Re: Regen
von Darken » Fr 6. Jan 2023, 21:38
Die Heilerin erklärte, die beiden könnten ja schonmal vorgehen. Darken runzelte leicht die Stirn. Was sollte das denn heißen? Dann wies sie auch noch darauf hin, dass Merion und er den gleichen Weg hätte. Stimmt, das Haus von Merions Eltern war nicht allzu weit vom Haupthaus entfernt. Der Prinz war zwar noch nie drin gewesen, hatte den Krieger aber mal bis dorthin begleitet oder abgeholt.
"Gut, dann bis bald", verabschiedete Darken sich von Lia, wandte sich gleich darauf an Merion. "Gehen wir bevor der Regen noch stärker wird."
"Was? Zerfließt du dann?", zog Merion ihn auf sobald sie losgingen. Darken lachte und knuffte den Krieger spielerisch in die Seite, dass der Tänzer immer noch so dicht an der Oberfläche war, trug vielleicht auch dazu bei.
"Klar, kannst mich dann als Blumenwasser benutzen", bemerkte er scherzhaft, während sie weitergingen.
"Oder dich trinken", rutschte Merion leise heraus und er wurde prompt knallrot. Darken wurde etwas langsamer, sah den Krieger intensiv an, der inzwischen auch stehen geblieben war. Mittlerweile tropfte der Regen wirklich auf sie nieder, sanft und wie bei einem Sommergewitter. Schon wieder mußte er an den Traum denken, da hatte es auch geregnet... zum Glück war sich Darken wegen dem Netz von Eoshan sicher, dass es keine Vision war.
Und wenn doch... wärs so schlimm, fragte der Tänzer lockend.
Wir müssen an Minan denken und nicht noch alles schlimmer machen. Außerdem hab ich überhaupt kein Interesse-
Lügner, unterbrach ihn der andere sofort.
"Woran denkst du grad?", fragte der Krieger zögernd, während sie sich immer noch ansahen. Merion spielte nervös mit seinen Händen. Tropfen schimmerten an seinem silbrigen Haar.
Ob er uns wirklich trinken will?
Oh, halt endlich die Klappe, Tänzer. Darken atmete tief durch, machte einen Schritt auf ihn zu. "Ich muss dir was sagen.... ich weiß nur nicht wie genau ohne dass du durchdrehst oder ich dir weh tue." Lia hatte ja gesagt, er solle die Mißbräuche verschweigen, denn es würde Merion die Unschuld und Unbeschwertheit rauben.
Der Dea al Mon ließ plötzlich die Schultern entmutigt hängen. "Du bist mit Lia zusammen", erwiderte er matt, woraufhin Darken ihn verwirrt ansah.
"Was? Nein, wie kommst du denn jetzt darauf?", entfuhr ihm erstaunt. Merion sah ihn seinerseits verdutzt und unsicher an.
"Ich.. ich dachte... ich dachte, das wolltest du sagen. Wo du doch mit ihr weg warst und mit ihr befreundet bist und...", stammelte der Krieger. "Ist nichts auf dem Ausflug passiert?"
Verflucht, irgendwie hatte Darken so überhaupt nicht mit der Frage gerechnet. Da hatte er Lia eingeschärft, es nicht unbedingt überall rumzuerzählen und nun wurde ausgerechnet er danach gefragt. Er konnte Merion nicht mehr anschauen. "Doch, schon...", gab er widerstrebend zu, "Aber das hat nichts damit zu tun was ich sagen wollte", fügte er rasch hinzu.
Aber da war der Krieger plötzlich schon hastig weitergangen und Darken mußte einige schnelle Schritte gehen, um ihn wieder einzuholen. Dunkelheit, da hatte er sich schon durchgerungen, Merion von den Splittern zu erzählen und dann hörte der ihm überhaupt nicht zu.
"Was soll das?", fragte er, wurde ein bißchen wütend.
"Können wir ein andermal darüber reden? Ich muss jetzt wirklich nach Hause", blockte Merion alles ab, sah nicht einmal mehr zu ihm hinüber.
"Gehts vielleicht noch etwas durchgeknallter?", fuhr der Prinz ihn an. Er hatte keine Lust sich mit dem Dea al Mon auch noch herumzuschlagen, der ganz offensichtlich irgendein Problem hatte.
"Lass mich in Ruhe! Mach doch einfach wieder ein Ausflug mit deiner Lia." Der Krieger ging immer schneller und sie waren schon längst an der Abzweigung vorbei, wo es zum Haupthaus gegangen wäre. Ein Blitz durchzuckte den Abendhimmel, es donnerte laut.
"Schön, ich habs verstanden, du willst nichts von mir wissen. Sag Bescheid, wenn du dich wieder eingekriegt hast! Und wenn du was von Lia willst, solltest dus ihr vielleicht einfach sagen!"
Das waren die Worte, die Merion so abrupt zum Stehen brachten, dass Darken beinahe gegen ihn geprallt wäre. Zornig und aufgebracht starrte der Krieger ihn an sobald er sich zu ihm umgedreht hatte. Regen rann über sein Gesicht. "Du bist so ein kompletter Vollidiot."
Und dann ließ Merion ihn einfach so im Regen stehen und rannte davon. Darken trat fluchend gegen ein Brückengeländer. Verdammter Mist! Warum lief heute alles schief? Schwer atmend blickte er durch den grauen Regenvorhang, der den Dea al Mon verschluckt hatte. Es dauerte eine Weile bis er realisierte, dass nicht nur Regen, sondern auch Tränen über sein Gesicht liefen. Verwundert wischte er sie ab. Warum...
Minan?
Da hatte der junge Prinz die Kontrolle übernommen und rannte in die andere Richtung davon. Nur so schnell wie möglich zum Haupthaus und von dort in sein Zimmer, wo er sich durchnässt wie er war aufs Bett warf und hemmungslos zu weinen und leise zu schluchzen begann. Minans schmächtiger Körper zitterte.