Re: Rückkehr der Erinnerungen
von Eoshan » Sa 25. Feb 2023, 11:03
"Ich helfe dir gerne mit Hexe", bot sie ihm nicht zum ersten Mal freundlich an. Eoshan sah das ganz ähnlich, dass er Hexe nicht einfach in der Stadt rumspazieren lassen sollte. Es würde niemandem gut tun, wenn sie die Leute mit unvorbereitet traf und sie mit ihren Gedanken und Erinnerungen überflutete. "Auch Talyn würde dir gerne helfen, wenn du magst. Sie weiss ja auch, was los ist und ist stark und geschickt genug, sich vor Hexes Speerfäden zu schützen." Ob Darken sich bewusst war, dass er quasi ein Elternteil für seine anderen Splitter war? Wahrscheinlich nicht. Den es war ein ziemlich verrückter Gedanke.
"Ich weiss, das ist egoistisch, aber manchmal bin ich ganz froh, wenn du mir nicht alles sagst", gab sie Darken genau so offen Antwort, wie er offen mit ihr sprach. Das war sehr untypisch für ihn. Um so mehr schätzte Eoshan das. "Zumindest nicht alles auf einmal. Ich denke, ich kann verstehen, warum du Eis so misstraust. Es kommt mir nur so falsch vor, einen Teil von dir wegzusperren. Das ist ein ganz furchtbarer Gedanke für mich." Sie seufzte, weil ihr aber auf die Schnelle auch keine bessere Idee kam und Darken nicht weiter darüber sprechen wollte.
"Es ist so schwer, dich nicht als ganzes zu sehen", gab sie zu. "Ich meine, ich sehe die Risse, die einzelnen Splitter. Sie schimmern sanft. Dennoch, jedesmal, wenn du dich auf ein Sofa oder auf ein Stuhl setzen oder ähnliches tun willst, will ich aufspringen und 'pass auf' rufen, weil wir ja nicht die richtigen Möbel für dich haben. Bis mir wieder bewusst wird, dass nicht mehr alles an dir dran ist." Sie blickte knapp an Darkens Kopf vorbei, wo sie seine wunderschönen, filigranen, schwarzen Schwingen sah, die sich dann aber sofort für den Moment auflösten, wenn sie an ihnen hinunter blickte und da das Sofa in den Weg kam.
"Vielleicht kam Eis ja zum Vorschein wegen der Wölfe", wechselte sie rasch wieder das Thema, weil das vorherige zu irritierend war. "Vielleicht wollte er ihnen ja weh tun, weil sie Minan so eine Angst gemacht haben. Oder er wollte Merion ebenfalls kennen lernen, wo er euch doch so wichtig ist." Vielleicht konnten sie diesem Spliter ja wirklich etwas anderes geben, was ihm wichtig war und ihm gefiel.
"Du weisst davon?" fragte sie nun überrascht, als Darken mit ihrem Zielort herausplatzte. Nur wenigen hatte sie davon etwas gesagt und die hatten bestimmt nicht mit Darken darüber gesprochen. "Oje, das ist gar nicht gut, wenn man das so leicht erfahren kann", meinte sie besorgt. "Ich muss mit Talyn darüber sprechen, ob wir uns besser schützen können. Und den anderen sollte ich Nachrichten zukommen lassen, damit wir nicht in eine Falle tappen."
Nicht dass Sion dann auch noch in Nharvkhava antrabte. Womöglich war es besser, sie verschoben den Treffpunkt. In Gedanken versunken überlegte sich Eoshan gleich eine Reihe von Dingen, was sie noch zu erledigen hatte und was nun dazu kam, weil Darken so leicht aus dem Verzerrten Reich hatte herausfinden können, wohin sie wollte. Natürlich, er war zerbrochen und er kam tiefer ins Graue Reich. Doch sie hatte ja gesehen, dass Sion Schwarze Witwen am Laufmeter zerbrach in seiner furchtbaren Kammer die er da hatte. Da hatte ihm bestimmt schon längst eine gesagt, wo sich die Territoriumsköniginnen treffen wollten.