit einem Zittern zog Gualterio eine Spritze auf und setzte sie sich, ehe er sich im Stuhl zurücklehnte und für einige Minuten die Augen schloss in denen er sich darauf konzentrierte seinen Geist zu sammeln und zu warten bis die Droge ihre Wirkung entfesselte. Vorsichtig erhob sich der Kriegerprinz anschliessend und suchte was von seiner Kleidung noch übrig war zusammen, den Rest holte er aus seinem Juwelengepäck. Mit zusammengebissenen Zähnen zog Malateste sich an und streifte am Ende das Ringpanzerhemd über den Kopf ehe er die zerschlissene Uniformjacke darüber anzog. Der Fehler ungerüstet zu sein hätte ihn gestern beinahe das Leben gekostet. Das Panzerhemd fühlte sich doppelt schwer an heute, aber wenn Malateste etwas war, dann ein zäher Bastard. Mit leisem Klirren schnallte er sich den Waffengurt um und warf sich das Bandelier über den Kopf. Er schwankte leicht, aber er konnte es sich nicht erlauben einen Tag in der Krankenstation zu verbringen. Tief atmete er durch, klemmte siich den Helm unter den Arm und blickte dann zu Larees Bett hinüber.
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von Anzeige » Di 19. Sep 2023, 10:36

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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Laree » Di 19. Sep 2023, 10:36

Zwar bekam Laree im Halbschlaf noch mit wie sich der große Kriegerprinz von hinten an sie schmiegte, doch dann war sie entgültig eingeschlafen, zog eine gewisse Beruhigung aus der Nähe Gualterios. Dass er ihr später das Bett ganz überließ, bekam sie nicht mehr mit. Dennoch schlief sie unruhig, begleitet von wirren Träumen wo sie alles noch einmal erlebte, Boverts Versuche sie mit Safframatte gefügig zu machen, die Distanz, die sie zu allem im Lager spürt und schließlich die Begegnung mit Malateste auf der Wehrtreppe, ihr maßloses Entsetzen beim Anblick der Schmuckschatulle. Im Traum verschwamm jedoch das Bild des Kriegerprinzen bis Armandos es war, der ihr die Schmuckdose mit einem hämischen Grinsen entgegen hielt wie eine Henkersmahlzeit. Laree fiel schreiend über die Brüstung, aber dieses Mal fing niemand ihren Sturz auf oder dämpfte ihn ab, sie fiel und fiel bis sie das Grab des Schnitters auf sich zurasen sah, wo er bereits auf sie wartete, die Arme nach ihr ausgestreckt.
Ihr Herz machte einen Satz, mit leisem Aufkeuchen erwachte Laree, versuchte sich erst einmal rasch neu zu orientieren. Sie war immer noch in der Krankenstation, doch Gualterio war nicht bei ihr im Bett, allerdings auch nicht im anderen, obgleich die Hexe mit einem Blick erkannte, dass die Laken zerwüht waren. Dann hatte sie es vielleicht nur im Schlaf gewünscht und vorgestellt, dass er bei ihr lag...
Laree blieb reglos liegen, nur ihr Blick wanderte weiter und sie entdeckte den Hayllier an einem kleinen Tisch neben dem Fenster sitzend. Er hatte sich im Stuhl zurückgelehnt, die Augen geschlossen. Für einen Moment verlor sich Laree in der Betrachtung seines halbnackten Körpers im Morgenschein ehe ihr die Utensilien auf dem Tisch auffielen. Ein Lederband, eine leere Ampulle, eine Spritze.... schon einmal hatte sie ihn heimlich dabei beobachtet und er hatte auch schon einmal so eine Andeutung gemacht. Schwarztraum... doch Laree wußte nicht was es war und warum Malateste es sich anscheinend jeden Morgen spritzte. Sie wußte bloß, dass es ihr nicht wirklich gefiel und dass Gualterio vermutlich nicht wollte, dass sie etwas davon mitbekam.
Nur diesen Morgen fühlte sie sich zu kraftlos, um ihn deswegen zu Rede zu stellen. Es verblasste gegenüber den Gefahren, die sie letzte Nacht ausgestanden hatten. Sie hätte sterben können, oder noch schlimmer zu einem weiteren Schnitter werden können, sie war so kurz davor gewesen alles andere zu verlassen... Laree realisierte es erst jetzt so richtig, es machte ihr Angst. War der Punkt erreicht wo sie einfach nichts mehr ertragen konnte? Aber innerlich war sie noch nicht tot, und so wie es Gualterio schon gestern im Bad gesagt hatte, sie hatte eine Entscheidung getroffen und sich fürs Weiterleben entschieden. Doch was für ein Leben? Mit ihm zurück nach Hayll, wenn sie es schafften? Wenn Timaris sie nicht tötete, dann Ayden. Dort hatte sie keine Zukunft mehr... aber es war auch ihre Heimat, die einzige, die sie je gekannt hatte. Sie konnte doch nicht ernsthaft in der dhemlanischen Armee bleiben, sie war keine Soldatin, sie gehörte nicht hierher.
Gualterio dagegen... er war aufgestanden und Laree traute sich nur noch ihn verstohlen blinzelnd zu beobachten. Sie sah wie langsam eine Verwandlung an ihm stattfand, von einem ohnehin schon beeindruckenden Mann zu einem gefährlich aussehenden Krieger dem man lieber nicht in den Weg trat. Bald schon verhüllte nicht nur Stoff seine Haut, sondern auch Leder und Eisen. Man sah ihm nicht mehr an, dass er nur knapp dem Tod entronnen war. Auch wenn er es nicht zeigte, so wußte Laree sehr wohl, dass Gualterio noch von den Wunden Schmerzen haben mußte. Jaja... das hatte ihn letzte Nacht überhaupt nicht davon abgehalten sie hart durchzunehmen. Ihr wurde kribblig allein bei dem Gedanken daran, all seine Worte versuchte die Hexe erst einmal zu verdrängen, sie machten ihr Angst, weil sie in ihr ungewollt Hoffnungen weckten. Hoffnungen, die Männer bei ihr bloß stets zerstörten.

Der Kriegerprinz wandte sich zu ihr um, Laree hatte sich nun halb aufgesetzt, das Laken fiel locker um ihre Hüften. Sie strich sich durchs zerzauste dunkle Haar, musterte Malateste noch einmal. Er stand genau vorm Fenster, so dass er das Licht blockierte und so nur das Metall an den Seiten matt glänzte. "Du siehst furchteinflößend aus", bemerkte sie. Doch nicht einmal er gehörte hierher. Das hier waren die Gegner und sollten die auch nur eine Ahnung davon bekommen wer Jason Bonderus wirklich war, würden sie sie beide ohne zu Zögern foltern und töten. Die Hayllierin erhob sich vorsichtig, auch wenn sie mit der Schiene auf den Beinen so unsicher war wie ein neugeborenes Fohlen.
"Du mußt zurück zu deinen Leuten?", fragte sie nach, draußen hörte sie schon den geschäftigen Betrieb des Forts. Laree kam trotzdem in ihrer weißen, verspielten Unterwäsche näher, reckte sich, um dem Kriegerprinz einen sanften Kuss auf die Lippen zu geben.
"Ah, es sieht aus als hättet ihr die Wette doch gewonnen. Dabei habt ihr uns noch vorgemacht, ihr würdet nicht wetten, Bonderus", riss sie die Stimme Boverts aus dem Kuss. Laree löste sich rasch von Gualterio, wandte sich um. Im Türrahmen der Krankenstation stand der Feldwebel, in neuer blitzblanker Uniform, von seinen unfreiwilligen Stunden am Pfahl zeugten allenfalls tiefe Augenränder. Seine Blicke bohrten sich gleich finster in sie und Laree senkte den Kopf. Sie fühlte sich nicht stark genug Bovert ein weiteres mal gegenüberzutreten. Jetzt bereute sie ihre Tat von gestern natürlich, sie hatte von Anfang an gewußt, dass die Konsequenzen schlimm sein würden. Aber es gab wohl viele Arten von Selbstzerstörungen...
Lady Winters entkräftete die Situation, denn sie kam gerade die Stiege herunter, tadellos angekleidet wie immer. Laree war ein wenig neidisch auf sie, dass man der Heilerin nicht die Spur ansah was für eine Leidenschaft sie womöglich die Nacht erlebt hatte. Denn das Tiger sehr leidenschaftlich war, daran zweifelte Laree keine Sekunde. Sie spürte ihn jedoch nicht mehr in unmittelbarer Umgebung, er war vermutlich draußen im Fort bei der Sechsten.
"Ernald, was kann ich für dich tun?", fragte sie freundlich. "Und Venka, du solltest im Bett liegen bleiben. Heute wirst du bestimmt keinen Rekrutendienst mehr ableisten." Ihr Blick fiel auch auf Gualterio, der jedoch schon in voller Montur dastand, so gab sie es anscheinend auf ihn hier behalten zu wollen.
"Maeve, so strahlend wie immer. Vermisst du Alexis nicht?", fragte Bovert.
"Natürlich. Und, vermisst du deinen Sohn, der auch in Zamora ist?", gab Maeve im freundlichen Tonfall zurück, doch es veranlasste den Feldwebel dazu verärgert zu schnauben und eine wedelnde Handbewegung zu machen.
"Ich wollte nur ein Mittel gegen Kopfschmerzen. Das kann ich gebrauchen, jetzt wo ich die Rekruten unterweise...." Dabei sah er zu Laree, die dem Drang widerstehen mußte sich schutzbedürftig an Malateste zu klammern. Sie wollte ihm nicht noch mehr Probleme bereiten. "Bist du sicher, dass die Rekrutin nicht doch schon erholt ist? Wir können es uns nicht leisten, dass die Leute hier grundlos die Betten legen und werweißwas betreiben..."
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Di 19. Sep 2023, 10:39

Laree schlief nicht mehr, sondern war wach und hatte sich halb aufgesetzt. Gualterio fragte sich unwillkürlich wie lange sie wohl schon wach war und hatte den Anflug eines schlechten Gewissens, weil er sie bisher nicht über Schwarztraum aufgeklärt hatte.
„Du siehst furchteinflössend aus“, merkte Laree an. Malateste war bewusst, dass sich dies auf seine Aufmachung bezog. Was würde die Hexe wohl sagen wenn sie ihn jemals in der Rüstung des Kriegshundes sehen würde? „Ja, das ist mein Morgengesicht“, scherzte der Kriegerprinz. „Ich vermeide es meistens um diese Zeit in einen Spiegel zu blicken.“ Laree kletterte vorsichtig aus dem Bett, sie wirkte gerade sehr verletzlich und zerbrechlich, und kam in der hinderlichen Beinschiene auf ihn zu. Sie fragte ob er zu seinen Leuten müsse. Gualterio eilte ihr entgegen. „Ssch! Du solltest im Bett bleiben, was machst du da?“ Er nahm sie in den Arm. „Ja, ich kann es mir nicht erlauben heute zu fehlen. Mein erster Ausseneinsatz, eine grosse Chance für mich…“ …die Rebellen zu finden. Laree verschloss seinen Mund mit einem Kuss dem er sich zu gerne hingab.
"Ah, es sieht aus als hättet ihr die Wette doch gewonnen. Dabei habt ihr uns noch vorgemacht, ihr würdet nicht wetten, Bonderus." Laree löste sich schnell von ihm als Bovert unerwartet in der Krankenstation erschien. Sofort schlüpfte Malateste in die Rolle von Jason Bonderus und drehte sich zum Feldwebel um der in einer adrett sauberen Uniform in der Tür stand, lediglich seine Augen wirkten gerötet und blutunterlaufen und sein Blick bohrte sich finster in Laree.
„Ah, Ernald. Guten Morgen.“ Malateste lächelte leicht und schob sich etwas vor Laree. „Du bist doch selbst Glücksspieler, nicht wahr? Da solltest du doch wissen das man sich nie in die Karte schauen lässt.“ Scheinbar ehrlich besorgt musterte er Bovert. „Aber was ist mit dir, du scheinst schlecht geschlafen zu haben?“ Ernald spannte sich merklich an, Malateste ebenfalls, aber in dem Moment kam Maeve elegant die Treppe heruntergeschritten. Wie immer sah sie tadellos aus und von Tigers Aura fehlte jede Spur. Sie wies Laree an zurück ins Bett zu gehen und fragte Bovert nach seinem Begehr. Kurz musterte Maeve Gualterio wortlos, aber sie versuchte nicht ihn ins Bett zurück zu stecken, die Sinnlosigkeit eines solchen Unterfangens war ihr wohl sofort klar.
Der Wortwechsel zwischen Maeve und Ernald klang zwar freundlich, aber zwischen den Zeilen war unschwer zu lesen was die beiden voneinander hielten. Bovert winkte ab und verlangte ein Mittel gegen Kopfschmerzen.
„Das kann ich gebrauchen, jetzt wo ich die Rekruten unterweise...." Der Seitenblick zu Laree war unmissverständlich. Gualterio war gestern schon klar gewesen, dass Bovert diese Schmähung nicht auf sich sitzen lassen würde. Nun bereute er es, ihn letzte Nacht nicht gleich erledigt zu haben. "Bist du sicher, dass die Rekrutin nicht doch schon erholt ist? Wir können es uns nicht leisten, dass die Leute hier grundlos die Betten legen und werweißwas betreiben..."
„Du zweifelst doch wohl nicht Lady Winters Diagnose an, oder Ernald?“ Der Kriegerprinz blickte zu einer schlichten Standuhr an der Wand. „Ah, mein Dienst beginnt.“ Malateste wandte sich zu Laree. „Wie gesagt Venka. Wenn dir jemand blöd kommt gib mir Bescheid. Ich werde dafür sorgen, dass er den Rest seines Lebens die Nahrung mit einem Strohhalm zu sich nimmt. Wenn er denn noch ein Leben hat. Gute Besserung.“ Er gab Laree einen Kuss auf die Stirn, schliesslich hatte Bovert sie vorhin schon beim Kuss ertappt, da musste er jetzt nichts mehr verbergen. „Lady Winters, Feldwebel Bovert.“ Malateste nickte Maeve zu und salutierte kurz vor Ernald ehe er breitschultrig aus dem Raum stapfte und Bovert nötigte schnell zur Seite zu gehen um nicht angerempelt zu werden.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Laree » Di 19. Sep 2023, 10:41

Laree war froh, dass Gualterio das Reden übernahm und sich mit dem Feldwebel auseinandersetzte. Normalerweise war die Hexe zwar niemand, der sich schnell was sagen ließ, doch jedes Wort, das sie an Bovert gerichtet hätte, hätte die Sache bestimmt nur noch schlimmer gemacht. Ausnahmsweise wußte sie wann sie lieber die Klappe halten sollten und bei dem Dhemlaner hatte sie eindeutig ihr Blatt mehr als genug ausgereizt.
"Schlecht geschlafen ist kein Ausdruck, eher überhaupt nicht geschlafen", entgegnete Ernald Bovert. Laree wußte, dass es anders gewesen war, doch die Tatsache, dass sie bisher noch niemand wegen tätlichen Angriff auf einen Vorgesetzten abgeführt hatte, bewies, dass der Feldwebel mit niemanden darüber geredet hatte und das würde er wahrscheinlich auch niemals tun. Dessen war Laree sich zumindest sicher. "Ich war viel zu beschäftigt mir neue... Trainingseinheiten für die Rekruten zu überlegen. Sie wurden bisher viel zu wenig gefordert und du sollst ja auch nur das beste Material bekommen, Jason."
Material... als ob sie eine Ware wäre. Laree versuchte ihre aufkommende Wut auf diesen Mann zu verbergen. Es half sehr, dass sie auf der anderen Seite viel zu viel Angst hatte, vor allem da der Feldwebel nun an Maeve appellierte, dass sie ja schon erholt genug und bereit für die weitere Ausbildung wäre. Plötzlich war es sehr verlockend noch weiter auf der Krankenstation zu bleiben... auch wenn das keine Lösung für immer wäre.
"Nein, die Rekrutin ist überhaupt nicht in der Verfassung an körperlichem Training teilzunehmen", mischte sich nun auch Lady Winters ein. "Ihr seht doch selbst, dass sie nichtmal richtig gehen kann."
Was die Hexe daran erinnerte, dass sie in Unterwäsche dastand, zum Glück war es ein Exemplar, das nicht gar so freizügig war. Es war eher aus dem Sortiment 'Lieb & unschuldig' was Ayden zu manchen Anlässen und Stimmungen bevorzugte. Laree legte sich mit Hilfe von Maeve wieder ins Bett, Gualterio gab ihr noch einen sanften Kuss auf die Stirn, sagte ihr, sie solle sich melden wenn ihr irgendjemand blöd käme. Das wußte Laree auch so, doch sie vermutete, dass die Worte eher Bovert mitbekommen sollte.

Allerdings passte es der Hayllierin gar nicht, dass Malateste nun einfach so die Krankenstation verließ und sie mit Bovert und Maeve alleine ließ. Was, wenn die Heilerin kurz einmal in einem der Nebenräume war? Laree wollte nicht mit Bovert alleine sein.... die Konsequenzen hätte sie sich wohl vorher überlegen müssen, das hatte sie sich selbst eingebrockt. Sie konnte nur hoffen, dass Gualterios versteckte Drohung wirkte. Ansonsten konnte sie immer noch ihr Stilett herbeirufen und der Feldwebel würde in Zukunft auch noch durch einen Strohhalm pinkeln müssen.
Ihre Befürchtungen blieben unbegründet. Lady Winters reichte Bovert einen Trank gegen seine Beschwerden, sagte ihm noch, er solle wiederkommen falls keine Besserung einträfe. In einem uneobachteten Moment starrte der Soldat finster zu Laree hinüber, zog seinen Finger langsam über seine Kehle, ein eindeutiges Zeichen. Laree verengte kämpferisch die Augen, sie hätte den Mistkerl gleich umbringen sollen. Kurz darauf erschrak sie über ihre eigenen Gedanken, sie war doch keine Mörderin...
Die Hexe vergrub ihr Gesicht zwischen den Händen, sah wieder die brennende Scheune vor sich und wieviele sie dort verbrannt hatte... Notwehr, es war Notwehr gewesen. Rastlos wollte sie aufstehen und zum Fenster gehen, aber Maeve hielt sie gleich davon ab, meinte sie bräuchte Bettruhe. Doch anscheinend hatte die Heilerin bereits mit leichten Übelkeiten zu kämpfen, denn sie eilte abrupt und ohne ein weiteres Wort ins Bad. Laree nutzte die Gelegenheit gleich, um zum Fenster zu humpeln. Von dort sah sie Gualterio, verfolgte wie er durchs Fort schritt um zu dem Zelt zu kommen wo seine Leute untergebracht waren. Sie erkannte aber noch mehr Soldaten wieder, Tiger lag auf einem Baumstamm bei einem der Lagerfeuer, ließ sich die Sonne auf den entblößten Rücken scheinen. Rashar, der Kommandeur der Sechsten, kam dagegen gerade mit einem kleineren Trupp aus Richtung der Forttore. Ob Regensang oder Tiger ihm irgendetwas erzählt hatten?
"Ich hab doch gesagt, du sollst im Bett bleiben", riss Maeve sie aus ihren Unterhaltungen, sie wirkte leicht blass, ansonsten merkte man ihr überhaupt nichts an. Laree seufzte, humpelte zurück zum Bett, sah dann die Heilerin forschend an.
"Was ist Schwarztraum?", fragte sie schließlich.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Di 19. Sep 2023, 10:43

Es widerstrebte Malateste Laree in Boverts Gegenwart zurück zu lassen, doch konnte er sie nicht rund um die Uhr beschützen, auch wenn er genau das am Liebsten getan hätte. Er war sich jedoch ziemlich sicher, dass Maeve dafür sorgen würde das der Hexe in der Krankenstation nichts widerfuhr. Wenn Bovert klug war, hatte er Malatestes versteckte Warnung erkannt und ernst genommen, wenn nicht… Der Kriegerprinz fletschte kurz die Zähne während er das Gutshaus verliess. Zudem sollte Bovert bei Laree auf der Hut sein. Die Hayllierin war wehrhafter als sie sich selbst zugestand. Gualterio grübelte über die letzte Nacht nach, als Laree preis gegeben hatte was sie quälte. Sie steckte den Tod ihrer Peiniger nicht einfach weg, sie hatte Unvorstellbares durchlitten und doch schämte sie sich für das was sie getan hatte, obwohl diese viehischen Männer nicht mal ansatzweise bekommen hatten was sie verdienten. Wie konnte er ihr helfen? Er, der inzwischen mit einer Beiläufigkeit tötete mit der andere Männer die Schnallen ihrer Stiefel schlossen.
Übermüdet und mit düsterem Gesichtsausdruck näherte er sich seinem Mannschaftszelt. Seine Soldaten waren beinahe alle schon wach und angezogen und sassen auf Hockern oder dem blanken Boden während sie frühstückten, er bemerkte wie Brion Penda seinen Bruder Cedric anstiess während er seinen Frühstücksbrei ass und in Malatestes Richtung nickte. Cedric schaute hoch, aber gleich wieder zur Seite als er den mürrischen Kriegerprinzen anrauschen sah.
In dem Moment kam Isobel aus dem Zelt. „Ihr seht Scheisse aus, Sir. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“
„Sag mir etwas Neues“, knurrte Malateste.
„Ihr habt nicht im Zelt geschlafen.“
Malateste zog die Brauen zusammen. „Wie gesagt, sag mir etwas Neues.“
„Wir haben uns Sorgen gemacht, ich wollte schon nach euch suchen lassen, aber Torus meinte ihr könntet auf euch selbst aufpassen.“ Gualterio blickte kurz zu dem glacianischen Hünen der ihn aufmerksam musterte.
„Da hat er recht gehabt.“
Isobel rollte mit dem Augen. „Soll ich fragen?“
„Nein, und jetzt hör auf mich zu löchern. Ich habe Kopfschmerzen und gibt es hier irgendwo einen starken Kaffee zur Hölle noch mal?“

Isobel schüttelte resigniert den Kopf. „Ich habe euch eine Kanne aufgesetzt, sie steht dort drüben auf dem Feuer.“
„Die erste gute Nachricht heute. Danke.“ Malateste verschwand im Zelt und holte seinen Beutel mit den Essutensilien aus der Offizierskiste ehe er sich einen Becher Kaffee einschenkte. Isobel wusste inzwischen wie er ihn brauchte, stark und schwarz. Der Kriegerprinz stand vor dem Zelt, inmitten seiner Soldaten und liess seinen Blick über das Lager schweifen. Ihr Zelt grenzte direkt an den Lagerplatz der Sechsten und er bemerkte das Tiger ihn beobachtete. Ihre Blicke kreuzten sich, doch weder der Mischling noch der Hayllier gaben irgendwie zu erkennen was sie dachten oder offenbarte sonst eine Reaktion des Erkennens, beide wussten was auf dem Spiel stand. Langsames Hufgetrappel zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Rashar kam gerade ins Fort geritten. Was er wohl zu erzählen hatte? Vielleicht würde er nachher mal rüber gehen zu der Schsten, zu einem nachbarschaftlichen Freundschaftsbesuch.
Hinter ihm räusperte sich jemand. Malateste drehte sich um und starrte in die feixenden Gesichter der Pendas. Brion hielt ihm ein Glas mit einer braungelben Flüssigkeit entgegen.
„Was zur Hölle ist das?“, brummte Gualterio.
„Eine von uns entwickelte Rezeptur, Sir. Ideal für den Morgen danach.“
„Wir haben grosse Kneipenerfahrung“, warf Cedric ein. „Einfach runter damit, vertraut mir.“
Misstrauisch beäugte Malateste das Glas und stürzte es dann in einem Zug hinunter ehe er dann den letzten Schluck prustend wieder ausspuckte. „Was zur Hölle ist das?“, stiess der Kriegerprinz hervor und musste ein Würgen unterdrücken. „Wollt ihr beiden Galgenstricke mich vergiften?“ Die Pendas traten vorsichsthalber einen Schritt zurück.
„Natürlich nicht, Sir. Das sind drei rohe Eier, Milch, der Saft einer Zitrusfrucht, schwarzer Pfeffer und einige Gewürze die wir nicht verraten, soll ja ein Geheimrezept bleiben. Wartet einen Augenblick, gleich wird’s besser.“
Malateste trank den Becher Kaffee auf Ex um den widerlichen Geschmack aus dem Mund zu bekommen und verbrühte sich beinahe den Mund an dem heissen Getränk. Überraschenderweise verflogen die Kopfschmerzen und die Mattigkeit tatsächlich. „Verdammt, das Zeug scheint zu wirken.“ Die Pendas strahlten übers ganze Gesicht und nickten unisono. „Aber an dem Geschmack solltet ihr noch arbeiten.“
„Wir tun was wir können, Sir.“ Grinsend trollten sich die beiden wieder. Isobel erschien in seinem Gesichtsfeld und hielt ihm eine Schüssel mit Hafergrütze und eine Scheibe Brot hin.
„Und wenn ihr noch was esst, dann könnt ihr euch auch im Sattel halten nachher.“ Malateste fragte sich gerade ob seine Leute ihn nicht zu sehr bemutterten, nahm dann aber doch einen Dank murmelnd die Schüssel entgegen. Er wollte schon zu Essen beginnen als Isobel plötzlich noch etwas über seinen Brei streute.
„Was zum…“
„Zimt, Sir, damit schmeckt es nach was.“
Leise vor sich hin fluchend und sich Isobels amüsierter Blicke im Rücken bewuss,t setzte sich Malateste auf ein Dreibein und begann zu essen als ein Johlen aus den Kehlen seiner Männer erschall. Mit Schamesröte im Gesicht kam Gwyn aus dem Zelt, gefolgt von Messantia die leise und entspannt vor sich hin pfiff während sie sich gerade ein Zopf flocht und der die zotigen Bemerkungen ihrer Kameraden nichts auszumachen schienen. Im Gegensatz zu Cadlew der am Liebsten im Boden versinken wollte. Es wurde nicht besser als Malateste ihn ansprach.
„Nun Gefreiter Cadlew, oder soll ich dich Amor nennen?“ Seine Männer brüllten vor Lachen. „Wenn du dich vor deiner Entjungferung erholt hast möchte ich das du mir einen Kartentisch aufbaust und dann besprechen wir alle den heutigen Einsatz.“
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon NSC » Di 19. Sep 2023, 10:46

Gwyn

"Aber wenn sie uns draußen hören", wisperte er keuchend, während er auf der schmalen Liege über Messantia gebeugt war, während die dünne Felddecke ihre Körper einigermaßen verbarg. Alle anderen waren schon früh aus dem zweiten Zelt heraus, es gab zwei nebeneinander stehende Achtmannzelte. Gwyn hatte es ihnen ja eigentlich gleich tun wollen, aber da war die Gefreite zu ihm auf die Liege gekrochen, hatte ihn gleich geküsst und jeglicher Verstand war ihm sofort abhanden gekommen, er folgte nur noch seinen Instinkten, die sich mit aller Heftigkeit meldeten, nun wo er sie letzte Nacht das erste Mal so richtig ausgelebt hatte. Aber da war der Rest des Trupps auch in Loraka in der Kneipe "Roter Hahn" gewesen und die Gefahr entdeckt zu werden nicht allzu groß. Jetzt trennte sie nur eine Zeltplane von den anderen.
Gwyn ahnte nicht, dass alle längst wußten warum die beiden noch länger im Zelt blieben und ihnen deswegen ihre Ruhe ließen. Der Gefreite dagegen war unheimlich nervös und aufgeregt bis Messantia ihn wieder lange küsste, ihn dichter an sich zog und ihre Hand zwischen ihre beiden Körper schob, um über seinen Stab zu streicheln.
"Niemand wird uns hören, ich werd ganz leise sein", versprach die Gefreite lächelnd, rieb weiterhin seine Männlichkeit, die prompt wieder recht hart wurde und half Gwyn auch zwischen ihre Schenkel zu kommen und in sie einzudringen. Der Rothaarige war zu dem Zeitpunkt schon viel zu erregt um jetzt noch aufhören zu können, er begann sich vorsichtig zu bewegen, auch damit das Feldbett nicht so knarzte. Messantia fühlte sich so weich und gleichzeitig heiß an. Teilweise schämte sich Gwyn, dass er sich nicht zurückhalten und sich nicht unter Kontrolle hatte, nun auch wie alle anderen Männern seinen Trieben folgten. Doch es war so schön...
Messantia behielt Wort, man hörte sie bloß atmen, dafür konnte er auf ihrem hübschen Gesicht all ihre Lust ablesen, wie sie an ihrer Unterlippe nagte, die Augen verdrehte oder erregt nach Luft schnappte. Noch immer wußte er nicht so recht ob es ihr gefiel oder er etwas anderes machen sollte, aber manchmal führte sie ihn mit einem leichten Druck ihrer Schenkel und dann wieder glaubte er, dass sie sich doller anspannte.
Gerade als Gwyn sich traute ein wenig schneller zu werden, spürte wie sein Höhepunkt in greifbarer Nähe war, hörte er draußen die schnarrende, tiefe Stimme des Korporals, zuckte entsetzt zusammen was bei Messantia ein wohliges Schaudern auslöste. Sie zitterte unter ihm, krallte ihre Hände in seine Hüften und Gwyn ergoss sich heiß in ihr, biss sich dabei auf die Unterlippe.

Danach zog er sich relativ schnell aus ihr zurück, hatte panische Angst der Korporal würde jeden Moment ins Zelt platzen. Gwyn wusch sich rasch mit einem Lappen, zog seine Hose an, anschließend das Hemd was er zunächst falsch rum anhatte ehe ihn Messantia mit einem stummen Lächeln darauf aufmerksam machte. Sie schien es nicht ganz so eilig zu haben, blickte ihn nur versonnen an und streckte sich. Von draußen hörte er einige der Gesprächsfetzen, auch er hatte natürlich mitbekommen, dass Bonderus nicht in einem der Zelte geschlafen hatte. Wo er wohl gewesen war? Vielleicht hatte er es gar nicht zurück aus dem "Roten Hahn" geschafft, Gwyn war ja früher mit Messantia gegangen.
Der Gefreite gürtete sein Schwert Tigerzahn, strich sich nochmal die roten Haare zurück und schlug dann die Zeltplane auf, um nach draußen zu gehen. Seine Hoffnung, dass schon niemand etwas bemerkt hätte, wurde praktisch sofort im Keim erstickt als die umstehenden Männer laut johlten. Anzügliche Kommentare prasselten nur so auf ihn nieder. Dass es ja langsam mal Zeit gewesen wäre oder dass sie schon überlegt hätten, ob sie noch warten oder die beiden mit einem Eimer Wasser auseinanderbringen sollten. Er wäre wohl auf den Geschmack gekommen.
Gwyn wäre am liebsten im Erdboden versunken, er konnte sich an keinen peinlicheren Moment in seinem Leben erinnern. Selbst das Mal wo ihn sein Vater nach der Nacht mit der Lustsklavin ausgefragt hatte wie Gwyn sie denn genommen hätte, ob auch von hinten und der Gefreite mit hochrotem Kopf hatte beichten müssen, dass er gar nichts gemacht hätte, woraufhin erstmal eine Diskussion losgegangen war, ob ein echter Cadlew etwa impotent oder schwul wäre. Dieser Moment hier, umringt von anderen Soldaten, die genau zu wissen schienen was er bis eben noch getrieben hatte, war fast noch schlimmer.
Messantia ließ sich dagegen von all dem nicht irritieren, bändigte ihre kastanienbraunen Korkenzieherlocken in einem Zopf, wo immer noch vorwitzig einige Strähnen herausstachen.
Zu allem Überfluß hieb der Korporal, der bei einer Schüssel Hafergrütze dasaß, auch noch in die gleiche Kerbe indem er Gwyn damit aufzog und offen von seiner Entjungferung sprach. Wußte denn hier etwa jeder bescheid? Inzwischen waren auch die Ohren des Gefreiten so rot wie seine Haare geworden, er wußte gar nichts mehr zu sagen. Es war dann die Gefreite, die ihm aushalf.
"Ach, ihr seid doch bloß alle neidisch, dass es bei euch keine so hübsche Maid war", entgegnete sie gelassen, setzte sich zu Isobel, die bei der Bemerkung auflachte. Das Johlen der Männer erstarb ein bißchen, Torus klopfte ihm so fest auf die Schulter, dass Gwyn aufkeuchte. Immer noch mit glühenden Wangen machte er sich daran einen Tisch zu improvisieren. Allerdings stellte sich das schwerer als gedacht heraus, denn so etwas stand nunmal nicht so einfach in der Gegend rum. Der Gefreite blickte in die Richtung wo die Zelte der Sechsten standen. Dort wo der Tigerlanermischling lag und sich sonnte, stand ein breites Fass, das vielleicht gut geeignet wäre. Gwyn riss sich zusammen, ging langsam hinüber, wobei ihm nun auch noch mehrere Augenpaare der Salzmänner folgten.
"Ähm... entschuldigung... Sir, dürfte ich vielleicht...", setzte der Gefreite nervös vor dem Tiger stehend an. Er wirkte selbst jetzt so als könnte er die Muskeln in seinem Körper jederzeit in tödliche Bewegung setzen.
Die spitzen Ohren des Mischlings zuckten leicht. "Spucks aus oder zieh Leine", murrte Tiger.
"Also ich hab mich gefragt ob.... ähm ihr dieses Fass hier braucht oder... also wir brauchen einen Kartentisch", erklärte Gwyn.
"Wer ist wir?", hakte der auf dem Baumstamm Liegende nach.
"Wir ähm von der Zweiten. Also unter Korporal Bonderus' Kommando, Sir", fügte der Gefreite hinzu. Tiger regte sich leicht.
"Dann nimms schon mit. Und Glückwunsch zu deiner Ersten", meinte er noch als Gwyn schon dabei war das leere Fass über die Erde zu rollen. Wieder konnte der Soldat nicht verhindern, dass er rot wurde. Aufatmend kam er zurück zu den anderen, stellte das Fass vor Bonderus. Isobel kam zu Gwyn, hielt ihm lächelnd eine Schüssel mit Hafergrütze entgegen.
"Du siehst aus als könntest du etwas vertragen", sagte sie. Der Rotschopf nickte, nahm die Schüssel entgegen und blickte kurz zwischen den Zeltreihen des Forts entlang. Ohne Lorcann und seine Einheit war es leerer geworden, aber bald sollte ja Verstärkung eintreffen. Und die Interne. Hoffentlich fanden sie dann nicht raus, dass Gwyn sich nur aus Versehen hier eingeschrieben hatte, beziehungsweise dass man ihn eher vor eine unschöne Wahl gestellt hatte, wo er doch eigentlich in Askavi in ein Kriegslager gesollt hatte. Nur dort hätte er nie Messantia kennengelernt, er sah zu ihr und sie lächelte ihn gleich an, das war ein schönes Gefühl, auch wenn Gwyn noch nicht wußte was es zu bedeuten hatte.
Um sie herum ging das geschäftige Treiben der anderen weiter, ein paar Zelte entfernt trainierte eine Einheit bereits, Befehle wurden gebrüllt, man hörte Hufgetrappel und dann wieder Gerede und Gelächter. Da sie so nah bei den unliebsamen Zelten der Sechsten untergebracht waren, bekam von denen leider auch viel mit. Gerade war Rashar und eine Gruppe anderer wiedergekommen, ließen sich bei Tiger nieder, der sich aufrichtete, als Rashar auf ihn runterblickte und offensichtlich einen Sitzplatz einforderte. Sie begrüßten sich mit lockeren Handschlag und fingen an zu reden. Obwohl Gwyn Wortfetzen aufschnappte, klang es ziemlich belanglos, es ging um irgendwelche Frauengeschichten, und da immer wieder die Spitznamen der Sechsten vorkamen, verlor Gwyn relativ schnell die Orientierung und gab es auf zuzuhören. Schließlich wollte Bonderus ihnen auch etwas über ihren heutigen Einsatz sagen, ob sie gleich aufbrechen würden? Er hoffte, sie würden auf keine Schwierigkeiten treffen. Keine verärgerten Dorfbewohner oder gar Rebellen. Rebellen war ein Wort, das im Fort ziemlich häufig benutzt wurde, von einigen abschätzig und mit Wut in der Stimme, bei anderen schon mit einer gewissen Ehrfurcht oder zumindest Respekt.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Di 19. Sep 2023, 10:50

Messantia gab mit gleicher Münze zurück und die gutgemeinten, wenngleich zotigen, Scherze legten sich schnell. Aufmerksam beobachtete Malateste während er sein Frühstück ass, wie Cadlew zu der Sechsten rüberging und mit Tiger sprach. Vermutlich bemerkte es Gwyn nicht mal, aber bis vor einer Woche hätte er sich das nicht getraut. Er gewann an Selbstvertrauen und die Geschichte mit Messantia war dem zusätzlich förderlich. Er hörte nicht was die beiden sprachen, doch irgendwann deutete Gwyn auf ein Fass und dann hinüber zu Malateste. Tiger blickte kurz zu Malateste hinüber und nickte dann zustimmend. Cadlew kam mit dem Fass zurück und positionierte es in Front der beiden Zelte.
Ein zufriedenes Lächeln huschte kurz über das Gesicht des Haylliers als er Gwyn betrachtete ehe er mit einer Brotkante die Hafergrützenreste aus der Holzschüssel wischte und diese dann in die Abwaschspülzeine mit heissem Wasser warf. Der Kriegerprinz erhob sich vorsichtig weil sein ganzer Körper schmerzte und streckte sich ehe er zu dem breiten Fass ging welches Cadlew besorgt hatte. Er breitete den Plan den der Gefreite im Gutshaus abgezeichnet hatte darauf aus und studierte ihn einige Zeit stumm ehe er mit den Fingern schnippte.
„Penda, Jiriki, Estelo, Vetinaldi.“ Malateste wartete bis sich die Obergefreiten um ihn und das Fass geschart hatten. Gualterio zog eines der Wurfmesser aus dem Bandelier und liess es beiläufig durch die Finger tanzen während er sprach.
„Unsere Aufgaben beinhalten im Umland Präsenz zu zeigen, auf den Strassen zu patroullieren und an diesen Knotenpunkten der Winden und den dazugehörigen Wachtürmen nach dem rechten zu sehen.“ Er hielt den Messerwirbel inne und benutzte die Klingenspitzen als Zeiger. „Zudem haben wir Unregelmässigkeiten bei den Zehntlieferungen aus den Dörfern hier, hier, hier und hier.“ Die Messerspitze tippte auf die angegeben Orte, zuletzt auf das Dorf das Rashar ihm genannt hatte. „Ich möchte auch erfahren woher die Rebellen ihre Unterstützungslieferungen erhalten. Die Knotenpunkte werden 24 Stunden überwacht, deswegen scheiden sie aus. Entweder kommen die Lieferungen aus einigen der Dörfer, weiter aus dem Landesinneren oder über den Seeweg.“ Die Klinge fuhr der Küstenlinie entlang.
„Penda, ich möchte das du dich bei Gelegenheit in der Stadt nach Schmugglerbuchten umhörst. Ich möchte in wenigen Nächten die Küste überwachen. Heute jedoch werden wir erst einmal das Umland von Loraka abreiten und die Genauigkeit dieser Karte überprüfen. Dann werden wir mal in diesem Dorf Hallo sagen.“ Die Klingenspitze verharrte bei dem Dorf welches am nächsten zum Fort lag ehe das Messer wieder durch die Finger des Kriegerprinzen zu wirbeln begann.
„Vetinaldi, sorg dafür das Pferde gesattelt werden, ich möchte in 45 Minuten aufbrechen. Estelo, schick einige Männer zum Arsenal und lass ihnen Lanzen geben. Ich hoffe ihr habt Angriff mit eingelegten Lanzen geübt? Wer Rüstung hat wird sie anziehen. Jiriki, du sorgst dafür das alle in einer Dreiviertelstunde bereit sind und die Ausrüstung sitzt. Jetzt gilts ernst.“ Malateste musterte die Obergefreiten mit bohrendem Blick. „Noch Fragen?“
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon NSC » Di 19. Sep 2023, 10:51

Isobel

So langsam wurde es tatsächlich ernst. Allein schon, dass sie zur Obergefreiten befördert worden und neue Rangklappen auf ihre Uniformsjacke hatte nähen müssen, war Zeichen genug dafür. Isobel hoffte, dass ihre Sorgen unberechtigt war und es die richtige Entscheidung, sich freiwillig für Bonderus' Trupp zu melden. Zwar war auch Galdos als Vorgesetzter in Ordnung, doch in der kurzen Zeit wo der Kriegerprinz hier war, hatte sie ihn verhältnismäßig gut kennengelernt und wußte mit ihm umzugehen. Zwar gab er sich vor den anderen ziemlich raubeinig, aber sie hatte auch andere Seiten an ihm gesehen, erinnerte sich an ihre Gespräche über seinen verlorenen Sohn oder wie sie ihm beigebracht hatte Pfannkuchen zu backen. Warum auch immer, so richtig schlau wurde sie aus ihrem Vorgesetzten nicht.
Sehr wohl hatte sie aber letzte Nacht bei der Rückkehr noch mitbekommen, wohin Bonderus gegangen war, als die anderen die Zelte aufgesucht hatte. Auf den Wehrgang zu dieser Rekrutin, die er auch zurückgeholt hatte. Ob sich zwischen den beiden etwas entwickeln würde? Die Obergefreite war jedoch klug genug nicht nachzufragen. Stattdessen kümmerte sie sich um Gwyn, der ein wenig unter den unflätigen Kommentaren ihrer Kameraden zu leiden hatte. Trotzdem traute er sich dann ein Fass in der Nähe von Tiger aufzutreiben und hierher zu bringen.
Die Soldaten hatten größtenteils ihr Frühstück beendet, die Zeiten von lecker belegten Brötchen, Pfannkuchen und dergleichen schien erstmal vorbei zu sein, denn hier im Fort bekam das gute Essen, teilweise auch Bestechung der Loraka Bevölkerung bloß die Offiziere in der Messe. Das Wachhaus war noch einmal anders gewesen, Isobel würde sich wohl oder übel wieder an ein Leben ohne Küche gewöhnen müssen, stattdessen gab es Hafergrütze, erwärmt auf einem der Feuerstellen.

Schließlich rief Korporal Bonderus alle Obergefreiten zusammen, nachdem er sich erhoben hatte und zum Fass geschritten war, wo sich nun die Karte der Umgebung vor ihnen ausbreitete. Jiriki brauchte einen Moment um zu realisieren, dass sie auch zu den angesprochenen Obergefreiten gehörte ehe sie sich zu ihnen gesellte. Während der Kriegerprinz mit einem Wurfmesser in der Hand spielte, erklärte er ihnen die primären Einsatzbefehle und Aufgaben. Patrouille hatten sie schon in der Stadt gehabt, soweit nichts neues, doch Steuern eintreiben beziehungsweise kontrollieren sowie die Straßen vor Räubern und Rebellen sichern... das Umland war weitläufig, leicht konnte man sich dort verstecken und die Präsenz an dhemlanischen Soldaten war wesentlich geringer als in Loraka wo das Fort wie ein drohender Schatten über der Stadt hing.
Bonderus fuhr fort, sie sollten vor allem herausfinden woher die Rebellen ihre Unterstützung bekamen, über Land oder See. Der Korporal ging sogar soweit, dass er die Küste überwachen wollte. Für heute stand jedoch das Abreiten des Umlandes auf dem Programm sowie ein Besuch beim nächst gelegenen Dorf. Jiriki konnte sich denken, dass der Empfang dort nicht allzu freundlich ausfallen würde. Schließlich hatten sie auch Loraka gewaltsam besetzt, die Hauptstadt der Provinz, Zamora, war als nächstes dran. Dieses Mal mit der Duldung der Provinzkönigin. Der Kriegerprinz verteilte noch Befehle an die einzelnen. Isobel bemerkte wie Gwyn schluckte bei Erwähnung der Lanzen, nein, das war nicht gerade sein Glanzstück in der Ausbildung gewesen, erinnerte sie sich.
Niemand hatte jedoch weitere Fragen, Diego Vetinaldi, der gut aussehende Hayllier suchte sich zwei andere aus der Gruppe, damit sie gemeinsam die Pferde satteln konnten. Isobel sah dem Reiten mit gemischten Gefühlen entgegen, sie war eine sehr ausdauernde, gute Läuferin, aber das Reiten zu Pferde behagte ihr nicht. Kamelreiten schon eher. Die andere Hälfte holte die Lanzen, während Isobel den ersten damit half Lederrüstungen oder Kettenhemden anzulegen. Sie selbst legte eine Lederrüstung an, ein Kettenhemd war ihr einfach zu schwer. Der großgewachsene Pruuler Arif half ihr beim Schließen der Riemen, lächelte ihr verkniffen zu.
"Ich pass auf, dass dir da draußen nix passiert", bemerkte er leise. Die Obergefreite verdrehte die Augen.
"Pass lieber auf, dass deine Blicke woanders sind als auf mir", wehrte sie ab. "Damit hilfst du mir am meisten", fügte sie noch etwas versöhnlicher hinzu. Bis alle bereit waren, dauerte es noch eine Weile. Für einen Moment hatte Jiriki Zeit durchzuatmen, nachdem sie ihre Rucksack gepackt hatte. Die Pruulerin bemerkte, als sie ihren Blick schweifen ließ, dass die Sechste sich allmählich auch wieder aufmachte, jedoch durchs Seitentor zog, dort wo es zum Trainingsparcour ging. Selten hatte die Obergefreite erlebt, dass die Sechste gemeinsam trainieren ging. Nur einer der Sechsten blieb zurück, der noch vor dem Gutshaus herumlungerte, der Mann mit dem halb verbrannten Gesicht. Als Isobel das nächste Mal wieder aufblickte, war Zucker nicht mehr zu sehen, entweder war er ins Innere verschwunden oder woanders hingegangen, aber die Pruulerin hatte auch nicht länger Zeit darüber nachzudenken, denn allmählich waren alle aufbruchsbereit.
Torus murrte noch darüber wenn er denn mit diesem Stöckchen aufspießen sollte, wobei er auf die Lanze anspielte. Der Glacier, auch wenn er weiterhin behauptete aus Shalador zu sein, bevorzugte eindeutig seine große Kriegsaxt. Airas Estelo dagegen zeigte einigen der anderen noch letzte Kniffe im Umgang mit der Lanze, Jiriki hatte ihn noch nie damit kämpfen sehen, doch so wie er davon sprach, schien er sich damit bestens auszukennen.
"Sir, wir wären dann soweit", meldete sich Jiriki bei ihrem Vorgesetzten, als Diego noch damit kämpfte das Kriegsross des Korporals nach draußen aus den Stallungen zu bringen.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Di 19. Sep 2023, 10:53

Ziemlich schnell herrschte geschäftiges Treiben bei seinen Soldaten. Fragen waren keine mehr aufgetaucht und Malateste war gespannt wie sich die Einzelnen im Ernstfall verhalten würden. Er selbst liess sich nicht von der Hektik erfassen, sondern bereitete ruhig seine eigene Ausrüstung vor. Auch bei den Zeltnachbarn von der Sechsten tat sich was. Sie sammelten sich und verliessen dann überraschenderweise durch ein Seitentor das Fort. Soweit er wusste gab es in die Richtung nicht viel, nur die Übungsplätze und dann Wald. Er hatte keine Zeit dem auf den Grund zu gehen, denn schon hörte er Wiehern und Hufgetrappel als die Pferde herbeigeführt wurden. Nur Zucker, der Kerl mit dem halbverbrannten Gesicht und den frechen Sprüchen, lungerte noch vor dem Gutshaus herum.
Malateste wurde von Zucker abgelenkt als Vetinaldi Zorn herbeiführte und dabei einiges mit dem störrischen Hengst zu kämpfen hatte. Der Kriegerprinz nahm Diego die Zügel ab und beruhigte das eigenwillige Schlachtross. Eigenhändig überprüfte er die Sattelgurte und Riemen, eine alte Gewohnheit. Das Schwert zu Anderthalbhand samt Scheide fand seinen Platz in den dafür vorgesehenen Aussparungen an der rechten Sattelseite ehe er den Helm aufsetzte und sich in den Sattel schwang. Gualterio versuchte dabei ein leises Ächzen zu unterdrücken und sich nichts anmerken zu lassen als seine Seite bei der Anspannung und der Bewegung schmerzte.
„Aufsitzen!“ Die Stimme des Kriegerprinzen donnerte über den Hof. Zorn spürte, dass es bald wieder losging und tänzelte aufgeregt. Malateste beobachtete mit routiniertem Blick seine Soldaten und erkannte wer ein Reiter war und wer sich auf einem Pferderücken schwer tat. Es war nicht ganz das was er sich erhofft hatte, aber es musste reichen. Hätte er sechs Monate Zeit würde er aus diesen Soldaten eine Elite machen die eins wurden mit einem Pferderücken, so wie er es damals in Hayll mit der 16ten getan hatte.
Er zog sich die Plattenhandschuhe mit den dornenbewehrten Knöcheln über während er Zorn mit reinem Schenkeldruck unter Kontrolle hielt. „Estelo verteil die Lanzen.“ Der Gefreite war noch nicht aufgesessen und hielt jedem eine der vier Meter langen Lanzen entgegen, als erstes dem Korporal. Der Kriegerprinz steckte das Ende des Lanzenschafts in die Stahlöse an der rechten Sattelseite neben dem Steigbügel. So konnte die Lanze bequem abgestützt werden während der Reiter die Zügel in der Linken hielt.
„Zweierreihe! Estelo, Pellia, nach vorne. Vetinaldi, Tammuz, ganz nach hinten.“ Der Kriegerprinz ritt langsam die Reihe ab während er beobachtete wie die Soldaten sich formierten und ihren Platz einnahmen. Der Grund für die Positionierung der vier namentlich Genannten lag im Angriff mit Lanze. Bei der Keilformation würde er die Spitze einnehmen und wollte deshalb zwei Männer an seiner Seite wissen die das in Fleisch und Blut hatten. Die zweitwichtigste Position waren die Flankenenden die Vetinaldi und Tammuz einnahmen. Ob bei der Keil- oder der Linienformation, die Leute an der Flanke waren dafür zuständig die Formation, die Linie und die Geschwindigkeit zu halten. Als der Trupp zu seiner Zufriedenheit bereit war, nahm der hayllische Kriegerprinz seinen Platz an der Spitze ein. Zucker war verschwunden und Gualterio verspürte einen Stich der Eifersucht. Sein Blick glitt hoch zum oberen Stockwerk des Gutshauses und blieb an einem bestimmten Fenster hängen. Doch die Morgensonne spiegelte auf dem Glas, und er konnte nicht erkennen ob jemand dahinter stand. Er hatte so eine Idee weshalb Zucker zurückgeblieben war, und eigentlich war er Tiger dankbar dafür, doch der Kerl war ihm etwas zu sehr an Laree interessiert. Malateste löste seinen Blick vom Fenster und hob die gepanzerte Faust als Zeichen zum Aufbruch. Langsam ritten die lanzenbewehrten Soldaten unter den aufmerksamen Augen der Wachen zum Tor heraus. Der Kriegerprinz hatte sich die Karte eingeprägt und folgte der Strasse ins Landesinnere, weg von der Küste. Ihnen begegneten einige Karren von Händlern und Bauern auf dem Weg zur Stadt, aber auch Handwerker und ein Botenreiter. Als sie an einigen brachliegenden Feldern vorbeiritten gab der Kriegerprinz das Zeichen zum Schwenken.
„Keil!“ Die Stimme des Kriegerprinzen dröhnte unter dem Helm hervor während er Zorn die Zügel gab und das Schlachtross lospreschte. Sofort fächerten Tammuz und Vetinaldi ganz hinten zur Seite aus und spornten mit Flüchen und Befehlen diejenigen vor ihnen an die zu langsam reagierten oder zurückzufallen drohten. Malateste blickte immer wieder über die Schulter nach hinten und schüttelte den Kopf. Die Formation hielt nicht.
„Anhalten.“ Die Pferde kamen zum Stehen. „Das nennt ihr eine Formation? Der Keil hat mehr Löcher als eine mottenzerfressene Decke. Noch mal.“ Immer wieder liess der Kriegerprinz seine Leute über den Acker galoppieren bis sie es schafften eine Keilförmige Formation zu halten. Sein Blut kam in Wallung.
„Estello, Pellio, jetzt.“
Wieder donnerten die Pferde über den Acker und die Hufe stampften über den staubigen Acker. „Keil!“, brüllte Malateste und sofort scherten die Soldaten aus. „Lanzen vor!“ Nicht ganz einheitlich, aber beeindruckend und bedrohlich senkten sich die Lanzen nach vorne. „Angriff!“ Die Pferde pflügten in vollem Galopp über den Acker. Ja, das war sie, die gefürchtete Attacke schwerer Reiterei! Erinnerungen stiegen in Gualterio auf wie er mit tausend schwer gepanzerten Reitern in dieser Formation auf eine gegnerische Infanterie zugeprescht war und wie eine Naturgewalt in ihre Reihen stiess. Seine ganzen Schmerzen waren vergessen und er hörte das Lachen des Kriegshundes in seinem Kopf welches sich mit seinem echten Lachen vermischte. Malateste liess den Trupp anhalten und die Lanzen heben. Er klappte noch immer lachend das Visier seines Schallers hoch funkelte seine Soldaten eisig an. Sein Blick sprühte vor Kampf- und Mordlust, in diesem Moment waren Gualterio Malateste und der Kriegshund zu einer Person verschmolzen. Endlich war er wieder in seinem Element!
„Ihr seid keine Elite, aber ich werde dafür sorgen, dass ihr es werdet. Absitzen, kurze Rast. Dann geht es weiter zum Dorf.“
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon NSC » Di 19. Sep 2023, 10:54

Brion Penda - Obergefreiter - Fara

Brion Penda kannte sich mit Lanzen aus, schließlich hatte er schon sehr viele geschmiedet. Bevor die Armee seinen Bruder und ihn in Dhemlan zwangsverpflichtet hatte, waren sie Gesellen bei einem Schmied gewesen. Aber eine Lanze führen? Nein, daran hatte Brion nie ein Interesse gehabt, er bevorzugte Langdolche, auch wenn er wußte, dass ihm die auf einem Pferd herzlich wenig halfen. In seinem Juwelengepäck hatte er einen selbstgeschmiedeten Rabenschnabel, jedoch hatte Brion bisher gezögert den herbeizurufen oder zu benutzen. Zu brutal, er wollte nicht irgendwelche Dörfler die Eingeweiden rausholen. Er hatte auch nicht in diese Einheit gewollt oder überhaupt nach Raej, doch wie es halt so kam...
Jetzt schmuggelte er eben in Loraka, verdiente sich zusammen mit Cedric durch etwas Handel ein bißchen was zum Sold. In ihrer Heimat in Dhemlan war es sowieso schwer geworden irgendetwas zu drehen. Da es den Brion leicht fiel sich in neuer Umgebung zurecht zu finden und er auch einige Kontakte in Dhemlan gehabt hatte, war er befördert worden. In Loraka hatten sie es bisher einigermaßen ruhig gehabt. Abgesehen von der Eroberung der Stadt, wo sie in den ersten größeren Kampf geraten waren.
Das hatte sich geändert als der Korporal das Kommando über ihren Trupp übernommen hatte. Keine einigermaßen ruhige Zeit mehr in Loraka, jetzt hieß es Außeneinsätze und Rebellen aufstöbern. Brion hielt sich damit zurück zu sagen was er über die Rebellen oder ihre Lieferungen schon längst wußte, schließlich verdiente er auch sein Geld damit. Und da er ein Schmiedegeselle war, hatte er sich hier auch umgesehen was es so für Schmiede gab. Nur für den Fall, dass sie aus der Armee konnten. So wußte der Obergefreite, dass ein Schmied in einem der abgelegenen Dörfern eine Menge Eisen geliefert bekommen hatte. Für Bärenfallen. Aber in diesen Gegenden gab es kaum noch Bären.

All das behielt der Dhemlaner für sich, denn er wollte keine Schwierigkeiten und gewiss hatte er jetzt auch nicht gewollt auf einem Pferd mit einer unhandlichen Lanze zu sitzen. "Die einzige Lanze, die ich zu führen weiß, ist die zwischen meinen Beinen", murrte der glatzköpfige Lodier, der noch damit kämpfte die Lanze zu befestigen, während Bonderus schon Befehle brüllte wo sie alle mit den Pferden stehen sollten was erstmal einen leichten Tumult hervorrief.
Brion und Cedric lachten leicht über die Bemerkung Lodiers. Der Obergefreiter beugte sich zu ihm hinüber. "Na, ist die auch aus Stahl?", fragte er grinsend. Lodier zwirbelte seinen Schnäuzer.
"Hart wie Stahl", erwiderte er im Brustton der Überzeugung.
"Ich bin sicher, jede Hure von hier bis Beldon Mor kann dem zustimmen", lachte Brion, brachte sein tänzelndes Pferd unter Kontrolle, das von den Bewegungen der anderen leicht scheu wurde. Empfindlich wie eine Mimose, dachte er. Als der Kriegerprinz ihnen einen ermahnenden Blick zuwarf, erstab das lockere Gespräch erst einmal und sie ritten aus dem Fort heraus. Schnell ließen sie Loraka hinter sich und ritten über einen der Wege, der zur Stadt führte. Die Hafenstadt hatte sich von einem Fischerdörfchen richtig gemausert, das zeigten auch die Händler, Bauern, Boten und dergleichen, die gerade auf dem Weg dorthin waren. Brion blickte einem reitenden Boten in edlen Gewändern hinterher, der es ziemlich eilig gehabt hatte. Vielleicht wer von der Königin. Er hoffte, sie kämen auch bald nach Zamora, er hatte schon viel über die Stadt gehört.
Für ihn etwas abrupt schwenkten plötzlich alle nach rechts auf ein brachliegendes Feld. Cedric orientierte sich an seinem älteren Bruder, sie waren schon eingespielteres Team, obwohl sie eher selten zu Pferde unterwegs gewesen waren. Der Obergefreite fluchte leicht, weil sein Pferd wieder ausreißen wollte aus der Formation, verdammter Gaul. Hinter ihm fluchten Verulia und Diego, trieben sie an.
Natürlich war der Korporal nicht zufrieden mit dem Keil, befahl es ihnen nochmal zu machen. Die Worte Keil und Angriff erschollen immer wieder übers Feld, langsam wurden Brions Arme schwer vom Heben der Lanze und seine Beine schmerzten vom angestrengten unter Kontrolle haben seines Pferdes. Die, die am wenigsten Probleme zu haben schienen, waren Airos Estelo, ebenfalls ein Obergefreiter aus Dhemlan, und Marinus Pellia, der wohl nur noch in den unteren Rängen rumdümpelte, weil er meist zu viel Ärger machte. Vielleicht war er auch mal degradiert worden, Brion hatte sowas gehört...
Irgendwann schien Bonderus einigermaßen zufrieden, ritt noch einmal die Reihe hab und hob das Visier an, um sie hart anzublicken. Brion zog automatisch leicht die Schultern an, kontrollierte mit einem Seitenblick wie es seinem jüngeren Bruder erging. Endlich konnten sie Rasten, da dachte der Obergefreite auch nicht mehr lange darüber nach, ob sie je eine Elite werden würden.
Er klopfte dem Pferd leicht gegen den Hals, was schnaubte und leise wieherte. "Wenn das aus der Armee von Dhemlan kommt, bin ich Kommandeur der Ersten", murrte er.
"Wohl eins was wir den Landen abgenommen haben", vermutete Cedric neben ihm. "Fluppe?" Brion kramte eine zerknautschte Zigarettenschachtel hervor, reichte seinem Bruder eine ehe er sich selbst auch eine ansteckte, genüßlich daran zog und den Rauch wieder ausstieß. Sein Blick schweifte zu Messantia, er mochte die Kleine mit den wilden kastananienbraunen Locken auch, doch er hatte sich in der Zeit im Wachhaus nie getraut sie anzusprechen. Jetzt mußte er sich eh nicht mehr darum kümmern so wie sie Gwyn Augenaufschläge zuwarf.
"Meint ihr, wir treffen auf Rebellen?", fragte Alvaro. Brion stieß ein halb amüsiertes Schnauben aus.
"Ach, denkst du, die tragen Schilder auf der Brust?", entgegnete er, zog an seiner Zigarette bis sie vorne rot aufglühte. Er war der Meinung, dass sie höchstens Leute fanden, die ihnen mal Unterschlupf gewährt hatten oder wen kannten, der jemand kannte.... aber wenn man unbedingt Rebellen wollte, würden sie auch Rebellen bekommen, dessen war er sich sicher. Der Obergefreite fragte sich wie stark Bonderus seine Karriere vorantreiben wollte. Dann würden sie bestimmt Rebellen "finden".
"Weißt doch wie das is wenn die Interne kommt und wir nix vorzuweisen haben", mischte sich der Obergefreite Arias ein, trank aus seiner lederumwickelten Feldflasche. "Heißt es gleich, wir hätten nich richtig gesucht. Dann sind wir wieder die Dummen."
Brion nickte beipflichtend. "Wenn Ra kommt, können wir uns sowieso alle schön warm anziehen." Das eingeschworene Grüppchen an Dhemlaner brummte zustimmend, der Atem stieg in der frischen Luft leicht auf. Erst langsam wurde es durch die Sonne wärmer und am Mittag würden sie vermutlich alle wegen der Hitze ächzen.
"Wer... ähm ist denn Ra?", fragte Gwyn nach. Brion löschte seine Zigarette, steckte sie aber wieder in die Tasche. Er ließ nie was rumliegen.
"Der, der uns bald im Nacken hängt und das Fort auseinandernimmt, wenn wir Pech haben. Ra sind nur seine Initialien. Revan Asar", erklärte Brion, streckte sich und fluchte. "Mist, meine Beine sind jetzt schon im Arsch. Scheiß Reiterei."
Lodier Machar lachte, wischte sich einige Brotkrumen seiner Stulle aus dem Schnauzer. "Sagte der Lustsklave", fügte er hinzu, die anderen lachten ebenfalls dreckig. Brion hob drohend die Faust. "Ja, komm her, ich zeig dir wie gut ich damit bin", erwiderte er, nahm es dem Chailloter aber nicht übel. In der Armee ging es nunmal rau zu.
"He, Korporal, Sir, ist es wahr, dass bei euch in dem Bereich nix mehr los ist?", fragte Alvaro. "Das haben welche von Pathorys Trupp gesagt, aber wir glauben denen kein Wort." Er rief die rote Feder herbei und zwirbelte sie kurz zwischen den Fingern, ein Beweis dafür, dass sie wirklich für den Kriegerprinzen eingestanden hatten. Brion mußte zugeben, dass die Schlägerei im Roten Hahn schon was gewesen war.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Di 19. Sep 2023, 10:59

Erschöpft begannen sich seine Soldaten herumzufläzen, tranken aus ihren Feldflaschen, assen einen Apfel oder zündeten sich etwas zu rauchen an. Malateste war selbst froh über die kleine Rast, doch weder zeigte er es nach Aussen, noch wollte er es sich selbst eingestehen. Der Kampf mit dem Schnitter war höllisch und er beinahe tot gewesen, nur sein eiserner Wille liess ihn diesen Tag durchstehen.
Er überprüfte Zorns Hufe. Das Schlachtross war gut abgerichtet, es war zwar eigensinnig und ein Dickkopf, doch es kannte die Befehle und liess sich auch im Lärm des Schlachtgetümmels nicht aus der Ruhe bringen. Einige der anderen Pferde würden das nicht tun. Der Kriegerprinz war sich sicher, dass ein Grossteil der Pferde im Fort von der Bevölkerung annektiert worden waren. Darunter fanden sich Reitpferde von wohlhabenden Bürgern, bis hin zu Ackergäule die ihr Leben lang nur einen Pflug gezogen hatten.
Auch wenn Gualterio mit dem Pferd beschäftigt war, hörte er doch den Gesprächen seiner Männer und Frauen zu. Viele Vorgesetzten taten dies nicht, ein grosser Fehler. Wer zuhörte wusste was seine Soldaten dachten und was sie beschäftigte, wer es nicht tat verlor seinen Bezug und sah bald nur noch Zahlen auf dem Papier die er über eine Landkarte schob. Selbstverständlich waren die Pendas bei jeder Diskussion dabei, genau so wie der schnauzbärtige Machar keine Gelegenheit ausliess Sprüche oder Scherze zu klopfen. Malateste nahm gerade seine Feldflasche aus der Manteltasche als das Gespräch auf den Besuch der Internen zu spechen kam. Wie er wusste ein Thema welches das Ganze Fort beschäftigte. Die Dhemlaner hatten in dieser Hinsicht einen Wissensvorteil und liebten es damit aufzutrumpfen. Scheinbar gelangweilt hörte Malateste zu als Brion über Ra sprach. Gwyn stellte die Frage die ihm auf der Zunge lag, aber die Jason Bonderus nicht stellen würde – wer war Ra?
„Revan Asar“, erklärte Brion und Gualterio Pupillen weiteten sich einen Herzschlag lang. Schnell nahm er einen tiefen Schluck Wasser aus der Feldflasche während sein Herz raste. Asar? Asar? Malateste hatte in letzter Zeit zu viel erlebt um noch an Zufälle zu glauben.
Das Gespräch wechselte wieder zu freundschaftlichen Gespött als ihn der Dhemlaner Alvaro Thiron ansprach und fragte, ob es war sei das nichts mehr lief zwischen seinen Beinen. Nicht das er das glauben würde, schob der Gefreite noch schnell hinterher und hatte plötzlich die rote Feder in der Hand die sie gestern nach der Schlägerei überreicht bekommen hatte und die sowas wie ein Symbol für ihre Einheit geworden war. Der Kriegerprinz betrachtete den Gefreiten mit einem undefinierbaren Blick und einem genauso schwer einzuschätzenden Lächeln.
„Ah, ihr habt also auch schon davon gehört?“ Gualterio schraubte die Feldflasche zu und verstaute sie wieder in der Satteltasche. „Ich werde dieses Gerücht weder bestätigen noch verneinen.“ Wer hatte wohl alles schon von ihm und Laree gehört? Erzählte Bovert oder sonst wer schon von ihm und der Hexe? „Es würde mich nicht überraschen wenn demnächst ein neues Gerücht auftaucht welches das pure Gegenteil behauptet.“ Der Kriegerprinz betrachtete nachdenklich seine Hand im Panzerhandschuh und ballte sie zur Faust. „Sollen die Leute über mich reden, das trägt zu meiner Legendenbildung bei.“ Er lachte leise auf und musterte kurz Isobel. „Wir alle tragen Fassaden, und es ist nur von Vorteil wenn niemand weiss wer ihr seid.“ Der Kriegerprinz tätschelte die Flanke seines Pferdes.
„Doch damit wird es vorbei sein wenn Ra kommt. Er wird all eure kleinen Geheimnisse aus euch herauskitzeln. Ich hoffe ihr habt keine die mir Ärger machen könnten?“ Drohend wanderte der Blick seines Kohle- und des scheinbar blinden Auge über die Gesichter der Anwesenden ehe er wieder kurz bellend lachte als einige tatsächlich ein schlechtes Gewissen zu haben schienen.
„Wenn wir schon bei Gerüchten sind, ich habe eines gehört weswegen Ra so Zweihundertprozentig ist. Er will einen Fleck in seiner Familienehre auswischen. Irgendein Verwandter soll Dhemlan verraten und nach Hayll geflohen sein.“ Malateste blickte zu seinen Leuten aus Dhemlan. „Weiss einer von euch Klatschtanten mehr darüber?“ Malateste schauspielerte perfekt, davon hing sein Leben ab, doch innerlich fieberte er danach zu erfahren ob er hier gerade etwas über Ayden Asar ans Licht ziehen würde.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon NSC » Di 19. Sep 2023, 11:01

Brion

Der Korporal ließ sich Zeit mit der Antwort, anderseits wirkte er auch nicht schuldig oder peinlich berührt. Wie es vielleicht bei echter Schlaffheit der Fall gewesen wäre. Aber was wußte Brion schon darüber? Zum Glück gar nichts. Anderseits war es schon fast peinlich wie lange es her war, dass er mit einer Frau geschlafen hatte. Natürlich tat jeder in der Armee so, als hätte er jeden Tag eine aus der Stadt, doch wann sollte der Obergefreite denn dazu kommen? Bei all dem Training und dann noch seinen Nebengeschäften. Außerdem... bis er mal den Mut zusammenbrachte um eine anzusprechen, verging oft einige Zeit. Warum schaffte das sogar so ein Hasenfuß und Grünschnabel wie Gwyn besser?
Bonderus hatte inzwischen seine Feldflasche zugeschraubt und sagte, er würde die Gerüchte weder bestätigten noch verneinen. Vermutlich klug, denn ein zu heftiges Verneinen hätte auch eher wie ein Geständnis gewirkt. Dann deutete der Kriegerprinz aber an, dass es bald neue Gerüchte über ihn gäben könnte, die genau das Gegenteil aussagten. Was? Dass er ein Hengst im Bett wäre? Brion blickte ihn ein wenig skeptisch an, bemerkte kurz Isobel und Messantia im Hintergrund, die grinsten. Wußten sie etwa was? Bei Messantia konnte er sich nicht vorstellen, doch über Isobel und den Korporal gab es schon länger Gerüchte, dass da was lief. Und dann noch die Beförderung... auch wenn der Dhemlaner wußte, dass Jiriki es verdient hatte. Trotzdem.
"Dann gibts doch irgendwo ein Mädchen", kombinierte Alvaro grinsend, "Oder mehrere."
"Hat Gwyns Erlebnis dich neugierig gemacht?", witzelte Diego, woraufhin der junge Alvaro sich ungeniert in den Schritt griff und damit angab, dass er schon mit 130 sein erstes Mädchen geknackt hätte. Die anderen lachten, Verulia verdrehte bloß die Augen.
Der Kriegerprinz tat das Gerede als belanglos ab, es wäre ihm egal was die Leute über ihn sagten, das würde nur zu seiner Legendenbildung beitragen. Der Veteran Marinus spuckte aus. "Bah, ich will keine Legende sein. Legenden sind meistens tot", bemerkte er. Inzwischen hatte sich jeder der Soldaten am Gespräch beteiligt oder hörte zumindest interessiert zu. Eines war klar, der Korporal war kein abgehobener Offizier. Es gab genug, die abseits am Wege standen und keinen der unteren Ränge an sich ranließen. Die Hierarchie müsse ja gewahrt werden. Jason Bonderus tat das nicht, trotzdem oder gerade deswegen hatte er den Respekt seiner Leute, die sich abgesehen von einigen Reibereien untereinander immer besser verstanden.
Nun ging es wieder um die Interne, die natürlich kein Soldat leiden konnte. Der Korporal drohte ihnen regelrecht damit, dass Ra ihnen schon alle Geheimnisse entlocken würden und Bonderus hoffte, niemand von ihnen würde ihm Ärger machen. Brion hoffte insgeheim, dass er unbehelligt von all dem bliebe. Das Fort war groß, es gab viele Leute, alle würde man unmöglich befragen können und der Dhemlaner war gut darin die Klappe zu halten. Was war schon dabei mit der Bevölkerung ein paar Geschäfte auszuhandeln? Er war nicht der einzige, der es machte. Er hatte schon welche von der Sechsten gesehen, die ungeniert Schutzgeld in Loraka rausdrückten oder andere krumme Dinger zu drehen schienen. Wenn man ihnen Plätzen in der Stadt zu nahe kam, riskierte man schnell Prügel weswegen Brion sich davon fern gehalten hatte. Aber was er rausgefunden hatte... würde das nicht auch die Interne? Anderseits sollte die Sechste angeblich bald zu einer neuen Selbstmordmission aufbrechen und dieses Mal, ja dieses Mal sollten sie wirklich nicht zurückkehren. Problem gelöst oder?
Brion zuckte leicht zusammen als der Korporal bellend lachte, ihn kurz aus seinem kohlschwarzem Auge anfunkelte wie als wüßte er über all seine Gedanken Bescheid. Bonderus sprach ein weiteres Gerücht an über Ra. Der Grund seines Ehrgeiz wäre seine Familienehre wieder herzustellen. Estelo schürzte kurz abschätzig die Lippen. "Die Asars haben Familienehre?", fragte er zurück. "Aber ich bin keine Klatschtante. Sir. Besser man redet nich zu viel über Ra. Der Dreck fällt früher oder später zurück bis Dunrobin Castle." Will heißen, die Interne erfuhr vieles und er wollte kein Risiko eingehen indem er schlecht über Ra redete. Überhaupt war der Obergefreite stets zurückhaltend und vorsichtig geblieben, Brion vermutete, dass er selbst die Karriereleiter hochwollte und sich deswegen bedeckt hielt. Ein falscher Kommentar ins falsche Ohr und man konnte sich in der dhemlanischen Armee schnell die Karriere versauen. Oder gleich das ganze Leben.

Allerdings wollte Brion keine Karriere in der Armee machen. Und Cedric auch nicht, denn er platzte nun hervor. "Ich bin aber ne Klatschtante. Ihr redet vom Haushofmeister von Hayll, Sir. Da gibts viele Schauergeschichten vom dunklen Dhemlan wo wir herkommen. Ombre-Maritime wäre das, Sir. Gibts immer noch die Ruinen vom Asar Anwesen. War damals die Residenz der Provinzkönigin, jetzt solls dort spuken. Es heißt, Ayden Asar hätte alle aus seiner Familie getötet, er wär komplett durchgedreht. Die Männer hat er gefoltert und die Frauen geschändet."
"Und ihre Herzen gegessen", fügte Brion grinsend hinzu. "Gehts jedenfalls nach den restlichen Asars, die nicht am Hof waren. Und was für ne Familienehre will den Ra wieder herstellen? Er hat doch keine mehr." Die anderen lachten, doch Alvaro und Jardin warfen sich einen kurzen Blick zu. "Aber wenn ihr Ra fragt, ob er den Krieg mit Hayll befürwortet, was wird der wohl sagen? Sicher nich nein."
"Dazu würde niemand nein sagen", mischte sich Diego, der Hayllier ein. "Sion wird Hayll endlich wieder befreien und diesen korrupten Machtmenschen entziehen, die es kaputt gemacht haben. Ich weiß wovon ich rede. In Hayll bist du nen Dreck wert, wenn du keinen Namen und kein Geld hast. In Dhemlan kannst dus wenigstens weit bringen ohne das. Hier zählen nur Leistungen und nich wieviele Diener dir den Arsch abwischen können." Man konnte ihm anhören, dass er aus Überzeugung sprach und durchaus einige pflichteten ihm laut oder nickend bei.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » Di 19. Sep 2023, 11:05

Mit einem hochgezogenen Mundwinkel, der Andeutung eines Lächelns, bedachte der Kriegerprinz Alvaro. „Vielleicht gibt’s eine, vielleicht auch nicht, aber eigentlich geht euch ja mein Privatleben einen Scheiss an.“ Das Schlachtross Zorn hob den Kopf und schnaubte. Es klang beinahe als würde es lachen. Der Kriegerprinz gab dem Pferd einen spielerischen Klaps auf den Hals. „Jetzt wendest du dich auch noch gegen mich?“ Die Soldaten lachten und Diego und Alvaro machten Scherze über ihre eigene Virilität, was weiteres Lachen und ein Augenrollen von Tammuz auslöste.
Malateste wandte sich an den wortkargen Marinus. „Wie du gesagt hast, Pellia, Legenden sind meist tot, meist, aber nicht immer. Es gibt auch lebende Legenden. Denk zum Beispiel an Balthasar, und natürlich Sion.“ Wobei er sich nicht sicher war ob Sion wirklich lebte oder auf eine andere Art existierte die mit Leben nicht viel gemein hatte. Gualterio fiel auf, dass die Unterhaltung nun alle ansprach, jeder warf seine Meinung ein, oder hörte zumindest aufmerksam zu.
Der Schwertkämpfer Estelo hielt sich zurück mit dem was er über Ra dachte. Klug eigentlich, denn solche Aussagen konnten sich schnell gegen einen wenden. Cedric Penda hat da keinerlei Bedenken, denn er gab lautstark zum Besten was er über die Asars wusste. Gualterios Puls ging schneller als seine Vermutung sich bestätigte, dass Ayden und Ra tatsächlich verwandt waren. Und dann die Geschichte über die eigenhändige Ermordung seiner Familie, Folter und Schändung… Meist waren solche Geschichten masslos übertrieben, aber aus dem Nichts kamen sie auch nicht. Was wusste Timaris wohl über die Vergangenheit ihres Haushofmeisters? Und was wusste Laree über die Vergangenheit ihres …Herrn? Malatestes Augen verdunkelten sich bei den Gedanken an Laree und Ayden. Es war ihm bisher gelungen diese in Raej erfolgreich zu verdrängen. Wie würde es weitergehen, falls es ihm gelänge wieder nach Hayll zurückzukehren?
Die Soldaten lachten derweil über Brions Scherz das Ra keine Familie mehr hätte deren Ehre er wiederherstellen könnte. Nur zwei fielen nicht in die allgemeine Heiterkeit ein. Thiron und Parsawina warfen sich einen Blick zu, kurz nur, aber Malateste entging er nicht. Genausowenig wie er vergessen hatte, dass die beiden Soldaten von Frostseel gestellt worden waren. Sie würden Cal bestimmt Bericht über alles erstatten. Er sollte seine Ziele möglichst erreicht haben bevor die Interne aufkreuzte und mit Laree über alle Berge sein. Verdammt, beinahe jeder Offizier hatte ihre „Ayden“-Tätowierung durchs Fernglas gesehen. Wie lange mochte es wohl dauern bis Ra davon erfuhr? Sie würden so oder so vor der Internen flüchten müssen, das Risiko das Laree aufflog war zu gross, und er würde das nicht zulassen.
Der Hayllier Vetinaldi spuckte beinahe aus was er von Hayll hielt, der dreckige kleine Verräter. Malatestes gepanzerte Finger der Rechten zuckten leicht. Zu gerne würde er Frostseels faule Eier aussortieren, aber das wäre zu auffällig und Cal würde die Lücken schnell durch neue Soldaten ersetzen. Und als er bemerkte wie einige Soldaten Diegos feuriger, hasserfüllter Rede nickend zustimmten, wurde Malateste erst wieder bewusst das er hier unter Haylls Feinden war die zu gerne in sein Heimatland einfallen würden. Zugegeben, Hayll war nicht perfekt, der Adel war dekadent und korrupt und der Ruf des Blutes verfälscht, aber es war noch immer seine Heimat und Hayll hatte auch ungezählte gute Seiten. Es war ein stolzes, freies Land unter einer stolzen Königin. Und sofern man kein Sklave war, war man frei und hatte Bürgerrechte. Hayll unter Timaris Tolarim war Dhemlan unter Sion tausendmal vorzuziehen.

„Vetinaldi, bestimmt kommt der Tag in der du deine Rechnungen mit Hayll begleichen kannst. Wir werden Haylls Adel im Dreck kriechen und unsere Ärsche mit ihren Zungen abwischen lassen. Und was Ra anbelangt. Er kann nichts für die Verfehlungen des Schwarzen Schafes seiner Familie. Man kann über ihn sagen was man will, aber er ist der Inbegriff der Loyalität gegenüber Sion. Heil unserem grossen Führer Sion.“ Malateste schlug sich mit der Panzerfaust auf die Brust und schwang sich dann in den Sattel. „Aufsitzen, es geht weiter.“
Ohne lange zu warten liess er Zorn in den Kanter fallen und übernahm die Spitze damit niemand sein wutumwölktes Gesicht sehen konnte. Er wollte das Fort dem Erdboden gleich machen und der ach so mächtigen Armee Sions hier zeigen wozu ein hayllischer Kriegerprinz fähig war. Der Kriegshund war endgültig erwacht, lächelte leise, kalt und erfreuttief in Malatestes Geist über die Wut seines Bruders und wartete auf seine Zeit, er spürte sie nahen.
Gualterio zwang sich zur Ruhe und es gelang ihm überraschend gut. „Schwarztraum sei dank“, dachte er zynisch und hob die Hand an einer Weggabelung als Zeichen zum Halt. Er liess die Karte erscheinen und rief nach Gwyn. Der rothaarige Gefreite ritt neben ihn.
„Cadlew, die Wege auf der Karte scheinen zu stimmen, ich weiss nicht wie es im Umland aussieht. Ich möchte das du die Karte an dich nimmst und anfällige Anpassungen vornimmst.“ Malateste verstaute die Karte im dazugehörigen Lederzylinder und reichte sie Gwyn. „Weiter geht’s!“ Der Trupp ritt weiter und bald waren hinter einem Hügel kleine Rauchfahnen zu erkennen welche sich in die Höhe schraubten. Die Felder wurden bestellt, einige Bauern und Knechte hielten in ihrer Arbeit inne und betrachteten mit leeren oder misstrauischen Blicken die Vorbeireitenden. So sah es nun mal aus. Sie waren die Besatzer und pressten das Volk aus. Aber wenn sie es nicht taten, tat es jemand anders. Im Krieg Bauer zu sein hiess wehrlos zu sein. Das Einzige was sich für sie änderte waren die Grausamkeiten unter denen sie zu leiden hatten und die Höhe der Abgaben. Malateste zweifelte nicht daran, dass die Dhemlaner die Bevölkerung bis aufs Blut auspressten.
Hinter der Hügelkuppe erschien das Dorf. Einige Strohgedeckte Häuser aus deren gemauerten Schonrsteinen Rauch hochstieg, diverse Ställe, ein kleiner Tempel und festgetretene Lehmwege. Hühner rannten gackernd vor den Hufen der Reitenden zur Seite. Eine Frau ergriff zwei Kinder am Schlawittchen und zog sie schnell ins Haus als sie die näherreitenden Soldaten erblickten. „Messantia, Jakeem, reitet um das Dorf herum und haltet die Rückseite im Auge ob jemand versucht abzuhauen. Der Rest fächert aus. Brion, Isobel, Wulfhere, ihr bleibt an meiner Seite.“ Malateste ritt auf den kleinen Dorfplatz mit dem Ziehbrunnen und hielt dort inne. „Wer ist euer Sprecher?“ Die Stimme des Kriegerprinzen hallte durchs Dorf.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon NSC » Di 19. Sep 2023, 11:10

Brion

Auch der Korporal pflichtete Diego scheinbar bei, sprach von einer Zeit wo ihnen die Hayllier die Ärsche lecken würden. Brion hoffte, dass er das noch mit erleben würde. Nicht, dass er auf hayllische Soldaten stand, die ihm den Arsch ableckten, aber es würde bedeuten, dass sie Hayll besiegt hätten und vor allem, dass er noch lebte. Bonderus fuhr fort, Ra könnte nichts für das schwarze Schaf der Familie, er wäre auf jeden Fall loyal.
"Heil unserem großen Feldherrn", pflichteten die anderen bei, einige mit mehr einige mit weniger Enthusiasmus. Dann war die Pause auch schon vorbei und sie saßen alle wieder auf. Brion mühte sich mit dem dummen Ackergaul an, der sich jetzt Soldatenpferd schimpfte. Sie sollten besser aus Dhemlan einen Trainer schicken, der aus diesen Pferden etwas vernünftiges machte. Entweder Fleisch oder ein Pferd mit dem man was im Kampf auch anfangen konnte.
Sie ritten weiter in Formation. Wenn man sie so ankommen sehen würde, würde man hoffentlich meinen es hier mit einer kampferprobten, gnadenlosen Truppe zu tun zu haben. Wer weiß, womöglich würden sie das unter dem Kriegerprinz irgendwann sein. Es ging noch länger zwischen den Hügeln und Wiesen hindurch bis in der Nähe die ersten Rauchfahnen von Schornsteinen zu erkennen waren. Größtenteils schweigend ritten die Soldaten an Bauern der umliegenden Felder vorbei, die in ihrer Arbeit inne hielten, die Strohhütte oder Kapuzen in den Nacken schoben um sie mißtrauisch zu betrachten. Es schienen alles Landen zu sein, keine Gefahr von denen zu erwarten.
Das Dorf kam in Sicht, einige ärmliche Lehmhütten oder Häuser mit strohgedeckten Dächern. Aber sie hatten sogar einen winzigen Steintempel, vermutlich noch aus älteren Zeiten. Die Dorfbewohner konnten sich glücklich schätzen wenn sie überhaupt noch eine Priesterin oder Heilerin hatten, die den Tempel betreute. Die Pferde gingen jetzt nur noch im Schritt, zogen wie Vorboten des Unheils in das Dorf. Nicht nur das Federvieh ergriff die Flucht, viele Männer schickten ihre Frauen rasch nach drinnen, die die Kinder mitnahmen. Es mochte gut möglich sein, dass Frauen das herrschende Geschlecht waren. Seine eigene Heimat wurde von einer boshaften, mächtigen Schwarzen Witwe kontrolliert, doch im Krieg wendete sich das Blatt oft. In Kriegen kämpften die Männer, und Frauen, die dabei in den Weg gerieten... nun ja. Allerdings war bei Sion alles ein bißchen anders. Brion hatte gehört, dass der Frauenanteil in seiner Armee höher war als überall anders. Brion fragte sich wofür das noch gut sein würde.
Bonderus gab knappe Befehle, so dass die rothaarige Fährtenleserin und der Pruuler ihre Pferde wandten, um außen um das Dorf ritten. Der Rest sollte ausschwärmen was sie auch langsam taten. Nur das Dorf war klein, es gab höchsten zwei kleinere Nebenstraßen, die vom größeren Lehmweg abzweigten. Wahrscheinlich gehörten noch ein paar weiter draußen liegende Bauernhöfe dazu, doch das war es auch schon.
Brion blieb sitzen, zwar hielt er die Lanze fest, doch der festgeschnallte Dolch, verborgen von der Uniform, verlieh ihm ein wesentlich besseres Gefühl. Ihr Korporal fragte laut nach einem Dorfsprecher. Meist gab es eine Dorfälteste, die diese Aufgabe übernahm, aber in diesem Falle kam zögernd ein älterer Mann näher, blieb im sicheren Abstand zu den berittenen Soldaten stehen und verbeugte sich.
"Das bin ich.... Tahir Rigel, Sir", fing er an. Er hatte eindeutig Angst, Brion konnte es bis hierher riechen. Irgendwo hörte man ein Kind weinen, doch es verstummte relativ schnell. Brion glaubte mehrere dutzend Augenpaare auf sich zu spüren, Menschen, die sie verstohlen zwischen den Ritzen der Fensterladen beobachteten.
"Bitte, Sir... wir haben nichts, wir haben so viel gezahlt wie wir konnten."
Wulfhere spuckte abschätzig aus und Brion vermutete, dass sie gleich das halbe Dorf auf den Kopf stellen konnten auf der Suche nach zurückgehaltenen Vorräten. Und er hatte in der Armee auch schon von Fällen munkeln hören wo die Dorfbewohner in ganz anderen.. Naturalien hatten zahlen müssen. Mädchen, die dann wo sie verbraucht waren, für gutes Geld auf dem Sklavenmarkt landeten.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Laree » Di 19. Sep 2023, 11:10

Laree ballte die Hände zu kleinen Fäusten, unterdrückte ein Knurren. Oh, dieser Schuft. Kein Wunder, dass Malateste selbst nicht über Schwarztraum hatte reden wollen. Sie hatte schon geahnt, dass es nicht gut sein konnte sich jeden Tag eine seltsame Substanz zu spritzen. Hatte er es nicht verhindern können? Wie konnte man sich etwas spritzen was Geist und Seele veränderten? Aber größtenteils machte die kleine Hexe sich eher Sorgen um ihn als dass sie wütend war. Zwar hatte Maeve alles in nette Worte gepackt.... es würde den Kriegerprinzen helfen sich besser in die Armee zu integrieren, mit anderen Kriegerprinzen gut zusammenzuarbeiten, es würde sie ruhiger und besonnener machen, fähig klare Entscheidungen zu treffen.
Also irgendwie wirkte das verdammte Mittel überhaupt nicht bei Gualterio, fand Laree. Jedenfalls hatte sie noch nichts von seinen ruhigen, besonnenen Entscheidungen mitbekommen. Doch die Armee konnte nicht einfach so das von ihm unterdrücken was ihn als Kriegerprinz ausmachte. Nein, sie durften ihn nicht so verstümmeln. Vielleicht war Schwarztraum bei ihm nicht so stark, redete sie sich an. Im Geiste ging sie noch einmal die Begegnungen mit ihm durch, versuchte zu erkennen ob er sich irgendwie anders verhalten hatte. War seine Signatur nicht leicht anders? Ach, sie wußte es nicht mehr.
Die Hayllierin ließ sich seufzend zurück in die Kissen sinken. Bettruhe. Die Heilerin und auch Gualterio hatten ja recht, sie mußte hier liegen, sich erholen und warten, dass ihr Bein die heilenden Netze annahm. Nur spürte sie so eine verflixte Unruhe in sich und wollte am liebsten hier raus. Die einzige Ablenkung, die sich bot, war sich ans Fenster zu setzen und zwischen den Vorhängen hinaus zu blicken. Teilweise konnte Laree immer noch nicht fassen, dass sie tatsächlich hier war. Es erschien ihr so unwirklich im Vergleich zu den grauenhaften Tagen, die sie im Räuberlager verbracht hatte... wann würde sich dieses Bild endlich wandeln? Wann würden ihr die Tage im Räuberlager als unwirklich, kaum noch real vorkommen? Dann wäre es leichter, es zu vergessen und sich vorzugaukeln, all das wäre nicht passiert.
Ihr Blick ging zu dem Punkt auf dem Wehrgang wo sonst der Schnitter gestanden hatte. Es schien fast so als würde dort jetzt etwas fehlen, aber Laree fühlte nichts dabei. Es war kein Kampf gewesen aus Hass oder Rache, sondern nur ums Überleben.

Sie presste ihr Näschen fester ans Glas als sie Malateste zwischen all den Soldaten erkennen konnte wie er auf ein Kriegsross aufsaß und irgendetwas mit seinen Leuten sprach. Manchmal irritierte sie sein verändertes Aussehen noch, dann schweifte ihr Blick ab bis sie sich wieder daran erinnerte, dass es Gualterio war. Es war wesentlich einfacher wenn er in ihrer Gegenwart war, wo sie seine Signatur spüren konnte und seinen Geruch.
Wohin er wohl ausritt? Hoffentlich passierte ihm nichts... Laree schalt sich gleich für die besorgten Gedanken. Was sollte ihm schon passieren? Wenn er nicht mitten in die Benksaba Soldaten geriet, war er stark genug um alles zu überstehen. Aber er ist verletzt, seine Juwelenkraft immer noch erschöpft, bedachte sie sorgenvoll. Die Hayllierin konnte es irgendwann nicht mehr leugnen, sie machte sich Sorgen um ihn. Du mußt es ihm bald sagen, dachte sie. Du mußt ihm sagen was Ayden ihm nicht erzählt hat...
"Solltest du nicht im Bett sein?", riss sie eine Stimme vom Blick aus dem Fenster. Laree drehte sich um, verpasste so wie Gualterio und sein Trupp ausritt. Inzwischen hatte sie über ihre Unterwäsche ein weißes Oberteil gezogen und eine kurze khakifaribene Hose, die an den Seiten mit Knöpfen zu schließen war. Eigentlich fürs Strippen gedacht, doch jetzt war die kurze Hose bloß praktisch sie trotz der Schiene anziehen zu können.
"Solltest du nicht mit den anderen ausrücken?", stellte sie eine Frage an Zucker zurück, denn sie hatte gesehen, dass die Sechste aus dem Westtor raus war. Der Hayllier zuckte mit den Schultern, kam näher, zog sich dabei einen Stuhl näher und setzte sich verkehrt rum darauf, so dass er seine Arme auf der Lehne verschränken konnte.
"Nich so wichtig, sie trainieren nur für unseren Sturm aufs gegnerische Fort", erklärte er.
"Und, glaubt ihr, dass ihrs schafft?", fragte Laree nach, strich sich die schwarzen Haare zurück. Zucker schüttelte den Kopf. Das Sonnenlicht das durchs Fenster fiel erhellte seine verbrannte Seite mit dem Narbengeflecht. Schweigen breitete sich kurz aus, der Soldat räusperte sich.
"Du und Bonderus also?", hakte er nach. Laree seufzte.
"Wie schnell spricht sich eigentlich etwas im Fort rum? Ihr seid schlimmer als jede Klatschtanten", meinte sie belustigt, wurde dann aber wieder ernster. "Ja, ich und Jason", bestätigte sie, berührte dann den Mann vor ihr am Arm. "Wär er nicht gewesen, wir beide... es hätte was passieren können." Sie wollte nur, dass er das wußte. "Was aber nicht heißt, dass du ihn jetzt umbringen sollst."
Zucker lachte. "Schon klar. Aber nur um dich das zu fragen, bin ich nich hier hoch gekommen. Dachte du bräuchtest vielleicht Gesellschaft. Kann langweilig werden hier." Er rief ein Packen Karten vorbei, blickte sie fragend an. Als Laree nur nickte, begann Zucker bereits Karten auszuteilen und sie einigten sich kurz darauf was sie spielen würden.
"Kann ich dich auch was fragen?", setzte sie an, während sie ihre Karten studierte.
"Wie es kommt, dass ich nur noch halb so hübsch bin?", erriet Zucker. Laree nickte wieder. Zunächst sagte der Soldat gar nichts und sie glaubte schon, er wolle nicht darüber reden bis er doch damit herausrückte. "Hab meinem Herrn den Schwanz abgebissen als er ihn mal wieder zu tief reingesteckt hat. Fand er nicht so toll. Hat mein Gesicht auf ein Kohlebecken gepresst. Danach bin ich von Sklavenhändler zu Sklavenhändler. Kein Lustsklave mehr, nicht mehr hübsch genug. Dafür harte Arbeit überall bis ich in die Salzminen kam", fasste er seine Geschichte zusammen.
"Hat er noch mehr gemacht? Ich meine, da unten", fragte Laree nach. Sie sagte ihm nicht wie leid es ihr tat, wußte sie doch genau, dass Zucker kein Mitleid wollte. Er schien auch nicht genauer darüber reden zu wollen. Also hatte sie doch richtig vermutet und die Ringe, die er an der Kette trug, waren seine Gehorsamkeitsringe, die er im Laufe der Zeit gehabt hatte.
"Ne, alles noch dran." Er griff sich grinsend in den Schritt. "Willste dich überzeugen? Ist sogar hübsch gepierct, gibt dir den richtigen Kick."
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » So 5. Nov 2023, 12:59

Der hünenhafte Glacianer mit den zu zwei blonden Zöpfen geflochtenen Haaren die unter dem Helm hervorlugten spuckte abschätzig aus als der Dorfbewohner flehend versicherte das Dorf hätte nichts mehr. Malateste an der Spitze der vier Reiter reagierte jedoch gar nicht. Sein Blick fiel träge auf Rigel und verharrte dort. Die Sekunden verstrichen, Stille senkte sich über das Dorf. Die Pferde schnaubten, eine Ziege blökte, aber ansonsten war alles beängstigend still. Einige Schweissperlen bildete sich auf der Stirn des armen Bauers der alleine zu Fuss vor vier berittenen und schwer bewaffneten Soldaten stand.
„Nun Nachbar“, begann Malateste plötzlich und überraschend freundlich, „du weißt also weswegen wir hier sind?“ Der Kriegerprinz liess eine Liste auf seiner Hand erscheinen und studierte sie aufmerksan. „Seltsam, einige Dörfer in der Umgebung konnten ihre Abgaben entrichten. Wieso ihr nicht?“ Rigel knautschte seine Mütze in der Hand und hob zur Antwort an, als Malateste ihm deutete zu Schweigen – die Frage war rhetorisch gemeint gewesen – und weitersprach.
„Siehst du, wir stecken beide in einem Dilemma. Du sagst mir ihr habt nichts mehr und ich kehre zurück zum Fort und sage was du mir gesagt hast.“ Rigel schien verwirrt und verblüfft als Malateste sich plötzlich aus dem Sattel schwang und vom Pferd stieg. Mit klirrenden Sporen ging er zu dem eingeschüchterten Bauer und legte ihm kameradschaftlich die Hand auf die Schulter.
„Nachbar, weißt du wie Kommandeurin Frostseel darauf reagiert wenn ich ihr das erzähle? Glaub mir, sie wird nicht erfreut sein. Was machen wir da bloss?“
Hinter einer Hausecke lugte ängstlich aber auch neugierig ein Junge hervor. Malateste lächelte ihn an und ging in die Hocke.
„Komm her kleiner Kerl, ich tu dir nichts.“
Rigel schnappte nach Luft. „Herr, das ist ein Junge, er...“
„Natürlich ist er ein Junge, das seh ich auch“, anwortete Malateste freundlich. Der Junge kam mechanisch näher, eine unsichtbare Hand schob ihn sanft nach vorne Er hatte blonde Haare und ein sommersprossiges ausgemergeltes Gesicht mit Schmutzflecken.
„Herr, bitte...“, begann Rigel erneut, doch Malatestes Blick den er ihm von unten zuwarf brachte ihn zum Schweigen. Mit grossen Augen betrachtete der Bauernjunge den vernarbten Kriegerprinzen vor ihm der nach Stahl und Leder roch.
„Wie heisst du Junge?“
„Wi-Wi-William, Herr“, stotterte der Junge.
Gualterio spürte all die Blicke auf sich. Voller Angst und Schrecken und hilfloser Wut. Er spürte die Blicke der Dorfbewohner genauso wie die seiner Soldaten. Alle hielten ihn für eine Bestie und erwarteten jetzt Blut. Er glaubte Isobels entsetztes Atem zu hören, Gwyns weit aufgerissene Augen zu sehen. Sie erwarteten Blut und Feuer von ihm, sie erwarteten das was Dhemlan den ‚befriedeten’ Gebieten brachte. Malateste kannte dies Alles, hatte es in dunkler Vergangenheit vielleicht sogar mal getan, aber dies war ein anderes Leben gewesen und elend lange her.
„William ist ein guter Name, ein alter Name.“ Er wuschelte mit dem Plattenhandschuh durch die zerzausten Haare des Jungen und drückte ihm eine Silbermünze in die Hand. Vor seinen inneren Augen sah er den goldäugigen Jungen aus seinen Träumen, der Junge den es nie geben würde. Hoffentlich hatte dieser hier mehr Glück.
„Hier, kauf dir und deiner Familie was Warmes zu Essen. Und jetzt geh zu deiner Mutter.“ Mit einem Klaps auf den Hintern schickte Malateste den Jungen fort und erhob sich zu voller Grösse. Alle beobachteten ihn, auch Frostseels Männer. Jeder bildete sich eine Meinung und wusste doch nicht wer hinter der Fassade Jason Bonderuns steckte.
„Leider ist unser Problem nicht gelöst. Die Abgaben des Dorfes sind nicht komplett und du sagst ihr habt nichts mehr.“ Gualterio taxierte Rigel. „Habt ihr vielleicht zu viele hungrige Mäuler zu stopfen? Ich hätte da eine Idee, wir nehmen die Kinder mit und schicken sie in Dhemlan auf eine Schule. Sie erhalten die beste Ausbildung und werden in die Armee eingegliedert sobald sie das nötige Alter erreicht haben. Und ihr müsst sie nicht länger durchfüttern.“ Irgendwo schluchzte eine Frau auf.
„Nun Nachbar, aber das muss nicht sein, überlegt noch mal genau, gibt es vielleicht nicht doch irgendwo noch einen Kornspeicher den ihr vergessen habt, oder irgendwelches Erspartes unter einer Holzdiele versteckt?“
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon NSC » So 5. Nov 2023, 13:01

Isobel

Es gefiel ihr nicht. Es hatte ihr schon nicht gefallen als sie die ersten Rauchfahnen gesehen hatte, wenig später die dazu gehörenden einfachen Hütten. Ihr Blick strich über das alte Stroh auf den Dächern, bemerkte auch die abgerissene Kleidung, die an den meist ausgemergelten Gliedern schlackerte. Die Pruulerin bemühte sich ruhig auf ihrem Pferd sitzen zu bleiben, während der Korporal natürlich das Reden übernahm. Auch wenn erst einmal nichts passierte bis endlich ein Sprecher aus dem Dorf zu ihnen kam, sich vorstellte und gleich wußte was Sache war.
Es erinnerte Isobel frappierend an zuhause. Sie hatte zwar nicht in einem Dorf gelebt, sondern in der Stadt, doch auch dort waren die Wächter in ihre Häuser gekommen, hatten die Färberanlagen kontrolliert und ihre Abgaben verlangt. So kannte Jiriki die brodelnde Unruhe und Angst, dass die Männer mehr verlangten als sie geben konnten. Später waren es die Soldaten Sions gewesen, die nach neuen Rekruten gesucht hatten. Sowie Schwarze Witwen, die sie vielleicht versteckten und herausgeben sollten. Jeder der einmal mit hatte ansehen müssen wie das eigene Haus von fremden Menschen auseinander genommen wurde bis man nicht mehr wußte ob es überhaupt noch einem gehörte, konnte nachempfinden wie sich jetzt die Dorfbewohner hier fühlten.
Bonderus begann zunächst unerwartet freundlich, fragte nach wieso Rigel die Abgaben nicht hatte leisten können und legte ihm da, dass er selbst nicht mit leeren Händen zum Fort zurückkommen könnte. Natürlich wollte der Mann sich verteidigen, aber der Kriegerprinz ließ ihn nicht. Stattdessen schwang er sich von seinem Schlachtross und kam langsam näher auf den Landen, der schon längst vollkommen eingeschüchtert war. An seiner Stelle wäre es Isobel auch gewesen. Sie war froh auf der anderen Seite zu stehen, der Siegerseite. Denn sie glaubte nicht, dass dieses Dorf hier kämpfen würde, sie hatten zu viel zu verlieren. Aber eigentlich wollte die Pruulerin genausowenig kämpfen. Sie würde es bestimmt tun, um ihr Leben zu verteidigen. Wenn es hieß, die oder wir. Und sie hatte auch schon gekämpft, um in Loraka Banditen, Schmuggler und Raufbolde dingfest zu machen. Bei so etwas hatte sie keine Probleme, doch wehrloses Menschen, die nichts unrechtes getan hatten? Anderseits wollte Isobel nicht wegen Befehlsverweigerung Schwierigkeiten bekommen, sie wollte bloß ihren zweijährigen Dienst in der Armee ableisten, damit sie danach zurück zu ihrer Familie konnte. Mit etwas Geld in den Taschen. Und wenn es ganz gut lief, würde sie für ihre Verdienste vielleicht sogar eine kleine Parzelle Land in einem der besetzten Reiche erhalten.

Bonderus sprach den Sprecher fast kumpelhaft mit 'Nachbar' an, legte ihm eine Hand auf die Schulter unter der Rigel, wenn nicht körperlich dann doch geistig, zusammenzusacken schien. Isobel begann sich zu fragen was der Korporal vorhatte. Was wollte er mit einem kleinen Jungen den er jetzt herbeirief? Es schien fast so als wollte er die Dorfbewohner erpressen. Zwar ging Bonderus freundlich mit dem Jungen um, doch allein seine Nähe zu ihm schienen die Landen als bedrohlich zu empfinden. Sie wußten, wenn sie nicht spurten, würde er dem Kleinen etwas antun.
Dementsprechend begann Rigel bereits jetzt zu flehen, obwohl noch gar nichts passiert war. Isobel spannte sich weiter an, warf Blicke zu den Fensterläden. Hoffentlich passierte auch nichts. Bonderus konnte doch nicht wirklich ein unschuldiges Kind für seine Zwecke mißbrauchen... nein, sie konnte nicht glauben oder akzeptieren, dass er einem Kind weh tun würde. Das taten nur die allerschlimmsten und so war der Kriegerprinz nicht, sagte die Obergefreite sich. Der Bauer freilich wußte dies nicht, auch nicht der Junge William, der eindeutig Angst hatte und mit weit aufgerissenen Augen zu dem Hünen vor sich schaute.
Isobel hielt den Atem an, wartete darauf, dass die Anspannung sich irgendwie löste. Da fuhr der Korporal dem Jungen leicht durchs Haar, drückte ihm aus seiner eisernen Faust eine Silbermünze in die kleine Hand und sagte ihm, er solle seiner Familie und sich etwas zu Essen kaufen. Kaum war William entlassen, eilte er zurück hinter eines der Häuser und in die ausgestreckten Arme einer Frau, die ihn gleich beschützend an ihn drückte und so schien als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
Die Soldatin schluckte leicht, blinzelte. Das hier war hart, härter als das Kämpfen schien ihr. Inzwischen hatte Bonderus sich erneut an Rigel gewandt, erklärte ihm, dass die Abgaben seines Dorfes nicht komplett wären und machte einen barbarischen Vorschlag wie das Problem von zu vielen hungrigen Mäulern gelöst werden könnte. Rigel blickte ihn entsetzt an, wich etwas zurück.
"Herr, ich bitte euch, nicht unsere Kinder...", flehte er. "Aber die Abgaben sind so hoch...", wagte er trotz allem einzuwenden. Isobel wußte, wäre es nicht überlebensnotwendig für sie, hätte er es vermutlich nicht gewagt. "Wir brauchen doch auch für uns...." Er brach ab, schaute von einem Soldaten zum anderen in der Hoffnung irgendwo ein freundliches Gesicht zu erkennen. Aber die Soldaten standen wie ein Wall aus scharfem Stahl dort, Isobel ein Teil von ihnen.
"Gib das her, Weib!", hörte man Kalantes aus dem Nebenweg. Eine Frau schluchzte wieder auf, bat um Erbarmen, doch Kalantes und Lodier kamen auf ihren Pferden bereits vom Nebenweg wieder nach vorne. Der stämmige Gefreite aus Shalador und der schaunzbärtige Chailloter warfen drei Getreidesäcke hin.
"Das haben sie anscheinend... vergessen abzugeben", bemerkte er grinsend. Rigel rang mit seinen Händen.
"Bitte, Sir, das ist alles, habt ein Herz. Wir haben nichts mehr versteckt", flehte er.
"Sollen wir trotzdem alles durchsuchen?", fragte Wulfhere. Jiriki hielt sich mit einer Meinung zurück, sie war froh wenn sie hier endlich weg waren und zum nächsten Dorf reiten konnten. Ob es da besser sein würde?
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon Malateste » So 5. Nov 2023, 13:09

Die drei grossen Getreidesäcke lagen beinahe anklagend im Staub der Strasse. Rigel schluckte und rang verzweifelt flehend seine Hände während Thorus fragte ob sie trotzdem alles durchsuchen sollten. Malateste holte die Schriftrolle erneut hervor und betrachtete sie.
„Nein, Wulfhere, jetzt ist die Abgabe komplett.“ Der Kriegerprinz atmete tief durch und sein halblinder Blick bohrte sich in Rigel und schweifte dann über das Dorf.
„Warum nicht gleich so Rigel? Du hättest dir und mir viel Mühe ersparen können.“ Beiläufig legte sich die schwere Hand des Kriegerprinzen auf den Knauf des Basilarden. Rigel fiel bei dem Anblick auf die Knie. „Bitte, töten sie uns nicht Prinz, und lasst uns unsere Kinder.“ Malateste beachtete den Dorfsprecher nicht mehr. „Machar, Atur, ladet die Säcke aufs Packpferd, wir sind fertig hier.“
„Prinz, bitte, wir brauchen dieses Getreide, wir verhungern sonst, wir werden sterben.“ Rigel kroch auf den Korporal zu und umfasste mit beiden Händen einen seiner Stiefel, mit angewiderten Blick kickte ihn der Kriegerprinz weg.
„Wenn du das nächste Mal nicht bezahlen kannst werdet ihr auch sterben, ist vielleicht besser als verhungern. Scheint als hättet ihr keine grosse Wahl.“ Gualterio lächelte leicht. „Aber vielleicht können wir euch die Abgabe erlassen, wenn ihr herausfindet wo sich die Rebellen verstecken.“ Der Kriegerprinz räkelte sich mit knirschendem Leder wie eine Katze. „Aufsitzen, es geht weiter.“
Als der Trupp zum Abzug bereit war blickte Malateste kurz zum Brunnen und zapfte sein graues, noch immer halbleeres, Juwelenbecken an ehe er das Zeichen zum Weiterreiten gab.

„Ich bin sicher da wär noch mehr zu holen gewesen“, brummte Thorus auf seinem Pferd das beinahe zu klein wirkte unter dem Körper des blonden Riesen. „Aber der Junge war süss“, warf Brion ein. Die Augen des Kriegerprinzen verengten sich unter dem hochgeklappten Visier seines Schallers.
„Die Bewohner haben ihre Abgaben entrichtet, nichts fehlt mehr. Wenn wir die Häuser durchsucht hätten, wären wir nichts weiter gewesen als feige Banditen. So habe ich dich nicht eingeschätzt Bruder.“ Thorus wandte den Blick verlegen ab. „Und ja Brion…“, fuhr Gualterio weiter. „…der Junge war süss. Mit Betonung auf ‚war‘. Vermutlich wird er den Winter nicht überstehen. Sein Name ist William.“ Die Stimme des Kriegerprinzen wurde eine Spur lauter. „In dem was wir hier tun liegt nicht ein Funken Ehre. Wir pressen hilflosen Landen das letzte Stück Stoff vom Leib. Landen die das Pech haben in der Schneise unseres Vormarsches zu wohnen. Wir tun hier bloss was uns aufgetragen wurde, aber wer von euch noch einen Hauch Anstand besitzt empfindet keinen Spass dabei.“ Malateste wandte sich zu Alvaro und Jardin. „Und das könnt ihr Kommandeurin Frostseel gerne erzählen.“
Die Einheit ritt in ein Wäldchen ein. Es wirkte friedlich, noch nicht vom Krieg versehrt.
„Schilde hoch.“ Malatestes Befehl war kaum verhallt als sich unsichtbare Juwelenschilde verschiedener Stärke um Pferde und Reiter legten. „Rann, Vetinaldi, reitet ein Stück vor und haltet Ausschau nach Spuren.“
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon NSC » So 5. Nov 2023, 13:09

Rigel - Thomas

Mit vor hilflosem Zorn geballten Händen und Tränen der Wut in den Augen blickte Rigel der davonreitenden Soldateska nach. Langsam kamen die Bewohner wieder aus ihren Häusern und ihren Verstecken. Beruhigend legte Lira ihre Hände auf seine Schultern. „Es hat keinen Sinn Mann und es hätte schlimmer kommen können, kein Haus brennt und keiner von uns liegt in seinem Blut.“ „Aber was nützt es uns?“, antwortete Rigel resigniert. „Sie haben unser letztes Korn genommen, wir werden verhungern wie es dieser Albtraumprinz vorausgesagt hat.“ Lira kannte darauf keine tröstende Antwort.
Aruna drehte derweil an der Kurbel des Ziehbrunnens, ihr Herz schwer vor Sorge. William hatte ständig Hunger, sie alle hatten Hunger, die Ernte war nicht sonderlich ertragreich gewesen. Sie sah keine Zukunft für sich, ihren Sohn oder das Dorf. Sogar der Wassereimer schien schwerer zu sein als sonst. Mühsam drehte sie an der Kurbel bis endlich der Eimer in der Brunnenöffnung erschien. Sie hob ihn über den Rand, er war so schwer, und leerte das Wasser in einen Zuber. Aruna schrie vor Überraschung auf als sich mit dem Wasser ein Schwall Gold- und Silbermünzen in den Zuber ergoss. Aufgeschreckt vor Arunas Schrei eilten Rigel und die Dorfbewohner herbei. Voller Staunen betrachteten sie lange den Schatz der auf dem Boden des Wasserzubers lag. Rigel ging in die Knie und holte eine Münze heraus, er konnte es erst glauben als er sie in der Hand hielt.
„Ein Wunder!“, rief er mit heiserer Stimme aus. Lira schluchzte erleichtert auf. „Damit kommen wir über den Winter und können auch die nächsten Abgaben bezahlen, wir sind gerettet!“
Nur Berom blickte nachdenklich dem Trupp nach mit dem breitschultrigen Kriegerprinzen an der Spitze. Er glaubte nicht an Wunder und er hatte Glück gehabt. Vielleicht sollte er seine Waffe in Zukunft nicht im Haus versecken.
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Re: Spion in Loraka

Beitragvon NSC » So 5. Nov 2023, 13:10

Isobel

Isobel wagte erleichtert auszuatmen als Bonderus die Frage des Glaciers ablehnte und antwortete, dass die Abgabe komplett wäre, sie bräuchten nichts mehr zu durchsuchen. Als der Korporal aber seine Hand auf den Schwertknauf legte, glaubte Rigel schon sein Hände zu sehen, fiel händeringend und flehend auf die Knie, bat darum sie alle zu verschonen und ihnen ihre Kinder zu lassen.
Langsam konnte Jiriki das nicht mehr mitansehen, sie verlegte sich darauf wachsam die Umgebung wegen etwaigen Angriffen zu studieren. Es war zwar unwahrscheinlich, aber ein guter Vorwand nicht zu dem flehenden Landen auf Knien zu blicken. Trotzdem hörte sie natürlich was gesprochen wurde. Als der Kriegerprinz zwei der Soldaten befahl die Getreidesäcke aufzuladen, begann Rigel sich auf andere Bitten zu verlegen. Sie dürften ihnen nicht das Getreide wegnehmen, sie würden sonst verhungern und sterben. Jiriki krallte eine ihrer Hände fester um den Sattelknauf, ihr Pferd tänzelte unruhig hin und her, schnaubte. Aber es gab auch nicht viel was sie als Obergefreite machen konnte. Und wenn sie nur einen der Säcke mitnahmen? Vielleicht würde das reichen...
Fragend sah die Pruulerin zu Jason Bonderus, doch dessen Haltung schien eindeutig, denn gerade trat er angewidert den Landen davon, der sich an einem seiner Stiefel festgehalten hatte. Isobel verlor ihren Mut zu fragen, man konnte auch schlecht vor den Landen diskutieren. Nach außen hin mußten sie Einigkeit zeigen. Sie hatte nur gedacht, dass es die vielleicht auch innerhalb des Trupps gäbe.
Der Korporal sagte Rigel noch beim nächsten Mal könnten sie ihnen eventuell die Abgabe erlassen wenn sie herausfinden würden wo die Rebellen sich versteckt hielten. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass die Dorfbewohner auf eine Faust etwas herausfanden, aber vielleicht wußten sie ja bereits etwas und der Hunger würde sie vorwärts treiben, wäre stärker als die wahrscheinlichen Drohungen der Rebellen.
Isobel fragte sich, ob sie bei der nächsten Abgabe hier noch jemanden vorfinden würde. Erst einmal aber ging es jedoch weiter, auch der Korporal schwang sich wieder auf sein Schlachtross und sie entfernten sich langsam von dem Dorf.

Wulfhere spekulierte brummend, dass die Landen gewiss noch mehr gehabt hätten. "Ich hoffe es", murmelte Isobel, denn das würde bedeuten, dass die Dörfler vielleicht noch eine Chance hatten. Ihr Vorgesetzter stieg wieder ziemlich in ihrer Achtung, als er den Glacier zurecht wies, dass sie nicht besser als feige Banditen gewesen wären, hätten sie noch mehr eingetrieben als die Abgaben.
Thorus senkte den Kopf, verstummte. Isobel musterte ihn verstohlen, fragte sich unter welchen Umständen er zur Armee gekommen war und was ihn antrieb. Nicht nur in der Sechsten gab es einstige Verbrecher, Räuber, Banditen. Der Korporal sprach laut aus, dass der Junge William den Winter höchst wahrscheinlich nicht überstehen würde. Das was sie hier taten, wäre ehrlos, sie würden hilflosen Landen auch noch das letzte nehmen. Der Kriegerprinz machte deutlich, dass er es bloß tat weil er Befehlen folgte und jeder, der etwas Anstand besäße, würde keinen Spaß daran haben.
"Können wir denn gar nichts tun?", fragte Isobel. "Wenn wir sie besser behandeln würden, hätten sie vielleicht nicht mehr so viel Angst. Und wenn sie zum Beispiel gerade wegen uns auf die Unterstützung der Rebellen angewiesen sind, warum sollten sie die je ausliefern?"
Die Gruppe Reiter gelangten in einen kleinen Forst und als Bonderus den Befehl gab, hob Isobel rasch einen Schutzschild um sich. Zum Glück hatte sie ihr Mondblut gerade hinter sich. Aufmerksam sah sie sich um, blickte zwischen den Baumstämmen hindurch, wo reges Unterholz und Büsche von giftigen Beeren waren. Langsam ritten Messantia, die Fährtenleserin, und Diego voraus. In Jirikis Nacken kribbelte es leicht, sie packte die unhandliche Lanze fester. Für eine Weile ritten sie weiter bis die beiden Gefreiten um eine Biegung vorausritten, nur einen winzigen Moment außer Sichtweite.
Plötzlich hörte man Messantia aufschreien, ein Schrei, der sofort abbrach. Um sie herum im Unterholz waren nun Signaturen zu spüren, die sich zuvor verborgen gehabt hatten. Hinter den letzten Pferden krachte ein Baumstamm, gespickt mit scharfen Holzspeeren, an Seilen herunter, versperrte den Rückweg.
Als sie um die Biegung zu den beiden anderen kamen, saß jemand hinter Messantia auf dem Pferd, hielt ihr einen Dolch an die Kehle. Diego hatte man von seinem Ross heruntergerissen, er war auf den Knien, während einer der Banditen die Spitze eines langen Speeres an seinen Nacken angesetzt hatte. Drei Männer in abgerissener Leder- und Flickenkleidung standen dabei, zwei mit gespannten Bogen, der dritte mit Krummschwertern. Alle hatten ein Tuch über Mund und Nase gezogen.
So wurde Isobel erst gewahr, dass es sich bei dem Bandit mit dem Speer um eine Frau handelte als sie das Wort ergriff.
"Ist es nich nen bißken früh für Abgaben, Räuberpack?", fragte die Frau, "Aber wir haltn uns auch nich an Termine. Rückt das Zeug raus, un' schmeißt eure klenen Spielzeuge zu Boden. Sons' könnt ihr euch von eurn Kameraden verabschieden. Un fangt gar nich ers an zu glauben, wir hättn nich noch mehr Pfeile auf euch gerichtet."
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