Re: Scherben zusammensetzen
von Darken » So 5. Feb 2023, 21:07
Seine Erklärungen warfen bei Merion anscheinend nur mehr Fragen auf, zunächst wie es überhaupt ginge zu zweit gleichzeitig mit Lia zu schlafen. Minan wollte ihn gerade schon daran erinnern, dass er das doch selbst wissen müßte, als der Krieger begriff und prompt knallrot wurde. Er war ja so süß. Allerdings war das sicher die falsche Zeit für seinen Freund zu schwärmen. Anderseits bemerkte jener, dass der Tänzer bestimmt ein sehr süßer Pixie wäre. Minan lächelte geschmeichelt und machte kurz spielerisch einen verführerischen Kussmund. "Und wie", bestätigte er. "Als Pirat erlebt man Abenteuer. So stelle ich es mir jedenfalls vor, so wie in den Geschichten. Man feiert ganz viel, hat Spaß, bekämpft sich mit anderen Schurken und raubt Töchter von Baronen aus ihren Schlafzimmern." Er grinste verschmitzt. "Und ich weiß nicht was für ein Palast... vielleicht ein bißchen wie der von der hayllischen Königin wo ich war. Manchmal vermischt sich das mit Erinnerungen... oder ich träume von Orten, wo ich noch nie war, womöglich gibt es sie doch irgendwo." Als Schwarze Witwe konnte er auch Erinnerungen an Visionen haben, was noch verrückter war. Sich an Dinge zu erinnern an denen er selbst nie teilgenommen hatte oder die auch nie passiert waren.
Trotz seiner Antworten, ließ sich Merion vom Wesentlichen nicht abbringen und meinte, dass Lia kein Traum gewesen wäre und Minan das genau gewußt hatte. Ob es in seinen Augen kein Treuebruch gewesen wäre. Der Tänzer sah ihn kurz ein bißchen ratlos an. "Jetzt schon", wandte er ein, "Als ich gemerkt habe wie du darauf reagierst und... wie weh es dir tut, aber... davor habe ich nicht geglaubt, dass ich dich betrüge." Er war ehrlich, ihm war nicht bewußt gewesen, dass es falsch gewesen war. Womöglich war dies das eigentliche Problem und Merion verzweifelte daran, ihm das näher zu bringen.
Aber es kamen noch schwerere Fragen. Der Dea al Mon wollte leise wissen, ob Minans Lust so heftig sein konnte, dass er einfach mit jedem schlafen würde, der sich anbot, egal ob er die Person überhaupt liebte oder nicht. "Oh...", der Tänzer stockte, er dachte darüber nach. "Ich habe noch nie mit jemanden geschlafen, den ich liebe", gab er zu. "Schon mit Menschen, die ich mag... aber lieben?" Er schüttelte den Kopf. "Nicht so wie dich." Vielleicht war Merion deshalb so wichtig für alle Splitter, selbst für den Tänzer war so vieles neu. Dennoch verschwieg er, dass er mit weit mehr Personen geschlafen hatte, die ihm überhaupt nichts bedeutet hatten, die er vielleicht sogar teilweise gehasst hatte. Sex hatte für ihn bisher nicht viel mit Gefühlen zu tun gehabt und doch war es paradoxerweise die einzige Nähe, die er lange Zeit gekannt hatte. Die kurze Erfüllung, die er in den Armen einer Frau oder eines anderen Mannes fand, wenigstens körperlich für den Moment jemanden Nahe sein. Er war süchtig danach gewesen, es war seine Funktion, seine Art die anderen zu schützen, sich mit einem seligen Lächeln auf den Lippen in die nächste Orgie zu stürzen, den Menschen das zu bieten was sie suchten und brauchten. Er wurde damit gebraucht, war für andere da. Und wenn er das Glitzern in ihren Augen sah, konnte er sich für einen Moment vorstellen, es gelte allein ihm. Es war auch eine Art Macht gewesen, sein Weg mit der Wehrlosigkeit umzugehen. Verführung... der Lustsklave, der über seine Herren und Herrinnen hinauswuchs. Bis er selbst Opfer seiner eigenen Netze wurde...
Doch all das verschwieg er, beantwortete auch nicht die Frage von Merion, weshalb er so war. "Aber ich mag Lia, ja", stimmte er zu, "Und sie mag mich." Der Tänzer sah hinüber zu dem Krieger. "Ich glaube... mehr als ich sie mag", fügte er leiser hinzu. "Sie war so traurig und hatte solche Sehnsucht, ich konnte es spüren. Und ich... hatte auch Sehnsucht, nach ihr, nach irgendeiner Art Nähe. Ich wollte meinen Körper spüren, obwohl er gerade so schwach war. Es tut mir leid was ich getan habe." Es tat ihm wirklich leid. Ganz egal, dass er nicht mehr genug von dem bekam was er brauchte und er das in seinen Träumen und Vorstellungen kompensierte. Für die anderen war es wie eine Erlösung gewesen endlich nicht mehr jeden Tag beansprucht zu werden, eine dringend benötigte Freiheit, um Luft zu holen, doch es war auch eine radikale Umstellung gewesen, eine, die gewiss noch nicht vollständig abgeschlossen war.