Kosta sollte Wache stehen und der Krieger war ja sehr bemüht, es Ranard recht zu machen. So zog er sich mit dessen Hilfe an, schmiegte sich dabei immer wieder sehnsüchtig an ihn. Er wollte auch gar nicht aus dem Zimmer raus und stellte sich so ungeschickt an, dass Ranard ihn irgendwann einfach wieder am Oberarm packte und mit sich zum Labor schleifte. Kosta entschuldigte sich dabei unentwegt wimmernd, weil er den Kerkermeister nicht hatte wütend machen wollen. Dennoch begriff er die Situation noch immer nicht so ganz. Allein und wie ein begossener Pudel blieb er vor dem Labor stehen, blickte dem Hühnen sehnsüchtig nach, in der Hoffnung, dass ihn dieser bald wieder abholen kam, um ihn begierig zu besteigen. Doch er kam nicht zurück und Kosta musste alleine mit seiner Hitze fertig werden, die in ihm tobte. Roh und animalisch, so dass er sich am liebsten an einer Mauerecke gerieben hätte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis er seiner Lust wieder Herr wurde. Vielleicht lag es daran, dass er dann die Schmerzen in seinem Körper ertragen musste. Er wusste es nicht und es war ihm auch nicht wichtig. Allmählich verstand er auch wieder, was er hier tat. Kosta blickte ins Labor. Er musste Minan vor den anderen Wärtern beschützen. Der dünne Prinz lag noch immer auf seiner Folterbank. Diesmal hatte ihn jedoch jemand mit einem schützenden, wenn auch dünnen Laken bedeckt. Es war ein leichtes Tuch, schien den Jungen jedoch trotzdem zu erschlagen. Weiter hinten Labor sass Lady Tursin an einem Tisch und las. Kosta war erleichtert sie zu sehen. Es war gut, dass sie hier war. Auch wenn er sich gerade nicht erinnern konnte, warum das so war.
Als die Heilerin seinen Blick bemerkte, schaute sie auf, verdreht ihre Aufen, winkte ihn dann aber herein. Scheu und befürchtend, dass er etwas verbotenes tat, trat er in das Labor. Das Licht war gedimmt und Minan schien zu schlafen. Ein sanftes Lächeln huschte über Kostas Gesicht. Der Gedanke, dass Minan in Zuckers Träumen Trost und Ruhe fand, hatte etwas sehr tröstliches.
"Trägst du etwa schon wieder so ein Ding in dir?" wollte Lady Tursin ungehalten wissen, nachdem sie seinen ungelenken Gang bemerkt hatte. Kosta zuckte ertappt zusammen. "Und du riechst nach Blut", stellte die Heilerin fest. Sie erhob sich abrupt, kam zielstrebig auf ihn zu und berührte seine Hand, um ihn zu untersuchen. Dabei ging sie so bestimmend vor, dass Kosta sich nicht traute, sich dagegen zu wehren. "Gütige Dunkelheit, Kosta!" entfuhr es der Heilerin auch gleich entsetzt. "Was haben sie dir nur angetan?"
"Bitte nicht", flehte der Krieger erschrocken, dass so schnell entdeckt wurde, was er unter der weissen, strengen Uniform trug. "Bitte nicht heilen, Lady Tursin."
"Gefällt dir das etwa?" wollte sie ungläubig wissen. "So wie der Gefangene mit den vielen Schnittwunden behauptet hat."
Kosta biss seine Lippen zusammen und schüttelte seinen Kopf. "Nein", gab er kaum hörbar preis und wusste nicht, ob er jetzt log oder nicht.
"Warum soll ich dich also nicht heilen? Es wird nicht weh tun."
"Doch", widersprach Kosta. "Dann, wenn er mich erneut für sich weiten muss. Es ist zu gefährlich. Später geht es vielleicht. Aber nicht jetzt." Kosta blickte zu Minan.
"Was soll das bedeuten?" fragte sie verwirrt nach, war seinem Blick gefolgt.
"Lieber sie befriedigen ihre Gier an mir, als an ihm", erklärte Kosta aus einem Impuls heraus. "Seine Austrahlung beschränkt sich nicht nur auf dieses Labor, Lady Tursin. Auch die Wärter können sie spüren und es macht sie ganz wahnsinnig, da sie hier unten schon ohnehin zuwenig Privatleben führen können. Ausserdem greift die Lust hemmungslos auf alle Gefangenen über, deren Juwelenkraft ihr bei einer Heilung abzieht. Ausserhalb des Labors wird alles zu einem wabernden Kessel der Lust, nur mühsam beherrscht, dass er nicht explodiert. Vielleicht später. Wenn Minans Heilung fast fertig ist. Darf... darf ich dann auf Euer Angebot zurück kommen? Vorher ist es zu gefährlich. Ich fürchte, sie werden sich sonst an Minan vergreifen. Deswegen darf ich von nun an auch Nachtwache schieben. Damit auch ja nichts passiert."