Go to footer

Ein normales Leben





Re: Ein normales Leben

Beitragvon Darken » Mi 1. Mär 2023, 15:05

"Ich hab es selbst gemacht. Also mit ein bißchen Hilfe von einem Ledermacher", gab Tänzer zu. Der hatte Darken die Lederstücke gegeben. Dann war es aber wichtiger den Inhalt des Lederetui zu beschreiben. Die Bilder zeigten zwar immer den gleichen Prinzen, aber durch die Farbgebung, Kleidung, Haltung und Blick konnte man gut die Unterschiede erkennen. Tänzer erklärte die verschiedenen Persönlichkeiten mit ihren kleinen Eigenarten. Er sagte nur nicht viel über sich selbst. Er wusste auch nicht genau was, denn er hatte noch nicht viel Zeit gehabt herauszufinden was er mochte außer Gelüste.
Er fragte dann auch, ob er einen Namen bräuchte, weil Tänzer vielleicht verwirrend sein konnte. Merion widersprach. Tanzen wäre schließlich etwas schönes. "Wir haben das schon lange nicht mehr gemacht", merkte der Prinz an. Eigentlich nur einmal auf Lias Geburtstagsfeier. Musik war gefährlich für ihn, dann hatte er sich nicht unter Kontrolle. Eigentlich war er deshalb in Dea al Mon alles andere als ein Tänzer. "Tänzer ist mehr aus meinem alten Leben. Vielleicht überleg ich mir einen Namen für einen Neuanfang..." Er war sich nicht sicher.

Shardala war sehr verständnisvoll, erklärte, sie wollte Minan bei der Kräuterkunde unterstützen. Der Prinz lächelte. "Danke, das ist nett." Da Lia auf Abstand gegangen war und sie die Heilerin nicht bedrängen wollten, würde Minan womöglich das Angebot von Merions Mutter annehmen. Diese fragte dann nach Hexe und ob dies sein Schwarze Witwe Teil wäre. Sie schien erstaunlich gut damit umgehen zu können. Selbst Darken schien beeindruckt. Es klang aus dem Mund der Dea al Mon, als ob es etwas ganz normales wäre.
Dann halten sie uns nicht für verrückt, Darken.
"Ja, das ist Hexe. Also sie nennt sich so. Sie weiß, dass sie kein Mädchen ist, aber sie wäre eben gern eines... sie glaubt, damit wäre uns nicht passiert, was uns passiert ist. Sie mochte die Kunst und sie wollte Netze weben und all diese Dinge..." Seine Stimme bekam einen melancholischen Tonfall, während er auf das Bild sah. "Sie kommt nicht oft an die Oberfläche. Ich fürchte, als wir zerbrochen sind, hat es sie am schlimmsten betroffen. Sie ist leider... sehr verwirrt." Hexe hatte quasi den Preis dafür bezahlen müssen, dass die anderen ansonsten halbwegs normal waren.
Oh, toll, musstest du mit Hexe anfangen?, schimpfte Darken innerlich. Trotz all des Meckerns schien es ihm unglaublich wichtig zu sein, was Merions Eltern von ihm dachten. Aber Hexe gehörte nunmal dazu. Er war eben zerbrochen und es hatte Spuren hinterlassen.
"Sie hat Merion auch sehr gerne", fügte Tänzer lächelnd hinzu. "Er ist meist das Einzige an was sie sich noch erinnert, wenn sie da ist." Das war etwas besonderes.
Er wandte sich an seinen Freund. "Ich hab zwar verschiedene Facetten, doch ich glaub mein Herz ist sich ziemlich einig was es will. War das kitschig? Ich bin gern kitschig." Er lachte leicht und küsste Merion verspielt. Das wollte er schon die ganze Zeit über tun. Er war viel zu lange ohne Kuss ausgekommen. Mindestens eine Viertelstunde.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11


von Anzeige » Mi 1. Mär 2023, 15:05

Anzeige
 


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Merion » Mi 1. Mär 2023, 15:15

Merion wollte gerne wieder einemal mit Tänzer tanzen. Nur getraute er das sich nicht vor seinen Eltern zu sagen. Nur seine Wangen färbten sich rosa, als er an den letzten Tanz mit dem Prinzen dachte. Das war schon fast mehr Sex als tanzen gewesen. Es hielt sie jedoch noch etwas anderes davon ab, gemeinsam zu tanzen. Merion war sich nicht so ganz sicher was es war, doch manchmal wirkte es ganz so, als hätte sein Freund Angst vor Musik. Zumindest ging er ihr deutlich aus dem Weg.

"Die Kunst nicht mehr ausüben zu können, ist etwas sehr schlimmes", stimmte seine Mutter zu, als Tänzer ihr erklärte, was es mit Hexe auf sich hatte. "Das zerstört viele. Auch wenn ihnen nicht so schlimmes passiert ist wie dir Tänzer. Hier in Dea al Mon geschehen manchmal Unfälle und man muss so viel Kunst einsetzen, um die verunfallten zu retten, dass man sich selbst dabei ausbrennt. Heilerinnen sind in der Hinsicht besonders gefährdet und nicht selten muss man sie von ihren Patienten wegreissen, damit sie ihre Juwelenkraft nicht vollkommen aufbrauchen. Trotzdem geschieht es zwischendurch und leider verkraften das die wenigsten. Es muss sich ganz, ganz furchtbar anfühlen."
Merion hörte seiner Mutter mit grossen Augen zu. Das klang fast so, als hätte sie das einmal erlebt und auch sein Vater nickte zu dem Gesagten ernst. Ob sie jemanden kannten, dem das passiert war? Merion wusste zwar auch, dass man seine Juwelen zu sehr gebrauchen konnte, war er doch oft genug gewarnt worden. Aber diese Intensität war ihm neu und er lernte gerade eine andere Seite seiner Eltern kennen. Eine Seite die ihn merken liess, dass sie ja nicht immer nur Eltern gewesen waren.

"Ich mag es auch, wenn du kitschig bist", erwiderte Merion mit einem verliebten Lächeln und erwiderte den Kuss scheu. Sich vor seinen Eltern zu küssen, war schon etwas peinlich. Händchen halten war in Ordnung, aber küssen war dann doch sehr intim. "Ich mag euch alle auch."
"Ich weiss nicht", warf sein Vater da ernst ein und unterbrach das Geschmuse. "Merion, wird dir das nicht zu viel? Diese... ganzen Persönlichkeiten? Mal bist du mit dem zusammen und dann mit dem und dann wieder mit einem, der gern ein Mädchen wär und dich kaum erkennt? Du hast eine unbeschwerte Jugend verdient und nicht etwas, was die meisten Erwachsenen überfordern würde."
"Ach Teron, sei doch nicht so streng", warf seine Mutter ein.
"Ich bin nicht streng", wehrte dieser ab. "Ich mache mir nur sorgen, dass es Merion irgendwann zuviel wird und er damit nicht mehr klar kommt. Wir alle haben die letzten Monate das auf und ab seiner Gefühle deutlich mitbekommen."
"Das ist eben die Liebe", befand seine Mutter. "Die ist immer so." Oh Dunkelheit war das peinlich. Merion hatte schon ganz glühende Wangen und definitiv keinen Hunger mehr.

"Papa, es ist eigentlich gar nicht so schlimm, wie Tänzer es gerade darstellt", wehrte Merion hastig ab. "Also für ihn ihn ihm drinn schon. Aber für mich ist er immer irgendwie eine Person. Auch wenn er verschiedene Persönlichkeiten mit verschiedenen Vorlieben hat, so ist er trotz allem immer noch ein und die selbe Person. Einmal hat er eben mehr Lust trainieren zu gehen und ein andermal mag er lieber unter einem Baum liegen und ein Buch lesen. Das geht mir doch genau so. Ich habe auch viele Dinge, die ich gerne mache."
Benutzeravatar
Merion
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 446
Registriert: Fr 23. Sep 2022, 21:09


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Darken » Mi 1. Mär 2023, 15:22

Es war schön, dass die Eltern Verständnis hatten und sie nicht gleich, wie Darken befürchtet hatte, herauswarfen. Tänzer hatte gleich gewusst, dass dies übertrieben war. Als Shardala über die Heilerinnen sprach, die sich manchmal so sehr für ihre Patienten verausgabten, dass sie ausbrannten, musste er sofort an Lia denken. Hatte sie ihre Juwelen ausgebrannt oder würde ihre Kraft wiederkommen? Der Prinz wusste, er könnte ihr helfen. Wenn sie ihn nur lassen würde... vielleicht sollte er nochmal versuchen mit ihr zu reden.
Zunächst war dieses Essen und das Gespräch aber wichtiger. Und Merion endlich wieder einen Kuss geben. Sein Gefährte erwiderte es nur scheu. Tänzer realisierte gar nicht, dass es ihm vor Teron und Shardala peinlich sein könnte. Er hätte noch viel mehr machen wollen mit Merion, egal wer zusah, doch Darken hielt ihn davon ab.
Bevor er sich weiter an Merion schmiegen konnte, mischte sich Teron ein. Offensichtlich sah er es nicht ganz so locker wie Shardala und fragte Merion offen, ob ihm das nicht zu viel wäre. Er wäre ja mit einem Jungen zusammen, der ein Mädchen sein wollte und ihn kaum kannte.
Oh nein, er soll uns nicht rauswerfen, flehte Minan innerlich. Ich hab gleich gesagt, dass das eine dumme Idee ist ihnen alles zu sagen, wusste Darken es mal wieder besser, während Tänzer noch dort saß und überlegte wie er Teron für sich begeistern könnte.
"Hexe kommt kaum vor. Dafür sorgen wir.. ich schon", verbesserte der Prinz sich. Es war für ihn befreiend offen über seine Lage reden zu können, so wie er es mit Merion tat, doch er realisierte gerade, dass das den Eltern nur noch mehr Sorgen bereitete.

Teron glaubte, dass Merion bald von den vielen Persönlichkeiten überfordert wäre und es ihm zu viel würde. In den letzten Monaten wäre er so unstet. Daran war Minan wohl nicht ganz unschuldig. Er hoffte, dass Merion ihn immer wollte.
Und wenn Teron recht hat und Merion irgendwann genug von uns hat? Meinst du, irgendjemand sonst will uns? Wir dürfen ihn nicht verlieren. Streng dich mehr an.
Tänzer konnte spüren, wie Darken um die Kontrolle kämpfte, weil er glaubte, es besser machen zu können. Auch das noch.
"Ich versuche so normal wie möglich zu sein. Solange ich nicht aufgewühlt bin, wechseln die Persönlichkeiten höchstens alle paar Stunden oder gar Tage", erklärte Tänzer, "Und wir reden auch nicht über meine Vergangenheit." Da waren sich alle Splitter einig, dass Merion davor beschützt werden musste. Trotzdem hatte sein Freund genug Bruchstücke erfahren. Dabei hatten sie so aufgepasst. Aber das war das Beste, was sie leisten konnten.
Nun verteidigte auch Merion ihn. Für ihn wäre der Prinz eine Person. Er hätte eben unterschiedliche Vorlieben und Stimmungen. Das wäre bei Merion nicht anders. Tänzer lächelte seinen Freund dankbar und verliebt an. Dass jemand ihn unterstützte und verteidigte, sein eigener Freund, es rief ganz unbekannte Gefühle in ihm wach. Dass sie wirklich zusammen gehörten und eine Einheit waren. Wieder fasste er Merions Hand.
"Ihr habt euch vielleicht eine andere Beziehung für euren Sohn vorgestellt, aber wir sind glücklich." Es hatte wohl schon viel Drama gegeben und sicherlich auch wegen seinen verschiedenen Splittern und weil er nichts von einer Beziehung wusste. Er hatte Merion betrogen und ihm wehgetan. Aber Tänzer sagte sich, dass das nun hinter ihnen lag und er langsam wusste wie man mit jemandem zusammen sein konnte.
"Kann ich irgendetwas für dich tun, damit du weniger Sorgen hast, Teron?", fragte er. "Wir können zusammen jagen gehen." Hatte Teron das nicht vorhin vorgeschlagen? Tänzer glaubte, wenn der Krieger erst einmal etwas Zeit mit ihm verbrachte, würde er ihn bestimmt mögen.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Merion » Mi 1. Mär 2023, 15:44

"Ja, so glücklich miteinander, dass du meinen Sohn schlagen musst", meinte sein Vater verschlossen, lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme. Verwirrt blickte Merion seinen Vater an und verstand nicht, warum er so wütend war deswegen. Natürlich, es war nicht richtig gewesen, aber Darken und er hatten das geregelt. Papa musste sich keine Sorgen deswegen mehr machen. Darken würde ihn nicht mehr schlagen und Tänzer bot an, dass sie doch gemeinsam etwas unternehmen könnten, damit Teron sich davon überzeugen konnte, dass Merion von Tänzer aus keine Gefahr drohte.

"Für mich tun?" fragte sein Vater überrascht und seine Miene verfinsterte sich zusehends. "Vorhin hast du doch noch gesagt, dass dir jagen zu anstrengend sei und Darken das lieber machen würde. Abgesehen davon, das ich dir eine ganz andere Jagd angeboten habe. Aber..."
"Teron, lass es gut sein", schaltete sich seine Mutter sanft ein. "Merion weiss, was er tut und ist alt genug dafür."
"Nein, Shardala, das weiss er nicht", wehrte sein Vater ab, hatte die Hände längst nicht mehr verschränkt, sondern hilflos zu Fäusten geballt. "Merion, ich weiss, du bist in einem Alter, in dem man gerne ausprobiert und sorglos das Leben geniesst", wandte sein Vater sich wieder an ihn. "Doch dir wird das nicht vergönnt sein. Du kannst nicht länger auf unseren Rückhalt zählen und musst alleine klar kommen. Du brauchst einen Gefährten, der dich unterstützt und keinen, der dich verprügelt, dich runter zieht und selbst deine Hilfe braucht. Du wirst schon genügend Kraft brauchen, auf Lariel aufzupassen, wenn wir..."
"Teron, es reicht", schnitt seine Mutter seinem Vater scharf das Wort ab. "Nicht so", fügte sie milder an, nachdem Teron seinen Mund zugeklappt hat. Verwirrt schaute Merion zwischen seinen Eltern hin und her, schmiegte sich etwas verloren an seinen Freund. Er verstand überhaupt nicht, was hier los war. So hatte er seine Eltern noch nie erlebt.
Benutzeravatar
Merion
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 446
Registriert: Fr 23. Sep 2022, 21:09


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Darken » Mi 1. Mär 2023, 15:45

Wie sehr Tänzer sich auch bemühte und charmant war, Teron war nicht zu erweichen. Die Enthüllung über Minans Vergangenheit und seine Persönlichkeitsstörung, schien ihn eher noch gegen den Prinzen zu verhärten. Er machte sich bestimmt nur Sorgen um Merion, dachte Tänzer. Darken glaubte es nicht. Er glaubte, dass seine Befürchtungen eintraten und Teron ihm den Umgang mit Merion verbieten würde. Minan bekam Angst, weil Teron immer ablehnender wurde.
"Es war ein Fehler", stimmte Tänzer zu, dass er Merion geschlagen hatte. Er mochte überhaupt keine Gewalt. "Es war kein gezielter Schlag." Teron war nicht dabei gewesen. "Ich schlage ihn gewiss nicht mehr."
Vermutlich würde Teron ihm das aber nicht glauben. Es war sicher schwer für ihn. Um den Dea al Mon für sich zu begeistern, bot Minan ihm an, dass er mit ihm jagen gehen würde oder was auch immer er mochte.

Teron nahm das nicht gut aus. Sein eigentlich scharf geschnittes, hübsches Gesicht verdüsterte sich. Tänzer lächelte verzeihend, obwohl der Krieger ihn angriff, dass er doch gar nicht jagen gehen wollte.
"Ich probiere gerne etwas neues aus", erwiderte der Prinz ruhig. "Auch wenns anstrengend ist."
Merions Mutter unterbrach Terons Vorwürfe, dass Merion schon wüsste was er täte.
Für den Vater war es nicht genug. Seiner Meinung nach war Merion mit Minan kein sorgloses Leben vergönnt.
Darken wurde sofort wütend, wollte den Vater am liebsten gleich angehen und es kostete Tänzer Mühe ihn im Zaum zu halten.
"Wir haben viel Spaß. Bestimmt genauso viel wie andere Pärchen", verteidigte Tänzer. Er wusste langsam nicht mehr was er sagen sollte. Dass man ihn nicht mochte und angriff, kannte er nicht. Ablehnung tat weh. "Ich möchte doch auch, dass mein Freund glücklich ist...", fügte er leiser und mit traurigem Lächeln hinzu.
Teron sprach ungehindert weiter, dass Merion nicht immer auf den Rückhalt seiner Familie zählen konnte. Er müsste alleine klar kommen.
Was meinte er damit? Es klang fast so, als wären die Eltern in Zukunft nicht mehr für ihn da. Das konnte doch nicht sein. Tänzer verstand nicht, was los war. Er legte seinen Arm liebevoll um Merions Schultern.
Terons Worte wurden immer härter. Merion bräuchte keinen Gefährten, der ihn verprügelte, ihn runterzog und selbst Merions Hilfe bräuchte.
Lass mich raus, ich zeig ihm wie hilflos ich bin, der Arsch!, wütete Darken. Tänzer atmete tief durch, sagte nichts mehr. Was hätte er sagen sollen? Es war dann Shardala, die Teron abschnitt und fand, dass genug gesagt worden wäre.
"Warum kann Merion nicht auf euren Rückhalt zählen?", fragte der Prinz leise, "Er ist immer noch euer Sohn und braucht euch. Wir haben uns verliebt. Er wollte euch damit nicht weh tun."
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Merion » Mi 1. Mär 2023, 15:49

Merion schmiegte sich trostsuchend an Minan, merkte gar nicht so recht, wie sehr er sich an ihn ihn kuschelte oder dieser seinen Arm um ihn legte. Das Verhalten seiner Eltern schüchterte ihn ein. So kannte er sie gar nicht. Ja, sein Vater war verschlossen und wortkarg, dennoch hatte Merion einen guten Draht zu ihm und verstand ihn meistens. Er fühlte sich von ihm beschützt und gefördert. Nun fühlte er sich zwar nicht verlassen, doch ihm die Situation gefiel ihm überhaupt nicht.

"Das meinte Teron nicht, Tänzer", erklärte seine Mutter sanft, nachdem sie ihren Gefährten mit einem strengen Wort zum Schweigen gebracht hatte. Der Krieger gehorchte, blieb stumm sitzen und nur sein unsteter Blick verriet, wie aufgewühlt er selber war. "Merion hat uns weder damit verletzt, dass er sich für einen Jungen entschieden hat." Merion wurde rot, fühlte sich ertappt und barg kurz sein Gesicht an Tänzers Hals. Er konnte gar nicht glauben, dass ihn das je mal beschäftigt hatte. Inzwischen war es für ihn das natürlichste der Welt, dass er Männer attraktiv fand.
"Noch hat er uns damit enttäuscht, dass er dich zu seinem Gefährten erwählt hat, Tänzer", fuhr seine Mutter fort und streichelte dem Prinzen kurz über die Schultern. "Merion kann immer auf Terons Rückhalt zählen. Es ist meine Schuld, dass Merions Vater dies bald verwehrt werden wird." Teron senkte den Blick.

"Mama? Was redest du denn da?" fragte Merion verwirrt und löste sich etwas von Tänzer. "Was soll das bedeuten."
"Wir wollten es eigentlich euch beiden sagen, Merion, also sage Lariel noch nichts davon", bat seine Mutter. "Aber ich habe mich dazu entschieden, Königin Sitara zu begleiten, wenn es soweit ist und dein Vater wird mich begleiten, um mich zu schützen." Verständnislos blickte Merion seine Mutter an und begriff nicht, was sie ihm sagen wollte. Königin Sitara ging weg? Minan hatte gar nichts gesagt. Wohin ging sie denn? Und warum wollte seine Mutter dahin mit. Sie kannte die Königin doch gar nicht so gut. Dass sein Vater seine Gefährtin beschützen wollte, war normal für Merion. Doch er verstand nicht, wieso das so entgültig klang. Warum das fast so wie ein Abschied für immer klang. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

"Nein!" rief er aufgebracht und sprang auf. "Nein, Mama, das darfst du nicht tun. Das ist meine Aufgabe. Das sollte ich tun, nicht du. Ich werde die Königin begleiten."
"Deine Ausbildung ist noch nicht fertig, mein Schatz", widersprach seine Mutter zärtlich. "Du bist noch so jung und hast keinerlei Erfahrung als Kämpfer. Es gibt hier genügend zu beschützen."
"Du aber auch nicht, Mama", widersprach Merion heftig. "Du bist eine Heilerin."
"Genau deswegen werde ich gebraucht."
"Aber..."
"Dein Vater wird mich beschützen, so wie du Lariel beschützen wirst."
"Ich sollte die Königin beschützen", entgegnete er heftig und zitterte am ganzen Leib, konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, ob der schrecklichen Erkenntnis was sein Eltern gedachten zu tun. "Ich... ich habe keinen Hunger mehr. Darf ich gehen?" Seine Mutter nickte verständnisvoll und ab da hielt ihn nichts mehr rauszurennen, schnell in den dunklen Wald hinein, um da irgendwie etwas Ruhe zu finden. Er bekam gerade einfach keine Luft.
Benutzeravatar
Merion
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 446
Registriert: Fr 23. Sep 2022, 21:09


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Darken » Mi 1. Mär 2023, 15:51

Shardala stellte klar, dass sie nicht verletzt waren, weil Merion sich für Jungen interessierte oder weil er Minan zum Freund hatte. Dabei streichelte sie dem Tänzer über die Schulter. Der Prinz kannte diese liebevolle Geste kaum, genoss es aber. Trotzdem war er verwirrt. Das Abendessen entwickelte sich in völlig ungeahnte Bahnen.
Besonders, als die Heilerin davon begann, dass Teron wegen ihr Merion nicht länger unterstützen könnte. Weder Merion noch Minan verstanden wie sie das meinte. Der Krieger fragte angespannt nach. Auch Tänzer spürte, dass etwas sehr ernstes hinter den Worten lag. Etwas gefährliches.
Dann eröffnete Shardala, dass sie Eoshan begleiten würden, wenn es soweit wäre. Der Krieg. Sie ziehen in den Krieg, wusste Darken sofort. Vielleicht spürten sie es als Schwarze Witwe oder Darken wusste es, weil er ständig davon träumte. Dea al Mon wirkte so friedlich und abgeschieden, aber sie hatten die Auswüchse der Bedrohung bereits kennengelernt. Er trug ein Netz in sich, damit man ihm im Verzerrten Reich nicht fand, denn die Gefahr war sehr real.
Aber wieso mussten ausgerechnet Merions Eltern gehen?

Als Merion begriff, was sie meinte, schrie er auf und verlangte, dass sie hier bleib. Wenn, wäre es Merions Aufgabe als Wächter an Eoshans Seite zu sein. Das gefiel widerum dem Tänzer überhaupt nicht. Merion sollte nicht in Gefahr geraten. Der Krieg war grausam. Es war besser hier in Dea al Mon in Sicherheit zu sein.
Shardala hatte ein anderes Argument dafür. Merion wäre zu jung und noch in der Ausbildung. Er würde hier gebraucht. Minans Gefährte wollte das nicht glauben und vor allem wollte er nicht, dass seine Eltern gingen. Sie schienen ihre Entscheidung aber schon lange getroffen zu haben.
Merion war aufgesprangen und sobald er durfte, rannte er aus dem Wohnzimmer und draußen. Ohne, dass Tänzer es hätte verhindern können, übernahm Darken die Kontrolle. "Merion, warte!" Er folgte seinem Freund sofort. Der tiefe Abend hatte sich über den Wald gelegt. Zwischen den Baumhöhlen und hölzernen Stegen schimmerten die Lichter verträumt. Blätterrascheln begleitete sie.
Darken versuchte Merion einzuholen, der auch dann nicht stehen blieb, als er bei ihm war. Der Prinz konnte verstehen, dass Merion es nicht mehr ausgehalten hatte zuhause. Wieso verließen die Eltern Merion? Das war nicht fair.
Sie eilten einige Wendeltreppen hinunter. Merion wollte eindeutig raus aus der Stadt. Je weiter sie nach unten kamen desto dunkler wurde es. Eine Leiter folgte, noch eine Treppe und dann der Aufzug, wo Merion zwangsläufig warten musste und Darken ihn einholte. Er sagte nichts. Er wollte nur für seinen Freund da sein. Darken kannte das Gefühl, wenn einem alles zu viel wurde und seine Hilflosigkeit und Wut irgendwie loswerden musste.
Sie stiegen in den Aufzug. Die Dunkelheit und das schwache Licht von oben ließ Merions Haar silbern wirken. Sein Gesicht spiegelte Verwirrung, Wut und Entsetzen wider. Was sagte man in so einer Situation? Darken wollte ihn trösten, doch er wusste nicht wie. Ob man die Eltern umstimmen könnte? Man musste doch irgendwas tun können. Darkens erster Impuls war zumindest, sich das nicht gefallen zu lassen.
"Ganz schön heftig, dass einfach so auf dir abzuladen", sagte er dann. "Ich will auch nicht, dass meine Schwester geht." Sie war zwar nicht seine richtige Schwester, doch er fühlte so. Der Prinz ging oft zu Eoshan, wenn er mit irgendetwas nicht weiter wusste. Dann saßen sie mal wieder bei ihm oder ihr zusammen, tranken Kakao und machten sich einen schönen Abend. Allein wenn sie jetzt nach Nharkhava aufbrach, übermorgen schon, brachte sie sich in Gefahr.
"Vielleicht kommts nicht zum Krieg", sagte er, obwohl er das nicht glaubte. Er wollte nur Merion beruhigen. Ob er ihn umarmen sollte?
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Merion » Mi 1. Mär 2023, 15:52

Merion wollte nicht warten. Er wollte weg. Wollte seiner Angst davon rennen und wieder zu Luft kommen. Nur Darken wollte er nicht davon rennen. Es war schon schön, ihn an seiner Seite zu spüren. Deswegen wählte er auch Wege, auf denen der Prinz ihm folgen konnte, nahm Treppen, anstatt sich runter zu hangeln und zu springen. Bis er schliesslich einen Aufzug nehmen musste. Beim ersten, auf den er traf, hatte er jedoch noch keine Geduld und rannte zum nächsten, der noch etwas weiter aus der Stadt führte.

Da erst schaffte er es inne zu halten. Sofort waren seine Gedanken wieder da, als er sich nicht mehr auf den Weg konzentrieren musste. Seine Eltern wollten in den Krieg ziehen. Sie würden gehen und nicht wieder kommen. Merion bekam kaum mehr Luft. Das tat so weh. So unglaublich weh. Er wusste gar nicht, wie er mit dem Schmerz fertig werden sollte. Er konnte seine Eltern doch nicht einfach verabschieden und ziehen lassen.

"Geh jetzt nicht schon wieder meine Eltern an", fuhr er Darken an, als dieser sie beschuldigte, dass es ganz schön heftig wäre, das einfach alles bei ihm abzuschieben. Sie wollten ihn und Lariel nur beschützen. Sie hatten es ihm auch nicht so sagen wollen. Sein Vater hatte sich nur so viele Sorgen um ihn gemacht, dass er sich verraten hatte. Darken lag ganz falsch. Seine Eltern waren die Besten, die es überhaupt ging.

"Ich auch nicht", beteuerte er zu, wurde ruhiger, weil er Darken nicht verletzen wollte, der ja auch jemanden hatte, den er liebte und der in den Krieg zog. Auf seine Weise liebte der junge Krieger Eoshan ja auch. Jeder Dea al Mon liebte die Königin. Deswegen war sich Merion so sicher, dass Lady Sitara wieder zurück kommen würde. Und wenn sie die Einzige wäre. Sie war die Königin, ihr aller Herz. Sie würden sie mit aller Macht beschützen und dafür sorgen, dass sie heil wieder nach Hause kam.

"Vielleicht", murmelte Merion wenig hoffnungsvoll. Inzwischen hatten sie den Aufzug betreten und fuhren nach unten. Der Krieger hielt es kaum aus in der kleinen, engen Kiste. Er wollte in den Wald, brauchte Bewegung. "Ich werde einfach gehen", beschloss er schliesslich. "Wenn ich weg bin, werden sie Lariel nicht alleine lassen. Meine Mutter ist Heilerin und mein Vater ist Jäger. Sie beide zusammen haben weniger Kämpferausbildung als ich alleine. Es ist meine Aufgabe Dea al Mon zu schützen. Dafür habe ich mich vorbereitet. Ich muss einfach früher als die anderen gehen. Dann werden sie zuhause bei Lariel und in Sicherheit bleiben."
Benutzeravatar
Merion
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 446
Registriert: Fr 23. Sep 2022, 21:09


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Darken » Mi 1. Mär 2023, 15:53

Merion brauste sofort auf, als Darken was über die Eltern sagte. Das Abendessen hatte es in sich gehabt. Und nur weil der Vater sich um Merion sorgte, hätte er Tänzer nicht so angehen müssen. Darken hätte ihm am liebsten eine runtergehauen, doch das hätte wohl endgültig bewiesen, dass er ein Schlägertyp war. Wie sollte er erklären, dass er es gewohnt war Gewalt anzuwenden (oder zumindest zu versuchen), weil seine Worte nie Gehör gefunden hatten.
Naja, was er über die Eltern dachte war jetzt nicht wichtig. Wichtig war, sich um Merion zu kümmern. Sein Freund machte sich große Sorgen, war aufgewühlt und wütend vor Verzweiflung. Darken versuchte ihn zu verstehen, erwähnte deshalb seine Schwester. Merions Eltern wären nicht die einzigen, die losziehen würden.
Der Prinz ging sogar so weit zu sagen, dass es vielleicht keinen Krieg geben würde. Ja, klar, als ob Sion einfach so friedlich von seinem Thron steigen würde. Wenn er könnte, würde er diese Welt komplett unterjochen. Wie nah sie alle am Rande einer furchtbaren Zukunft waren, wollte er Merion jedoch nicht sagen. Hier im Wald schienen die Probleme anderer so fern, dass viele Dea al Mon immer noch glaubten, dass sie hier unantastbar wären.

Der Aufzug fuhr langsam nach unten. Merion starrte hinaus in die Dunkelheit ehe er beschloss, auch in den Krieg zu ziehen. Wenn er früher ging, hätten seine Eltern gar keine andere Wahl als zuhause zu bleiben. Der Krieger pochte auf seine Kämpferausbildung, die besser wäre, als das was Shardala und Teron zusammen vermochten.
"Und mich lässt du auch zurück?", fragte Darken, trat neben ihm. "Keine Chance, Süßer." Er würde Merion nicht alleine lassen. Oh, Darken juckte es auch loszuziehen. Er wollte kämpfen und etwas beitragen. Er wollte Dea al Mon beschützen.
"Es geht nicht darum, wer besser kämpfen kann. Deine Eltern haben Erfahrung, sie können vielleicht damit umgehen. Ein Krieg ist... wenn du die Bilder sehen könntest, die ich sehe..." Der Prinz suchte nach Worten.
"Du würdest andere Menschen töten. Du würdest schreckliche Dinge sehen und für immer verändert sein. Willst du das?" Eindringlich sah er Merion an. "Hey, ich bin stets fürs Kämpfen, glaub mir, aber das... das is ne Nummer zu groß für uns beide", musste er zugeben. Er wollte Merion nicht in diesem Krieg sehen. Niemals. "Doch ich habe gesehen wie Sion fällt. Ich bin der einzige, der es gesehen hat und deswegen werde ich da draußen gesucht. Wir werden gewinnen. Ich bin mir sicher."
Dann kamen sie unten auf dem Waldboden an. Ein Wächter stand in der Nähe, nickte ihnen zu. Zweifelsohne würde der den Eltern berichten, doch das war Darken egal. Ihm gefiel es auch nicht ganz nachts in den Wald zu gehen. Er wollte keinem Wolf begegnen. Trotzdem würde er Merion nicht alleine losziehen lassen.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Merion » Mi 1. Mär 2023, 16:05

"Du bist hier in Sicherheit", wehrte Merion Darkens Argument ab, dass er ihn hier zurück lassen würde. War es schlecht, dass er es schön fand, wie Darken es ihm verbot und Ansprüche stellte. "Es wäre ja nicht für immer." Merion war sich sicher, dass er wieder zurück kehren würde. Vielleicht nicht unverletzt, doch er würde auf jeden Fall wieder zu seinem Gefährten zurück kehren. "Wir wollen schliesslich mal noch zusammen ziehen." Oh und richtigen Sex haben. Hastig wandte er seinen Kopf ab und war froh, dass man in der Dunkelheit seine roten Wangen nicht sah.

"Du könntest mir zeigen, was du siehst", versuchte er seinen Freund zu überreden. "Es nützt doch nichts, wenn man mit Krieg umgehen kann, ihn aber nicht überlebt. Darken, mein Vater ist Jäger, kein Kämpfer. Wie sehr wird er so meine Mutter beschützen können. Wenigstens er sollte hier bleiben." Nein, am liebsten sollte niemand gehen müssen. Merion floh aus dem Aufzug, sobald sie unten waren, nickte dem Wächter nur flüchtig zu und suchte die Dunkelheit zwischen den Bäumen.

"Ich will die schrecklichen Dinge nicht tun, von denen du erzählt hast", gab er dabei Darken zu. "Aber noch weniger will ich das meinen Eltern zumuten. Das ist doch für jeden zu gross. Nur irgendwer muss es tun." Er glaubte Darken sofort, dass das eine Nummer zu gross für ihn wäre. Doch davon durfte er sich nicht abschrecken lassen. Wenn er einfach nur seinen Teil dazu beitrug, dann würden sie alles das überstehen können." Mit wilder Hoffnung in den Augen blickte er seinen Gefährten an, der ihm versicherte, dass sie gewinnen würden, da er gesehen hätte, wie Sion falle. Selbst wenn er der einzige war, der das gesehen hatte. Merion zweifelte nicht daran, dass es so sein würde.
"Ich will sie nur nicht verlieren", gestand Merion zitternd und blieb endlich einmal zwischen Büschen und Farnen stehen. Es war so stockdunkel, dass selbst er als Dea al Mon den nächsten Baum kaum erkannte. Aber gerade deswegen fühlte er sich gut in dem Wald aufgehoben und umarmt. "Ich hab sie so lieb, Darken. Auch wenn du es nicht sehen kannst. Sie sind gute Menschen. Ich will sie nicht verlieren."
Benutzeravatar
Merion
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 446
Registriert: Fr 23. Sep 2022, 21:09


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Darken » Mi 1. Mär 2023, 16:06

So leicht ließ sich sein Freund nicht von seinem Vorhaben abhalten. Es klang, als wollte er sofort als erster los in den Krieg stürmen. Eifrig und mit jugendlichem Selbstvertrauen war er überzeugt, dass er schnell wieder zurückkehren würde, damit sie dann zusammen ziehen konnten.
"Ich darf den Wald nicht verlassen, Jonaels Reise war eine Ausnahme." Und schon gefährlich genug, obgleich Darken sich hier relativ sicher fühlte und bezweifelte, dass auch noch irgendwer nach ihm suchte. "Und ich will nicht, dass du gehst. Wenn, dann will ich mit dir kämpfen. Seite an Seite." Das würde nur niemals möglich sein. Darken würde nie die Möglichkeit haben ein Wächter wie Merion zu werden. "Als Wächter bist du da Dea al Mon zu verteidigen. Du wirst hier gebraucht, um den Wald zu schützen. Es müssen doch auch fähige Männer hier bleiben" argumentierte er.
Lass nicht zu, dass er geht, er darf nicht gehen, flehte Minan aufgelöst.

Der Prinz schüttelte energisch den Kopf, als Merion die Bilder vom Krieg sehen wollte. "Es reicht, wenn ich jede Nacht Albträume habe. Ich bins gewohnt. Du musst dir das nicht aufladen", lehnte er ab. Merion ließ nicht locker und befürchtete, dass sein Vater als Jäger nicht gut genug kämpfen könnte. So könnte er Shardala ja auch nicht richtig beschützen.
Dann eilte er aus dem Aufzug und weiter zwischen die dicht stehenden Bäume. Das Unterholz und Blätterwerk war nur noch in dunklen Umrissen zu erahnen. Angespannt lauschte Darken. Zur Sicherheit stimmte er sich auf die umstehenden Bäume ein, die ihm nun schon sehr vertraut waren. So folgte er seinem Gefährten, entfernte sich ein Stück von der Stadt.
Energisch sprach Merion weiter. Er wollte seinen Eltern dies nicht zumuten. Stattdessen wollte er kämpfen und das würde dann schon alles richten oder wie? Komische Logik.
"Meinst du denn, deine Eltern bleiben still sitzen, wenn du heimlich abhaust? Ne, die werden dir nachfolgen. Notfalls indem ich es ihnen sage", entgegnete Darken unnachgiebig. Er hatte keine Probleme damit der Buhmann zu sein, wenn es Merion retten würde.
Endlich sank die Aufgebrachtheit bei dem Krieger. Er blieb stehen, starrte in die Schwärze, zitterte. Er wolle sie nicht verlieren, sagte er. Er hätte sie so lieb. Darken schmerzte es, Merion so zu sehen. Konnten die Eltern nicht hierbleiben? Soweit er wusste, ließ Familie einander nicht im Stich.
Der Prinz trat zu ihm, legte den Arm um ihn, um Merion an sich zu drücken. "Ich weiß..", erwiderte er mit ungewöhnlich sanfter Stimme, "Ich weiß... hörmal, vielleicht muss Dea al Mon gar nicht ausrücken. Ich sollt dir das nicht sagen, aber... Eoshan reist übermorgen mit ihrem Blutdreieck los, um sich mit anderen Königinnen zu treffen. Die schmieden eine riesige Allianz", versuchte er Merion Mut zu machen, obwohl er tief in sich drin ein unheimlich schlechtes Gefühl für das Treffen hatte. Irgendetwas würde in Nharkhava passieren. Er wollte nicht, dass Eoshan ging, verstand aber, dass sie keine andere Wahl hatte.
"Und selbt wenns zum Krieg kommt und deine Eltern gehen... deine Mutter ist ja Heilerin. Die wird nicht an der Front sein. Eher weiter hinten bei den Versorgungslagern und Feldlazeretten. Da passiert doch nicht so viel." Es war ein schwacher Trost. Verflucht, er war eben nicht gut im Trösten. Was sollte er sonst sagen?
"Womöglich kann ich irgendwas im Verzerrten Reich sehen... ich kanns aber nich versprechen, ich kann das nicht steuern", wandte der Prinz ein.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Merion » Mi 1. Mär 2023, 16:09

Er wollte schon leidenschaftlich einwenden, dass jemand auf seine Schwester aufpassen musste und seine Eltern ihm deswegen nicht nachreisen konnten, als Darken noch etwas anfügte, was ihn seinen Mund sofort wieder zuklappen würde. Darken wollte es seinen Eltern verraten, wenn er sich heimlich davon schlich. Darken wollte es einfach seinen Eltern sagen! Wie konnte er nur? Dann würde er eben noch nicht einmal Darken etwas davon sagen, wenn es soweit war.

Dennoch schmiegte er sich sehnsüchtig an Darken, als dieser ihn in den Arm nahm. Wirklich böse konnte er seinem Freund nicht sein. Darken machte sich wohl auch nur Sorgen um ihn, so wie Merion sich um seine Eltern sorgte. Merion wollte ja auch nicht, dass Darken mit in den Krieg zog. Der Prinz hatte schon viel zu viel miterleben müssen.
"Nicht?" fragte er hoffnungsvoll nach, als Darken sich überlegte, dass Dea al Mon womöglich doch nicht in den Krieg ziehen musste. Allerdings zerstörte Darken seine Hoffnung dann ziemlich schnell. "Eine Allianz? Dass heisst, wir werden in den Krieg ziehen. Weisst du, wann es das letzte Mal eine Allianz mit der Dea al Mon mit anderen Völkern gegeben hat? Das... das ist schon so lange her, dass selbst die Langlebigen uns nur für Mythen und Legenden halten. Sollten wir uns tatsächlich mit jemandem verbünden, werden wir nicht zurück stehen." Aufgebracht löste er sich von Darken und ging einige Schritte tiefer in den Wald. Nicht bewusst. Er brauchte nur etwas Bewegung, um einen klaren Kopf zu behalten.
"Sie kann doch auch in einem Lazarett am Waldrand dienen", überlegte Merion. "Da muss sie nicht mit nach Dhemlan. Wenn du etwas siehst und es mir sagst, wäre sehr lieb. Oh, aber ich will nicht, dass du dich meinetwegen im Verzerrten Reich in Gefahr begibst. Ach, nein, das Beste wird sein, wenn sie gar nicht erst geht." Er musste das verhindern. Er war ein Wächter. Er sollte mitgehen. Morgen musste er dringend mit den anderen in seiner Ausbildung darüber reden. Die sahen das sicherlich auch so wie er. Wenn sie gemeinsam bei der Königin vorsprachen, oder schon einmal vorreisten, könnten sie vielleicht verhindern, dass ihre Eltern sich in Gefahr begaben.
Benutzeravatar
Merion
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 446
Registriert: Fr 23. Sep 2022, 21:09


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Darken » Mi 1. Mär 2023, 16:10

Leider erwischte Darken ausgerechnet die falschen Argumente. Merion wertete die Bildung der Allianz als sicheres Zeichen, dass Dea al Mon nun doch in den Krieg ziehen würde. Wenn die anderen Bündnispartner kämpfen würden, würde Dea al Mon nicht zurückstehen. Die letzte Allianz wäre so lange her, dass die meisten Dea al Mon nur für Sagen hielten.
"Oh ja, ich hätte niemals geglaubt, dass es so jemanden wie dich geben könnte", entgegnete der Prinz mit dem Anflug eines Grinsens. Aber es war wohl nicht die Zeit für Scherze.
Merion fand, dass seine Mutter höchstens am Waldrand arbeiten könnte. Sie sollte nicht nach Dhemlan.
"Mir droht keine Gefahr im Verzerrten Reich", beruhigte Darken ihn, "Ich habe ein Netz von Eoshans Oma, das mich verbirgt und als Zerbrochener kann ich viel tiefer ins Reich als alle anderen. Niemand kann mich dort aufspüren." Es war seltsam im Verzerrten Reich zu sein. Manchmal beobachtete er andere Schwarze Witwen, wollte sie warnen, doch es gelang ihm nicht.

"Bis es zu einem Krieg kommt, kann es noch Monate dauern. Bis dahin kann sich so vieles ändern. Red doch erstmal mit deiner Mutter, was und wo genau sie sein würde. Es ist sicher nicht so schlimm wie du denkst." Er sagte das nur, um Merion was runterzubringen. Darken befürchtete, dass Merions Eltern sich in Gefahr bringen würden. So war das eben im Krieg. Es zählte keine Erfahrung oder Können. Es zählte Glück. Ohne das war man schneller ein Schmierfleck am Boden als man denken konnte. Aber all das konnte Darken Merion nicht sagen. Sein Freund würde noch durchdrehen.
Siehst du, es ist nicht immer gut schwarz zu malen, erinnerte Tänzer ihn. Am besten lenken wir ihn ab.
So streichelte er Merion über die Wange, versuchte ihn davon abzuhalten noch weiter in den Wald zu gehen. Es war dunkel und der Wald im Dunklen schmeckte dem Prinzen überhaupt nicht.
"Hey... deine Eltern bleiben noch lange hier. Bis dahin fällt uns noch was ein. Aber wehe, du kratzt irgendwann einfach so die Kurve ohne mir was zu sagen", schärfte er Merion ein. "Wenn du ne Dummheit begehst, will ich dabei sein." Er küsste ihn sachte auf die Lippen.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Merion » Mi 1. Mär 2023, 16:59

"Bist du sicher?" fragte Merion. Der junge Krieger blieb wieder stehen, drehte sich zu seinem Gefährten um und sah ihm eindringlich in die dunklen Augen. "Das Verzerrte Reich ist doch gefährlich. Wenn du tiefer in das Reich kannst, kannst du dich doch auch besser darin verirren." So genau kannte Merion sich da nicht aus. Aber natürlich hörte man Geschichten. Geschichten, die sehr unheimlich waren. Nur dass Königin Sitara, also die ältere, ein Netzt für seinen Gefährten gewebt hatte, liess Merion nicht dauernd Angst um ihn haben.

"Mama ist immer so impulsiv", klagte Merion Darken sein Leid. "Ich kenne sie. Jetzt kann sie noch so sehr versprechen, sich an einem sicheren Ort aufzuhalten. Da wo die Verletzten und die Heilerinnen beschützt werden. Aber dann hört sie wen schreien oder bekommt mit, dass es woanders noch mehr Verletzte gibt, die keine Heilerin haben und prompt rennt sie los. Oder sie verausgabt sich und brennt sich aus." Merion blinzelte heftig und nagte besorgt an seiner Unterlippe. Dass es noch lange bis zum Krieg war, tröstete ihn im Moment gar nicht. Es gab ihm höchstens die Gelegenheit, bis dahin mit seiner Ausbildung fertig zu werden. Dann könnten seine Eltern ihm nicht mehr sagen, dass er nicht gehen dürfte.

"Ich kann dich doch nicht mitnehmen", wehrte Merion ab, blieb aber ruhig stehen und genoss erschaudernd, wie Darken ihm über die Wange streichelte. Das tat gut und tröstete irgendwie. Gab ihm etwas Ruhe und Atem. "Du kämpfst viel zu unfair. Die armen Dhemlaner hätten gar keine Chance mehr", scherzte er traurig, weil Darken ihn immer aufzog, dass er zu anständig kämpfen würde. Aber doch nur, weil er Darken nicht ernsthaft weh tun wollte. Verzweifelt und sehnsüchtig erwiderte er den Kuss stürmisch. Bewusst versprach er Darken nicht, dass er nicht doch irgendwann ohne ihn gehen würde. Darken wollte er nämlich genau so wenig auf dem Schlachtfeld wissen, wie seine Eltern.
"Lass uns heute Nacht miteinander schlafen", bat er mit schwerem Atem, als Darken den Kuss gelöst hatte. Wobei der unschuldige Krieger tatsächlich nur an schlafen und an die Nähe zu seinem Freund dachte. Er wollte gerade einfach nicht alleine sein.
Benutzeravatar
Merion
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 446
Registriert: Fr 23. Sep 2022, 21:09


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Darken » Mi 1. Mär 2023, 17:03

"Ich bin schon seit ich ein kleines Kind war im Verzerrten Reich gewesen. Ich kenn mich aus dort. Das war sehr lange mein einziges Zuhause." Und oft hatte er nicht wieder hervorkommen wollen, hätte sich liebend gerne darin verloren, doch Talian hatte ihn immer wieder hervorgerissen. Das brauchte Merion allerdings nicht zu wissen. Auch nicht, dass es als Zerbrochener schwerer war wieder zurückzufinden. Der Krieger sollte sich keine Sorgen machen müssen. Außerdem war dem Prinzen das Graue Reich wirklich sehr vertraut. Als Schwarze Witwe hatte er eine Gabe dafür.
Derweil beschwerte Merion sich, dass seine Mutter zu impulsiv wäre. Sie würde sich sofort in Gefahr begeben, um anderen zu helfen.
"Du bist genauso impulsiv", wandte Darken ein, "Jetzt weiß ich ja woher du das hast." Er schmunzelte kurz. "Teron ist ja dabei, um deine Mutter davon abzuhalten sich zu sehr zu verausgaben. Er beschützt sie schon." Daran zweifelte Darken ausnahmsweise nicht.
Leider schwanden dadurch Merions Sorgen nicht unbedingt. Er wirkte weiterhin sehr besorgt. Scheiße, der brachte es fertig und rannte kopflos los, um Krieg zu suchen, befürchtete Darken. Wie redete er Merion das aus?

Merion wollte ihn auch nicht mitnehmen, falls er abhaute. Er würde eben zu unfair kämpfen. Darken glaubte nicht, dass der wirkliche Grund war. Einarmig und ohne Juwelen würde er in einem Krieg gnadenlos untergehen. Da gabs nichts dran zu beschönigen. Dennoch war er irgendwie froh, dass sein Freund nicht den wirklichen Grund vorbrachte. Sie küssten sich.
Darken hatte bloß sachte begonnen, um ein bißchen vorzutesten, ob Merion damit abzulenken war, als der Dea al Mon den Kuss sofort stürmisch erwiderte. Der Prinz keuchte auf, während Adrenalin durch ihn hindurch strömte. Er löste sich, als ihm die Intensität zu viel wurde.
"Lass uns heute Nacht miteinander schlafen", sagte Merion plötzlich. Darken sah ihn verdutzt an. Damit hätte er nun überhaupt nicht gerechnet. Normalerweise war der andere Jugendliche nicht so offen.
"Echt, bist du sicher?", fragte Darken nach. Sie hatten drei Monate gewartet. Darken war bereit, sagte er sich. Er wollte schon längst weiter mit Merion gehen. Minan, was ist mit dir? Sie wollten es ja erst tun, wenn alle wollten.
Ich weiß nicht..., kam die zögerliche Antwort. Das ist irgendwie nicht richtig, nur weil er sich ablenken will... das ist komisch...
Wir machens richtig romantisch, wenn du willst, keine Panik, wollte Darken nicht sofort auf diese Möglichkeit verzichten.
"Hmm, okay... wenn du meinst... willst du bei mir übernachten oder wo?", fragte der Prinz.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Merion » Mi 1. Mär 2023, 17:09

"Ja, bitte", bestätigte Merion innig, ob er sich sicher sei, dass er die Nacht mit seinem Gefährten verbringen wollte. Es machte ihm nichts aus, wenn dieser Albträume hatte und er deswegen nicht schlafen konnte. Er würde so oder so nicht zu Schlaf kommen. Dessen war der Jugendliche sich sicher. Er wollte nur nicht alleine sein in der Nacht. Er wollte bei seinem Freund sein und sich nicht verlassen fühlten. Kurz packte ihn wieder ein heftiges Zittern. Seine Eltern würden in den Krieg ziehen und wahrscheinlich nicht mehr wieder kommen. Und wenn doch dann ganz verändert, wie Darken gesagt hatte. Er würde sie so oder so verlieren.
Es sei denn, er zog vorher los. Das musste er unbedingt mit den anderen aus seiner Gruppe besprechen. Wenn sie vorwärts drängten und sich bei der Ausbildung anstrengten, dann würden sie womöglich noch rechtzeitig fertig werden. Und wenn sie sich gemeinsam an Königin Sitara wandte und sie baten, sie mitzunehmen, würde die Königin ihnen das nicht verweigern können. Sie waren zwar nicht ihr erster Kreis, so dass sie eine offizielle Bitte vorbringen konnten. Doch ignorieren würde sie sie auch nicht können. Gleich morgen früh, wollte er mit den anderen darüber sprechen. Oh, oder vielleicht nicht ganz so früh. Nicht dass es auffiel, wenn sie sich trafen und jemand ihre Pläne vereiteln wollte. Vor Darken musste er es wohl auch geheim halten.

"Am liebsten hier draussen", antwortete er verloren und klammerte sich haltlos an seinen Gefährten. "Ich wünschte, unsere Wohnung wäte schon fertig. Ah, aber nein, ich kann noch nicht zurück in die Stadt. Lass uns noch ein Stück weiter gehen. Wir sind dem Herzen so nah. Das tut gut." Die mächtigen Ströme des Herzens von Dea al Mon halfen Merion wirklich, sich nicht mehr so alleine zu fühlen. Wenn man sich hier an einen Baum lehnte, konnte man sich tatsächlich in der Kraft verlieren. Deswegen sollte man sich hier nicht unbedingt unter einen Baum legen. Es gab hier viele Königinnen in ihnen. Das konnte gefährlich werden. Wenn man sich hier unter einen Baum legte, dann stand man womöglich nie wieder auf.
Benutzeravatar
Merion
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 446
Registriert: Fr 23. Sep 2022, 21:09


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Darken » Mi 1. Mär 2023, 17:19

Merion war auf einmal sehr bestrebt es gleich heute nacht zu tun. Nun bekam auch Darken ein leicht schlechtes Gefühl. Wehe, wenn der glaubte, er könnte ihn nehmen. Darauf hatte Darken überhaupt keine Lust. Er wollte schon oben sein. Sein Freund schien es kaum noch auszuhalten, er wollte es gleich hier draußen tun, da ihre Wohnung noch nicht fertig wäre.
"Ich weiß nich... das kommt alles was plötzlich und du bist noch ziemlich aufgewühlt, Merion...", äußerte Darken seine Bedenken. Sie waren heute doch schon in ihrer Wohnung (argh, jetzt nannte er das auch schon so...) weiter gegangen als je zuvor. Der Prinz hätte nie für möglich gehalten, dass Minan so mutig sein konnte und Spaß an der Sache gehabt hatte. Es war ein riesiger Fortschritt.
Merion wollte unbedingt weiter gehen. Sie wären bald beim Herzen von Dea al Mon und das würde ihm gut tun.
"Okay..." Darken folgte ihm einfach. Er war angespannt, sah sich immer wieder um. Durch Jahre in Dunkelheit eingesperrt, waren seine Augen immer noch sehr sensibel und Merion als Dea al Mon brauchte wohl auch kein Licht. Sie gingen weiter. Darken konnte die Bäume um sie herum spüren, ihre mächtigen Gedankenströme, die in Harmonie miteinander klangen.
Er hatte den Eindruck sein ganzer Körper vibrierte deswegen innerlich. Bis in die Fingerspitzen seines linken Armes. Der nicht mehr da war. Verdammte Phantomschmerzen.
"Du willst wirklich hier mit mir schlafen? Bist du sicher?", fragte der Prinz, sah sich immer wieder um. Das Kribbeln in seiner linken Schulter hatte sich verstärkt und war recht unangenehm geworden, doch der Jugendliche ignorierte es. Er hatte öfter Phantomschmerzen. Wo wollte Merion hin? Sie waren jetzt umgeben von einigen der ältesten Bäume in Dea al Mon. Darken hörte die Geräusche der Nacht, kleine Tiere im Unterholz oder weiter oben in den Ästen. Er wusste, dass es aber auch größere Tiere im Wald gab. Luchse, Bären... Wölfe..
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Merion » Mi 1. Mär 2023, 17:28

Entäuscht, dass Darken ihn in der Nacht nun doch nicht bei sich haben wollte, nickte Merion nur schwach und wandte den Kopf ab, um weiter zu gehen. Gerade kam er sich ziemlich einsam vor. Natürlich war er aufgewühlt. Gerade deswegen wollte er seinen Freund so sehr festhalten, bis dieser quitschte, weil er keine Luft mehr bekam. Entprechend hatte er sich gefreut, dass Darken zugestimmt hatte. Er brauchte doch dessen Nähe und Rückhalt. Aber damit bürdete er ihm wohl zuviel auf. Doch das war schon in Ordnung so. Er würde das auch so durchstehen. Er sah es nicht so wie sein Vater, dass er sich deswegen von seinem Gefährten trennen sollte.

Verwirrt lehnte er sich an einen der uralten Bäume, genoss das Pulsieren seines Herzens, dass er in der Rinde pochen hörte. Das tat gut und er fühlte sich längst nicht mehr so verlassen. Hier konnte man gut einschlafen. Und nie wieder aufwachen. Er konnte man ewiges Glück finden, verlor sich dabei allerdings, während man vom Wald vollkommen verschlungen wurde.
"Hmmm, vielleicht nicht gleich hier", stimmte er mit geschlossenen Augen zu. "Das ist zu gefährlich." Verträumt öffnete er seine Augen und lächelte Darken in der Dunkelheit verträumt an. Da kam ihm siedend heiss in den Sinn, dass Darken es sowieso nicht sonderlich mochte, Nachts im Wald unterwegs zu sein.
"Oh, entschuldige, du willst hier gar nicht sein, nicht wahr?" Hastig erschuf er ein paar Hexenlichter, die um Darken herum tanzten, damit er es nicht mehr so dunkel um sich hatte. "Es tut mir Leid. Ich habe es vollkommen vergessen. Ich bringe dich sofort zurück, wenn du magst. Ich... ich bin nur so durcheinander. So... Ich werd die Wellen in mir drin einfach nicht los. Aber es ist jetzt schon besser. Wir können zurück gehen."
Benutzeravatar
Merion
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 446
Registriert: Fr 23. Sep 2022, 21:09


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Darken » Mi 1. Mär 2023, 17:31

Merion hielt bei einem der großen Bäume, lehnte sich an den Stamm. Darken folgte ihm zögernd, lehnte sich dann neben seinen Freund und schloss die Augen. Jetzt war es zwar auch dunkel, doch nicht mehr so erdrückend. Dafür spürte er die Phantomschmerzen seines nicht vorhandenen Armes immer stärker. Das war doch bescheuert. Darken beschloss die Episode einfach zu überstehen. Das würde schon wieder vergehen. Es war wichtiger Merion zuzuhören und sich um seinen Freund zu kümmern. Er versuchte die Schmerzen ziehen zu lassen. Stattdessen fühlte er den langsamen Fluss des Baumes. Es war wie ein unendlicher langer Gedanke. Wenn der Jugendliche sich anstrengte, konnte er fast die Bilder und Eindrücke wahrnehmen, gar mit dem Baum kommunizieren. Vielleicht kamen seine dunklen Juwelen hierher. Darken wäre gerne ein Dea al Mon und nicht nur weil er ihnen die natürliche Anmut und die spitzen Ohren neidete. Hier zu sein und zum ersten Mal eine Ahnung von Frieden zu bekommen... es war unglaublich kostbar.

Der Krieger sah ein, dass es überstürzt wäre gleich Sex zu haben. Oder meinte er das nicht? Denn er fügte hinzu, dass es hier zu gefährlich wäre. "Wie meinst du das?", fragte der Prinz. "Miteinander schlafen is ne große Sache. Egal wo. Also nich, dass wirs nich schon wild getrieben hätten." Er grinste. "Aber das is nochmal was anderes."
Merion realisierte plötzlich, dass Darken die Dunkelheit unangenehm sein könnte. "Geht schon", gab der Prinz sich stark. Merion rief trotzdem einige Hexenlichter herbei, wollte ihn auch zurückbringen.
"Nein, wir können noch hier bleiben. Du bist immer noch durcheinander. Deswegen sollten wir... wir sollten es nicht tun, Merion." Er konnte nicht glauben, dass er der Vernünftige war. "Das wäre zu überstürzt. Wir können später immer noch Sex haben." Oder brannte Merion so darauf, weil er glaubte, bald aufzubrechen? Er sollte es nichtmal wagen!
"Ich will dich nicht alleine lassen..." Darken hatte die Augen wieder geöffnet und blickte Merion intensiv an. Das Licht verlieh seinen Augen einen goldenen Schimmer. Er beugte sich vor, drückte seinen Freund gegen den Baumstamm und küsste ihn lange.
Benutzeravatar
Darken
Prinz/Schwarze Witwe
 
Beiträge: 1476
Registriert: So 4. Sep 2022, 11:11


Re: Ein normales Leben

Beitragvon Merion » Mi 1. Mär 2023, 17:32

"In diesen alten Bäumen hat es viele Königinnen", erklärte Merion Darken versonnen, als er wissen wollte, warum es hier gefährlich wäre. "Zu ihnen fühlt man sich eben besonders hingezogen. Sie wollen dich beschützen und dich glücklich machen. Na ja und das geht eben am Besten, indem sie dich in sich aufnehmen. Wenn du dich also an die Wurzeln kuschelst, kann es gut sein, dass du am nächsten Morgen nicht mehr aufwachst. Du willst es auch gar nicht mehr."

Das wusste jedes Kind in Dea al Mon. Für Darken war das aber anscheinend noch neu. Zum Glück hatte er gefragt. Nicht dass er hier mal einschlief. Wobei Darken wollte sowieso nicht hier im Wald übernachten. Das war ihm viel zu unheimlich. Nun, nach der merkwürdigen Geschichte von Merion würde er es wohl erst recht nicht mehr wollen.
Dafür redete er selbst merkwürdiges Zeug. Dass miteinander schlafen eine grosse Sache wäre. Wie, aber sie waren nun doch schon öfters aneinander gekuschelt eingeschlafen. Auch der Rest ergab für Merion nicht wirklich Sinn. Vielleicht auch, weil er sich Sorgen machte, da er Darken einfach so in den dunklen Wald verschleppt hatte. Hastig machte er ihnen beiden Licht.

Sein Freund hatte sich auch an den Baum geschmiegt und blickte aus intensiv glänzenden, dunklen Augen an. Lieb bot er ihm an, dass sie noch hier bleiben könnten, da er so durcheinander wäre. Dankbar strahlte Merion seinen Freund an. Er war so lieb zu ihm. Dann schlich sich jedoch Verwirrung in seinen Blick. Was sollten sie nicht tun? Was wäre überstürzt? Und wie kam Darken auf einmal auf Sex?

"Was? Hmmmm", stöhnte Merion genüsslich in seinen Gefährten, der auf einmal bei ihm war, ihn gegen den Baumstamm drückte und ihn lange küsste. Heisse Wogen schossen durch Merions Körper und er fühlte sich, als würde er wie heisses Wachs zerfliessen. "Was meintest du?" fragte er schwer atmend, als sich ihre Lippen leicht voneinander lösten. "Wovon sprachen wir gerade?" Sein Hirn hatte ausgesetzt und jegliche Erinnerung verloren. Der Kuss war atemberaubend gewesen.
Benutzeravatar
Merion
Krieger
Krieger
 
Beiträge: 446
Registriert: Fr 23. Sep 2022, 21:09

VorherigeNächste

TAGS

Zurück zu Foren-Übersicht

Zurück zu Darken & Merion

Wer ist online?

0 Mitglieder




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Essen, NES, USA, Reise

Impressum | Datenschutz